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1. EINLEITUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft
die Erzeugung biologisch aktiver humaner α-GalNAc, wobei diese Erzeugung
die Klonierung und die stabile Überexprimierung
der genetischen codierenden Sequenz der α-GalNAc in eukaryotischen Expressionssystemen,
die die korrekten posttranslationalen Modifikationen und die Prozessierung
des Expressionsprodukts sicher stellen, beinhaltet.
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Die so erzeugte α-GalNAc kann für die Enzymersatz-Therapie
der Schindler-Krankheit verwendet werden.
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2. HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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In den frühen 1970er-Jahren wiesen verschiedene
Forscher die Existenz von zwei Isoenzymen der α-Galactosidase nach, die als
A und B bezeichnet wurden und die die α-galaktosidischen Verknüpfungen
in 4-MU- und/oder p-NP-α-D-Galactopyranosiden
hydrolysieren (Kint, 1971, Arch. Int. Physiol. Biochem. 79: 633–644; Beutler & Kuhl, 1972, Amer.
J. Hum. Genet. 24: 237–249;
Romeo et al., 1972, FEBS Lett. 27: 161–166; Wood & Nadler, 1972, Am. J. Hum. Genet.
24: 250–255;
Ho et al., 1972, Am. J. Hum. Genet. 24: 256–266; Desnick et al., 1973,
J. Lab. Clin. Med. 81: 157–171;
und Desnick et al., 1989, in The Metabolic Basis of Inherited Disease,
Scriver C. R., Beaudet A. L., Sly W. S. und Valle D., Hrsg., Seiten
1751–1796,
McGraw Hill, New York). In den Geweben beruhten ungefähr 80% – 90% der
Gesamtaktivität
der α-Galactosidase (α-Gal) auf
einem thermolabilen, durch Myoinosit hemmbaren Isoenzym der α-Gal A, wobei
ein relativ thermostabiles, die α-Gal
B, für
den Rest verantwortlich war. Die beiden „Isoenzyme" konnten durch Elektrophorese, isoelektrische
Fokussierung und Ionenaustauschchromatographie voneinander getrennt
werden. Nach einer Behandlung mit Neuraminidase waren die elektrophoretischen
Beweglichkeiten und die pl-Werte
der α-Gal
A und B ähnlich
(Kint, 1971, Arch. Int. Physiol. Biochem. 79: 633–644), was
zunächst
nahe legte, dass es sich bei den beiden Enzyme um die unterschiedlich
glycosylierten Produkte desselben Gens handelte. Der Befund, dass
die gereinigten Glycoprotein-Enzyme ähnliche physikalische Eigenschaften
aufwiesen, einschließlich des
Molekulargewichts der Untereinheiten (~46 kDa), homodimerer Strukturen
und der Aminosäurezusammensetzungen, zeigte
ebenfalls ihre strukturelle Verwandtschaft (Beutler & Kuhl, 1972, J.
Biol. Chem. 247: 7195–7200;
Callahan et al., 1973, Biochem. Med. 7: 424–431; Dean et al., 1977, Biochem.
Biophys. Res. Comm. 77: 1411–1417;
Schram et al., 1977, Biochim. Biophys. Acta 482: 138-144; Kusiak et al.,
1978, J. Biol. Chem. 253: 184–190;
Dean et al., 1979, J. Biol. Chem. 254: 10001–10005; und Bishop et al.,
1980, in Enzyme Therapy in Genetic Disease: 2, Desnick R. J., Hrsg.,
Seiten 17–32,
Alan R. Liss Inc., New York). Der nachfolgende Nachweis, dass polyklonale
Antikörper
gegen die α-Gal
A oder B nicht mit dem anderen Enzym kreuzreagierten (Beutler & Kuhl, 1972, J.
Biol. Chem. 247: 7195–7200;
und Schram et al., 1977, Biochim. Biophys. Acta 482: 138–144), dass
nur die Aktivität
der α-Gal
A in Hemizygoten mit der Fabry-Krankheit
fehlte (Kint, 1971, Arch. Int. Physiol. Biochem. 79: 633–644; Beutler & Kuhl, 1972, Am.
J. Hum. Genet. 24: 237–249;
Romeo et al., 1972, FEBS Lett. 27: 161–166; Wood & Nadler, 1972, Am. J. Hum. Genet.
24: 250–255;
Ho et al., 1972, Am. J. Hum. Genet. 24: 256–266; Desnick et al., 1973,
J. Lab. Clin. Med. 81: 157–171;
Desnick et al., 1989, in The Metabolic Basis of Inherited Disease,
Scriver C. R., Beaudet A. L., Sly W. S. und Valle, D., Hrsg., Seiten
1751–1796,
McGraw Hill, New York; und Beutler & Kuhl, 1972, J. Biol. Chem. 247:
7195–7200),
und dass die Gene der α-Gal
A und B auf verschiedenen Chromosomen liegen (Desnick et al., 1989,
in The Metabolic Basis of Inherited Disease, Scriver C. R., Beaudet
A. L., Sly W. S. und Valle, D., Hrsg., Seiten 1751–1796, McGraw
Hill, New York; deGroot et al., 1978, Hum. Genet. 44: 305–312), zeigten
eindeutig, dass diese Enzyme genetisch verschieden waren.
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2.1. α-GalNAc UND DIE SCHINDLER-KRANKHEIT
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1977 wurde gezeigt, dass die α-Gal B eine α-N-Acetylgalactosaminidase
(α-GalNAc)
ist, ein homodimeres Glycoprotein, das künstliche und natürliche Substrate
mit terminalen α-N-Acetylgalactosaminylresten hydrolysiert
(Dean et al., 1977, Biochem. Biophys. Res. Comm. 77: 1411–1417; Schram
et al., 1977, Biochim. Biophys. Acta. 482: 138-144; und Bishop et
al., 1980, in Enzyme Therapy in Genetic Disease: 2, Desnick R. J.,
Hrsg., Seiten 17–32,
Alan R. Liss Inc., New York), einschließlich verschiedener O- und
N-verknüpfter
Glycopeptide und Glycoproteine, Glycosphingolipide und des Proteoglycans
Keratinsulfat II des Knorpels (Desnick et al., 1989, in The Metabolic
Basis of Inherited Disease, Scriver C. R., Beaudet A. L., Sly, W.
S. und Valle D., Hrsg., Seiten 1751–1796, McGraw Hill, New York).
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Für
die gereinigte α-GalNAc
wurden Molekulargewichte von 90 bis 117 kDa bzw. 46 bis 48 kDa für das native
Enzym bzw. die Untereinheit berichtet (Beutler & Kuhl, 1972, J. Biol. Chem. 247:
7195–7200;
Callahan et al., 1973, Biochem. Med. 7: 424–431; Dean et al., 1977, Biochem.
Biophys. Res. Comm. 77: 1411–1417; Schram
et al., 1977, Biochim. Biophys. Acta. 482: 138-144; Kusiak et al.,
1978, J. Biol. Chem. 253: 184–190; Dean
et al., 1979, J. Biol. Chem. 254: 10001–10005; und Bishop et al.,
1980, in Enzyme Therapy in Genetic Disease: 2, Desnick R. J., Hrsg.,
Seiten 17–32,
Alan R. Liss Inc., New York). Kinetische Studien zeigten, dass das
Enzym durch α-N-Acetylgalactosamin
gehemmt wurde (Ki ~2,1 mM) und synthetische
Substrate mit entweder terminaler α-N-Acetylgalactosaminid- (Km ~1–2
mM) oder α-D-Galactosidgruppe
(Km ~7–10
mM) hydrolysierte (Beutler & Kuhl,
1972, J. Biol. Chem. 247: 7195–7200;
Callahan et al., 1973, Biochem. Med. 7: 424–431; Dean et al., 1977, Biochem.
Biophys. Res. Comm. 77: 1411–1417;
Schram et al., 1977, Biochim. Biophys. Acta. 482: 138-144; Kusiak
et al., 1978, J. Biol. Chem. 253: 184–190; Dean et al., 1979, J.
Biol. Chem. 254: 10001–10005;
und Bishop et al., 1980, in Enzyme Therapy in Genetic Disease: 2,
Desnick R. J., Hrsg., Seiten 17–32,
Alan R. Liss Inc., New York). Studien zur Biosynthese, die an kultivierten
Fibroblasten durchgeführt
wurden, zeigten, dass das humane Enzym als ein glycosylierter Vorläufer von
65 kDa synthetisiert wurde, der zu einer reifen, lysosomalen Form
von 48 kDa prozessiert wurde. Sowohl die Vorläuferform als auch die reife
Form hatte Oligosaccharidketten vom mannosereichen Typ, aber nur
die Mannose-Reste des Vorläufers waren
phosphoryliert (Sweeley et al., 1983, Arch. Biochem. Biophys. 223:
158–165).
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Das Fehlen der Aktivität der α-GalNAc wurde
bei zwei Brüdern
mit der Schindler-Krankheit
gezeigt (van Diggelen et al., 1988, J. Inher. Met. Dis. 11: 349–357; Schindler
et al., 1989, N. Engl. J. Med. 320: 1735–1740), einer neu erkannten
Form der jugendlichen neuroaxonalen Dystrophie (Schindler et al.,
1989, N. Engl. J. Med. 320: 1735–1740). Die betroffenen Brüder schieden
erhöhte
Mengen an O-verknüpften
Glycopeptiden und Oligosacchariden aus, die α-N-Acetylgalactosaminylgruppen
enthielten, die in Urin-Screeningprofilen
nachweisbar waren (van Diggelen et al., 1988, J. Inher. Met. Dis.
11: 349-357; Schindler
et al., 1990, Clin. Chim. Acta 190: 81–92; Schindler et al. 1989,
N. Engl. J. Med., 320: 1735–1740).
Biochemische und immunologische Studien ergaben, dass weder eine
Aktivität
noch das Enzymprotein der α-GalNAc
in Fibroblastenlysaten der betroffenen Geschwister vorhanden war
(Schindler et al., 1989, N. Engl. J. Med. 320: 1735–1740). Deshalb
wurden Bemühungen
unternommen, eine vollständige
cDNA der α-GalNAc
zu isolieren und zu exprimieren, um die Art der molekularen Schäden bei
Patienten mit der Schindler-Krankheit zu bestimmen und die genomische
Organisation und Expression des humanen Gens, das für diese
lysosomale Hydrolase codiert, zu charakterisieren.
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Yamauchi et al. (Biochem. Biophys.
Res. Comm. 170, Nr. 1: 231–237)
offenbaren die molekulare Klonierung von zwei cDNA-Spezies der humanen α-N-Acetylgalactosaminidase,
und sie berichten von der transienten Expression und dem Nachweis
niedriger Spiegel der Aktivität
eines rekombinanten α-GalNAc-Enzyms in
Rohextrakten von Säugerzellen.
Die in diesen Extrakten vorliegende Enzymmenge ist bei weitem zu
gering, als dass eine Isolierung eines biologisch aktiven Produkts
bewerkstelligt werden könnte.
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Während
Studien zur Expression einer hybriden α-GalNAc-Sequenz im Gange waren
berichteten Tsuji, S. et al. (1989, Biochem. Biophys. Res. Comm.
163: 1498–1504)
die Isolierung einer humanen α-GalNAc-cDNA.
Im Gegensatz zu der vollständigen α-GalNAccDNA-Sequenz
pAGB-3, über
die in der vorliegenden Beschreibung berichtet wird, enthielt der
Klon von Tsuji et al., pcD-HS1204, eine Insertion von 70 bp nach nt
957 im Klon pAGB-3, was den Leserahmen für die pAGB-3-Reste 330 bis
411 veränderte
und zu einem verkürzten
Polypeptid von lediglich 358 Resten führte. Obwohl ihre vorhergesagte
Aminosäuresequenz
nicht das hier beschriebene tryptische Peptid einschloss, das die
Reste 335 bis 344 enthält,
untersuchten wir, ob die Insertion von 70 bp möglicherweise aus einem alternativen
Spleißen
resultiert haben könnte.
Die hier berichteten Ergebnisse demonstrieren die Isolierung, die
Nucleotidsequenz und die transiente Expression einer vollständigen,
für die α-GalNAc codierenden
cDNA. Die Sequenzierung der genomischen DNA ergab keine Hinweise auf
das Vorkommen der vermuteten Insertion von . 70 bp, wodurch bekräftigt wurde,
dass das exprimierbare pAGB-3-Transkript authentisch ist. Außerdem wurde
eine bemerkenswerte Homologie zwischen den vorhergesagten Aminosäuresequenzen
der α-GalNAc
und der α-Gal
A identifiziert, was die evolutionäre Verwandtschaft des autosomalen
und des auf dem X-Chromosom
liegenden Gens, die für
diese lysosomalen Hydrolasen codieren, nahe legte.
