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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung des Milchsäurebakteriums
Lactobacillus farciminis zur Verhinderung oder Behandlung von Verdauungskrankheiten
(„pathologies
digestives"), insbesondere
funktioneller und/oder entzündlicher
Art.
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Entzündliche
Phänomene
sind zu einem mehr oder weniger bedeutenden Grad bei zahlreichen
Erkrankungen des Verdauungskanals und insbesondere des Intestinums
involviert. Zu diesen Pathologien zählen insbesondere:
- – entzündliche
chronische intestinale Erkrankungen, die hauptsächlich Morbus Crohn und die
hämorrhagische
Rektokolitis umfassen, stellen eine Pathologie bzw. Erkrankung mit
geringer Verbreitung, aber gleichzeitig in Steigerung begriffen,
dar. Diese Krankheiten, die sehr behindernd sind, sind durch entzündliche Schübe variabler
Schwere mit Phasen der Remission, die manchmal länger andauern, gekennzeichnet.
Die gegenwärtige
Therapie basiert vorwiegend auf der Verabreichung von Corticoiden,
von 5-ASA (5-Aminosalicylsäure),
auf chirurgischen Eingriffen in den schwersten Fällen. Behandlungen mit bestimmten
Cytokinen sind vorgeschlagen worden, sind jedoch noch im Versuchsstadium
und bleiben kostspielig;
- – funktionelle
Verdauungsstörungen
(TFD), die eine Pathologie mit geringer Morbidität, jedoch hoher Verbreitung
darstellen. Der Viszeralschmerz ist das Hauptsymptom, jedoch sind
andere Verdauungssymptome (Diarrhöe, Konstipation bzw. Verstopfung
oder ein Wechsel von beiden) oder Störungen abseits der Verdauung
(Erschöpfung)
häufig
damit verbunden. Seine Physiopathologie bleibt ungenau (Änderungen
der gastrointestinalen Motorik, Implikationen von psychosozialen Faktoren,
Folgeerkrankungen der Entzündung
des Verdauungstrakts oder des chirurgischen Eingriffs), jedoch ist
die schmerzhafte Überempfindlichkeit
gegenüber
der Ausdehnung der Wand des Verdauungskanals („paroi digestive") ein Hauptmerkmal
dieser Pathologie. Die Ursache dieser Überempfindlichkeit ist nicht
bekannt, obgleich eine entzündliche
Ursache aufgrund der Tatsache der Verlängerung der TFD während mehrerer
Monate bei einem großen
Anteil von Patienten, die von einer akuten Gastroenteritis befallen
sind und durch den Beweis von entzündlichen Folgeerkrankungen
(Hyperplasie von Mastzellen) in den Verdauungsschleimhäuten bzw.
Schleimhäuten des
Verdauungstrakts von Patienten, die TFD aufweisen, angenommen worden
ist.
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Unterschiedliche
Forschergruppen haben die Wirksamkeit von probiotischen Mikroorganismen
im Rahmen der Behandlung dieser Erkrankungen des Verdauungskanals
beschrieben. Unter der Bezeichnung „Probiotika" fasst man lebende
Mikroorganismen verschiedener Familien, Gattungen und Arten zusammen, die,
wenn sie in hinreichender Menge eingenommen werden, eine positive
Wirkung auf die Gesundheit ausüben,
die über
herkömmliche
nahrungsbedingte Wirkungen hinausgeht.
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Untersuchungen,
die die Wirksamkeit von Probiotika bei der Behandlung von experimentellen
Entzündungen
des Verdauungstrakts zeigen, sind in der Folge mit Lactobacillus
reuteri (Fabia et al., Scand. J. Gastroenterol., 28, 155–162, 1993;
Holma et al., Scand. J. Gastroenterol., 36, 630–635, 2001) und Lactobacillus plantarum
(Mao et al., Gastroenterology, 111, 334–344, 1996) durchgeführt worden.
Vor kurzem hat eine Untersuchung am Menschen die Wirksamkeit von
Saccharomyces boulardii bei der Verhinderung eines Rückfalls von
Morbus Crohn gezeigt (Guslandi et al., Dig. Dis. Sci., 45, 1462–1464 2000).
Andere Probiotika haben gleichermaßen eine Wirksamkeit bei der
Behandlung von hämorrhagischer
Rektokolitis gezeigt: Escherichia coli Nissle (Kruis et al., Aliment.
Pharmacol. Ther., 11, 853–858,
1997; Rembacken et al., Lancet, 354, 635–639, 1999), eine Assoziation
von Stämmen
von Bifidobacterium, Lactobacillus und Streptococcus (Venturi et
al., Aliment. Pharmacol. Ther., 13, 1103–1108, 1999) und eine Assoziation
von Bifidobacterium bifidum, Bifidobacterium breve, Lactobacillus
acidophilus (Ishikawa et al., Gastroenterology, 118, 4171, 2000).
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Was
funktionelle Verdauungsstörungen
und das Reizdarmsyndrom anbelangt, so sind die Ergebnisse weniger
aussagekräftig:
Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Saccharomyces boulardii die
mit funktionellen Verdauungsstörungen
zusammenhängende
Diarrhöe
verringert, die anderen Symptome aber nicht beeinflusst (Maupas
et al., Med. Chir. Dig., 12, 77–79,
1983), und eine andere Studie beschreibt die Unwirksamkeit einer Assoziation
von Stämmen
von Lactobacillus und von Escherichia coli in der Behandlung von
nicht-ulzerierender Dyspepsie (Hentschel et al., Gastroenterology,
112 Suppl. 1, A146, 1997); positive Wirkungen von Lactobacillus
plantarum auf mehrere Symptome des Reizdarmsyndroms (Flatulenz,
Abdominalschmerz) sind beobachtet worden, jedoch sind diese Wirkungen
hinsichtlich des Kriteriums des Abdominalschmerzes ähnlich zu denen
eines Placebos (Nobaek et al., Am. J. Gastroenterol., 95, 1231–1238, 2000);
eine weitere Studie, die drei Symptome des Reizdarmsyndroms betrifft
(Schmerz, „Toilettendrang", Blähungen)
beschreibt das Fehlen einer Wirkung von Lactobacillus casei CG (O'Sullivan et al.,
Dig. Liver Dis., 32, 294–301,
2000).
