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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt Mittel zur Erzeugung von neutralisierenden
Antikörperreaktionen
von hohem Titer gegen HPV-18 und HPV-45 und optional von weiteren
humanen Papillomaviren (HPV-Typen mit virusartigen Teilchen (VLPs),
die aus einem chimären
L1-Molekül
zusammengesetzt sind, das neutralisierende Epitope von jedem der
HPV-Typen enthält, bereit.
Diese VLPs lösen
neutralisierende Antikörperreaktionen
aus und können
daher als wirksame prophylaktische Reagenzien gegen diese Krankheitszustände im Zusammenhang
mit anhaltenden Infektionen mit den HPV-Typen verwendet werden.
Zelluläre
Immunreaktionen gegen das chimäre
HPV-L1-Molekül
können
günstige
therapeutische Wirkungen gegen bestehende Infektionen ausüben. Diese
chimären
VLPs können
auch bei der Diagnose einer früheren
oder aktuellen Infektion mit den HPV-Typen geeignet sein oder sie
können
als Hilfsmittel bei der Bestimmung der Konzentration an schützenden
(neutralisierenden) Antikörpern,
die in einer Flüssigkeitsprobe
des Körpers
vorhanden sind, verwendet werden. Ferner betrifft die vorliegende
Erfindung auch die Verwendung derartiger VLPs zur Einkapselung von erwünschten
Einheiten, z. B. diagnostischen oder therapeutischen Mitteln, und
deren Verwendung als "Pseudovirionen" zur Bewertung der
Wirksamkeit von mutmaßlichen
Impfstoffen oder Therapeutika.
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Hintergrund der Erfindung
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Papillomaviren
infizieren eine Vielzahl verschiedener Spezies von Tieren, einschließlich Menschen. Die
Infektion ist typischerweise durch die Induktion von gutartigen
epithelialen und fibroepithelialen Tumoren oder Warzen an der Infektionsstelle
gekennzeichnet. Jede Spezies von Wirbeltieren wird durch einen Spezies-spezifischen
Satz von Papillomaviren infiziert, wobei ein derartiger Satz jeweils
mehrere verschiedene Papillomavirus-Typen umfasst. Beispielsweise
wurden mehr als 60 verschiedene humane Papillomavirus(HPV)-Genotypen
isoliert. Papillomaviren sind hochgradig Spezies-spezifische infektiöse Mittel.
Beispielsweise können
Hunde- und Kaninchen-Papillomaviren in heterologen Spezies, wie
Menschen, keine Papillome induzieren. Eine neutralisierende Immunität gegen
eine Infektion durch einen Papillomavirus-Typ verleiht im allgemeinen
keine Immunität
gegen einen anderen Typ, selbst wenn die Typen eine homologe Spezies
infizieren.
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Beim
Menschen verursachen Papillomaviren Genitalwarzen, eine vorwiegend
auf sexuellem Wege übertragene
Krankheit. Die HPV-Typen 6 und 11 sind besonders häufig mit
den gutartigen Genitalwarzen Condylomata acuminata assoziiert. Genitalwarzen
sind sehr häufig
und subklinische und unscheinbare HPV-Infektionen sind häufiger als
klinische Infektionen. Obgleich die meisten HPV-induzierten Läsionen gutartig
sind, können
Läsionen,
die aus bestimmten Papillomavirus-Typen, z. B. HPV-16 und HPV-18 entstehen, einen
malignen Verlauf nehmen. Außerdem
wird eine Infektion durch einen der mit Bösartigkeit assoziierten Papillomavirus-Typen
als ein erheblicher Risikofaktor in Bezug auf die Entwicklung von
Zervikalkarzinomen, weltweit der zweithäufigsten Krebsart bei Frauen,
angesehen. Von den bei Zervikalkrebs beteiligten HPV-Genotypen ist HPV-16
besonders häufig;
es wird bei etwa 50% von Zervixkarzinomen festgestellt. HPV-18 tritt
bei etwa 8–31%
auf, je nach der geographischen Lage. In den meisten Gebieten der
Welt ist HPV-45 der dritthäufigste, onkogene
HPV-Typ (F. X. Bosch et al., J. Natl. Cancer Inst., Bd. 87 (1995),
S. 796–802).
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In
Anbetracht der erheblichen Gesundheitsrisiken, die sich allgemein
durch Papillomavirus-Infektionen und speziell durch humane Papillomavirus-Infektionen
ergeben, haben verschiedene Arbeitsgruppen über die Entwicklung von rekombinanten
Papillomavirus-Antigenen und von deren Verwendung als diagnostische
Mittel und als prophylaktische Impfstoffe berichtet. Im allgemeinen
sind derartige Forschungsarbeiten auf die Erzeugung von prophylaktischen
Impfstoffen abgestellt, die nur das Haupt-Capsidprotein (L1) oder
dieses in Kombination mit dem untergeordneten Capsidprotein (L2)
enthalten. Beispielsweise berichteten Ghim et al., Virology, Bd.
190 (1992), S. 548–552, über die
Expression von HPV-1-L1-Protein unter Anwendung der Vakzinia-Expression
in Cos-Zellen, die
Konformationsepitope zeigten, und über deren Verwendung als Impfstoffe oder
für die
serologische Typisierung oder den Nachweis. Diese Arbeit stellt
auch die Basis einer Patentanmeldung (US-SN 07/903 109, Anmeldetag
25. Juni 1992, fallengelassen zugunsten US-SN 08/216 506, Anmeldetag
22. März
1994) dar, an der die vorliegende Anmelderin eine Lizenz besitzt.
Ferner berichten Suzich et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd.
92 (1995), S. 11553–11557,
darüber,
dass die Immunisierung von Hunden mit einem rekombinanten, oralen
Hunde-Papillomavirus (COPV) in einem Baculovirus/Insekten-Zellsystem
die Entwicklung von viralen, mukosalen Papillomen vollständig verhinderte.
Diese Ergebnisse sind aufgrund der erheblichen Ähnlichkeiten zwischen zahlreichen
HPVs und COPV von Bedeutung. Beispielsweise bewirkt COPV ähnlich wie
HPVs, die mit anogenitalem und genitalem Krebs assoziiert sind,
Infektionen und Läsionen an
Schleimhautstellen. Ferner zeigen die Ll-Sequenzen von COPV Strukturähnlichkeiten
mit HPV-L1-Sequenzen. Aufgrund dieser Ähnlichkeiten ist das COPV/Beagle-Modell
für die
Untersuchung von L1-Protein enthaltenden Impfstoffen geeignet, z.
B. für
die Untersuchung einer schützenden
Immunreaktion, einen Schutz gegen natürliche Infektionen und eine
Optimierung von Impfverfahren (Id.).
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Ferner
berichtete eine Forschungsgruppe der Universität Rochester über die
Erzeugung von humanem Papillomavirus-Haupt-Capsid-Protein (L1) und
von virusartigen Teilchen unter Verwendung eines Baculovirus/Insektenzellen-Expressionssystems
(Rose et al., University of Rochester,
WO-94/20137 , Veröffentlichungstag 15. September
1994). Insbesondere berichteten sie über die Expression des L1-Haupt-Capsidproteins von
HPV-6 und HPV-11 und über
die Erzeugung von HPV-6-, HPV-11-, HPV-16- und HPV-18-virusartigen Teilchen.
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Ferner
berichtete eine Forschergruppe der Universität von Queensland über die
rekombinante Herstellung von Papillomavirus-L1- und/oder L2-Proteinen und virusartigen
Teilchen sowie über
deren potentielle Verwendung als Impfstoffe (Frazer et al.,
WO-93/02189 , Veröffentlichungstag
4. Februar 1993).
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Außerdem berichtete
eine staatliche US-Forschergruppe über rekombinante Papillomavirus-Capsidproteine,
die angeblich sich selbständig
zu Capsomerstrukturen vereinigen und virale Capside bilden, die
antigene Konformationsepitope umfassen (
US-Patent 5 437 951 , Lowy et al.,
Ausgabetag 1. August 1995). Die Ansprüche dieses Patents sind auf
eine spezifische HPV-16-DNA-Sequenz, die für ein L1-Protein kodiert, das zum
selbständigen
Zusammenbau befähigt
ist, und auf dessen Verwendung zur Expression von rekombinanten
HPV-16-Capsiden mit einem Gehalt an diesem HPV-16-L1-Protein abgestellt.
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In
Bezug auf HPV-Capsidprotein enthaltende Vakzine gilt es in der Fachwelt
als weitgehend gesichert, dass eine notwendige Voraussetzung für einen
wirksamen, auf HPV-L1-Haupt-Capsidprotein basierenden Impfstoff
darin besteht, dass das L1-Protein Konformationsepitope aufweist,
die durch native, humane Papillomavirus-Haupt-Capsidproteine exprimiert werden
(vergl. z. B. Hines et al., Gynecologic Oncology, Bd. 53 (1994),
S. 13–20;
Suzich et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Ed. 92 (1995), S. 11553–11557).
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Sowohl
nicht-teilchenförmige
als auch teilchenförmige,
rekombinante HPV-L1-Proteine, die native Konformations-HPV-L1-Epitope
präsentieren,
werden in der Literatur beschrieben. Es ist bekannt, dass L1 in mehreren
oligomeren Konfigurationen stabil ist, z. B. (i) Capsomere, die
Pentamere des Li-Proteins umfassen, und (ii) Capside, die aus 72
Capsomeren in einer T=7-Eikosaederstrukur bestehen. Ferner ist es
bekannt, dass das L1-Protein
bei Expression in eukaryontischen Zellen allein oder in Kombination
mit L2 zu einem wirksamen selbständigen
Zusammenbau zu capsidartigen Strukturen, die im allgemeinen als
virusartige Teilchen (VLPs) bezeichnet werden, befähigt ist.
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Von
VLPs wurde berichtet, dass sie in morphologischer und antigener
Hinsicht authentischen Virionen ähnlich
sind. Außerdem
wurde berichtet, dass eine Immunisierung mit VLPs die Erzeugung
von virusneutralisierenden Antikörpern
auslöst.
Insbesondere haben Ergebnisse mit einer Vielzahl von tierischen
Papillomaviren (oraler Hunde-Papillomavirus und Rinder-Papillomavirus-4)
darauf schließen
lassen, dass eine Immunisierung mit VLPs zu einem Schutz gegen eine
anschließende
Papillomavirus-Infektion führt.
Infolgedessen wurden VLPs, die aus HPV-L1-Proteinen zusammengesetzt
sind, als Impfstoffe zur Verhinderung von Krankheiten in Verbindung
mit humanen Papillomavirus-Infektionen vorgeschlagen.
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Außerdem wurde
berichtet, dass das Li-Protein zu VLPs zusammengesetzt werden kann,
wenn eine Expression unter Verwendung von rekombinanten Baculovirus-
und Vakzinia-Virus-Vektoren und in rekombinanter Hefe erfolgt (Hagensee
et al., J. Virol., Bd. 68 (1994), S. 4503–4505; Hofmann et al., Virology,
Ed. 209 (1995), S. 506–518;
Kirnbauer et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 89 (1992), S.
12180–12184;
Kirnbauer et al., J. Virol., Bd. 67 (1993), S. 6929–6936; Rose
et al., J. Virol., Bd. 67 (1993), S. 1936–1944; Sasagawa et al., Virology,
Bd. 206 (1995), S. 126–135;
Suzich et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 92 (1995), S. 11553–11557; Volpers
et al., Virology, Bd. 200 (1994), S. 504–512; Zhou et al., J. Virol.,
Bd. 68 (1994), S. 619–625).
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Die
meisten bisherigen rekombinanten L1-Präparate, die aus eukaryontischen
Zellen isoliert wurden, führten
zu einer variablen Population von VLPs mit einem Durchmesser von
annähernd
55 nm, die in ihrem Erscheinungsbild intakten Virionen ähnlich sind.
Jedoch zeigt der VLP-Zusammenbau eine gewisse Empfindlichkeit gegenüber dem
Zelltyp. Beispielsweise wird L1 in Escherichia coli weitgehend in
Form von Capsomeren oder kleineren Produkten exprimiert, wobei entweder
in der Zelle oder nach der Reinigung nur wenige oder gar keine Capside
auftreten (Rose et al., J. Virol., Bd. 67 (1993), S. 1936–1944; Li
et al., J. Virol., Bd. 71 (1997), S. 2988–2995). Ähnliche Ergebnisse wurden beobachtet,
wenn das Polyoma-Virus-VP1-Protein in E. coli exprimiert wird (Salunke
et al., Biophys. J., Bd. 56 (1989), S. 887–900).
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Bisher
gibt es kein wirksames Verfahren zur Auslösung von neutralisierenden
Antikörperreaktionen von
hohem Titer gegen zwei oder mehr HPV-Typen mit einem einzigen VLP.
