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FACHGEBIET
DER ERFINDUNG
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Diese
Erfindung betrifft die menschliche oder die Tiermedizin und spezifischer
die Verbesserung der Therapie von antiviralen und antiproliferativen
Arzneistoffen, wenn immer die effektiven Bestandteile Interferone
enthalten können.
Diese Erfindung stellt neue Peptide und rekombinante Proteine bereit,
die antivirale und antiproliferative Aktivitäten der Interferone nachahmen,
aber nicht ihre schädlichen
Nebenwirkungen haben.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung basiert auf einer tiefgründigen Computer-Modellierungs-Auswertung der Interferonstrukturen
aus verschiedenen Quellen und der Identifizierung von zwei bioaktiven
Stellen der Interferone, von denen eine der Teil eines anderen ist.
Solche Daten, kombiniert mit biologischen Studien mit synthetischen
Peptiden, führte
uns zu dem überraschenden
Befund, dass die kleinen künstlichen
Peptide, die spezifisch miteinander kombiniert sind, fast die vollständige biologische
Aktivität
dem Ausgangs-Interferon verdanken können. Der hauptsächliche
Vorteil eines solchen künstlichen
Mini-Interferons ist der Befund, dass viele der schädlichen
Nebenwirkungen von Interferonen vermieden werden können.
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Interferone
sind die ersten Cytokine, die durch rekombinante DNA-Technologie
hergestellt wurden (Taniguchi T. et al., 1980, Nature 285, S. 547-549).
Die starke antivirale Aktivität
der Interferone zusammen mit ihren möglichen Antitumor-(antiproliferativen)
Wirkungen lieferte den Antrieb für
die großtechnische
Produktion von Interferonen zu dem Zweck der klinischen Auswertung
bei einer Vielfalt von viralen und malignen Erkrankungen (Pestka
S. et al., 1987, Annual Review Biochem. 56, S. 727-777; Meager A.,
1998, In: Cytokines, Hrsg. Mire-Sluis A. und Thorpe R., Academic
Press, S. 361-389; Sen G.C., 2001, Annual Rev. Microbiol. 55, S. 255-281; Bon A.L. und
Tough D. F., 2002, Curr. Opin. Immun. 14, S. 432-436).
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Interferone
werden in zwei Typen eingeteilt. Die Typ I-Interferone beinhalten
das Fibroblasten oder Interferon-β,
eine Anzahl von Subtypen von Leukocyten oder Interferon-α, Trophoblast
oder Interferon-τ und
Interferon-ω.
Das Typ II-Interferon wird durch Immuninterferon oder Interferon-γ repräsentiert
(De Maeyer E. und De Maeyer-Guignard J., 1998, In: Cytokines, Hrsg.
Mire-Sluis A. und Thorpe R., Academic Press, S. 392-400). Die Typ
I-Interferone sind bei einem pH-Wert von 2 stabil und realisieren
ihre antiviralen Eigenschaften durch Wechselwirkung mit einem allgemeinen
Zellrezeptor, IFNAR. Dieser Rezeptor besteht aus zwei Transmembran-Proteinen: IFNAR1
und IFNAR2. Die Interferone-α binden
zuerst an IFNAR2 und dann an IFNAR1. IFNAR2 ist die hauptsächliche
Liganden-bindende Untereinheit des Rezeptors mit Kd ≈ 2 – 10 × 10–9 M
für menschliches
Interferon-α2. Die Affinität von IFNAR1 an menschliches
Interferon-α2 ist wesentlich geringer (Kd > 100 × 10–9 M),
aber seine Mitwirkung an der Bindungsreaktion steigert die Affinität des Rezeptors
an den Liganden ungefähr
zehn mal und ist notwendig für
die Induktion des intrazellulären
Signals. Die Assoziierung von IFNAR1 und IFNAR2 in den Rezeptorkomplex
aktiviert die IFNAR-assoziierten cytoplasmatischen Tyrosinkinasen
(JAK1 und TYK2), die sich gegenseitig und die intrazellulären Teile
der Rezeptoruntereinheiten phosphorylieren. Es führt wiederum zur Phosphorylierung
und Aktivierung von latenten cytoplasmatischen Transkriptionsfaktoren
(STAT1 und STAT2). Zusammen mit der dritten Komponente (p48) bilden
die Faktoren einen Komplex, der die Transkription der Interferon-stimulierten
Gene, ISG, aktiviert (Zav'yalov
V. und Zav'yalova
G., 1997, Acta Pathol. Microbiol. Immun. Scand. 105, S. 161-186).
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Die
dreidimensionale Struktur des menschlichen Interferon-α2 wurde
durch die Verfahren der Röntgenstrukturanalyse
(Radhakrishnan R. et al., 1996, Structure 4, S. 1453-1463) und der
NMR-Spektroskopie (Klaus W. et al., 1997, J. Mol. Biol. 274, S. 661-675)
erhalten. Das menschliche Interferon-α2 gehört zu den α-helicalen
Cytokinen (Zav'yalov
V. et al., 1990, Biochim. Biophys. Acta 1041, S. 178-185). Seine
kugelförmige
Struktur beinhaltet fünf α-Helices.
Studien zur Kartierung aufeinanderfolgender Epitope durch monoclonale
Antikörper, synthetische
Peptide, natürliche
und de novo-Mutanten (Zav'yalov
V. et al., 1990, Biochim. Biophys. Acta 1041, S. 178-185; Fish E.N.,
1992, J. Interferon Res. 12, S. 257-266; Senda T. et al., 1995,
J. Mol. Biol. 253, S. 187-207; Piehler J. und Schreiber G., 1999,
J. Mol. Biol. 294, S. 223-237; s. auch die Übersichtsartikel: Zav'yalov V. und Zav'yalova G., 1997,
Acta Pathol. Microbiol. Immunol. Scand. 105, S. 161-186; Mitsui
Y. et al., 1993, Pharmac. Ther. 58, S. 93-132; Uze G. et al., 1995,
J. Interferon Cytokine Res. 15, S. 3-26) zeigten, dass die Sequenzen,
die der N-terminalen Hälfte
der Schleife AB (Reste 25-35), der N-terminalen Hälfte der
Helix D und dem C-terminalen Teil der Schleife DE (Reste 121-134)
entsprechen, den hauptsächlichen
Beitrag zur Bildung der IFNAR2-Bindungsstelle sowie zu antiviralen
und antiproliferativen Aktivitäten
des menschlichen Interferon-α2 machen. Diese Sequenzen sind in dem 3D-Modell
des menschlichen Interferon-α2 nahe zusammen (Piehler J. und Schreiber
G., 1999, J. Mol. Biol. 294, S. 223-237). Die Reste Leu30 und Arg33
in dem N-terminalen Teil dieser Stelle sind für die antivirale Aktivität des menschlichen
Interferon-α2 absolut notwendig (insbesondere verringert
die Substitution von Arg33 für
Lys oder Ala die Aktivität
um 500- bzw. 2500-mal. Ihre Rolle bei der antiviralen Aktivität korreliert
mit ihrem Beitrag an der Wechselwirkung mit IFNAR2. Der C-terminale Teil
der Bindungsstelle ist nicht so wichtig für die Wechselwirkung mit IFNAR2
und für
die antivirale Aktivität. Zu
der gleichen Zeit unterdrücken
synthetische Peptide, die den Sequenzen 124-138 (Danilkovich A.
et al., 1992, Immunol. Lett. 31, S. 15-20; Danilkovich A. et al.,
1995, FEBS Lett. 369, S. 161-164) und 130-137 (LKEKKYSP, Zav'yalov V. et al.,
WO9852594) entsprechen, die Proliferation der menschlichen lymphoblastoiden
T-Zelllinie MT-4 bei Konzentrationen von 10–9 – 10–8 M,
aber besitzen keine wesentliche antivirale Aktivität.
