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Die vorliegende Erfindung richtet
sich auf Inhibitoren von Selectin-vermittelter Entzündung und
richtet sich speziell auf Inhibitoren, die von PSGL-1, dem Liganden
für P-Selectin,
deriviert sind und richtet sich auf neuartige, von PSGL-1 derivierte
Oligosaccharide.
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Die Selectine sind eine Familie von
drei Ca2+-abhängigen Membran-gebundenen Lectinen,
die das Anhaften von Leukozyten an Thrombozyten oder Endothelzellen
unter Scherkräften
auslösen,
wie sie im Venenkreislauf angetroffen werden (Laskey, (1992) Science
258, 964–969;
Bevilacqua, et al., (1993) J. Clin. Invest. 91, 379–387; McEver
(1994) Curr. Opin. Immunol. 6, 75–84). L-Selectin, das auf Leukozyten exprimiert
wird, bindet an konstitutiven oder induzierbaren Liganden auf Endothelzellen.
E-Selectin, das durch Cytokin-aktivierte
Endothelzellen exprimiert wird, und P-Selectin, das durch Thrombin-aktivierte Thrombozyten
und Endothelzellen exprimiert wird, bindet an Liganden auf Knochenmarkzellen
und Untergruppen von Lymphozyten.
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P-Selectin ist ein Calcium-abhängiges Kohlenhydrat-bindendes
Protein, das auf Oberflächen
von aktivierten Thrombozyten und Endothel in Reaktion auf Thrombin
und andere Agonisten exprimiert wird (McEver, et al. (1995) J. Biol.
Chem., 270, 11025–11028;
Varki, A. (1994) Proc. Natl. Acad. Sci., USA 91, 7390–7397; Springer,
T. A. (1995) Annu. Rev. Physiol. 57, 827–872). Durch sein Binden an
Glykokonjugat-basierenden Gegenrezeptoren auf Leukozyten vermittelt
P-Selectin ein rollendes
Anhaften dieser Zellen an aktivierten Thrombozyten und Endothel
(Lawrence und Springer (1991) Cell 65, 852–873; Moore, et al. (1995)
J. Cell. Biol. 128, 661–671).
Sowohl die Sialinsäure
als auch Fucose sind Komponenten der P-Selectin-Gegenrezeptoren
auf Leukozyten (Corral, et al. (1990) Biochem. Biophys. Res. Comm.
172, 1349–1356;
Moore, et al. (1992) J. Cell. Biol. 118, 445–456; Sako, et al. (1993) Cell
75, 1179–1186).
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Obgleich die Selectine mit kleinen
sialylierten, fucosylierten Oligosacchariden in schwacher Wechselwirkung
stehen, wie beispielsweise Sialyl-Lewis-x (sLex;
NeuAcα2-3Galβ1-4[Fucα1-3]GlcNAc)
(Foxall, et al., (1992) J. Cell Biol. 117, 895–902; Varki, (1992) Curr. Opin.
Cell Biol. 257, 257–266),
binden sie mit höherer Affinität an Glykanen,
was sich auf einer begrenzten Zahl von Glykoproteinen zeigt (Moore,
et al., (1992) J. Cell Biol. 118, 445–456; Lasky, et al., (1992)
Cell 69, 927–938;
Levinovitz, et al. (1993) J. Cell Biol. 121, 449–459; Walchek, et al., (1993)
J. Exp. Med. 178, 853–863;
Baumhueter, et al., (1993) Science 262, 436–438; Berg, et al., (1993)
Nature 366, 695–698)
oder Proteoglykanen (Norgard-Sumnicht, et al., (1993) Science 261, 480–483). Oligosaccharide,
die Sialyl-Lewis-x (sLex), NeuAcα2-3Galβ1-4[Fucα1-3]GlcNAcα1-R, enthalten, eine
Determinante, die auf den Oberflächen
von Leukozyten vorhanden ist, hemmen das Anhaften von Leukozyten
an P-Selectin (Polley, et al., (1991) Proc. Natl. Acad. Sci. USA
88, 6224–6228;
Foxall, et al. (1992) J. Cell Biol. 117, 895–902). Allerdings ist die Expression
von sLex an Zelloberflächen für das Binden mit hoher Affinität von Zellen
an P-Selectin nicht ausreichend, da andere Zellen als Knochenmarkzellen,
die hohe Mengen an sLex exprimieren, schwach
an P-Selectin im Vergleich zu Knochenmarkzellen binden (Zhou, et
al. (1991) J. Cell Biol. 115, 557–564). Die Liganden mit hoher
Affinität
sind potentiell als physiologische Vermittler von Selectin-vermittelten
Leukozytenanhaftung bei einer Entzündung von Bedeutung. Daher
hat das Verständnis
der strukturellen Grundlage für
die Hochaftinitätserkennung
dieser Glykokonjugate durch die Selectine ein zunehmendes Interesse
auf sich gezogen.
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Eine Untergruppe der Hochaftinitäts-Selectin-Liganden
aus Mucin-ähnlichen
Glykoproteinen (McEver, et al. (1995)). Einer der Sialomucin-Liganden
für P-Selectin
wird durch Human-neutrophile und Human-promyelozytäre HL-60-Zelllinie exprimiert
(Moore, et al., (1992); Moore, et al., (1994) J. Biol. Chem. 269, 23318–23327).
Leukozyten exprimieren einen singulären Hochaffinitäts-Liganden
für P-Selectin,
bezeichnet als P-Selectin-Glykoprotein-Ligand-1 (PSGL-1) (Moore,
et al., (1995); Moore, et al., (1992); Sako, et al., (1993); Norgaard,
et al. (1993) J. Biol. Chem. 268, 12764–127748; Moore, et al. (1994)
J. Biol. Chem. 269, 23318–23327).
Das Binden von P-Selectin an den Liganden ist Ca2+-abhängig und
wird durch Behandlung des Liganden mit Sialidase aufgehoben.
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PSGL ist ein Homodimer mit zwei Disulfid-verknüpften Untereinheiten
mit relativen Molmassen von näherungsweise
120.000 entsprechend einer Bestimmung mit Hilfe von SDS-PAGE (Moore,
et al., 1992). Jede Untereinheit verfügt über nicht mehr als 3 N-Glykane,
hat jedoch zahlreiche geclusterte, sialylierte O-Glykane (Moore,
et al. (1992); Norgard, et al. (1993) J. Biol. Chem. 268, 12764–12774).
Die extrazelluläre
Domäne
von PSGL-1 ist stark verlängert,
was ein charakteristisches Merkmal für Mucin-ähnliche Proteine ist. PSGL-1
ist ein Membranprotein vom Typ 1 mit einer extrazellulären Domäne, die
zahlreiche Serine, Threonine und Proline enthält und einschließlich eine
Reihe von decameren, kurz wiederholten Sequenzen (15 in Human-promyelozytären HL-60-Zellen und 16 in
Human-Leukozyten) (Sako, et al. (1993) Cell 75, 1179–1186; Moore,
et al. (1995) J. Cell Biol. 128, 661–671; Veldman, et al. (1995)
J. Biol. Chem. 270, 16470–16475).
Hinter einem 18-Rest-Signalpeptid gibt es einen Propeptid-überspannenden
Rest 19–41,
der von PSGL-1 nach seiner Synthese in Leukozyten entfernt wird
(Sako, et al. (1993); Vachino, et al. (1995) J. Biol. Chem. 270,
21966–21974). Die
extrazelluläre
Domäne
des bearbeiteten reifen Proteins erstreckt sich von den Resten 42
bis 318 und wird gefolgt von einer 25-Rest-Transmembrandomäne an einem 69-Rest-zytoplasmatischen
Schwanz. Sie trägt zahlreiche
unmodifizierte Sialylsäurereste
sowie das sLex-Antigen. Der Ligand enthält mindestens
ein PNGase-F-sensitives, N-verknüpftes
Glykan, welches das P-Selectin für
die Erkennung nicht benötigt.
Im Gegensatz dazu verfügt
es über
geclusterte, sialylierte, O-verknüpfte Oligosaccharide, die das
Polypeptid-Grundgerüst empfänglich machen
für eine
Aufspaltung durch das Enzym O-Sialoglykoprotease. Die Behandlung
von intakten HL-60-Zellen mit diesem Enzym eliminiert die Hochaffinitäts-Bindungsstellen
von P-Selectin (Ushiyama, et al., (1993) J. Biol. Chem. 268, 15229–15237)
und verhindert die Zellanhaftung an immobilisiertem P-Selectin (Norgard,
et al., (1993) J. Biol. Chem. 268, 12764–12774; Steininger, et al.,
Biochem. Biophys. Res. Commun. (1992) 188, 760–766), ohne die Gesamt-Oberflächenexpression
von sLex zu beeinträchtigen. Diese Daten legen
nahe, dass dieses Sialomucin, das lediglich einen kleinen Abschnitt
der Zelloberflächen-sLex trägt,
mit den funktionell bedeutenden Hochaffinitäts-Bindungsstellen für P-Selectin
auf Human-Knochenmarkzellen übereinstimmt.
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Sako et al. (1993) haben eine von
Human-HL-60-Zellen derivierte cDNA isoliert, die PSGL-1 codiert. Die
cDNA-derivierte Sequenz für
jede Untereinheit von PSGL-1 prognostiziert ein Typ 1-Transmembranprotein von
402 Aminosäuren.
Die extrazelluläre
Domäne
verfügt über ein
N-terminales Signalpeptid von den Resten 1 bis 18 und über ein
vermutliches Propeptid von den Resten 19 bis 41. Nimmt man eine
Spaltung des Propeptids an, so beginnt die extrazelluläre Domäne des reifen
Proteins bei Rest 42 und erstreckt sich bis zum Rest 308. Die Sequenz
schließt
mit einer 25-Rest-Transmembrandomäne und einem 69-Restzytoplasmatischen
Schwanz ab. Die extrazelluläre
Domäne
ist reich an Serinen und Threoninen, die potentielle Orte für O-Glykosylierung
sind. Die extrazelluläre
Domäne
enthält
3 potentielle Orte für
die Anlagerung von N-verknüpften
Oligosacchariden sowie ein einzelnes Cystein, welches die Dimerisierung
fördern
könnte,
und 3 potentielle Tyrosin-Sulfatierungsstellen an den Resten 46,
48 und 51.
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Obgleich frühere Untersuchungen gezeigt
haben, dass die Sialylierung und Fucosylierung von PSGL-1 zum Binden
an P-Selectin erforderlich sind können andere Posttranslationsmodifikationen
von PSGL-1 ebenfalls von Bedeutung sein. PSGL-1 ist stark O-glykosyliert
und enthält
sialyliertes und fucosyliertes O-verknüpftes Poly-N-Acetyllactosamin
einschließlich
einiger Glykane, die in sLex terminieren
(Moore, et al. (1994) J. Biol. Chem. 269, 23318–23327). sLex oder
verwandte Glykane sind für
das Hochaffinitätsbinden
von PSGL-1 an P-Selectin
nicht ausreichend. Beispielsweise können sulfatierte Verbindungen,
denen entweder Sialinsäure
oder Fucose fehlt, das Anhaften von Leukozyten am P-Selectin hemmen
(Norgaard-Sumnicht, et al. (1993) Science 261, 480–483; Nelson,
et al. (1993) Blood 82, 3253–3258;
Cecconi, et al. (1994) J. Biol. Chem. 269, 15060–15066; Skinner, et al. (1989)
Biochem. Biophys. Res. Comm. 164, 1373–1379). Diese Daten legen nahe,
dass die Sulfatierung von PSGL-1 für sein Hochaffinitätsbinden
an P-Selectin erforderlich sein kann. Rekombinantes PSGL-1, das in COS-Zellen
mit Fucosyltransferase exprimiert wird, steht in Versuchen der Zellanhaftung
mit P-Selectin in Wechselwirkung (Sako, et al., 1993). Allerdings
ist der Umfang unbekannt, in dem die Oligosaccharide auf rekombinanten
PSGL-1 denen des nativen Glykoprotein-Liganden ähneln.
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Obgleich Kohlenhydrate auf PSGL-1
für das
Binden an Selectinen entscheidend sind, sind keine detaillierten
chemischen Strukturen der Glykane verfügbar. Der größte Teil
der Informationen über
die Glykosylierung des Moleküls
ist durch enzymatische Behandlungen des nativen Liganden und durch
Untersuchungen an rekombinanten Formen von PSGL-1 erhalten worden,
die in verschiedenen Zelltypen exprimiert sind. Obgleich diese indirekten
Methoden wertvolle Information über
entscheidende Determinanten auf dem Liganden liefern können, ist
eine detaillierte strukturelle Information über O-Glykane von nativem PSGL-1
für die
Identifizierung von Glykanen entscheidend, die für die Liganden-Funktion bedeutend
sind, und um ein besseres Verständnis
darüber
zu liefern, warum PSGL-1 ein Ligand für P- und E-Selectin ist, während andere
Mucine, wie beispielsweise CD43, dieses nicht sind.
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Mit der vorliegenden Patentanmeldung
wird ein Verfahren zum Erzeugen von PSGL-1 offenbart, das normalerweise
glykosyliert und sulfatiert ist.
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Mit der vorliegenden Patentanmeldung
wird ebenfalls ein Verfahren sowie Reagenzien zum Hemmen des Bindens
von PSGL-1 an P-Selectin und an anderen Selectinen offenbart.
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden
Erfindung, neuartige O-Glykane bereitzustellen, die zum Modifizieren
des Bindens an P-Selectin verwendbar sind.
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Die WIPO International Publication
Nr. WO 94/11498 offenbart einen Glykoprotein-Liganden für P-Selectin
sowie Verfahren zu dessen Verwendung.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung wird mit
den Ansprüchen
1, 6, 10 sowie 20 bis 53 und in den davon abhängigen Ansprüchen beschrieben.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1A, 1B und 1C sind graphische Darstellungen der
Retentionszeit für
Anionen-Austauschchromatographie unter Verwendung von NaH2PO4, pH 3,0, wobei
der Gradient (gestrichelte Linie) enzymatisch abgebautes PSGL-1
zeigt, dass PSGL-1 Tyrosinsulfat enthält, das gegenüber Arylsulfatase
anfällig
ist. Mit starker Base hydrolysiertes 35S-PSGL-1
ist in 1A gezeigt; mit
starker Base hydrolysiertes und mit 1.000 mU von gekochter Arylsulfatase
scheinbehandeltes 35S-PSGL-1 in 1B gezeigt; und mit starker
Base hydrolysiertes und mit 1.000 mU aktivem Enzym behandeltes 35S-PSGL-1 ist in 1C gezeigt. Die Retentionszeiten von Tyrosin,
Tyrosinsulfat und freiem Sulfat werden angegeben. Freies Sulfat
eluiert bei 40,0 min. Sulfatierte Monosaccharide (Gal-6-Sulfat,
GlcNAc-6-Sulfat, GalNAc-6-Sulfat und GalNAc-4-Sulfat) eluieren mit ähnlichen Retentionszeiten
zwischen 14 und 15 min.
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2 ist
eine graphische Darstellung der Arylsulfatase-Freisetzung von [35S]Sulfat von intaktem 35S-PSGL-1
und der prozentualen Abnahme im Ca2+-abhängigen Binden
von 125I-PSGL-1 an P-Selectin, womit gezeigt
wird, dass Tyrosinsulfat für
das Binden an P-Selectin wichtig ist.
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3A und 3B sind graphische Darstellungen,
die zeigen, dass ein spezifisches Antipeptid-Serum auf PSGL-1 das
Binden von PSGL-1 an P-Selectin
blockiert. Es wurde 125I-PSGL-1 in Gegenwart
von "Normalem Kaninchenserum" (NRS) oder dem gegen
den Resten 42 bis 56 von PSGL-1 gerichteten Antiserum (anti-42-56-Aminosäuren) in
Mikrotiterplatten, die immobilisiertes, rekombinantes, lösliches
P-Selectin oder Human-Serumalbumin (HSA) enthielten, inkubiert und
das Binden als eine Funktion der Serumkonzentration gemessen, wie
in 3A gezeigt wird.
Es wurde von Thrombozyten deriviertes P-Selectin mit HL-60-Zellen
in Gegenwart von 20% NRS oder anti-42-56-Aminosäureserum inkubiert. Das Binden
von P-Selectin wurde mit Hilfe der indirekten Immunfluoreszens und
Durchflusszytometrie assayiert und die Zellenzahl gegen das P-Selectin-Binden
aufgetragen, wie in 3B gezeigt
wird.
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4A–E zeigen, dass die PSGL-1-Fraktion P-10-2b
ein auf Minimum bemessenes Glykan enthält, welches die sLex-Determinante führt. Die von 3H-GlcN-PSGL-1 derivierte
Fraktion P-10-2b wurde mit Exoglykosidasen behandelt und mit Hilfe
der absteigenden Durchlaufchromatographie für 24 h analysiert. Die β-eliminierten
Glykane wurden zuerst mit Neuraminidase desialyliert und die neutralen
Glykane aus der freigesetzten Sialinsäure mit Hilfe der Ionen-Austauschchromatographie
abgetrennt. (A) Chromatographie von desialylierten Glykanen; (B)
desialylierte Glykane, die mit β-Galactosidase
behandelt wurden; (C) desialylierte Glykane, die mit Streptomyces-α1,3/4-Fucosidase
behandelt wurden; (D) desialylierte Glykane, die mit einer Kombination
von β-Galactosidase, β-N-Acetylhexosaminidase
und Streptomyces-α1,3/4-Fucosidase
behandelt wurden; (E) β-eliminierte
Glykane, deriviert von 3H-Fuc-PSGL-1-Fraktion P-10-2b,
die enzymatisch desialyliert und in dem gleichen Versuch chromatographiert
wurden. Die Migration von authentischen Standards wird angezeigt:
5,
Galβ1→4(Fucα1→3)GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH;
4, Galβ1→4 GlcNAβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH;
3*, GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH;
2, Galβ1→3 GalNAcOH;
1, GlcNAc.
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Die 5A und B zeigen, dass die PSGL-1-Fraktion P-10-2a
aus einem sialylierten, Polylactosamin-enthaltenden O-Glykan besteht,
die trifucosyliert ist. Die von 3H-GlcN-PSGL-1
derivierte Fraktion P-10-2a wurde mit Exoglykosidase behandelt und
mit Hilfe der absteigenden Durchlaufchromatographie für 24 h analysiert.
Die β-eliminierten
Glykane wurden zuerst mit Neuraminidase desialyliert und die freigesetzte
Sialinsäure
von den neutralen Glykanen vor und nach den Behandlungen entweder
mit Endo-β-Galactosidase
oder einer Kombination von β-Galactosidase
und β-N-Acetylhexosaminidase
abgetrennt. (B) Desialylierte Glykane wurden chemisch defucosyliert
und vor und nach den Behandlungen entweder mit Endo-β-Galactosidase
oder einer Kombination von β-Galactosidase
plus β-N-Acetylhexosaminidase
analysiert. Die Migration von authentischen Standards wird angegeben:
3,
Galβ1→4GlcNAcβ1→3Galβ1; 3*, GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH;
2, Galβ1→4GlcNAc;
1, GlcNAc.
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6 zeigt,
dass P-10-3-Glykane das neutrale Kern-2-Tetrasaccharid enthalten. 3H-GlcN-P-10-3 wurde mit Neuraminidase behandelt
und die freigesetzte Sialinsäure
von neutralen Glykanen mit Hilfe der QAE-Sephadex-Chromatographie
abgetrennt. Die desialylierten Glykane wurden mit Hilfe der absteigenden Durchlaufchromatographie
für 18
h vor und nach der Behandlung entweder mit β-Galactosidase allein oder mit β-Galactosidase
plus β-N-Acetylhexosaminidase
analysiert. Die Migration von authentischen Standards wird angegeben:
4,
Galβ1→4GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH;
e*, GicNAcβ1→6(Galβ1→3) GalNAcOH;
2, Galβ1→4GlcNAc;
1, GlcNAc.
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7 sind
Strukturen und relative Prozentanteile der O-Glykane in PSGL-1.
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Sulfatierte, glykosylierte Peptide
und die O-Glykanstrukturen, die eindeutig PSGL-1 präsentieren
und an P-Selectin binden, sind unter Anwendung von Untersuchungen
entwickelt worden, die die entscheidenden Aminosäure-Reste in dem N-Terminalbereich
von PSGL-1, die Bedeutung der Sulfatierung der Tyrosin-Reste und die Struktur
und die Rolle der O-Glykan-Kohlenhydratstrukturen gekoppelt an Threonin
in dem N-terminalen Bereich identifiziert haben.
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Die Beispiele zeigen, dass PSGL-1
hauptsächlich
auf einem oder mehreren des Tyrosins an den Resten 46, 48 und 51
sulfatiert ist, die für
ein Hochaffinitätsbinden
an P-Selectin erforderlich sind. Die Untersuchungen zeigen, dass
in Human-HL-60-Zellen synthetisiertes PSGL-1 metabolisch mit [35S]Sulfat markiert werden kann, das hauptsächlich in
Tyrosinsulfat eingebaut ist, und dass die Behandlung von PSGL-1
mit einer bakteriellen Arylsulfatase Sulfat aus Tyrosin freisetzt,
woraus eine konkordante Abnahme des Bindens an P-Selectin resultiert.
Darüber
hinaus wird das Binden von PSGL-1 an P-Selectin durch Antiserum
blockiert, das gegen synthetisches Peptid gerichtet ist, welches
die 3 vermutlichen Tyrosinsulfatierungsstellen in der Nähe des N-Endes
von PSGL-1 umfasst.
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Die Untersuchungen zeigen außerdem,
dass die Expression von PSGL-1 in einer rekombinant-bearbeiteten
Mammalia-Zelle, die 2 Enzyme exprimiert, für eine geeignete Glykosylierung
von PSGL-1 erforderlich ist: eine Fucosyltransferase(FTIII) und
eine Kern-2-β1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase.
Vergleichstests haben nachgewiesen, dass die Glykosylierung von
PSGL-1, das in Zellen exprimiert ist, die diese Enzyme exprimieren,
der Glykosylierung von nativem PSGL-1 ähnlicher ist als die Glykosylierung
von rekombinantem PSGL-1, das in COS- oder CHO-Zellen exprimiert
ist, die nicht die Kern-2-β1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase exprimieren.
Die Strukturen der Ser/Thr-verknüpften
O-Glykane von PSGL-1, das durch HL-60-Zellen synthetisiert ist,
wurden sodann metabolisch mit
3H-Zucker-Präkursoren
radiomarkiert. In Kontrolluntersuchungen wurden die O-Glykane auf
CD43 (Leukosialin) einem Mucin-ähnlichen
Glykoprotein, das ebenfalls durch HL-60-Zellen exprimiert wird,
analysiert und mit denen des PSGL-1 verglichen. Es wurden O-Glykane
von Ser/Thr-Resten durch sanfte Base/Borhydrid-Behandlung von gereinigten
Glykoproteinen freigesetzt und Glykanstrukturen mit Hilfe einer
Kombination von Methoden ermittelt. Im Gegensatz zu den Erwartungen
wurde das PSGL-1 nicht stark fucosyliert; eine Mehrzahl der O-Glykane
wurden disialyliert oder neutrale Formen des Kern-2-Tetrasaccharids Galβ1→4GlcNAcβ1→6(Baβ1→3)GalNAcOH.
Es ist beispielsweise eine Minderheit der O-Glykane α1,3-fucosyliert,
die als die 2 Hauptvertreter auftreten, die das Sialyl-Lewis-x-Antigen
enthalten – ein
Vertreter ist disi- alyliertes, monofucosyliertes Glykan:
während das andere ein monosialyliertes,
trifucosyliertes Glykan ist, das über ein Polylactosamin-Grundgerüst verfügt:
worin R N, OH, ein anderer
Zucker oder ein Aglykon ist, wie beispielsweise eine Aminosäure.
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Diese Ergebnisse zeigen, dass PSGL-1
eindeutig fucosylierte O-Glykane enthält, die in Hochaffinitäts-Wechselwirkungen
zwischen PSGL-1 und Selectinen beteiligt sind.
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Pharmazeutische und diagnostische
Peptide
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Auf der Grundlage der in den vorstehend
beschriebenen Beispielen erhaltenen Information kann man unter Anwendung
rekombinanter Methoden oder Peptid-Synthetisiermittel, gefolgt von
einer chemischen oder enzymatischen Sulfatierung und Glykosylierung,
Peptide synthetisch darstellen, die zum Hemmen des Bindens von P-Selectin
und anderen Selectinen an PSGL-1 verwendbar sind, wie mit Hilfe
der vorstehenden allgemeinen Formel und unter Bezugnahme auf die
Figuren und auf die nachfolgenden Beispiele beschrieben ist. In
die Peptide sind vorzugsweise mindestens eines der 3 Tyrosine am
Amino-Ende des Proteins einbezogen (Reste 46, 48 und 51 der Sequenzliste
ID-Nr. 1), wovon mindestens eines sulfatiert ist (-SO4),
und vorzugsweise mindestens ein Threonin oder Serin einbezogen ist,
das für
die O-verknüpfte
Glykosylierung geeignet ist, z. B. der Threonin-Rest am Aminosäure-Rest
57 der Sequenzliste ID-Nr. 1. Ein Beispiel für ein als Minimum verwendbares
Peptid entspricht den Resten 48 bis 57 der Sequenz ID-Nr. 1 sowie
Peptiden, die über konservative
Substitutionen verfügen,
welche das Binden des Peptids am P-Selectin nicht verändern. Wie
in den Beispielen demonstriert wird, kommt es darauf an, dass in
das Peptid ein Kern-2-sialyliertes, fucosyliertes O-Glykan einbezogen
ist, wie in den folgenden Beispielen gezeigt wird.
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Aminosäuresequenz-Modifikationen fallen
in eine oder mehrere der drei Klassen: substitutionelle, insertionelle
oder deletionale Varianten. Insertionen schließen Terminalfusionen von Amino
und/oder Carboxyl ein sowie Intrasequenzinsertionen von einzelnen
oder mehrfachen Aminosäure-Resten.
Bei den Insertionen wird es sich in der Regel um kleinere Insertionen
handeln als solche der Amino- oder Carboxyl-Terminalfusionen beispielsweise
in der Größenordnung
von ein bis vier Resten. Immunogene Fusionsprotein-Derivate, wie sie
in den Beispielen beschrieben werden, werden durch Verschmelzen
eines ausreichend großen
Polypeptids erzeugt um der Targetsequenz Immunogenität durch
Vernetzen in vitro oder durch rekombinante Zellkultur zu vermitteln,
die mit DNA transformiert ist, die die Verschmelzung codiert. Deletionen
sind durch die Entfernung von einem oder mehreren Aminosäure-Resten
von der Proteinsequenz gekennzeichnet. Im typischen Fall werden
nicht mehr als etwa 2 bis 6 Reste an irgendeiner Stelle im Inneren
des Proteinmoleküls
deletiert. Diese Varianten werden in der Regel mit Hilfe der ortspezifischen
Mutagenese von Nucleotiden in der DNA dargestellt, die das Protein
codiert, wodurch eine DNA erzeugt wird, die die Variante codiert,
und wonach die DNA in einer rekombinanten Zellkultur exprimiert
wird. Methoden zum Erzeugen von Substitutionsmutationen an vorbestimmten
Stellen in der DNA, die eine bekannte Sequenz hat, sind gut bekannt,
z. B. die M13-Primer-Mutagenese. Aminosäure-Substitutionen sind im
typischen Fall einzelne Reste; Insertionen werden gewöhnlich in
der Größenordnung
von 1 bis 10 Aminosäure-Resten
liegen und Deletionen im Bereich von etwa 1 bis 30 Resten. Deletionen
oder Insertionen werden vorzugsweise in benachbarten Paaren ausgeführt, d.
h. eine Deletion von 2 Resten oder Insertion von 2 Resten. Substitutionen,
Deletionen, Insertionen oder eine beliebige Kombination davon lassen
sich kombinieren, um zu einem fertigen Konstrukt zu gelangen. Die
Mutationen dürfen
die Sequenz nicht außerhalb
des Leserasters bringen und werden vorzugsweise keine komplementären Regionen
schaffen, die sekundäre
mRNA-Struktur erzeugen könnten.