Tatsächlich
wurde aufgrund des Mangels an authentischen, humanen Papillomavirus-Vorräten wenig über kreuzneutralisierende
Antikörperreaktionen
gearbeitet. Jedoch wurde die Fähigkeit
von HPV-VLPs zur Bildung von Antiseren, die eine Kreuzreaktion mit
anderen HPV-VLP-Typen eingehen, geprüft. Antiseren gegen individuelle
HPV-VLP-Typen wurden durch ELISA auf ihre Reaktivität mit einer
Vielzahl anderer HPV-VLP-Typen getestet. Im allgemeinen ist die Antikörperreaktivität gegen
HPV-VLPs typspezifisch. Das Antiserum reagiert mit dem VLP, das
bei der Erzeugung des Antiserums verwendet wurde, jedoch nicht mit
anderen HPV-VLP-Typen. In Fällen,
bei denen über eine
hochgradige Kreuzreaktivität
des Antiserums mit anderen VLP-Typen berichtet wurde, waren die
Aminosäuresequenzen
des heterologen HPV-Typs hochgradig homolog mit dem ursprünglichen
Typ. Beispielsweise wurde über
starke anti-VLP-Antikörper-Kreuzreaktionen
zwischen HPV-6, HPV-11 und zwischen HPV-18, HPV-45 berichtet (R.
C. Rose, persönliche
Mitteilung; W. White et al., in Vorbereitung; L. F. Zang, Vaccine, (2000),
S. 1051–1058).
Die kreuzneutralisierende Aktivität von kreuzreagierenden Antigenen
wurde in den wenigen Fällen
festgestellt, bei denen HPV-Vorräte
verfügbar
sind und Infektivitätstests
entwickelt worden sind. Es wurde über Tests auf in vitro-Infektivität für HPV-11, –16 und –18 berichtet
(Smith et al., J. Invest. Dermatol., Bd. 105 (1995), S. 1–7; White
et al., J. Virol., Bd. 72 (1998), S. 959–964; White et. al., 17th International Papillomavirus Conference,
1999). Zusätzlich
wurden neuerdings Tests auf HPV-31 und –45 entwickelt (S. Wilson, unveröffentlichte
Ergebnisse). Ergebnisse mit diesen Tests haben gezeigt, dass eine
starke Kreuzreaktivität ein
Anzeichen für
kreuzneutralisierende Aktivität
darstellt (White et al., J. of Virol., Bd. 72 (1998), S. 959–964; White
et. al., 17th International Papillomavirus
Conference, 1999; Wilson et al., unveröffentlichte Ergebnisse). In
jedem einzelnen Fall war jedoch der kreuzneutralisierende Titer
immer erheblich niedriger (10- bis 100-fach) als die Reaktivität gegen
den homologen Typ. Die Konzentration an Antikörper, die zur Erzielung eines
Schutzes gegen HPV-Infektionen notwendig ist, ist nicht bekannt.
Jedoch gilt es als weitgehend gesichert, dass hohe Antikörpertiter
zu höheren
Schutzgraden führen.
Somit besteht die derzeitige Beschränkung darin, dass es für eine breit
gefächerte
Abdeckung gegen eine Vielzahl von HPV-Typen erforderlich ist, zahlreiche
VLP-Typen aufzunehmen. Jeder zusätzliche
VLP-Typ erfordert aufwändige
Herstellungs- und Reinigungsmaßnahmen und
führt zu
einer komplexeren Beschaffenheit und zu höheren Kosten des Impfstoffes.
Daher wäre
es von Vorteil, die Anzahl an VLP-Typen zu verringern und dennoch
ein Produkt zu erzeugen, das zur Auslösung von schützenden
oder therapeutischen Reaktionen gegen eine Vielzahl von HPV-Typen
befähigt
ist.
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Steven
et al. (Journal of Virology, Juli 1996, S. 4791–4794) führt aus, dass die Bindung von HPV11-spezifischen,
neutralisierenden, monoklonalen Antikörpern auf HPV6-L1-virusartige
Teilchen umdirigiert werden kann, indem man zwei Substitutionen
von entsprechenden Aminosäureresten
an HPV11-L1 vornimmt.
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Zusammenfassende Darstellung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt ein neues Verfahren zur Auslösung von
neutralisierenden Antikörperreaktionen
von hohem Titer oder von therapeutischen zellulären Reaktionen gegen HPV-18
und HPV-45 und optional gegen weitere HPV-Typen mit einem einzigen
chimären
L1-Molekül
bereit. Durch Schaffung eines chimären L1-VLP, das zur Auslösung von
Antikörperreaktionen
oder zellulären
Reaktionen befähigt
ist, die mit den durch zwei oder mehr individuelle VLP-Typen induzierten
Reaktionen vergleichbar sind, bewirken die erfindungsgemäßen Verfahren
eine Verringerung des Bedarfs an einer großen Anzahl von VLP-Typen in
Impfstoffen auf HPV-VLP-Basis.
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Die
erfindungsgemäßen neuen
chimären
HPV-L1-VLPs können
für die
Diagnose einer früheren
oder aktuellen HPV-Infektion und auch zur Bestimmung des Grads an
schützenden
Antikörperreaktionen,
die in Körperflüssigkeiten
auftreten, herangezogen werden. Die Verwendung des chimären Moleküls verringert
dabei die Anzahl der erforderlichen Tests und die Anzahl der erforderlichen
Komponenten, die zur Definition dieser Parameter benötigt werden.
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Die
erfindungsgemäßen chimären HPV-VLPs
können
auch zur Einkapselung von erwünschten
Resten, z. B. von diagnostischen oder therapeutischen Mitteln, wie
zielgerichteten Liganden, antiviralen Mitteln und Radionukliden,
verwendet werden, und sie können
als "Pseudovirionen" zur Abgabe von therapeutischen Mitteln
an Zellen und zur Bewertung der Wirksamkeit von mutmaßlichen
Impfstoffen oder Therapeutika eingesetzt werden.
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Kurze Beschreibung der Erfindung
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Die
Aminosäuresequenzen
der L1-Proteine von HPV-18 und HPV-45 sind hochgradig homolog, wobei die
Identität
der Aminosäuresequenz
86% beträgt.
HPV-18-L1-VLPs und HPV-45-VLPs rufen Antiseren hervor, die miteinander
kreuzreagieren (White et al., in Vorbereitung; Wilson et al., 18th International Papillomavirus Conference).
Test auf in vitro-Infektivität wurden
sowohl mit HPV-18-Material (White et al., in Vorbereitung) als auch
mit HPV-45-Material (Wilson et al., Abstract, 18th International
Papillomavirus Conference) entwickelt, wobei jedes Material ein
Produkt einer organotypischen Kultur war (Meyers et al., Abstract,
18th International Papillomavirus Conference).
Die Infektivitätstests
wurden für
den Nachweis verwendet, dass anti-HPV-18-VLP-Serum sowohl HPV-18-Virus als auch
HPV-45-Virus neutralisiert. Ferner neutralisiert anti-HPV-45-VLP-Serum
HPV-18 zusätzlich
zu HPV-45. Somit liegen kreuzneutralisierende Epitope sowohl an HPV-18
als auch an HPV-45 vor. Jedoch war in beiden Fällen die Wirkungsstärke des
Antiserums in Bezug auf die Neutralisation des Homotyp-Virus 100-fach
größer als
gegen das Heterotyp-Virus.
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Als
Mittel zur Erzeugung eines VLP, das starke Neutralisationstiter
gegen beide Virus-Typen hervorrufen soll, wurden vier verschiedene
chimäre
HPV-18/45-L1-Moleküle
erzeugt, indem Segmente des L1-Gens durch homologe Segmente des
HPV-45-L1-Gens ausgetauscht wurden. Sämtliche vier chimären L1-Moleküle bildeten
VLPs, wie durch Elektronenmikroskopie nachgewiesen wurde. Jedes
chimäre
L1-VLP wurde durch ELISA auf die Reaktivität mit drei HPV-18-neutralisierenden,
monoklonalen Antikörpern
(R5, J4, 195), die verschiedene Stellen an HPV-18-L1-VLPs erkennen,
getestet. Einer der chimären
VLPs ging keine Bindung mit den monoklonalen Antikörpern (mAbs)
J4 und 195 ein, band jedoch R5. Überraschenderweise
zeigten Antiseren, die in Mäusen
gegen dieses chimäre
VLP erzeugt worden waren, Neutralisationstiter sowohl gegen HPV-18
als auch gegen HPV-45, die von vergleichbarer Größe mit den durch die homotypischen
VLPs hervorgerufenen Titer waren. Obgleich die J4- und 195-Epitope
verloren gingen, ergab die Aufrechterhaltung des R5-Epitops (und
vermutlich anderer 18 Epitope) sowie der Einbau von HPV-45-neutralisierenden
Epitopen in einem VLP-Format die Struktur, die zur Induktion von
Neutralisationsreaktionen von hohem Titer gegen beide Virustypen
erforderlich war. Somit wurde insgesamt festgestellt, dass ein chimäres HPV-L1-VLP,
das aus den Aminosäuren
1-265 von HPV-18, anschließend
den Aminosäuren
265–442
von HPV-45 und am Ende aus den Aminosäuren 443–507 von HPV-18 zusammengesetzt
ist, Neutralisationsreaktionen von hohem Titer gegen beide Virustypen
auslöst.
Diese Reaktionen sind von höherer
Größenordnung
als die Reaktionen, die durch jeden VLP-Typ gegen das heterologe
Virus ausgelöst
werden. Ferner sind Antikörperreaktionen
gegen die J4- und 195-Epitope nicht zur Auslösung von starken Neutralisationsreaktionen
gegen HPV-18 nötig.
Auf der Grundlage dieser Beobachtungen sollte es möglich sein,
funktionelle chimäre
L1-Proteine mit anderen HPV-Kombinationen bereitzustellen, insbesondere,
wenn ein hohes Maß an
Homologie, d. h. mehr als etwa 75%, und eine hochgradige Kreuzreaktivität vorliegen.
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Definitionen
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Haupt-Capsidprotein
oder Li-Protein: das Strukturprotein von Papillomavirus (PV), das
den Hauptteil der PV-Capsidstruktur darstellt. Es finden sich Berichte über den
Einsatz dieses Proteins bei der Herstellung von HPV-Impfstoffen
und als diagnostisches Mittel.
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Virusartige
Teilchen oder VLPs: die capsidartigen Strukturen, die sich bei der
Expression und beim Zusammenbau einer Papillomavirus-L1-DNA-Sequenz allein oder
in Kombination mit einer L2-DNA-Sequenz ergeben. VLPs sind in morphologischer
und antigener Hinsicht ähnlich
mit authentischen Virionen. VLPs können in vivo in geeigneten
Wirtszellen, z. B. Säugetier- oder Insektenwirtszellen
erzeugt werden oder sie können sich
spontan bei Reinigung von rekombinanten L1-Proteinen bilden. Ferner
können
sie unter Verwendung von L1-Fragmenten oder mutierten Formen davon
hergestellt werden, z. B. unter Verwendung von L1-Proteinen, die
durch Addition, Substitution oder Deletion von einer oder mehreren
Aminosäuren
modifiziert worden sind. L1-Mutanten, die unter den Umfang der Erfindung
fallen, sind solche, die bei VLP-Wiederaufbau mindestens ein natives
PV-Konformationsepitop
präsentieren.
Beispielsweise umfasst dies L1-Proteine,
die am letzten konservierten Glutaminrest am Carboxyterminus geschnitten
worden sind. Die Spaltung dieses Glutaminrestes entfernt durchschnittlich
30 bis 40 Aminosäurereste
vom L1-Protein. Geeignete Mutanten oder Fragmente lassen sich auf
der Grundlage der Reaktivität
dieser L1-Proteine mit neutralisierendem Antiserum oder auf der Grundlage
ihrer Fähigkeit
zur Anregung von neutralisierendem Antiserum bestimmen.
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Korrekt
gefaltetes L1-Protein: ein L1-Protein, Fragment davon oder eine
mutierte Form davon (entweder monomer in Form von kleinen Oligomeren
(Dimere bis Tetramere) oder Capsomere), die bei Expression eine
Konformationsstruktur annehmen, die ein oder mehr Konformations-HPV-L1-Epitope, die an nativen
viralen Capsiden oder VLPs vorhanden sind, präsentiert und sich für den Zusammenbau
zu VLPs eignet. Erfindungsgemäß präsentiert
ein korrekt gefaltetes chimäres
HPV-L1-Protein ein oder mehrere HPV-L1-Konformationsepitope von
jedem der HPV-Typen, die bei der Herstellung des chimären Proteins
verwendet werden.
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Konformations-L1-HPV-Epitop:
ein Epitop, das an der Oberfläche
von korrekt gefaltetem L1-Protein exprimiert wird und auch durch
ein L1-Protein oder
Fragment oder eine mutierte Form davon exprimiert wird und das auch
durch ein L1-Protein eines entsprechenden infektiösen Wildtyp-HPV exprimiert wird.
Für den Fachmann
ist es ersichtlich, dass die Präsentation
von Konformationsepitopen für
die Wirksamkeit (sowohl in Form von prophylaktischen als auch von
diagnostischen Mitteln) von HPV-L1-Protein-Immunogenen
wesentlich ist.
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Neutralisierendes
Konformations-L1-HPV-Epitop: ein Epitop, das auf der Oberfläche eines
korrekt gefalteten L1-Proteins, eines Fragments oder einer mutierten
Form davon exprimiert wird und das auch von einem L1-Protein eines entsprechenden
infektiösen
Wildtyp-HPV exprimiert wird, sowie neutralisierende Antikörper hervorruft.