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Es
scheint folglich, dass die Verwendung von probiotischen Mikroorganismen
zur Behandlung von entzündlichen
Erkrankungen des Verdauungskanals eine viel versprechende Herangehensweise
darstellt, deren Wirksamkeit jedoch variabel zu sein scheint, zugleich
in Abhängigkeit
von der Art des eingesetzten Mikro organismuses und in Abhängigkeit
von der Erkrankung oder dem pathologischen Syndrom, das betroffen
ist. Es ist somit wünschenswert,
andere Mikroorganismen zu identifizieren, die zu diesem Zweck verwendbar
sind, um die Auswahl an therapeutischen Möglichkeiten zu vergrößern.
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Die
Erfinder haben nun entdeckt, dass Milchsäurebakterien der Art farciminis
aus der Gattung Lactobacillus in vivo wirksam waren bezüglich der
Entzündung
des Verdauungskanals, insbesondere des Dickdarms, sowie hinsichtlich
des Viszeralschmerzes. Die Erfinder haben festgestellt, dass die
antiinflammatorische Aktivität
von Lactobacillus farciminis an der Insitu-Produktion, unter dem
digestiven Aspekt, von Stickstoffmonoxid (NO) durch dieses Bakterium
liegt.
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Lactobacillus
farciminis gehört
zur Gruppe I (strikt homofermentativ) der Gattung Lactobacillus.
Sie wird häufig
in verschiedenen Nahrungsmitteln, wie Fleischprodukten, insbesondere
Würsten,
und dem Sauerteig der Brotherstellung (De Roissard und Luquet, Bactéries lactiques,
Bd. I: Aspects fondamentaux et technologiques, Lorica, 1998) angetroffen.
Die Produktion von Stickstoffmonoxid in Kultur durch Lactobacillus
farciminis ist von Wolf et al., Int. J. Food Microbiol., 10, 323–329, 1990
beschrieben worden.
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Eine
potentielle Rolle von Stickstoffmonoxid bei der Regulation von Verdauungsfunktionen
und/oder beim Schutz der Verdauungsmucosa ist durch verschiedene
Beobachtungen nahegelegt worden. Man weiß, dass bestimmte Zellen des
Darmepithels Stickstoffmonoxid produzieren können, und zwar nach Induktion durch
bestimmte proinflammatorische Cytokine und/oder durch Lipopolysaccharid
(LPS)-Toxine von enteroinvasiven Bakterien (Witthoft et al., Am.
J. Physiol., 275, G564–571,
1998). Das endogene Stickstoffmonoxid sei, aufgrund seiner antimikro biellen
Eigenschaften, an der Abwehr von pathogenen Mikroorganismen beteiligt.
Es würde
gleichermaßen,
wenn es in geringen Mengen produziert wird, am Schutz der Darmmucosa
beteiligt sein. In bedeutenderen Mengen würde es jedoch zur Entwicklung
und zur Aufrechterhaltung eines chronischen Entzündungszustandes beitragen (Alican
und Kubes, Am. J. Physiol. 270, G225–237, 1996; Tepperman et al.,
J. Pharmacol. Exp. Ther., 271, 1477–1482, 1994).
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Was
das exogene Stickstoffmonoxid (d. h. aus der Nahrung oder einer
medikamentösen
Verabreichung stammend) anbelangt, sind die beobachteten Wirkungen
gleichermaßen
widersprüchlich;
eine vorrübergehende
Schutzwirkung von NO-Donoren hinsichtlich Läsionen, die durch Ethanol an
der Magenmucosa bzw. Magenschleimhaut induziert wurden, ist beobachtet
worden (Mac Naughton et al., Life Sci., 45, 1869–1876, 1989), ebenso wie eine
Schutzwirkung hinsichtlich Läsionen,
die durch Salzsäure
induziert wurden (Kitagawa et al., J. Pharmacol. Exp. Ther., 253,
1133–1137,
1990). Andere Arbeiten haben gezeigt, dass die lokale intraarterielle
Perfusion von NO-Donoren variable Wirkungen hinsichtlich hämorrhagischer
Veränderungen
der Magenschleimhaut induzieren kann: Eine Schutzwirkung, ein Fehlen
von Wirkung oder eine schädliche
Wirkung können
beobachtet werden, abhängig
von der Natur des NO-Donors und der eingesetzten Dosis (Lopez-Belmonte
et al., Br. J. Pharmacol., 108, 73–78, 1993).
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Gegenwärtig kennt
man einige probiotische Mikroorganismen, deren Wirkungen anscheinend
zumindest teilweise auf einem Einfluss auf die endogene Produktion
von NO basieren. Die PCT-Patentanmeldung
WO 00/28943 zeigt, dass bestimmte
Milchsäurebakterienstämme und
insbesondere Stämme
von Lactobacillus casei eine antientzündliche Wirkung haben können, indem
sie die Produktion von Stickstoffmonoxid durch die Enterozyten,
die durch proinflammatorische Cytokine stimuliert wer den, steigern
und indem sie im Gegensatz dazu die Produktion von Stickstoffmonoxid
durch die Enterozyten, die durch proinflammatorische Cytokine und
bakterielle Lipopolysaccharide aktiviert werden, verringern. Korhonen
et al. (Inflammation, 25, 223–232,
2001) zeigen, dass der Stamm GG von Lactobacillus rhamnosus, der
hinsichtlich viraler oder durch Antibiotika induzierter Diarrhöen wirksam
ist, die Produktion von Stickstoffmonoxid durch Darmepithelzellen oder
Makrophagen, die durch proinflammatorische Cytokine aktiviert werden,
steigern kann und sie weisen darauf hin, dass diese Wirkung auf
die Produktion von NO an der Aktivität von Lactobacillus rhamnosus
beteiligt sein könnte.