Substitutionelle Varianten sind solche, bei denen mindestens ein
Rest entfernt worden ist und ein anderer Rest an dessen Stelle inseriert
wurde. Derartige Substitutionen werden in der Regel entsprechend
den folgenden Tabellen 1 und 2 vorgenommen und als konservative
Substitutionen bezeichnet.
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Tabelle
1: Aminosäure-Abkürzungen
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Tabelle
2: Aminosäure-Substitutionen
ursprünglicher
Rest | exemplarische
Substitutionen |
Ala | ser |
Arg | lys |
Asn | gln;
his |
Asp | glu |
Cys | ser |
Gln | asn |
Glu | asp |
Gly | pro |
His | asn;
gln |
Ile | leu;
val |
Leu | ile;
val |
Lys | arg;
gln; glu |
Met | Leu;
ile |
Phe | met;
leu; tyr |
Ser | thr |
Thr | ser |
Trp | tyr |
Tyr | trp;
phe |
Val | ile;
leu |
-
Wesentliche Änderungen in der Funktion oder
der immunologischen Identität
werden erzeugt, indem Substitutionen gewählt werden, die weniger konservativ
sind als die in Tabelle 2, d. h. das Auswählen von Resten, die hinsichtlich
ihres Einflusses stärker
signifikant differieren, um (a) die Struktur des Polypeptidgerüsts in dem
Bereich der Substitution zu bewahren, beispielsweise als eine flächige oder
helikale Konformation; um (b) die Ladung oder den hydrophoben Charakter
des Moleküls
an einer Targetstelle zu bewahren; oder (c) die Masse der Seitenkette
aufrecht zu erhalten. Die Substitutionen, von denen in der Regel
zu erwarten ist, dass sie die größten Änderungen
in den Proteineigenschaften hervorrufen, werden solche sein, bei
denen (a) ein hydrophiler Rest, z. B. Seryl oder Threonyl, für (oder
durch) einen hydrophoben Rest substituiert wird, z. B. Leucyl, Isoleucyl,
Phenylalanyl, Valyl oder Alanyl; (b) ein Cystein oder Prolin für (oder
durch) irgendeinen anderen Rest substituiert wird; (c) ein Rest
mit einer elektropositiven Seitenkette, z. B. Lysyl, Arginyl oder
Histidyl, substituiert wird für
(oder durch) einen elektronegativen Rest, z. B. Glutamyl oder Aspartyl;
oder (d) ein Rest mit einer volumigen Seitenkette, z. B. Phenylalanin,
substituiert wird für
(oder durch) einen solchen, der keine Seitenkette hat, z. B. Glycin
in diesem Fall; (e) durch Erhöhen
der Zahl der Stellen für
die Sulfatierung und/oder Glykosylierung.
-
Die substitutionelle oder deletionale
Mutagenese kann eingesetzt werden, um Stellen für die N-Glykosylierung (Asn-X-Thr/Ser)
oder O-Glykosylierung (Ser oder Thr) zu inserieren. Deletionen von
Cystein oder anderen labilen Resten können ebenfalls angestrebt werden.
Deletionen oder Substitutionen von potentiellen Proteolyse-Stellen,
z. B. Arg, werden beispielsweise dadurch erreicht, dass einer der
basischen Reste deletiert werden oder einer durch Glutaminyl- oder
Histidyl-Reste substituiert wird.
-
Bestimmte posttranslationale Derivatisierungen
sind das Ergebnis der Wirkung von rekombinanten Wirtszellen auf
dem exprimierten Polypeptid. Häufig
werden Glutaminyl- und Asparaginyl-Reste posttranslational desamidiert
zu den entsprechenden Glutamyl- oder Asparaginyl-Resten. Alternativ
werden diese Reste unter milden sauren Bedingungen desamidiert.
Andere posttranslationale Modifikationen schließen ein: Hydroxylierung von
Prolin und Lysin, Phosphorylierung von Hydroxyl-Gruppen von Seryl-
oder Threonyl-Resten, Methylierung der o-Amino-Gruppen von Lysin-,
Arginin- und Histidin-Seitenketten (T. E. Creighton, Proteins: Structure
and Molecular Properties, W. H. Freeman & Co., San Francisco, S. 79–86 [1983]),
Acetylierung des N-terminalen Amins und in einigen Fällen Amidierung
des C-terminalen Carboxyls.
-
Methoden zur
Herstellung von Peptiden
-
Die Peptide können in der Regel mit Hilfe
der folgenden bekannten Methoden hergestellt werden, wie beispielsweise
in den genannten Veröffentlichungen
beschrieben wurde, deren Lehren hierin speziell einbezogen sind.
Da die bevorzugten Peptide sowohl glykosyliert als auch sulfatiert
sind, werden die Peptide in geeigneten Mammalia-Wirtszellen entsprechend
der nachfolgenden Beschreibung vorzugsweise exprimiert.
-
Chemische
Synthese
-
In einer bevorzugten synthetischen
Methode werden die Peptide nach der Festphase-Synthesemethode hergestellt,
die zuerst von Merrifield in J. Amer. Chem. Soc., 85, 2149–2154 (1963)
beschrieben wurde. Andere Methoden finden sich beispielsweise bei
M. Bodanszky, et al., Peptide Synthesis, zweite Ausgabe, (John Wiley & Sons, 1976) sowie
in anderen Literaturarbeiten, die dem Fachmann auf dem Gebiet bekannt
sind.
-
Geeignete Schutzgruppen, die in derartigen
Synthesen verwendbar sind, sowie deren Abkürzungen finden sich in der
vorgenannten Literatur sowie bei J. F. W. McOmie, Protective Groups
in Organic Chemistry, (Plenum Press, New York, 1973). Die hierin
am häufigsten
verwendeten Schutzgruppen sind: tert-Butyloxycarbonyl (Boc), Fluorenylmethoxycarbonyl
(FMOC), Benzyl (Bzl), Tosyl (Tos), o-Bromphenylmethoxycarbonyl (BrCBZ
oder BrZ), Phenylmethoxycarbonyl (CBZ oder Z), 2-Chlorphenylmethoxycarbonyl,
(2-Cl-CBZ oder Cl-Z), 4-Methoxy-2,3,6-trimethylbenzolsulfonyl
(Mtr), Formyl (CHO) und tert-Butyl (t-Bu), Trifluoressigsäure (TFA),
Dichlormethan (CH2Cl2),
N,N-Diisopropylethylamin (DIEA), N-Methylpyrrolidon (NMP), 1-Hydroxybenzotriazol
(HOBT), Dimethylsulfoxid (DMSO), Essigsäureanhydrid (Ac2O).
-
Allgemeine
Syntheseprozeduren für
die Synthese von Peptiden mit Hilfe der Peptidsynthese in Festphase
unter Anwendung des N
α-Boc-Schutzes.
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Allgemeine
Syntheseprozeduren für
die Peptidsynthese in Festphase unter Anwendung des N
α-FMOC-Schutzes.
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Die N-terminale Acetylierung an der
deprotektierten Nα-Aminogruppe von Peptiden,
die unter Anwendung entweder der Boc- oder FMOC-Strategien synthetisch
dargestellt werden, wird erreicht mit 10% Ac2O
und 5% DIEA in NMP, gefolgt von einer Wäsche des Peptidharzes mit NMP
und/oder CH2Cl2.
-
Expressionssysteme
-
Wie in den nachfolgenden Beispielen
demonstriert wird, handelt es sich bei den sulfatierten, glykosylierten
PSGL-1-Peptiden, die hierin beschrieben werden und an P-Selectin
binden, um solche, die über
mindestens eine Sulfatbindung an einem Tyrosin-Rest und eine entsprechende
Glykosylierung verfügen.
Vergleichsuntersuchungen von rekombinanten PSGL-1, die in Mammalia-Zellen
exprimiert sind (COS-Zellen) und die eine Fucosyltransferase mit
gereinigtem nativen PSGL-1 exprimieren, haben gezeigt, dass die
Glykosylierung weitgehend anders ist. Es ist daher ein neues Expressionssystem
entwickelt worden, das zu einer natürlicheren Glykosylierung von
PSGL-1 führt.
Das Expressionssystem beruht auf einem Mammalia-Expressionssystem,
das mindestens 2 Glykosyltransferasen exprimiert: Fucosyltransferase
III (FTIII) und Kern-2-β1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase.
In einer bevorzugten Vorgehensweise basiert die Zelllinie auf einer
gut charakterisierten Expressionslinie, wie beispielsweise COS-
oder CHO-Zellen, die mit der cDNA transfiziert sind, die die zwei
Enzyme codiert. Diese cDNA sind nachfolgend als Sequenzlisten ID-Nr.
2 bzw. 3 gezeigt. Die Sequenzliste ID-Nr. 2 codiert eine Human-α(1,3/1,4)Fucosyltransferase
(FTIII), die von Kukowska-Latallo, et al. in Genes & Devel. 4, 1288–1303 (1990)
beschrieben wurde. Die Sequenzliste ID-Nr. 3 codiert Kern-2-β 1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase
(EC 2.4.1.102), wie von Bierhuizen und Fukuda, Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 89, 9326–9330
(1992) berichtet wurde. Frühere
Untersuchungen haben versagt, die Bedeutung der Kern-2-6-N-Acetylglucosaminyltransferase
oder zur Modifikation von PSGL-1 hinsichtlich ihres Beitrages zum
Binden an P-Selectin zu erkennen. Alternativ kann das Expressionssystem
auf der Grundlage der Expression entweder eines oder beide Enzyme
in natürlicher
Weise gewählt
werden, wobei das zweite Enzym nach Erfordernis durch Transfektion
bereitgestellt wird.
-
Die cDNA werden in die Zellen unter
der Kontrolle geeigneter Promotoren und wahlweise Verstärker und
Selektionssequenzen eingeführt.
-
Bevorzugte Promotoren, die die Transkription
von Vektoren in Mammalia-Wirtszellen
kontrollieren, können
aus zahlreichen Quellen erhalten werden, wie beispielsweise die
Genome von Viren, z. B.: Simian-Virus 40 (SV40), Adenovirus, Retroviren,
Hepatitis-B-Virus und am meisten bevorzugt Zytomegalivirus, oder
von heterologen Mammalia-Promotoren, z. B. beta-Aktin-Promotor.
Die ersten und letzten Promotoren des SV40-Virus werden mühelos als
ein SV40-Restriktionsfragment
erhalten, das auch den viralen SV40-Ursprung der Replikation enthält. Siehe
hierzu Fiers et al., Nature, 273: 113 (1978). Der unmittelbare erste
Promotor des Human-Zytomegalivirus wird mühelos als ein HindIII-Restriktionsfragment
erhalten. Siehe hierzu Greenaway, P. J. et al., Gene 18 355–360 (1982).
Selbstverständlich
sind auch Promotoren von der Wirtszelle oder verwandte Spezies verwendbar.
-
Die Transkription einer DNA, die
ein gewünschtes
Protein durch höhere
Eukaryoten codiert, wird durch Inserieren einer Verstärkersequenz
in den Vektor erhöht.
Die Verstärker
(("Enhancer")) sind cis-wirkende
Elemente der DNA mit in der Regel etwa 10 bis 300 bp, die auf einen
Promotor zur Erhöhung
seines Vermögens zur
Einleitung der Transkription einwirken. Verstärker, die relativ orientierungs-
und positionsunabhängig
sind, sind im Bezug auf 5' (Laimins,
L. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. 78: 993) und 3' (Lusky, M. L., et al., Mol. Cell Cio. 3:
1108 (1983)) zu der Transkriptionseinheit im Inneren eines Introns
(Banerji, J. L. et al., Cell 33: 729 (1983)) sowie im Inneren der
codierenden Sequenz selbst (Osborne, T. F., et al., Mol. Cell Bio.
4 1293 (1984)) gefunden worden. Es sind hier zahlreiche Verstärkersequenzen
von Mammalia-Genen bekannt (Globin, Elastase, Albumin, α-Fetoprotein
und Insulin). Im typischen Fall wird man jedoch einen Verstärker von
einem eukaryotischen Zellvirus verwenden. Beispiele schließen den
SV40-Verstärker
an der späten
Seite des Replikationsursprungs (bp 100–270) ein, den frühen Promotor-Verstärker des
Zytomegalivirus, Polyoma-Verstärker an
der späten
Seite des Replikationsursprunges und die Adenovirus-Verstärker.
-
In eukaryotischen Wirtszellen (Hefe,
Pilz, Insekt, Pflanze, Tier, Mensch oder kernhaltige Zellen) verwendete
Expressionsvektoren können
auch Sequenzen enthalten, die für
die Terminierung der Transkription erforderlich sind, die die mRNA-Expression
beeinträchtigen
können.
Diese Bereiche werden als polyadenylierte Segmente in dem nichttranslatierten
Abschnitt der mRNA transkribiert, die das gewünschte Protein codiert. Die
3'-nichttranslatierten
Regionen schließen
auch Terminationsstellen der Transkription ein.
-
Expressionsvektoren können auch
ein Selektionsgen oder selektierbare Marker enthalten. Beispiele für geeignete
selektierbare Marker für
Mammalia-Zellen
sind Dihydrofolatreduktase (DHFR), Thymidinkinase oder Neomycin.
Wenn die selektierbaren Marker erfolgreich in eine Mammalia-Wirtszelle
transferiert sind, überlebt
die transformierte Mammalia-Wirtszelle, wenn sie unter einen selektiven
Druck gesetzt wird. Es gibt zwei weitverbreitete unterschiedlilche
Kategorien von selektiven Regimen. Die erste Kategorie beruht auf
einen Zellstoff-Stoffwechsel und der Verwendung einer mutanten Zelllinie,
der die Fähigkeit
fehlt, unabhängig von
einem angereicherten Medium zu wachsen. Zwei Beispiele dafür sind:
DHFR-minus-CHO-Zellen und Maus-LTK-Zellen. Diesen Zellen fehlt die
Fähigkeit
ohne den Zusatz solcher Nährmittel
wie Thymidin oder Hypoxanthin zu wachsen. Da diesen Zellen bestimmte
Gene fehlen, die für
einen vollständigen
Nucleotid-Syntheseweg benötigt
werden, können
sie so lange nicht überleben,
wie die fehlenden Nucleotide in einem angereicherten Nährmedium
bereitgestellt werden. Eine Alternative für die Nährstoffanreicherung des Mediums
ist die Einführung
eines intakten DHFR- oder TK-Gens in Zellen, denen die entsprechenden
Gene fehlen, wodurch deren Wachstumsanforderungen verändert werden.
Einzelne Zellen, die nicht mit dem DHFR- oder TK-Gen transformiert sind,
werden nicht in der Lage sein, in nicht mit Nährstoff angereicherten Medien
zu überleben.
-
Bei der zweiten Kategorie handelt
es sich um eine dominante Selektion, die auf ein Selektionsschema beruht,
das in jedem beliebigen Zelltyp verwendet wird und nicht die Verwendung
einer mutanten Zelllinie erfordert. Bei diesen Schemen wird im typischen
Fall ein Medikament verwendet, um das Wachstum einer Wirtszelle
aufzuhalten. Solche Zellen, die über
ein neues Gen verfügen,
würden
ein Protein exprimieren, das Medikamentenresistenz überträgt, und
sie würden
die Selektion überleben.
Beispiele einer solchen dominanten Selektion verwenden die Medikamente
Neomycin (Southern, P. und Berg, P., J. Molec, Appl. Genet. 1: 327 (1982)),
Mycophenolsäure
(Mulligan, R. C. und Berg, P. Science 209: 1422 (1980)) oder Hygromycin
(Sugden, B. et al., Mol. Cell. Biol, 5 410–413 (1985)). Bei den drei
vorstehend gegebenen Beispielen werden bakterielle Gene unter eukaryotischer
Kontrolle eingesetzt, um dem entsprechenden Medikament G418 oder
Neomycin (Geneticin), xgpt (Mycophenolsäure) bzw. Hygromycin Resistenz
zu vermitteln.
-
"Amplifikation" bezieht sich auf
die Erhöhung
oder Replikation einer isolierten Region innerhalb einer chromosomalen
DNA einer Zelle. Amplifikation wird unter Verwendung eines Selektionsmittels
erzielt, z. B. Methotrexat (MTX), das die DHFR inaktiviert. Amplifikation
oder die Erzeugung von successiven Kopien des DHFR-Gens führen angesichts
größerer MTX-Mengen
zu einer Erzeugung größerer Mengen
von DHFR. Der Amplifikationsdruck wird unabhängig von dem Vorhandensein
einer endogenen DHFR aufgebracht, indem immer größere Mengen MTX den Nährstoffmedien
zugesetzt werden. Die Amplifikation eines gewünschten Gens kann dadurch erzielt
werden, dass eine Mammalia-Wirtszelle mit einem Plasmid cotransfiziert
wird das über eine
DNA verfügt,
die ein gewünschtes
Protein codiert, sowie über
das DHFR- oder Amplifikationsgen, welches die Cointegration zulässt. Man
stellt sicher, dass die Zelle mehr DHFR benötigt, wobei diese Anforderung
durch Replikation des Selektionsgens erfüllt wird, indem lediglich auf
Zellen selektiert wird, die in Gegenwart noch größerer MTX-Konzentrationen wachsen
können.
So lange das Gen, das ein gewünschtes
heterologes Protein codiert, mit dem Selektionsgen cointegriert
wurde, führt
die Replikation dieses Gens zur Replikation des Gens, das das gewünschte Protein
codiert. Das Ergebnis besteht darin, dass vermehrte Kopien des Gens,
d. h. ein amplifiziertes Gen, welches das gewünschte heterologe Protein codiert,
mehr von dem gewünschten
heterologen Protein exprimiert.
-
Bevorzugte geeignete Wirtszellen
zum Exprimieren der Vektoren in höheren Eukaryoten schließen ein:
Affennieren-CVI-Linie, transformiert durch SV40 (COS-7, ATCC CRL
1651); Human-embryonale Nieren-Linie (293, Graham, F. L. et al.
J. Gen Virol. 36: 59 (1977)); Baby-Hamsternierenzellen (BHK, ATCC
CCL 10); Ovarialzellen-DHFR des chinesischen Hamsters (CHO, Urlaub
und Chasin, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77 4216, (1980)); Maus-Sertoli-Zellen (TM4, Mather,
J. P., Biol. Reprod. 23: 243–251
(1980)); Affennierenzellen (CVI ATCC CCL 70); Nierenzellen des afrikanischen
Grünaffen
(VERO-76, ATCC CRL-1587); Cervix-Karzinomzellen des Menschen (HELA,
ATCC CCL 2); Nierenzellen des Hundes (MDCK, ATCC CCL 34); Leberzellen
der Büffetratte
(BRL 3A, ATCC CRL 1442); Lungenzellen des Menschen (W138, ATCC CCL
75); Leberzellen des Menschen (hep G2, HB 8065); Brusttumor der
Maus (MMT 060562, ATCC CCL51); und TRI-Zellen (Mather, J. P. et
al., Annals N. Y. Acad. Sci 383; 44–68 (1982)). Die Wirtszellen
können
mit den Expressionsvektoren transformiert und in konventionellen
Nährstoffmedien
aufgezogen werden, die nach Erfordernis für das Auslösen von Promotoren, das Auswählen von
Transformanten oder amplifizierenden Genen modifiziert wurde. Die
Aufzuchtbedingungen, wie beispielsweise Temperatur und pH-Wert,
sind solche, wie sie früher
im Zusammenhang mit der für
die Expression ausgewählten
Wirtszelle verwendet wurden.
-
Herstellung
von diagnostischen und therapeutischen Mitteln die hergeleitet sind
von den Protein- oder Kohlehydratkomponenten des Glykoprotein-Liganden
für P-Selectin
-
Der vorstehend beschriebene Glykoprotein-Ligand
für P-Selectin
verfügt über eine
Vielzahl von Anwendungen als Diagnostikreagens und potentiell bei
der Behandlung zahlreicher Entzündungskrankheiten
und thrombotischer Erkrankungen.
-
Diagnostikreagentien
-
Antikörper zu dem Liganden können für Nachweis
von Erkrankungen des Menschen verwendet werden, indem P-Selectin-Liganden
defekt sein könnten.
Derartige Erkrankungen sind am ehesten bei Patienten mit erhöhter Empfindlichkeit
für Infektionen
anzutreffen, in denen Leukozyten nicht in der Lage sind, an aktivierten
Thrombozyten oder Endothel zu binden. Es werden zu testende Zellen,
bei denen es sich normalerweise um Leukozyten handelt, mit Hilfe
von medizinisch anerkannten Methoden gesammelt und einem Screening unterworfen.
Detektionssysteme schließen
ELISA-Prozeduren ein, das Binden von radiomarkiertem Antikörper an
immobilisierten aktivierten Zellen, Durchflusszytometrie, Immunperoxidase-
oder Immunogold-Analyse oder andere der Fachwelt bekannten Methoden.
-
Antikörper, die speziell auf Protein-
oder Kohlehydrat-Komponenten des Liganden gerichtet sind, lassen
sich verwenden, um Defekte in der Expression des Kernproteins oder
in Glykosyltransferasen und/oder modifizierenden Enzymen zu unterscheiden,
die die entsprechenden Oligosaccharidketten auf dem Protein aufbauen.
Die Antikörper
können
auch zum Screening von anderen Zellen und Geweben als den Leukozyten zur
Expression der Protein- oder Kohlehydratkomponenten des Liganden
für P-Selectin
verwendet werden.
-
Es können komplementäre DNA-Klone,
die die Proteinkomponente des Liganden codieren, isoliert und sequenziert
werden. Diese cDNA-Sonden können
als Diagnostikreagentien zur Untersuchung der Expression von RNA-Transkripten
für den
Liganden in Leukozyten und anderen Geweben mit Hilfe von Standardprozeduren
verwendet werden, wie beispielsweise das Northern-Blotting von RNA,
die aus Zellen isoliert ist, und in situ-Hybridisierung von Gewebeschnitten.
-
Ein ähnliches Vorgehen kann angewendet
werden, um Störungen
von P-Selectin selbst
qualitativ oder quantitativ zu bestimmen. Der Glykoprotein-Ligand,
Kohlehydrate oder geeignete Derivate davon werden markiert und auf
deren Fähigkeit
getestet, sich an P-Selectin auf aktivierten Thrombozyten von Patienten
mit Erkrankungen zu binden, in denen P-Selectin defekt sein könnte.
-
Der Ligand oder Komponenten davon
können
auch in Assays von sich bindendem P-Selectin verwendet werden, um
ein Screening auf Verbindungen durchzuführen, die die Wechselwirkungen
von P-Selectin mit dem Liganden blockieren.
-
Klinische
Anwendungen
-
Da P-Selectin über mehrere Funktionen im Zusammenhang
mit Leukozytenanhaftung, Entzündung, Tumormetastasen
und Blutgerinnung verfügt,
können
Verbindungen, die in das Binden von P-Selectin und/oder den anderen
Selectinen eingreifen, einschließlich E-Selectin und L-Selectin,
wie beispielsweise Kohlehydrate, klinisch verwendet werden, um diese
Reaktionen zu modellieren. Diese Verbindungen schließen PSGL-1
oder Fragmente davon, Antikörper
auf PSGL-1 oder Fragmente davon ein. Beispielsweise kann der Glykoprotein-Ligand
oder Komponenten davon und speziell die Kohlehydrat-Teile verwendet
werden, um die Leukozytenanhaftung durch kompetitives Binden an
P-Selectin zu hemmen, das auf der Oberfläche von aktivierten Thrombozyten
oder Endothelzellen exprimiert ist. In ähnlicher Weise können Antikörper zu
dem Liganden verwendet werden, um die durch P-Selectin vermittelte
Zellenanhaftung durch kompetitives Binden an den P-Selectin-Liganden
auf Leukozyten oder anderen Zellen zu blockieren. Diese Therapien
sind in akuten Situationen dort anwendbar, wo eine wirksame und
jedoch vorübergehende
Hemmung der Leukozyten-vermittelten Entzündung angestrebt wird. Darüber hinaus
kann eine Behandlung chronischer Erkrankungen durch länger anhaltende
Verabreichung von Mitteln wie beispielsweise durch subkutane oder
orale Verabreichung praktiziert werden.
-
Sofern sie nicht bekämpft wird,
kann eine entzündliche
Reaktion für
den Wirt eine Schädigung
hervorrufen, da Leukozyten zahlreiche toxische Moleküle freisetzen,
die normale Gewebe beschädigen
können.
Diese Moleküle
schließen
proteolytische Enzyme und Freie Radikale ein. Beispiele für pathologische
Situationen, in denen Leukozyten eine Gewebeschädigung hervorrufen können, Verletzung
durch Ischämie
und Reperfusion ein, bakterielle Sepsis und Ausstreuung einer intravaskulären Blutgerinnung,
Schocklunge, Tumormetastase, rheumatoide Arthritis und Atherosklerose
ein.
-
Ein Hauptproblem in der klinischen
Kardiologie ist eine Reperfusionsschädigung. Therapeutische Mittel,
die die Leukozytenanhaftung im ischämischen Myocardium verringern,
können
die therapeutische Wirksamkeit von thrombolytischen Mitteln erheblich
steigern. Die thrombolytische Therapie mit Mitteln, wie beispielsweise
Gewebeplasminogen-Aktivator oder Streptokinase, können bei
vielen Patienten mit schwerer Myocardischämie vor einem irreversiblen
Myocard-Zelltod die Blockierung der Herzkranzarterie beheben. Trotz der
Wiederherstellung des Blutflusses leiden jedoch viele dieser Patienten
noch an Myocardneurose. Von dieser "Reperfusionsschädigung" ist bekannt, dass sie der Anhaftung
von Leukozyten an vaskulärem
Endothel in der ischämischen
Zone im Zusammenhang steht, wahrscheinlich zum Teil aufgrund einer
Aktivierung von Thrombozyten und Endothel durch Thrombin und Zytokine,
die sie für
Leukozyten adhäsiv
machen (Romson et al., Circulation 67: 1016–1023, 1983). Diese anhaftenden
Leukozyten können
durch das Endothel wandern und ischämisches Myocardium genau dann
zerstören,
wenn es durch Wiederherstellung des Blutflusses behoben wurde.
-
Es gibt eine Reihe anderer häufiger klinischer
Störungen,
bei denen Ischämie
und Reperfusion zu einer Organschädigung führen, die durch Anhaftung von
Leukozyten an Gefäßoberflächen vermittelt
wird, einschließlich
Schlaganfälle;
mesenteriale und periphere Gefäßerkrankung;
Organtransplantation; sowie Kreislaufschock (in diesem Fall könnten viele
Organe nach der Wiederherstellung des Blutdurchflusses geschädigt werden).
-
Bakterielle Sepsis und disseminierte
intravasale Koagulation treten oftmals bei kritisch kranken Patienten
gleichzeitig auf. Dieses ist begleitet von der Erzeugung von Thrombin
und Zytokinen und anderen Entzündungsauslösern, die
Aktivierung von Thrombozyten und Endothel und die Anhaftung von
Leukozyten und die Zusammenballung von Thrombozyten im gesamten
Gefäßsystem.