Für den
Fachmann ist es ersichtlich, dass die Präsentation von neutralisierenden
Konformationsepitopen für
die Wirksamkeit (sowohl in Form von prophylaktischen als auch von
diagnostischen Mitteln) von HPV-L1-Protein-Immunogenen wesentlich ist.
- Konformationsantikörper: ein
Antikörper,
der spezifisch an ein Epitop bindet, das an einem korrekt gefalteten L1-Protein,
jedoch nicht an einem denaturierten L1-Protein exprimiert wird.
- Chimäres
L1-Molekül:
die Nucleotidsequenz von einem HPV-Typ mit einem Gehalt an verschiedenen
Segmenten der analogen Nucleotidsequenz von einem oder mehreren
weiteren HPV-Typen.
- Chimäres
VLP: ein VLP, das aus einem chimären
L1-Molekül
zusammengesetzt ist.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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1:
Schematische Darstellung der chimären 18/45-L1-Moleküle. Restriktionsendonuclease-Stellen wurden
in die HPV-45-L1-Sequenz durch positionsgerichtete Mutagenese eingeführt und
die verdauten DNA-Fragmente wurden als Ersatz für homologe Regionen von HPV-18-L1
verwendet. Die in Klammern angegebenen Zahlen geben die Position
der HPV-45-L1-Gensequenz an, die als Ersatz des 18-L1-Gens verwendet
wurde.
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2A:
Anti-VLP-Serum-Panel mit HPV-18-VLPs. ELISA-Platten wurden mit HPV-18-VLPs
beschichtet und mit seriellen, 2-fachen Verdünnungen von Antiseren, die
in Kaninchen gegen die angegebenen HPV-VLP-Typen erzeugt worden
waren, umgesetzt. Nur die anti-HPV-18-Seren und in geringerem Ausmaß die anti-HPV-45-Seren
zeigten eine signifikante Bindung an die HPV-18-VLPs über den
geprüften
Verdünnungsbereich
hinweg.
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2B:
Anti-VLP-Serum-Panel mit HPV-45-VLPs. HPV-45-VLPs wurden schichtförmig auf
ELISA-Platten aufgebracht und mit dem gleichen Panel von anti-HPV-VLP-Antiseren
wie in 2A umgesetzt. Die Ergebnisse
zeigen, dass die Reaktivität
gegen die HPV-45-VLPs weitgehend typspezifisch ist; jedoch zeigte
das anti-HPV-18-Serum den höchsten
Grad an Kreuzreaktivität.
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3:
HPV-18 wurde mit anti-HPV-11-, -16-, -18-, -33-, -35-, -39- oder -45-VLP-Seren
vorinkubiert und anschließend
zu HaCaT-Zellen gegeben. HPV-18E1E4-spezifische und zelluläre -actinspezifische RT-PCR-Produkte
wurden mit RNA, die aus den infizierten Zellen isoliert worden war,
erzeugt. Die RNA- und RT-PCR wurden im Wesentlichen gemäß den Angaben
von White et. al., 1998, durchgeführt, mit der Ausnahme, dass
es sich beim HPV-18-spezifischen Vorwärts-Außenprimer um 5'-GACTCCAACGACGCAGAGAAAC-3' und beim reversen Außenprimer
um 5'-GTCCACAATGCTGCTTCTCCG-3' handelte. Beim verschachtelten
Vorwärtsprimer
handelte es sich um 5'-GTATGCATGGACCTAAGGCAAC-3' und beim reversen verschachtelten
Primer um 5'-TCCACAGTGTCCAGGTCGTGT-3'. Nur die anti-HPV-18-
und anti-HPV-45-Seren neutralisierten das Virus.
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4:
Titration von anti-18 und anti-45 auf HPV-18-Neutralisationsaktivität: HPV-18
wurde mit 1:100 verdünntem
Präimmun-Kaninchenserum (Bahn
V), mit seriellen log 10-Verdünnungen
von anti-HPV-18-VLP-Serum
oder mit seriellen log 10-Verdünnungen
von anti-HPV-45-VLP-Serum
vor der Zugabe zu Keratinozyten vorinkubiert. Als Kontrolle wurde
ein weiterer Aliquotteil von Zellen ohne Virus inkubiert (Bahn C).
RT-PCR-Produkte
wurden mit Gesamt-RNA und HPV-18-spezifischen PCR-Primern gemäß den Angaben zu 3 erhalten.
Das anti-HPV-18-VLP-Serum verhinderte den Nachweis des E1E4-Transkripts
in Verdünnungen
von 1:105, während das anti-HPV-45-Serum
nur in Verdünnungen
von 1:103 eine Neutralisation bewirkte.
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5:
HPV-45 wurde mit anti-HPV-6-, -11-, -16-, -18-, -31-, -33-, -35-,
-39- oder -45-VLP-Seren vorinkubiert und sodann zu HaCaT-Zellen
gegeben. HPV-45-E1-E4-spezifische und zelluläre, -actinspezifische RT-PCR-Produkte wurden
mit RNA erzeugt, die aus den infizierten Zellen isoliert worden
war. Nur die anti-HPV-18- und anti-HPV-45-Seren neutralisierten
das Virus.
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6:
Bindung von HPV-18- und HPV-45-reaktiven mAbs an chimäre 18/45-L1-VLPs:
HPV-18-, HPV-45- oder die Chimären
18/45-L1-VLPs wurden an Mikrotiterplatten gemäß den Angaben zu Materialien und
Methoden gebunden. Aszitesflüssigkeiten
aus den mAb-sezernierenden Hybridom-Zelllinien wurden 1:128 000
verdünnt
und auf Bindungsreaktivität
gegen die verschiedenen VLPs getestet. Die MAbs R5, J4 und 195 sind
HPV-18-neutralisierend.
Der MAb E30 erkennt bevorzugt ein Konformationsepitop an HPV-45-VLPs; reagiert
aber weniger stark mit HPV-18-VLPs. Eine spezifische Bindung der
mAbs an die verschiedenen VLPs wurde durch ein biotinyliertes anti-Maus-Ig-Reagenz
durch eine kolorimetrische Ablesung nachgewiesen, die durch Streptavidin-Meerrettich-peroxidase
und Substrat (TMB) erzeugt worden war. Die optische Dichte wurde nach
15-minütiger
Inkubation mit dem Substrat und der Zugabe eines Stoppreagenz zur
Beendigung der Farbentwicklung bei 450 nm aufgezeichnet. Die Mittelwerte
von zwei im Doppelversuch angesetzten Vertiefungen wurden als die
endgültigen
OD-Werte berechnet.
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7:
Reaktivität
von polyklonalen, anti-chimären
18/45-L1-VLP-Seren
an HPV-18- und HPV-45-VLPs: Antiseren gegen HPV-18-, -45- und die
XN-, NB-, und BH-18/45-L1-VLPs wurden nicht-zuchtverwandten Swiss-Mäusen erzeugt.
Fünf Mäuse wurden
subkutan in den Wochen 0 und 3 mit 2 μg des angegebenen VLP bei Adsorption
an Aluminiumhydroxid (1 mg/ml Al-Endkonzentration)
immunisiert. Antiseren wurden in der Woche 5 (2 Wochen nach der
sekundären
Immunisierung) gewonnen. Vereinigte Antiseren aus jeder Gruppe wurden
1:4 000 verdünnt
und durch ELISA auf ihre Reaktivität mit HPV-18- oder HPV-45-VLPs getestet.
Die spezifische Bindung wurde durch ein biotinyliertes anti-Maus-Ig-Reagenz
durch eine kolorimetrische Ablesung nachgewiesen, die durch ein
Streptavidin-Meerrettich-peroxidase und ein Substrat (TMB) erzeugt
worden war. Die optische Dichte wurde nach 15-minütiger Inkubation
mit dem Substrat und nach Zugabe eines Stoppreagenz zur Beendigung
der Farbentwicklung bei 450 nm abgelesen. Mittelwerte von im Doppelversuch
angesetzten Vertiefungen wurden als die endgültigen OD-Werte berechnet.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Erfindungsgemäß werden
chimäre
HPV-L1-Proteine bereitgestellt, die zur Auslösung von Antikörperreaktionen
oder zellulären
Reaktionen befähigt
sind, die mit den Reaktionen vergleichbar sind, die durch HPV-18
und HPV-45 und gegebenenfalls durch weitere individuelle HPV-Typen
ausgelöst
werden. Dies bedeutet, dass die erfindungsgemäßen chimären Proteine zur Bildung von
Neutralisationstitern gegen zwei oder mehr HPV-Typen in einer Größenordnung befähigt sind,
die mit dem Neutralisationstiter vergleichbar sind, der entsteht,
wenn jeder einzelne von zwei oder mehr HPV-Typen getrennt verabreicht
worden ist. Der Ausdruck "allgemein
vergleichbar" bedeutet,
dass der Neutralisationstiter des chimären L1-Proteins und des VLP
gegen jeden Virustyp, der zur Herstellung des chimären Proteins
verwendet worden ist, mindestens 50% des Neutralisationstiters beträgt, der
gegen jedes Homotyp-Virus erzeugt worden ist. Dies stellt eine erhebliche
Verbesserung gegenüber
der Reaktion dar, die durch ein einzelnes, natives HPV-VLP-(nicht-chimär) erzeugt
worden ist, wobei die Stärke
der Kreuzneutralisationsaktivität,
d. h. die Fähigkeit
des Serums zur Neutralisation von HPV-Typen, die sich vom nativen
Typ unterscheiden, immer erheblich geringer ist als die Kreuzreaktivität des Serums
und die Fähigkeit
des Serums zur Neutralisation von Heterotyp-Virus (etwa 100-fach
niedriger mit nativen L1-Proteinen und nicht-chimären VLPs).
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Die
erfindungsgemäßen chimären HPV-L1-Proteine
lassen sich unter Verwendung von Sequenzen aus HPV-18 und HPV-45
konstruieren. Weitere HPV-Typen
werden aus der Gruppe ausgewählt,
die aus HPV-11, -16, -31, -33, -35 und -39 besteht. Besonders bevorzugte
Typen weisen eine hochgradige Homologie auf, d. h. mindestens 65–75% unter
den nativen L1-Genen, wie es bei HPV-18, -45 und -39 der Fall ist.
Insbesondere handelt es sich bei diesen HPV-Typen um HPV-16, -18,
-31, -33 und -45. Das chimäre
HPV-L1-Protein umfasst
vorzugsweise mindestens das R5-Epitop von HPV-18.
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Eine
Möglichkeit
zur Konstruktion von chimären
L1-Proteinen besteht in der Anwendung einer "Tribrid"-Vorgehensweise, wobei drei Abschnitte
von L1-Genen unterschiedlicher HPV-Typen verbunden werden oder der
Mittelabschnitt von einem L1-Gen aus der entsprechenden Region eines anderen
ersetzt wird. Das erfindungsgemäße chimäre "Tribrid"-Protein umfasst
die Aminosäuren
1–265
von HPV-18, anschließend
die Aminosäuren
265–442
von HPV-45 und am Ende die Aminosäuren 443–507 von HPV-18.
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Die
erfindungsgemäßen Chimären HPV-L1-Proteine
können
zur Herstellung virusartiger Teilchen (VLP) verwendet werden. Derartige
VLPs können
in Impfstoffzusammensetzungen verwendet werden, die ferner pharmazeutische
Träger
und gegebenenfalls Adjuvantien, die dem Fachmann geläufig sind,
umfassen. Die chimären
VLPs können
auch in therapeutischen Zusammensetzungen zur Behandlung von Patienten
mit aktuellen Papillomavirus-Infektionen verwendet werden. Die VLPs,
die Impfstoffe, die therapeutischen Zusammensetzungen und die Proteine
der Erfindung können
alle zur Erzeugung von neutralisierendem Antiserum von hohem Titer
gegen mindestens zwei HPV-Typen verwendet werden.
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Eine
Neutralisationsaktivität
von hohem Titer bedeutet, dass das chimäre L1-Protein zur Bildung von Antiserum
befähigt
ist, das in einer Verdünnung
von 1:1 000 und insbesondere in einer Verdünnung von 1:10 000 mindestens
zwei HPV-Typen neutralisiert. Die Neutralisationsaktivität, die gegen
jeden Virustyp vorliegt, kann von dem Niveau abhängen, das durch Verabreichung
der nativen Homotyp-Viren erreicht wird, beträgt aber im allgemeinen mindestens
etwa 50% der Neutralisationsaktivität, die durch Homotyp-Serum
hervorgerufen wird. Das Verfahren kann auch zur Induktion von neutralisierenden
Antikörperreaktionen
oder zellvermittelten Immunreaktionen von hohem Titer gegen zahlreiche
verschiedene HPV-Typen verwendet werden, und zwar in Abhängigkeit
von der Anzahl der Epitope, die in einem einzelnen chimären L1-Molekül enthalten
sind. Die Anzahl von HPV-Typen, gegen die Antikörperreaktionen erzeugt werden,
kann ferner durch Verabreichung von VLPs, die mehr als ein chimäres L1-Molekül enthalten,
erfüllt
werden. Beispielsweise können
Antiseren gegen mindestens drei HPV-Typen erzeugt werden, indem
man ein VLP mit einem Gehalt an mindestens zwei Typen von chimären HPV-L1-Proteinen verabreicht,
sofern jeder Typ des chimären
Moleküls
mindestens ein L1-Epitop aufweist, das aus einem anderen HPV-Typ
als das andere Epitop stammt.