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2.2. LYSOSOMALE ENZYME:
BIOSYNTHESE UND TARGETING
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Lysosomale Enzyme werden an membrangebundenen
Polysomen im rauen endoplasmatischen Retikulum synthetisiert. Jedes
Protein wird als ein größerer Vorläufer synthetisiert,
der ein hydrophobes aminoterminales Signalpeptid enthält. Dieses
Peptid interagiert mit einem Signalerkennungsteilchen, einem 11
S-Ribonucleoprotein, und initiiert dadurch den vektoriellen Transport
des entstehenden Proteins über
die Membran des endoplasmatischen Retikulums in das Lumen (Erickson
et al., 1981, J. Biol. Chem. 256: 11224; Erickson et al., 1983,
Biochem. Biophys. Res. Commun. 115: 275; Rosenfeld et al., 1982,
J. Cell Biol. 93: 135). Lysosomale Enzyme werden durch den En-Block-Trartsfer
eines großen
vorgeformten 0ligosaccharids, Glucose-3, Mannose-9, N-Acetylclucosamin-2,
von einem Lipid-verknüpften
Zwischenprodukt auf einen Asn-Rest der Konsensussequenz Asn-X-Ser/Thr
im entstehenden Polypeptid cotranslational glycosyliert (Kornfeld
R. & Kornfeld
S., 1985, Annu. Rev. Biochem. 54: 631). Im endoplasmatischen Retikulum
wird das Signalpeptid abgespalten, und die Prozessierung des Asn-verknüpften Oligosaccharids
beginnt mit dem Ausschneiden von drei Glucose-Resten und einer Mannose
aus der Oligosaccharid-Kette.
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Die Proteine bewegen sich über vesikulären Transport
in den Golgi-Apparat, wo sie eine Reihe von posttranslationalen
Modifizierungen durchlaufen und für das richtige Targeting für spezifische
Bestimmungsorte sortiert werden: Lysosomen, Sekretion, Plasmamembran.
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Während
der Bewegung durch den Golgi-Apparat wird die Oligosaccharid-Kette
auf sekretorischen und Membran-Glycoproteinen zum Sialinsäure-haltigen
komplexen Typ prozessiert. Zwar durchlaufen einige der Oligosaccharid-Ketten
auf lysosomalen Enzyme eine ähnliche
Prozessierung, aber die meisten durchlaufen eine Reihe anderer Modifizierungen.
Die wichtigste Modifikation ist der Erwerb von Phosphomannosyl-Resten,
die als essentielle Komponente beim Prozess des Targeting dieser
Enzyme in die Lysosomen dient (Kaplan et al., 1977, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 74: 2026). Dieser Erkennungsmarker wird durch die
aufeinanderfolgende Aktivität
von zwei Golgi-Enzymen erzeugt. Zuerst überträgt die N-Acetylglucosaminylphosphotransferase
N-Acetylglucosamin-1-phosphat vom Nucleotidzucker Uridindiphosphat-N-acetylglucosamin
auf bestimmte Mannose-Reste auf lysosomalen Enzymen, wodurch ein
Phosphodiester-Intermediat entsteht (Reitman & Kornfeld, 1981, J. Biol. Chem. 256:
4275; Waheed et al., 1982, J. Biol. Chem. 257: 12322). Dann entfernt
die N-Acetylglucosamin-1-phosphodiester-α-N-acetylglucosaminidase
den N-Acetylglucosamin-Rest, wodurch das Erkennungssignal Mannose-6-phosphat
frei gelegt wird (Varki & Kornfeld,
1981, J. Biol. Chem. 256: 9937; Waheed et al., 1981, J. Biol. Chem.
256: 5717).
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Nach der Erzeugung der Phosphomannosyl-Reste
binden die lysosomalen Enzyme an Rezeptoren für Mannose-6-phosphat (M-6-P-Rezeptoren)
im Golgi-Apparat. Auf diese Weise bleiben die lysosomalen Enzyme
intrazellulär
und werden von den Proteinen abgetrennt, die für eine Sekretion bestimmt sind.
Der Komplex aus Ligand und Rezeptor verlässt dann über ein überzogenes Vesikel den Golgi-Apparat
und wird dann einer prälysosomalen
Verarbeitung zugeführt,
wo durch die Ansäuerung
des Kompartiments der Ligand abdissoziiert (Gonzalez-Noriega et al., 1980,
J. Cell. Biol. 85: 839). Der Rezeptor kehrt dann in den Golgi-Apparat
zurück,
während
die lysosomalen Enzyme zu Vesikeln verpackt werden, wobei sie primäre Lysosomen
bilden. Ungefähr
5–20%
der lysosomalen Enzyme wandern nicht zu den Lysosomen und werden,
vermutlich versehentlich, sekretiert. Ein Teil dieser sekretierten
Enzyme kann durch den M-6-P-Rezeptor wieder eingefangen werden,
der auf der Zelloberfläche
vorkommt, und internalisiert und den Lysosomen zugeführt werden
(Willingham et al., 1981, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78: 6967).
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Es wurden zwei Mannose-6-phosphat-Rezeptoren
identifiziert. Ein Glycoprotein von 215 kDa wurde aus verschiedenen
Geweben gereinigt (Sahagian et al., 1981, Proc. Natl. Acad. Sci.
USA, 78: 4289; Steiner & Rome,
1982, Arch. Biochem. Biophys. 214: 681). Die Bindung dieses Rezeptors
ist unabhängig
von divalenten Kationen. Es wurde noch ein zweiter M-6-P-Rezeptor isoliert,
der sich vom Rezeptor von 215 kDa dadurch unterscheidet, dass er
divalente Kationen benötigt.
Deshalb wird dieser Rezeptor der Kationen-abhängige (M-6-PCD)
genannt, während
der Rezeptor von 215 kDa der Kationen-unabhängige genannt wird (M-6-PCI). Der M-6-PCD-Rezeptor
ist offenbar ein Oligomer aus drei Untereinheiten mit einem Molekulargewicht
der Untereinheit von 46 kDa.
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3. ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung beinhaltet
die Erzeugung humaner α-GalNAc über die
Klonierung und Exprimierung der für die α-GalNAc codierenden Sequenz
in Expressionssystemen mit eukaryotischen Wirtszellen. Die eukaryotischen
Expressionssysteme, und insbesondere die hier beschriebenen eukaryotischen
Expressionssysteme mit Säugetier-Wirtszellen, gewährleisten
ein stabiles und hohes Expressionsniveau der α-GalNAc sowie die korrekten
cotranslationalen und posttranslationalen Modifizierungen, die für die korrekte Prozessierung,
beispielsweise die Glycosylierung, Phosphorylierung etc., sowie
für die
Sortierung des Expressionsprodukts benötigt werden, so dass ein aktives
Enzym erzeugt wird. Ebenfalls beschrieben wird die gentechnologische
Konstruktion von Fusionsproteinen der α-GalNAc, die leicht gereinigt
werden können.
Diese Fusionsproteine sind so konstruiert, dass die α-GalNAc-Gruppe
leicht vom Fusionsprotein abgespalten und gewonnen werden kann.
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Die gemäß der Erfindung erzeugte α-GalNAc kann
für verschiedene
Zwecke verwendet werden, zu denen, ohne auf sie beschränkt zu ein,
die Behandlung der Schindler-Krankheit; die Hydrolyse von α-N-Acetylgalactosaminylgruppen
von Glycoproteinen, Glycopeptiden, Glycolipiden und anderen Glycokonjugaten
und die Umwandlung der Determinante der humanen Blutgruppe A auf
Erythrozyten in das Antigen der Blutgruppe 0 gehören.
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Die Erfindung stellt somit ein Verfahren
zur Herstellung humaner α-N-Acetylgalactosaminidase
bereit, das umfasst:
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- (a) Kultivieren einer eukaryotischen Zeile,
die eine chromosomal integrierte Nucleotidsequenz enthält, die für die α-N-Acetylgalactosaminidase
codiert und von einer zweiten Nucleotidsequenz reguliert wird, die
die Genexpression so steuert, dass die α-N-Acetylgalactosaminidase-Nucleotidsequenz
stabil überexprimiert wird,
was zu einer enzymatisch aktiven α-N-Acetylgalactosaminidase
führt;
und
- (b) Gewinnen der biologisch aktiven α-N-Acetylgalactosaminidase aus
der Kultur, wobei die Nucleotidsequenz, die für die α-N-Acetylgalactosaminidase codiert,
die Sequenz umfasst, die in der 2 von
der Nucleotid-Nummer 1 bis 1236 dargestellt ist, oder die Sequenz,
die in der 2 von der Nucleotid-Nummer 52
bis 1236 dargestellt ist, und wobei die chromosomal integrierte
Nucleotidsequenz außerdem
eine Nucleotidsequenz einschließt,
die für
einen selektierbaren Marker codiert.
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3.1.
DEFINITIONEN
Die folgenden Begriffe und Abkürzungen haben, so wie sie hier
verwendet werden, die folgenden Bedeutungen:
α-Galactosidase
A | α-Gal
A |
α-N-Acetylgalactosaminidase | α-GalNAc |
Basenpaar(e) | bp |
Chinese
Hamster Ovary | CHO |
komplementäre DNA | cDNA |
Zählereignisse
pro Minute (counts per minute) | cpm |
Desoxyribonucleinsäure | DNA |
Dulbeccos
Modifiziertes Eagle-Medium | DMEM |
fötales Kälberserum | FKS |
Kilobasenpaare | kb |
Kilodalton | kDa |
Mannose-6-phosphat | M-6-P |
Methotrexat | MTX |
4-Methylumbelliferyl-α-D-galactosid | 4-MU-α-Gal |
4-Methylumbelliferyl-α-N-acetylgalactosaminid | 4-MU-α-GalNAc |
Mikrogramm | μg |
Nanogramm | ng |
Nucleotid | nt |
p-Nitrophenyl-α-N-acetylgalactosaminid | pNP-α-GalNAc |
Polyacrylamid-Gelektrophorese | PAGE |
Polymerase-Kettenreaktion | PCR |
Ribonucleinsäure | RNA |
Ribosonde
für α-GalNAc | rb-AGB-3 |
Natriumdodecylsulfat | SDS; NaDodSO4 |
Einheiten | U |
-
4. BESCHREIBUNG
DER FIGUREN
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1 Trennung
der tryptischen Peptide der elektroeluierten Spezies mit 117 kDa
( 1A) und 48 kDa (1B) der gereinigten humanen α-GalNAc durch
Reversed-Phase-HPLC. Die angegebenen Peptide wurden mikrosequenziert.
Insert: NaDodSO4/PAGE gereinigter α-GalNAc.
-
2 Nucleotid-
und vorhergesagte Aminosäuresequenzen
des pAGB-3-cDNA-Inserts, das den vollständigen codierenden Bereich
der humanen α-GalNAc
enthält.
Das A des Initiationscodons ATG ist nt 1, und das N-terminale Met
des Signalpeptids ist die Aminosäure
1. Dicke Unterstreichungen bezeichnen colineare Aminosäuresequenzen,
die durch die Mikrosequenzierung des N-teminalen (N-ter) und der
tryptischen Peptide (T) des gereinigten Enzyms erhalten wurden.
CHO bezeichnet potenzielle Stellen einer N-Glycosylierung. Hochgesetzte
Linien bezeichnen das Polyadenylierungssignal (AATAAA) und die Pentanucleotidsequenz (CACTG),
die vom kleinen nucleären
Ribonucleoprotein U4 erkannt wird.
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3 Immunblot
humaner, in COS-1-Zellen exprimierter α-GalNAc. Spuren: 1, Scheintransfektion;
2, Transfektion der p91-AGB-3; 3, gereinigte humane α-GalNAc aus
der Lunge.
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4 Ausrichtung
von Aminosäuresequenzen,
die von den vollständigen
cDNAs abgeleitet wurden, die für
die humane α-GalNAc
(α-Gal B),
die α-Gal
A, die Mel 1 der Hefe und die Mel A von E. coli codieren. Doppelpunkte,
identische Reste; einzelne Punkte, isofunktionelle Aminosäuren; und
Kästen,
identische Reste bei α-GalNAc, α-Gal A, Mel
1 und/oder Mel A. Für
die optimale Ausrichtung wurden Lücken eingeführt. Nummerierte senkrechte
Linien bezeichnen die Exon-Grenzen für die α-Gal A (Bishop et al., 1988,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 3903–3907).
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5 Partielle
genomische Sequenz der humanen α-GalNAc
einschließlich
eines Introns zwischen den codierenden Nucleotiden 957 und 958. 5A: rb-AGB-3: partielle RNA-Sequenz der α-GalNAc (nt
909 bis 969), die dem 3'-Ende
des Exons 6 der α-Gal
A entspricht (Bishop et al., 1988, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85:
3903–3907).
Die dargestellte Struktur aus Stamm und Schleife zwischen nt 918
und 937 hat ein ΔG
von –11,6
(Zuker, 1989, Methods Enzymol. 180: 262–288). Die fett dargestellten überlappenden
Antisense- und Sense-Sequenzen
sind umgekehrte und direkte Wiederholungen, die sich von nt 919
bis 957 von pAGB-3 ableiten, die sich in der Insertion von 70 bp
des pcD-HS1204 befinden (Tsuji S. et al., 1989; Biochem. Biophys. Res.
Comm. 163: 1498–1504).
Die Deletion von 45 bp im Klon pAGB-13 ist mit schrägen Buchstaben
angegeben. 5B: Die genomische Sequenz
der α-GalNAc
vom codierenden nt 760 bis zum nt 1053 (oberer Kasten) schließt ein Intron
von 1754 nt zwischen nt 959 und 958 ein, was hinsichtlich der Position
den Grenzen der Exons 6 und 7 der α-Gal A entspricht. Gestrichelte
Linie, die 5'-Spleiß-Donor-Sequenz;
durchgehende Unterstreichungen, vermutete Sequenzen eines Verzweigungspunktes;
gepunktete Unterstreichungen, vermutete Polypyrimidin-Trakte an
den 3'-Akzeptorstellen
für das
normale Gen und die Mutante pAGB-13; und Sterne, Abweichungen von
der Konsensus-Sequenz (Reed & Maniatis,
1988, Genes Dev. 2: 1268–1276).
