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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft neue Mutanten von Biotin bindenden
Proteinen mit verbesserten Eigenschaften im Vergleich zu Wildtyp-Proteinen.
Proteine, die Biotin binden, beinhalten Hühneravidin und bakterielles
Streptavidin, andere Geflügelavidine,
wie Avidinproteine, die aus der Ente, Gans, dem Strauß und Truthahn
isoliert werden, und Hühneravidinverwandte
Proteine (AVRs).
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Hintergrund der Erfindung
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Hühneravidin
und bakterielles Streptavidin sind in vielen biowissenschaftlichen
Anwendungen, die von Reinigungstechniken zu moderner Diagnostik
und zielgerichteter Medikamentenabgabe reichen, breit angewendete
Proteine. Diese Methodik, bekannt als (Strept)avidin-Biotin-Technologie, verlässt sich
auf die extrem enge und spezifische Affinität (Kd ~ 10–15 M)
zwischen (Strept)avidin und Biotin.
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Avidin
und Streptavidin sind außergewöhnlich stabile
Proteine, die aus homotetrameren up-and-down β-Tonnen bestehen, die bei Biotinbindung
sogar noch stabiler werden. Die Übergangsmittelpunkte
der Hitzedenaturierung-(Tm), analysiert
durch Differenzial-Scanning-Kalorimetrie (DSC), haben gezeigt, dass
Avidin sowohl in der Gegenwart wie auch der Abwesenheit von Biotin
stabiler ist als Streptavidin (Gonzalez, M., Argarana, C. E., & Fidelio, G. D.,
Biomol. Eng. 16, 67–72
(1999). Ein möglicher
Grund dafür
kann die intramonomere Disulfidbrücke, die in jedem Avidinmonomer gefunden
wird, sein. Wildtyp-(wt)-Avidin besitzt einen hohen isoelektrischen
Punkt und es ist glycosyliert, wobei diese Eigenschaften unspezifische
Bindungen bei einigen Anwendungen hervorrufen könnten. Streptavidin ist nicht
glycosyliert und es fehlt ihm an Cysteinresten, die in der Lage
sind, Disulfidbrücken
zu bilden. Es wurde gezeigt, dass die unerwünschten Eigenschaften von Avidin ohne
deutliche Beeinflussung der festen Biotin-Bindungsaffinität und der
Stabilitätseigenschaften
von Avidin beseitigt werden können
(Marttila, A. T. et al., FEBS Lett 467 (2000), 31–6). Das
Avidin und Streptavidintetramer ist tatsächlich ein Dimer von zwei Dimeren.
Die Monomere, die das Tetramer bilden, treten miteinander auf eine
symmetrische Weise in Wechselwirkung und bilden die drei Arten von
Monomer-Monomer-Wechselwirkungen, die detailliert durch Livnah (Livnah,
O., Bayer, E. A., Wilcheck, M., & Sussman,
J. L., Proceedings of The National Academy of Sciences of the United
States of America 90 (1993), 5076–5080) beschrieben werden.
Die Wechselwirkung zwischen den Monomeren 1-4 (und dem äquivalenten
2-3) ist die stärkste,
während die
Wechselwirkung zwischen den Monomeren 1-3 (und 2-4) die schwächste ist.
Die Intensität
der Wechselwirkung zwischen den Monomeren 1-2 (und 3-4) ist auch
relativ schwach, aber wichtig, da Tryptophan 110 in Avidin (Trp120
in Streptavidin) von Untereinheit 1 an der Biotinbindung an der
Bindungsstelle von Untereinheit 2 teilnimmt, wodurch die mit der
Funktion im Zusammenhang stehende Monomer-Monomer-Grenzfläche gebildet
wird.
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Die
3-D-Strukturen von Avidin und Streptavidin wurden durch Röntgenkristallographie
aufgedeckt und ihre tertiären
und quaternären
Strukturen zeigen eine erstaunliche Ähnlichkeit trotz der relativ
geringen Aminosäuresequenzidentität (Weber,
P. C., Ohlendorf, D. H., Wendoloski, J. J. und Salemme, F. R. (1989)
Science 243, 85–88;
Livnah, O., Bayer, E. A., Wilcheck, M. und Sussman, J. L. (1993)
Proc. Natl. Acad. Sci. 90, 5076–5080;
Pugliese, L., Coda, A., Malcovati, M. und Bolognesi, M. (1993) J.
Mol. Biol. 231, 698–710).
Die meisten der essenziellen Biotin-bindenden Reste sind konserviert
und die Affinität
für Biotin
ist sowohl in Avidin wie auch Streptavidin nahezu identisch. Zusätzlich zu
der hohen Biotin-Bindungskapazität
zeigen Avidin- und Streptavidintetramere eine erstaunliche Stabilität bei hohen
Temperaturen wie auch unter stark denaturierenden Bedingungen. Die
Stabilität
steigt bei Biotinbindung sogar noch mehr (Green, M. (1990) Methods
Enzymol. 184, 51–67;
Gonzalez, M., Argarana, C. E. und Fidelio, G. D. (1999) Biomol.
Eng. 16, 67–72).
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Es
wurde zuvor über
eine Streptavidinmutante mit gesteigerten Stabilitätseigenschaften
im Vergleich mit denjenigen des Wildtyp-Streptavidins berichtet
(Reznik, G. O. et al., Nat Biotechnol 14 (1996), 1007–11). Die
verbesserte Stabilität
wurde durch Zugabe von zwei intermonomeren Disulfidbrücken zu
dem Streptavidintetramer erreicht, eine zwischen den Monomeren 1-3
und die andere zwischen den Monomeren 2-4, durch Änderung
des Histidinrestes 127 zu Cystein. In Avidin sind diese Grenzflächen ähnlich und
der Histidinrest 127 von Streptavidin ist analog zu dem Isoleucinrest
117 von Avidin.
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Das
Avidingen (AVD) in Hühnern
besitzt Homologe, genannt Avidin-verwandte Gene (AVRs) (Keinänen, R.
A., Laukkanen, M. L. und Kulomaa, M. S. (1988) J. Steroid Biochem.
30, 17–21;
Keinänen,
R. A., Wallen, M. J., Kristo, P. A., Laukkanen, M. O., Toimela,
T. A., Helenius, M. A. und Kulomaa, M. S. (1994) Eur. J. Biochem.
220, 615–21;
Ahlroth, M. K., Kola, E. H., Ewald, D., Masabanda, J., Sazanov,
A., Fries, R. und Kulomaa, M. S. (2000) Anim. Genet. 31, 367–75).
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Sieben
verschiedene Gene, AVR1–AVR7,
wurden geklont und sequenziert. Zwei der Gene, AVR4 und AVR5, sind
in ihrer Codierungssequenz 100% identisch, weisen in ihrer 5'-flankierenden Region
nur eine einzige Nukleotiddifferenz auf, während die anderen 94 bis 99%
identisch zueinander sind. Die Identität zwischen AVD und den verschiedenen
AVRs reicht von 91 bis 95%. Es wurden Boten-RNAs für AVR1,
AVR2 und AVR3 bei Hühnern
unter entzündlichen
Bedingungen festgestellt (Kunnas, T. A., Wallen, M. J. und Kulomaa,
M. S. (1993) Biochim. Biophys. Acta 1216, 441–5), aber es ist nicht bekannt,
ob sie als Proteine exprimiert werden. Die mutmaßlichen Avidin-verwandten Proteine
(AVRs), wie von ihren Nukleotidsequenzen abgeleitet werden, sind
74 bis 81% identisch zu Avidin und 85 bis 100% identisch zueinander.
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Avidinproteine,
die aus der Ente, der Gans, dem Strauß und dem Truthahn isoliert
wurden, zeigten ähnliche
tetramere Struktur, Glycosylierung und Stabilität sowohl gegen Temperatur wie
auch proteolytische Aktivität
von Proteinase K wie Hühneravidin.
Die Biotin-bindenden Eigenschaften dieser Avidine, gemessen unter
Verwendung von IAsys-optischem Biosensor, waren denjenigen ähnlich,
die in Avidin vom Huhn gefunden wurden. Drei dieser Avidine zeigten
jedoch verschiedene immunologische Kreuzreaktivität, wenn
sie mit dem Hühneravidin
verglichen wurden. Die Patientenserenreaktion auf Enten-, Gans-
und Straußen-Avidin
war auch niedriger als diejenige, die für Hühner- und Truthahnavidine beobachtet
wurde. Diese Proteine könnten Vorteile
gegenüber
der Verwendung von Hühneravidin
und bakteriellem Streptavidin bei Pretargeting-Anwendungen bieten
(Hytönen
et al., Biochem. J. (2003) 372; 219–225).
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Wegen
der Ähnlichkeit
der Struktur der Biotin-bindenden Proteine, einschließlich Hühneravidin
und bakteriellem Streptavidin, anderen Geflügelavidinen, wie Avidin-Proteinen,
die aus der Ente, der Gans, dem Strauß und dem Truthahn isoliert
werden, und Hühneravidin-verwandten
Proteinen (AVRs), wird angenommen, dass neue Mutanten dieser Biotin-bindenden Proteine
durch ortsgerichtete Mutagenese der Aminosäuren der Sequenzen geschaffen
werden könnten
und dass die resultierenden Mutanten ähnliche Eigenschaften aufweisen.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, neue Mutanten von Biotin-bindenden
Proteinen mit verbesserten Eigenschaften im Vergleich zu Wildtyp-Proteinen
bereitzustellen. Der Begriff Biotin-bindende Proteine wird so verstanden,
dass er Hühneravidin
und bakterielles Streptavidin, andere Geflügelavidine, wie Avidinproteine,
die aus der Ente, der Gans, dem Strauß und dem Truthahn isoliert
werden, und Hühneravidin-verwandte
Proteine (AVRs) mit einschließt.
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Diese
Erfindung stellt thermisch stabilisierte Biotin-bindenden Proteine unter Verwendung
von ortsgerichteter Mutation bereit. Für Avidin und AVRs wurde dies
durch Einführung
von Disulfidbrücken
zwischen ihren Untereinheiten erreicht. Diese kovalenten Bindungen
besaßen
keine größeren Effekte
auf die Biotin-bindenden Eigenschaften der jeweiligen Mutanten.
Darüber
hinaus behielt eine der Mutanten ihre tetramere Integrität sogar
unter denaturierenden Bedingungen. Diese neuen Avidinformen besitzen
native → denaturierte Übergangsmittelpunkte
(Tm) nahe 100°C in der Abwesenheit von Biotin;
für AVR4/5
liegt Tm nahe 110°C. Überdies wird gezeigt, dass
die intramonomeren Disulfidbrücken,
die in Wildtyp-Avidin gefunden werden, Effekte auf seine Stabilität aufweisen.
Eine Mutantenform, bei der diese Brücke entfernt wurde, wies in
der Abwesenheit von Biotin einen niedrigeren Tm als
Wildtyp-Avidin auf, aber zeigte eine vergleichbare Stabilität in der
Gegenwart von Biotin.
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Bei
der vorliegenden Erfindung wurde die Stabilität von Avidin durch die Zugabe
von intermonomeren Disulfidbrücken
durch Änderung
des Isoleucinrestes 117 zu Cystein verbessert.
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Zudem
wurden zwei zusätzliche
Mutanten hergestellt, bei denen noch mehr intermonomere Disulfidbrücken eingeführt wurden.
Es wurde auch eine cysteinlose Avidinversion konstruiert, bei der
die intramonomeren Disulfidbrücken
des Wildtyp-Avidins entfernt wurden. Die Stabilitätseigenschaften
dieser Mutanten wurden untersucht und mit denjenigen von Wildtyp-Avidin
und Streptavidin verglichen.
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Ortsgerichtete
Mutagenese kann auch in andere Biotin-bindende Proteine, einschließlich bakteriellem Streptavidin,
andere Geflügelavidine
und Hühneravidin-verwandte
Proteine (AVRs), eingeführt
werden, um ihre Eigenschaften ähnlich
dem Avidin zu verändern.
Die ortsgerichtete Mutagenese kann auch eine Deletion einer Aminosäure sein.
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Das
einzige AVR, das Affinität
zu Biotin und 2-Iminobiotin aufwies, die mit Avidin vergleichbar
war, war AVR4/5. Nichtsdestotrotz zeigte AVR4/5 andere interessante
Unterschiede, sprich ein "Extra"-Cysteinrest in jeder
Untereinheit und ein unterschiedliches Glycosylierungsmuster, wenn
es mit Avidin verglichen wurde.
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Die
ortsgerichtete Mutagenese von AVR4/5 cDNA wurde durch Mutation des
Asparagin 43 von AVR4/5 zu Glutaminsäure (AVR4/5(N43E)) durchgeführt, um
eine mögliche
Glycosylierung an dieser Position zu vermeiden. Cystein 124 in AVR4/5
wurde zu Serin konvertiert, um die erwartete fremde Disulfidbrücke in AVR4/5
zu eliminieren. Das AVR4/5/(C124S) wurde weiter durch Änderung
des Tyrosins 117 zu Cystein (AVR4/5(Y117C)) mutagenisiert. Das Cystein
124 in AVR4/5 könnte
zu jeder Aminosäure
konvertiert werden. (Die Nummerierung der Aminosäuren entspricht dem Avidin
(siehe 4)).
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Überraschenderweise
wurde gefunden, dass AVR4/5 die dauerhaftesten Hitzestabilitätseigenschaften von
allen Biotin-bindenden Proteinen, die bisher charakterisiert wurden,
aufweist. AVR4/5 zeigte einen Tm, der nachweislich
den Siedepunkt von Wasser sogar in der Abwesenheit von Ligand übertrifft.
Aufgrund seiner hohen thermischen Stabilität kann sich AVR4/5 oder eines
seiner Derivate als extrem nützlich bei
Anwendungen, bei denen eine hohe Hitzebeständigkeit erforderlich ist,
erweisen.
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Kurze Beschreibung der Figuren
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1A zeigt eine schematische Darstellung
der Mutanten Avd-ci, Avd-cci und Avd-ccci, die intermonomere Disulfidbrücken aufweisen.
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1B zeigt eine nicht-reduzierende SDS-PAGE-Analyse
von Avidin (Avd) und den Avidinmutanten Avd-ci, Avd-cci und Avd-ccci.
Die Proben wurden für
15 Minuten in SDS-PAGE-Probenpuffer (ohne β-Mercaptoethanol) gekocht und
das Gel wurde mit Coomassie-Brillantblau
gefärbt.
Wildtyp-Avidin (Avd) wird hauptsächlich
als eine monomere Form gefunden. Die Mutanten, die intermonomere
Disulfidbrücken
zwischen zwei Untereinheitspaaren (Avd-ci, Avd-cci) aufweisen, und
die Mutante, die ein kontinuierliches Makromolekül (Avd-ccci) bildet, bildeten
dimere und tetramere Strukturen.
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2 zeigt
die Bestimmung der Bindung von biotinylierter alkalischer Phosphatase
durch Wildtyp-Avidin und die Mutanten Avd-ci und Avd-ccci nach Hitzebehandlung
(99,9°C)
für verschiedene
Zeiträume
durch Mikrotiterplattenassay.
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3 ist
eine Darstellung der hitzeinduzierten Entfaltung von Avidin und
den Mutanten ohne (A) und mit (B) Biotin in einer Basislinien-subtrahierten
Form.
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4 ist
die Sequenzanordnung von Avd und den AVRs (AVR1–AVR7). Die Punkte weisen auf
identische Aminosäuren
in AVRs im Vergleich mit Avidin hin und die zwei Aminosäuredeletionen
in AVRs werden durch Striche angezeigt. Die horizontalen Pfeile
bezeichnen die β-Faltblätter von
Avidin und der vertikale Pfeil weist auf den Spaltungsort des Signalpeptids
in Avidin hin. Die Biotin-bindenden Reste in der Avidinsequenz sind
fettgedruckt und der N-Glycosylierungsort von Avidin wie auch die
möglichen
N-Glycosylierungsorte auf den AVRs werden mit Grau hervorgehoben.
Die Cysteinreste sind eingerahmt.
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5 Re-Organisation
der Untereinheitsgrenzfläche,
wo Sequenzunterschiede an Position 96 lokalisiert sind (in Stereo),
und der Effekt von Sequenzunterschieden an Position 111 auf die
Orientierung der Seitenkette von Trp-110. Die Aminosäure an Position
96 wird als CPK-Modell gezeigt und die umgebenden Aminosäuren werden
als Kugel-Stab-Darstellungen gezeigt. a) Met-96 (Avidin und AVR4/5),
b) Lys-96 (AVR1–3,6,7),
c) Lys-111 (Avidin, AVR1–3–7), d)
Ile-111 (AVR2) als CPK-Modelle.