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Die
etwaigen probiotischen Wirkungen von Mikroorganismen, die direkt
Produzenten von Stickstoffmonoxid sind, sind nur wenig untersucht
worden. Die PCT-Patentanmeldung
WO
98/27991 schlägt
die Verwendung von Bakterien der Gattung Propionobacter, die Stickstoffmonoxid
produzieren, zum Erhalt einer Zusammensetzung vor, die physiologisch
bedeutsame Mengen an NO im Verdauungskanal produziert, und beschreibt
eine Wirkung dieser Zusammensetzung auf die intestinale Motorik.
Die Druckschrift nennt gleichermaßen Lactobacillus farciminis,
jedoch um dessen Verwendung auf der Grundlage von experimentellen
Versuchen in Kultur auszuschließen,
wobei gefolgert wird, dass die durch L. farciminis produzierte Menge
an NO zu gering ist, um bedeutsam zu sein.
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Im
Gegensatz zu dem, was in der PCT-Patentanmeldung
WO 98/27991 angegeben wurde, haben
die bezeichneten Erfinder nun bewiesen, dass L. farciminis im Verdauungskanal
eine Menge an Stickstoffmonoxid produziert, die es ihm erlaubt,
eine therapeutische Wirkung, insbesondere eine antientzündliche
Wirkung, und eine Wirkung auf den Schmerz, der mit der Ausdehnung
von Eingeweiden verbunden ist, auszuüben.
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Die
vorliegende Erfindung hat die Verwendung eines Milchsäurebakteriums
der Art Lactobacillus farciminis zur Herstellung bzw. zum Erhalt
einer Zusammensetzung, die zur Behandlung oder zur Verhinderung
von Erkrankungen des Verdauungskanals bestimmt ist, zum Gegenstand.
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Der
Typstamm von L. farciminis, der im Rahmen der Versuche, die zur
vorliegenden Erfindung geführt haben,
verwendet wurde, ist an sich bekannt und über unterschiedliche Sammlungen
zugänglich;
Bezugnahmen auf ihn erfolgen zum Beispiel unter den folgenden Eingangsnummern:
CIP-103136T, ATCC 29644, DSM 20184, JCM 1097, LMG 9200, NCDO 2330,
NCIB 11717, IMET 11462. Zur Ausführung
der vorliegenden Erfindung kann man gleichermaßen Stämme von L. farciminis verwenden,
die ausgehend von Lebensmitteln, die dieses Bakterium enthalten,
isoliert wurden.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist die genannte Zusammensetzung zur
Behandlung von akuten oder chronischen entzündlichen Erkrankungen des Verdauungskanals und
insbesondere des Intestinums bestimmt.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist die besagte Zusammensetzung zur Behandlung
oder zur Verhinderung von Viszeralschmerz bestimmt.
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Als
Beispiele für
Erkrankungen, zu deren Behandlung die vorliegende Erfindung ausgeführt werden kann,
kann man Colitis-Formen,
Enteritis-Formen, Morbus Crohn, hämorrhagische Rektokolitis,
funktionelle Verdauungsstörungen
(Reizdarmsyndrom und nicht-ulzerierende Dyspepsie) usw. nennen.
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Vorzugsweise
ist die genannte Zusammensetzung zur Verabreichung auf dem oralen
Weg bestimmt.
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Sie
kann einen Stamm oder mehrere Stämme
von L. farciminis in jeglicher Formulierung umfassen, die es erlaubt,
diese Bakterien lebensfähig
zu konservieren, und zwar während
der verschiedenen Etappen ihrer Konditionierung bzw. Aufbereitung
und ihrer Lagerung und nach ihrer Einnahme bis zu ihrem Wirkort
im Verdauungskanal.
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Sie
kann gleichermaßen
andere Milchsäurebakterien
umfassen, die probiotische Eigenschaften besitzen oder nicht, zum
Beispiel Bakterien, wie Laktobazillen, Laktokokken, Streptokokken
und Bifidobakterien, und/oder andere probiotische Mikroorganismen,
wie Hefen.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung können die Zusammensetzungen,
die L. farciminis umfassen, in Form von Nahrungsmitteln verabreicht
werden. Es kann sich dabei zum Beispiel um fermentierte Produkte, wie
Milch- bzw. Molkereiprodukte, handeln; in diesem Fall kann L. farciminis
Teil der Starterkultur sein, die zur Herstellung dieser Produkte
verwendet wird, oder kann diesen nach der Fermentation zugesetzt
werden. Sie können
gleichermaßen
in Form von Nahrungsergänzungsmitteln,
die in die Nahrung einzuarbeiten sind oder direkt einzunehmen sind,
verabreicht werden. Vorteilhafterweise können sie in Form von Einzeldosen
aufbereitet bzw. konditioniert werden, die die gewünschte Menge
an L. farciminis einschließen.
