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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Verabreichung von Genen
an Patienten mit Stoffwechselkrankheiten. Insbesondere betrifft
die vorliegende Erfindung die Verabreichung von Genen unter Verwendung
von rekombinanten adenoassoziierten Virus (rAAV)-Virionen zur Behandlung
von Aminosäurestoffwechselkrankheiten.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Lebende
Organismen befinden sich nicht im Zustand eines chemischen und physikalischen
Gleichgewichts. Stattdessen benötigen
sie eine kontinuierliche Zufuhr an Freier Energie, um die Ordnung
gegenüber einer
Umwelt, die auf Unordnung ausgerichtet ist, aufrechtzuerhalten.
Der Stoffwechsel ist ein allumfassender Prozess, durch den lebende
Systeme die Freie Energie, die sie benötigen um diese Ordnung aufrechtzuerhalten,
aufnehmen und verwenden (z.B. um die lebensnotwendigen Funktionen
auszuüben).
Sie erreichen dies, indem sie die exergonischen Reaktionen der Nährstoffoxidation
an die endergonischen Prozesse koppeln, die notwendig sind, um den
lebenden Zustand (z.B. die Ausführung
von mechanischer Arbeit, der aktive Transport von Molekülen gegen
Konzentrationsgradienten und die Biosynthese von komplexen Makromolekülen) aufrechtzuerhalten.
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Tiere
erhalten diese Freie Energie durch das Oxidieren von organischen
Verbindungen (Kohlenhydrate, Lipide und Proteine), die von anderen
Organismen erhalten werden. Die freigesetzte Freie Energie aus Oxidationsreaktionen
ist meistens durch die intermediäre
Synthese von Adenosintriphosphat und anderen energiereichen Phosphatverbindungen
an endergonische Reaktionen gekoppelt. Zusätzlich zu der Tatsache, dass sie
vollständig
oxidiert werden, werden Nährstoffe
in einfache Zwischenprodukte zerlegt, die als Vorläufer in der
Synthese von anderen biologischen Molekülen verwendet werden.
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Wenn
eine Verbindung im einem Stoffwechselweg fehlerhaft ist, ist das
Ergebnis oft eine Krankheit – ein
sogenannter „angeborener
Stoffwechselfehler" (ein
Ausdruck der zum ersten mal von Sir Archibald Garrod in 1908 verwendet
wurde. Die Komplexität
des Stoffwechsels selbst widerspiegelnd, umfassen Stoffwechselkrankheiten
eine große
und komplexe Klasse von Störungen,
die zahlreiche biochemische, physiologische und medizinische Auswirkungen
haben. Von im Wesentlichen gutartig bis tödlich, offenbaren sich diese
Krankheiten beispielsweise als fast unmerkliche neurologische Veränderungen
bis hin zu schwerwiegenden anatomischen Abnormitäten. Es gibt über dreihundert
angeborene Stoffwechselstörungen,
wovon viele mit geringer Häufigkeit
auftreten (von einigen gibt es nur zehn Fälle weltweit) und andere wie
Diabetes mellitus in der gesamten Bevölkerung sehr häufig vorkommen.
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Stoffwechselkrankheiten
resultieren im Allgemeinen aus genetischen Mutationen, die ein oder
mehrere nichtfunktionierende Proteine zur Folge haben. Diese Mutationen
werden hauptsächlich
vererbt (der Grund wieso Garrod die Stoffwechselkrankheiten als
angeboren bezeichnete), aber sie können auch somatisch auftreten;
in einigen Fällen
sind die Mutationen polygen (z.B. Herzfehler, Diabetes mellitus),
wobei mehrere Gene betroffen sind und in anderen Fällen sind
die Mutationen monogen (z.B. Phenylketonurien, Mucopolysaccharidosen,
Glykogenspeicherkrankheiten), wobei nur ein Gen betroffen ist. Insgesamt
sind monogene Störungen relativ
häufig,
wobei sie ungefähr
einmal unter 100 Neugeborenen auftreten. Obwohl genetische Defekte
Gene, die keine Protein codieren, mit einschließen können (z.B. Defekte in RNA-Transfer-Genen),
sind diese viel seltener.
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Fast
jede Stoffwechselkrankheit kann klinisch zwei großen Kategorien
zugeordnet werden: die Krankheiten, die nur ein funktionelles System
einbeziehen oder nur ein Organ oder anatomisches System betreffen oder
die Krankheiten bei denen der biochemische Defekt einen Stoffwechselpfad
betrifft, den eine große
Anzahl Zellen oder Organe gemeinsam haben oder der nur auf ein Organ
beschränkt
ist, aber humorale oder systemische Folgen hat. In der ersten Kategorie
sind Störungen,
die pysiologische Systeme wie das Endokrin- und das Immunsystem
einbeziehen und Störungen,
die auf ein Organ oder anatomisches System beschränkt sind,
wie der Darm, die Nierenkanälchen
oder das Bindegewebe. Die auftretenden Symptome sind einheitlich und
die korrekte Diagnose ist, selbst wenn die grundlegende biochemische
Schädigung
systemische Konsequenzen hat, relativ einfach zu stellen.
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Krankheiten
in der zweiten Kategorie können
weiter in drei Gruppen unterteilt werden. In einer Gruppe sind die
Krankheiten, die die Synthese oder den Abbaustoffwechsel von komplexen
Molekülen
stören.
Die Symptome sind permanent, progressiv und stehen nicht im Zusammenhang
mit der Nahrungsaufnahme (Lysosomale Speicherkrankheiten und α1-Antitrypsin-Defizienten
sind beispielhafte Beispiele). Krankheiten die den Proteintransport
betreffen, fallen auch in diese Kategorie.
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Eine
andere Gruppe besteht aus angeborenen Störungen des intermediären Stoffwechsels,
mit Symptomen deren Ursache wenigsten teilweise in einer Defizienz
in der Energieproduktion oder -verwendung liegt und die aus einem
Defekt in Leber, Myokard, Muskel oder Hirn resultieren. Dieser Gruppe
zugeordnet sind Glykogenese, Glukoneogenesedeffekte, angeborene
Laktatazidose (Pyruvatcarboxylase- und Pyruvatdehydrogenasedefizienz),
Fettsäureoxidationsdefekte
und Störungen
in der mitochondrialen Atmungskette. Häufige Symptome dieser Gruppe
umfassen Hypoglykämie,
Hyperlaktazidämie,
schwere generalisierte Hypotonie, Myopathie, Kardiomyopathie, Herzversagen
und plötzlicher
Kindstod (SIDS, sudden infant death syndrome).
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In
der letzten Gruppe sind angeborene Störungen des intermediären Stoffwechsels,
die aufgrund einer Akkumulation von toxischen Verbindungen in der
Nähe des
Stoffwechselblocks zu einer akuten oder progressiven Vergiftung
führen.
Hierin sind die meisten organischen Azidurien (methylmalonische,
propionische, isovalerische, etc.), angeborenen Harnstoffzyklusdefekte,
Zuckerintoleranzen (Galaktosämie,
erbliche Fruktoseintoleranz, etc) und die Aminoazidopathien (Phenylketonurien,
Ahornsirupkrankheit, Homocysteinurie, Hypertyrosinämie, etc.)
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Aminoazidopathien
sind Funktionsstörungen
des Aminosäurenstoffwechsels.
Aminosäuren
sind die essentiellen monomeren Untereinheiten die Proteine bilden,
aber sie werden auch zu anderen Molekülen verstoffwechselt, die dann
eine große
Anzahl von Funktionen wahrnehmen. So wird beispielsweise Phenylalanin in
einem mehrstufigen Prozess zu Fumarat verstoffwechselt, einer Verbindung
des Zitronensäurezyklus
und ein Bestandteil des Glukosebiosynthesepfads; im gleichen Stoffwechselpfad
wird Phenylalanin auch in Acetoacetat umgewandelt, einem Bestandteil
des Fettsäurebiosynthesepfads.
In einem weiteren Satz von mehrstufigen Reaktionen kann Phenylalanin
alternativ über
Tyrosin zu Dopamin, Norepinephrin und Epinephrin, die biogenen Amine
mit zahlreichen Haupt- und Nebenfunktionen sind, verstoffwechselt
werden. Störungen
im Phenylalaninstoffwechsel können
somit zu einer Vielzahl von Krankheiten führen. Ähnlich können Störungen im Stoffwechsel anderer
Aminosäuren
zu einer großen
Anzahl von Störungen
führen.
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Aufgrund
der genetischen Ätiologie
von Stoffwechselstörungen,
ist eine aktuelle Therapie oft auf eine Standardbehandlung der Symptome
beschränkt
(z.B. pharmakologisch oder chirurgisch); der dem zugrunde liegende
genetische Defekt wird nicht korrigiert. Es gibt einige Beispiele,
wo eine Standardbehandlung relativ gut funktioniert, z.B. eine Insulintherapie
bei Diabetes mellitus, aber ohne eine Korrektur der eigentlichen
genetischen Schädigungen,
die für
die Pathogenese dieser Krankheit verantwortlich sind, bleibt Diabetes
mellitus die dritthäufigste
Todesursache bei Amerikanern. Für
mit Phenylketonurie geborene Kinder (eine Krankheit die aus einer
Phenylalanin-Stoffwechselstörung
resultiert), wird eine sehr strenge Diät verschrieben; ihre Wirksamkeit
wird jedoch oft durch Complianceprobleme des Patienten gefährdet. Für andere
Stoffwechselstörungen
ist keine Behandlung verfügbar
und abhängig
von der Krankheit, kann dies zu schwerer Morbidität oder Mortalität führen.
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Aktuelle
Behandlungsdefizite haben Bemühungen
angeregt, Gentherapieverfahren zur Verabreichung von Ersatzgenen
zu entwickeln, die in der Lage sind, das fehlende oder fehlerhaft
funktionierende Stoffwechseiprotein, das die Ursache für die Krankheit
ist, zu exprimieren. Ein Gentherapieansatz hat mehrere Vorteile bezüglich der
Behandlung von Stoffwechselkrankheiten, die bei Standardtherapieansätzen nicht
vorhanden sind: Verabreichung eines therapeutischen Gens (somit
potentiell die eigentliche Störungsursache
heilend) und spezifisches Targeting von Organen oder Geweben, die
im Mittelpunkt der Krankheit stehen, sind nur einige erwähnenswerte
Beispiele.
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Gene
können
dem Patienten über
verschiedene Wege verabreicht werden. Es gibt Transfektionsverfahren,
einschließend
chemische Verfahren wie Calciumphosphatpräzipitation und liposomenvermittelte Transfektion
und physikalische Verfahren wie Elektroporation. Aktuelle Viren-vermittelte
Gene-Delivery-Vektoren schießen
solche, die auf einem Retrovirus, Adenovirus, Herpesvirus, Pockenvirus
und adenoassoziiertem Virus (AAV) basieren, mit ein.
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Adenoassoziierte Viren-vermittelte
Gentherapie
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- Yang Shen et al. [Human Gene Therapy 11: 1509-1519 (2000)]
offenbart rekombinante adenoassoziierte virale Vektoren, die Tyrosinhydroxylase
zur Verwendung in der Gentherapie der Parkinson-Krankheit exprimieren.
