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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur biologischen
Reinigung von Abwasser, vor allem Haus-, Kommunal- oder
Industrieabwasser oder jedes andere Wasser, das gelöste oder
suspendierte Schmutzstoffe oder Verunreinigungen enthält, wobei
diese Schmutzstoffe und Verunreinigungen auf biologischem
Wege entfernt werden können.
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Die Reinigung von Abwasser erfolgt gegenwärtig im
wesentlichen durch ein Verfahren, das darin besteht, das in Gegenwart
von Sauerstoff erfolgende Wachstum einer in Behandlungsbecken
dispergierten Bakterienkultur (auch noch als freie Kultur
oder Belebtschlamm bezeichnet) einzuleiten, und anschließend,
nach ausreichend langem Kontakt, das vom Schlamm durch
Dekantieren gereinigte Wasser in ein Klärbecken abzutrennen, wobei
ein Teil des Schlamms in eines der Behandlungsbecken
zurückgepumpt wird, um dort eine ausreichend hohe Konzentration an
reinigenden Bakterien aufrechtzuerhalten, während der Rest
als überschüssiger Belebtschlamm aus der Anlage ausgeschleust
wird. Ein solches Reinigungsverfahren erfordert sowohl die
Entfernung kohlenstoffhaltiger organischer Verschmutzungen
als auch die Oxidation der stickstoffhaltigen
Verunreinigungen durch Nitrifikation. Durch periodischen Kontakt zwischen
Belebtschlamm und zu behandelndem Wasser ohne Luftzufuhr
(sauerstofffreier Kontakt) kann man die heterotrophen
Mikroorganismen dazu bringen, in Gegenwart von Kohlenstoff die
Nitrate zu gasförmigem Stickstoff abzubauen, um eine
Denitrifikation zu erreichen. Wenn man die Mikroorganismen einem
systematischen Wechsel der anaeroben und aeroben Bedingungen
unterwirft, kann man darüber hinaus eine übermäßige Anhäufung
von phosphorhaltigen Verbindungen in den Mikroorganismen
hervorrufen und eine biologische Entphosphatierung des zu
behandelnden Wassers veranlassen.
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Im Laufe der letzten zwanzig Jahre wurden zahlreiche
Varianten dieses Verfahrens entwickelt, die verschiedene denkbare
Anordnungen der anaeroben und aeroben Zonen enthalten und
Anlaß für zahlreiche Patente und Veröffentlichungen waren.
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Es wurde nun festgestellt, daß bei den Belebtschlamm
verwendenden Verfahren der die Nitrifikation limitierende Parameter
nicht die Transformationskinetik des ammoniakalischen oder
organischen Stickstoffs in Nitraten ist, sondern das Alter
(oder die reale Verweilzeit) des Schlamms, das notwendig ist,
um die nitrifizierenden Mikroorganismen in der Anlage zu
erhalten. Wie man weiß, dauert es sehr lange und hängt sehr
stark von der Temperatur ab, bis diese nitrifizierenden
Mikroorganismen gebildet sind; so muß bei einer Temperatur von
11ºC das Alter des Schlamms 10 Tage betragen; und man kann
abschätzen, daß das Wachstum dieser Mikroorganismen bei
Temperaturen unter 11ºC sehr stark verlangsamt ist. Außerdem
können diese strikt aeroben Mikroorganismen nur in belüfteter
Umgebung wachsen; die zu berücksichtigende Verweilzeit ergibt
sich aus dem Belüftungsbecken. Daraus resultiert, daß man bei
den Belüftungsbecken in Bezug auf die Kinetik beträchtliche
und überdimensionierte Volumen vorsehen muß.