-
5. DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
-
Die vorliegende Erfindung betrifft
die Erzeugung biologisch aktiver humaner α-GalNAc, wobei diese Erzeugung
die Klonierung und die stabile Überexprimierung
der codierenden Nucleotidsequenzen des Enzyms in eukaryotischen
Expressionssystemen beinhaltet. Die erfolgreiche Expression und
Erzeugung dieses gereinigten, biologisch aktiven Enzyms, wie sie
hier beschrieben und beispielhaft dargestellt werden, ist aus verschiedenen
Gründen
besonders bedeutsam. Zum Beispiel führten die früheren Bemühungen,
die vollständige,
für die α-Gal A codierende
cDNA unter Verwendung verschiedener prokaryotischer Expressionsvektoren zu
exprimieren, zu einer Expression des Enzyms, wie aus Enzymtests
an intakten bakteriellen Wirtszellen und dem Wachstum auf Melibiose
als Kohlenstoffquelle hervor ging; allerdings wurde das humane Enzym
in niedrigen Mengen exprimiert und konnte nicht aus den Bakterien
gereinigt werden. Diese Ergebnisse zeigen, dass das in bakteriellen
Systemen exprimierte rekombinante Enzym aufgrund des Fehlens der
normalen Glycosylierung und/oder der Gegenwart der endogenen cytoplasmatischen
oder periplasmatischen Proteasen instabil war. Diese Studien legen
auch nahe, dass das homologe Glycoprotein der α-GalNAc in Bakterien nicht exprimierbar
sein dürfte.
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Die Expression dieser Enzyme in eukaryotischen
Expressionssystemen ist aus verschiedenen Gründen genau so schwierig. Die α-Gal A und
die α-GalNAc
sind lysosomale Enzyme, die durch „Housekeeping"-Gene codiert werden.
Das primäre
Translationsprodukt wird stark modifiziert und prozessiert, was
eine komplexe Folge von Ereignissen beinhaltet, zu denen eine Abspaltung
der Signalsequenz, eine Glycosylierung und eine Phosphorylierung
gehören,
die nur von geeigneten Wirtszellen korrekt durchgeführt werden
können. Außerdem ist
es, da das Expressionsprodukt für
das Lysosom bestimmt ist, das intrazellulär bleibt, ziemlich überraschend,
dass die hier beschriebenen Verfahren die Sekretion eines korrekt
prozessierten, biologisch aktiven Moleküls ermöglichen.
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Die gemäß der Erfindung erzeugte, biologisch
aktive α-GalNAc
hat verschiedene Anwendungen, wobei die wahrscheinlich wichtigste
ihre Verwendung in der Enzymersatz- Therapie bei der Schindler-Krankheit, einer
lysosomalen Speicherkrankheit, ist. Allerdings werden große Mengen
biologisch aktiver α-GalNAc,
die keine Immunreaktion auslösen,
für die
Ersatz-Therapie benötigt.
Derartige Mengen an aktivem Enzym wurden bisher nicht erhalten.
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Die Erfindung ist, und zwar nur für diese
Beschreibung, in die folgenden Abschnitte unterteilt: (a) die für die α-GalNAc codierende
Sequenz; (b) Konstruktion eines Expressionsvektors, der die Expression
der für das
Enzym codierenden Sequenzen steuert; (c) Transfektion geeigneter
Wirtszellen, die zur Replikation, Translation und korrekten Prozessierung
der primären
Transkripte fähig
sind, damit ein biologisch aktives Genprodukt exprimiert wird; und
(d) Identifizierung und/oder Reinigung des so erzeugten Enzyms.
Sobald ein Transformant identifiziert worden ist, der große Mengen
des biologisch aktiven Enzyms exprimiert, beinhaltet die Durchführung der
Erfindung die Vermehrung und die Verwendung dieses Klons bei der
Erzeugung gereinigter, biologisch aktiver α-GalNAc.
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Die Erfindung wird hier anhand von
Beispielen demonstriert, bei denen cDNAs der α-GalNAc in einem Expressionssystem
mit Säugerzellen
kloniert und exprimiert wurden. Modifikationen der codierenden Sequenzen
der cDNA, die die Ausbeute verbessern und die Reinigung vereinfachen,
ohne dass sie die biologische Aktivität vermindern, werden ebenfalls
beschrieben.
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Verschiedene Aspekte der Erfindung
werden detaillierter in den folgenden Unterabschnitten und in den folgenden
Beispielen beschrieben.
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5.1. DIE FÜR DIE α-GalNAc CODIERENDE
SEQUENZ
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Die codierende Nucleotidsequenz und
die abgeleitete Aminosäuresequenz
der α-GalNAc
sind in der 2 wiedergegeben. Diese
Nucleotidsequenz, oder Fragmente oder funktionelle Äquivalente
von ihr, kann bzw. können
dazu verwendet werden, rekombinante DNA-Moleküle zu erzeugen, die die Expression
der Enzymprodukte, oder funktionell aktiver Peptide oder funktioneller Äquivalente
davon, in geeigneten Wirtszellen steuern.
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Aufgrund der degenerierten Natur
der codierenden Nucleotidsequenzen können andere DNA-Sequenzen,
die im Wesentlichen für
die gleiche Aminosäuresequenz,
wie sie in der 2 wiedergegeben ist,
codieren, bei der Durchführung
der Erfindung zur Klonierung und Expression der α-GalNAc verwendet werden. Zu
derartigen Veränderungen
gehören
Deletionen, Additionen oder Substitutionen verschiedener Nucleotidreste,
die zu einer Sequenz führen,
die für
das gleiche oder ein funktionell äquivalentes Genprodukt codiert. Das
Genprodukt kann Deletionen, Additionen oder Substitutionen von Aminosäureresten
in der Sequenz enthalten, die zu einer stummen Änderung führen, wodurch ein biologisch
aktives Produkt erzeugt wird. Derartige Aminosäuresubstitutionen können auf
der Basis einer Ähnlichkeit
bezüglich
der Polarität,
Ladung, Löslichkeit, Hydrophobie,
Hydrophilie oder der amphipathischen Natur der involvierten Reste
und/oder auf der Basis kristallographischer Daten erfolgen. Zum
Beispiel gehören
zu negativ geladenen Aminosäuren
Asparaginsäure und
Glutaminsäure;
zu den positiv geladenen Aminosäuren
gehören
Lysin und Arginin; zu Aminosäuren
mit ungeladenen polaren Kopfgruppen und ähnlichen Hydrophilie-Werten
gehören
die folgenden: Leucin, Isoleucin, Valin; Glycin, Alanin; Asparagin,
Glutamin; Serin, Threonin; und Phenylalanin, Tyrosin.
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Die für die α-GalNAc codierende Sequenz kann
auf bequeme Weise von gentechnologisch konstruierten Mikroorganismen
oder Zelllinien, wie den hier beschriebenen hinterlegten Ausführungsformen,
die die für
das Enzym codierenden Sequenzen enthalten, erhalten werden. Alternativ
können
genomische Sequenzen oder codierende cDNA-Sequenzen für diese
Enzyme aus humanen genomischen Bibliotheken oder cDNA-Bibliotheken
erhalten werden. Entweder genomische Bibliotheken oder cDNA-Bibliotheken
können
aus DNA-Fragmenten
hergestellt werden, die aus Zellen menschlicher Herkunft erzeugt
wurden. Die Fragmente, die für
die α-GalNAc
codieren, können
durch das Screenen derartiger Bibliotheken mit einer Nucleotidsonde identifiziert
werden, die im Wesentlichen komplementär zu einem beliebigen Abschnitt
der in der 2 wiedergegeben Sequenzen
ist. Tatsächlich
können
Sequenzen, die mittels der Polymerase-Kettenreaktion erzeugt wurden,
zur Bildung der vollständigen
Sequenz ligiert werden. Es können
zwar Abschnitte der codierenden Sequenzen eingesetzt werden, aber
vollständige
Klone, d. h. solche, die den gesamten codierenden Bereich für die α-GalNAc enthalten,
können
für die
Expression bevorzugt sein. Alternativ können die in der 2 wiedergegeben codierenden Sequenzen
durch die Anfügung
von Sequenzen verändert
werden, um das Expressionsionsniveau zu erhöhen und/oder die Reinigung
zu erleichtern. Zum Beispiel könnte
die für
die α-GalNAc
codierende Sequenz durch die Anfügung
der für
die Spaltstelle von Collagenase codierenden Nucleotidsequenz, gefolgt
von der Sequenz des Proteins A von Staphylococcus, modifiziert werden.
Die Expression dieses schimärischen
Genkonstrukts würde
zu einem Fusionsprotein führen,
das aus α-GalNAc,
dem Collagenasesubstrat und Protein A bestehen würde. Dieses Fusionsprotein
kann mittels einer IgG-Säule,
die die Protein-A-Gruppe bindet, leicht gereinigt werden. Nichtfusionierte α-GalNAc kann
von der Säule
durch eine Behandlung mit Collagenase frei gesetzt werden, die das α-GalNAc von
der an die Säule
gebundenen Protein-A-Gruppe abspaltet. Andere Substrate für eine enzymatische
Spaltung und Bindungsproteine können
gentechnologisch zu ähnlichen
Konstrukten für
die Erzeugung der α-GalNAc
konstruiert werden, die leicht gereinigt und in ihrer biologisch
aktiven Form frei gesetzt werden kann.
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Es können Techniken, die Fachleuten
auf diesem Gebiet gut bekannt sind, für die Isolierung der DNA, die
Erzeugung der geeigneten Restriktionsfragmente, die Konstruktion
von Klonen und Bibliotheken und für das Screenen von Rekombinanten
verwendet werden. Bezüglich
einer Übersicht über derartige
Techniken siehe beispielsweise Sambrook et al., 1989, Molecular
Cloning, A Laboratory Manual, 2. Auflage, Cold Spring Harbor Press,
New York, Kapitel 1–18.
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Bei einer alternativen Ausführungsform
der Erfindung könnte
die codierende Sequenz der 2 als ganzes
oder zum Teil unter Verwendung chemischer Verfahren, die auf diesem
Gebiet gut bekannt sind, synthetisiert werden; siehe beispielsweise
Carruthers et al., 1980, Nucl. Acids Res. Symp. Ser. 7: 215–233; Crea & Horn, 1980, Nucl.
Acids Res. 9(10): 2331; Matteucchi & Carruthers, 1980, Tetrahedron Letters
21: 719; und Chow und Kempe, 1981, Nucl. Acids Res. 9(12): 2807–2817.
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Alternativ könnte das Protein mittels chemischer
Verfahren zur Synthese der in 2 wiedergegebenen
Aminosäuresequenz
als ganzes oder als Teil erzeugt werden. Zum Beispiel können Peptide
mittels Festphasentechniken synthetisiert werden, vom Harz abgespalten
und durch präparative
Hochleistungs-Flüssigchromatographie
gereinigt werden (siehe beispielsweise Creighton, 1983, Proteins,
Structures and Molecular Principles, W. H. Freeman & Co., New York,
Seiten 50–60).
Die Zusammensetzung der synthetischen Peptide kann durch eine Aminosäureanalyse
oder eine Sequenzierung bestätigt
werden (beispielsweise das Abbauverfahren nach Edman; siehe Creighton,
1983, Proteins, Structures und Molecular Principles, W. H. Freeman & Co., New York,
Seiten 34–49).
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Die humane α-GalNAc ist ein homodimeres
Glycoprotein. Die vollständige
cDNA der α-GalNAc
sagt eine reife Untereinheit von 394 Aminosäuren voraus. Homologiesuchen
in Computer-Datenbanken identifizierten kurze Abschnitte einer Homologie
der α-GalNAc
mit den Aminosäure-Sequenzen
der Mel-1 der Hefe und der Mel-A von E. coli (siehe 4).
Es ist wahrscheinlich, dass diese konservierten Regionen für die Enzymkonformation,
die Stabilität,
die Assoziation der Untereinheiten und/oder die Katalyse wichtig
sind. Es wird deshalb bevorzugt, solche konservierten Bereiche nicht
abzuändern.
Es können
jedoch bestimmte Modifikationen in der codierenden Sequenz vorteilhaft
sein. Beispielsweise, könnten
die sechs Konsensussequenzen für
die N-verknüpfte
Glycosylierung selektiv weg gelassen werden, wodurch die Glycosylierung
des Enzyms verändert
und die Phosphorylierung, Sialylierung, Sulfatierung usw. betroffen
würde.
Derartige modifizierte Enzyme können
veränderte
Eigenschaften hinsichtlich der Clearance und des Targeting haben,
wenn sie Patienten injiziert werden. Oligosaccharid-Modifikationen
können
nützlich
für das
Targeting der α-GalNAc
für eine
effektive Enzymtherapie sein.