- A.C. Nathwani et al. [Gene Therapy 7: 183-195 (2000)] und Feng
Ru et al. [Blond 98, No 11, Teil 2, Seite 404b (2001), zitiert in
der Biosis Datenbank, Zugangsnummer PREV200200257471] offenbart
rekombinante adenoassoziierte virale Vektoren, die eine mutierte
Dihyd rofolatred uktase codieren, die eine Methotrexatresistenz verleiht,
zur Verwendung als selektierbarer Marker zum Testen der Transfektionseffizienz
von blutbildenden Zellen.
- Y. Nagasake et al. [Pediatric Research 45: 465-473 (1999)] offenbart
die Verwendung eines replikationsdefizienten Adenovirus, der die
humane Phenylalaninhydroxylase-cDNA unter der Kontrolle eines CAG-Promotors zur
Verwendung in der Gentherapie, enthält. Die ungünstige, in Mäusen beobachtete
Immunantwort wurde durch die gleichzeitige Verabreichung eines Immunsuppressivums
unterdrückt.
- M. Mitchell et al. [Gene Therapy 7: 1986-1992 (2000)] offenbart
rekombinante adenoassoziierte virale Vektoren zum Testen von Gentransfer
in Mausföten,
die das β Galaktosidasegen
unter der Kontrolle des CMV-Promotors enthalten.
- R.C. Eisensmith et al. [MRDD Research Reviews 5: 136-143 (1999)]
diskutieren verschiedene Systeme der virusvermittelten Gentherapie
zur Behandlung von Phenyleketonurie. Die Autoren stellen eine Hypothese über die
Verwendung eines adenoassoziierten Virus zur Behandlung von Phenylketonurie
auf und schlussfolgern, dass die mit adenoassoziierten viralen Vektoren
beobachteten niedrigen Tranduktionseffizienzen in einer ineffizienten
Behandlung der Krankheit resultieren würden.
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Der
adenoassoziierte Virus, ein Parvovirus, der zum Genus Dependovirus
mit sechs bekannten Serotypen (bezeichnet als AAV-1 bis AAV-6) gehört, hat
mehrere attraktive Merkmale, die in anderen Viren nicht vorhanden
sind. So kann AAV beispielsweise eine große Auswahl von Wirtszellen,
einschließend
nichtteilende Zellen, infizieren. Darüber hinaus kann AAV Zellen
verschiedener Spezies infizieren. Von Bedeutung ist, dass AAV mit
keinerlei menschlicher oder tierischer Krankheit assoziiert wurde
und nach Integration die physiologischen Eigenschaften der Wirtszelle
nicht zu verändern
scheint. Schließlich
ist AAV unter einer Vielzahl von physikalischen und chemischen Bedingungen
stabil, was auch für
die Ansprüche
an Herstellung, Aufbewahrung und Transport zutrifft.
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Das
AAV-Genom, eine lineares, ein lineares, einzelsträngiges DNA-Molkül, das ungefähr 4700
Nukleotide (das AAV-2 Genom besteht aus 4681 Nukleotiden) enthält, umfasst
im Allgemeinen ein internes sich nicht wiederholendes Segment, das
an jedem Ende von invertierten terminalen Wiederholungssequenzen
(ITRs, inverted terminal repeats) flankiert ist. Die ITRs sind ungefähr 145 Nukleotide
lang (AAV-1 hat 143 Nukleotide lange ITRs) und haben mehrere Funktionen,
einschließend
Fungieren als Replikationsstartpunkt und Packungssignal für das virale
Genom.
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Der
interne sich nicht wiederholende Teil des Genoms schließt zwei
lange offene Leserahmen (ORFs, open reading frames) mit ein, die
als die AAV-Replikation (rep)- und
AAV-Kapsid (cap)-Regionen bekannt sind. Diese ORFs codieren Replikations- bzw. Kapsidgenprodukte:
Replikations- und Kapsidgenprodukte (z.B. Proteine) ermöglichen
die Replikation, das Zusammenfügen
und das Packen eines vollständigen
AAV-Virions. Insbesondere wird aus der AAV rep-Region eine Familie
von wenigsten vier viralen Proteinen exprimiert: Rep 78, Rep 68,
Rep 52 und Rep 40, die alle nach ihren scheinbaren Molmassen benannt
sind. Die AAV-cap-Region codiert wenigstens drei Proteine: VP1,
VP2 und VP3.
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AAV
ist ein helferabhängiger
Virus, was eine Coinfektion mit einem Helfervirus erfordert (z.B.
Adenovirus, Herpesvirus oder Vaccinia Virus), um funktionell vollständige AAV-Virionen
zu bilden. In der Abwesenheit einer Coinfektion mit einem Helfervirus,
etabliert AAV einen latenten Zustand, in dem das virale Genom in
ein Wirtszellenchromosom insertiert oder in einer episomalen Form
existiert, aber keine infektiöse
Virionen produziert werden. Eine folgende Infektion durch Helferviren „rettet" das integrierte
Genom, und ermöglicht
ihm repliziert und in virale Kapside gepackt zu werden, wodurch
das infektiöse
Virion rekostituiert wird. Während
AAV Zellen verschiedene Spezies infizieren kann, muss Helfervirus
von der gleichen Art sein wie die Wirtszellen. Somit repliziert
beispielsweise humaner AAV in Hundezellen, die mit einem Hundeadenovirus
coinfiziert wurden.
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Um
rekombinante AAV (rAAV)-Virionen herzustellen, die das betreffende
Gen enthalten, wird eine geeignete Wirtszelllinie mit einem AAV-Vektor
transfiziert, der das Gen enthält,
aber dem rep und cap fehlen. Die Wirtszelle wird dann mit Wildtyp
(wt)-AAV und einem
geeigneten Helfervirus infiziert, um rAAV-Virionen zu bilden. Alternativ
können
wt-AAV-Gene (bekannt als Helferfunktionsgene, helperfunktion genes,),
umfassend rep und cap) und Helfervirusfunktionsgene (helper virus
function genes) (bekannt als Zusatzfunktionsgene, accessory function
genes) in einem oder mehreren Plasmiden zur Verfügung gestellt werden, wodurch
kein Bedarf mehr an einem wt-AAv-Virus
und einem Helfervirus für
die Herstellung von rAAV-Virionen besteht. Die Helfer- und Zusatzfunktionsprodukte
werden in der Wirtszelle exprimiert, wo sie in trans auf den rAAV-Vektor
einwirken, der das therapeutische Gen enthält. Des betreffende Gen wird
dann repliziert und verpackt, als wäre es ein wt-AAV-Genom, wodurch
ein rekombinantes AAV-Virion gebildet wird. Wenn Patientenzellen
mit dem resultierenden rAAV-Virion transduziert werden, dringt das
Gen ein und wird in den Patientenzellen exprimiert. Da den Patientenzellen
sowohl die rep- und cap-Gene als auch die Zusatzfunktionsgene fehlen,
kann sich das rAAV-Virion nicht weiter replizieren und sein Genom
verpacken. Darüber
hinaus können
in Patientenzellen wt-AAV-Virionen nicht ohne eine Quelle für rep- und
cap-Gene gebildet werden.
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Es
wäre eine
Bereicherung für
Stand der Technik, Strategien zur Behandlung von Stoffwechselstörungen zu
entwickeln, die die eigentlichen Defekte korrigieren, statt nur
die Symptome zu behandeln. Solche Verfahren sind hier offenbart.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung, werden Verfahren und Vektoren für die Verwendung und Verabreichung
von Genen an einen Säuger
mit einer Aminosäurenstoffwechselstörung, die
zu einem überhöhten Gehalt
einer Aminosäure
im Blutkreislauf oder zu überschüssigen Aminosäuren oder
Aminosäurestoffwechselprodukten
im Urin des Säugers
führt,
bereitgestellt. Die Aminsäurestoffwechselstörung wird
insbesondere durch Störungen
im Stoffwechsel von aromatischen Aminsäuren hervorgerufen, was zu
einem überhöhten Aminosäuregehalt
im Blut oder zu einem überhöhten Gehalt
von aromatischen Aminosäuren
und/oder ihrer Stoffwechselprodukte im Urin des Säugers führt. Die
aromatische Aminosäurestoffwechselstörung ist
insbesondere Hyperphenylalaninämie,
bevorzugt Phenylketonurie.
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In
einer anderen Ausführungsform,
resultiert die Aminosäurestoffwechselstörung in
einem abweichenden Gehalt biogener Amine. In einer Ausführungsform
ist das biogene Amin Dopamin, in einer weiteren Ausführungsform
ist das biogene Amin Serotonin und in einer weiteren Ausführungsform
ist das biogene Amin Histamin. In einer weiteren Ausführungsform
ist das biogene Amin Norepinephrin und in einer anderen Ausführungsform
ist das biogene Amin Epinephrin.
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Das über rAAV
verabreichte Gen wird in einem Säuger
mit einer Aminosäurestoffwechselstörung exprimiert
und sobald exprimiert, kann das Protein eine therapeutische Wirkung
entfalten. In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Säuger ein
Mensch.
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Es
ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung rAAV-Virionen, die ein
Phenylalaninhydroxylase codierendes Gen enthalten, zu verabreichen,
wobei dieses sobald es in Leberzellen exprimiert wird, bei einem
Säuger
mit Hyperphenylalaninämie
den Gehalt von Phenylalanin im Blut senkt. In einer bevorzugten
Ausführungsform
codiert das Gen humane Phenylalaninhydroxylase.
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In
einer Ausführungsform,
werden rAAV-Virionen durch eine retroduktale Verabreichung, vorzugsweise über eine
endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie, in die Leber
des Menschen eingeschleust.
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In
einer weiteren Ausführungsform,
werden die rAAV-Virionen in den Blutkreislauf des Säugers verabreicht.
Unter einem Aspekt werden die rAAV-Virionen über eine periphere Vene verabreicht
(z.B. über
eine direkte intravenöse
Injektion). In einer weiteren Ausführungsform, werden die rAAV-Virionen über eine
Injektion in die Pfortader in die Leber verabreicht. In einer weiteren
Ausführungsform
werden die rAAV-Virionen über eine
Injektion in die Leberarterie in die Leber verabreicht. In einer
bevorzugten Ausführungsform
werden die rAAV-Virionen über
einen Katheter der in eine periphere Arterie, bevorzugt eine Oberschenkelarterie,
eingeführt
ist, in die Leberarterie verabreicht.
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Das
Phenylalaninhydroxylasegen kann in der Leber mittels eines gewebespezifischen
Promotors exprimiert werden. Unter einem Aspekt ist der gewebespezifische
Promotor ein leberspezifischer Promotor, bevorzugt eine humaner
alpha-1-Antitrypsin (hAAT)-Promotor. In einer besonders bevorzugten
Ausführungsform, ist
der hAAT-Promotor funktionsfähig
mit einer Apolioprotein-E hepatischen Kontrollregion verknüpft.