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Die
Sequenz LKEKKYSP (130-137) des menschlichen Interferon-α2 wurde
in den N-terminalen Teil des de novo-Proteins Albebetin eingesetzt
(Fedorov A. et al., 1992, J. Mol. Biol. 225, S. 927-931). Als Ergebnis wurde
das de novo-Protein Albeferon mit vor-entworfener Struktur und Funktion
(Dolgikh D.A. et al., 1993, Biophsysics 38, S. 59-66) hergestellt.
Die Studie seiner Struktur und Aktivität zeigte, dass Albeferon eine
kompaktere und stabilere Struktur als Albebetin besitzt (Aphsizheva
I. et al., 1998, FEBS Lett. 425/1, S. 101-104), die Proliferation
von Maus-Thymocyten bei geringeren Konzentrationen als menschliches
Interferon-α2 stimulierte (Dolgikh D. et al., 1996, Protein
Engineering 9, S. 195-201) und effizient die Proliferation der menschlichen
T-lymphoblastoiden Zelllinie MT-4 bei Konzentrationen von 10–9 – 10–8 M
unterdrückte;
das ist mit der antiproliferativen Aktivität von menschlichem Interferon-α2 vergleichbar
(Zav'yalov V. et
al., WO9852594).
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Während eine
allgemeine Hoffnung unter den Wissenschaftlern bestand, künstliche
Proteine und Peptide mit ähnlichen
biologischen Funktionen wie Interferone herzustellen, hat es niemand
geregelt, dies erfolgreich zu tun. Ein solcher Versuch wird beschrieben
in der Publikation von Zusammenfassungen von Chertkova, R.V., et
al. in „Biopolimeri
I Klitina", Bd.
18, S. 161-163, wo die Fusion des Fragments LKDRHDF (30-36) aus menschlichem
Interferon-α2 (HulFN-α2)
mit dem C-Terminus
des de novo-Proteins Albeferon und auch die Insertion in den N-Terminus
von Albeferon genau nach dem Fragment LKEKKYSP (130-137) ohne eine
Linkersequenz zwischen den Peptiden beschrieben ist. Die Ergebnisse
der Studie, dargestellt in den 1a und
b in dem zitierten Dokument, zeigen tatsächlich eine geringe (wenn überhaupt)
antivirale Aktivität
für die
Proteine, weil die Kontrollproteine HulFN-α2 und HulFN-γ eine wesentlich geringere Aktivität als IL-2
und IL-4 hatten. Darüber
hinaus zeigt IL-4 eine ziemlich unterschiedliche Aktivität bei VERO-
und L-41-Zellen, während
alle anderen in der Figur dargestellten Proteine praktisch die gleiche
Aktivität
in beiden Zellkulturen besitzen. Dies zeigt zumindest Instabilität und Unzuverlässigkeit
der Ergebnisse an. Außerdem
beinhaltet das zitierte Dokument einen ernsthaften inneren Widerspruch:
die englische Zusammenfassung sagt aus, dass „both proteins prevented the
destruction of the L-41
and VERO cell monolayers generated by cytopathical action of a virus with
the efficiency of native HulFN-alpha2 and did not possess cytotoxicological
properties" [„beide
Proteine die Zerstörung
der L-41- und VERO-Einzelzellschicht, die durch cytopathische Wirkung
eines Virus verursacht wurde, mit der Effizienz von natürlichem
HulFN-alpha2 verhinderten und keine zelltoxikologischen Eigenschaften
besaßen"], während sowohl
die russische als auch die ukrainische Zusammenfassung nur die Aussage beinhalteten,
dass „both
proteins possessed anti-viral activity and did not possess cytotoxicological
properties" [„beide
Proteine antivirale Aktivität
besaßen
und keine zelltoxikologischen Eigenschaften besaßen"]. Daher ist es nicht möglich, eine
Schlussfolgerung auf der Grundlage der Ergebnisse in dem zitierten
Literaturhinweis zu machen. In ihm wurden die Aktivitäten der
Peptide auch nicht in einem reinen Zustand untersucht (wie in der vorliegenden
Erfindung), sondern nur als unreine Fusionen mit künstlichen
Proteinen, wobei die Fusionsproteine durch rekombinante Verfahren
hergestellt wurden. Wenn sich solch ein Fusionsprotein faltet, kann
es falsche nichtaktive Konformationen annehmen, abhängig vom
Wirtsstamm und den Bedingungen der Expression und Aufreinigung des
Produkts. Der entscheidende Unterschied und die hauptsächliche
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung über
Chertkova, R.V. et al. in dem Journal „Biopolimeri I Klitina", Bd. 18, S. 161-163
ist die künstliche
Verbindung zwischen den Interferonfragmenten, die ihnen erlaubt,
die korrekte Konformation anzunehmen und infolgedessen die antiviralen
Aktivitäten
der Ausgangspeptide und sogar der ohne einen Spacer miteinander
verbundenen Peptide signifikant zu verbessern.
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Der
zusätzliche
Unterschied der vorliegenden Erfindung über Chertkova, R.V. et al.,
in den „Biopolimeri
I Klitina", Bd.
18, S. 161-163 ist die Demonstration der antiviralen Aktivität bei den
chemisch synthetisierten Peptiden LKEKKYSP, LKDRHDF und LKEKKYSF-Ser-Ser-LKDRHDF,
die genau beschreibbare Strukturen bilden. Wenn diese Peptide unpassend
mit Proteinen verbunden werden, können sie ihre biologischen
Aktivitäten
verlieren, angezeigt durch die Ergebnisse in der Veröffentlichung
von Chertkova et al.
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Nach
der vorliegenden Erfindung war das Peptid LKEKKYSP-X-X-LKDRHDF (das
eine künstliche
Verbindung zwischen den Peptiden einbezieht; wobei X einen kurzen
Seitenkettenaminosäurerest
meint) vorzuziehen und es reproduzierte praktisch vollständig die
antiviralen Eigenschaften von HulFN-α2. Wir
studierten verschiedene Peptidstrukturen und wir fanden überraschenderweise,
dass diese zwei Fragmente von HulFN-α2, die sehr weit voneinander
in der Sequenz entfernt liegen, miteinander synergetisch wirken.
