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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Bestimmung, ob ein
Patient Krebs hat und ob der Krebs wahrscheinlich metastasiert;
und sie betrifft Verfahren zur Behandlung von Krebs, insbesondere
von Prostatakrebs.
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Krebs
ist eine ernste Erkrankung und eine der Haupttodesursachen. Zwar
ist es in den letzten Jahren zu Fortschritten bezüglich der
Diagnose und der Behandlung verschiedener Krebsarten gekommen, aber
es besteht immer noch ein Bedarf an Verbesserungen der Diagnose
und der Behandlung.
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Krebs
ist eine genetische Erkrankung, und in den meisten Fällen sind
Mutationen in einem oder mehreren Gen(en) beteiligt. Man geht davon
aus, dass es im menschlichen Genom ungefähr 60 000 Gene gibt, aber nur
für eine
Handvoll dieser Gene wurde gezeigt, dass sie am Krebs beteiligt
sind. Es wird zwar angenommen, dass für viel mehr Gene, als man bis
jetzt identifiziert hat, gefunden werden wird, dass sie am Krebs beteiligt
sind, aber Fortschritte auf diesem Gebiet sind trotz der Verfügbarkeit
molekularer Analysetechniken nur langsam erfolgt. Das könnte auf
der unterschiedlichen Struktur und Funktion von Genen beruhen, die
bis heute identifiziert wurden, was nahelegt, dass Krebsgene in
vielen Formen auftreten können
und viele unterschiedliche Funktionen ausüben können.
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Das
Prostatakarzinom ist in vielen Ländern
zu einer sehr bedeutenden Erkrankung geworden, und es ist die am
häufigsten
diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern in der westlichen Welt,
wobei die Häufigkeit mit
dem Alter signifikant zunimmt. Während
der letzten 20 Jahre haben sich die Mortalitätsraten verdoppelt, und es
ist jetzt die zweithäufigste
Todesursache durch Krebs bei Männern
in der westlichen Welt (Wingo et al. (1995) Cancer J. Clin. 45,
8-30, Mortality Statistics: Cause England and Wales, OPCS DH2 19,
1993, Her Majesty's
Stationery Office). Die Prävalenz
des Prostatakrebses ist in den letzten 10 Jahren um 28 % gestiegen, und
diese Erkrankung macht jetzt 12 % aller Krebsfälle bei Männern in England und Wales
aus (Cancer Statistics: Registrations England and Wales, OPCS MBI
Nr. 22, 1994, Her Majesty's
Stationery Office, Foster et al. (1999) Br. J. Urol. 83, 171-194).
Für das
Jahr 2018 wird erwartet, dass es die häufigste Todesursache sein wird, und
das 50 % der männlichen
Population unter ihm leiden werden (80 % im Alter von 80 Jahren).
Hinweise aus jüngerer
Zeit legen nahe, dass der Prostatakrebs auch unter jüngeren Männern zunimmt
(Br. J. Cancer (1999) 79, 13-17). Diese Zunahmen und die Todesfälle vieler
bekannter Persönlichkeiten
durch Prostatakrebs in jüngerer
Zeit haben bewirkt, dass die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit
gelenkt wurde, sich verstärkt um
diesen Krebs zu kümmern.
Es wurde behauptet, dass die bessere Verfügbarkeit von Vorsorgeuntersuchungen
die Sterblichkeit durch Prostatakrebs einschränken könnte.
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Die
Vorsorge bezüglich
Prostatakrebs besteht derzeit aus einer rektalen Untersuchung und
der Bestimmung der Spiegel des prostataspezifischen Antigens (PSA).
Diesen Verfahren fehlt es an Spezifität, da die digitale rektale
Untersuchung stark vom jeweiligen Untersucher abhängt (Smith & Catalona (1995)
Urology 45, 70-74). Die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens
(PSA) im Serum, das von den Epithelzellen der Acini und der Gänge der
Prostata synthetisiert und als normaler Bestandteil der Samenflüssigkeit
sekretiert wird, stellt derzeit den am häufigsten eingesetzten diagnostischen
Marker des Krebses dar (z. B. Gao et al. (1997) The Prostate 31,
264-281). Die Messungen des PSA können jedoch zu inkonsistenten
Informationen führen,
so dass einige Patienten mit Prostatakrebs niedrige PSA-Spiegel
haben, während
die PSA-Spiegel beim Vorliegen einer nichtmalignen Prostataerkrankung
erhöht
sein können,
zum Beispiel bei der benignen Prostatahyperplasie (BPH), der Prostataentzündung und
anderen Erkrankungen (z. B. Mandelson et al. (1995) Annu. Rev. Public
Health 16, 283-306,
Flood et al. (1996) J. Gen. Int. Med. 11, 342-349, Morgan et al.
(1996) The Prostate 57, 58-63, Chan & Sulmasy (1998) Am. J. Med. 108,
226-274). Das vergleichsweise schlechte Abschneiden des PSA als
diagnostischer Test wurde für
366 Männer
gezeigt, die Prostatakrebs entwickelten, während sie Teilnehmer der Physicians
Health Study waren, einer prospektiven Studie an über 22 000
Männern.
Die PSA-Spiegel wurden im Serum bestimmt, das zu Beginn der Studie
eingelagert wurde, und erhöhte Spiegel
wurden bei lediglich 47 % der Männer
gefunden, die in den folgenden vier Jahren einen Prostatakrebs entwickelten
(Gann et al. (1995) JAMA 273, 289-294).
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Die
derzeitigen Vorsorgeverfahren sind demnach unbefriedigend. Es gibt
kein zuverlässiges
Verfahren für
die Diagnose des Krebses oder die Vorhersage oder Verhinderung seiner
möglichen
metastatischen Ausbreitung, die die Hauptursache für den Tod
der meisten Patienten ist.
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Grimes
et al. (1995) FEBS Lett. 369, 290-294 beschreiben die differenzielle
Expression der spannungsaktivierten Na+-Ströme in zwei
Prostatatumorzelllinien, und sie diskutieren ihren Beitrag zur Invasivität in vitro.
Die untersuchten Zelllinien waren Rattenzelllinien, und es liegen
keine Hinweise vor, welche speziellen der Na+-Kanäle beteiligt
sein könnten.
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Laniado
et al. (1997) Am. J. Pathol. 150, 1213-1221 beschreiben die Expression
und funktionelle Analyse der spannungsaktivierten Na+-Kanäle in humanen
Prostatakrebszelllinien, und sie diskutieren ihren Beitrag zur Invasion
in vitro. Es liegen keine Hinweise vor, welche speziellen der Na+-Kanäle
beteiligt sein könnten.
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Smith
et al. (1998) FEBS Lett. 423, 19-24 schlagen vor, dass die Expression
des Na+-Kanal-Proteins die Invasivität von Prostatakrebszelllinien
der Ratte und des Menschen erhöht.
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Grimes & Djamgoz (1998)
J. Cell. Physiol. 175, 50-58 beschreiben die elektrophysiologische
und pharmakologische Charakterisierung des spannungsgesteuerten
Na+-Stroms, der in der hochmetastatischen Mat-LyLu-Zelllinie
eines Prostatakrebses der Ratte exprimiert wird.
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Dawes
et al. (1995) Visual Neuroscience 12, 1001-1005 beschreiben die
Identifizierung von Subtypen des Na+-Kanals,
die in kultivierten Zellen des Pigmentepithels der Retina induziert
werden.
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Übersichtsarbeiten über die
Na+-Kanäle
finden sich zum Beispiel bei Black & Waxman (1996) Develop. Neurosci.
18, 139-152, Fozzard & Hanck
(1996) Physiol. Rev. 76, 887-926, Bullman (1997) Hum. Mol. Genet. 6,
1679-1685, Cannon (1999) und Marban et al. (1998) J. Physiol. 508,
647-657. Für
einige Na+-Kanäle und andere Ionenkanäle ist gut
bekannt, dass sie von bestimmten genetischen Defekten betroffen
sein können,
wie bei Bullman (1997) Hum. Mol. Genet. 6, 1679-1685, Burgess et
al. (1995) Nature Genet. 10, 461-465 und Cannon (1998) Mol. Neurology
(J.B. Martin, Hrsg.), Scientific American Inc., New York, beschrieben
wird. Derzeit wird jedoch keine Na+-Kanal-Sequenz
für diagnostische
Zwecke eingesetzt.
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Somit
ist es, obwohl frühere
Arbeiten basierend auf der Arbeit an Zelllinien eine gewisse generelle
Rolle spannungsgesteuerter Na+-Kanälen (voltage-gated
Na+ channels, VGSCs) beim Prostatakrebs
und seiner Metastasierung nahegelegt haben, bis jetzt nicht möglich gewesen,
diese Informationen wirksam auszunützen, da die Beteiligung von
VGSCs am Prostatakrebs in vivo nicht demonstriert worden ist und
die am Prostatakrebs des Menschen beteiligte(n) VGSC-Form(en) nicht
identifiziert worden ist bzw. sind.
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Wir
haben nun überraschenderweise
gefunden, dass die VGSC-Expression mit der pathologischen Progression
korreliert und dass der VGSC, der mit Krebs des Menschen assoziiert
ist, insbesondere mit dem Prostatakrebs und seinen Metastasen, hNe-Na
(auch bezeichnet als Nav1.7) ist. Wie oben
festgestellt wurde, handelt es sich dabei um einen bekannten VGSC
(auch wenn bisher nicht bekannt war, dass er mit menschlichem Krebs
oder menschlichen Krebszelllinien, insbesondere mit dem menschlichen
Prostatakrebs, assoziiert ist), und eine Aminosäuresequenz des Proteins und
die cDNA der codierenden mRNA sind berichtet worden (Klugbauer et
al. (1995) EMBO J. 14, 1084-1090). hNe-Na (Mensch) und PN1 (Ratte)
entsprechen dem SCN9A-Gen, wie in Beispiel 1 diskutiert wird. Kürzlich wurde
eine neue VGSC-Nomenklatur eingeführt (Goldin et al. (2000) Neuron
28(2), 365-368). In diesem System sind hNe-Na und PN1 die Orthologen
des Menschen bzw. der Ratte von NaV1.7.
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Die
chromosomale Lokation von hNe-Na ist noch nicht bestimmt worden.
Das Maus-Äquivalent
wurde jedoch in dem Cluster der spannungsgesteuerten Na+-Kanäle auf dem
Chromosom 2 der Maus lokalisiert (Beckers et al. (1997) Genomics
36, 202-205). Dieses Cluster liegt auch auf dem Chromosom 2 des
Menschen vor, wo auch hNe-Na vorliegen könnte (Malo et al. (1994) Cytogen.
Cell. Genet. 67, 178-186, Malo et al. (1994) Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 91, 2975-2979,
George et al. (1994) Genomics 19, 395-397). Die Intron/Exon-Organisation
des hNe-Na-Gens
(des humanen SCN9A) ist noch nicht bestimmt worden, aber man konnte
auf sie von anderen bekannten, konservierten Intronpositionen der
VGSC rückschließen (Loughey
et al. (1989) Cell 58, 1143-1154, George et al. (1993) Genomics
15, 598-606, Wang et al. (1996) Genomics 34, 9-16 und Sonslova et
al. (1997) Genomics 41, 201-209).
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Die
Na+-Kanäle
vom Gehirn-Typ (Rattenhirn I-III (Noda et al. (1986) Nature 322,
826-828, Kayano et al. (1988) FEBS Lett. 228, 187-194), die am stärksten dem
hNe-Na ähneln,
unterscheiden sich über
die gesamte Sequenz um 20 % (humanes Skelett 30 %, Herz 34 % Unterschied).
Allerdings (i) wird, wenn ein Sequenzvergleich innerhalb spezifischer
struktureller/funktioneller Domänen
durchgeführt
wird, diese Homologie stark vermindert (z. B. ist das erste Drittel
des zytoplasmatischen Linkerbereichs DII-DIII nur zu 45 % homolog mit
dem ähnlichsten
Kanal (RBII/HBII); (ii) hNe-Na enthält Bereiche, die ausreichend
unterschiedlich sind (z. B. die Reste 446-460: EYTSIRRSRIMGLSE),
sodass spezifische Antikörper
hergestellt werden können
(siehe zum Beispiel Toledo-Aral et al. (1997) Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 94, 1527-1532).
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Es
ist ein Ziel der Erfindung, Verfahren bereitzustellen, die für das Erstellen
von Diagnosen und Prognosen für
Krebs, speziell Prostatakrebs, und zur Unterstützung des Klinikers bei der
Handhabung von Krebs, insbesondere des Prostatakrebses, nützlich sind.
Insbesondere ist es ein Ziel der Erfindung, ein Verfahren zur Beurteilung
des metastatischen Potenzials von Krebs, insbesondere des Prostatakrebses
bereitzustellen.
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Zu
weiteren Zielen der Erfindung gehören die Bereitstellung von
Verfahren zur Behandlung von Krebs, insbesondere von Prostatakrebs,
und Verfahren zur Identifizierung von Verbindungen, die selektiv
den VGSC, der mit dem menschlichen Krebs, insbesondere dem Prostatakrebs,
assoziiert ist, hemmen, da diese Verbindungen nützlich für die Behandlung von Krebs
sein könnten.
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Ein
erster Aspekt der Erfindung stellt ein Verfahren zur Bestimmung
der Anfälligkeit
eines menschlichen Patienten für
Prostatakrebs bereit, das den Schritt der Bestimmung, ob eine Nukleinsäure und/oder
Protein des Patienten enthaltende Probe eine Menge der Nukleinsäure oder
des Proteins des mit Prostatakrebs in Zusammenhang stehenden spannungsgesteuerten
Na+-Kanals hNe-Na enthält, umfasst, wobei eine solche Menge
als die im Vergleich zu bekannten nicht-kanzerösen oder nicht-metastatischen
Prostatazellen bei bekannten kanzerösen oder metastatischen Prostatazellen
vorhandene erhöhte
Menge definiert ist.
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Ein
zweiter Aspekt der Erfindung stellt ein Verfahren zur Diagnose von
Prostatakrebs bei einem menschlichen Patienten bereit, das den Schritt
der Bestimmung, ob eine Nukleinsäure
und/oder Protein des Patienten enthaltende Probe eine Menge der
Nukleinsäure
oder des Proteins des mit Prostatakrebs in Zusammenhang stehenden
spannungsgesteuerten Na+-Kanals hNe-Na enthält, umfasst,
wobei eine solche Menge als die im Vergleich zu bekannten nicht-kanzerösen oder
nicht-metastatischen Prostatazellen bei bekannten kanzerösen oder
metastatischen Prostatazellen vorhandene erhöhte Menge definiert ist.
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Es
dürfte
klar sein, dass die Bestimmung, ob die Probe eine Menge der Nukleinsäure oder
des Proteins des mit Prostatakrebs in Zusammenhang stehenden VGSC
hNe-Na enthält,
als solche eine Krebsdiagnose darstellen könnte oder vom Kliniker als
Unterstützung
bei der Erstellung einer Diagnose verwendet werden könnte.
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Zum
Beispiel ist es bezüglich
des Prostatakrebses nützlich,
wenn der Kliniker eine histopathologische Untersuchung des Biopsiegewebes
durchführt
oder die Plasmaspiegel des PSA bestimmt oder eine externe digitale
Untersuchung durchführt
oder eine bildgebende Darstellung durchführt. Kürzlich wurde auch die Möglichkeit
der Heranziehung der IGF-I-Spiegel im Blut vorgeschlagen (Chan et
al. (1998) Science 279, 563-566). Es dürfte klar sein, dass der Kliniker
diese und andere Faktoren gerne in Betracht ziehen und den Spiegel
des besagten VGSC berücksichtigen
wird, ehe er eine Diagnose stellt.
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Ein
dritter Aspekt der Erfindung stellt ein Verfahren zur Vorhersage
der relativen Aussichten bezüglich des
Verlaufs eines Prostatakrebses bei einem menschlichen Patienten
bereit, das den Schritt der Bestimmung, ob eine Nukleinsäure und/oder
Protein des Patienten enthaltende Probe eine Menge der Nukleinsäure oder des
Proteins des mit Prostatakrebs in Zusammenhang stehenden spannungsgesteuerten
Na+-Kanals hNe-Na enthält, umfasst, wobei eine solche
Menge als die im Vergleich zu bekannten nicht-kanzerösen oder
nicht-metastatischen
Prostatazellen bei bekannten kanzerösen oder metastatischen Prostatazellen
vorhandene erhöhte
Menge definiert ist.
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Somit
könnte
das Verfahren des dritten Aspektes der Erfindung nützlich für eine Prognose
oder die Unterstützung
einer Prognose sein. Das Verfahren könnte zusätzlich zu bekannten Prognoseverfahren,
wie einer histopathologischen Untersuchung des Biopsiegewebes oder
der Messung oder der Plasmaspiegel des PSA, einer externen digitalen
Untersuchung oder einer bildgebenden Darstellung eingesetzt werden.
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Es
dürfte
klar sein, dass die Bestimmung des Spiegels des besagten VGSC in
der Probe für
den Kliniker nützlich
bei der Ermittlung sein wird, wie er den Krebs des Patienten handhaben
soll. Zum Beispiel kann der Kliniker, da erhöhte Spiegel des besagten VGSC
mit dem metastatischen Potenzial assoziiert sind, insbesondere bei
einem Prostatakrebs, und mit einer Unempfindlichkeit gegenüber Androgenen
assoziiert sein können,
die Information bezüglich
der Spiegel des besagten VGSC zur Erleichterung der Entscheidungsfindung bezüglich der
Behandlung des Patienten einsetzen. Somit könnte, wenn der Spiegel des
besagten VGSC ein geringes metastatisches Potenzial des besagten
Prostatakrebses anzeigt, ein unnötiger
radikalchirurgischer Eingriff vermieden werden. Ähnlich könnte, wenn der Spiegel des
besagten VGSC ein hohes metastatisches Potenzial des besagten Prostatakrebses
anzeigt, ein radikalchirurgischer Eingriff (d. h. eine Prostatektomie) die
bevorzugte Behandlung darstellen.
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Aus
dem oben Gesagten und aus den folgenden Beispielen dürfte klar
sein, dass die Bestimmung der Spiegel des besagten VGSC diagnostisch
für die
Vorhersage ausgenützt
werden könnte,
ob ein bestimmter Krebs, insbesondere ein Prostatakrebs, metastasieren
wird, da angenommen wird, dass die Expression des besagten VGSC
mit der möglichen
zukünftigen
Ausbreitung eines Tumors korreliert.
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Es
wird auch besonders bevorzugt, dass das erfindungsgemäße Verfahren
zur Vorhersage, ob ein bestimmter Prostatakrebs metastasieren wird,
eingesetzt wird.
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Der
Spiegel des besagten VGSC, der Krebs oder ein metastatisches Potenzial
anzeigt, könnte
als der erhöhte
Spiegel definiert werden, von dem bekannt ist, dass er in kanzerösen oder
metastatischen Prostatazellen im Vergleich zu bekannten nicht-kanzerösen oder
nicht-metastatischen
Prostatazellen vorliegt. Der Spiegel des Proteins des besagten VGSC
könnte
zum Beispiel in kanzerösen
Zellen oder metastatischen Zellen wenigstens 1 1/2-fach höher sein,
oder er könnte
wenigstens 2-fach oder 3-fach höher
sein. Die quantitative Analyse mittels einer Mikrodensitometrie
immunhistochemisch aufgearbeiteter Gewebeschnitte hat gezeigt, dass
die VGSC-Expression in kanzerösen
Bereichen der Prostatagänge
dreimal höher
ist als in dem entsprechenden gutartigen Bereich (siehe Beispiel
3). Von dem eingesetzten Antikörper
wird angenommen, dass er mit allen VGSC-Formen reagiert, aber unsere
Befunde im Beispiel 1 zeigen, dass der Na+-Kanal
hNe-Na wahrscheinlich in humanen Prostatakrebszellen die vorherrschende
Form ist, und es scheint deshalb wahrscheinlich, dass es hauptsächlich der
Na+-Kanal hNe-Na ist, der erkannt wird.
Der Spiegel der für
den besagten VGSC codierenden mRNA könnte zum Beispiel in kanzerösen Zellen
oder metastatischen Zellen wenigstens 1 1/2-fach höher sein, oder er könnte wenigstens
2-fach oder 3-fach höher
sein oder wenigstens 10-, 50-, 100-, 500- oder 1000-fach höher sein.
Messungen mittels semiquantitativer PCR zeigen, dass der Spiegel
der mRNA in den hochmetastatischen Zelllinien ungefähr 1000-fach
höher ist
als in den geringmetastatischen Zelllinien, wie in den Beispielen
beschrieben wird.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird bestimmt, ob der Spiegel einer Nukleinsäure, insbesondere
der mRNA, des besagten VGSC ein Spiegel ist, der mit Krebs assoziiert
ist. Vorzugsweise enthält
die Probe eine Nukleinsäure,
wie mRNA, und der Spiegel des besagten VGSC wird gemessen, indem die
besagte Nukleinsäure
mit einer Nukleinsäure
in Kontakt gebracht wird, die selektiv mit der Nukleinsäure des
besagten VGSC hybridisiert.
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Mit „selektiv
hybridisieren" ist
gemeint, dass die Nukleinsäure
eine ausreichende Ähnlichkeit
bezüglich ihrer
Nukleotidsequenz mit derjenigen der besagten humanen Nukleinsäure aufweist,
so dass sie mit ihr unter mäßig- oder
hochstringenten hybridisieren kann. Wie in diesem Gebiet gut bekannt
ist, hängt
die Stringenz der Nukleinsäurehybridisierung
von Faktoren wie der Länge
der Nukleinsäure, über die
die Hybridisierung erfolgt, dem Ausmaß der Übereinstimmung der hybridisierenden
Sequenzen und von Faktoren wie der Temperatur, der Ionenstärke und
dem CG- oder AT-Gehalt der Sequenz ab. Somit ist jede beliebige
Nukleinsäure,
die imstande ist, wie besagt selektiv zu hybridisieren, für die Durchführung der
Erfindung nützlich.
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Zu
Nukleinsäuren,
die selektiv mit der besagten humanen DNA oder cDNA hybridisieren
können,
gehören
Nukleinsäuren,
die eine > 95%ige
Sequenzübereinstimmung
aufweisen, vorzugsweise diejenigen mit einer > 98%igen und bevorzugter diejenigen mit
einer > 99%igen Sequenzübereinstimmung
bezüglich
wenigstens eines Teils der Nukleinsäure mit der besagten humanen
DNA oder cDNA. Wie gut bekannt ist, enthalten humane Gene gewöhnlich Introns,
sodass zum Beispiel eine mRNA oder cDNA, die von einem Gen in der
besagten humanen DNA stammt, nicht über ihre gesamte Länge vollständig mit
der gesamten humanen DNA übereinstimmt,
aber sie wäre
trotzdem eine Nukleinsäure,
die imstande ist, selektiv mit der besagten humanen DNA zu hybridisieren.
