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TECHNISCHES GEBIET
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Material mit hoher Bruchzähigkeit
auf der Grundlage eines Vinylesterharzes und/oder eines Epoxidharzes
und auf ein Verfahren zu seiner Herstellung.
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Sie
bezieht sich auch auf ein Verbundmaterial, das sich aus einer organischen
Matrix mit hoher Bruchzähigkeit
auf der Grundlage eines Vinylester- und/oder Epoxidharzes und einer
Verstärkung
zusammensetzt sowie auf die Verwendungen dieses Verbundmaterials.
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Ein
derartiges Verbundmaterial ist auf sehr vielen Gebieten wie etwa
der Automobil-, Eisenbahn-, Schiffsbau-, Luftfahrt- und Weltraumindustrie – sei es
bei der Herstellung von strukturellen Komponenten, von Motorenbauteilen,
von Fahrgastabteilkomponenten oder von Karosseriekomponenten –, der Rüstungsindustrie,
zum Beispiel bei der Herstellung von Geschossen und Geschossabschussrohren
oder auch auf dem Sport- und Freizeitgebiet, zum Beispiel bei der
Herstellung von Gegenständen
für den
Wassersport und für
ein Gleiten umfassende Sportarten von Nutzen.
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Insbesondere
kann das erfindungsgemäße Verbundmaterial
bei der Herstellung aller Komponenten verwendet werden, die aus
einem Verbundmaterial durch Wickeln, Umhüllen oder Vorformen und RTM
(Resin Transfer Moulding) beim Bau eines Flugzeugs, wie etwa Träger, Tragwerkkammern,
Ruder, Türen,
Rumpf- oder Verkleidungselemente und dergleichen oder beim Bau einer
Rakete wie etwa Festtreibstoffgehäuse, Tanks (Tiefsttemperatur
oder nicht Tiefsttemperatur), Schürzen, Verkleidungselemente,
Motorrahmen und dergleichen oder auch dem eines Satelliten (Strukturen,
Tanks und dergleichen) hergestellt werden können.
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STAND DER TECHNIK
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Verbundmaterialien
ermöglichen
es, von den ausgezeichneten mechanischen Eigenschaften bestimmter
Materialien Gebrauch zu machen, deren Herstellung in massiver Form
nicht bekannt ist, sondern nur in Form von Filamenten. Organische
Polymere (Harze) werden dann als Matrices zum Binden der Filamente untereinander
verwendet. Falls jedoch gewünscht
wird, Hochleistungsverbundmaterialien zu erhalten, ist es unerlässlich,
dass die Matrices selbst gute mechanische Eigenschaften aufweisen.
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Tatsächlich sind
im Allgemeinen „wärmehärtbar" genannte Harze – im Gegensatz
zu „thermoplastisch" genannten Harzen – wie etwa
Polyester-, Epoxid- und Vinylesterharze nach der Polymerisation
starr und zeigen eine mittelmäßige Bruchdehnung
und eine mittelmäßige Schlagzähigkeit.
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Es
ist seit langem bekannt, dass die Bruchzähigkeit (oder „fracture
toughness" in Englisch)
eines Materials, das heißt
seine Fähigkeit,
der plötzlichen
Ausbreitung von Rissen Stand zu halten, durch Einarbeiten kleiner
Teilchen darin verbessert werden kann. Wenn sich nämlich in
dem Material ein Riss bildet, wird die Ausbreitung dieses Risses
durch die Teilchen verlangsamt, die als Verstärkungen wirken. Plastische
Deformationsmechanismen und insbesondere Kavitations- und Scherstreifenphänomene sorgen
dann für
eine Verstärkung
des Materials.
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Die
allgemein in Betracht gezogene Idee zum Überwinden der niedrigen Bruchzähigkeit „wärmehärtbarer" Harze ist somit
ein thermoplastisches Polymer darin einzuarbeiten, dessen Rolle
das Konzentrieren der Beanspruchungen und das Regulieren der während eines
Stoßes
auf oder Brechens des sich ergebenden Materials abgegebenen Energie
ist. Herkömmlicherweise
wird dieses Einarbeiten in zwei Stufen durchgeführt: eine erste Stufe des Mischens
des thermoplastischen Polymers und des wärmehärtbaren Harzes, dann ein zweiter
Schritt des Polymerisierens des sich ergebenden Gemischs bei hoher
Temperatur, was von einer Phasentrennung oder einem Entmischen begleitet
wird und zur Bildung thermoplastischer Kügelchen innerhalb des Harzes
führt.
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Was
wärmepolymerisierte
Epoxidharze betrifft, wird Polyethersulfon (PES), ein thermoplastisches Hochleistungspolymer
mit einer hohen Glasübergangstemperatur
(größer als
200°C),
weit verbreitet verwendet. Ein Beispiel einer derartigen Verwendung
wird in der
US-A-5 434
226 [1] offenbart.
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Dieses
thermoplastische Polymer kann aus dem einfachen Grund, dass es nicht
damit mischbar ist, jedoch nicht zum Verbessern der Bruchfestigkeit
von Vinylesterharzen verwendet werden.
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Kürzlich hat
eine durch Wang et al. (Journal of Polymer Science, 38, 2409–2421 [2])
durchgeführte
Untersuchung die Möglichkeit
des Verbesserns der Bruchzähigkeit
eines wärmepolymerisierten
Vinylesterharzes des Bisphenol-A-Typs durch das Einarbeiten eines
thermoplastischen Copolymers auf der Grundlage von Bisphenol A und
Sulfon- und Phosphinoxidgruppen,
und zwar einem Poly(arylenetherdiphenylsulfon/arylenethertriphenylhosphin)
gezeigt.
