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Die
vorliegende Erfindung ist auf eine universelle Zusammensetzung zur
gesteuerter Freisetzung gerichtet. Die vorliegende Erfindung ist
auch auf die Herstellung und Verwendung der Zusammensetzung gerichtet.
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Hintergrund der Erfindung
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Während der
letzten Jahre sind im großen
Umfang Konzepte zur gesteuerten Abgabe von Arzneimitteln entwickelt
worden, und Systeme zur gesteuerten Freisetzung, die zu diesem Zweck
entworfen wurden, finden heute breite Anwendung. Derartige Systeme
umfassen im Allgemeinen eine pharmakologisch inaktive Matrix, die
ein oder mehrere aktive Mittel (Wirkstoff, aktives Agens) einschließt, die
aus der Matrix freigesetzt werden. Das Steuern der Arzneimittelabgabe
kann in Bezug auf die Zeit (zeitliche Steuerung) und/oder den Ort
(räumliche
Steuerung) therapeutisch wünschenswert
sein.
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Im
Fall einer zeitlichen Kontrolle kann die Arzneimittelfreisetzung
anhaltend oder auf andere Weise modifiziert sein. Änderungen
der Freisetzungsraten können
konstante Arzneimittelspiegel lokal am Abgabeort und sogar konstante
Plasmakonzentrationen hervorbringen. Dies kann zu erheblich verbesserten
therapeutischen Wirkungen führen,
z. B. durch eine größere Wirksamkeit
und/oder verminderte Toxizität.
Weiterhin kann ein Verringern der Abgabefrequenz zu einem angenehmeren
Verabreichungsplan und folglich zu einer besseren „Compliance" des Patienten führen. Im
Hinblick auf eine zeitliche Kontrolle liegt ein Schwerpunkt auf
dermalen Systemen, z. B. einem Pilaster. Allerdings sind Systeme
zur oralen Verabreichung, wie etwa Tabletten oder Kapseln, ebenfalls
im Stand der Technik gut bekannt.
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Weiterhin
können
orale Systeme die Möglichkeit
bieten, eine Arzneimittelabgabe innerhalb des Gastrointestinaltrakts
räumlich
zu steuern. Dies kann von großem
Vorteil sein, wenn beispielsweise der beabsichtigte therapeutische
Erfolg von dem Teil des Gastrointestinaltrakts abhängt, in
dem das pharmakologisch aktive Mittel abgegeben werden soll.
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Die
Verwendung von hydrophilen Polymeren beim Zusammensetzen einer inaktiven
Matrix zur gesteuerten Freisetzung eines aktiven Mittels ist im
Stand der Technik bekannt. Bei festen Dosierformen zur gesteuerten
Freisetzung, die ein Arzneimittel umfassen, das in hydrophilen Polymeren
gleichmäßig dispergiert ist,
wird die Freisetzung des Arzneimittels hauptsächlich durch Diffusion des
Arzneimittels oder durch Oberflächenerosion
der hydrophilen Polymere in dem umgebenden Medium oder durch eine
Kombination der beiden Vorgänge
gesteuert.
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Bei
der Entwicklung von pharmazeutischen Zusammensetzungen zur gesteuerten
Freisetzung sind etliche Polymere, wie etwa hydrophile Polysaccharide,
z. B. Xanthangummi, Natriumalginat und Chitosan, eingesetzt worden.
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1. Xanthangummi
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Xanthangummi,
auch als Getreidezuckergummi bekannt, ist ein hochmolekulares Polysaccharid,
das durch Xanthomonas campestris produziert wird. Aufgrund seiner
außergewöhnlichen
Widerstandsfähigkeit
gegenüber
enzymatischen Angriffen ist es für
Zubereitungen einer Matrix zur gesteuerten oralen Freisetzung gut geeignet.
In derartigen Zusammensetzungen kann es als Verdickungs- und Geliermittel
dienen, das nach Kontakt mit Gastrointestinalflüssigkeit sofort eine Verdickung
herbeiführt,
um das Gas, das durch einen gaserzeugenden Bestandteil (z. B. Carbonate,
Bicarbonate, Sulfite) erzeugt wird, einzuschließen (siehe
US-Patent Nr. 6,261,601 ).
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Xanthangummi
ist alleine oder in Kombination mit anderen Polymeren in Zusammensetzungen
zur gesteuerten Freisetzung verwendet worden. Das
US-Patent Nr. 4,309,405 verwendete
eine Kombination von Xanthangummi und Hydroxypropylmethylcellulose
(HPMC), Hydroxypropylcellulose und Ethylcellulose in beschichteten
Tabletten zur gesteuerten Freisetzung. Diese Tabletten enthielten
30 bis 72 Gew.-% einer Mischung aus Polymeren. Das
britische Patent Nr. 770114 verwendete
Kombinationen von Johannisbrotkernmehl und Xanthangummi in Buccaltabletten,
die eine Phenothiazinverbindung zur bis zu Stunden anhaltenden Freisetzung
enthalten. Es ist bekannt, dass Xanthangummi nicht nur die Freisetzung
von Arzneimittel in vitro verzögert
und zeitabhängige
Freisetzungkinetiken verfügbar
macht, sondern auch in vivo wirksam funktioniert und konstante Arzneimittelplasmaspiegel
begründet.
Es ist festgestellt worden, dass die Freisetzung eines wasserlöslichen
Arzneimittels (Chlorpheniramin-Maleat)
und eines wasserunlöslichen
Arzneimittels (Theophyllin) aus Tabletten, die geringe Konzentrationen
an Xanthangummi enthalten, hauptsächlich durch Diffusion bzw.
Erosion erfolgt. Die Arzneimittelfreisetzung aus Tabletten, die
Xanthangummi enthielten, war aufgrund einer schnelleren anfänglichen
Oberflächenerosion
in einer sauren Umgebung etwas schneller als bei einem höheren pH-Wert.
Nach Hydration des Gummis war die Arzneimittelfreisetzung im Wesentlichen
pH-unabhängig (1).
Das Quellen von Tabletten mit einer Matrix aus Xanthangummi war
umgekehrt proportional zur Salzkonzentration. In Abhängigkeit
von der Löslichkeit
des Produkts wurde die Arzneimittelfreisetzung aus dieser Matrix
durch deren Quellungsverhalten bestimmt (2). Die Freisetzung eines
unlöslichen
Arzneimittels folgte einer direkten Beziehung zur Quellung der Polymermatrix,
während
eine ungekehrte Beziehung bei löslichen
Arzneimitteln beobachtet wurde. Die Quellung von Xanthangummi zeigte
eine Quadratwurzel der Zeitabhängigkeit,
während
die Arzneimittelfreisetzung nahezu zeitunabhängig war (2).
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Talukdar
et al. (3) führten
einen Vergleich auf der Grundlage einer Kompaktierung und Arzneimittelfreisetzung
in vitro zwischen Xanthangummi und HPMC als Matrizes zur gesteuerten
Freisetzung durch. Sie stellten fest, dass in Bezug auf eine gesteuerte
Arzneimittelfreisetzung Xanthangummi-Matrizes pharmazeutische ebenso
wie ökonomische
Vorteile zeigten. Diese schlossen das Fehlen einer „initial
burst"-Freisetzung,
eine verbesserte Fähigkeit,
die Freisetzung zu verzögern,
eine bessere Reproduzierbarkeit der Arzneimittelfreisetzung und
die Möglichkeit
einer Freisetzungskinetik nullter Ordnung ein. In Bezug auf den
Einfluss der Ionenstärke
auf das Medium zeigte Xanthangummi den Nachteil, dass die Arzneimittelfreisetzung
durch die Gesamtsalzkonzentration im Gastrointestinaltrakt beeinflusst
wurde, während
die Arzneimittelfreisetzung aus HPMC-Matrizes von der Ionenstärke unabhängig war.
