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Technisches
Gebiet
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Die
vorliegende Erfindung betrifft einen neuen, Lactat produzierenden
Stamm, der zur Gattung der Lactokokken gehört, und zwar die Mutante von
Lactococcus lactis spp. lactis 19435 (von ATCC erhalten), sowie
auch die Verwendung dieser Mutante für die Lactatproduktion und
ein Verfahren zum Herstellen von Lactat.
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Allgemeiner
Stand der Technik
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Milchsäure ist
eine natürlich
vorkommende organische Säure,
die entweder durch chemische Synthese oder Kohlehydratfermentation
erzeugt werden kann. Diese beiden Herstellungswege werden kommerziell angewendet
(Datta (1995)). Die chemische Synthese führt zu racemischer Milchsäure, wohingegen
Fermentationstechnologien die Synthese eines gewünschten Stereoisomers von Milchsäure ermöglichen.
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In
der Literatur gibt es verschiedene Dokumente, die die Stoffwechseltechnik
von Milchsäurebakterien betreffen,
um deren Fähigkeit
zur Milchsäureproduktion
aus unterschiedlichen Kohlehydraten zu bewerten und zu verbessern.
Bereits existierende kommerzielle Herstellungsverfahren verwenden
homofermentative Milchsäurebakterien,
wie Lactobacillus delbrueckii und Lb. bulgaricus (Datta (1995)).
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Lactococcus
lactis ist einer der am häufigsten
untersuchten Organismen, die für
industrielle Zwecke verwendet werden. L. lactis fermentiert Glucose
auf dem homofermentativen Weg unter Bedingungen mit uneingeschränkter Glucose
(Sjörberg
(1995)). Dieser Organismus produziert primär das L-Isomer von Milchsäure, das
bei mit Lebensmitteln verbundenen Anwendungszwecken bevorzugt wird,
da das D-Isomer für
den Menschen schädlich
ist (Hofvendahl (1997)). Die postglycolytischen Pyruvatstoffwechselwege
spielen bei der Bestimmung des Resultats der Fermentation von L.
lactis eine Schlüsselrolle.
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Die
Aktivitäten
von Pyruvat umwandelnden Enzymen ändern sich mit unterschiedlichen
Züchtungsbedingungen,
die zu bedeutenden Änderungen
bei der Erzeugung des Endproduktes führen (Cocaign-Bousquet (1996))
(und dort genannte Dokumente). In dieser Untersuchung beschreiben
wir eine Mutante von Lactococcus lactis spp. lactis, die unter Bedingungen
mit uneingeschränkter
Glucose Lactat doppelt so schnell wie der Wildstamm produzieren
kann. Unser Dokument betrifft eine physiologische und biochemische
Charakterisierung des mutanten Lactokokkenstamms, um Unterschiede
bei der Glucoseaufnahme und Aktivitäten von wichtigen Enzymen,
die an der Glycolyse und Pyruvatumwandlung beteiligt sind, im Vergleich
mit dem Wildstamm zu bewerten.
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Milchsäure ist
eine Chemikalie, die in der Lebensmitteltechnologie sowie auch in
der allgemeinen chemischen Industrie verwendet wird, wozu die Polymertechnologie
gehört.
Folglich kann sie für
die Herstellung von Polymeren verwendet oder hydriert werden, so
daß Propylenglycol
und andere chemische Kohlenstoffzwischenprodukte erzeugt werden.
Milchsäure
ist für
die Herstellung von biologisch kompatiblen und zersetzbaren Polymeren,
Polymilchsäure
(PLA), von Interesse, die für
die Herstellung von Nähten
oder Implantaten verwendet werden, d.h. die in der medizinischen
und veterinären
Chirurgie benutzt werden sollen.
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In
der ganzen Welt werden jedes Jahr 50 000 t Lactat produziert, womit
deutlich wird, daß es
ein relativ interessantes Produkt ist. Zwei Drittel werden aus Fermentationsprozessen
gewonnen, wohingegen ein Drittel aus einer synthetischen Produktion
hauptsächlich
aus Lactonitril stammt. Der Nachteil der Anwendung einer synthetischen
Produktion besteht darin, daß das
gewonnene Lactat ein Racemat ist, d.h. es enthält gleiche Mengen von L- und
D-Isomeren in einem Gemisch. Der Nachteil eines Racemats besteht
darin, daß es
bei einer solchen Verwendung beträchtlich schwerer ist, das Lactat
zu polymerisieren. Reine D- oder L-Lactatpolymere sind kristallin
und stabil, wohingegen Polymere von Gemischen amorph sind.
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Milchsäure ist
eine teure Chemikalie, wenn sie durch Fermentation von verschiedenen
Milchsäure
produzierenden Mikroorganismen produziert wird, da die Fermentation
Lactat, d.h. ein Salz von Milchsäure,
produziert, das aus der Fermentationslösung gewonnen werden muß, die auch
Proteine und Milchsäure
produzierende Zellen enthält.
Um Milchsäure
und/oder Lactat zu produzieren, die kostengünstiger sind, muß die Fermentation
einen Mikroorganismus verwenden, der eine hohe Lactatkonzentration
erzeugt, die als Gesamtkonzentration, jedoch auch als spezifische
Produktivität (QS), d.h. Gramm pro Gramm Substrat, und volumetrische Produktivität (QV), d.h. Gramm pro Liter Lösung pro
Stunde, angegeben wird.
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Milchsäure liegt
in zwei optisch isomeren Formen, L-Milchsäure und D-Milchsäure, vor.
Da D-Milchsäure
für den
Menschen toxisch ist und bei Lebensmittelzwecken nicht vorhanden
sein sollte, besteht ein Bedarf an einer erhöhten Produktion von L-Milchsäure. Milchsäure wird
während
der Fermentation durch ein Enzym, Lactat-Dehydrogenase, LDH, produziert. LDH
liegt in zwei Formen vor, L-LDH für die Produktion von L-Lactat
und D-LDH für
die Produktion von D-Lactat. Die Lactokokken produzieren und aktivieren
folglich die D-LDH, d.h. die das D-Isomer produzierende Lactat-Dehydrogenase.