Die Leukozyten-abhängige
Organschädigung
ist ein wichtiges Merkmal für
diese Beschwerden.
-
Das Atemnotsyndrom der Erwachsenen
ist eine zerstörerische
Lungenkrankheit, die bei Patienten mit Sepsis oder nach einem Trauma
auftritt und die begleitet ist von einer verbreiteten Anhaftung
und Zusammenballung von Leukozyten in dem pulmonalem Kreislauf.
Dieses führt
zu einer Extravasation großer
Mengen von Plasma in die Lungen und zur Zerstörung von Lungengewebe, die
beide zum großen
Teil durch Leukozytenprodukte ausgelöst werden.
-
Zwei miteinander verwandte Lungenerkrankungen,
die oftmals tödlich
sind, treten bei immunosupprimierten Patienten auf, bei denen eine
allogene Knochenmarktransplantation vorgenommen wurde, und bei Krebspatienten,
die an Komplikationen leiden, die sich aus einem allgemeinen Gefäßaustritt
ergeben und aus einer Behandlung mit Interleukin-2-behandelten LAK-Zellen
(Lymphokinaktivierte Lymphozyten) resultieren. Von den LAK-Zellen
ist bekannt, dass sie an Gefäßwandungen
haften und Produkte freisetzen, die für das Endothel vermutlich toxisch
sind. Obwohl der Mechanismus, nachdem LAK-Zellen an Endothel haften,
nicht bekannt ist, könnten
derartige Zellen möglicherweise
Moleküle
freisetzen, die das Endothel aktivieren und dann an Endothel über Mechanismen
binden, die ähnlich
denen sind, die in Neutrophilen wirken.
-
Durch das Gefäßsystem können Tumorzellen von vielen
bösartigen
Geschwulsten (einschließlich
Karzinoms, Lymphoma und Sarkoma) bis in entfernte Stellen metastasieren.
Die Mechansimen der Anhaftung von Tumorzellen an Endothel und ihre
anschließende
Migration sind nicht voll aufgeklärt, können jedoch mindestens in einigen
Fällen ähnliche
denen der Leukozyten verlaufen. Speziell ist von bestimmten Karzinomzellen nachgewiesen
worden, dass sie sowohl an E-Selectin binden, wie von Rice und Bevilacqua
berichtet wurde (Science 246: 1303–1306 (1991)) als auch an P-Selectin,
wie von Aruffo, et al. berichtet wurde (Proc. Natl. Acad. Sci. USA
89: 2292–2296
(1992)), Stone and Wagner, I. Clin. Invst. 92: 804–813 (1992).
Der Zusammenhang von Thrombozyten mit metastasierenden Tumorzellen
ist gut beschrieben worden und legt nahe, dass Thrombozyten bei
der Ausbreitung einiger Krebserkrankungen eine Rolle spielen. Da
P-Selectin auf aktivierten Thrombozyten exprimiert wird, wird angenommen,
dass es in Verbindung mit Thrombozyten mindestens bei einigen malignen
Tumoren beteiligt ist.
-
Von den Wechselwirkungen Thrombozyt/Leukozyt
wird angenommen, dass sie in der Atherosklerose von Bedeutung sind.
Thrombozyten könnten
eine Rolle bei der Rekrutierung von Monozyten in atherosklerotische
Plaques spielen; wobei die Häufung
von Monozyten bekanntermaßen
eines der ersten nachweisbaren Ereignisse im Verlaufe der Atherogenese
ist. Das Aufreißen
von vollständig
entwickeltem Plaque kann nicht nur zur Thrombozytenablagerung und
Aktivierung führen
und zur Förderung
der Bildung eines Thrombus, sondern auch zu einer frühen Rekrutierung
von Neutrophilen zu einem Ischämiebereich.
P-Selectin ist auch
unzureichend auf der Oberfläche
Endothelzellen exprimiert, die Atheromas überlagern, wo es die erste
Anhaftung von Monozyten vermitteln kann, die anschließend in
das Atheroma einwandern (Johnson-Tidey, et al., Am. J. Path. 144:
952–961,
1994).
-
Ein anderes Gebiet einer möglichen
Anwendung ist die Behandlung von rheumatoider Arthritis und anderer
Autoimmun- oder Entzündungserkrankungen.
-
In diesen klinischen Anwendungen
lassen sich die Peptide oder das isolierte O-Glykan oder Fragment davon,
wie sie hierin beschrieben wurden, verabreichen, um Selectin-abhängige Wechselwirkungen
durch kompetitives Binden an P-Selectin zu blockieren, das auf aktivierten
Zellen exprimiert ist. Darüber
hinaus lassen sich Antikörper
zu dem Protein und/oder den Kohlehydrat-Komponenten des Liganden oder von Fragmenten
davon verabreichen. Die Antikörper
stammen vorzugsweise aus einer menschlichen Quelle oder sind so modifiziert,
dass sie solche Abschnitte deletieren, die aller Wahrscheinlichkeit
nach eine Immunantwort-auslösende
Reaktion hervorrufen.
-
Die hierin beschriebenen Peptide
können
auch als ein pharmazeutisch zulässiges
Säure-
oder Base-Additionssalz verabreicht werden, das durch Reaktion mit
anorganischen Säuren
erzeugt wird, wie beispielsweise Salzsäure, Bromwasserstoffsäure, Perchlorsäure, Salpetersäure, Thiocyansäure, Schwefelsäure und
Phosphorsäure;
sowie organischen Säuren,
wie beispielsweise Ameisensäure,
Essigsäure,
Propansäure, Glykolsäure, Milchsäure, Pyruvinsäure, Oxalsäure, Malonsäure, Succinsäure, Maleinsäure und
Fumarsäure; oder
durch Reaktion mit einer anorganischen Base, wie beispielsweise
Natriumhydroxid, Ammoniumhydroxid, Kaliumhydroxid; sowie organischen
Basen, wie beispielsweise Mono-, Di-, Trialklyl- und Arylamine und
substituierte Ethanolamine.
-
Kohlenhydrat-Komponenten (die O-Glykan-Strukturen
oder Komponenten davon) des Liganden oder der Antikörper werden
in einem geeigneten pharmazeutischen Träger vorzugsweise intravenös verabreicht, wo
eine sofortige Freisetzung erforderlich ist. Das Kohlenhydrat/Die
Kohlenhydrate können
auch intramuskulär,
intraperitoneal, subkutan, oral, als das Kohlenhydrat, mit einem Trägermolekül konjugiert
oder in einer Vorrichtung zur Arzneimittelzuführung verabreicht werden. Um
seine in vivo-Halbwertszeit zu erhöhen, kann das Kohlenhydrat
chemisch modifiziert werden.
-
Das Kohlenhydrat kann von Zellen,
die das Kohlenhydrat exprimieren, entweder auf natürlichem
Wege oder als Ergebnis einer gentechnischen Bearbeitung entsprechend
der Beschreibung in den Beispielen für transfizierte Mammalia-Zellen
oder vorzugsweise mit Hilfe synthetischer Maßnahmen isoliert werden. Diese Methoden
sind der Fachwelt bekannt. Außerdem
ist eine große
Zahl von zusätzlichen
Glykosyltransferasen geklont worden (J. C. Paulson und K. J. Colley,
J. Biol. Chem. 264: 17615–17618,
1989). Dementsprechend können
Wissenschaftler, die mit dem Gebiet vertraut sind, eine Kombination
von Synthesechemie und enzymatischer Synthese anwenden, um Pharmazeutika
oder Diagnostikreagentien zu erzeugen.
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Kohlenhydrate, die biologisch aktiv
sind, sind solche, die das Binden von Leukozyten an P-Selectin hemmen.
Geeignete pharmazeutische Vehikel zur Verabreichung an einen Patienten
sind der Fachwelt bekannt. Bei der parenteralen Verabreichung wird
das Kohlenhydrat in der Regel in sterilem Wasser oder physiologischer
Kochsalzlösung
aufgelöst
oder suspendiert. Bei enteraler Verabreichung wird das Kohlenhydrat
in einen inerten Träger
in einer Tablette, Flüssigkeit
oder in Kapselform eingebaut. Geeignete Träger können Stärken oder Zucker sein und schließen Gleitmittel
ein, Geschmackstoffe, Bindemittel und andere Materialien der gleichen
Beschaffenheit. Das Kohlenhydrat kann auch lokal auf einer Wunde
oder einer entzündeten
Stelle durch topische Aufbringung einer Lösung oder einer Creme verabreicht
werden.
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Alternativ kann das Kohlenhydrat
in, auf oder als Bestandteil von Liposomen oder Mikrokügelchen (oder
Mikropartikeln) verabreicht werden. Methoden für die Herstellung von Liposomen
und Mikrokügelchen zur
Verabreichung an einen Patienten sind dem Fachmann auf dem Gebiet
bekannt. In der US-P-4 789 734 werden Methoden zum Verkapseln biologischer
Materialien in Liposomen beschrieben. Im Wesentlichen wird das Material
in einer wässrigen
Lösung
aufgelöst,
die geeigneten Phospholipide und Lipide zusammen mit den Tensiden
nach Erfordernis zugesetzt und das Material nach Erfordernis dialysiert
oder beschallt. Eine gute Übersicht über bekannte
Methoden ist die von G. Gregoriadis, Kapitel 14, "Liposomen" in Drug Carriers
in Biology and Medicine, S. 287–341
(Academic Press, 1979). Aus Polymeren oder Proteinen erzeugte Mikrokügelchen
sind der Fachwelt gut bekannt und können zur Passage durch den
gastrointestinalen Trakt direkt in den Blutstrom zugeschnitten werden.
Alternativ kann das Kohlenhydrat eingebaut und die Mikrokügelchen oder
der Verbund von Mikrokügelchen
für eine
langsame Freisetzung über
eine Zeitdauer implantiert werden, wobei die Zeitdauer von Tagen
bis zu Monaten reicht. Siehe hierzu beispielsweise die US-P-4 906
474, 4 925 673 und 3 625 214.
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Die Kohlenhydrate sollten bei parenteraler
Verabreichung in Mengen oberhalb von etwa 1 μg/kg Körpergewicht aktiv sein. Bei
Behandlung der meisten Entzündungserkrankungen
liegt die Dosis im Bereich zwischen 0,1 bis 30 mg/kg Körpergewicht.
Eine Dosierung von 70 mg/kg kann bei einigen Kohlenhydraten erforderlich
sein, die in den "Beispielen" charakterisiert
sind.
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Die Kriterien zur Bewertung der Reaktion
auf therapeutische Modalitäten
unter Einsatz von Antikörpern
oder Kohlenhydrat werden durch den speziellen Krankheitszustand
bestimmt und folgen generell der Standardpraxis der Medizin. Beispielsweise
werden die Kriterien für
die wirksame Dosierung zur Verhütung
der Ausdehnung eines Herzinfarktes vom Fachmann festgelegt, indem
er einen Blick auf Markenenzyme von Myokardnekrose in dem Plasma
wirft, in dem das Elektrokardiogramm, Vitalitätsanzeichen und klinische Werte kontrolliert
werden. Bei Behandlung eines akuten Atemnotsyndroms würde man
Verbesserungen des arteriellen Sauerstoffes, die Auflösung von
pulmonalen Infiltraten und klinische Verbesserung untersuchen, die
anhand einer verlangsamten und beschleunigten Atmung gemessen werden.
Bei der Behandlung von Patienten im Schock (geringer Blutdruck)
würde die
wirksame Dosierung auf klinischen Werten und speziellen Messungen
der Funktion vitaler Organe beruhen, wie beispielsweise der Leber
und der Niere nach der Wiederherstellung des Blutdruckes. Bei Patienten
mit Schlaganfall würde
die neurologische Funktion beobachtet werden. Spezielle Tests werden
zur Beobachtung des Funktionierens von transplantierten Organen
angewendet, beispielsweise Serum-Kreatinin, Urinfluss und Serum-Elektrolyten in Patienten,
die eine Nierentransplantation erhalten haben.
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Die vorliegende Erfindung und Beispiele
werden unter Bezugnahme der folgenden, nicht einschränkenden
Beispiele besser verstanden.
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Beispiel 1: Bestimmung
der Struktur und Funktion der an PSGL-1 ansitzenden Oligosaccharide
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Es wurden die Einflüsse der
verschiedenen Glykosidasen auf die Struktur und Funktion von PSGL-1 von
Human-Neutrophilen bestimmt. Dieses Molekül ist anders als das in COS-Zellen
mit FTIII exprimierte, rekombinante PSGL-1 im Großen und
Ganzen gegenüber
einer Behandlung mit Endo-α-N-Acetylgalactosaminidase
resistent, was nahelegt, dass es über wenige einfache Kern-1-Galβ1-3GalNAc-Disaccharide
verfügt,
die mit Serin oder Threonin verknüpft sind. Human-Neutrophil-PSGL-1
zeigt sLex und dessen nicht sialylierten
Gegenspieler, Lex, hauptsächlich auf
O-verknüpftem
Poly-N-Acetyllactosamin. Diese Daten lassen vermuten, dass PSGL-1
auf Human-Neutrophilen ein Gebiet von sialyliertem, fucosyliertem,
O-verknüpftem
Poly-N-Acetyllactosamin präsentiert,
das bevorzugt P-Selectin im Vergleich zu rekombinantem PSGL-1 erkennt,
das in COS-Zellen mit FTIII exprimiert ist.
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Es wurden die Einflüsse von
Glykosidasen auf gereinigtem, radioiodiertem PSGL-1 von Human-Neutrophilen
untersucht, um die Struktur und Funktion der ansitzenden Oligosaccharide
weiter zu charakterisieren. Von PSGL-1 wurde festgestellt, dass
es über
Poly-N-Acetyllactosamin vertilgt, von denen lediglich ein Teil mit Endo-β-Galactosidase
entfernt werden kann. Die Mehrheit der Lex-
und sLex-Strukturen waren Endo-β-Galactosidase-empfindliche
Ketten. Peptid: N-Glykosidase-F
(PNGase-F)-Behandlung entfernte mindestens zwei der drei möglichen
N-verknüpften
Oligosaccharide von PSGL-1. Die Expression von der Lex und
sLex war durch den PNGase-F-Abbau nicht
nachweisbar verändert,
was zeigt, dass diese Strukturen hauptsächlich auf O-verknüpftem Poly-N-Acetyllactosamin
sind. Endo-β-Galactosidase-behandeltes
PSGL-1 bewahrte seine Fähigkeit
zum Binden an P-Selectin, was vermuten lässt, dass einige der Oligosaccharide,
die durch P-Selectin erkannt werden, sich entweder auf Enzym-resistentem Poly-N-Acetyllactosamin
befinden oder auf Ketten, denen Poly-N-Acetyllactosamin fehlt. Die PNGase-F-Behandlung
beeinträchtigte
nicht die Fähigkeit
von PSGL-1 zum Binden an P-Selectin, was demonstriert, dass die
Oligosaccharide, die für
die P-Selectin-Erkennung benötigt
werden, O-verknüpft
sind. Diese Daten zeigen, dass PSGL-1 von Human-Neutrophilen ein
komplexes, sialyliertes und fucosyliertes, O-verknüpftes Poly-N-Acetyllactosamin
zeigt, das ein Hochaffinitäts-Binden an
P-Selectin unterstützt.
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Materialien
und Methoden
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Es wurden die folgenden Abkürzungen
verwendet: CHO, Ovarien des Chinesischen Hamsters; Con A, Concanavalin
A; HSA, Humanserumalbumin; Lex, Lewis-x;
PBS, Phosphat-gepufferte Kochsalzlösung; PAGE, Polyacrylamid-Gelelektrophorese;
PNGase-F, Peptid: N-Glykosidase-F; PSGL-1, P-Selectin-Glykoprotein-Ligand-1;
sLex, Sialyl-Lewis-x; tES, abgestumpftes
lösliches
E-Selectin; tPS,
abgestumpftes lösliches
P-Selectin; WGA, Weizenkeim-Agglutinin.
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Materialien: Triton X-100, Brij-58
und Sialidase von Arthrobacter ureafaciens (75 U/mg, EC 3.2.1.18) wurden
von der CalBioChem-Behring Corp. (La Jolla, CA) erhalten. Iodobeads®,
3 M Emphaze® Biosupport Medium
und Protein A-Sepharose-CL4B kam von Pierce Chemical Co. (Rockford,
IL). Endo-β-Galactosidase von
Escherichia freundii (5 U/mg, EC 3.2.1.103) wurde von V-Labs, Inc.
(Covington, LA) erhalten. Streptomyces sp. 142 α1,3/4-L-Fucosidase (EC 3.2.1.51)
wurde von der PanVera Corp. (Madison, WI) und β-N-Acetylglucosaminidase von Jack Bean
(EC 3.2.1.30, 53 U/mg) von Sigma Chemical Co. (St. Louis, MO) erhalten. Rekombinantes
Peptid: N-Glykosidase-F (EC 3.2.2.18, 25.000 U/mg, PNGase-F) und
Endo-α-N-Acetylgalactosaminidase
von Diplococcus pneumoniae (EC 3.2.1.97, O-Glykanase®) wurden
von der Genzyme Corp. (Cambridge, MA) erhalten, Concanavalin A-Sepharose
(Con A, 10 mg/ml-Harz), wurde von der Pharmacia/LKB (Uppsala, Schweden)
erhalten. Weizenkern-Agglutinin (WGA)-Agarose (7,6 mg/ml-Harz) und
Tomatenlektin wurden von Vector Laboratories, Inc. (Burlingame,
VT) erhalten. Tomatenlektin wurde an Bromcyan-aktivierte Sepharose
bis zu einer Dichte von 2 mg/ml Harz in Gegenwart von 7,5 mg/ml
Chitotriose gekoppelt.
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Antikörper: Das Antihuman-P-Selectin
mAbs S12 und G1 wurden hergestellt und charakterisiert, wie bereits
von McEver und Martin (1984), Geng, et al., (1990) beschrieben wurde.
Das Antihuman-E-Selectin mAbs CL2 und CL37 (Mulligan, et al., J.
Clin. Invest. 88, 1396–1406
(1991)) wurden von C. Wayne Smith (Baylor College of Medicine, Houston,
TX) bereitgestellt. LeuM1 (CD15, IgM) wurde von Becton-Dickinson & Company (San
Jose, CA) erworben. Die CSLEX-1-Hybridoma (HB 8580) wurden von der
American Type Culture Collection erworben und das IgM mAb wurden
von Ascites-Fluid durch Borsäureausfällung und
Gelfiltration auf Sepharose CL4B in PBS, pH 7,4 entsprechend der
Beschreibung von Shattil, et al., J. Biol. Chem. 260, 11107–11114 (1985)
gereinigt. Ziege-Antimaus-μ-Ketten-spezifisches
IgG und MOPC104E (IgM) wurden von Cappel-Organon Technika (Durham,
NC) erworben.
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Peptid-Antiseren-Erzeugung
und Immunpräzipitation
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Peptide, die den Resten 42 bis 56
(QATEYEYLDYDFLPEC) (Seq. ID-Nr. 1) und 354 bis 376 (CISSLLPDGGEGPSATANGGLSK)
(Seq. ID-Nr. 1) der cDNA-derivierten Aminosäuresequenz von PSGL-1 entsprechen,
wurden auf einer Peptidsynthetisiervorrichtung von Applied Biosystems,
Model 431, synthetisiert. Das Peptid 42 bis 56 wurde an Maleinimid-aktiviertes
Schlüsselloch-Archäogastropoda-Hämocyanin
(Pierce Chemical Co.) über
das hinzugefügte
Cystein gebunden und Neuseeländischen
Weißen
Kaninchen injiziert (Montana State University Animal Resources Center).
Die Immunseren wurden gesammelt und zur Immunpräzipitation von 125I-PSGL-1
verwendet. Die Protein A-Perlen (25 μl, 50%ige Suspension) wurden
mit 1 μl
einer 1 : 4-Verdünnung
entweder von normalem oder immunem Kaninchenserum für 90 min
bei 37°C
vorinkubiert. Die Perlen wurden einmalig mit 0,1 M NaCl, 20 mM MOPS,
pH 7,5, 0,1 % Triton X-100 (MBS/0,1 % Triton) gewaschen. Sodann
wurde gereinigtes 125I-PSGL-1 oder radioiodiertes
WGA-Eluat mit den Perlen in Gegenwart oder bei Abwesenheit von 0,2
mg/ml entweder des immunisierenden Peptids oder des PSGL-1-Peptids 354–376 inkubiert,
das als eine Negativkontrolle diente. Nach einer Inkubationszeit
von 90 min bei 37°C
wurden die Perlen 5 Mal mit MBS/0,1 % Triton gewaschen und durch
Sieden für
5 min mit SDS-Probepuffer eluiert (Laemmli, Nature 227, 680–685 (1970)).
Die Immunpräzipitate
wurden mit Hilfe der SDS-PAGE analysiert, gefolgt von einer Autoradiographie.
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Erzeugung von CHO-D–-Zellen,
die stabil eine lösliche
Form von E-Selectin exprimieren. Ein Expressionsplasmid (ELAM-1:
BBG 57, erhalten von British Bio Technology Products, Ltd.), das
die cDNA für
Human-E-Selectin in voller Länge
enthielt, wurde als Matrize in der Polymerase-Kettenreaktion zum
Modifizieren der 5'-
und 3'-Enden von
E-Selectin für
eine Erzeugung großer
Mengen an rekombinantem löslichen
E-Selectin in CHO-D–-Zellen verwendet. Das
Oligonucleotid-Paar (5' GTC
CCT CTA GAC CAC CAT GAT TGC TTC ACA GTT T + 5' TCC CGG TCG ACT TAG GGA GCT TCA CAG
GT) (Sequenzliste ID-Nr. 4 bzw. 5), das in der Polymerase-Kettenreaktion
verwendet wurde, war so konzipiert, dass eine Xba I-Stelle und eine
perfekte Kozak-Sequenz (Kozak, Nucleic Acids Res. 9, 5233–5252 (1981))
eingeführt
wurden, die dem E-Selectin-Startcodon vorangeht, und um eine Sal
I-Stelle einzuführen,
nachdem das Stopcodon hinter der Aminosäure 550 eingeführt wurde,
die sich zwischen der 6. Konsensuswiederholung und der Transmembrandomäne des E-Selectins
der vollen Länge
befindet. Die DNA-Sequenzanalyse bestätigte die durch die Polymerase-Kettenreaktion erzeugten Änderungen
sowie die Integrität
des übrigen
Teils der E-Selectin-cDNA.
Das abgestumpfte E-Selectin (tES)-Gen wurde sodann als ein Xba I-Sal
I-Fragment in den Mammalia-Expressionsvektor pDSRα2 (Europäische Patentanmeldung
A20398753) eingeführt,
der unter Einbeziehung einzelner Xba I und Sal I Restriktionsstellen
modifiziert wurde. Der tES-Expressionsvektor wurde in eine CHO-Zelllinie
transfiziert, die hinsichtlich der Dihydrofolatreduktase defizient
war (DHFR-minus CHO) (Urlaub, et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA
77, 4216–4220
(1980)), und es wurden Transfektanten in einem Medium gewählt, dem
Hypoxanthin und Thymidin fehlte (Bourdrel, et al., Protein Exp.
Purif. 4, 130–140
(1993)). Für
ein Screening auf Transfektanten die hohe Mengen an E-Selectin-spezifischer
mRNA hatten (Turner, et al., Blood 80, 374–381 (1992)) wurde ein Rnase-Schutzassay
verwendet.
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Protein-Reinigung. PSGL-1 wurde von
Human-Neutrophilmembranen gereinigt, die entsprechend der Beschreibung
von Moore et al., (1992) mit den folgenden Modifikationen hergestellt
wurden. Es wurden Neutrophilmembranen, die mit 5% Triton X-100 in
0,1 M NaCl, 20 mM MOPS, pH 7,5, 0,02% NaN3 extrahiert
wurden, auf WGA-Agarose aufgetragen und gebundene Proteine mit 0,5
M N-Acetylglucosamin (WGA-Eluat) eluiert. Nach einer ausgedehnten
Dialyse gegen 0,1 M NaCl, 20 mM MOPS, pH 7,5, 0,02% NaN3,
0,02% Brij-58, 2 mM CaCl2, 2 mM MgCl2 (Gleichgewichtspuffer) wurde das WGA-Eluat
auf eine abgestumpfte P-Selectin (tPS)-Emphaze-Säule (10 mg Lectin/ml Harz)
geladen. Die Säule
wurde ausgiebig mit Gleichgewichtspuffer gewaschen und mit 5 mM
EDTA eluiert. Die Liganden-enthaltenden Fraktionen wurden gepoolt
und auf eine Mono Q PC 1,6/5-Säule
geladen, die mit 0,1 M NaCl, 20 mM MOPS, pH 7,5, 2 mM EDTA, 0,02%
NaN3, 0,02% Brij-58 equilibriert wurde,
indem ein SMART® Micro
Separation System (Pharmacia/LKB) verwendet wurde. Die Säule wurde
mit einem 2 ml linearen Gradienten (0,1–1,0 M NaCl) bei 50 μl/min entwickelt
wurde. Es wurden Aliquots der Fraktionen mit Na125I
unter Verwendung von Iodobeads® entsprechend den Anweisungen
des Herstellers iodiert. Die Reinheit der Fraktionen wurde mit Hilfe
der SDS-PAGE und der Autoradiographie der iodierten Fraktionen gemessen.
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Eine rekombinante lösliche Form
von P-Selectin (tPS), das nach der 9. Konsensus-Wiederholung abgestumpft
wurde, wurde aus dem konditionierten Medium von permanent transfizierten
293 Zellen entsprechend der Beschreibung von Ushiyama, et al., (1993)
einer Immunoaffinitätsreinigung
unterzogen. Wie mit Hilfe der Sedimentationsgeschwindigkeit und
einer Gleichgewichtsanalyse ermittelt wurde, ist tPS ein asymmetrisches
Monomer mit einer relativen Molekülmasse von 103.600 Da. Der
Wert E280
1% für tPS beträgt 12,3.
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Es wurde rekombinantes, lösliches
und abgestumpftes E-Selectin (tES) aus konditioniertem Medium von
CHO D–-Zellen,
die stabil tES absonderten, einer Immunoaffinitätsreinigung unterzogen. Die
Zellen wurden in gleichen Teilen aus Dulbecco's modifizierten Eagle's Medium (DMEM) und
Ham's F-12-Nährmischung, ergänzt mit
10% fetalem Rinderserum, 10 U/ml Penicillin und 10 mg/ml Streptomycin
aufgezogen. Bei Konfluenz wurden die Zellen in serumfreies Medium
gegeben und alle 7 Tage konditioniertes Medium geerntet. Das konditionierte
Medium wurde geklärt,
steril filtriert, indem 2 Sartorius-Filter verwendet wurden (10 μm und 0,2 μm), die in
Reihe geschaltet waren, und wurden sodann 50-fach eingeengt (Filtron
Maximate, 10 kDa MWCO). Das Anti-E-Selectin
mAb N18/7 (Bevilacqua, et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 84, 9238–9242 (1987))
wurde bis zu einer Dichte von 6 mg/ml Harz an Bromcyan-aktivierter
Sepharose gekoppelt. Die H18/7-Sepharose-Säule wurde bei 4°C mit PBS,
pH 7,5, mit einem Gehalt von 1 mM CaCl2 und
1 mM MgCl2 equilibriert und 500 ml konzentriertes
Medium auf die Säule
bei einer Durchflussrate von 10 cm/h (VT =
200ml) geladen. Die Säule
wurde mit 0,1 M Glycin, pH 2,7, eluiert und die Fraktionen durch
Zusatz von Tris-HCl, pH 7,5 auf eine Endkonzentration von 0,1 M
rasch neutralisiert. Das Eluat wurde gegen 25 mM Natriumphosphat,
pH 7,5, dialysiert und auf eine Anionen-Austauschsäule Q-High
Performance (VT = 200 ml, Pharma cia) geladen,
die mit dem gleichen Puffer äquilibriert
wurde. Die Säule
wurde mit einem linearen Gradienten von NaCl (0,17 bis 0,22 M) entwickelt.