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Die
Erfindung umfasst ferner Gene, die für die hier beschriebenen chimären HPV-L1-Proteine
kodieren. Das Gen, das die Kodierungssequenzen von HPV-18 umfasst,
umfasst vorzugsweise mindestens die Nucleotide des nativen HPV-18-L1-Gens,
die für
das R5-Epitop kodieren, und insbesondere mindestens etwa die N-terminale
Hälfte
des nativen HPV-18-L1-Gens. Ein bevorzugtes erfindungsgemäßes Gen
umfasst das native HPV-18-L1-Gen, wobei die Nucleotide 624 bis 1327
durch die entsprechenden Nucleotide von HPV-45 ersetzt worden sind. "Entsprechend" bedeutet die Nucleotide
in der gleichen Position wie die deletierten Nucleotide, wenn zwei
native Gene so ausgerichtet werden, dass sich die höchstmögliche Homologie
ergibt. In "Tribrid"-Virustypen können die
rekombinanten Gene, die für
die chimären
L1-Proteine kodieren, entsprechende Segmente aufweisen, die im Bereich
von etwa 100 Nucleotiden bis etwa 1200 Nucleotiden liegen.
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Die
Erfindung umfasst auch Vektoren, die die Gene umfassen, die für die Chimären HPV-L1-Proteine kodieren,
und zwar in funktioneller Verknüpfung
mit regulatorischen Sequenzen, wie Promotoren, die deren Expression
steuern. HPV-L1-Sequenzen können
in beliebigen Wirtszellen exprimiert werden, die für die Expression
von gewinnbaren Ausbeuten an HPV-VLPs sorgen. Geeignete Wirtssysteme
zur Expression von rekombinanten Proteinen sind bekannt und umfassen
beispielsweise Bakterien, Säugetierzellen,
Hefen und Insektenzellen. Ein bevorzugtes Expressionssystem umfasst
das Baculovirus/Insektenzellen-System, das in den Beispielen verwendet
wird, da dieses System für
hohe Proteinausbeuten sorgt. Jedoch können HPV-L1- und -L2-Proteine
auch in anderen Systemen, insbesondere in Bakterien und Hefen, erzeugt
werden.
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Geeignete
Vektoren zur Klonierung der Expression der vorliegenden, für HPV-L1
kodierenden DNA-Sequenzen sind dem Fachmann geläufig und im Handel erhältlich.
Ferner sind geeignete regulatorische Sequenzen zur Erzielung der
Klonierung und Expression, z. B. Promotoren, Polyadenylierungssequenzen,
Enhancer und selektierbare Marker, bekannt. Die Auswahl entsprechender
Sequenzen zur Bildung von gewinnbaren Proteinausbeuten stellt für den Fachmann
eine routinemäßige Maßnahme dar.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst auch Verfahren zum Impfen eines Subjekts
gegen mindestens zwei Typen von HPV, wobei das Verfahren die Verabreichung
einer Impfstoffzusammensetzung umfasst, die mindestens ein chimäres HPV-L1-Protein
umfasst, wobei dieses mindestens eine chimäre HPV-L1-Protein neutralisierende
Epitope mindestens für
HPV-18 und HPV-45 umfasst. Weitere HPV-Typen werden vorzugsweise aus
der Gruppe ausgewählt,
die aus HPV-11, -16, -31, -33, -35 und -39 besteht, wobei es sich
aber auch um einen beliebigen HPV-Typ handeln kann.
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Das
erfindungsgemäße chimäre HPV-Ll-Protein
umfasst die Aminosäuren
1–265
von HPV-18, anschließend
die Aminosäuren
265–442
von HPV-45 und am Ende die Aminosäuren 443–507 von HPV-18. Die Impfstoffzusammensetzungen können entweder
freie Chimäre
L1-Proteine oder VLPs mit einem Gehalt an chimären L1-Proteinen enthalten.
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Die
erfindungsgemäßen Impfstoffzusammensetzungen
können
zelluläre
Immunreaktionen sowie die Bildung von neutralisierenden Antiserum-Titern
auslösen.
Die Zusammensetzungen können
Adjuvantien oder zusätzliche
Bestandteile zur Förderung
von zellulären
Immunreaktionen zusätzlich
zu chimären
Proteinen oder VLPs enthalten, d. h. Cytokine oder T-Zellrezeptorliganden.
Derartige Bestandteile können
der Zusammensetzung zugemischt werden. Alternativ kann die Zusammensetzung
so aufgebaut sein, dass diese Bestandteile dem VLP-Capsid einverleibt
werden. Dies kann in vivo durch Einverleibung der Reste in VLPs
während
ihres Zusammenbaus im Innern der Zelle erfolgen. Alternativ kann
dies vorgenommen werden, indem man Reduktionsmittel verwendet, um
den Abbau und die Entfernung des Reagenz zu beeinflussen, damit
das VLP neu zusammengesetzt wird. Diesbezüglich beschreibt
US-SN 08/923 997 ein Verfahren zum
Abbau und erneuten Zusammenbau von HPV-VLPs, um abzugebende Mittel
einzuverleiben oder VLPs zielgerichtet an Zellen abzugeben. Der
Inhalt dieser Druckschrift wird durch Verweis zum Gegenstand der
Beschreibung gemacht.
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Die
erfindungsgemäßen Impfstoffe
enthalten eine ausreichende Menge der vorliegenden HPV-VLPs, um
die Bildung von neutralisierenden Antikörpern im Wirt auszulösen, wobei
die HPV-VLPs in einem pharmazeutisch verträglichen Träger enthalten sind. Die Verabreichung
der vorliegenden, VLP enthaltenden Impfstoffe kann durch beliebige,
pharmazeutisch verträgliche
Maßnahmen
erfolgen, z. B. durch parenterale, lokale oder systemische Verabreichung,
einschließlich
beispielsweise eine orale, intranasale, intravenöse, intramuskuläre und topische
Verabreichung. Die Verabreichungsart hängt von verschiedenen Faktoren
ab, wozu der natürliche
Infektionsweg gehört.
Die verabreichte Dosierung hängt
von verschiedenen Faktoren ab, unter Einschluss des Alters, der
Gesundheit, des Gewichts, der Art einer gegebenenfalls vorgenommenen
gleichzeitigen Behandlung und der Natur und dem Typ des speziellen
humanen Papillomavirus. Der Impfstoff kann in Dosierungsformen,
wie Kapseln, flüssigen
Lösungen,
Suspensionen oder Elixieren, für
die orale Verabreichung, oder in Form von sterilen flüssigen Zubereitungen,
wie Lösungen
oder Suspensionen, für
die parenterale oder intranasale Verwendung eingesetzt werden. Ein
inerter, immunologisch verträglicher
Träger
wird vorzugsweise verwendet, z. B. Kochsalzlösung oder phosphatgepufferte
Kochsalzlösung.
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Die
Impfstoffe werden in therapeutisch wirksamen Mengen verabreicht,
d. h. in Mengen, die zur Erzielung einer schützenden immunologischen Reaktion
ausreichen. Im Allgemeinen werden die Impfstoffe in Dosierungen
von etwa 0,1 mg Protein bis etwa 20 mg Protein und vorzugsweise
von etwa 0,001 mg bis etwa 100 mg Protein verabreicht. Es können Einfach-
oder Mehrfachdosierungen verabreicht werden.
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Die
erfindungsgemäßen Verfahren
ermöglichen
die Herstellung von chimären
HPV-Impfstoffen zur Verhinderung bestimmter Typen von Papillomavirus-Infektionen.
Beispielsweise können
die Impfstoffe, wenn mehr als ein PV-Typ mit den PV-Infektionen
in Verbindung steht, stabile chimäre HPV-VLPs umfassen, die sich von
mehr als einem PV-Typ ableiten.
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Es
ist bekannt, dass verschiedene Neoplasien mit PV-Infektionen assoziiert
sind. Beispielsweise wurden die HPVs 3a und 10 mit flachen Warzen
in Verbindung gebracht. Von einer Anzahl von HPV-Typen wurde berichtet,
dass sie mit Epidermodysplasia verruciformis (EV) assoziiert sind,
einschließlich
die HPVs 3a, 5, 8, 9, 10 und 12. Von den HPVs 1, 2, 4 und 7 wurde
berichtet, dass sie mit Hautwarzen assoziiert sind, und von den
HPVs 6b, 11a, 13 und 16 wurde berichtet, dass sie mit Läsionen der
Schleimhautmembranen assoziiert sind (vergl. z. B. Kremsdorf et
al., J. Virol., Bd. 52 (1984), S. 1013–1018; Beaudenon et al., Nature,
Bd. 321 (1986), S. 246–249;
Heilman et al., J. Virol., Bd. 36 (1980), S. 395–407; und DeVilliers et al.,
J. Virol., Bd. 40 (1981), S. 932–935). Somit können die
vorliegenden Impfstoffzubereitungen chimäre VLPs umfassen, die sich je
nach dem gewünschten
Schutz von verschiedenen HPV-Typen ableiten.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst auch Verfahren zur Behandlung von
Papillomavirus-Infektionen, die durch mehr als einen HPV-Typ charakterisiert
sind, wobei die Verfahren die Verabreichung einer therapeutischen
Zusammensetzung umfassen, die HPV-VLPs, die mindestens ein chimäres L1-Protein
aufweisen, enthalten. Ferner umfasst werden Verfahren zur Behandlung
einer Papillomavirus-Infektion, die durch einen ersten HPV-Typ verursacht
worden ist, gleichzeitig mit einer prophylaktischen Behandlung mindestens
eines anderen Typs einer HPV-Infektion,
wobei das Verfahren die Verabreichung einer therapeutischen Zusammensetzung
umfasst, die HPV-VLPs, die mindestens ein chimäres L1-Protein aufweisen, enthalten.
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Die
therapeutischen Verfahren der vorliegenden Erfindung sorgen ferner
für die
Einführung
erwünschter
Einheiten, z. B. DNAs, Proteine, Peptide, Hormone, Radionuclide,
Mittel gegen Krebs und antivirale Mittel, in VLPs während des
Wiederaufbaus. Dies ist vorteilhaft, da derartige VLPs als Abgabeträger (zur
Einführung erwünschter
Einheiten in Zellen) und als "Pseudovirionen" zur Bewertung der
prophylaktischen Wirksamkeit von Papillomavirus-Impfstoffen verwendet
werden können.
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Beispielsweise
umfassen die Einheiten, die in die VLPs eingekapselt werden können, therapeutische und
diagnostische Einheiten, z. B. Nucleinsäuresequenzen, Radionuclide,
Hormone, Peptide, antivirale Mittel, Antitumormittel, Mittel zur
Modulation des Zellwachstums, Inhibitoren des Zellwachstums, Cytokine,
Antigene, Toxine und dergl. Die vorliegenden VLPs, die einen darin
eingekapselten erwünschten
Rest enthalten, sollen bei Verabreichung an einen gewünschten
Wirt, vorzugsweise einen Menschen, von Zellen, die normalerweise durch
das spezielle Papillomavirus infiziert werden, z. B. Epithelzellen,
Keratinozyten und dergl., aufgenommen werden, wobei für die potentielle
Aufnahme der eingekapselten Einheit in die Zellen gesorgt wird.
Dies kann die Verwendung der vorliegenden VLPs für therapeutische Zwecke (im
Gegensatz zur Prophylaxe) erleichtern, da dadurch die Abgabe eines
therapeutischen Mittels an eine angestrebte Zellstelle, z. B. an
die Stelle eines Zervikalkarzinoms, erleichtert wird. Angesichts
der im allgemeinen lästigen
Eigenschaften von PVs kann dies eine hochgradig selektive Maßnahme zur
Abgabe erwünschter
Einheiten an Zielzellen darstellen. Beispielsweise kann dies eine
Maßnahme
zur Abgabe von Nucleinsäuresequenzen,
z. B. DNA, die für
ein therapeutisches Polypeptid kodiert, oder einer antisense-Sequenz
sorgen.
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Die
eingekapselten Einheiten sollten selbstverständlich den Zusammenbau und/oder
die Stabilität
von VLP nicht nachteilig beeinflussen. Dies kann festgestellt werden,
indem man VLPs herstellt, die die gewünschte Einheit enthalten, und
deren etwaige Wirkungen auf den Zusammenbau und/oder die Stabilität von VLPs ermittelt.
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Im
Fall von DNAs oder RNAs kann die eingekapselte Nucleinsäuresequenz
bis zu 8 Kilobasen, d. h. die Größe des PV-Genoms,
ausmachen. Jedoch sind die eingekapselten Sequenzen typischerweise
kleiner, z. B. in der Größenordnung
von 1-2 Kilobasen. Typischerweise kodieren diese DNAs für ein erwünschtes
Polypeptid, z. B. ein therapeutisches Polypeptid, wie ein Enzym,
ein Hormon, einen Wachstumsfaktor und dergl. Diese Sequenz wird
ferner funktionell mit Sequenzen verknüpft, die die Expression der
Sequenz in Zielwirtszellen erleichtern.