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Die
US-A-4,885,247 betrifft ein Verfahren zum Gewinnen und Reinigen
von Lactatsalzen aus der gesamten Fermentationslösung unter Anwendung der Elektrodialyse,
wobei angegeben wird, daß das
Verfahren das Lactat effizient als konzentrierte Flüssigkeit
gewinnt. Das gewonnene Lactat wird dann in Milchsäure umgewandelt.
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Sjöberg, A.,
Persson, L., Quednau, M. und Hahn-Hägerdahl, B. erläutern in
Applied Microbiology and Biotechnology 42 (6):931–938 (1995)
den Einfluß von
Bedingungen mit eingeschränkten
und uneingeschränkten
Kohlehydraten auf den Glucose- und Maltosestoffwechsel bei den Stämmen Lactococcus
lactis spp. lactis. In diesem Dokument ist die Lactatproduktion
für drei
unterschiedliche Lactokokkenstämme
beim Wachstum unter Bedingungen mit eingeschränkten und uneingeschränkten Kohlehydraten
aufgeführt.
Die untersuchten Kohlehydrate sind Maltose und Glucose. Eine Mutante,
AS211, wurde nach einer Novobiocinbehandlung aus 19435 erzeugt.
AS211 weist bei einer kontinuierlichen Fermentation von Glucose
im Vergleich mit dem Stamm 19435 eine 20 % höhere Lactatproduktion auf.
AS211 wurde bei D = 0,6 h-1 gezüchtet.
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Die
STN-Datenbank, CAPLUS, Acc. No. 1992:549358, L-Lactate production
from xylose employing Lactococcus lactis IO-1, Biotechnology Letters,
14(7):599–604
(1992) und die Dialog-Datenbank, Acc. No. 0137847, L-Lactate production
from xylose employing Lactococcus lactis IO-1 effect if inoculum
C-source, xylose concentration, product inhibition and, mixed substrate
on L-Lactic acid production, Biotechnology Letters, 14(7):599–604 (1992)
von Ishizaki, A. et al. betreffen die Arbeit mit Lactococcus lactis
IO-1 in bezug auf unterschiedliche Parameter, die die Produktion
von L-Lactat aus einem Gemisch von Glucose und Xylose beeinflussen
können.
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Die
Basis für
diese Untersuchung bestand in der Erforschung, ob die Produktion
von L-Lactat optimiert werden kann, wenn ein kostengünstiges
Ausgangsmaterial, wie Lignocellulose-Hydrolysat, verwendet wird.
Lignocellulose-Hydrolysat enthält
sowohl Xylose als auch Glucose, die für die Umwandlung in L-Lactat
verwendet werden. Bei Verwendung eines Gemischs von Glucose und
Xylose beträgt
die Produktion von L-Lactat 0,67 Gramm Lactat pro Gramm Zucker.
In diesem Dokument gibt es keinen Hinweis darauf, zur welcher Unterart
(spp) L. lactis IO-1 gehört.
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Die
Dialog-Datenbank, Acc. No. 07450183, General character and taxonomic
studies of Lactococcus lactis IO-1 JCM 7638, Jour. of the faculty
of agricultre, Kyushu University, 35(1-2):1–8 (1990) von Ishazaki, A. et
al. betrifft die Kennzeichnung des Stamms L. lactis IO-1, d.h. des
vorstehend erläuterten
Stamms. In diesem Dokument gibt es keinen Hinweis darauf, zur welcher
Unterart (spp) L. lactis IO-1 gehört.
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Die
Dialog Datenbank, Acc. No. 00324956, Fermentative production of
L-lactate from xylose, Conference paper, Developments in food engineering:
Proceedings of the 6th International Congress on Engineered Food,
Chiba, 2(4):552–554
(1993) von Ueda, T. et al. betrifft L. lactis IO-1. Es wird dessen
Fähigkeit
zur Produktion von L-Lactat aus Xylose erläutert.
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Die
STN-Datenbank, CAPLUS Acc. No. 1994:571806, Cloning, sequencing,
and comparison of three lactococcal L-lactate dehydrogenases genes,
Microbiology 140(6):1301–1305
(1994) von Swindell, S. R., et al. vergleicht DNA-Sequenzen von
Genen, die das Enzym L-Lactat-Dehydrogenase (LDH) von verschiedenen Lactokokkenstämmen codieren.
Sie beweist, daß die
DNA-Sequenzen zwischen den verschiedenen Stämmen sehr gut erhalten bleiben.
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Die
STN-Datenbank Acc. No. 0167424, Stimulation of the rate of L-lactate
fermentation using Lactococcus lactis IO-1 by periodic electrodialysis
L-lactic acid and production, Jour. of Fermentation and Bioengineering,
77(5):508–512
(1994) von Vonktaveesuk, P., et al. offenbart die Elektrodialyse
der durch Fermentationen mit dem Stamm L. lactis IO-1 erhaltenen
Produkte.
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Die
STN-Datenbank, Acc. No. 1991:523825, Differences between Lactobacillus
casei spp casei 2206, and citrate-positive Lactococcus lactis spp.
lactis 3022 in the characteristics of diacetyl production, Applied
and Environmental Microbiology, 57 (10):3040–3042 (1991) von Kaneko, T.,
et al. vergleicht Lactokokken, Lactococcus lactis spp. lactis, und
Lactobazillen, Lactobacillus casei spp. casei bezüglich der
Diacetylproduktion. Tatsächlich
wird die LDH-Produktion der beiden Stämme verglichen, wobei der Lactobacillusstamm
eine dreimal höhere
Produktion von LDH als der Lactokokkenstamm hat. Das verwendete
Grundmedium wird nicht offenbart.
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Kurze Beschreibung der
vorliegenden Erfindung
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Es
wurde nunmehr eine neue Mutante des Wildstamms L. lactis spp. lactis
19435 entwickelt, wobei dieser mutante Stamm unter vorgegebenen
Bedingungen hohe Konzentrationen von L-Lactat produziert, die sowohl
als QS als auch QV angegeben
werden. Diese Mutante aktiviert D-LDH und L-LDH mit unterschiedlichen
Optimalwerten, die für
eine differenzierte Produktion von D- und L-Milchsäure sorgen.