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Wenn man das Alter des Schlamms mit A, die Temperatur des
Biobeckens (ºC) mit T und die Tagesproduktion an
Überschußschlamm [TS/d (Trockensubstanzitag)] mit Px bezeichnet, wird
die bei Luftzufuhr für die Nitrifikation anfallende Menge
Belebtschlamm Mbs durch folgende Gleichung errechnet:
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(1) Mbs = A x Px ; wobei
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(2) A = 4,5 x 0,914(T-20)
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was gemäß den Empfehlungen der Deutschen Abwassertechnischen
Vereinigung e.V. (nachstehend mit ATV abgekürzt) zu einer
Tagesproduktion Px an Schlamm führt von:
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wobei: TS bei biologischer Behandlung zugelassener
täglicher TS-Fluß (kg TS/d)
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BSB&sub5; = bei biologischer Behandlung zugelassener
täglicher BSB&sub5;-fluß (kg BSB&sub5;/d)
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und:
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(4) K = A x 1,072(T-15)
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Die Bemessung der zugeführten Luftmenge wird dann durch
folgende Gleichung wiedergegeben:
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(5) V = Mbs/Kbs
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dabei bedeutet: V = Zugeführte Frischluftmenge (m³)
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Mbs = Masse Belebtschlamm (kg)
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Kbs = Konzentration an Belebtschlamm
(kg/m³)
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Zur Verringerung dieser Frischluftmenge wurden mehrere
Lösungen vorgeschlagen.
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Zum Beispiel wurde der Vorschlag gemacht, die Konzentration
(Kbs) der Biomasse bei Luftzufuhr zu erhöhen. Wenn Qt die
Durchsatzmenge, Qr die Rücklaufmenge und Kr die Konzentration
des Rücklaufproduktes ist, ergibt sich folgende Gleichung für
das Massengleichgewicht des Absetzbeckens:
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(6) Qr x Kr = (Qt + Qr) x Kbs und daraus:
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Da Kr zwangsläufig größer ist als Kbs, muß das Klärbecken
eine eindickende Funktion wahrnehmen, damit die Konzentration
Kr erreicht werden kann. Die Eindickungskonzentration eines
Schlamms hängt jedoch von der Eindickungszeit (Tps) und von
den mechanischen Eigenschaften des Schlamms ab. Solche
mechanischen Eigenschaften können durch den
Volumensedimentationsindex (nachstehend durch ISV ausgedrückt) in ml/g
angegeben werden (das heißt das von 1 g Schlamm nach 30 Minuten
Dekantieren eingenommene Volumen). Gemäß einer Empfehlung des
ATV kann man schreiben:
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wobei: Tps = Eindickungszeit des Schlamms bei der
Klärung (h)
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ISV = Volumenindex des Schlamms (ml/g)
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K = Konstante, die je nach Rücklauftechnik
des Schlamms 0,6 oder 0,7 beträgt
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Bei der Klärung erfolgt nun das Eindicken des Schlamms ohne
Sauerstoffzufuhr. Tps muß notgedrungen unter oder maximal
gleich sein der Zeit für die Passage des Belebtschlamms bei
Anaerobiose, wenn man den Abbau der mechanischen Qualität des
Schlamms und der Leistungsfähigkeit der Behandlung vermeiden
will. Eine Tps von 3 h wird in der Regel als Maximalwert
angesehen. Folglich kann bei Vorliegen eines sehr guten ISV
entsprechend 100 ml/g die Rücklaufkonzentration Kr nicht über
10 g/l hinausgehen, wenn die Gleichung (9) verwendet wird.
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Außerdem ist Qr einerseits durch das zur Verfügung stehende
Volumen des Klärbeckens bei der Eindickung des Schlamms und
andererseits durch die Probleme mit der Energieverteilung bei
der Beschickung des Klärbeckens begrenzt. Aus diesen beiden
Gründen nimmt man häufig einen Wert für die Rückflußrate
(definiert durch das Verhältnis Qr/Qt) von 100% oder seltener
150% vom Rohwasserdurchsatz an. Wenn man den vorstehenden
Fall eines ISV von 100 ml/g annimmt, dann erreicht diese
Rückflußrate gemäß Gleichung (7) bei Luftzufuhr eine
Konzentration an Biomasse Kbs zwischen 5 und 6 kg/m³; eine
Konzentration, die üblicherweise bei Kläranlagen festgestellt wird.