Jedoch können
sie nicht die korrekte Struktur, bezogen auf ihre gegenseitige Position
in der 3-D-Struktur des Interferons, ohne eine künstliche Verbindung zwischen
den Fragmenten annehmen (zum Beispiel zwei Ser-Reste oder zwei andere
Reste mit einer kurzen Seitenkette, die die S-S-Bindung Cys29-Cys138
in den HulFNs-α-Molekülen nachahmen,
s. 1 der vorliegenden Erfindung). Überraschenderweise
fanden wir, dass nur die mit einer solchen Verbindung im Peptid
oder in einem Fusionsprotein chemisch verbundenen Fragmente die
mit dem HulFN-α2 vergleichbare antivirale Aktivität haben
(s. 7 der Erfindung). Die antivirale Aktivität von Albeferon
I, bei dem die Fragmente getrennt in die N- und C-Termini eingesetzt
wurden, war um zwei Ordnungen geringer als die von Albeferon II.
Die antivirale Aktivität
von Albeferon, bei dem nur das Fragment LKEKKYSP (130-137) in den
N-Terminus eingesetzt wurde, war um fünf Ordnungen geringer als die
von Albeferon II.
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Während der
letzten Jahre wird eine zunehmende Aufmerksamkeit der Rolle der
Typ I-Interferone bei der Immunitätsregulation geschenkt (Bogdan
C., 2000, Curr. Opin. Immunol. 12, S. 419-424; Akbar A. et al., 2000,
Immunol. Today 21, S. 337-342; Sinigaglia F. et al., 1999, Immunol.
Rev. 170, S. 65-72). Insbesondere stimulieren diese Interferone
die Aktivität
und die Differenzierung der Antigen-aktivierten Th1-Lymphozyten. Sie
fördern
die Reifung der meisten effizienten Antigen-repräsentierenden
Zellen, d.h. der aus Monocytenhervorgehende Dendritenzellen und
aktivierten B-Lymphocyten (Ruuth K. et al., 2001, Biochem. Biophys.
Res. Commun. 284, S. 583-586).
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Ein
Hauptanliegen, das aus klinischen Studien von Interferonen entstand,
ist, dass Typ I-Interferone alle eine wesentliche Anzahl von unerwünschten,
klinisch beobachtbaren Nebenwirkungen erzeugen. 19% der Patienten,
die an Autoimmunkrankheiten, die autoimmune Hepatitis, Polymyositis,
Thyroiditis, rheumatoide Arthritis, systemischen Lupus erythematodes
beinhalten, leiden (Ronnblom L. et al., 1991, Ann. Intern. Med.
115, S. 178-183; Ioannou Y. und Isenberg D., 2000, Arthritis Rheum.
43, S. 1431-1442; Ronnblom L. und Alm G., 2001, J. Exp. Med. 194,
S. F59-F63), bekommen gefährliche
Symptome. Zusätzlich
entwickelt ein variabler Anteil (1-40%) der Patienten, die mit menschlichem
Interferon-α oder
menschlichem Interferon-β,
besonders mit rekombinantem menschlichem Interferon-α2 und
rekombinantem menschlichen Interferon-β Ser 17 behandelt werden, neutralisierende
Antikörper
gegen die verwendeten Interferonarten (Rinehart J. et al., 1986,
Cancer Res. 46, S. 5364-5367; Antonelli G. et al., 1991, J. Infect.
Dis. 163, S. 882-885), die in einigen Fällen mit klinischer „Resistenz" gegen Interferon
assoziiert wurden (Steis R. et al., 1988, N. Engl. J. Med. 318,
S. 1409-1413; Oberg, K. et al., 1989, J. Natl. Cancer Inst. 81,
S. 531-535; Freund M. et al., 1989, Br. J. Haematol. 72, S. 350-356;
Fossa S. et al., 1992, Int. J. Cancer 50, S. 868-870). Außerdem erzeugen
Interferone alle Fieber, Schüttelfrost,
Unwohlsein, Myalgie, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Gewichtsverlust,
und bei bestimmten Fällen
waren diese schwer genug, um die Behandlung unterbrechen zu müssen. Diese
klinischen Beobachtungen machen die Herstellung von Typ I-Interferonmimetika
sehr wichtig, die spezifisch antivirale und antiproliferative Aktivitäten der
Proteine aufweisen, frei von Stellen, die verantwortlich für die Antikörperreaktion
sind, frei von der Induktion der voranstehend zitierten Autoimmunkrankheiten
und frei von anderen unerwünschten Nebenwirkungen
sind.
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Die
vorliegende Erfindung erfüllt
die voranstehend beschriebenen Anforderungen für die Entwicklung neuer Peptide
und Proteine mit spezifischen biologischen Aktivitäten von
Interferonen ohne ihre Nebenwirkungen während der Behandlung von verschiedenen
Krankheiten.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung stellt Peptid- und rekombinante Proteinmimetika
bereit, die spezifisch die antiviralen und antiproliferativen Aktivitäten von
Interferonen aufweisen, wobei unerwünschte Nebenwirkungen der Interferone
während
der Behandlung einer Vielfalt von Krankheiten vermieden werden.
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Die
grundlegende Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung war, durch einen Spacer zwei primäre Proteinsequenzen,
die entfernt zueinander in der natürlichen Struktur des Interferons
liegen, zusammen zu verbinden. Eine dieser zwei Sequenzen, welche
die antivirale Stelle der Interferone ausmacht, entspricht der antiproliferativen
Stelle.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ABBILDUNGEN
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1 Tertiärstrukturen
des funktionellen Epitops des menschlichen Interferon-α2, das
verantwortlich für
seine Bindung mit IFNAR2 und die antivirale Aktivität ist (A),
und die vorher angenommene biologisch aktive Konformation des Peptids
LKEKKYSP-Ser-Ser-LKDRHDF, das das Epitop des menschlichen Interferon-α2 nachahmt
(B und C). Die Tertiärstrukturen
werden als raumfüllende
(A, B) oder Stab-(C)
Modelle auf der Grundlage der Atomkoordinaten der Aminosäurereste
des menschlichen Interferon-α2 in Lösung
gezeigt (Klaus W. et al., 1997, J. Mol. Biol. 274, S. 661-675).
Nach der Mutangenese-Studie (Piehler J. und Schreiber G., 1999,
J. Mol. Biol. 294, S. 223-237) spielen die Reste R33, 130 und 126
eine entscheidende Rolle bei der Wechselwirkung mit IFNAR2 und der
antiviralen Aktivität;
die Reste F27, K31, D32, H34, D35, R125 und K133 sind auch wichtig
für diese
Aktivitäten.
Im Gegensatz dazu leisten die Reste S25, S28, K121, L128, K131,
E132 und E134 einen minimalen Beitrag zu den Aktivitäten. Die
Modelle wurden unter Verwendung des Programms Chem-X (Chemical Design
Ltd., GB) erhalten.