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Eine
weitere Anwendung von chimären
VLPs, die eingekapselte DNAs enthalten, stellen "Pseudovirionen" dar. Diesbezüglich ist festzustellen, dass
zahlreiche Papillomaviren, einschließlich solche, die an menschlichen
Krankheiten beteiligt sind, selten sind, sich nicht leicht in vitro
vermehren lassen und sich nicht leicht aus humanen Zellquellen in
solchen Mengen reinigen lassen, dass sie leicht in Antikörper-Neutralisationstests
eingesetzt werden können.
Dies stellt insofern ein Problem dar, als dadurch die Bewertung
der Eignung von Impfstoffen oder von therapeutischen Mitteln für einen
Schutz gegen diese spezifischen HPV-Viren verhindert oder erschwert
wird. Die vorliegende Erfindung sollte derartige Probleme beseitigen
oder zumindest verringern.
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Im
Wesentlichen werden chimäre "Pseudovirionen" konstruiert, die
VLPs umfassen, die aus einem chimären L1 oder einer Kombination
aus chimären
L1- und L2-Proteinen des speziellen PV gebildet sind, wobei ferner
darin ein Teil des Genoms des Papillomavirus oder einer DNA, die
für einen
selektierbaren Marker kodiert, eingekapselt ist. Dieses Pseudovirion
wird in einem in vitro-Zellinfektiositätstest verwendet, um die Wirksamkeit
von entsprechenden VLP-Impfstoffen zu bewerten. Im Wesentlichen
wird dies durchgeführt,
indem man Zellen mit derartigen Pseudovirionen in Kontakt bringt.
Diese Pseudovirionen sollten derartige Zellen binden und für die Einführung der
DNA sorgen. Anschließend
kann die Einführung
der DNA durch bekannte Verfahren, z. B. PCR-Hybridisierungsverfahren, oder auf der
Grundlage der Expression des selektierbaren Markers, z. B. β-Galactosidase,
bewertet werden.
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Dies
wird sowohl in Gegenwart als auch in Abwesenheit von Antikörpern vorgenommen,
die gegen L1- oder L2-Proteine erzeugt worden sind, die spezifisch
für das
spezielle HPV, das zur Herstellung des chimären VLP verwendet worden ist,
sind. Wenn die Insertion gehemmt wird, wie es beispielsweise auf
der Grundlage einer verringerten Expression des selektierbaren Markers
festgestellt wird, stellt dies einen Hinweis dafür dar, dass das L1- oder L2-Protein
die Erzeugung von virusneutralisierenden Antikörpern ausgelöst hat.
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Die
Erfindung umfasst ferner Verfahren zur Herstellung eines Impfstoffes
oder einer therapeutischen Zusammensetzung vom Mehrfach-HPV-Typ, das folgendes
umfasst:
- (a) die Ligation von Bereichen, die
mindestens die Aminosäuren
1 bis 265 von HPV-18, die Aminosäuren 265-442
von HPV-45 und die Aminosäuren
443–507
von HPV-18 der nativen L1-Gene, die für verschiedene Epitope kodieren,
umfassen;
- (b) die Klonierung der ligierten Genbereiche in einen Expressionsvektor;
und
- (c) die Expression des Vektors in einer Zelllinie, die die Bildung
von VLPs ermöglicht,
wobei die VLPs mindestens ein L1-neutralisierendes
Epitop von mindestens zwei verschiedenen HPV-Typen aufweisen.
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Zur
Erzeugung von kompatiblen Überständen an
den Enden der L1-Genbereiche
kann eine PCR herangezogen werden, um eine Ligation von Genbereichen
nach Restriktionsendonuclease-Verdau zu ermöglichen. Alternativ können Restriktionsstellen,
die in den nativen Sequenzen von HPV-L1-Proteinen vorliegen, zur
Verbindung von Ll-Bereichen verschiedener HPV-Typen verwendet werden.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst auch Verfahren zur Diagnose einer
früheren
oder aktuellen Papillomavirus-Infektion, die folgendes umfassen:
- (a) die Isolierung von Serum eines Patienten,
bei dem ein Verdacht auf eine frühere
oder aktuelle Papillomavirus-Infektion besteht;
- (b) die Exposition dieses Serums mit einem immobilisierten,
Chimären
HPV-L1-Protein gemäß der vorstehenden
Definition, um eine Bindungswechselwirkung zwischen den HPV-L1-Epitopen
und dem Antiserum zu ermöglichen,
wobei gleichzeitig und getrennt davon die Exposition eines irrelevanten
Antiserums oder Antikörpers
mit dem identischen Chimären
HPV-L1-Protein erfolgt;
- (c) das Waschen des immobilisierten chimären HPV-L1, so dass ungebundene
Komponenten abgetrennt werden;
- (d) die Exposition eines markierten Reagenz, das spezifisch
an Immunoglobuline des Patienten bindet, mit dem gewaschenen chimären HPV-L1-Protein; und
- (e) das Vergleichen der Menge der Markierung, die an jede Chimäre HPV-L1-Probe
gebunden ist.
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Die
chimären
HPV-L1-Proteine können
in VLPs eingebaut werden und die chimären Proteine oder die VLPs
können
an Perlen, der Oberfläche
von Gewebekulturschalen oder Zellen durch eine Bindungswechselwirkung
mit L1- oder VLP-spezifischen
Antikörpern
immobilisiert werden. Die an die Zellen gebundene Markierung kann
durch Fließzytometrie
oder beliebige andere routinemäßige Maßnahmen,
die aus dem Stand der Technik bekannt sind, gemessen werden. Alternativ
können
Serumkomponenten gebunden und anschließend chimären VLPs ausgesetzt werden,
wobei deren Bindung anschließend
mit L1-Antikörpern
nachgewiesen wird, die spezifisch für die L1s der Virustypen sind,
die für
die Herstellung des chimären
Proteins verwendet worden sind. Das Verfahren ermöglicht ein
gleichzeitiges Screening von Antikörpern für mindestens zwei verschiedene
HPV-Typen, indem man zwei verschiedene markierte Reagenzien verwendet.
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Bei
der Verwendung für
die Diagnose oder die Serotypisierung können erfindungsgemäße chimäre VLPs
unter Verwendung einer Vielzahl von Markierungen und Markierungsverfahren
markiert werden. Zu Beispielen für
Typen von Markierungen, die erfindungsgemäß verwendet werden können, gehören (ohne
Beschränkung
hierauf) Enzymmarkierungen, Radioisotopmarkierungen, nicht-radioaktive
Isotopmarkierungen, fluoreszierende Markierungen, Toxinmarkierungen
und chemilumineszierende Markierungen.
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Zu
Beispielen für
geeignete Enzymmarkierungen gehören
Malathydrogenase, Staphylokokken-Nuclease, delta-5-Steroid-isomerase,
Hefe-Alkohol-dehydrogenase,
alpha-Glycerinphosphat-dehydrogenase, Triosephosphat-isomerase,
Peroxidase, alkalische Phosphatase, Asparaginase, Glucose-oxidase,
beta-Galactosidase, Ribonuclease, Urease, Catalase, Glucose-6-phosphat-dehydrogenase,
Glucoamylase, Acetylcholinesterase und dergl.
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Zu
Beispielen für
geeignete Radioisotopmarkierungen gehören 3H, 125I, 131I, 32P, 35S, 14C, 51Cr, 57To, 58Co, 59Fe, 75Se, 152Eu, 90Y, 67Cu, 211At, 212Pb, 47Sc und 109Pd.
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Zu
Beispielen für
geeignete fluoreszierende Markierungen gehören eine 152Eu-Markierung,
eine Fluoresceinmarkierung, eine Isothiocyanatmarkierung, eine Rhodaminmarkierung,
eine Phycoerythrinmarkierung, eine Phycocyaninmarkierung, eine Allophycocyaninmarkierung,
eine o-Phthalaldehydmarkierung, eine Fluorescaminmarkierung und
dergl.
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Zu
Beispielen für
geeignete Toxinmarkierungen gehören
Diphtherietoxin, Ricin und Choleratoxin. Zu Beispielen für chemilumineszierende
Markierungen gehören
eine Luminalmarkierung, eine Isoluminalmarkierung, eine Markierung
mit einem aromatischen Acridiniumester, eine Imidazolmarkierung
und eine Acridiniumsalzmarkierung, eine Oxalatestermarkierung, eine
Luciferinmarkierung, eine Luciferasemarkierung, eine Aequorinmarkierung
und dergl.
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Dem
Fachmann sind weitere geeignete Markierungen geläufig, die erfindungsgemäß eingesetzt
werden können.
Die Bindung dieser Markierungen an VLPs kann unter Anwendung üblicher
Techniken, die dem Fachmann geläufig
sind, vorgenommen werden. Typische Techniken werden von Kennedy
et al., Clin. Chim. Acta, Bd. 70 (1976), S. 1–31, und von Schurs et al.,
Clin. Chim. Acta, Bd. 81 (1977), S. 1–40, beschrieben. Bei den in
der letztgenannten Druckschrift beschriebenen Kupplungstechniken
handelt es sich um das Glutaraldehyd-Verfahren, das Periodat-Verfahren,
das Dimaleinimid-Verfahren, das m-Maleinimidobenzyl-N-hydroxysuccinimidester-Verfahren, wobei
alle diese Verfahren durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung
gemacht werden.
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Der
Nachweis von anti-HPV-Antikörpern
unter Verwendung der vorliegenden chimären VLPs kann durch die Verwendung
von Trägern
verbessert werden. Zu bekannten Trägern gehören Glas, Polystyrol, Polypropylen,
Polyethylen, Dextran, Nylon, Amylasen, natürliche und modifizierte Cellulosen,
Polyacrylamide, Agarosen und Magnetit. Die Art des Trägers kann
so beschaffen sein, dass er für
die Zwecke der vorliegenden Erfindung entweder in gewissem Umfang
löslich
oder unlöslich
ist. Der Fachmann kennt zahlreiche andere Träger, die sich zur Bindung von
Proteinen eignen, oder er kann diese unter Einsatz routinemäßiger experimenteller
Arbeiten ermitteln.
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Im
Anschluss an die vorstehende allgemeine Beschreibung der Erfindung
werden die folgenden Materialien, Methoden und Beispiele zu Erläuterungszwecken
vorgelegt, was aber mit keiner Einschränkung des Schutzumfangs verbunden
ist, sofern nichts anderes angegeben wird.
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Materialien und Methoden
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ELISA zum Nachweis von Mäuse-anti-HPV-VLP-Antikörpern:
-
HPV-18-L1- und HPV-45-L1-VLPs
wurden heterolog in Trichoplusia ni (High Five®)-Zellen exprimiert, die
mit rekombinantem Baculovirus infiziert waren, das für die vollständige L1-Sequenz
strangabwärts
von Polyhedrin-Promotor kodiert (vergl. Ghim et al., Hrsg. M. A.
Stanley, Immunology of human papillomaviruses, Plenum, New York
(1993), S. 147–153).
Zellen wurden etwa 72 Stunden nach der Infektion geerntet, durch
Zentrifugation pelletisiert und eingefroren. Alternativ wurden VLPs
aus frischer Zellpaste, die nicht eingefroren war, isoliert. Zum
Isolieren der VLPs wurde die Zellpaste in Homogenisierungspuffer
(20 mM NaH2PO4,
150 mM NaCl, pH-Wert 7,4, mit einem Gehalt an Leupeptin, 1 μg/ml Aprotinin
und 50 μM
Pefablock® resuspendiert
und in einem Microfluidizer-Gerät (Microfluidics
Modell HC8000/3A)) lysiert. Das homogenisierte Lysat wurde sodann
90 Minuten mit 100 000 × g
zentrifugiert und das Pellet, das die HPV-18- oder HPV-45-VLPs enthielt, wurde
in PBS mit einem Gehalt an CsCl (405 g/Liter) resuspendiert. Das
geklärte
Lysat wurde sodann über Nacht
mit 83 000 × g
zentrifugiert und die VLP-Bande wurde gewonnen. Die VLPs wurden
in PBS-0,5 M NaCl verdünnt
und schichtförmig
auf einen Zweikomponenten-Stufengradienten, der aus 30% und 65%
Saccharose bestand, aufgebracht. Die Gradienten wurden 3 Stunden
mit 167 000 × g
zentrifugiert und anschließend
wurde die gereinigte VLP-Bande an der Grenzfläche zwischen den beiden Saccharoselösungen gewonnen.
Die VLPs wurden sodann in PBS-0,5 M NaCl dialysiert. Die Proteinkonzentration
wurde durch den Bradford-Test (Bradford et al., Anal. Biochem.,
Bd. 72 (1976), S. 248–254)
unter Verwendung von BSA als Referenzprotein bestimmt und der L1-Gehalt
wurde gemäß den Angaben
von (Suzich et. al., PNAS, Bd. 92 (1995), S. 11553–11557,
bestimmt. Gereinigte VLPs wurden in Aliquotanteile aufgeteilt und
bis zur Verwendung bei –80°C aufbewahrt.
-
VLPs
(entweder HPV-18 oder HPV-45) wurden in PBS auf 800 ng/ml verdünnt und
100 μl-Aliquotanteile
wurden auf Mikrotiterplatten mit 96 Vertiefungen (NUNC Maxisorp,
Nalge Nunc International, Dänemark) verteilt.