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Zur
Ausführung
der vorliegenden Erfindung wird L. farciminis vorzugsweise in einem
Umfang von wenigstens 106 KbE (koloniebildende
Einheiten)/Tag, vorteilhafterweise wenigstens 108 KbE/Tag
und in besonders bevorzugter Weise wenigstens 1010 KbE/Tag
in einer oder mehreren Einnahmen verabreicht.
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Die
vorliegende Erfindung wird mit Hilfe der Ergänzung der Beschreibung, die
folgen wird, besser verstanden werden, wobei sich diese auf nicht-einschränkende Beispiele
bezieht, die die Eigenschaften eines Stammes von Lactobacillus farciminis
hinsichtlich einer den Dickdarm betreffenden Entzündung und
der Viszeralschmerzen bei der Ausdehnung erläutern.
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BEISPIEL 1: WIRKUNG EINER BEHANDLUNG MIT
LACTOBACILLUS FARCIMINIS AUF EINE DEN DICKDARM BETREFFENDE ENTZÜNDUNG, DIE
DURCH TNBS/ETHANOL INDUZIERT WURDE: ROLLE VON STICKSTOFFMONOXID
(NO)
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Eine
den Dickdarm betreffende Entzündung
(oder Kolitis) kann experimentell mit Hilfe von Trinitrobenzolsulfonsäure (TNBS),
die das gängigste
und am besten validierte Modell einer experimentellen Dickdarmentzündung darstellt
(Morris et al., Gastroenterology, 96, 795–803, 1989), induziert werden.
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Diese
Kolitis ist gekennzeichnet durch eine Erhöhung der Aktivität von Myeloperoxidase
(MPO), ein Marker für
den Grad der Infiltration von polynukleären Neutrophilen in die Dickdarmmucosa,
wie auch durch die Erhöhung
der makroskopischen Läsionsbewertung
(SLM), wobei die Schwere und das Ausmaß makroskopischer aufgetretener
Läsionen
erfasst werden, das Vorhandensein und die Schwere von Adhäsionen bzw. Adhärenzen („adherences") und das Vorhandensein
oder nicht von Diarrhöe
im Dickdarm bzw. Kolon.
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Die
Wirkungen einer Behandlung mit einem Stickstoffmonoxid-Donor, Natriumnitroprussid
(SNP), oder mit L. farciminis auf eine mit TNBS induzierte Kolitis
bei der Ratte sind verglichen worden. Außerdem ist die effektive Rolle
des exogenen Stickstoffmonoxids in diesen Wirkungen bewertet worden,
indem ein NO-Fänger, Hämoglobin
(Hb), eingesetzt wurde.
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Zur
Untersuchung der Wirkungen von SNP wurden sieben Gruppen von WISTAR-Ratten
mit einem Gewicht von 200–250
Gramm unter Anästhesie
mit einem intrakolischen Katheter (+2 cm vom Übergang von Blinddarm zu Dickdarm)
versehen, der auf der Höhe
des dorsoskapulären
Bereichs nach außen
geführt
wurde. Am Tag +5 („J
+ 5") erhielten
die Ratten eine intrakolische Instillation von 80 mg/kg/Tag TNBS/Ethanol
(Gruppen 4–7)
oder einer 0,9%-igen NaCl-Lösung
(Gruppen 1–3).
Vier Stunden nach der Instillation werden die Ratten mit einer Durchflussrate
von 250 μl/Stunde
perfundiert mit 1 mg/kg/Tag SNP (Gruppen 2 und 5) oder mit 200 mg/kg/Tag
Hb (Gruppen 3 und 7) oder einem Gemisch von SNP + Hb (Gruppe 6)
oder einer 0,9%-igen NaCl-Lösung (Gruppen
1 und 4) während
vier Tagen.
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Zur
Untersuchung der Wirkungen von L. farciminis erhalten fünf Gruppen
von zehn männlichen
WISTAR-Ratten mit einem Gewicht von 200–250 Gramm auf oralem Wege
1012 KbE/Tag an L. farciminis (Gruppen 2,
4, 5) oder eine 0,9%-ige NaCl-Lösung
(Gruppen 1, 3) während
19 Tagen. Am Tag +10 werden die Ratten mit einen intrakolischen
Katheter ausgestattet, wie es vorstehend beschrieben ist. Am Tag
+15 erhalten die Ratten auf intrakolischem Wege 80 mg/kg TNBS/Ethanol
(Gruppen 3–5)
oder 0,9%-ige NaCl-Lösung
(Gruppen 1, 2). Vier Stunden nach der Instillation erhalten die
Ratten eine intrakolische Perfusion von Hb mit 200 mg/kg/Tag (Gruppe
5) oder einer 0,9%-igen NaCl-Lösung
(Gruppen 1–4)
während
vier Tagen.
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Am
Tag +19 werden alle Ratten getötet
und die Intensität
der Entzündung
der Dickdarmwand wird anhand der Aktivität der Myeloperoxidase (MPO)
und der makroskopischen Läsionsbewertung
(SLM) an isolierten Dickdarmproben charakterisiert.
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I – Aktivität der Myeloperoxidase
(MPO)
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Die
Aktivität
der Myeloperoxidase (MPO) wird an isolierten Dickdarmproben gemäß dem von
Bradley et al. (J. Invest. Dermatol., 78, 206–209, 1982) beschriebenen Protokoll
bestimmt.
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Das
Protokoll kann wie folgt zusammengefasst werden:
Dickdarmabschnitte
(1 cm lang) werden in Phosphatpuffer (50 mM, pH 6) eingetaucht.