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Es könnten auch die 5'-untranslatierten
und die codierenden Bereiche der Nucleotidsequenz verändert werden,
um die Translationseffizienz der mRNA der α-GalNAc zu verbessern. Beispielsweise
könnte
der Ersatz des Guanosins in der Position +4 der cDNA der α-Gal A durch
ein Cytosin die Translationseffizienz der mRNA der α-GalNAc 5-
bis 10-fach erhöhen
(Kozak, 1987, J. Mol. Biol. 196: 947–950).
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Außerdem könnten, basierend auf röntgenkristallographischen
Daten, Sequenzveränderungen
vorgenommen werden, um die Stabilität des Proteins zu verbessern,
beispielsweise durch das Einführen
von Disulfid-Brücken
in den geeigneten Positionen und/oder das Deletieren oder Ersetzen
von Aminosäuren,
von denen vorhergesagt werden kann, dass sie eine Instabilität des Proteins
verursachen. Das sind nur Beispiele für Modifikationen, die gentechnologisch
durchgeführt
werden können,
um ein aktiveres oder stabileres Protein oder mehr Enzymprotein
zu erzeugen oder sogar um die katalytische Spezifität des Enzyms
zu verändern.
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5.2. EXPRESSION DER α-GalNAc
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Zur Expression einer biologisch aktiven α-GalNAc wird
die für
das Enzym codierende Sequenz, ein funktionelles Äquivalent oder eine modifizierte
Sequenz, wie es im Abschnitt 5.1. oben beschrieben wurde, in einen
geeigneten Säugetier-Expressionsvektor
eingefügt,
d. h. einen Vektor, der die erforderlichen Elemente für eine Transkription
und Translation der insertierten codierenden Sequenz in geeigneten
Säugetier-Wirtszellen
enthält,
d. h. Zellen, die die zelluläre
Maschinerie und die Elemente für
die richtige Prozessierung, d. h. Signalpeptid-Abspaltung, Glycosylierung, Phosphorylierung,
Sialylierung und Protein-Sortierung, enthalten. Wenn sie Menschen
verabreicht werden sollten diese Expressionsprodukte in den richtigen
Geweben wirken und keine schädlichen
immunologischen Reaktionen hervorrufen.
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5.2.1. KONSTRUKTION VON
EXPRESSIONSVEKTOREN UND HERSTELLUNG VON TRANSFEKTANTEN
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Es können Verfahren, die Fachleuten
auf diesem Gebiet gut bekannt sind, verwendet werden, um Expressionsvektoren
zu konstruieren, die die codierende Sequenz der α-GalNAc sowie geeignete Steuersignale für die Transkription
und die Translation enthalten. Zu diesen Verfahren gehören eine
Rekombination in vitro und eine genetische Rekombination; siehe
z. B. die Techniken, die bei Maniatis et al., 1982, Molecular Cloning, A
Laboratory Manual, Gold Spring Harbor Laboratory, New York, Kapitel
12, beschrieben wurden.
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Es können verschiedene eukaryotische
Expressionssysteme eingesetzt werden, um die für die α-GalNAc codierende Sequenz zu
exprimieren. Prokaryotische Systeme bieten zwar den klaren Vorteil,
dass sie leicht zu manipulieren sind und ohne große Kosten
in großem
Umfang eingesetzt werden können,
aber ihr großer
Nachteil bezüglich
der Expression der α-GalNAc
liegt in ihrer Unfähigkeit,
die exprimierten Säugetier-Proteine
korrekt posttranslational modifizieren zu können. Eukaryotische Systeme,
und vorzugsweise Säugetier-Expressionssysteme,
ermöglichen
eine korrekte Modifizierung. Eukaryotische Zellen, die die zelluläre Maschinerie
für das
richtige Prozessieren des primären
Transkripts, die Glycosylierung, die Phosphorylierung und vorteilhafterweise
die Sekretion des Genproduktes besitzen, sollten als Wirtszellen
für die
Expression der α-GalNAc
verwendet werden. Säugetier-Zelllinien werden
bevorzugt. Zu solchen Wirtszelllinien können, ohne auf sie beschränkt zu sein,
CHO, VERO, BHK, HeLa, COS, MDCK, 293, WI38 etc. gehören.
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Es sollten geeignete eukaryotische
Expressionsvektoren verwendet werden, um die Expression der α-GalNAc in
der gewählten
Wirtszelle zu steuern. Beispielsweise könnten wenigstens zwei grundsätzliche
Ansätze
für das
Design derartiger Vektoren auf der Basis des SV40-Systems verfolgt
werden. Der erste besteht darin, den frühen Bereich des SV40 durch
das interessierende Gen zu ersetzen, während der zweite darin besteht,
den späten
Bereich zu ersetzen (Hammarskjold et al., 1986, Gerte 43: 41). Vektoren,
bei denen der frühe oder
der späte
Bereich ersetzt sind, können
auch in vitro mit der geeigneten SV40-Mutante komplementiert werden,
die den frühen
oder den späten
Bereich nicht aufweist. Eine derartige Komplementierung führt zu Rekombinanten,
die in infektiöse
Capside verpackt werden und die das interessierende Gen enthalten.
Dann kann eine permissive Zelllinie infiziert werden und das rekombinante
Protein erzeugen. Vektoren auf der Basis des SV40 können auch
in Studien zur transienten Expression verwendet werden, wobei die
besten Ergebnisse erhalten werden, wenn die Vektoren in COS-Zellen
(CV-1, Origin von SV40), Abkömmlinge
der CV-1-Zellen (Nierenzellen der Grünen Meerkatze) eingeführt werden,
die eine einzige Kopie eines SV40-Genoms mit defektem Origin, das in das
Chromosom integriert ist, enthalten. Diese Zellen synthetisieren
aktiv das große T-Antigen
(SV40), wodurch sie die Replikation eines beliebigen Plasmids, das
den Replikationsursprung des SV40 enthält, initiieren.
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Zusätzlich zum SV40 kann fast jedes
molekular klonierte Virus oder Retrovirus als Klonierungs- oder Expressionsvehikel
verwendet werden. Virale Vektoren, die auf verschiedenen Retroviren
(von Vögeln
oder der Maus), Adenoviren, dem Vaccinia-Virus (Cochran et al.,
1985, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82: 19) und dem Polyoma-Virus basieren,
können
für die
Expression verwendet werden. Andere klonierte Viren, wie JC (Howley et
al., 1980,.J. Virol. 36: 878), BK und die humanen Papillomviren
(Heilman et al., 1980, J. Virol. 36: 395) bieten das Potenzial,
als eukaryotische Expressionsvektoren eingesetzt zu werden. Beispielsweise
kann, wenn Adenovirus-Expressionsvektoren verwendet werden, die
für die α-GalNAc codierende
Sequenz mit einem Komplex ligiert werden, der die Transkription/Translation
des Adenovirus steuert, beispielsweise der späten Promotorsequenz und der
dreiteiligen Leader-Sequenz. Dieses schimärische Gen kann dann mittels
In-vitro- oder In-vivo-Rekombination in das Genom des Adenovirus
eingefügt
werden. Die Insertion in einen nicht-essentiellen Bereich des viralen Genoms
(beispielsweise den Bereich E1 oder E3) führt zu einem rekombinanten
Virus, das lebensfähig
und imstande ist, das humane Enzym in infizierten Wirten zu exprimieren
(siehe z. B. Logan & Shenk,
1984, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81: 3655–3659). Alternativ kann der
7,5-K-Promotor des Vaccinia-Virus verwendet werden (siehe beispielsweise
Mackett et al., 1982, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 79: 7415–7419; Mackett
et al., 1984, J. Virol. 49: 857–864;
Panicali et al., 1982, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 79: 4927–4931).
Besonders interessant sind Vektoren, die auf dem Rinderpapillomvirus
basierert (Sarver et al., 1981, Mol. Cell. Biol. 1: 486). Diese
Vektoren besitzen die Fähigkeit,
als extrachromosomale Elemente zu replizieren. Kurz nach dem Eindringen
dieser DNA in Mauszellen vermehrt sich das Plasmid auf ungefähr 100 bis
200 Kopien pro Zelle. Die Transkription der insertierten cDNA erfordert
nicht die Integration des Plasmids in das Chromosom des Wirts, wodurch
eine hohe Expression erhalten wird. Diese Vektoren können für eine stabile
Expression verwendet werden, indem dem Plasmid ein selektiver Marker
eingefügt
wird, beispielsweise das neo-Gen. Eine hohe Expression kann auch
durch die Verwendung induzierbarer Promotoren, wie des Metallothionein-IIA-Promotors,
der Heat-Shock-Promotoren etc. erzielt werden.
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Für
eine langfristige Produktion rekombinanter Proteine in hoher Ausbeute
wird eine stabile Expression bevorzugt. Beispielsweise kann man
gentechnologisch konstruierte Zellen nach der Einführung der
fremden DNA 1 bis 2 Tage lang in einem Anreicherungsmedium wachsen
lassen und sie dann auf ein selektives Medium umstellen. Statt Expressionsvektoren
zu verwenden, die den viralen Replikationsursprung enthalten, können die
Wirtszellen mit der α-GalNAc-DNA
transformiert werden, die durch geeignete Steuerelemente der Expression
gesteuert wird (beispielsweise Promotor, Enhancer, Sequenzen, Terminatoren
der Transkription, Polyadenylierungsstellen etc.) sowie einen selektierbaren
Marker enthält.
Der selektierbare Marker im rekombinanten Plasmid bewirkt eine Resistenz
gegenüber
der Selektion und ermöglicht
es den Zellen, das Plasmid stabil in ihre Chromosomen zu integrieren
und unter Ausbildung von Foci zu wachsen, die wiederum kloniert und
zu Zelllinien vermehrt werden können.
Es können
verschiedene Selektionssysteme verwendet werden, zu denen, ohne
auf sie beschränkt
zu sein, die Gene der Thymidinkinase des Herpes-Simplex-Virus (Wigler
et al., 1977, Cell 11: 223), der Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase
(Szybalska & Szybalski,
1962, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 48: 2026) und der Adenin-Phosphoribosyltransferase
(Lowy et al., 1980, Cell 22: 817) gehören, die in tk–-,
hgprt–-
bzw.
-
aprt–-Zellen
eingesetzt werden können.
Ebenso kann eine Resistenz gegen Antimetaboliten als Basis der Selektion
für dhfr,
die eine Resistenz gegen Methotrexat bewirkt, eingesetzt werden
(Wigler et al., 1980, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77: 3567; O'Hare et al., 1981,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78: 1527); gpt, das eine Resistenz gegen
Mycophenolsäure
bewirkt (Mulligan & Berg,
1981, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78: 2072; neo, das eine Resistenz
gegen das Aminoglycosid G-418 bewirkt (Colberre-Garapin et al.,
1981, J. Mol. Biol. 150: 1); sowie hygro, das eine Resistenz gegen
Hygromycin bewirkt (Santerre et al., 1982, Gene 30: 147). Vor einiger
Zeit wurden weitere selektierbare Gene beschrieben, nämlich trpB,
das es Zellen ermöglicht,
Indol anstelle von Tryptophan zu verwenden, hisD, das es Zellen
ermöglicht,
Histinol anstelle von Histidin zu verwenden (Hartman & Mulligan, 1988,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 8047), und ODC (Ornithindecarboxylase),
die eine Resistenz gegen den Ornithindecarboxylase-Hemmstoff 2-(Difluormethyl)-DL-ornithin,
DFMO, bewirkt (McConlogue L., 1987, In: Current Communications in
Molecular Biology, Cold Spring Harbor Laboratory, Hrsg.).
-
Alternative eukaryotische Expressionssysteme,
die zur Expression der α-GalNAc-Enzyme verwendet werden
können,
sind Hefen, die mit rekombinanten Hefe-Expressionsvektoren, die die für die α-GalNAc codierende
Sequenz enthalten, transformiert sind; Systeme aus Insektenzellen,
die mit rekombinanten viralen Expressionsvektoren (beispielsweise
dem Baculovirus), die die für
die α-GalNAc
codierende Sequenz enthalten, infiziert sind; oder Systeme aus Pflanzenzellen,
die mit rekombinanten viralen Expressionsvektoren (beispielsweise
dem Blumenkohl-Mosaik-Virus, CaMV; dem Tabak-Mosaik-Virus, TMV) infiziert sind oder
mit rekombinanten Plasmid-Expressionsvektoren (beispielsweise dem
Ti-Plasmid) transformiert sind, die die für die α-GalNAc codierende Sequenz enthalten.
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Bei der Hefe können verschiedene Vektoren,
die konstitutive oder induzierbare Promotoren enthalten, verwendet
werden. Bezüglich
eines Reviews siehe Current Protocols in Molecular Biology, Band
2, 1988, Hrsg. Ausubel et al., Greene Publish. Assoc. & Wiley, Interscience,
Kapitel 13; Grant et al., 1987, Expression and Secretion Vectors
for Yeast, in Methods in Enzymology, Hrsg. Wu & Grossman, 31987, Acad. Press, New
York, Band 153, Seiten 516–544;
Glover, 1986, DNA Cloning, Band II, IRL Press, Washington, D. C.,
Kapitel 3; und Bitter, 1987, Heterologous Gene Expression in Yeast,
Methods in Enzymology, Hrsg. Berger & Kimmel, Acad. Press, New York, Band
152, Seiten 673–684;
und The Molecular Biology of the Yeast Saccharomyces, 1982, Hrsg.