Allerdings sollte diese Abhängigkeit
von der Ionenstärke nicht
als eine völlig
fehlende Eignung von Xanthangummi zur gesteuerten Arzneimittelfreisetzung
betrachtet werden. Die Kompaktierungseigenschaften von Xanthangummi
waren denen von HPMC recht ähnlich,
während
die Fließfähigkeit
von Xanthangummi besser war.
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2. Chitosan
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Chitosan
leitet sich von Chitin ab, einem reichlich vorkommenden natürlichen
Polysaccharid, das aus dem Panzer von Crustaceen gewonnen wird.
Eine teilweise Desacetylierung von Chitin ergibt Chitosan, ein lineares
Polysaccharid mit eingefügten
D-Glukosamin- und Acetyl-D-Glukosamin-Einheiten.
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Die
Verwendung von Chitosan, allein oder in Kombination, ist im Stand
der Technik ebenfalls bekannt. Chitosan erschien als für Arzneimittelabgabesysteme
zur gesteuerten oralen Freisetzung aufgrund seiner physikochemischen
und pharmazeutischen Eigenschaften geeignet. Erstens lösten Chitosantabletten,
die durch direkte Kompression erhalten wurden, die anhaltende Freisetzung
des wasserunlöslichen
Arzneimittels Prednisolon aus (4). Zweitens ist Chitosan ein Polymer,
das eine gute Mukoadhäsionseigenschaft
aufweist. Tatsächlich
haben mukoadhäsive
Polymersysteme über
die Jahre ein erhebliches Interesse erzeugt als ein Verfahren zum
Verbessern der Leistungsfähigkeit
von Arzneimittelabgabesystemen zur gesteuerten Freisetzung. Dies
beruht darauf, dass derartige Systeme die Formulierung an dem Ort,
an dem eine lokale oder systemische Abgabe von Interesse ist, lokalisieren
kann, den Kontakt mit der Oberfläche
des Gastrointestinalgewebes optimieren kann, um die Arzneimittelpermeabilität zu verbessern,
und darauf, dass sie leicht mit Hilfsmitteln, wie etwa Enzyminhibitoren,
Adhäsions-
und Penetrationsverstärkern
kombiniert werden können.
Ein interessantes Beispiel ist die Verwendung von Chitosanmikrosphären zur
spezifischen Abgabe von Amoxycillin an die Magenhöhle, um
Magenerkrankungen, wie etwa einen peptischen Ulcus, der mit Infektionen
durch Helicobacter pylori einhergeht, zu behandeln. Dieses System
ist aufgrund der folgenden Vorteile wertvoll. Obwohl es viele antimikrobielle
Mittel gibt, die in vitro gegen Helicobacter pylori wirksam sind,
ist ihre Wirkung in vivo aufgrund der geringen Zugänglichkeit
des Arzneimittels an den mukosalen Orten, an denen sich das Bakterium aufhält, begrenzt.
Im Fall von Chitosanmikrosphären
sind antimikrobielle Mittel aufgrund der mukoadhäsiven Eigenschaften, durch
die sie an der Magenwand kleben, sehr viel wirksamer. Die Partikel
von Chitosan weisen die Fähigkeit
auf, im Magen zu dispergieren, was zu einem breiteren Kontakt mit
dem Abgabeort führt.
Eine wertvolle Eigenschaft von Chitosan sind anerkannte Wirkungen
gegen Ulcera, was seine potentielle Wirkung als Adjuvans bei dieser
besonderen Anwendung nahelegt (5). Drittens bildet Chitosan, das
mit Essigsäureanhydrid
und Glutaraldehyd quervernetzt ist, eine schwammartige Struktur,
nachdem es einem Auflösungsmedium
ausgesetzt wurde. Diese schwammartige Struktur wurde als Arzneimittelträger zur
gesteuerten Abgabe hergestellt, um bei einer Zahnextraktion, Implantation
und zur oralen Verabreichung verwendet zu werden (6). Viertens sind
Chitosankonjugate mit entweder Arzneimitteln oder anderen chemischen
Resten, um die Eigenschaften von Chitosan zu modifizieren, bekannt.
Chitosan-EDTA wurde als ein neues biologisch adhäsives Polymer entwickelt, das
Peptidarzneimittel vor einem luminalen Abbau durch Aminopeptidase
N schützt
(7). Die Konjugation von Indometacin mit Chitosan, das teilweise
durch hydrophile Reste, Triethy lenglykolglutarat und Triethylenglykolcholinetherglutarat
substituiert ist, wurde beschrieben (8). Chitosan als ein Arzneimittelträger ist
in der Literatur gut dokumentiert (4, 9), ebenso wie die Freisetzung
von Arzneimittel aus einer Chitosanmatrix (9).
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Körnchen (beads)
aus Chitosan können
gebildet werden, indem eine saure Chitosanlösung in eine Lösung aus
Natriumtripolyphosphat und/oder polyanionischem Polymer (z. B. Alginat)
getropft wird. Diese Körnchen
wurden als Träger
zur gesteuerten Freisetzung hergestellt. Nach der Reaktion von polyanionischen
Polymeren mit Chitosan werden unlösliche Hydrogele gebildet (10–12).
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Eine
Kombination aus Chitosan und Xanthangummi ist ebenfalls beschrieben
worden. Das
US-Patent 5,620,706 offenbarte
die Herstellung von Chitosan in Kombination mit Xanthangummi als
einem unlöslichen Hydrogel.
Dieses System wurde verwendet, um biologische Materialien zu immobilisieren.
Auch wurde festgestellt, dass der gebildete Komplex in saurem Medium
langsam dissoziiert und folglich Verbindungen zur anhaltenden Freisetzung
bei pH-Werten nahe dem neutralen Bereich verfügbar macht. Das
US-Patent 4,808,707 offenbarte die
Entwicklung von Chitosan-Alginat-Kapseln. Die Permeabilität der Kapselwände wurde
durch Substituieren von veresterter Alginsäure mit einem Teil des Metallalginats,
das normalerweise zur Herstellung verwendet wird, einjustiert.
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Das
US-Patent 4,814,176 offenbart
eine Zubereitung zur anhaltenden Freisetzung, die Chitosan und anionische
Polymerverbindungen umfasst, wie solche, die beispielsweise eine
Carbonsäuregruppe
aufweisen. Es wird ein breiter Bereich von pharmazeutisch aktiven
Mitteln, darunter Propranolol und Salbutamol, erwähnt.
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WO 00/04086 offenbart Hydrogele
auf der Grundlage von Chitosan und Xanthan zur gesteuerten Freisetzung
von empfindlichen Substanzen, wie etwa Vitaminen, Aminosäuren, Nukleinsäuren und
Polypeptiden (siehe z. B. die Zusammenfassung).
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Dos
Santos Nogueira et al. (14) offenbaren Hydrogele zur ausgedehnten
Freisetzung, die Mesquitesaatgummi (mesquite seed gum, MSG) zusammen
mit Xanthangummi bzw. MSG zusammen mit Chitosan umfassen. Propranolol
und Theophyllin wurden als Modellarzneimittel verwendet.
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Meshali
und Gabr (15) offenbaren Interpolymerkomplexe aus Chitosan und Pektin
oder Chitosan und Akaziengummi und auch deren Verwendung zur anhaltenden
Freisetzung von Chlorpromazin.
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Hasan
et al. (16) offenbaren eine Matrix zur gesteuerten Freisetzung aus
Chitosan und Natriumalginat unter Verwendung von Metoclopramid.
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Dumitriu
et al. (17) offenbaren einen polyionischen Komplex, der durch ein
ionisches Quervernetzen von Xanthan mit Chitosan erhalten wird,
und dessen Verwendung in einem System zu gesteuerten Freisetzung mit
Nifedipin.
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Murali
Mohan Babu et al. (18) offenbaren aus Karayagummi und Chitosan hergestellte
Mikrokapseln zur gesteuerten Freisetzung von Diclofenac.