Nach mechanischer Lyse auf Eis mit Hilfe eines Homogenisators vom
Typ POLYTRON werden drei Zyklen von Gefrieren (flüssiger Stickstoff,
1 min) und Auftauen (Wasserbad, 37°C, 10 min) durchgeführt. Nach
Zentrifugation (10.000 UpM, 15 min, 4°C) wird das Sediment in 0,5%-igem
Hexadecyltrimethylammoniumbromid (HTAB) aufgenommen. Die Proben
werden anschließend
(ultra-)schallbehandelt, bevor sie einer erneuten Zentrifugation
unterworfen werden. Der Überstand
wird zur Bestimmung der MPO-Aktivität und der Gesamtproteine abgenommen.
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Die
MPO-Aktivität
wird mittels Spektralphotometrie bestimmt. Die Probe wird mit Phosphatpuffer,
der O-Dianisidin-Dihydrochlorid
(0,167 mg/ml) und 0,0005% Wasserstoffperoxid enthält, versetzt.
Die Absorptionsänderungen
(450 nm, 25°C)
werden mittels kinetischer Spektralphotometrie über zwei Minuten bestimmt, und
zwar nach der Bilanzgleichung der von MPO katalysierten Enzymreaktion:
H2O2 + Cl– =
H2O + HOCl (Bildung einer orangefarbenen
Farbe), wobei die Angabe in MPO-Einheiten
erfolgt.
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Eine
MPO-Aktivitätseinheit
ist definiert als die Menge an MPO, die 1 μmol Wasserstoffperoxid pro Minute
pro Milliliter bei 25°C
abbaut. Die Konzentration an Proteinen (Gramm/ml) wird mit Hilfe
im Handel erhältlichen
Kits (Detergent Compatible Assay, Bio Rad, Ivry/Seine, Frankreich)
bestimmt. Die MPO-Aktivität
wird in Form von MPO-Einheiten pro Gramm Proteine (U MPO/g Proteine)
angegeben.
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1) Behandlung mit SNP
-
Die
Ergebnisse sind in 1 wiedergegeben.
-
Legende zu 1:
-
Auf der Abszisse
-
- =
nicht behandelte Ratten (Gruppe 1)
- =
mit SNP behandelte Ratten (Gruppe 2)
- =
mit Hb behandelte Ratten (Gruppe 3)
- =
mit TNBS/Ethanol behandelte Ratten (Gruppe 4)
- =
mit TNBS/Ethanol + SNP behandelte Ratten (Gruppe 5)
- =
mit TNBS/Ethanol + SNP + Hb behandelte Ratten (Gruppe 6)
- =
mit TNBS/Ethanol + Hb behandelte Ratten (Gruppe 7)
-
Auf der Ordonate = MPO-Aktivität (U MPO/g
Proteine)
-
- *: signifikant verschieden (P < 0,01) von der Kontrollgruppe (Gruppe
1)
- +: signifikant verschieden (P < 0,01)
von der TNBS/Ethanol-Gruppe
(Gruppe 4)
-
Die
MPO-Aktivität
(in) der Dickdarmwand bei den Kontrollratten (Gruppe 1) und denen,
die mit SNP (Gruppe 2) oder Hb (Gruppe 3) behandelt wurden, beträgt bei fehlender
Instillation von TNBS/Ethanol jeweils 263 ± 103; 351 ± 88; 426 ± 117 U
MPO/g Proteine. Diese Werte sind untereinander nicht signifikant
verschieden. Die Instillation von TNBS/Ethanol (Gruppe 4) steigert
die MPO-Aktivität
auf signifikante Weise im Verhältnis
zu Kontrollratten (5346 ± 714
U MPO/g Proteine). Die Perfusion von SNP bei den Ratten, denen TNBS/Ethanol
instilliert wurde (Gruppe 5), verringert die MPO-Aktivität (2619 ± 447 U
MPO/g Proteine) signifikant im Verhältnis zu Ratten, die lediglich
eine Instillation von TNBS/Ethanol erhal ten hatten. Die gleichzeitige
Perfusion von SNP und Hb bei Ratten, denen TNBS/Ethanol instilliert
wurde (Gruppe 6), hebt die durch SNP induzierte Verringerung der
MPO-Aktivität
(4710 ± 645
U MPO/g Proteine) auf, wobei kein signifikanter Unterschied im Verhältnis zu
Ratten auftritt, denen TNBS/Ethanol instilliert wurde (Gruppe 4;
5346 ± 714
U MPO/g Proteine).
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2) Behandlung mit L. farciminis
-
Die
Ergebnisse sind in 2 dargelegt.
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Legende zu 2:
-
Auf der Abszisse
-
- =
nicht behandelte Ratten (Gruppe 1)
- =
mit L. farciminis behandelte Ratten (Gruppe 2)
- =
mit TNBS/Ethanol behandelte Ratten (Gruppe 3)
- =
mit L. farciminis + TNBS/Ethanol behandelte Ratten (Gruppe 4)
- =
mit L. farciminis + TNBS/Ethanol + Hb behandelte Ratten (Gruppe
5)
-
Auf der Ordonate = MPO-Aktivität (U MPO/g
Proteine)
-
- *: signifikant verschieden (P < 0,01) von der Kontrollgruppe (Gruppe
1)
- +: signifikant verschieden (P < 0,01)
von der TNBS/Ethanol-Gruppe
(Gruppe 3)
-
Die
nicht behandelten Kontrollratten (Gruppe 1) weisen eine MPO-Aktivität von 237 ± 53 U
MPO/g Proteine auf.
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Die
Instillation von TNBS/Ethanol induziert eine Dickdarmentzündung, die
durch eine Steigerung der MPO-Aktivität gekennzeichnet ist (Gruppe
3; 3400 ± 395
U MPO/g Proteine). Die Behandlung mit L. farciminis hat keine Wirkung
auf die MPO- Aktivität bei Ratten,
denen die Kochsalzlösung
instilliert wurde (Gruppe 2; 256 ± 31 U MPO/g Proteine). Bei
den Ratten, denen TNBS/Ethanol instilliert wurde, verringert die
Behandlung mit L. farciminis im Gegensatz dazu die MPO-Aktivität auf signifikante
Weise (Gruppe 4; 905 ± 211
U MPO/g Proteine).
