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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines
optisch aktiven Azabicycloheptanonderivats der allgemeinen Formel
III,
worin R
1 =
H, X = CH
2, Y-Z = -CH=CH-, aus einem racemischen γ-Lactam der
Formel I
worin R
1 =
H, COR
2 (R
2 = C
1-4-Alkyl, C
1-4-Alkoxy,
Aryl oder Aryloxy)
X = O, CHR
3 (R
3 = F, OH, Br oder H)
Y-Z = -CH=CH-,
CH
2-CH
2,
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Optisch
aktive Azabicycloheptanonderivate der allgemeinen Formel III, worin
R1 = H, X = CH2,
Y-Z = CH=CH2, sind als Zwischenprodukte
bei der Synthese von antiviralen Mitteln geeignet.
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Hintergrund
der Erfindung
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Carbocyclische
Analoga von Purinen sind bekannt als antivirale und antineoplastische
Mittel. So z.B. ist von der Verbindung der Formel Π bekannt,
daß sie
eine starke Aktivität
gegen das menschliche Immunschwäche-Virus
(HIV) und das Hepatitis B-Virus (HBV) besitzt (
EP 0434450 ).
R
5 =
Cyclopropylamino, =N-Cyclopropyl oder N-Methylamin.
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Aus
dem Stand der Technik ist die Herstellung von 9-substituiert-2-Aminopurinen
ausgehend von einer Pyrimidinverbindung durch Kupplung mit enantiomerisch
reinen Zucker/carbocyclischen analogen Resten und Zyklisierung unter
Bildung des Imidazolringes unter nachfolgender Einführung eines
geeigneten 6-Substituenten bekannt (WO 95/21161). Carbovir und bekannte
Analoga werden aus dem bekannten γ-Lactam
(Vince lactam) 2-Azabicyclo[2,2,1]hept-5-en-3-on (Formel I), worin
X = -CH2, -Y-Z- = -CH=CH- und R1 =
H, hergestellt.
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Der
Stand der Technik gibt an, daß das
Endprodukt oder ein Zwischenprodukt oder der Ausgangsstoff mit bekannten
Methoden gespalten werden können
oder das racemische Gemisch des Produktes enzymatisch in eine chiral
reine Verbindung umgewandelt werden kann. Das γ-Lactam kann durch Umsetzung
von Cyclopentadien mit Tosylcyanid hergestellt werden (Vince J.
Org. Chem. 1978, 43, 2311).
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Es
gibt mehrere Synthesewege, um die chemische Aufspaltung in das Enantiomer
durchzuführen, aber
die enzymatische Aufspaltung des γ-Lactams
erwies sich als das wirtschaftlichste großtechnische Verfahren. Der
Einsatz von γ-Lactamase
beruht auf der enantiokomplementären
Bioumwandlung. Die enzymatische Aufspaltung des bicyclischen Lactams
unter Verwendung der Ganzzellkulturen ENZA1 und ENZA2 ergab beide
optische Formen des Lactams (S. V. Teylor, J. C. S. Chem. Comm.,
1121, 1190, Tet. Assy., 4,1117-1128). Das
Verfahren wird im einzelnen in der Patentschrift
EP 0424064 beschrieben. Das racemische
Lactam wurde mit zellfreiem Extrakt von ENZA-1/2 bei 30°C unter Schütteln während 14
Tagen behandelt. Das rohe (+)/(–) Lactam
wurde durch Extraktion mit Dichlormethan, das durch Säulenchromatographie
an Silicagel gereinigt worden war, isoliert. Das erhaltene (+) Lactam
wies 88% ee auf und das (–)
Lactam 98% ee.
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Die
enzymatische Aufspaltung des N-acylbicyclischen Lactams unter Verwendung
von Acylase wird in der Patentschrift WO 00/03032 beschrieben, wobei
eine Ausbeute von 31% mit 98% ee erzielt wurde. Die Umwandlung des
optisch aktiven N-Acetyl-Lactams in (+)/(–) Lactam ist zeitraubend.