Trp-110 wird als Stäbe
zusammen mit der Lösungsmittel-zugänglichen
(transparenten) Oberfläche
gezeichnet; Kugel-Stab-Modelle stellen das Liganden-Biotin dar.
Beachte in d) die starke Überlappung
zwischen Ile-111 und Trp-110, die die Neuorientierung der Tryptophan-Seitenkette
erzwingen würde,
was zu schlechteren Wechselwirkungen mit Biotin und reduzierter
Bindungsaffinität
führen
würde.
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6A Bindungskurven für Iminobiotinbindung durch
AVR4/5 in verschiedenen Konzentrationen (in diesem Fall von 4 × 10–7 M
bis 2,2 × 10–6 M).
Die ersten 500 Sekunden wurden verwendet, um die Kass-Konstante
zu kalkulieren. Der Gleichgewichtszustand wurde nach ungefähr 1 Stunde
Messung, abhängig
von der Konzentration, erhalten. Die maximale Bindung (Rmax) für die höchste Konzentration
betrug ca. 1.000 Bogensekunden. B) Ein Beispiel eines IASyS-Umkehrbarkeitsexperiments.
Man ließ das
Protein an eine Biotin-Aminosilanküvette binden. Nach Erreichen
des Gleichgewichts wurde die Küvette
gewaschen und die Dissoziation gemessen. Es wurde dann ein Überschuss
an freiem Biotin zugegeben und die Messung wurde fortgeführt, um
ein Fließgleichgewicht
zu erreichen. Die Küvette
wurde dann wieder gewaschen. Die nach der Bindung und Dissoziation
und nach der Biotinbehandlung und dem zweiten Waschschritt gemessenen
Werte wurden verwendet, um die Umkehrbarkeit der Biotinbindung zu
definieren. Bei diesem besonderen Experiment betrug die Umkehrbarkeit
praktisch 0% für
AVR6 und 100% für
AVR2.
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7 Nicht-reduzierende
SDS-PAGE von Avidin (AVD), AVR2 und AVR6 bei 90°C und 100°C Temperaturen. Die tetrameren,
dimeren und monomeren Formen werden mit Balken auf der rechten Seite
der Figur angezeigt.
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8 Glycosylierung
von Avidin und AVRs in Bakulovirus-infizierten Insektenzellen. Die Proben
wurden entweder mit Endo-Hf-Glycosidase, gefolgt von 15% SDS-PAGE
und Färbung
mit Coomassie-Brilliantblau, behandelt oder nicht behandelt. Avidin
wird durch A und die verschiedenen AVRs durch ihre korrespondierenden
Zahlen bezeichnet. M weist auf die Biorad-niedrigen Molekulargewichtsmarker
(31, 21,5 und 14,4 kDa) hin.
u unbehandelt mit Enzym
t
behandelt mit Enzym.
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9 Sequenzanordnung
von Hühneravidin
und AVR4/5. Die sekundäre
Struktur von Hühneravidin wird
auch gezeigt (β-Stränge: Pfeile).
Mutierte Aminosäurereste
sind mit Schwarz schattiert. Aminosäurereste, die an den Monomer-Monomer-Grenzflächen lokalisiert
sind, sind eingerahmt. Potenzielle Unterschiede, die die hohe thermische
Stabilität
von AVR4/5 im Vergleich mit Avidin erklären, sind grau schattiert.
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10 FPLC-Gelfiltrations-Chromatogramme.
A) AVR4/5 B) AVR4/5(C124S) C) oxidiertes AVR4/5 D) AVR4/5, reduziert
mit 2-Mercaptoethanol E) AVR4/5(Y117C, C124S). Die Elutionszeiten
der Gelfiltrationssstandards betrugen: Thyreoglobulin (670 kDa)
18,8 min, IgG (158 kDa) 24,6 min, BSA (68 kDa) 27,1 min, Ovalbumin
(44 kDa) 30,5 min, Myoglobin (17 kDa), 33,9 min. Die Standard-Proteinelutionszeiten
werden mit Pfeilen in den Chromatogrammen angezeigt.
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11A Deglycosylierungsanalyse der Proteine.
Denaturierte Proteine, behandelt mit Endoglycosidase Hf, analysiert
mit 15% SDS-PAGE.
4/5 = AVR4/5
43 = AVR4/5(N43E)
43+
= AVR4/5(N43E), behandelt mit Endoglycosidase Hf
A = Avidin
(Belovo)
A+ = Avidin, behandelt mit Endoglycosidase Hf
B)
Nicht-reduzierende SDS-PAGE. Die Proben wurden zuerst in vitro acetyliert,
für 20
Minuten gekocht und 15% SDS-PAGE unterworfen. Der Pfeil zeigt die
Gegenwart der dimeren Form von AVR4/5 an. Die Werte links stellen
die Banden für
die Molekulargewichtsstandards (Bio-Rad) dar.
A = Avidin
4/5
= AVR4/5
124 = AVR4/5(C124S)
C) Nicht-reduzierende SDS-PAGE.
Die Proben wurden zuerst in vitro acetyliert, für 20 Minuten gekocht und 15%
SDS-PAGE unterworfen. Der Pfeil zeigt die Gegenwart der dimeren
Form von AVR4/5(Y117C, C124S) an. Die Werte links stellen die Banden
für die
Molekulargewichtsstandards (Bio-Rad) dar.
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12 Microplatten-Assay.
AVR4/5 zeigt eine überlegene
Stabilität
gegenüber
Kochen im Vergleich zu Avidin wie auch zu Hochstabilitäts-AVD-ci
(Durchschnitt, N = 4).
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13 Sequenzunterschiede
zwischen Avidin und AVR4/5 an den Untereinheitsgrenzflächen. An
der 1-4 (und 2-3) Grenzfläche:
A) I56 in Avidin und B) R56 in AVR4/5. An der 1-3 (und 2-4) Grenzfläche (in
Stereo): C) I117 in Avidin und D) Y117 in AVR4/5. Wechselwirkende
Aminosäuren
werden als Kugel-Stab-Darstellungen
gezeigt. Untereinheitsoberflächen
sind wie folgt gefärbt:
1 = blau, 2 = gelb, 3 = rot und 4 = grün. In A) werden Wassermoleküle nahe
dem I117, die in der Kristallstruktur gesehen werden, als einzelne
rote Kugeln gezeigt.
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14 Die
Salzbrücke
zwischen D39 und R112 in AVR4/5. Die potenzielle Salzbrücke beschränkt die Flexibilität und Größe der Öffnung des
Liganden-bindenden Hohlraums im Vergleich mit Avidin, wo Alanin
an Position 39 vorliegt. Die transparente Oberfläche wird für eine AVR4/5-Untereinheit,
1, gezeichnet, aber beinhaltet zwei wechselwirkende Aminosäuren von
Untereinheit 2 des AVR4/5-Tetramers. Biotin wird als ein cpk-Modell,
Schlüssel-Aminosäuren als
Kugel-Stab-Figuren gezeigt und andere Aminosäuren werden durch Linien dargestellt.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Avidin
(SEQ ID NO 1) und Streptavidin (SEQ ID NO 2) sind wertvolle und
breit angewendete Werkzeuge in den Biowissenschaften. Zusätzlich zu
ihrer hohen Biotin-Bindungsaffinität vertraut
die Robustheit und die Flexibilität des Systems auf ihre extreme
Stabilität
unter verschiedenen anspruchsvollen Bedingungen. Bei der vorliegenden
Anmeldung ist eine Aufgabe, die Stabilität von Hühneravidin und anderen Biotin-bindenden Proteinen
noch weiter zu steigern, ohne ihre starke Biotin-Bindungsfähigkeit
zu verlieren. Um dieses Ziel zu erreichen, werden zwei, vier oder
sechs intermonomere Disulfidbrücken
in Avidin eingeführt.
Das gleiche könnte
auch mit Avidin-verwandten Proteinen gemacht werden. Zusätzlich wurde
die Rolle der intramonomeren Disulfidbrücken bei der Stabilität des Avidintetramers
durch Entfernung von ihnen unter Verwendung von ortsgerichteter
Mutagenese bestimmt.
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Gemäß den DSC-Ergebnissen
haben sowohl die intramonomeren wie auch die intermonomeren Disulfidbrücken Effekte
auf die hitzeinduzierte Denaturierung von Avidin. Die Entfernung
der intramonomeren Disulfidbrücken
von Avidin (Avd-nc) rief eine Abnahme in seiner Tm in
der Abwesenheit von Biotin hervor (ΔTm = –8,9°C), während in
der Gegenwart von Biotin der Tm praktisch
der gleiche war wie der von Wildtyp-Avidin. Dies unterstreicht die
Wichtigkeit der Biotin-induzierten Steigerung in der Stabilität von Avidin.
Interessanterweise besitzt die cysteinlose Mutante Avd-nc einen
gering höheren
Tm als denjenigen von Streptavidin als eine Apo-Form
und einen signifikant höheren
als ein Komplex mit Biotin. Außerdem
besitzt Avidin einen natürlich höheren Tm als Streptavidin.
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Das
stabilste der mutierten Avidine ist Avd-ci, welches eine intermonomere
Disulfidbrücke
in den Monomergrenzflächen
1-3 und 2-4 besitzt. Im Gegensatz dazu verbessern die Disulfidbrücken, die
an den Grenzflächen
1-4 und 2-3 geschaffen werden, nicht die thermische Stabilität von Avidin.
Statt dessen rufen diese Mutationen eine Abnahme in dem Tm des Mutanten Avd-cci hervor, wenn sie mit
dem Wildtyp-Avidin
oder sogar mit der cysteinlosen Mutante Avd-nc verglichen werden.
Dieser Effekt war in der Abwesenheit von Biotin auffallender. Die
hohe thermische Stabilität
der kombinierten Mutante Avd-ccci wies darauf hin, dass der stabilisierende
Effekt der Disulfidbrücke
an der Grenzfläche
1-3 (und 2-4) die Abnahme, die durch die Disulfidbrücken an
der Grenzfläche
1-4 (und 2-3) hervorgerufen wird, übertraf.
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In
der Gegenwart von denaturierenden Wirkstoffen kann es vorzuziehen
sein, die Mutanten Avd-ci, Avd-cci und Avd-ccci anstelle von Wildtyp-Avidin
zu verwenden. Dies kann insbesondere für Avd-ccci der Fall sein, da
alle seine Monomere kovalent aneinander gebunden sind (direkt oder
indirekt). Die Mutante ist in der Lage, sogar nach der Entfaltung
als ein Tetramer bestehen zu bleiben, wie in der SDS-PAGE-Analyse
gesehen wird (1B). Daher könnte sie
bei Anwendungen nützlich
sein, wo ein Verlust von Untereinheiten von Matrix-gekoppelten Avidintetrameren
die qualitative und quantitative Analyse von Molekülen behindern
würde. Gemäß den DSC-
und Mikrotiterplatten-Assays könnten
die Avidinmutanten Avd-ci und Avd-ccci, die bemerkenswert hohe Tm-Werte sogar in der Abwesenheit von Biotin
aufwiesen, in PCR-Protokollen verwendet werden, da sie den Temperaturen,
die verwendet werden, um dsDNA zu denaturieren, widerstehen können. Zum Beispiel
ist die Extraktion von 2-iminobiotinylierten oder biotinylierten
ssDNA-Molekülen
bei 95°C
mit Avd-ci- und Avd-ccci-beschichteten Teilchen möglich.
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Bei
den meisten Anwendungen der Biotin-Bindungstechnologie ist eine
Hochaffinitäts-Biotinbindung essenziell.
Daraus folgt, dass alle Mutanten, die in dieser Anmeldung vorgestellt
werden, vielversprechende Kandidaten für die Verwendung bei der Methodik
sind, da sie alle irreversible Biotinbindung und hohe Affinität gegenüber 2-Iminobiotin
zeigen. Keine der Mutationen involvierte Reste, die direkt für die Biotinbindung
verantwortlich waren. Cystein 106, das Isoleucin 106 in den Mutanten
Avd-cci und Avd-ccci substituierte, ist jedoch auf der gleichen
Schleife (zwischen den β-Strängen 7 und
8) lokalisiert wie der wichtige Biotin-Bindungsrest Tryptophan 110. Die Disulfidbrücke, die
zwischen Cys106 von Untereinheit 1 und Cys86 von Untereinheit 4
gebildet wird, kann direkt oder indirekt einen Einfluss auf Trp110
haben und dadurch auch die Biotin-Bindungsfähigkeit dieser Avidinmutanten
beeinflussen.
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Es
wurde auch gefunden, dass das Streptavidin-Tetramer unter bestimmten
Bedingungen ohne seinen gebundenen Liganden instabil ist. Dies könnte bei
vielen Anwendungen aufgrund des Verlustes von Signal zusammen mit
den analytischen Molekülen
schädlich
sein. Darüber
hinaus würde
es wahrscheinlich die Lebensspanne von Materialien verkürzen, wenn
sie kovalent gebundene Streptavidinmoleküle enthielten. Chilkoti wie auch
Reznik haben eine Streptavidinmutante beschrieben, His127Cys (Chilkoti,
A., Schwartz, B. L., Smith, R. D., Long, C. J. und Stayton, P. S.
(1995) Bio/Technology 13, 1198–1204;
Reznik, G. O. et al., Nat Biotechnol 14 (1996), 1007–11). Diese
Mutante besitzt eine intermonomere Disulfidbrücke zwischen den Untereinheiten 1
und 3 (2 und 4), die analog zu der Isoleucin-117-zu-Cystein-Substitution
in unserer Avidinmutante Avd-ci ist. Sie berichteten, dass die resultierende
Mutante stabiler war als Wildtyp-Streptavidin (Reznik, G. O. et
al., Nat Biotechnol 14 (1996), 1007–11). Avidin ist jedoch stabiler
als Streptavidin, wie durch DSC-Analyse
beurteilt wird (Gonzalez, M. et al., Biomol Eng 16 (1999) 67–72). Daher
würde die
1-3 (und 2-4) intermonomere Disulfidbrücken-tragende Mutante Avd-ci
auch einen höheren
Tm als die korrespondierende Streptavidinmutante aufweisen.
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Die
Produktion von Streptavidin (oder seinen Mutanten) wird normalerweise
als Einschlusskörper
in E. coli durchgeführt.
Sein Downstream-Processing beinhaltet mühsame und zeitaufwendige Denaturierungs- und
Renaturierungsverfahren, gefolgt von der künstlichen Bildung von Disulfidbrücken (in
dem Fall der His127Cys-Mutante) und zusätzliche Reinigungsschritte.
Im Gegensatz dazu ergab gemäß der vorliegenden Erfindung
die Herstellung von Avidin und anderen Biotin-bindenden Mutanten,
sogar von denjenigen mit intermonomeren Disulfidbrücken, lösliche Proteine
in Insektenzellen, die einfach in einem einzelnen Schritt durch Affinitätschromatographie
auf einer 2-Iminobiotinsäule
gereinigt wurden.
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Die
Avidinmutanten und andere Avidin-verwandte Proteinmutanten beinhalten
eine Signalsequenz und werden daher in eine eukaryote Insektenzelle
auf einem speziellen Weg eingeführt,
wo die Ausbildung der zahlreichen Disulfidbrücken als ein Teil des Vorganges
möglich
ist. Die Mutanten sind daher direkt nach diesem Vorgang löslich und
funktional. Bei diesem speziellen Weg wird die Brückenbildung
durch i. a. PDI(Protein-Disulfid-Isomerase)-Enzyme verstärkt. Im
Gegensatz dazu werden die Streptavidinmutanten in einer inaktiven Form
in prokaryoten Bakterien produziert (
US-Patent
6,022,951 ). Streptavidin wurde nicht erfolgreich auf einem
speziellen Weg in einem Insektenzell/Bakulovirussystem hergestellt,
welches System nun erfolgreich bei der Avidin und Avidinmutanten-Produktion
verwendet wurde. Avidin besitzt auch eine beträchtlich höhere Löslichkeit als Streptavidin.
Zuvor wurde gedacht, dass, da Avidin bereits eine natürliche intramonomere
Disulfidbrücke
besitzt, die Einführung
von neuen intermonomeren Disulfidbrücken falsche Paarung hervorrufen
würde, die
zu niedriger Qualität
oder inaktivem Protein in den Zellen führen würde. Streptavidin besitzt kein
natürliches Cystein
und daher würde
dies kein Problem bei der Streptavidin-Produktion sein.