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Die
Perfusion mit Hämoglobin
hebt die Verringerung der Entzündung
durch L. farciminis bei den Ratten auf, denen TNBS/Ethanol instilliert
wurde (Gruppe 5; 2246 ± 566
U MPO/g Proteine).
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II – Makroskopische
Läsionsbewertung
(SLM)
-
Die
makroskopische Läsionsbewertung
(SLM) wird anhand von isolierten Dickdarmproben, wie von Wallace
et al. (Gastroenterology, 102, 18–27, 1992) beschrieben, gemäß der unten
stehenden Bewertungstabelle bestimmt:
Parameter | Bewertung |
Ulzeration | |
normales
Erscheinungsbild | 0 |
fokale
Hyperämie
ohne Ulzeration | 1 |
Ulzeration
ohne Hyperämie
oder Verdickung der | |
Mucosa | 2 |
Ulzeration
an einer Entzündungsstelle | 3 |
Ulzeration
an zwei oder mehr Stellen | 4 |
mehrere
Entzündungsstellen
auf mehr als 1 cm | 5 |
Entzündungsbereich > 2 cm, die Bewertung
wird bei jedem ulzerierten cm um 1 erhöht | 6–10 |
Adhäsion | |
keine
Adhärenz | 0 |
leichte
Adhärenz | 1 |
starke
Adhärenz | 2 |
Diarrhöe | |
nein | 0 |
ja | 1 |
Gesamtbewertung | |
-
1) Behandlung mit SNP
-
Die
Ergebnisse sind in 3 dargelegt.
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Legende zu 3:
-
Auf der Abszisse
-
- =
mit TNBS/Ethanol behandelte Ratten (Gruppe 4)
- =
mit TNBS/Ethanol + SNP behandelte Ratten (Gruppe 5)
- =
mit TNBS/Ethanol + SNP + Hb behandelte Ratten (Gruppe 6)
- =
mit TNBS/Ethanol + Hb behandelte Ratten (Gruppe 7)
-
Auf der Ordonate = makroskopische Läsionsbewertung
-
- *: signifikant verschieden (P < 0,01) von der Kontrollgruppe (Gruppen
1–3)
-
Vier
Tage nach der Instillation von TNBS/Ethanol ist die Dickdarmmucosa
gekennzeichnet durch einen erhebliche Ulzeration, assoziiert mit
einer gleichmäßigen Entzündung und
einer Wanddicke, entsprechend einer SLM von 6,9 ± 1,7 (Gruppe 4). Die tägliche Behandlung
mit SNP verringert das Ausmaß der
Dickdarmläsion
auf signifikante Weise, wobei die SLM auf 2,5 ± 0,6 (Gruppe 5) verringert
wird, während
die tägliche
Behandlung mit SNP + Hb und Hb alleine mit SLM-Werten von 5,0 ± 1,1 (Gruppe
6) bzw. 5,8 ± 1,3
(Gruppe 7) keine Auswirkung auf diesen Parameter hat.
-
2) Behandlung mit Lactobacillus farciminis
-
Die
Ergebnisse sind in 4 dargelegt.
-
Legende zu 4:
-
Auf der Abszisse
-
- =
mit TNBS/Ethanol behandelte Ratten (Gruppe 3)
- =
mit L. farciminis + TNBS/Ethanol behandelte Ratten (Gruppe 4)
- =
mit L. farciminis + TNBS/Ethanol + Hb behandelte Ratten (Gruppe
5)
-
Auf der Ordonate = makroskopische Läsionsbewertungen
-
- *: signifikant verschieden (P < 0,01) von der Kontrollgruppe (Gruppen
1 und 2)
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Verglichen
mit Kontrollratten, die als frei von makroskopischen Läsionen angesehen
wurden (Gruppen 1 und 2), induziert TNBS/Ethanol eine Dickdarmentzündung, die
durch makroskopische Läsionen
gekennzeichnet ist (Gruppe 3; 5,7 ± 0,7). Bei den Ratten, denen
TNBS/Ethanol instilliert wurde, verringert die Behandlung mit L.
farciminis die Läsionsbewertung
auf hochsignifikante Weise (Gruppe 4; 2,6 ± 0,4). Diese Wirkung tritt
nicht auf, wenn die Behandlung mit L. farciminis begleitet wird
von einer intrakolischen Perfusion von Hb (Gruppe 5; 4,6 ± 0,5).
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III – Schlussfolgerung
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Die
orale Verabreichung von L. farciminis verringert die Aktivität von Myeloperoxidase
und die Läsionsbewertung
auf eine Weise, die einer Behandlung mit SNP ähnelt, bei Ratten, die mit
TNBS/Ethanol behandelt wurden.
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Diese
entzündungshemmenden
Wirkungen werden von der Verabreichung einer intrakolischen Perfusion
von Hämoglobin
aufgehoben, was zeigt, dass sie die Produktion von NO ins Spiel
bringen.
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BEISPIEL 2: HEILSAME WIRKUNG VON LACTOBACILLUS
FARCIMINIS AUF EINE DICKDARMENTZÜNDUNG
DURCH TNBS/ETHANOL
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Die
Wirkungen einer Heilbehandlung mit L. farciminis, beginnend im Moment
der Induktion einer Dickdarmentzündung
durch TNBS/Ethanol, sind untersucht worden.