Die Reinheit wurde mit Hilfe der SDS-PAGE und mit Hilfe der N-terminalen
Sequenzanalyse bestimmt. Die Proteinkonzentration wurde unter Verwendung
eines Wertes von E280
1% =
12,5 ermittelt, der unter Anwendung der Methode von Gill und von
Hippel, Anal. Biochem. 182, 319–326
(1989) berechnet wurde. Die Ausbeute betrug 250 mg tES pro näherungsweise
500 ml konzentriertes und konditioniertes Medium.
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Sedimentations-Gleichgewichtsanalyse
von löslichem
tES. Die Sedimentations-Gleichgewichtsversuche wurden unter Verwendung
eines 4-Loch-Titanrotors,
von Kurzsäulen-kel-f-Mittelstücken und
Sapphir-Fenstern in einer Beckman Optima XLA-analytischen Ultrazentrifuge
ausgeführt,
die mit einer On-Line-Rayleigh-Interferenzoptik
ausgestattet war. Die Daten wurden bei Drehgeschwindigkeiten von 10.000;
15.000; 20.000 oder 25.000 U/min bei 20°C unter Verwendung einer Fernsehkamera
und eines On-Line-Erfassungs- und Analysesystems aufgenommen (Laue,
T. M. (1981) Ph. D. Dissertation, University of Connecticut, Storres,
CT; Laue, et al., (1992) in Analytical Ultracentrifugation in Biochemistry
and Polymer Science (Harding, S., Rowe, A., und Horton, J. C., Herausg.)
S. 90–125,
Royal Society of Chemistry, London). Es wurden Proben bei Konzentrationen
von näherungsweise
1,0, 0,5, 0,25 und 0,13 mg/ml in PBS, pH 7,4, geladen. Die Daten
wurden in Intervallen nach der geschätzten Zeit bis zur Gleichgewichtseinstellung
aufgenommen und auf Gleichgewicht getestet, indem aufeinanderfolgende
Scans subtrahiert wurden (Yphantis, D. A. (1964) Biochemistry 3,
297–317).
Die Daten innerhalb des optischen Fensters wurden unter Anwendung
des Programms REEDIT (bereitgestellt von David Yphantis) ausgewählt. Die
Daten wurden analysiert, um die relative Molekülmasse des Monomers von tES
unter Anwendung des NONLIN-Programms (Yphantis, D. A. (1964) Biochemistry
3, 297–317)
zu ermitteln. Es wurden drei oder mehrere Kanäle der Sedimentations-Gleichgewichtsdaten,
die bei unterschiedlicher Beladungskonzentration von tES, Radialpositionen
und Winkelgeschwindigkeiten erhalten wurden, mit Hilfe der simultanen,
nicht linearen Analyse der kleinsten Fehlerquadrate angepasst. Die
Berechnungen der relativen Molekülmasse
des partiellen spezifischen Volumens von tES wurden mit 0,688 ml/g
mit einer Genauigkeit von ± 0,03
ml/g ermittelt, um die Unsicherheit der Kohlenhydratzusammensetzung
von tES zu berücksichtigen
(Laue, et al. (1992)).
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Sedimentations-Geschwindigkeitsanalyse
von löslichem
tES. Die Sedimentations-Geschwindigkeitsversuche wurden in einer
analytischen Ultrazentrifuge, Beckman Optima XLA, unter Verwendung
einer Rayleigh-Interferenzoptik ausgeführt. Die Versuche wurden bei
60.000 U/min und 20°C
unter Verwendung eines 4-Loch-Titanrotors, 2-Kanal-Kohle-gefüllte Epon-Mittelstücke und
Sapphirfenster ausgeführt.
Die Probe wurde bei einer Konzentration von 0,5 mg/ml in PBS, pH
7,4, geladen. Die Sedimentationskoeffizienten wurden anhand der
Ableitung nach der Zeit des Konzentrationsprofils entsprechend der
Beschreibung von Stafford, W. (1992) Anal. Biochem. 203, 295–301 bestimmt.
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Protein-Iodierungen. Es wurde mAbs
G1 und CL2 (200 μg)
mit 400 μCi-trägerfreiem
Na125I (ICN Biomedical, Inc., Costa Mesa,
CA) unter Verwendung von Iodobeads® iodiert.
Das freie 125I wurde mit Hilfe der Gelfiltration
durch eine Sephadex G-25-Säule
(PD-10, Pharmacia) entfernt, die in 0,1 M NaCl, 20 mM MOPS, pH 7,5,
0,1% Triton X-100 äquilibriert
wurde. Die markierten Antikörper
wurden sodann für
30 min bei 90.000 g in einer TL-100-Ultrazentrifuge (Beckman, Palo
Alto, CA) zentrifugiert. Die Konzentration der markierten Proteine
wurde mit einem Mikro BCA-Proteinassaykit (Pierce) unter Verwendung
der entsprechenden nichtmarkierten Proteine als Standards bestimmt.
Die spezifische Aktivität
der markierten Antikörper
lag im Bereich von 0,5 bis 1,0 μCi/μg Protein.
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Es wurde PSGL-1 (näherungsweise
0,5 μg)
oder WGA-Eluat (näherungsweise
100 μg)
mit 400 μCi Na125I iodiert und entsprechend der vorstehenden
Beschreibung einer Entsalzung unterzogen. Das radiomarkierte PSGL-1
wurde bis auf näherungsweise
200 μl unter
Anwendung einer Centicon-30®-Vorrichtung (Pharmacia/LKB)
eingeengt und eine Gelfiltration auf einer Superose 6 PC 3,2/30-Säule ausgeführt, die
mit 0,15 M NaCl, 20 mM MOPS, pH 7,5, 0,02% NaN3,
0,1 % Brij-58 unter Anwendung eines SMART Micro Separation System
(Pharmacia/LKB) äquilibriert
wurde. Die spezifische Aktivität
des radiomarkierten Liganden lag im Bereich von 14 bis 30 μCi/μg Protein.
Die markierten Proteine waren routinemäßig mit mehr als 95% Trichloressigsäure ausfällbar.
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Binden von 125I-PSGL-1
an immobilisiertem tPS oder tES. Es wurden tPS oder tES (50 μl, 10 μg/ml) in HBSS,
0,02% NaN3 (HBSS/Az) über Nacht bei 4°C in Mikrotiterplatten
(Immulon I Removawell® Strips, Dynatech Laboratories,
Inc., Chantilly, VA) inkubiert. Nach 3 Wäschen mit HBSS/Az wurden die
Mulden mit HBSS/Az/1 % Humanserumalbumin (HSA) für 2 Stunden bei 22°C blockiert.
Die Mulden wurden sodann 1 malig mit HBSS/Az gewaschen und 125I-PSGL-1 verdünnt in HBSS/Az/0,1% HSA zugesetzt
(50 μl,
5.000 bis 10.000 cpm ((Zählimpulse
pro Minute))/Mulde). Nach 1 Stunde bei 22°C wurden die Mulden rasch 5
Mal mit HBSS/Az unter Anwendung einer 12-Kanal-Plattenwaschvorrichtung
(Nunc-Immuno Wash 12, Nunc Inc., Naperville, IL) gewaschen. Die
einzelnen Mulden wurden sodann in einem γ-Zähler gezählt. Sämtliche Assays wurden 4-fach ausgeführt. In
bestimmten Assays wurde das Binden von 125I-PSGL-1
an immobilisierten tPS in Gegenwart von zunehmenden Konzentrationen
von Flüssigphase-tPS
oder -tES gemessen.
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Binden von 125I-PSGL-1
an immobilisierten Anti-Kohlenhydrat-Antikörpern. Es wurde Ziegen-Antimaus μ-Ketten-spezifisches
IgG (50 μl,
10 μg/ml)
in HBSS/Az über
Nacht bei 4°C
in Immulon I Removawell®-Streifen inkubiert. Die
Mulden wurden gewaschen und blockiert, wie vorstehend beschrieben
wurde. Danach wurde entweder CSLEX-1, LeuM1 oder MOPC104E zugesetzt
(5O μl,
5 μg/ml).
Nach Inkubation für
1 Stunde bei 22°C
wurden die Mulden 3 Mal mit HBSS/Az gewaschen und 125I-PSGL-1
in HBSS/Az/0,1% HSA (50 μl,
5.000 bis 10.000 cpm/Mulde) zugesetzt. Nach 1 Stunde wurden die
Mulden entsprechend der vorstehenden Beschreibung gewaschen und
einzelne Mulden in einem γ-Zähler gezählt. Sämtliche Assays wurden 4-fach
ausgeführt.
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Enzymatischer Aufschluss von 125I-PSGL-1. Die Aufschlüsse mit Sialidase (0,2 U/ml,
1.5h), Endo-β-Galactosidase
(2 U/ml, 15 h) und α1,3/4-L-Fucosidase
(0,32 mU/ml, 15 h) wurden in 0,1 M NaCl, 50 mM Natriumacetat, pH
5,5, ausgeführt.
Die Aufschlüsse
mit PNGase-F (40 U/ml, 15 h) erfolgten in 0,1 M Natriumphosphat,
pH 8,6. PSGL-1 wurde in der Regel nicht mit SDS vorbehandelt, da
PNGase-F ähnliche
Auswirkungen mit oder ohne SDS-Vorbehandlung hatte. Sequenzielle
Aufschlüsse
mit Sialidase (0,2 U/ml, 2 h), gefolgt von einer Endo-α-N-Acetylgalactosaminidase
(0,1 U/ml, 15 h) wurden in 0,1 M NaCl, 50 mM Natriumacetat, pH 6,0,
ausgeführt.
Sämtliche
Glycosidase-Aufschlüsse
wurden bei 37°C
in Gegenwart von 20 μM
Leupeptin, 30 μM
Antipain, 1 mM Benzamidin und 0,02% NaN3 ausgeführt.
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Lectin-Affinitätschromatographie. Es wurde 125I-PSGL-1 auf eine Concanavalin A (Con
A)-Sepharose-Säule
(VT = 1 ml) gegeben, die in 0,1 M NaCl,
20 mM Tris, pH 7,5, 2 mM CaCl2, 0,1 % Brij-58,
0,02% NaN3 equilibriert wurde. Die Säule wurde
mit 5 Säulenvolumina
Gleichgewichts-Puffer gewaschen und mit 0,5 M α- Methylmannosid in Gleichgewichts-Puffer,
vorgewärmt
bis 65°C,
eluiert. Die Tomatenlectinchromatographie wurde in ähnlicher
Weise ausgeführt
mit der Ausnahme, dass die Säule
(VT = 1 ml) mit 0,1 M NaCl, 20 mM MOPS,
pH 7,5, 0,1 Brij-58, 0,02% NaN3 äquilibriert
war und in Gleichgewichts-Puffer stufenweise mit 20 mg/ml Chitotriose
eluiert wurde. Es wurden mehr als 85% der auf die Lectinsäulen geladenen
Zählungen
gewonnen.
-
Stellendichte-Bestimmungen. Für die Stellendichte-Messungen
wurde mAbs an P-Selectin (G1) oder E-Selectin (CL2), die Wechselwirkungen
mit Knochenmarkzellen hemmen verwendet. Die Mulden wurden mit tPS
oder tES (50 μl,
10 μg/ml)
beschichtet und blockiert, wie vorstehend beschrieben wurde. Die
Sättigungskonzentrationen
von 125I-markiertem mAb (2 μg/ml) in
HBSS/Az/0,1% HSA wurden in die Mulden gegeben und für 1 h bei
22°C inkubiert.
Die Mulden wurden 5 Mal gewaschen und anschließend in einem γ-Zähler gezählt. Das
spezifische Binden wurde als "cpm" gebunden an Selectin-beschichteten
Mulden, minus "cpm" gebunden an HSA-beschichteten
Mulden festgelegt. Die Stellendichten wurden unter der Annahme eines
einwertigen Bindens von Antikörper
bei Sättigung
berechnet. Sämtliche
Assays wurden 4-fach ausgeführt.
-
Assay der Neutrophil-Adhäsion. Es
wurden aus heparinisiertem Blut von freiwilligen Spendern Human-Neutrophile
durch Dextransedimentation, hypotonische Lyse und Ficoll-Hypaque-Dichtegradientzentrifugation
entsprechend der Beschreibung von Zimmerman, et al. (1985) J. Clin.
Invest. 76, 2235–2246
isoliert. Die quantitative Bestimmung der Neutrophil-Adhäsion an
tPS oder tES (50 μl,
10 μg/ml),
immobilisiert auf Immulon I Removawell®-Mikrotiterplatten,
wurde entsprechend der Beschreibung von Geng, et al., (1990) ausgeführt.
-
Ergebnisse
-
Ein Antiserium auf ein PSGL-1-Peptid
erkennt den P-Selectin-Glykoprotein-Liganden von Human-Neutrophilen.
Um zu bestimmen, ob der Polypeptid-Kern des Sialomucin-Liganden
für P-Selectin,
der in Human-Neutrophilen und HL-60-Zellen charakteristisch ist,
immunologisch mit PSGL-1 verwandt ist, wurde ein Glykoprotein-Ligand
für P-Selectin,
identifiziert durch Expressionsklonen aus einer HL-60-cDNA-Bank,
Antiserum, hergestellt in Kaninchen gegen ein Peptid entsprechend
den Resten 42 bis 56 der cDNA-derivierten Aminosäuresequenz und PSGL-1, getestet,
um festzustellen, ob dieses Antiserum den Glykoprotein-Liganden
erkennen konnte, den wir mit Hilfe der P-Selectin-Affinitätschromatographie
isoliert hatten. Die radiochemische Reinheit des 125I-P-Selectin-Glykoprotein-Liganden,
der in der vorliegenden Untersuchung verwendet wurde, zeigte, dass
es eine relative Molekülmasse
von näherungsweise
250.000 unter nicht reduzierenden Bedingungen und näherungsweise
120.000 unter reduzierenden Bedingungen hatte. Damit stand das radioiodierte
Glykoprotein, das zwei Disulfid-verknüpfte Untereinheiten von Mr 120.000 hatte, in Übereinstimmung mit früheren Ergebnissen
unter Anwendung des Proteinblottings oder metabolischen Markierens.
Wie bereits ausgeführt, war
ein kleiner Teil des dimeren Glykoproteins gegenüber Reduktion unter den zur
Anwendung gelangenden Bedingungen resistent. Das Immunserum, jedoch
nicht Normales Kaninchenserum, fällte
den gereinigten 125I-P-Selectin-Liganden
aus. Die Präzipitation
durch das Antiserum war spezifisch für die 42-56-Peptidsequenz,
da es vollständig
durch Einschluss dieses Peptid gehemmt war, nicht jedoch durch ein
Kontrollpeptid entsprechend den Aminosäuren 354–376 von PSGL-1. Die Spezifität des Antiserums
wurde außerdem
durch seine selektive Immunpräzipitation
des Liganden aus einer rohen Mischung von radiomarkierten Neutrophil-Membranproteinen
demonstriert, die aus einer WGA-Säule eluiert wurden.
-
Es wurden zwei tryptische Peptide
aus dem P-Selectin Glykoprotein-Liganden
abgeleitet, die aus Human-Neutrophilen gereinigt wurden. Die Sequenzen
dieser Peptide, His-Met-Tyr-Pro-Val-Arg und Pro-Gly-Lys-Thr-Pro-Glu-Pro
sind identisch mit den Aminosäuren
340–345
und 380–386
in der cDNA-derivierten
Sequenz von PSGL-1 (Seq. ID-Nr. 1). Diese Daten und die Ergebnisse
von den Versuchen der Immunpräzipitation
liefern die Identität
des Polypeptidgerüsts
der P-Selectin-Liganden, die von beiden Gruppen untersucht wurden.
-
Gereinigtes 125I-PSGL-1
bindet spezifisch an P-Selectin. 1251-PSGL-1,
das aus Human-Neutrophilen isoliert wurde, zeigte eine Bindung in
zeitabhängiger
Weise an tPS, die auf Mikrotiter-Mulden immobilisiert waren. Das
Binden nahm in Abhängigkeit
von der Menge des auf die Mulden beschichteten tPS zu. Das Binden war
Ca+2-abhängig
und wurde durch G1 aufgehoben, ein mAb an P-Selectin, welches die Leukozytenanhaftung
an P-Selectin hemmt, nicht jedoch durch S12, ein mAb welches die
Anhaftung nicht blockiert. Darüber hinaus
zeigten 84,6±2,4%
(Mittelwert ± SD,
n = 4) des radiomarkierten Glykoproteins eine Neubindung an einer
Säule von
rekombinantem, löslichen
P-Selectin (tPS) und wurde mit einem EDTA-enthaltenden Puffer eluiert.
Dieses Ergebnis demonstriert, dass die Funktion von 125I-PSGL-1
durch Iodierung nicht wesentlich verändert wurde.
-
PSGL-1 enthält substituiertes Poly-N-Acetyllactosamin.
PSGL-1 von Human-Knochenmarkzellen enthält geclusterte, sialylierte,
O-verknüpfte
Oligosaccharide, die von dem Polypeptidgerüst durch β-Elimination freigesetzt werden
(Norgard, et al. 1993). Um zu bestimmen, ob diese O-verknüpften Glykane
einfache Strukturen haben, wurde 125I-PSGL-1
mit Sialidase behandelt und anschließend mit Endo-α-N-Acetylgalactosaminidase,
einem Enzym, das nicht sialylierte Galβ1-3GalNAc-Kern-1-Disaccharide
freisetzt, jedoch nicht mehr komplexe O-verknüpfte Glykane aus Serin- oder
Threonin-Resten (Umemoto, et al., (1977) J. Biol. Chem. 252, 8609–8614).
Die Behandlung mit Sialidase verringerte die elektrophoretische
Beweglichkeit von PSGL-1, was die früheren Ergebnisse bestätigt. Der
anschließende
Zusatz von Endo-β-N-Acetylgalactosaminidase
erhöhte die
Beweglichkeit von PSGL-1 lediglich geringfügig mehr als Sialidase-behandeltes
PSGL-1, was vermuten lässt,
dass sehr wenige der O-verknüpften Oligosaccharide
einfache Strukturen waren, die gegenüber diesem Enzym empfindlich
waren.
-
PSGL-1 ist fucosyliert, da es das
sialylierte, fucosylierte Tetrasaccharid-Antigen, sLex (Norgard,
et al., (1993)) enthält.
Die Behandlung des Glykoproteins mit α1,3/4-Fucosidase, die an einem
vorletzten GlcNAc anhaftende Fucose entfernt, hatte keinen Einfluss
auf die elektrophoretische Beweglichkeit, obgleich es Fucose-Reste
entfernte, die Teil der Lex-Epitope auf
dem Molekül
waren. Der Ligand wurde sodann mit Endo-β-Galactosidase behandelt, die
innere α1-4-Verknüpfungen
zwischen Galactose und N-Acetylglucosamin (Galβ1-4GlcNAc) in verlängerten
und verzweigten Poly-N-Acetyllactosamin-Ketten hydrolysiert (Scudder,
et al., (1983) Biochem. J. 213, 485–494; Scudder, et al., (1984)
J. Biol. Chem. 259, 6586–6592).
Dieses Enzym beschleunigt geringfügig die Beweglichkeit und verringert
die elektrophoretische Heterogenität von PSGL-1, was nahe legt,
dass PSGL-1 etwas Poly-N-Acetyllactosamin enthielt.
-
Um das Vorhandensein von Poly-N-Acetyllactosamin
auf PSGL-1 zu bestätigen,
wurde die Fähigkeit von 125I-PSGL-1 zum Binden an einer Säule, die
immobilisiertes Tomatenlectin enthielt, das begierig an Poly-N-Acetyllactosamin
bindet, getestet. Es ist eine einzige Poly-N-Acetyllactosamin-Kette
ausreichend, um das Binden von Glykoprotein an Tomatenlectin in
diesem System zu bestätigen
(Merkte, et al. (1987) J. Biol. Chem. 262, 8179–8189). Es waren mehr als 95%
des PSGL-1 an der Säule
gebunden, was zeigt, dass im Wesentlichen jedes Molekül mindestens
ein Poly-N-Acetyllactosamin enthielt (Tabelle 3). Die Behandlung
von PSGL-1 mit Endo-β-Galactosidase
verringerte sich mäßig auf
84% der Materialmenge, die an der Säule bindet. Dieses lässt vermuten,
dass das Meiste, wenn nicht alles, Poly-N-Acetyllactosamin von einem
Teil der PSGL-1-Moleküle durch
Endo-β-Galactosidase
entfernt werden konnte. Da Substitutionen von Poly-N-Acetyllactosamin
mit Sialinsäure
und/oder Fucose die Wirksamkeit dieses Enzyms hemmen, wurde PSGL-1
mit Sialidase und Fucosidase vor dem Zusatz von Endo-β-Galactosidase
vorbehandelt. Die Behandlung mit Sialidase und Fucosidase hat keinen
Einfluss auf das Binden von PSGL-1 an der Säule, was in Übereinstimmung
mit der Tatsache steht, dass Substitutionen mit Sialinsäure oder
Fucose das Binden von Poly-N-Acetyllactosamin an Tomatenlectin nicht
beeinflussen. Allerdings verringerte der nachfolgende Zusatz von
Endo-β-Galactosidase
den an der Säule
gebundenen Glykoprotein-Teil auf 69%. Da Tomatenlectin schwach an
terminalen GlcNAc-Resten bindet, die einer Endo-β-Galactosidase-Behandlung
ausgesetzt sind (Cummings, (1994) Methods Enzymol. 230, 66–86), wurde β-N-Acetylglucosaminidase
zur Entfernung dieser terminalen Reste zugesetzt. Lediglich 53% dieses
Materials waren an Tomatenlectin gebunden. Diese Daten zeigen eindeutig,
dass PSGL-1 Poly-N-Acetyllactosamin enthielt. Darüber hinaus
waren mindestens einige dieser Ketten von Substitutionen mit Sialinsäure und/oder
Fucose gegenüber
Endo-β-Galactosidase
beständig.
Das Unvermögen
von Sialidase, Fucosidase, Endo-β-Galactosidase
und β-N-Acetylglucosaminidase,
das Binden aller PSGL-1-Moleküle
an Tomatenlectin zu eliminieren, kann aufgrund der geclusterten
Beschaffenheit von O-verknüpften
Glykanen, der Gegenwart von inneren Fucose-Resten und/oder der Gegenwart
von zusätzlichen
Substitutionen, wie beispielsweise Sulfat an Poly-N-Acetyllactosamin
die Enzymbeständigkeit
wiederspiegeln.
-
Tabelle
3:
Einflüsse
von Glykosidasen auf das Binden von
125I-PSGL-1
an einer Tomatenlectin-Affinitätssäule
Enzymbehandlung | prozentuale
Bindung |
scheinbar | > 95 |
Endo-β-Galactosidase | 84 |
Sialidase
+ Fucosidase | > 95 |
Sialidase
+ Fucosidase + Endo-β-Galactosidase | 69 |
Sialidase
+ Fucosidase + Endo-β-Galactosidase
+ β-N-Acetylglucosaminidase | 53 |
Peptid:
N-Glykosidase-F | > 95 |
-
125I-PSGL-1
wurde mit den angegebenen Glykosidasen behandelt und auf eine Säule von
immobilisiertem Tomatenlectin (VT = 1 ml,
2 mg Lectin/ml Harz) gegeben. Nach dem Waschen wurde die Säule mit
20 mg/ml Chitotriose eluiert. Der prozentuale Anteil von gebundenem
PSGL-1 wurde als die Radioaktivität festgelegt, die mit Hilfe
der Chitotriose eluiert wurde, dividiert durch die Summe von Radioaktivität und Säulendurchfluss,
Wäsche
und Eluat.
-
PSGL-1 enthält eine begrenzte Zahl von
heterogen N-verknüpften
Oligosacchariden. Die PNGase-F-Behandlung erhöhte geringfügig die elektrophoretische
Beweglichkeit von [125I]-PSGL-1, was in Übereinstimmung
mit früheren
Untersuchungen steht und zeigt, dass sämtliche Moleküle eine
begrenzte Zahl von N-verknüpften
Glykanen enthalten, die gegenüber
diesem Enzym ansprechbar sind. Die cDNA-derivierte Sequenz von PSGL-1
zeigt, dass das Molekül
lediglich drei potentielle Stellen für die Anhaftung von N-verknüpften Oligosacchariden
enthält
(Sako, et al., (1993)). Um die mögliche
Heterogenität
der N-verknüpften Strukturen
zu untersuchen, wurden scheinbehandelte und PNGase-F-behandeltes [125I]-PSGL-1 auf eine Säule von Concanavalin A (Con
A) gegeben, einem Pflanzenlectin, das sich lebhaft an Mannose-reichen
N-verknüpften Glykanen
bindet, weniger lebhaft an komplexem, biantennalen und hybriden
N-verknüpften Oligosacchariden und
sehr schwach an komplexen triantennalen und tetraantennalen N-verknüpften Ketten
(Ogata, et al., (1975) J. Biochem. (Tokyo) 78, 687–696). 41,9 ± 4,2%
des scheinbehandelten Liganden waren an Con A gebunden, während lediglich
3,7 ± 1,0%
des PNGase-F-behandelten Materials gebunden war (Mittelwert ± SD, n
= 4). Es wurden mehr als 85% der Zählungen, die auf die Säule geladen
wurden, gewonnen. Dieses Ergebnis demonstriert, dass PNGase-F N-verknüpfte Glykane,
die von Con A erkannt wurden, von PSGL-1 entfernt.
-
Die nicht durch Con A gebundene Fraktion
von PSGL-1 migriert geringfügig
langsamer als die von Con A gebundene Fraktion. Um zu bestätigen, dass
das Con A-ungebundene Material auch N-verknüpfte Oligosaccharide enthält, wurden
sowohl die gebundene als auch die nicht gebundene Fraktion mit PNGase-F
behandelt. Das Enzym verringerte die scheinbaren relativen Molekülmassen
der Con A-ungebundenen und Con A-gebundenen Fraktionen um 14,5 kDa
bzw. 13,7 kDa. Somit verfügten
beide Fraktionen über
PNGase-F-empfindliche,
N-verknüpfte
Glykane. Diese Daten lassen vermuten, dass die Con A-ungebundene
Fraktion triantennale und/oder tetraantennale N-verknüpfte Glykane
enthielt, die Con A nicht erkannten. Das größte N-verknüpfte Glykan, das auf Knochenmarkzellen
zu beschreiben ist (Molmasse näherungsweise
6.600) ist eine disialylierte tetraantennale Struktur mit Poly-N-Acetyllactosamin-Sequenzen auf jeder
Antenne und sowohl externer als auch Kern-Fucose (Spooncer, et al.
(1984) J. Biol. Chem. 259, 4792–4801).