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Bei
dieser Untersuchung wird dieses Copolymer in dem Vinylesterharz
bei 80°C
gelöst
und anschließend
wird nach der Zugabe eines Vernetzungsinitiators zu dem sich ergebenden
Gemisch und Entgasen des Gemischs dieses 1 Stunde bei 100°C und dann
1 Stunde bei 140°C
vernetzt.
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Wang
et al. zeigen, dass sich eine Zunahme des Anteils der Phosphinoxidgruppen
in dem Copolymer in einer Zunahme seiner Löslichkeit in dem Vinylesterharz
widerspiegelt und dass bei Gehalten an Phosphinoxidgruppen von 20%
oder mehr Mischbarkeit erhalten wird. Weiterhin zeigen sie, dass
die Anwesenheit von 5 Gew.-% Copolymer in dem Vinylesterharz ausreicht,
die Bruchzähigkeit
dieses Harzes bedeutend zu steigern, wobei dies unabhängig von
dem Gehalt an Phosphinoxidgruppen, den das Copolymer aufweist, der
Fall ist.
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Diese
Autoren merken jedoch an, dass während
des Vernetzens der Harz/Copolymer-Gemische im allgemeinen eine Phasenumkehr
erzeugt wird, so dass sich die erhaltenen Materialien aus einer
kontinuierlichen thermoplastischen Phase zusammensetzen, in der
Vinylesterharzteilchen dispergiert sind.
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Eine
derartige Phasenumkehr ist nicht annehmbar, da sie sich in einer
Verschlechterung der „speziellen" Eigenschaften des
Vinylesterharzes und insbesondere in seinen thermischen und mechanischen
Eigenschaften widerspiegelt.
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Das
Problem stellt sich somit im Verbessern der Bruchzähigkeit
von Vinylesterharzen, ohne ihre anderen Eigenschaften, die ihre
Verwendung als Matrices in Verbundmaterialien begründen, nachteilig
zu beeinflussen.
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Die
Erfinder fanden bei der Fortsetzung ihrer Untersuchungen zur Verbesserung
der Bruchzähigkeit „wärmehärtbarer" Harze überraschend,
dass es möglich
ist, durch Unterziehen ein Vinylesterharz und ein thermoplastisches
Copolymer des von Wang et al. vorgeschlagenen Typs enthaltender
Gemische einer Polymerisation unter kalten Bedingungen, das heißt einer
Polymerisation in Abwesenheit irgendeines Erhitzens, Materialien
zu erhalten, die eine besonders hohe Bruchzähigkeit zeigen und die nichtsdestotrotz
die anderen Eigenschaften des Vinylesterharzes behalten.
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Die
Erfinder haben ferner gefunden, dass dies auch in dem Fall von Gemischen
zutrifft, die ein Epoxidharz, allein oder in Kombination mit einem
Vinylesterharz, und ein derartiges Copolymer umfassen.
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Diese
Befunde sind es, die die Grundlage der vorliegenden Erfindung bilden.
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OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
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Ein
erster Gegenstand der Erfindung ist somit ein Material umfassend
wenigstens ein polymerisiertes Harz, das aus Vinylesterharzen und
Epoxidharzen, die bei einer Temperatur von weniger als 70°C polymerisiert
werden können,
und ihren Gemischen ausgewählt
ist, sowie ein Poly(arylenetherdiphenylsulfon/arylenethertriphenylphosphin),
das in diesem Harz in Teilchenform vorliegt, wobei das Material
eine gemäß der ISO-Norm
13586:2000 bestimmte Bruchzähigkeit
(KIc) größer oder
gleich 1,2 MPa·m1/2 aufweist.
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Im
Folgenden wird das Poly(arylenetherdiphenylsulfon/arylenethertriphenylphosphin),
das der nachfolgenden Formel (I) entspricht:
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BPA-Px
bezeichnet, wobei x den Gehalt an Phosphinoxidgruppen bezogen auf
die Gesamtheit der in dem Copolymer vorhandenen Phosphinoxid- und
Sulfongruppen darstellt und daher durch die Formel
bestimmt wird.
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Die
Synthese dieses Copolymers ist von McGrath et al. in Polymer Engineering
and Science, 37, 9, 1501–1511,
1997 [3], beschrieben worden.
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In
diesem Fall wird das Harz vorzugsweise aus Vinylesterharzen und
Epoxidharzen, die, außer
dass sie bei einer Temperatur von weniger als 70°C polymerisiert werden können, freie
Hydroxygruppen umfassen, sowie aus ihren Gemischen ausgewählt. Es
erweist sich tatsächlich,
dass die Anwesenheit derartiger Gruppen das Lösen des BPA-Px in dem Harz
bedeutend erleichtert und ihre Mischbarkeit wird durch die Bildung
von Wasserstoffbrücken
zwischen den funktionellen Phosphinoxidgruppen des thermoplastischen
Materials und den Hydroxygruppen des Harzes erhalten.
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Im
Zusammenhang mit der Erfindung wird angenommen, dass ein Harz bei
einer Temperatur von weniger als 70°C polymerisiert werden kann,
wenn mindestens 60% und vorzugsweise 80% oder mehr der reaktionsfähigen funktionellen
Gruppen des oder der Präpolymeren
oder Monomeren, die es bilden, in Gegenwart eines Polymerisationsinitiators
und/oder unter der Wirkung einer anderen Behandlung als Erwärmen auf
70°C oder
mehr umgewandelt werden können,
wobei diese Polymerisation in einem vernünftigen Zeitraum, das heißt in der
Praxis von weniger als 24 Stunden und vorzugsweise weniger als 12
Stunden erfolgt.
