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Die
Erfindung betrifft Flugzeugsteuersysteme und insbesondere Flugzeugseitenrudersteuersysteme.
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In
verschiedenen Fällen
ist es für
moderne handelsübliche
Düsentransportflugzeuge
mit zwei Triebwerken gelegentlich notwendig, sich vollständig auf
den Schub, welcher durch ein Triebwerk erzeugt wird, zu verlassen.
Der Vorgang eines Triebwerksausfalls resultiert im Allgemeinen von
einer Beschädigung
eines Triebwerks, was während
eines Fluges auftritt. Während
moderne Flugzeugautopiloten effektiv ein Flugzeug beim Ausfall eines
Triebwerks steuern können,
erfordert eine Geschwindigkeitssteuerung insbesondere während automatischer
Anflüge
mit dem Ausfall eines Triebwerks oft Reaktionen mit einer großen Amplitude
von dem betriebsfähigen
Triebwerk, um eine mittlere bis schwere Turbulenz zu kompensieren.
Die sich ergebenden Änderungen
bei einem Schub, welcher durch das einzige betriebsfähige Triebwerk
erzeugt wird, erzeugen wesentliche Giermomente, welche durch entsprechende
Seitenruderauslenkungen ausgeglichen werden müssen. Während Seitenrudersteuerbefehlalgorithmen
eines modernen Autopiloten auf die Gierraten- und Steuerkursänderungen
reagieren, reagieren sie nicht auf einen sich verändernden
Schub oder eine sich verändernde
Gashebelstellung. Daher treten Seitenrudersteuerbefehländerungen
nicht rasch genug auf, um eine unannehmbare Querabweichung aufgrund
von Änderungen
bei einem sich ändernden
Schub zu verhindern. Die vorliegende Erfindung ist darauf ausgerichtet,
ein Verfahren und eine Vorrichtung bereitzustellen, welche dieses
Problem überwinden.
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Die
US-A-4,935,602 offenbart ein Verfahren und eine Vorrichtung, welche
einen kompensierenden Seitenrudersteuerbefehl erzeugen, welcher
auf Verstärkungs-,
Log-Filter- und Washout-Filter-Änderungen
eines sich verändernden
Triebwerkschubssignals basiert, welche auch unter den vorab genannten
Nachteilen leiden.
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Es
ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein verbessertes Verfahren
und eine verbesserte Vorrichtung bereitzustellen. Die vorliegende
Erfindung stellt ein Verfahren beziehungsweise eine Vorrichtung
gemäß Anspruch
1 bzw. 8 bereit.
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Erfindungsgemäß wird ein
Verfahren und eine Vorrichtung zur Erzeugung eines Seitenrudersteuerbefehls
zur Kompensation eines unsymmetrischen dynamischen Schubs für ein Flugzeug
ohne eine direkte Schubmessung offenbart. Eine Schätzung eines überschüssigen Schubs,
welche auf einer gemessenen Beschleunigung entlang der Flugbahn
des Flugzeugs und einer gemessenen Senkrechtgeschwindigkeit des Flugzeugs
basiert, wird tiefpass-gefiltert, um ein Rauschen auf den abgeleiteten
Daten zu dämpfen.
Die tiefpass-gefilterten Daten, werden dann weiter durch ein Washout-Filter
gefiltert, um Daten zu erzeugen, welche sich nur aufgrund von Änderungen
bei der Schätzung
des überschüssigen Schubs
verändern.
Die Ausgabe des Washout-Filters wird mit einem Verstärkungsfaktor
multipliziert, welcher den überschüssigen Schub
in Grad einer Seitenruderbewegung wandelt. Das Ergebnis ist ein
Seitenruderkompensationssteuerbefehl, welcher geeignet ist, um den
Seitenrudersteuerbefehl eines Autopiloten oder eines anderen Flugzeugsteuersystems
in einer Weise zu verändern,
dass eine Gierauslenkung erzeugt wird, welche den Schub kompensiert, welcher
unterschiedlich erzeugt wird, wenn ein Triebwerk einer zweimotorigen
Flugzeugs nicht arbeitet.