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2 Struktur
der in der PCR verwendeten Oligonucleotide, um die Gene der de novo-Proteine
Albeferon-I und Albeferon-II zu konstruieren. Die Restriktionsstellen
und die Sequenzen, die den Peptidfragmenten LKEKKYSP und LKDRHDF
entsprechen, werden gezeigt; überlappende
Sequenzen der Primer IIdp-1 und IIdp-2 werden durch doppeltes Unterstreichen
gezeigt; die Sequenz, die eine Spaltungsstelle der Protease „Faktor
Xa" codiert, wird
durch graue Farbe gezeigt.
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3 Manipulieren der Gene der de novo-Proteine
Albeferon-I (ABBI-I) und Albeferon-II (ABBI-II) und die Expressionsplasmidvektoren
pET-32 LIC, die diese Gene tragen. (A) – Schema der PCR, um das Gen
von Albeferon-I (ABBI-I) unter Verwendung des Albeferon (ABBI)-Gens
als Matrize herzustellen; (B) – Schema
der PCR, um das Gen von Albeferon-II (ABBI-II) unter Verwendung
des Albebetin (ABB)- Gens
als Matrize herzustellen; a, b, c, d – wechselseitige Positionen
der regelmäßigen Sekundärstruktur-Elemente
und die Sequenzen des menschlichen Interferon-α2 für Albeferon
(ABBI), Albeferon-I (ABBI-I), Albebetin (ABB) bzw. Albeferon-II
(ABBI-II); (C) — Clonierungsschema
der Gene von Albeferon-I (ABBI-I) und Albeferon-II (ABBI-II) in
den Plasmidvektor pET-32 LIC.
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4 Zuvor
angenommene Tertiärstrukturen
der de novo-Proteine Albeferon (A), Albeferon-I (B) und Albeferon-II
(C), die die Peptidsequenzen des menschlichen Interferon-α2 beinhalten.
Die Sequenzen der N- und C-terminalen Teile der Moleküle und des
menschlichen Interferon-α2 werden gezeigt. Die Strukturen der Sequenzen
des menschlichen Interferon-α2 werden auf herkömmliche Weise.
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5 CD-Spektren
der Proteine Albeferon (ABBI), Albeferon-I (ABBI-I) und Albeferon-II
(ABBI-II) im fernen UV-Bereich. Die Messungen wurden in 20 mM NH4HCO3-Puffer, pH
7.9 bei 20°C
ausgeführt.
Die Konzentrationen der Proteine waren 0.98 (Albeferon), 0.96 (Albeferon-I)
und 1.04 (Albeferon-II) mg/ml, die Zellenweglänge war 1 mm.
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6 Regelmäßige Sekundärstrukturen
der de novo-Proteine Albebetin, Albeferon, Albeferon-I und Albeferon-II.
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7 Antivirale
Eigenschaften von de novo-Proteinen und Interferonen in L-41-(menschliche mononukleäre Leukose)
und VERO-(Niere des Grünen
Affen) Zellkulturen. Die Aktivität
der Präparationen
wurde als eine minimale Konzentration bestimmt, die zu einer 50%
Verzögerung
der cytopathischen Wirkung des Virus bei Maus-Encephalomyocarditis
führte.
Die Durchschnittswerte von drei unabhängigen Experimenten ± die Standardabweichungen
werden gezeigt.
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8 Antivirale
Eigenschaften von de novo-Proteinen in den L-41-(menschliche mononukleäre Leukose)
und VERO-(Niere des Grünen
Affen) Zellkulturen. Die Aktivitäten
der Proteine Albeferon (ABBI), Albeferon-I (ABBI-I), Albeferon-II
(ABBI-II) und des rekombinanten menschlichen Interferon-α2 (IFN)
wurden als minimale Konzentrationen bestimmt, die zu einer 50% Verzögerung in der
zytopathischen Wirkung des Virus bei Maus-Encephalomyocarditis führten. Die
Durchschnittswerte von drei unabhängigen Experimenten ± die Standardabweichungen
werden gezeigt.
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9 Cytotoxische
Eigenschaften der de novo-Proteine Albebetin, Albeferon, Albeferon-I
und Albeferon-II. Cytotoxische Dosen wurden als minimale Konzentrationen
bestimmt, die zu einer 50% Zerstörung
einer Zelleinzelschicht bei Abwesenheit des EMC-Virus führten.
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10 Antivirale
Eigenschaften des synthetischen linearen Peptids LKEKKYSP-Ser-Ser-LKDRHDF, das
das Epitop des menschlichen Interferon-α2 nachahmt,
im Vergleich mit dem rekombinanten menschlichen Interferon-α2 und
den Peptiden LKEKKYSP und LKDRHDF der de novo-Proteine in den L-41-(menschliche mononukleäre Leukose)
und VERO-(Niere des Grünen
Affen) Zellkulturen. Die Aktivitäten
der Peptide und des rekombinanten menschlichen Interferon-α2 wurden
als minimale Konzentrationen bestimmt, die zu einer 50% Verzögerung in
der cytopathischen Wirkung des Virus bei Maus-Encephalomyocarditis führten. Die
Durchschnittswerte von drei unabhängigen Experimenten ± die Standardabweichungen
werden gezeigt.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
starke antivirale Aktivität
der Typ I-Interferone zusammen mit ihren möglichen Antitumor-(antiproliferativen)
Wirkungen lieferte den Antrieb für
die großtechnische
Produktion von Interferonen zum Zweck der klinischen Beurteilung
einer Vielfalt von viralen und malignen Krankheiten. Andererseits
ist eine Hauptanliegen, die aus klinischen Studien entstand, dass
Typ I-Interferone alle eine wesentliche Anzahl von unerwünschten,
klinisch beobachtbaren Nebenwirkungen erzeugen. Es ist höchst gefährlich,
dass 19% der Patienten von Autoimmunkrankheiten leiden, die autoimmune
Hepatitis, Polymyositis, Thyroiditis, rheumatoide Arthritis, systemischen
Lupus erythematodes beinhalten. Zusätzlich entwickelt ein variabler
Anteil (1-40%) der Patienten, die mit menschlichem Interferon-α oder menschlichem
Interferon-β,
besonders rekombinantem menschlichem Interferon-α2 und
rekombinantem menschlichem Interferon-β Ser17, behandelt werden, neutralisierende
Antikörper
gegen die verwendeten Interferon-Arten, die in einigen Fällen mit
klinischer „Resistenz" gegen Interferon
assoziiert wurden. Außerdem
erzeugen Typ I-Interferone
alle Fieber, Schüttelfrost,
Unwohlsein, Myalgie, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Gewichtsverlust,
und bei bestimmten Fällen
waren diese schwer genug, um die Behandlung unterbrechen zu müssen. Diese
klinischen Beobachtungen machen die Herstellung der Typ I-Interferonmimetika
sehr wichtig, die spezifischen die antiviralen und antiproliferativen
Aktivitäten
der Proteine aufweisen, aber frei sind von den meisten Stellen,
die für
unerwünschte
Nebenwirkungen verantwortlich sind.