Strathern et al., Cold Spring Harbor Press, Band 1 und II. Für Komplementierungstests
mit Hefe können cDNAs
für die α-GalNAc in
episomale Plasmide der Hefe (YEp) kloniert werden, die in der Hefe
aufgrund der Anwesenheit des 2μ-Plasmidrings
der Hefe autonom replizieren. Die cDNA kann entweder hinter einen
konstitutiven Hefe-Promotor, wie ADN oder LEU2, oder einen induzierbaren
Promotor, wie GAL, kloniert werden (Cloning in Yeast, Kapitel 3,
R. Rothstein, in: DNA Cloning Band 11, A Practical Approach, Hrsg.
D. M. Glover, 1986, IRL Press, Washington, D. C.). Die Konstrukte
können
die 5'- und die
3'-untranslatierten
Bereiche der mRNA der verwandten α-GalNAc
oder diejenigen, die einem Hefegen entsprechen, enthalten. Yep-Plasmide transformieren
mit hoher Effizienz, und die Plasmide sind extrem stabil. Alternativ
können
Vektoren verwendet werden, die die Integration fremder DNA-Sequenzen
in das Hefe-Chromosom fördern.
-
In Fällen, in denen pflanzliche
Expressionsvektoren verwendet werden, kann die Expression der für die α-GalNAc codierenden
Sequenz durch einen, beliebigen von mehreren Promotoren angetrieben
werden. Zum Beispiel können
virale Promotoren, wie die 35S-RNA und 19S-RNA RNA-Promotoren des
CaM (Brisson et al., 1984, Nature 310: 511–514) oder der Promotor des
Hüllproteins
des TMV (Takamatsu et al., 1987, EMBO J. 6: 307–311) dazu verwendet werden;
alternativ können
pflanzliche Promotoren, wie die kleine Untereinheit von RUBISCO
(Coruzzi et al., 1984, EMBO J. 3: 1671–1680; Broglie et al., 1984,
Science 224: 838-843),
oder Heat-Shock-Promotoren, beispielsweise hsp17.5-E oder hsp17.3-B
der Sojabohne (Gurley et al., 1986, Mol. Cell. Biol. 6: 559–565) verwendet
werden. Diese Konstrukte können
In Pflanzenzellen eingeführt
werden unter Verwendung von Ti-Plasmiden, Ri-Plasmiden, Pflanzenvirus-Vektoren;
direkter DNA-Transformation; Mikroinjektion, Elektroporation etc.
Bezüglich
Reviews derartiger Techniken siehe z. B. Weissbach & Weissbach, 1988,
Methods für
Plant Molecular Biology, Academic Press, New York, Abschnitt VIII,
Seiten 421–463;
und Grierson & Corey,
1988, Plant Molecular Biology, 2. Auflage, Blackie, London, Kapitel
7–9.
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Ein alternatives Expressionssystem,
dass zur Expression der α-GalNAc
verwendet werden könnte,
ist ein Insektensystem. In einem derartigen System wird das Autographa
californica nuclear polyhedrosis Virus (AcNPV) als Vektor zur Expression
fremder Gene verwendet. Das Virus wächst in Zellen von Spodoptera
frugiperda. Die für
die α-GalNAc
codierende Sequenz kann in nicht-essentielle Bereiche (beispielsweise
das Polyhedrin-Gen) des Virus kloniert und unter die Kontrolle eines
AcNPV-Promotors (beispielsweise des Polyhedrin-Promotors) gebracht
werden. Die erfolgreiche Insertion der codierenden Sequenz führt zur
Inaktivierung des Polyhedrin-Gens und zur Erzeugung von nicht occludiertem,
rekombinantem Virus (d. h. eines Virus, dem die proteinhaltige Hülle fehlt,
für die
das Polyhedrin-Gen codiert). Diese rekombinanten Viren werden dann
zur Infizierung von Zeilen von Spodoptera frugiperda verwendet,
in denen das insertierte Gen exprimiert wird (siehe z. B. Smith
et al., 1983, J. Virol. 46: 584; Smith, U.S. Patent Nr. 4 215 051).
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5.2.2. IDENTIFIZIERUNG
VON TRANSFEKTANTEN ODER TRANSFORMANTEN, DIE DAS PRODUKT DES α-GalNAc-GENS
EXPRIMIEREN
-
Die Wirtszellen, die die für die α-GalNAc codierende
Sequenz enthalten und die das biologisch aktive Genprodukt exprimieren,
können über wenigstens
vier generelle Ansätze
identifiziert werden: a) eine DNA-DNA- oder DNA-RNA-Hybridisierung;
b) die Anwesenheit oder Abwesenheit von „Marker"-Genfunktionen; c) die Bestimmung des
Ausmaßes
der Transkription, wie sie anhand der Expression der mRNA-Transkripte
der α-GalNAc
in der Wirtszelle bestimmt wird, und d) den Nachweis des Genprodukts,
das mittels eines Immunoassays oder über seine biologische Aktivität gemessen
wird.
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Beim ersten Ansatz wird die Anwesenheit
der für
die α-GalNAc
codierenden Sequenz im Expressionsvektor durch DNA-DNA- oder DNA-RNA-Hybridisierung
unter Verwendung von Sonden nachgewiesen, die Nucleotidsequenzen
enthalten, die der für
die α-GalNAc
codierenden Sequenz homolog sind, wie sie im wesentlich in der 2 gezeigt ist, oder Teilen. oder Derivaten
davon.
-
Beim zweiten Ansatz kann das rekombinante
System aus Expressionsvektor/Wirt basierend auf der Anwesenheit
oder Abwesenheit bestimmter „Markergen"-Funktionen identifiziert
werden (beispielsweise der Aktivität der Thymidinkinase, der Resistenz
gegenüber
Antibiotika, der Resistenz gegenüber
Methotrexat, des Transformations-Phänotyps, der Bildung von Einschlusskörpern im
Baculovirus etc.). Beispielsweise können, wenn die für die α-GalNAc codierende
Sequenz in eine Sequenz eines Marker-Gens des Vektors insertiert
ist, Rekombinanten, die die für
die α-GalNAc
codierende Sequenz enthalten, über
das Fehlen der Markergen-Funktion identifiziert werden. Alternativ
kann ein Markergen tandemartig zusammen mit der Sequenz der α-GalNAc unter
die Kontrolle des gleichen oder eines anderen Promotors gebracht
werden, der verwendet wird, um die Expression der für die α-GalNAc codierenden
Sequenz zu steuern. Die Expression des Markers als Reaktion auf
eine Induktion oder Selektion zeigt die Expression der für die α-GalNAc codierenden
Sequenz an.
-
Beim dritten Ansatz kann die transkriptionelle
Aktivität
der für
die α-GalNAc
codierenden Region mittels Hybridisierungsassays bestimmt werden.
Beispielsweise kann RNA isoliert und durch eine Northern-Blot-Analyse
unter Verwendung einer Sonde analysiert werden, die homolog zu einer
für die α-GalNAc codierenden
Sequenz oder speziellen Abschnitte von ihr ist, wie sie im Wesentlichen
in 2 gezeigt ist. Alternativ können die
gesamten Nukleinsäuren
der Wirtszelle extrahiert und mit derartigen Sonden bezüglich einer
Hybridisierung getestet werden.
-
Beim vierten Ansatz kann die Expression
des α-GalNAc-Proteinprodukts
immunologisch untersucht werden, beispielsweise mittels Western-Blots,
Immunoassays wie Radioimmun-Präzipitierung,
Enzyme-linked Immunoassays und dergleichen. Der letztendliche Test
bezüglich
eines Erfolges von Expressionssystemen beinhaltet jedoch den Nachweis
des biologisch aktiven Produkts des α-GalNAc-Gens. Wenn die Wirtszelle
das Genprodukt sekretiert, kann das zellfreie Medium, das von den
kultivierten transfizierten Wirtszellen erhalten wird, bezüglich einer α-GalNAc-Aktivität untersucht
werden. Wenn das Genprodukt nicht sekretiert wird, dann können Zelllysate
auf eine derartige Aktivität
getestet werden. In beiden Fällen
können
verschiedene Tests verwendet werden, um eine α-GalNAc-Aktivität nachzuweisen,
zu denen, ohne auf sie beschränkt
zu sein, gehören:
a) Aktivität
gegenüber
4-Methylumbelliferyl-α-N-acetylgalactosaminylpyranosid,
wie es von Sweda et al., 1989, Can. J. Chem. 67: 1388–1391 beschrieben
und von Schindler et al., 1989, N. Engl. J. Med. 320: 1735–1740 angewendet
wurde; und/oder (b) Aktivität
gegenüber
p-Nitrophenyl-α-N-acetylgalactosaminylpyranosid
(Van Diggelen et al., 1988, J. Inherit. Metab. Dis. 11: 349-357);
und dergleichen.
-
5.2.3. REINIGUNG UND
CHARAKTERISIERUNG DES PRODUKTS DES GENS DER α-GalNAc
-
Nachdem ein Klon identifiziert worden
ist, der hohe Spiegel der biologisch aktiven α-GalNAc produziert, kann der
Klon vermehrt und zur Erzeugung großer Mengen des Enzyms verwendet
werden, das unter Verwendung von Techniken gereinigt werden kann,
die auf diesem Gebiet gut bekannt sind und zu denen, ohne auf sie
beschränkt
zu sein, eine Immunaffinitätsreinigung,
chromatographische Verfahren einschließlich einer Hochleistungsflüssigchromatographie
und dergleichen gehören.
Da das Enzym durch die kultivierten Zellen sekretiert wird, kann
die α-GalNAc
leicht aus dem Kulturmedium gewonnen werden.
-
Wenn die für die α-GalNAc codierende Sequenz so
konstruiert ist, dass sie für
ein spaltbares Fusionsprotein codiert, dann kann die Reinigung der α-GalNAc leicht
mittels Techniken einer Affinitätsreinigung
erzielt werden. Zum Beispiel kann eine Konsensus-Erkennungssequenz für eine Spaltung durch Collagenase
zwischen den Carboxyterminus der α-GalNAc
und dem Protein A eingebaut werden. Das resultierende Fusionsprotein
kann leicht über
eine IgG-Säule,
die die Protein-A-Gruppe bindet, gereinigt werden. Unfusionierte α-GalNAc kann
leicht durch eine Behandlung mit Collagenase von der Säule frei
gesetzt werden. Bei diesem Aspekt der Erfindung kann jede beliebige
Spaltstelle oder jedes beliebige Substrat für eine enzymatische Spaltung
zwischen die Sequenz der α-GalNAc
und ein zweites Peptid oder Protein eingefügt werden, das einen Bindungspartner
hat, der für
die Reinigung verwendet werden könnte,
beispielsweise jedes beliebige Antigen, für das eine Immunaffinitätssäule hergestellt
werden kann.
-
5.2.4. MODIFIZIERTE GLYCOFORMEN
DER REKOMBINANTEN α-GalNAc
-
Modifikationen der rekombinanten α-GalNAc können aus
verschiedenen Gründen
erwünscht
sein; beispielsweise für
ein verändertes
Gewebe-Targeting in vivo, eine veränderte biologische Aktivität etc. Insbesondere
schließt
die Erfindung die selektive Deglycosylierung der komplexen Kohlenhydratgruppen
mit hohem Mannoseanteil ein, die kovalent. am rekombinanten Enzym
befestigt sind, um verschiedene Glycoformen der rekombinanten α-GalNAc zu erzeugen.
Zu derartigen Modifizierungen gehören, ohne auf sie beschränkt zu sein,
die sequenzielle Deglycosylierung durch Neuraminidase zur Freilegung
terminaler Galactose, β-Galactose;
die Behandlung mit β-Galactosidase
zur Freilegung von N-β-Acetylglucosaminyl-Resten; und die Behandlung
mit N-β-Acetylglucosaminidase
zur Freilegung von Mannose-Resten.
-
Die Deglycosylierung der rekombinanten α-GalNAc kann
auf verschiedene Arten erreicht werden. Die generellen Verfahren
der sequenziellen Behandlung mit Exoglycosidasen sind im Wesentlichen
diejenigen, die vor kurzem beschrieben wurden (1987, Meth. Enzymol.
149: 25). Es können,
um das Ganze kurz zusammen zu fassen, terminale Sialinsäurereste
durch eine Behandlung mit Neuraminidase, die kovalent an Agarose
gebunden ist, entfernt werden. Für
diesen Zweck kann Neuraminidase vom Typ VI (SIGMA Chemical Co.,
St. Louis, Missouri), die in einer Aktivität von 40 U/g an Agarose befestigt
ist, zur Behandlung von α-GalNAc
verwendet werden; beispielsweise können 100 mg α-GalNAc mit
8 Einheiten Neuraminidase-Konjugat bei pH 5,0 vier Stunden lang
bei 37°C
behandelt werden. Die konjugierte Neuraminidase kann durch Zentrifugation
entfernt werden. Ähnlich
kann aus Streptococcus pneumoniae gereinigte β-Galactosidase (3 Einheiten
pro 100 mg α-GalNAc)
zur Entfernung terminaler Galactosereste verwendet werden. Schließlich kann
N-β-Acetylglucosaminidase
aus der Schwertbohne (SIGMA Chemical Co., St. Louis, Missouri) eingesetzt
werden; beispielsweise können
3 × 106 Einheiten mit Aliquots von jeweils 100
mg der rekombinanten α-GalNAc
vier Stunden bei 37°C
vermischt werden Bei jedem Schritt kann das rekombinante Enzym durch
eine Reinigung der α-GalNAc, wie
sie früher
beschrieben wurde (Schindler et al., 1989, N. Eng. J. Med. 320:
1735–1740),
schnell von deglycosylierendem Enzym und von Kohlenhydraten befreit
werden.