-
Damit steht die beobachtete Veränderung
der elektrophoretischen Beweglichkeit nach PNGase-F-Behandlung in Übereinstimmung
mit der Entfernung von mindestens zwei möglicherweise drei komplexen
N-verknüpften
Glykanen. Selbst nach PNGase-F-Behandlung migriert das Con A-ungebundene
Material geringfügig langsamer
als das Con A-gebundene Material. Dieses kann ein Hinweis darauf
sein, dass die Con A-ungebundene Fraktion eine einzelne N-verknüpfte Kette
zurück
hielt, die gegenüber
PNGase-F beständig
war. Andererseits kann es andere strukturelle Unterschiede zwischen
den Con A-gebundenen und Con A-ungebundenen Fraktionen geben, von
denen mit größter Wahrscheinlichkeit
die Heterogenität
in einer O-verknüpften
Glykosylierung ist.
-
Die Behandlung mit Sialidase oder
Endo-β-Galactosidase
hatte ähnliche
Einflüsse
auf die elektrophoretischen Beweglichkeiten der Con A-ungebundenen
und Con A-gebundenen Fraktionen wahrscheinlich aufgrund dessen,
dass diese Enzyme hauptsächlich
die überschüssigen O-verknüpften Oligosaccharide
beeinflusste. Endo-β-Galactosidase
erzeugte ähnliche
Zunahmen in den elektrophoretischen Beweglichkeiten von PSGL-1,
das mit PNGase-F und PSGL-1 vorbehandelt wurde, die alle ihre N-verknüpften Oligosaccharide
enthielten, was nahe legt, dass mindestens etwas von dem Poly-N-Acetyllactosamin
auf den O-verknüpften Glykanen
war.
-
PSGL-1 exprimiert Lex und
sLex auf O-verknüpftem Poly-N-Acetyllactosamin.
Um zu ermitteln, ob PSGL-1 Lex oder sLex auf Poly-N-Acetyllactosamin exprimiert,
wurde ein Assay entwickelt, um das Binden von 125I-PSGL-1
an einen immobilisierten monoklonalen IgM-Antikörper auf sLex (CSLEX-1)
oder Lex (LeuM1) zu messen oder auf einem
immobilisierten, irrelevanten IgM mAb (MOPC104E). PSGL-1, das an
CSLEX-1 gebunden ist nicht jedoch an MOPC104E, bestätigt die
früheren
Daten des Immun-Blottings, dass das Glykoprotein sLex exprimiert.
Mehr als 85% der 125I-PSGL-1-Moleküle, die
an einer CSLEX-1-Affinitätssäule gebunden sind,
zeigen, dass nahezu alle Moleküle
sLex enthielten. Ebenfalls an LeuM1 gebundenes
PSGL-1 zeigt, dass es Lex enthielt, obgleich
es möglich
ist, die Desialylierung diese Struktur während der Reinigung des Glykoproteins
erzeugt. Die Behandlung von PSGL-1 mit Sialidase eliminierte das
Binden an CSLEX-1 und erhöhte
das Binden an LeuM1, was in Übereinstimmung
mit den bekannten Spezifitäten
dieser Antikörper
steht. Die Behandlung von PSGL-1 mit Fucosidase hatte keinen Einfluss
auf das Binden an CSLEX-1 bei der Bewahrung der Hemmung des Enzyms
durch terminate Sialinsäure
(Sann, et al., (1992) J. Biol. Chem. 267, 1522–1527; Maemura, K. und Fukuda,
M. (1992) J. Biol. Chem. 267, 24379–24386). Im Gegensatz dazu
eliminierte die Fucosidase das Binden von PSGL-1 an LeuM1.
-
Nach der Ermittlung der Spezifizität des Assays
wurde festgestellt, ob die Behandlung von PSGL-1 mit Endo-β-Galactosidase
die Expression von Lex oder sLex beeinflusste.
Dieses Enzym hob das Binden von PSGL-1 an immobilisiertem LeuM1
auf und verringerte das Binden an CSLEX-1 um 64 ± 14% (Mittelwert ± SD, n =
4). Diese Daten zeigen eindeutig, dass Poly-N-Acetyllactosamin,
das durch Endo-β-Galactosidase
gespalten wird, etwas und möglicherweise
das gesamte Lex sowie einen Teil des sLex auf PSGL-1 trug. Die verbleibenden sLex-Strukturen können sich auf verzweigtem oder
substituiertem Poly-N-Acetyllactosamin befinden, das gegenüber dem
Enzym resistent war, oder auf Ketten, denen das Poly-N-Acetyllactosamin
fehlte.
-
Im Gegensatz zu den Einflüssen von
Endo-β-Galactosidase
beeinflusste PNGase-F nicht das Binden von PSGL-1 an immobilisiertem
LeuM1 oder CSLEX-1, was darauf hinweist, dass wenige, sofern überhaupt, Lex- oder sLex-Strukturen auf PNGase-F-empfindlichen
N-gekoppelten Oligosacchariden vorhanden waren. In Verbindung mit
anderen Daten zeigt diese Beobachtung, dass O-verknüpfte Oligosaccharide
die meisten, wenn nicht alle, Lex- und sLex-Strukturen
trägt.
Darüber
hinaus befanden sich mindestens einige dieser Strukturen auf O-verknüpftem Poly-N-Acetyllactosamin.
-
Einflüsse von Glykosidasen auf das
Binden von PSGL-1 an P-Selectin. Es wurden die Einflüsse der Glykosidasen
auf das Binden von 125I-PSGL-1 an immobilisierten
tPS bestimmt. Die Behandlung mit Sialidase, die das Binden an den
Anti-sLex-Antikörper eliminierte, jedoch das
Binden an den Anti-Lex-Antikörper erhöhte, verhinderte vollständig das
Binden von PSGL-1 an tPS. Im Gegensatz dazu hatte die Behandlung
mit Fucosidase, die das Binden an dem Anti-Lex-Antikörper eliminierte,
nicht jedoch an dem Anti-sLex-Antikörper, keinen Einfluss
auf die Wechselwirkung von PSGL-1 mit tPS. Diese Daten stehen in Übereinstimmung
mit früheren Ergebnissen
aus anderen Assays, dass das Hochaffinitätsbinden von P-Selectin an
Knochenmarkzellen oder PSGL-1 Sialinsäure an dem Liganden erforderlich
macht.
-
Die Behandlung von PSGL-1 mit Endo-β-Galactosidase
führte
lediglich zu einer mäßigen Verringerung des
Bindens an immobilisiertem tPS. In vier unabhängigen Versuchen reduzierte
Endo-β-Galactosidase
das Binden um 25 ± 11
% (Mittelwert ± SD,
n = 4). Diese Daten lassen vermuten, dass einige, wenn nicht alle,
der sialylierten Ketten, die für
die Erkennung von P-Selectin erforderlich sind, sich auf Poly-N-Acetyllactosamin
befanden, das gegenüber
dem Enzym ansprechbar ist. Die verbleibenden Glykane, die für die Erkennung
erforderlich sind, könnten
sich am Poly-N-Acetyllactosamin befinden, das gegenüber Endo-β-Galactosidase
resistent ist, oder an Oligosacchariden, denen Poly-N-Acetyllactosamin
fehlt. Endo-β-Galactosidase
hemmte das Binden von PSGL-1 an dem Anti-sLex-Antikörper stärker als
es das Binden an tPS hemmte. Die Mengen an sLex mit
der Wechselwirkung mit tPS ließen
nicht genau in Korrelation bringen, da nicht bekannt ist, wie viele sLex-Strukturen für PSGL-1 benötigt werden,
um entweder an dem Antikörper
oder an der tPS in diesen Assays zu binden.
-
Die Behandlung von PSGL-1 mit PNGase-F
beeinflusste nicht dessen Fähigkeit
zum Binden an tPS, was die Schlussfolgerung stützt, dass N-verknüpftes Oligosaccharid
eine nur geringe Rolle in der P-Selectin-Erkennung spielt, wenn überhaupt
eine.
-
Die Struktur und Funktion von PSGL-1
von Human-Neutrophilen wurde weiter unter Verwendung von Assays
mit gereinigten, radioiodierten Glykoprotein charakterisiert. Die
Ergebnisse lassen vermuten, dass dieses Molekül ein Gebiet von sialylierten
und fucosylierten, O-verknüpften
Poly-N-Acetyllactosamin bietet, welches mit Hochaffinität bindende
Strukturen für
P-Selectin erzeugt.
-
Obgleich die große Mehrzahl der Oligosaccharide
an PSGL-1 O-verknüpft
ist, gibt es einige wenige N-verknüpfte Glykane, von denen ermittelt
wurde, dass sie heterogen sind. Es enthielten alle PSGL-1-Moleküle PNGase-F-empfindliche
N-verknüpfte
Oligosaccharide, jedoch lediglich 42% der Glykoprotein-Moleküle waren
an Con A gebunden, einem Lectin, das gut an Mannose-reichen Nverknüpften Glykanen
bindet und weniger gut an komplexen biantennalen und hybriden N-verknüpften Ketten.
Auf der Grundlage der Verringerungen in der scheinbaren relativen
Molekülmasse,
die in SDS-Gelen festgestellt wurde, entfernte PNGase-F mindestens
2 der 3 möglichen
N-verknüpften
Glykane sowohl von den Con A-gebundenen als auch von den Con A-ungebundenen
Fraktionen von PSGL-1. Eine der Ketten an der Con A-ungebundenen
Fraktion von PSGL-1 kann gegenüber
PNGase-F resistent sein, da das Con A-ungebundene Material nach
Behandlung mit PNGase-F noch etwas langsamer in SDS-Gelen migriert
als das Con A-gebundene Material. Alternativ kann PNGase-F sämtliche
Nverknüpften
Ketten sowohl von den Con A-gebundenen als auch Con Aungebundenen
Fraktionen entfernt haben, in welchem Fall der Unterschied in der
Beweglichkeit die heterogene O-verknüpfte Glykosylierung wiederspiegeln
kann. Die PNGase-F-empfindlichen N-verknüpften Glykane führten wenig
oder kein Lex und sLex und
lieferten keinen messbaren Beitrag z der Wechselwirkung des Bindens
mit P-Selectin. Diese Ergebnisse lassen stark vermuten, dass die
O-verknüpften Glykane
die relevanten Strukturen zeigen, die das P-Selectin erkennen. Es
ist äußerst unwahrscheinlich,
dass ein einziges PNGase-F-resistentes
N-verknüpftes
Glykan an einer Subpopulation von PSGL-1 für die P-Selectin-Erkennung verantwortlich ist.
-
Da mindestens einige der O-verknüpften Oligosaccharide
an PSGL-1 (α2-3) Sialinsäure und
(α1-3) Fucose
tragen, müssen
sie über
relativ große,
verzweigte Strukturen verfügen.
In Übereinstimmung
mit dieser Vorhersage wurde festgestellt, dass PSGL-1 wenige Ser/Thr-verknüpften Galβ1-3GalNAc-Kern-1-Disaccharide
trägt,
die nach der Entfernung von terminalen Sialinsäuren Endo-α-N-Acetylgalactosaminidase spalten. Diese
Daten stehen in Überein stimmung
mit früheren
Beobachtungen, dass weniger als 10% der 3H-markierten,
O-verknüpften
Oligosaccharide, die durch β-Eliminierung
von PSGL-1 freigesetzt werden, zur Bestimmung mit Hilfe der Gelfiltration
zu klein waren.
-
In die O-verknüpften Glykane an PSGL-1 ist
eine heterogene Gruppe von Poly-N-Acetyllactosamin einbezogen. Gemessen
anhand der Beweglichkeit auf SDS-Gelen und durch Binden an Tomatenlectin
spaltet Endo-β-Galactosidase
etwas von dem Poly-N-Acetyllactosamin an der inneren β1-4-Verknüpfung zwischen dem
Gal und GlcNAc. Die Behandung mit diesem Enzym verringert auch die
Mengen an Lex und sLex,
was darauf hinweist, dass einige dieser Strukturen sich am Poly-N-Acetyllactosamin
befinden. Gemessen anhand des Bindens an Tomatenlectin spaltet Endo-β-Galactosidase
anderes Poly-N-Acetyllactosamin lediglich nach Behandlung mit Sialidase
und Fucosidase, was demonstriert, dass sie Sialinsäure- und
Fucose-Reste an oder in der Nähe
ihrer Endglieder hatten, die den Zugriff zur Endo-β-Galactosidase
verhinderten. Da ein signifikanter Teil der PSGL-1-Moleküle nach
Behandlung mit allen 3 Enzymen noch an Tomatenlectin gebunden ist,
kann es andere O-verknüpfte
Poly-N-Acetyllactosamin-Ketten geben, die gegenüber Endo-β-Galactosidase resistent geblieben
sind, was auf Verzweigung oder zusätzliche innere Substitutionen
zurückzuführen ist.
Diese Strukturen könnten
zumindestens teilweise für
die Fähigkeit
von PSGL-1 zum Binden an immobilisiertem tPS nach Abbau mit Endo-β-Galactosidase verantwortlich
sein.
-
Frühere Untersuchungen haben gezeigt,
dass Human-Knochenmarkzellen Poly-N-Acetyllactosamin auf einigen
O-verknüpften
Glykanen exprimieren. Diese Strukturen treten zumeist ausschließlich an
der Verzweigung auf, die an dem C-6 von GalNAc als Teil eines Kern-2-O-verknüpften Oligosaccharids
angebracht sind (Fukuda, et al., (1986) J. Biol. Chem. 261, 12796–12806;
Hanisch, et al., (1989) J. Biol. Chem. 264, 872–883). Von den näherungsweise
80 O-verknüpften
Glykanen an den größeren Sialomucin
von Human-Knochenmarkzellen, Leukosialin (CD43), enthalten lediglich
eines oder zwei Poly-N-Acetyllactosamin, wobei näherungsweise die Hälfte von
ihnen über
einen terminalen sLex-Rest verfügt. Im Gegensatz
dazu scheint PSGL-1 von Neutrophilen einen höheren Prozentanteil an Kern-2-Poly-N-Acetyllactosamin
zu enthalten. Um die speziellen Monosaccharide, Verknüpfungen
und Modifikationen zu bestimmen, die die O-verknüpften Glykane von PSGL-1 ausmachen,
wird eine direkte Strukturanalyse erforderlich sein. Allerdings
lassen die vorliegenden Daten vermuten, dass einige dieser Glykane
von denen in Leukosialin differieren, was wiederum besagt, dass
Human-Knochenmarkzellen die Polypeptid-Grundgerüste von 2 unterschiedlichen
Sialomucinen unterschiedlich glykosylieren können. Diese unterschiedliche Glykosylierung
ist von funktioneller Bedeutung, da P-Selectin mit hoher Affinität an PSGL-1
bindet, nicht jedoch an Leukosialin.
-
Die Selectine erfordern eine Sialylierung
und Fucosylierung der meisten Kohlenhydrat-Liganden zur Erkennung.
In ähnlicher
Weise erfordert PSGL-1 Sialinsäure
und Fucose zur Wechselwirkung mit P-Selectin. Obgleich PSGL-1 das
terminate sLex-Tetrasaccharid exprimiert,
ist es nicht eindeutig, ob es diese Struktur von sich aus zur Erkennung
benötigt.
Ein einfaches Modell besteht darin, dass PSGL-1 zahlreiche terminale sLex-Reste bietet, die die Aktivität erhöhen, mit
der es mit P-Selectin in Wechselwirkung steht. Allerdings zeigen
frühere
Beobachtungen, dass hohe Konzentrationen an Zelloberflächen-sLex nicht ausreichend sind, um optimale Wechselwirkung
mit P-Selectin zu vermitteln. Es ist wahrscheinlicher, dass zusätzliche
Modifikationen an jeder Oligosaccharid-Kette für eine optimale Erkennung entscheidend
sind. Spezielle Merkmale verschiedener Oligosaccharide hinsichtlich
der Nähe
können
auch als ein geclustertes Saccharid-Fleck vorliegen, der das Hochaffinitätsbinden
an P-Selectin fördert.
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Sako et al. (1993) erzeugten eine
rekombinante Form von PSGL-1, die an P-Selectin bindet, wenn sie in
COS-Zellen exprimiert ist, die mit einer α1-3/4-Fucosyltransferase (FTIII) cotransfiziert
sind, nicht jedoch in COS-Zellen, denen es an Fucosyltransferase
fehlt. Die relative Molekülmasse
des rekombinanten Moleküls war ähnlich derjenigen
von PSGL-1 in Human-Knochenmarkzellen HL-60, und die Autoren schlussfolgerten offensichtlich,
dass die Struktur und Funktion von rekombinantem PSGL-1 denen des
nativen Moleküls äquivalent
waren. Allerdings sind die speziellen Oligosaccharid-Strukturen,
die an dem PSGL-1 hängen,
und die zum Aufbau dieser Strukturen erforderlichen Glykosyltransferasen
unbekannt. Darüber
hinaus unterscheidet sich die α1-3/4-Fucosyltransferase
(FTIII), die in den COS-Zellen exprimiert ist, um rekombinantes
PSGL-1 zu erzeugen, von dem Fucosyltransferasen in Human-Knochenmarkzellen
(Goelz, et al. (1990) Cell 63, 1349–1356; Sasaki, et al. (1994)
J. Biol. Chem. 269, 14730–14737).
Damit ist es nicht sicher, dass die Glykosylierung damit die Funktion
des rekombinanten PSGL-1 identisch mit dem des nativen Glykoproteins
in Human-Knochenmarkzellen ist. Tatsächlich bewirkt nach einem Sialidaseabbau
von rekombinantem PSGL-1 der Zusatz von Endo-β-N-Galactosaminidase eine wesentliche
Erhöhung
der Beweglichkeit des Glykoproteins, was darauf hinweist, dass rekombinantes
PSGL-1, das in COS-Zellen mit FTIII exprimiert ist, im Gegensatz
zu dem nativen Glykoprotein zahlreiche einfache O-verknüpfte Kern-1-Gal-β1-3GalNAc-Disaccharide
enthält,
die gegenüber
diesem Enzym empfindlich sind.
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Sako et al. haben festgestellt, dass
rekombinantes PSGL-1 nicht länger
an P-Selectin nach Behandlung mit Sialidase und Endo-β-N-Galactosaminidase bindet
und haben daraus geschlussfolgert, dass O-verknüpfte Oligosaccharide für die Erkennung
durch P-Selectin entscheidend sind. Auf der Grundlage der hier gebotenen
Daten scheint diese Schlussfolgerung korrekt zu sein. Allerdings
kann der Versuch von Sako et al. nicht verwendet werden, um eine
Rolle für
die O-verknüpften
Glykane in der Erkennung zu unterstützen. Ein längerer Abbau mit Sialidase
ist zur Eliminierung des Bindens an nativem PSGL-1 erforderlich,
und die Bedingungen für
den Sialidase-Abbau von rekombinantem PSGL-1, wie er von Sako et
al. benutzt wurde, verringern das Binden von P-Selectin, eliminieren
es aber nicht. Der Verlust des P-Selectin-Bindens nach Zusatz von
Endo-α-N-Galactosaminidase
der lediglich nicht sialylierte Kern-1-Galβ1-3GalNAc-Disaccharide freisetzt,
war eher auf die früher
beobachtete Kontamination dieses Enzyms mit Sialidase zurückzuführen, mit
der die verbleibenden Sialinsäuren
entfernt werden, die für
die Erkennung erforderlich sind.
-
Sako et al. haben auch vorgeschlagen,
dass die N-verknüpften
Oligosaccharide zum Binden an P-Selectin deshalb beitragen, weil
rekombinantes P-Selectin
nicht alles PNGase-F-behandeltes rekombinantes PSGL-1 nicht erneut
ausfällt.
Allerdings haben diese Autoren nicht nachgewiesen, ob das Repräzipitations-Assay quantitativ
war, indem überprüft wurde,
ob zusätzliche
Präzipitations-Schritte
die Gewinnung von PSGL-1 erhöhten.
Die gleiche Gruppe schlussfolgerte auch, dass N-verknüpfte Glykosylierung
für die
P-Selectin-Erkennung von Bedeutung war, da sie festgestellt haben,
dass mit Tunicamycin behandelte Knochenmark-HL-60-Zellen, ein Inhibitor
der N-verknüpften
Glykosylierung, nicht an P-Selectin-exprimierenden Zellen haftete
(Larsen, et al., (1992) J. Biol. Chem. 267, 11104–11110).
Allerdings übt
Tunicamycin indirekte Einflüsse auf
Zellen aus, wie beispielsweise das Hemmen des Austritts einiger
Proteine aus dem endoplasmatischen Retikulum, was die Interpretation
ihrer Einflüsse
auf die Zellanhaftung schwierig macht. Die Untersuchungen in der
vorliegenden Patentanmeldung geben keine Bestätigung dafür, dass die N-verknüpften Glykane
von PSGL-1 von Human-Neutrophilen eine Rolle bei der Erkennung durch
P-Selectin spielen.
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Beispiel 2: Expression
von PSGL-1 in CHO-Zellen, die mit cDNA transfiziert wurden, die
Fucosyltransferase III codiert, sowie einer Kern-2-β1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase
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Es wurde eine funktionelle, rekombinante
Form von PSGL-1 exprimiert, die über
viele der Eigenschaften der aus Human-Neutrophilen gereinigten nativen
PSGL-1 verfügt.
Die Untersuchung demonstriert, dass PSGL-1, um an P-Selectin zu
binden, sialylierte und fucosylierte O-verknüpfte Oligosaccharide benötigt, die eine
verzweigte Kern-2-Struktur enthalten.
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PSGL-1 wurde in Ovarialzellen des
Chinesischen Hamsters (CHO) exprimiert, die deshalb ausgewählt wurden,
weil die N- und O-verknüpften
Oligosaccharid-Strukturen auf diesen Zellen sehr gut charakterisiert sind.
Insbesondere sind die Ser/Thr-verknüpften Oligosaccharide auf sezernierten
und Oberflächen-Glykoproteinen einfache
Kern-1-, mono- und disialylierte Derivate von Galβ1-3GalNAcα1-Ser/Thr
(Sasaki et al., J. Biol. Chem. 262: 12059–12076, 1987; Seguchi et al.,
Arch. Biochem. Biophys. 284: 245–256, 1991). DHFR-minus-CHO-Zellen
wurden stabil mit der cDNA, die Fucosyltransferase III (FTIII) codiert,
transfiziert (Kukowska-Latallo, et al., 1990), mit der cDNA, die
die Kern-2-β1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase
codiert (Bierhuizen und Fukuda, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 9326–9333, 1992;
Bierhuizen et al., J. Biol. Chem. 269: 4473–4479, 1994) oder mit beiden
cDNAs. Die cDNAs wurden in die pRc/RSV- oder pCDNA3-Expressionsvektoren
ligiert (Invitrogen). Nach der Transfektion mit Hilfe der Calciumphosphat-Präzipitationsmethode
wurden stabile transfizierte Klone in Medium ausgewählt, das
G418 enthielt. Es wurden Klone identifiziert, die eine der Beiden
oder beide Glykosyltransferasen exprimieren, indem spezielle Glykosyltransferase-Assays
angewendet wurden, die auf Zell-Lysaten ausgeführt wurden. Zellen, die FTIII
exprimieren, exprimieren auch große Mengen des Sialyl-Lewis-x-Antigens
(NeuAcα2-3Ga1β1-4[Fucal-3]GlcNAcα1-4-R) auf
ihren Oberflächen,
was mit Hilfe des Bindens des CSLEX1-monoklonalen Antikörpers gemessen
wird (Fukushima et al., Cancer Res. 44: 5279–5285, 1984).
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Es wurde eine cDNA, die eine Form
von PSGL-1 in voller Länge
codiert (Moore et al., J. Cell Biol. 128: 661–671, 1995) in den pZeoSV-Expressionsvektor
insertiert (Invitrogen). CHO-Zellen, die die Glykosyltransferasen
exprimieren, wurden transfiziert mit der PSGL-1-cDNA, indem das
Lipofektamin-Reagens verwendet wurde (Gibco BRL Life Technologies).
In einer Analyse der vorübergehenden
Expression wurden Zellen mit Hilfe der Durchflusszytometrie 48 h
nach der Transfektion analysiert. Es wurden stabile Klone in Medium
ausgewählt,
das sowohl G418 als auch Zeocin (Invitrogen) enthielt. Die Analyse
von Zell-gebundenen Antikörpern mit
Hilfe der Durchflusszytometrie wurde entsprechend der Beschreibung
von Moore et al., (1995) ausgeführt. Die
Analyse von Zell-gebundenem, von Thrombozyten-derivierten P-Selectin
mit Hilfe der Durchflusszytometrie wurde entsprechend der Beschreibung
von Moore und Thompson ausgeführt,
Biochem. Biophys. Res. Commun. 186: 173–181 (1992).
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Bei den Untersuchungen der vorübergehenden
Expression war PSGL-1 auf der Mehrzahl von transfizierten Zellen
coexprimiert, die FTIII exprimieren, die Kern-2-β1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase
oder beiden Glykosyltransferasen. Die Coexpression wurde durch starkes
Binden von anti-PSGL-1-monoklonalen Antikörpern PL1 oder PL2 dokumentiert
(Moore, et al. 1995), was mit Hilfe der Durchflusszytometrie gemessen wurde.
Im Gegensatz dazu zeigte die durchflusszytometrische Analyse, dass
P-Selectin lediglich auf CHO-Zellen gebunden war, die FTIII, die
Kern-2-β1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase
und PSGL-1 exprimieren. P-Selectin zeigte keine Bindung an CHO-Zellen,
die entweder eine der Beiden oder beide Glykosyltransferasen in Abwesenheit
von PSGL-1 exprimieren. P-Selectin versagte auch beim Binden an
CHO-Zellen, die entweder FTIII oder die Kern-2-β1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase
selbst bei Gegenwart von PSGL-1 exprimieren. Damit war eine funktionelle
Form von PSGL-1, das zum Binden an P-Selectin in der Lage war, lediglich
auf CHO-Zellen exprimiert, die ebenfalls FTIII und die Kern-2-β1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase
exprimieren.
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Es wurden auch CHO-Zell-Klone gewählt, die
stabil FTIII und die Kern-2-β1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase
exprimieren. Diese Zellen exprimierten große Mengen an PSGL-1, was durch
Binden von PL1 und PL2 mit Hilfe der Durchflusszytometrie detektiert
wurde. P-Selectin zeigte auch eine gute Bindung an diesen stabil
ausgewählten
Zellen. Damit erforderte ein Hochaffinitätsbinden von P-Selectin an
CHO-Zellen die gleichzeitige Expression von FTIII, der Kern-2-β 1-6-N-Acetylglucosaminyltransferase
und PSGL-1 durch die Zellen. Bei Zellen, die PSGL-1 entweder vorübergehend
oder stabil exprimieren, war das Binden von P-Selectin spezifisch
da es durch einen inhibitorischen monoklonalen Antikörper an
P-Selectin, G1, blockiert war, nicht jedoch durch einen nichtinhibitorischen,
monoklonalen Antikörper
an P-Selectin, S12 (Geng et al., Nature 343: 757–760, 1990). Das Binden war
außerdem
Ca+2-abhängig,
was in Übereinstimmung
mit der Forderung für Ca2+ für
Selectine zum Binden von Kohlenhydrat-Liganden stand. P-Selectin
zeigte auch ein spezifisches Binden an PSGL-1 auf den Zellen: PL1, nicht jedoch
PL2, vollständig
blockiertes Binden von P-Selectin.
Darüber hinaus
blockierte das Anti-42-56-Serum, wie nachfolgend diskutiert wird,
nicht jedoch das Kontroll-Kaninchenserum das Binden von P-Selectin.