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Allerdings
werden Formulierungen für
Zusammensetzungen zur gesteuerten Freisetzung im Allgemeinen jeweils
für ein
individuelles Arzneimittel entwickelt. Ein derartiges Entwicklungsverfahren
erfordert viel Zeit und Geld. Folglich wäre es von großem Vorteil,
einen Bereich von universellen Formulierungen zu haben, die geeignet
sind, um das Verhalten einer gesteuerten Freisetzung für die meisten
aktiven Mittel verfügbar
zu machen.
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Folglich
besteht noch ein Bedarf an der Entwicklung von Zusammensetzungen
zur gesteuerten Freisetzung, die für Arzneimittel, die nur zu
wenigen Gruppen einer bestimmten Klasse gehören, universell geeignet sind.
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Es
ist deshalb eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine universelle
pharmazeutische Zusammensetzung verfügbar zu machen, die zur gesteuerten
Freisetzung einer gut definierten Gruppe von aktiven Mitteln formuliert
ist.
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Unerwarteterweise
hat sich herausgestellt, dass Arzneimittel, die der Klasse der „basischen
Mittel" zugeordnet
werden, ähnliche
Eigenschaften einer gesteuerten Freisetzung zeigten, wenn eine Polysaccharidmischung
aus Xanthangummi und Chitosan als eine Matrix verwendet wurde.
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Insbesondere
ist es deshalb eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine universelle
pharmazeutische Zusammensetzung verfügbar zu machen, die für die gesteuerte
Freisetzung von basischen aktiven Mitteln formuliert wird.
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Die
Formulierung zur gesteuerten Freisetzung, die durch die vorliegende
Erfindung verfügbar
gemacht wird, weist etliche Vorteile gegenüber dem Stand der Technik auf.
Insbesondere ist die Zusammensetzung einfach und kostengünstig herzustellen
und zur direkten Kompression geeignet. In der Zusammensetzung sind keine
organischen Lösungsmittel
enthalten und die verwendeten Bestandteile sind biologisch verträglich. Zusätzlich weist
die Zusammensetzung weniger „dose
dumping"-Eigenschaften
auf.
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Kurzfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung macht eine pharmazeutische Zusammensetzung
zur gesteuerten Freisetzung verfügbar,
die mindestens einen basischen Wirkstoff (basisches Mittel, basisches
Agens) und eine inaktive Matrix umfasst, wobei die Matrix eine Mischung
aus hydrophilen Polysaccharidpolymeren umfasst, wobei die Mischung
aus Chitosan und Xanthangummi besteht, wobei das Verhältnis von
Xanthangummi und Chitosan ungefähr
1:1 beträgt,
und wobei das Verhältnis
des basischen Wirkstoffs und der Polymermischung aus hydrophilen
Polysacchariden im Bereich von ungefähr 1:1 zu ungefähr 1:5 liegt.
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In
noch einer weiteren Ausführung
der vorliegenden Erfindung beträgt
das Verhältnis
von basischem Wirkstoff und Polymermischung aus hydrophilen Polysacchariden
ungefähr
1:3.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführung
ist der basische Wirkstoff ausgewählt aus der Gruppe, umfassend
Ambroxol, Metoclopramid, Propranolol und Salzen und Derivaten davon.
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In
noch einer anderen Ausführung
der vorliegenden Erfindung umfasst die pharmazeutische Zusammensetzung
zur gesteuerten Freisetzung einen oder mehrere zusätzliche
pharmazeutisch annehmbare Füllmittel.
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In
einer bevorzugten Ausführung
der vorliegenden Erfindung ist das eine oder sind die mehreren pharmazeutisch
annehmbaren Füllmittel
ausgewählt
aus der Gruppe, umfassend Calciumhydrogenphosphat, Mannitol, Avicel
PH 101, Natriumbicarbonat und Ähnliches.
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In
einer weiteren Ausführung
der vorliegenden Erfindung liegt das Verhältnis des basischen Wirkstoffs und
des zusätzlichen
einen pharmazeutisch annehmbaren Füllmittels bzw. der zusätzlichen
mehreren pharmazeutisch annehmbaren Füllmitteln auf der einen Seite
und der Mischung aus hydrophilen Polysacchariden auf der anderen
Seite im Bereich von 1:1 bis ungefähr 1:5.
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In
noch einer weiteren Ausführung
der vorliegenden Erfindung beträgt
das Verhältnis
des basischen Wirkstoffs und des zusätzlichen einen pharmazeutisch
annehmbaren Füllmittels
bzw. der zusätzlichen
mehreren pharmazeutisch annehmbaren Füllmittel auf der einen Seite
und der Mischung aus hydrophilen Polysacchariden auf der anderen
Seite ungefähr
1:3.
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In
einer bevorzugten Ausführung
der vorliegenden Erfindung ist der basische Wirkstoff in einer Menge von
ungefähr
2,5 Gew.-% bis ungefähr
10 Gew.-% vorhanden, und das eine pharmazeutisch annehmbare Füllmittel
bzw. die mehreren pharmazeutisch annehmbaren Füllmittel sind in einer Menge
von ungefähr
15 Gew.-% bis ungefähr
22,5 Gew.-% vorhanden.
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In
noch einer weiteren bevorzugten Ausführung der vorliegenden Erfindung
ist der basische Wirkstoff ein basischer Wirkstoff von geringer
Stärke.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführung
der vorliegenden Erfindung ist der basische Wirkstoff von geringer
Ionenstärke
ausgewählt
aus der Gruppe, umfassend Salbutamol und Ketotifen und Salze und
Derivate davon.
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Unter
einem weiteren Aspekt ist die vorliegende Erfindung auf ein Verfahren
zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung zur gesteuerten
Freisetzung gemäß der vorliegenden
Erfindung gerichtet, wobei das Verfahren die folgenden Schritte
umfasst:
- (a) Herstellung einer Mischung aus
hydrophilen Polysaccharidpolymeren, die aus Chitosan und Xanthangummi
bestehen, wobei das Verhältnis
von Xanthangummi und Chitosan ungefähr 1:1 beträgt;
- (b) Mischen der Mischung mit einem basischen Wirkstoff und wahlweise
einem oder mehreren zusätzlichen pharmazeutisch
annehmbaren Füllmitteln;
- (c) Verarbeiten der Zubereitung zu Granulat;
- (d) Kompaktieren des Granulats, vorzugsweise zu einer Tablette.
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Unter
einem weiteren Aspekt ist die vorliegende Erfindung gerichtet auf
eine Verwendung einer pharmazeutischen Zusammensetzung zur gesteuerten
Freisetzung gemäß der Erfindung
zur Herstellung eines Medikaments zur Behandlung eines Tiers, vorzugsweise
eines Säugetiers
und am meisten bevorzugt eines Menschen.
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Der
Begriff „gesteuerte
Freisetzung" oder „gesteuerte
Abgabe", wie im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung verwendet, bezieht sich
auf eine zeitliche und/oder räumliche
Steuerung. Der Begriff „zeitlich" kann eine „anhaltende
Freisetzung" bzw.
eine „anhaltende
Abgabe" bezeichnen
oder jede Art von Freisetzung und Abgabe, die in Bezug auf die Zeit
verändert
oder moduliert ist. Zeitliche „Änderungen" oder „Modulationen" können das
Ergebnis eines Vergleichs mit Bedingungen sein, bei denen die Freisetzung
oder Abgabe „ungesteuert" war, oder dies kann
bedeuten, dass Änderungen
oder Modulationen über
die Zeit stattfinden. Der Begriff „räumlich" bezieht sich auf jede lokalisierte
Abgabe.