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Vier
Gruppen von zehn männlichen
WISTAR-Ratten mit einem Gewicht von 200–250 Gramm werden unter Anästhesie
mit einem intrakolischen Katheter ausgestattet, wie es in Beispiel
1 beschrieben ist.
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Am
Tag +5 erhalten die Ratten auf intrakolischem Wege eine Instillation
von 80 mg/kg TNBS/Ethanol (Gruppen 1 und 2) oder einer 0,9%-igen
NaCl-Lösung
(Gruppen 3 und 4).
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Die
Behandlung mit L. farciminis beginnt vier Stunden nach der Induktion
der Entzündung.
Die Ratten erhalten auf oralem Weg 1012 KbE/Tag
Lactobacillus farciminis (Gruppen 1 und 3) oder eine 0,9%-ige NaCl-Lösung (Gruppen
2 und 4) während
vier Tagen.
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Am
Tag +4 werden die Ratten getötet
und die Intensität
der Entzündung
der Dickdarmwand wird anhand der Aktivität von Myeloperoxidase (MPO)
an isolierten Dickdarmproben charakterisiert, wie es in Beispiel 1
beschrieben ist. Die Ergebnisse sind in 5 dargestellt.
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Legende zu 5:
-
Auf der Abszisse
-
- =
nicht behandelte Ratten (Gruppe 4)
- =
mit L. farciminis behandelte Ratten (Gruppe 3)
- =
mit TNBS/Ethanol behandelte Ratten (Gruppe 2)
- =
mit L. farciminis + TNBS/Ethanol behandelte Ratten (Gruppe 1)
-
Auf der Ordonate = MPO-Aktivität (U MPO/g
Proteine)
-
- *: signifikant verschieden (P < 0,01) von der Kontrollgruppe (Gruppe
4)
- +: signifikant verschieden (P < 0,01)
von der TNBS/Ethanol-Gruppe
(Gruppe 2)
-
Die
Aktivität
der Myeloperoxidase wird bei den mit TNBS/Ethanol behandelten Ratten
(Gruppe 2; 8184 ± 1946
U MPO/g Proteine) stark erhöht
im Verhältnis
zu Kontrollratten, die nicht behandelt wurden (Gruppe 4; 76 ± 16 U
MPO/g Proteine). Die Behandlung mit L. farciminis steigert die MPO-Aktivität bei Ratten,
denen eine Kochsalzlösung
instilliert wurde, nicht (Gruppe 3; 128 ± 48 U MPO/g Proteine). Im
Gegensatz dazu verringert die Behandlung mit L. farciminis von Ratten,
denen TNBS/Ethanol instilliert wurde (Gruppe 1; 584 ± 299 U MPO/g
Proteine), die Aktivität
der Myeloperoxidase auf hochsignifikante Weise.
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BEISPIEL 3: WIRKUNG EINER BEHANDLUNG MIT
LACTOBACILLUS FARCIMINIS AUF DEN SCHMERZ BEI KOLOREKTALER AUSDEHNUNG
BZW. KOLOREKTALER DISTENSION
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Die
Wirkungen einer Behandlung mit L. farciminis hinsichtlich des Viszeralschmerzes,
der durch eine kolorektale Ausdehnung induziert wird, sind untersucht
worden. Diese Untersuchung ist durchgeführt worden an gesunden Ratten
(Grundzustände)
oder Ratten im Zustand der Hyperalgesie, induziert durch eine Dickdarmentzündung (Entzündungszustände), oder
von Spannungsstress (Stresszustände).
Der Schmerz bei der Ausdehnung manifestiert sich durch die Steigerung
der Anzahl von Kontraktionen der Abdominalmuskeln (Morteau et al.,
Dig. Dis. Sci., 39, 1239–1248,
1994).
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Während 21
Tagen erhielten sieben Gruppen von zehn männlichen WISTAR-Ratten mit
einem Gewicht von 200–250
Gramm auf oralem Weg 1012 KbE/Tag an Lactobacillus
farciminis (Gruppen 2, 4 und 7) oder eine 0,9%-ige NaCl-Lösung (Gruppen
1, 3, 5 und 6).
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Am
Tag +7 werden die Ratten unter Anästhesie mit einem intrakolischen
Katheter (+2 cm von Übergang
Blinddarm zu Dickdarm) ausgestattet und drei Gruppen von drei Elektroden
aus NiCr werden auf jeder Seite des Musculus obliquus externus abdominis
gerade oberhalb des Leistenbandes implantiert. Der Katheter und
die Elektroden sind von außen
auf der Höhe
der dorsoskapulären
Region zugänglich
und sind durch ein Glasröhrchen,
das auf der Haut fixiert ist, geschützt.
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I – Wirkung
einer Behandlung mit L. farciminis in Grundzuständen
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Am
Tag +15 wird eine kolorektale Ausdehnung mit Hilfe eines auf dem
rektalen Weg eingeführten
Ballons, 5 cm vom Anus und am Schwanz des Tieres fixiert, realisiert.
Der Ballon wird allmählich
von 0 bis 60 mm Hg in Schritten von 15 mm Hg aufgeblasen, wobei
jeder Schritt fünf
Minuten dauert. Die Kontraktionen des Abdominalmuskels werden mit
einem Elektroenzephalographen aufgezeichnet, um die viszerale Empfindlichkeit
sichtbar zu machen. Die Ergebnisse sind in 6 dargelegt.
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Legende zu 6:
-
Auf der Abszisse = Druck der Ausdehnung
(mm Hg)
-
Auf der Ordonate = Zahl abdominaler Krämpfe/5 min
-
- *: signifikant verschieden (P < 0,05) von der Kontrollgruppe (Gruppe
1)
-
Eingesetzte Gruppen von Ratten:
-
- ♦ =
nicht behandelte Ratten (Gruppe 1)
- ☐ = mit L. farciminis behandelte Ratten (Gruppe 2)
-
Die
allmähliche
bzw. progressive kolorektale Ausdehnung steigert die Anzahl der
Kontraktionen des Abdominalmuskels als Funktion des Volumens der
Ausdehnung, ob die Ratten mit L. farciminis (Gruppe 2) behandelt
wurden oder nicht (Gruppe 1).