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In
der vorliegenden Erfindung wurde überraschenderweise gefunden,
dass die schädlichen
Nebenwirkungen der Interferone durch Konstruieren von künstlichen
Peptiden oder rekombinanten Proteinen, die bioaktive Peptide tragen,
vermieden werden kann. Solche Peptide wurden vorläufig durch
sorgfältige
Computer-Medellierungs-Analysen
identifiziert. Die Peptide wurden synthetisiert und zufällig auf
verschiedene Weisen kombiniert, was zu biologisch sehr aktiven,
künstlichen
Interferonmimetika führte.
Insbesondere wurde überraschenderweise
beobachtet, dass das künstliche
Peptid LKEKKYSP-Ser-Ser-LKDRHDF, eingesetzt in die N-Termini des de novo-Proteins
Albebetin, antivirale Aktivität
zeigte und fast so aktiv wie das menschliche Interferon-α2 war.
Das Protein offenbarte Cytotoxizität nur bei Konzentrationen,
die die minimale aktive Konzentration um 6 Größenordnungen überschritten.
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In
den früheren
Studien wurde gefunden, dass das synthetische Peptid LKEKKYSP (α-Peptoferon)
die Proliferation der menschlichen lymphoblastoiden T-Zelllinie
MT-4 bei Konzentrationen von 10–9 – 10–8 M
unterdrückte;
was mit der antiproliferativen Aktivität des rekombinanten menschlichen
Interferon-α2 vergleichbar ist (Zav'yalov V. et al., WO 9852594).
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Die
Sequenz LKEKKYSP (130437) des menschlichen Interferon-α2 wurde
in den N-terminalen Teil des de novo-Proteins Albebetin eingesetzt
(Fedorov A. et al., 1992, J. Mol. Biol. 225, S. 927-931). Als Ergebnis wurde
das de novo-Protein Albeferon mit der vor-entworfenen Struktur und
Funktion hergestellt (Dolgikh D.A. et al., 1993, Biophysics 38,
S. 59-66). Die Untersuchung seiner Struktur und Aktivität zeigte,
dass Albeferon eine kompaktere und stabilere Struktur als Albebetin
besaß (Aphsizheva
I. et al., 1998, FEBS Lett. 425/1, S. 101-104), und effizient die
Proliferation der menschlichen lymphoblastoiden T-Zelllinie MT-4
bei Konzentrationen von 10–9 – 10–8 M
unterdrückte,
was mit der antiproliferativen Aktivität des rekombinanten menschlichen Interferon-α2 vergleichbar
ist (Zav'yalov V.
et al., WO9852594).
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Es
ist gut bekannt, dass alle Typ I-Interferone um den allgemeinen
Rezeptor IFNAR konkurrieren und die allgemeinen Typ I-Interferonaktivitäten induzieren
können.
Daher ist es vernünftig,
anzunehmen, dass bei dem Prozess der natürlichen Selektion die Änderungen
in der Aminosäuresequenz
der bindenden/antiviralen/antiproliferativen Stelle/n der Typ I-Interferone
ausgewählt
wurden, um nicht die biologischen Aktivitäten der Stelle aufzuheben.
Folglich können
alle natürlichen
und rekombinanten Interferone vom Typ I sowie die Peptide, die ihrer/ihren
bindenden/antiviralen/antiproliferativen Stelle(n) entsprechen,
und rekombinante Proteine mit den Aminosäuresequenzen, die dieser/n
Stelle/n entsprechen, spezifisch die antiviralen und antiproliferativen
Aktivitäten
aufweisen.
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Zum
Testen der Peptid- und rekombinanten Proteinmimetika, die spezifisch
die bindende(n)/antivirale(n)/antiproliferative(n) Stelle(n) der
Typ I-Interferone repräsentieren,
verwendeten wir die klassischen antiviralen Testsysteme mit den
L-41-Zellen von
menschlicher mononukleärer
Leukose und VERO-Zellen der Niere der Grünen Meerkatze sowie die klassischen
antilymphoproliferativen Testsysteme mit menschlichen peripheren
polymorphkernigen Zellen und der menschlichen T-lymphoblastoiden Zelllinie MT-4. Die
Zellkulturbedingungen und die Bedingungen der humoralen Zellen im
Blutkreislauf sind eng aufeinander bezogen. Tatsächlich werden die Bedingungen
bei Zellkulturen, die allgemein zum Testen von möglichen Arzneistoffen verwendet werden, ähnlich wie
beim Blutkreislauf strikt beibehalten, wie hinsichtlich Temperatur,
pH-Wert, Puffer, Mineralien, Partialdrücken von CO2 und
O2 usw. Andererseits kommen in diesem besonderen
Fall die Zielzellen der Peptid- und
rekombinanten Proteinmimetika, die spezifisch die bindende(n)/antivirale(n)/antiproliferative(n) Stelle(n)
der Typ I-Interferone repräsentieren,
die als Arzneistoffe verwendet werden, spezifisch in dem Blutkreislauf
unter sehr gleichen Bedingungen zu den Zellkulturen vor. Demnach
ist es sehr gut vorhersagbar, dass die Peptide oder rekombinanten
Proteine der vorliegenden Erfindung als medizinische Arzneistoffe
zu früher verwendeten
Zwecken für
Interferone als aktive Bestandteile bei Arzneistoffformulierungen
verwendet werden können.
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Die
erste Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist, dass zwei vollständig getrennte Peptidsequenzen,
sehr entfernt voneinander in der Polypeptidkette, synergistisch
arbeiten können,
wenn sie miteinander geeignet durch einen Linker von mindestens
1 Aminosäurerest
kombiniert werden. Obwohl die Linkersequenz vorzugsweise 2 Aminosäurereste
hat, können
auch längere
Linker mit möglicherweise
großen
Seitenketten verwendet werden, wobei die Reste die freien Rotationen
um den Linker begrenzen. Ebenso gut können andere Moleküle wie Kohlenhydrate
als Linker verwendet werden, um die Peptide zusammenzubringen. In
bestimmten Fällen
ist es vorzuziehen, dass das aktive Peptid mit einem Protein fusioniert
wird, um seine Stabilität,
Löslichkeit,
sein Targeting oder andere Eigenschaften zu steigern. Der entscheidende
Unterschied der vorliegenden Erfindung über Chertkova, R.V. et al.
in dem Journal „Biopolimeri
I Klitina", Bd.
18, S. 161-163, ist spezifisch die künstliche Verbindung zwischen
den zwei Peptidfragmenten des Interferons, die erlauben, dass das
fusionierte Peptid die korrekte Konformation annimmt und folglich
die antivirale Aktivität
der Interferone maximal reproduziert. Nach der vorliegenden Erfindung
können
zwei Interferonfragmente durch eine künstliche Verbindung verbunden
werden, normalerweise durch eine Peptidverbindung, um signifikant
bioaktivere Peptide zu erhalten, als durch Chertkova R.V. et al.