-
5.3. VERWENDUNGEN DER
REKOMBINANTEN α-GalNAc
-
Die gemäß der Erfindung erhaltenen
gereinigten Produkte können
auf vorteilhafte Weise für
eine Enzymersatz-Therapie bei Patienten mit der Schindler-Krankheit
(α-GalNAc),
einer lysosomalen Speicherkrankheit, eingesetzt werden. Die Schindler-Krankheit
ist eine vor kurzem identifizierte, angeborene Störung des Glycokonjugat-Metabolismus,
bei der die fehlende Aktivität
der α-GalNAc
zur Akkumulation von Glycokonjugaten führt. Die Krankheit vom Typ
1 wurde als eine neuroaxonale Dystrophie charakterisiert, und die
Krankheit vom Typ II hat einen milderen Phänotyp, der durch Angiokeratome
und eine minimale bis mäßige geistige
Retardierung gekennzeichnet ist (Schindler et al., 1989, N. Engl.
J. Med. 320: 1735–1740;
Kanzaki et al., 1989, Lancet 1: 875–877).
-
6. BEISPIEL: KLONIERUNG
UND EXPRESSION BIOLOGISCH AKTIVER α-GalNAc (zu Vergleichszwecken)
-
Die folgenden Unterabschnitte beschreiben
die Erzeugung aktiver, humaner, rekombinanter α-Galactosidase B (α-GalNAc).
Zur Isolierung einer vollständigen
cDNA wurde das Enzym aus menschlicher Lunge bis zur Homogenität gereinigt,
es wurden 129 nicht überlappende
Aminosäuren
durch die Mikrosequenzierung des N-Terminus und sieben tryptischer
Peptide bestimmt, und vier Mischungen synthetischer Oligonucleotide wurden
zum Screenen einer humanen cDNA-Bibliothek von Fibroblasten verwendet.
Eine vollständige,
aus einer plazentaren λgt11-cDNA-Bibliothek
isolierte cDNA, pAGB-3, hatte ein Insert von 2158 bp mit einem offenen Leserahmen,
der eine Aminosäuresequenz
vorher sagte, die mit allen 129 mikrosequenzierten Resten des gereinigten
Enzyms colinear war. Das pAGB-3-Insert hatte einen 5'-untranslatierten
Bereich von 344 bp, einen offenen Leserahmen von 1236 bp, der für 411 Aminosäuren codierte,
einen 3'-untranslatierten
Bereich von 514 bp und einen Poly(A)-Trakt von 64 bp. Es wurden eine Signalpeptidsequenz
von 17 Aminosäuren
sowie sechs N-Glycosylierungsstellen vorhergesagt. Die pAGB-3-cDNA
wurde in den Säugetier-Expressionsvektor p91023(B)
subkloniert, und die Aktivität
der humanen α-GalNAc
wurde transient in COS-1-Zellen exprimiert, was die funktionelle
Intaktheit der vollständigen
cDNA demonstrierte. Eine Analyse der mRNA durch eine Northern-Hybridisierung
ließ zwei
Transkripte von ungefähr
3,6 und 2,2 kb erkennen, und Studien zur Primerextension zeigten
eine Cap-Stelle beim Nucleotid -347 für die cDNA von 2,2 kb. Die
Isolierung eines genomischen Klons, gAGB-1, und die Sequenzierung
des Bereichs von 2048 bp, der pAGB-3 einschloss, zeigte ein Intron von
1754 bp zwischen den Codons 319 und 320, was auch der Ort einer
Insertion von 70 bp (Tsuji et al., 1990, Biochem. Biophys. Res.
Commun. 163: 1498–1504)
und einer Deletion von 45 bp in anderen cDNA-Klonen war. Bemerkenswerterweise
hatte die α-GalNAc-cDNA
eine auffällige
Aminosäurehomologie
mit der cDNA der humanen α-Gal
A, was die evolutionäre
Verwandtschaft dieser Gene nahe legte. Die α-GalNAc-cDNA zeigte eine Übereinstimmung
von 46,9% bis 64,7% bezüglich
der Aminosäuren
in Sequenzen (Codons 1-319),
die den Exons 1 bis 6 der α-Gal
A entsprachen, während
die vergleichbare Sequenz des Exons 7 (pAGB-3-Codons 320–411) lediglich
eine Homologie von 15,8% mit zahlreichen Lücken zeigte. Diese Befunde
deuten darauf hin, dass der genomische Bereich beim Codon 319 und
darum herum eine potenzielle Stelle für die abnormale Prozessierung
von α-GalNAc-Transkripten sowie
für ein
Rekombinationsereignis in der Evolution und Auseinanderentwicklung
der α-Gal
A und der α-GalNAc
ist. Die Verfügbarkeit
der vollständigen
cDNA der humanen α-GalNAc
wird Studien über
die, genomische Organisation und die Evolution dieses lysosomalen
Gens sowie die Charakterisierung der molekularen Schäden, die
die Schindler-Krankheit verursachen, möglich machen.
-
6.1. MATERIALEN UND METHODEN
-
6.1.1. AFFINITÄTSREINIGUNG,
MIKROSEQUENZIERUNG UND ANTIKÖRPERHERSTELLUNG
-
Es wurde die α-GalNAc aus menschlicher Lunge
zur Homogenität
gereinigt, es wurden polyklonale Kaninchen-Antikörper gegen die humane α-GalNAc erzeugt
und gereinigt, und Zellüberstände wurden
wie früher
beschrieben einem Immunblotting unterzogen (Schindler et al., 1989,
N. Engl. J. Med. 320: 1735–1740; Bishop & Desnick, 1981,
J. Biol. Chem. 256: 1307-1316;
Calhoun et al., 1985, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82: 7364–7368).
Zur Isolierung der tryptischen Peptide wurde die konzentrierte Fraktion
nach der Hydroxyapatitreinigung einer präparativen 10% NaDodSO4/PAGE unterzogen, und die Spezies der α-GalNAc von
48 und 117 kDa wurden getrennt elektroeluiert (Hunkapillar et al.,
1973, Methods Enzymol. 91: 227-236),
mit Tosylphenylalaninchlormethylketon-behandeltem Trypsin verdaut,
und die resultierenden tryptischen Peptide der beiden Spezies wurden über eine
C8-Reversed-Phase-HPLC
getrennt (Tsai et al., 1988, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 55: 7049–7053).
Die N-teminalen Aminosäuresequenzen
sowohl der beiden Spezies mit 48 und 117 kDa und die Sequenzen der
ausgewählten
tryptischen Peptide der Spezies mit 48 kDa wurden über eine
automatisierte Gasphasen-Mikrosequenzierung und eine HPLC-Identifizierung
von Phenylthiohydantoin-Aminosäurederivaten
bestimmt (Hunkapillar & Hood,
1983, Science 219: 650–654,
659).
-
6.1.2. KONSTRUKTION SYNTHETISCHER
OLIGONUCLEOTIDSONDEN
-
Gemischte und einzigartige Oligonucleotide
wurden mittels eines Oligonucleotid-Syntheseapparates Model 380B von Applied
Biosystems synthetisiert. Vier Oligonucleotidmischungen wurden für Bereiche
minimaler Codon-Redundanz für
die folgenden Sequenzen N-terminaler und tryptischen Peptide konstruiert:
![Figure 00220001](https://patentimages.storage.googleapis.com/90/56/2d/26e4cca47fcc17/00220001.png)
von Bibliotheken wurden
mit [γ-32P]ATP
unter Verwendung von T4-Polynucleotidkinase 5'-endmarkiert (Maniatis et al., 1982,
Molecular Cloning: A Laboratory Manual, Seiten 309–328, Cold
Spring Harbor Laboratories, New York, New York). Es wurden Oligonucleotide
(17-mers) mit einmalig vorkommender Sequenz synthetisiert und als
Primer in Sequenzierungsreaktionen verwendet. Zur Bestimmung der
Cap-Site wurden zwei einmalig vorkommende, überlappende 30-mers, 5'-TCGGGACTCCCAGCACTGCAGAGGGTGTGA-3' und 5'-CTGCAGAGGGTGTGAGGTCTGACATCCAGG-3', für die Primerextension
synthetisiert. Für
den Nachweis alternativ gespleißter
Transkripte hatten die PCR-Sense- und -Antisense-Primer für den Exonbereich,
der die vermutete Insertion von 70 bp flankierte, die Sequenzen
5'-AGTCGAATTCTGATGTCCACAGACCTGCGT-3', bzw.
-
5'-AGTCGTCGAGCATATCGGTCCTGCAGCTGA-3'. Die vier PCR-Primersequenzen
für die
Konstruktion der hybriden cDNA von α-Gal A und α-GalNAc waren
-
6.1.3. ISOLIERUNG UND
CHARAKTERISIERUNG DER cDNA UND GENOMISCHER KLONE
-
Die humane pcD-Fibroblasten-cDNA-Bibliothek,
die freundlicherweise von Dr. Hiroto Okayama (NIH) zur Verfügung gestellt
wurde, wurde mit der Mischung der radioaktiv markierten 26-mer-Oligonucleotide,
die dem tryptischen Peptid T-106A entsprachen, durch Kolonie-Hybridisierung gescreent
(Tsai et al., 1988, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 55: 7049–7053).
Die Isolierung von Plasmid-DNA und die Analysen positiver Klone
durch Southern Hybridisierung wurden wie früher beschrieben durchgeführt (Maniatis
et al., 1982, Molecular Cloning: A Laboratory Manual, Seiten 309–328, Cold
Spring Harbor Laboratories, New York, New York). Zur Isolierung einer
vollständigen
cDNA wurde dann ein BamHI-Fragment von 0,9 kb, das dem 5'-Abschnitt des pAGB-1-Inserts
entsprach, isoliert, nicktranslatiert und für das Screenen von Rekombinanten
aus einer humanen plazentaren λgt11-Bibliothek
(Clontech Laboratories, Palo Alto, Kalifornien) durch Plaque-Hybridisierung
(Maniatis et al., 1982, Molecular Cloning: A Laboratory Manual,
Seiten 309–328,
Gold Spring Harbor Laboratories, New York, New York) verwendet.
Zur Isolierung genomischer Klone, die die gesamte α-GalNAc-Sequenz
enthielten, wurden 1 × 106 Rekombinanten aus einer humanen genomischen
Cosmid-Bibliothek mit dem radioaktiv markierten pAGB-3-cDNA-Insert
unter Einsatz der oben für
das Screenen der cDNA-Bibliothek
beschriebenen Bedingungen gescreent. Die genomische Bibliothek wurde
aus größenabhängig ausgewählter DNA
humaner Lymphoblasten-DNA hergestellt und freundlicherweise von
Dr. Henrik Vissing (Mount Sinai School of Medicine) zur Verfügung gestellt.
-
6.1.4. DNA-SEQUENZIERUNG
UND COMPUTERUNTERSTÜTZTE
ANALYSEN
-
Die BamHI-Inserts von pAGB-1 und
ein EcoRl-BamHI-Restriktionsfragment von pAGB-3 wurden in M13 mp18
und mp19 subkloniert. Alle DNA-Sequenzierungsreaktionen wurden über eine
Primerextension unter Verwendung von entweder universellen M13-Primern
oder von α-GalNAc-spezifischen
Oligonucleotidprimern mittels des Didesoxyverfahrens in beiden Orientierungen
durchgeführt
(Sanger et al., 1980, J. Mol. Biol. 143: 161–178). Suchen nach Ähnlichkeit
hinsichtlich der Nucleotid- und Aminosäuresequenz wurden mittels der
Software der Genetics Computer Group der Universität von Wisconsin
durchgeführt
(Wolf et al., 1988, CABIOS. 4: 187–191). Eine computerunterstützte RNA-Faltung
wurde mittels des PCFOLD-Programms
durchgeführt
(Zuker, 1989, Methods Enzymol. 180: 262–288).
-
6.1.5. TESTS AUF TRANSIENTE
EXPRESSION
-
Das Insert mit der vollständigen pAGB-3-cDNA
der humanen α-GalNAc
wurde in den eukaryotischen Expressionsvektor p91023(B) subkloniert.
(Wong et al., 1985, Science 228: 810–813), der freundlicherweise von
Dr. R. J. Kaufmann (Genetics Institute, Boston, Massachusetts) zur
Verfügung
gestellt wurde. Es wurde Plasmid-DNA dieses Konstrukts (genannt
p91-AGB-3) gereinigt, und COS-1-Affennierenzellen wurden mit 10 μg der p91-AGB-3-Plasmid-DNA über eine
Calciumphosphatfällung
transfiziert (Chen & Okayama,
1987, Mol. Cell. Biol. 7: 2745–2752).
Die Zellen wurden nach der Transfektion in Abständen von 24 Stunden geerntet
und wie früher
beschrieben bezüglich
der Aktivität
der α-GalNAc
getestet (Schindler et al., 1989., N. Engl. J. Med. 320: 1735–1740).