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Unabhängig vom
Volumen der Ausdehnung ist jedoch die Anzahl der Kontraktionen des
Abdominalmuskels bei den Ratten, die mit L. farciminis behandelt
wurden (Gruppe 2) verringert im Verhältnis zu Ratten, die nicht
behandelt wurden (Gruppe 1).
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II – Wirkung
einer Behandlung mit L. farciminis in Entzündungszuständen
-
Am
Tag +17 erhielten die Ratten die intrakolische Instillation von
80 mg/kg TNBS/Ethanol (Gruppen 3 und 4) oder einer 0,9%-igen NaCl-Lösung (Gruppe
1).
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Am
Tag +21, d. h. vier Tage nach der intrakolischen Instillation, wird
ein neuer Durchgang von kolorektalen Ausdehnungen realisiert, wie
es oben beschrieben ist. Die Kontraktionen des Abdominalmuskels
werden mit einem Elektroenzephalographen aufgezeichnet, um die viszerale
Empfindlichkeit sichtbar zu machen. Die Ergebnisse sind in 7 dargelegt.
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Legende zu 7:
-
Auf der Abszisse = Druck der Ausdehnung
(mm Hg)
-
Auf der Ordonate = Anzahl von Abdominalkrämpfen/5
min
-
- *: signifikant verschieden (P < 0,05) von der Kontrollgruppe (Gruppen
1 und 3)
-
Gruppen eingesetzter Ratten:
-
- ♦ =
nicht behandelte Ratten (Gruppe 1)
- ☐ = mit TNBS/Ethanol behandelte Ratten (Gruppe 3)
- =
mit L. farciminis + TNBS/Ethanol behandelte Ratten (Gruppe 4)
-
Die
Anzahl der Kontraktionen des Abdominalmuskels ist auf signifikante
Weise vier Tage nach der Instillation von TNBS/Ethanol bei den nicht
mit L. farciminis behandelten Ratten (Gruppe 3) im Verhältnis zu
Kontrollratten (Gruppe 1) erhöht.
Die Anzahl der Kontraktionen des Abdominalmuskels ist auf signifikante
Weise vier Tage nach der Instillation von TNBS/Ethanol bei Ratten,
die mit L. farciminis behandelt wurden (Gruppe 4), verringert, im
Verhältnis
zu Ratten, die TNBS/Ethanol erhalten hatten, aber nicht mit L. farciminis
behandelt wurden (Gruppe 3), und sie ist nicht signifikant verschieden
von der von Kontrollratten (Gruppe 1).
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III – Wirkung
einer Behandlung mit L. farciminis unter Stresszuständen
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Am
Tag +15 werden die Ratten einem Spannungsstress unterworfen (Gruppen
6 und 7). Unter leichter Anästhesie
mit Ether wird der Torax und werden die vorderen Gliedmaßen der
Ratten mit Klebeband umfangen, so dass ihre Bewegungen eingeschränkt sind.
Sie werden während
zwei Stunden in dieser Position gehalten. Die Kontrolltiere wurden
nur einer Anästhesie
mit Ether unterworfen (Gruppe 5).
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20
Minuten nach dem Spannungsstress wird ein Durchgang von kolorektalen
Ausdehnungen realisiert, wie es oben beschrieben ist. Die Kontraktionen
des Abdominalmuskels werden mit einem Elektroenzephalographen aufgezeichnet,
um die viszerale Empfindlichkeit sichtbar zu machen. Die Ergebnisse
sind in 8 dargelegt.
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Legende zu 8:
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Auf der Abszisse = Druck der Ausdehnung
(mm Hg)
-
Auf der Ordonate = Anzahl von abdominalen
Krämpfen/5
min
-
- *: signifikant verschieden (P < 0,05) von der Kontrollgruppe (Gruppe
5)
-
Gruppen verwendeter Ratten:
-
- ♦ =
nicht behandelte und nicht gestresste Kontrolratten (Gruppe 5)
- ☐ = nicht behandelte und gestresste Ratten (Gruppe
6)
- =
mit L. farciminis behandelte und gestresste Ratten (Gruppe 7)
-
Die
Anzahl an abdominalen Kontraktionen, die kolorektalen Ausdehnungen
von 45 und 60 mm Hg entspricht, ist nach Stress bei den nicht mit
L. farciminis behandelten Ratten (Gruppe 6) auf signifikante Weise erhöht, im Verhältnis zu
Kontrollratten (Gruppe 5). Bei Drücken von 45 und 60 mm Hg ist
die Anzahl an abdominalen Kontraktionen bei den mit L. farciminis
behandelten und gestressten Ratten (Gruppe 7) signifikant verringert
im Verhältnis
zu Tieren, die nicht behandelt und gestresst wurden (Gruppe 6),
und sie ist nicht signifikant verschieden von der von Kontrolltieren,
die nicht behandelt und nicht gestresst wurden (Gruppe 5).
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IV – Schlussfolgerung
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Diese
Ergebnisse zeigen, dass eine Behandlung mit L. farciminis in Grundzuständen oder
Zuständen einer
Hyperalgesie, die durch eine Dickdarmentzündung induziert wurde, oder
von Spannungsstress die Anzahl an Kontraktionen der Abdominalmuskel
verringert, was auf eine Verringerung des Eingeweideschmerzes hinweist.