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Ein weiteres Mittel, um bei Luftzufuhr die Konzentration an
Biomasse noch weiter zu erhöhen, besteht in der Verwendung
eines Systems, das einerseits ein sogenanntes Kontaktbecken
umfaßt, in dem die Umwandlung des ammoniakalischen
Stickstoffs in Nitrate (Nitrifikation) erfolgt, und andererseits
bei der Schlammrückleitung ein sogenanntes
Stabilisierungsbecken, durch das man ein höheres Alter des Schlamms
erreichen kann. In diesem Fall kommt man wieder auf die oben
beschriebenen Zwänge zurück, das heißt eine Konzentration an
Belebtschlamm gleich Kbs im Kontaktbecken und eine
Konzentration gleich Kr im Stabilisierungsbecken, was schlußendlich
nur eine geringfügige Verkleinerung des Volumens der Anlagen
bedeutet.
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EP-A-0 309 352 beschreibt ein Verfahren, bei dem das Alter
des Schlamms in einem Entwicklungsbecken erreicht wird, das
außen um die Reaktionsbecken herum angeordnet (dispose en
boucle exterieure) und dadurch gekennzeichnet ist, daß man
vor der Rückführung des Schlamms in mindestens einen
Reinigungsprozeß für den besagten Schlamm oberhalb des
Entwicklungsbeckens einen Konzentrationsschritt in Form einer
Flotation durchführt. Dieses Verfahren ermöglicht eine erhebliche
Verringerung des Volumens der Anlagen in dem Sinne, daß das
Problem alten Schlamm zu erhalten in einem Becken behandelt
wird, das bei hoher Konzentration (30 g/l) arbeitet, und daß
sich die Dimensionierung der Reaktionsbecken dann nach der
Reaktionskinetik ausrichtet.
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In der Tat besteht das wesentliche Problem der Wirkungsweise
der Verfahren mit herkömmlichem Belebtschlamm darin, daß man
unbedingt ein Mindestalter des Schlamms erreichen und sich
dabei immer um erhöhte Kinetik bemühen muß, und das in einem
Reaktionskontext, der weder für einen noch einen anderen
dieser Parameter günstig ist. Untersuchungen haben gezeigt, daß
diese Parameter und Ziele teilweise nicht miteinander
vereinbar
sind aufgrund der Tatsache, daß die spezifische Aktivität
eines Schlamms mit seinem Alter abnimmt.
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US-A-4 042 494 beschreibt die vollständige Abtrennung von
Schwebstoffen für die Erzeugung von Belebtschlamm in einem
Reaktor und ihre Rückführung in der Leitung, die das primäre
Abwasser in Richtung seiner Behandlung transportiert.
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Eine Lösung wird durch das Verfahren gemäß den
Patentansprüchen angeboten.
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Das Wachstum von Mikroorganismen bei strikter Aerobiose im
Reaktor für die Überaktivierung von Schlamm bietet die
Möglichkeit, überaktivierten Schlamm mit hoher spezifischer
Aktivität zu erhalten, der besonders gut geeignet ist für die
Entfernung von stickstoffhaltigen Schmutzstoffen und für die
biologische Entphosphatierung in den Reaktionsbecken
herkömmlicher Bauart für die Behandlung von Abwasser durch
Belebtschlamm. Ein besonders interessanter Vorteil der Erfindung
besteht darin, daß die Kläranlage mit Belebtschlamm arbeitet,
wobei lediglich durch die Biokinetik der in den verschiedenen
Bioreaktoren durchgeführten Reaktionen Grenzen gesetzt sind,
und zwar unabhängig von der Einschränkung, ein bestimmtes
Schlammalter einzuhalten, da dieses, weil für die
Nitrifikationsbakterien erforderlich, in einem spezifischen Reaktor
unabhängig von der Wasser- und Schlammführung (filière eaux
et filière boue) erhalten wird.