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Die
Mutante kann für
die Produktion von Lactat mit hoher Ausbeute verwendet werden, das
für die
Lebensmitteltechnologie oder allgemein als Gebrauchsmaterial in
der chemischen Industrie verwendet werden soll.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung basiert auf einer Mutante des Wildstamms Lactococcus
lactis spp. lactis 19435 (von ATCC erhalten), wobei diese Mutante
am 4. September 2001 gemäß dem Budapester
Vertrag bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen
unter der Hinterlegungsnummer DSM 14489 hinterlegt worden ist.
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Gegenwärtig ist
nicht bekannt, wo die Mutation im genetischen Code erfolgt ist und
bis zu welchem Ausmaß die
Mutation den genetischen Code verändert hat.
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Die
Lactatproduktion ist bei gesteuerten, überwachten Fermentationen (kontinuierlichen
Fermentationen) der neuen Mutante, die hier als TMB5003 bezeichnet
wird, analysiert worden, und es sind Berechnungen vorgenommen worden,
um aufzuzeigen, daß TMB5003
im Vergleich mit dem Wildstamm 19435 die doppelte volumetrische
Produktion aufweist und eine spezifische Produktivität hat, die
das 1,5-Fache von der des Wildstamms beträgt. Die Lactatausbeute, die
als Gramm erzeugtes Lactat pro Gramm bei der Fermentation zugesetzte
Glucose berechnet wird, wurde bei kontinuierlichen Fermentationen
für beide
Stämme
als gleich berechnet.
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Die
verschiedenen Tests, die bei der neuen Mutante TMB5003 vorgenommen
worden sind, zeigen, daß die
neue Mutante eine uneingeschränkte
Aufnahme von Glucose aufweist, die über eine verdoppelte Stoffwechselkapazität in Lactat überführt wird,
wie es nachfolgend deutlich wird.
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Es
hat sich gezeigt, daß L-LDH
und D-LDH bei unterschiedlichen Wachstumsbedingungen produziert oder
aktiviert werden, und somit können
die Bedingungen so gewählt
werden, daß optimale
Mengen des bevorzugten Lactats, in diesem Fall die L-Milchsäure oder
das L-Lactat, produziert werden.
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Bakterienstämme und
Züchtungsbedingungen
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Escherichia
coli DH5α (Life
Technologie Inc.) wurde bei 37°C
im Medium Luria-Bertani
gezüchtet,
und falls erforderlich wurde Erythromycin bis zu einer Konzentration
von 250 μg·ml-1 zugesetzt. Für ruhende Batch-Kulturen wurden
die Stämme
L. lactis bei 30°C
im Medium M17 (Oxoid) gezüchtet,
das 10 g·l-1 Zucker enthielt. Bei allen Lactokokkenkulturen
wurden für
die Auswahl von TMB5003 Zucker einer Autoklavenbehandlung unterzogen
und den Kulturen getrennt zugesetzt, falls erforderlich wurde auch
Erythromycin bis zu einer Endkonzentration von 2 μg·ml-1 zugegeben.
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Bei
Versuchen unter Verwendung von pH-gesteuerten Batch-Kulturen wurden
die Lactokokkenstämme
in einem Medium mit der folgenden Zusammensetzung gezüchtet (pro
Liter): 5 g Trypton (Merck), 5 g Hefeextrakt (Merck), 1 g Casaminosäuren (Difco
Laboratories), 2,5 g K2HPO4,
2,5 g KH2PO4 und
0,5 g MgSO4·7H2O
(pH = 6,8). Kohlehydrate wurden bis zu einer Endkonzentration von
10 g·l-1 zugesetzt. Die pH-gesteuerten Batch-Fermentationen
erfolgten bei 30°C
in Fermentoren mit einem Arbeitsvolumen von 800 ml.
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Das
Rühren
wurde bei 250 U/min eingestellt und der pH-Wert bei 6,5, der durch
die automatische Zugabe einer Base (3,0 m KOH) gesteuert wurde.
Die Steuerungseinrichtung war ein Labormeßgerät für den pH-Wert (Radiometer,
Kopenhagen, Dänemark).
Die Stammkulturen wurden über
Nacht in den gleichen Medien wie die entsprechenden Versuchskulturen,
in ruhenden Batch-Kulturen bei 30°C,
gezüchtet.
Das Inokulum 5 % (Vol./Vol.) wurde zentrifugiert, zweimal gewaschen
und erneut in einem frischen Kulturmedium ohne Zucker suspendiert,
bevor es den Versuchskulturen zugesetzt wurde.
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Für die physiologische
Kennzeichnung und den Vergleich von L. lactis spp. lactis ATCC19435
und L. lactis spp. lactis TMB5003 wurden diese Stämme in einem
halbdefinierten Medium (SD3) gemäß van Niel
und Hahn-Hägerdahl
(1999) gezüchtet.
Alle Komponenten, abgesehen von Kaliumphosphaten und Wasser, wurden
steril filtriert. Glucose wurde einer Autoklavenbehandlung unterzogen
und dem Medium getrennt mit einer Endkonzentration von 5 g·l-1 zugesetzt. In Biostat® A-Fermentoren
(B. Braun Biotech International, Deutschland) wurden unter Anwendung
von Chemostat-Bedingungen kontinuierliche Kulturen vorgenommen.
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Das
Volumen in den Fermentoren wurde bei 1 l gehalten. Die Temperatur
wurde bei 30°C
eingestellt und der pH-Wert wurde bei 6,5 gehalten, wobei die automatische
Zugabe einer Base (10 m KOH) unter Verwendung einer automatischen
Steuerungseinrichtung, Mikro-DCU-System (B. Braun Biotech International, Deutschland)
angewendet wurde. Das Rühren
wurde unter Verwendung eines MCU-200-Systems (B. Braun Biotech International,
Deutschland) bei 150 U/min eingestellt. Anaerobe Bedingungen wurden
vermieden, indem Stickstoff mit 0,2 ml·min-1 kontinuierlich
durch das Medium gespült
wurde. Vorkulturen für
die Fermentationen wurden über
Nacht im Medium M17 gezüchtet,
das 10 g·l-1 Glucose enthielt.