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Es
ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Zusammensetzungen
zur Behandlung von Phenylkentonurie (PKU) bei einem Säuger mit
PKU zur Verfügung
zu stellen, umfassend das Bereitstellen von AAV-Virionen, die das
Phenylalaninhydroxylasegen, enthalten, wobei dieses bevorzugt ein
humanes Phenylalaninhydroxylasegen ist. Diese Zusammensetzungen
können
verwendet werden, um mit der Leber eines Säugers mit PKU in Kontakt gebracht
zu werden und um das Phenylalaninhydroxylasegen zu exprimieren,
so dass eine therapeutische Wirkung erzielt wird. In einer bevorzugten
Ausführungsform
resultiert die Expression von Phenylalaninhydroxylase in einer Senkung
des Phenylalaningehalts im Blut, vorzugsweise auf eine Konzentration
die niedriger als 1000 μM
ist.
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Es
ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine rekombinante
Virionenzusammensetzung zur Verabreichung eines Proteins an einen
Säuger
zur Verfügung
zu stellen, wobei die Zusammensetzung umfasst: rekombinante adenoassoziierte
Virus (rAAV)-Virionen, wobei die rAAV-Virionen ein heterologes Gen
umfassen, das eine Phenylalaninhydroxylase codiert.
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Der
Säuger
ist vorzugsweise ein Mensch und rAAV ist in einer für einen
Menschen therapeutisch wirksamen Menge enthalten.
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Vorzugsweise
liegt rAAV in ausreichenden Mengen vor, um eine Expression eines
heterologen Gens zu verursachen, wenn er einem Säuger verabreicht wird und die
Expression resultiert in einer therapeutischen Wirkung.
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Die
therapeutische Wirkung umfasst vorzugsweise eine Senkung des Phenylalaninspiegels
des Bluts. Weiterhin wird der Phenylalaninspiegel des Bluts vorzugsweise
auf weniger als etwa 1000 Mikromolar gesenkt.
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Vorzugsweise
ist das heterologe Gen funktionsfähig mit einem heterologen Promotor
verknüpft,
der in der Lage ist, eine Expression des Gens in den Zielzellen
eines Säugers
herbeizuführen.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung liegt rAAV in einer Menge von wenigstens
5 × 1012 viralen Genomen/pro Säuger vor.
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Es
ist ebenfalls eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine
Verwendung eines rekombinanten adenoassoziierten Virus (rAAV)-Virons
zur Herstellung eines Medikaments zur Verabreichung des rAAV-Virions
an einen Säuger
mit Aminoazidopathie bereitzustellen, wobei das rAAV-Virion ein
Nukleinsäuremolekül umfasst,
wobei das Nukleinsäuremolekül ein Gen
umfasst, das eine Phenylalaninhydroxylase codiert, das funktionsfähig mit
einer Kontrollsequenz verknüpft
ist, die in der Lage ist, die in vivo Transkription des Gens zu
veranlassen.
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Die
Formulierung kann eine AAV-Vektorsuspension in HBS sein (Hepesgepufferte
Salzlösung;
50 mM Hepes + 150 mM NaCl, pH 7,4). Die Vektorkonzentration der
Stammlösung
kann beispielsweise ungefähr
1 × 1013 bis 1 × 1014 Vektoren/ml
sein.
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Der
Bereich der Vektordosierung kann von 3 × 1012 bis
1 × 1014 Vektorgenome/Mund reichen. Wenn sie an
einem anderen Säuger
angewandt wird, kann eine geeigneter Bereich der Vektordosierung
basierend auf dem Bereich für
den Mund bestimmt werden. Die therapeutische Wirkung kann auf eine
dosisabhängige Weise
innerhalb dieses Bereichs beobachtet werden.
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Die
akute Toxizität
des AAV-Vektors wird typischerweise diskutiert in:
- i) Long-term correction of canin hemophilia B by gene transfer
of blond coagulation factor IX mediated by adeno-associated viral
vector. Herzog, R et al., Nature Medicine 5: 56-63, 1999.
- ii) Immediate and long-term safety of recombinant adeno-associated
vrus injection into the nonhuman Primate muscle. Favre, D et al.
Molecular Therapy 4: 559-66,
2001.
- iii) Technology evaluation: AAV factor IX gene therapy, Avigen
Inc, Fabb, SA and Dickson, JG. Curr Opin Mol Ther 2: 601-6, 2000.
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ERLÄUTERUNG VON BESONDEREN AUSFÜHRUNGSFORMEN
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung umfasst die Verwendung eines rekombinanten
adenoassoziierten Virus (rAAV)-Virions, um ein Gen, das ein an einem Stoffwechselpfad
beteiligtes Protein codiert, einem Säuger mit einer Stoffwechselkrankheit
zu verabreichen. Sobald es verabreicht ist, wird das Gen transkribiert
und translatiert, wobei das Translationsprodukt (z.B. das Protein)
eine therapeutische Wirkung für
den Säuger
der eine Stoffwechselkrankheit hat, bereitstellt. In Kontext der
vorliegenden Erfindung schließt
der Begriff „Protein" alle Klassen von
Polypeptiden, Peptiden, Proteinen und Peptidtransportern, Enzymen,
Polypeptiduntereinheiten von Proteinkomplexen, funktionellen Domänen von
Proteinen und ähnliches
mit ein.
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Im
Kontext der vorliegenden Erfindung vermittelt der Begriff „Stoffwechselpfad" das Konzept irgendeiner
der zahlreichen biochemischen Reaktionen, die die exergonischen
Reaktionen der Nährstoffoxidation
an die endergonischen Prozesse, die notwendig sind, den lebenden
Zustand aufrecht zu erhalten, koppeln. Der Begriff umfasst sowohl „anabolische" Reaktionen (z.B.
chemische Reaktionen die an der Biosynthese von Molekülen beteiligt
sind) als auch „katabolische" Reaktionen (z.B.
chemische Reaktionen die am Abbau von Molekülen beteiligt sind).
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Mit „Stoffwechselkrankheit" ist jede Krankheit
oder Störung
gemeint, deren eigentliche oder assoziative Ursache auf einen Defekt
im Stoffwechsel zurückgeht.
Solche Krankheiten können
relativ gutartig, stark schwächend
oder sogar tödlich
sein. Mit „therapeutischer
Wirkung" ist eine
Verbesserung jedes klinischen Anzeichens oder Symptoms einer Stoffwechselkrankheit
gemeint.
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Im
Kontext der vorliegenden Erfindung, ist ein „rekombinantes AAV-Virion" oder „rAAV-Virion" ein infektiöser Virus,
zusammengesetzt aus einer AAV-Proteinhülle (z.B. einem Kapsid), die
einen „rekombinanten AAV
(rAAV)-Vektor" umhüllt; der
rAAV-Vektor ist
hier definiert als ein heterologes Gen und eines oder mehrere AVV
invertierte terminale Wiederholungssequenzen (ITRs) umfassend.
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„Heterolog" bedeutet ein Nukleinsäuremolekül, das von
Nukleotidsequenzen flankiert wird, die in der Natur nicht im Zusammenhang
mit dem Nukleinsäuremolekül gefunden
werden. Alternativ umfasst „heterolog" das Konzept eines
Nukleinsäuremolküls, das
selbst in der Natur nicht vorkommt (z.B. künstliche Sequenzen, deren Codons
sich von denen eines nativen Gens unterscheiden), mit ein. Eine
allelische Variation von natürlich
vorkommenden Mutationsereignissen führt nicht zu heterologen Nukleinsäuremolekülen, wie
sie hier verwendet werden. Nukleinsäuremoleküle können in Form von Genen, Promotoren,
Enhancern oder eines jedwelchen anderen nukleinsäureenthaltenden Moleküls vorliegen,
so lange für
sie an der hier verwendeten Definition von „heterolog", festgehalten wird.
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Rekombinante
AAV-Vektoren können
unter der Verwendung von rekombinanten Methoden, die Stand der Technik
sind, konstruiert werden und schließen ein oder mehrere heterologe
Gene, die von funktionellen ITRs flankiert werden, mit ein. Die
ITRs des rAAV-Vektors müssen
nicht die Wildtypnukleotidsequenz sein und können, solange die Sequenzen
die richtige Funktion, z.B. Freisetzung, Replikation und Verpackung
des AVV-Genoms, bereitstellen, z.B. durch Insertion, Deletion oder
Nukleotidsubstitution verändert
werden.
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Rekombinante
AAV-Virionen können
unter Verwendung einer Vielfalt von Methoden, die Stand der Technik
sind, hergestellt werden. Der Fachmann kann z.B. wt-AAV und Helferviren
verwenden, um die notwendigen replikativen Funktionen zur Herstellung
von rAAV-Virionen zur Verfügung
zu stellen (siehe, z.B.
U.S Patent
Nr. 5139914 , auf das hier Bezug genommen wird). Ein Plasmid,
das Helferfunktionsgene enthält,
in Kombination mit einer Infektion durch einen der bekannten Helferviren,
kann alternativ als eine Quelle für replikative Funktionen verwendet
werden (siehe z.B.
U.S. Patent
Nr. 5622856 , auf das hier Bezug genommen wird;
U.S. Patent Nr. 5139941 ,
siehe oben). Ähnlich
kann der Fachmann von einem Zusatzfunktionsgene enthaltenden Plasmid,
in Kombination mit einer Infektion durch wt-AAV, Gebrauch machen,
um die notwendigen replikativen Funktionen zur Verfügung zu
stellen. Wie dem Fachmann bekannt ist, sind diese drei Ansätze, wenn
in Kombination mit einem rAAV-Vektor verwendet, jeweils ausreichend
um rAAV-Virionen herzustellen. Andere Verfahrensweisen, die Stand
der Technik sind, können
ebenfalls vom Fachmann verwendet werden, um rAAV-Virionen herzustellen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird das Tripeltransfektionsverfahren
(detailliert beschrieben im
U.S.
Patent Nr. 6001650 , auf das hier vollumfänglich Bezug
genommen wird) verwendet, um rAAV-Virionen herzustellen, da dieses
Verfahren nicht die Verwendung eines infektiösen Helfervirus erfordert,
was es ermöglicht,
dass rAAV-Virionen hergestellt werden, ohne dass detektierbarer
Helfervirus anwesend ist. Dies wird durch die Verwendung von drei
Vektoren zur rAAV-Virionenherstellung erreicht: einem AAV-Helferfunktionsvektor,
einem Zusatzfunktionsvektor und einem rAAV-Vektor. Ein Fachmann
wird jedoch erkennen, dass die von diesen Vektoren codierten Nukleinsäuresequenzen,
auf zwei oder mehr Vektoren in verschiedenen Kombinationen bereitgestellt
werden können.
Wie hier verwendet, umschließt
der Begriff „Vektor" jedes genetische
Element, wie z.B. ein Plasmid, Phage, Transposon, Cosmid, Chromosom,
künstliches
Chromosom, Virus, Virion etc., das in der Lage ist zu replizieren
mit ein, wenn es mit den richtigen Kontrollelementen verbunden ist
und das Gensequenzen zwischen Zellen transferieren kann. Somit schließt der Begriff
Klon- und Expressionsvehikel als auch virale Vektoren mit ein.
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Der
AAV-Helferfunktionsvektor codiert die „AAV-Helferfunktion"-Sequenzen (z.B.
rep und cap), die in trans für
eine produktive AAV-Replikation und -Enkapsidation funktionieren.