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Wenn
es sich bei dem Harz um ein Vinylesterharz handelt, kann es ebenso
gut ein Harz sein, das als polymerisierbare Verbindungen nur Vinylesterpräpolymere
als ein Harz enthält,
das außerdem
ein reaktionsfähiges
Monomerverdünnungsmittel
wie etwa Styrol oder Divinylbenzol umfasst.
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Es
ist jedoch aus Gründen
der Einfachheit des Verarbeitens und der Kosten bevorzugt, ein Harz
zu verwenden, das nur Vinylesterpräpolymere enthält, da die
reaktionsfähigen
Verdünnungsmittel
im allgemeinen in der Tat toxisch und flüchtig sind, was das Befolgen
zahlreicher Sicherheitsmaßnahmen
und daher Verwenden von teurer Ausrüstung erfordert.
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Dieses
vorausgesetzt kann das Vinylesterharz aus Vinylesterharzen des Bisphenol-A-Typs, Vinylesterharzen
des Novolaktyps, „gemischten" Vinylesterharzen – das heißt, die
gleichzeitig Einheiten des Bisphenol-A-Typs und Novolakeinheiten
umfassen – und
halogenierten Vinylesterharzen ausgewählt werden.
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Als
Beispiele von Vinylesterharzen, die an der Bildung erfindungsgemäßer Materialien teilhaben
können,
können
folgende angeführt
werden:
- • das
von der Firma UCB unter der Handelsbezeichnung EB600 vertriebene
Vinylesterharz des Bisphenol-A-Typs, dessen Präpolymere der folgenden Formel
(II) entsprechen: worin
n 1 oder 2 ist;
- • das
von der Firma UCB Chemicals unter der Handelsbezeichnung EB629 vertriebene
Vinylesterharz des Novolaktyps, das mit 30% Trimethylolpropantriacrylat
(TMPTA) und 5% Hydroxyethanmonoacrylat (HEMA) verdünnt ist
und dessen Präpolymere
der folgenden Formel (III) entsprechen: worin n 3 ist;
- • das
von der Firma UCB Chemicals unter der Handelsbezeichnung EB260 vertriebene „gemischte" Vinylesterharz,
dessen Präpolymeren
der folgenden Formel (IV) entsprechen:
- • das
von der Firma DOW Chemicals unter der Handelsbezeichnung DER 510A
vertriebene halogenierte Vinylesterharz, dessen Präpolymere
der folgenden Formel (V) entsprechen:
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Wenn
es sich um ein Epoxidharz handelt, dann kann dieses aus Epoxidharzen
des Bisphenol-A-Typs und Epoxidharzen des Novolaktyps ausgewählt sein.
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Als
Beispiele von Epoxidharzen, die an der Bildung erfindungsgemäßer Materialien
teilhaben können, können folgende
angeführt
werden:
- • die
durch die Firma SHELL unter den Handelsbezeichnungen EPON 828, EPON
826 und EPON 825 und durch die Firma DOW Chemicals unter den Handelsbezeichnungen
DER 332, DER 331, DER 330, TACTIX 123 und TACTIX 128 vertriebenen
Epoxidharze des Bisphenol-A-Typs, deren Präpolymere der folgenden Formel
(VI) entsprechen: worin
n eine von 0 bis 12 reichende ganze Zahl ist, und
- • die
durch die Firma SHELL unter den Handelsbezeichnungen EPON 862 und
EPON 155 sowie durch die Firma DOW Chemicals unter den Handelsbezeichnungen
DER 354, DEN 431, DEN 438 und DEN 439 vertriebenen Epoxidharzen
des Novolaktyps, deren Präpolymere
der folgenden Formel (VII) entsprechen: worin n eine von 0 bis 5
reichende ganze Zahl ist.
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Erfindungsgemäß kann das
Material auch ein Gemisch aus einem Vinylesterharz und einem Epoxidharz
umfassen. Dieses Gemisch kann aus einem Vinylesterharz und einem
Epoxidharz hergestellt werden, die getrennt synthetisiert oder vertrieben
werden wie etwa zum Beispiel die vorstehend angeführten oder
kann auch ein verwendungsfertiges Gemisch wie etwa das durch die
Firma UCB Chemicals unter der Handelsbezeichnung EB3605 vertriebene
sein, das die Präpolymeren
der folgenden Formeln (VIIa), (VIIIb) und (VIIIc)
im Molverhältnis Vinylesterharz/Epoxidharz
50/50 enthält.
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Welches
Harz auch verwendet wird, das BPA-Px weist vorzugsweise ein Molverhältnis der
Phosphinoxidgruppen zu den Sulfongruppen auf, das mindestens 20/80
ist und das 40/60 nicht übersteigt.
Mit anderen Worten wird vorzugsweise BPA-Px verwendet, das einen
Phosphinoxidgruppengehalt aufweist, der in Bezug auf alle in diesen
Copolymeren vorhandenen Phosphinoxid- und Sulfongruppen mindestens
20% ist und 40% nicht übersteigt.
Die Erfinder konnten tatsächlich
bestätigen,
dass sich ein Phosphinoxidgruppengehalt von weniger als 20% in größeren Schwierigkeiten
beim Erhalten eines Lösens
des BPA-Px in dem Harz und ihrer Mischbarkeit widerspiegelt, wogegen
ein Gehalt von mehr als 40% zu bei Raumtemperatur vollständig mischbaren
Systemen führt,
was unter dem Gesichtspunkt der Verbesserung der Bruchzähigkeit
nicht vorteilhaft ist.
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In
besonders bevorzugter Weise reicht das Molverhältnis der Phosphinoxidgruppen
zu den Sulfongruppen von 20/80 bis 30/70.
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Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführung
des erfindungsgemäßen Materials
liegen das Harz und das BPA-Px in diesem Material in einem von 95/5
bis 80/20, vor zugsweise von 95/5 bis 85/15 und noch besser von 90/10
bis 85/15 reichenden Massenverhältnis
vor.