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Ein „Wirkstoff" („aktives
Mittel", „aktives
Agens") bedeutet
in diesem Zusammenhang im Allgemeinen ein pharmakologisch, therapeutisch
oder ansonsten wirksames Mittel, das selbst eine Wirkung aufweist
oder aktiv werden kann, z. B. nachdem es durch endogene Enzyme metabolisiert
worden ist oder unter bestimmten Reaktionsbedingungen in vivo (z.
B. pH) umgesetzt worden ist.
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Beispielhafte
Wirkstoffe, die bei der vorliegenden Erfindung nützlich sind, schließen das
schleimlösende
Mittel Ambroxol (ein Expektorans), Arzneimittel, die mit Nerventransmittern
interferieren, wie etwa Salbutamol (einem Sympathomimetikum) und
Metoclopramid (einem Dopaminantagonisten), das nicht selektive,
den β-Rezeptor
blockierende Mittel Propranolol, das den Histaminrezeptor blockierende
Mittel Ketotifen und den Bronchodilator Theophyllin ein. Allerdings
werden viele andere Wirkstoffe, die aus der Gruppe von allen Mitteln,
die oral verabreicht und im Gastrointestinaltrakt freigesetzt werden,
ebenso in Betracht gezogen, wie etwa Antiinfektiva (z. B. antivirale,
antibakterielle, fungizide Mittel), nicht-steroidale anti-inflammatorische
Mittel (non-steroidal anti-inflammatory agents, NSAIDs) und entzündungshemmende
Mittel, die keine NSAIDs sind, Lipidsenker, Mittel, welche den Blutdruck
beeinflussen, Immunsuppressiva, antipyretische Mittel, Analgetika, Kontrazeptiva,
Chemotherapeutika gegen Krebs und andere.
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Im
Allgemeinen können
Wirkstoffe als freie Basen oder als jedes pharmazeutisch annehmbare
Salz davon eingesetzt werden. Derivate von Wirkstoffen werden ebenfalls
in Betracht gezogen.
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Der
Begriff „basischer
Wirkstoff" („basisches
aktives Mittel", „basisches
aktives Agens"),
wie hier verwendet, bezieht sich auf einen Wirkstoff, der einen Überschuss
an basischen funktionellen Gruppen im Vergleich zu sauren funktionellen
Gruppen aufweist. Beispiele für
basische funktionelle Gruppen sind Amin- und Imingruppen, jede andere
basische funktionelle Gruppe, die im Stand der Technik bekannt ist,
wird jedoch in Betracht gezogen. Unter sauren Bedingungen sind diese
Mittel positiv geladen.
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Der
Begriff „basische
Wirkstoffe von geringer Stärke" sind solche Mittel,
bei denen ein Füllhilfsmittel zugesetzt
wird, um die Chargengröße der Tablette
für eine
größere Bequemlichkeit
beim Umgang und der Herstellung zu erhöhen.
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Eine „inaktive
Matrix" in diesem
Zusammenhang bedeutet solche Bestandteile der pharmazeutischen Zusammensetzung
zur gesteuerten Freisetzung, die als ein Träger für das aktive Mittel dienen,
ohne selbst pharmakologisch, therapeutisch oder auf andere Weise
wirksam zu sein. Vorzugsweise wird das aktive Mittel mit den Bestandteilen
der inaktiven Matrix während
der Zubereitung der pharmazeutischen Zusammensetzung zur gesteuerten
Freisetzung gemischt, derart, dass das aktive Mittel in der inaktiven
Matrix dispergiert oder auf andere Weise darin eingebettet wird.
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Abgesehen
von Chitosan können
auch andere hydrophile Polysaccharidpolymere, die zu der Gruppe der
Chitine gehören,
und Salze und Derivate davon in Betracht gezogen werden.
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Abgesehen
von Xanthangummi können
weitere Kohlenhydratgummis, die Tragacanthgummi, Karayagummi, Guargummi,
Akaziengummi und Ähnliches
umfassen, sowie Salze und Derivate davon in Betracht gezogen werden.
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Wenn
der Begriff „Gew.-%” verwendet
wird, um eine Menge zu bezeichnen, bezieht sich dies auf das Gesamtgewicht
der Zusammensetzung, sofern nicht anders angegeben.
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Vorzugsweise
sind pharmazeutische Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung
zur gesteuerten Freisetzung für
die Herstellung von Tabletten vorgesehen, die durch Kompaktierung
erzeugt werden. Allerdings wird die Verwendung der Zusammensetzungen
zum Herstellen anderer fester Dosierformen, z. B. Kapseln, ebenfalls
in Betracht gezogen. Ebenfalls vom Umfang der Erfindung umfasst
ist jede Veredlung der festen Dosierformen, z. B. eine Beschichtung
von Tabletten.
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Zusammengefasst
macht die vorliegende Erfindung eine Formulierung für eine pharmazeutische
Zusammensetzung zur gesteuerten Freisetzung verfügbar, die als eine universelle
Zusammensetzung für
basische aktive Mittel nützlich
ist. Die Zusammensetzung umfasst eine binäre Mischung aus hydrophilen
Polysacchariden: Eine Kombination aus Xanthangummi und Chitosan
(1:1) ist für
die gesteuerte Freisetzung von basischen aktiven Mittel besonders
nützlich.
Weiterhin wird eine Variation der Formulierung für basisch aktive Mittel verfügbar gemacht,
welche pharmazeutisch annehmbare Füllmittel umfasst, wobei die
modifizierte Formulierung für
die gesteuerte Freisetzung eines basischen aktiven Mittels mit niedriger
Ionenstärke
besonders nützlich
ist.
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Die
vorliegende Erfindung zeigt, dass die optimale binäre Polysaccharidmischung
von den Löslichkeitseigenschaften
des Arzneimittels einerseits und der Art des Arzneimittels andererseits,
d. h. ob das Arzneimittel sauer oder basisch ist, abhängt. Es
ist festgestellt worden, dass bei Arzneimitteln, die eine geringe
Wasserlöslichkeit
aufweisen, unabhängig
davon, ob sie sauer oder basisch sind, die Zugabe eines einzelnen
Polysaccharids, nämlich
Natriumalginat, ausreicht, um die Arzneimittelfreisetzung zu verzögern. Kombinationen von
Chitosan und Xanthangummi waren vorteilhafterweise geeignet, um
die Arzneimittelfreisetzung von wasserlöslichen basischen Arzneimittel
zu steuern. Beispielsweise betrug das optimale Verhältnis von
Xanthangummi und Chitosan 1:1, wenn Metoclopramid-HCl oder Propranolol-HCl
als basische Modellarzneimittel verwendet wurden. Im Fall von basischen
Modellarzneimitteln mit niedriger Stärke bestand die Notwendigkeit,
ein oder mehrere Füllmittel
hinzuzufügen,
um die Tablettengröße zu erhöhen.
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Die
Kombination von Xanthangummi und Chitosan (1:1) entwickelt während des
Lösungsvorgangs eine
unlösliche
Hydrogelschicht. Während
dies auf der Oberfläche
einer Tablette auftritt, führt
diese Reaktion zu der Bildung einer unlöslichen Beschichtung, die in
der Duo denalregion vervollständigt
wird. Das Arzneimittel wird dann durch Diffusion freigesetzt. Dieser
Mechanismus wird schematisch in 1 veranschaulicht.
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Genaue Beschreibung der Erfindung
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Die
Erfindung soll jetzt durch die folgenden Beispiele unter Bezugnahme
auf die beigefügten 1 bis 9 und
die Tabellen 1 bis 3 weiter beschrieben und veranschaulicht werden.
Alle Beispiele werden ausschließlich
im Wege von Beispielen dargestellt, ohne dass irgendeine Einschränkung des
Umfangs der Erfindung beabsichtigt wäre.