Die Platten wurden über
Nacht bei 2–8°C inkubiert
und anschließend
mit PBS mit einem Gehalt an 0,1% Tween 20 gewaschen. Sämtliche
anschließenden
Stufen wurden bei 20°C
durchgeführt.
Die Platten wurden 1 Stunde mit 5% fettfreier Trockenmilch in PBS
blockiert. Nach dem Waschen wurden serielle Zweifachverdünnungen
von anti-VLP-Seren oder Aszites-Flüssigkeit mit einem Gehalt an
anti-HPV-18- oder HPV-45-monoklonalen
Antikörpern
(mAbs) in 1% fettfreier Trockenmilch in die Vertiefungen in doppelten
Ansätzen
gegeben. Normale Serumproben oder Aszites-Flüssigkeit mit einem Gehalt an
einem irrelevanten mAb wurden als negative Kontrollen verwendet.
Nach 2-ständiger
Inkubation wurden die Platten gewaschen und eine 1:3 000-Verdünnung von
biotinyliertem Schafanti-Maus-Ig (Amersham Pharmacia Biotech, Piscataway, NJ)
in 1% BSA wurde den Platten zugesetzt. Die Platten wurden 1 Stunde
inkubiert, gewaschen und eine 1:2 000-Verdünnung von Streptavidin-biotinylierter
Meerrettich-peroxidase in 1% BSA wurde in jede Vertiefung gegeben.
Nach 1-ständiger
Inkubation wurden die Platten gewaschen und mit TMB (3,3',5,5'-Tetramethylbenzidin)
(Bio-Rad Laboratories, Hercules, CA), das 1:2 in 0,1 M Natriumcitrat,
0,1 M Essigsäure,
pH-Wert 5,8, verdünnt
war, entwickelt. Nach 15-minütiger
Inkubation wurde die enzymatische Reaktion mit 0,2 M H2SO4 gestoppt. Die optische Dichte (OD) wurde
bei 450 nm abgelesen. Mittelwerte von im Doppelversuch angesetzten Vertiefungen
wurden als die endgültigen
OD-Werte berechnet.
-
ELISA zum Nachweis von Kaninchen-anti-HPV-VLP-Antikörpern:
-
Ein
Panel von Antiseren gegen HPV-11-, -16-, -18-, -31-, -33-, -35-,
-39- und -45-VLPs
wurden in Kaninchen gemäß Literaturangaben
(White et al., J. Virol., Bd. 72 (1998), S. 959–964) erzeugt. HPV-18- oder HPV-45-VLPs
wurden gemäß den vorstehenden
Angaben auf Mikrotiterplatten schichtförmig aufgetragen. Auf die gleiche
Weise wie beim ELISA-Test für
die Mäuseantikörper wurden
die Platten gewaschen und blockiert und die primären Antiseren verdünnt. Die
Kaninchen-VLP-spezifischen Antikörper
wurden mit Ziegen-anti-Kaninchen-IgG
(für schwere
und leichte Ketten spezifisch, Kirkegaard and Perry Laboratories,
Inc., Gaithersburg, MD), das 1:8 000 in 1% Milch in PBS verdünnt war,
nachgewiesen. Nach 1-ständiger
Inkubation wurden die Platten gewaschen und die spezifische Bindung
wurde mit ABTS (Kirkegaard and Perry Laboratories, Inc., Gaithersburg,
MD) nachgewiesen. Die optische Dichte bei 405 nm wurde am Endpunkt
nach 30 Minuten abgelesen. Mittelwerte von im Doppelversuch angesetzten
Vertiefungen wurden als die endgültigen
OD-Werte berechnet.
-
An HPV-18-L1-VLPs bindender monoklonaler
Antikörper:
Oberflächen-Plasmon-Resonanz
BIACORE):
-
Sämtliche
Stufen wurden bei 25°C
durchgeführt.
CM5-Sensorchips (BIACORE, Inc. Pistataway, NJ) wurden mit N-Hydroxysuccinimid/1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)-carbodiimid
gemäß den Angaben
des Herstellers aktiviert. Eine 400 nM-Lösung von gereinigten 114K-HPV-16-VLPs
in 10 mM Natriumacetat, pH-Wert 5, wurden über ein aktiviertes Chip injiziert
(R. Karlsson und A. Fält,
J. Immunol. Methods, Bd. 200 (1997), S. 121–133). Nicht-umgesetzte Estergruppen
wurden sodann mit 1 M Ethanolamin blockiert. Bindungsstudien wurden
mit Aszites von den R5-, J4- und 195-Hybridom-Zelllinien bei Verdünnung mit
HEPES-gepufferter Kochsalzlösung,
pH-Wert 7,4, durchgeführt.
Etwa 100 μl
verdünnte
Aszites-Flüssigkeit
wurde auf den VLP-gekuppelten Sensorchip mit einer Fließgeschwindigkeit
von 10 μl/min
injiziert. Die Bindung wurde als Veränderung der Resonanzeinheiten
auf dem Chip angezeigt. Ein anti-HPV-16 mAb wurde als Kontrolle
für die unspezifische
Bindung verwendet. Für
paarweise, kompetitive Bindungsstudien wurde eine Sättigungsmenge von
einem mAb über
den VLP-gekuppelten Sensorchip geleitet, wonach sich eine Injektion
des gleichen oder eines verschiedenen mAb anschloss. Nach jedem Bindungszyklus
wurde die VLP-gekuppelte Oberfläche
mit 3 M MgCl2 regeneriert.
-
Elektronenmikroskopie:
-
Man
ließ Proteinproben
an mit Formvar und Kohlenstoff beschichteten Gittern (Electron Microscopy Sciences)
absetzen. Anschließend
wurde eine Trocknung durch Abtupfen und eine Färbung mit frisch filtrierter 2%iger
Phosphowolframsäure,
pH-Wert 6,8, durchgeführt.
Die Gitter wurden mit dem Transmissionselektronenmikroskop JEOL
Modell 1005 bei einer Beschleunigungsspannung von 100 KV geprüft und mit
nominalen Vergrößerungen
von 15–25
000 x photographiert.
-
Konstruktion eines Baculovirus-Transfervektors
mit einem Gehalt an HPV-18-L1 und HPV-45-L1:
-
Das
HPV-18-L1-Gen wurde durch PCR amplifiziert, wobei eine BglII-Stelle
vor das Initiationscodon und eine HindIII-Stelle distal zum Stoppcodon
angebracht wurden. Das PCR-Produkt wurde in pCR2.1 (Invitrogen)
kloniert und die Sequenz wurde durch automatisierte DNA-Sequenzierung bestätigt. Eine ähnliche
Strategie wurde zur Klonierung des HPV-45-L1-Gens in pCR2.1 herangezogen.
Zur Herstellung eines Baculovirus-Transfervektors wurde das 1,5 kb-18-L1-Gen
aus dem pCR-18-L1-Plasmid unter Verwendung der Restriktionsendonucleasen
BglII und HindIII ausgeschnitten, durch Agarose-Gelelektrophorese
gereinigt und in pFastBac (LifeTechnologies), das mit BamHI und
HindIII verdaut worden war, ligiert. Dieser Klon erhielt die Bezeichnung
pFB-18L1. Eine identische Strategie wurde zur Subklonierung des
HPV-45-L1-Gens in pFastBac herangezogen. Dieser Klon erhielt die
Bezeichnung pFB-45-L1.
-
Konstruktion von chimären HPV-18/45-L1-Genen:
-
Insgesamt
vier rekombinante Baculoviren mit einem Gehalt an chimären HPV-18/45-L1-Serien
wurden konstruiert. Drei rekombinante Baculoviren mit einem Gehalt
an chimären
HPV-18/45-L1-Genen wurden unter Anwendung der positionsgerichteten
Mutagenese konstruiert, um Restriktionsstellen in das HPV-45-L1-Gen einzuführen, um
eine Anpassung an spezifische Stellen, die im HPV-18-L1-Gen auftreten,
vorzunehmen. Das vierte chimäre
VLP bediente sich einer Restriktionsstelle, die in beiden Sequenzen
auftrat. In Tabelle 1 sind die Sequenzen der Oligonucleotide aufgeführt, die
dazu verwendet wurden, die Restriktionsendonuclease-Stellen in die
HPV-45-L1-Kodierungssequenz
einzuführen.
Restriktionsfragmente wurden als Ersatz von homologen Regionen in
der HPV-18-L1-Kodierungssequenz verwendet, um chimäre L1-Gene
zu erzeugen.
-
Tabelle
1 Zur
Konstruktion von Chimären
HPV-18/45-L1-Genen verwendete Primer
-
Zur
Erzeugung des Gens mit der Bezeichnung 18/45-BX wurden Oligonucleotide,
die homolog zu HPV-45-L1 waren, synthetisiert, um eine BglII-Stelle
proximal zum Initiationscodon im Vorwärtsprimer zu platzieren, und
eine Xbal-Stelle wurde erzeugt, indem das C in der Nucleotidposition
120 gegen ein T und das C in der Nucleotidposition 121 gegen ein
A im reversen Primer ausgetauscht wurden. Diese Primer wurden zur Amplifikation
eines Fragments mit 125 Basenpaaren unter Verwendung des HPV-45-L1-Gens
als Matritze verwendet. Das erhaltene Amplicon wurde mit BglII und
XbaI verdaut und als Ersatz für
das homologe Fragment des HPV-18-L1-Gens verwendet. Der pCR-18-L1-Klon
wurde mit XbaI und HindIII verdaut und das 1,4 kb-Fragment wurde
durch Agarose-Gelelektrophorese isoliert. Eine Dreiwegligation wurde
sodann unter Verwendung des Baculovirus-Transfervektors pFastBac
(Life Technologies), der mit BamHI und HindIII verdaut worden war,
des HPV-45-Amplicons, das mit BglII und XbaI verdaut worden war,
und des HPV-18-L1-Fragments, das mit XbaI und HindIII verdaut worden
war, durchgeführt.
Das erhaltene chimäre
Gen bestand aus den ersten 122 Nucleotiden von HPV-45, gefolgt von
1403 Nucleotiden des HPV-18-L1-Gens, das für drei Aminosäure-Abänderungen
gegenüber
der parentalen HPV-18-L1-Sequenz kodiert.
-
Zur
Erzeugung des Gens mit der Bezeichnung 18/45 XN wurde ein PCR-Vorwärtsprimer
konstruiert, um ein XbaI in das HPV-45-L1-Gen durch Veränderung
des C in Position 120 in T und des C in Position 121 in A zu platzieren.
Der Rückwärtsprimer
war so konstruiert, dass eine NcoI-Stelle in das HPV-45-L1-Gen platziert
wurde, indem man das A in der Nucleotidposition 624 gegen ein C
austauschte. Ein Fragment mit 502 Basenpaaren wurde unter Verwendung
dieser Primer und von HPV-45-L1 als Matritze durch PCR amplifiziert. Das
erhaltene Amplicon wurde mit NcoI und XbaI verdaut. Das pFB-18-L1-Plasmid
wurde mit XbaI und HindIII verdaut und das 5,8 kb-Fragment wurde
durch Agarose-Gelelektrophorese gereinigt. Das 5,8 kb-Fragment wurde
mit dem 502 bp-PCR-Produkt, das mit XbaI und NcoI verdaut worden
war, ligiert. Der erhaltene Klon bestand aus dem HPV-18-L1-Gen,
wobei die Nucleotide 120 bis 623 durch HPV-45-L1 ersetzt waren.
-
Zur
Erzeugung des Gens mit der Bezeichnung 18/45-NB wurde ein PCR-Vorwärtsprimer
konstruiert, um eine NcoI-Stelle in das HPV-45-L1-Gen unter Ersatz
eines C in Position 624 zu platzieren. Der Rückwärtsprimer benötigte keine
Basenänderungen,
da das Wildtyp-HPV-45-L1-Gen eine BamHI-Stelle enthielt. Daher wurde der Rückwärtsprimer,
der zur Erzeugung des HPV-45-L1-Gens von voller Länge verwendet
wurde, mit dem NcoI-Vorwärtsprimer
verwendet, um ein Fragment mit 900 Basenpaaren durch PCR zu amplifizieren.
Das PCR-Produkt wurde mit NcoI und BamHI verdaut und das Fragment
mit 702 Basenpaaren wurde durch Agarose-Gelelektrophorese gereinigt
und mit dem 5,6 kb-Fragment des pFB-18-L1-Plasmids, das mit NcoI
und BamHI verdaut worden war, ligiert. Der erhaltene Klon enthielt
das HPV-18-L1-Gen, wobei die Nucleotide 624–1327 durch das HPV-45-L1-Gen
ersetzt waren.
-
Zur
Erzeugung des Gens mit der Bezeichnung 18/45-BH wurde das pFB-18-L1-Plasmid mit
BamHI und HindIII verdaut und das 6 kb-Fragment wurde durch Agarose-Gelelektrophorese
gereinigt. Das pFB-45-L1-Plasmid wurde ebenfalls mit BamHI und HindIII
verdaut und das 0,2 kb-Fragment wurde durch Agarose-Gelelektrophorese
gereinigt. Die 6 kb- und 0,2 kb-Fragmente wurden ligiert, um das
Plasmid mit einem Gehalt an dem HPV-18-L1-Gen zu erhalten, wobei
die Nucleotide 1328 bis 1524 durch das HPV-45-L1-Gen ersetzt waren.