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Taylor,
S. J. C. et al. („Novel
Screening Methods – The
Key to Cloning Commercially Successful Biocatalysts" Bioorg. & Medic. Chem.
7 (1999) 2163–2168)
beschreiben die mit der biokatalytischen Aufspaltung des 2-Aza-bicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-ons
unter Verwendung von Pseudomonas cepaecia verbundenen Schwierigkeiten
und schlagen als Alternative Comamonas acidovorans vor.
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Die
WO 99/10519 betrifft die enantiomere Aufspaltung von N-geschütztem (±)2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-on
unter Verwendung von Acylaseenzymen, insbesondere von Enzymen aus
Bacillus sp.
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Nakano,
H. et al. („Lipase-Catalyzed
Resolution of 2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-ones", Tetrahedron Asymmetry
7 (1996) 2381–2386)
berichten über
die Lipase katalysierte enantioselektive Umesterung bzw. Hydrolyse
von N-Hydroxymethyl-2-azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-on zu chiralen 2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-onen.
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Mahmoudian
et al. („A
Practical Enzymatic Prodecure for the Resolution of N-substituted
2-azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-one", Tetrahedron Asymmetry
10 (1999) 1201–1206)
beziehen sich auf bereits bekannte Techniken zur Aufspaltung von
racemischem 2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-on unter Verwendung von γ-Lactamase
aus Mikroorganismen wie Pseudomonas solanacearum und Rhodoccoccus
sp., und berichten über das
Screening verschiedener Esterasen, Lipasen und Proteasen aus Mikroorganismen
und Säugern
im Hinblick auf die Fähigkeit,
die Lactambindung von (±)2-tert.-Butyl
3-oxo-2-azabicyclo[2.2.1]hept-5-ene-2-carboxylat
zu hydrolisieren.
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Die
bekannten Verfahren im Hinblick auf das Cyclopentanfragment von
carbocyclischen Nucleosiden ausgehend von Nichtkohlenwasserstoffsynthonen
oder leicht zugänglichen
Mesoverbindungen umfassen im Allgemeinen eine Reihe von Stufen,
sind schwer durchzuführen
und ergeben nur geringe Ausbeuten, was die Herstellung in großtechnischem
Umfang schwierig und unwirtschaftlich macht.
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Aufgaben der
Erfindung
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Die
Hauptaufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens
zur Herstellung eines optisch aktiven Azabicycloheptanonderivats
unter Umgehung der Nachteile des Standes der Technik und unter Verwendung
eines billigeren und leicht zugänglichen
Enzyms aus Ganzzellen von Mikroben.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens
zur Herstellung von (–)2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-ene-3-on
der Formel (III), das wirtschaftlich und wirksam ist.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung ermöglicht
die Herstellung von optisch aktiven Azabicycloheptanonderivaten
unter Verwendung von Lactamasen, die mit dem racemischen γ-Lactam der
Formel I unter Bildung eines Einzelenantiomers des Lactams (III)
und der entsprechenden ringgeöffneten
Verbindung der Formel IV in einer enanteomerisch reinen Form reagieren.
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Die
vorliegende Erfindung stellt somit ein Verfahren zur Herstellung
eines optisch aktiven Azabicycloheptanonderivats der allgemeinen
Formel III, worin R
1 = H, X = CH
2, Y-Z = -CH=CH
bereit, das die Kontaktierung
von (±)
2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-on der Formel (I)
worin R
1 =
H, COR
2 (R
2 = C
1-4-Alkyl, C
1-4-Alkoxy,
Aryl oder Aryloxy)
X = O, CHR
3 (R
3 = F, OH, Br oder H)
Y-Z = -CH=CH-,
CH
2-CH
2,
mit einer ganzen Zelle von
Kluyvera Citrophila (ATCC Nr. 21285) oder einem Zellextrakt,
oder
mit einem aus Kluyvera Citrophila (ATCC Nr. 21285) extrahierten
Lactamaseenzym in einem einen Puffer enthaltenden organischen Lösungsmittel,
das
Extrahieren des Gemisches mit einem organischen Lösungsmittel,
das
Abtrennen der organischen Schicht und
das Entfernen des Lösungsmittels
zwecks Erhalts des Produktes umfaßt.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung wird der verwendete Puffer ausgewählt aus der Gruppe, bestehend
aus einem Phosphatpuffer (0,05 M–0,1 M, 6–8 pH), einem Citratpuffer
(0,05 M–0,1
M, 6–7,5
pH) und einem Tris-Puffer (0,05 M–0,2 M, 7–8 pH).