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Die
Vorkulturen wurden durch zehnminütiges
Zentrifugieren mit 5000 × g
bei 2°C
gewonnen, zweimal gewaschen und erneut in zweimal destilliertem,
sterilem Wasser suspendiert und schließlich mit 2,5 % (Vol./Vol.)
in das Medium SD3 geimpft, das 5 g·l-1 Glucose
enthielt. Die kontinuierlichen Kulturen begannen, als die Glucosekonzentration
aus den Batch-Kulturen stark abgenommen hatte. Die kontinuierlichen
Fermentationen erfolgten für
beide Lactokokkenstämme
bei der jeweiligen Verdünnungsrate
zweifach.
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Messung von Wachstum Substratverbrauch
und Produkterzeugung
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Die
Messung der optischen Dichte (OD) bei 620 nm unter Anwendung von
geeigneten Verdünnungen mit
einem Spektrophotometer Hitachi U-2000 (Hitachi Ltd., Tokio, Japan) überwachte
das Zellwachstum. Bei allen Kulturen wurde das Trockengewicht gemessen.
Proben für
die Bestimmung von Substrat und Produkt wurden sofort nach der Probenentnahme
durch 0,2 μm
Filter filtriert und bis zur Analyse bei –20°C gehalten. Glucose, Lactat,
Formiat, Acetat und Ethanol wurden bei 45°C auf einer Ionenaustauschsäule (Aminex HPX-87H,
BioRad) abgetrennt und mit einem Brechungsindexdetektor (Shimadzu,
Japan) mengenmäßig erfaßt. Die
mobile Phase war 5 mm H2SO4 mit
einer Strömungsrate
von 0,6 ml·min-1.
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Vorbereitung
des Zellextrakts Bestimmung von Protein und Enzymassays
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Lactokokkenzellen
wurden den Kulturen zu geeigneten Zeitpunkten entnommen und gewonnen,
indem bei 2°C
10 min mit 5000 × g
zentrifugiert wurde. Die Zellen wurden zweimal gewaschen und erneut
in 20 mm Triethanolamin-Puffer, pH 7,2, suspendiert, der 0,5 mm
EDTA und 0,5 mm Dithiotreitol enthielt. Die Zersetzung der Zellen
erfolgte durch Verwirbelung (3 × 5
min) bei 8°C
unter Verwendung von Glaskügelchen
(0,5 mm, KEBO). Die Zelltrümmer
wurden entfernt, indem 15 Minuten bei 2°C mit 19500 × g zentrifugiert wurde. Die
Zellextrakte wurden bis zur Verwendung bei –80°C gehalten. Die Proteinkonzentration
wurde gemäß dem Verfahren
von Bradford (Bradford (1976)) bestimmt. Als Standard wurde Rinderserumalbumin
verwendet.
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Alle
bei den Enzymassays verwendeten Chemikalien wurden von Sigma-Aldrich
erhalten. LDH und die PK-Aktivität
wurden gemäß Hillier
und Jaga (1982) bzw. Crow und Pritchard (1982) in bezug auf die NADH-Oxidation
bei 340 nm gemessen. Die Aktivität
von PFK und GAPDH wurde gemäß den Verfahren
von Plaxton und Storey (1986) bzw. Brooks und Storey (1988) bestimmt.
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Messung des
Glucosetransports
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Die
Glucoseaufnahme durch Lactokokkenzellen wurde gemäß dem Zero-trans-Influx-Assay gemessen, der
Bakterienzellen angepaßt
ist. Die Zellen wurden zu geeigneten Zeitpunkten aufgenommen und
gewonnen, indem 10 Minuten bei 2°C
mit 5000 × g
zentrifugiert wurde. Die Zellpellets wurden zweimal in eiskaltem
0,1 m Kaliumphosphat-Puffer, pH = 6,5, gewaschen und schließlich unter
Verwendung des gleichen Puffers erneut bis zu einem Trockengewicht
von 25 bis 30 mg·m·l-1 suspendiert. Die Zellen wurden bis zur
Verwendung auf Eis aufbewahrt. Bei dem Asssay wurden 20 μl 0,1 m Kaliumphosphat-Puffer,
pH = 6,5, und 20 μl Zellsuspension
in eine 5 ml Reaktionsampulle aus Kunststoff (Sarstedt) gegeben
und 5 Minuten bei 30°C
inkubiert.
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Dem
Gemisch wurden 10 μl
von mit 14C markierter Glucose (Amersham
Life Science) mit Konzentrationen von 0,3125 bis 200 mm bis zu einer
abschließenden
spezifischen Aktivität
von 200 Einzelimpulsen pro Minute (cpm) pro nMol zugegeben, und
der Assay begann, indem die Ampulle kurz verwirbelt wurde. Der Assay
konnte 10 Sekunden andauern, das wurde durch die Verwendung eines
Metronoms gemessen, und er wurde beendet, indem 3 ml eiskalte 0,5
m Glucose aus einem Spender zugegeben wur den. Das Reaktionsgemisch
wurde schnell durch einen Mikrofaserfilter aus Glas filtriert (GF/F,
25 mm, Merck Eurolab).
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Die
Reaktionsampulle wurde zweimal mit 3 ml eiskalter 0,5 m Glucoselösung gewaschen
und schließlich
wurde auch die Filterausrüstung
zweimal mit eiskalter 0,5 m Glucoselösung gewaschen. Der Filter
wurde in eine Szintillationsampulle gegeben, die 5 ml Szintillationslösung enthielt
(Ecoscint® A,
Hinzte AB, Schweden). Die Assays erfolgten zweifach und für jede erneute
Zellsuspension und für
jede Glucosekonzentration wurde eine Hintergrundprobe hergestellt.
Diese Proben wurden wie bei den anderen Tests hergestellt und behandelt,
der Assay begann jedoch nicht durch Verwirbeln, statt dessen wurden
3 ml eiskalte 0,5 m Glucoselösung
in die Ampulle gegeben, und das Reaktionsgemisch wurde sofort filtriert.