Somit schließt
die Erfindung spezifisch Nukleinsäuren ein, die mit der besagten
VGSC-mRNA oder -cDNA hybridisieren, die aber möglicherweise nicht mit einem
der besagten VGSC-Gene hybridisieren. Zum Beispiel kann es sein,
dass Nukleinsäuren,
die die Intron-Exon-Grenzen des besagten VGSC-Gens umfassen, nicht
in der Lage sind, selektiv mit der besagten VGSC-cDNA zu hybridisieren.
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Typische
moderat oder hoch stringente Hybridisierungsbedingungen, die zu
einer selektiven Hybridisierung führen, sind in diesem Gebiet
bekannt, zum Beispiel diejenigen, die in Molecular Cloning, a laboratory manual,
2. Auflage, Sambrook et al. (Hrsg.), Cold Spring Harbor Laborstory
Press, Cold Spring Harbor, New York, USA beschrieben werden, wobei
diese Literaturstelle hier mit der entsprechenden Quellenangabe
aufgenommen wird.
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Ein
Beispiel für
eine typische Hybridisierungslösung,
wenn die Nukleinsäure
auf einer Nylonmembran immobilisiert ist und die Nukleinsäuresonde
eine Länge
von ≥ 500
Basen oder Basenpaaren hat, sieht folgendermaßen aus:
6 × SSC (Natriumcitratsalinelösung)
0,5
% Natriumdodecylsulfat (SDS)
100 μg/ml denaturierte, fragmentierte
Lachsspermien-DNA
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Die
Hybridisierung wird bei 68 °C
durchgeführt.
Die Nylonmembran mit der immobilisierten Nukleinsäure kann
bei 68 °C
in 1 × SSC
oder, für
hohe Stringenz, bei 68 °C
in 0,1 × SSC
gewaschen werden.
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20 × SSC kann
folgendermaßen
hergestellt werden: Löse
175,3 g NaCl und 88,2 g Na+-Citrat in 800 ml
H2O. Stelle den pH mit ein paar Tropfen
einer 10-N-NaOH-Lösung
auf 7,0 ein. Stelle das Volumen mit H2O auf
1 Liter ein. Teile in Aliquots auf. Sterilisiere durch Autoklavieren.
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Ein
Beispiel für
eine typische Hybridisierungslösung,
wenn eine Nukleinsäure
auf einer Nylonmembran immobilisiert ist und die Sonde ein Oligonukleotid
von 15 bis 15 Basen ist, sieht folgendermaßen aus:
3,0 M Trimethylammoniumchlorid
(TMACI)
0,01 M Na+-Phosphat (pH 6,8)
1
mM EDTA (pH 7,6)
0,5 % SDS
100 μg/ml denaturierte, fragmentierte
Lachsspermien-DNA
0,1 % entfettete Trockenmilch
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Die
optimale Hybridisierungstemperatur wird üblicherweise so gewählt, dass
sie 5 °C
unter der Ti für die gegebene Kettenlänge liegt.
Ti ist die irreversible Schmelztemperatur
des zwischen der Sonde und ihrer Targetsequenz gebildeten Hybrids.
Jacobs et al. (1988) Nucl. Acids Res. 16, 4637 diskutieren die Bestimmung der
Ti. Die empfohlene Hybridisierungstemperatur
für 17-mers in 3 M TMACI
liegt bei 48–50 °C; für 19-mers liegt
sie bei 55–57 °C und für 20-mers
bei 58–66 °C.
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In
dem Begriff „Nukleinsäure, die
selektiv hybridisiert" sind
auch Nukleinsäuren
eingeschlossen, die DNA von der besagten VGSC-mRNA DNA mittels eines
beliebigen der gut bekannten Amplifizierungssysteme wie derjenigen,
die detaillierter unten beschrieben werden, insbesondere der Polymerase-Kettenreakton (PCR),
amplifizieren. Zu geeigneten Bedingungen für die PCR-Amplifizierung gehört die Amplifizierung
in einem geeigneten 1-x-Amplifizierungspuffer.
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Der
10-x-Amplifizierungspuffer besteht aus 5 mM KCl, 100 mM Tris-HCl
(pH 8,3 bei Raumtemperatur), 15 mM MgCl2 und
0,1 % Gelatine.
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Es
wird ein geeignetes Denaturierungsmittel oder -verfahren (wie ein
Erhitzen auf 95 °C)
zur Trennung der Stränge
der doppelsträngigen
DNA eingesetzt.
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Geeigneterweise
erfolgt der Hybridisierungsteil der Amplifizierung zwischen 37 °C und 60 °C, vorzugsweise
bei 50 °C.
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Auch
wenn die Nukleinsäure,
die in den erfindungsgemäßen Verfahren
nützlich
ist, RNA oder DNA sein kann, so wird doch DNA bevorzugt. Auch wenn
die Nukleinsäure,
die in dem erfindungsgemäßen Verfahren
nützlich
ist, doppelsträngig
oder einzelsträngig
sein kann, so wird eine einzelsträngige Nukleinsäure unter bestimmten
Bedingungen, wie in Reaktionen zur Nukleinsäureamplifizierung, bevorzugt.
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Die
Nukleinsäure,
die für
die erfindungsgemäßen Verfahren
nützlich
ist, kann jede beliebige geeignete Größe haben. Für bestimmte Zwecke bezüglich einer
Diagnose, einer Verwendung als Sonde und zur Amplifizierung wird
es jedoch bevorzugt, dass die Nukleinsäure weniger als 10 000, bevorzugter
weniger als 1000, noch bevorzugter 10 bis 100 und sogar noch bevorzugter
15 bis 30 Basenpaare (wenn die Nukleinsäure doppelsträngig ist)
oder Basen (wenn die Nukleinsäure
einsträngig
ist) hat. Wie genauer weiter unten beschrieben werden wird, werden
einsträngige
DNA-Primer, die für
den Einsatz in der Polymerasekettenreaktion geeignet sind, besonders
bevorzugt.
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Die
Nukleinsäure
für den
Einsatz in den erfindungsgemäßen Verfahren
ist eine Nukleinsäure,
die in der Lage ist, mit den mRNAs der besagten VGSCs zu hybridisieren.
Fragmente der Gene der besagten VGSCs und cDNAs, die von der mRNA,
die von den Genen der besagten VGSCs codiert wird, sind ebenfalls
bevorzugte Nukleinsäuren
für den
Einsatz in den erfindungsgemäßen Verfahren.
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Es
wird besonders bevorzugt, dass die Nukleinsäure für den Einsatz in den erfindungsgemäßen Verfahren
ein Oligonukleotidprimer ist, der dazu eingesetzt werden kann, einen
Teil der Nukleinsäure
der besagten VGSCs, insbesondere eine VGSC-mRNA, zu amplifizieren.
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Die
mRNA des hNe-NA ähnelt
anderen VGSC-mRNAs, unterscheidet sich aber von ihnen. Nukleinsäuren für den Einsatz
in der Erfindung können
mit mehr als einer, z. B. allen, im Wesentlichen allen oder mit einer
bestimmten Untergruppe der mRNAs der VGSCs hybridisieren. Das wird
weiter in den Beispielen 1 und 2 diskutiert. So kann die Nukleinsäure für den Einsatz
in der Erfindung mit einem Teil der VGSC-mRNAs hybridisieren, der
für einen
Abschnitt des VGSC-Polypeptids codiert, der innerhalb der VGSCs
konserviert ist, z. B. die gleiche Aminosäuresequenz in allen, im Wesentlichen
allen oder einer Untergruppe der VGSCs aufweist. Bevorzugte Nukleinsäuren für den Einsatz
in der Erfindung sind diejenigen, die selektiv mit der hNe-Na-mRNA
hybridisieren und nicht mit anderen VGSC-mRNAs hybridisieren. Derartige
selektiv hybridisierende Nukleinsäuren können leicht erhalten werden, z.
B. durch die Bezugnahme darauf, ob sie mit der mRNA des besagten
VGSC und nicht mit anderen VGSC-mRNAs hybridisieren oder nicht.
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Es
können
Verfahren und Nukleinsäuren,
wie sie z. B. im Beispiel 1 beschrieben werden, eingesetzt werden.
Insbesondere kann eine semiquantitative PCR-Technik, wie sie z.
B. im Beispiel 1 beschrieben wird, eingesetzt werden.
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Die
Verfahren sind für
Krebstypen geeignet, aber es wird bevorzugt, dass es sich bei dem
Krebs um Prostatakrebs handelt.
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Es
wird bevorzugt, dass die Nukleinsäure aus einer Probe des Gewebes
stammt, für
das ein Krebsverdacht besteht oder in dem Krebs gefunden werden
könnte
oder tatsächlich
gefunden wurde. Zum Beispiel wird es, wenn es sich bei dem Gewebe,
für das
ein Krebsverdacht besteht oder in dem Krebs gefunden werden könnte oder
tatsächlich
gefunden wurde, um die Prostata handelt, bevorzugt, dass die Probe,
die die Nukleinsäure
enthält,
aus der Prostata des Patienten stammt. Prostataproben können durch
eine chirurgische Exzision, eine Laproskopie mit Biopsie, eine Endoskopie
mit Biopsie und eine bildgesteuerte Biopsie erhalten werden. Das
Bild kann mittels Ultraschall oder Technetium-99-markierten Antikörpern oder
Antikörperfragmenten, die
selektiv an die Prostata binden oder dort akkumulieren, generiert
werden.
-
Auch
wenn jede beliebige Probe, die vom Patienten stammende Nukleinsäure enthält, für die erfindungsgemäßen Verfahren
nützlich
ist, wird bevorzugt, dass die Probe aus der Gruppe ausgewählt ist,
die aus dem Prostatagewebe, dem Blut, dem Urin oder dem Samen besteht.
Prostatagewebe kann mittels chirurgischer Standardverfahren von
einem Patienten gewonnen werden. Aus der Prostata stammende Zellen
finden sich in geringer Zahl im Urin und im Blut. Zwar wird es bevorzugt,
dass die Probe, die die Nukleinsäure
des Patienten enthält,
eine Zelle des Patienten, wie eine Prostatazelle, ist oder direkt
aus dieser stammt, so ist auch eine Probe, die indirekt von einem
Patienten stammt, wie eine in Kultur gezüchtete Zelle, ebenfalls in
der Erfindung eingeschlossen. Genauso kann, wenn die vom Patienten
stammende Nukleinsäure
auch physisch in der Prostata gewesen sein kann, sie alternativ
von einer Nukleinsäure
kopiert worden sein, die physisch im Patienten gewesen war. Das
Tumorgewebe kann dem Primärtumor
oder Metastasen entnommen werden, und insbesondere kann es den Rändern des
Tumors entnommen werden.
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Es
dürfte
klar sein, dass die obengenannten Verfahren für das präsymptomatische Screening eines Patienten
eingesetzt werden können,
der zu einer Risikogruppe für
die Entstehung von Krebs gehört.
Zum Beispiel können
Männer,
die älter
als ungefähr
60 Jahre sind, ein größeres Prostatakrebsrisiko
haben als Männer, die
jünger
als 35 Jahre sind. Ähnlich
können
die Verfahren für
die pathologische Klassifizierung von Tumoren wie Prostatatumoren
eingesetzt werden.
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Es
wird bevorzugt, dass, wenn das Blut, der Samen, der Lymphkreislauf
oder der Urin die Quelle der Probe ist, die die vom Patienten stammende
Nukleinsäure
enthält,
die Probe mit aus der Prostata stammenden Zellen oder aus der Prostata
stammendem Gewebe angereichert ist. Die Anreicherung mit Prostatazellen kann,
zum Beispiel, mittels Verfahren der Zellsortierung, wie der fluoreszenzaktivierten
Zellsortierung (FACS) unter Verwendung eines prostataspezifischen
Antikörpers,
wie eines, der gegen das prostataspezifische Antigen (PSA) gerichtet
ist, erreicht werden. Alternativ kann die Anreicherung mittels magnetischer
Kügelchen oder
eines anderen festen Trägers,
z. B. einer Säule,
die mit einem prostataspezifischen Antikörper, z. B. einem Anti-PSA-Antikörper, beschichtet
ist, erreicht werden. Zu den Quellen für die besagte Probe gehören auch Biopsiematerial
und Tumorproben, auch einschließlich
fixierter, in Paraffin eingebetteter Proben, sowie frisches oder
gefrorenes Gewebe.
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Zweckmäßigerweise
umfasst de Nukleinsäure,
die imstande ist, selektiv mit der besagten humanen DNA zu hybridisieren,
und die in dem erfindungsgemäßen Verfahren
eingesetzt wird, ferner eine nachweisbare Markierung.
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Der
Begriff „nachweisbare
Markierung" schließt jede
zweckmäßige radioaktive
Markierung ein, wie 32P, 33P
oder 35S, die mittels gut bekannter Verfahren
leicht in ein Nukleinsäuremolekül inkorporiert
werden kann, und jede beliebige zweckmäßige fluoreszierende oder chemilumineszierende
Markierung, die leicht in ein Nukleinsäuremolekül inkorporiert werden kann,
ist ebenfalls eingeschlossen. Außerdem schließt der Begriff „nachweisbare
Markierung" auch
eine Gruppe ein, die aufgrund ihrer Bindung an eine andere Gruppe
nachgewiesen werden kann (wie Biotin, das durch die Bindung an Streptavidin
nachgewiesen werden kann), sowie eine Gruppe, wie ein Enzym, die
aufgrund ihrer Fähigkeit
nachgewiesen werden kann, eine farblose Verbindung in eine gefärbte Verbindung
umzuwandeln oder umgekehrt. (Zum Beispiel kann die alkalische Phosphatase
das farblose o-Nitrophenylphosphat in das farbige o-Nitrophenol
umwandeln). Zweckmäßigerweise
kann die Nukleinsäuresonde
eine bestimmte Position in einem fixierten Assay besetzen, und ob
die Nukleinsäure mit
der besagten VGSC-Nukleinsäure hybridisiert,
kann über
den Bezug auf die Position der Hybridisierung im fixierten Assay
bestimmt werden.
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Es
werden Primer, die für
den Einsatz in einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) geeignet sind
(Saiki et al. (1988) Science 239, 487-491), bevorzugt. Geeignete
PCR-Primer können
die folgenden Eigenschaften aufweisen:
Es ist gut bekannt,
dass die Sequenz am 5'-Ende
des Oligonukleotids nicht mit der Zielsequenz, die amplifiziert werden
soll, übereinstimmen
muss.
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Es
ist üblich,
dass die PCR-Primer nicht irgendwelche mit sich selbst komplementären Strukturen
enthalten, die länger
als 2 Basen sind, insbesondere an ihren 3'-Enden, da dieses Merkmal die Bildung
eines artifiziellen Produktes, das als „Primerdimer" bezeichnet wird,
fördern
kann. Wenn die 3'-Enden
der beiden Primer hybridisieren, bilden sie einen „primed
template"-Komplex,
und die Primerverlängerung
führt zu
einem kurzen Duplexprodukt, das als „Primerdimer" bezeichnet wird.
-
Interne
Sekundärstrukturen
sollten in Primern vermieden werden. Für die symmetrische PCR wird häufig ein
G+C-Gehalt von 40–60
% für beide
Primer empfohlen, wobei keine langen Abschnitte aus einer der Basen
vorliegen. Die klassischen Schmelztemperaturberechnungen, die im
Zusammenhang mit der Hybridisierung von DNA-Sonden durchgeführt werden,
sagen oft vorher, dass ein gegebener Primer bei einer spezifischen
Temperatur hybridisieren sollte, oder dass die Verlängerungstemperatur
von 72 °C
das Hybrid aus Primer und Matrize vorzeitig dissoziieren wird. In
der Praxis sind die Hybride im PCR-Prozess wirksamer, als generell
durch einfache Berechnungen der Tm vorhergesagt
wird.
-
Die
optimalen Hybridisierungstemperaturen können empirisch bestimmt werden,
und sie können
höher als
vorhergesagt sein. Die Taq-DNA-Polymerase zeigt Aktivität im Bereich
von 37–55 °C, und so
kommt es während
des Hybridisierungsschrittes zu einer Primerverlängerung, und das Hybrid wird
stabilisiert. Die Konzentrationen der Primer sind bei der herkömmlichen
(symmetrischen) PCR gleich und liegen typischerweise m Bereich von
0,1 bis 1 μM.
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Es
kann jedes beliebige der Protokolle zur Nukleinsäureamplifizierung eingesetzt
werden, einschließlich
der Polymerase-Kettenreaktion, der QB-Replicase- und der Ligase-Kettenreaktion. Es
kann auch eine NASBA (nucleic acid sequence based amplification),
die auch als 3SR bezeichnet wird, eingesetzt werden, wie es bei
Compton (1991) Nature 350, 91-92
und AIDS (1993), Band 7 (Suppl. 2), S108 beschrieben wird, oder es
kann eine SDA (strand displacement amplification) eingesetzt werden,
wie es bei Walker et al. (1992) Nucl. Acids Res. 20, 1691-1696,
beschrieben wird. Die Polymerase-Kettenreaktion wird aufgrund ihrer
Einfachheit besonders bevorzugt.
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Wenn
ein Paar geeigneter erfindungsgemäßer Nukleinsäuren in
einer PCR eingesetzt wird, ist es zweckmäßig, das Produkt durch eine
Gelelektrophorese und Färbung
mit Ethidiumbromid nachzuweisen. Als eine Alternative zum Nachweis
des Produktes der DNA-Amplifikation mittels Agarose-Gelelektrophorese
und Ethidiumbromid-Färbung
der DNA ist es zweckmäßig, ein
markiertes Oligonukleotid zu verwenden, das imstande ist, mit der
amplifizierten DNA als Sonde zu hybridisieren. Wenn die Amplifizierung
mittels einer PCR erfolgt, hybridisiert die Oligonukleotidsonde
mit der zwischen den Primern liegenden Sequenz, wie sie durch die
beiden Primer definiert wird. Die Oligonukleotidsonde hat vorzugsweise
eine Länge
zwischen 10 und 50 Nukleotiden, bevorzugter zwischen 15 und 30 Nukleotiden.
Die Sonde kann mit einem Radionuklid wie 32P, 33P und 35S mittels
Standardtechniken markiert werden, oder sie kann mit einem Fluoreszenzfarbstoff
markiert werden. Wenn die Oligonukleotidsonde fluoreszenzmarkiert
ist, kann das amplifizierte DNA-Produkt in Lösung nachgewiesen werden (siehe
zum Beispiel Balaguer et al. (1991) „Quantification of DNA sequences
obtained by polymerase chain reaction using a bioluminescence adsorbent", Anal. Biochem.
195, 105-110 und Dilesare et al. (1993) „A high-sensitivity electrochemiluminescence-based
detection system for automated PCR product quantitation", Bio Techniques
15, 152-157.
-
PCR-Produkte
können
auch mittels einer Sonde nachgewiesen werden, die ein Paar aus einem
Fluorophor und einem Quencher aufweisen könnte oder an einem festen Träger befestigt
sein könnte
oder ein Biotin-Tag aufweisen könnte,
oder sie könnten
mittels einer Kombination aus einer Capturesonde und einer Detektorsonde
nachgewiesen werden.
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Paare
aus einem Fluorophor und einem Quencher sind besonders für quantitative
Bestimmungen von PCR-Reaktionen (z. B. RT-PCR) geeignet. Eine Fluoreszenzpolarisation
unter Verwendung einer geeigneten Sonde kann ebenfalls zum Nachweis
von PCR-Produkten eingesetzt werden.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
wird der Spiegel des Proteins des besagten VGSC gemessen. Vorzugsweise
wird der Spiegel des besagten Proteins gemessen, indem das Protein
mit einem Molekül
in Kontakt gebracht wird, das selektiv das VGSC hNe-Na bindet.
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Die
vom Patienten gewonnene Probe, die das Protein enthält, ist
zweckmäßigerweise
eine Gewebeprobe.
-
Die
vom Patienten gewonnene Probe, die das Protein enthält, ist
zweckmäßigerweise
eine Gewebeprobe, für
die ein Krebsverdacht besteht oder in der Krebs gefunden werden
könnte oder
tatsächlich
gefunden wurde. Diese Verfahren können für jeden beliebigen Krebstyp
eingesetzt werden, aber sie sind besonders für den Prostatakrebs geeignet.
Verfahren zur Gewinnung geeigneter Proben werden in Bezug auf frühere Verfahren
beschrieben.
-
Die
erfindungsgemäßen Verfahren,
die den Nachweis des Proteins des besagten VGSC beinhalten, sind
besonders bezüglich
historischer Proben wie solcher, die in Paraffin eingebettete Schnitte
von Tumorproben enthalten, nützlich.
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Der
Spiegel des Proteins des besagten VGSC kann in einer Probe auf jede
beliebige geeignete Weise bestimmt werden. Das Beispiel 2 beschreibt
den Nachweis des VGSC-Proteins, einschließlich des Proteins des VGSC
hNe-Na, in Gewebeschnitten der menschlichen Prostata.
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Es
wird besonders bevorzugt, dass das Molekül, das selektiv an den VGSC
hNe-Na bindet, ein Antikörper
ist.
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Antikörper, die
selektiv an VGSCs oder an eine bestimmte Form oder an bestimmte
Formen des VGSC binden, können
zum Beispiel unter Verwendung von Peptiden hergestellt werden, die
in allen oder in bestimmten VGSCs konserviert sind, oder die die
Unterschiede zwischen einer Form der VGSC und den anderen Formen
einschließen.
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Die
Antikörper
können
monoklonal oder polyklonal sein. Geeignete monoklonale Antikörper können mittels
bekannter Techniken hergestellt werden, zum Beispiel derjenigen,
die in „Monoclonal
Antibodies: A manual of techniques", H. Zola (CRC Press, 1988) und in „Monoclonal
Hybridoma Antibodies: Techniques and applications", J.G.R. Hurrell
(CRC Press, 1982) offenbart werden, wobei beide Literaturstellen
mit der entsprechenden Quellenangabe hier aufgenommen werden.
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Der
Spiegel des besagten VGSC, der Krebs oder das metastatische Potenzial
anzeigt, kann als der erhöhte
Spiegel definiert werden, der in bekannten kanzerösen oder
metastatischen Prostatazellen im Vergleich zu nicht-kanzerösen oder
nicht-metastatischen Prostatazellen vorliegt. Der Spiegel kann in
kanzerösen oder
metastatischen Zellen zum Beispiel wenigstens 1 1/2-fach höher sein,
oder er kann wenigstens 2-fach oder 3-fach höher sein.