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Gemäß weiterer
spezieller Ausführungsformen
wird die Eingabe zu dem Washout-Filter
eingefroren, wodurch die Ausgabe des Washout-Filters auf Null reduziert
wird, wenn bestimmte Betriebsarten eines Autopiloten des Flugzeugs
oder anderer Flugsteuersysteme des Flugzeugs aktiv sind. Insbesondere
wird die Eingabe des Washout-Filters eingefroren und die Ausgabe
auf Null reduziert, wenn die Betriebsart Durchstarten oder Abfangen
des Autopiloten des Flugzeugs aktiv sind, oder wenn die Kompensationsfunktion
für asymmetrischen
Schub des primären
Flugcomputers scharf geschaltet ist.
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Gemäß anderen
speziellen Ausführungsformen
wird die Ausgabe des Washout-Filters
auf Null gesetzt, wenn beide Triebwerke laufen oder entweder mit –1 oder
+1 multipliziert, wenn ein Triebwerk ausgefallen ist. Daher ist
die vorliegende Erfindung nur aktiv, wenn ein Triebwerk nicht läuft.
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Gemäß noch weiteren
speziellen Ausführungsformen
wird der Seitenrudersteuerbefehl zur Kompensation, welcher durch
die Erfindung erzeugt wird, begrenzt, um zu verhindern, dass ein übermäßiger Seitenrudersteuerbefehl
zur Kompensation erzeugt wird.
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Wie
aus der vorab stehenden Beschreibung leicht zu entnehmen ist, stellt
die Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung bereit, um einen
dynamischen Seitenrudersteuerbefehl zur Kompensation eines asymmetrischen
Schubs ohne eine direkte Schubmessung zu erzeugen. Das Verfahren
und die Vorrichtung erzeugen einen Steuerbefehl, welcher geeignet
ist, um inkrementell den Seitenrudersteuerbefehl eines Autopilotensystems
in einer Weise zu verändern,
welche bei dem Ausfall eines Triebwerks eines zweimotorigen Flugzeugs
beim Erzeugen eines Schubs kompensiert.
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Die
vorab stehenden Aspekte und viele der einhergehenden Vorteile dieser
Erfindung werden leichter verstanden, wenn dasselbe mit Bezug auf
die folgende detaillierte Beschreibung im Zusammenhang mit der beigefügten Figur
gesehen wird, welche eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung verdeutlicht.
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Detaillierte
Beschreibung der bevorzugten Ausführungsform
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Während, wie
es durch die folgende Beschreibung besser verstanden werden wird,
die Erfindung zum Einsatz bei einem drahtgelenkten („Fly-By-Wire") Flugzeugsteuersystem
entworfen wurde und in Verbindung mit solch einem System beschrieben
wird, sollte klar sein, dass die Erfindung auch in anderen Typen
von Flugzeugsteuersystemen enthalten sein kann, wenn es erwünscht ist.
Darüber
hinaus sollte klar sein, dass, während,
wie es herkömmlicherweise üblich ist,
die Erfindung in der Form einer Steuerregel verdeutlicht und beschrieben
wird, welche separate Blöcke
umfasst, die entworfen sind, um spezielle Funktionen auszuführen, die Erfindung
tatsächlich
in verschiedenen Arten implementiert werden kann. Zum Beispiel können die
verschiedenen Funktionen der dargestellten Steuerregel durch ein
geeignet programmiertes digitales Computersystem ausgeführt werden.
Alternativ können
die Funktionen durch digitale oder analoge Schaltungen ausgeführt werden.
Während
die Erfindung in Verbindung mit einem zweimotorigen Flugzeug entwickelt
und beschrieben wird, könnte
sie auch bei Flugzeugen mit einer größeren Anzahl von Triebwerken
eingesetzt werden.
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Die
Figur stellt die momentan bevorzugte erfindungsgemäße Ausführung dar,
welche ein Tiefpassfilter 11, ein Halteelement 13,
ein Washout-Filter 15, ein Verstärkungselement 17,
einen Multiplizierer 19, einen Begrenzer 21 und
ein ODER-Gatter 23 mit
drei Eingängen
umfasst.
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Das
Tiefpassfilter
11 empfängt
einen Schätzwert
eines überschüssigen Schubs,
welcher den Schub der Triebwerke minus dem Luftwiderstand des Flugzeugs
dividiert durch das Gewicht des Flugzeugs annähert [(Schub-Luftwiderstand)/Gewicht].