-
Rekombinante
Baculoviren, die für
die verschiedenen L1-Gene kodierten, wurden unter Verwendung des
Bac-to-Bac-Systems (Life Technologies, Rockville, MD) gemäß den Empfehlungen
des Herstellers erzeugt.
-
HPV-18- und HPV-45-Neutralisationstests:
-
Antiseren
gegen HPV-18-VLPs,
HPV-45-VLPs und chimäre
HPV-18/45-VLPs wurden in Swiss Webster-Mäusen
erzeugt. Die Mäuse
(5 Tiere pro Gruppe) erhielten eine subkutane Injektion von 2 g
VLPs, die an Aluminiumhydroxid-Adjuvans adsorbiert waren (Alhydrogel®,
E. M. Sergeant Pulp and Chemical Co., Inc., Clifton, NJ), in den
Wochen 0 und 3 und Serumproben wurden in der Woche 5 gewonnen. Um
festzustellen, ob die in den Mäusen
erzeugten Antiseren zur Neutralisation von HPV-18- und HPV-45-Virus
befähigt
waren, wurde die Fähigkeit
der Antiseren zum Blockieren der Expression einer spezifischen HPV-18-
oder HPV-45-gespleißten
mRNA in einer humanen Zelllinie (HaCaT) getestet.
-
HaCaT,
eine immortalisierte humane Keratinozytenzelllinie (Boukamp et al,
J. Cell Biol., Bd. 106 (1988), S. 761–771) wurde von Dr. Norbert
Fusenig bereitgestellt. Zellen wurden in DMEM (LifeTechnologies), das
mit 10% fötalem
Kälberserum,
2 mM Glutamin, 1 mM Pyruvat, Penicillin (100 Einheiten/ml) und Streptomycin
(100 μg/ml)
ergänzt
war, in Platten mit 24 Vertiefungen gezüchtet. HPV-18- oder HPV-45-Virusmaterial (bereitgestellt
von Craig Meyers, Abstract, 18th International
Papillomavirus Conference) wurde 30 Sekunden auf Eis mit Ultraschall
behandelt. Die Materialien wurden sodann im Verhältnis von 1:800 für HPV-18
oder 1:500 für
HPV-45 in Medium verdünnt
und mit Antiseren, die seriell 10-fach in Medium auf ein Endvolumen
von 0,5 ml verdünnt
worden waren, vermischt. Das Virus/Antiserum-Gemisch wurde 1 Stunde
bei 37°C
inkubiert. Medium wurde von den HaCaT-Zellen abgesaugt und das Virus/Antiserum-Gemisch
wurde in die Vertiefung gegeben. Als Kontrolle wurde eine Vertiefung
mit Zellen auf jeder Platte mit 0,5 ml Medium ohne Virus versetzt. Die
Zellen wurden einer 48-ständigen
gemeinsamen Züchtung
bei 37°C
mit den Virus/Antiserum-Gemischen unterzogen, wonach mRNA aus den
Zellen unter Verwendung des mRNA-Abfangkits (Roche Molecular Biochemicals,
Indianapolis, IN) gereinigt wurden. Das Medium wurde von den Zellen
abgesaugt und die Zellen wurden 2-mal mit 0,5 ml eiskaltem 1 × PBS gewaschen.
Die letzte Waschflüssigkeit
wurde von den Zellen abgesaugt und 0,25 ml Lysispuffer wurde in
jede Vertiefung gegeben. Sodann wurde das Zelllysat in ein RNase-freies
Mikrozentrifugenröhrchen übertragen.
Die Zelllysate wurden einer 2-minütigen Ultraschallbehandlung
in einem Cup-Horn-Ultraschallgerät auf Eis
unterzogen, um die Viskosität
des Lysats zu verringern. Biotinyliertes oligo-dT wurde 1:4 mit
Nuclease-freiem H2O verdünnt und 1 μl wurde zu jedem Lysat gegeben.
Die Proben wurden 10 Minuten bei 42°C inkubiert, um eine Anlagerung
des oligo-dT an die mRNA zu ermöglichen. Ein
50 μl-Aliquotanteil
des Lysats wurde auf ein mit Streptavidin beschichtetes PCR-Röhrchen übertragen
und 3 Minuten bei 37°C
inkubiert. Die Lysate wurden von den PCR-Röhrchen entfernt und verworfen.
Die in den Röhrchen
abgefangene RNA wurde 3-mal mit 200 μl Waschpuffer gewaschen. Überschüssiger Waschpuffer wurde
aus den Röhrchen
mit Mikropipettenspitzen entfernt. Die Fähigkeit der Antiseren zur Blockade
der Expression von HPV-18- und HPV-45-spezifischer, gespleißter mRNA
wurde durch reverse Transcriptase(RT)-PCR bestimmt. RT-Reaktionen
wurden unter Verwendung der Reagenzien des First Strand cDNA-Kits (Roche
Molecular Biochemicals) durchgeführt.
Ein Mastergemisch wurde so hergestellt, dass jedes Reaktionsgemisch
5 μl 10 × Puffer,
5 μl dNTPs,
10 μl MgCl2, 1 μl
Gelatine, 2 μl
RNase-Inhibitor, 2 μl
AMV-RT in einem Gesamtvolumen von 50 μl enthielt. 50 μl-Aliquotanteile
des Mastergemisches wurden auf die PCR-Röhrchen, die die abgefangene
mRNA enthielten, übertragen.
Proben wurden in einen Thermozykler gegeben und 2 Stunden bei 42°C inkubiert.
Das cDNA-Reaktionsgemisch wurde aus dem PCR-Röhrchen
entfernt und verworfen. Die in den PCR-Röhrchen abgefangene cDNA wurde
mit 200 μl
Waschpuffer gewaschen. Eine verschachtelte PCR war zum Nachweis
der HPV-E1-E4-cDNA erforderlich. Die erste Amplifikationsrunde wurde durch
Zugabe eines PCR-Gemisches zur abgefangenen cDNA durchgeführt, wobei
5'-GTTGTGTATGTGTTGTAAGTGTGA-3' (positioniert an
den Nucleotidpositionen 786–810
im HPV-18-Genom) als Vorwärtsprimer
und 5'-GTCCACAATGCTGCTTCTCCG-3' (positioniert an
den Nucleotidpositionen 3580–3600
im HPV-18-Genom) als Rückwärtsprimer
für 40
PCR-Zyklen verwendet wurden. 10% des PCR-Gemisches der ersten Runde
wurden für
verschachtelte Reaktionen mit 5'-GAATTGAGCTAGTAGAAAGCT-3' (positioniert an den
Nucleotidpositionen 816–840
im HPV-18-Genom) als verschachteltem Vorwärtsprimer und von 5'-TCCACAGTGTCCAGGTCGTGT-3' (positioniert an
den Nucleotidpositionen 3666–3575
im HPV-18-Genom) als verschachteltem Rückwärtsprimer für 40 PCR-Zyklen verwendet.
Ein ähnlicher
Satz von verschachtelten PCRs wurde zum Nachweis der HPV-45-E1-E4-gespeißten Message
verwendet. 40 PCR-Zyklen wurden an der cDNA, die aus mit HPV-45
infizierten HaCaT-Zellen synthetisiert worden war, unter Verwendung
von 5'-GAGCTTACAGTAGAGAGCTCG-3' (positioniert an
den Nucleotidpositionen 806–826
im HPV-45-Genom) als Vorwärtsprimer
und von 5'-TGTTACCACTACACACTTTCCTTC-3' (positioniert an
den Nucleotidpositionen 3613–3636 im
HPV-45-Genom) als Rückwärtsprimer
durchgeführt.
Die verschachtelte Amplifikation wurde unter Verwendung von 10%
des ersten PCR-Gemisches als Matritze und unter Verwendung von 5'-GCAGAGGACCTTAGAACACTA-3' (positioniert an
den Nucleotidpositionen 827–847
im HPV-45-Genom) als verschachteltem Vorwärtsprimer und von 5'-GAACACAGGAGCGGGTTGTGC-3' (positioniert an
den Nucleotidpositionen 3572–3592
im HPV-45-Genom) als verschachteltem Rückwärtsprimer für 40 Zyklen durchgeführt. Als
Kontrolle zum Nachweis, dass der Test zum Erfassen von aus HaCaT-Zellen
extrahierter mRNA befähigt
war, wurde ein zusätzlicher
Satz von Primern, die spezifisch für zelluläres -Actin waren, in das PCR-Gemisch
aufgenommen. Bei dem im ersten Reaktionsgemisch enthaltenen Vorwärtsprimer
handelte es sich um 5'-GAACCCCAAGGCCAACCGCGA-3' und beim Rückwärtsprimer
um 5'-CCACACAGAGTACTTGCGCTCAGG-3'. Beim Vorwärtsprimer
im verschachtelten Reaktionsgemisch handelte es sich um 5'-GATGACCCAGATCATGTTTG-3' und beim Rückwärtsprimer
um 5'-GGAGCAATGATCTTGATCTTC-3'. Sämtliche
PCR-Reaktionsgemische enthielten 10 mM Tris-HCl, pH-Wert 8,3, 50
mM KCl, 2,5 mM MgCl2, 200 μM dNTPs,
125 ng jeweils an Vorwärtsprimer und
Rückwärtsprimer
und 2,5 Einheiten Tag-Polymerase
(PE-Biosystems) in einem Endvolumen von 50 μl. Das Temperaturprofil für sämtliche
Reaktionen war: 2 min bei 95°C,
gefolgt von 40 Zyklen für
30 Sekunden bei 95°C,
30 Sekunden bei 60°C,
30 Sekunden bei 72°C
und einer endgültigen
10-minütigen
Erweiterung bei 72°C.
-
Sämtliche
PCR-Produkte wurden durch Elektrophorese an ein 2 Agarosegel in
1 × TBE
getrennt und durch Ethidiumbromid-Fluoreszenz sichtbar gemacht.
-
Beispiel 1
-
Chimäre
HPV-18/45-VLPs, denen die J4- und 195-Epitope fehlen, lösen starke
neutralisierende Antikörperreaktionen
gegen beide virale Typen aus.
-
HPV-18-
und HPV-45-L1-VLPs wurden in Insektenzellen unter Verwendung von
rekombinanten Baculoviren exprimiert. Die VLPs wurden durch CsCl-
und Saccharose-Gradienten gereinigt und als Beschichtungsantigene
in einem ELISA-Test verwendet. In Kaninchen gegen ein Panel von
HPV-VLP-Typen erzeugte Antiseren wurden auf ihre Reaktivität mit den
HPV-18- und HPV-45-VLPs
getestet. Wie früher
berichtet (White et al., 17th International
Papillomavirus Conference), zeigt anti-HPV-45-Serum eine starke
Kreuzreaktion mit HPV-18-VLPs, während
Antiseren gegen verschiedene andere HPV-VLP-Typen (-11, -16, -18,
-33, -35, -39) eine geringe oder gar keine Kreuzreaktivität zeigen
(2A). Ferner reagierte, wie in 2B gezeigt,
anti-HPV-18-Serum besonders stark mit HPV-45-VLPs, verglichen mit
den Antiseren gegen andere VLP-Typen. Jedoch war die Fähigkeit
des anti-HPV-18-VLP-Serums zur Kreuzreaktion mit den HPV-45-VLPs
weniger ausgeprägt
als die Bindung des anti-HPV-45-VLP-Serums an die HPV-18-VLPs.
-
Von
Antiserum gegen HPV-45 wurde gezeigt (White et al., 17th International
Papillomavirus Conference), dass es in vitro HPV-18 neutralisiert,
während
Antiseren gegen eine Vielzahl von anderen HPV-Typen eine HPV-18-Infektion nicht hemmten
(3). Diese Ergebnisse korrelieren mit der Bindungsreaktivität der Antiseren,
wie aus 2A ersichtlich ist. Eine Titration
der relativen Neutralisationsaktivität der beiden Antiseren wurde
durchgeführt.
Wie in 4 gezeigt, war das anti-HPV-45-Serum 100-fach
weniger wirksam in seiner Fähigkeit
zur Neutralisation von HPV-18, als das homotypische Antiserum. Zum
Testen der Fähigkeit
verschiedener anti-HPV-VLP-Seren zur Neutralisation von HPV-45 wurde
ein in vitro-HPV-45 Infektiositätstest
entwickelt, der ein virusspezifisches Transkript nachweist (5).
Die Ergebnisse zeigten, dass nur anti-HPV-45 und HPV-18 eine HPV-45-in
vitro-Infektion hemmten. Somit liegen kreuzneutralisierende Epitope
sowohl gegenüber
HPV-18 als auch gegenüber
HPV-45 an den beiden L1-Molekülen
vor.