-
Avidin
und Streptavidin sind total unterschiedliche Proteine, auch wenn
sie eine ähnliche
Struktur aufweisen. Die Mutante Avidin Avd-ccci unterscheidet sich
von den bekannten Avidinen dadurch, dass alle Untereinheiten kovalent
aneinander gebunden sind. Sie beinhaltet zusätzlich zu I117C auch Änderungen,
wo intermonomere Brücken
durch Aminosäuren
an verschiedenen Positionen der Untereinheiten gebildet werden, sprich
Cystein 86 paart sich mit Cystein 106 und anders herum (1-4-Monomere
und 2-3-Monomere) und unterscheidet sich so von der I117C-Mutante
(oder H127C-Streptavidinmutante), worin die gleiche Aminosäure in den
Paarungsuntereinheiten bei der Disulfidbrückenbildung überbrückt wird.
Es wurden verschiedene Disulfidbrücken nicht in ein Streptavidintetramer
eingeführt
als durch H127C erreicht werden konnte und eine solche Streptavidinmutante
könnte
nicht funktionell und vermutlich sehr heterogen sein. Wenn die Seitenketten
von den Isoleucinen 117 in jeder Avidintetramer-Untereinheit mit
Cysteinen substituiert werden, bilden sie die 1-3-(und 2-4-)Disulfidbrücken in
den Mutanten Avd-ci und Avd-ccci. Jede Untereinheit besitzt Isoleucin
106 und Aspartat 86, bei den Mutanten Avd-cci und Avd-ccci sind
diese mit Cysteinen substituiert, um die 1-4 (und 2-3) intermonomeren
Disulfidbrücken
zu bilden.
-
Das
Gen, das Avidin (AVD) codiert, besitzt in Hühnern sieben Homologe, genannt
Avidin-verwandte Gene (AVRs, AVR1–AVR7 (SEQ ID NO 3-9)). Da
es nicht bekannt ist, ob die Avidin-verwandten oder AVR-Gene in Hühnern als
Proteine exprimiert werden, wurden ihre cDNAs kürzlich geklont und sie wurden
unter Verwendung eines Bakulovirus-Insektenzell-Expressionssystems hergestellt (Laitinen,
O. H., Hytönen,
V. P., Ahlroth, M. K., Pentikäinen,
O. T., Gallagher, C., Nordlund, H. R., Ovod, V., Marttila, A. T.,
Porkka, E., Heino, S., Johnson, M. S., Airenne, K. J. & Kulomaa, M. S.
(2002) Biochem. J. 363, 609–617).
Zwei der Gene, AVR4 und AVR5, sind in ihrer Codierungssequenz 100%
identisch, wobei sie nur eine einzelne Nukleotiddifferenz in ihrer 5'-flankierenden Region
zeigen, während
die anderen 94 bis 99% identisch zueinander sind. Die Identität zwischen
AVD und den verschiedenen AVRs reicht von 91 bis 95% (Keinänen, R.
A., Wallen, M. J., Kristo, P. A., Laukkanen, M. O., Toimela, T.
A., Helenius, M. A. und Kulomaa, M. S. (1994) Eur. J. Biochem. 220,
615–21; Ahlroth,
M. K., Kola, E. H., Ewald, D., Masabanda, J., Sazanov, A., Fries,
R. und Kulomaa, M. S. (2000) Anim. Genet. 31, 367–75). Die
mutmaßlichen
Avidin-verwandten Proteine (AVRs), wie von ihren Nukleotidsequenzen abgeleitet,
sind 74 bis 81%ig identisch zu Avidin und 85 bis 100% identisch
zueinander.
-
Aminosäuresequenzanalyse
und Molekülmodellierung
werden verwendet, um die Eigenschaften der AVRs vorherzusagen und
zu erklären.
Es wurde gefunden, dass die AVR-Proteine sowohl strukturell wie
auch funktionell dem Avidin sehr ähnlich sind. Trotz der zahlreichen
Aminosäuresubstitutionen
in den Untereinheitsgrenzflächenregionen,
bilden die AVRs extrem stabile Tetramere, ähnlich dem Avidin.
-
In
der gesamten vorliegenden Anmeldung werden die Sequenzen von Avidin
und AVRs so angeordnet, dass die Aminosäuren 55 (Threonin) und 56 (Isoleucin)
der Avidinsequenz, die in der Sequenz der AVRs nicht vorkommen,
in der AVR-Sequenz gezählt
werden (siehe 4). Daher korrespondieren z.
B. die Asparagine 117 in den AVRs AVR1 und AVR2 zu dem Isoleucin
117 in Avidin, während
die Zahl der Aminosäure
117 in den AVRs 115 sein würde,
wenn die zwei Aminosäuren
55 und 56 in der Sequenz nicht gezählt würden.
-
Unterschiede
werden in einigen physikochemischen Eigenschaften der AVRs im Vergleich
mit Avidin gefunden, einschließlich
erniedrigtem isoelektrischem Punkt, gesteigerter Glycosylierung
und, am bemerkenswertesten, reversible Biotinbindung für zwei AVRs
(AVR1 und AVR2). Die Molekülmodellierung
zeigt, wie der Ersatz von Lys-111-Ile in AVR2 die Form der Biotin-bindenden
Tasche ändert
und so zu einer reversiblen Bindung führt. Biochemische Analysen
zeigen, dass Disulfidbindungen Monomere in AVR5 bilden und verbinden können, eine
Eigenschaft, die in Avidin nicht gefunden wird.
-
Trotz
der relativ hohen primären
Sequenzkonservierung (4) gibt es interessante Aminosäuresubstitutionen,
die die physikochemischen Eigenschaften von AVRs gegenüber denjenigen
von Avidin verändern. Zum
Beispiel ist der isoelektrische Punkt von einigen AVRs neutral oder
sogar azidisch, im Gegensatz zu basisch für Avidin, und ihre Glycosylierungsmuster
unterscheiden sich auch. Darüber
hinaus werden Unterschiede bei der Biotinbindung beobachtet, unabhängig von
dem Fakt, dass fast alle der Aminosäurereste, die für die Biotinbindung
in Avidin und Streptavidin wichtig sind, in den AVRs konserviert
werden. In vorangehenden Studien wurden die AVR-Sequenzen als Modelle
für die
Senkung des pI von Avidin verwendet (Marttila, A. T., Airenne, K.
J., Laitinen, O. H., Kulik, T., Bayer, E., Wilchek, M. und Kulomaa,
M. S. (1998) FEBS Lett. 441, 313–317) und zur Herstellung von
nicht-glycosyliertem Avidin (Marttila, A. T., Laitinen, O. H., Airenne,
K. J., Kulik, T., Bayer, E. A., Wilchek, M. und Kulomaa, M. S. (2000)
FEBS Lett. 467, 31–6).
-
Alle
pI-Mutanten, wie auch die nicht-glycosylierten Avidine, binden Biotin
mit hoher Affinität
und bilden stabile Tetramere. Daher wird von Unterschieden im pI
oder dem Mangel von Glycosylierung an Positionen, die zu Rest 17
in Avidin korrespondieren, nicht erwartet, dass sie die Biotinbindung
und Tetramerbildung der AVRs beeinflussen. Daraus folgt, dass die
beobachteten Unterschiede auf bisher unbekannten Eigenschaften basieren
müssen,
die während
sie die Biotinbindung beeinflussen, der Tetramerstabilität nicht
schaden.
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Ein
anderes strukturell interessantes Merkmal der AVRs (mit Ausnahme
von AVR2) ist der dritte Cysteinrest. Zusätzlich zu AVR4/5 kann dies
zumindest teilweise die Eigenschaften der AVRs 1, 3, 6 und 7 erklären. Ihre
Unfähigkeit,
2-Iminobiotin in IASyS-Analysen zu binden, kann die Gegenwart von
solchen strukturellen Unterschieden im Vergleich mit Avidin reflektieren.
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Zum
Abschluss sind die rekombinanten AVRs funktionell und zeigen interessante
physikochemische Eigenschaften. Diese neuen Biotinbinder können Vorteile
gegenüber
Avidin und Streptavidin bei verschiedenen Anwendungen bereitstellen.
Zum Beispiel könnte
AVR2 bei Affinitätsreinigungsprotokollen,
die milde Elutionsbedingungen erfordern, verwendet werden.
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Weiter
können,
wegen der Ähnlichkeit
der Sequenzen von Avidin und AVRs, die ortsgerichteten Mutationen,
die an der Avidinsequenz durchgeführt werden, um die thermostabile
Mutante Avidin zu schaffen, auf eine ähnliche Weise für die AVRs
durchgeführt
werden, wodurch intermonomere Disulfidbrücken in dem Tetramer geschaffen
werden. Das Tetramer kann eine Disulfidbrücke zwischen den Monomeren
1-3 und eine Disulfidbrücke
zwischen den Monomeren 2-4, wie in Avd-ci, zwei Disulfidbrücken zwischen
den Monomeren 1-4 und zwei Disulfidbrücken zwischen den Monomeren
2-3, wie in Avd-cci, oder eine Disulfidbrücke zwischen den Monomeren
1-3 und eine Disulfidbrücke
zwischen den Monomeren 2-4 und zwei Disulfidbrücken zwischen den Monomeren
1-4 und zwei Disulfidbrücken
zwischen den Monomeren 2-3, wie in Avd-ccci, aufweisen.
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Die
AVRs AVR1 und AVR2 besitzen Asparagin 117 anstelle des Isoleucins
117 in Avidin, das in diesen Mutanten zu Cystein geändert wird,
und in AVR3–7
ist der Aminosäurerest
117 Tyrosin, der zu Cystein geändert
wird. Der Isoleucinrest 106 und der Aspartatrest 86 sind die gleichen
in dem Avidin und den AVRs (siehe 4).
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AVR4/5
ist der nächste
Verwandte zu dem Avidingen in der Familie und seine chromosomale
Lokalisierung liegt dem Avidingen am nächsten (Ahlroth, M. K., Grapputo,
A., Laitinen, O. H. & Kulomaa,
M. S. (2001) Biochem. Biophys. Res. Commun. 285, 734–741). Es
ist das einzige AVR, das Affinität
gegenüber
Biotin und 2-Iminobiotin zeigte, die dem Avidin vergleichbar war.
Die offensichtlichsten strukturellen Unterschiede würden aus
den verschiedenen Mustern der Glycosylierung und dem fremden Cysteinrest,
der in den meisten AVRs gefunden wird, der in Avidin nicht vorliegt,
entstehen. Zusätzlich
zeigten die Reste in Kontakt an den Untereinheitsgrenzflächen der
Modellstruktur signifikante Unterschiede, wenn sie mit der Avidinstruktur
verglichen wurden. Gemäß der Analyse
der Stabilität
durch SDS-PAGE (Bayer, E. A., Ehrlich-Rogozinski, S. & Wilchek, M. (1996)
Electrophoresis 17, 1319–1324)
reduzierten diese Unterschiede jedoch nicht die Stabilität der AVRs.
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Bei
der vorliegenden Studie haben wir eine ausführlichere Untersuchung der
strukturellen und Stabilitätseigenschaften
des AVR4/5-Proteins unter Verwendung von umfassenden biochemischen
und Mutationsanalysen durchgeführt.
Eine überraschende
Beobachtung der vorliegenden Erfindung war die überlegene Hitzestabilität von AVR4/5
und seinen Mutanten, wenn sie mit Avidin oder Streptavidin (Gonzalez,
M., Argarana, C. E. & Fidelio,
G. D. (1999) Biomol. Eng. 16, 67–72) und auch den thermisch
verbesserten Avidinformen (Nordlund, H. R., Laitinen, O. H., Uotila,
S. T., Nyholm, T., Hytönen,
V. P., Slotte, J. P. & Kulomaa,
M. S. (2003) J. Biol. Chem. 278, 2479–2483) verglichen wurden. In
dem letzteren Fall wurden die Verbesserungen bei der Stabilität durch
Einführung
von Disulfidbrücken
zwischen Avidinuntereinheiten erreicht. Im Gegensatz dazu ist die
Disulfidbrücke,
aufgrund des fremden Cys-124 von AVR4/5 nicht verbunden, um die
Stabilität
zu verbessern, da beobachtet wurde, dass AVR4/5(C124S) noch stabiler
als AVR4/5 ist. Gemäß ITC, DSC
und optischen Biosensordaten ähneln
die Biotin- und 2-Iminobiotin-Bindungseigenschaften
von AVR4/5 denjenigen von Avidin. Die gemessene Affinität gegenüber Biotin
(Kd ≈ 3,6 × 10–14 M)
ist schwächer
als diejenige für
Avidin, aber diese Wechselwirkung ist dennoch eine der stärksten,
die für
Ligand-Protein-Wechselwirkungen
gemessen wird. Tatsächlich ähnelt sie
Werten, die zwischen Biotin und bakteriellem Streptavidin gemessen
werden (Kd ≈ 4,0 × 10–14 M)
(Green, N. M. (1990) Methods Enzymol. 184, 51–67). Die thermodynamische
Erklärung für die schwächere Affinität von AVR4/5
gegenüber
Biotin (im Vergleich mit Avidin) scheint in der Entropieänderung
bei Bindung zu liegen. Aufgrund ihrer hohen thermischen Stabilität können sich
AVR4/5 oder einige seiner Derivate als extrem nützlich bei Anwendungen, bei
denen eine hohe Hitzebeständigkeit
erforderlich ist, erweisen.
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Die
Modellierungsergebnisse legen nahe, dass mögliche Gründe für die verbesserte thermische
Stabilität
sowohl eine stabilere tertiäre
Struktur der AVR4/5 β-Tonne
wie auch günstigere
Untereinheitswechselwirkungen des Tetramers beinhalten. Die Struktur
des Avidins kann flexibler und in einer offeneren Konformation vorliegen,
um den Biotineintritt in die Bindungstasche zu akzeptieren, als
die potenziell starrere AVR4/5-Tonne. Dies könnte auch die höhere Affinität von Avidin
gegenüber
Biotin und 2-Iminobiotin erklären. Die
potenzielle Salzbrücke
zwischen Asp-39 und Arg-114 in AVR4/5 könnte zu der beobachteten langsameren Assoziationsgeschwindigkeit
von AVR4/5 für
2-Iminobiotin beitragen und sie könnte auch die Monomerstruktur stabilisieren.
Darüber
hinaus könnte
die Wechselwirkung von Asp-39 mit dem positiv geladenen Lys-111
von der benachbarten Untereinheit die Stabilität des Tetramers steigern. Ein
anderer Beitrag zu der langsameren Assoziationsgeschwindigkeit könnte die
Gegenwart des Pro-41-Gly-42-Dipeptids
in AVR4/5 sein, das eine Konformation bilden könnte, die den Eintritt von
Biotin in die Bindungstasche teilweise blockiert.
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Ein
wichtiger Faktor für
die gesteigerte Stabilität
ist vermutlich mit der Deletion von zwei Resten in Schleife 4 von
AVR4/5, korrespondierend zu den Resten Thr-55 und Ile-56 in Avidin,
verbunden. Diese Deletion könnte
die ungünstige
Wechselwirkung, die in Avidin gesehen wird, eliminieren. Im allgemeinen
hat der Vergleich der Kristallstruktur von verwandten Proteinen
gezeigt, dass kürzere
Schleifen weniger mobil und vermutlich stabiler sind (Usher, K.
C., de la Cruz, A. F., Dahlquist, F. W., Swanson, R. V., Simon,
M. I. & Remington, S.
J. (1998) Protein Sci. 7, 403–412;
Davail, S., Feller, G., Narinx, E. & Gerday, C. (1994) J. Biol. Chem.
269, 17448–17453;
Thompson, M. J. & Eisenberg,
D. (1999) J. Mol. Biol. 290, 595–604). Zusätzlich könnte die Ser-41-zu-Prolin-Konversion
in Schleife 3 zu der sekundären
und tertiären
Struktur von AVR4/5 Festigkeit hinzufügen. Der Ersatz von Glycinresten
in AVR4/5, die in Avidin vorliegen, könnte einen weiteren stabilisierenden Effekt
aufweisen, da Glycin potenziell mobiler ist und mehr Freiheit besitzt,
um Torsionswinkel anzunehmen, die anderen Aminosäuren nicht erlaubt sind (Liu,
H. L., Doleyres, Y., Coutinho, P. M., Ford, C. & Reilly, P. J. (2000) Protein Eng.
13, 655–659;
Shibuya, H., Kaneko, S. & Hayashi,
K. (2000) Biochem. J. 349, 651–656).
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Schließlich sollte
der Ersatz von Ile-117 in Avidin durch Tyrosin in AVR4/5 die Stabilität der 1-3-(und 2-4-)Dimer-Grenzfläche im Vergleich
mit Avidin steigern. Darüber
hinaus könnte
sich der stabilisierende Effekt auf die Untereinheiten 2 und 4 (1
und 3) erstrecken, die zu der 1-3-(2-4-)Dimer-Grenzfläche in großer Nähe liegen (13D).