Vorzugsweise unterstützt
der AAV-Helferfunktionsvektor eine effiziente AAV-Vektorpoduktion,
ohne detektierbare AAV-Virionen (z.B. AAV-Virionen, die funktionelle
rep- und cap-Gene enthalten). Ein Beispiel eines solchen Vektors,
pHLP19 ist im
U.S. Patent No.
6001650 , siehe oben und in Beispiel 1, siehe unten, beschrieben.
Die rep- und cap-Gene des AAV-Helferfunktionsvektor können von
jedem der bekannten AAV-Serotypen abgeleitet werden. Der AAV-Helferfunktionsvektor
kann beispielsweise ein rep-Gen, dass von AAV-2 abgeleitet ist und
ein cap-Gen, das von AAV-6 abgeleitet ist, enthalten; ein Fachmann
wird erkennen, dass andere rep- und cap-Genkombinationen möglich sind,
wobei das kennzeichnende Merkmal die Fähigkeit ist, die rAAV-Virionherstellung
zu unterstützen.
-
Der
Zusatzfunktionsvektor codiert Nukleotidsequenzen für nicht
von AAV abgeleitete virale und/oder zelluläre Funktionen, wovon AAV für eine Replikation
abhängig
ist. Die Zusatzfunktionen schließen die Funktionen, die für eine AAV-Replikation notwendig
sind, mit ein, einschließend
ohne Einschränkung
die Teile die in der Aktivierung von AAV-Gentranskription, stadiumspezifischem
AAV-mRNA-Splicing, AAV-DNA-Replikation, Synthese von cap-Expressionsprodukten
und AAV-Kapsidzusammenbau
beteiligt sind. Virenbasierte Zusatzfunktionen können von jedem der bekannten
Helferviren wie Adenovirus, Herpesvirus (verschieden zu Herpes-Simplex-Virus Typ-1)
und Vaccinia-Virus abgeleitet werden. In einer bevorzugten Ausführungsform, wird
das Zusatzfunktionsplasmid pLadeno5 verwendet (Details betreffend
pLadeno5 sind im
U.S. Patent
Nr. 6004797 beschrieben, auf das hier vollinhaltlich Bezug
genommen wird). Dieses Plasmid stellt einen vollständigen Satz
von Adenovirus-Zusatzfunktionen für eine AAV-Vektorproduktion
zur Verfügung,
hat aber nicht die Komponenten, die notwendig sind, um replikationskompetente
Adenoviren zu bilden.
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Der
rAAV-Vektor kann ein Vektor sein, der von einem beliebigen AAV-Serotyp
abgeleitet ist, einschließend
ohne Einschränkung,
AAV-1, AAV-2, AAV-3A, AAV-3B, AAV-4, AAV-5, AAV-6 etc. AAV-Vektoren
können ein
oder mehr der wt-AAV-Gene vollständig
oder in Teilen deletiert haben, z.B. die rep- und/oder cap-Gene, aber
sie behalten wenigstens eine funktionelle flankierende ITR-Sequenz,
da sie für
die Freisetzung, die Replikation und Verpackung des AAV-Virions
notwendig ist. Somit ist ein AAV-Vektor hier so definiert, dass
er wenigstens eine dieser Sequenzen enthält, die in cis für eine virale
Replikation und Verpackung (z.B. funktionelle ITRs) notwendig sind.
Die ITRs müssen
nicht die Wildtypsequenzen sein und können z.B. durch Insertion,
Deletion oder Nukleotidsubstitution verändert werden, solange die Sequenzen
funktionelle Freisetzung, Replikation und Verpacken bereitstellen.
AAV-Vektoren können unter
Verwendung von rekombinanten Methoden, die Stand der Technik sind,
so konstruiert werden, dass sie eines oder mehrere heterologe Gene,
die von funktionalen AAV-ITRs flankiert sind, enthalten.
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Das
heterologe Gen ist funktionsfähig
mit einem heterologen Promotor (konstitutiv, zellspezifisch oder induzierbar)
verknüpft,
so dass das Gen in der Lage ist, unter geeigneten oder gewünschten
Bedingungen in den Zielzellen des Patienten exprimiert zu werden.
Mit „funktionsfähig verknüpft" ist eine Anordnung
von Elementen gemeint, wobei derartig beschriebenen Bestandteil
so konfiguriert sind, dass sie ihre übliche Funktion ausüben können. Somit
sind Kontrollsequenzen, die funktionsfähig mit einer codierenden Sequenz
verknüpft sind,
in der Lage, die Transkription der codierenden Sequenz zu bewirken.
Die Kontrollsequenzen müssen nicht
an die codierende Sequenz grenzen, solange sie funktionieren, um
die Transkription zu steuern. Somit können beispielsweise dazwischenliegende
untranslatierte aber bereits transkribierte Sequenzen zwischen einer
Promotorsequenz und der codierenden Sequenz anwesend sein und die
Promotorsequenz kann immer noch als funktionsfähig mit der codierenden Sequenz
verknüpft
betrachtet werden.
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Zahlreiche
Beispiele von konstitutiven, zellspezifischen und induzierbaren
Promotoren entsprechen dem Stand der Technik und ein Fachmann kann
leicht einen Promotor für
eine spezifische, angestrebte Verwendung auswählen, z.B. die Wahl des leberspezifischen
humanen alpha-1 Antitrypsinpromotors für eine leberzellspezifische Expression,
die Wahl des konstitutiven CMV-Promotors für hohe Niveaus kontinuierlicher oder
fast-kontinuierlicher Expression oder die Wahl des induzierbaren
Ecdysonpromotors für
eine induzierte Expression. Eine induzierte Expression ermöglicht es
dem Fachmann die synthetisierte Proteinmenge zu kontrollieren. Auf
diese Weise ist es möglich,
die Konzentration des therapeutischen Produkts zu variieren. Andere Beispiele
von bekannten induzierbaren Promotoren schließen mit ein: Steroidpromotoren
(z.B. Östrogen-
und Androgenpromotoren) und Metallothioneinpromotoren.
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Eine
Genexpression kann mit einem „Enhancer-Element" gesteigert werden. „Enhancer-Element" meint eine DNA-Sequenz
(z.B. ein cis-wirkendes Element), die, wenn sie an einen Transkriptionsfaktor
gebunden ist, die Expression eine Gens relativ zur Expression über einen
Promotor allein, steigert. Zahlreiche Enhacer-Elemente entsprechen
dem Stand der Technik und der Fachmann kann leicht ein Enhancer-Element für eine bestimmten
Zweck auswählen.
Ein Beispiel eines Enhancer-Elements,
das nützlich
zur Steigerung der Genexpression in der Leber ist, ist die Apolipoprotein
E hepatische Kontrollregion (beschrieben in Schachter et al. (1993)
J Lipid Res 34: 1699-1707).
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Erfindungsgemäß werden
rAAV-Virionen verwendet, um Gene einzuschleusen, die Proteine, die
am Aminosäurestoffwechsel
beteiligt sind, codieren. „Aminosäurestoffwechsel" meint sowohl den
enzymatischen Umbau oder Abbau von Aminosäuren zu Stoffwechselprodukten,
die keine Aminosäuren
mehr sind, für
eine weitere biochemische Verwendung (wie beispielsweise dem Einbau
der Abbauprodukte in Glukose, Fettsäuren und ähnliches oder die Umwandlung
der Abbauprodukte in biogene Amin- oder Purin- und Pyrimidin-Stickstoffbasen)
als auch als den direkten Einbau in Proteine, Polypeptide, Enzyme
und ähnliches.
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Die
Erfindung umfasst rAAV-Virionen, umfassend Gene, die Enzyme codieren,
die am Stoffwechsel von aromatischen Aminosäuren beteiligt sind. Von den
zwanzig natürlich
vorkommenden, in der Proteinsynthese verwendeten Aminosäuren sind
nur drei aromatisch: Phenylalanin, Tyrosin und Tryptophan.
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Im
ersten (und geschwindigkeitsbestimmenden) Schritt des Abbaus von
aromatischen Aminosäuren werden
Phenylalanin, Tyrosin und Tryptophan hydroxyliert und bilden Tyrosin,
Dihydroxyphenylalanin (L-Dopa) bzw. 5-Hydroxytryptophan. Spezifische
aromatische Aminsäurehydrolasen
vermitteln die Hydroxylierungsreaktion: z.B. Phenylalaninhydroxylase
hydroxyliert Phenylalanin, Tyrosinhydroxylase hydroxyliert Tyrosin
und Tryptophanhydroxylase hydroxyliert Tryptophan. Tyrosin ist insofern
einmalig, als dass es sowohl eine natürlich vorkommende Aminosäure ist,
als auch das erste Stoffwechselprodukt im Phenylalaninabbaustoffwechsel. Eine
nachfolgende Verarbeitung im Stoffwechsel führt zur Bildung von Zwischenprodukten,
die zur Herstellung von Energie (über den Zitronensäurezyklus
und oxidative Phosphorylierung) und in der Fettsäure- und Kohlenhydratbiosynthese
verwendet werden.
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Abhängig von
den speziellen Bedürfnissen
des Organismus, können
aromatische Aminosäuren über eine
unterschiedliche Reihe von Pfaden verstoffwechselt werden, um mit
den biogenen Aminen eine einmalige Verbindungsklasse zu bilden.
Aromatische Aminosäuredecarboxylase,
die eine Spezifität
für L-Dopa
und 5-Hydroxytryptophan
hat, vermittelt die Decarboxylierung von diesen beiden Verbindungen,
um Dopamin bzw. Serotonin zu bilden. Serotonin hat eine Vielzahl
von peripheren und zentralen Wirkungen, einschließend als
Agonist für
die Kontraktion der glatten Muskelzellen und als Neurotranmitter
im zentralen Nervensystem. Ungleichgewichte des Serotoningehalts
sind an verschiedenen psychiatrischen Störungen, einschließlich Depression und
Angstzuständen
beteiligt. Dopamin, ein Chatecholaminneurotransmitter ist für die einwandfreie
Kontrolle der Körperbewegung
entscheidend. Seine Abwesenheit im Gehirn führt zur Parkinson-Krankheit,
aufgrund der Degradation von dopaminergen Neuronen in der Substantia
nigra.
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Dopamin
kann über
eine von Dopamin-β-Hydroxylase
vermittelte Hydroxylierungsreaktion weiter verstoffwechselt werden,
um Norepinephrin zu bilden. Norepinephrin, ein Catecholamin, dient
dem sympathischen Nervensystem als Hauptneurotransmitter. In einer
einstufigen Methylierungsreaktion, die durch Phenylethanolamin-N-Methyltransferase
vermittelt wird, wird Norepinephrin zu Epinephrin verstoffwechselt.
Epinephrin wird im Nebennierenmark gebildet, welches es als Antwort
auf niedrigen Blutzucker, Bewegung und Stress in die Blutbahn sekretiert,
was zum Absinken des Glykogenspiegels in der Leber, dem Freisetzen
von Fettsäure
aus Fettgewebe und einer Steigerung der Herzleistung führt.