Es gibt viele Verfahren zur Ermittlung einer Schätzung eines überschüssigen Schubs,
welche zum Einsatz bei der Erfindung geeignet sind. Für den Fall
des Flugzeugs Boeing 777 wird eine Kombination von Trägheits-
und Luftdatenmessungen verwendet. Genauer wird bei dem Flugzeug
Boeing 777 ein Schätzwert
für den überschüssigen Schub
abgeleitet, was auf der Formel basiert:
mit:
- V *
- = Änderungsrate der Geschwindigkeit
in ft/sec2
- g
- = Gravitationskonstante
in ft/sec2
- H *
- = Trägheitshöhenrate
in ft/sec
- Vtas
- = echte Fluggeschwindigkeit
in ft/sec
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Zurück zu der
Figur, ist die Laplace-Transformation des Tiefpassfilters:
wobei T
1 in
Sekunden gemessen wird und von Flugzeug zu Flugzeug variieren kann.
In dem Fall der Boeing 777 gilt T
1 = 0,5
Sekunden. Das Tiefpassfilter entfernt Sensorrauschen von dem Schätzwert des überschüssigen Schubs.
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Die
Ausgabe des Tiefpassfilters 11 wird auf den Eingang des
Halteelements 13 gebracht. Das Halteelement weist einen
Halteeingang auf, welcher mit dem Ausgang des ODER-Gatters 23 mit
drei Eingängen verbunden
ist. Der entsprechende Eingang des ODER-Gatters 23 mit
drei Eingängen
hat einen hohen Pegel, wenn irgendeine der drei überwachten Bedingungen zutrifft.
Eine überwachte
Bedingung heißt „ Betriebsart Durchstarten
ist aktiv" („Go_around
Mode Active"), die
zweite heißt "Betriebsart Abfangen
ist eingestellt" („Flare
Mode Engaged") und
die dritte heißt "Kompensation für asymmetrischen
Schub des PFC ist scharf geschaltet" („PFC
Thrust Asymmetry Compensation Armed"). Daher ist, wenn die Betriebsart Durchstarten
des Autopiloten aktiv ist, der Pegel des entsprechenden Eingangs
des ODER-Gatters 23 mit drei Eingängen hoch. Wenn die Betriebsart
Abfangen des Autopiloten eingestellt ist, ist der Pegel des entsprechenden
Eingangs des ODER-Gatters mit drei Eingängen hoch. Oder wenn die Kompensationsfunktion
für den
unsymmetrischen Schub des primären
Flugcomputers (PFC) scharf ge schaltet ist, ist der Pegel des entsprechenden
Eingangs des ODER-Gatters mit drei Eingängen hoch.
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Wenn
einer oder mehrere der Eingänge
des ODER-Gatters mit drei Eingängen
einen hohen Pegel aufweisen, wird das Halteelement in einen Haltezustand
versetzt. In dem Haltezustand wird der Ausgang des Halteelements 13 gehalten
oder eingefroren. Wenn alle Eingänge
des ODER-Gatters mit drei Eingängen
tiefe Pegel aufweisen, ist der Pegel des Ausgangs des ODER-Gatters 23 mit
drei Eingängen
tief. Wenn der Pegel des Ausgangs des ODER-Gatters mit drei Eingängen tief
ist, verläuft
die Ausgabe des Tiefpassfilters 11 durch das Halteelement 13.
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Die
Ausgabe des Halteelements
13 wird auf den Eingang des Washout-Filters
15 gebracht.
Die Laplace-Transformation des Washout-Filters ist:
wobei T
2 in
Sekunden gemessen wird und von Flugzeug zu Flugzeug variiert. In
dem Fall des Flugzeugs Boeing 777 beträgt T
2 =
5,0 Sekunden.
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Das
Washout-Filter 15 erzeugt ein Ausgangssignal, welches nur
gegenüber
Veränderungen
bei dem Schätzwert
des überschüssigen Schubs
empfindlich ist. Die Ausgabe des Washout-Filters bildet im Wesentlichen
einen Seitenrudersteuerbefehl, welcher, wenn er mit dem Seitenrudersteuerbefehl
des Autopiloten kombiniert wird, die Gierbewegung, welche durch
Unterschiede in dem Schub zwischen zwei Triebwerken, d.h. dem unterschiedlichen
Schub zwischen den Triebwerken, erzeugt wird, dynamisch ausgleicht.