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Das
erfindungsgemäße Material
kann außer
dem Harz und dem BPA-Px andere Hilfsstoffe umfassen, die entsprechend
der Verwendung, für
die sie vorgesehen sind, und den speziellen Eigenschaften, die ihm
gemäß dieser
Verwendung zu verleihen gewünscht
werden, ausgewählt
werden. Diese Hilfsstoffe können
insbesondere Kunststoff, härtbare
oder elastomere Kunststoffe, vorzugsweise mit niedrigen Molekulargewichten sein,
die bestimmte Eigenschaften der Vinylester- und Epoxidharze verbessern
können,
wie etwa Acrylate, aber auch Füllstoffe,
insbesondere anorganische Füllstoffe,
Elastizitätsvermittler,
Weichmacher, Thixotropiemittel, flammwidrige Mittel, UV-Stabilisatoren,
Feuchtemittel, Antischrumpfmittel, Farbmittel und dergleichen sein,
wobei alle diese Hilfsstoffe und ihre Verwendung bei der Herstellung
von Materialien auf der Grundlage von Vinylester- und/oder Epoxidharzen
dem Fachmann bekannt sind.
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Vorzugsweise
weist das Material eine Bruchzähigkeit
von größer als
oder gleich 1,3 MPa·m1/2, vorzugsweise größer als oder gleich 1,4 MPa·m1/2 und noch besser größer als oder gleich 1,5 MPa·m1/2 auf.
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Seine
thermischen Eigenschaften wie etwa seine Glasübergangstemperatur und seine
anderen mechanischen Eigenschaften wie etwa der Elastizitätsmodul
oder die Bruchspannung sind jedoch mit denen des darin enthaltenen
Harzes vergleichbar. Es ist daher besonders geeignet, um als Matrix
in Verbundmaterialien zu dienen.
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Ein
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstellung
eines vorstehend definierten Materials, wobei das Verfahren die
folgenden Schritte umfasst:
- a) Lösen des
BPA-Px in dem Harz unter Erhalten eines homogenen Gemischs,
- b) Gießen
des Gemischs in eine geeignete Form und sein Entgasen,
- c) Aussetzen des Gemischs zu seinem Entmischen geeigneten Bedingungen,
- d) Polymerisieren des Gemischs in der Kälte.
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Unter
Polymerisation unter kalten Bedingungen versteht man jede Polymerisation,
die in Abwesenheit eines Erwärmens
durchgeführt
wird, und insbesondere eine Polymerisation, die durch Strahlung
wie etwa Elektronenstrahlionisation, Ultraviolettstrahlung (in Verbindung
mit der Wirkung eines Photoinitiators), Infrarotstrahlung oder Röntgenstrahlen erfolgt,
wobei diese Strahlung entsprechend der Funktion des herzustellenden Materials
ausgewählt
wird.
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Tatsächlich bietet
die Polymerisation durch Elektronenstrahlstrahlung den Vorteil,
dass sie am schnellsten ist, aber nur zur Herstellung dünner Materialien
(das heißt
in der Praxis mit einer Dicke von einigen cm) verwendet werden kann.
Die durch UV-Strahlung ausgelöste
Polymerisation ist auch sehr schnell, aber der Herstellung transparenter
Materialien vorbehalten, während
die durch Röntgenstrahlen
ausgelöste
Polymerisation langsamer ist, aber die Polymerisation von Materialien
mit einer Dicke von mehreren zehn cm ermöglicht.
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In
einer Variante kann die Polymerisation auch ohne das Anwenden einer
Strahlung durchgeführt
werden, in welchem Fall es ratsam ist, dem Harz unmittelbar vor
der Polymerisation einen Polymerisationsinitiator wie etwa ein organisches
Peroxid (Methylethylketonperoxid, Cyclohexanonperoxid und dergleichen)
im Fall eines Vinylesterharzes, ein Amin oder ein Säureanhydrid
im Fall eines Epoxidharzes zuzusetzen.
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In
Schritt a) wird das BPA-Px in einem zuvor auf eine Temperatur in
der Größenordnung
von 60 bis 90°C
gebrachten Harz gegebenenfalls in Gegenwart eines nicht reaktionsfähigen Lösungsmittels
wie etwa zum Beispiel Tetrahydrofuran gelöst, in welchem Fall das Lösungsmittel
später
aus dem Gemisch entfernt wird.
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Weiter
kann in Schritt c) das Entmischen des Gemischs dadurch erhalten
werden, dass man es bei Raumtemperatur stehen lässt oder es einem gelinden
Erwärmen,
das heißt
auf eine 70°C
nicht überschreitende
Temperatur unterzieht, bis die Trennung des Gemischs in zwei Phasen
nicht mehr weitergeht.
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Ein
weiterer Erfindungsgegenstand ist ein Verbundmaterial, das eine
Matrix und eine Verstärkung
in dieser Matrix umfasst, bei dem sich die Matrix aus einem vorstehend
definierten Material zusammensetzt.
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Gemäß der Erfindung
kann die Verstärkung
von verschiedenen Typen sein. Es kann sich somit um eine Verstärkung handeln,
die sich aus Glasfasern, Kohlenstofffasern, Metallfasern wie etwa
Stahlfasern, Aluminiumfasern oder Borfasern, organischen Fasern
wie etwa Aramidfasern, Polyethylenfasern, Polyesterfasern oder Polybenzoxazolfasern
(PBO) oder auch Siliziumkarbidfasern zusammensetzen, wobei es möglich ist, dass
die se Verstärkung
entsprechend der Natur der Fasern, aus der sie sich zusammensetzt,
in Form geschnittener Fasern, gemahlener Fasern, Matten mit kontinuierlichen
Filamenten, Vorgarne (oder „rovings" in Englisch), Gewebe,
Gestricke, Filze und dergleichen oder in Form durch Vereinen verschiedener
Typen flacher Verstärkungen
hergestellter Komplexe bereitgestellt werden.