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Stark
erhöhte
Tyrosin-, Tryptophan- oder Phenylalaninspiegel im Blut (bezeichnet
als Tyrosinämie
Typ I und Typ II, Hypertryptophanämie und Hyperphenylalaninämie) können von
vielen verschiedenen defekten Enzymen, die wenigstens zum Teil für den Abbau
von aromatischen Aminosäuren
verantwortlich sind, herrühren.
Abhängig
von den sich daraus ergebenden Konzentrationen dieser aromatischen
Aminosäuren
im Blut, können
die Folgen ziemlich schwer sein, einschließlich mentaler und physischer
Retardierung und Tod. Ererbte Mutationen in den Genen, die Phenylalaninhydroxylase
(GenBank Zugangsnummer U49897), Tyrosinhydroxylase (GenBank Zugangsnummer
NM_000360) und Tryptophanhydroxylase (GenBank Zugangsnummer NM_004179)
als auch andere aromatische Aminosäurestoffwechselproteine (diskutiert
weiter unten) codieren, führen
zu einem erhöhten
Gehalt von aromatischen Aminosäuren
im Blut.
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Zusätzlich zu
den aromatischen Aminosäurenhydroxylasen
werden Enzyme, die an der Synthese von Tetrahydropterin (BH4) – ein notwendiger
Kofaktor für
alle drei aromatischen Aminsäurehydroxylasen – beteiligt
sind, ebenfalls für
einen effizienten Abbaustoffwechsel von aromatischen Aminosäuren benötigt. Unter
den wichtigeren BH4-synthetisierenden Enzymen sind Dihydrofolatreduktase
(GenBank Zugangsnummer XM_017857), Dihydropteridinreduktase (GenBank
Zugangsnummer A6053170), 6-Pyruvol-Tetrahydropteridinsynthase (GenBank
Zugangsnummer NM_000317) und Guanosin-Triphosphat-Cyclohydrolase
I (GenBank Zugangsnummer NM_000161). Falls Fehler in der BH4-Synthese
auftreten, die durch Mutationen in Genen, die eines dieser Enzyme
codieren, auftreten können,
dann kann der Abbau von Tyrosin, Tryptophan und Phenylalanin gegenteilig
betroffen sein, was zu einem erhöhten
Gehalt dieser Aminosäuren
im Blut führt.
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Genetische
Mutationen in den Phenylalaninhydroxylase- und BH4-synthetisierenden
Enzymen führt
zu Hyperphenylalaninämie.
Die schwerste Form dieses Zustandes, Phenylketonurie (PKU) in eine
relativ häufige angeborene
Krankheit (1:10000 Geburten in der kaukasischen und asiatischen
Bevölkerung),
die als ein autosomal-rezessives Merkmal weitergegeben wird. Ein
abnormal hoher Phenylalaningehalt wird zur Bildung von Phyenylpyruvatsäure und
seinen Stoffwechselderivaten, Phenylessigsäure, Phenylmilchsäure und
Orthohydroxyphenylessigsäure
umgelenkt. Die Ausscheidung dieser Säuren in den Urin ist stark
erhöht.
Zusätzlich
gibt es eine Interferenz mit dem normalen Tyrosin- und Tryptophanstoffwechsel
und unübliche
Zwischenprodukte dieser beiden Aminosäuren treten ebenfalls im Urin
auf.
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Eine
mentale Retardierung, normalerweise schwergradig, ist eine der klinischen
Manifestationen dieser Krankheit, wenn sie unbehandelt bleibt. Petit
und grand mal Krampfanfälle
treten häufig
auf und eine hohe Inzidenz von abnormalen Elektroenzephalogrammen
ist auch bei Abwesenheit von Krämpfen üblich. Die
neurologischen Manifestationen in unbehandelten Patienten schließen muskuläre Hypertonizie, übertriebene
Sehnenreflexe, Zittern und Hyperkinese mit ein. In ungefähr 15-20
% der unbehandelten Fälle
wurde eine einem infantilen Ekzem ähnelnde Dermatitis beobachtet.
Viele Fälle
zeigen aufgrund einer unzureichenden Produktion von Melanin Störungen des
Pigmenstoffwechsels.
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Es
gibt ein Zahl von bekannten klinischen Fällen von mentaler und physischer
Retardierung, die bei Nachkommen von PKU-Müttern, die keine spezielle
Ernährungshilfe
für PKU
zur Zeit der Empfängnis
und während
ihrer Schwangerschaft erhalten hatten, auftraten. Diese Nachkommen
hatten selbst keine PKU; stattdessen schädigten die hohen mütterlichen
Phenylalaninspiegel diese Kinder in utero. Der Phenylalaningehalt
im Plasma von PKU-Müttern
muss während
der Schwangerschaft kontrolliert werden. Eine Behandlung mit einer phenylalaninreduzierten
Diät während der
Schwangerschaft, insbesondere wenn sie vor der Empfängnis begonnen
wird, scheint dem Fötus
einigen Schutz vor Geburtschäden
zu bieten.
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Um
Phenylalanin zu vermeiden, besteht die aktuelle Behandlung von PKU
aus einer sehr strengen, sorgfältig
kontrollierten Diät.
Eine Behandlung muss während
der ersten Lebenstage begonnen werden, um einer mentalen Retardierung
vorzubeugen. Eine frühe
und konsequente Behandlung begünstigt
eine normale Entwicklung und verhindert, dass das ZNS in Mitleidenschaft
gezogen wird. Eine Behandlung, die in einem Alter von 2 bis 3 Jahren
begonnen wird, kann nur bezüglich
der Kontrolle von extremer Hyperaktivität und schwerer Krampfanfälle erfolgreich
sein. Was den idealen Zeitraum der Behandlung betrifft, so steht
dieser noch nicht endgültig
fest. Obwohl es früher
als sicher angesehen wurde, mit der Behandlung aufzuhören, sobald
die Myelinbildung im Gehirn gewissermaßen abgeschlossen ist, haben
Berichte über
ein Absinken des Intelligenzquotienten und der Entwicklung von Lern-
und Verhaltensschwierigkeiten zu einer nochmaligen Prüfung dieser Empfehlung
geführt.
Aktuelle Daten deuten darauf hin, dass die Diätbeschränkung lebenslang aufrechterhalten
werden sollte. Solch ein strenge Diät, insbesondere wenn sie lebenslang
ist, ist mit einigen Schwierigkeiten, einschließend die Patientencompliance,
verbunden. Zusätzlich
ist der normale Proteinumsatz im Abbaustoffwechsel im Köper eine
Quelle von endogenem Phenylalanin, die nicht mit einer Diät kontrolliert
werden kann.
-
Um
Störungen
des aromatischen Aminosäurestoffwechsels
zu behandeln, betrachtet die vorliegende Erfindung die Verwendung
von rAAV-Virionen, um Gene, die Enyzme des aromatischen Aminosäurestoffwechels
codieren, an Menschen mit aromatischen Aminosäurestoffwechselkrankheiten
zu verabreichen. Insbesondere umfasst die vorliegende Erfindung
rAAV-Virionen, umfassend Gene, die am Phenylalaninstoffwechsel beteiligte
Enyzme codieren, die unter Verwendung von Verfahren der vorliegenden
Erfindung in die Zellen eines Säugers
mit Hyperphenylalaninämie
verabreicht werden können.
Solche Gene umschließen,
sind aber nicht darauf beschränkt,
Phenylalaninhyroxylase, Dihydrofolatreduktase, Dihydropteridinreduktase,
6-Pyruvoyl-Tetrahydropteridinsynthase und Guanosin-Triphosphat-Cyclohydrolase
I.
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Durch
die Verabreichung von Genen, die Enyzme des Phenylalaninstoffwechsels
codieren, kann eine therapeutischen Wirkung in einem Säuger mit
Hyperphenylalaninämie
erzielt werden. Die Erfindung umfasst die Verabreichung von Enyzmen
des Phenylalaninstoffwechsels zur Behandlung von PKU. Insbesondere
codiert das zu verabreichende Enyzym Phenylalaninhydroxylase. Im
Kontext von PKU, wird eine therapeutische Wirkung durch eine Senkung
des Plasmaphenylalaninspiegels auf eine Konzentration unter 1000 μM (entspricht
20 Milligram pro Deziliter (mg/dL) und für klinisch mildere Formen von
Hyperphenylalaninämie
(z.B. irgendeine andere Hyperphenylalaninämie als PKU) auf eine Konzentration
vorzugsweise unter 120 μM,
erzielt.
-
Eine
nachteilige Wirkung von Hyperphenylalaninämie und PKU ist eine Hypopigmentierung.
Ein erhöhter
Phenylalaningehalt im Blut inhibiert Tyrosinase, ein Melanozyten-spezifisches
Enzym, dass Tyrosin in Melanin umwandelt. Unter Verwendung der Verfahren
der vorliegenden Erfindung, reduziert eine Senkung der Phenylalaninspiegel
auf eine Konzentration unter 100 μM,
vorzugsweise unter 120 μM,
sehr wahrscheinlich die Hypopigmentierung in Patienten mit Hyperphenylalaninämie. Auf
diese Art und Weise kann der Arzt einen Patienten mit einer Hyperphenylalaninämie-bezogenen
Hypopigmentierung behandeln.
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Ein
erhöhter
Phenylalaninspiegel im Plasma aufgrund einer PAH-Defizienz führen zu
einem Rückgang der
Tyrosinbildung. Wie oben beschrieben, wird Tyrosin durch die Hydroxylierung
von Phenylalanin, dem ersten Schritt im Phenylalaninstoffwechsel,
gebildet. Tyrosin ist eine essentielle Aminosäure für die Bildung einer Vielzahl
von Hormonen einschließend
Dopamin (wie oben beschrieben), als auch der Thyroidhormone Triiodthyronin
(T3) und Tetraiodthyronin (T4). Diese beiden Thyroidhormone regulieren
Stoffwechselvorgänge.
Unter der Verwendung der Verfahren der vorliegenden Erfindung kann
der Arzt Stoffwechselstörungen,
die aufgrund einer T3 und T4-Insufizienz auftreten, durch die Verabreichung
von rAA-Virionen,
die Phenylalanin-verstoffwechselnde Enzyme enthalten, behandeln,
was zu einer erhöhten
Tyrosinproduktion führt.
Solche thyroidbezogenen Stoffwechselstörungen schließen Hypothyreose
und Kretinismus mit ein, sind aber nicht darauf beschränkt.
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Ein
Phenylalaningehalt im Plasma können
unter Verwendung von bekannten Verfahren bestimmt werden, einschließend, aber
nicht darauf beschränkt,
Gaschromatographie-Massenspektrometrie, enzymgekoppelter Immunadsorptionstest,
Radioimmunoassay oder enzymatischer mikrofluorometrischer Assay.
-
Es
ist bevorzugt, rAAV-Virionen in spezielle Organe oder Gewebe im
Körper,
wo die Stoffwechselkrankheit primär auftritt, zu verabreichen.