-
Zur
Untersuchung der typspezifischen und kreuzneutralisierenden Aktivitäten sowohl
gegen HPV-18 als auch gegen HPV-45 wurden vier verschiedene chimäre HPV-18/45-L1-Moleküle durch
Ersatz von Segmenten des HPV-18-Moleküls durch analoge Regionen des
HPV-45-L1-Gens erzeugt. Die chimären
L1-Moleküle wurden
aus rekombinanten, mit Baculovirus infizierten Insektenzellen durch
CsCl- und Saccharose-Gradientenzentrifugation
gereinigt. Eine Analyse der verschiedenen gereinigten chimären L1-Proteine
durch Elektronenmikroskopie ergab, dass alle neuen L1-Moleküle VLPs
bildeten (Daten nicht aufgeführt).
-
Die
Bindung verschiedener anti-HPV-18 neutralisierender mAbs und eines
anti-HPV-45 an die verschiedenen chimären HPV-18/45-VLPs wurde getestet
(7). Unter Verwendung von HPV-18 neutralisierenden
mAbs wiesen wir nach, dass es mindestens drei neutralisierende Epitope
an HPV-18-VLPs gibt
(R5, J4 und 195). Die R5- und J4-Epitope unterschieden sich voneinander,
während
das 195-Epitop teilweise sowohl mit der R5- als auch mit der J4-Bindungsstelle überlappt
(Tabelle 2). In diesem Experiment banden wir HPV-18-VLPs an aktivierte
CM5(BIACORE)-Sensorchips. Die Bindung von mAb an die immobilisierten
VLPs wurde als eine Massezunahme gemessen (Resonanzeinheiten (RU)).
Man ließ einen
ersten mAb an die VLPs binden, bis eine Sättigungsmenge gebunden war.
Anschließend
wurde der zweite mAb auf den Chip gebracht. Eine unabhängige Wechselwirkung
der beiden mAbs zeigte sich durch eine starke Zunahme der RU. Im
Gegensatz dazu wurde ein zweiter mAb, der an eine gleiche Stelle
wie der erste mAb band, an der Bindung gehindert, woraus sich eine
geringe oder gar keine Zunahme der RU ergab. Wenn beispielsweise
der erste und der zweite mAb gleich waren, ist die Bindungsstelle
identisch und eine weitere Bindung durch den zweiten Antikörper wurde
signifikant verringert oder nicht nachgewiesen. Dieser Typ von Experiment,
bei dem der erste und der zweite Antikörper identisch waren, ist in
den Spalten A, B und C dargestellt, wo eine wiederholte Einführung von
mAbs 195, J4 und R5 auf den Chip zu einer Zunahme von 0%, 5,5% bzw.
21% führte.
Im Gegensatz dazu erhöhte
in Gegenwart von J4 der mAb R5 die RU-Einheiten auf ähnliche
Weise wie in dem Fall, bei dem ein Kontrollantikörper als erster Antikörper verwendet
wurde (Spalte D). Somit zeigen diese Daten, dass die mAbs R5 und
J4 an verschiedene Stellen binden. Das Epitop für mAb 195 überlappt sich partiell mit
den Epitopen, die von den mAbs R5 und J4 erkannt werden.
-
Dies
wird durch die partielle Hemmung (54% bzw. 61% für J4 und R5) der mAb-195-Bindung
in Gegenwart einer J4- oder R5-Bindung gezeigt (Spalten E und F). Tabelle 2 Kompetitive Bindungsstudien mit HPV-18-neutralisierenden
mAbs unter Durchführung
von Biosensor-Technologie
| A | B | C | D | E | F |
Erster
Antikörpera | 195 | J4 | R5 | J4 | J4 | R5 |
Zweiter
Antikörper | 195 | J4 | R5 | R5 | 195 | 195 |
%
maximale Bindung des zweiten Antikörpersb | 0% | 5,5% | 21% | 91,3% | 54% | 61,1% |
- aDer erste Antikörper wird
dem VLP-gekuppelten Chip zugeführt,
bis die Sättigungsmenge
gebunden ist. Anschließend
lässt man
den zweiten Antikörper
an den Chip binden.
- bDie prozentuale Bindung an den zweiten
Antikörper
wird als prozentualer Anteil der gesamten Bindung (RU) angegeben,
wenn ein Kontrollantikörper
(V5-anti-HPV-I6-VLP) als erster Antikörper verwendet wurde.
-
Wie
in 7 dargestellt, erkennen zwei der drei HPV-18-neutralisierenden
mAbs HPV-45 nicht, während
der mAb R5 mit dem heterotypischen VLP eine geringe Kreuzreaktion
eingeht. Überraschenderweise
behielten drei der vier chimären
HPV-18/45-VLPs, einschließlich
des XN-Chimären,
bei dem die Aminosäuren 53–194 ausgetauscht
sind, die Bindungsaktivität
mit sämtlichen
drei HPV-18-neutralisierenden
mAbs. Im Gegensatz dazu konnte die NB-Chimäre, bei der die Aminosäuren 267–442 ausgetauscht
sind, J4 und 195 nicht binden, behielt aber die R5-Bindungsstelle.
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Ein
HPV-45-neutralisierender mAb wurde bisher nicht identifiziert. Jedoch
erkennt der E30-mAb ein Konformationsepitop (persönliche Mitteilung,
Neil Christensen). Der mAb E30 erkennt bevorzugt HPV-45-VLPs, bindet
aber an HPV-18-VLPs (7). Der E30-mAb band an die
chimären
VLPs, reagierte aber stärker
mit den HPV-45-VLPs.
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Gruppen
von Swiss-Mäusen
(5 Mäuse/Gruppe)
wurden mit drei der vier verschiedenen chimären VLPs sowie mit HPV-18-
und HPV-45-VLPs, die an Aluminiumhydroxid adsorbiert waren, immunisiert.
Vereinigte Serumproben, die nach der zweiten Immunisierung gewonnen
worden waren, wurden durch ELISA auf die Aktivität mit HPV-18- und HPV-45-VLPs
einem Screening unterzogen. Wie in 8 dargestellt,
lösten
sowohl die XN als auch die NB-Chimäre, bei denen die Aminosäuren 53–194 bzw.
267–442
von HPV-18-L1 durch die analogen Regionen von HPV-45-L1 die Bildung
von Antiseren aus, die stark sowohl mit HPV-18- als auch mit HPV-45-VLPs
reagierten. Im Gegensatz dazu reagierten Antiseren gegen die BH-Chimäre, bei
der das C-terminale
Ende (Aminosäuren
449–506)
von HPV-18-L1 durch die analoge Region von HPV-45-L1 ersetzt war,
nur schlecht mit HPV-45-VLPs. Zusätzlich bestand eine Bevorzugung
des anti-HPV-18-VLP-Serums für das
Homotyp-VLP, während
das anti-45-Antiserum gleichmäßiger mit
den beiden parentalen L1-Sequenzen reagierte.
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Die
vereinigten Serumproben nach der zweiten Immunisierung entweder
mit HPV-18-, HPV-45- oder den drei chimären VLPs wurden auf ihre Neutralisationsaktivität sowohl
beim HPV-18- als auch beim HPV-45 in vitro-Infektiositätstest getestet
(Tabelle 3). HPV-18 und HPV-45 wurden mit Mäuseserum vorinkubiert, das mit
seriellen log 10-Verdünnungen
von anti-HPV-18-VLP-Serum, anti-HPV-45-VLP-Serum und antichimärem VLP-Serum
verdünnt
war und zwar vor der Zugabe zu Keratinozyten. HPV-18- und HPV-45-E1-E4-spezifische und
zelluläre
actinspezifische RT-PCR-Produkte wurden mit RNA erzeugt, die aus
den infizierten Zellen isoliert worden war. Der Neutralisationstiter
wird als die höchste
Serumverdünnung
angegeben, die den Nachweis der virusspezifischen Botschaft hemmte.
Die Fähigkeit
des HPV-45-Antiserums zur Neutralisation des Virus vom heterologen
Typ waren 1 log geringer als die des homologen Virustyps. Der Unterschied
ist für
anti-HPV-18-Antiseren noch größer, die
HPV-45 für
den GU1-Stamm nur mit 1:100 neutralisierten, gegenüber einem
Neutralisationstiter von 1:10 000 beim homologen Virustyp. Die Fähigkeit
des anti-18/45-Serums zur Neutralisation von HPV-18 und HPV-45 ist
gleichwertig. Tabelle 3 Neutralisation von HPV-18 und HPV-45 durch
antichimäre
VLP-Seren
Antiserum | HPV-18-Neutralisationstiter | HPV-45-Neutralisationstiter |
18-L1-GU1 | 10–4 | 10–2 |
18-L1-GU2 | 10–4 | < 10–2 |
45-L1 | 10–3 | 10–4 |
18/45
XN | 10–2 | 10–3 |
18/45
NB | 10–4 | 10–4 |
18/45
BH | > 10–4 | < 10–2 |
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Die
Ergebnisse zeigen, dass zwar die anti-HPV-18-VLP-Seren die HPV-18-Infektion in hohen
Verdünnungen
(1:10 000) neutralisierten, dass aber der Neutralisationstiter gegen
HPV-45 bei einem Experiment unter der Nachweisgrenze lag und bei
einem zweiten Experiment nur 1:100 betrug. Im Gegensatz dazu neutralisierte
das anti-HPV-45-VLP-Serum in starkem Maße (Titer 1:10 000) den HPV-45-Virus
und wies auch eine signifikante Neutralisationsaktivität (Titer
1:1 000) gegen eine in vitro-HPV-18-Infektion auf. Das Chimäre XN-18/45-L1-VLP
löste relativ
niedrige (1:100) HPV-18-Neutralisationstiter aus, verglichen mit
HPV-18-VLP oder den chimären
NB- und BH-L1-VLPs, die jeweils HPV-18-Neutralisationstiter von
1:10 000 auslösten.
Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Aminosäuren 53–194 (XN-Region)
für die
Bildung von HPV-18- Neutralisationsepitopen
wichtig sind oder eine Rolle bei der richtigen Faltung der Epitope
in anderen Regionen des HPV-18-L1-Moleküls spielen. Sämtliche
drei HPV-18-Neutralisations-mAbs (R5, J5 und 195) banden an die
chimären
XN-18/45-L1-VLPs. Jedoch war die Reaktivität der R5- und J4-mAbs gegen
dieses chimäre
VLP relativ zum Bindungsgrad, der bei chimären BH-VLP oder beim nativen 18-VLP auftritt,
verringert. Bisher wurde noch nicht festgestellt, ob die Verringerung
der Bindung dieser beiden mAbs an das chimäre XN-VLP zur Verringerung
der HPV-18-Neutralisationsaktivität betrug, oder ob andere, derzeit
nicht identifizierte Neutralisationsstellen für HPV-18 im chimären Molekül verloren
gegangen waren. Das XN-Chimäre
war jedoch ebenfalls zur Auslösung
von Neutralisationstitern (1:1 000) gegen HPV-45 in der Lage.
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Im
Gegensatz zu den chimären
XN-18/45-L1-VLPs reagierten die chimären BH-VLPs stark mit sämtlichen
drei HPV-18-neutralisierenden mAbs. Das chimäre anti-BH-VLP-Antiserum neutralisierte
in starkem Maße
(> 1:10 000) die HPV-18-in
vitro-Infektion, zeigte aber keine nachweisbare Aktivität gegen
eine HPV-45-Infektion. Somit löste
dieses chimäre
VLP, in dem nur der C-Terminus (Aminosäuren 449–506) von HPV-18-L1 durch die
analoge Sequenz von HPV-45-L1 ersetzt war, die Bildung eines Antiserums
mit ähnlichen Eigenschaften
wie die der intakten HPV-18-L1-Sequenz aus.
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Überraschenderweise
handelte es sich beim chimären
18/45-L1-VLP, das ein Antiserum von hohem Titer sowohl gegen HPV-18
als auch gegen HPV-45 auslöste,
um das chimäre
NB-VLP. Bei diesen VLPs fehlt sowohl die 195-als auch die J4-Bindungsstelle, während das
R5-Epitop erhalten ist. Ein Screening des chimären anti-NB-Antiserums sowohl
beim HPV-18-als auch beim HPV-45-Neutralisationstest zeigte, dass
das einzelne Antiserum beide Virustypen in hohen Verdünnungen
von 1:10 000 neutralisierte. Diese Ergebnisse belegen erneut die
Bedeutung der Aufrechterhaltung der N-terminalen Hälfte (Aminosäuren 1–194) von HPV-18-L1
in intaktem Zustand, um eine starke anti-HPV-18-Neutralisationsaktivität zu erreichen,
und lassen darauf schließen,
dass sich entweder die Neutralisationsepitope für HPV-45 in der C-terminalen
Hälfte
des L1-Moleküls
befinden oder dass das chimäre
L1-Molekül
neue Neutralisationsepitope bildet, die zur Neutralisation beider
Viren befähigt
sind.
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Die
vorstehend vorgelegten Ergebnisse beweisen erstmals, dass es möglich ist,
ein einzelnes chimäres
L1-Molekül
zu erzeugen, das Neutralisationsreaktionen von hohem Titer gegen
zwei oder mehr HPV-Typen auslöst.
Ein derartiges chimäres
Konstrukt würde
in erheblichem Umfang die Kosten für die Herstellung eines HPV-Impfstoffes
mit breiter Schutzwirkung gegen eine Vielzahl von HPV-Typen verringern.
Ferner können
die chimären
VLPs Serum-Screeningtests, die den Nachweis von Antikörpern gegen
spezifische HPV-Typen anstreben, erleichtern.
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