Es werden jedoch zusätzliche
Mutations- und Strukturanalysen gebraucht, um die Genauigkeit dieser
Vorschläge
zu validieren.
-
Obwohl
die vorhergesagten Disulfidbrücken
keinen Effekt auf die thermische Stabilität von AVR4/5 zu haben schienen,
besaßen
sie einen klaren Einfluss auf die Gesamtstruktur des Proteins. Im
Gegensatz zu den vorangehenden Hypothesen (Laitinen, O. H., Hytönen, V.
P., Ahlroth, M. K., Pentikäinen,
O. T., Gallagher, C., Nordlund, H. R., Ovod, V., Marttila, A. T.,
Porkka, E., Heino, S., Johnson, M. S., Airenne, K. J. & Kulomaa, M. S.
(2002) Biochem. J. 363, 609–617)
legten die FPLC-Daten nahe, dass diese Disulfidbrücken AVR4/5-Tetramere
miteinander verbinden, so dass größere oligotetramere Strukturen
anstelle der Verbindung der Monomere mit dem gleichen Tetramer gebildet
werden (10). Multimerisation hat direkte
Konsequenzen für
die möglichen
Anwendungen, bei denen AVR4/5 ausgenutzt werden könnte. In
einigen Fällen,
bei denen eine hohe thermische Stabilität in Verbindung mit einer klar
definierten Molekülmasse
gebraucht wird, könnten
dann AVR4/5(C124S) oder seine Derivate die beste Option sein. Unter
anderen Umständen,
z. B. bei denen eine hohe Biotin-Bindungskapazität zusammen
mit höherer
Thermostabilität
erforderlich ist (Välimaa,
L., Pettersson, K., Vehniäinen,
M., Karp, M. & Lövgren, T.
(2003) Bioconjug. Chem. 14, 103–111),
könnte
natives AVR4/5 der am besten geeignete Kandidat sein.
-
Basierend
auf der Sequenz enthält
AVR4/5 drei potenzielle N-Glycolysierungsorte. In einer vorangehenden
Studie schien es, dass AVR4/5 stark glycosyliert war, aber es war
nicht möglich,
zu beurteilen, ob alle möglichen
Orte genutzt werden (Laitinen, O. H., Hytönen, V. P., Ahlroth, M. K.,
Pentikäinen,
O. T., Gallagher, C., Nordlund, H. R., Ovod, V., Marttila, A. T.,
Porkka, E., Heino, S., Johnson, M. S., Airenne, K. J. & Kulomaa, M. S.
(2002) Biochem. J. 363, 609–617).
Mutationsanalyse zeigte, dass Glycosylierung mindestens an Asn-43 auftritt
(11). Die Glycosylierung von Asn-43 besitzt jedoch
keinen deutlichen Einfluss auf die Biotinbindung, thermische Stabilität oder strukturelle
Merkmale von AVR4/5. Ein Teil des resultierenden Proteins AVR4/5(N43E)
schien sogar noch stärker
glycosyliert zu sein als Avidin, was nahelegt, dass die beiden verbleibenden
Glycosylierungsorte (Asn-71 und Asn-119) zumindest in einigem Ausmaß genutzt
werden könnten.
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Durch
Konstruktion und Analyse des AVR4/5(Y117C, C124S) wurde gezeigt,
dass es möglich
ist, die Mutation(en), die in (Nordlund, H. R., Laitinen, O. H.,
Uotila, S. T., Nyholm, T., Hytönen,
V. P., Slotte, J. P. & Kulomaa,
M. S. (2003) J. Biol. Chem. 278, 2479–2483) beschrieben wird/werden,
auf AVR4/5 (C124S) anzuwenden. Das erhaltene Protein AVR4/5(Y117C,
C124S) ist ein stabiles Tetramer einschließlich kovalenten Bindungen
zwischen den Untereinheiten. Diese Art von Protein könnte sogar
noch bessere Eigenschaften bei Anwendungen, bei denen eine hohe
Resistenz gegen Umgebungsfaktoren benötigt wird, anbieten. Eine mögliche Verwendung
könnte
z. B. bei oberflächenbasierten
Anwendungen sein, bei denen das Biotin-bindende Protein an eine Matrix angebracht
wird und die Untereinheitsdissoziation ein schädliches Ereignis ist.
-
Das
Verhalten von AVR4/5-Protein wurde signifikant aufgrund der Mutation
von Cys124 → Ser
verändert.
AVR4/5 bildet Oligomere von Tetrameren über intertetramere Disulfidbindungen.
AVR4/5(C124S) verhält sich
wie ein natives Avidin mit der hohen Stabilität von AVR4/5. Für das erhaltene
Protein AVR4/5(C124S) wurde gefunden, dass es sogar noch stabiler
als das ursprüngliche
(AVR4/5) war. Dieses Protein (AVR4/5(C124S)) könnte sich als nützlich für viele
Anwendungen in der Avidin-Biotin-Technologie herausstellen.
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Es
wird in dieser Anmeldung gezeigt, dass die intramonomeren Disulfidbrücken von
Wildtyp-Avidin ein wichtiger Faktor dabei zu sein scheinen, das
Avidin so thermostabil zu machen. Auf der anderen Seite ist es möglich, die
hohe Thermostabilität
von Avidin und anderen Biotin-bindenden Proteinen weiter durch die
Einführung
von intermonomeren Disulfidbrücken
zu steigern. Die thermostabilsten Avidinmutanten und andere Biotin-bindende
Proteinmutanten, die in dieser Anmeldung beschrieben werden, stellen
stabilere Werkzeuge für die
Biotin-Bindungstechnologie, auch geeignet für neue Arten von Anwendungen,
bereit.
-
Die
Erfindung wird nun mit Bezugnahme auf die folgenden nicht begrenzenden
Beispiele weiter beschrieben.
-
Beispiele
-
Beispiel 1
-
Design der Avidinmutanten
-
Die
Mutationen wurden unter Verwendung der Sequenz- und Strukturinformation
entwickelt, die aus Analysen mit GCG (Genetics Computer Group, Madison,
Wisconsin), EMBOSS (European Molecular Biology Open Software Suite),
WHAT IF (Vriend, G., J. Mol. Graph. 8 (1990), 52–6, 29) und InsightII (Molecular
Simulations Inc., San Diego, CA) Programmen erhalten wurde. Die
Gentechnik der Codierungssequenz von Avidin wurde durch Megaprimer-
(Sarkar, G. & Sommer,
S. S., Biotechniques 8 (1990), 404–407) und QuikChange (Stratagene)-Verfahren unter Verwendung
von Oligonukleotidprimern, die die erwünschten Mutationen enthielten,
durchgeführt.
-
Die
Avidinmutante Avd-nc (C4A, C83Y) wurde konstruiert, um Information über die
Wichtigkeit der intrinsischen Disulfidbrücken für die Gesamtstabilität des Avidintetramers
zu erhalten. Gemäß der Sequenzanordnung
mit Streptavidin wurden die Cysteinreste mit den gleichen Resten,
die Streptavidin an den analogen Positionen in seiner Primärstruktur
trägt,
substituiert (Tabelle 1). Die Avidinmutante Avd-cci (D86C, I106C) übernahm
unter Verwendung des evolutionären
Ansatzes auch die Cysteine (Laitinen, O. H. et al., FEBS Lett 461
(1999), 52–8).
Die Sequenzinformation kam von der avidinähnlichen Domäne der Seeigel-Fibropelline (Hunt,
L. T. & Barker,
W. C., Faseb 3 (1989), 1760–1764;
Delgadillo-Reynoso, M. G. et al., J Mol Evol 29 (1989), 314–27; Bisgrove,
B. W. et al., Journal of Molecular Evolution 41 (1995), 34–45; Bisgrove,
B. W. & Raff,
R. A., Dev Biol 157 (1993), 526–38).
In dem Fall von Avd-cci wurden zwei intermonomere Disulfidbrücken, entwickelt, um
sich zwischen den Monomeren 1-4 und 2-3 zu bilden, eingeführt, wodurch
eine Gesamtheit von vier neuen Disulfidbrücken per Tetramer gebildet
wurde (1A). Bei Avd-cci wurde von
Cystein 86 von Untereinheit 1 angenommen, dass es sich mit Cystein
106 von der benachbarten Untereinheit 4 paart und umgekehrt. Es
wurde angenommen, dass identische Kontakte auch auf der Grenzfläche der
Untereinheiten 2 und 3 vorliegen.
-
Tabelle 1
-
Beschreibung
der Proteine. Die Zahl der intermonomeren Disulfidbrücken und
die gemessene Affinität gegenüber 2-Iminobiotin
werden angezeigt. Hochgestellte (*) weisen darauf hin, dass Avd-nc
aufgrund der Entfernung der Wildtypintramonomeren Disulfidbrücke keine
Cysteine besitzt.
Probe | Mutierte Reste | Zahl
der intermonomeren Disulfidbrücken | 2-Iminobiotinaffinität Kd (M) |
wt
Avidin | keine | 0 | 2,5 × 10–8 |
Avd-nc | C4A,
C83Y | 0* | 1,9 × 10–7 |
Avd-ci | I117C | 2 | 8,5 × 10–8 |
Avd-cci | D86C,
I106C | 4 | 9,4 × 10–8 |
Avd-ccci | D86C,
I106C I117C | 6 | 2,9 × 10–7 |
-
Avd-ci
(I117C) besitzt einen extra Cysteinrest in jeder Untereinheit des
Tetramers. Es wurde gemäß der Mutationsstrategie,
die Chilkoti (Chilkoti, A. et al., Bio/Technology 13 (1995), 1198–1204) und
Reznik (Reznik, G. O. et al., Nat Biotechnol 14 (1996), 1007–11) verwendeten,
um das Streptavidintetramer zu stabilisieren, entwickelt. In Avd-ci
steht Cystein 117 von Untereinheit 1, Cystein 117 von der benachbarten
Untereinheit 3 gegenüber.
-
Identisch
enthält
die korrespondierende Untereinheitsgrenzfläche 2-4 des Wildtyp-Proteins
zwei äquivalente
Isoleucinreste, die durch Cysteine ersetzt wurden. Daher wurde von
zwei intermonomeren Disulfidbrücken
in dem Avidintetramer erwartet, dass sie sich zwischen den Untereinheiten
1-3 und 2-4 bilden, wodurch die feste Bindung zwischen den Dimeren
1-4 und 2-3 durch die Addition der zwei kovalenten Bindungen intensiviert
wird. Schließlich
wurde, um sechs intermonomere Disulfidbrücken in das Avidintetramer,
Avd-ccci, einzuführen,
eine Kombination der Mutanten Avd-ci und Avd-cci konstruiert.
-
Beispiel 2
-
Herstellung, Reinigung und Charakterisierung
von mutanten Avidinen
-
Alle
Mutanten wurden durch ein Bakulovirus-Expressionssystem (Bac-To-Bac,
Gibco BRL, Life Technologies, Gaithersburg, MD, USA) in den infizierten
Insektenzellen hergestellt und durch Affinitätschromatographie auf 2-Iminobiotinagarose
gereinigt, wie zuvor detailliert durch Airenne (Airenne, K. J. et
al., Protein Expression and Purification 9 (1997), 100–108) und
Laitinen (Laitinen, O. H. et al., Biochem J. 363 (2002), 609–17) beschrieben
wurde.
-
Wildtyp-Avidin
wurde aus Hühnereiweiß gereinigt.
Unter Verwendung eines Vibra cellTM Ultraschallgerätes wurde
das Eiweiß für 3 Minuten
auf Eis bei einer Stärkeneinstellung
von 8 und einem 50% Tastgrad mit einer einminütigen Pause zwischen den Bursts
beschallt. Nach der Beschallung wurde die Probe mit zwei Volumen
PBS verdünnt
und zentrifugiert (20 Minuten, 20.000 g, 4°C). Die lösliche Fraktion wurde weiter
durch Affinitätschromatographie
auf 2-Iminobiotinagarose, wie zuvor berichtet (Laitinen, O. H. et
al., J Biol Chem 276 (2001), 8219–24) gereinigt. Die Proteinproben
wurden konzentriert und einer Änderung
der Puffer mit Centricon YM-3-Filtern (Millipore, cat. no. 4202)
unterworfen. Die SDS-PAGE-Analyse
wurde mit einem Probenpuffer ohne β-Mercaptoethanol durchgeführt.
-
Alle
Mutanten zeigten eine ausgezeichnete Reinigungseffizienz, was darauf
hinweist, dass die Mutationen keine größeren Effekte auf die 2-Iminobiotin-bindenden
Eigenschaften hatten. Darüber
hinaus zeigten die Mutanten irreversible Biotin-bindende Eigenschaften,
die von denen des Wildtyp-Avidins nicht zu unterscheiden waren,
wie mit einem IAsys optischen Biosensor gemessen wurde (Daten nicht
gezeigt). Die Affinitäten
gegenüber
2-Iminobiotin wurden für Wildtyp-Avidin
und die vier Mutanten bestimmt (Tabelle 1). Die Resultate wiesen
darauf hin, dass die Mutationen die 2-Iminobiotin-bindenden Eigenschaften
der Mutanten nicht signifikant veränderten. Die Bildung der intermonomeren
Disulfidbrücken
wurde mit SDS-PAGE-Analyse untersucht (1B),
die bestätigte,
dass die Cysteine auf die erwartete Weise Paare bildeten. Die Biotin-bindende
Aktivität
nach Hitzebehandlung von Avd-ci und Avd-ccci wurde durch ein Mikrotiterplattenassay
untersucht (2). Die Mutanten erwiesen sich
als stabiler und länger
aktiv, in dem Sinne der Biotinbindung, als das Wildtyp-Avidin.
-
Beispiel 3
-
Biotin-Bindungsassays für Avidin
und die Mutanten
-
Die
Umkehrbarkeit der Biotinbindung wurde für Avidin und die Mutanten mit
einem IA-sys optischen Biosensor (Laitinen, O. H. et al., FEBS Lett
461 (1999), 52–8)
gemessen. Man ließ Proteinproben
an eine Biotin-Aminosilan-Küvette
in PBS, das 1 M NaCl enthielt, binden. Nachdem das Gleichgewicht
erreicht wurde, wurde Biotin enthaltender Puffer zugegeben und die
Dissoziation der Proteine wurde beobachtet. Die Affinitäten der
Proteine gegenüber
2-Iminobiotin wurden mit einem IAsys optischen Biosensor (Marttila,
A. T. et al., FEBS Lett 441 (1998), 313–7) bestimmt. Die Biotin-Bindungsaktivität der Mutanten
Avd-ci und Avd-ccci nach Hitzebehandlung wurde mit einem Mikrotiterplattenassay
untersucht. Die Proteinproben, 5 μg/ml
Konzentration in PBS, wurden für
unterschiedliche Zeiträume
bei 99,9°C
erhitzt und dann auf Eis abgekühlt.
Die Proben wurden auf eine Nunc Maxisorp-Platte übertragen und bei 37°C für 2 Stunden
inkubiert. Die Vertiefungen wurden dreimal mit PBS-Tween (0,05%
V/V) gewaschen. Danach wurden die Vertiefungen mit PBS, das 1% BSA enthielt,
bei 37°C
für 30
Minuten blockiert und wieder mit PBS-Tween gewaschen. Als nächstes wurde
biotinylierte alkalische Phosphatase (Sigma) in PBS, 1% BSA zugegeben
und bei 37°C
für 1 Stunde inkubiert.
Die Vertiefungen wurden noch einmal mit PBS-Tween gewaschen und
das PNPP-Substrat in DEA-Puffer (1 mg/ml) wurde zu den Vertiefungen
zugegeben. Die Absorption bei 405 nm wurde nach der Inkubation für 45 Minuten gemessen.
-
Beispiel 4
-
Differential-Scanning-Kalorimetrie der
Avidin-Mutanten
-
Um
die thermische Stabilität
der gereinigten Avidin-Mutanten zu untersuchen, wurden sie einer
Analyse durch Differential-Scanning-Kalorimetrie
unterworfen. Es wurde ein Nano II-Differential-Scanning-Kalorimeter (Calorimetric
Science Corporation, Provo, Utah) verwendet. Die Proteinprobenkonzentrationen
betrugen 0,032 mM (als die Monomerkonzentration angegeben) und die
Biotin enthaltenden Proben besaßen
ein molares Biotin:Avidin-Verhältnis
von 3:1. Die Referenzzelle wurde mit dem gleichen Puffer gefüllt, in
dem die Probenproteine aufgelöst
wurden (100 mM Natriumphosphatpuffer, pH 7,4). Die Thermogramme
wurden als eine Funktion der Temperatur, zwischen 25 und 130°C bei einer
Temperatur-Scangeschwindigkeit von 55,6°C/Stunde aufgezeichnet. Die
Basislinien wurden subtrahiert und die Übergangsmittelpunkte (Tm) der Proben wurden unter Verwendung von
Markensoftware, die durch den Instrumentenhersteller bereitgestellt
wurde, berechnet.