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Mit „der relativen
Menge des Proteins des besagten VGSC" ist die Menge des Proteins des besagten VGSC
pro Masseneinheit der Gewebeprobe oder pro Zahleneinheit der Probenzellen
im Vergleich zur Menge des Proteins des besagten VGSC pro Masseneinheit
von bekannterweise normalem Gewebe oder pro Zahleneinheit der normalen
Zellen gemeint. Die relative Menge kann unter Verwendung jeder beliebigen
geeigneten Methode zur Proteinquantifizierung bestimmt werden. Insbesondere
wird bevorzugt, dass Antikörper
eingesetzt werden und dass die Menge des Proteins des besagten VGSC
mittels Verfahren bestimmt wird, zu denen ein quantitatives Western-Blotting,
Enzyme-linked Immunosorbent Assays (ELISA) oder eine quantitative Immunhistochemie
gehören.
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Weitere
Techniken zur Gewinnung und Reinigung von Antikörpern sind auf diesem Gebiet
gut bekannt, und beliebige derartige Techniken können gewählt werden, um die Präparationen
zu erhalten, die für
die in dieser Erfindung beanspruchten Verfahren nützlich sind.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung werden Antikörper
die Proteine der besagten VGSCs aus der Lösung immunpräzipitieren
sowie mit den Proteinen der besagten VGSCs in Western-Blots oder
Immunoblots oder auf Polyacrylamid-Gelen reagieren. Bei einer weiteren
bevorzugten Ausführungsform
werden die Antikörper
die Proteine der besagten VGSCs in Paraffinschnitten oder Gefrierschnitten
mithilfe immunzytochemischer Techniken nachweisen.
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Zu
bevorzugten Ausführungsformen
bezüglich
der Verfahren zum Nachweis des Proteins des besagten VGSC gehören Enzyme-linked
Immunosorbent Assays (ELISA), Radioimmunoassays (RIA), immunradiometrische
Assays (IRMA) und immunenzymatische Assays (IEMA), einschließlich von
Sandwich-Assays unter Verwendung monoklonaler und/oder polyklonaler
Antikörper.
Exemplarische Sandwich-Assays werden von David et al. in den
US-Patenten Nr. 4 376 110 und
4 486 530 , die hier mit
der entsprechenden Quellenangabe aufgenommen werden, beschrieben.
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Es
dürfte
klar sein, dass andere antikörperartige
Moleküle
in den erfindungsgemäßen Verfahren
eingesetzt werden können,
einschließlich
zum Beispiel von Antikörperfragmenten
oder -derivaten, die noch ihre antigenbindenden Stellen enthalten,
von synthetischen antikörperartigen
Molekülen
wie einkettigen Fv-Fragmenten (ScFv) und Domänen-Antikörpern (dAbs) sowie anderen
Molekülen
mit antikörperartigen,
antigenbindenden Motiven.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
wird der Spiegel des VGSC hNe-Na über die selektive Messung seiner
Aktivität
in der Probe bestimmt. Die Aktivität eines VGSC, zumindest des
VGSC hNe-Na, in einer Probe kann durch das Dissoziieren einer Biopsie
in Einzelzellen und das Bestimmen in Kultur (i) der Wirkung von Na+-Kanalblockern auf ihre Beweglichkeit und
(ii) das Nachweisen der Aktivität
des Na+-Kanals über elektrophysiologische Messungen
bestimmt werden.
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Zu
bevorzugten diagnostischen Verfahren der Erfindung gehören Verfahren,
die im weiten Sinne als „invasive" Verfahren und „nichtinvasive" Verfahren beschrieben
werden können.
Zu invasiven Verfahren gehören
zum Beispiel das Entnehmen einer Biopsie für den Nachweis der Expression
des Na+-Kanals durch, zum Beispiel, (a)
die immunhistochemische Anwendung eines sequenzspezifischen Antikörpers, (b)
eine In-situ-PCR mit Gewebeschnitten oder (c) die Reverse-Transcription
(RT)-PCR von Epithelzellen nach ihrer Isolierung aus der Biopsie.
Zu nichtinvasiven Verfahren gehören
das Gewinnen von aus der Prostata stammenden Zellen aus dem Urin,
dem Ejakulat oder dem Blut, die über
ihre Affinität
für PSA
abgetrennt werden können und
mittels PCR auf die Expression des Na+-Kanals
getestet werden können.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung stellt die Verwendung einer Substanz,
die zur Bestimmung der Menge der Nukleinsäure oder des Proteins des spannungsgesteuerten
Na+-Kanals hNe-Na in einer Probe verwendet
werden kann, bei der Herstellung eines Reagens zur Diagnose von
Prostatakrebs bereit, wobei die Substanz eine Nukleinsäure ist,
die selektiv mit der Nukleinsäure
des spannungsgesteuerten Na+-Kanals hNe-Na hybridisiert,
oder ein Molekül
ist, das sich selektiv an das Protein des spannungsgesteuerten Na+-Kanals hNe-Na bindet, wobei das Molekül ein Antikörper oder
ein Fragment oder Derivat davon oder ein antikörperartiges Molekül ist.
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Die
Substanzen, wie sie definiert wurden, sind somit in einem Verfahren
zur Diagnose von Krebs nützlich.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung umfasst ein Kit aus Teilen, das für die Diagnose
von Prostatakrebs nützlich
ist, und das eine Substanz enthält,
die zur Bestimmung der Menge des Proteins oder der Nukleinsäure des
VGSC hNe-Na in einer Probe verwendet werden kann. Die Substanz kann
eine Nukleinsäure
sein, die selektiv mit der Nukleinsäure des VGSC hNe-Na hybridisiert,
oder die Substanz kann ein Molekül
sein, das selektiv an das Protein des VGSC hNe-Na bindet, oder die
Substanz kann eine Substanz sein, die für die selektive Bestimmung
der Aktivität
des VGSC hNe-Na nützlich
ist. Das Kit umfasst auch ein Mittel zur Abtrennung von Prostataepithelzellen
aus einer Probe, wobei das Mittel einen prostataspezifischen Antikörper nutzt.
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Vorzugsweise
umfasst das Kit ferner eine Kontrollprobe, die Nukleinsäure oder
Protein des VGSC hNe-Na enthält,
wobei die Kontrollprobe eine Negativkontrolle sein kann (die eine
Menge des Proteins oder der Nukleinsäure des VGSC enthält, die
nicht mit Krebs oder einem hohen metastatischen Potenzial für Krebs assoziiert
ist), oder sie kann eine Positivkontrolle sein (die eine Menge des
Proteins oder der Nukleinsäure
des VGSC enthält,
die mit Krebs oder einem hohen metastatischen Potenzial für Krebs
assoziiert ist). Das Kit kann sowohl Negativ- als auch Positivkontrollen
enthalten. Das Kit kann nützlicherweise
Kontrollen für
das Protein oder die Nukleinsäure
des VGSC hNe-Na enthalten, die unterschiedlichen Mengen entsprechen,
sodass eine Kalibrierungskurve erstellt werden kann.
-
Das
Kit umfasst ferner ein Mittel zur Abtrennung von Prostataepithelzellen
aus der Probe für
die Durchführung
des besagten VGSC-Assays. Vorzugsweise schließt das Mittel zur Abtrennung
von Prostataepithelzellen mit Anti-PSA-Antikörper beschichtete Mikrokügelchen
oder Säulen
ein.
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Wir
stellen auch ein Verfahren zur Krebsbehandlung bereit, das den Schritt
des Verabreichens eines Mittels, das selektiv die Funktion des spannungsgesteuerten
Na+-Kanals hNe-Na verhindert, an den Patienten umfasst.
-
Wie
Fachleuten auf diesem Gebiet klar sein dürfte, schließt der Begriff „verhindert" eine teilweise Verhinderung
der Funktion, d. h. eine Verminderung der Funktion, ein. Somit kann
die Wirkung des Mittels als eine Verminderung, vorzugsweise eine
deutliche Verminderung, der beobachteten Funktion in Erscheinung
treten.
-
Unter
einem „Mittel,
das selektiv die Funktion des VGSC hNe-Na verhindert", verstehen wir auch
Mittel, die (a) die Expression der besagten VGSCs hemmen oder (b)
die Aktivität
der besagten VGSCs hemmen.
-
Zu
Mitteln, die die Funktion der VGSC hNe-Na verhindern, können Antagonisten
des epidermal growth factor (EGF) (wobei der Antagonist ein mit
EGF oder seinem Rezeptor (EGFR) reagierender Antikörper sein kann)
und Antagonisten anderer Wachstumsfaktoren (zum Beispiel des nerve
growth factor) und Hormone (einschließlich von Androgenen) (wobei
der Antagonist einem Antikörper ähnlich sein
kann) gehören.
So kann ein Inhibitor der EGF-Rezeptorkinase
oder ein Antikörper
gegen den EGF-Rezeptor die Funktion des VGSC (bei dem es sich vorwiegend
um hNe-Na) handelt in einer Prostatakrebszelllinie hemmen, wie im
Beispiel 4 diskutiert wird. Diese Mittel können als Mittel fungieren,
die die Expression der VGSCs hNe-Na
verhindern.
-
Zu
den EGF-Antagonisten können
monoklonale Antikörper
gehören
(zum Beispiel Cetuximab [IMC-C225]), die gegen die extrazelluläre Bindungsdomäne des EGF-Rezeptors
gerichtet sind, Trastuzumab (ein monoklonaler Antikörper, der
an den HER2-Rezeptor (humanen EGF-Rezeptor 2) bindet), sowie ein Inhibitor
der EGF-Rezeptorkinase, zum Beispiel OSI-774, PD182905, PKI-166,
CI-1033 oder ZD1839.
-
Zu
Mitteln, die die Expression der besagten VGSCs verhindern, gehören, ohne
jedoch auf sie beschränkt
zu sein, Antisenseagenzien und Ribozyme.
-
Antisense-Nukleinsäuren sind
einsträngige
Nukleinsäuren,
die eine komplementäre
Nukleinsäuresequenz
spezifisch binden können.
Durch das Binden der entsprechenden Zielsequenz wird ein RNA-RNA-,
ein DNA-DNA- oder ein RNA-DNA-Duplex gebildet. Diese Nukleinsäuren werden
häufig
als „Antisense" bezeichnet, da sie
komplementär
zum Sense-Strang
oder codierenden Strang des Gens sind. Kürzlich hat sich die Bildung
einer Dreifachhelix, bei der das Oligonukleotid an einen DNA-Doppelstrang
gebunden ist, als möglich erwiesen.
Es wurde gefunden, dass Oligonukleotide Sequenzen in der großen Kerbe
der DNA-Doppelhelix
erkennen konnten. Dadurch wurde eine Dreifachhelix gebildet. Das
legt nahe, dass es möglich
ist, sequenzspezifische Moleküle
zu synthetisieren, die spezifisch doppelsträngige DNA über eine Erkennung der wasserstoffbrückenbildenden
Stellen in der großen
Kerbe binden.
-
Durch
das Binden der Zielnukleinsäure
können
die obigen Oligonukleotide die Funktion der Zielnukleinsäure hemmen.
Das könnte
zum Beispiel ein Ergebnis der Blockierung der Transkription, der
Prozessierung, der Anfügung
von Poly(A), der Replikation, der Translation oder der Förderung
hemmender Mechanismen der Zellen, wie der Förderung des RNA-Abbaus, sein.
-
Antisenseoligonukleotide
werden im Labor hergestellt und dann in Zellen eingeführt, zum
Beispiel über eine
Mikroinjektion oder über
die Aufnahme aus dem Zellkulturmedium in die Zellen, oder sie werden
in Zellen nach einer Transfektion mit Plasmiden oder Retroviren
oder anderen Vektoren, die ein Antisense-Gen tragen, exprimiert.
Für Antisenseoligonukleotide
wurde zuerst entdeckt, dass sie in der Zellkultur die Replikation
oder Expression des Rous-Sarkomvirus,
des vesikulären
Stomatitisvirus, des Herpes-Simplex-Virus vom Typ 1, des Simianvirus
und des Grippevirus hemmen. Seitdem ist die Hemmung der Translation
der mRNA durch Antisenseoligonukleotide extensiv in zellfreien Systemen
untersucht worden, zu denen Kaninchen-Retikulozytenlysate und Weizenkeimextrakte
gehören.
Die Hemmung von Virusfunktionen durch Antisenseoligonukleotide wurde
in vitro unter Verwendung von Oligonukleotiden gezeigt, die komplementär zur RNA
des AIDS-HIV-Retrovirus waren (Goodchild, J., 1988, „Inhibition
of Human Immundeficiency Virus Replication by Antisense Oligodeoxynucleotides", Proc. Natl. Acad.
Sci. (USA) 85(15) 5507-11). Die Studie von Goodchild zeigte, dass
die Oligonukleotide, die am wirksamsten waren, komplementär zum Poly(A)-Signal
waren. Ebenfalls wirksam waren diejenigen, die das 5'-Ende der RNA zum
Ziel hatten, insbesondere die Cap-Region und die 51-untranslatierte
Region in unmittelbarer Nähe
der Primerbindungsstelle und an der Primerbindungsstelle. Der Cap-Bereich,
die 5'-untranslatierte Region
und das Poly(A)-Signal liegen in der Sequenz, die an den Enden der
Retrovirus-RNA (R-Region) wiederholt wird, und die zu diesen Regionen
komplementären
Oligonukleotide könnten
zweimal an die RNA binden.
-
Oligonukleotide
können
von zellulären
endogenen Nukleasen abgebaut oder inaktiviert werden. Um diesem
Problem zu begegnen ist es möglich,
modifizierte Oligonukleotide einzusetzen, zum Beispiel solche, die
veränderte
Verknüpfungen
zwischen den Nukleotiden aufweisen, wobei die natürlich vorkommenden
Phosphodiesterbindungen durch eine andere Bindung ersetzt sind.
Zum Beispiel zeigten Agrawal et al. (1988) Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 85, 7079-7083 eine erhöhte
Hemmung des HIV-1 in der Gewebekultur bei Verwendung von Oligonukleotidphosphoramidaten
und -phosphorthioaten. Sarin et al. (1988) Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 85, 7448-7451 zeigten eine erhöhte Hemmung des HIV-1 bei Verwendung
von Oligonukleotidmethylphosphonaten. Agrawal et al. (1989) Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 86, 7790-7794
zeigten eine Hemmung der HIV-1-Replikation sowohl in frisch infizierten
als auch in chronisch infizierten Zellkulturen bei Verwendung von
Nukleotidsequenz-spezifischen Oligonukleotidphosphorthioaten. Leither
et al. (1990) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87, 3430-3434 berichten über die
Hemmung der Replikation des Grippevirus in der Zellkultur durch
Oligonukleotidphosphorthioate.
-
Für Oligonukleotide
mit künstlichen
Verknüpfungen
wurde gezeigt, dass sie gegenüber
einem Abbau in vivo resistent sind. Zum Beispiel berichten Shaw
et al. (1991) in Nucleic Acids Res. 19, 747-750, dass ansonsten
unmodifizierte Oligonukleotide resistenter gegen Nukleasen in vivo
werden, wenn sie am 3'-Ende durch
bestimmte Capping-Strukturen blockiert werden, und dass Oligonukleotidphosphorthioate
ohne Caps in vivo nicht abgebaut werden.
-
Eine
detaillierte Beschreibung des H-Phosphonatansatzes für die Synthese
von Oligonukleosidphosphorthioaten findet sich bei Agrawal und Tang
(1990) Tetrahedron Letters 31, 7541-7544, wobei der Inhalt dieser
Arbeit hier mit der entsprechenden Quellenangabe aufgenommen wird.
Die Synthesen von Oligonukleosidmethylphosphonaten, Phosphordithioaten,
Phosphoramidaten, Phosphatestern, verbrückten Phosphoramidaten und
verbrückten
Phosphorthioaten sind in diesem Gebiet bekannt. Siehe zum Beispiel
Agrawal und Goodchild (1987) Tetrahedron Letters 28, 3539, Nielsen
et al. (1988) Tetrahedron Letters 29, 2911, Jager et al. (1988)
Biochemistry 27, 7237, Uznanski et al. (1987) Tetrahedron Letters
28, 3401, Bannwarth (1988) Helv. Chim. Acta 71, 1517, Crosstick
und Vyle (1989) Tetrahedron Letters 30, 4693, Agrawal et al. (1990)
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87, 1401-1405, wobei der Inhalt dieser
Arbeiten hier mit der entsprechenden Quellenangabe aufgenommen wird.
Weitere Methoden zur Synthese oder Produktion sind ebenfalls möglich. Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
ist das Oligonukleotid eine Desoxyribonukleinsäure (DNA), auch wenn Ribonukleinsäure (RNA)-Sequenzen
ebenfalls synthetisiert und eingesetzt werden können.
-
Die
für die
bereitgestellten Verfahren nützlichen
Oligonukleotide sind vorzugsweise so konstruiert, dass sie einem
Abbau durch endogene nukleolytische Enzyme widerstehen. Ein In-vivo-Abbau von Oligonukleotiden
erzeugt Oligonukleotidabbauprodukte verminderter Länge. Solche
Abbauprodukte werden wahrscheinlich unspezifisch hybridisieren und
im Vergleich zu ihren Gegenstücken
mit der vollen Länge
mit geringerer Wahrscheinlichkeit wirksam sein. Deshalb ist es wünschenswert,
Oligonukleotide zu verwenden, die gegenüber einem Abbau im Körper widerstandsfähig sind
und die in der Lage sind, die Zielzellen zu erreichen. Die vorliegenden
Oligonukleotide können
resistenter gegen einen Abbau in vivo gemacht werden, indem die nativen
Phosphordiesterbindungen durch eine oder mehrere interne künstliche
Verknüpfung(en)
zwischen den Nukleotiden ersetzt werden, zum Beispiel indem das
Phosphat in der Bindung durch Schwefel ersetzt wird. Beispiele für Verknüpfungen,
die eingesetzt werden können,
sind Phosphorthioate, Methylphosphonate, Sulfon, Sulfat, Ketyl,
Phosphordithioate, verschiedene Phosphoramidate, Phosphatester,
verbrückte
Phosphorthioate und verbrückte
Phosphoramidate. Derartige Beispiele dienen der Veranschaulichung
und nicht der Einschränkung,
da andere Internukleotidverknüpfungen
in diesem Gebiet bekannt sind. Siehe zum Beispiel Cohen (1990) Trends
in Biotechnology. Die Synthese von Oligonukleotiden, bei denen eine
oder mehrere dieser Verknüpfungen
die Phosphodiester-Internukleotidverknüpfungen
ersetzt bzw. ersetzen, ist in diesem Gebiet gut bekannt, einschließlich der
Synthesewege zur Erzeugung von Oligonukleotiden mit gemischten Internukleotidverknüpfungen.
-
Oligonukleotide
können
gegenüber
einer Verlängerung
durch endogene Enzyme durch ein „Capping" oder die Inkorporation ähnlicher
Gruppen an den 5'-
oder 3'-terminalen
Nukleotiden resistent gemacht werden. Ein Reagens für ein Capping
ist kommerziell als Amino-Link IITM von
Applied BioSystems Inc., Foster City, Kalifornien, erhältlich.
Methoden zum Capping werden zum Beispiel bei Shaw et al. (1991)
Nucleic Acids Res. 19, 747-750 und Agrawal et al. (1991) Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 88 (17) 7595-7599 beschrieben, wobei der Inhalt dieser
Arbeiten hier mit der entsprechenden Quellenangabe aufgenommen wird.
-
Ein
weiteres Verfahren zur Erzeugung von Oligonukleotiden, die resistent
gegen einen Nukleaseangriff sind, besteht darin, dass sie sich „selbst
stabilisieren",
wie von Tang et al. (1993) Nucl. Acids Res. 21, 2729-2735 beschrieben
wurde. Von-selbst-stabilisierte Oligonukleotide haben an ihren 3'-Enden Haarnadel-Schleifenstrukturen
und zeigen eine erhöhte
Resistenz gegenüber
einem Abbau durch die Schlangengift-Phosphodiesterase, die DNA-Polymerase
I und fötales
Kälberserum.
Der selbst-stabilisierte Bereich des Oligonukleotids stört die Hybridisierung
mit komplementären
Nukleinsäuren
nicht, und pharmakokinetische Studien und Stabilitätsstudien
an Mäusen
haben eine erhöhte
In-vivo-Persistenz selbst-stabilisierter
Oligonukleotide im Vergleich zu ihren linearen Gegenstücken gezeigt.
-
Gemäß dem bereitgestellten
Verfahren kann die inhärente
Bindungsspezifität
von Antisenseoligonukleotiden, die charakteristisch für die Basenpaarung
ist, durch das Begrenzen der Verfügbarkeit der Antisense-Verbindung
auf ihren vorgesehenen Locus in vivo verstärkt werden, was es ermöglicht,
niedrigere Dosierungen einzusetzen und systemische Wirkungen zu
minimieren. Somit können
Oligonukleotide lokal eingesetzt werden, um den gewünschten
Effekt zu erzielen. Die Konzentration der Oligonukleotide am gewünschten Locus
ist viel höher,
als wenn die Oligonukleotide systemisch verabreicht werden, und
die therapeutische Wirkung kann unter Einsatz einer signifikant
geringeren Gesamtmenge erzielt werden. Die hohe lokale Konzentration
der Oligonukleotide verstärkt
das Eindringen in die Zielzellen und blockiert auf effektive Weise
die Translation der Zielnukleinsäuresequenzen.
-
Die
Oligonukleotide können
der betreffenden Stelle mittels jedes beliebigen Verfahrens, das
für die
lokal begrenzte Verabreichung eines Arzneimittels geeignet ist,
zugeführt
werden. Zum Beispiel kann eine Lösung
der Oligonukleotide direkt in die Stelle injiziert werden oder über eine
Infusion mittels einer Infusionspumpe zugeführt werden. Die Oligonukleotide
können
auch in eine implantierbare Vorrichtung inkorporiert werden, die,
wenn sie an die gewünschte
Stelle verbracht wird, es den Oligonukleotiden ermöglicht,
in die umgebende Stelle abgegeben zu werden.