Der Fachmann kann bekannte Verabreichungswege, einschließend eine
intravenöse,
intrareterielle und direkte Injektion verwenden, um die Transduktion
der Zielzellen durch rAAV-Virionen sicherzustellen. Obwohl es im
Kontext von Stoffwechselkrankheiten viele Organe und Zellen gibt,
die attraktive Ziele für
eine rAAV-Virionen-vermittelte Genverabreichung darstellen würden, ist
der Fachmann in der Lage, auszuwählen,
welche Organe und Zellen transduziert werden sollen, wobei die Auswahl
von verschiedenen Faktoren abhängig
ist, einschließend,
aber nicht darauf beschränkt,
die zu behandelnde Krankheit und die Stelle im Körper, wo das therapeutische
Stoffwechselprotein normalerweise exprimiert wird.
-
Zur
Verabreichung von Phenylalanin-verstoffwechselnden Enzymen ist es
bevorzugt, aber nicht notwendig, dass rAAV-Virionen diese Enyzme,
die in die Leber eine Säugers
mit Hyperphenylalaninämie
verabreicht werden, umfassen. Weniger bevorzugt, aber innerhalb
des erfindungsgemäßen Rahmens,
ist die Verabreichung von rAAV-Virionen, umfassend die Phenylalanin-verstoffwechselnden
Enzyme, in das Muskelgewebe eines Säugers über eine direkte Injektion.
-
Eine
Verabreichung von rAAV-Virionen in die Leber kann unter Verwendung
einer Vielzahl von bekannten Verfahren, einschließend eine
Injektion in die Pfortader, Injektion in die Leberarterie oder eine
direkte Injektion in das Lebergewebe erreicht werden. Es ist bevorzugt,
dass die Verabreichung in die Leber über minimalinvasive Verfahren
durchgeführt
wird. Wie es aus dem Stand der Technik bekannt ist, kann der Fachmann beispielsweise
die Kathetertechnik verwenden, um rAAV-Virionen über eine periphere Arterie
in die Leber zu injizieren. Während
dieses Verfahrens wird ein Schnitt im Oberschenkel gemacht, die
Oberschenkelarterie wird zugänglich
gemacht, ein Katheter wird in die Oberschenkelarterie eingeführt und
bis zur Leberarterie weitergeführt,
wo die rAAV injiziert werden, was den Virionen ermöglicht,
die Leber zu transduzieren. Alternativ, können rAAV-Virionen einem Säuger intravenös injiziert
werden, wobei eine solche Injektion in einer Lebertransduktion resultiert.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
wird eine retrograde duktale Verabreichung zur Verwendung in der vorliegenden
Erfindung in Betracht gezogen. Eine retrograde duktale Verabreichung
ist ein Minimalinvasivverfahren, was sie zu einem besonders attraktiven
Verfahren zur Verabreichung von rAAV-Virionen in die Leber macht.
Mit „retrograder
duktaler Verabreichung" ist
die Verabreichung von rAAV-Virionen in eine Richtung, die dem normalen
Materialfluss im Duktus entgegensetzt ist, gemeint. Eine Einführung von
rAAV-Virionen kann über
eine Verabreichung in eine externe Öffnung eines Duktus, der mit
der Leber assoziiert ist, wie der gemeinsame Gallenduktus, gemeinsame
hepatische Duktus, zystische Duktus, biliäre Duktus oder durch die Duktuswand
erfolgen, solange die rAAV-Virionen in einer Art und Weise verabreicht
werden, so dass die rAAV-Vironen veranlasst werden, in die entgegengesetzte
Richtung zum normalen Materialfluss im Duktus zu wandern. Eine retrograde
duktale Verabreichung kann eine einzelne diskontinuierliche Verabreichung
(z.B. eine einzelne Injektion) oder eine kontinuierliche Verabreichung
(z.B. eine Infusion) umfassen.
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Vorzugsweise
wird eine endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP),
eine Form von retrograder duktaler Verabreichung, verwendet, um
rAAV-Virionen in
die Leber zu verabreichen. Dieses Verfahren verwendet ein Endoskop,
das in die Speiseröhre
eingeführt
ist, wo es durch den Verdauungstrakt zum gemeinsamen Gallenduktus
geleitet wird und durch den gemeinsamen Gallenduktus zum hepatischen Duktus
geführt
wird. Der hepatische Duktus kann anschießend kanüliert werden und Material kann über eine retrograde
duktale Verabreichung in die Leber eingeführt werden. Falls gewünscht, können beispielsweise
der pankreatische Duktus und der cystische Duktus über einen
Ballonverschluss verschlossen werden, um zu verhindern, dass Material
in die Bauchspeicheldrüse
oder Gallenblase gelangt. Die rAAV-Virionendosis, die für die Verabreichung
an eine Zielzelle (vorzugsweise eine oder mehrere Leberzellen) benötigt wird,
um eine bestimmte therapeutische Wirkung zu erzielen, z.B. Dosiseinheiten
in viralen Genomen(vg)/pro Säuger
oder vg/Kilogramm Körpergewicht
(vg/kg), variiert basierend auf mehreren Faktoren, einschließend: das
Niveau der Genexpression, die notwendig ist, um eine therapeutische
Wirkung zu erzielen, die spezifische zu behandelnde Stoffwechselkrankheit,
eine potentielle Immunantwort des Wirts auf das rAAV-Virion, eine
Immunantwort des Wirts auf das Genprodukt und die Stabilität des Genprodukts.
Im Kontext der Dosis ist der Begriff „virales Genom" synonym mit „Virion", da ein virales
Genom den rAAV-Vektor umfasst (enthaltend das Gen, das an den Wirt
verabreicht wird und ebenda exprimiert wird), wobei der rAAV-Vektor
in dem rAAV-Virion eingekapselt ist. Wie dem Fachmann bekannt ist,
ist, wenn auf die Dosis bezogen, virales Genom der bevorzugte Begriff, da
die Detektion von viralen Genomen der Endpunkt von quantitativen
Dosismessungen ist. Mehrere solche quantitative Messungen sind aus
dem Stand der Technik bekannt, einschließend, aber nicht darauf beschränkt, das
Dot-Blot-Hybridisierungsverfahren (beschrieben im
U.S. Nr. 6335011 , auf das hier Bezug
genommen wird) und das quantitative Polymerasekettenreaktionsverfahren
(QPCR) (beschrieben in Real Time Quantitative PCR. Heid C.A., Stevens
J., Livak K.J. und Williams P.M. 1996. Genome Research. Cold Spring Harbor
Laborstory Press). Ein Fachmann kann leicht einen rAAV-Virion-Dosisbereich
bestimmen, um einen Patienten, mit einer bestimmten Stoffwechselkrankheit,
basierend auf den vorher erwähnten
Faktoren, als auch anderen Faktoren, wie sie aus dem Stand der Technik
bekannt sind, zu behandeln.
-
Durch
die Verwendung der Verfahren der vorliegenden Erfindung, senkte
eine über
rAAV-Virionen verabreichte Phenylalaninhydroxylase den Phenylalaningehalt
im Plasma in einem PKU-Mausmodell um 95 %, wobei eine Mehrheit der
behandelten Mäuse
ein Phenylalaningehalt im Plasma erreichten, der sechs Wochen nach
einer rAAV-Injektion therapeutisch war (siehe Tabelle 1). TABELLE 1 Phenylalaninsgehalt des Plasmas in 57BI/Naiven
Mäusen
(mg/dL)
Maus
Nr./Vektor | Dosis
(vg) | Vorinjektion | 2
Wochen | 4
Wochen | 6
Wochen |
125/2C1 | 5e12 | 31.89 | 38.47 | 30.30 | 28.92 |
126/2C | 5e12 | 33.82 | 34.47 | 30.56 | 22.95 |
129/2C | 5e12 | 36.87 | 33.93 | 25.84 | 17.04 |
131/2C | 5e12 | 28.89 | 26.34 | 29.50 | 20.62 |
127/2G2 | 7.5e12 | 34.68 | 31.41 | 27.55 | 21.97 |
128/2G | 7.5e12 | 33.49 | 31.35 | 27.19 | 22.78 |
130/2G | 7.5e12 | 29.70 | 25.38 | 33.04 | 18.39 |
132/2G | 7.5e12 | 23.97 | 26.55 | 30.92 | 19.97 |
134/5C3 | 1.5e13 | 31.45 | 3.48 | 2.17 | 2.59 |
135/5C | 1.5e13 | 42.19 | 10.37 | 7.14 | 3.61 |
133/5G4 | 2.5e13 | 26.67 | 3.81 | 5.21 | 3.16 |
136/5G | 2.5e13 | 59.27 | 9.76 | 3.62 | 3.19 |
137/5G | 2.5e13 | 56.08 | 6.61 | 2.20 | 3.55 |
139/5G | 2.5e13 | 46.46 | 4.71 | 3.22 | 2.85 |
- 1 = Rekombinante
AAV2-CAG-mPAH-SV40polyA-Virionen
- 2 = Rekombinante AAV2-GSTE-CAG-mPAH-SV40polyA-Virionen
- 3 = Rekombinante AAV2-CAG-mPAH-SV40polyA
- 4 = Rekombinante AAV2- GSTE-CAG-mPAH-SV40polyA
-
(Beispiele)
-
Die
folgenden Beispiele werden vorgestellt, um ein vollständigeres
Bild der bevorzugten Ausführungsformen
der Erfindung zu erzeugen. Sie sollen in keiner Weise als den breiten
Anwendungsbereich der Erfindung einschränkend ausgelegt werden, der
einzig und allein durch die angehängten Ansprüche beschränkt ist.
-
BEISPIEL 1
-
REKOMBINANTE AAV-PHENYLALANINHYDROXYLASE
-
VIRIONENHERSTELLUNG
-
Rekombinante
Virionen, die das Mausgen für
Phenylalaninhydroxylase enthalten, wurden unter Verwendung eines
Tripletransfektionsverfahrens, das im
U.S. Patent Nr. 60001650 beschrieben
ist, siehe oben, durchgeführt.
-
Vektorkonstruktion
-
Konstruktion des AAV pHLP19-Helferfunktionsvektors
-
Der
AAV pHLP19-Helferfunktionsvektor wurde unter der Verwendung von
molekularbiologischen Standardmethoden konstruiert; seine Konstruktion
ist detailliert im
U.S. Patent
Nr. 6001650 , siehe oben, beschrieben.
-
Zusammenfassend
wurde der AAV pHLP19-Helferfunktionsvektor über ein mehrere Schritte umfassendes
Verfahren konstruiert, unter Verwendung von AAV-2-Sequenzen, die von
dem AAV-2-Provirus pSM620 abgeleitet waren, GenBank Zugangsnummern
K01624 und K01625. Zuerst wurden die ITRs von den rep- und cap-Sequenzen entfernt.