Bevor sie mit dem Seitenrudersteuerbefehl summiert wird, wird die
Ausgabe des Washout-Filters zuerst bezüglich der Verstärkung korrigiert,
um den überschüssigen Schub
in Grad einer Seitenruderbewegung zu wandeln, und dann begrenzt.
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Während die
Verstärkungskorrektur
von Flugzeug zu Flugzeug variiert, beträgt die Verstärkungseinstellung
für eine
Boeing 777 86,0, wie es in dem Verstärkungselement 17 in
der Figur dargestellt ist. Die Ausgabe des Verstärkungselements 17 wird
auf einen Eingang eines Multiplizierers 19 aufgebracht.
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Die
zweite Eingabe des Multiplizierers 19 ist als eine Triebwerksausfallanzeige
definiert. Die Triebwerksausfallanzeige ist Null, wenn beide Triebwerke
laufen und entweder +1 oder –1,
wenn ein Triebwerk ausgefallen ist. Ob die Eingabe +1 oder –1 ist,
wird dadurch bestimmt, welches der zwei Triebwerke ausgefallen ist.
Da die Triebwerksausfallanzeige Null ist, wenn beide Triebwerke
laufen, ist der Algorithmus oder die Steuerungsregel, welche in
der Figur dargestellt ist, nur aktiv, wenn ein Triebwerk nicht läuft, d.h.
wenn ein Triebwerk ausgefallen ist.
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Die
Ausgabe des Multiplizierers 19 wird an den Eingang des
Begrenzers 21 angelegt. Der Begrenzer begrenzt den Seitenruderkompensationssteuerbefehl,
um zu verhindern, dass ein übermäßiger Seitenruderkompensationssteuerbefehl
erzeugt wird. Während
verschiedene Grenzen eingesetzt werden können, ist der Seitenruderkompensationssteuerbefehl
vorzugsweise auf 5,0 Grad begrenzt.
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Wie
es aus der vorab stehenden Beschreibung leicht zu verstehen ist,
sorgt die Erfindung für
einen Seitenruderkompensationssteuerbefehl, welcher verwendet werden
kann, um den Seitenrudersteuerbefehl, der durch ein Autopiloten-Steuersystem erzeugt
wird, inkrementell derart einzustellen, dass dynamisch die Gierbewegung,
welche durch die Unterschiede in dem Schub zwischen zwei Triebwerken
erzeugt wird, wenn eins der Triebwerke ausgefallen ist, ausglichen
wird. Die Erfindung erfordert keine direkte Messung des Triebwerkschubs
oder eines sich verändernden
Schubs. Vielmehr verwendet die Erfindung einen Schätzwert des überschüssigen Schubs
in Kombination mit der Kenntnis, dass ein Triebwerk nicht betriebsfähig ist.
Das heißt, die
Erfindung setzt einen Schätzwert
des überschüssigen Schubs
ein, welcher von einem Autopiloten abgeleitet ist, um einen Steuerbefehl
zu erzeugen, welcher verwendet werden kann, um inkrementell den
Seitenrudersteuerbefehl des Autopiloten in einer Weise zu ändern, dass
die Gierbewegung, welche durch die Unterschiede in dem Schub zwischen
zwei Triebwerken eines Flugzeugs erzeugt wird, dynamisch ausgeglichen wird.
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Die
Erfindung ist nur aktiv, wenn ein Triebwerk ausgefallen ist. Darüber hinaus
wird der Seitenruderkompensationssteuerbefehl nur auf Null herabgesetzt,
wenn bestimmte Funktionen aktiv sind. Der Seitenruderkompensationssteuerbefehl
wird auf Null herabgesetzt, wenn diese Funktionen aktiv sind, da
das Halteelement die Eingabe des Washout-Filters einfriert, wodurch
die Ausgabe des Washout-Filters auf Null herabgesetzt wird.
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Während eine
bevorzugte erfindungsgemäße Ausführungsform
verdeutlicht und beschrieben worden ist, sollte nachzuvollziehen
sein, dass die Erfindung auch anders, als hier speziell beschrieben,
ausgeführt
werden kann, ohne den Geltungsbereich der Ansprüche zu verlassen. Da zum Beispiel
das Verfahren und die Vorrichtung in den Ansprüchen im Wesentlichen linear
sind, können
die verschiedenen Elemente (oder ihre Funktionen) in einer anderen
Reihenfolge als der einen dargestellten ausgeführt werden.