-
Die
Oligonukleotide können über ein
Hydrogelmaterial verabreicht werden. Das Hydrogel ist nicht entzündungsfördernd und
biologisch abbaubar. Es sind mittlerweile viele derartige Materialien
bekannt, einschließlich
derjenigen, die aus natürlichen
und synthetischen Polymeren hergestellt werden. Bei einer bevorzugten
Ausführungsform
nützt das
Verfahren ein Hydrogel aus, das unterhalb der Körpertemperatur flüssig ist, aber
bei Körpertemperatur
oder in der Nähe
der Körpertemperatur
geliert, wodurch ein halbfestes Hydrogel, das seine Form beibehält, gebildet
wird. Bevorzugte Hydrogele sind Polymere aus sich wiederholenden
Einheiten aus Ethylenoxid und Propylenoxid. Die Eigenschaften des
Polymers hängen
vom Molekulargewicht des Polymers und den relativen prozentualen
Anteilen des Polyethylenoxids und des Polypropylenoxids im Polymer
ab. Bevorzugte Hydrogele enthalten ungefähr 10 Gew.-% bis ungefähr 80 Gew.-%
Ethylenoxid und ungefähr
20 Gew.-% bis ungefähr
90 Gew.-% Propylenoxid. Ein besonders bevorzugtes Hydrogel enthält ungefähr 70 %
Polyethylenoxid und 30 % Polypropylenoxid. Hydrogele, die verwendet
werden können,
können
zum Beispiel von BASF Corp., Parsippany, New Jersey, unter dem Handelsnamen
Pluronic® bezogen
werden.
-
Bei
dieser Ausführungsform
wird das Hydrogel abgekühlt,
bis es flüssig
ist, und die Oligonukleotide werden in einer Konzentration von ungefähr 1 mg
Oligonukleotid pro Gramm Hydrogel der Flüssigkeit zugemischt. Die resultierende
Mischung wird dann auf die Oberfläche, die behandelt werden soll,
aufgetragen, zum Beispiel durch ein Sprühen oder Aufmalen während eines
chirurgischen Eingriffes oder unter Einsatz eines Katheters oder
endoskopischer Verfahren. Wenn sich das Polymer erwärmt wird
es unter Bildung eines Gels fest, und die Oligonukleotide diffundieren
innerhalb eines Zeitraums, der durch die genaue Zusammensetzung
des Gels definiert wird, aus dem Gel in die umgebenden Zellen.
-
Die
Oligonukleotide können
für die
Verabreichung mittels anderer Verfahren unter Einsatz anderer Implantate
formuliert sein, die kommerziell verfügbar sind oder in der wissenschaftlichen
Literatur beschrieben werden, einschließlich von Liposomen, Mikrokapseln
und implantierbaren Vorrichtungen. Zum Beispiel können Implantate,
die aus biologisch abbaubaren Materialien wie Polyanhydriden, Polyorthoestern,
Polymilchsäure und
Polyglykolsäure
und Copolymeren von diesen, Collagen und Protein-Polymeren oder
nicht-biologisch
abbaubaren Materialien wie Ethylenvinylacetat (EVAc), Polyvinylacetat,
Ethylenvinylalkohol und Derivaten von diesen bestehen, für die lokale
Zuführung
der Oligonukleotide eingesetzt werden. Die Oligonukleotide können in
das Material inkorporiert werden, wenn es polymerisiert oder fest
wird, und zwar mittels Schmelz- oder Lösemittelverdampfungstechniken,
oder sie können
mechanisch mit dem Material gemischt werden. Bei einer Ausführungsform
werden die Oligonukleotide Beschichtungen für implantierbare Vorrichtungen,
wie Dextran-beschichteten Kieselgelkügelchen, Stents oder Kathetern,
beigemischt oder auf diese aufgetragen. Es können auch polymere Nanopartikel
und biologisch abbaubare Arzneimittelträger eingesetzt werden (Mader (1998)
Radiol. Oncol. 32, 89-94).
-
Die
Dosis der Oligonukleotide hängt
von der Größe der Oligonukleotide
und dem Zweck, zu dem sie verabreicht werden, ab. Im Allgemeinen
wird der Bereich auf der Basis der zu behandelnden Gewebeoberfläche berechnet.
Die effektive Dosis des Oligonukleotids hängt auf gewisse Weise von der
Länge und
der chemischen Zusammensetzung des Oligonukleotids ab, liegt aber
generell im Bereich von ungefähr
30 bis 3000 μg
pro Quadratzentimeter Gewebeoberfläche.
-
Die
Oligonukleotide können
für eine
systemische Verabreichung an den Patienten sowohl für therapeutische
als auch für
prophylaktische Zwecke gedacht sein. Die Oligonukleotide können auf
jede beliebige wirksame Weise verabreicht werden, zum Beispiel parenteral
(z. B. intravenös,
subkutan, intramuskulär)
oder oral, nasal oder auf eine andere Weise, die es den Oligonukleotiden
ermöglicht,
den Blutstrom des Patienten zu erreichen und in ihm zu zirkulieren.
Systemisch verabreichte Oligonukleotide werden vorzugsweise zusätzlich zu
lokal verabreichten Oligonukleotiden gegeben, sind aber auch ohne
eine lokale Verabreichung nützlich. Eine
Dosis im Bereich von ungefähr
0,1 bis ungefähr
10 Gramm pro Verabreichung an einen erwachsenen Menschen ist im
Allgemeinen für
diesen Zweck wirksam.
-
Es
dürfte
klar sein, dass es erwünscht
sein kann, die Antisenseoligonukleotide der Prostata gezielt zuzuführen. Das
kann erreicht werden, indem die Antisenseoligonukleotide der Prostata
verabreicht werden, oder es kann erreicht werden, indem Antisenseoligonukleotide
eingesetzt werden, die mit einem Molekül assoziiert sind, das selektiv
das Antisenseoligonukleotid in die Prostata lenkt. Zum Beispiel
kann das Antisenseoligonukleotid mit einem Antikörper oder einem antikörperartigen
Molekül
assoziiert sein, das selektiv ein prostataspezifisches Antigen wie
PSA bindet. Unter „assoziiert
mit" verstehen wir,
dass das Antisenseoligonukleotid und die auf die Prostata abzielende
Einheit so assoziiert sind, dass die auf die Prostata abzielende
Einheit imstande ist, das Antisenseoligonukleotid zu den Prostatazellen
zu lenken.
-
Es
dürfte
klar sein, dass Antisenseagenzien auch größere Moleküle einschließen, zum
Beispiel von ungefähr
100 bis mehrere hundert Basen, die an die mRNA oder Gene der besagten
VGSCs binden und die Expression der mRNA oder der Gene der besagten
VGSCs im Wesentlichen hemmen und die Expression des Proteins des
besagten VGSC im Wesentlichen hemmen. Somit wird die Expression
eines Antisensemoleküls, das
im Wesentlichen komplementär
zur mRNA des besagten VGSC ist, als Teil des bereitgestellten Verfahrens angesehen.
-
Somit
werden bei diesem Ansatz synthetische Oligonukleotide mit einer
Antisensesequenz gegen spezifische Regionen der (i) hNe-Na-Kanäle oder
(ii) der VGSCs generell zur Blockierung der Kanalaktivität verabreicht.
Details der jeweiligen synthetischen Oligonukleotide sind im Beispiel
2 angegeben. Es erscheint bemerkenswert, dass die Antisenseoligonukleotid-Technologie bereits
zur Manipulation von Kaliumkanälen
in vitro (Roy et al. (1996) Glia 18, 174-188) und von VGSC in vitro (Biochem.
Biophys. Res. Comm. (1997) 234, 235-241) und zur Blockade neuropathischer
Schmerzen (Lai et al. (1999) „Blockade
of neuropathic pain by antisense targeting of tetrodotoxin-resistant
sodium channels in sensory neurons", Methods in Enzymol. 314, 201-213)
eingesetzt wurde.
-
Ein
weiteres Verfahren zur Blockade der Aktivität des besagten VGSC ist die
dominant-negative Suppression. Bei dieser Technik unterdrückt oder
eliminiert das Produkt eines mutierten VGSC-Gens die Aktivität des entsprechenden Produktes
des normalen Gens, wenn die beiden coexprimiert werden. Im Falle
der spannungsgesteuerten Kaliumkanäle (VGPCs), die 4 Alpha-Untereinheiten umfassen,
wurde ein derartiger Ansatz, der ein stark verkürztes Genprodukt einsetzte,
erfolgreich zur Unterdrückung
einer funktionellen Expression von VGPCs in vitro (Tu et al. (1995)
Biophys. J. 68, 147-156) und in vivo (London et al. (1998) Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 95, 2926-2931) eingesetzt. Die verkürzte Untereinheit
ist imstande, an andere VGPC-Untereinheiten zu
binden, aber sie enthält
nicht die Reste, die für
die Funktion des Kanals erforderlich sind. Somit wird die Aktivität des „kombinierten" VGPC blockiert.
Es sind verschiedene natürlich
vorkommende, alternativ gespleißte
Kanaluntereinheiten nachgewiesen worden, die zur Unterdrückung der
VGPC-Aktivität über einen ähnlichen Mechanismus
in vivo fungieren könnten
(Baumann et al. (1987) EMBO J. 6, 3419-3429, Kamb et al. (1988) Neuron
1, 421-430 und Pongs et al. (1988) EMBO J. 7, 1087-1096). Wir glauben,
dass der VGSC auf ähnliche Weise über eine
Störung
der Bildung eines funktionellen Kanals unterdrückt werden könnte. Zwar
bestehen die VGSCs aus einer einzigen Alpha-Untereinheit (die vier
funktionelle Domänen
umfasst), aber jüngere
Studien haben die spezifische Expression (während der Entwicklung des Menschen,
der Maus und des Fisches) von verkürzten VGSC-Proteinen gezeigt,
die nur zwei Domänen
besitzen und auf dominant-negative Weise zur Steuerung der VGSC-Aktivität eingesetzt
werden könnten
(Plummer et al. (1997) J. Biol. Chem. 272, 24008-24015 und Oh & Waxman (1998) NeuroReport 9, 1267-1271).
-
Die
größeren Moleküle können von
einem beliebigen geeigneten genetischen Konstrukt exprimiert werden,
wie es unten beschrieben wird, und dem Patienten verabreicht werden.
Typischerweise umfasst das genetische Konstrukt, das das Antisensemolekül exprimiert,
wenigstens einen Teil der cDNA oder des Gens des besagten VGSC,
der funktionsfähig
mit einem Promotor verknüpft
ist, der das Antisensemolekül
in der Zelle, vorzugsweise der Prostatazelle, die kanzerös ist oder
es werden kann, exprimieren kann.
-
Das
genetische Konstrukt kann zwar DNA oder RNA sein, aber es wird bevorzugt,
dass es DNA ist.
-
Vorzugsweise
ist das genetische Konstrukt an eine Verabreichung an eine humane
Zelle angepasst.
-
Vorrichtungen
und Verfahren zur Einführung
eines genetischen Konstrukts in eine Zelle im Körper eines Tiers sind in diesem
Gebiet bekannt. Zum Beispiel können
die hier bereitgestellten Konstrukte in die Tumorzellen mittels
beliebiger zweckmäßiger Verfahren
eingeführt
werden, zum Beispiel Verfahren mit Retroviren, sodass das Konstrukt
in das Genom der Tumorzelle eingefügt wird. Zum Beispiel werden
bei Kuriyama et al. (1991) Cell Struc. and Func. 16, 503-510 gereinigte Retroviren
verabreicht. Retroviren stellen ein potenzielles Mittel für das selektive
Infizieren von Krebszellen dar, da sie sich nur in das Genom sich
teilender Zellen integrieren können.
Die meisten normalen Zellen, die Tumoren umgeben, liegen in einem
ruhenden, nicht zur Aufnahme fähigen
Stadium des Zellzyklus vor oder teilen sich zumindest viel weniger
schnell als die Tumorzellen. Retrovirale DNA-Konstrukte, die für die besagten
Antisenseagenzien codieren, können
mittels Verfahren, die in diesem Gebiet gut bekannt sind, hergestellt
werden. Für
die Erzeugung aktiver Retroviren aus einem derartigen Konstrukt
ist es üblich,
eine ecotrope psi2-Verpackungszelllinie zu verwenden, die in Dulbeccos
modifiziertem Eagle-Medium (DMEM) mit 10 % fötalem Kälberserum (FKS) kultiviert
wird. Die Transfektion der Zelllinie erfolgt zweckmäßigerweise über eine
Calciumphosphat-Copräzipitation,
und stabile Transformanten werden durch die Zugabe von G418 in einer
Endkonzentration von 1 mg/ml selektiert (in der Annahme, dass das
retrovirale Konstrukt ein neoR-Gen enthält). Unabhängige Kolonien
werden isoliert und vermehrt, und der Kulturüberstand wird abgenommen, durch
ein Filter mit einer Porengröße von 0,45 μm filtriert
und bei –70 °C gelagert.
Für die
Einführung
des Retrovirus in die Tumorzellen ist es zweckmäßig, retroviralen Überstand,
dem 10 μg/ml
Polybren zugesetzt wurde, direkt zu injizieren. Für Tumoren
mit einer Größe von über 10 mm
im Durchmesser ist es passend, zwischen 0,1 ml und 1 ml retroviralen Überstand
zu injizieren, vorzugsweise 0,5 ml.
-
Alternativ
werden, wie es bei Culver et al. (1992) Science 256, 1550-1552 beschrieben
wird, Retroviren-produzierende Zellen in den Tumor injiziert. Die
so eingeführten
Retrovirus-produzierenden
Zellen sind genetisch so manipuliert, dass sie retrovirale Vektorpartikel
produzieren, sodass eine kontinuierliche Erzeugung des Vektors im
Inneren der Tumormasse in situ erfolgt. Somit können proliferierende Tumorzellen
erfolgreich in vivo transduziert werden, wenn sie mit Zellen, die
retrovirale Vektoren produzieren, gemischt werden.
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Gegen
definierte Ziele gerichtete Retroviren sind ebenfalls für den Einsatz
in der Erfindung verfügbar. Zum
Beispiel können
Sequenzen, die spezifische Bindungsaffinitäten bewirken, gentechnologisch
in bereits vorhandene virale env-Gene eingeführt werden (siehe Miller & Vile (1995) FASER.
J. 9, 190-199 bezüglich
einer Übersicht über diesen
Vektor und andere zielgerichtete Vektoren für die Gentherapie).
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Andere
Verfahren beinhalten die einfache Einführung des Konstrukts in die
Zelle für
die Expression in dieser, und zwar entweder für eine begrenzte Zeit oder,
nach der Integration in das Genom, für eine längere Zeit. Ein Beispiel für den letzteren
Ansatz stellen (vorzugsweise auf Tumorzellen abzielende) Liposomen
dar (Nässander
et al. (1992) Cancer Res. 52, 646-653).
-
Immunliposomen
(Antikörper-gesteuerte
Liposomen) sind besonders nützlich
für das
Ansteuern von Tumorzelltypen, die ein Zelloberflächenprotein exprimieren, gegen
das Antikörper
verfügbar
sind. Zum Beispiel können
die Immunliposomen mit Hilfe von Antikörpern, die an das besagte VGSC
binden, gesteuert werden, wie weiter unten diskutiert wird. Zur
Präparation
von Immunliposomen wird MPB-PE (N-[4-(p-Maleimidophenyl)butyryl]-phosphatidylethanolamin)
gemäß dem Verfahren
von Martin & Papahadjopoulos
(1982) J. Biol. Chem. 257, 286-288 synthetisiert. MPB-PE wird in
die liposomalen Doppelschichten inkorporiert, um eine kovalente
Kopplung des Antikörpers,
oder eines Fragments von diesem, an die Oberfläche der Liposomen zu ermöglichen.
Das Liposom wird zweckmäßigerweise
mit der DNA oder einem anderen erfindungsgemäßen genetischen Konstrukt für die Zuführung zu
den Zielzellen beladen, zum Beispiel durch das Herstellen der besagten
Liposomen in einer Lösung
der DNA oder des anderen genetischen Konstrukts, woran sich das
Pressen durch Polycarbonat-Membranfilter mit Porengrößen von
0,6 μm und
dann 0,2 μm
mit einem Stickstoffdruck von bis zu 0,8 MPa anschließt. Nach
der Extrusion wird das eingeschlossene DNA-Konstrukt über eine
45-minütige
Ultrazentrifugation bei 80 000 × g
vom freien DNA-Konstrukt abgetrennt. Frisch hergestellte MPB-PE-Liposomen
in entgastem Puffer werden mit frisch hergestelltem Antikörper (oder
einem Fragment von diesem) gemischt, und die Kopplungsreaktionen
werden in einer Stickstoffatmosphäre unter dauerndem Überkopfmischen über Nacht
bei 4 °C
durchgeführt.
Die Immunliposomen werden über
eine 45-minütige
Ultrazentrifugation bei 80 000 × g
von nicht-konjugierten
Antikörpern
abgetrennt. Die Immunliposomen können
intraperitoneal oder direkt in den Tumor injiziert werden.
-
Zu
weiteren Verfahren für
die Zufuhr gehören
Adenoviren, die über
eine Antikörper-Polylysin-Brücke externe
DNA tragen (siehe Curiel, Prog. Med. Virol. 40, 1-18), und Transferrin-Polykation-Konjugate
als Träger (Wagner
et al. (1990) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87, 3410-3414). Beim Ersten
dieser Verfahren wird ein Polykation-Antikörper-Komplex mit dem hier bereitgestellten
DNA-Konstrukt oder anderen genetischen Konstrukt gebildet, wobei
der Antikörper
spezifisch für
entweder das Wildtyp-Adenovirus oder eine Adenovirusvariante ist,
in die ein neues Epitop eingeführt
wurde, das den Antikörper
bindet. Die Polykation-Gruppe bindet die DNA über elektrostatische Wechselwirkungen
mit dem Phosphatrückgrat.
Das Adenovirus wird, da es unveränderte Faser-
und Pentonproteine enthält,
in die Zelle internalisiert und trägt das erfindungsgemäße DNA-Konstrukt mit
sich in die Zelle. Es wird bevorzugt, dass das Polykation Polylysin
ist.
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Die
DNA kann auch über
ein Adenovirus zugeführt
werden, wobei sie im Inneren des Adenoviruspartikels vorliegt, zum
Beispiel wie es unten beschrieben wird.
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Beim
Zweiten dieser Verfahren wird ein hocheffizientes System zur Zuführung von
Nukleinsäuren,
das eine Rezeptor-vermittelte Endozytose für die Einführung von DNA-Makromolekülen in Zellen
einsetzt, verwendet. Das wird dadurch erreicht, dass das Eisentransportprotein
Transferrin mit Polykationen konjugiert wird, die Nukleinsäuren binden.
Humanes Transferrin oder das Hühnerhomologe
Conalbumin oder Kombinationen von diesen werden kovalent an über eine
Disulfid-Verknüpfung
an das kleine DNA-bindende Protein Protamin oder an Polylysine unterschiedlicher
Größe geknüpft. Diese
modifizierten Transferrin-Moleküle behalten
ihre Fähigkeit
zur Bindung ihres zugehörigen
Rezeptors bei und vermitteln einen wirksamen Eisentransport in die
Zelle. Die Transferrin-Polykation-Moleküle bilden unabhängig von
der Größe der Nukleinsäure (von
kurzen Oligonukleotiden bis zu einer DNA von 21 Kilobasenpaaren)
elektrophoretisch stabile Komplexe mit den hier bereitgestellten
DNA-Konstrukten
oder anderen genetischen Konstrukten. Wenn den Tumorzellen Komplexe
aus Transferrin und dem Polykation und den hier bereitgestellten
DNA-Konstrukten oder anderen genetischen Konstrukten zugeführt werden,
wird eine hohe Expression des Konstrukts in den Zellen erwartet.
-
Eine
hocheffiziente Rezeptor-vermittelte Zuführung der hier bereitgestellten
DNA-Konstrukte oder anderen erfindungsgemäßen genetischen Konstrukte
mittels der Endosomenzerstörenden
Aktivität
defekter oder chemisch inaktivierter Adenoviruspartikel, die mittels
der Verfahren von Cotten et al. (1992) Proc. Natl. Acad. Sci. USA
89, 6094-6098 erzeugt wurden, kann ebenfalls eingesetzt werden.
Dieser Ansatz beruht anscheinend auf der Tatsache, dass Adenoviren
so verändert
werden, dass sie die Freisetzung ihrer DNA aus einem Endosom ohne
eine Passage durch das Lysosom zulassen, und in Gegenwart von zum
Beispiel Transferrin, das mit dem hier bereitgestellten DNA-Konstrukt
oder anderen genetischen Konstrukt verknüpft ist, wird das Konstrukt
von der Zelle über
den gleichen Weg wie das Adenoviruspartikel aufgenommen.
-
Dieser
Ansatz hat die Vorteile, dass es nicht erforderlich ist, komplexe
retrovirale Konstrukte zu verwenden; es erfolgt keine permanente
Modifikation des Genoms, wie sie bei einer Retrovirusinfektion vorliegt; und
das zielgerichtete Expressionssystem ist mit einem zielgerichteten
Zufuhrsystem gekoppelt, wodurch die Toxizität für andere Zelltypen vermindert
wird.
-
Es
kann erwünscht
sein, einen Tumor lokal für
einen bestimmten Zeitraum mit dem geeigneten Zuführungsvehikel, das das genetische
Konstrukt umfasst, zu perfundieren. Zusätzlich oder alternativ kann
das Zuführungsvehikel
oder genetische Konstrukt direkt in zugängliche Tumoren injiziert werden.
-
Es
sollte klar sein, dass „nackte
DNA" und mit kationischen
und neutralen Lipiden komplexierte DNA ebenfalls für das Einführen der
erfindungsgemäßen DNA
in Zellen des Patienten, der behandelt werden soll, nützlich sein
kann. Nichtvirale Ansätze
einer Gentherapie werden bei Ledley (1995) Human Gene Therapy 6, 1129-1144
beschrieben.
-
Alternative
Systeme für
eine zielgerichtete Zuführung
sind ebenfalls bekannt, wie das in
WO
94/10323 beschriebene System aus einem modifizierten Adenovirus,
bei dem die DNA typischerweise im Inneren des Adenovirus-Partikels
oder Adenovirus-artigen Partikels enthalten ist. Michael et al.
(1995) Gene Therapy 2, 660-668 beschreiben eine Modifikation des
Adenovirus zur Anfügung
einer zellselektiven Gruppe an ein Faserprotein. Mutierte Adenoviren,
die selektiv in p53-defizienten humanen Tumorzellen replizieren,
wie diejenigen, die bei Bischoff et al. (1996) Science 274, 373-376
beschrieben werden, sind ebenfalls für das Einbringen des hier bereitgestellten
genetischen Konstrukts in eine Zelle nützlich. Somit dürfte klar
sein, dass wir ein Virus oder ein virusartiges Partikel bereitstellen,
das ein genetisches Konstrukt, wies hier offenbart wird, umfasst.