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Genetische Verfahren und
Entwicklung von L. lactis TMB5003
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Alle
DNA modifizierenden Enzyme wurden von Roche Diagnostics Scandinavia
AB, Schweden erhalten. Die Herstellung von Plasmiden erfolgte mit
einem Bio-Rad Quantum-Präparations-Kit
(Bio-Rad), und die Chromosomen-DNA wurde mit dem Kit Easy-DNA® (Invitrogen)
hergestellt. Die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wurde entsprechend
der Beschreibung vom Hersteller unter Verwendung von Polymerase
PwoII durchgeführt.
Die DNA-Fragmente wurden aus Agarosegel gereinigt, wobei ein Qiaquick-Kit
(Qiagen) verwendet wurde. Die Restriktionsenzymaufschlüsse und
-ligationen erfolgten nach Standardverfahren (Sambrook (1989)).
Ultrakompetente Zellen von E. coli wurden wie bereits beschrieben
hergestellt und transformiert (Inoue (1990)). Die Herstellung und
Transformation von Lactokokkenzellen erfolgte nach einem Protokoll
von Holo und Nes (1989).
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Ein
internes 850 bp Fragment des L. lactis Maltose-Phosphorylase codierenden
Gens, malP, (Nilsson, Microbiology, 147:1565–1573 (2001)) wurde durch PCR
amplifiziert, wobei die Primer 5'-ggcggatcctaaaggatttactgg-3' (vorwärts), der
einen Erkennungsort für
das Restriktionsenzym BamHI enthielt, und 5'-ggcctgcagcaacttcttcgcttg-3' (rückwärts), der
einen PstI-Restriktions-Erkennungsort enthielt, und die Chromosomen-DNA von L. lactis
ssp. lactis 19435 als Templat verwendet wurden. Das PCR-Produkt
wurde mit den Restriktionsenzymen BamHI und RsaI gespalten, was
zu einem Produkt mit 450 bp führte.
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Ein
Minimalintegrationsvektor, pFL20, der sich in Lactokokken nicht
replizieren kann, der von Levander et al. (2001) entwickelt worden
ist, wurde mit geeigneten Restrikti onsenzymen aufgeschlossen und
mit dem internen 450 bp malP-Fragment ligiert. Der resultierende
Konstrukt, der als pTMB5003 bezeichnet wurde, wurde in E. coli vermehrt
und ferner in L. lactis spp. lactis 19435 transformiert. Durch einen
einzigen Crossing-over-Vorgang im malP von L. lactis wurden auf
für Erythromycin
selektiven Platten 4 Transformanten erhalten. Alle Transformanten
hatten anscheinend das gleiche Wachstumsverhalten in Glucose- bzw.
Maltosekulturen. Eine Transformante, die als L. lactis spp. lactis
TMB5003 bezeichnet wurde, wurde für weitere Untersuchungen ausgewählt.
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Diese
neue Mutante wurde bei Glucosefermentationsversuchen getestet und
dadurch mit dem Stammtyp verglichen.
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Wachstum und Produkterzeugung
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L.
lactis spp. lactis 19435 und L. lactis spp. lactis TMB5003 wurden
in pH-gesteuerten Batch-Kulturen gezüchtet, um deren Wachstumsverhalten
auf Glucose zu bewerten und zu vergleichen (2). Die
maximale spezifische Wachstumsrate von TMB5003 betrug das Doppelte
von der, die bei den gleichen Wachstumsbedingungen für den Laktokokken-Wildstamm
bestimmt worden war. Bei der Messung des Glucoseverbrauchs während der
Kultur wurde deutlich, daß TMB5003
Glucose etwa doppelt so schnell wie der Wildstamm verbraucht. Batch-Kulturen
unter Verwendung von Lactose oder Maltose als einzige Kohlenstoffquelle
führten
bei keiner der Kulturen zum Wachstum von TMB5003, wohingegen 19435
auf Lactose mit der gleichen spezifischen Wachstumsrate wie in Glucosekulturen
und auf Maltose mit einer etwas geringeren Rate wuchs (diese Werte
sind nicht aufgeführt).
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Die
Unfähigkeit
von TMB5003, Lactose zu fermentieren, wurde bestätigt, indem der Plasmidgehalt
dieser Zellen untersucht wurde. TMB5003 hatte im Vergleich mit dem
Lactokokken-Wildstamm ein Plasmid verloren, das sehr wahrscheinlich
das ist, das das lac-Operon beherbergt (die Werte sind nicht aufgeführt) (de
Vos (1990), de Vos (1989), Maeda (1986)). Die Unfähigkeit
des mutanten Stamms, Maltose zu fermentieren, beruhte auf der Tatsache,
daß das
Maltoseoperon durch die Insertion von pTMB5003 in das Maltose-Phosphorylase
codierende Gen, malP, zerstört
worden war (Nilsson und Rådström (2001)).
Es wird angenommen, daß die
Veränderung
im Maltoseoperon den Einfluß auf
den Glucosestoffwechsel in TMB5003 nicht fördert, und folglich wird dies
in der vorliegenden Darlegung nicht weiter erläutert.
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Die
Produkterzeugung wurde untersucht, als Laktokokkenzellen unter Verwendung
von Glucose als einzige Kohlenstoffquelle unter eingeschränkten und
uneingeschränkten
Bedingungen kontinuierlich gezüchtet
wurden. Es wurde deutlich, daß TMB5003
unter Bedingungen mit uneingeschränkter Glucose Lactat mit einer
volumetrischen Produktivität
erzeugt, die doppelt so hoch wie die für 19435 ist (Tabelle 1). Als
Glucose eingeschränkt
wurde, nahm die Lactatproduktivität für TMB5003 jedoch deutlich über die
Werte für
den Lactokokken-Wildstamm hinaus ab.