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Diese Unabhängigkeit des Belebungsreaktors vom Belebtschlamm
befreit ihn andererseits auch von den in der Anlage
herrschenden hydraulischen Bedingungen, was bei diesem Reaktor a)
die Beibehaltung hoher Substratkonzentrationen und b) eine
perfekte Beherrschung der Verweilzeit der Mikroorganismen
unter aeroben Bedingungen mit folgenden Konsequenzen
garantiert:
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a) Durch die hohe Substratkonzentration im Reaktor für die
Überaktivierung können wegen der Exothermie der
Oxydationsreaktionen im Reaktor Temperaturen (25 - 40ºC) erreicht
werden, die für das Wachstum der die Nitrifikation
herbeiführenden Mikroorganismen sehr günstig sind. Wenn man
Gleichung (2) verwendet, muß das im Reaktor theoretisch
beizubehaltende Alter des Schlamms bei Temperaturen
zwischen 25 und 35ºC zwischen 2,8 und 1 Tag liegen, um eine
Vermehrung der für die Nitrifikation zuständigen
Mikroorganismen zu bewirken.
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b) Das ständige Halten der Biokultur unter strikter Aerobiose
im Reaktor für die Überaktivierung ermöglicht es, optimale
Wachstumsbedingungen für die strikt aeroben
Mikroorganismen (wie etwa autotrophe Mikroorganismen für die
Nitrifikation) zu erreichen und bei den strikt anaeroben und
fakultativ anaeroben Mikroorganismen eine Auswahl zu
treffen. Außerdem führt das Leistungsvermögen der angewendeten
biologischen Reaktionen zu einem erheblichen Abbau des
Substrats (etwa 35 - 50% Eliminierung organischer Stoffe)
und somit von Schmutzteilchen mit dadurch bedingter
Verminderung der Schlammproduktion um 20 - 30%.
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Ein Verfahren zur biologischen Reinigung von Wasser kann in
folgenden, als Beispiele angeführten Varianten durchgeführt
werden:
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- Eine Oxidationsstufe für kohlenstoffhaltige
Verunreinigungen und eine Nitrifikationsstufe, die unter aeroben
Bedingungen und in der Regel im gleichen Bioreaktor ablaufen.
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- Eine Oxidationsstufe für kohlenstoffhaltige
Verunreinigungen, eine Nitrifikations- und eine Denitrifikationsstufe,
die im gleichen Bioreaktor realisiert werden können, wobei
die ersten beiden Stufen unter aeroben und die letzte
Stufe unter sauerstofffreien Bedingungen ablaufen, der
Reaktor also alternativ in Aerobiose oder ohne
Sauerstoffzufuhr arbeitet.
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- Eine Oxidationsstufe für kohlenstoffhaltige
Verunreinigungen, eine Nitrifikations- und eine Denitrifikationsstufe,
wobei die Denitrifikationsstufe in einem sauerstofffreien,
sich vom Oxidations- und Nitrifikationsreaktor
unterscheidenden Bioreaktor abläuft, der vor dem letzteren
angeordnet ist, und in den man einen Teil des Inhalts des
Oxidations-/Nitrifikationsreaktors zurückpumpt.
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- Eine Oxidationsstufe für kohlenstoffhaltige
Verunreinigungen, eine Nitrifikations-, eine Denitrifikations- und eine
Entphosphatierungsstufe. Letztere vollzieht sich in einem
anaerob betriebenen Bioreaktor, der vor dem
Denitrifikationsreaktor angeordnet ist, und in den man das vom
Belebtschlamm abgetrennte Abwasser zurückpumpt, das man am Ende
der Kette erhält.
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Bei all diesen Anordnungen ist der Reaktor für die
Überaktivierung parallel zwischen dem Trennbecken und dem ersten
Bioreaktor angeordnet, und der von ihm produzierte
überaktivierte
Schlamm wird kontinuierlich oder diskontinuierlich in
mindestens einen der nachfolgenden Bioreaktoren eingeleitet.