Zu anderen geeigneten Viren oder virusartigen Partikeln gehören das
HSV, das AAV, das Vaccinia- und das Parvovirus.
-
Das
Mittel, das die Funktion des VGSC hNe-Na selektiv verhindert, kann
ein Ribozym sein, das in der Lage ist, zielgerichtet die RNA oder
DNA des VGSC zu spalten. Ein Gen, das das besagte Ribozym exprimiert, kann
auf im Wesentlichen die gleiche Weise und unter Einsatz im Wesentlichen
der gleichen Träger,
wie es für die
Antisensemoleküle
beschrieben wurde, verabreicht werden.
-
Ribozyme,
die durch die Genome der hier offenbarten Viren und virusartigen
Partikel codiert werden können,
werden beschrieben bei Cech und Herschlag, „Site-specific cleavage of
single stranded DNA",
US 5 180 818 , Altman et
al., „Cleavage
of targeted RNA by RNAse P",
US 5 168 053 , Cantin et
al., „Ribozyme
cleavage of HIV-1 RNA",
US 5 149 796 , Cech et al., „RNA ribozyme
restriction endoribonucleases and methods",
US
5 116 742 , Been et al., „RNA ribozyme polymerases,
dephosphorylases, restriction endonucleases and methods",
US 5 093 246 und Been et al., „RNA ribozyme
polymerases, dephosphorylases, restriction endoribonucleases and
methods; cleaves single-stranded RNA at specific site by transesterification",
US 4 987 071 , wobei diese Literaturstellen
hier alle mit der entsprechenden Quellenangabe aufgenommen werden.
-
Es
dürfte
klar sein, dass es erwünscht
sein kann, dass das Antisensemolekül oder Ribozym von einem für Prostatazellen
spezifischen Promotorelement exprimiert wird. Das prostataspezifische
Antigen (PSA) ist einer der Hauptproteinbestandteile des Sekrets
der menschlichen Prostata. Es ist ein nützlicher Marker für den Nachweis
und das Überwachen
des Prostatakrebses geworden. Das für das PSA codierende Gen und
sein Promotorbereich, der die prostataspezifische Expression des
PSA steuert, sind beschrieben worden (Lundwall (1989) Biochem. Biophys.
Res. Comm. 161, 1151-1159, Riegman et al. (1989) Biochem. Biophys.
Res. Comm. 159, 95-102, Brawer (1991) Acta Oncol. 30, 161-168).
Somit ist der Promotor sinnvollerweise der PSA-Promotor.
-
Die
hier bereitgestellten genetischen Konstrukte können mittels Verfahren hergestellt
werden, die in diesem Gebiet gut bekannt sind.
-
Verschiedene
Verfahren sind für
die funktionsfähige
Verknüpfung
von DNA mit Vektoren über
komplementäre
kohäsive
Enden entwickelt worden. Zum Beispiel können komplementäre Homopolymerabschnitte
zu dem DNA-Abschnitt, der in die Vektor-DNA eingefügt werden
soll, gegeben werden. Der Vektor und der DNA-Abschnitt werden dann über Wasserstoffbrückenbindungen
zwischen den komplementären
homopolymeren Schwänzen
unter Bildung rekombinanter DNA-Moleküle miteinander verbunden.
-
Synthetische
Linker, die eine oder mehrere Restriktionsstelle(n) enthalten, stellen
ein alternatives Verfahren zur Verknüpfung des DNA-Abschnitts mit
Vektoren bereit. Der durch einen Restriktionsverdau mit einer Endonuklease
wie zuvor beschrieben erzeugte DNA-Abschnitt wird mit der DNA-Polymerase
des Bakteriophagen T4 oder der DNA-Polymerase I von E. coli behandelt,
Enzymen, die überstehende,
3'-einsträngige Enden mittels
ihrer 3'-5'-Exonukleaseaktivitäten entfernen und ausgesparte
3'-Enden mit ihren
Polymeraseaktivitäten auffüllen.
-
Die
Kombination dieser Aktivitäten
erzeugt somit DNA-Abschnitte mit stumpfen Enden. Die Abschnitte mit
den stumpfen Enden werden dann mit einem großen molaren Überschuss
von Linkermolekülen
in Gegenwart eines Enzyms, wie der DNA-Ligase des Bakteriophagen
T4, inkubiert, das in der Lage ist, die Ligation von DNA-Molekülen mit
stumpfen Enden zu katalysieren. Somit sind die Produkte der Reaktion
DNA-Abschnitte, die polymere Linkersequenzen an ihren Enden tragen.
Diese DNA-Abschnitte werden dann mit dem geeigneten Restriktionsenzym
gespalten und in einen Expressionsvektor ligiert, der mit einem
Enzym gespalten wurde, das Enden erzeugt, die mit denen des DNA-Abschnitts
kompatibel sind.
-
Synthetische
Linker enthalten verschiedene Restriktionsendonukleasestellen und
können
kommerziell von verschiedenen Quellen bezogen werden, zu denen International
Biotechnologies Inc., New Haven, Connecticut, USA, gehört.
-
Eine
erwünschte
Art der Modifizierung der für
das erfindungsgemäße Polypeptid
codierenden DNA ist der Einsatz der Polymerasekettenreaktion, wie
es von Saiki et al. (1988) Science 239, 487-491, offenbart wurde.
-
Bei
diesem Verfahren wird die DNA, die enzymatisch amplifiziert werden
soll, mit zwei spezifischen Primern flankiert, die selbst in die
amplifizierte DNA inkorporiert werden. Die besagten spezifischen
Primer können
Erkennungsstellen für
Restriktionsendonukleasen enthalten, die für eine Klonierung in Expressionsvektoren
mittels in diesem Gebiet bekannter Verfahren eingesetzt werden können.
-
Wir
stellen auch eine mit einem genetischen Konstrukt (vorzugsweise
einem DNA-Konstrukt) der vorliegenden Erfindung transformierte Wirtszelle
bereit. Die Wirtszelle kann entweder prokaryotisch oder eukaryotisch
sein. Bakterienzellen sind bevorzugte prokaryotische Wirtszellen,
und typischerweise handelt es sich um einen E.-coli-Stamm, wie die
E.-coli-Stämme DH5,
die von Bethesda Research Laborstories Inc., Bethesda, Maryland,
USA bezogen werden können,
und RR1, der von der American Type Culture Collection (ATCC), Rockville,
Maryland, USA (ATCC Nr. 31343) bezogen werden kann. Zu bevorzugten
eukaryotischen Wirtszellen gehören
Hefe- und Säugerzellen,
vorzugsweise Wirbeltierzellen, wie diejenigen einer Fibroblasten-Zelllinie der
Maus, der Ratte, des Affen oder des Menschen. Zu Hefe-Wirtszellen
gehören
YPH499, YPH500 und YPH501, die alle von Stratagene Cloning Systems,
La Jolla, CA 92037, USA bezogen werden können. Zu bevorzugten Säugetier-Wirtszellen gehören Chinese
hamster ovary (CHO)-Zellen, die von der ATCC als CCL61 bezogen werden
können,
die NIH Swiss mouse embryo-Zellen NIH/3T3, die von der ATCC als
CRL 1658 bezogen werden können,
und die von Affennierenzellen abstammenden COS-1-Zellen, die von der ATCC als CRL 1650
bezogen werden können.
-
Die
Transformation geeigneter Zellwirte mit einem hier bereitgestellten
DNA-Konstrukt wird mittels gut bekannter Verfahren durchgeführt, die
typischerweise vom verwendeten Vektortyp abhängig sind. Bezüglich der
Transformation prokaryotischer Wirtszellen siehe zum Beispiel Cohen
et al. (1972) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 69, 2110 und Sambrook et
al. (1989) Molecular Cloning, A Laborstory Manual, Cold Spring Harbor
Laborstory, Cold Spring Harbor, New York. Die Transformation von
Hefezellen wird bei Sherman et al. (1986) Methods In Yeast Genetics,
A Laborstory Manual, Cold Spring Harbor, New York, beschrieben.
Das Verfahren von Beggs (1978) Nature 275, 104-109 ist ebenfalls
nützlich.
Bezüglich
Wirbeltierzellen können
Reagenzien, die für
die Transfektion derartiger Zellen nützlich sind, zum Beispiel Calciumphosphat
und DEAE-Dextran oder Liposomenformulierungen, von Stratagene Cloning
Systems oder Life Technologies Inc., Gaithersburg, MD 20877, USA,
bezogen werden.
-
Die
Elektroporation ist ebenfalls für
die Transformation von Zellen nützlich,
und sie ist auf diesem Gebiet für
das Transformieren von Hefezellen, Bakterienzellen und Wirbeltierzellen
gut bekannt.
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Beispielsweise
können
viele Bakterienspezies mittels der bei Luchansky et al. (1988) Mol.
Microbiol. 2, 637-646 beschriebenen Verfahren transformiert werden,
wobei diese Literaturstelle hier mit der entsprechenden Quellenangabe
aufgenommen wird. Die größte Zahl
an Transformanten wird regelmäßig nach
der Elektroporation der in 2,5 × PEB
suspendierten Mischung aus DNA und Zellen unter Einsatz von 6250
V pro cm bei 25 μFD
erhalten.
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Verfahren
zur Transformation von Hefe durch eine Elektroporation werden bei
Becker & Guarente (1990)
Methods Enzymol. 194, 182 offenbart.
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Erfolgreich
transformierte Zellen, d. h. Zellen, die ein DNA-Konstrukt, wie
es hier offenbart wird, enthalten, können mittels gut bekannter
Techniken identifiziert werden. Zum Beispiel kann man Zellen, die
aus der Einführung
eines Expressionskonstrukts, wie es hier offenbart wird, resultieren,
zur Erzeugung des Moleküls, wie
es hier definiert wird, wachsen lassen. Man kann die Zellen ernten
und lysieren und ihren DNA-Gehalt mittels eines Verfahrens wie desjenigen,
das von Southern (1975) J. Mol. Biol. 98, 503 oder Bereut et al.
(1985) Biotech. 3, 208 beschrieben wird, auf das Vorliegen der DNA
analysieren. Alternativ kann das Vorliegen des Moleküls, zum
Beispiel eines Proteins, im Überstand
mit Hilfe von Antikörpern
nachgewiesen werden, wie es unten beschrieben wird.
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Zusätzlich zu
direkten Tests auf das Vorliegen der rekombinanten DNA kann eine
erfolgreiche Transformation mittels gut bekannter immunologischer
Verfahren bestätigt
werden, wenn die rekombinante DNA in der Lage ist, die Expression
des Proteins zu steuern. Zum Beispiel produzieren Zellen, die erfolgreich
mit einem Expressionsvektor transformiert wurden, Proteine, die
eine geeignete Antigenität
zeigen. Proben der Zellen, von denen vermutet wird, dass sie transformiert
wurden, werden geerntet und mittels geeigneter Antikörper bezüglich des
Proteins analysiert.
-
Somit
stellen wir zusätzlich
zu den transformierten Wirtszellen selbst eine Kultur dieser Zellen,
vorzugsweise eine monoklonale (klonal homogene) Kultur oder eine
Kultur, die von einer monoklonalen Kultur abstammt, in einem Nährmedium
bereit.
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Wenn
das genetische Konstrukt ein DNA-Konstrukt in Form eines Plasmids
ist, kann es gereinigt werden. Das hier bereitgestellte DNA-Konstrukt
wird mittels gut bekannter Verfahren aus der Wirtszelle gereinigt.
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Beispielsweise
kann eine Plasmidvektor-DNA in großem Maßstab aus geklärten Lysaten
als Bande in einem CsCl-Gradienten gemäß den Verfahren von Clewell & Helinski (1970)
Biochemistry 9, 4428-4440 und Clewell (1972) J. Bacteriol. 110,
667-676, präpariert
werden. Die auf diese Weise extrahierte Plasmid-DNA kann über eine
Dialyse gegen sterilen, pyrogenfreien Puffer durch Visking-Schlauche
oder über
eine Größenausschluss-Chromatographie vom
CsCl befreit werden.
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Alternativ
kann die Plasmid-DNA aus geklärten
Lysaten mittels einer Ionenaustausch-Chromatographie, zum Beispiel der bei
Qiagen erhältlichen,
gereinigt werden. Es kann auch eine Hydroxylapatit-Säulenchromatographie
eingesetzt werden.
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Wir
stellen auch die Verwendung eines Mittels, das selektiv die Funktion
des spannungsgesteuerten Na+-Kanals hNe-Na
verhindert, bei der Herstellung eines Medikaments zur Behandlung
von Krebs bereit.
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Wir
stellen auch ein genetisches Konstrukt bereit, das eine Nukleinsäure umfasst,
die für
ein Molekül codiert,
das in der Lage ist, die Funktion des spannungsgesteuerten Na+-Kanals hNe-Na, der in einer Zelle exprimiert wird,
zu verhindern.
-
Wie
oben angemerkt wurde, kann das genetische Konstrukt RNA oder DNA
sein. Das Molekül,
das in der Lage ist, die Funktion des VGSC hNe-Na zu verhindern,
ist zweckmäßigerweise
ein Antisensemolekül
oder ein Ribozym, wie oben offenbart wurde.
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Die
genetischen Konstrukte sind an eine Zuführung in eine menschliche Zelle
adaptiert, insbesondere eine Zelle, die kanzerös ist oder in der es zum Krebs
kommen kann, und ganz besonders ist das genetische Konstrukt an
die Zuführung
in eine Prostatazelle adaptiert. Zu den genetischen Konstrukten
dieser Offenbarung gehören
die oben beschriebenen viralen und nichtviralen Zuführungssysteme.
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Zweckmäßigerweise
wird das Molekül,
wie ein Ribozym oder ein Antisensemolekül, das in der Lage ist, die
Funktion eines VGSC, zum Beispiel des VGSC hNe-Na, zu verhindern,
selektiv in einer Krebszelle exprimiert. Zum Beispiel kann die Expression
des besagten Moleküls
durch das genetische Konstrukt über
einen für
eine Krebszelle oder ein Gewebe selektiven Promotor erfolgen, der
im Falle von Prostatakrebs der PSA-Promotor oder ein beliebiger
anderer prostataspezifischer Promotor sein kann.
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Wir
stellen auch die genetischen Konstrukte für den Einsatz in der Medizin
bereit. So werden die genetischen Konstrukte für den Einsatz in der Medizin
verpackt und präsentiert.
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Wir
stellen auch eine pharmazeutische Zusammensetzung bereit, die ein
hier bereitgestelltes genetisches Konstrukt und einen pharmazeutisch
annehmbaren Träger
umfasst. Die Träger
müssen „annehmbar" in dem Sinne sein,
dass sie mit dem hier bereitgestellten genetischen Konstrukt kompatibel
sind und dessen Empfänger
nicht schädigen.
Typischerweise werden die Träger
Wasser oder Saline sein, die steril und pyrogenfrei sind.
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Die
hier bereitgestellten genetischen Konstrukte schließen, um
Missverständnissen
vorzubeugen, spezifisch Viren und virusartige Partikel ein.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung stellt ein Verfahren zur Identifizierung
einer Verbindung bereit, die selektiv den spannungsgesteuerten Na+-Kanal hNe-Na hemmt, wobei das Verfahren
umfasst (a) das Inkontaktbringen einer Testverbindung mit den besagten
spannungsgesteuerten Na+-Kanälen und
das Bestimmen, ob die besagte Verbindung hemmend wirkt, (b) das
Inkontaktbringen der Testverbindung mit anderen spannungsgesteuerten
Na+-Kanälen
und das Bestimmen, ob die besagte Verbindung hemmend wirkt, und
(c) das Auswählen
einer Verbindung, die in (a) nennenswert hemmend wirkt, aber in
(b) nicht nennenswert hemmend wirkt.
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Typischerweise
werden verschiedene Verbindungen, zu denen pharmakologische Agenzien
mit bekannten Wirkungen auf Na+-Kanäle (zum
Beispiel Verbindungen mit ähnlichen
Wirkungen wie Tetrodotoxin) oder physiologische Agenzien (zum Beispiel
Wachstumsfaktoren oder Hormone, zum Beispiel der epidermale Wachstumsfaktor
oder Androgene) gehören,
in verschiedenen Assays auf ihre Wirksamkeit gescreent. Zu geeigneten
Assay-Formaten gehören
elektrophysiologische Messungen an Zellen in Langzeitkultur in Form
von Zelllinien und an Kurzzeitkulturen von Zellen, die aus Biopsien
gewonnen wurden (siehe zum Beispiel Grimes & Djamgoz (1998) J. Cell. Physiol.
175, 50-58), elektrophysiologische Messungen an Oozyten, die nach
einer Injektion von cDNAs rekombinant das besagte VGSC funktionell
exprimieren (siehe zum Beispiel Fraser et al. (1993) in Electrophysiology,
A practical approach (D. Willis, Hrsg.) IRL-Press) und In-vitro-Assays
auf eine Invasion (Boyden-Kammer) (siehe zum Beispiel Grimes et
al. (1995) FEBS Lett. 369, 290-294 und Smith et al. (1998) FEBS
Lett. 423, 19-24). Zu geeigneten Assays können auch Messungen der Wirkungen
auf die Sekretion von PSA durch Krebszelllinien gehören, wie
es zum Beispiel bei Abdul & Hoosein
(2001) Anticancer Res. 21, 2045-2048 beschrieben wird.
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Wir
stellen auch Verfahren bereit, bei denen die Behandlung auf Krebszellen
abzielt, und zwar durch ein Targeting auf Zellen, die den besagten
VGSC exprimieren, wie oben bezüglich
des Targeting genetischer Konstrukte auf solche Zellen angemerkt
wurde. Zum Beispiel können
Antikörper
gegen den besagten VGSC (VGSC-AKs), die mit einem Farbstoff konjugiert
sind, in vivo auf die Prostatadrüse
angewandt werden (z. B. Yasmuch et al. (1993) „Antibody targeted photolysis", Critical Review
Revue Ther. Drug Carrier System 10, 197-252, Pogrebniak et al. (1993) „Targetted
phototherapy with sensitizer-monoclonal antibody conjugate and light", Surgical Oncology
2, 31-42). Die Drüse
wird dann lokal mit einer Licht/Laser-Wellenlänge bestrahlt, die dem Absorptionsmaximum
des „befestigten" Farbstoffs entspricht.
Die Absorption der Lichtenergie durch den Farbstoff führt zu einer
lokalen Erwärmung
und zum Zelltod. Auf diese Weise werden nur die markierten (d. h. metastatischen)
Zellen beseitigt. Es können
VGSC-AKs, die mit den folgenden Farbstoffen markiert sind, verwendet
werden: Fluorescein (Pelegrin et al. (1991) „Antibody fluorescein conjugates
for photoimmunodiagnosis of human colon-carcinoma in nude mice", Cancer 67, 2529-2537),
Rhodamin (Haghighat et al. (1992) "Laser-dyes for experimental phototherapy
of human cancer – comparison
of 3 rhodamines",
Laryngoscope 102, 81-87), Cyanine (Folli et al. (1994) "Antibody-indocyanin
conjugates for immunophotodetection of human squamous-cell carcinoma
in nude mice", Cancer
Research 54, 2643-2649, Lipshutz et al. (1994) „Evaluation of 4 new carbocyanine
dyes for photodynamic therapy with lasers", Laryngoscope 104, 996-1002, Haddad
et al. (1998) „In
vitro and in vivo effects of photodynamic therapy an murine malignant
melanoma", Annals
of Surgical Oncology 5, 241-247).
-
Somit
stellen wir auch eine Verbindung bereit, die eine Gruppe umfasst,
die selektiv das Protein des spannungsgesteuerten Na+-Kanals
hNe-Na und eine weitere Gruppe bindet.
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Unter „eine Gruppe,
die selektiv das Protein des spannungsgesteuerten Na+-Kanals
hNe-Na bindet, verstehen wir jede beliebige geeignete derartige
Gruppe, die den besagten VGSC bindet, die aber nicht wesentlich
an andere Moleküle
bindet, zum Beispiel andere VGSCs. Die Verbindung mit der bindenden
Gruppe ist eine, die bei der Anwendung vorzugsweise in der Lage
ist, zu Bereichen mit kanzerösen
Zellen, insbesondere metastatischen Krebszellen, zu gelangen, die
aber im Wesentlichen nicht in anderen Bereichen, wo keine kanzerösen Zellen
vorliegen, anzutreffen ist.
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Vorzugsweise
ist die bindende Gruppe in der Lage, den besagten VGSC mit hoher
Affinität
zu binden. Zum Beispiel liegt die Bindungskonstante für die Bindung
der bindenden Gruppe an den besagten VGSC vorzugsweise zwischen
10–7 und
10–15 M.
Typischerweise ist die bindende Gruppe ein Anti-hNe-Na-Antikörper. Solche
Antikörper
und Verfahren zur Gewinnung geeigneter Antikörper werden oben diskutiert.
-
Die
weitere Gruppe kann jede beliebige weitere Gruppe sein, die eine
nützliche
Eigenschaft bezüglich der
Behandlung oder der bildgebenden Darstellung oder der Diagnose von
Krebs bereitstellt. Insbesondere ist die weitere Gruppe eine, die
nützlich
für die
Abtötung
oder bildgebende Darstellung von Krebszellen, insbesondere metastatischer
Krebszellen, ist. Vorzugsweise ist die weitere Gruppe eine, die
in der Lage ist, die Krebszellen abzutöten, auf die die Verbindung
abzielt.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
ist die weitere Gruppe direkt oder indirekt zytotoxisch. Insbesondere
ist die weitere Gruppe vorzugsweise direkt oder indirekt toxisch
für Krebszellen,
speziell für
metastatische Krebszellen.
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In
dem Begriff „direkt
zytotoxisch" soll
die Bedeutung enthalten sein, dass die Gruppe eine ist, die von sich
aus zytotoxisch ist. In „indirekt
zytotoxisch" soll
die Bedeutung enthalten sein, dass die Gruppe eine ist, die, obwohl
sie selbst nicht zytotoxisch ist, zu Zytotoxizität führen kann, zum Beispiel über ihre
Wirkung auf ein weiteres Molekül
oder eine weitere Wirkung auf dieses.
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Bei
einer Ausführungsform
ist die zytotoxische Gruppe ein zytotoxisches chemotherapeutisches
Mittel. Zytotoxische Chemotherapeutika sind in diesem Gebiet gut
bekannt.