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Diese
Ergebnisse legen nahe, daß der
mutante Stamm einen höheren
Bedarf nach einem Glucoseüberschuß als der
Wildstamm hat, um Lactat als hauptsächliches Endprodukt der Fermentation
zu erzeugen. Aus früheren
Untersuchungen ist bekannt, daß eine
Verschiebung in Richtung der Bildung eines gemischten Säureproduktes
auftritt, wenn Lactose in einer Lactokokkenkultur eingeschränkt wird
oder wenn bestimmte andere Zucker, wie Maltose, als einzige Kohlenstoffquellen
verwendet werden (Lohmeier-Vogel (1986), Cocaign-Bousquet (1996),
Sjöberg
(1995)). Das beruht auf einem verringertem Fluß durch die Glycolyse und einem geringerem
NADH/NAD+-Verhältnis. Es ist ferner erklärt worden,
daß der
Engpaß unter
solchen Bedingungen sehr wahrscheinlich bei dem Wert des Zuckertransports
liegt.
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Glucoseaufnahme
und Enzymaktivitäten
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Durch
die Verwendung mit 14C markierter Glucose
wurden Messungen der Glucoseaufnahme in Lactokokkenzellen möglich, die
unter Bedingungen mit uneingeschränkter Glucose gezüchtet worden
waren. Beim Assay für
19435 zeigte sich bei der Verwendung eines Bereichs der Glucosekonzentrationen
von 0,3125 bis 200 mm, daß die
Tendenz beim Glucosetransport den Endwert erreicht, wenn höhere Glucosekonzentrationen
als etwa 20 mm angewendet werden (1).
Wenn andererseits TMB5003 beim gleichen Assay verwendet wurde, zeigte
die Tendenz der Glucoseaufnahme keine Sättigungskurve, obwohl geringere
Werte der spezifischen Aufnahmeraten erhalten wurden, wofür uns die
Ursache unbekannt ist.
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Diese
Ergebnisse zeigen, daß die
regulierende Funktion, die bei der Steuerung des Zuckerzulaufs in Lactokokken
erzielt wurde, bei den mutanten Zellen beeinflußt wird. Darüber kann
auch nachgedacht werden, wenn bei dem mutanten Lactokokkenstamm
der stärker
ausgeprägte
Effekt der Verschiebung in Richtung der Bildung eines gemischten
Säureproduktes
für Glucosewerte
betrachtet wird, bei denen nicht angenommen wird, daß sie eine
Einschränkung
für den
Lactokokken-Wildstamm darstellen (Tabelle 1). Es gibt Hinweise auf zwei
Glucosetransportsysteme bei L. lactis, vom PTS bzw. von Permease
vermittelte (Thompson (1985), Thompson (1983)).
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Aufgrund
der Tatsache, daß Glucose
in L. lactis von dem für
Mannose spezifischen PTS transportiert wird, wurde versucht die
Wachstumsrate von Laktokokkenstämmen
auf diesem Kohlehydrat zu überprüfen. Somit
wurde nachgewiesen, daß beide
Stämme
mit der gleichen spezifischen Wachstumsrate wie in ihren Glucosekulturen
wachsen (die Werte sind nicht aufgeführt).
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Trotz
der Tatsache, daß viele
Dokumente die regelnde Rolle des PTS bei der Aufnahme von PTS-Zuckern
und nicht vom PTS stammenden Zuckern durch den Glucoseeffekt beschreiben,
gibt es nicht viele Informationen zur Regelung der Aufnahme von
Glucose selbst. Das wärmebeständige Protein
(HPr) vom PTS und die HPr-Kinase sind bekanntlich an den Induktorausstoßungs- und
-ausschlußphänomenen
beteiligt, und es gibt auch Deutungen, daß diese eine Rolle bei der
Steuerung der Glucoseaufnahme spielen (Cocaign-Bousquet (1996),
Saier Jr. (1996)).
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Man
versucht zu spekulieren, daß diese
Proteine in TMB5003 beeinflußt
sein könnten
und folglich den geänderten
Modus der Glucoseaufnahme in diesem Stamm vermitteln. Aufgrund der
Tatsache, daß TMB5003 auch
eine höhere
spezifische Wachstumsrate hat, wenn er auf Mannose gezüchtet wird,
jedoch nicht auf Trehalose, wobei vermutet wird, daß es ebenfalls
vom PTS transportiert wird (Nilsson und Rådström (2001)), kommt es zu weiteren
Spekulationen, daß die
für Mannose
spezifischen Komponenten des Mannose/Glucose-Aufnahmesystems im
mutanten Stamm beeinflußt
werden.
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In
L. lactis sind Phosphofructokinase (PFK), Pyruvat-Kinase (PK) und
Lactat-Dehydrogenase
(LDH) die Schlüsselenzyme
auf dem zentralen Weg der Energieerzeugung, der Umwandlung von Kohlehydrate
in Milchsäure
(Llanos (1993)). Die diese Enzyme codierenden Gene befinden sich
zusammen in einem Operon, das als las-Operon bezeichnet wird, auf
dem Chromosom. Kürzlich
wurde Ergebnisse erhalten, die die Rolle von PFK beim Glycolysefluß in L.
lactis betreffen (Anderson (2001)). Die Schlußfolgerungen lauteten, daß der Glycolyse-
und der Lactatfluß durch
die zweifache Verringerung der PFK-Aktivität proportional vermindert wurden.
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Die
Aktivitäten
der vom las-Operon codierten Enzyme wurden bei 19435 und TMB5003
untersucht, die mit unterschiedlichen Verdünnungsraten gezüchtet wurden
(Tabelle 2). Für
die mutanten Lactokokken konnte bei allen Zellextrakten aus den
Kulturen bei den drei unterschiedlichen Verdünnungsraten kein Unterschied
der Akti vitäten
von PK und PFK nachgewiesen werden. Die Aktivitäten von LDH, die in Zellen
von TMB5003 nachgewiesen wurden, die bei unterschiedlichen Wachstumsraten
gewonnen worden waren, unterschieden sich jedoch deutlich.
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Die
LDH-Aktivität
war bei schnell wachsenden Zellen höher, und es wurde deutlich,
daß sie
bei einem Vergleich bei der höchsten
Verdünnungsrate
für jeden
entsprechenden Stamm bei TMB5003 zwanzigmal höher als bei 19435 war. Diese
Ergebnisse stimmen mit den kürzlichen
Erkenntnissen von hohen LDH-Aktivitäten bei hohen Glycolyseraten
für Lactokokken überein (Even
(2001)).