Eine Einheit (U) der enzymatischen Aktivität ist gleich derjenigen Enzymmenge,
die zur Hydrolyse von 1 nmol 4-MU-α-GalNAc pro Stunde benötigt wird.
Proteinkonzentrationen wurden mittels des Fluorescamin-Verfahrens
bestimmt (Bishop & Desnick,
1981, J. Biol. Chem. 256: 1307-1316).
-
6.1.6. NORTHERN-HYBRIDISIERUNG
UND CAP-SITE-ANALYSEN
-
Gesamt-RNA wurde aus humanen Lymphoblasten,
Fibroblasten und Plazenten isoliert, und die Northern-Hybridisierung
wurde unter Verwendung des nicktranslatierten pAGB-3-Inserts als
Sonde durchgeführt (Maniatis
et al., 1982, Molecular Cloning: A Laboratory Manual, Seiten 309–328, Cold
Spring Harbor Laboratories, New York, New York). Alternativ wurde
das pAGB-3-Insert
in pGEM-4Z (Promega, Madison, Wisconsin) subkloniert, und eine radioaktiv
markierte α-GalNAc-Ribosonde,
rbAGB-3, wurde mittels des Riboprobe-Systems von Promega erzeugt
und für
die Northern-Hybridisierung verwendet. Zur Identifizierung der Cap-Stelle der α-GalNAc wurden
zwei einmal vorkommende, überlappende
30-mer Oligonucleotid-Primen synthetisiert, die den Bereichen entsprachen,
die 60 und 75 bp vom 5'-Ende
der pAGB-3-cDNA entfernt waren, und endmarkiert (Maniatis et al.,
1982, Molecular Cloning: A Laboratory Manual, Seiten 309–328, Cold
Spring Harbor Laboratories, New York, New York). Jeder Primen (100
ng) wurde dazu verwendet, 10 μg
der Gesamt-RNA der Plazenta mit dem cDNA-Synthese-Kit von BRL (BRL,
Gaithersburg, Maryland) zu verlängern.
Die Synthese des ersten Stranges wurde durch eine Phenolextraktion
und eine Ethanolfällung
gestoppt. Das Pellet wurde dreimal mit 70.% Ethanol gewaschen, in
6 μl H2O resuspendiert und dann mit 6 μl Beladungsfarbstoff
gemischt (0,3% Xylolcyanol, 0,3% Bromphenolblau, 0,37% EDTA, pH
7,0). Die RNA/DNA-Heteroduplexe
wurden bei 65°C
3 Minuten denaturiert, und ein Aliquot wurde auf einem Standard-Sequenzierungsgel
(8 M Harnstoff, 8% Polyacrylamid) einer Elektrophorese unterzogen.
-
6.1.7. KONSTRUKTION VON
p91-α-GalA6/α-GalNAc7
-
Ein Plasmid, das die α-Gal-A-Exons
1 bis 6 von pcDAG-126 enthielt (Bishop et al., 1988, Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 85: 3903–3907),
wurde an den 3'-Bereich
des α-GalNAc-Inserts
von pAGB-3 ligiert, was bezüglich
der Position dem Exon 7 der α-Gal
A entsprach. Die hybride cDNA, die α-GalA6/α-GalNAc7 genannt wurde, wurde
mittels der oben angegebenen Sense- und Antisense-Primen unter Verwendung
eines PCR-basierten Verfahrens konstruiert (Ho et al., 1989, Gene
77: 51–59)
und sequenziert. Das α-GalA6/α-GalNAc7-Insert
wurde in den Expressionsvektor p91023(B) subkloniert, und das Konstrukt
wurde wie oben beschrieben transient in COS-1-Zellen exprimiert.
Die enzymatischen Aktivitäten
der α-Gal
A und der α-GalNAc
und die Enzymproteine wurden mit 4-MU-Substraten bzw. durch Immunblotting
mit dem jeweiligen polyklonalen Antikörper wie oben beschrieben nachgewiesen.
-
6.1.8. PRIMEREXTENSION
UND PCR-AMPLIFIZIERUNG VON cDNA UND GENOMISCHEN SEQUENZEN
-
Für
die PCR-Amplifizierung des vermuteten alternativ gespleißten Bereichs
wurden die oben beschriebenen 30-mer-Sense- und -Antisense-Primer
verwendet, um (a) revers transkribierte mRNA aus verschiedenen humanen
Quellen, (b) cDNA-Inserts von den Klonen pAGB-4 bis -34; und (c)
die genomische gAGB-1-Sequenz zu amplifizieren. DNAs der pAGB-4
bis -34 cDNA-Klone und des genomischen gAGB-1-Klons wurden wie beschrieben
isoliert (Tsai et al., 1988, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 55: 7049–7053; und
Maniatis et al., 1982, Molecular Cloning: A Laboraton Manual, Seiten
309–328,
Cold Spring Harbor Laboratories, New York, New York). cDNA wurde
von 10 μg
der Gesamt-RNA von Lymphoblasten, Fibroblasten und der Plazenta
oder 2,5 μg
einer Poly(A)+-mRNA (Clontech, Palo Alto,
Kalifornien) mittels des cDNA-Synthese-Kits
von BRL synthetisiert. Bakteriophagen-DNA (~0,1 μg) und revers transkribierte
mRNA (~0,1 μg)
oder genomische Cosmid-DNA (~1 μg)
wurde unter Einsatz von 20 μM
eines jeden Primers und des GeneAmp DNA Amplification Reagent Kit (Perkin
Elmer Cetus, Norwalk, Connecticut) PCR-amplifiziert. Jeder PCR-Zyklus
bestand aus 1 Minute Denaturierung bei 94°C; 2 Minuten Hybridisieren bei
37°C und
7-minütigem
Verlängern
bei 60°C.
Die PCR-Produkte wurden
phenolextrahiert, ethanolgefällt
und in 20 μl
H2O resuspendiert. Ein Aliquot (2 μl) aus jeder
PCR-Reaktion wurde über
eine Elektrophorese auf Agarosegelen unter Verwendung HindIII-verdauter
Lambda- und HaeIII-verdauter φX174-DNA
als Größenstandards
analysiert. Zur Identifizierung potenzieller Stops während der
reversen Transkription des Bereichs, der die pcD-HS1204-Insertion
umgab, wurde ein einmalig vorkommendes 32-mer, 5'-AGTAGTAAGCTTTCATATATCACAGACCCGGT-3', verwendet, um 10 μg der Gesamt-RNA
der Plazenta oder 1 μg
rbAGB-3, wie oben beschrieben in vitro mittels des Riboprobe-Systems
von Promega erzeugt, zu verlängern.
-
6.2. ERGEBNISSE
-
6.2.1. REINIGUNG UND CHARAKTERISIERUNG
DER HUMANEN α-GalNAc
-
Die humane α-GalNAc wurde zur Homogenität gereinigt
(spezifische Aktivität
= 370 000 U/mg Protein), wie über
das Vorkommen lediglich der 48- und 117-kDα-Spezies auf der NaDodSO4/PAGE (1,
Insert) geschlossen wurde. Die Spezies mit 117 kDa wurde durch Kochen
oder eine Dialyse gegen 8 M Harnstoff in Anwesenheit von (3-Mercaptoethanol
nicht reduziert. Die 27 mikrosequenzierten N-terminalen Reste der
elektroeluierten Spezies von 117 kDa waren mit denjenigen der Spezies
mit 48 kDa identisch. Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Spezies
von 117 kDa ein Homodimer der Glycoproteinuntereinheit von 48 kDa
war, war der Befund, dass die tryptischen Verdaus (und die chymotryptischen
Verdaus) beider Spezies praktisch identische HPLC-Profile lieferten
(1). Eine Mikrosequenzierung des N-Teminus
und von sieben tryptischen Peptiden der Spezies von 48 kDa identifizierte
insgesamt 129 nicht überlappende α-GalNAc-Reste.
Für das
Screenen von Bibliotheken wurden synthetische Oligonucleotidmischungen
(17- bis 26-mers) so konstruiert, dass sie alle möglichen
Codons für
ausgewählte
Aminosäuresequenzen
vom N-Terminus und drei internen tryptischen Peptiden (1 und 2)
enthielten.
-
6.2.2. ISOLIERUNG, CHARAKTERISIERUNG
UND EXPRESSION EINER VOLLSTÄNDIGEN
cDNA
-
Ein Screening von 2 × 106 Rekombinanten der pcD-cDNA-Bibliothek aus
humanen Fibroblasten mit einer 26-mer-Oligonucleotidmischung aus
576 . Spezies, die dem internen Peptid T-106A entsprachen, erkannte
zwei vermutlich positive Klone. pAGB-1, das mit allen vier Oligonucleotidmischungen
hybridisierte, hatte ein Insert von 1,8 kb mit einem offenen Leserahmen
von 1242 bp, einen 3'-untranslatierten
Bereich von 514 bp und einen Poly(A)- Trakt, aber offenbar keine 5'-untranslatierte
Sequenz. Die Authentizität
wurde über
die Colinearität
der für
das pAGB-1-Insert vorhergesagten Aminosäuresequenz mit 129 mikrosequenzierten
Resten des gereinigten Proteins sicher gestellt. Zur Isolierung
einer vollständigen
cDNA wurde das 5'-BamHI-Fragment
von 0,9 kb des pAGB-1-Inserts radioaktiv markiert und zum Screenen
einer humanen cDNA-Bibliothek aus der Plazenta verwendet. Von 32
vermutlich positiven Klonen (pAGB-3 bis -34) enthielt pAGB-3 das
längste Insert
und wurde in beiden Orientierungen sequenziert. Wie in der 2 gezeigt ist, hatte das pAGB-3-Insert von
2158 bp einen 5'-untranslatierten
Bereich von 344 bp, einen offenen Leserahmen von 1236 bp, der für 411 Aminosäuren codierte,
einen 3'-untranslatierten
Bereich von 514 bp und einen Poly(A)-Trakt von 64 bp. Ein stromaufwärts befindliches,
im Leserahmen liegendes ATG kam bei nt -192 vor, aber es gab im
Leserahmen liegende Terminationscodons bei nt -14.1, -135, und -120,
was anzeigte, dass das ATG bei -192 nicht funktionell war. Ein einziges
Konsensus-Polyadenylierungssignal
(AATAAA) und eine Konsensus-Erkennungssequenz (CACTG) für das kleine
nucleäre
Ribonucleoprotein U4 (Berget, 1984, Nature (London) 309: 179–182) lagen
16 bzw. 65 bp vom Poly(A)-Trakt entfernt vor. Im Rückblick
enthielt die partielle cDNA, pAGB-1, den gesamten codierenden Bereich
von 1236 bp sowie 6 bp der 5'-untranslatierten
Sequenz.
-
Eine Analyse der abgeleiteten Aminosäuresequenz
von pAGB-3 lieferte Hinweise auf eine Signalpeptid-Sequenz mit 17
Resten, da Leu-18 der N-teminale Rest des mikrosequenzierten reifen
Enzyms war. Wenn die „weight
matrix method" von
von Heijne (von Heijne, 1986, Nucleic Acids Res. 14: 4683–4960) zur
Vorhersage der Peptidase-Spaltstelle verwendet wurde, hatte die
bevorzugte Stelle, zwischen Ala-13 und Gln-14, eine Punktzahl von
4,34, während
die Spaltung nach Met-17 eine Punktzahl von 2,38 hatte. Die vorhergesagte Molekülmasse der
reifen, nicht glycosylierten Enzymuntereinheit (M = 44 700) mit
394 Resten stimmte mit derjenigen (48 kDa) überein, die über die
NaDodSO4/PAGE des gereinigten glycosylierten
Enzyms abgeschätzt worden
war. Diese Befunde legen nahe, dass die reife Glycoproteinuntereinheit
wenigstens zwei N-verknüpfte Oligosaccharidketten
aufwies, auch wenn es sechs vermutete N-Glycosylierungsstellen bei
den Asn-Resten 124, 177, 201, 359, 385 und 391 gab (2).
-
Für
die transiente Expression wurde das vollständige pAGB-3-cDNA-Insert in
den eukaryotischen Expressionsvektor p91023(b) subkloniert, und
das Konstrukt, p91-AGB-3, wurde in COS-1-Affennierenzellen transfiziert.
Im Vergleich zur endogenen mittleren Aktivität der α-GalNAc in scheintransfizierten
COS-1-Zellen (35 U/mg; Bereich: 23–50 U/mg; n = 6), enthielten
die transfizierten Zellen 72 Stunden nach der Transfektion eine
mittlere Aktivität
von 600 U/mg (Bereich: 104–2400
U/mg; n = 6) oder ungefähr
das 17-fache der endogenen Aktivität. Das exprimierte humane Enzymprotein
wurde auch mittels einer Immunblot-Analyse unter Verwendung von
Kaninchen-Antikörpern
gegen die humane α-GalNAc
nachgewiesen, während
das endogene Enzym des Affen in unterschiedlichem Ausmaß, entweder
als schwach sichtbare Bande bei ~40 kDa oder gar nicht, nachweisbar
war (3). Die exprimierte
humane Enzymuntereinheit hatte ein Molekulargewicht von ~48 kDa,
was anzeigte, dass sie glycosyliert wa r.