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Zu
zytotoxischen chemotherapeutischen Mitteln, wie Mitteln gegen Krebs,
gehören
Alkylierungsmittel einschließlich
von Stickstofflosts wie Mechlorethamin (NH2),
Cyclophosphamid, Ifosfamid, Melphalan (L-Sarcolysin) und Chlorambucil,
Ethylenimine und Methylmelamine wie Hexamethylmelamin und Thiotepa,
Alkylsulfonate wie Busulfan, Nitrosoharnstoffe wie Carmustin (BCNU),
Lomustin (CCNU), Semustin (Methyl-CCNU) und Streptozocin (Streptozotocin),
und Triazene wie Decarbazin (DTIC, Dimethyltriazenoimidazolcarboxamid), Antimetaboliten
einschließlich
von Folsäureanalogen
wie Methotrexat (Amethopterin), Pyrimidinanaloge wie Fluoruracil
(5-Fluoruracil, 5-FU), Floxuridin (Fluordesoxyuridin, FUdR) und
Cytarabin (Cytosinarabinosid), und Purinanaloge und verwandte Inhibitoren
wie Mercaptopurin (6-Mercaptopurin, 6-MP), Thioguanin (6-Thioguanin,
TG) und Pentostatin (2'-Desoxycoformycin).
Zu natürlichen
Produkten gehören
Vincaalkaloide wie Vinblastin (VLB) und Vincristin, Epipodophyllotoxine
wie Etoposid und Teniposid, Antibiotika wie Dactinomycin (Actinomycin
D), Daunorubicin (Daunomycin, Rubidomycin), Doxorubicin, Bleomycin,
Plicamycin (Mithramycin) und Mitomycin (Mitomycin C), Enzyme wie
L-Asparaginase und
Modifikatoren biologischer Reaktionen wie Interferonalphenome. Zu
sonstigen Mitteln gehören
Platin-Koordinationskomplexe wie Cisplatin (cis-DDP) und Carboplatin,
Anthracendione wie Mitoxantron und Anthracyclin, substituierte Harnstoffe
wie Hydroxyharnstoff, Methylhydrazinderivate wie Procarbazin (N-Methylhydrazin,
MIH) und Adrenolytika wie Mitotan (o,p'-DDD) und Aminoglutethimid, Taxol und
Analoge/Derivate und Hormonagonisten/antagonisten wie Flutamid und
Tamoxifen.
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Verschiedene
dieser Mittel wurden bereits früher
an Antikörpern
oder anderen Mitteln für
eine gezielte Verabreichung befestigt, und somit können die
hier bereitgestellten Verbindungen, die diese Agenzien umfassen,
leicht von Fachleuten auf diesem Gebiet hergestellt werden. Zum
Beispiel kann eine Carbodiimid-Konjugation (Bauminger & Wilchek (1980)
Methods Enzymol. 70, 151-159, wird hier mit der entsprechenden Quellenangabe
aufgenommen) zur Konjugation verschiedener Mittel, einschließlich von
Doxorubicin, mit Antikörpern
oder Peptiden eingesetzt werden.
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Carbodiimide
umfassen eine Gruppe von Verbindungen mit der generellen Formel
R-N=C=N-R', wobei R
und R' aliphatisch
oder aromatisch sein können,
und sie werden zur Synthese von Peptidbindungen eingesetzt. Das
präparative
Verfahren ist einfach, relativ schnell und wird unter milden Bedingungen
durchgeführt. Carbodiimidverbindungen
greifen Carboxygruppen an und wandeln sie in Stellen um, die mit
freien Aminogruppen reagieren.
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Das
wasserlösliche
Carbodiimid 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)carbodiimid (EDC) ist
besonders nützlich
für das
Konjugieren einer funktionellen Gruppe mit einer bindenden Gruppe
und kann zur Konjugation von Doxorubicin mit Tumor-bindenden Peptiden
eingesetzt werden. Die Konjugation von Doxorubicin mit einer bindenden
Gruppe erfordert das Vorhandensein einer Aminogruppe, die vom Doxorubicin
bereitgestellt wird, und einer Carboxygruppe, die von der bindenden
Gruppe, zum Beispiel einem Antikörper
oder Peptid, bereitgestellt wird.
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Zusätzlich zur
Verwendung von Carbodiimiden für
die direkte Bildung von Peptidbindungen kann EDC auch zur Herstellung
von aktiven Estern, wie des N-Hydroxysuccinimid (NHS)-Esters, eingesetzt
werden. Der NHS-Ester, der nur an Aminogruppen bindet, kann dann
zur Induktion der Bildung einer Amidbindung mit der einzigen Aminogruppe
des Doxorubicins eingesetzt werden. Die gemeinsame Verwendung von
EDC und NHS wird üblicherweise
zur Konjugation eingesetzt, um die Ausbeute des Konjugats zu erhöhen (Bauminger & Wilchek, oben,
1980).
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Es
können
auch andere Verfahren für
das Konjugieren einer funktionellen Gruppe mit einem Antikörper eingesetzt
werden. Zum Beispiel kann eine Oxidation mit Natriumperiodat gefolgt
von einer reduktiven Alkylierung geeigneter Reaktionspartner eingesetzt
werden, wie auch eine Vernetzung mit Glutaraldehyd. Es ist allerdings
bekannt, dass unabhängig
von dem Verfahren, das zur Erzeugung eines erfindungsgemäßen Konjugats
gewählt
wird, bestimmt werden muss, dass der Antikörper seine Fähigkeit
zur Findung des Ziels beibehält
und dass die funktionelle Gruppe ihre relevante Funktion beibehält.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
ist die zytotoxische Gruppe eine zytotoxische Peptid- oder Polypeptidgruppe,
worunter wir jede beliebige Gruppe verstehen, die zum Zelltod führt. Zytotoxische
Peptid- und Polypeptidgruppen sind in diesem Gebiet gut bekannt,
und zu ihnen gehören
zum Beispiel Ricin, Abrin, das Exotoxin von Pseudomonas, der Gewebefaktor
und dergleichen. Methoden zu ihrer Verknüpfung mit Antikörpern sind
ebenfalls in diesem Gebiet bekannt. Die Verwendung von Ricin als
zytotoxisches Mittel wird bei Burrows & Thorpe (1993) Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 90, 8996-9000 beschrieben, wobei diese Literaturstelle
hier mit der entsprechenden Quellenangabe aufgenommen wird, und
die Verwendung des Gewebefaktors, der zu einer lokalisierten Blutgerinnung
und zum Infarkt eines Tumors führt,
wurde bei Ran et al. (1998) Cancer Res. 58, 4646-4653 und Huang
et al. (1997) Science 275, 547-550 beschrieben. Tsai et al. (1995)
Dis. Colon Rectum 38, 1067-1074 beschreiben die Konjugation der
A-Kette von Abrin mit einem monoklonalen Antikörper, und das Ganze wird hier
mit der entsprechenden Quellenangabe aufgenommen. Weitere Ribosomen-inaktivierende
Proteine werden als zytotoxische Mittel in
WO 96/06641 beschrieben. Das Exotoxin
von Pseudomonas kann ebenfalls als die zytotoxische Polypeptidgruppe
eingesetzt werden (siehe zum Beispiel Aiello et al. (1995) Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 92, 10457-10461, wird hier mit der entsprechenden
Quellenangabe aufgenommen).
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Bestimmte
Zytokine, wie TNFα und
IL-2, können
ebenfalls als zytotoxische Mittel nützlich sein.
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Bestimmte
radioaktive Atome können
ebenfalls zytotoxisch sein, wenn sie in ausreichenden Dosen zugeführt werden.
So kann die zytotoxische Gruppe ein radioaktives Atom umfassen,
das bei der Anwendung dem Zielort eine ausreichende Menge Radioaktivität zuführt, sodass
sie zytotoxisch wirkt. Zu geeigneten radioaktiven Atomen gehören Phosphor-32,
Iod-125, Iod-131, Indium-111, Rhenium-186, Rhenium-188 oder Yttrium-90
oder jedes beliebige andere Isotop, das genügend Energie emittiert, um
die benachbarten Zellen, Organellen oder Nukleinsäuren zu
zerstören.
Vorzugsweise werden die Isotopen und die Dichte der radioaktiven Atome
in der hier bereitgestellten Verbindung so gewählt, dass eine Dosis von über 4000
cGy (vorzugsweise wenigstens 6000, 8000 oder 10 000 cGy) dem Zielort
und, vorzugsweise, den Zellen am Zielort und deren Organellen, insbesondere
dem Zellkern, zugeführt
wird.
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Das
radioaktive Atom kann auf bekannte Weise an der bindenden Gruppe
befestigt werden. Zum Beispiel kann EDTA oder ein anderer Chelatbildner
an der bindenden Gruppe befestigt und zur Befestigung von 111In oder 90Y eingesetzt
werden. Tyrosinreste können
mit 125I oder 131I
markiert werden.
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Die
zytotoxische Gruppe kann ein geeignetes indirekt zytotoxisches Polypeptid
sein. Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist das indirekt
zytotoxische Polypeptid ein Polypeptid, das Enzymaktivität aufweist
und ein relativ untoxisches Prodrug in ein zytotoxisches Arzneimittel
umwandeln kann. Wenn die Targeting-Gruppe ein Antikörper ist,
wird dieser Systemtyp häufig
als ADEPT (Antibody-Directed Enzyme Prodrug Therapy) bezeichnet.
Für das
System ist es erforderlich, dass die Targeting-Gruppe den enzymatischen
Teil an die gewünschte
Stelle im Körper
des Patienten bringt (d. h. zu der Stelle, die den besagten VGSC exprimiert,
wie zum Beispiel metastatische Krebszellen), und dass nach einer
gewissen Zeit, die es dem Enzym ermöglicht, die Stelle zu lokalisieren,
ein Prodrug verabreicht wird, das ein Substrat des Enzyms ist, wobei
das Endprodukt der Katalyse eine zytotoxische Verbindung ist. Das
Ziel dieses Ansatzes ist es, die Konzentration des Arzneimittels
an der gewünschten
Stelle zu maximieren und die Konzentration des Arzneimittels in
normalen Geweben zu minimieren (siehe Senter, P.D. et al. (1988) „Anti-tumor
effects of antibody-alkaline phosphatase conjugates in combination
with etoposide phosphate",
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85, 4842-4846, Bagshawe (1987) Br. J. Cancer
56, 531-2 und Bagshawe, K.D. et al. (1988) „A cytotoxic agent can be
generated selectively at cancer sites", Br. J. Cancer 58, 700-703).
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Eindeutig
kann jede beliebige genannte VGSC-bindende Gruppe anstelle eines
Anti-hNe-Na-Antikörpers in
diesem Typ eines Systems einer gelenkten Enzym-Prodrug-Therapie
eingesetzt werden.
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Das
Enzym und das Prodrug des Systems unter Verwendung eines auf ein
besagtes VGSC abzielenden Enzyms, wie sie hier beschrieben werden,
können
beliebige der bereits früher
beschriebenen sein. Die zytotoxische Substanz kann ein beliebiges
der existierenden Mittel gegen Krebs sein, wie ein Alkylierungsmittel,
ein Mittel, das in die DNA interkaliert, ein Mittel, das ein beliebiges
Schlüsselenzym,
wie die Dihydrofolatreduktase, die Thymidinsynthetase, die Ribonukleotidreduktase,
Nukleosidkinasen oder die Topoisomerase, hemmt, oder ein Mittel,
das zum Zelltod führt,
indem es mit einem beliebigen anderen Bestandteil der Zelle in Wechselwirkung
tritt. Etoposid ist ein Beispiel für einen Topoisomerasehemmer.
-
Zu
Prodrug-Systemen, über
die berichtet wurde, gehören
ein Phenol-Lost-Prodrug, das von einer β-Glucuronidase von E. coli aktiviert
wird (Wang et al., 1992 und Roffler et al., 1991), ein Doxorubicin-Prodrug, das
von einer β-Glucuronidase
des Menschen aktiviert wird (Bosslet et al., 1994), weitere Doxorubicin-Prodrugs,
die von einer α-Galactosidase
der Kaffeebohne aktiviert werden (Azoulay et al., 1995), Daunorubicin-Prodrugs,
die von einer α-D-Galactosidase
der Kaffeebohne aktiviert werden (Gesson et al., 1994), ein 5-Fluoruridin-Prodrug,
das von einer β-D-Galactosidase
von E. coli aktiviert wird (Abraham et al., 1994), und Methotrexat-Prodrugs (z. B. Methotrexat-Alanin),
die von der Carboxypeptidase A aktiviert werden (Kuefner et al.,
1990, Vitols et al., 1992 und Vitols et al., 1995). Diese und andere
sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.
Enzym | Prodrug |
Carboxypeptidase
G2 | Derivate
von L-Glutaminsäure-
und Benzoesäure-Losts,
Anilin-Losts, Phenol-Losts
und Phenylendiamin-Losts, fluorierte Derivate von diesen |
Alkalische
Phosphatase | Etoposidphosphat
Mitomycinphosphat |
Beta-Glucuronidase | p-Hydroxyanilin-Lost-glucuronid
Epirubicinglucuronid |
Penicillin-V-amidase | Adriamycin-N-phenoxyacetyl |
Penicillin-G-amidase | N-(4'-Hydroxyphenylacetyl)palytoxin
Doxorubicin
und Melphalan |
Beta-Lactamase | Stickstoff-Lost-cephalosoporin-p-phenylendiamin, Doxorubicin-Derivate,
Vinblastinderivat-cephalosporin, Cephalosphorin-Lost, ein Taxol-Derivat |
Beta-Glucosidase | Cyanophenylmethyl-beta-D-glucopyranosiduronsäure |
Nitroreduktase | 5-(Azaridin-1-yl)-2,4-dinitrobenzamid |
Cytosindesaminase | 5-Fluorcytosin |
Carboxypeptidase
A | Methotrexat-alanin |
-
(Diese
Tabelle ist eine bearbeitete Form derjenigen aus Bagshawe (1995)
Drug Dev. Res. 34, 220-230, aus der die vollständigen Literaturstellen für diese
verschiedenen Systeme erhalten werden können. Das Taxol-Derivat wird
bei Rodrigues, M.L. et al. (1995) Chemistry & Biology 2, 223) beschrieben).
-
Zu
geeigneten Enzymen zur Bildung eines Teils des enzymatischen Abschnittes
gehören
Exopeptidasen, wie die Carboxypeptidasen G, G1 und G2 (für glutamylierte
Lost-Prodrugs), die Carboxypeptidasen A und B (für Prodrugs auf MTX-Basis) und
Aminopeptidasen (für
2-α-Aminocyl-MTC-Prodrugs),
Endopeptidasen, wie z. B. Thrombolysin (für Thrombin-Prodrugs), Hydrolasen,
wie Phosphatasen (z. B. die alkalische Phosphatase) oder Sulfatasen
(z. B. Arylsulfatasen) (für
phosphorylierte oder sulfatierte Prodrugs), Amidasen, wie Penicillinamidasen
und die Arylacylamidase, Lactamasen, wie β-Lactamasen, Glycosidasen, wie
die β-Glucuronidase (für β-Glucuronidanthracycline),
die α-Galactosidase
(für Amygdalin)
und die β-Galactosidase
(für β-Galactoseanthracyclin),
Desaminasen, wie die Cytosindesaminase (für 5FC), Kinasen, wie die Urokinase
und die Thymidinkinase (für
Gancyclovir), Reduktasen, wie die Nitroreduktase (für CB1954
und Analoge), die Azoreduktase (für Azobenzol-Losts) und die
DT-Diaphorase (für
CB1954), Oxidasen, wie die Glucoseoxidase (für Glucose), die Xanthinoxidase
(für Xanthin)
und die Lactoperoxidase, DL-Racemasen, katalytische Antikörper und Cyclodextrine.
-
Das
Prodrug ist im Vergleich zum zytotoxischen Arzneimittel relativ
untoxisch. Typischerweise weist es weniger als 10 % der Toxizität, vorzugsweise
weniger als 1 % der Toxizität
auf, wie sie mit einem geeigneten In-vitro-Zytotoxizitätstest bestimmt
wird.
-
Es
erscheint wahrscheinlich, dass die Gruppe, die imstande ist, ein
Prodrug in ein zytotoxisches Arzneimittel umzuwandeln, vom Rest
der Verbindung isoliert aktiv sein wird, aber es ist erforderlich,
dass sie nur dann aktiv ist, wenn (a) sie mit dem Rest der Verbindung
kombiniert ist und (b) die Verbindung an Zielzellen befestigt ist,
sich in deren unmittelbarer Nachbarschaft befindet oder von den
Zielzellen internalisiert wurde.
-
Wenn
jede Gruppe der Verbindung ein Polypeptid ist, können die beiden Teile mittels
eines beliebigen herkömmlichen
Verfahrens zur Verknüpfung
von Polypeptiden miteinander verknüpft werden, wie denjenigen, die
generell bei O'Sullivan
et al. (1979) Anal. Biochem. 100, 100-108 beschrieben werden. Zum
Beispiel kann die Gruppe, die an das besagte VGSC bindet, reich
an Thiolgruppen sein und die weitere Gruppe mit einem bifunktionellen
Mittel umgesetzt werden, das imstande ist, mit diesen Thiolgruppen
zu reagieren, zum Beispiel dem N-Hydroxysuccinimidester
der Iodessigsäure
(NHIA) oder N-Succinimidyl-3-(2-pyridyldithio)propionat (SPDP).
Amid- und Thioetherbindungen, die zum Beispiel mit dem m-Maleimidobenzoyl-N-hydroxysuccinimidester
erhalten werden, sind in vivo generell stabiler als Disulfidbindungen.
-
Alternativ
kann die Verbindung mittels gentechnologischer Verfahren als eine
Fusionsverbindung erzeugt werden, wobei ein DNA-Abschnitt bestimmte
Regionen aufweist, die für
die beiden Gruppen der erfindungsgemäßen Verbindung codieren, die
entweder aneinandergrenzen oder durch einen Abschnitt getrennt sind,
der für
ein Linkerpeptid codiert, das die gewünschten Eigenschaften der Verbindung
nicht zerstört.
Man kann sich vorstellen, dass die beiden Abschnitte der Verbindung
teilweise oder vollständig überlappen.
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Die
DNA wird dann zur Erzeugung eines Polypeptids, das die erfindungsgemäße Verbindung
umfasst, in einem geeigneten Wirt exprimiert.
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Die
zytotoxische Gruppe kann ein Radiosensitizer sein. Zu Radiosensitizern
gehören
Fluorpyrimidine, Thymidinanaloge, Hydroxyharnstoff, Gemcitabin,
Fludarabin, Nicotinamid, halogenierte Pyrimidine, 3-Aminobenzamid,
3-Aminobenzodiamid, Etanixadol, Pimonidazol und Misonidazol (siehe
zum Beispiel McGinn et al. (1996) J. Natl. Cancer Inst. 88, 1193-11203,
1193-11203, Shewach & Lawrence
(1996) Invest. New Drugs 14, 257-263, Horsman (1995) Acta Oncol.
34, 571-587, Shenoy & Singh
(1992) Clin. Invest. 10, 533-551, Mitchell et al. (1989) Int. J.
Radiat. Biol. 56, 827-836, Iliakis & Kurtzman (1989) Int. J. Radiat.
Oncol. Biol. Phys. 16, 1235-1241, Brown (1989) Int. J. Radiat. Oncol.
Biol. Phys. 16, 987-993, Brown (1985) Cancer 55, 2222-2228).
-
Es
kann auch die Einführung
von Genen in Zellen diese strahlenempfindlich machen, zum Beispiel
die Einführung
des Gens von p53 oder von Cyclin D (Lang et al. (1998) J. Neurosurg.
89, 125-132, Coco Martin et al. (1999) Cancer Res. 59, 1134-1140).
-
Die
weitere Gruppe kann eine sein, die bei Bestrahlung zytotoxisch wird
oder eine zytotoxische Gruppe freisetzt. Zum Beispiel setzt das
Bor-10-Isotop, wenn es auf geeignete Weise bestrahlt wird, α-Teilchen
frei, die zytotoxisch sind (siehe zum Beispiel
US 4 348 376 an Goldenberg, Primus
et al. (1996) Bioconjug. Chem. 7, 532-535).
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Ähnlich kann
die zytotoxische Gruppe eine sein, die für eine photodynamische Therapie
nützlich
ist, wie Photofrin (siehe zum Beispiel Dougherty et al. (1998) J.
Natl. Cancer Inst. 90, 889-905).
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Die
weitere Gruppe kann ein Nukleinsäuremolekül umfassen,
das direkt oder indirekt zytotoxisch ist. Zum Beispiel kann das
Nukleinsäuremolekül ein Antisenseoligonukleotid
sein, das, nachdem es zur Zielstelle gelangt ist, imstande ist,
in die Zellen einzudringen und ihren Tod zu bewirken. Das Oligonukleotid
kann somit eines sein, das die Expression eines essenziellen Gens
verhindert, oder eines, das zu einer Veränderung der Genexpression,
die Apoptose verursacht, führt.
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Beispiele
für geeignete
Oligonukleotide sind die gegen bcl-2 (Ziegler et al. (1997) J. Natl.
Cancer Inst. 89, 1027-1036) und gegen die DNA-Polymerase α und die
Topoisomerase IIα gerichteten
(Lee et al. (1996) Anticancer Res. 16, 1805-1811).
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Peptidnukleinsäuren können anstelle
herkömmlicher
Nukleinsäuren
nützlich
sein (siehe Knudsen & Nielsen
(1997) Anticancer Drugs 8, 113-118).
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
kann der Antikörper
in einem Zuführvehikel
für die
Abgabe der Nukleinsäure
an das Ziel enthalten sein, z. B. einer Nukleinsäure, wie sie hier diskutiert
wird. Das Zuführvehikel kann
jedes geeignete Zuführvehikel
sein. Es kann zum Beispiel ein Liposom sein, das die Nukleinsäure enthält, oder
es kann ein Virus oder ein virusartiges Teilchen sein, das imstande
ist, die Nukleinsäure
abzugeben. In diesen Fällen
liegt der Antikörper,
der selektiv an den besagten VGSC bindet, typischerweise auf der
Oberfläche
des Zuführvehikels
vor. Zum Beispiel kann die Gruppe, die selektiv an den besagten
VGSC bindet, zum Beispiel ein geeignetes Antikörperfragment, auf der äußeren Oberfläche eines
Liposoms vorliegen, und die Nukleinsäure, die zugeführt werden
soll, kann im Inneren des Liposoms vorliegen. Als weiteres Beispiel
wird ein viraler Vektor, wie ein retroviraler oder adenoviraler
Vektor, so konstruiert, dass die Gruppe, die selektiv an den besagten
VGSC bindet, an der Oberfläche
des Viruspartikels befestigt oder in ihr lokalisiert ist, was es
dem Viruspartikel ermöglicht,
zielgerichtet der gewünschten
Stelle zugeführt
zu werden. Systeme für
eine zielgerichtete Zuführung
sind ebenfalls bekannt, zum Beispiel das oben diskutierte modifizierte
Adenovirussystem.