Beschrieben ist. Der zusätzliche
Unterschied der vorliegenden Erfindung über Chertkova, R.V., et al.
in den „Biopolimeri
I Klitina", Bd.
18, S. 161-163 ist hierin die Demonstration der antiviralen Aktivität der chemisch
synthetisierten Peptide LKEKKYSP, LKDRHDF und LKEKKYSP-Ser-Ser-LKDRHDF,
die genau beschreibbare Strukturen, frei von möglichen Beeinträchtigungen durch
die Trägerproteine,
bilden.
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Die
Peptide einer Länge
von mindestens 10 Aminosäurereste
können,
entweder als solche oder mit geeigneten Peptiden oder Proteinen
fusioniert, zur Behandlung von Krankheiten wie maligner B-Zell-
und chronischer myeloischer Leukämien,
Non-Hodgkin-lymphom
geringen Grades und kutanen T-Zell-Lymphomen, Karzinoiden, Plattenepithelkarzinomen
des Kopfes und des Halses, primären,
klarzelligem Nierenkarzinom, multiplen und malignen Melanomen, Kaposi-Sarkom
und viralen infektiösen
Krankheiten wie chronischer aktiver Hepatitis B und C, Krankheiten,
bei denen bekannt ist, dass Interferone zum Einsatz kommen.
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Während die
vorliegende Erfindung konkrete Strukturen von bioaktiven Peptiden
mit für
Anwendungen als Arzneistoffe brauchbaren Eigenschaften beschreibt,
ist es zu verstehen, dass solche Peptide oder Peptide mit Trägermolekülen zusätzlich durch
chemische oder physikalische Mittel modifiziert werden können. Solche Modifikationen
können
normalerweise den Zweck von verlängerter
Freisetzung, erhöhter
Bioverfügbarkeit oder
Binden an eine spezifische Zielzelle oder Membran haben.
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Die
Erfindung wird weiter nachstehend durch nicht begrenzende Beispiele
veranschaulicht.
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Beispiel 1.
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Molecular
Modeling. Molekülmodelle
der funktionellen Epitopstruktur des menschlichen Interferon-α2 und
der vorausgesetzten biologisch aktiven Konformation des nachahmenden
Peptids LKEKKYSP-Ser-Ser-LKDRHDF wurden unter Verwendung des Programms
Chem-X (Chemical Design Ltd., GB) und der Atomkoordinaten der entsprechenden
Aminosäurereste
in dem menschlichen Interferon-α2-Molekül
in Lösung
(Klaus W. et al., 1997, J. Mol. Biol. 274, S. 661-675) erhalten
(1).
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Synthese
der Peptide. Die Peptide LKEKKYSP-Ser-Ser-LKDRHDF, LKEKKYSP und
LKDRHDF wurden unter Verwendung der Pentafluorphenylether der N-ausgetauschten
Aminosäuren
durch die Festphasenmethode-(430-A Synthesegerät, Applied Biosystems, USA)
synthetisiert. Die Rohprodukte wurden durch HPLC auf einem Chromatographen
(Gilson, Frankreich) unter Verwendung einer Zorbax-ODS-Säule (4 × 150 mm,
5 μm, DuPont
USA) unter Verwendung des linearen Gradienten von Wasser-Acetonitril
(95%) in 0.2% Trichloressigsäure
(10-25%, 20 min) bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 1 ml/min
aufgereinigt. Gemäß den optischen
Daten bei 220 nm wurde gefunden, dass der Gehalt der Hauptsubstanz
bei 99% liegt. Das Molekulargewicht der Peptide wurde durch massenspektrometrische
Analyse unter Verwendung eines Vision 2000-Spektrometers („Thermo
Bioanalysis", GB)
geschätzt.
Die Peptidstruktur wurde durch die Aminosäureanalyse an einem D500-Aminosäureanalysator
(Durrum, USA) bestätigt.
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Rekombinante
DNA-Konstruktionen zur Expression der A/beferon-I- und A/beferon-II-Proteingene. Das
Gen des de novo-Proteins Albebetin wurde früher hergestellt (Fedorov A.
et al., 1992, J. Mol. Biol. 225, S. 927-931). Dann wurde das funktionelle
de novo-Protein Albeferon (Dolgikh D.A. et al., 1993, Biophysics
38, S. 59-66) durch Einbringen eines Fragments (130-LKEKKYSP-137)
aus menschlichem Interferon-α2 in den N-Terminus von Albebetin durch die
Polymerasekettenreaktion erhalten. Die Gene dieser Proteine wurden
in den Plasmidexpressionsvektor pMal-c (New England BioLabs, USA)
in die Restriktionsstellen BamHI und HindIII (Albebetin) und EcoRI
und HindIII (Albeferon) eingesetzt. In der vorliegenden Arbeit manipulierten
wir zwei neue biologisch aktive de novo-Proteine auf der Grundlage
von Albebetin und Albeferon unter Verwendung der Polymerasekettenreaktion
mit synthetisierten Oligonucleotidprimern, die den aktiven Peptidfragmenten (2)
entsprechen. Das neue Protein Albeferon-I wurde durch Einbringen
eines aktiven Fragments (30-LKDRHDF-36) aus menschlichem Interferon-α2 in
den C-Terminus von Albeferon erhalten. Das Schema der Polymerasekettenreaktion
wird in 3A gezeigt. Der Plasmidvektor
pMal-c, der das Albeferon-Gen trägt,
wurde als Matrize verwendet; der direkte Primer Idp beinhaltete
die Restriktionsstelle BamHI, der reverse Primer Irp beinhaltete
HindIII und die codierende Sequenz des aktiven Fragments. Um ein
Gen des anderen Proteins Albeferon-II zu konstruieren, das beide
Fragmente (die durch zwei Serinreste verbunden sind) in dem N-terminalen Teil
von Albeferon beinhaltet, wurden zwei direkte überlappende Primer (IIdp-1
und IIdp-2) (2) synthetisiert. Der Primer
IIdp-1 beinhaltete die Restriktionsstellen BamI und die Sequenzen,
die die Spaltungsstelle der Protease „Faktor Xa" und das Fragment LKEKKYSP-S-S codieren;
der Primer IIdp-2 beinhaltete einen Teil der Sequenz von IIdp-1
und die Sequenz, die dem zweiten Fragments LKDRHDF entspricht. Der
sequenzierende Primer M13/pUC (New England Biolabs, CIIIA) wurde
als reverser Primer verwendet, und der Plasmidvektor pMal-c, der
das Albebetin-Gen trägt,
wurde als Matrize in der Pomymerasekettenreaktion verwendet (3B).