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Um die Aufnahmeleistung an Schmutzpartikeln zu verbessern,
macht man von einem Biosorptionsreaktor Gebrauch, der vor dem
Trennbecken für die Schmutzpartikel angeordnet wird, einem
Biosorptionsreaktor, in dem das zu behandelnde Wasser mit
überaktiviertem Schlamm aus dem Reaktor für die
Überaktivierung in Kontakt gebracht wird.
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Gemäß einer weiteren Variante kann man die Entfernung der im
Reaktor für die Überaktivierung gebildeten Nitrate durch
Einschalten eines sauerstofffreien Reaktors vornehmen, der
zwischen dem Trennbecken für die Schmutzpartikel und dem Reaktor
für die Überaktivierung angeordnet ist.
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Gemäß einer weiteren Variante kann man ergänzende Substrate
in den Reaktor für die Überaktivierung einbringen zu dem
Zweck, den überaktivierten Schlamm an die Eliminierung einer
einzelnen Verschmutzung anzupassen, oder zu dem Zweck, die
spezifische Aktivität des besagten Schlammes zu erhöhen.
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Der Reaktor für die Überaktivierung kann auch als
Lagerbehälter eingesetzt werden; die Einspeisung an überaktiviertem
Schlamm in die verschiedenen Bioreaktoren wird dann nur in
Abhängigkeit vom Bedarf vorgenommen, zum Beispiel in
Spitzenzeiten, um so das beste Verhältnis zwischen Schmutzstoffstrom
und Biomasse herzustellen.
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Einer der Vorteile der Anwendung des Verfahrens gemäß der
vorliegenden Erfindung besteht darin, daß es möglich ist, die
Verweilzeit des Belebtschlamms im Klärbecken signifikant zu
verlängern, ohne befürchten zu müssen, daß die Qualität des
Schlamms durch Anaerobiose nachläßt. Dies rührt einerseits
von der durch die organische Matrix vorangetriebenen
Eliminierung des Belebtschlamms wegen des Einsatzes von
überaktiviertem Schlamm her, und andererseits von den strikt aeroben
Bedingungen, die im Reaktor für die Überaktivierung
aufrechterhalten werden. Aufgrund dieser Tatsache erhält man einen
ISV = 80 und einen Tps = 6; wenn man die Gleichung (9)
verwendet, findet man eine Konzentration an Rücklaufprodukt Kr
in der Größenordnung von 15 kg/m³, wodurch es bei einer
Rücklaufrate von 150% nach Gleichung (7) möglich ist, in den
Reaktionsbecken eine Konzentration Kbs in der Größenordnung von
9 kg/m³ aufrechtzuerhalten.
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Weitere Eigenschaften und Vorteile der vorliegenden Erfindung
werden bei der eingehenden Lektüre der Beispiele für die
Durchführung deutlich, die einfach zur Illustration und ohne
Einschränkungen angeführt werden mit Hinweis auf die
Abbildungen 1 - 5, in denen die Wasserreinigungsverfahren gemäß
der vorliegenden Erfindung schematisch dargestellt werden.
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Bei den Abbildungen beziehen sich identische Referenznummern
auf identische Elemente.
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Abbildung 1 zeigt die schematische Darstellung einer
Abwasserreinigungsanlage, bei der ein Reaktor für die
Überaktivierung gemäß vorliegender Erfindung eingesetzt wird.
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Das zu behandelnde Abwasser A läuft zum Teil in ein
Phasentrennbecken 1; ein Teil A&sub1; des Abwassers gelangt nicht in das
Trennbecken 1. Im Trennbecken 1 erfolgt die Rückgewinnung der
Schmutzteilchen mit Hilfe verschiedener möglicher Systeme,
entweder dynamisch oder statisch. Das zu behandelnde, von
Schmutzteilchen teilweise befreite Abwasser wird in ein
Reaktionsbecken 5 eingeleitet, wo es mit Belebtschlamm in Kontakt
gebracht wird, und von wo es nach der für die Durchführung
der Bioreaktion(en) erforderlichen Verweilzeit in das
Klärbecken 6 eingeleitet wird, in dem einerseits ein Abwasser A&sub2;,
das den geforderten Abfallnormen entspricht, und andererseits
Belebtschlamm abgetrennt wird, der in das Reaktionsbecken 5
zurückgepumpt wird. Die Schmutzteilchen B verlassen das
Phasentrennbecken 1 und werden in einen Reaktor für die
Überaktivierung 2 eingeleitet, in dem sich die Mikroorganismen
unter aeroben Bedingungen vermehren. Der aus dem Reaktor 2
stammende überaktivierte Schlamm C wird kontinuierlich oder
diskontinuierlich in das Reaktionsbecken 5 eingeleitet.