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Die
deutlich höhere
LDH-Aktivität
bei TMB5003 ist sehr wahrscheinlich eine Reaktion auf den geänderten
Glucosetransport in die Zellen. Da die Lactokokken mit einem Glucoseüberschuß ausgestattet
sind und der Glycolysefluß hoch
ist, muß die
Art der Pyruvatumwandlung folglich aufgrund der geforderten Regenerierung
von NAD+ ablaufen. Das erfolgt durch die
Reduktion von Pyruvat zu Lactat, die von LDH katalysiert wird, dessen
Aktivität
folglich bei einem hohen Wert gehalten werden muß. Bei L. lactis wurde aufgezeigt,
daß die Aktivität von Glycerinaldehydphosphat-Dehydrogenase
(GAPDH) in vivo den Glycolysefluß bei schnell metabolisierbaren
Zuckern aufgrund der Hemmung eines hohen NADH/NAD+-Verhältnisses
einschränkt
(Even (1999)). Deshalb wollten wir untersuchen, ob TMB5003 eine
geänderte
Aktivität
von GAPDG im Vergleich mit dem Lactokokken-Wildstamm besitzt. Bei
den Stämmen
konnte jedoch kein Unterschied der Aktivitäten nachgewiesen werden (Tabelle
2).
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Es
wurden Untersuchungen der Glucoseaufnahme des entsprechenden Stamms
bei gesteuerten Fermentationsversuchen mit der höchsten möglichen Verdünnungsrate
für jeden
der einzelnen Stämme
durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen, daß die
neue Mutante TMB5003 eine unbegrenzte Glukoseaufnahme aufweist, während beim
Wildstamm 19435 eine bestimmte Sättigung
der Aufnahme von Glucose festgestellt wird. Das wird aus 1 deutlich, die die spezifischen Aufnahmeraten,
die in nMol/min/mg der dem Assay zugesetzten Zellen angegeben sind,
gegenüber
der Glucosekonzentration zeigt, die in dem Assay zugesetzte Millimol
angegeben ist.
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Die
Glucosekonzentrationen wurden von 0 bis 80 mm geändert, und die spezifische
Aufnahmerate variierte zwischen 10 und 150 nMol/min/mg zugesetzte
Zellen beim Wildstamm und zwischen 5 und 55 nMol/min/mg zugesetzte
Zellen bei der neuen Mutante.
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Die
Fermentationsraten bei der Züchtung
auf einem Glucosemedium wurden ebenfalls verglichen, wie es in 2 ersichtlich
ist. Die neue Mutante TMB5003 fermentiert Glucose im Vergleich mit
dem Wildstamm mit der doppelten Rate. 2 zeigt
sowohl das Wachstum auf Glucose (graphische Darstellung der optischen Dichte,
OD-Kurve) als auch den Glucoseverbrauch des Wildstamms 19435 bzw.
von TMB5003.
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In
der nachfolgenden Tabelle 1 sind die Ergebnisse der untersuchten
Lactaterzeugung aufgeführt. Tabelle
1
- YLA/ges. steht
für die
Ausbeute von Milchsäure,
bezogen auf die gesamte Erzeugung von Fermentationsprodukten
- QS ist die spezifische Produktivität, d.h.
Gramm pro Gramm Substrat
- QV ist die volumetrische Produktivität, d.h.
Gramm pro Liter Lösung
pro Stunde.
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Außerdem wurde
die Produktion verschiedener vorhandener Enzyme analysiert. Die
Enzyme, die dabei von Interesse sind, sind LDH, Phosphofructokinase
(PFK), Pyruvat-Kinase
(PK) und Glycerinaldehydphosphat-Dehydrogenase (GAPDH). Die Vergleiche
erfolgten bei der höchsten
D des entsprechenden Stamms. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden
Tabelle 2 aufgeführt.
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Wie
aus der vorangegangenen Tabelle 2 deutlich wird, sind die Produktion
und Aktivierung von LDH im Vergleich mit dem Wildstamm herausragend,
da sie mindestens das 20-Fache von der des Wildstamms betragen,
was bedeutet, daß der
erfindungsgemäße neue
Stamm eine höhere
Kapazität
für die
Erzeugung von Lactat in das Wachstumsmedium aufweist. Bezüglich der
anderen analysierten Enzyme sind zwischen den beiden Stämmen keine
Unterschiede zu erkennen.
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Das
erzeugte und gewonnene L-Lactat kann zur Steuerung des pH-Wertes
in Lebensmitteln, als Geschmacksverstärker in Lebensmitteln sowie
auch als Konservierungsmittel von Lebensmitteln verwendet werden,
wobei die Konservierungswirkung auf einer Verringerung des pH-Wertes
sowie auch darauf beruht, daß es
selbst eine schwache Säure
ist, die das Wachstum einer Anzahl von Mikroorganismen in Lebensmitteln
und Futtermitteln verringert. Die intrazelluläre Akkumulation von Anionen
oder das Loslösen
von ATP-Syntase stellt dabei den wahrscheinlichsten Mechanismus
der Wachstumshemmung dar.
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Außerdem kann
das Lactat für
die Behandlung von Papier- und Metalloberflächen verwendet werden.
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Das
Lactat kann für
die Polymerisation zu Polymilchsäure,
PLA, verwendet werden, die ein biologisch abbaubares Polymer darstellt.
Ferner kann das Lactat bei der Herstellung anderer Verbindungen,
wie Propylenglycol, Propylenoxid, Acetaldehyd, Ethanol, Acrylate
und Acrylester, verwendet werden.
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Die
PLA kann als solche bei medizinischen Anwendungszwecken in Form
von Implantaten und Nähten,
bei der Herstellung von Produkten, die für die geregelte Freiset zung
von Wirkstoffen verwendet werden, und Pestiziden verwendet werden.
Das Polylactat kann bei der Herstellung von Verpackungsmaterialien
sowie auch biologisch abbaubaren Wegwerfprodukten verwendet werden.