Die Produkte der Polymerasekettenreaktion wurden mit den Endonucleasen
BamHI und HindIII behandelt und in den Plasmidvektor pMal-c durch
diese Restriktionsstellen cloniert.
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Der
pMal-c-Vektor erlaubt die effiziente Expression von Zielproteinen
als Fusionsproteine mit dem Maltose bindenden Protein gefolgt von
ihren Verdau durch den Proteasefaktor Xa. Jedoch war die Endausbeute der
de novo-Ziel-Proteine in diesem System wegen einer kleinen Fraktion
von de novo-Proteinen (~9 kDa) in den Fusionsproteinen (~54 kDa)
nicht ausreichend. Daher entschieden wir, ein anderes Fusionssystem
auf Grundlage des Plasmidvektors pET-32 LIC (Novagen, USA) zu verwenden.
Dieses System beinhaltet ein relativ kleines Thioredoxin-Protein
aus Escherichia coli und gibt eine höhere Ausbeute der Ziele und
ein günstiges
Schema ihrer Isolierung und Aufreinigung. Früher wurde dieser Vektor für die effiziente
Biosynthese von Albebetin, das ein Fragment des Differenzierungsfaktors
HLDF trägt,
verwendet (Chertkova R.V. et al., 2002, Bioorgan. Chemistry, Moskau,
28, im Druck). Der Vektor enthält
das Thioredoxinproteingen unter Kontrolle eines starken Promotors
des Bakteriophagen T7 und beinhaltet den 6His-Marker für die effiziente
Isolierung und Aufreinigung des Hybridproteins unter Verwendung
der Affinitätschromatographie über immobilisiertes
Metall an Nickelnitrilotriacetat-Agarose.
Das Expressionsniveau der Fusionsproteine in dieser Konstruktion
ist ausreichend hoch und erreicht bis zu 30-40% eines gesamten Zellproteins
(Chertkova R.V. et al., 2002, Bioorgan. Chemistry, Moskau, 28, im
Druck).
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Um
die de novo-Proteingene in das Plasmid pET-32 LIC zu clonieren,
wurde die Restriktionsstelle BgIII in beide Gene durch die Polymerasekettenreaktion eingebracht.
Der direkte Primer dp-pET, der BgIII beinhaltet, wurde synthetisiert;
der sequenzierende Primer M13/pUC wurde als ein reverser Primer
verwendet, und das Plasmid pMal-c mit dem jeweiligen Gen wurde als
eine Matrize verwendet. Die Produkte der Polymerasekettenreaktion
wurden mit den Endonucleasen BgIII und HindIII behandelt und in
pET-32 LIC unter Verwendung der voranstehenden Stellen (3C)
cloniert. Die erhaltenen Plasmidkonstrukte wurden durch Sequenzierung
bestätigt
und für
die Transformation von E. coli verwendet. Demnach wurden zwei neue
Proteine Albeferon-I und Albeferon-II mit dem Peptidfragment LKDRHDF
(30-36) aus einer Consensus-Sequenz des menschlichen Interferon-α2 erhalten.
Ihre vermuteten Tertiärstrukturen
werden in den 4B und 4C gezeigt.
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Die
Expression der rekombinanten Gene. Die de novo-Proteine Albebetin,
Albeferon, Albeferon-I und Albeferon-II wurden als Fusionsproteine
mit Thioredoxin in dem E. coli-Stamm BL21(DE3)pLysS exprimiert, wie
früher
für ein
Albebetin, das ein Fragment des Differenzierungsfaktors HLDF beinhaltet,
beschrieben wurde (Chertkova R.V. et al., 2002, Bioorgan. Chemistry,
Moskau, 28, im Druck). Die maximale Ausbeute der Fusionsproteine
(bis zu 30-40% von einem gesamten Zellprotein gemäß der SDS-PAGE)
wurde nach einem 8-9 h-Wachstum in TB-Brühe unter Verwendung einer 0.6-1.0
mM Konzentration des Induktors β-D-Thiogalactopyranosid
und 37°C
erreicht.
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Isolierung
und Aufreinigung der Proteine. Die als Fusionsproteine mit Thioredoxin
exprimierten de novo-Proteine wurden unter Verwendung der Ionenaustausch-Chromatographie und
dann Affinitätschromatographie
auf Nickelnitrilotriacetat-Agaraose
aufgereinigt. Die erhaltenen Fusionsproteine wurden mit der hoch
spezifischen Protease „Faktor
Xa" verdaut und
die Reaktionsmischung wurde auf einer Säule mit Nickelnitrilotriacetat-Agarose
angewendet (Chertkova R.V. et al., 2002, Bioorgan. Chemistry, Moskau,
28, im Druck). Die letzte Aufreinigung auf der Anionen-Austauschsäule mit
Mono Q HR (Pharmacia Biotech) führte
zu > 90 Reinheit gemäß SDS-PAGE.
Die Molekulargewichte der erhaltenen Proteine, die durch Massenspektrometerie
bestimmt wurden, entsprachen jenen, die theoretisch berechnet wurden,
und waren gleich 9.3 und 9.8 kDa für Albeferon-I bzw. Albeferon- II. Die Homogenität der erhaltenen
Präparationen
wurde durch SDS-PAGE-Analyse und auch durch die N-terminale Aminosäuresequenzierung
bestätigt.
Neun N-terminale
Aminosäurereste Met-Leu-Lys-Glu-Lys-Lys-Tyr-Ser-Pro
wurden für
beide Proteine bestätigt.
Die ausgearbeitete Prozedur der Isolierung und Aufreinigung von
de novo-Proteinen ergab bis zu 12 mg/l der Zellsuspenison.
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CD-Spektren
der de novo-Proteine. Die Circulardichroismus-Spektren von Albeferon,
Albeferon-I und Albeferon-II im weiten UV-Bereich werden in 5 gezeigt.
Aus diesen Daten kann jemand schlussfolgern, dass die Proteine ähnliche
Spektren besitzen, typisch für
Proteine mit beträchtlich
regelmäßiger Sekundärstruktur.
Die Analyse der Spektren durch das Verfahren von Provencher und
Glocker (Provencher S. und Glocker J., 1981, Biochemistry 20, S.
33) zeigte, dass Albeferon-I und Albeferon-II 30 bzw. 23% α- und 29
bzw. 38% β-Struktur
enthalten, und Albeferon 27% α-
und 35% β-Struktur
hat (Aphsizheva I. et al., 1998, FEBS Lett. 425/1, S. 101-104) (6).
Die erhaltenen Daten sind in guter Übereinstimmung mit den experimentellen
Daten (29% α-
und 40% β-Struktur)
und theoretischer Berechnung (30% α- und 36% β-Struktur) für das ursprüngliche Protein Albebetin (Dolgikh
D. et al., 1996, Protein Engineenring 9, S. 195-201). Demnach beeinflusst
das Einbringen eines zweiten menschlichen Interferon-α-Fragments
in das Albeferon nicht wesentlich seine Sekundärsturktur.