-
Die
Ergebnisse werden in einer Basislinien-subtrahierten Form (3)
und numerisch (Tabelle 2) gezeigt. Wie durch die Thermogramme gezeigt
wird, war Avd-ci die stabilste Avidinmutante, da ihr Denaturations-Tm-Wert der höchste war, sowohl in der Abwesenheit
wie auch der Gegenwart von Biotin. Avd-ccci war nur gering weniger
stabil als Avd-ci. Die anderen Mutanten und wt Avidin waren gleich
stabil, wenn sie an Biotin gebunden waren, während Avd-nc und Avd-cci die
niedrigsten Tm-Werte in der Abwesenheit
von Biotin zeigten. Die hitzeinduzierte Entfaltung der Avidine war
ein irreversibler Prozess und die Entfaltung der Proteine wurde oft
von einer mehr oder weniger steilen Abnahme in der Hitzekapazität gefolgt
(aufgrund Aggregation, Daten nicht gezeigt).
-
Tabelle 2
-
Hitze-induzierte
Entfaltung der Wildtyp- und Mutanten-Avidine mit oder ohne Biotin
wurde unter Verwendung von DSC untersucht. Die Werte für T
m sind die Durchschnitte der Ergebnisse aus
zwei verschiedenen Experimenten (± Standardfehler des Mittelwertes).
Der Wert für ΔT
m zeigt die Differenz bei der T
m im
Vergleich mit derjenigen von wt Avidin oder wt Avidin + Biotin an.
Probe | Tm/(°C) | ΔTm/(°C) |
wt
Avidin
+ Biotin | 85,5 ± 0,1
118,2 ± 0,1 | |
Avd-nc
+
Biotin | 76,4 ± 0,4
118,5 ± 0,1 | –9,1
0,3 |
Avd-ci
+
Biotin | 98,6 ± 0,1
124,7 ± 0,5 | 13,1
6,5 |
Avd-cci
+
Biotin | 74,4 ± 0,1
117,5 ± 0,1 | –11,1
–0,7 |
Avd-ccci
+
Biotin | 94,7 ± 0,5
122,0 ± 0,1 | 9,2
3,8 |
-
Beispiel 5
-
Sequenzvergleich und Molekülmodellierung
von AVR-Proteinen
-
Die
EMBL-Datenbank-Zugangsnummern für
die AVR-Gene, die verwendet werden, um die korrespondierenden Aminosäuresequenzen
abzuleiten, sind wie folgt: AVR1, Z21611; AVR2, Z21554; AVR3, Z21612; AVR4,
Z22883, AVR6, AJ237658; AVR7, AJ237659. AVR4 stellt auch das identische
AVR5 dar und wir benutzen daher die Bezeichnung AVR4/5. Die AVR-cDNAs wurden
mit dem GCG-Software-Package-Programm Map (Genetic Computer Group,
Madison, WI, USA) translatiert. Der theoretische pI für die AVRs
und Avidin wurde unter Verwendung des GCG-Package-Programms Peptidesort
bestimmt. Der Vergleich der Sequenzen von Avidin und AVR1–AVR7 wurde
unter Verwendung von Malign (Johnson, M. S. und Overington, J. P.
(1993) J. Mol. Biol. 233, 716–38;
Johnson, M. S., May, A. C., Rodionov, M. A. und Overington, J. P.
(1996) Methods Enzymol. 266, 575–98) in dem BODIL Modelling
Environment (Lehtonen, Rantanen, Still and Johnson, unveröffentlicht)
durchgeführt.
Modellstrukturen von AVR1–AVR7
wurden unter Verwendung des Schnell-Homologie-Modellierungsprogramms
HOMODGE in BODIL auf der Basis der Röntgenstruktur von Hühneravidin
in Komplex mit Biotin (PDB-Code: 1avd; (Pugliese, L., Coda, A.,
Malcovati, M. und Bolognesi, M. (1993) J. Mol. Biol. 231, 698–710) erstellt.
HOMODGE zielt darauf ab, Fehler bei Modellen von nah verwandten
Proteinen durch Verwendung von so vielen Atomkoordinaten von der
bekannten Struktur wie möglich
zu reduzieren, um die konservierten Hauptketten- und Seitenkettenstrukturen
aufzubauen. Wo sich die Seitenketten unterscheiden, verwendet HOMODGE
eine Rotamerbibliothek, um die Seitenkettenkonformation auszuwählen, um
die Kontakte zu optimieren.
-
Die
mutmaßlichen
AVRs wurden mit Avidin verglichen, um Unterschiede zu identifizieren,
die die Biotinbindung, strukturelle oder andere biochemische Merkmale
beeinflussen könnten.
Die Biotin-Bindungsreste sind gut in allen AVR-Proteinen konserviert, zeigen nur drei
Aminosäureänderungen
(aus 16 möglichen) (4).
Drei sequenzielle Reste, die in die Biotinbindung involviert sind
(38–40,
Thr-Ala-Thr in Avidin) werden durch Ala-Asp-Asn in allen AVR-Proteinen
substituiert. Mit der Ausnahme von AVR7 mangelt es den AVR-Proteinen an dem
Glycosylierungsort (Asn-17), der in Avidin vorliegt. Statt dessen
weisen sie alle andere Asn-Xaa-Ser/Thr-Sequenzen
auf, welche während
der Proteinreifung entlang des Sekretionsweges glycosyliert werden
könnten.
Es gibt einen gemeinsamen Asn-Xaa-Ser-Ort in der L5-Schleife von
allen AVR-Proteinen. Zusätzliche
Asn-Xaa-Ser/Thr-Sequenzen sind wie folgt verteilt: zwei in AVR1
(in Strang β3
und in L3), eine in AVR2 (L3), eine in AVR3 (β8), zwei in AVR4/5 (L3 und β8) und zwei
in AVR6 und AVR7 (β3
und β8).
Die potenziellen N-Glycosylierungsorte der AVRs sind auf der Oberfläche des
Tetramers lokalisiert und man erwartet daher von ihnen, dass sie
glycosyliert werden.
-
Die
theoretischen pIs von AVR3 und AVR4/5 sind basisch, ähnlich dem
pI von Avidin (Avidin 10,4, AVR3 10,2 und AVR4/5 10,0). Auf der
anderen Seite sind AVR1, AVR6 und AVR7 neutral (pI 7,3) und für AVR2 wird
berechnet, dass es mit einem pI von 4,7 sauer ist. Alle AVR-Proteine,
mit Ausnahme von AVR2, besitzen drei Cysteinreste (4).
Bei AVR1, AVR3, AVR6 und AVR7 ersetzt das dritte "extra" Cystein Thr-60 von
Avidin, das an dem Beginn von β5
lokalisiert ist. Bei AVR4/5 befindet sich der "extra" Cysteinrest nahe dem C-Ende des Proteins,
wo Arg-124 in Avidin gefunden wird. Dieses Extra-Cystein ruft Agglomeration
der Tetramere hervor und so würde
es vorzuziehen sein, es durch eine andere Aminosäure zu substituieren.
-
Die
Grenzflächenregionen
zwischen verschiedenen Untereinheiten zeigen eine variable Anzahl
von Aminosäuresubstitutionen
zwischen den AVR-Proteinen und Avidin. Die Grenzfläche zwischen
den Untereinheiten 1 und 2 (wie auch zwischen 3 und 4) ist in allen
AVRs perfekt konserviert. Im Gegensatz dazu zeigen zwei von drei
Grenzflächenresten
zwischen den Untereinheiten 1 und 3 (2 und 4) Änderungen in allen AVR-Proteinen,
mit Ausnahme von AVR4/5, welche nur eine Substitution (Ile-117-Tyr)
zeigt. Interessanterweise zeigt die eng miteinander in Wechselwirkung
stehende 1-4-(2-3)-Untereinheitsgrenzfläche verschiedene Aminosäuresubstitutionen
in allen AVRs. In Avidin verleiht eine Gesamtheit von 22 Resten
Kontakte unter den Untereinheiten innerhalb dieser Grenzfläche. Die
AVR-Proteine weisen
neun Substitutionen in dieser Region auf, von denen sieben in allen
AVRs und zwei in allen AVRs außer
AVR4/5 gefunden werden (Tabelle 3).
-
Tabelle 3
-
Aminosäuresubstitutionen
in den Grenzflächenregionen
zwischen AVRs und Avidin
-
Aminosäuren, die
in Avidin an Wechselwirkungen unter den Untereinheiten teilnehmen,
aber in AVRs substituiert sind.
- a Hauptkettenkontakt
- b Sauerstoffatom der Hauptkette
- c Seitenkettenkontakt
- d Van der Waals-Kontakte
- e Anzahl der Wasserstoffbindungen
-
-
Die
meisten der Sequenzunterschiede in der Untereinheitsgrenzfläche von
Avidin und AVR1 bis AVR7 würden
nicht mit der Tetramerbildung interferieren. Die kritischste Sequenzdifferenz
ist an der Position 96 lokalisiert, wo Methionin in Avidin und AVR4/5
durch Lysin in AVR1 bis AVR3 und AVR6 bis AVR7 ersetzt wird. In
Avidin und AVR4/5 interagiert Met-96 mit Met-96 von einem zweiten
Monomer des Tetramers (5a). Wenn Met-96
durch das positiv geladene Lysin ersetzt wird, wie es in AVR1 bis
AVR3 und AVR6 bis AVR7 gesehen wird, würde es logisch sein, zu erwarten,
dass die Ladungsabstoßung
mit der Bildung des Tetramers interferiert. Dies scheint jedoch
nicht aufzutreten, sondern statt dessen kann Lys-96 von Monomer
1 Wasserstoffbindungen mit der Seitenketten-OH-Gruppe von Thr-113
von Monomer 4 und mit dem Hauptketten-Sauerstoff von Val-115 von
Monomer 3 bilden (5b).
-
Im
Vergleich mit Avidin ist die Biotin-Bindungstasche in AVR1 bis AVR7
hoch konserviert, wobei nur geringe Änderungen in den Sequenzen
und daher in der Form der Bindungstasche beobachtet werden. Diese Änderungen
sind auf den Bereich, der den flexibelsten Teil des Biotinmoleküls umgibt,
begrenzt und daher kann Biotin einfach diese Änderungen kompensieren. Die
einzige Ausnahme tritt an Position 111 auf. In Avidin, AVR1 und
AVR3 bis AVR7 wird Lysin an dieser Position gefunden, während in
AVR2 Isoleucin vorliegt. In der Avidin-Kristallstruktur interagiert der hydrophobe
Teil der Lysin-Seitenkette
mit dem Indolring von Trp-110, wodurch seine Position fixiert wird
(5c). Der Ersatz von Lys-111 durch
die massige Isoleucin-Seitenkette würde die Seitenkette von Trp-110
dazu zwingen, sich entweder in Richtung der Bindungstasche (effektiv
den Biotineintritt an dieser Stelle blockierend) oder weg von der
Bindungstasche (den Eintritt und Austritt von Biotin in/von dieser
Stelle erlaubend) zu beugen (5d).
Trp-110 ist eine der kritischsten Aminosäuren in der Bindungstasche,
da es genau der Form von Biotin entspricht, wo der Ligand am starrsten
ist. Der N-gebundene Glycosylierungsort auf L5, obwohl nahe dem
Biotin-Bindungsort, ist Lösungsmittelexponiert.
Das Asparagin, das glycosyliert ist, liegt nicht in der Nähe des Liganden,
während
die Serinseitenkette an die Carboxylatgruppe von Biotin wasserstoffgebunden
ist. Wenn Biotin fehlt (z. B. während
posttranslationeller Glycosylierung), sollte die Serin-Seitenkette
für das
glycosylierende Enzym zugänglich
sein.
-
Alle
AVRs, mit der Ausnahme von AVR2, enthalten ein drittes einzelnes
Cystein (zusätzlich
zu den zwei, die in Avidin vorliegen), das auf der Oberfläche der
Proteine lokalisiert ist. Da AVR2 kein Extra-Cystein aufweist, gibt
es keinen Grund zu glauben, dass AVR2 Tetramere auf einem Weg, der
zu Avidin unterschiedlich ist, bilden könnte. In AVR1, AVR3, AVR6 und
AVR7 ist das Extra-Cystein jedoch in L4 an Position 60 (Avidin-Nummerierung)
lokalisiert, wo es unmöglich
ist, eine Extra-Disulfidbindung zwischen Untereinheiten zu bilden,
ohne die Tetramerbildung stark zu stören.
-
Beispiel 6
-
Herstellung und Reinigung von rekombinanten
AVR-Proteinen
-
Die
AVR1–4/5-Gene
(Keinanen, R. A., Laukkanen, M. L. und Kulomaa, M. S. (1988) J.
Steroid Biochem. 30, 17–21;
Keinanen, R. A., Wallen, M. J., Kristo, P. A., Laukkanen, M. O.,
Toimela, T. A., Helenius, M. A. und Kulomaa, M. S. (1994) Eur. J.
Biochem. 220, 615–21)
wurden in die EcoRI-HindIII-Orte von pGEM4 geklont und wurden in
vitro transkribiert und unter Verwendung von Ribomax und RNA Splicing
System Kits (Promega) gemäß den Anleitungen
des Herstellers gespliced. Die cDNAs wurden dann durch RT-PCR hergestellt
und weiter durch PCR unter Verwendung der Oligonukleotidprimer:
AK33 (5'-CTGCTAGATCTATGGTGCACGCAACCTCCCC-3') und AK44 (5'GTTGCAAGCTTTGCGGGGCCATCCT-3'), die BglII bzw.
HindII Restriktionsorte enthielten, amplifiziert. Nach Schneiden
mit BglII und HindIII wurden die AVR1–4/5-cDNAs in BamHI- und HindIII-Orte
von pFASTBAC geklont. Für
AVR6 und AVR7 wurden cDNAs durch Subklonierung der korrespondierenden
Gene (Ahlroth, M. K., Kola, E. H., Ewald, D., Masabanda, J., Sazanov,
A., Fries, R. und Kulomaa, M. S. (2000) Anim. Genet. 31, 367–75) in
pDsRed1 (Clontech), wo die rot fluoreszierende Protein codierende
Region entfernt worden war, und durch darauffolgende Transfektion
der Konstrukte in NIH/3T3-Zellen hergestellt. Die Gesamt-RNA wurde
aus den Zellen unter Verwendung des SV Total RNA Isolation System (Promega)
extrahiert. Die AVR6- und AVR7-cDNAs wurden durch RT-PCR (RobusT
RT-PCR Kit, Finnzymes, Espoo, Finnland) unter Verwendung der Oligonukleotidprimer
AK33 und AK44 hergestellt, um BglII- und HindIII-Restriktionsorte
an den 5'- bzw.
3'-Enden der cDNAs
herzustellen. Die synthetisierten cDNAs wurden in BamHI/HindIII
verdauten pFASTBAC1 kloniert, dem Klonierungsvektor für das Bac-To-Bac
Bakulovirus-Expressionsystem
(Gibco BRL, Life Technologies, Gaithersburg, MD, USA). Die Nukleotidsequenzen
der cDNAs wurden durch Sequenzierung bestätigt. Die Virusvektoren für die Herstellung
der AVR-Proteine wurden gemäß den Bac-To-Bac-Systemanleitungen
konstruiert und amplifiziert. Rekombinante AVR-Proteine wurden in Sf9-Instektenzellen
hergestellt, wie zuvor berichtet (Airenne, K. J., Oker-Blom, C.,
Marjomäki,
V. S., Bayer, E. A., Wilchek, M. und Kulomaa, M. S. (1997) Protein
Expr. Purif. 9, 100–10822).
Die Proteine wurden aus den Zellen unter Verwendung von Affinitätschromatographie
auf einer 2-Iminobiotin-(AVR1, AVR3, AVR4/5–7) und/oder Biotinagarosesäule (AVR1
und AVR2) gereinigt, wie zuvor beschrieben (Laitinen, O. H., Airenne,
K. J., Marttila, A. T., Kulik, T., Porkka, E., Bayer, E. A., Wilchek,
M. und Kulomaa, M. S. (1999) FEBS Lett. 461, 52–8). AVR2 wurde aus Biotinagarose
mit 1 M Essigsäure
eluiert und die Elutionsfraktionen wurden sofort mit NaOH neutralisiert.