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Das Reaktionsbecken 5 kann arbeiten:
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- unter aeroben Bedingungen, um die Oxidation der
kohlenstoffhaltigen Verunreinigungen und gleichzeitig die
Nitrifizierung von ammoniakalischem und organischem Stickstoff
durchzuführen;
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- unter aeroben Bedingungen, um die Oxidation der
kohlenstoffhaltigen Verunreinigungen und dann unter anaeroben
Bedingungen eine Nitrifikation durchzuführen, um für die
Entfernung des Stickstoffs durch Denitrifikation zu
sorgen.
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Das in der Abbildung 2 wiedergegebene Schema unterscheidet
sich von dem der Abbildung 1 durch Hinzufügung eines
Reaktionsbeckens 4 für die Denitrifikation, das vor dem
Reaktionsbecken
5 angeordnet ist, und in dem die Oxidation der
kohlenstoffhaltigen Verunreinigungen und die Nitrifikation des
Stickstoffs erfolgen, sowie eventuell eine zusätzliche
Denitrifikation durch Passage unter anaeroben Bedingungen. Ein
Teil des Inhalts von Becken 5, der einer Oxidation der
kohlenstoffhaltigen Verunreinigungen und einer Nitrifikation
unterzogen wurde, wird im Hinblick auf die Denitrifikation in
das Becken 4 zurückgepumpt. Der aus dem Becken für die
Überaktivierung 2 stammende überaktivierte Schlamm kann
kontinuierlich oder diskontinuierlich in das Reaktionsbecken 5
(Schlamm C) oder in das Denitrifikationsbecken 4 (Schlamm C&sub1;)
eingeleitet werden.
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Abbildung 3 zeigt ein Schema ähnlich dem von Abbildung 2, bei
dem man ein Becken 3 für die biologische Entphosphatierung
dem Denitrifikationsbecken 4 vorgeschaltet hat, das selbst
vor dem Reaktionsbecken 5 angeordnet ist. Wie weiter oben
schon angesprochen, sorgt das Reaktionsbecken 5 für die
Oxidation der kohlenstoffhaltigen Verunreinigungen und die
Nitrifikation des Stickstoffs unter aeroben Arbeitsbedingungen
und eventuell eine ergänzende Denitrifikation unter
sauerstofffreien Bedingungen. Der im Reaktor für die
Überaktivierung 2 gebildete überaktivierte Schlamm kann kontinuierlich
oder diskontinuierlich in das Reaktionsbecken 5 (Schlamm C),
in das Denitrifikationsbecken (Schlamm C&sub1;) oder in das
Entphosphatierungsbecken 3 (Schlamm C&sub2;) eingeleitet werden.
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Das in Abbildung 4 wiedergegebene Schema stellt eine Variante
des Verfahrens dar, das in Abbildung 1 vorgestellt wird, die
darin beschriebene Variante könnte jedoch auch auf das
Behandlungsschema der Abbildungen 2 und 3 angewendet werden.
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Vor der Einleitung des zu behandelnden Abwassers A, mit oder
ohne teilweise Abzweigung A&sub1;, wird das Wasser A in einem
Biosorptionsreaktor O behandelt, in dem es mit überaktiviertem
Schlamm D aus dem Reaktor für die Überaktivierung 2 in
Kontakt gebracht wird. Auf diese Weise kann die Ausbeute an
Schmutzteilchen wegen der Bioflockung, die im Reaktor
stattfindet, verbessert werden.