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Diese Daten zeigen, dass CHO-Zellen
genetisch bearbeitet werden können,
um eine rekombinante Form von PSGL-1 zu exprimieren, die spezifisch
und mit hoher Affinität
an P-Selectin bindet, wie das bei nativem PSGL-1 von Human-Leukozyten
der Fall ist. Die Hemmung des Bindens von P-Selectin durch PL1 und durch
das Anti-42-56-Serum zeigt, dass P-Selectin an der gleichen Region
an rekombinantem PSGL-1 und an nativem PSGL-1 von Human-Leukozyten
bindet. Die Notwendigkeit für
das Kern-2-Enzym in den CHO-Zellen zeigt, dass eine kritische Komponente
der P-Selectin-Erkennungsstelle an PSGL-1 aus verzweigtem, Kern-2-0-verknüpftem Oligosaccharid/Oligosacchariden
mit einem Galβ1-3(Galβ1-4GlcNAcβ1-6)GalNAc-Ser/Thr-Gerüst besteht.
Die Sialylierung und Fucosylierung von PSGL-1 ist auch für das Hochaffinitätsbinden
an P-Selectin erforderlich;
diese Modifikationen müssen
an den entscheidenden Kern-2-O-verknüpften Glykanen
auftreten.
-
Beispiel 3: Bestimmung
eines sulfatierten Tyrosins, das eine Region in PSGL-1 enthält, die
für das
P-Selectin-Binden entscheidend ist
-
PSGL-1 verfügt über eine extrazelluläre Domäne von 308
Resten. Die ersten 18 Reste bauen ein Signalpeptid auf. Die Reste
19 bis 41 bauen ein vermutliches Propeptid auf, von dem vorhergesagt
wird, dass es nach der Synthese gespalten wird, wahrscheinlich in
dem Trans-Golgi-Netzwerk. Daher beginnt der vermutliche N-Terminus
des reifen Proteins bei Rest 42. Die drei Tyrosine im Inneren der
Konsensussequenz für
die Tyrosinsulfatierung sind die Reste 46, 48 und 51 in der Nähe des N-Terminus.
Das polyklonale Kaninchen-Antiserum
wird zu einem synthetischen Rest, der die Reste 42–56 codiert,
blockiert vollständig
das Binden von PSGL-1 an P-Selectin, was nahe legt, dass mindestens
ein Teil der entscheidenden Erkennungsstelle für P-Selectin in dieser Region
liegt. Alle Angaben auf die Restnummern beziehen sich auf die Sequenzliste
ID-Nr. 1.
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Für
zwei IgG-monoklonale Antikörper
zu PSGL-1, bezeichnet als PL1 und PL2, sind früher bereits in Moore et al.,
(J Cell Biol. 128: 661–671
(1995)) beschrieben worden. PL1 blockiert das Binden von PSGL-1
an P-Selectin vollständig,
nicht jedoch PL2, und hebt die Haftung von Leukozyten an P-Selectin
sowohl unter statischen als auch unter Bedingungen der Scherung
auf. Um die Regionen auf PSGL-1 zu kartieren, wo sich die Epitope
für PL1
und PL2 befinden, wurden in Bakterien eine Reihe von Fusionsproteinen
exprimiert, die überlappende
Regionen von extrazellulärer
Domäne
von PSGL-1 enthalten. Die PSGL-1-Sequenzen in den Fusionsproteinen
waren folgende: Fragment 1, Reste 18–78; Fragment 2, Reste 63–123; Fragment
3, Reste 109–168;
Fragment 4, Reste 154–200;
Fragment 5, Reste 188–258;
Fragment 6, Reste 243–308.
Die DNA, die jedes Fragment codiert, wurde in den Rahmen zu der
DNA eingeschmolzen, die die Dihydrofolatreduktase und ein 6X His-Tag
in dem Expressionsvektor pQE-40 (Qiagen) codiert. Jedes Fragment
wurde in Bakterien exprimiert und auf einer Nickel-Affinitätssäule gereinigt,
das an dem 6X His-Tag gebunden war. Das Reaktionsvermögen jedes
Fusionsproteins mit den Antikörpern
wurde mit Hilfe des Western-Blottings unter reduzierenden Bedingungen
bewertet.
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PL1 war stark an Fragment 1 gebunden,
jedoch an keinem der anderen Fragmente. Dieses zeigt, dass das PL1-Epitop
im Inneren der Reste 18–78 angeordnet
ist. Unter der Annahme der proteolytischen Entfernung des Propeptids
von nativem reifen PSGL-1, befindet sich das Epitop im Inneren der
Reste 42–78.
Da PL1 nicht an Fragment 2 (Reste 63–123) bindet, befindet sich
das Epitop wahrscheinlich im Inneren der Reste 42–70. Damit
bindet PL1 an einem N-terminalen
Epitop, der sich in der Nähe
der Epitope für
das polyklonale Anti-42-56-Serum
befindet. Dieses Ergebnis lässt
weiter vermuten, dass eine entscheidende Komponente der P-Selectin-Erkennungsstelle
im Inneren einer kleinen Region an dem N-Terminus von PSGL-1 ruht.
Im Gegensatz dazu war der nicht-blockierende
monoklonale Antikörper
PL2 an Fragmenten 5 und 6 gebunden (nicht jedoch an den anderen
Fragmenten), was vermuten lässt,
dass er ein Epitop innerhalb der Reste 243–258 erkennt, die in beiden
Fragmenten vorhanden sind.
-
Diese Ergebnisse demonstrieren, dass
P-Selectin an einer spezifischen Region sowohl an nativer als auch
rekombinanter PSGL-1 bindet. Diese Region sitzt nahe dem N-Terminus
des reifen Moleküls.
Das Hochaffinitätsbinden
von PSGL-1 an P-Selectin erfordert sowohl Tyrosinsulfatierung als
auch sialylierte, fucosylierte, Kern-2-verzweigte, O-verknüpfte Oligosaccharide.
Es können
Fragmente von von PSGL-1 oder Derivaten davon aufgebaut werden,
die die Bindungsstelle für
P-Selectin enthalten. Derartige Fragmente können so kurz wie die codierenden
Reste 42–58
sein, wobei dieses Fragment die drei Tyrosine enthält, die
in der Lage sind sulfatiert zu werden, sowie die zwei Threonine,
die Anbringungsstellen für
Kern-2-, O-verknüpfte
Oligosaccharide sein können.
Längere
Fragmente, die sich vom Rest 42 erstrecken, sollten ebenfalls mit
hoher Affinität
an P-Selectin binden.
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Experimentelle
Prozeduren
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Chemikalien und Reagenzien. Es wurde "Carrier Free [35S]Sulfat (1100–1600 Ci/mMol) von Dupont/NEN
(Wilmington, DE) erworben. Es wurde Emphaze®-Affinitäts-Trägerharz
von Pierce Biochemicals (Rockford, IL) erworben. Die Aerobacter
aerogenes-Arylsulfatase, Arthrobacter ureafaciens-Neuraminidase und
sulfatierte Monosaccharide wurden von Sigma Chemical Co. (St. Louis,
MO) erhalten. Rekombinante Peptid:N-Glykosidase F wurde von Boehringer
Mannheim (Indianapolis, IN) erworben. Sämtliche Zellkultur-Reagentien
wurden von GIBCO/BRL (Grand Island, NY) erhalten. Authentischer
Tyrosinsulfat-Standard wurde entsprechend der Beschreibung von Huttner
(1984) (Meth. Enzymol. 107, 200–224)
unter Verwendung von konzentrierter H2SO4 und Tyrosin synthetisch dargestellt. Andere
Chemikalien waren von ACS-Reinheit oder besser und wurden von "Fisher Scientific" erhalten.
-
Isolation von radiomarkiertem PSGL-1.
PSGL-1 wurde von Human-Neutrophilen gereinigt und mit Na125I entsprechend der Beschreibung von Moore,
et al., (1994) radiomarkiert. Die HL-60-Zellen (1–2 x 106 Zellen/ml) wurden für 48 h mit 100 μG/ml [35S]Sulfat bei 37°C in Sulfat-armen Medium (S-MEM)
markiert, das 10% dialysiertes fetales Rinderserum enthielt. Das 35S-PSGL-1 wurde unter Anwendung der Affinitätschromatographie
in einer Säule
gereinigt, die rekombinantes, lösliches
P-Selectin enthielt (Ushiyama, et al., (1993) J. Biol. Chem. 268,
15229–15237),
gekoppelt an Emphaze® bei einer Dichte von
5 mg/ml (Moore, et al. (1994)). Die angereicherte, EDTA-eluierte
Probe wurde erneut an der P-Selectin-Säule nach
Dialyse in einen Ca2+-enthaltenden Puffer
chromatographiert. Das gereinigte 35S-PSGL-1
wurde mit reduzierendem oder nicht reduzierendem SDS-Probepuffer
behandelt und in einem 7,5%igen Polyacrylamid-Gel (Laemmli (1970))
einer Elektrophorese unterworfen. Die Gele wurden getrocknet und
sodann bei –80°C mit einem
Fuji RX-Röntgenfilm
belichtet.
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Detektion von Tyrosinsulfat. Die
Tyrosin-Sulfatierung von PSGL-1 wurde mit Hilfe der Basenhydrolyse von 35S-PSGL-1 bestimmt. Nach der Identifikation
von 35S-PSGL-1 mit Hilfe der Autoradiographie
wurde das getrocknete Gel mit dem exponierten Röntgenfilm ausgelegt und das
Band von der nicht reduzierenden Spur einer starken Basehydrolyse
in 1,0 M NaOH bei 110°C
für 24
h unterworfen, wie von Hortin, et al. (J. Biol. Chem. 261, 15827–15830 (1986))
beschrieben wurde. Das Hydrolysat wurde über eine Dowex 50 (H+)-Säule geschickt,
mit Wasser gewaschen, lyophilisiert und mit Hilfe der Anionen-Austauschchromatographie
unter Verwendung einer Varian AX-5-Säule (4 mm x 30 cm) analysiert,
die mit einem Gradienten von NaH2PO4, pH 3,0, eluiert wurde.
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Enzymatische Behandlung von PSGL-1.
Alle Arylsulfatase-Digestionen wurden mit Aerobacter aerogenes-Arylsulfatase
(EC 3.1.6.1) (Fowler und Rammler (1964) Biochemistry 3, 230–237) in
näherungsweise 500 μl 0,01 M
Tris-HCl, pH 7,5, über Nacht
bei 37°C
ausgeführt.
Nach der Digestion wurden die Enzymreaktionen durch Sieden für 15 min
abgebrochen. Es wurden Schein-Digestionen
mit 1.000 mU gekochtem Enzym ausgeführt. Das 35S-Tyrosinsulfat
aus 35S-PSGL-1 wurde mit Hilfe der Basenhydrolyse
entsprechend der vorstehenden Beschreibung hergestellt. Das Basenhydrolysat
wurde mit 50 mU oder 1.000 mU aktiver Arylsulfatase oder mit 1.000
mU gekochter Arylsulfatase behandelt und anschließend mit
Hilfe der Anionen-Austauschchromatographie analysiert.
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Die Spezifizität der A. aerogenes-Arylsulfatase
wurde für
die sulfatierten Monosaccharide GlcNAc-6-Sulfat, Gal-6-Sulfat, GalNAc-6-Sulfat
und GalNAc-4-Sulfat
bestimmt. Jedes der sulfatierten Monosaccharide (100 nMol) wurde
separat mit 1.000 mU gekochtem oder aktivem Enzym behandelt. Nach
einer Inkubation über
Nacht wurden die Reaktionsmischungen für 15 min gekocht, lyophilisiert,
erneut in Wasser suspendiert und mit Hilfe der Anionen-Austauschchromatographie
bei hohem pH mit einer Dionex CarboPac PA-1-Säule und PAD-Detektion analysiert,
wie von Shilatifard und Cummings beschrieben wurde ((1995) Glycobiology
5, 291–297).
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Es wurde intaktes 35S-PSGL-1
oder 125I-PSGL-1 mit A. aerogenes-Arylsulfatase
entsprechend der vorstehenden Beschreibung behandelt. Das von 35S-PSGL-1
durch Arylsulfatase freigesetzte [35S]Sulfat
wurde mit Hilfe der Arylsulfatase quantitativ durch BaSO4-Ausfällung
bestimmt, wobei 100 μ lgesättigte Na2SO4 als ein Träger verwendet
wurde (Shilatifard, et al., (1993) J. Virol. 67, 943–945). In
der graphischen Darstellung der Daten wurde das von der scheinbehandelten
Probe freigesetzte Sulfat eingestellt, indem die scheinbehandelte
Probe mit 0% angesetzt wurde. Der tatsächliche prozentuale Anteil
der von den scheinbehandelten Proben freigesetzten Radioaktivität lag im
Bereich von 1,3 bis 5,0%.
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In einem Kontrollversuch wurde 125I-PSGL-1 mit 1.000 mU Arthrobacter ureafaciens-Neuraminidase
in 0,05 M Natriumacetat, pH 5,0, über Nacht bei 37°C vor der
Aufbringung auf eine CSLEX-1-Antikörper-Säule behandelt. Die Chromatographie
auf CSLEX-1 wurde entsprechend der früheren Beschreibung von Moore,
et al., (1994) ausgeführt.
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35S-PSGL-1
mit Peptid:N-Glykosidase F entsprechend der Beschreibung von Shilatifard,
et al., (1993) behandelt. 35S-PSGL-1 wurde
durch Sieden für
5 min in 50 μl
50 mMol Natriumphosphat, pH 7,5, 50 mM 2-Mercaptoethanol, 0,5% SDS
denaturiert. Das SDS wurde sodann auf eine Endkonzentration von
0,2% mit 1,5% NP-40 verdünnt.
Es wurden 10 U Enzym zu dem denaturierten 35S-PSGL-1
zugesetzt und über
Nacht bei 37°C inkubiert.
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Erneutes Binden von Arylsulfatase-behandeltem
PSGL-1 an P-Selectin
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Es wurde mit Arylsulfatase behandeltes
PSGL-1 auf eine P-Selectin-Affinitätssäule in Ca2+-enthaltenden
Puffer gegeben und die gebundene Radioaktivität mit EDTA eluiert. Der Prozentanteil
von 125I-PSGL-1, der aus der Säule mit
EDTA eluiert wurde, wurde korrigiert, indem die scheinbehandelte
Probe gleich 100% gesetzt wurde (tatsächliches erneutes Binden im
Bereich von 87 bis 99%).
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Immunpräzipitation
und P-Selectin-Bindungsassays
-
Die Immunpräzipitation von 35S-PSGL-1
wurde entsprechend der Beschreibung von Moore, et al., (1994) unter
Verwendung eines Kaninchen-Antiserums (Moore, et al., (1995), Moore,
et al., (1994)) auf ein Peptid entsprechend den Resten 42–56 (QATEYEYLDYDFLPE)
von PSGL-1 (Sako, et al., (1993)) (Anti-42-56) oder Normal-Kaninchenserum
(NRS) ausgeführt.
Die Immunpräzipitate
wurden mit Hilfe von SDS-PAGE unter nicht reduzierenden Bedingungen
analysiert, gefolgt von einer Autoradiographie. Die Festphase-Bindungsassays
von P-Selectin wurden entsprechend der Beschreibung von Moore, et
al., (1994) ausgeführt.
Kurz zusammengefasst, wurde 125I-PSGL-1
in Gegenwart von NRS oder dem Antiserum inkubiert, das gegen die
Reste 42–56
von PSGL-1 (Anti-42–56)
gerichtet ist, und zwar in Mikrotiterplatten, die immobilisiertes,
rekombinantes, lösliches
P-Selectin (50 μl,
10 μg/ml)
oder Humanserumalbumin (HSA) (50 μl,
1 HSA) enthielten. Das Binden von Thrombozyten-deriviertem P-Selectin
an HL-60-Zellen
wurde mit Hilfe der Durchflusszytometrie, wie schon beschrieben,
in Gegenwart von 20% NRS oder 20% Anti-42-56-Serum gemessen.
-
Ergebnisse
und Diskussion
-
Um zu bestimmen, ob PSGL-1 posttranslational
sulfatiert ist, wurden Human-promyelozytische HL-60-Leukämiezellen
metabolisch mit [35S]Sulfat markiert und
PSGL-1 von Lysaten dieser Zellen mit Hilfe der Affinitätschromatographie
auf einer P-Selectin-Säule
gereinigt. Es wurde ein [35S]Sulfat-markiertes
Protein detektiert, dass in SDS-Gelen mit einer relativen Molekülmasse von
120.000 unter reduzierenden Bedingungen und mit einer relativen
Molekülmasse
von 240.000 unter nicht reduzierenden Bedingungen migrierte.
-
Diese Beweglichkeiten stehen in Übereinstimmung
mit der Disulfid-verknüpften
homodimeren Struktur von PSGL-1 (Moore, et al., 1992). Darüber hinaus
wurde das [35S]Sulfat-markierte Protein
einer Immunpräzipitation
mit einem speziellen Kaninchen-Antiserum unterzogen, das gegen ein
synthetisches Peptid erzeugt wurde, das die Reste 42–56 der
extrazellulären
Domäne
von PSGL-1 codiert. Die Analyse der Überstände zeigte, dass Anti-42-56
das gesamte 35S-PSGL-1 ausfällte, während normales
Kaninchenserum (NRS) nichts von dem 35S-PSGL-1
ausfällte.
Diese Ergebnisse demonstrieren, dass PSGL-1 posttranslational sulfatiert
ist.
-
Das Sulfat kann in eukaryotische
Glykoproteine als Tyrosinsulfat eingebaut werden (Huttner, et al. (1988)
Mod. Cell Biol. 6, 97–140)
oder als sulfatierte Kohlenhydrate (Fiete, et al., (1991) Cell 65,
1103–1110; Kjellen
und Lindahl; (1991) Ann. Rev. Biochem. 60, 443–475). In ersten Untersuchungen
wurden sulfatierte Kohlenhydrate auf PSGL-1 unter Anwendung von
Methoden nicht detektiert, mit denen derartige Strukturen auf anderen
Glykoproteinen detektiert wurden (Shilatifard, et al. (1995, 1993)).
Die cDNA-Sequenz von PSGL-1 prognostiziert 4 extrazytoplasmatische
Tyrosin-Reste, drei von denen sind an den Stellen 46, 48 und 51 innerhalb
einer vorhergesagten Konsensussequenz für die Tyrosinsulfatierung geclustert
(Huttner und Baeuerle (1988)). Um zu ermitteln, ob PSGL-1 ein Tyrosinsulfat
hat, wurde ein Gel-Plättchen,
das 240 kDa 35S-PSGL-1 enthielt, mit einer
starken Base hydrolysiert und mit Hilfe der Anionen-Austauschchromatographie
analysiert. Es wurde ein einzelner radioaktiver Peak erhalten, der
mit Tyrosinsulfat coeluiert wurde, nicht jedoch mit sulfatierten
Zucker-Standards
(1A).
-
Sodann wurde Tyrosinsulfat im Bezug
auf seine Bedeutung für
das Binden von PSGL-1 an P-Selectin getestet. Obgleich die Funktionen
von Tyrosinsulfat innerhalb der Proteine nicht klar sind, erfordern
einige Proteine diese Modifikation für eine optimale Aktivität (Pittman,
et al. (1992) Biochemistry 31, 3315–3325; Dong, et al., (1994)
Biochemistry 33, 13946–13953).
Das übliche
Herangehen zur Bewertung der Bedeutung von Tyrosinsulfat besteht
darin, dass die Sulfatierung von neusynthetisch dargestellten Proteinen
mit chemischen Inhibitoren vermieden wird oder das Tyrosin durch
Phenylalanin mit Hilfe der ortsgerichteten Mutagenese ersetzt wird.
Ein alternatives Vorgehen, bei dem Sulfat enzymatisch vom Tyrosin
an intaktem PSGL-1 entfernt wurde, wurde getestet. Ebenfalls wurde
die Fähigkeit
einer Arylsulfatase von Aerobacter aerogenes zur Freisetzung von
Sulfat aus 35S-Tyrosinsulfat bestimmt. Nur
bis zu 50 mU dieser Arylsulfatase setzen quantitativ [35S]Sulfat von 35S-Tyrosinsulfat frei, das von PSGL-1 abgeleitet
war (1B, 1C). Diese Aufspaltung war spezifisch,
da 1.000 mU des Enzyms nicht irgendein Sulfat von Gal-6-Sulfat,
GlcNAc-6-Sulfat, GalNAc-4-Sulfat und GalNAc-6-Sulfat freisetzen.
-
Es wurde die Fähigkeit der Arylsulfatase zum
Freisetzen von Sulfat aus intaktem 35S-PSGL-1
untersucht. Es wurde durch das Enzym freigesetztes [35S]Sulfat
quantitativ durch Ausfällung
als unlösliches
BaSO4 bestimmt. Es wurden bis zu 50% des
[35S]Sulfats auf PSGL-1 durch 500 mU Arylsulfatase
freigesetzt; durch zunehmende Mengen an Enzym wurde keine weitere
Radioaktivität
freigesetzt (2).
-
Es wurde die funktionelle Bedeutung
des Tyrosinsulfats auf PSGL-1 bewertet, indem 125I-PSGL-1
mit Arylsulfatase behandelt und das erneute Binden des behandelten
Liganden an einer P-Selectin-Säule
gemessen wurde. Das Binden von mit Arylsulfatase-behandeltem 125I-PSGL-1 an P-Selectin wurde in dosisabhängiger Weise
reduziert, wobei das abnehmende Binden umgekehrt proportional zur
Menge des Sulfats war, die von 35S-PSGL-1
freigesetzt wurde (2).
Das reduzierte Binden von PSGL-1 an P-Selectin nach der Behandlung
mit Arylsulfatase war keine Folge eines allgemeinen Freisetzens
von Sialinsäure
und/oder Fucose durch kontaminierende Exoglykosidasen, da PSGL-1,
das mit 1.000 mU Arylsulfatase behandelt wurde, quantitativ an jede
beliebige Affinitäts säule gebunden
wurde, die CSLEX-1, einen monoklonalen Antikörper von sLex,
enthielt.
-
Arylsufatase setzte näherungsweise
50% des [35S]Sulfats von 35S-PSGL-1
frei und verringerte das erneute Binden von 125I-PSGL-1
an P-Selectin in dem gleichen Umfang. Es wurde die Möglichkeit
in Betracht gezogen, dass die Fraktion von 35S-PSGL-1,
die erneut an P-Selectin nach der Behandlung mit Arylsulfatase gebunden
wurde, entscheidende Tyrosinsulfat-Reste zurückhielt, während die Fraktion, die nicht
an P-Selectin erneut gebunden wurde, Tyrosinsulfat verloren hatte.
Es wurde 35S-PSGL-1 mit 1.000 mU Arylsulfatase
behandelt und sodann auf eine P-Selectin-Säule gegeben. Die gebundenen
und ungebundenen Fraktionen wurden mit Hilfe der SDS-PAGE analysiert.
Es wurde in den beiden Fraktionen eine Bande beobachtet, die dem 35S-PSGL-1 entsprach, während in den ungebundenen Fraktionen
keine Bande festgestellt wurde. Die Radioaktivität in den ungebundenen Fraktionen
repräsentiert
das freie Sulfat. Wenn die Bande von 35S-PSGL-1
in den gebundenen Fraktionen hydrolysiert wurde, wurde die Radioaktivität in Tyrosinsulfat
wiederhergestellt. In dem Kontrollversuch wurde 125I-PSGL-1
mit 1.000 mU Arylsulfatase behandelt und anschließend auf
die P-Selectin-Säule
gegeben. Die SDS-PAGE-Analyse ergab, dass sowohl in den ungebundenen
als auch in den gebundenen Fraktionen 125I-PSGL-1 gewonnen wurde.
Damit entfernte die Arylsulfatase Sulfat quantitativ von einer Teilmenge
von PSGL-1, die P-Selectin nicht länger gebunden hat , wobei PSGL-1
ansonsten nicht von dem Enzym abgebaut wurde.
-
Das in der P-Selectin gebundenen
Teilmenge von PSGL-1 zurückbleibende
Tyrosinsulfat kann gegenüber
Arylsulfatase resistent sein, was auf seine Unzugänglichkeit
oder auf ein gewisses anderes Merkmal von PSGL-1 zurückzuführen ist,
das die Enzymwirkung blockiert. Wenn 35S-PSGL-1
teilweise durch Behandlung mit Peptid:N-Glykosidase F und Arthrobacter
ureafaciens-Neuraminidase deglykosyliert wird, setzt die nachfolgende
Behandlung mit Arylsulfatase bis zu 70% der Radioaktivität als [35S]Sulfat frei. Da Neuraminidase auch das
Binden von PSGL-1 an P-Selectin eliminiert, konnte nicht ermittelt
werden, ob die vermehrte Entfernung von [35S]Sulfat
das Binden von PSGL-1 an P-Selectin weiter herabsetzt. Diese Ergebnisse
lassen vermuten, dass die extensive Glykosylierung von PSGL-1 für die Unzugänglichkeit
einiger Tyrosinsulfat-Stellen für
Arylsulfatase verantwortlich gemacht werden kann.
-
Um die Bedeutung der Tyrosinsulfatierung
für die
Funktion von PSGL-1 weiter zu demonstrieren, wurde das Antiserum
für das
Peptid, das die Reste 42–56
der extrazellulären
Domäne
von PSGL-1 codiert, verwendet. Wie vorstehend ausgeführt wurde,
enthält
diese Region die drei potentiellen Stellen der Tyrosinsulfatierung
an den Resten 46, 48 und 51. Das Antiserum hemmte das Binden von 125I-PSGL-1 an immobilisiertem P-Selectin
(3A) und hob auch das
Binden von P-Selectin an HL-60-Zellen auf, was mit Hilfe der Durchflusszytometrie
(3B) gemessen wurde.
Somit bindet das Antiserum zu dem 42-56-Peptid an nativem PSGL-1
und blockiert wirksam dessen Erkennung durch P-Selectin.
-
Diese Ergebnisse demonstrieren, dass
PSGL-1 Tyrosinsulfat enthält,
das für
das Hochaffinitätsbinden an
P-Selectin erforderlich ist. Es ist bereits gezeigt worden, dass
PSGL-1 die sLex-Determinante an O-verknüpften Oligosacchariden
enthält
und dass sowohl Sialinsäure
als auch Fucose für
das Binden von PSGL-1 an P-Selectin erforderlich sind. Tyrosinsulfat
kann deshalb von Bedeutung sein, weil es eine entsprechende Präsentation
der Glykane fördert,
die direkt an P-Selectin
binden. Alternativ kann das Tyrosinsulfat direkt mit P-Selectin
Wechselwirken. Diese letztere Möglichkeit
scheint wahrscheinlicher zu sein, da von Sulfatid und sulfatierten
Oligosacchariden bekannt ist, dass sie an P-Selectin binden. Sulfat
ist auch eine entscheidende Determinante für das Binden von GlyCAM-1 an
L-Selectin, wobei GlyCAM-1 Sulfat eher in Gal-6-Sulfat und GlcNAc-6
enthält
als an Monosacchariden.
-
Die Ergebnisse legen ein Modell nahe,
bei dem PSGL-1 sowohl Kohlenhydrat als auch Tyrosinsulfat als Komponenten
für eine
entscheidende Erkennungsstelle für
P-Selectin präsentiert.