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1 zeigt
eine schematische Darstellung einer oralen Dosiereinheit, z. B.
einer Tablette, die aus einer pharmazeutischen Zusammensetzung der
vorliegenden Erfindung zur gesteuerten Freisetzung zusammengesetzt
ist. Während
die Tablette den stark sauren Magen (pH < 3) passiert, werden bestimmte Mengen des
pharmakologisch aktiven Inhaltsstoffs aus der Tablette freigesetzt.
Nach Erreichen des Dünndarms
und damit eines neutraleren, leicht alkalischen Mediums (pH < 7,5) bildet sich
in situ ein unlöslicher
Komplex auf der Oberfläche
der Tablette, gefolgt durch eine umfangreiche Arzneimittelfreisetzung.
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2 zeigt
die Lösungsprofile
von Ambroxol-HCl (75 mg) aus direkt komprimierten Matrixtabletten. Jede
Formulierung wurde 0,1 M HCl für
zwei Stunden und dann Phosphatpuffer, pH 6,8, ausgesetzt. Lösungsbedingungen:
RMP 75; Apparat, USP Basket; Volumen, 500 ml; Temperatur, 37°C. CH bezeichnet
Chitosan und XG bezeichnet Xanthangummi.
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3 zeigt
die Freisetzungsprofile von Metoclopramid-HCl aus Matrixsystemen,
die Xanthangummi und/oder Chitosan umfassen. Jede Formulierung wurde
0,1 M HCl für
eine Stunde, dann Phosphatpuffer, pH 6,8, ausgesetzt. Lösungsbedingungen:
RMP 500; Apparat, USP Paddle; Volumen, 600 ml; Temperatur, 37°C.
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4 zeigt
die DSC-Thermogramme von Chitosan (A), Xanthangummi (B), Kernmaterial
aus Chitosan/Xanthangummi (1:1) (C) und einer Gelschicht aus Chitosan/Xanthangummi
(1:1) (D), die nach einer Lösungsstudie
in vitro erhalten wurden, wobei die Studie beinhaltet, dass die
Matrizes 0,1 M HCl für
zwei Stunden ausgesetzt wurden und dann das Medium durch Phosphatpuffer
pH 6,8, für
die restlichen 24 Stunden ersetzt wurde. Folglich zeigt 4,
dass Xanthangummi an Chitosan durch Ionenpaarwechselwirkung binden
kann, um einen unlöslichen
Komplex (Coazervat) zu bilden.
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5 zeigt
die kinetischen Parameter von Ambroxol-HCl, das aus der binären Mischung
von Chitosan und Xanthangummi freigesetzt wurde. Das Verhältnis von
Arzneimittel zu Polymer betrug 1:3. Die durchgezogene Linie repräsentiert
die Freisetzungsparameter im sauren Medium, und die gestrichelte
Linie repräsentiert die
Freisetzungsparameter im neutralen Medium.
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6 zeigt
das Freisetzungsprofil von Salbutamol-Sulfat in verschiedenen Polysaccharidmischungen. Jede
Formulierung wurde 0,1 M HCl für
eine Stunde, dann Phosphatpuffer, pH 6,8, ausgesetzt. Lösungsbedingungen:
RPM, 50; Apparat, USP Paddle; Volumen, 500 ml; Temperatur 37°C.
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7 zeigt
das Lösungsprofil
von Ketotifen-Fumarat aus verschiedenen Systemen. Jede Formulierung
wurde 0,1 M HCl für
eine Stunde, dann Phosphatpuffer, pH 6,8, ausgesetzt. Lösungsbedingungen:
RPM, 50; Apparat, USP Paddle; Volumen, 500 ml; Temperatur, 37°C.
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8 zeigt
die Abnahme des Tablettentrockengewichts (Erosion) (A) und die Wasseraufnahme
(Quellung) (B) während
des Lösungsvorgangs
von Matrizes aus Chitosan/Xanthangummi 1:1 mit Ambroxol-HCl (mit Arzneimittel
beladen) und ohne Ambroxol-HCl
(nicht mit Arzneimittel beladen).
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9 zeigt
ein in vivo-Experiment, das die Kinetiken von Serumkonzentrationen
von Ambroxol-HCl nach einer einzelnen oralen Verabreichung von 75
mg Ambroxol-HCl über
eine Tablette der vorliegenden Erfindung zur gesteuerten Freisetzung
(als T1 bezeichnet) und Mucosolvan 75LA (als R bezeichnet) vergleicht. Das
Verhältnis
von Arzneimittel zu Polymer betrug bei T1 1:3. Es wird der Durchschnitt
von sechs Versuchspersonen im Normalmaßstab (A) und im halblogarithmischen
Maßstab
(B) gezeigt.
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Beispiel 1: Herstellung von Tabletten
zur gesteuerten Freisetzung und Kompaktierungsstudien
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Um
die mit der gesteuerten Freisetzung verbundenen Eigenschaften und
die Fähigkeit
zur Matrixbildung der hydrophilen Polysaccharide, deren Kombination
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist, zu bestimmen, wurden
umfassende Kompaktierungsstudien, Tests zur Arzneimittelfreisetzung
in vitro und in vivo-Studien durchgeführt.
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Pharmakologisch
aktive Mittel, die als basische Modellagenzien bei der vorliegenden
Erfindung verwendet wurden, waren Ambroxol-HCl, Metoclopramid-HCl,
Propranolol-HCl, Salbutamol-Sulfat und Ketotifen-Fumarat.
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1. Herstellung von Tabletten
zur gesteuerten Freisetzung
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Polymere,
die schließlich
verwendet wurden, waren kationisches Chitosan und anionisches Xanthangummi
(in einem ersten Ansatz wurde auch anionisches Natriumalginat getestet).
Das Verhältnis
von Arzneimittel zu Polymer wurde konstant auf 1:3, bezogen auf
das Gewicht, eingestellt (siehe Tabelle 1 unten), unabhängig davon,
ob die Polysaccharide einzeln verwendet wurden oder ob stattdessen
eine binäre
Polymermischung verwendet wurde. Im zuletzt genannten Fall betrugen
die getesteten Verhältnisse
von Chitosan zu Xanthangummi 1:4, 1:1 und 4:1. Tabelle 1: Zusammenfassung von bei der
vorliegenden Erfindung verwendeten Formulierungen
saures
Modellarzneimittel | aktiver
Inhaltsstoff pro Tablette [mg] | Tablettengewicht
[mg] | D:P-Verhältnis | Polymere
und Polymerverhälnis, wie
getestet |
Ambroxol-HCl (wasserlöslich) | 75 | 300 | 1:3* | CH,
ALG, XG einzeln CH:XG 1:1, 1:4; 4:1 |
Metoclopramid-HCl (wasserlöslich) | 30 | 120 | 1:3* | CH:XG
1:1, 1:4, 4:1 |
Propranolol-HCl
(wasserlöslich) | 80 | 320 | 1:3** | CH:XG
1:1, 1:4, 4:1 |
Salbutamol-Sulfat (wasserlöslich, geringe
Stärke) | 9,64+ | 80 | 1:3** | CH:XG
1:1 |
Ketotifen-Fumarat
(wasserlöslich,
geringe Stärke) | 2,75++ | 80 | 1:3* | CH:XG
1:1 |
wasserfreies Theophyllin (begrenzte Wasserlöslichkeit) | 400 | 100 | 1:3* | CH,
ALG, XG einzeln |
- CH, Chitosan; ALG, Natriumalginat; XG,
Xanthangummi.
- +Äquivalent
zu 8 mg Salbutamol
- ++Äquivalent
zu 2 mg Ketotifen
- *D:P-Verhältnis
(drug:polymer), Verhältnis
von Arzneimittel zu Polymer
- **Verhältnis
von (Arzneimittel/Füllmittel):Polymer
-
Polysaccharidmischungen,
welche die basischen Modellagenzien umfassten, wurden in Form von
Pulvern und Granulat (Granalien) hergestellt (siehe unten), und
es wurden die mechanischen Eigenschaften ausgetestet. Die Stärke von
Tabletten, die aus Pulverformulierungen hergestellt wurden, war
größer als
bei denen, die aus Granulat hergestellt wurden. Allerdings wurden
keine Unterschiede bezüglich
der Arzneimittelfreisetzung beobachtet.