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Abbildung 5 ist eine Variante des Verfahrens gemäß Abbildung
1; diese Variante könnte jedoch auch auf das Schema der
Abbildungen 2, 3 oder 4 angewandt werden.
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Die Variante gemäß Abbildung 5 sieht eine Predenitrifikation
in einem Predenitrif ikationsbecken 7 vor, das zwischen dem
Phasentrennbecken 1 und dem Reaktor für die Überaktivierung 2
angeordnet ist.
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Die Schmutzteilchen B werden im Reaktor 7 mit dem Nitrate
enthaltenden überaktivierten Schlamm E aus dem Reaktor für
die Überaktivierung 2 in Kontakt gebracht. Durch diese
Variante kann die wenigstens teilweise Entfernung der beim
Wachstum der Mikroorganismen im Reaktor für die Überaktivierung 2
gebildeten Nitrate erreicht werden.
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Die folgenden Beispiele ermöglichen die Verdeutlichung der
durch die vorliegende Erfindung gebotenen Vorteile und vor
allem des durch die Anlagen erzielten Raumgewinns, wenn man
einen Reaktor für die Überaktivierung des Schlamms einsetzt,
der parallel zur Wasser- und Schlammführung angeordnet ist.
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Man verwendet eine Anlage, die dem Schema in Abbildung 1 ent
spricht (ein einziges Reaktionsbecken, in dem die Oxidation
der kohlenstoffhaltigen Verunreinigungen stattfindet und ein
Nitrifikations-/Denitrifikationsschritt vollzogen wird), und
behandelt das Abwasser mit folgenden Basiswerten
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- Zu behandelnde Wassermenge 10000 m³/Tag
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- Täglicher BSB&sub5;-Fluß 3000 kg/Tag
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- Täglicher TS-Fluß 3500 kg/Tag
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- Täglicher NTK-Fluß 600 kg/Tag
(NTK = frz. Abkürzg.)
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- Mindesttemperatur 11ºC
Beispiel 1A - Herkömmliche Behandlung ohne
Primärdekantierung.
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Alter des Schlamms
nach Gleichung (2) : 10 Tage
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Produktion an Überschußschlamm
nach Gleichung (3) : 3725 kg/Tag
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Belebtschlamm-Menge bei Luftzufuhr: 3725x10=37250 kg
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Maximal möglicher IVS : 150ml/g und Tps = 3h
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Maximale Rücklaufkonzentration
nach Gleichung (9) : 6,3 kg/m³
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Maximale Rücklaufrate : 150% 630 m³/h
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Maximale Klärgeschwindigkeit : 0,7 m/h 1100 m²
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Klärvolumen : 1100+(630x3)=3000m³
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Belebtschlammkonzentrat ion
nach Gleichung (7) : 3,8 kg/m³
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Frischluftmenge nach Gleichung (1) 10000 m³
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Davon 30% für die Denitrifikation : 3000 m³
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Gesamtvolumen des Reaktionsbeckens: 10000+3000=13000 m³
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Gesamtvolumen der Anlage : 13000+3000=16000m³
Beispiel 1B - Herkömmliche Behandlung mit Primärdekantierung.