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Antivirale
und Cytotoxizitätseigenschaften
der erhaltenen Proteine. Das Testen der antiviralen Aktivität der Proteine
wurde in vitro durch Überwachen
der Fähigkeit
der Präparation,
die cytopathische Wirkung des Testvirus zu unterdrücken, ausgeführt (Ershov
F., 1996, Interferon system: norm and pathology, Moskau, Medicine).
Zwei Zelllinien wurden in den Experimenten verwendet: L-41-Zellen
von menschlicher mononukleärer Leukose
und VERO-Zellen der Niere der Grünen
Meerkatze. Das Virus der Maus-Encephalomyocarditis, das einen kurzen
Zyklus der Reproduktion und eine hohe Empfindlichkeit auf die Wirkung
von Interferonen besitzt, wurde als Test-Virus gewählt. Das
rekombinante menschliche Interferon-α2 und
das rekombinante menschliche Interferon-γ wurden als Positivkontrolle
der antiviralen Aktivität
gewählt.
Die Ergebnisse des Testens werden in 7 gezeigt.
Beide de novo-Proteine besitzen antivirale Aktivität. In dem
Fall von Albeferon-II (dem Protein, das die künstliche Sequenz LKEKKYSP-Ser-Ser-LKDRHDF
in dem N-terminalen
Teil des Moleküls beinhaltet,
vergl. 4C) ist die antivirale Aktivität nur um
eine Größenordnung
kleiner als die des menschlichen Interferon-α2 und
vergleichbar mit der des menschlichen Interferon-γ. Die Aktivität der Präparation
des rekombinanten menschlichen Interferon-α2, Albeferon,
Albeferon-I und Albeferon-II in internationalen Einheiten wurde
unter Verwendung des menschlichen Lekukocyten-Interferon-α2 als
Interferonstandard berechnet (8). Es sollte
beachtet werden, dass das anfängliche
Protein Albeferon auch schwache antivirale Eigenschaften besaß.
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Cytotoxische
Dosen (CTD50) der Proteine wurden als ihre
Konzentrationen bestimmt, die 50% Zellzerstörung nach 24 h des Kontakts
mit Zellen bei Abwesenheit des Virus verursachen (Chidjov N. et
al., 1988, Basics of experimental chemotherapy of viral infections,
Riga, Zinatne). Es wurde gezeigt, dass alle getesteten de novo-Proteine cytotoxische
Eigenschaften nur bei vergleichbar hohen Konzentrationen offenbarten,
die 8 × 10–5 M überschreiten
(9). Insbesondere wurde eine Cytotoxizität von Albeferon-II
bei einer Konzentration beobachtet, die um das ~106-fache höher ist
als diese, die für
die antivirale Wirkung dieses Proteins notwendig ist.
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Demnach
stellten wir her und erhielten wir zwei de novo-Proteine, von denen
eins (Albeferon-II) praktisch vollständig die antiviralen Eigenschaften
des menschlichen Interferon-α2 reproduziert. Das Protein Albeferon-II,
das die künstliche
Sequenz LKEKKYSP-Scr-Ser-LKDRHDF in seinem N-terminalen Teil beinhaltet, besaß eine um
zwei Größenordnungen
höhere
antivirale Aktivität
als Albeferon-I, bei dem die Sequenzen LKEKKYSP und LKDRHDF an den
entgegengesetzten Enden des Moleküls sind. Man kann annehmen,
dass die entgegengesetzten Positionen der Sequenzen zu einiger sterischer
oder/und kinetischer Begrenzung für ihre Vereinigung in einem
einzelnen antiviralen Zentrum führen
können.
Diese Annahme wird durch einen experimentellen Beweis hinsichtlich
des Einflusses der Cys29-Cys139-Disulfidbindung auf die biologische
Aktivität
der Typ I-Interferone bestätigt.
Diese Bindung, die den N-terminalen Teil der Schleife AB und den
N- terminalen Teil
der Helix E in allen Interferonen-α verbindet, ist beim Maus-Interferon-β abwesend.
Das mutierte Maus-Interferon-β,
bei dem die Disulfidbindung gentechnisch eingebracht wurde, besitzt
~10-mal höhere
antivirale Aktivität
als das Wildtyp-Protein (Day C. et al., 1992, J. Interferon Res.
12, S. 139-143). Bei Albeferon-II wurde diese Disulfidbindung durch
zwei Serinreste, die über
eine Peptidbindung verbunden sind, ersetzt. Die Röntgenstrukturanalyse
zeigte, dass in dem Kristall des menschlichen Interferon-α2 die
Oδ1- und
Oδ2-Seitenkettenatome
von Asp32 zwischen den Nζ-Gruppen
von Lys31 und Lys133 wie in einem Sandwich sind (Radhakrishnan R.
et al., 1996, Structure 4, S. 1453-1463). Diese Wechselwirkungen
könnten
die biologisch aktive Konformation der künstlichen Sequenz LKEKKYSP-Ser-Ser-LKDRHDF
von Albeferon-II stabilisieren, wenn der Komplex mit IFNAR2 gebildet
wird.
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Die
erhaltenen Daten zeigen, dass beide menschlichen Interferon-α2-Fragmente
LKEKKYSP (130-137) und LKDRHDF (30-36) zur Bildung des antiviralen
Zentrums beitragen, jedoch wird der Beitrag des Fragments LKDRHDF
beherrscht. Diese Schlussfolgerung stimmt vollständig mit den Daten der Mutagenese überein (Piehler
J. und Schreiber G., 1999, J. Mol. Biol. 294, S. 223-237).
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Beispiel 2.
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Antivirale
Eigenschaften der synthetischen linearen Peptide. Das Testen der
antiviralen Aktivität
der synthetischen linearen Peptide wurde in vitro durch Überwachen
der Fähigkeit
der Präparation,
die cytopathische Wirkung des Test-Virus zu unterdrücken, ausgeführt (Ershov
F., 1996, Interferon system: norm and pathology, Moskau, medicine).
Zwei Zelllinien wurden in den Experimenten verwendet: L-41-Zellen
der menschlichen mononukleären
Leukose und VERO-Zellen der Niere der Grünen Meerkatze. Das Virus der
Maus-Encephalomyocarditis, das kurze Zyklen der Reproduktion und
eine hohe Empfindlichkeit gegenüber
der Wirkung von Interferonen besitzt, wurde als Test-Virus gewählt. Das
menschliche rekombinante menschliche Interferon-α2 wurde
als Positivkontrolle der antiviralen Aktivität gewählt. Die Ergebnisse des Testens
werden in 10 gezeigt. Die antivirale Aktivität des Peptids
LKEKKYSP-Ser-Ser-LKDRHDF ist nur um eine Größenordnung kleiner als die
des menschlichen Interferon-α2.
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Demnach
reproduziert das lineare synthetische Peptid LKEKKYSP-Ser-Ser-LKDRHDF
praktisch vollständig
die antiviralen Eigenschaften des menschlichen Interferon-α2.