Die Flution von AVR1 wurde unter Verwendung von 1 M HCl, gefolgt
von Neutralisation mit Tris (1 g/ml) erreicht.
-
Alle
AVRs zeigten verschiedene Muster in der SDS-PAGE im Vergleich mit
Avidin (8). Ein-Schritt-2-Iminobiotin(AVR1,
AVRs 3–7)
und/oder Biotin-(AVRs 1 und 2) Agarose-Affinitätschromatographie ergab hoch
homogene Proteine, die keine Kontaminanten zeigten, wie durch SDS-PAGE-Analyse
beurteilt wurde.
-
Beispiel 7
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Biotin-Bindungsanalysen von AVRs
-
Die
Biotin-Bindungseigenschaften der AVR-Proteine wurden, wie zuvor
beschrieben, unter Verwendung des IASyS optischen Biosensors untersucht
(Marttila, A. T., Airenne, K. J., Laitinen, O. H., Kulik, T., Bayer, E.
A., Wilchek, M. und Kulomaa, M. S. (1998) FEBS Lett. 441, 313–317; Laitinen,
O. H., Airenne, K. J., Marttila, A. T., Kulik, T., Porkka, E., Bayer,
E. A., Wilchek, M. und Kulomaa, M. S. (1999) FEBS Lett. 461, 52–8). Die Affinitäten wurden
für 2-Iminobiotin
oder Biotin bei 20°C
unter Verwendung einer Rührstärke von
100 gemessen. Kurz gefasst, ließ man
das untersuchte Protein in Biotin-freiem Puffer an die Biotin-beschichtete
Oberfläche
der IASyS-Küvette
binden. Als eine negative Kontrolle wurde das untersuchte Protein
mit einem Überschuss
an Biotin vor (und wurde auch unter einem Biotin-Überschuss
erhalten bei) der Zugabe zu der Küvette getränkt. Unter diesen Bedingungen
konnte eine restliche Bindung an die Biotinoberfläche der
Küvette
als unspezifisch betrachtet werden und wurde als ein Maß der Basislinienvariation
verwendet. Ein Bindungsgleichgewicht in der experimentellen Küvette wurde
als erreicht angenommen, nachdem keine Bindung im Vergleich zu der
negativen Kontrolle nachgewiesen wurde.
-
Die
Umkehrbarkeit der Biotinbindung wurde wie folgt untersucht: man
ließ Avidin
und die AVRs an eine Biotin-beschichtete
Küvette
binden. Nach Messung der anfänglichen
Bindung (A), wie oben beschrieben, wurde Biotin-gesättigter (0,17
mg/ml) Puffer in die Küvette
injiziert und die Menge an Proteinen, die gebunden blieb, wurde
gemessen, bis keine Dissoziation gesehen wurde, wiederum im Vergleich
mit der negativen Kontrollküvette
(B). Die Messzeit betrug mindestens 20 Minuten. Das Prozent Umkehrbarkeit
wurde wie folgt berechnet: Umkehrbarkeit (%) = 100 × (A – B)/A.
A – B
ist die Menge befreiter Proteine nach Biotinzugabe.
-
In
dem Umkehrbarkeitsassay zeigten AVRs 3–7 total irreversible Biotinbindung, ähnlich wie
Avidin. Im Gegensatz dazu zeigte AVR1 18%ige und AVR2 93%ige Umkehrbarkeit
nach der Zugabe von freiem Biotin (Tabelle 4). Die tatsächlichen
Dissoziationskonstanten (Kd) wurden für die AVRs gemäß den kass-
und kdiss-Geschwindigkeiten, gemessen in einem getrennten Assay,
in verschiedenen Proteinkonzentrationen (variierend zwischen 10 μM und 100
pM) berechnet (Tabelle 4 und 6). Die
Bindung schien einer Kinetik zweiter Ordnung oder einer noch komplexeren
zu folgen. Die ersten 1.000 Sekunden der Bindung passten jedoch
sehr gut zu der biphasischen Kurve. Alle gemessenen Dissoziationsgeschwindigkeitskonstanten
(kdiss) folgten der Kinetik erster Ordnung. Wegen der extrem hohen
Bindung konnten die Affinitäten
der AVRs für
Biotin, mit Ausnahme für
AVR1, AVR2 und AVR7, nicht bestimmt werden. Die Bindung an 2-Iminobiotin
wurde nur für
AVR4/5 bestimmt und sie war ähnlich
derjenigen von Avidin. Der Mangel an Bindung für die anderen AVRs war überraschend,
da die meisten von ihnen unter Verwendung von 2-Iminobiotinagarose
gereinigt worden waren. Dies kann durch den relativ kurzen Linker
zwischen 2-Iminobiotin und der aktivierten Gruppe der IASyS-Küvette bedingt
sein, der nicht erlaubte, dass 2-Iminobiotin tief genug in die Biotin-Bindungstasche
der anderen AVRs eindrang.
-
Tabelle 4
-
Optische Biosensordaten für Biotin
und 2-Iminobiotin-Bindungen
für Avidin
und AVRs
-
Biotin-bindende
Eigenschaften von AVRs im Vergleich zu Avidin (AVD), bestimmt unter
Verwendung des IASyS-Biosensors. Die Werte für Avidin stammen von Laitinen
et al. (Laitinen, O. H. et al., Biochem. J 363, 609–17 (2002))
und Marttila et al. (Marttila, A. T. et al., FEBS Lett 467, 31–6 (2000)).
Die Umkehrbarkeit der Bindung wurde unter Verwendung einer Biotinküvette bestimmt.
- a Gemessen in einer 2-Iminobiotinküvette.
- b Gemessen in einer Biotinküvette.
- c Die Dissoziationskonstanten wurde
aus den Gleichgewichtsantwortdaten berechnet.
- d Die Dissoziationskonstanten wurden
direkt aus den Bindungskurven berechnet.
- ND Nicht bestimmt.
| AVD | AVR1 | AVR2 | AVR3 | AVR4/5 | AVR6 | AVR7 |
Kd(M)c | (1,7 ± 1,3) × 10–8a | (1,0 ± 0,8) × 10–7b | (1,7 ± 1,5) × 10–6b | << 10–8b | (5,7 ± 2,5) × 10–7a | << 10–8b | (4,5 ± 6,2) 10–9b |
Kd(M)d | (2 ± 0,9) × 10–8a | (4,4 ± 1,9) × 10–8b | (5,2 ± 1,7) × 10–8b | ND | (9,1 ± 3,6) × 10–8a | ND | ND |
kass (M–1 s–1) | (1,6 ± 0,7) × 104 | (5,5 ± 1,5) × 104 | (1,8 ± 0,1) × 104 | ND | (1,8 ± 0,2) × 105 | ND | (1,8 ± 0,2) × 105 |
kdiss (s–1) | (3,1 ± 1,4) ± 10–4 | (2,4 ± 0,8) × 10–3 | (4,6 ± 1,1) × 10–3 | ND | (1,7 ± 0,7) × 10–3 | ND | ND |
Umkehrbarkeit
(%) | 1 ± 1 | 18 ± 10 | 94 ± 3 | 3 ± 2 | 2 ± 2 | 5 ± 3 | 3 ± 3 |
-
Beispiel 8
-
Strukturanalysen der AVRs
-
Die
Hitzestabilität
der AVRs wurde unter Verwendung eines auf SDS-PAGE basierenden Verfahrens untersucht
(Bayer, E. A., Ehrlich-Rogozinski, S. und Wilchek, M. (1996) Electrophoresis
17, 1319–1324).
Bei diesem Verfahren wurde jede Proteinprobe in zwei Fraktionen
unterteilt, von denen eine biotinfrei gehalten wurde und die andere
mit einem Überschuss
an Biotin versorgt wurde. Die Proben wurden dann mit denaturierendem
SDS-PAGE-Probenpuffer (enthaltend β-Mercaptoethanol) gemischt und
bei einer gegebenen Temperatur für
20 Minuten inkubiert. Nach der Hitzebehandlung wurden die Proben
SDS-PAGE unterworfen und durch Färbung
mit Coomassie-Brilliantblau sichtbar gemacht. Es wurden die relativen
Anteile von tetrameren und monomeren Formen der AVR-Proteine (mit
Avidin als der Kontrolle) nachgewiesen. Ein ähnlicher Assay, bei dem β-Mercaptoethanol
in dem Probenpuffer ausgelassen wurde, wurde durchgeführt, um
die Gegenwart von Disulfidbrücken
zwischen den Untereinheiten zu untersuchen. Die Sensibilität gegenüber Proteinase
K wurde sowohl in der Abwesenheit wie auch der Anwesenheit von Biotin,
wie beschrieben, untersucht (Laitinen, O. H., Airenne, K. J., Marttila,
A. T., Kulik, T., Porkka, E., Bayer, E. A., Wilchek, M. und Kulomaa,
M. S. (1999) FEBS Lett. 461, 52–8).
Der isoelektrische Punkt von jedem AVR wurde durch isoelektrische
Fokussierung, wie zuvor berichtet, bestimmt (Marttila, A. T., Airenne,
K. J., Laitinen, O. H., Kulik, T., Bayer, E., Wilchek, M. und Kulomaa,
M. S. (1998) FEBS Lett. 441, 313–317). Die Glycosylierungsmuster
der AVR-Proteine
wurden durch Behandlung der Proteine mit Endo Hf und PNGase F-Glycosidase
gemäß den Anleitungen
des Herstellers (New England Biolabs, MA, USA) untersucht.
-
Alle
AVRs zeigten in einem reduzierenden SDS-PAGE-Assay mit Avidin vergleichbare
Hitzestabilität (nicht
gezeigt). In der Abwesenheit von Biotin begannen AVR-Tetramere in
Monomere bei ungefähr
60°C zu dissoziieren.
In der Gegenwart von Biotin blieb ein Teil der AVRs sogar bei Kochen
tetramer. Nicht-reduzierende
SDS-PAGE zeigte, dass AVR1 und AVRs 3–7 eine Tendenz aufweisen,
Dimere zu bilden. Unter reduzierenden Bedingungen konnten nur Tetramere
und Monomere erkannt werden. Dieses Ergebnis legt nahe, dass die Dimere über Disulfidbrücken (stabil
genug, um die Dimere unter nichtreduzierenden Bedingungen zusammenzuhalten)
quervernetzt sind und durch Hitze langsam zu Monomeren abgebaut
werden (7 und Tabelle 5). Die Verschiebung
von einem vollständig
tetrameren Zustand zu einem dimeren und monomeren Zustand wurde
bei der allmählichen
Anhebung der Temperatur nachgewiesen. AVR2 ist eine Ausnahme, da
es direkt in Monomere zerfiel, ähnlich
nativem Avidin.
-
Die
AVRs zeigten auch eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit
gegenüber
Proteolyse. In der Gegenwart von Biotin blieben alle AVRs nach 16
Stunden Proteinase K-Behandlung
intakt. Proteolyse trat, wenn auch langsam, in der Abwesenheit von
Biotin auf. Zusammengenommen zeigten die AVRs eine Stabilität, die ähnlich oder
sogar größer war
als diejenige von Avidin (nicht gezeigt).
-
Über die
multiplen Banden, die für
die AVRs in SDS-PAGE beobachtet wurden, wurde herausgefunden, dass
sie verschieden glycosylierte Formen waren. Die Behandlung mit Endo
Hf-Glycosidase und
PNGase F eliminierte die Banden mit höherem Molekulargewicht. Die
Anzahl mutmaßlicher
Glycosylierungsorte scheint gut mit den beobachteten Glycosylierungsmustern
zu korrelieren. Vorläufige
Deglycosylierungsergebnisse, die nicht-denaturierende Bedingungen
verwenden, legen nahe, dass N-Glycan an dem Glycosylierungsort in
L5 in AVRs 1,2,4/5 anbegracht wird. Die isoelektrische Fokussierung
zeigte, dass die pIs der AVRs annähernd die gleichen waren, wie
aus theoretischen Berechnungen erwartet; ca. 7 für AVRs 1, 6 und 7; ungefähr 5 für AVR2 und
ungefähr
10 für
AVRs 3 und 4/5.
-
Tabelle 5
-
Relative Thermostabilität von Avidin
und AVRs unter nichtreduzierenden Bedingungen
-
Die
relativen Anteile (als Prozentsatz) von verschiedenen oligomeren
Formen von AVRs und Avidin (AVD) in SDS-PAGE unter nicht-reduzierenden
Bedingungen, gekocht 20 Minuten vor der Ladung auf das Gel. Beachte
die Gegenwart von dimeren Formen in dem Fall der AVRs 1, 3–7.
Protein | AVD | AVR1 | AVR2 | AVR3 | AVR4/5 | AVR6 | AVR7 |
Tetramer | - | 20 | - | - | - | - | - |
Dimer | - | 40 | - | 50 | 50 | 50 | 20 |
Monomer | 100 | 40 | 100 | 50 | 50 | 50 | 80 |
-
Beispiel 9
-
Mutagenese von AVR4/5 und die Reinigung
von exprimierten rekombinanten Proteinen
-
Es
wurde ortsgerichtete Mutagenese von cDNA, die AVR4/5-Protein codiert,
(Laitinen, O. H., Hytönen, V.
P., Ahlroth, M. K., Pentikäinen,
O. T., Gallagher, C., Nordlund, H. R., Ovod, V., Marttila, A. T.,
Porkka, E., Heino, S., Johnson, M. S., Airenne, K. J. & Kulomaa, M. S.
(2002) Biochem. J. 363, 609–617)
unter Verwendung von Quik-Change-(Stratagene, La Jolla, CA, USA)Mutageneseverfahren
durchgeführt.
-
Basierend
auf der Sequenzanordnung von AVR4/5 und Avidin (4),
wurde Asp-43 von AVR4/5 zu Glutamat mutiert, um eine mögliche Glycosylierung
an dieser Position zu vermeiden. Cys-124 in AVR4/5 wurde zu Serin
konvertiert, um die Bildung von fremden Disulfidbrücken in
AVR4/5 zu eliminieren. Serin wurde aufgrund der Sequenzunterschiede,
die AVR4/5 und Avidin an ihren C-Enden zeigen, ausgewählt. Serin
ist ein polarer Rest mit einer ähnlichen
Größe wie Cystein.
Die resultierenden Mutanten wurden als AVR4/5(N43E) und AVR4/5(C124S)
bezeichnet und sie wurden hergestellt, wie in (Laitinen, O. H.,
Hytönen,
V. P., Ahlroth, M. K., Pentikäinen,
O. T., Gallagher, C., Nordlund, H. R., Ovod, V., Marttila, A. T.,
Porkka, E., Heino, S., Johnson, M. S., Airenne, K. J. & Kulomaa, M. S.
(2002) Biochem. J. 363, 609–617)
beschrieben. Tyr-117 in AVR4/5(C124S) wurde zu Cys konvertiert,
um eine Doppelmutante AVR4/5(Y117C, C124S) zu züchten und die Bildung von Disulfidbrücken zwischen
Untereinheiten in demselben Tetramer zu ermöglichen (Nordlund, H. R., Laitinen,
O. H., Uotila, S. T., Nyholm, T., Hytönen, V. P., Slotte, J. P. & Kulomaa, M. S.
(2003) J. Biol. Chem. 278, 2479–2483).
-
Es
wurden rekombinante Bakuloviren, die AVR4/5 und seine mutierten
Formen herstellten, gemäß den Instruktionen
des Bac-To-BacTM-Systems (Gibco BRL, Life
Technologies, Gaithersburg, MD, USA) erzeugt. Es wurden Wildtyp-
und Mutanten-AVR4/5-Proteine in mit Bakulovirus infizierten Sf9-Insektenzellen in
biotinfreiem Medium hergestellt, wie zuvor berichtet (Laitinen,
O. H., Hytönen,
V. P., Ahlroth, M. K., Pentikäinen,
O. T., Gallagher, C., Nordlund, H. R., Ovod, V., Marttila, A. T.,
Porkka, E., Heino, S., Johnson, M. S., Airenne, K. J. & Kulomaa, M. S.
(2002) Biochem. J. 363, 609–617).