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Es
können
Immunliposomen (Antikörper-gesteuerte
Liposomen) verwendet werden, bei denen die Einheit, die selektiv
an den besagten VGSC bindet, ein Antikörper ist. Die Präparation
von Immunliposomen wird oben beschrieben.
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Die
dem Zielort zugeführte
Nukleinsäure
kann jede geeignete DNA sein, die direkt oder indirekt zur Zytotoxizität führt. Zum
Beispiel kann die Nukleinsäure
für ein
Ribozym codieren, das für
die Zelle zytotoxisch ist, oder sie kann für ein Enzym codieren, das in
der Lage ist, ein im Wesentlichen untoxisches Prodrug in ein zytotoxisches
Arzneimittel zu überführen. (Dieses
letztere System wird manchmal als GDEPT, Gene Directed Enzyme Prodrug
Therapy, bezeichnet.)
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Ribozyme,
die durch die Nukleinsäure,
die dem Zielort zugeführt
werden soll, codiert werden können, werden
in den oben zitierten Literaturstellen beschrieben. Zu geeigneten
Targets für Ribozyme
gehören
Transkriptionsfaktoren wie c-fos und c-myc und bcl-2. Durai et al.
(1997) Anticancer Res. 17, 3307-3312 beschreiben ein Hammerhead-Ribozym
gegen bcl-2.
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EP 0 415 731 beschreibt
das GDEPT-System. Für
das GDEPT-System gelten ähnliche Überlegungen bezüglich der
Wahl des Enzyms und des Prodrug wie beim oben beschriebenen ADEPT-System.
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Die
dem Zielort zugeführte
Nukleinsäure
kann für
ein direkt zytotoxisches Polypeptid codieren.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung ist die weitere, in der hier bereitgestellten Verbindung
enthaltene Gruppe eine leicht nachweisbare Gruppe.
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Mit
dem Begriff „leicht
nachweisbare Gruppe" meinen
wir, dass die Gruppe eine ist, die, wenn sie nach der Verabreichung
der Verbindung an einen Patienten am Zielort lokalisiert ist, nachgewiesen
werden kann, typischerweise auf nichtinvasive Weise von außerhalb
des Körpers,
wodurch der Zielort lokalisiert werden kann. Somit sind die Verbindungen
für die
bildgebende Darstellung und die Diagnose nützlich.
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Typischerweise
ist die leicht nachweisbare Gruppe ein radioaktives Atom oder umfasst
ein radioaktives Atom, das für
eine bildgebende Darstellung nützlich
ist. Zu geeigneten radioaktiven Atomen gehören Technetium-99m oder Iod-123
für szintigraphische
Untersuchungen. Zu weiteren leicht nachweisbaren Gruppen gehören zum
Beispiel Spinlabels für
ein Magnetresonanz-Imaging (MRI), wie wiederum Iod-123, Iod-131,
Indium-111, Fluor-19, Kohlenstoff-13, Stickstoff-15, Sauerstoff-17,
Gadolinium, Mangan oder Eisen. Es ist klar, dass die Verbindung
ausreichende Mengen der geeigneten Isotope enthalten muss, wenn
das Molekül
leicht nachweisbar sein soll.
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Die
radioaktiven oder anderen Markierungen können mittels bekannter Verfahren
in die Verbindung inkorporiert werden. Wenn zum Beispiel die bindende
Gruppe ein Polypeptid ist, dann kann es biologisch synthetisiert
werden, oder er kann über
eine chemische Aminosäuresynthese
unter Verwendung geeigneter Aminosäurevorläufer, die zum Beispiel Fluor-19
anstelle von Wasserstoff enthalten, synthetisiert werden. Markierungen
wie 99mTc, 123I, 186Rh, 188Rh und 111In können
zum Beispiel über
Cysteinreste in der bindenden Gruppe angebracht werden. Yttrium-90
kann über
einen Lysinrest angebracht werden. Das IODOGEN-Verfahren (Fraker et al. (1978) Biochem.
Biophys. Res. Comm. 80, 49-57) kann zur Inkorporation von Iod-123
eingesetzt werden. Eine Literaturstelle („Monoclonal Antibodies in
Immunoscintigraphy",
J.-F. Chatal, CRC Press, 1989) beschreibt detailliert andere Verfahren.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist die weitere Gruppe imstande, selektiv an eine direkt oder indirekt
zytotoxische Gruppe oder an eine leicht nachweisbare Gruppe zu binden.
Somit kann bei dieser Ausführungsform
die weitere Gruppe eine beliebige Gruppe sein, die an eine weitere
Verbindung oder Komponente bindet, die zytotoxisch oder leicht nachweisbar
ist.
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Die
weitere Gruppe kann deshalb ein Antikörper sein, der selektiv an
die weitere Verbindung oder Komponente bindet, oder sie kann eine
andere bindende Gruppe sein, wie Streptavidin oder Biotin oder dergleichen.
Die folgenden Beispiele veranschaulichen die Molekültypen,
die hier offenbart werden; andere derartige Moleküle dürften für Fachleute
auf der Basis des hier Gesagten offensichtlich sein.
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Ein
bispezifischer Antikörper,
bei dem eine Bindungsstelle die Gruppe umfasst, die selektiv an
den besagten VGSC bindet, und die zweite Bindungsstelle eine Gruppe
umfasst, die zum Beispiel ein Enzym bindet, das imstande ist, ein
im Wesentlichen untoxisches Prodrug in ein zytotoxisches Arzneimittel
zu überführen.
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Die
Verbindung kann ein Antikörper
sein, der selektiv an den besagten VGSC bindet und an den Biotin gebunden
ist. Avidin oder Streptavidin, das mit einer leicht nachweisbaren
Markierung markiert worden ist, kann zusammen mit dem Biotin-markierten
Antikörper
in einem zweiphasigen System zur bildgebenden Darstellung eingesetzt
werden, wobei der Biotin-markierte
Antikörper
zunächst
zum Zielort im Patienten gebracht wird und dann dem Patienten das
markierte Avidin oder Streptavidin verabreicht wird. Systeme aus
bispezifischen Antikörpern
und Biotin/Streptavidin (Avidin) werden in einer Übersichtsarbeit
von Rosebrough (1996) Q J Nucl. Med. 40, 234-251 dargestellt.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
sind die Gruppe, die selektiv an den besagten VGSC bindet, und die
weitere Gruppe Polypeptide, die fusioniert sind.
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Wir
stellen auch ein Nukleinsäuremolekül bereit,
das für
eine hier offenbarte Verbindung codiert.
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Wir
stellen auch eine Verbindung für
den Einsatz in der Medizin bereit. Typischerweise ist die Verbindung
verpackt und wird als ein Medikament oder ein Mittel für die bildgebende
Darstellung oder als ein diagnostisches Mittel für den Einsatz an einem Patienten
präsentiert.
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Wir
stellen auch eine pharmazeutische Zusammensetzung bereit, die eine
hier offenbarte Verbindung und einen pharmazeutisch annehmbaren
Träger
umfasst.
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Typischerweise
sind die pharmazeutischen Zusammensetzungen oder Formulierungen
für eine
parenterale Verabreichung gedacht, insbesondere für eine intravenöse Verabreichung.
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Zu
Formulierungen, die für
eine parenterale Verabreichung geeignet sind, gehören wässrige und
nichtwässrige
sterile Injektionslösungen,
die Antioxidanzien, Puffer, bakteriostatische Mittel und gelöste Stoffe
enthalten können,
die die Formulierung isotonisch mit dem Blut des vorgesehenen Empfängers machen,
sowie wässrige
und nichtwässrige
sterile Suspensionen, die Suspendiermittel und Verdickungsmittel
enthalten können.
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Wir
stellen auch die Verwendung einer hier offenbarten Verbindung bei
der Herstellung eines Medikaments zur Behandlung und/oder Diagnose
eines menschlichen Patienten mit Krebs oder mit dem Risiko einer Krebsentstehung
bereit.
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Wir
stellen auch ein Verfahren zur Behandlung von Krebs bereit, wobei
das Verfahren das Verabreichen einer wirksamen Menge einer hier
offenbarten Verbindung an den menschlichen Patienten umfasst, wobei
die weitere Gruppe der Verbindung eine ist, die entweder direkt
oder indirekt von therapeutischem Nutzen für den Patienten ist.
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Wir
stellen auch ein Verfahren zur bildgebenden Darstellung von Krebs
bereit (das nützlich
zur Bestimmung der Anfälligkeit
eines menschlichen Patienten für
Krebs oder für
das Diagnostizieren von Krebs bei einem menschlichen Patienten oder
das Vorhersagen der relativen Aussichten eines bestimmten klinischen
Verlaufs eines Krebses nützlich
sein könnte)
bei einem menschlichen Patienten bereit, das das Verabreichen einer wirksamen
Menge einer hier offenbarten Verbindung an den Patienten umfasst,
wobei die weitere Gruppe der Verbindung eine ist, die eine leicht
nachweisbare Gruppe umfasst.
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Es
dürfte
klar sein, dass der zeitliche Ablauf der Verabreichung in Abhängigkeit
von der jeweiligen Verbindung, die in der Behandlung, der bildgebenden
Darstellung oder der Diagnose eingesetzt wird, unterschiedlich sein
kann, und dass die Zahl der weiteren Komponenten, die in den hier
offenbarten therapeutischen Systemen eingesetzt werden, unterschiedlich
sein kann.
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Zum
Beispiel kann es in dem Falle, dass die Verbindung eine leicht nachweisbare
Gruppe oder eine direkt zytotoxische Gruppe umfasst, sein, dass
nur die Verbindung, in einer geeigneten Formulierung, dem Patienten
verabreicht. Natürlich
können
andere Mittel, wie Immunsuppressiva und dergleichen, verabreicht
werden.
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Bezüglich der
Verbindungen, die nachweisbar markiert sind, erfolgt die bildgebende
Darstellung, sobald die Verbindung an der Targetstelle angekommen
ist.
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Wenn
die Verbindung jedoch eine ist, die eine weitere Komponente benötigt, um
für die
Behandlung, die bildgebende Darstellung oder die Diagnose nützlich zu
sein, kann man die Verbindung verabreichen, warten, bis sie die
Zielstelle erreicht hat und danach zu einem geeigneten Zeitpunkt
die weitere Komponente verabreichen.
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Zum
Beispiel wird bezüglich
der obigen ADEPT- und ADEPT-artigen Systeme die Verbindung mit der bindenden
Gruppe und der Enzymgruppe verabreicht, und sie erreicht dann die
Zielstelle. Sobald das erfolgt ist, wird das Prodrug verabreicht.
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Ähnlich kann
zum Beispiel im Hinblick auf die Verbindungen, bei denen die in
der Verbindung enthaltene weitere Gruppe eine ist, die eine weitere
Komponente bindet, zunächst
die Verbindung verabreichen, man lässt sie an der Zielstelle ankommen,
und anschließend
wird die weitere Komponente verabreicht.
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So
wird bei einer Ausführungsform
dem Patienten ein Biotin-markierter Anti-hNe-Na-Antikörper verabreicht,
und nach einer geeigneten Zeit wird ein nachweisbar markiertes Streptavidin
verabreicht. Nachdem das Streptavidin an den Stellen angekommen
ist, an die der Antikörper
gebunden hat (d. h. den Zielstellen), wird die bildgebende Darstellung
durchgeführt.
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Es
wird angenommen, dass die hier offenbarten Verbindungen, bei denen
die weitere Gruppe eine leicht nachweisbare Gruppe ist, für die Bestimmung
des metastatischen Status der Krebszellen nützlich sein können. Das
könnte
ein wichtiger Faktor sein, der die Art und das Ergebnis einer zukünftigen
Therapie beeinflusst.
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Wir
stellen auch ein Kit aus Teilen (oder ein therapeutisches System)
bereit, das umfasst (1) eine hier offenbarte Verbindung, wobei die
weitere Gruppe eine zytotoxische Gruppe ist, die in der Lage ist,
ein relativ untoxisches Prodrug in ein zytotoxisches Arzneimittel
zu überführen, und
(2) ein relativ untoxisches Prodrug. Das Kit aus Teilen kann jede
bzw. jedes beliebige der hier offenbarten Verbindungen und geeigneten
Prodrugs, wie sie her beschrieben werden umfassen.
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Wir
stellen auch ein Kit aus Teilen (oder ein therapeutisches System)
bereit, das umfasst (1) eine hier offenbarte Verbindung, wobei die
weitere Gruppe in der Lage ist, selektiv an eine direkt oder indirekt
zytotoxische Gruppe oder an eine leicht nachweisbare Gruppe zu binden,
und (2) eine beliebige einer direkt oder indirekt zytotoxischen
Gruppe oder einer leicht nachweisbaren Gruppe, an die die weitere
Gruppe der Verbindung binden kann.
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Zum
Beispiel kann ein Kit aus Teilen einen mit Biotin markierten Anti-hNe-Na-Antikörper und
ein mit einer leicht nachweisbaren Markierung, wie sie oben definiert
wurde, markiertes Streptavidin enthalten.
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Die
Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf das folgende, nichteinschränkende Beispiel
und die Figuren beschrieben.
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1 Polynomische
Anpassungen dritten Grades an die Daten der PN1-VGSCα-Bildanalyse. Es sind die
Anpassungen an die drei mit dem ersten MAT-LyLu-Extrakt durchgeführten Wiederholungen
gezeigt. Die Masse des PCR-Produkts (in Nanogramm) ist gegen die
Zahl der PCR-Zyklen aufgetragen. Das obere Insert zeigt die Gelbilder,
aus denen die Daten stammen. Repräsentative Zahlen der PCR-Zyklen
für bestimmte
Banden sind über
den Gelen angegeben.
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2 Details
der in den Prostatakrebszellen gefundenen Spleißvarianten von VGSCα. Es sind
die aus spezifischen PCR-Tests bestimmten Spleißvarianten der Produkte des
(a) SCN2A-, (b) SCN3A-, (c) SCN8A- und (d) SCN9A-Gens, die in Zelllinien
der Ratte (RB2 und PN1) und des Menschen (HB2, HB3, hNa6 und hNe-Na)
gefunden wurden, gezeigt. Typische SQT-PCR-Gelbilder sind links
dargestellt; idealisierte Banden, die jedes PCR-Produkt repräsentieren,
sind an der Seite dargestellt. Eine schematische Darstellung der
einem jeden Produkt entsprechenden Strukturmerkmale ist rechts gezeigt,
und es ist die Produktgröße (in Nukleotiden)
angegeben. Die Lage der Intronpositionen (unterschiedlich schattierte
Bereiche stehen für
unterschiedliche Exons) und die Positionen der PCR-Primer (Pfeile)
bezüglich
der normalen Domänenstruktur
der VGSCαs sind
ebenfalls gezeigt. Repräsentative
Zahlen der PCR-Zyklen für
bestimmte Banden sind über
den Gelen angegeben. N und A bezeichnen neonatale bzw. adulte alternativ
gespleißte
Exons. Δ bezeichnet
Produkte, bei denen beide alternativ gespleißten Exons fehlen.
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3 SQT-PCR-Gelbilder
für die
VGSCαs der
Ratte. Es sind die SQT-PCRs für
(a) PN1, (b) SCL-11, (c) RB1, (d) rSkM1, (e) RB2 und (f) NaN/SNS2
und (g) die rCytb5R-Kontrolle gezeigt. Repräsentative
Zahlen für
die PCR-Zyklen für
bestimmte Banden sind über
den Gelen angegeben. In jeder Abbildung stammte der obere Kasten
von MAT-LyLu-Zellextrakten und der untere Kasten von AT-2-Extrakten.
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4 SQT-PCR-Gelbilder
für die
humanen VGSCαs.
Es sind die SQT-PCRs für
(a) hNe-Na, (b) hNa6, (c) HB2 und (d) HB3 und (e) die hCytb5R-Kontrolle sowie die (f) neonatalen und
die (g) adulten Spleißvarianten hNa6
gezeigt. Repräsentative
Zahlen für
die PCR-Zyklen für
bestimmte Banden sind über
den Gelen angegeben. In jeder Abbildung stammte der obere Kasten
aus PC-3-Zellextrakten und der untere Kasten aus LNCaP-Zellextrakten.
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5 Vorgeschlagene
Expressionsniveaus der verschiedenen „funktionellen VGSCα"-mRNAs in den stark
(weiße
Säulen)
und schwach (schwarze Säulen)
metastatischen Prostatakrebszelllinien. In jedem Falle bezeichnet
die vertikale Achse das ungefähre
Expressionsniveau bezüglich
der Spiegel an funktionellem VGSCα in
dem stark metastatischen Gegenstück
(MAT-LyLu und PC-3 für
Rattenzellen bzw. humane Zellen). Die Expressionsniveaus wurden
aus degenerierten Screens unter Verwendung von RB1 (Ratte) und hCytb5R (Mensch) als Standards bestimmt. Die relative
Häufigkeit
der mRNAs der funktionellen VGSCα könnte für VGSCαs, die in
multiplen Spleißformen
exprimiert werden (vor allem HB2, von dem ein hoher Anteil in der ΔHB2-Form
vorhanden ist), leicht überschätzt sein.
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6 Schnitte
der humanen Prostata in unterschiedlichen pathologischen Stadien,
immunhistochemisch gefärbt
mit einem VGSC-Antikörper.
A. Benigne Prostatahyperplasie. B. Low-Grade-PIN. I, Lumen, s, Stroms.
C. High-Grade-PIN. D. Maligner Tumor in situ – InsM. E. Invasive Krebszellen – InvCs
(es sind verschiedene, mit Pfeilen bezeichnet Beispiele gezeigt).
Immunhistochemische Verfahren wurden auf klinische Proben angewendet,
die in 10 % Formalin fixiert und in Paraffin eingebettet worden
waren. Es wurden Schnitte von 10 verschiedenen Patienten unterschiedlichen
Alters und mit unterschiedlichen Gleason-Gradings eingesetzt. Die
Schnitte wurden, nachdem sie zur Freilegung der Antigene im Mikrowellenofen
behandelt worden waren, mit einem Na+-Kanal-Antikörper (Upstate
BioTechnology Inc.) behandelt, bei dem es sich um einen Peptid-Antikörper handelt,
der jeden Typ des Wirbeltier-VGSC
erkennt (England et al. (1991) Brain Res. 548, 334-337). Die Schnitte
wurden zunächst
mit diesem Antikörper
(2 μg/ml)
bei 4 °C über Nacht
behandelt. Zum Nachweis des Signals wurden ein biotinylierter sekundärer Antikörper, ein
Avidin-Biotin-Komplex und Diaminobenzidin als Chromogen eingesetzt.
Für das
Blocking der sekundären
Bindungsstellen wurde Serum des Wirtes des sekundären Antikörpers eingesetzt.
Es wurden zwei unterschiedlichen Typen von Negativkontrollen mitgeführt: (1)
der primäre
Antikörper
wurde weggelassen, (2) der primäre
Antikörper
wurde mit dem immunisierenden Peptid präadsorbiert. In beiden Fällen wurde
keine VGSC-Färbung
gesehen. Für
die quantitative Analyse wurden die Bilder mit einer 3-Farben-codierten Digitalkamera
(Pixera Corporation, Los Gatos, Kalifornien, USA) aufgenommen, wobei
ein Nikon-Mikroskop und ein Apple-Mac-Computer eingesetzt wurden.
Messungen der optischen Dichte erfolgten mittels eines Bildanalyseprogrammes
(OPTIMAS, Version 5.2 (Stemmer, Deutschland)). Der Maßstabsbalken
entspricht 13,5 μm.
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7 Ausrichtung
der Aminosäuresequenzen
der YJ1/YJ2C-Region der Wirbeltier-VGSCαs.
Die Ausrichtung wurde mittels der MEGALIGN-Software von Lasergene
durchgeführt.
Alle Sequenzen wurden mittels des Clustal-Verfahrens (PAM 20 Weight
Table) ausgerichtet. Konservierte Reste sind in Kästchen und
schattiert dargestellt. Die Zugangsnummern der Sequenzen sind die
Folgenden: PN1 (GB: U79568); Schwann-Zelle, Kaninchen (GB: U35238);
hNe-Na (PIR: S54771); Aal (GB: X01119); SKM1, Pferd (GB: U25990);
hSkM1 (GB: M81758); rSkM1 (GB: M26643); mNav2.3, Maus (PIR: A55138);
SCL-11 (GB: Y09164); hNav2.1 (GB: M91556); RB1 (SW: PO4774); HB1
(GB: 571446); RB3 (SW: P08104); HB3 (GB: S69887); RB2 (PIR: B25019);
HB2 (GB: M94055); SCN8a, Maus (GB: U26707); rNa6 (GB: L39018); Pufferfisch
(GB: D37977); SNS, Maus (GB: Y09108); SNS/PN3, Ratte (GB: X92184);
Herz, Mensch (PIR: A38195); Herz, Ratte (SW: P15389); NaN (GB: AP059030).
-
8 Vorhergesagte
Topografie der Spleißvarianten
von (A) hNa6 und (B) PN1, hNe-Na und IIB2, die in Prostatakrebszelllinien
der Ratte und des Menschen exprimiert werden, wie anhand von PCRs
mit spezifischen Primern bestimmt wurde. Dunkle Säulen
bezeichnen
konservierte Intronpositionen in den VGSCα-Genen. Adaptiert von Oh & Waxman (1998).
-
9(A) Aufzeichnungen der Ströme der Ratten-Prostatakrebszelllinie
MAT-LyLu, die durch das Depolarisieren der Membran von einem Haltepotenzial
von –100
mV auf 0 mV nach einer 24-stündigen
Inkubation in 0 % FKS 100 ng/ml EGF und 1 μM AG1478 hervorgerufen wurden.
Die Expression der spannungsgesteuerten Na+-Kanäle war in
Gegenwart von EGF hochreguliert. (B) Histogramme, die die mittlere
maximale Na+-Stromdichte ± Standardfehler
nach einer 24-stündigen
Inkubation in 0 % FKS, 100 ng/ml EGF, 1 μM AG1478 mit einem EGF-Rezeptor-Antikörper (1 μg/ml) zeigen.
Die statistische Signifikanz ist als ** = p < 0,01 bzw. *** = p < 0,001 angegeben.