Hypothetisch wird davon ausgegangen, dass sich diese Stelle an der
N-terminalen, Membran-abgelegenen Region von PSGL-1 in der Nähe der drei
potentiellen sulfatierten Tyrosin-Reste befindet. In Übereinstimmung
mit dieser Hypothese blockiert PL1, bei dem es sich um einen monoklonalen
Antikörper
handelt, der ein Membran-abgelegenes Epitop an PSGL-1 erkennt, das
Binden von Fluidphase-P-Selectin an Leukozyten und hebt die Anhaftung
von Neutrophilen an P-Selectin sowohl unter statischen als auch
unter Bedingungen des Scherens auf. Im Gegensatz dazu hemmt PL2,
bei dem es sich um einen monoklonalen Antikörper handelt, der ein Membran-proximales Epitop
an PSGL-1 erkennt, nicht das Binden an P-Selectin. Das Konzept,
dass P-Selectin
eine lokalisierte Stellen an einem Mucin-ähnlichen Glykoprotein erkennt,
unterscheidet sich von einem Modell, bei dem ein Selectin mehrfache,
geclusterte, O-verknüpfte
Glykane erkennt, die entlang des gesamten Polypeptids angebracht
sind (Lasky, et al., (1992) Cell 69, 927–938; Baumheuter, et al., (1993)
Science 262, 436–438).
-
Beispiel 4: Bestimmung
von O-Glykan-Strukturen an PSGL
-
Es wurden die Strukturen der O-Glykane
an PSGL-1 bestimmt, die mit Hilfe von HL-60-Zellen synthetisch dargestellt
wurden, die metabolisch mit 3H- Zuckerpräkursoren
radiomarkiert waren. Die Glykosylierung von PSGL-1 wurde mit der
von CD43 verglichen, um festzustellen, ob zwei durch die gleichen
Zellen exprimierte Sialomucine unterschiedlich O-glykosyliert sind.
In diesen Untersuchungen wurde die HL-60-Zell-Linie verwendet, da
die posttranslationalen Modifikationen, von denen bekannt ist, dass
sie für
das Binden an P- und E-Selectin sowohl an HL-60 als auch an Neutrophilen
PSGL-1, vergleichbar sind.
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Die Untersuchungen demonstrieren,
dass die Mehrzahl von O-Glykanen von PSGL-1 disialylierte oder neutrale
Formen des Kern-2-Tetrasaccharids sind. Es sind lediglich einige
wenige der O-Glykane fucosyliert und diese enthalten die strukturelle
Determinante für
das sLex-Antigen. Die Ergebnisse demonstrieren,
dass PSGL-1 von CD43 unterschiedlich glykosyliert ist und dass PSGL-1
einmalige O-Glykane enthält,
die möglicherweise
für die
Hochaffinitäts-Wechselwirkungen
mit P- und E-Selectin entscheidend sind.
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Die verwendeten Abkürzungen
sind: sLex, Sialyl-Lewis-x; NDV, Newcastle-Disease-Virus; CHO,
Chinesischer Hamsterovarien; GlcN, Glucosamin; GalN, Galactosamin;
GalNOH, Galactosaminitol; GalNAcOH, N-Acetylgalactosaminitol; FT,
Fucosyltransferase; C2GnT, Kern-2-β1,6-N-Acetylglucosaminyltransferase; HPAEC,
Anionen-Austauschchromatographie bei hohem pH-Wert.
-
I Experimentelle Prozeduren
-
Materialien – Protein A-Sepharose, QAE-Sephadex,
Arthrobacter ureafaciens-Neuraminidase, Riesenbohnen-β-Galactosidase,
Riesenbohnen-β-N-Acetylhexosaminidase
und Galβ1→3GalNAc,
die von Sigma erhalten wurden. Pronase und TPCK-behandeltes Trypsin
wurden von Worthington Biochemicals erworben. Escherichia freundii-endo-β-Galactosidase
wurde von V-Labs erhalten. Streptomyces Spezies, 142 α1,3/4-Fucosidase
wurden von Takara erworben. Newcastle-Disease-Virus-Neuraminidase
wurde von Oxford (Glykosystems erhalten. D-[6-3H]Glucosamin-Hydrochlorid
(20–45
Ci/mMol), D-[2-3H]Mannose (20–30 Ci/mMol
und L-[6-3H]Fucose (70–90 Ci/mMol wurden von Dupont/NEN
erworben und NaB[3H]4 (40–60 Ci/mMol)
wurden von ARC erworben. Kaninchen-Antimaus-IgGl wurde von Zymed erworben.
Emphaze TM-Affinitäts-Trägerharz wurde von Pierce Biochemicals
erhalten. Bio-Gel P-4- und P-10-Harze und Molmassen-Marker wurden
von BioRad erhalten. Alle Zellkultur-Reagentien wurden von GIBCO/BRL
erhalten. Weitere Chemikalien waren von ACS-Reinheit oder besser
und wurden von Fisher Scientific erhalten.
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Isolation von metabolisch radiomarkiertem
PSGL-1 – 3H-GlcN, 3H-Man und
3N-Fuc Radiomarkieren von NL-60-Zellen wurde weitgehend entsprechend
der Beschreibung von Moore, et al. (1992) J. Cell. Biol. 118, 445– 456; Wilkins,
et al. (1995) J. Biol. Chem. 270, 22677–22680 ausgeführt. 3H-PSGL-1
wurde von Zellextrakten unter Anwendung der Affinitätschromatographie
auf einer Säule
von immobilisiertem, rekombinantem, löslichen P-Selectin gereinigt
(Ushiyama, et al. (1993) J. Biol. Chem. 268, 15229–15237),
gekoppelt an EmphazeTM bei einer Dichte
von 5 mg/ml (1,0 ml Bett-Volumen) (Moore, et al. (1994) J. Biol.
Chem. 269, 23318–23327).
Die angereicherten und mit EDTA eluierten Proben wurden erneut auf
der P-Selectin-Säule nach
Dialyse in einen Ca2+-enthaltenden Puffer
chromatographiert. Es wurde gereinigtes 3H-PSGL-1
mit reduzierendem oder nicht reduzierendem SDS-Probepuffer (Laemmli,
UK, (1970) Nature 227, 680–685)
behandelt und in einem 7,5%igen Polyacrylamid-Gel einer Elektrophorese unterzogen.
Die Gele wurden getrocknet und anschließend durch Belichtung mit einem
Fuji RX-Röntgenfilm
bei 80°C
autoradiographiert. Das näherungsweise
250 kDa 3N-PSGL-1 wurde in Gelscheiben aus
nicht reduzierenden Bahnen analysiert.
-
Immunpräzipitation von CD43 – CD43 wurde
von 3H-Zucker-markierten HC-60-Zellen unter
Verwendung einer CD43-spezifischen mAb, H5H5 (IgGl) einer Immunpräzipitation
unterzogen. Die H5H5-Hybridom-Zell-Linie wurde von Dr. T. August
erzeugt und von der "Developmental
Hybridoma Bank" (The
Johns Hopkins University School of Medicine) erhalten. CD43 wurde
einer Immunpräzipitation
unterzogen, indem zuerst 50 μl
Protein-A-Sepharose-Perlen mit 100 μg eines Kaninchen-Antimaus-IgGl-Antikörpers bei
37°C für 1 h vorbelastet
wurden. Nach dem Waschen wurde der CD43-spezifische Antikörper auf
den Perlen absorbiert, indem 500 μl
unverdünnte
H5H5-Kulturmedien bei 37°C
für 1 h
zugegeben wurden. Nach dem Waschen wurden die vorbelasteten Perlen
zu dem 3H-Zucker-markierten HC-60-Zellextrakt
gegeben und über
Nacht bei 4°C inkubiert.
Die Perlen wurden 5 Mal mit ausgewogener Salzlösung nach Hanks gewaschen,
5 min in nicht reduzierendem SDS-Probepuffer gekocht und in einem
10%igen SDS-Polyacrylamid-Gel analysiert. Das gereinigte CD43 von
120 kDa in Gelscheiben, das nach Autoradiographie identifiziert
wurde, wurde excidiert und analysiert.
-
β-Elimination
von radiomarkierten O-Glykanen aus 3H-PSGL-1
und 3H-CD43
und Chromatographie von Glykanen auf Bio-Gel und QAE-Sephadex – Die Gelscheiben,
die radiomarkiertes PSGL-1 und CD43 enthielten, wurden direkt mit
schwacher Base/Borhydrid entsprechend der Beschreibung von Iyer,
et al. ((1971) Arch. Biochem. Biophys. 142, 101–105; Cummings, et al. (1983)
J. Biol. Chem. 258, 15261–15273)
behandelt. Die freigesetzten radiomarkierten Glykane wurden mit
Hilfe der Chromatographie auf einer Säule von Dowex 50 (H+-Form) entsalzen und die Glykane weiter
analysiert. Die Chromatographie wurde auf Bio-Gel P-4 (mittlere Maschenweite) in einer
1 × 90cm-Säule und
auf Bio-Gel P-10 (mittlere Maschenweite) in einer 1 x 48cm-Säule in 0,1
M Pyridyl/Acetat-Puffer, pH 5,5, ausgeführt und 1 ml-Fraktionen aufgenommen.
Der anionische Charakter und die Sialylierung von Glykanen wurden
zum Teil mit Hilfe der Chromatographie auf einer Säule von
QAE-Sephadex mit schrittweiser Eluierung in 2 mMol Tris-Base-enthaltendem
20, 70, 140, 200 und 250 mM-NaCl bewertet.
-
Herstellung von radiomarkierten O-Glykan-Standards.
Die einfache Kern-1-O-Glykan-Galβ1→3GalNAc
wurde durch Reduktion in Gegenwart von NaB[3H]4 unter Bildung von Galβ1→3GalNAcOH[3H]
radiomarkiert (Li, et al. (1978) J. Biol. Chem. 253, 7762–777). Es
wurde eine Reihe von 3H-GlcN-markierten
Standardglykanen aus 3H-GlcN-markierten
HL-60-Zell-Gesamtglykoproteinen entsprechend der früher beschriebenen
Prozeduren hergestellt (Carlsson, et al. (1986) J. Biol. Chem. 261, 12787–12795).
Die Standards enthielten das disialylierte Kern-2-Hexasaccharid
NeuAcα2α3Galβ1→4GlcNAcβ1 β6(NeuAcα2→3Galβ1β3)GalNAcOH,
das neutrale Kern-2-Tetrasaccharid
-
Galβ1→4GlcNAcβ1→6(3Galβ1→3)GalNAcOH und das Trisaccharid
GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH.
Um diese Standards herzustellen, wurden die 3N-GlcN-markierten
Zellextrakte gegen 0,01 Mol NaHCO3, pH 7,5,
dialysiert und mit 100 μg/ml
TPCK-behandeltem Trypsin über
Nacht bei 37°C
behandelt. Der getrocknete tryptische Aufschluss wurde mit schwacher
Base/Borhydrid behandelt, um die β-Eliminierung
zu bewirken, und die freigesetzten O-Glykane wurden auf einer Säule von
Bio-Gel P-4 einer Größenfraktionierung
unterzogen. Die gepoolten Fraktionen, die den Radioaktivitätspeaks
entsprachen, wurden auf Ladungsverteilung mit Hilfe der QAE-Sephadex-Säulenchromatographie
analysiert. Die Struktur jedes Glykans wurde sodann über die
Empfindlichkeit gegenüber
Arthrobacter-Neuraminidase, β-Galactosidase
und β-N-Acetylhexosaminidase
bestätigt,
was mit Hilfe der absteigenden Durchlaufchromatographie entsprechend
der nachfolgenden Beschreibung ermittelt wurde.
-
Der Kern-2-fucosylierte Pentasaccharid-Standard
Galβ1→4(Fucal→3)GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH
wurde hergestellt, indem das 3H-GlcN-Tetrasaccharid
Galβ1→4GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH
mit nichtmarkiertem GDP-Fuc (100 μM)
in Gegenwart von 50 μg
Extrakt von COS7-Zellen,
die stabil mit Human-FTIV-Gen transfiziert waren, inkubiert wurde.
Dieses α1,3FT
fügt Fuc
in eine α1,3-Verknüpfung an GlcNAc-Reste
in Acceptoren an, die terminale N-Acetyllactosamin-Sequenzen enthalten
(Goelz, et al. (1990) Cell 63, 1349–1356; Lowe, et al. (1991)
J. Biol. Chem. 266, 21777–21783;
Kumar, et al. (1991) J. Biol. Chem. 266, 21777–21783). Das Produkt der Reaktion
migrierte als ein Pentasaccharid, was zu erwarten war, und wurde
in das entsprechende Tetrasaccharid durch Behandlung mit der Streptomyces- α1,3/4-Fucosidase
umgewandelt.
-
Um das Verhältnis Man : Fuc zu bestimmen
und Standard-N-Glykane vom Mannose-reichen Typ bereitzustellen,
wurden radiomarkierte Glykoproteine aus [3H]Man-markierten
HL-60-Zellextrakten hergestellt. Für die Herstellung von Glykopeptiden
wurden die Zellextrakte mit TCA ausgefällt und mit Pronase entsprechend
der Beschreibung von Cummings, et al. ((1983) J. Biol. Chem. 258,
15261–15273)
behandelt. Von diesen Glykopeptiden wurden N-Glykan-Standards vom
Mannose-reichen Typ (Man9GlcNAc1,
Man8GlcNAc1, Man7GlcNAc1, Man6GlcNAc1, Man5GlcNAc1) nach der
Behandlung mit Endo-β-N-Acetylglucosaminidase
N (Cummings, R. D. (1993) Glykobiology: A Practical Approach (M.
Fukuda und A. Kobata, Herausg.) S. 243–289, IRL Press at Oxford University
Press, Oxford) hergestellt.
-
Relative Molverhältnisse von radiomarkierten
Monosacchariden in [3H]GlcN-markierten Glykanen – In dem
[3H]GlcN-markierten disialylierten Hexasaccharid
wurde NeuAcα2→3Galβ1→4GlcNAcβ1→6(NeuAcα2→3Galβ1→3)GalNAcOH,
hergestellt aus HL-60-Zellen, wurden die NeuAc-, GlcNAc- und GalNAcOH-Reste
radiomarkiert (Varki, A. (1994) Meth. Enzymol. 230, 16–32). Während des
Gleichgewichts-radiomarkieren sollten die relativen Molanteile dieser
Reste nahe 1 betragen. Um das relative Molverhältnis für GlcNAc- und GalNAc-Reste
zu bestimmen wurde dieses 3N-GlcN-Hexasaccharid
desialyliert, um ein 3H-GlcN-Tetrasaccharid
zu erzeugen, wobei dieses Tetrasaccharid in starker Säure hydrolysiert
wurde und die freigesetzte Radioaktivität entsprechend der nachfolgenden
Beschreibung mit Hilfe von HPAEC identifiziert wurde. Sämtliche
Radioaktivität
wurde in 3H-GlcN und 3H-GalNOH
im Verhältnis
von 3H-GlcN:3H-GalNOH
von 1,0 : 0,8 gewonnen. Dieses Verhältnis wurde als Korrekturfaktor
für die
Berechnung der relativen Molverhältnisse
von isolierten Glykanen verwendet, d. h. die in 3H-GalN OH) in einer
Probe nach der Hydrolyse gewonnene Radioaktivität wurde durch 0,8 dividiert.
Das relative Molverhältnis
steht in Übereinstimmung
mit anderen Untersuchungen an HL-60-Zellen, die metabolisch radiomarkiert
wurden mit dem 3H-GlcN-Präkursor (Maemura,
K. und Fukuda, M. (1992) J. Biol. Chem. 267, 24379–24386).
Um das relative Molverhältnis
für NeuAc-
und GlcNAc-Reste zu bestimmen, wurde das 3H-GlcN-Hexasaccharid
mit Neuraminidase disialyliert und die freigesetzte Radioaktivität in NeuAc
bestimmt. Die in GlcN und NeuAc gewonnene Radioaktivität stand
jeweils im Verhältnis
von 1,0 : 1,4. Da NeuAc-Radioaktivität von 2
Resten des disialylierten Hexasaccharids abgeleitet wurde, lieferte
dieser Endwert für
das relative Molverhältnis
für GlcN
: NeuAc 1,0 : 0,7.
-
Bestimmung der Monosaccharid-Zusammensetzung – Die Verhältnisse
von GlcN : GalN und Man : Fuc in PSGL-1 und CD43 wurden nach einer
Hydrolyse in starker Säure
von exzisierten Gelscheiben ermittelt, die gereinigtes PSGL-1 und
CD43 enthielten. Die Gelscheiben wurden in 250 μl 2 N Trifluoressigsäure (TFA) für 2 h bei
121 °C behandelt.
Die freigesetzten, radiomarkierten Monosaccharide in dem Hydrolysat
wurden mit Hilfe einer pH-Anionen-Austauschchromatographie (HPAEC)
auf einer CarboPac PA-1-Säule
(4 x 250 mm) in einem Dionex-System identifiziert und mit 16 mM
NaOH für
30 min eluiert. Die Fraktionen (0,3 min) wurden aufgenommen und
die Radioaktivität
durch Szentillationszählung
bestimmt. Die radiomarkierten Monosaccharide wurden anhand ihrer
Retentionszeiten im Vergleich mit denen von Standard-Monosacchariden
identifiziert. Das relative Molverhältnis für GlcN : GalN in Glykanen wurde
berechnet, indem die Radioaktivität in dem GlcN-Peak durch die
Radioaktivität
in dem GalN-Peak dividiert wurde und auf Unterschiede der spezifischen Aktivität von 3H-GlcN gegenüber 3N-GalN
korrigiert wurde. Das Man : Fuc-Verhältnis in 3H-Man-Glykanen
wurde ebenfalls nach Säurehydrolyse
entsprechend der vorstehenden Beschreibung unter Anwendung eines
Verhältnisses
von Man : Fuc von 1,0 : 1,0 bestimmt, das im typischen Fall nach
Gleichgewichts-Radiomarkierung von Zellen mit [2-3H]Man
beobachtet wird.
-
Sonstige Prozeduren – Die enzymatischen
Behandlungen von Glykanen mit β-N-Acetylhexosaminidase, β-Galactosidase,
Arthrobacter Neuraminidase, Streptomyces-α1,3/4-Fucosidase und E. freundii-Endo-β-Galactosidase
wurden entsprechend der Beschreibung von Cummings, et al. ((1989)
Methods in Cell Biol. 32, 142–180;
Srivatsan, et al. (1992) J. Biol. Chem. 267, 20196–20203)
ausgeführt.
Der Aufschluss mit NDV-Neuraminidase wurde in 20 μl 10 mM Phosphat,
pH 7,0 mit 20 mU Enzym für
24 h bei 37°C
ausgeführt, gefolgt
von einer Zugabe von 20 mU eines anderen Enzyms und einer weiteren
Inkubation für
24 h. Die O-Glykane
wurden analysiert und mit Hilfe der absteigenden Durchlaufchromatographie
auf Whatman-Filterpapier für
die angegebenen Zeiten unter Verwendung des Lösemittelsystems Pyridin/Ethylacetat/Wasser/Essigsäure (5 :
5 : 1 : 3) gereinigt, wie von Cummings, R. D. ((1993) Glycobiology)
beschrieben wurde. Die Glykane wurden chemisch defucosyliert durch
Behandlung mit 0,1 N TFA bei 100°C
für 1 h
entsprechend der Beschreibung von Spooncer, et al. ((1984) J. Biol.
Chem. 259, 4792–4801).
-
II. Ergebnisse
-
Reinigung von PSGL-1 und CD43 – PSGL-1
und CD43 wurden aus HL-60-Zellen,
die metabolisch mit 3H-GlcN markiert waren,
gereinigt. PSGL-1 aus 3H-GIcN-markierten wurde mit Hilfe der Affinitätschromato graphie
auf immobilisiertem P-Selectin gereinigt, gefolgt von einer erneuten
Chromatographie der gebundenen, mit EDTA eluierten Fraktion. Nahezu
alle (90-99%) der
radiomarkierten Anteile in dem 2X-gereinigten Material haben P-Selectin gebunden.
Diese zweistufige Prozedur war erforderlich, um ein Kontaminieren
des Glykoproteins von näherungsweise
120 kDa unter nicht reduzierenden Bedingungen zu entfernen, das
nach dem ersten Schritt zurückgeblieben
war. Das gereinigte PSGL-1 verhielt sich wie ein Dimer von näherungsweise 250
kDa unter nicht reduzierenden Bedingungen und näherungsweise 120 kDa unter
reduzierenden Bedingungen. Das gereinigte PSGL-1 wurde durch SDS-PAGE unter reduzierenden
oder nicht reduzierenden Bedingungen in 2,5% Polyacrylamid aufgelöst und anschließend mit
Hilfe der Autoradiographie analysiert.
-
Es wurden CD43 3N-GlcN-markierte
HL-60-Zellextrakte einer Immunpräzipitation
mit einem CD43-spezifischen mAb plus einem sekundären Kaninchen-Antimaus-IgGl-Antikörper oder
einem sekundären Antikörper allein
einer Immunpräzipitation
unterzogen. Die Immunpräzipitate
wurden unter nicht reduzierenden Bedingungen in einem 10%igen Acrylamid-Gel
einer Elektrophorese unterzogen und anschließend mit Hilfe der Autoradiographie
analysiert. Eine einzelne Bande von 120 kDa für CD43 wurde sowohl unter reduzierenden
als auch unter nicht reduzierenden Bedingungen festgestellt.
-
Zusammensetzung von radiomarkierten
Zuckern in PSGL-1 und CD43 – In
der ersten Bewertung der Glykosylierung von PSGL-1 und CD43 wurde
das Verhältnis
von GlcN : GalN in den gereinigten Glykoproteinen bestimmt. 3N-GlcN wurde durch Metabolisierung mit Tierzellen
in radiomarkiertes GlcNAc, GalNAc und Sialinsäure eingeführt. Es wurden Gelscheiben,
die 3H-GlcN-Glykoproteine enthielten, mit
starker Säure
behandelt (was zu einer Zerstörung
der Sialinsäuren
führte)
und das radiomarkierte GlcN und GalN mit Hilfe von Dionex-HPAEC
identifiziert. Das Verhältnis
von GlcN : GalN wurde mit näherungsweise
2 : 1 für
PSGL-1 und näherungsweise
1 : 1 für
CD43 ermittelt. Das GlcN : GalN-Verhältnis von näherungsweise 1 : 1 für CD43 stand in Übereinstimmung
mit der veröffentlichten
Bestätigung,
dass eine Mehrzahl der Glykane in CD43 über das einfach Kern-2-motif-Galβ1→4GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH
verfügte.
Diese Ergebnisse demonstrieren, dass die Glykane von PSGL-1 höhere Mengen
an GlcNAc relativ zu GalNAc enthalten als die Glykane von CD43.
-
Das Vorhandensein der sLex-Determinante auf PSGL-1 hat zu Vermutungen
geführt,
dass PSGL-1 stark fucosyliert sein könnte. Es wurde die Menge an
Fuc ermittelt, die auf PSGL-1 und CD43 vorhanden war, die von mit
[2 3H]Man metabolisch radiomarkierten HL-60-Zellen
isoliert wurden. Dieser markierte Präkursor wird durch Zellen zu
2-3H-Fuc metabolisiert, wobei die relative
spezifische Aktivität
von Man und Fuc nach der Gleichgewichtsmarkierung gleich ist.
-
Es wurde 3H-Man-PSGL-1
und -CD43 mit Hilfe der SDS-PAGE und Autoradiographie isoliert.
Die entsprechenden Bänder
wurden einer starken Säurehydrolyse
unterworfen und die freigesetzten Monosaccharide mit Hilfe der HPAEC
auf einem Dionex-System abgetrennt. Das Man : Fuc-Verhältnis wurde
mit 3 : 5 für
PSGL-1 und mit 3 : 2 für
CD43 ermittelt. Als eine Kontrolle wurde auch das Man : Fuc-Verhältnis für die gesamten ungereinigten
Glykoproteine aus HL-60-Zellen
bestimmt und ein Wert von 3 : 1 ermittelt. Die relativen Mengen von 3H-Man und 3H-Fuc
in PSGL-1, CD43 und die Gesamt-HL-60-Glykoproteine wurden nach einer
Säurehydrolyse
von 3H-Man-PSGL-1, 3H-Man-CD43
und Gesamt 3H-Man-markierten-HL-60-Zell-Glykoproteinen
bestimmt. Die Säurehydrolysate
wurden mit Hilfe der HPAEC unter Verwendung einer Carbo-Pac-PA-1-Säule analysiert,
die mit 16 mM NaOH eluiert wurde. Die Gesamtradioaktivität in dem
jeweiligen abgestuften Peak wurde ermittelt. PSGL-1 enthält mehr
Fuc-Reste als CD43 und mehr Fuc-Reste als durchschnittlich Glykoproteine
in HL-60-Zellen.
-
Unter Verwendung dieser Information
ist es möglich,
die Zahl der Fuc-Reste
auf PSGL-1 zu bestimmen. Die cDNA-Sequenz von PSGL-1 prognostiziert,
dass PSGL-1 über
drei potentielle N-Glykosylierungsstellen verfügt. PSGL-1 enthält lediglich
N-Glykane vom komplexen Typ, von denen jedes drei Man-Reste haben
sollte. Damit repräsentieren
drei N-Glykane vom Komplex-Typ auf PSGL-1 9 Man-Reste pro Mol, so
dass dementsprechend näherungsweise
15 Fuc-Reste pro Mol PSGL-1 vorhanden sind. Im Gegensatz dazu enthält CD43
lediglich ein einziges N-verknüpftes
Glykan und verfügt
im Vergleich zu PSGL-1 über
sehr viel weniger Fuc. Zusammengefasst demonstrieren die Analysen
der Zusammensetzungen von 3H-Man-Glykoproteinen, dass
PSGL-1 anders glykosyliert ist als CD43.
-
β-Eliminierung
von O-Glykanen von PSGL-1 und CD43 und Chromatographie auf Bio-Gel
P-4 und P-10 – Die
O-Glykane von PSGL-1 und CD43 wurden direkt freigesetzt, indem Gelplättchen,
die gereinigte Glykoproteine enthielten, mit schwacher Base/Borhydrid
behandelt wurden, um die β-Eliminierung
zu bewirken, und wurden auf einer Säule von Bio-Gel P-4 fraktioniert.
Die freigesetzten 3H-GlcN-Glykane wurden sowohl von PSGL-1 als auch
CD43 in drei Fraktionen gewonnen, die 47%, 41 % bzw. 11 % der Gesamtradioaktivität repräsentierten.
Im Vergleich zu CD43 enthält
PSGL-1 einen hohen Anteil an relativ großen Glykanen.
-
Die P-4-I-Proben sowohl von PSGL-1
als auch CD43 wurden mit Hilfe der Chromatographie auf einer Säule von
Bio-Gel P-10 weiter gereinigt. Die Radioaktivität in der P-4-I-Fraktion von
PSGL-1 teilte sich in zwei größere Peaks
auf Bio-Gel P-10 auf und wurde bezeichnet mit P-10-1 und P-10-2.
Diese Population von Glykanen ist hinsichtlich der Größe größer als
der disialylierte Kern-2-Hexasaccharid-Standard
NeuAcα2→3Galβ1→4GlcNAca1→6(NeuAca2→3Galβ1→3)GalNAcOH.
-
Der Hauptanteil in der P-4-II-Fraktion
von PSGL-1, wurde auf Bio-Gel P-10 in einer etwas kleineren Position
(bezeichnet als P-10-3) als der disialylierte Kern-2-Hexasaccharid-Standard
eluiert. Im Gegensatz dazu wurde der größte Teil des Materials sowohl
in den P-4-I- als auch den P-4-II-Fraktionen von CD43 identisch
auf Bio-Gel P-10 als der disialylierte Kern-2-Hexasaccharid-Standard
eluiert.