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung ist der verwendete Puffer Phosphatpuffer (0,2 M, 7,4
pH).
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird das zusammen mit dem Puffer verwendete organische
Lösungsmittel
ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus Alkoholen, Alkylacetaten, Ketonen
und Sulfoxiden.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird das organische Lösungsmittel ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Methanol, Ethanol, Butanol, Ethylacetat,
Aceton, Dimethylsulfoxid und Dimethylformamid.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung ist das organische Lösungsmittel Aceton.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung liegt der Prozentgehalt des für die Reaktion zusammen mit
dem Puffer verwendeten organischen Lösungsmittels im Bereich zwischen
5% und 50% (V/V).
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung beträgt
der Prozentgehalt des für
die Reaktion zusammen mit dem Puffer verwendeten organischen Lösungsmittels
10% (V/V).
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung ist das für
die Extraktion verwendete Lösungsmittel
ein chloriertes Lösungsmittel,
ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Chloroform, Ethylendichlorid, Methylendichlorid
und einem Alkylacetat.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung ist das für
die Extraktion verwendete Alkylacetat Ethylacetat.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung ist das für
die Extraktion verwendete Lösungsmittel
Methylendichlorid.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung erfolgt die Kontaktierung der Verbindung der Formel
I mit dem Enzym oder der (ganzen) Zelle bei einer Temperatur im
Bereich zwischen 25 und 30°C.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung erfolgt die Kontaktierung der Verbindung der Formel
I mit dem Enzym oder der (ganzen) Zelle während einer Zeitdauer im Bereich
von 10 bis 24 Stunden.
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Gemäß einem
Merkmal der Erfindung betragen die chemische Ausbeute an (–)2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-ene-3-on
39% und die optische Reinheit 98%.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist hochwirksam und maximiert die Kostenwirksamkeit durch rasche Aufspaltung
unter Gewinnung des (–)
Lactamenantiomers, eines wichtigen Ausgangsstoffes für die Herstellung
des Anti-HIV-Mittels (–)
Carbovir und von Abacavir.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
wird nachfolgend anhand von Beispielen beschrieben, die lediglich illustrierenden
Charakter haben und den Umfang der vorliegenden Erfindung keinerlei
einschränken
sollen.
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Beispiel 1
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Das
vorliegende Beispiel beschreibt das allgemeine Verfahren zur Herstellung
der Zellbiomasse.
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Das
(Ganzzell)/Enzym-Präinokulat
(5–10
ml) wurde durch Züchten
der Mikroorganismen in einem Medium hergestellt, das Hefeextrakt
(0,5%), Pepton (1%), Natriumchlorid (0,2%), Natriumglutamat (0,5%)
und Phenylessigsäure
(15 mM) bei pH 7,2–7,3
enthielt, während
24 Stunden unter Schütteln
bei 150 U/min. Das Ganze wurde dann in einen 1 l-Kolben überführt, der
300 ml des obigen Wachstumsmediums enthielt, und bei 28–30°C während 24
Stunden an einer Umlaufschüttelmaschine
(150 U/min) inkubiert. Die gezüchteten
Zellen wurden abzentrifugiert und mit Phosphatpuffer bei einem pH
von 6,8 gewaschen. Die erhaltene Biomasse wurde dann für die Umsetzung
verwendet.
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Beispiel 2
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Allgemeines Verfahren
zur enantioselektiven Hydrolyse von (±)-2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-on (Vince's Lactam) (1)
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0,1
g (0,00092 Molteile) (±)-2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-on
(1) wurden in Phosphatpuffer (5 Teile) suspendiert, wonach 50 mg
der feuchten Zellmasse der Kultur (ATCC No.21285) zugesetzt wurden,
wonach man 72 Stunden lang rührte.