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Vorzugsweise
wird die Verstärkung
erfindungsgemäß aus Glasfasern,
Kohlenstofffasern, Aramidfasern, Polybenzoxazolfasern und Borfasern
ausgewählt.
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Das
Einarbeiten der Verstärkung
in die Matrix kann durch jede zur Verstärkung von Vinylester- und Epoxidmatrices
bekannte Technik durchgeführt
werden. Dazu kann der Leser zum Beispiel auf „TECHNIQUES DE L'INGENIEUR" [„Ingenieurstechniken"], Plastiques et
Composites, Band AM5, verwiesen werden.
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Schließlich ist
Gegenstand der vorliegenden Erfindung die Verwendung eines vorstehend
definierten Verbundmaterials bei der Herstellung von Komponenten
für die
Luftfahrt- und Raumfahrtindustrie.
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Andere
Erfindungsmerkmale werden beim Lesen der folgenden, weiteren Beschreibung,
die sich auf ein Beispiel der Herstellung erfindungsgemäßer Materialien
und des Veranschaulichens ihrer Eigenschaften bezieht, und unter
Verweis auf die angefügten
Zeichnungen deutlicher offenbar.
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Selbstverständlich wird
die folgende Beschreibung zur Veranschaulichung und nicht als den
Erfindungsgegenstand einschränkend
angegeben.
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KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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1 veranschaulicht
schematisch einen Prüfkörper in
Draufsicht (Teil A) und Seitenansicht (Teil B), wie er bei dem an
erfindungsgemäßen Materialien
nach dem Standard ISO 13586:2000 durchgeführten Bruchzähigkeitstest
verwendet wurde.
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2 veranschaulicht
schematisch die Anordnung in Draufsicht (Teil A) und Querschnittsansicht
(Teil B), wie sie bei einer Testvorrichtung INSTRON 4400R bei den
an erfindungsgemäßen Materialien
nach dem Standard ISO 13586:2000 durchgeführten Bruchzähigkeitstests
verwendet wurde.
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GENAUE BESCHREIBUNG SPEZIELLER AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Das
folgende Beispiel veranschaulicht die Herstellung erfindungsgemäßer Materialien
aus:
- • dem
EB600 bezeichneten Vinylesterharz des Bisphenol-A-Typs der Firma
UCB, dessen Präpolymere
der vorstehend angeführten
Formel (II) entsprechen, und
- • von
den Erfindern hergestellten Randompoly(arylenetherdiphenylsulfon/arylenethertriphenylphosphin)copolymeren.
Diese Synthese, die nachstehend beschrieben wird, wurde zum Zweck
des Erhaltens von BPA-Px-Copolymeren durchgeführt, bei denen x gleich 20,
30 oder 70 ist (das heißt,
Copolymere, die vermutlich ein Molverhältnis der Phosphinoxidgruppen
zu den Sulfongruppen von 20/80, 30/70 beziehungsweise 70/30 aufweisen).
Im Folgenden werden diese Copolymeren somit als BPA-P20, BPA-P30 beziehungsweise
BPA-P70 bezeichnet.
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a) Synthese der Copolymeren BPA-P20, BPA-P30
und BPA-P70
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Zwei
Copolymere BPA-P20, zwei Copolymere BPA-P30 und ein Copolymer BPA-P70
werden durch aromatische nukleophile Substitution zwischen den Hydroxygruppen
von Bisphenol A (Bis A, Sigma Aldrich) und den Halogengruppen von
Bis(4-fluorphenyl)phenylphosphinoxid (BFPPO, Sigma Aldrich) und
4-Chlorphenylsulfon (DCDPS, Sigma Aldrich) in einem sich aus Dimethylacetamid
(DMAc)/Toluol 70/30 zusammensetzenden Lösungsmittelgemisch in Gegenwart
von Calciumcarbonat (K2CO3)
wie in Dokument [3] beschrieben synthetisiert.
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In
der Praxis werden das Bisphenol A, das BFPPO und das DCDPS in einen
Dreihalsrundkolben in Molverhältnissen,
die entsprechend dem Molverhältnis
der Phosphinoxidgruppen zu den Sulfongruppen, das das BPA-Px aufweisen
soll, geeignet gewählt
sind, zusammen mit K2CO3 in
einem Überschuss
von 15 Mol-% eingebracht. Das DMAc/Toluol-Gemisch (hergestellt nach
Trocknen des Toluols über
CaH2, gefolgt von der Destillation) wird
anschließend
zugefügt
und das Ganze wird zum Entfernen etwaiger Sauerstoffspuren aus dem Grund
unter einen Stickstoffstrom gesetzt, weil dieser für unerwünschte Reaktionen
des Radikaltyps verantwortlich sein kann.
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Das
Reaktionsmedium wird noch immer unter einem Stickstoffstrom unter
Abdestillieren des Toluols über
einen zum vollständigen
Entfernen des Toluol aus dem Reaktionsmedium notwendigen Zeitraum,
d. h. ungefähr
8 Stunden, auf 140–145°C gebracht.
Das Reaktionsmedium wird anschließend 16 Stunden bei 160°C belassen,
um ein BPA mit der höchstmöglichen
Molmasse zu erhalten. Die Gesamtreaktionszeit ist 24 Stunden.