-
Der
Unterschied in der Tablettenstärke
wurde während
der Kompaktierung offensichtlich. Im Allgemeinen besitzt Granulat
bessere Fließeigenschaften
(d. h. ist fließfähiger) als
Pulverformulierungen, zeigt jedoch unter Kompression einen größeren elastischen
Erholungsdruck. Bei der vorliegenden Erfindung wurde festgestellt,
dass das herkömmliche
Granulierungsverfahren zur Bildung von porösem Granulat führte. Derartige
Poren werden nach der Kompaktierung Luftaschen in sich zusammenziehen.
Diese Lufttaschen führten
zu einer Abnahme der Tablettenstärke
und zu einer Zunahme der elastischen Erholung. Die Bildung von kleinen
Körnchen
(Granulat oder Granalien) durch moderne Technologie kann die passendste
Lösung
darstellen. Dies würde
Partikel hervorbringen, die nicht porös sind, was zu einer Kompaktierung
mit einer weniger elastischen Erholung führen würde und was eine einfachere
Handhabung durch Vermindern des in der Tablettiermaschine angelegten
Drucks erlauben würde.
-
1.1 Tablettenherstellung aus Pulverbestandteilen
-
Ein
basisches Modellagens (siehe Tabelle 1) wurde mit einem einzelnen
Polysaccharid (Xanthangummi oder Chitosan) bzw. mit einer binären Polysaccharidmischung
aus Chitosan/Xanthangummi gemischt. Vor dem Mischen wurden die Pulver
durch Sieben von Agglomeraten befreit. Die Bestandteile jeder Zubereitung wurden
geometrisch durch Mörser
und Pistill aus Porzellan für
ungefähr
10 Minuten vor der Kompression gemischt. Biplanare, zylindrische
Tabletten wurden durch Komprimieren der Pulvermischung hergestellt,
indem ein Druck von ungefähr
443 MPa für
15 Sekunden durch eine Kompaktierungsmaschine mit niedriger Geschwindigkeit
(hydraulische KBr-Presse oder Instron-Instrument) angelegt wurde.
Die Tabletten wurden ordentlich mit Aluminiumfolie verschlossen
und für
24 Stunden in Braunglasflaschen getan.
-
Da
Arzneimittel von niedriger Stärke
ebenfalls wasserlösliche
basische Arzneimittel sind, wurde die optimale Formulierung, die
für solche
Arzneimittel entwickelt wurde, auch auf Arzneimittel mit niedriger
Stärke angewendet.
Allerdings wurde ein Füllmittel
zugesetzt, um die Tablettengröße auf 20
mg zu erhöhen.
Es wurden verschiedene Füllmittel
(CaHPO4, Mannitol, Avicel pH 101 und NaHCO3) ausprobiert, indem zunächst ein Füllmittel mit einem aktiven
Mittel gemischt wurde, gefolgt durch die Zugabe einer binäres Polysaccharidmischung. Ähnlich wie
bei den Arzneimitteln von hoher Stärke betrug das Verhältnis von
Arzneimittel mit niedriger Stärke/Füllmittel
zu Polysacchariden 1:3 (siehe Tabelle 1).
-
Das
Gewicht der komprimierten Mischung war die Determinante in Bezug
auf den Formdurchmesser: 13 mm für
alle Formulierungen mit Arzneimitteln von hoher Stärke, um
Gewichte von 300 bis 400 mg zu komprimieren, und 6 mm für Formulierungen
mit Arzneimitteln von niedriger Stärke, um Gewichte von 80 bis
120 mg zu komprimieren.
-
1.2 Herstellung von Tabletten aus Granulat
-
Die
optimale Formulierung, die mit Tabletten erhalten wurde, die aus
Pulverbestandteilen hergestellt wurden, nämlich Chitosan/Xanthangummi
in einem Verhältnis
von 1:1 und bei einem Verhältnis
von Arzneimittel zu Polymer von 1:3, wurde verwendet, um ein Tablettenausgangsmaterial
in Granulatform, das Ambroxol-HCl umfasste, herzustellen.
-
100
g Pulvermischung, wie oben beschrieben (siehe 1.1) wurde mit einer
1:1-Mischung aus Ethanol und Wasser granuliert, bis eine Granulierungsnassmasse
erhalten wurde (~ 45 ml). Die Nassmasse wurde durch ein Sieb, Maschendichte
Nr. 20 (mesh no. 20) gedrückt
und dann bei 65°C
getrocknet, bis unter Verwendung eines Karl-Fischer-Titriergeräts ein Feuchtigkeitsgehalt
nachgewiesen wurde, welcher dem der entsprechenden Pulverformulierung
entsprach. Das getrocknete Granulat wurde durch ein Sieb, Öffnungsgröße 500 μm, hindurchtre ten
gelassen. Die Proben wurden in gut verschlossenen Flaschen bei Raumtemperatur
gelagert. Diese Granulatmischungen wurden vor und nach der Kompression
zu Tablettendosierformen charakterisiert. Biplanare, zylindrische
Tabletten wurden durch Komprimieren des Granulats hergestellt, indem
ein Druck von ungefähr
443 MPa für
15 Sekunden durch eine hydraulische KBr-Presse angelegt wurde. Der
verwendete Durchmesser der Modellform wurde auf 13 mm optimiert,
um Gewichte von 300 bis 400 mg zu komprimieren.
-
Beispiel 2: Basische Arzneimittel
-
Es
wurden in vitro-Tests mit basischen Arzneimitteln (und auch mit
basischen Arzneimitteln von niedriger Stärke, siehe unten) durchgeführt, indem
ein saures Medium in den ersten zwei Stunden, gefolgt durch ein
neutrales Medium für
die restliche Zeit des Experiments angewendet wurde (13).