Das pSM620-Plasmid wurde mit SmaI und PvuII verdaut und das 4543
bp rep- und cap-codierende SmaI-Fragment wurde, um pUCCrepcap, ein
7705 bp Plasmid zu erhalten, in die SmaI-Schnittstelle von pUC19
cloniert. Die verbliebene, die cap- und rep-Gene flankierende ITR-Sequenz
wurde anschließend
unter Verwendung der Oligonukleotide 145A (5'-GCTCGGTACCCGGGCGGAGGGGTGGAGTCG-3') (SEQ ID NO:1) und
1456 (5'-TAATCATTAACTACAGCCCGGGGATCCTCT-3') (SEQ ID NO:2) durch
eine gezielte Oligonukleotidmutagenese deletiert. Das resultierende
Plasmid, pUCRepCapMutated (pUCRCM) (7559 bp), enthält des gesamte
AAV-2 Genom (AAV-2 Genom, Zugangsnummer NC-001401) ohne irgendeine
ITR-Sequenz (4389 bp). SrfI-Schnittstellen,
die teilweise durch die mutagenen Oligonukleotide eingefügt wurden,
flankieren in diesem Konstrukt die rep- und cap-Gene. Die AAV-Sequenzen
entsprechen den AAV-2 Positionen 146-4534.
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Zweitens
wurde eine Eco47III-Restriktionsenzymschnittstelle am 3'-Ende von p5 eingeführt. Diese Eco47III-Schnittstelle
wurde am 3'-Ende
des p5-Promotors eingeführt um
die Excision der p5-Promotorsequenzen zu erleichtern. Um dies durchzuführen wurde
pUCRCM mit dem P547-Primer (5'-GGTTTGAACGAGCGCTCGCCATGC-3') (SEQ ID NO:3) mutiert.
Das resultierende 7559 bp Plasmid wurde pUCRCM47III benannt.
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Drittens
wurde ein Hilfsplasmid (assembly plasmid), pBluntscript genannt,
konstruiert. Der Polylinker von pBSII SK+ wurde durch die Exzision
des Originals mit BssHll verändert
und mit den Oligonukleotiden blunt 1 und 2 ersetzt. Das resultierende
Plasmid, pBluntscript, ist 2839 bp lang und der neue Polylinker
codiert die Restriktionsschnittstellen EcoRV, HpaI, SrfI, PmeI,
and Eco47III. Die blunt 1-Sequenz ist 5'-CGCGCCGATATCGTTAACGCCCGGGCGTTTAAACAGCGCTGG-3' (SEQ ID NO:4) und
die blunt 2-Sequenz ist 5'-CGCGCCAGCGCTGTTTAAACGCCCGGGCGTTAACGATATCGG-3' (SEQ ID NO:5).
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Viertens
wurde das pH1-Plasmid über
ein Ligieren des 4397 bp rep- und capcodierenden Fragments aus pUCRCM
in die Srf1-Schnittstelle von pBluntscript konstruiert, so dass
die HpaI-Schnittstelle sich in der Nähe des rep-Gens befand. Das
pH1-Plasmid ist 7228 bp lang.
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Fünftens wurde
das pH2-Plasmid konstruiert. Das pH2-Plasmid ist mit pH1 identisch,
mit der Ausnahme, dass der p5-Promotors von pH1 durch die 5'-untranslatierte Region von pGN1909 (ATTCC
Zugangsnummer 69871) ersetzt wurde. Die Konstruktion des pGN1909-Plasmids
wird detailliert im
U.S. Patent
Nr. 5622856 , auf das hier vollumfänglich Bezug genommen wird).
Um dies zu erreichen, wurde das 329 bp AscI(blunt)-SfiI-Fragment,
das die 5'-untranslatierte
Region von pW1909IacZ (detailliert im
U.S.
Pat. Nr. 5622856 beschrieben, siehe oben) codiert, in das
6831 bp SmaI(partiell)-SfiI-Fragment von pH1 ligiert, um pH2 herzustellen.
Das pH2-Plasmid ist 7155 bp lang.
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Sechstens
wurde pH8 konstruiert. Ein p5-Promotor wurde am 3'-Ende von pH2 durch
Insertion des 172 bp SmaI-Eco47III-Fragments, das den p5-Promotor
von pUCRCM47III codiert, in die Eco47III-Schnittstelle von pH2 hinzugefügt. Dieses
Fragment war so orientiert, das die Transkriptionsrichtung aller
drei AAV-Promotoren gleich war. Dieses Konstrukt ist 7327 bp lang.
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Siebtens
wurde der AAV-Helferfunktionsvektor pHLP19 konstruiert. Die TATA-Box des 3' p5 (AAV-2 Positionen
255-261, Sequenz TATTTAA (SEQ ID NO:6)) wurde durch Änderung
der Sequenz in GGGGGGG (SEQ ID NO:7) unter Verwendung des mutagenen
Oligonukleotids 5DIVE2 (5'-TGTGGTCACGCTGGGGGG GGGGGCCCGAGTGAGCACG-3') (SEQ ID NO:8) eliminiert.
Das resultierende Konstrukt pHLP19, ist 7327 bp lang.
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Konstruktion des AAV pREpCap5-Helferfuntionsvektors
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Der
AAV pREpCap5-Helferfuntionsvektor wurde durch Insertion der AAV-5
rep- und cap-Gene
(GenBank Zugangsnummer Y18065) in die XbaI-Schnittstelle des pUC-Plasmids (siehe Chiorini
et al. (1999) J. Virol 73: 1309-1319) kostruiert.
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pLadeno5-Zusatzfunktionsvektor
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Der
Zusatzfunktionsvektor pLadeno5 wurde wie folgt konstruiert: aus
aufgereinigter Adenovirus Serotyp-2 DNA (erhalten von Gibco/BRL)
isolierte DNA-Fragmente,
die die Ea2, E4 und VA-RNA Regionen codierten, wurden in ein sogenanntes
pAmpscript-Plasmid ligiert. Das pAmpscript-Plasmid wurde wie folgt
zusammengefügt:
eine gezielte Oligonukleotidmutagenese wurde verwendet um eine 623-bp-Region
einschließend die
Expressionskassette für
den Polylinker und die Alpha-Komplementation von pBSII s/k+ (erhalten
von Stratagene) zu eliminieren und mit einer EcoRV-Schnittstelle
zu ersetzen. Die Sequenz des mutagenen Oligo, das für die gezielte
Oligonukleotidmutagenese verwendet wurde, war 5'-CCGCTACAGGGCGCGATATCAGCTCACTCAA-3' (SEQ ID NO:9). Ein
Polylinker (enthaltend die folgenden Restrikitionsschnittstellen:
BamHI; KpnI; SrfI; XbaI; ClaI; Bst1107I; SalI; PmeI; and NdeI) wurde
synthetisiert und in die oben hergestellte EcoRV-Schnittstelle insertiert,
so dass die BamHI-Schnittstelle des Linkers nahe am f1-Replikationsstart
im modifizierten Plasmid war, um das pAmpscript zur Verfügung zu
stellen. Die Sequenz des Polylinkers war 51-GGATCCGGTACCGCCCGGGCTCTAGAATCGATGTATACGTCGACGTTTAAAC
CATATG-3' (SEQ ID NO:10).
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DNA-Fragmente
umfassend die Adenovirus Serotyp-2 Ea2- und VA-RNA-Sequenzen wurden
direkt in pAmpscript cloniert. Insbesondere wurde einen 5962-bp
SrfI-KpnI (partielles) Fragment, enthaltend die E2a-Region zwischen
die SrfI und Kpn-Schnittstellen
von pAmpscript cloniert. Das 5962-bp-Fragment umfasst die Basenpaare 21606-27568
des Adenovirus Serotyp-2 Genoms. Die vollständige Sequenz des Adenovirus Serotyp-2-Genoms
ist unter der GenBank Nr. 9626158 zugänglich.
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Die
DNA umfassend die Adenovirus Serotyp-2 E4-Sequenzen musste modifiziert
werden, bevor sie in den pAmpscript-Polylinker insertiert werden
konnte. Insbesondere wurde eine PCR-Mutagenese verwendet, um den
E4-proximalen, adenoviralen terminalen Repeat mit einer SrfI-Schnittstelle
zu ersetzen. Die Position dieser SrfI-Schnittstelle ist äquivalent mit den Basenpaaren
35836-35844 des Adenovirus Serotyp-2-Genoms. Die Sequenzen der in
der Mutagenese verwendeten Oligonukleotide waren: 5'-AGAGGCCCGGGCGTTTTAGGGCGGAGTAACTTGC-3' (SEQ ID NO:11) und
5'-ACATACCCGCAGGCGTAGAGAC-3' (SEQ ID NO:12).
Ein 3192 bp E4-Fragment, dass durch Schneiden des oben beschriebenen
modifizierten E4-Gens mit SrfI und SpeI hergestellt wurde, wurde
zwischen die Srf- und XbaI-Schnittstellen
von pAmpscript, das bereits die Ea2- und VA-RNA-Sequenzen enthielt,
ligiert, was im dem pLadeno5-Plasmid resultierte. Das 3192-bp-Fragment
ist äquivalent
mit den Basenpaaren 32644-3536 des Adenovirus Seroytyp-2-Genoms.
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Rekombinante AAV-mPAH-SV40polyA-Vektoren
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Rekombinanter
adenoassoziierter Virus Serotyp 2 umfassend den humanen Cytomegalovirus
Immediate Early Promotor/Enhancer (CAG), das Maus-Phenylalaninhydroylasegen
(mPAH) und die Simianes Virus Polyadenylierungs (SV40polyA)-Sequenz
(„rAAV2-CAG-mPAH-SV40polyA") oder der gleiche
Vektor mit dem plazentaren Ratten-Glutathion-S-Transferase-Enhancer
(GSTE) platziert 5' zum
CAG-Promotor („rAAV2-GSTE-CAG-mPAH-SV40polyA") wurden wie folgt
konstruiert: die Maus-Phenylalaninhydroylasesequenz wurde durch
RT PCR von Maus-Leber-mRNA
kloniert. In einer Serie von Vektorplasmiden steuert der humane
Cytomegalievirus-Enhancer-Aktinpromotor-Globinintron (CAG)-Promotor
die Phenylalanin PAH-Expression (Niwa H. et al. (1991) Gene 108:
193-199). Das SV40 späte
Polyadenylierung flankiert das 3'-Ende
des Maus-PAH-Gens. Die anderen Vektorserien sind identisch mit der
Ausnahme, dass der plazentaren Ratten-Glutathion-S-Transferase-Enhancer (GSTE)
5' von der CAG-Promotorsequenz
platziert wurde. Es wurden entweder die CAG-mPAH-SV40polyA- oder
die GSTE-CAG-mPAH-SV40polyA-Kassetten
zwischen die 5'-
und 3'-ITR-Sequenzen
von AAV2 oder AAV5 insertiert. Die Sequenz für den linken ITR von AAV-2
ist unter der GenBank Zugangsnummer K01624 und die rechte ITR-Sequenz
von AAV-2 ist unter der GenBank-Zugangsnummer K01625 publiziert.
Rekombinante AAV-Vektoren, die die AV-5-ITRs enthalten, wurden auf
eine identische Art und Weise konstruiert. Das vollständige AAV-5-Genom,
einschließend
die beiden ITRs, ist publiziert (Chiorini et al., siehe oben).