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Das
Reaktionsmedium, das in der Wärme
dunkelrosafarben mit einem an der Wand des Dreihalskolbens haftenden,
weißen
und viskosen Niederschlag ist und beim Abkühlen allmählich gelb wird, wird wieder zurück auf Raumtemperatur
gebracht, mit Dichlormethan verdünnt,
filtriert und zum Protonieren der Phenolendgruppen mit Essigsäure angesäuert. Das
BPA-Px wird aus Methanol gefällt,
erneut in Dichlormethan gelöst,
wieder aus Methanol gefällt,
filtriert und 24 Stunden im Vakuum bei 150°C getrocknet.
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Genauer
werden die BPA-P20-Copolymeren unter Verwenden von Folgendem synthetisiert:
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Cop. 1 BPA-P20:
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- – Bis
A: 9,1563 g (0,0401 Mol)
- – DCDPS: < 9,3 (< 0,00324 Mol)
- – BFPPO:
2,5109 (0,0079 Mol)
- – DMAc:
278 ml, Toluol: 115 ml
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Cop. 2 BPA-P20:
-
- – Bis
A: 9,1532 g (0,0400 Mol)
- – DCDPS:
9,1914 (0,0320 Mol)
- – BFPPO:
2,5341 (0,0080 Mol)
- – DMAc:
280 ml, Toluol: 121 ml
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Die
BPA-P30-Copolymeren werden unter Verwenden von Folgendem synthetisiert:
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Cop. 1 BPA-P30:
-
- – Bis
A: 9,1400 g (0,0400 Mol)
- – DCDPS:
8,0495 (0,0280 Mol)
- – BFPPO:
3,7794 (0,0120 Mol)
- – DMAc:
280 ml, Toluol: 119 ml
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Cop. 2 BPA-P30:
-
- – Bis
A: 9,1344 g (0,0400 Mol)
- – DCDPS:
8,0585 (0,0280 Mol)
- – BFPPO:
3,7794 (0,0120 Mol)
- – DMAc:
280 ml, Toluol: 119 ml
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Das
BPA-P70-Copolymer wird unter Verwenden von Folgendem synthetisiert:
- – Bis
A: 9,1284 g (0,0399 Mol)
- – DCDPS:
3,4476 (0,0120 Mol)
- – BFPPO:
8,7995 (0,0279 Mol)
- – DMAc:
282 ml, Toluol: 120 ml
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Folgendes
wird für
jedes auf diese Weise synthetisierte Copolymer bestimmt:
- • seine
Molmasse Mn und sein Polydispersitätsindex I durch sterische Ausschlusschromatographie
in Tetrahydrofuran (THF) mit einem Doppeldetektionschromatographen
VARIAN 5500 (Differentialrefraktometer und UV-Spektrometer bei 254
nm), das mit einer „High
Speed" PSS-Säule ausgerüstet ist,
bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 1 ml/min und unter Verwenden
einer Polystyrolkalibrierung;
- • das
Molverhältnis
R(P/S) der Phosphinoxidgruppen zu den Sulfongruppen,
das es tatsächlich
aufweist, durch Kernmagnetresonanz bei 200 MHz in CDCl3 mit
einem Gerät
BRUKER AC200 und
- • seine
Glasübergangstemperatur
Tg durch Differentialthermoanalyse mit einem Gerät DSC7 von PERKIN ELMER Instruments
mit einer Geschwindigkeit von 10°C/min
in einem Temperaturbereich von 100 bis 250°C.
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Die
erhaltenen Werte werden in der nachstehenden Tabelle 1 dargestellt. TABELLE 1
Copolymere | R(P/S) | Mn (g/mol) | I | Tg
(°C) |
Cop.
1 BPA-P20 | 22/78 | 15000 | 2 | 192 |
Cop.
2 BPA-P20 | 22/78 | 23000 | 2 | 195 |
Cop.
1 BPA-P30 | 31/69 | 20000 | 2,3 | 198 |
Cop.
2 BPA-P30 | 31/69 | 30000 | 2 | 197 |
Cop.
BPA-P70 | 54/46 | 3000 | 2,6 | 204 |
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b) Herstellung der RB600-Harz/BPA-Px-Gemische
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Sechs
verschiedene, hierin nachstehend als Gemisch 1 bis 6 bezeichnete
Gemische, die sich aus EB600-Harz und einem der in Teil a) synthetisierten
BPA-Px-Copolymeren zusammensetzen, werden durch Lösen jedes
BPA-Px in 200 bis 300 ml THF und anschließend allmählich Zufügen der erhaltenen Lösung zu 120
g auf 80°C
gebrachtes EB600-Harz
unter heftigem Rühren
hergestellt. Die Temperatur der Gemische wird auf 110°C erhöht und man
lässt die
Gemische mehrere Stunden Rühren,
bis das Lösungsmittel
vollständig
verdampft ist. Sie werden anschließend in einen Ofen unter Vakuum
gestellt, um etwaige Lösungsmittelspuren
zu entfernen.
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Für jedes
Gemisch 1 bis 6 werden das darin vorhandene BPA-Px-Copolymer und
das Massenverhältnis
des EB600-Harzes zu diesem Copolymer in der nachstehenden Tabelle
2 angegeben. TABELLE 2
Gemische | Copolymere | EB600/BPA–Px (m/m) |
1 | Cop.
1 BPA-P20 | 95/5 |
2 | Cop.
1 BPA-P20 | 90/10 |
3 | Cop.
2 BPA-P20 | 85/15 |
4 | Cop.
1 BPA-P30 | 90/10 |
5 | Cop.
2 BPA-P30 | 86/14 |
6 | Cop.
BPA-P70 | 90/10 |
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c) Entmischen der Harz/BPA-Px-Gemische:
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Die
Gemische 1 bis 6 werden in Formen gegossen, entgast und bei Raumtemperatur über von
3 bis 8 Tage reichende Zeiträume
aufbewahrt, um ein Entmischen erfolgen zu lassen.