-
1. Austesten von optimalen
Polymerverhältnissen
-
Bei
der Entwicklung von Formulierungen zur gesteuerten Freisetzung für basische
Arzneimittel wurde Ambroxol-HCl als ein Modell für basische, wasserlösliche Moleküle ausgewählt. In
einem ersten Ansatz wurde Ambroxol-HCl zu Xanthangummi und Natriumalginat
mit einem Verhältnis
von Arzneimittel zu Polymer von 1:3 gegeben. Die getesteten Verhältnisse
von Xanthangummi und Natriumalginat waren 1:1, 1:4 und 4:1. Es gab keine
vielversprechende Formulierung, welche ein ähnliches Muster der Arzneimittelfreisetzung
wie Mucosolvan 75LA
® Kapseln, einer Ambroxol-Hydrochlorid-Formulierung,
die kommerziell verfügbar
ist von Boehringer Ingelheim (Deutschland), hervorbrachte. Zusätzlich zu
Ambroxol-Hydrochlorid
enthalten Mucosolvan 75LA-Kapseln weiterhin Stearylalkohol, Carnaubawachs,
Polyvinylpyrrolidon und Magnesiumstearat als Hilfsmittel, und Gelatine,
Titandioxid, gelbes Eisenoxid, rotes Eisenoxid, Erythrosin (E127)
und Indigotin (E132) als Bestandteile der Kapselschale. Alternativ
wurde Chitosan in einer Zusammensetzung zur gesteuerten Freisetzung
eines basischen Arzneimittels getestet. Die geeignete Polymermischung,
die zu einem Arzneimittelfreisetzungsmuster führte, das dem von Mucosolvan
75LA nahezu ähnlich
war, war eine Mischung aus Chitosan und Xanthangummi in einem Verhältnis von
1:1 (
2). Dieses Verhältnis zeigte von allen getesteten
Kombinationen die geringste Arzneimittelfreisetzung sowohl in der
sauren Phase als auch in der neutralen Phase. Ähnliche Befunde wurden mit
Propranolol-HCl (siehe Tabelle 3 unten) und Metoclopramid (
3)
erhalten. Tabelle 2: Akzeptanzgrenzen der ausgedehnten
Freisetzung von Propranolol-HCl in dem USP 24/NF 19 Test 1 und die
mittlere prozentuale Freisetzung aus verschiedenen Chitosan/Xanthangummi-Mischungen
zu den angegebenen Zeitintervallen
Zeit
[Stunden] | gelöste Menge
[%] | CH:XG
1:1 | CH:XG
1:4 | CH:XG
4:1 | CH | XG |
1,5 | < 30 | 23,08
(0,30) | 31,51
(0,38) | 30,14
(0,32) | 46,70
(2,11) | 31,06
(0,35) |
4 | 35–60 | 48,45
(1,00) | 56,88
(0,93) | 53,26
(0,65) | 71,57
(1,40) | 53,26
(0,81) |
8 | 55–80 | 61,66
(1,07) | 71,20
(0,97) | 66,09
(0,80) | 85,09
(2,03) | 69,21
(1,02) |
14 | 70–95 | 78,13
(1,80) | 85,63
(1,29) | 80,79
(1,43) | 93,60
(2,20) | 81,01
(0,58) |
24 | 81–110 | 97,18
(2,41) | 103,69 (1,98) | 101,26 (0,52) | 111,00 (3,01) | 110,01 (1,14) |
-
Die
Daten in Klammern repräsentieren
S. D. Jede Formulierung wurde pH 1,2 für die ersten 1,5 Stunden, gefolgt
durch pH 6,8 für
den restlichen Lösungsvorgang
ausgesetzt. CH, Chitosan; XG, Xanthangummi
-
2. Mechanismus der gesteuerten Freisetzung
-
Der
Befund, dass bei Xanthangummi, einem anionischen Polymer, die größte Fähigkeit
zu einer Verzögerung
der Arzneimittelfreisetzung besteht, wenn es mit Chitosan in einem
Verhältnis
von 1:1 gemischt wird, kann auf der Grundlage einer Komplexbildung
erklärt
werden. Xanthangummi könnte
an Chitosan binden, um einen unlöslichen
Komplex (Coazervat) durch Ionenpaarwechselwirkung zu bilden (
4).
Es wurde festgestellt, dass das Komplexierungsverhältnis 1:1
beträgt,
wie durch die DSC-Ergebnisse nachgewiesen wurde (siehe Tabelle 3
unten). Tabelle 3: Gemessene Schmelztemperatur
(T
m) und Fusionswärme (ΔH
f),
bestimmt durch ein DSC-Instrument, von verschiedenen Gelschichten
von Chitosan/Xanthangummi-Mischungen,
die sich entwickelten, nachdem die Mischung 0,1 M HCl für zwei Stunden
und Phosphatpuffer, pH 6,8, ausgesetzt wurde.
| | Tm | ΔHf [J/g] |
Xanthangummi | Chitosan | Durchschnitt | Standardabweichung | Durchschnitt | Standardabweichung |
100 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
80 | 20 | 204,32 | 0,537 | 0,10 | 0,0353 |
50 | 50 | 210,60 | 3,154 | 3,97 | 0,325 |
20 | 80 | 223,57 | 1,393 | 2,01 | 0,132 |
0 | 100 | 0 | 0 | 0 | 0 |
-
Die
Reaktion zwischen Chitosan und Xanthangummi könnte eine Permeation des Arzneimittels
durch die Gelschicht steuern. Je größer das Ausmaß der Reaktion
zwischen Chitosan und Xanthangummi ist, um so stärker würde die Arzneimittelfreisetzung
verzögert
werden. Der Grund könnte
sein, dass die beiden Polymere ein beschränkteres Netzwerk entwickeln,
das eine Arzneimitteldiffusion bewirkt. Folglich kann das Komplexierungsverhältnis zwischen
Chitosan und Xanthangummi bei einem Verhältnis von 1:1 auftreten. Dies
könnte durch
die maximale Abnahme der Arzneimitteldiffusion durch die Matrix
(geringere Arzneimittelfreisetzung) unter allen getesteten Kombinationen
bestätigt
werden. Die Reaktion zwischen Chitosan und Xanthangummi in der Gelschicht
könnte
in dem neutralen Medium vervollständigt werden. Das Vorhandensein
einer unlöslichen Beschichtung
um die Tablette und das Fehlen jeder dimensionalen Zunahme der Größe waren
wichtige Anzeichen für
die Vervollständigung
der Reaktion. Dann wird die Arzneimittelfreisetzung durch Diffusion
durch diese unlösliche
Beschichtung gesteuert werden.
-
Die
Profile der Freisetzung von Ambroxol-HCl (< 60%) aus Chitosan und Xanthangummi
in verschiedenen Verhältnissen
im sauren Medium wurden der Peppas-Gleichung (Kraft-Gleichung) (19) unter
Verwendung eines nicht-linearen Verfahrens der kleinsten Quadrate
angepasst. Die Geschwindigkeit (Rate) der Arzneimittelfreisetzung
wurde als k-Wert und der Mechanismus der Freisetzung als Freisetzungsexponent
(n) ausgedrückt.
In der saueren Phase wurde der niedrigste k-Wert für eine Mischung
aus Chitosan und Xanthangummi in einem Verhältnis von 1:1 erhalten, was
die geringste Geschwindigkeit der Arzneimittelfreisetzung angibt.
Auch n zeigt eine anormale Freisetzung an, deren Wert war jedoch
der kleinste und 0,5 am nächsten.
Es ist bekannt, dass der Grund für
die Abweichungen der Freisetzungsprofi le aus der Quadratwurzel von
Zeitkinetiken (n = 0,5) das Phänomen
einer Polymerrelaxation ist (20). Dieses Verhältnis einer Chitosan/Xanthangummi-Mischung
von 1:1 umfasst die maximale Verteilung von Arzneimittel durch Diffusion
und die geringste Polymerrelaxation (kleinste Abweichung von n =
0,5) (5).
-
Sobald
die Tablette mit einem neutralen pH-Wert in Kontakt gekommen ist,
z. B. den Dünndarm
erreicht hat, wird die Reaktion zwischen den positiv geladenen Chitosan-
und den negativ geladenen Xanthangummimolekülen dann auf der Oberfläche der
Tablette vervollständigt.
Dies führt
zu der Bildung einer unlöslichen
porösen
Beschichtung, aus der das Arzneimittel in das Lösungsmedium diffundiert.
-
Die
Verwendung von 1 bis 20% NaHCO3 als Hilfsmittel
in der Formulierung führt
zu den folgenden Konsequenzen. Nachdem die Tablette in 0,1 M HCl
getan wurde, bildet die Tablette um sich herum innerhalb von 10
Minuten CO2-Bläschen. Dieses Gas wird aufgrund
der hohen Viskosität
der gebildeten Gelschicht an der Oberfläche kleben. Dies wird die Tablette
zu der Oberfläche
des Lösungsmediums
anheben. Das Vorhandensein von 10 bis 20% NaHCO3 hat
zwei Funktionen. Erstens wird es die Abnahme des Übertritts
der HCl-Moleküle
in das Arzneimittelabgabesystem verringern, indem ein Gas (CO2) um die Tablette gebildet wird. Dies steigert
die Neigung zur Verzögerung
der Arzneimittelfreisetzung. Zweitens wird eine flottierende Tablette gebildet
werden. Dies führt
zu der Verzögerung
der Magenentleerungsgeschwindigkeit der Tablette. Zusätzlich wird
dies die Arzneimittelfreisetzung verringern, da jetzt nur die nach
unten gerichtete Fläche
der Tablette dem Lösungsmedium
zugewandt ist.