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Der
erfindungsgemäße Stamm
kann in unterschiedlichen Medien, wie komplexen Medien, die auf Trypton
basieren, Hefeextrakten und Casaminosäuren, gezüchtet werden. Glucose kann
als externe Kohlenstoffquelle zugesetzt werden. Komplexe Medien
sind jedoch nicht bevorzugt, da die Zuckermenge (Glucose), die zur
Lactatbildung führt,
gesteuert werden sollte. In Trypton- und Hefeextrakten liegen unbekannte
Komponenten vor, die dies erschweren können. Es können ein halbdefiniertes Medium,
wie SD3, und ein Zusatz von Glucose von bis zu 5 g/l verwendet werden.
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Das
halbdefinierte Medium (E. W. J. van Niel und B. Hahn-Hägendal (1999), "Nutritient requirements of
lactococci in defined growth media", Applied Microbial Biotechnology 52:617–627), das
in den durchgeführten
Untersuchungen für
die Züchtung
des vorliegenden Stamms TMB5003 verwendet wurde, besteht aus folgendem: Medium
SD3 (pro Liter)
Casaminosäuren | 10
g |
K2HPO4 | 2,5
g |
KH2PO4 | 2,5
g |
MgSO4·7H2O | 0,5
g |
Hefestickstoffbase
(außer
Casaminosäure
(Difco)) | 5
g |
Asparagin | 0,4
g |
Reduziertes
Glutathion | 10
mg |
Uracil | 60
mg |
Adenin | 30
mg |
Guanin | 30
mg |
Vitaminlösung | 10
ml |
Lösung von
Spurenelementen | 1
ml |
Glucose | 5
g |
Vitaminlösung (pro
Liter)
D-Biotin | 10
mg |
Pyridoxal-HCl | 206
mg |
Folsäure | 100
mg |
Riboflavin | 100
mg |
Nicotinamid | 100
mg |
Thiamin-HCl | 100
mg |
Ca-D-panthotenat | 95
mg |
p-Aminobenzoesäure | 10
mg |
Lösung von
Spurenelementen (pro Liter)
Ca2-EDTA | 15
g |
ZnSO4·7H2O | 4,5
g |
MnCl2·2H2O | 1
g |
CoCl2·6H2O | 0,3
g |
CuSO4·5H2O | 0,3
g |
Na2MoO4·H2O | 0,4
g |
CaCl2·2H2O | 4,5
g |
FeSO4·7H2O | 3
g |
H3BO3 | 1
g |
KI | 0,1
g |
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Die
Lösungen
von Vitaminen, Spurenelementen, Nucleinsäurebasen, der Hefestickstoffbase,
von Apsaragin und reduziertem Glutathion wurden filtersterilisiert
und dem Medium aseptisch zugesetzt. Die anderen Komponenten wurden
separat einer Autoklavenbehandlung unterzogen. Bei der Auswahl von
TMB5003 wurden 2 μg
Erythromycin/ml Medium zugegeben.
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Es
ist bevorzugt, daß die
erfindungsgemäße Mutante
TMB5003 mit einer hohen Verdünnungsrate,
d.h. bei einer vollständigen
Zugabe von Glucose und vollkommen ohne deren eingeschränkte Zugabe
gezüchtet wird,
so daß die
maximale Lactatproduktion erreicht und beibehalten wird. Folglich
wird eine Verdünnungsrate von
mindestens 0,5 h-1, vorzugsweise von mindestens
0,7 h-1 und besonders bevorzugt von mindestens
0,8 h-1 angewendet. Bei einer eingeschränkten Zugabe
von Glucose während
des Wachstums besteht die Tendenz, daß die Lactatproduktion zum
Vorteil der Bildung von Nebenprodukten, wie anderen Säuren, wie
Acetat (Essigsäure)
und Formiat (Ameisensäure),
abnimmt.
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Bis
jetzt ist es sehr wahrscheinlich, daß der begrenzende Faktor für den Wildstamm,
Lactat zu produzieren, die Fähigkeit
des Stamms ist, Glucose zu transportieren. Der Fluß durch
die Glycolyse ist wahrscheinlich nicht einschränkend. Der abschließende Pyruvatmetabolismus
kann einschränkend
sein. LDH ist das Enzym, das Pyruvat in Lactat überführt, und es hat sich gezeigt,
daß dieses
Enzym in Abhängigkeit
davon unterschiedliche Optimalwerte der Temperatur hat, welcher
Lactokokkenstamm bei der Fermentation von Glucose verwendet wird.
Auch der pH-Wert kann einen Einfluß auf die Aktivität des LDH
haben. Das Redox-Gleichgewicht beeinflußt ferner die Wirksamkeit des
LDH. Das Vorhandensein der Cofaktoren NAD+/NADH
stellt den regelnden Faktor dar.
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Die
Bedingungen für
eine Erhöhung
der L-LDH-Aktivität
sind die Fermentation in einem Medium mit einem pH-Wert von mehr
als 6 und eine Temperatur von bis zu 30°C, bei diesen Bedingungen stellt
L-Lactat im wesentlichen das einzige erzeugte Isomer dar, wohingegen
D-LDH bei pH = 4 bis 5 und 33,5 bis 40°C aktiviert wird. Somit sollte
die Fermentation der erfindungsgemäßen Mutante bei solchen Bedingungen
erfolgen, daß die
Aktivität
von L-LDH erhöht
wird, so daß die
Bildung von L-Lactat verstärkt
wird. Folglich lauten die pH- und die Temperaturbedingungen für die Produktion
von L-Lactat: pH = 6 bis 7, vorzugsweise 6,0 bis 6,5, und eine Temperatur
von 25 bis 30°C,
vorzugsweise von 27,5 bis 30 °C.
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Beschreibung
der Zeichnungsfiguren
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1A zeigt
die spezifische Glucoseaufnahmerate von Lactococcus lactis spp.
lactis 19435, der bei einer Verdünnungsrate
von 0,4 h-1 gezüchtet wurde;
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1B zeigt
die spezifische Glucoseaufnahmerate von Lactococcus lactis spp.
lactis TMB5003, der bei einer Verdünnungsrate von 0,8 h-1 gezüchtet
wurde;
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2 zeigt
den Glucoseverbrauch gegenüber
der Zeit und die Änderung
der optischen Dichte (OD) gegenüber
der Zeit.