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d) Polymerisation der Harz/BPA-Px-Gemische:
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Die
Gemische werden durch Ionisation im Elektronenstrahl bei Dosen von
100 kGy mit darauf folgenden Durchgängen von 25 kGy polymerisiert.
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e) Eigenschaften der erhaltenen Materialien:
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Die
sich aus der Polymerisation der EB600-Harz/BPA-Px-Gemische ergebenden
Materialien werden dem Bestimmen ihrer Glasübergangstemperatur Tg, ihr
Elastizitätsmodul,
ihre Bruchspannung und ihre Bruchzähigkeit KIc gerichteten
Tests unterzogen.
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Glasübergangstemperatur:
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Die
Glasübergangstemperatur
wird durch dynamisch-mechanische Analysen (DMA) unter Verwenden eines
Geräts
DMA7 von PERKIN-ELMER Instruments bestimmt, weil diese Technik den
Vorteil aufweist, die analysierten Materialien nur sehr niedrigen
Deformationen auszusetzen und daher nicht ihre Struktur zu verändern.
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Die
Messungen werden als Dreipunktbiegung mit 1 Hz ausgeführt.
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Die
Testvorrichtung setzt sich aus zwei äußeren, dreikantigen, 15 mm
voneinander entfernten Trägern zusammen,
deren Länge
wenigstens 10 mm ist. Der Stempel mit einem Durchmesser von 2 mm
ist in Bezug auf die äußeren Träger zentriert.
Die Glasübergangstemperatur
wird aus der den Verlustfaktor (tan δ) ergebenden Kurve als Funktion
der Temperatur bestimmt. Das Temperaturprogramm ist 10°C/min bei
einem Temperaturdurchlauf von 0 bis 300°C.
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Elastizitätsmodul und Bruchspannung:
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Der
Elastizitätsmodul
und die Bruchspannung der Materialien werden während der Bruchtests beim Dreipunktbiegen
bestimmt.
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Diese
Tests werden unter Verwenden einer Testapparatur INSTRON 4400R durchgeführt, die
mit einer Lastzelle von 10 kN, einem Kontrollgerät INSTRON 8500 und mit einem
Computersystem zur Datenverarbeitung (INSTRON Serie IX Software)
ausgestattet ist.
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Die
Testvorrichtung setzt sich aus einem die beiden äußeren Träger, die 35 mm von einander
entfernt sind, tragenden Stahlblock zusammen. Der Trägerdurchmesser
ist 10 mm, wobei ihre Länge
wenigstens 15 mm ist. Der Stempel mit einem Durchmesser von 25 mm
ist in Bezug auf die äußeren Träger zentriert.
Die Kraft wird in der Symmetrieebene der Prüfkörper und der Testanordnung
angewendet.
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Der
Test besteht aus dem Messen der Kraft, die zum Zerbrechen eines
Prüfkörpers in
Parallelogrammform (50 × 10 × 2 mm3) nötig
ist. Er wird bei einer konstanten Verschiebungsgeschwindigkeit des
Querhaupts (2 mm/min) durchgeführt.
Die Kraft und die Durchbiegung werden gemessen und gleichzeitig
aufgezeichnet. Die Bruchspannung und der Biegemodul und die Bruchdehnung
werden aus der Spannungs-Dehnungs-Kurve ermittelt.
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Bruchzähigkeit:
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Der
kritische Spannungsintensitätsfaktor
oder die Bruchzähigkeit
eines Materials wird als KIc aufgezeichnet.
Seine Messung beruht auf der Analyse des Spannungsfelds um den Riss.
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Im
vorliegenden Fall wird diese Bruchzähigkeit durch gemäß ISO Standard
13586:2000 durchgeführte Tests
gemessen, der die Modalitäten
für diese
Tests der Bruchzähigkeit
von Kunststoffen nach dem Modus des Öffnens des Risses (Modus I)
bestimmt.
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Da
dieser Standard zwei Testtypen und zwar Dreipunktbiegetests und
Zugtests an kompakten Prüfkörpern anbietet,
werden die Bruchzähigkeitstests
wegen der größeren Leichtigkeit
der Bearbeitung der Prüfkörper durch
Dreipunktbiegetests durchgeführt.
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Die
den Dreipunktbiegetests unterzogenen Prüfkörper oder die einseitig gekerbten
Biegeprüfkörper (SENB
für englisch
single edge notch bending")
werden gemäß 1 hergestellt,
die schematisch einen Prüfkörper in
Draufsicht (Teil A) und Seitenansicht (Teil B) darstellt. Bei dieser
Figur
- • stellt
w die Breite des Prüfkörpers dar,
- • stellt
l seine Gesamtlänge
dar,
- • stellt
h seine Dicke dar, während
- • a
die Länge
des Risses (Kerbe + Vorriss) darstellt.
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Gemäß dem Standard
ISO 13586:2000
- – muss l größer als 4,2 w sein,
- – muss
h kleiner als w/2 sein, während
es größer als
w/4 ist, und
- – muss
a kleiner als oder gleich 0,55 w sein, während es größer als oder gleich 0,45 w
ist.
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Folgendes
wird im Zusammenhang mit den vorliegenden Tests gewählt: a =
5 mm + ε,
worin ε die
Länge des
Anrisses ist, h = 5 mm, w = 10 mm und l = 56 mm.
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Das
Verfahren nimmt ein lineares elastisches Verhalten der Materialien
mit einer planaren Deformation an der Rissspitze an. Es ist daher
notwendig, dass der Riss ausreichend scharf ist, um das Erhalten
von Werten für
die gemessenen Eigenschaften zu ermöglichen, die nicht wesentlich
höher als
die sind, die mit einem noch schärferen
Riss erhalten würden.