Die hergestellten Proteine wurden mit Affinitätschromatographie unter Verwendung
von 2-Iminobiotinagarose gereinigt, wie zuvor beschrieben (Laitinen,
O. H., Marttila, A. T., Airenne, K. J., Kulik, T., Livnah, Ο., Bayer,
E. A., Wilchek, M. & Kulomaa,
M. S. (2001) J. Biol. Chem. 276, 8219–8224).
-
Kurz
gefasst, wurden die Insektenzellinfektionen mit Zellen durchgeführt, die
auf ein biotinfreies Medium transferiert wurden. Man ließ die Infektion
72 Stunden fortschreiten und danach wurden die Zellen durch Zentrifugation
(1.500 g, 5 min) gesammelt. Die Zellpellets wurden in einem Lysepuffer
(50 mM Tris-HCl, 2 mM EDTA, 150 mM NaCl, 1% Triton X-100, pH 8)
erneut suspendiert und auf Eis für
30 Minuten inkubiert. Danach wurde der Zellextrakt beschallt und
zentrifugiert (15.000 g 20 min) und der pH des Überstandes wurde mit 5 M NaOH
auf 11 eingestellt und NaCl wurde zu einer endgültigen Konzentration von 1
M zugegeben. Dann wurde der Zellextrakt auf eine 2-Iminobiotinagarosesäule, die
zuvor mit Bindungspuffer (50 mM Natriumcarbonat, 1 M NaCl) gewaschen
worden war, aufgebracht. Die gebundenen Proteine wurden von der
Säule mit
50 mM Na-Acetat, pH 4, eluiert.
-
Die
Konzentrationen der Avidinlösungen
wurden aus der Absorption bei 280 nm unter Verwendung eines Extinktionskoeffizienten
von 24.280 M-1 cm-1 für
Avidin, 26.960 M-1 cm-1 für
AVR4/5 und AVR4/5(N43E), 26.840 M-1 cm-1 für AVR4(C124S) und 25.680 M-1
cm-1 für
AVR4/5(Y117C, C124S) (Green, N. M. (1975) Adv. Protein Chem. 29,
85–133)
berechnet.
-
Beispiel 10
-
Glycosylierungsanalyse von AVR 4/5 und
seinen Mutanten
-
Die
Glycosylierungsmuster der Proteine wurden durch Behandlung der Proteine
mit Endo Hf-Glycosidase gemäß den Anleitungen
des Herstellers (New England Biolabs, MA, USA) untersucht, wie in
(Laitinen, O. H., Hytönen,
V. P., Ahlroth, M. K., Pentikäinen,
O. T., Gallagher, C., Nordlund, H. R., Ovod, V., Marttila, A. T.,
Porkka, E., Heino, S., Johnson, M. S., Airenne, K. J. & Kulomaa, M. S.
(2002) Biochem. J. 363, 609–617) beschrieben
wird. Die Proben wurden dann mit 15% SDS-PAGE analysiert und mit Coomassie-Brillantblau
gefärbt.
Nicht-behandelte Proteinproben wurden als eine Kontrolle verwendet.
-
Die
Behandlung mit Endo Hf-Glycosidase rief das Verschwinden von Banden
mit höherem
Molekulargewicht in den Proteinproben hervor (11A).
In dem Fall von AVR4/5(N43E) gab es keine Bande, die zu der Form
mit den höchsten
Molekulargewichten, die bei den unbehandelten Proben von AVR4/5
vorlag, korrespondierte.
-
Beispiel 11
-
Gelfiltrationsanalyse von AVR4/5 und seinen
Mutanten
-
Der
oligomere Zustand des AVR4/5 und seinen Mutantformen wurde mit FPLC-Gelfiltration
unter Verwendung von Shimadzu HPLC-Flüssigchromatographie, ausgerüstet mit
einer Superdex 200 HR 10/30-Säule (Amersham
Pharmacia Biotech, Uppsala, Schweden) und einem Fluoreszenzdetektor
(Anregung 280 nm, Nachweis 350 nm) untersucht. Die Säule wurde
unter Verwendung der Gelfiltrationsmischung (Thyreoglobulin, IgG,
Ovalvumin, Myoglobin, Vitamin B-12; Bio-Rad Laboratories, Hercules,
CA, USA) und Rinderserumalbumin (Roche Diagnostics, Mannheim, Deutschland)
als Molekulargewichtsstandards kalibriert. Natriumphosphatpuffer
(50 mM, pH 7,2) oder Natriumcarbonatpuffer (50 mM, pH 11) mit 650
mM NaCl wurden als die Flüssigphase
verwendet. Proteinproben, die zwischen 5 und 25 μg in einem Volumen von 20 μl variierten,
wurden bei der Analyse verwendet. Die Reduktion der intertetrameren
Disulfidbrücken
wurde durch Zugabe von 2-Mercaptoethanol zu einer endgültigen Konzentration
von 10% (V/V), wonach die Proteinprobe 1 Stunde bei 37°C inkubiert
wurde, durchgeführt.
-
AVR4/5
und seine mutierte Form N43E schienen bei der Gelfiltration heterogen
zu sein, da Formen mit höherem
Molekulargewicht gesehen wurden (10A,
Tabelle 6). Die Oxidierung von AVR4/5 rief eine ausgedehnte Oligomerisation
des Proteins hervor (10C). Wenn die
Probe von AVR4/5 mit 2-Mercaptoethanol behandelt wurde, verschwanden
die Formen mit hohem Molekulargewicht und das Protein lag hauptsächlich in
der tetrameren Form vor (10D). AVR4/5(C124S)
erschien als ein Tetramer (10B), identisch mit
Avidin. AVR4/5(Y117C, C124S) erschien als ein Tetramer, was auf
die Abwesenheit von intertetrameren Disulfidbrücken (die in nativem AVR4/5
vorliegen) hinweist (10E).
-
Tabelle 6
-
Strukturmerkmale von Avidinen
-
FPLC-Gelfiltrationselutionszeiten
und berechnete Molekulargewichte der Proteine. Hitzeinduzierte Entfaltung
von Proteinen, bestimmt durch DSC (Durchschnitt ± S.A). Ein Überblick über die
zuvor veröffentlichten
Ergebnisse ist auch mit eingeschlossen.
- a ΔTm ist die Änderung in Tm bei
Zugabe eines dreifachen molaren Überschusses
von Biotin.
- b ΔH
Wert, der aus der Probe ohne Biotin erhalten wird. Der Wert konnte
aus Proben, die mit Biotin gesättigt waren, nicht
genau bestimmt werden, da die Tm-Werte zu
nah an der Temperaturgrenze der DSC-Ausrüstung lagen.
- c Drei Proteinformen mit den niedrigsten
Molekulargewichten werden angegeben.
- d Nicht gemessen.
- e Nicht bestimmt, aufgrund niedrigen
Signals.
- f Unveröffentlichte Ergebnisse (V.
P. Hytönen
2003)
- g Nordlund, H. R., Laitinen, O. H.,
Uotila, S. T., Nyholm, T., Hytönen,
V. P., Slotte, J. P. & Kulomaa,
M. S. (2003) J. Biol. Chem. 278, 2479–2483.
- h Gonzalez, M., Argarana, C. E. & Fidelio, G. D.
(1999) Biomol. Eng. 16, 67–72.
-
Beispiel 12
-
Nicht-reduzierende SDS-PAGE-Analyse von
AVR 4/5 und seinen Mutanten
-
Proteinproben
wurden in der Abwesenheit oder Gegenwart von Biotin (0,02 mg/ml)
auf eine endgültige Konzentration
von ungefähr
0,2 mg/ml in 50 mM Na-Carbonatpuffer, pH 8,7 verdünnt und
die Proteine wurden durch Zugabe von NHS-Essigsäurekonjugat auf eine endgültige Konzentration
von 0,2 μg/ml
acetyliert. Die Mischung wurde bei Raumtemperatur (23°C) für 10 Minuten
inkubiert. Es wurde eine gleiche Menge an SDS-PAGE-Probenpuffer
ohne 2-Mercaptoethanol zu der Probe zugegeben und sie wurde für 20 Minuten
gekocht. Nach der Analyse durch 15% SDS-PAGE wurde das Gel mit Coomassie-Brillantblau gefärbt.
-
In
der SDS-PAGE-Analyse erschien AVR4/5(Y117C, C124S) (11C)
sowohl in dimerer wie auch monomerer Form in der nichtreduzierenden
Umgebung (dimere Form weist auf die Bildung von Disulfidbrücken zwischen
Untereinheiten hin). (Die Gegenwart von monomeren Formen könnte auf
eine gewisse Ineffizienz bei der Disulfidbrückenbildung hinweisen).
-
Beispiel 13
-
Optische Biosensorstudien von AVR 4/5
und seinen Mutanten
-
Die
Biotin-bindenden Eigenschaften der verschiedenen Avidine wurde unter
Verwendung eines IAsys optischen Biosensors bei 20°C untersucht.
Die Umkehrbarkeit der Bindung und die Bindungsaffinitäten an die 2-Iminobiotinoberfläche in 50
mM Boratpuffer (pH 9,5, 1 M NaCl) wurden gemessen, wie zuvor berichtet
(Laitinen, O. H., Hytönen,
V. P., Ahlroth, M. K., Pentikäinen,
O. T., Gallagher, C., Nordlund, H. R., Ovod, V., Marttila, A. T.,
Porkka, E., Heino, S., Johnson, M. S., Airenne, K. J. & Kulomaa, M. S.
(2002) Biochem. J. 363, 609–617).
-
Kurz
gefaßt,
wurde der 2-Iminobiotinligand auf der Carboxymethyldextranoberfläche einer
Küvette
unter Verwendung von N-Hydroxysuccinimidaktivierung immobilisiert.
Die Bindung von verschiedenen Konzentrationen von Avidin oder Avidinmutanten
auf die 2-iminobiotinylierte Oberfläche wurden in einem 50 mM Boratpuffer
(pH 9,5), der 1 M NaCl enthielt, bei 20°C gemessen. Die Iminobiotinküvetten wurden
mit 20 mM HCl regeneriert. Die kinetischen Geschwindigkeitskonstanten
für die
Assoziation (kass) und Dissoziation (kdiss) wurden unter Verwendung des Fast Fit
programm package (Affinity Sensors) berechnet. Die erhaltenen Geschwindigkeitskonstanten
wurden verwendet, um Kd (rel) gemäß Kd = kdiss/kass zu berechnen. Die Gleichgewichtsdaten,
die aus Messungen mit verschiedenen Proteinkonzentrationen erhalten
wurden, wurden verwendet, um die Dissoziationskonstante Kd(eq) zu berechnen.
-
Alle
Proteine zeigten in der IAsys-Wechselwirkungsanalyse eine starke
Bindung an die Biotinoberfläche, ähnlich derjenigen
von Hühneravidin
(Tabelle 7). Alle AVR4/5-Varianten
zeigten ähnliche
Affinitäten
gegenüber
der 2-Iminobiotinoberfläche
(Tabelle 7). Diese Affinitäten
waren jedoch eine Größenordnung
niedriger als diejenigen, die von Avidin für 2-Iminobiotin gezeigt wird.
In allen Fällen
wurde eine langsamere Assoziationsgeschwindigkeit als die Ursache
für die
erniedrigten 2-Iminobiotinaffinitäten beobachtet.
-
Tabelle 7
-
Biotin-bindende Eigenschaften von Broteinen,
bestimmt durch optischen Biosensor.
-
Gemessene
Affinitäten
zu der 2-Iminobiotinoberfläche
für Avidin
und verschiedene AVR4/5. Die Umkehrbarkeit der Bindung an Biotin
wurde unter Verwendung einer Biotin-Küvette bestimmt.
| Avd-ncd | Avd-cid | Avd-ccid | Avd-cccid |
Kd(M)a | 2,5 × 10–8 | 1,9 × 10–7 | 9,4 × 10–8 | 2,9 × 10–7 |
- d Nordlund, H.
R., Laitinen, O. H., Uotila, S. T., Nyholm, T., Hytönen, V.
P., Slotte, J. P. & Kulomaa,
M. S. (2003) J. Biol. Chem. 278, 2479–2483.
-
Beispiel 14
-
Differential-Scanning-Kalorimetrie
-
Die
Thermodynamik der hitzeinduzierten Entfaltung der Proteine wurde
unter Verwendung von DSC untersucht. Der Übergangsmittelpunkt der hitzeinduzierten
Denaturierung (Tm) des Avidins und verschiedener AVR4/5-Formen
wurde unter Verwendung eines Nano II-Differenzial-Scanning-Kalorimeters
(Calorimetric Sciences Corporation, Provo, UT, USA) untersucht.
Die Referenzzelle wurde mit Puffer gefüllt, während die Probenzelle mit Proteinen
gefüllt
wurde, die in 50 mM Natriumphosphatpuffer, pH 7,0, der 100 mM NaCl
enthielt, aufgelöst
wurden. Avidin und AVR4/5(C124S) wurden auch in 50 mM Na-Acetat,
pH 4,0, enthaltend 100 mM NaCl, analysiert. Darüber hinaus wurde AVR4/5 in
der Gegenwart von 2-Mercaptoethanol (0,4% V/V) analysiert. Die Proben
(1,6 bis 9,6 μM)
wurden sowohl in der Abwesenheit wie auch der Gegenwart eines dreifachen molaren Überschusses
an Biotin pro Untereinheit analysiert. Alle Proben wurden vor der
Ladung auf die DSC entgast. Die Thermogramme wurden als eine Funktion
der Temperatur aufgezeichnet; zwischen 25 und 130°C bei einer
Geschwindigkeit von 55,6°C/Stunde
(Gonzalez, M., Argarana, C. E. & Fidelio,
G. D. (1999) Biomol. Eng. 16, 67–72; Nordlund, H. R., Laitinen,
O. H., Uotila, S. T., Nyholm, T., Hytönen, V. P., Slotte, J. P. & Kulomaa, M. S.
(2003) J. Biol. Chem. 278, 2479–2483).
Die Daten wurden unter Verwendung von Microcal Origin 6.0 und Cpcalc
2.1 (Applied Thermodynamics, Hunt Valley, Maryland) analysiert.
Es wurde die Änderung
in der Hitzekapazität
bei der Entfaltung (ΔCp)
für Avidin
und AVR4/5(C124S) unter Verwendung von DSC-Daten aus Messungen bei
pH 4,0 und 7,0 gemessen. ΔCp
wurde dann aus der Steigung von ΔH
gegen Tm erhalten (Liu, Y. & Sturtevant,
J. M. (1996) Biochemistry 35, 3059–3062).
-
Biotin
wurde von Sigma Chemicals erworben und wie geliefert verwendet.
In dem Messpuffer wurde eine 0,395 mM Lösung von Biotin hergestellt.
Die Konzentration von Biotin wurde gravimetrisch mit einer Mikrowaage
bestimmt.
-
Im
Vergleich mit Wildtyp-Avidin entfalteten sich alle AVR4/5-Proteine bei einer
deutlich höheren
Temperatur (Tabelle 6). Die Enthalphieänderung ΔH bei der Entfaltung war für AVR4/5
und AVR4/5(C124S) im Vergleich mit Avidin größer. Aufgrund der Zugabe von
Biotin wurde der Tm für
alle Proteine zu einer höheren
Temperatur verschoben. Keine der AVR4/5-Formen waren jedoch in dem
gleichen Grade stabilisiert wie Wildtyp-Avidin (ΔTm, Tabelle 6). Die Behandlung
mit 2-Mercaptoethanol rief keine signifikante Abnahme in dem Tm von
AVR4/5 hervor.
-
Die
Tm-Werte von Avidin und AVR4/5(C124S) bei pH 4 betrugen 76,6 ± 0,2°C bzw. 103,2 ± 0,5°C. Die Änderung
in der Hitzekapazität
bei der Entfaltung (ΔCp)
war für
AVR4/5(C124S) und Avidin eher ähnlich
(Tabelle 6). Die ΔCp
für Avidin
war dem Wert ähnlich,
der von Donovan und Ross (Donovan, J. W. & Ross, K. D. (1973) Biochemistry
12, 512–517)
berichtet wird.
-
Beispiel 15
-
Isothermale Titrationskalorimetrie
-
Die
Bindungsenthalpien (ΔH)
wurden mit einem isothermalen Titrationskalorimeter (ITC-4200, Calorimetric
Sciences Corporation, Provo, UT, USA) gemessen. Das ITC wurde chemisch
durch Titration von Aliquots von 1,00 mM HCl in 265 mM Tris, aufgelöst in Wasser,
kalibriert. Die Messungen wurden bei 25 und 37°C mit 1,0 ml Proteinlösung (20
bis 25 μM),
die unter konstantem Rühren
erhalten wurde, durchgeführt.
Biotin (0,395 mM) wurde in die Probenzelle in 10 μl Aliquots
titriert. Für
die Hitze der Dilution, die im Vergleich zu der Hitze der Bindungsreaktion
klein war, wurde in der Analyse der Ergebnisse korrigiert. Die Analyse
der Daten wurde unter Verwendung von Titration Bindworks 3.0.69
(Applied Thermodynamics, Hunt Valley, MD, USA) durchgeführt. ΔCpL wurde
aus der Steigung von ΔH
gegen Temperatur (T) berechnet.