Die Zellmasse wurde dann durch Celite abfiltriert und das Filtrat
mit Dichlormethan (5 × 10
Teile) extrahiert. Durch Einengung des Lösungsmittels erhielt man die
optisch aktive Verbindung III bei einer Ausbeute von 31,8% und 58,2%
ee.
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Beispiel 3
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Allgemeines Verfahren
zur enantioselektiven Hydrolyse von (±)-2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-on unter Verwendung
der Zellmasse aus der Kultur (ATCC No.21285)
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0,1
g (0,00092 Molteile) (±)
wurden in Phosphatpuffer (5 Teile) suspendiert, wonach eine andere
Menge an Zellmasse (wie in Tabelle 1 angegeben) zugesetzt wurde.
Anschließend
wurde während
24 Stunden gerührt.
Die Zellmasse wurde dann durch Celite abfiltriert und das Filtrat
mit Dichlormethan (5 × 10
Teile) extrahiert. Durch Einengung des Lösungsmittels erhielt man die
optisch aktive Verbindung III. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1
zusammengefasst.
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Beispiel 4
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Allgemeines Verfahren
zur enantioselektiven Hydrolyse von (±)-2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-on unter Verwendung
der Zellmasse aus der Kultur (ATCC No.21285)
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0,2
g (0,00184 Molteile) (±)
wurden in Phosphatpuffer (10 Teile) und in einem organischen Lösungsmittel
(wie in Tabelle 2 angegeben) suspendiert. Dann wurden 0,1 g feuchte
Zellmasse zugesetzt, wonach man 24 Stunden rührte. Die Zellmasse wurde dann
durch Celite abfiltriert und das Filtrat mit Dichlormethan (5 × 10 Teile)
extrahiert. Durch Einengung des Lösungsmittels erhielt man die
optisch aktive Verbindung III. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2
zusammengefasst.
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Das
Verhältnis
von Phosphatpuffer (0,2 M, pH 7,4) zum organischen Lösungsmittel
betrug 9:1.
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Beispiel 5
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Allgemeines Verfahren
zur enantioselektiven Hydrolyse von (±)-2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-on unter Verwendung
der Zellmasse aus der Kultur (ATCC No.21285)
-
0,2
g (0,00184 Molteile) (±)
wurden in Phosphatpuffer (10 Teile) und Aceton (wie in Tabelle 2
angegeben) suspendiert. Die Zellmasse wurde dann durch Celite abfiltriert
und das Filtrat mit Dichlormethan (5 × 10 Teile) extrahiert. Durch
Einengung des Lösungsmittels
erhielt man die optisch aktive Verbindung III. Die Ergebnisse sind
in Tabelle 3 zusammengefasst.
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Beispiel 6
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Allgemeines Verfahren
zur enantioselektiven Hydrolyse von (±)-2-Azabicyclo[2.2.1]hept-5-en-3-on unter Verwendung
der Zellmasse aus der Kultur (ATCC No.21285)
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0,10
g (0,918 Molteile) (±)
wurden in einem Gemisch von 475 Teilen Phosphatpuffer und 25 Teilen
Aceton in einem Liter-Kolben suspendiert. Anschließend wurden
5 Gew. Teile der feuchten Zellmasse zugesetzt, wonach das Reaktionsgemisch
bei Raumtemperatur (28°C
+/– 1)
gerührt
wurde. Nach Abschluß der
Umsetzung (überwacht
durch chirale HPLC) wurde das Reaktionsgemisch zentrifugiert, um
die Zellmasse zu entfernen. Der flüssige Überstand wurde dann unter Verwendung
einer kontinuierlich arbeitenden Extraktionsvorrichtung mit Dichlormethan
extrahiert. Nach Abdampfen des Lösungsmittel
unter vermindertem Druck erhielt man 3,93 g Endprodukt. Die Kristallisation
mit Hilfe eines Gemisches aus Dichlormethan und Ether ergab ein Endprodukt
mit einer optischen Dichte von 98%.