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Im Primärdekanter herrschende
Durchschnittsgeschwindigkeit : 0,9 m/h
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Volumen der Primärdekantierung 1400 m³
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Ausfällungsrate an TS bei der
Primärdekantierung 50%
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Ausfällungsrate BSB&sub5; 35%
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Ausfällungsrate NTK 9%
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Bei der Biobehandlung zugelassener TS-Fluß : 1750 kg/d
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Bei der Biobehandlung zugelassener BSB&sub5;-Fluß: 1950 kg/d
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Bei der Biobehandlung zugelassener NTK-Fluß : 546 kg/d
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Alter des Schlamms
nach Gleichung (2) : 10 Tage
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Produktion von Überschußschlamm
nach Gleichung (3) : 1822 kg/d
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Belebtschlammenge bei
Frischluftzufuhr : 3725x10=18220kg/d
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Maximal möglicher IVS : 180ml/g und Tps = 3h
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Maximale Rücklaufkonzentration
nach Gleichung (9) : 5,3 kg/m³
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Maximale Rücklaufrate : 150% 630 m³/h
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Maximale Klärgeschwindigkeit : 0,7 m/h 1100 m²
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Klärvolumen : 1100+(630x3)=3000m³
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Belebtschlammkonzentration
nach Gleichung (7) : 3,2 kg/m³
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Frischluftmenge
nach Gleichung (1) 5700 m³
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Davon 35% für die Denitrifikation: 5700x0,35=2000m³
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Volumen des Reaktionsbeckens : 2000+5700=7700m³
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Gesamtvolumen der Anlagen : 7700+3000+1400=12100m³
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Gesamtproduktion an Schlamm : 1750+1822=3572kg
Beispiel 1C - Behandlungsanlage mit einem Reaktor für die
Überaktivierung gemäß der vorliegenden Erfindung:
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Im Primärdekanter herrschende
Durchschnittsgeschwindigkeit : 0,9 m/h
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Volumen der Primärdekantierung 1400 m³
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Ausfällungsrate TS bei der
Primärdekantierung 50%
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Ausfällungsrate BSB&sub5; 35%
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Ausfällungsrate NTK 9%
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Alter des Schlamms bei 25ºC
nach Gleichung (2) : 2,8 Tage
(man wird einen Wert von 4 Tagen annehmen)
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Produktion an überaktiviertem
Schlamm : 1250 kg/d
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Menge an überaktiviertem Schlamm
im Reaktor : 1250x4=5000kg
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Volumen des Belebungsreaktors: 5000 : 20 = 250 m³
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Bei der Biobehandlung zugelassener TS-Fluß : 1750 kg/d
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Bei der Biobehandlung zugelassener BSB&sub5;-Fluß: 1950 kg/d
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Bei der Biobehandlung zugelassener NTK-Fluß : 546 kg/d
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Fluß des überaktivierten Schlamms: 1250 kg/d
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Nitrifikationskinetik : 3,5 mg nitrifiziertes
N-NO&sub3;/g überaktivierter
Schlamm/h
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Produktion an Überschußschlamm
nach Gleichung (3) : 1822 kg/d
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Stickstoff bei der Biosynthese : (1250+1822)x5%=154kg/d
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Zu nitrifizierender Stickstoff : (600-154-10000x0,005)
= 396 kg/d
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Menge überaktivierter Schlamm
für die Nitrifikation : 396/(0,0035x24)=4715 kg
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Verweilzeit des überaktivierten
Schlamms in der Biologie : 3,77 d
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Gesamtmenge an Belebtschlamm : (1250+1822)x3,77=11581kg
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Denitrifikationskinetik : 2 mg N-NO&sub3;/g
überaktviertem Schlamm/h
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Zu denitrifizierende Menge
Stickstoff : (396-10000x0,010)=296kg/d
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Menge Belebtschlamm für die
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Denitrifikation : 296/(0,002x24) = 6166kg
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Maximal möglicher IVS : 100 ml/g und Tps = 4h
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Maximale Rücklaufkonzentration
nach Gleichung (9) : 10,4 kg/m³
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Maximale Rücklaufrate : 150%
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Belebtschlammkonzentration
nach Gleichung (7) : 6,2 kg/m³
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Maximale Klärgeschwindigkeit : 0,7 m/h 1100 m²
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Klärvolumen : 1100+(630x4)=3620m³
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Volumen des Reaktionsbeckens (1) : 11581:6,2 1868m³
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Gesamtvolumen der Anlagen : 1868+3620+250+140=7138 m³
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Gesamtproduktion an Schlamm : 1250-1822=3072kg/d
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Man erkennt, daß ohne Schwierigkeiten eine Verkleinerung des
Volumens der Anlagen um 40 - 50% erreicht wird je nach
verwendeter Auslaufweise (filière de départ).