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Tripeltransfektionsverfahren
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Rekombinante
AAV-mPAH-SV40polyA-Virionen wurden unter Verwendung das AAV-Helferfunktionsvektors
pHLP19 (verwendet mit rAAV-Vektoren enthaltend AAV-2 ITRs) oder
des AAV-pRepCap5-Helferfunktionsvektors (verwendet mit rAAV-Vektoren
enthaltend AAV-5 ITRs) hergestellt, der Zusatzfunktionsvektor pLadeno5
und entweder die rAAV2-CAG-mPAH-SV40polyA-, rAAV2-GSTE-CAG-mPAH-SV40polyA-, rAAV5-CAG-mPAH-SV40polyA-,
oder die rAAV5-GSTE-CAG-mPAH-SV40polyA-Vektoren wurden verwendet. Zwei
komplette Sätze
von rekombinanten Vektoren wurden hergestellt: ein Satz mit AAV-2-ITRs
und ein Satz mit AAV-5-ITRs.
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Menschliche
embryonale Nierenzellen Typ 293 (293-Zellen erhältlich von der American Type
Culture Collection, Katalognummer CRL-1573) wurden in CellFactory
bei einer Dichte von 3,5 × 108 Zellen pro Flasche in 1000 mL Zellkulturmedium
bestehend aus Dulbeccos modifiziertem Eagle's Medium versetzt mit 10 % fötalem Kälberserum
kultiviert und bei einer hohen Luftfeuchtigkeit und 37 °C in 5 %
CO2 inkubiert. Nach einer Inkubation über Nacht, waren die 293 Zellen
ungefähr
80 % konfluent. Die 293 Zellen wurde anschließend mit DNA mit Hilfe des
Calciumphosphatpräzipitations-Verfahren
transfiziert. In Kürze,
650 μg eines
jeden Vektors (pHLP19- oder pRepCap5-, pLadeno5-, und die rAAV-mPAH-SV40polyA
Vektoren) wurde mit sterilen Pipetten in eine 250-mL steriles Polystrol-Schnappverschluss-Röhrchen überführt. 100
mL einer 300 mM CaCl2-Lösung (JRH-Grad) wurde zu jedem Röhrchen hinzugefügt und durch
Auf- und Abpipettieren gemischt. Ein äquivalentes Volumen 2X HBS
(274 mM NaCl, 10 mM KCl, 42 mM HEPES, 1.4 mM Na2HPO4,
12 mM Dextrose, pH 7.05, JRH-Grad) wurde mit einer 100-mL Pipette
hinzugefügt
und die Lösung
wurde dreimal auf- und abpipettiert. Die DNA-Mixtur wurde sofort
zu den 293 Zellen hinzugefügt
und gleichmäßig in der Flasche
verteilt. Die Zellen wurden anschließend für sechs Stunden bei einer hohen
Luftfeuchtigkeit und 37 °C
in 5 % CO2 inkubiert. Ein körniger
Niederschlag war in den transfizierten Zellkulturen sichtbar. Nach
sechs Stunden wurde die DNA-Mixtur von den Zellen entfernt, die
anschließend
mit frischem Zellkulturmedium versorgt und für weitere 72 Stunden inkubiert
wurden.
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Nach
72 Stunden wurden die Zellen lysiert und dann mit Nuklease behandelt,
um die verbliebene Zell- und Plasmid-DNA zu zerkleinern. Nach einer
Präzipitation
wurden die Virionen über
eine zweistufige isopyknischen Zentrifugation aufgereinigt; Fraktionen,
die rAAV-Virionen enthielten, wurden vereinigt, dialysiert und konzentriert.
Die aufkonzentrierten Virionen wurden formuliert, sterilfiltriert
(0,22 μM)
und aseptisch in Glasampullen abgefüllt. Die viralen Genome wurde über eine
Dot-Blot-Analyse quantifiziert.
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BEISPIEL 2
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PHENYLKETONURIE-MAUSMODEL
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Ein
Phenylketonurie-Mausmodell, bezeichnet als PAHenu2, wurde in einem
BTBR-Mausstamm über eine
Keimbahnmutagenese mit Ethylnitrosoharnstoff (ENU) gemäß des Verfahrens
beschrieben in Shredovski (Shedrovsky et al. (1993) Genetics 134:
1205-1210), etabliert. In PAHenu2-Mäusen, resultiert eine T zu
C Transition im Exon 7 der PAH-Gene in einer F263S-Mutation und
einer verminderten PAH-Aktivität
in der Leber. Die betroffenen homozygoten Mäuse zeigen den klassischen
humanen PKU-Phänotyp,
wie einen deutlich erhöhten
Phenylalaninspiegel des Bluts (Phe > 1000 μM
oder 20 mg/dl), Hypopigmentierung und Defekte in der Neoroentwicklung.
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BEISPIEL 3
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REKOMBINANTE VERABREICHUNG VON AAV-VIRIONEN
UND QUANTIFIZIERUNG DES PHENYLALANINGEHALTS IM PLASMA
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Rekombinante
AAV-Virionen wurden in einer Phosphat-gepufferten Salzlösung resuspendiert.
Männlichen
PAHenu2-Mäusen
wurden verschiedene Virionendosen in einer 300-μL Lösung (wie in Tabelle 1 gezeigt) über die
obere Darmvene unter Isoflulananästhesie
gemäß den Verfahren,
die aus dem Stand der Technik bekannt sind, verabreicht. Der Phenylalaningehalt
des Bluts wurden über
einen enzymatischen mikrofluorometrischen Assay unter Verwendung
von Enzaplate PKU-R (Bayer Medial, Tokyo, Japan) gemessen. Den Mäuse wurden
durch Kürzen
des Schwanzes Blut entnommen und das Blut wurde auf ein Massenscreening-geeigetes
Filterpapier (#545, von Advantec Toyo, Tokyo, Japan) aufgetragen.
Ein Scheibe mit 3 mm Durchmesser aus dem Blutfleck ausgestanzt und
in eine 96-Lochplatte platziert. Phenylalanin wurde von der Scheibe
eluiert und mit Phenylalanindehydrogenase, einem NAD-abhängigen Enzym
und Resazurin inkubiert. Die Enyzmreaktion produziert NADH, das
wiederum Resazulin mit der Hilfe von Diaphorase in Resolfin umwandelt.
Das resultierende Resorufin wurde mit einem Fluoroskan Ascent (Labsystems,
Helsinki, Finnland) und einem 544 nm/590 nm Exzitation/Emission-Filtersatz
gemessen.
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BEISPIEL 4
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RETROGRADE DUKTALE VERABREICHUNG IN DIE
LEBER VON MAUSEN
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Phenylkentonurie-Mäusen (PAHenu2
Mäusen)
werden über
eine retrograde duktale Verabreichung in den hepatischen Duktus
250 μL-Infusionen
von rAAV2-CAGhPAH-SV40polyA-, rAAV2-GSTE-CAG-h PAH-SV40polyA-, rAAV5-CAG-hPAH-SV40polyA- oder rAAV5-GSTE-CAG-hPAH-SV40polyA-Virionen
verabreicht. Die Mäsue
werden anästhesiert
und unter einem Operationsmikroskop wird ein abdominaler Schnitt entlang
der Mittellinie ausgeführt,
um Zugang zu dem cystischen Duktus zu erhalten. Das vordere Sichelband wird
separiert und der mittlere Leberlappen wird verschoben, um die Gallenblase,
den cystischen Duktus und den gemeinsamen Gallenduktus freizulegen.
Der gemeinsame Gallenduktus wird über der Verbindungsstelle zum
pankreatischen Duktus abgeklemmt, um den anterograden Fluss des
Vektors in das Duodenum und den retrograden Fluss in den Pankreas
zu verhindern. Bevor der gemeinsame Gallenduktus jedoch abgeklemmt wird,
wird der gemeinsame Gallenduktus mit Salzlösung gespült. Eine Seidennaht wird lose
herum der proximalen Seite der Gallenblase platziert und der cystische
Duktus wird kanüliert.
Rekombinante AAV-Virionen werden langsam als Infusion in die Kanüle verabreicht.
Drei Dosisgruppen mit sechs Mäusen
pro Dosisgruppe wurden etabliert, wobei die Niedrigdosisgruppe 1 × 1012 rAAV2-CAG-hPAH-SV40polyA- oder rAAV2-GSTE-CAG-hPAH-5V4 virale Genome
erhält,
die mittlere Dosisgruppe 5 × 1012 virale Genome erhält und die hohe Dosisgruppe
1 × 1013 virale Genome erhält. Nach Infusion wird das
distale Ende des Polyethylenschlauchs koaguliert, alle Retraktoren
und die Klemme vom Processus xiphoideus werden entfernt und der
intestinale Duktus wir in seine ursprüngliche Position verschoben.
Eine Stunde nach der rAAV-Virionen-Infusion, wird der anterograde
Fluss von dem Gallenduktus in das Duodenum durch Entfernen der Klemme
von dem gemeinsamen Gallenduktus wiederhergestellt. Das Abdomen
wird dann zweischichtig verschlossen. Der Phenylalaningehalt des
Plasmas wird gemessen wie in Beispiel 3.
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BEISPIEL 5
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VERABREICHUNG VON REKOMBINANTEM AAV-mPAH
IN DAS MUSKLEGEWEBE OVN MÄUSEN
ALLEIN ODER IN KOMBINATION MIT DEM HUMANEN GUANOSIN-TRIPHOSPHAT-CYCLOHYDROLASE
I GEN (rAAV-hGCH)
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Rekombinante
AAV-Virionen werden in einer Phosphat-gepufferten Salzlösung resuspendiert.
Männlichen
PAHenu2-Mäusen
werden rAAV-Virionen über
eine Injektion in den vorderen Schienbeinmuskel gemäß den Verfahren,
wie sie aus dem Stand der Technik bekannt sind, injiziert. Rekombinante
rAAV-Virionen werden direkt in den exponierten Schienbeinmuskel
injiziert. Die einzelne rAAV-Virioneninjektion besteht aus rAAV-mPAH.
Es werden 3 Dosisgruppen mit 6 Mäusen
pro Dosisgruppe etabliert, wobei die Niedrigdosisgruppe 1 × 1012 rAAV2-CAG-hPAH-SV40polyA- oder rAAV2-GSTE-CAG-hPAH-SV4
virale Genome erhält,
die mittlere Dosisgruppe 5 × 1012 virale Genome enthält und die hohe Dosisgruppe
1 × 1013 virale Genome erhält. Phenylalaninspiegel des
Bluts werden gemäß den in
Beispiel 3 beschriebenen Verfahren gemessen.
-
Zusätzlich werden
in einem separaten Experiment die Mäuse mit rAAV-mPAH und rAAV,
enthaltend das humane Guanosin-Triphosphat-Cyclohydrolase I Gen
(rAAV-hGCH), das hGCH-Gen erhältlich
unter der GenBank Zugangsnummer NM_000161, coinjiziert. Es werden
3 Dosisgruppen mit 6 Mäusen
pro Dosisgruppe etabliert, wobei die Niedrigdosisgruppe 1 × 10
12 rAAV2-CAG-hPAH-SV40polyA- oder rAAV2-GSTE-CAG-hPAH-SV4
virale Genome erhält,
die mittlere Dosisgruppe 5 × 10
12 virale Genome erhält und die hohe Dosisgruppe
1 × 10
13 virale Genome erhält. Der Phenylalaningehalt
des Bluts wird gemäß den in
Beispiel 3 beschriebenen Verfahren gemessen. SEQUENZPROTOKOLL