-
3. Studien zur Quellung/Erosion
-
Es
wurde festgestellt, dass die Freisetzung von Ambroxol-HCl aus einer
Matrix von Chitoan/Xanthangummi (1:1) weitgehend aufgrund eines
Quellungsmechanismus anstatt eines Erosionsmechanismus stattfindet.
Dies wurde durch das Durchführen
einer Studie zur Quellung/Erosion mit einer arzneimittelunbeladenen Polymermatrix
(Chitosan/Xanthangummi, 1:1), d. h. einer Placebotablette, und mit
einer mit Ambroxol-HCl beladenen Matrix, d. h. einer wirklichen
Tablette derselben Polymermischung mit einem Verhältnis von
Arzneimittel zu Polymer von 1:3 bestätigt (8). Die
arzneimittelunbeladene Matrix zeigt nahezu keine Abnahme des Tablettengewichts
während
des Lösungsexperiments
in vitro, was unwesentli che Erosionsmechanismen in der Polymermatrix
im Vergleich zu dem Quellungsmechanismus anzeigt. Während die
arzneimittelbeladene Matrix eine Abnahme des Tablettentrockengewichts
natürlich
aufgrund der Freisetzung des Arzneimittels aus der Matrix zeigte
(8A), war die Rate der Gewichtsabnahme
nahezu äquivalent
zu der Rate der Arzneimittelfreisetzung von dem Lösungsprofil.
Diese Befunde zeigten an, dass der Erosionsmechanismus sehr wenig
Auswirkung auf die Arzneimittelfreisetzung aus diesem Matrixsystem
hat. Die Studie zur Wasseraufnahme wird in 8B gezeigt,
in der die Quellungskinetiken von arzneimittelbeladenen und arzneimittelunbeladenen
Polymermatrizes gezeigt werden. Es wird angenommen, dass die Quellungswirkung
auf ein Eindringen von Lösungsmittel
in die hydrophilen Polymere innerhalb der Matrix zurückzuführen ist.
Zu Beginn der sauren Phase trat eine Quellung mit großer Geschwindigkeit
auf, später
nahm die Geschwindigkeit ab. Dies ist auf die Wirkung, die durch
die gequollenen Polymerschichten auf der Oberfläche ausgeübt wird, zurückzuführen, die
ein Eindringen von Lösungsmittel
in das Innere der Gelschicht verhindern. Die Quellung steigert die
Bewegung der Polymerketten und erhöht die Möglichkeit zu der Reaktion.
In dem neutralen Medium wird die Reaktion zwischen Chitosan und
Xanthangummi vervollständigt.
Dies könnte
zu einem Ausdrücken
von Wasser aus dem entwickelten wasserunlöslichen Komplex-Coazervat und
zum Bilden einer polymerreichen Gelschicht führen. Dies wurde durch die
Abnahme der Wasseraufnahme in dem neutralen Medium während der
ersten Stunde begründet.
Das entwickelte Hydrogel wäre
in der arzneimittelunbeladenen Matrix weniger porös als in der
arzneimittelbeladenen Matrix. Die Freisetzung von Arzneimittel aus
der Gelschicht würde
zu der Entwicklung von größeren porösen Strukturen
führen.
Die Poren erleichterten das Eindringen von mehr Wasser in die arzneimittelbeladene
Matrix im Vergleich zu der arzneimittelunbeladenen Matrix. Dies
erklärt
den Anstieg der Fähigkeit
zur Wasseraufnahme der arzneimittelbeladenen Matrix nach zwei Stunden
in dem neutralen Medium.
-
Beispiel 3: Basische Arzneimittel von
niedriger Stärke
-
Salbutamol-Sulfat
ist ein wasserlösliches
basisches Arzneimittel von niedriger Stärke. Die hier vorgeschlagene
Formulierung würde
ein Verhältnis
von Chitosan/Xanthangummi von 1:1 aufweisen, das zuvor für basische
Arzneimittel entwickelt worden ist (siehe oben). Die Zugabe einer
Mischung von Chitosan/Xanthangummi in einem Verhältnis von 1:1 und mit einem
Verhältnis
von Arzneimittel zu Polymer von 1:3 war nicht ausreichend, um die
Tablettengröße zu erhöhen. Arzneimittel
von niedriger Stärke
erfordern immer die Zugabe eines Füllmit tels, um die Größe der Tablette
zu erhöhen.
Verschiedene Füllmittel
wurden in der Formulierung ausprobiert, nämlich CaHPO4,
Mannitol, Avicel PH 101 und NaHCO3 (6).
Das Lösungsprofil
der Formulierung, die NaHCO3 enthielt, war
unter allen getesteten Formulierungen am besten. Im Vergleich zu
einer früheren
Arbeit, bei der Chitosan und Xanthangummi als die Arzneimittelfreisetzung
verzögernde
Polymere verwendet wurden (21), wies die Formulierung von Chitosan
und Xanthangummi im Verhältnis
von 1:1, die NaHCO3 enthielt, den Vorteil
einer abnehmenden Arzneimittelfreisetzung im sauren Medium auf (6).
Ein weiterer Vorteil der Zugabe von NaHCO3 wäre die Entwicklung
eines flottierenden Arzneimittelabgabesystems zur gesteuerten Freisetzung.
Ein flottierendes System wird die Gesamtretensionszeit im Darm erhöhen, was
dem Auftrieb der Tablette im Magen zugeschrieben werden kann (22).
-
Es
wurden ähnliche
Befunde mit Ketotifen-Fumarat, einem anderen wasserlöslichen
basischen Arzneimittel von geringer Stärke beobachtet (7).
Dies wurde ebenfalls in derselben Matrix, d. h. einer Matrix von
Chitosan/Xanthangummi 1:1, getestet, und das Füllmittel war NaHCO3.
Die Freisetzung wurde mit einer früheren Arbeit verglichen, bei
der Chitosan und Natriumalginat als verzögernde Polymere in einem Verhältnis von
1:1 verwendet wurden. Die Freisetzung des Arzneimittels aus einer
Matrix von Chitosan/Xanthan (1:1) unter Verwendung von NaHCO3 war in saurem Medium etwa stärker verzögert und
in basischem Medium nahezu ähnlich
(7).
-
Die
in der vorangehenden Beschreibung, in den Ansprüchen und/oder in den Abbildungen
offenbarten Merkmale können,
sowohl getrennt als auch in jeder Kombination Material zum Verwirklichen
der Erfindung in verschiedensten Formen sein.
-
Beispiel 4: In vivo-Studien
-
Eine
Tablette zur gesteuerten Freisetzung gemäß der vorliegenden Erfindung,
die 75 mg Ambroxol-HCl umfasste und ein Verhältnis von Arzneimittel zu Polymer
von 1:3 aufwies, wurde als eine orale Einzeldosis an sechs gesunde
Freiwillige verabreicht, und es wurden die Serumkonzentrationen über die
Zeit bestimmt. Mucosolvan 75LA wurde als Referenz verwendet.
-
Wie
in 9 gezeigt, führte
die Zusammensetzung zur gesteuerten Freisetzung der vorliegenden
Erfindung zu einer konstanteren Freisetzung von Ambroxol-HCl in
das Serum. Insbesondere fehlte der abrupte Anstieg der Serumkonzentration
während
der anfänglichen
10 Minuten, der durch Mucosolvan 75LA hervorgerufen wurde. Folglich
ist die Zusammensetzung zur gesteuerten Freisetzung der vorliegenden
Erfindung in Bezug auf eine Verzögerung
der Arzneimittelfreisetzung der Referenzformulierung überlegen.
-
Die
in der vorangehenden Beschreibung, in den Ansprüchen und/oder in den Abbildungen
offenbarten Merkmale können,
sowohl getrennt als auch in jeder Kombination Material zum Verwirklichen
der Erfindung in verschiedensten Formen sein.
-
Referenzen
-
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