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Der
Anriss wird mittels einer Apparatur INSTRON 4466 erzeugt, die mit
einer Belastungszelle von 500 N, einem Kontrollgerät INSTRON
8500 und mit einem Computersystem zur Datenverarbeitung (INSTRON
Serie IX Software) ausgestattet ist. Eine Rasierklinge wird durch
eine Einspannbacke am oberen Ende befestigt, wogegen eine Platte
unten angebracht wird. Der gekerbte Prüfkörper wird durch Positionieren
der Klinge in der Kerbe ausgerichtet. Die Klinge wird mit einer
Geschwindigkeit von 0,2 oder 0,5 mm/min bis zu einer Höchsttiefe von
0,15 bis 0,4 mm bewegt. Die Verschiebungsbedingungen der Rasierklinge
sind vorstehend definiert. Gemäß dem Standard
muss die Längenzunahme
des so erhaltenen Risses größer als
das Vierfache des ursprünglichen
Radius der Kerbspitze sein.
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Der
Test wird auf einem Prüfgerät INSTRON
4400R durchgeführt,
das mit einer Belastungszelle von 10 kN, einem Kontrollgerät INSTRON
8500 und mit einem Computersystem zur Datenverarbeitung (INSTRON Serie
IX Software) ausgestattet ist.
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Die
zwei Walzen und einen Verschiebungssensor, wie er bei dem Prüfgerät INSTRON
4400R verwendet wird, umfassende Anordnung wird in 2 schematisch
in Draufsicht (A) und Querschnittsansicht (Teil B) veranschaulicht.
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In
dieser Figur
- • stellt L den Abstand dar,
- • stellt
R den Radius dar,
- • stellt
h die Dicke dar, während
- • l
die durch den Verschiebungssensor überwachte Strecke darstellt.
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L
muss gleich 4 w ± 0,1
w sein, während
R kleiner als w/2 und größer als
w/8 sein muss.
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Im
Zusammenhang mit den vorliegenden Tests ist der Abstand 40 mm und
der Radius der Walzen ist 5 mm.
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Der
kritische Spannungsintensitätsfaktor
K
Ic (zunächst
als K
Q aufgezeichnet) wird durch die folgende Formel
berechnet:
worin
- • FQ die Belastung zu Beginn der Rissausbreitung
ist (an der die Belastung als Funktion der Verschiebung ergebenden
Kurve gemessene Höchstbelastung),
- • h
die Dicke des Prüfkörpers ist,
- • w
die Breite des Prüfkörpers ist,
- • f(a/w)
der mit der Geometrie verbundene Kalibrierungsfaktor, eine Funktion
der Länge
a des Risses ist.
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Die
Testergebnisse sollten nur dann als gültig angesehen werden, wenn
die Abmessungen der Prüfkörper deutlich
größer als
der die Rissspitze umgebende plastische Bereich ist, der durch den
durch die Formel
definierten Wert
r gekennzeichnet ist, worin σ
y die
Streckspannung unter einachsiger Zugbelastung oder das 0,7fache
der Stauchspannung ist.
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Um
als zu den Ebenenbruchzähigkeitstests
geeignet angesehen zu werden, müssen
die Prüfkörper die
drei folgenden Abmessungskriterien erfüllen:
- • h > 2,5 r
- • a > 2,5 r
- • (w – a) > 2,5 r
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In
Anbetracht der in dem Standard angegebenen Prüfkörperabmessungen reicht es aus, dass
eines der vorstehenden Kriterien erfüllt ist, damit alle anderen
erfüllt
sind.
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Falls
die verschiedenen Kriterien erfüllt
sind, dann ist KQ gleich KIc.
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Die
durch die vorstehend beschriebenen Tests erhaltenen Werte der Glasübergangstemperatur
Tg, des Elastizitätsmoduls, der Bruchspannung
und des kritischen Spannungsintensitätsfaktors KIc für Materialien, die
sich aus der Polymerisation der Gemische 1 bis 6, nach 8 Tagen Entmischen
für die
Gemische 1 bis 3 und 3 Tagen Entmischen für die Gemische 4 bis 6 ergeben
und die unter denselben Bedingungen für ein sich allein aus EB600-Harz
zusammensetzendes Material erhaltenen werden in der nachstehenden
Tabelle 3 dargestellt. Jeder in Tabelle 3 angegebene Wert entspricht
dem Mittel der für
5 bis 10 an verschiedenen Prüfkörpern aus demselben
Material angestellten Messungen erhaltenen Werte.
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Außerdem zeigt
sie die als Prozentwerte ausgedrückte
Zunahme der Bruchzähigkeit
(ΔKIc), die die sich aus der Polymerisation
dieser Gemische 1 bis 6 ergebenden Materialien bezüglich der
Bruchzähigkeit
des EBC600-Harzes allein aufweisen.
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Tabelle
3 zeigt, dass die erfindungsgemäßen Materialien
alle höhere
Bruchzähigkeiten
als 1,2 MPa·m1/2 aufweisen. Bei fünf davon ist sie höher als
1,3 MPa·m1/2 und bei einem davon ist sie sogar höher als 1,5
MPa·m1/2.
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Die
Zunahme der Bruchzähigkeit
ist somit wenigstens 60% und kann 88% in Bezug auf das Vinylesterharz
erreichen, aus dem sie hergestellt wurden.
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Sie
zeigt ferner, dass die erfindungsgemäßen Materialien eine Glasübergangstemperatur,
einen Elastizitätsmodul
und eine Bruchspannung aufweisen, die mit denen der Vinylesterharze
vergleichbar sind.
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BIBLIOGRAPHIE
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- [1] US-A-5 434
226
- [2] Wang et al., Journal of Polymer Science, 38, 2409–2421
- [3] McGrath et al., Polymer Engineering and Science, 37, 9,
1501–1511,
1997