-
Die
Wechselwirkung zwischen AVR4/5(C124S) und Biotin wurde mit der zwischen
Avidin und Biotin unter Verwendung von ITC verglichen. Da für AVR4/5(C124S)
herausgefunden wurde, dass es Biotin wie AVR4/5 bindet und wie Avidin
oligomerisiert, wurde es für
ITC-Messungen ausgewählt.
Da diese Proteine eine sehr hohe Affinität zu Biotin besitzen, konnte
keine Bindungskonstante aus den ITC-Experimenten allein berechnet
werden. Da der gesamte Ligand jedoch bei der Titration gebunden
wird, konnte die Bindungsenthalpie aus der Hitze berechnet werden,
die bei der Injektion von Biotin freigesetzt wird. Die ITC-Experimente,
durchgeführt
bei 25 und 37°C,
zeigten, dass sowohl die ΔH
wie auch die ΔCp
für die
Biotinbindung an AVR4/5(C124S) und Avidin ähnlich waren (Tabelle 6). Die
Bindungsenthalpie für
Biotin, das an Avidin bindet, war einem zuvor berichteten Wert ähnlich und
die ΔCpL
lag dem berichteten Wert auch nahe (Swamy, M. J. (1995) Biochem.
Mol. Biol. Int. 36, 219–225).
-
Die
geschätzte
Bindungskonstante Kb, berechnet aus einer
Kombination von ITC- und DSC-Daten, zeigte, dass die Bindung von
Biotin an AVR4/5(C124S) (Kb ≈ 2,8 × 1.013
M-1) fast zwei Größenordnungen
kleiner war als für
Avidin (Kb ≈ 9,3 × 1.015 M-1). Der Unterschied,
wie Biotin an AVR4/5(C124S) und Avidin bindet, kann aus den thermodynamischen
Daten in Tabelle 6 interpretiert werden. Da ΔH für die Biotinbindung sowohl an
AVR4/5(C124S) und Avidin ähnlich
ist, wird von der Differenz in ΔG
erwartet, dass sie hauptsächlich
entropiebedingt hervorgerufen wird.
-
Beispiel 16
-
Mikroplattenassay
-
Die
Biotin-bindende Aktivität
der Proteine nach Hitzebehandlung wurde mit einem Mikrotiterplattenassay
untersucht (Nordlund, H. R., Laitinen, O. H., Uotila, S. T., Nyholm,
T., Hytönen,
V. P., Slotte, J. P. & Kulomaa,
M. S. (2003) J. Biol. Chem. 278, 2479–2483). Proteinproben, 5 μg/ml in PBS
(10 mM Na2HPO4, 1,8 mM KH2PO4, 140 mM NaCl, 2,7 mM KCl, pH 7,2)
wurden für
verschiedene Zeiträume
bei 99,9°C
erhitzt (T3-Thermocycler, Whatman Biometra, Göttingen, Deutschland; Deckeltemperatur
102°C, Anstieg
0,2°C/sek)
und dann auf Eis abgekühlt.
Die Proben wurden auf eine Maxisorp-Platte mit 96 Vertiefungen (Nalge Nunc
International) transferiert und bei 37°C für 2 Stunden inkubiert. Die
Vertiefungen wurden dreimal mit PBS-Tween (0,05% Tween-20 V/V) gewaschen.
Die Vertiefungen wurden dann mit PBS-BSA (1% Gew./Vol.) bei 37°C für 30 Minuten
blockiert und wieder mit PBS-Tween gewaschen. Es wurde biotinylierte
alkalische Phosphatase (Sigma) in PBS-BSA zugegeben und bei 37°C für eine Stunde
inkubiert. Die Vertiefungen wurden noch einmal mit PBS-Tween gewaschen
und das para-Nitrophenylphosphat in DEA-Puffer (Sigma, 1 mg/ml)
wurde auf die Vertiefungen aufgebracht. Die Absorptionen bei 405
nm wurden nach Inkubation für
45 Minuten gemessen.
-
Der
Mikroplattenassay zeigte, dass AVR4/5 und seine Mutanten Kochen
widerstehen und in einer aktiven Form signifikant länger verbleiben
als Hühneravidin
oder sogar ein stabilisiertes Avidin AVD-ci mit zusätzlichen
intermonomeren Disulfidbindungen (Nordlund, H. R., Laitinen, O.
H., Uotila, S. T., Nyholm, T., Hytönen, V. P., Slotte, J. P. & Kulomaa, M. S.
(2003) J. Biol. Chem. 278, 2479–2483).
Von den untersuchten Proteinen zeigte AVR4/5(C124S) die größte Stabilität, da ungefähr 30% der
anfänglichen
Bindungsaktivität
nach Kochen für
32 Minuten vorlag (12).
-
Beispiel 17
-
Strukturmodellierung und Sequenzanalyse
von AVR4/5
-
Die
dreidimensionale Struktur von Avidin im Komplex mit Biotin (PDB-Zugangscode:
1avd;) (Pugliese, L., Coda, A., Malcovati, M. & Bolognesi, M. (1993) J. Mol. Biol.
231, 698–710)
wurde von der Protein Data Bank (PDB) erhalten. Die Sequenzanordnung
von Avidin und AVR4/5 wurde unter Verwendung von MALIGN (Johnson,
M. S., Overington, J. P. & Blundell,
T. L. (1993) J. Mol. Biol. 231, 735–752) in dem BODIL Modeling Environment1
unter Verwendung einer strukturbasierten Sequenzvergleichsmatrix
(Johnson, M. S., May, A. C., Rodionov, M. A. & Overington, J. P. (1996) Methods
Enzymol. 266, 575–598)
mit einer gap penalty 40 durchgeführt.
-
Das
Programm HOMODGE in BODIL wurde verwendet, um 3D-Modellstrukturen durch Erhaltung der Fixierung
der Seitenkettenkonformationen von allen identischen Resten und
durch Erhalt der korrespondierenden Torsionswinkel von ähnlichen
Resten in der Anordnung zu konstruieren. Die intramolekularen Wechselwirkungen
der Aminosäuren
an Sequenzpositionen, die sich von denjenigen in der Matrizenstruktur
unterscheiden, wurden unter Verwendung der Aminosäurenseitenketten-Rotamer-Bibliothek
(Lovell, S. C., Word, J. M., Richardson, J. S. & Richardson, D. C. (2000) Proteine
40, 389–408),
eingeschlossen innerhalb BODIL, analysiert.
-
Die
Molekularmodellierung und Sequenzanalyse identifizierte Aminosäuresubstitutionen
zwischen Avidin und AVR4/5, die die beobachteten Unterschiede in
der Stabilität
und den funktionellen Eigenschaften von AVR4/5 erklären könnten. Zum
Beispiel werden Gly-21 und Gly-107 in den Schleifen 2 und 7 in Avidin
gefunden, aber sie liegen nicht in AVR4/5 vor. Auf der anderen Seite
enthält
Schleife 3 von AVR4/5 die Pro-41-Gly-42-Sequenz,
die nicht in Avidin vorliegt (4).
-
In 13 werden
Sequenzunterschiede zwischen Avidin und AVR4/5 für Reste, bei denen die Seitenketten
in Wechselwirkungen an den Untereinheitsgrenzflächen involviert sind, hervorgehoben.
Die größte Grenzfläche tritt
zwischen den Untereinheiten 1 und 4 (2 und 3) auf, wobei 31 Aminosäure-Seitenketten
von beiden Untereinheiten involviert sind. Diese Grenzfläche zeigt
nur vier Sequenzunterschiede. Tyr-55 und Ile-56 in Avidin korrespondieren
zu einer Deletion in AVR4/5 an einer Schleife, die zwischen den β-Strängen 4 und
5 lokalisiert ist. In Avidin wird die hydrophobe Seitenkette von
Ile-56 von Untereinheit 1 von den polaren Hauptketten-Sauerstoffatomen
von Trp-70, Lys-71 und Ser-73 von Untereinheit 4 umgeben (13A). In AVR4/5 ist es wahrscheinlich,
dass die Deletion vorteilhafte Wechselwirkungen zwischen der positiv
geladenen Seitenkette von Arg-56 und den polaren Hauptketten-Sauerstoffatomen
von Trp-68, Asn-69 und Ser-71 erlaubt (13B).
In der Avidinstruktur wird eine hydrophobe Wechselwirkung zwischen
Ile-117 von Untereinheit 1 und Ile-117 von Untereinheit 3 (oder
Untereinheiten 2 und 4) gebildet. In Avidin wird Ile-117 von verschiedenen Wassermolekülen umgeben,
was die benachbarte polare Umgebung reflektiert (13C).
In AVR4/5 (13D) kann Tyr-117 eine
zusätzliche
vorteilhafte Wechselwirkung mit Tyr-117 von der anderen Untereinheit
bilden. Tyr-117 in AVR4/5 würde
sehr wahrscheinlich zwei Wassermoleküle ersetzen und mit den verbleibenden
Wassermolekülen
und umgebenden Aminosäureresten
in Wechselwirkung treten.
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Asp-39
in AVR4/5 korrespondiert zu Alanin in Avidin, wobei es an der Grenzfläche zwischen
Untereinheiten 1 und 2 lokalisiert ist. Die Seitenkette von Alanin
in der Avidinstruktur ist nicht in der Lage, irgendwelche intramolekularen
Wechselwirkungen zu bilden, sondern säumt nur die Ligand-bindende
Tasche (14A). Im Gegensatz dazu bildet
Asp-39 in AVR4/5 sehr wahrscheinlich eine Salzbrücke mit Arg-112 von der gleichen Untereinheit,
was die Größe des Einganges
zu der Ligand-bindenden Höhlung
begrenzen könnte
(14B). Zusätzlich kann dieses Aspartat
mit dem positiv geladenen Ende der Lys-109-Seitenkette von einem
benachbarten Monomer in Wechselwirkung treten.
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Beispiel 18
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Mikropartikelanalyse von AVR4/5
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Vor
der Analyse wurden 3,22 μm
Mikropartikel mit COOH-Gruppe/0,852
nm2 (Gangs laboratories, Fishers, IN, USA)
kovalent mit Biotin-bindenden Proteinen beschichtet. Mikropartikel
(1·108
Stück)
wurden zweimal mit H20 durch sequenzielle Zentrifugation (5.000
g; 3 Minuten) und Aspiration gewaschen und in 200 μl PB-Puffer
(50 mM NaH2PO4-HCl,
pH 3,0) erneut suspendiert. Es wurde eine Lösung aus Biotin-bindendem Protein
(50 μl,
1 mg/ml oder 3 mg/ml, 50 mM Na-Acetat, pH 4,0) während Verwirbelung zugegeben.
Die Suspension wurde für
1 Stunde inkubiert (500 U/min; 23°C).
Die Partikel wurden mit PB und mit MES-Puffer (50 mM, pH 5,5) gewaschen
und in MES-Puffer (200 μl)
suspendiert. Es wurde eine Lösung
aus 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)carbodiimid (Pierce, Rockford,
IL, USA) in MES-Puffer (200 μl,
1 mg/ml) während
Verwirbelung zugegeben und die Suspension wurde für eine Stunde
inkubiert (500 U/min; 23°C).
Die Partikel wurden dann einmal mit MES-Puffer und viermal mit Assay-Puffer
(50 mM Tris-HCl, 10 mM NaN3, 1 mM EDTA, 0,1% Tween-20, pH 8,0) gewaschen.
Nach der letzten Waschung wurden die Partikel in 100 μl Volumen
suspendiert und die Konzentration der Partikel mit Multisizer 3
Coulter Counter (Beckman Coulter, Fullerton, CA, USA) bestimmt.
Streptavidin-beschichtete Mikrosphären (3,12 μm Durchmesser) wurden von Gangs
Laboratories erworben.
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Die
Mikropartikel (5·106
Stück)
wurden in 900 μl
Assay-Puffer suspendiert und in vier PCR-Röhren (i–iv; 180 μl/Aliquot) aliquotiert. Eine
Lösung
aus BF523-Biotin (ArcDia Ltd., Turku, Finnland) in N,N-Dimethylformamid
(Riedel-De-Haen, Seelze, Deutschland) wurde mit Assay-Puffer auf
eine Konzentration von 200 nM verdünnt und 20 μl dieser Lösung wurde in die Aliquots
(i) und (ii) gegeben, die dann für
1 Stunde unter kontinuierlichem Schütteln inkubiert wurden (22°C, 1.100
U/min Thermomixer Comfort, Eppendorf, Hamburg, Deutschland). Die
Aliquots (ii) und (iv) wurden dann für 30 Minuten bei 95°C inkubiert
(PTC-100, ausgerüstet mit
Hot bonnetTM beheizbarem Deckel; M & J Research; Waltham,
MA, USA), während
die Aliquots (i) und (iii) diese Zeit bei Raumtemperatur erhalten
wurden. Die BF523-Biotinlösung
(20 μl,
200 nM) wurde zu den Aliquots (iii) und (iv) nach thermischer Behandlung
zugegeben. Alle Aliquots wurden für 2 Stunden (22°C, 1.100 U/min)
inkubiert und in 3 Wiederholungsversuchen (15 μl) zu den Vertiefungen einer
384-Platte (Greiner Bio-One,
Frickenhausen, Deutschland) transferiert und die Platte wurde mit
klebendem PCR-Film (Abgene, Surrey, UK) versiegelt. Die Proben wurden
mit ArcDia TPX PlateReader (ArcDia Ltd.) gemessen (Soini, E., Meltola,
N. J., Soini, A. E., Soukka, J., Soini, J. T. & Hanninen, P. E. (2000) Biochem.
Soc. Trans. 28, 70–74). Um
die Präzision
und Genauigkeit der Resultate zu verbessern, wurden die individuellen
Datenpunkte (Mikropartikel), die durch eine fokale Zeitdauer von
weniger als 5 ms charakterisiert wurden, ausgelassen.
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Die
negative Kontrolle für
den Assay wurde durch Sättigung
der beschichteten Partikel mit unmarkiertem Biotin (100 pmol/1·106 Partikel)
vor der Inkubation mit BF523-Biotin hergestellt.
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Die
Fluoreszenz-Emissionseffizienz des BF523-Biotin-Konjugats (200 nM)
wurde vor und nach der Inkubation (30 min) bei 95°C bestimmt.
Die Messungen wurden mit dem ArcDia TPX PlateReader unter Verwendung
von sechs Proben-Wiederholungsversuchen (15 μl) durchgeführt. Die erhaltene 14,1%ige
Abnahme bei der Sondenfluoreszenz wurde durch die gesamten Analysen
hindurch verwendet, um die Resultate zu korrigieren.
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Die
Eigenschaften von AVR4/5 und AVR4/5(C124S) wurden durch Beschichtung
von Kunststoffmikropartikeln mit Proteinen untersucht. Die Kapazität von AVR4/5-beschichteten
Partikeln war deutlich höher
im Vergleich zu kommerziellen Streptavidinpartikeln und Partikeln,
die mit Wildtyp-Avidin beschichtet waren, und Hochstabilitäts (Tm =
98,6°C)-AVD-ci
mit zwei Disulfidbindungen zwischen den Untereinheiten (Nordlund,
H. R., Laitinen, O. H., Uotila, S. T., Nyholm, T., Hytönen, V.
P., Slotte, J. P. & Kulomaa,
M. S. (2003) J. Biol. Chem. 278, 2479–2483) (Tabelle 4, i, iii).
Die Spezifität
von BF523-Biotinbindung an Protein-beschichtete Partikel wurde durch
Sättigung
der Partikel mit unmarkiertem Biotin vor der Analyse bestätigt.
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Wenn
Partikel, die mit Biotin-bindenden Proteinen beschichtet waren,
hitzebehandelt wurden, zeigten AVR4/5-Formen eine ausgezeichnete
Hitzeresistenz im Vergleich zu anderen Proteinen (Tabelle 4, iv).
AVR4/5 und AVR4/5(C124S) zeigten 93% bzw. 75% des ursprünglichen
Signals nach Behandlung. Die Streptavidinpartikel zeigten 21% des
ursprünglichen
Signals nach Erhitzung. AVD-ci zeigte im Vergleich mit Wildtyp-Avidin (9%)
eine höhere
Beständigkeit
(35%). Wenn das Biotinkonjugat vor der Hitzebehandlung zugegeben
wurde (ii), zeigten alle Partikel eine bessere Beständigkeit,
als wenn sie allein behandelt wurden. Sequenzprotokoll