-
Die in P-4-I von CD43 gewonnenen
Glykane wurden unter Anwendung von Exoglykosidase-Behandlungen und
Anionen-Austauschchromatographie analysiert. Von den Glykanen zeigte
sich, dass sie das erwartete disialylierte Kern-2-Hexasaccharid
sind. Eine kleinere Fraktion der P-4-I-Probe von CD43 wurde in Glykanen
mit größerer Größe auf Bio-Gel
P-10 gewonnen, was mit früheren
Untersuchungen in Übereinstimmung stand,
die zeigen, dass eine kleinere Fraktion von O-Glykanen aus CD43 über eine
verlängerte
Polylactosamin-Struktur auf dem Kern-2-motif verfügt. Da die
Strukturen von Glykanen in CD43 beschrieben worden sind, wurden
sie nicht weiter analysiert.
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Analysen der Zusammensetzungen von
P-10-1-, P-10-2- und P-10-3-Glykanen aus PSGL-1 – O-Glykane, die durch β-Eliminierung
von Ser/Thr-Resten freigesetzt werden, sollten an dem reduzierenden
Ende 3H-GalNAcOH enthalten, das nach einer
starken Säurehydrolyse
als 3H-GalNOH gewonnen werden kann. Um zu
identifizieren, welche Glykane in der Mischung von PSGL-1 die O-Glykane
repräsentieren,
wurde der Gehalt von GalNOH, GalN und GlcN jedes Glykans von Bio-Gel
P-10 mit Hilfe der HPAEC auf einem Dionex-System gefolgt von einer
starken Säurehydrolyse
der Fraktionen 3H-GlcN-PSGL-1 P-10-1, P-10-2
und P-10-3 bestimmt. Die Säurehydrolysate
wurden mit Hilfe der HPAEC unter Verwendung einer Carbo-Pac PA-1-Säule analysiert,
die mit 16 mM NaOH eluiert wurden. Die Gesamt-Radioaktivität in jedem
Peak wurde ermittelt. Es wurden mehr als 95% des gesamten GalN(OH)
in PSGL-1-, P-10-2- und P-10-3-Fraktionen als GalNOH gewonnen, was
zeigt, dass die β-Eliminierung
wirksam war und dass die O-Glykane von PSGL-1 in diesen Fraktionen
repräsentiert
werden. Den Glykanen in P-10-1 fehlt GalNOH und sie repräsentieren
keine O-Glykane, die durch β-Eliminierung
freigesetzt werden. Anstelle dessen enthält die P-10-1-Fraktion N-Glykane,
die noch an dem Peptid anhaften. Es wurde durch das Vorhandensein
von 3H-Man bestätigt, dass in diesen Glykanen von 3H-Man-PSGL-1
gewonnen wurde. Die kleine Menge von GalN, die in P-10-1-Proben
gewonnen wurde, könnte
von GalNAc-Resten kommen, die in N-Glykanen vorhanden sind, oder
könnten
aus einer geringen Menge von restlichen O-Glykanen resultieren, die noch mit dem
Peptid verknüpft
sind und während
der Prozeduren der β-Eliminierung
nicht freigesetzt wurden.
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Sialylierung von P-10-1-, P-10-2-
und P-10-3-Glykanen von PSGL-1 – Die
Sialylierungsmuster der O-Glykane in P-10-2 und P-10-3 und der N-Glykane
in P-10-1 wurden
mit Hilfe der Anionen-Austauschsäulenchromatographie
auf QAE-Sephadex
vor und nach Behandlung mit Neuraminidase bestimmt. In diesem System
eluieren Glykane mit 1 negativen Ladung (1 Sialinsäure) mit
20 mM NaCl, solche mit 2 negativen Ladungen (2 Sialinsäuren) eluieren
mit 70 mM NaCl und solche mit 3 negativen Ladungen (3 Sialinsäuren) eluieren mit
140 mM NaCl [24,25]. Die Fraktionen von 3H-GlcN-PSGL-1
P-10-1, P-10-2 und P-10-3 wurden auf die Säulen von QAE-Sephadex gegeben
und die Säulen
mit den angegebenen Konzentrationen von NaCl (mM) entweder vor oder
nach der Behandlung mit Newcastle-Disease-Virus (NDV)-Neuraminidase
eluiert. Die Glykane in der P-10-1-Fraktion
waren heterogen geladen, was in Übereinstimmung
mit dem Vorhandensein von N-Glykanen in den Glykopeptiden in dieser
Fraktion steht. Nach der Behandlung mit NDV-Neuraminidase wurde
die Radioaktivität,
eluiert mit 20 mM NaCl, mit Hilfe der absteigenden Durchlaufchromatographie
für 20
h analysiert. Authentisches NeuAc migrierte 25 cm. Die P-10-2-Glykane
waren mono- und disialylierte Vertreter und die P-10-3-Glykane eine
Mischung von neutralen und monosialylierten Vertretern.
-
Um festzustellen, ob der anionische
Charakter der Glykane auf Sialinsäure zurückzuführen ist, und um die Verknüpfung der
Sialinsäure
festzulegen, wurden Teile der 3H-GlcN-markierten
O-Glykane mit Neuraminidase vom Newcastle-Disease-Virus (NDV) behandelt. Dieses
Enzym zeigt eine hohe Spezifizität
für α2,3-verknüpfte Sialinsäure-Reste
und wird nicht Sialinsäure
in anderen Verknüpfungen
effizient spalten (Paulson, et al. (1982) J. Biol. Chem. 257, 12734–12738).
Nach der NDV-Neuraminidase-Behandlung waren die Glykane in P-10-1
geringer geladen, was mit einem Verlust an Sialinsäure in Übereinstimmung
steht. Allerdings ist das Vorhandensein restlicher geladener Glykane
kennzeichnend für
das für
N-Glykane in Glykopeptiden zu erwartende Profil. Im Gegensatz dazu
wurden die Glykane in P-10-2 und P-10-3 nach der NDV-Neuraminidase-Behandlung
neutral, was demonstriert, dass alle Sialinsäuren in diesen Glykanen α2,3-verknüpft sind.
Der Peak des Material, das mit 20 mM NaCl nach NDV-Neuraminidase-Behandlung
eluiert, wurde quantitativ als freie 3H-NeuAc gewonnen, was
durch dessen Coeluierung mit Standard-NeuAc auf der absteigenden
Durchlaufchromatographie gezeigt wird. Es wurde früher davon
ausgegangen, dass die Sialinsäure
auf PSGL-1 von 3N-GlcN-markierten HL-60-Zellen Neu5Ac ist.
Diese Ergebnisse demonstrieren, dass die O-Glykane in P-10- 2 mono- und disialylierte
Vertreter sind und dass die O-Glykane in P-10-3 eine Kombination
neutraler und sialylierter Vertreter sind, wobei die Sialinsäure in α2,3-Verknüpfung zu
Glykanen steht. Außerdem
demonstrieren diese Ergebnisse, dass die O-Glykane von PSGL-1 nicht
sulfatiert sind, da neutrale Spezies aus der Behandlung mit NDV-Neuraminidase
folgen.
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Absteigende Durchlaufchromatographie
von P-10-2-Glykanen von PSGL-1 Die Glykane in P-10-2 wurden weiter
unter Verwendung der präparativen
absteigenden Durchlaufchromatographie gereinigt und zwei größere Vertreter
gewonnen. Der eine Peak enthielt Glykane mit größerer Größe, die langsam von dem Ursprung
(bezeichnet als P-10-2a) migrierten. Ein kleiner Peak eines schneller
migrierenden Materials (näherungsweise
24 cm) wurde ebenfalls festgestellt, der einige Restglykane repräsentiert,
die sich von dem P-4-11-Peak ableiten. Bei der Anionen-Austauschchromatographie
auf QAE-Sephadex eluierte das P-10-2a-Material als monosialylierte
Vertreter, während
das P-10-2b-Material als disialylierte Vertreter eluierte.
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Exoglykosidase-Behandlungen von P-10-2b-Glykanen – Die disialylierten
Glykane in P-10-2b mit geringerer Größe wurden durch Behandlung
mit NDV-Neuraminidase
desialyliert und freigesetzte Sialinsäure durch Chromatographie auf
QAE-Sephadex entfernt. Die desialylierten Glykane wurden mit Hilfe
absteigenden Durchlaufchromatographie vor und nach sequenziellen
Exoglykosidase-Behandlungen (4A–E) analysiert. Nach der Behandlung mit
Neuraminidase wurden die desialylierten P-10-2b-Glykane als zwei
Vertreter fraktioniert (4A).
Ein kleinerer Peak (näherungsweise
10%) comigrierte mit dem fucosylierten Pentasaccharid-Standard
Galβ1→4(Fucβ1→3)GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH
und
wurde bezeichnet als P-10-2b. Ein größerer Peak (näherungsweise
90%) von Material comigrierte mit dem Standard-Kern-2-Tetrasaccharid
Galβ1→4GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH
und wurde bezeichnet als P-10-2b2.
-
Die desialylierten P-10-2b-Glykane
wurden mit β-N-Acetylhexosaminidase
behandelt. Diese Behandlung veränderte
die Migration beider Vertreter in der Probe, was darauf hinweist,
dass den Glykanen terminate GlcNAc-Reste fehlen. Wenn allerdings
die desialylierte P-10-2b-Mischung mit β-Galactosidase behandelt wurde,
blieben die P-10-2b1-Glykane unbeeinflusst,
während
P-10-2b2-Glykane
abgebaut wurden und mit dem Standard-Trisaccharid
GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH
(4B)
comigrierten.
Die Galβ1→3GalNAcOH-Struktur
ist gegenüber
Riesenbohnen-β-Galactosidase
resistent, da das Enzym terminale Galactosyl-Reste in der β1,3-Verknüpfung im
Wesentlichen nicht spaltet (Li, et al. (1975) J. Biol. Chem. 250,
6786–6791).
Dieses wurde in Kontrolluntersuchungen bestätigt, worin keine Spaltung
des Standard-Disaccharids Galβ1→3GalNAcOH
mit den Konzentrationen von Riesenbohnen-β-Galactosidase auftrat, wie
sie in diesen Analysen zur Anwendung gelangten. Da die P-10-2b2-Glykane von disialylierten Vertretern abgeleitet
sind, demonstrieren diese Ergebnisse, dass die P-10-2b2-Glykane
von dem Kern-2-Hexasaccharid
NeuAcα2→3Galβ1→4GlcNAcβ1→6(NeuAcα2→3Galβ1→3)GalNAcOH
abgeleitet
sind.
-
Wenn die disialylierten 3N-GlcN-P-10-2b-Glykane
mit der Streptomyces-α1,3/4-Fucosidase
behandelt werden, waren die P-10-2b1-Glykane
verloren und alle gewonnenen Glykane comigrierten mit dem Kern-2-Tetrasaccharid-Standard
Galβ1→4GlcNAca1→6(Galβ1→3)GalNAcOH
(4C). Die kombinierte
Behandlung der desialylierten P-10-2b-Glykane mit Streptomyces-α1,3/4-Fucosidase,
-β-N-Acetylhexosaminidase
und -β-Galactosidase
führte
zu einem vollständigen
Abbau sowohl der P-10-2b1- als auch der
P-10-2b2-Glykane zu freiem 3H-GlcNAc
und dem 3H-Disaccharid Galβ1→3GalNAcOH
(4D). Diese Ergebnisse
demonstrieren, dass die P-10-2b1-Glykane über die
fucosylierte Pentasaccharid-Struktur
verfügen:
Galβ1→4(Fucα1→3)GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH.
-
Da die ursprünglichen P-10-2b-Glykane disialylierte
Vertreter sind, enthalten P-10-2b1-Glykane
das sLex-Antigen
NeuAcα2→3Galβ1→4(Fucα1→3)GlcNAcβ1→R
und
verfügen über die
Heptasaccharid-Struktur
NeuAcα2→3Galβ1→4(Fucα1→3)GlcNAcα1→6
(NeuAcα2→3Galβ1→3)GalNAcOH
(7).
-
Um weiter das Vorhandensein von Fucose
in diesen Glykanen zu bestätigen
und die Identifikation von Fuc in anderen Glykanen zu erleichtern,
wurden HL-60-Zellen metabolisch mit [3N-Fuc]
radiomarkiert. Die 3N-Fucmarkierten O-Glykane
wurden durch β-Eliminierung
entsprechend der Beschreibung für
die 3N-GlcN-Glykane gewonnen, indem die
gleichen Prozeduren befolgt wurden, wie sie vorstehend beschrieben wurden.
Das in der desialylierten P-10-2b-Fraktion
gewonnene 3H-Fuc comigrierte mit den desialylierten 3H-GlcN-P-10-2b1-Glykanen
(4E). Zusammengefasst
demonstrieren diese Ergebnisse, dass P-10-2b1-Glykane
von PSGL-1 fucosyliert sind und die sLex-Struktur
enthalten.
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Endo- und Exoglykosidase-Behandlungen
von P-10-2a-Glykanen – Aufgrund
ihrer relativen großen Größe wurde
die Möglichkeit
in Betracht gezogen, dass die P-10-2a-Glykane Polylactosamin [3Galβ1→4GlcNAcβ1-]n enthalten. Um diese Möglichkeit einzuschätzen, wurden
die P-10-2a-Glykane desialyliert und die Sialinsäure durch QAE-Sephadex-Chromatographie
entfernt. Die resultierenden neutralen Glykane wurden mit Endo-β-Galactosidase
behandelt, einem Enzym, das innere β1→4-Galactosyl-Reste innerhalb des
Typs 2 des Polylactosamins abspaltet (Kobata und Takasaki (1993)
Glycobiology: A Practical Approach (M. Fukuda und A. Kobata, Heraus.),
S. 165–185,
IRL Press at Oxford University Press, Oxford). Die Glykane waren
gegenüber
dieser Behandlung resistent (5A).
Die desialylierten P-10-2a-Glykane waren ebenfalls gegenüber einer
kombinierten Behandlung mit β-Galactosidase
und β-N-Acetylhexosaminidase
resistent (5A). Sodann
wurde die Möglichkeit
in Betracht gezogen, dass die P-10-2a-Glykane ein Polylactosamin-Gerüst enthalten
könnten,
in welchem alle inneren GlcNAc-Reste fucosyliert sind. Derartige
polyfucosylierte Polylactosamin-Strukturen sind gegenüber Endo-β-Galactosidase
resistent (Fukuda, et al. (1984) J. Biol. Chem. 259, 10925–10935).
Es ist eine vollständige
Defucosylierung erforderlich, bevor Endo-β-Galactosidase die Ketten abbauen
kann.
-
Die desialylierten P-10-2a-Glykane
wurden chemisch defucosyliert und anschließend mit Endo-β-Galactosidase
behandelt. Nach Defucosylierung baute das Enzym die P-10-2a-Glykane
quantitativ ab, um drei größere Verbindungen
in näherungsweise
einem äquimolaren
Verhältnis
freizusetzen, die identifiziert wurden als das Trisaccharid Galβ1→4GlcNAcβ1→3Gal, als
das restliche Kern-2-Trisaccharid GlcNAcβ1→6(Gal1→3)GalNAcOH
und als das Disaccharid GlcNAcβ1→3Gal (
5B). Die Erzeugung solcher Produkte
aus der spezifischen Wirkung von Endo-β-Galactosidase wird für ein Glykan
mit der folgenden Gerüststruktur
vorhergesagt:
worin die Pfeile die speziellen
Stellen der Spaltung für
Endo-β-Galactosidase
eines defucosylierten, Polylactosamin-enthaltenden Glykans anzeigen
(Kobata und Takasaki (1993) Glycobiology). Die Länge der Polylactosamin-Kette
kann von der Radioaktivität
abgeleitet werden, die in dem Disaccharid GlcNAcβ1→3Gal relativ zu anderen Fragmenten
gewonnen wird. Die Gewinnung des Trisaccharids GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH,
gefolgt von einer Endo-β-Galactosidase-Behandlung
demonstriert, dass das Polylactosamin von der GlcNac in der β1-6-Verknüpfung bis
zu dem GalNAcOH-Rest verlängert
ist. Die Gewinnung von Galβ1→4GlcNAcβ1→3Gal demonstriert,
dass Gal-Reste in dem nicht reduzierenden Terminus des Polylactosamins
vorhanden sind. Wie zu erwarten war, führte die Behandlung der desialylierten
und defucosylierten P-10-2a-Glykane
mit einer Kombination von β-Galactosidase
und β-N-Acetylhexosaminidase
zu einem vollständigen
Aufschluss zu freier
3H-GlcNAc und dem
3H-Disaccharid
Galβ1→3GalNAcOH
(
4B).
-
Die Resistenz der desialylierten
P-10-2a-Glykane gegenüber
Endo-β-Galactosidase vor
der Defucosylierung steht in Übereinstimmung
mit der Möglichkeit,
dass jeder GlcNAc-Rest in dem Glykan einen α1,3-verknüpften Fucosyl-Rest in der Struktur
enthält:
Galβ1→4(Fucα1→3)GlcNAcβ1→3Galβ1→4(Fucα1→3)GlcNAcβ1→3Galβ1→ 4(Fucα1→3)GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH.
O-Glykane, die unvollständig
fucosylierte Polylactosamine enthalten, sind gegenüber Endo-β-Galactosidase
empfindlich.
-
Um das für die P-10-2a-Glykane vorhergesagte
Muster der Fucosylierung zu bestätigen,
wurden die 3H-Fuc-P-10-2a-Glykane aus 3H-Fuc-PSGL-1 hergestellt. Nach der Behandlung
mit Neuraminidase comigrierten die desialylie rten 3H-Fuc-Glykane
mit den desialylierten 3H-GlcN-P-10-2a-Glykanen.
Wenn die desialylierten 3H-Fuc-P-10-2a-Glykane
mit der Streptomyces-α1,3/4-Fucosidase
behandelt wurden, wurde näherungsweise
ein Drittel des radioaktiven Fuc freigesetzt. Dieses Ergebnis wird
auf der Grundlage der postulierten Glykan-Struktur und der Spezifität der Streptomyces-α1,3/4-Fucosidase
vorhergesagt, die lediglich Fuc von den vorletzten GlcNAc-Resten
in einem polyfucosylierten Glykan entfernen kann (Maemura und Fukuda
(1992) J. Biol. Chem. 267, 24379–24386, Sano, et al. (1992)
J. Biol. Chem. 267, 1522–1527).
Zusammengefasst demonstrieren diese Daten, dass die P-10-2a-Glykane
drei Fuc-Reste enthalten, von denen einer sich in der terminalen
Lactosaminyleinheit befindet.
-
Die P-10-2a-Glykane sind monosialyliert
und könnten
eine der zwei möglichen
Strukturen haben (a oder b), wie sie nachfolgend dargestellt sind:
-
-
Zur Unterscheidung zwischen diesen
Möglichkeiten
wurden die 3H-GlcN-P-10-2a-sialylierten Glykane mit einer
Mischung von β-Galactosidase, β-N-Acetylhexosaminidase
und Streptomyces-α1,3/4-Fucosidase mit
oder ohne Neuraminidase behandelt. Es wurde vorhergesagt, dass Struktur
(a) zusätzlich
zu den anderen Enzymen eine Neuraminidase für den vollständigen Aufschluss
erfordern würde,
während
Struktur (b) durch die Exoglykosidasen in Abwesenheit von Neuraminidase
abgebaut werden würde.
Die Behandlung des 3H-GlcN-P-10-2a mit Neuraminidase
allein, setzte radiomarkiertes NeuAc frei. Wenn die Glykane mit
einer Mischung von β-Galactosidase, β-N-Acetylhexosaminidase
und Streptomyces-α1,3/4-Fucosidase
in Abwesenheit von Neuraminidase behandelt wurden, wurde keine Radioaktivität freigesetzt.
Die Einbeziehung von Neuraminidase mit anderen Exoglykosidasen führte zum
vollständigen
Aufschluss der Glykane zu freien 3H-NeuAc,
freien 3H-GlcNAc und dem 3H-Disaccharid
Galβ1→3GalNAcOH.
Zusammengefasst demonstrieren diese Ergebnisse, dass der einzelne
Sialinsäure-Rest
auf den P-10-2a-Glykanen in einer terminalen Position auf der Polylactosamin-Kette
vorhanden ist, wie sie in Struktur (a) gezeigt ist, und dass diese
Glykane die sLex-Struktur (7) haben.
-
Endo- und Exoglykosidase-Behandlungen
von P-10-3-Glykanen – Die
P-10-3-Glykane sind
hauptsächlich
neutrale oder monosialylierte Vertreter. Die vorherrschenden Vertreter
(näherungsweise
80% der Radioaktivität)
waren nicht sialyliert. Die P-10-3-Fraktion wurde mit Neuraminidase
behandelt und die freigesetzte Sialinsäure durch Chromatographie auf
dem QAE-Sephadex entfernt. Näherungsweise
90% der desialylierten Vertreter comigrierten mit dem Standard-Kern-2-Tetrasaccharid
Galβ1→4GlcNAcβ1→6(Galβ1→3)GalNAcOH, während der
Rest mit dem Kern-1-Disaccharid Galβ1→3GalNAcOH (6) comigrierte. Die Behandlung der desialylierten
P-10-3-Glykane mit β-Galactosidase
bewirkte eine Verschiebung der Migration des größeren Peaks zu dem des erwarteten
Trisaccharid-Standards (6).
Die Behandlung mit einer Kombination von β-Galactosidase und β-N-Acetylhexosaminidase
erzeugte freie 3H-GlcNAc und 3H-Galβ1→3GalNAcOH (6). Näherungsweise 20% des radiomarkierten
Anteils in den P-10-3-Glykanen erwiesen sich überwiegend als monosialylierte
Vertreter, die durch Behandlung mit Neuraminidase zu neutralen Vertretern überführt wurden.
Diese Ergebnisse demonstrieren, dass die P-10-3-Glykane hauptsächlich neutrale
Kern-2-Tetrasaccharide sind und einige monosialylierte Kern-2-Pentasaccharide
(7). Zusätzlich verfügen einige
der neutralen Glykane über
die Kern-2-Disaccharid-Struktur
(7).
-
Relativer Prozentanteil vo O-Glykanen
in PSGL-1 von HL-60-Zellen – Die
relativen Prozentanteile von O-Glykanen in PSGL-1 lassen sich aus
der Menge der in jedem O-Glykan gewonnenen Radioaktivität und aus dem
relativen Molverhältnis
für 3H-GlcN: 3H-GalNOH: 3H-NeuAc mit 1,0 : 0,8 : 0,7 (7) berechnen. Die Mehrheit
der O-Glykane in PSGL-1 enthält
die Kern-2-Struktur. Eine Minderheit der Glykane, die in P-10-2b1 und P-10-2a gewonnen wurden, enthält die sLex-Determinante.
-
III. Schlussfolgerungen
-
Die vorliegende Untersuchung demonstriert,
dass PSGL-1 von Human-HL-60-Zellen
O-Glykane mit einem Kern-2-motif enthält. Eine Mehrheit der Glykane
sind nicht fucosyliert und sind Mischungen von neutralen und sialylierten
Vertretern. Eine Minderheit der O-Glykane (näherungsweise 14%) sind fucosyliert
und enthalten die terminale sLex-Struktur.
Es sind zwei Typen von fucosylierten O-Glykanen vorhanden; der eine
Typ ist ein disialyliertes Heptasaccharid, dem Polylactosamin fehlt,
und der andere ist ein eindeutig monosialyliertes, trifucosyliertes
Glykan, das Polylactosamin enthält.
Das Vorhandensein von Kern-2-O-Glykanen
auf PSGL-1 von HL-60-Zellen steht in Übereinstimmung mit den Ergebnissen
von Untersuchungen über
die Glykosylierung von PSGL-1 von Human-Neutrophilen. Desialyliertes
PSGL-1 sowohl von Human-Neutrophilen als auch von HL-60-Zellen ist
gegenüber
einer Behandlung mit Endo-β-N-Acetylgalactosaminidase
(O-Glykanase) resistent, die lediglich desialylierte Kern- 1-Glykane spaltet.
Der unmittelbare Nachweis von sLex-Determinanten
und Polylactosamin auf O-Glykanen von HL-60-deriviertem PSGL-1 verstärkt den
indirekten Beweis dafür,
dass diese Strukturen auf O-Glykanen von neutrophil deriviertem
PSGL-1 vorhanden sind.
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Es wurden signifikante Unterschiede
in den O-Glykanen auf PSGL-1 und CD43 von HL-60-Zellen festgestellt.
Obgleich beide Proteine primär
Kern-2-O-Glykane
aufweisen, hat PSGL-1 zahlreiche neutrale Kern-2-Tetrasaccharide,
während
CD43 überwiegend
disialylierte Kern-2-Hexasaccharide hat. Die Kern-2-Struktur ist ein
Präkursor
für die
Polylactosaminsynthese in O-Glykanen, wobei jedoch lediglich PSGL-1
signifikante Mengen von Polylactosamin hat. Dieses zeigt, dass die
Kern-2-Struktur erforderlich, nicht jedoch ausreichend für die Polylactosamin-Addition
ist. Ferner fehlen dem CD43 die zwei Vertreter von fucosylierten
O-Glykanen, die sich in PSGL-1 finden. Obgleich ein monofucosyliertes
O-Glykan in CD43 identifiziert wurde, repräsentiert dieser Vertreter lediglich
0,5% der O-Glykane in CD43. Das trifucosylierte, monosialylierte O-Glykan, das auf PSGL-1
identifiziert wurde, wurde nicht auf CD43 gefunden.
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Wie vorstehend diskutiert wurde,
kann P-Selectin schwach an einer Vielzahl von sulfatierten Glykanen binden,
wobei diese Glykane das Binden von P-Selectin an Human-Knochenmarkzellen
hemmen. Allerdings sind die O-Glykane
von PSGL-1 nicht sulfatiert. Anstelle dessen enthält PSGL-1
Tyrosinsulfat, das für
Wechselwirkungen mit P-Selectin nicht jedoch mit E-Selectin benötigt wird.
Drei Konsensusstellen für
Tyrosinsulfatierung treten am Amino-Terminus von PSGL-1 an den Resten 46,
48 und 51 auf. PL1, ein mAb zu PSGL-1, blockiert das Binden an P-Selectin
und erkennt ein Epitop, das die Reste 49–62 überspannt, die die Stellen
der Tyrosinsulfatierung überlappen.
In der Nähe
der Stellen der Tyrosinsulfatierung befinden sich zwei Thr-Reste, die
potentielle Stellen der O-Glykosylierung an den Resten 44 und 57
repräsentieren.
Mutationen in diesen Resten verringern das Binden von PSGL-1 an
P-Selectin, wenn PSGL-1 in COS-Zellen entweder mit FTIII oder FTVII
coexprimiert ist. Diese Ergebnisse legen nahe, dass lediglich eines
oder zwei O-Glykane in Verbindung mit Tyrosinsulfat-Resten ausreichend
sein können,
um das Hochaffinitätsbinden
von PSGL-1 an P-Selectin zu fördern.
Allerdings können
O-Glykane in anderen Regionen des Moleküls ebenfalls zu Wechselwirkungen
mit P- und E-Selectin beitragen.
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Es wurde ursprünglich angenommen, dass Mucin-ähnliche
Glykoproteine als bequeme Protein-Gerüste wirken, auf denen viele
O-Glykane für
die Erkennung durch Selectine geclustert sein können. Diese Daten zeigen in
Verbindung mit anderen Untersuchungen jedoch, dass Mucin-ähnliche
Glykoproteine unterschiedlich glykosyliert sind.
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