-
6.2.3. NORTHERN-HYBRIDISIERUNG
UND CAP-SITE-ANALYSEN
-
Die Northern-Hybridisierungsanalysen
zeigten insgesamt zwei Transkripte, cytoplasmatische oder Poly(A)+-RNA von ungefähr 2,2 und 3,6 kb, die in ähnlichen
Mengen. Vorlagen. Für
die Cap-Site wurde ermittelt, dass sie sich bei einer Primerextension
der Gesamt-RNA aus
der Plazenta und Verwendung von zwei überlappende Oligonucleotid-Sonden
bei -347, oder 3 nt jenseits des 5'-Endes des pAGB-3-cDNA-Inserts, befand. Das
Transkript von 3,6 kb war das Ergebnis eines stromabwärts liegenden
Polyadenylierungssignals.
-
6.2.4. SEQUENZHOMOLOGIE
ZWISCHEN DER α-GalNAc
UND DER α-Gal
A
-
Computerunterstützte Suchen in Nucleinsäure- und
Protein-Datenbanken zeigten keine signifikanten Ähnlichkeiten zwischen der Aminosäuresequenz
der α-GalNAc
und denjenigen beliebiger anderer DNA- oder Proteinsequenzen, mit
Ausnahme derjenigen der humanen α-Gal
A (Bishop et al., 1988, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 3903–3907).
Ein Vergleich der Nucleinsäuresequenz
und der abgeleiteten Aminosäuresequenz
der vollständigen
cDNAs der α-GalNAc
und der α-Gal
A zeigten eine Gesamt-Homologie von 55,8% bzw. 46,9%. Da die Intron/Exon-Übergänge und
die gesamte, für
die humane α-Gal
A codierende genomische Sequenz bestimmt worden waren (Bishop et
al., 1988, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 3903-3907; und Kornreich et al., 1989, Nucleic
Acids Res. 17: 3301–3302),
war es möglich,
die Aminosäuresequenz
der α-GalNAc
mit denjenigen, die aus den sieben α-Gal-A-Exons abgeleitet wurden,
zu vergleichen (4). Interessanterweise
wurde eine bemerkenswerte Übereinstimmung
(56,4%) der α-GalNAc-Sequenzen,
die denjenigen der α-Gal-A-Exons 1
bis 6 entsprachen, gefunden. Zum Beispiel kamen alle acht Cystein-Reste
in der α-GalNAc
in identischen Positionen in der α-Gal
A vor. Von den 14 Prolin- und 23 Glycin-Resten in der α-Gal A waren
10 bzw. 20 in identischen Positionen in der α-GalNAc konserviert. Außerdem waren
alle vier N-Glycosylierungsstellen der α-Gal A in der α-Gal B konserviert.
Vermutliche funktionelle Domänen
wurden durch kürzere
Abschnitte von Aminosäurehomologien
in den Exons 1 bis 6 der α-Gal
A nahe gelegt, die in der α-GalNAc,
der α-Gal
A, der α-Galactosidase
(Mel 1) der Hefe (Liljestrom, 1985, Nucleic Acids Res. 13: 7257–7268) und/oder
der α-Galactosidase
von E. coli (Mel A) (Liljestrom und Liljestrom, 1987, Nucleic Acids
Res. 15: 2213–2220)
vorkamen. Im Gegensatz dazu lag nur eine geringe, wenn überhaupt
eine, Ähnlichkeit
der vorhergesagten carboxyterminalen Aminosäuresequenz nachdem Rest 319
der α-GalNAc
vor, die dem Exon 7 der α-Gal
A entsprach (15,8% Homologie mit zahlreichen Lücken). Außerdem gab es keine signifikanten Ähnlichkeiten
mit den cDNAs, die für
andere humane lysosomale Polypeptide codieren, mit Ausnahme einer
kurzen α-GalNAc-Sequenz
(Reste 365 bis 371), bei der sechs von sieben Aminosäuren mit
den Resten 194 bis 200 der α-Kette
der (β-Hexosaminidase,
einem lysosomalen Polypeptid mit N-Acetylgalactosaminidase-Spezifität (Proia,
1988, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 1883–1887), identisch waren. Diese
Befunde legten nahe, dass ein cDNA-Konstrukt, das die Exons 1–6 der α-Gal A, verknüpft mit
dem Exon 7 der α-GalNAc,
enthielt, ein hybrides Protein mit den Aktivitäten der α-Gal-A und -B exprimieren könnte. Deshalb
wurde eine hybride cDNA konstruiert, die die Exons 1 bis 6 (nt 60-1029) der α-Gal A und
das Exon 7 (nt 958–1258)
der α-GalNAc
enthielt, und in COS-1-Zellen exprimiert. Es wurde zwar ein immunreaktives
Protein nachgewiesen, aber das Protein zeigte weder die Enzymaktivität der α-Gal A noch
der α-GalNAc.
-
Der Nachweis einer extensiven Homologie
zwischen der α-GalNAc
und der α-Gal
A legte nahe, dass sie sich aus über
eine Duplizierung und Auseinanderentwicklung ausgehend von einer
Vorläufersequenz
für die
Exons 1 bis 6 der α-Gal
A entwickelten. Es gibt zwar nur eine geringe, wenn überhaupt
eine Homologie unter den anderen lysosomalen Aminosäuresequenzen
(d. h. keine „lysosomalen
Domänen"), aber es gibt bemerkenswerte
Beispiele für
lysosomale Enzymuntereinheiten, Pseudogene oder Genfamilien, die
sich vermutlich über
eine Duplizierung und Auseinanderentwicklung entwickelten; (beispielsweise
Proia, 1988, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 1883–1887; Horowitz et al., 1989,
Genomics 4: 87-96;
und Schuchman et al., 1990, Genomics 6: 149–158). Ein zukünftiger
Vergleich der Intron/Exon-Grenzen der α-GalNAc und der α-Gal A sollte
weitere Informationen über
die Evolution dieser lysosomalen Gene liefern, die für strukturverwandte,
aber funktionell spezifische Glycohydrolasen codieren.
-
6.2.5. PRIMEREXTENSION
UND PCR- UND SEQUENZANALYSEN DER cDNA UND GENOMISCHER SEQUENZEN
-
Während
diese Studien im Gange waren berichteten Tsuji et al. eine ähnliche
humane cDNA-Sequenz der α-GalNAc
(Tsuji S. et al., 1989, Biochem. Biophys. Res. Comm. 163: 1498-1504), die sich von
pAGB-3 durch eine Insertion von 70 bp nach nt 957 (5A)
und durch mehrere Substitutionen (nt 493, 494, 524, 614 und 667)
unterschied. Die Insertion von 70 bp bestand aus drei umgekehrten
Wiederholungen (nt 919–926, 919–936 und
919–944)
und einer direkten Wiederholung (nt 940–957) der Nucleotide 919 bis
957 der für pAGB-3
codierenden Sequenz. Die Analyse der cDNA-Sequenz von pAGB-3 für nt 760–1053 mittels
eines Programms zur Analyse der RNA-Faltung (Zuker, 1989, Methods
Enzymol. 180: 262–288)
sagte eine Struktur aus Stamm und Schleife für nt 918 bis 937 voraus (5A), die die reverse Transkription der
mRNA der α-GalNAc
während
der Synthese der cDNA verzögern
oder stoppen könnte.
Um zu bestimmen, ob diese Sekundärstruktur
zu Fehlern bei der Synthese der cDNA bei der Konstruktion der Bibliothek
führen
könnte,
wurde ein 32-mer-Oligonucleotidprimer verwendet, um die gesamte
plazentare RNA und die α-GalNAc-Transkripte,
die in vitro mit dem Ribosonden-Konstrukt rbAGB-3 erzeugt wurden,
zu verlängern.
Es wurden Stopps unterschiedlicher Intensität von nt 903 bis 1009 beobachtet,
einschließlich
von zwei schwachen Stopps an der 3'-Basis (nt 940) und dem 5'-Ende (nt 921) der
Struktur aus Stamm und Schleife (5A).
Es kam allerdings nicht zu effektiven Stopps in diesem Bereich.
Auch wenn der tatsächliche
Mechanismus unbekannt ist, waren diese Befunde konsistent mit der
Annahme, dass die Insertion von 70 bp von einer komplexen Abnormalität herrührt, an
der ein RNA-DNA-Duplex
bei der Konstruktion der cDNA-Bibliothek beteiligt ist (Roberts
et al., 1989, Mol. Cell. Biol. 9: 468–476). Eine andere Möglichkeit
wäre eine
Insertion aufgrund eines komplexen „strand-switching" Ereignisses unter
Beteiligung der DNA-Polymerase I (Papanicolaou & Ripley, 1989, J. Mol. Biol. 207:
335–353).
-
Alternativ kann diese Insertion von
70 bp aus einem alternativen Spleißen herrühren, obwohl die Insertion
ein verkürztes α-GalNAc-Polypeptid
mit 358 Resten vorhersagt. Um das mögliche Vorkommen von α-GalNAc-Transkripten
mit einer Insertion von 70 bp nach dem nt 957 von pAGB-3 zu untersuchen
wurde die PCR eingesetzt für
eine Amplifizierung dieses Bereichs in (a) revers transkribierter
mRNA aus verschiedenen Quellen, (b) den cDNA-Inserts der Klone pAGB-4
bis -34 und (c) dem genomischen Klon gAGB-1. Wenn die cDNA-Inserts
oder die revers transkribierten RNAs das Insert von 70 bp enthielten,
würde ein
PCR-Produkt von 290 bp beobachtet werden, während die Abwesenheit des Inserts
zu einem PCR-Produkt von 220 bp führen würde. Es wurde lediglich das
Produkt mit 220 bp in PCR-amplifizierter, revers transkribierter
Gesamt-RNA aus humanen Lymphoblasten, Fibroblasten und Plazenta
oder in der Poly(A)+-mRNA aus dem Gehirn
beobachtet. Somit fanden diese Analysen keine kürzeren oder längeren Transkripte.
Alle cDNA-Inserts von pAGB-4 bis -34 zeigten lediglich das PCR-Produkt
mit 220 bp, mit Ausnahme von pAGB-13, das eine im Leserahmen liegende
Deletion von 45 bp nach dem nt 957 des pAGB-3 enthielt (d. h., nt
958 bis 993 fehlten). Eine kurze direkte Wiederholung (ACAAG) kam
an beiden Bruchpunkt-Verbindungen vor. Interessanterweise kam die
Deletion an der gleichen 5'-Stelle
der Insertion von 70 bp in pcD-HS1204
vor (Tsuji et al., 1989, Biochem. Biophys. Res. Commun. 163: 1498–1504; 5A).
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Die nachfolgende Sequenzierung des
Bereichs, der die pAGB-3-Codons 254 bis 351 im genomischen Klon
gAGB-1 einschloss, zeigte eine Sequenz von 2048 bp, die ein Intron
von 1754 bp zwischen den pAGB-3-Nucleotiden 957 und 958 enthielt.
Die Intron-Sequenz hatte keine Homologie mit dem Intron 6 der α-Gal A, enthielt
zwei repetitive Alu-Sequenzen in umgekehrter Orientierung und enthielt
nicht die Insertion von 70 bp in irgendeiner Orientierung (5B). Es erschien bemerkenswert, dass sowohl
die pAGB-13-Deletion als auch die pcD-HS1204-Insertion an der gleichen 5'-Donor-Spleißstelle,
dem nt 957 dieses Introns, vorkam. Möglicherweise kann die Lokalisation
der Konsensus-Sequenzen des Lariat-Verzweigungspunkts im Intron weit stromaufwärts (94
und 199 bp) der 3'-Spleißstelle
das Spleißen
beeinträchtigen
(Reed & Maniatis,
1988, Genes Dev. 2: 1268–1276).
Dieses Konzept wird durch die pAGB-13-Deletion unterstützt, bei
der der näher liegende
kryptische Lariat-Verzweigungspunkt
und die 3'-Spleißstelle
verwendet wurden. Somit kann dieses Intron oder der umgebende Bereich
eine besondere Struktur und/oder eine Sekundärstruktur haben, die die Genauigkeit
der Prozessierung der hnRNA beeinträchtigt bzw. beeinträchtigen.
Da der Intron/Exon-Übergang nach
dem codierenden nt 957 auch die Stelle der Auseinanderentwicklung
der Sequenzen der α-Gal
A und B ist, könnte
dieser Bereich auch in der Evolution der humanen α-GalNAc mechanistisch
bedeutsam sein.
-
7. HINTERLEGUNG VON MIKROORGANISMEN
-
Die folgenden E.-coli-Stämme, die
die aufgeführten
Plasmide tragen, wurden bei der Agricultural Research Culture Collection
(NRRL), Peoria, Illinois, hinterlegt und erhielten die folgenden
Zugangsnummern:
Die vorliegende Erfindung
soll in ihrem Umfang nicht durch die hinterlegten Mikroorganismen
eingeschränkt sein,
da die niedergelegten Ausführungsformen
als Veranschaulichung individueller Aspekte der Erfindung gedacht
sind, und im Umfang dieser Erfindung sind beliebige Mikroorganismen
oder Konstrukte, die funktionell äquivalent sind, mit eingeschlossen.
Tatsächlich
werden verschiedene Modifikationen der Erfindung zusätzlich zu
den hier gezeigten und beschriebenen aus der obigen Beschreibung
und den begleitenden Zeichnungen für Fachleute auf diesem Gebiet
offensichtlich sein. Derartige Modifikationen sollen im Umfang der
beigefügten Ansprüche mit
eingeschlossen sein.