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Verfahren zur selbsttätigen Regelung der Einstellung von Mühlenanlagen
Die Technik der Müllerei kennt Verfahren zur Beeinflussung der Einstellung der Maschinen
und Apparate in der Mühle durch das Ergebnis von Feuchtigkeitsmessungen an dem zur
Vermahlung kommenden Gut. Nach diesem Verfahren sollen die Vorbereitungsmaschinen
oder Apparate und die Mahlmaschinen in ihrer Einstellung so verändert werden, daß
eine möglichst gleichbleibende Feuchtigkeit im Korn durch den Trockner, Vorbereiter
oder die Netzeinrichtung erzielt werden kann, und wenn dieses nicht gelingt, soll
die Einstellung der Mahlmaschinen so verändert werden, daß hier für den neuen Feuchtigkeitszustand
wieder die günstigsten Verhältnisse vorliegen.
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Die Praxis zeigt jedoch, daß die erwünschte Eigenschaft des Kornes,
beim Schrotvorgang in möglichst große, schalenfreie Stücke zu zerfallen, nicht allein
vom FeucÜtigkeitsgehalt abhängt, sondern zum größten Teile von einer anderen Eigenschaft,
die das Korn bereits von Naturbesitzt oder die ihm durch den Vorbereitungsvorgang
erteilt wird. Diese Eigenschaft des Kornes, die sog. Mürbigkeit, ist für die Grießbildung,
die Schalenfreiheit der Grieße und damit für die ganze Ausbeute bestimmend und kann
nicht durch die Feuchtigkeitsmessung erfaßt werden. Der Zusammenhang zwischen Feuchtigkeit
und Mürbigkeit ist allenfalls nur bei stets gleichbleibendem Korn und stets gleichbleibendem
Vorbereitungsvorgang gegeben. Der Müller muß jedoch mit den verschiedensten Sorten
von Getreide rechnen, die er in der verschiedensten Weise für die Vermahlung vorbereiten
muß, um eine möglichst hohe Ausbeute zu erzielen. Eine selbsttätige Regelung auf
Grund der Feuchtigkeitsmessung wird diese höchste Ausbeute nicht erzielen.
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Den oben geschilderten Nachteil der bisher bekannten selbsttätigen
Regelverfahren für die Müllerei vermeidet die nachstehend beschriebene Erfindung.
Nach ihr soll die Regelung der Einstellung der Vorbereitungs-und Müllereimaschinen
und Apparate durch eine Messung der Menge der entfallenden Mahlerzeugnisse erfolgen.
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Die höchste Menge, Gewicht oder Volumen, je Zeiteinheit aller anfallenden
Mahlerzeugnisse zeigt entweder die beste Beschaffenheit des Kornes für die Vermahlung
bei der gegebenen' Einstellung der Mahlmaschinen oder die geeignetste Einstellung
der Mahlmaschinen für die gegebene Beschaffenheit des Kornes.
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Es ist jedoch nicht notwendig, die Menge aller anfallenden Mahlerzeugnisse
zu überwachen. Da in der Müllerei die einzelnen Mahlerzeugnisse in der Regel in
einem festen Verhältnis zueinander stehen und in der Regel einzelne Mahlerzeugnisse
für den wirtschaftlichen Erfolg des Mahlvorganges maßgebend sind bzw. als Maßstab
benutzt werden
können, so genügt es, diese Mahlerzeugnisse vornehmlich
zu überwachen. Es ist z. B. denkbar, eine Mühle, die ihr hauptsächlichstes Augenmerk
auf die Schalenfreiheit ihrer Mehle zu richten hat, dadurch zu über wachen, daß
die Menge der anfallendcn Schalen festgestellt wird. Andererseits kön=@ nen aber
wiederum Mühlen in bester Weise dadurch überwacht werden, daß andere beliebige Mahlerzeugnisse
laufend geprüft und zur selbsttätigen Regelung der Mühleneinrichtungen herangezogen
werden.
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Diese Mahlerzeugnisse können die bei einer oder mehreren Schroturigen
anfallenden Grieße sein. Die Steuerung der Mühleneinrichturigen kann natürlich auch
von anderen Stellen oder anderen Mahlerzeugnissen aus vorgenommen werden. Immer
soll jedoch die Menge der anfallenden Mahlerzeugnisse zur Steuerung der Mühle herangezogen
werden. Um ein Beispiel zu nennen, soll hier die Wirkungsweise einer Steuerung abhängig
von den Grießen eines Schrotganges geschildert werden.
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- Bekanntlich ändert der Müller die Walzeneinstellung der Schroturigen
je nach den Eigenschaften des zu vermahlenden Getreides, mit dem Ziel, möglichst
viele Grieße zu `erhalten. Von der Menge der Grieße hängt die Ausbeute an hellen
Mehlen ab. Der Erfindung gemäß soll die Menge der anfallenden Grieße, nachdem die
Schroturig über einen Sichter gelaufen ist, gemessen werden, und dieses Meßergebns
soll die Stellung der Walzen der gesamten Mühle oder nur der Schroturigen, die Netzurig
vor dem ersten Schrot, den Vorbereiter oder andere Einrichtungen beeinflussen. Die
Mengenrriessung kann durch Wägung oder andere Mittel erfolgen, und das Ergebnis
dieser Messung ,durch an sich bekannte Mittel, wie mechanische, elektrische oder
hydraulische Übertragung, den zu verstellenden Teilen übermittelt werden.
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Die Steuerung der Vorbereitung, der Absteheinrichtung und der damit
zusammenhängenden Einrichtung zur Erzielung einer bestimmten Feuchtigkeit und Mürbigkeit
soll der Erfindung gemäß durch die Menge der Grieße erfolgen, die bei einem unmittelbar
hinter diesen Einrichtungen angeordneten Schrot- und Sichtvorgang anfallen. Der
Schrot- und Sichtvorgang wird zweckmäßig an einer entnommenen Probemenge ausgeführt,
und die Einrichtungen hierzu sind im verkleinerten Maßstab genau den Verhältnissen
in der Mühle angepaßt. Die Entnahme der Probemenge kann während oder hinter dem
Vorbereitungsvorgang oder hinter den darauffolgenden Abstehbehältern erfolgen oder
aber zugleich an diesen verschiedenen Stellen, wobei die Prüfstellen während und
unmittelbar hinter dem Vorbereitungsvorgang diesen selbst beeinflussen, während
die hinter den Abstehbehältern angeordneten Meßstellen zweckmäßigerweise die Beeinflussung
des Mahlvorganges veranlassen.
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Eine solche Probemahlung mit Messung der anfallenden Mahlerzeugnisse
wird natürlicherweise nur vor dem ersten Schrotvorgang zweckmäßig sein, da hinter
dem ersten Schrotvorgang Blas anfallende Gut bereits zur Messung benutzt werden
kann. Welche Teile der Mühlenanlage durch die Mengenmessung hinter der- Probemahlung
und welche Teile der Mühlenanlage durch die Mengenmessung hinter der endgültigen
Mahlurig beeinflußt werden sollen, wird jeweils von der Art der Einrichtung der
Mühle abhängig sein.
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Die Erfindung beschränkt sich nicht darauf, daß die Mengenmessung
auch hier -bei der Prüfungsmahlung auf die Grieße allein angewiesen ist.
Es kann hier wie sonst die Menge des anfallenden Mehles öder anderer Mahlerzeugnisse
gemessen und zur Steuerung der betreffenden Maschinen und Apparate der Mühle herangezogen
werden.
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In vielen Fällen wird es zweckmäßig sein, die Mengenmessung nicht
allein auf die Steuerung der Mühle einwirken zu lassen. Der Erfindung gemäß können
neben der Mengenmessurig der Mahlerzeugnisse noch die Meß- . ergebnisse anderer
Eigenschaften von ihnen auf die Steuerung der Mühle einwirken. Dieses ist dann wichtig,
wenn die Mengenmessung an sich beeinflußt wird durch veränderliche Eigenschaften
des Mahlerzeugnisses; wie z. B. Farbe, Temperatur; Feuchtigkeit, spez. Gewicht u.
dgl. In diesen Fällen soll die Messung der beeinflussenden Eigenschaften der Mahlerzeugnisse
berichtigend auf die. Mengenmessung und damit auch auf die Steuerung der Mühleneinrichtung
einwirken.
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In vielen Fällen wird es notwendig sein, die Mengenmessung mehrerer
verschiedener Mahlerzeugnisse vorzunehmen, und zwar stets dann, wenn durch die Einrichtung
der Mühle die Möglichkeit besteht, daß während des Vermahlungsganges des Getreides
dieses wechselnden Einflüssen ausgesetzt ist, die an sich nicht regelbar sind. Sind
diese Einflüsse jedoch dadurch zu beheben,- daß irgendein Teil der Mühleneinrichtung,
im Sinne des Vermahlungsganges gesehen, vor diesen Meßstellen liegt, so ist es zweckmäßig,
diesen Teil, z. B. die Schroturigen; durch die Ergebnisse mehrerer Mengenmesser,
die in den Strömen verschiedener Mahlerzeugnisse eingeschaltet sind, beeinflussen
zu lassen. Dadurch wird erreicht, daß bei gleicher Wichtigkeit der verschiedenen
Mahlerzeugnisse
eine Anpassung dieses für alle Mahlerzeugnisse ausschlaggebenden
Teiles der Mühlenanlage gefunden wird, die die Bevorzugung eines Mahlerzeugnisses
und die Benachteiligung anderer Mahlerzeugnisse verhindert.
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Weiter wird es oft zweckmäßig sein, daß die Mengenmessung an einem
Mahlerzeugnis nicht nur einen Teil der Mühlenanlage beeinflußt, sondern daß sie
gleichzeitig mehrere Teile der Mühlenanlage in die günstigste Einstellung zur Erzielung
der größten Menge bringt. Dieses ist besonders dann der Fall, wenn durch Feuchtigkeitsänderung
des zur Vermahlung gelangenden Kornes eine Veränderung der im Zeitraum anfallenden
Menge des betreffenden Mahlerzeugnisses eintritt. Es ist dann notwendig, nicht nur
den Schrotvorgang, die Einstellung der Schrotwalzen zu beeinflussen, sondern es
muß in diesem Falle auch noch der Sichtvorgang, z. B. die Belüftung der Sichter
oder die Belastung der einzlnen Sichter, verändert werden. Weiter kann' durch diese
Veränderung des Mahlgutes auch noch eine Überlastung später folgender Teile der
Mühlenanlage, z. B. der #Jattmahlstühle, der sog. Auflösungen, eintreten, und es
könnte notwendig werden, die Walzeneinstellung dieser Mahlstühle zu verändern.
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In allen Fällen wird das der Erfindung entsprechende Verfahren die
Einstellung der Mühle selbsttätig auf` die höchstmögliche Ausbeute bringen. Es wird
durch diese Erfindung ein wesentlicher Fortschritt in der Müllerei erzielt, indem
eine Entlastung des Müllers bei höchster Wirtschaftlichkeit und gleichmäßiger Güte
der Mahlerzeugnisse selbsttätig erreicht wird.