-
Beispiel 1: Expressionsprofile der Gene
der α-Untereinheit
des spannungsgesteuerten Na+-Kanals in Prostatakrebszelllinien
der Ratte und des Menschen: überwiegende
Expression des spannungsgesteuerten Na+-Kanals
vom PN1/hNe-Na-Typ und seiner Untereinheit in hochmetastatischen
Prostatakrebszelllinien der Ratte und des Menschen
-
Spannungsgesteuerte
Na+-Kanäle
(VGSCs) steuern eine Vielzahl zellulärer Aktivitäten, und ihre Fehlfunktion
wurde mit verschiedenen pathophysiologischen Zuständen, einschließlich der
Metastasierung des Prostatakrebses, in Verbindung gebracht. Zwar
können
VGSCs als Anordnungen aus mehreren Untereinheiten vorkommen, aber
die α-Untereinheiten
(VGSCαs)
allein können
funktionelle Kanäle
codieren. Wir haben zwei neue Reverse Transcription Polymerasekettenreaktion
(RT-PCR)-Verfahren, ein Screening mit degenerierten Primern und
eine neuartige semiquantitative PCR-Technik entwickelt. Diese ermöglichten
eine detaillierte qualitative und quantitative Untersuchung der
Expression der VGSCα-mRNAs
in Prostatakrebszellen der Ratte (MAT-LyLu/AT-2) und des Menschen
(PC-3/LNCaP) mit deutlich unterschiedlichem metastatischem Potenzial,
und sie führten
zu hochkonsistenten Ergebnissen. Nur für die stark metastatischen
Zellen (MAT-LyLu und PC-3) war zuvor gezeigt worden, dass sie funktionelle
VGSC-Aktivität
aufweisen. PCR-Screens auf VGSCα mit
degenerierten Primern identifizierten acht verschiedene VGSCα-Gene: SCN1A-4A,
SCN7A-9A und SCN11A. PCRs mit spezifischen Primern demonstrierten,
dass die meisten VGSCαs
als multiple Spleißvarianten
exprimiert wurden, die sowohl für
funktionelle als auch für
nicht-funktionelle
(stark verkürzte)
Proteine codieren würden.
Die Ergebnisse der semiquantitativen PCR (SQT-PCR) waren mit einem
in schwach metastatischen Zellen (AT-2/LNCaP) vorliegenden basalen
Spiegel der Expression der VGSCα-mRNA
konsistent, die in Zellen mit stärkerem
metastatischem Potenzial (MAT-LyLu/PC-3) stark erhöht war.
Die starke Zunahme der Expression spezifisch des SCN9a-Gens (auch
als PN1/hNe-Na bezeichnet) war sowohl in Rattenzellen als auch in
humanen Zellen größtenteils
für diese
Erhöhung
der VGSCα-mRNA-Spiegel verantwortlich.
Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass SCN9A die Hauptquelle für das nachgewiesene
funktionelle VGSC ist.
- 1Abkürzungen:
VGSCs, spannungsgesteuerte Na+-Kanäle; VGSCα, α-Untereinheit
des spannungsgesteuerten Na+-Kanals; VGSCβ, β-Untereinheit
des spannungsgesteuerten Na+-Kanals; DRG, Dorsalwurzelganglion; RT-PCR,
Reverse Transcription-Polymerasekettenreaktion; S, Transmembransegment;
D, Transmembrandomäne;
ID, Zwischendomäne;
TTX, Tetrodotoxin; sscDNA, einsträngige cDNA; R6, Random-Hexamer-Primer; nt,
Nukleotide; SQT- PCR,
semiquantitative Polymerasekettenreaktion; TBE, Trizma-Borat-EDTA-Puffer; Cytb5R, NADH-Cytochrom-b5-Reduktase; NGF, nerve
growth factor.
-
Hintergrund
-
Die
spannungsgesteuerten Na+-Kanäle (VGSCs)1 sind große, durch die Membran reichende
Glykoproteine, die aus einer großen (≅ 240 kDa) α-Untereinheit (VGSCα) mit vier
Transmembrandomänen
und bis zu zwei verschiedenen β-Untereinheiten
(VGSCβs)
bestehen (1). Die Expression von VGSCα allein reicht für die Bildung
eines funktionellen Kanals aus (2). Die VGSCβ(s) haben verschiedene unterstützende Funktionen, wie
die Verbesserung der Verfügbarkeit
eines funktionellen Kanals (3), die Modulierung der Kanalkinetik
(4, 5) und vielleicht sogar die Veränderung der pharmakologischen
Eigenschaften (6).
-
Die
VGSCαs in
höheren
Wirbeltieren stellen eine Familie von wenigstens 11 verschiedenen
Genen dar (7), die als SCN1A bis SCN11A bezeichnet werden. Ihre
Produkte sind aus verschiedenen erregbaren Zelltypen kloniert worden.
Wenigstens zwei Unterfamilien von VGSCα-Genen sind basierend auf den
Sequenzdaten beschrieben worden: Nav1 und
Nav2 (8). Es wird generell angenommen, auch
wenn es noch nicht experimentell bestätigt worden ist, dass diese
Unterfamilien VGSCαs
mit deutlich unterschiedlichem elektrophysiologischen Eigenschaften
repräsentieren
(9). Tatsächlich
impliziert das Fehlen der Konservierung grundlegender VGSCα-Sequenzen
in den VGSCαs
des Nav2, dass sie möglicherweise nicht einmal spannungsgeregelt
oder selektiv für
Na+ sind (9, 10). Die Existenz einer dritten
Unterfamilie, Nav3, wurde kürzlich nach
der Klonierung einer cDNA (NaN/SNS2) aus Zellen des Dorsalwurzelgangions
(DRG) der Ratte vorgeschlagen. Zwar zeigt NaN/SNS2 weniger als 50
% Sequenzhomologie mit anderen VGSCαs, aber seine abgeleitete Aminosäuresequenz
besitzt alle charakteristischen Sequenzen der VGSCαs von Nav1 (11).
-
Verschiedene
Studien, die RT-PCR- und In-situ-Hybridisierungsverfahren einsetzten,
haben die gleichzeitige Expression multipler VGSCαs in unterschiedlichen
Zelltypen dokumentiert (12-14). Für bestimmte VGSCαs wurde gefunden,
dass sie in unterschiedlichen Mengen exprimiert werden, wobei die
Expression unter dynamischer Kontrolle steht (z. B. während der
Entwicklung oder bei einer Verletzung). Zum Beispiel wurden in DRG-Zellen
adulter Ratten mRNAs wenigstens acht verschiedener VGSCαs gefunden,
und zwar mit einem breiten Bereich an Expressionsniveaus: mRNAs
von RB1, Na6, NaN/SNS2 und SCL-11 wurden in sehr hoher Menge exprimiert,
von PN1 und SNS/PN3 in mittleren Mengen und von RB2 und RB3 in sehr geringen Mengen
(11, 15, 16). Nach einer Verletzung von Axonen waren die mRNAs von
SNS und NaN/SNS2 dramatisch herunterreguliert, während die Expression von RB1,
RB2 und RB3 hochreguliert war (17, 18).
-
Die
VGSCα-Gene
können
als verschiedene alternativ gespleißte Isoformen vorkommen, deren
Expression ebenfalls unter dynamischer Kontrolle steht. Für das alternative
Spleißen
der für
das dritte Segment (S3) der ersten Transmembrandomäne (D1)
codierenden Exons wurde für
SCN2A und SCN3A gefunden, dass sie entwicklungsabhängig reguliert
sind (19, 20), was zu „neonatalen" und „adulten" Formen führt. Diese
codieren für
Proteine, die sich nur um eine Aminosäure unterscheiden, die am äußersten
extrazellulären
Ende von S3 gelegen ist. Die Auswirkung dieser Veränderung
auf die Funktion von VGSCα ist
derzeit unklar. Ähnliche
alternativ gespleißte
Exons kommen an der entsprechenden Position in SCN8A und SCN9A vor
(21, 22), aber nicht in SCN4A, SCN5A, SCN10A und SCN11A (23–26). Bisher
wurden für
SCN1A oder SCN7A keine Hinweise auf ein derartiges alternatives
Spleißen
gefunden. Ein alternative Spleißen
erfolgt auch in anderen Bereichen der VGSCα, insbesondere im Zwischendomänen (ID)-Bereich
1–2 und
D3.
-
Die
strikte Regulation der Expression multipler VGSCα-Gene und Spleißprodukte
innerhalb des verfügbaren
VGSCα-mRNA-Pools
in verschiedenen Gewebetypen und während der Entwicklung oder
nach einer Verletzung (z. B. 17, 18, 27) legt nahe, dass unterschiedliche
VGSCα-Genprodukte
und ihre Isoformen wahrscheinlich signifikant unterschiedliche funktionelle
Rollen haben, die derzeit größtenteils
unbekannt sind.
-
Die
funktionellen Rollen der VGSCs hat man am besten für das Zentralnervensystem
verstanden, wo die VGSC-Aktivität
nicht nur die grundlegende Impulserzeugung und -leitung steuert,
sondern auch das gerichtete Wachstum und die Musterbildung, einschließlich der
zielspezifischen Axonwanderung und der regionalen synaptischen Verbindungen
(28–30).
VGSCs sind auch mit verschiedenen Erbkrankheiten erregbarer Gewebe
in Verbindung gebracht worden (7, 31) sowie mit komplizierteren
pathologischen Störungen
einschließlich
chronischer Schmerzsyndrome (32), der Epilepsie (33), des ischämischen
Infarkts (34) und der Alzheimer-Krankheit (35). Es gibt zunehmend
Hinweise darauf, dass die VGSC-Expression auch mit einem stark metastatischen
Potenzial in Prostatakrebsmodellen der Ratte (MAT-LyLu) und des
Menschen (PC-3) assoziiert ist (36–38). Tatsächlich kann die Expression
funktioneller VGSCs eine direkte, positive Wirkung auf den Prozess
der Metastasierung haben. Dementsprechend reduzierte die Blockade
von VGS-Strömen
in diesen stark metastatischen Zelllinien über die Verabreichung von Tetrodotoxin
(TTX) das invasive Potenzial der Zellen signifikant (~30 %). Die
elektrophysiologischen und pharmakologischen Eigenschaften des Stromes
in der Ratte stimmten damit überein,
dass die Kanäle
vom neuronalen TTX-empfindlichen
(Nav1)-Typ sind (39). Die Expression des
SCN4A-Gens wurde sowohl in stark als auch in schwach metastatischen
Zelllinien des Menschen und der Ratte gefunden (40). Die pharmakologischen
Eigenschaften der VGS-Strome in den MAT-LyLu-Rattenzellen stimmten
jedoch nicht mit den für
VGSCα berichteten überein.
Das könnte
resultieren aus (1) den zahlreichen Unterschieden, die für die Primärsequenzen
von rSkM1 für
MAT-LyLu und AT-2 ermittelt wurden; (2) Unterschieden bezüglich posttranslationaler
Mechanismen (z. B. einer Assoziation mit zusätzlichen Untereinheiten, des
Ausmaßes
der Glycosylierung/Phosphorylierung des Kanals) in diesen Zellen
oder (3) dem Vorhandensein anderer VGSCαs in den MAT-LyLu-Zellen, die
die aufgezeichneten VGS-Ströme
erzeugen.
-
In
der vorliegenden Untersuchung haben wir unsere Arbeiten auf die
Bestimmung der Expression der mRNAs anderer VGSCαs in den stark (MAT-LyLu und
PC-3) und schwach (AT-2 und LNCaP) metastatischen Prostatakrebszellen
mittels eines vergleichenden quantitativen RT-PCR-Ansatzes erweitert.
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Experimentelle Verfahren
-
Zellkulturen
Die Zelllinien MAT-LyLu, AT-2, LNCaP und PC-3 wurden wie früher beschrieben
kultiviert und geerntet (36, 37).
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RNA-Extraktion
Diese wurde wie in (41) beschrieben oder wie unten beschrieben durchgeführt. Die Zellen
wurden, um das Ganze kurz zusammenzufassen, in einer Lösung („A") mittels eines IKA-Homogenisators
so homogenisiert, dass 1 ml der Lösung pro 0,1 g Gewebe eingesetzt
wurde. Die Lösung
A enthielt 4 M Guanidiniumthiocyanat, 25 mM Na+-Citrat
(pH 7,0), 0,5 % Sarcosyl und 0,72 % (Vol./Vol.) β-Mercaptoethanol. Die folgenden
Zusätze
wurden dann zugegeben, und das Ganze wurde 10 Sekunden kräftig geschüttelt: 2
M Na+-Acetat, pH 4,0 (10 % des Volumens
der Lösung
A), Phenol (gleiches Volumen wie die Lösung A) und Chloroform (20
% des Volumens der Lösung
A). Es wurde 20 min bei 4 °C
und 10 000 × g
zentrifugiert. Der Überstand
wurde abgenommen und mit Isopropanol ausgefällt. Dann wurden die Proben
wie zuvor zentrifugiert, und das Pellet wurde in ungefähr 30 %
des Ausgangsvolumens der Lösung
A resuspendiert. Es wurde eine zweite Isopropanolfällung durchgeführt, und
das Pellet wurde mit 75 % Ethanol gewaschen und in sterilem destilliertem
Wasser resuspendiert.
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Für jede der
Rattenzelllinien wurden drei verschiedene RNA-Extrakte aus drei
verschiedenen Zell-Batches erhalten (bezeichnet als MLL.1, MLL.2,
MLL.3, AT.1, AT.2, AT.4), und für
die humanen Zelllinien wurden zwei Extrakte aus den beiden unterschiedlichen
Zell-Batches erhalten (bezeichnet als PC.1, PC.2, LN.1, LN.2).
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VGSCα-Screening
mit degenerierten Primern Es wurde eine PCR-Strategie, die zur Amplifizierung
aller bekannter VGSCα in
der Lage ist, zur Amplifizierung und anschließenden Identifizierung aller
in den Prostatakrebszelllinien exprimierten VGSCαs über eine Klonierung und Sequenzierung
eingesetzt. Spezifische VGSCα-Primer
wurden nach den anfänglichen
Sequenzierungsergebnissen eingesetzt, um ein schnelles PCR-Screening
der zahlreichen VGSCα-Klone,
die von jeder Zelllinie gewonnen wurden, zu ermöglichen.
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Es
wurde, um das Ganze kurz zusammenzufassen, die DNA durch einen Verdau
mit DNase I aus den Extrakten entfernt, und 5 μg der Gesamt-RNA wurden als
Matrize für
die Synthese der einsträngigen
cDNA (sscDNA) eingesetzt (Superscript II, GIBCO BRL). Die Synthese
der sscDNA wurde mit einen Mix von Random-Hexameren (R6) in einen
Endvolumen von 20 μl
geprimt. Die VGSCα-cDNA
wurde dann aus dem R6-sscDNA-Pool mittels PCR (Taq-DNA-Polymerase, Amersham
Pharmacia) unter Verwendung degenerierter PCR-Primer (YJ1 und YJ2C)
amplifiziert, die zuvor zur Amplifizierung sowohl der Nav1- als auch der Nav2-VGSCαs aus Pigmentepithelzellen
der Retina adulter Ratten (42) sowie neuer VGSCαs aus einem Protochordaten-Blattschlauch
eingesetzt worden waren (43). Die PCR-Reaktionen wurden mit 4 μl der R6-sscDNA-Matrize
unter Verwendung von 200 μM
eines jeden dNTP, 1 Einheit Taq, 1 × Taq-Puffer und 1 μM eines jeden
Primers in einem Endvolumen von 20 μl durchgeführt. Die Amplifizierung erfolgte über (i)
eine initiale Denaturierung bei 94 °C für 5 min, (ii) die Zugabe von
1 U Enzym, (iii) 33–35
Denaturierungszyklen bei 94 °C für 1 min,
ein Hybridisieren bei 40 °C
für 1 min
und eine Elongation bei 72 °C
für 1 min
und (iv) eine Elongation bei 72 °C
für 10
min. Bei dieser PCR und allen anderen durchgeführten PCRs wurden auch Reaktionen
ohne zugesetzte sscDNA durchgeführt,
um bezüglich
einer Kreuzkontamination durch andere DNA-Quellen zu kontrollieren.
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Die
PCR-Produkte wurden über
eine Elektrophorese analysiert und vor der Ligation in den Vektor pGEM-T
(pGEM-T Easy Vektor System, Promega) über ein Gel gereinigt. Die
PCR-Produkte wurden
dann zur Transformation von E. coli (pMosBlue, Amersham) eingesetzt.
Die Plasmid-DNA wurde aus den Bakterienkulturen mit Hilfe einer
modifizierten Version der Vistra- Labstation-625-Miniprep-Prozedur
(Vistra DNA Systems, Amersham) gewonnen. Für jeden der zehn RNA-Extrakte
wurden fünfzig
Klone mit „Inserts" über eine Gelelektrophorese
positiv selektiert. Nach der DNA-Sequenzierung einer Untergruppe
von ungefähr
10 Klonen aus jedem Screen, die mittels des „Thermo Sequenase fluorescent
cycle sequencing kit" von
Amersham und der automatischen Sequenzierapparatur Vistra DNA 725
(Amersham International) durchgeführt wurde, wurden spezifische
PCR-Primer für
die am häufigsten
vorkommenden VGSCαs,
die in den Screens gefunden wurden, entworfen und in Verbindung
mit den universellen Vektorprimern eingesetzt, was ein schnelles
Screening von Klonen mittels PCR ermöglichte, ohne dass extensive
Sequenzierungsarbeiten erforderlich waren. Die Primer entsprachen
den Nukleotiden (nt) 4118–4137,
3406–3425,
4441–4460,
4066–4085,
4139–4158,
4265–4284 und
4325–4344
für die
VGSCαs PN1
(58 °C),
SCL-11 (50°),
RB1 (46 °C),
rSkM1 (64 °C),
hNe-Na (54 °C),
HB2 (56 °C)
bzw. hNa6 (54 °C)
(Nummerierung nach GenBank, die für die Hybridisierung eingesetzte
Temperatur ist in Klammern angegeben). Diese Primer wurden mit sequenzierten
Klonen getestet, um zu bestätigen,
dass sie nur zu spezifischen Produkten führten. Klone, die keine positiven
Test bezüglich
dieser VGSCα ergaben, wurden über eine
Sequenzierung identifiziert. Es wurden die Mittelwerte der prozentualen
Anteile der Klone, die ein bestimmtes VGSCα (von den 50 Klonen in jedem
Screen) repräsentierten,
gebildet. Die Daten sind als die Mittelwerte ± Standardfehler angegeben.
-
VGSCα-spezifische
PCR-Tests Der Bereich zwischen den beiden degenerierten Primern
enthält
keine konservierten Intronstellen in den untersuchten VGSCα-Genen (22–25). Deshalb
wurden PCRs über
die Stellen der konservierten Introns der VGSCα-Gene hinweg durchgeführt, um
zu bestätigen,
dass die in den Screens gefundenen VGSCαs nicht von kontaminierender
genomischer DNA amplifiziert worden waren. Außerdem wurde für mehrere
VGSCαs,
die in den Screens mit den degenerierten Primern gefunden wurden
(insbesondere SCN2A, SCN3A, SCN8A und SCN9A), gefunden, dass sie
in zahlreichen Spleißformen
vorkommen. Deshalb wurden spezifische 20-mer Primer entworfen, um
Produkte zu amplifizieren, die die konservierten Introns zwischen
D1:S2 und D1:S5/S6 umfassten, was die Identifizierung der exprimierten
Spleißform(en) von
SCN2A (Ratte und Mensch), SCN3A (Mensch) und SCN9A (Ratte und Mensch)
ermöglichte
und eine Kontrolle bezüglich
einer Kontamination durch genomische DNA darstellte. Die Primer
für hNa6
(SCN8A) und Nan/SNS2 (SCN11A) wurden dagegen für D3 entworfen, wo ein dem
für D1:S3 ähnliches
alternatives Spleißen im
VGSCα hNa6
erfolgt (22, 44). Die in den Reaktionen amplifizierten Nukleotide
entsprachen 424–847, 376–879, 684–1160, 632–1129, 870–1347, 3353–3674, 474–862, 3855– 4370, 512–1024, 493–897 für PN1 (60 °C), SCL-11
(58 °C),
RB1 (58 °C),
RB2 (59 °C),
rSkM1 (58 °C),
NaN/SNS2 (58 °C),
hNe-Na (59 °C),
nNa6 (60 °C),
HB2 (58 °C)
bzw. HB3 (60 °C).
-
Die
Reaktionen wurden wie oben durchgeführt, wobei 2,5 μl des R6-sscDNA-Mix
und 0,5 μM
eines jeden Primers und 30–35
Zyklen eingesetzt wurden. Die PCRs wurden mit Extrakten sowohl stark
als auch schwach metastatischer Zelllinien durchgeführt, unabhängig davon,
ob diese VGSCαs
zuvor in den Screens gefunden worden waren. Die beobachteten Produkte
wurden kloniert und sequenziert, und dann wurde eine Konsensussequenz
für jeden
VGSCα in
jeder Zelllinie erzeugt (wobei wenigstens drei Klone, die alle aus
verschiedenen RNA-Extrakten stammten, verwendet wurden). Für RB2, HB2,
HB3, PN1 und hNe-Na wurden wenigstens vier Klone aus jedem Zelllinienextrakt
für die
der PCR-Produkte von 498 nt, 513 nt, 405 nt 424 nt bzw. 389 nt sequenziert
(dargestellt in 2).
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Semiquantitative
PCRs (SQT-PCRs) Acht mit DNase behandelte RNA-Extrakte (zwei Extrakte
für jede Zelllinie)
wurden zur Erzeugung von drei Gruppen von R6-sscDNAs für jeden
Extrakt eingesetzt. 2,4 μl
dieser R6-sscDNAs wurden dann als Matrize für VGSCα-spezifische PCRs (durchgeführt wie
oben) in einem Endvolumen von 60 μl
eingesetzt. Um einen direkten Vergleich der mit stark und schwach
metastatischen Zelllinien erhaltenen Ergebnisse zu ermöglichen,
wurden alle vergleichbaren R6-sscDNA- und PCR-Reaktionen gleichzeitig
durchgeführt.
-
Ein
Ansatz einer kinetischen Beobachtung (45, Hoof et al. (1991) Anal.Biochem.
196, 161-169, Wiesner et al. (1992) Biochem. Biophys. Res. Comm.
183, 553-559) wurde so übernommen,
dass ein Aliquot von 5 μl
aus der Reaktionsmischung von 60 μl über 11 Zyklen
am Ende eines jeden Amplifizierungszyklus entnommen wurde, während die
Reaktionsansätze
bei 72 °C
gehalten wurden. Der Amplifizierungszyklus, bei dem die Aliquots
erstmals entnommen wurden, unterschied sich in Abhängigkeit
vom untersuchten VGSCα.
Diese Aliquots wurden dann elektrophoretisch (0,8 % Agarosegele)
zusammen mit DNA-Markern bekannter Konzentration aufgetrennt. Die
Gele wurden 15 Minuten nachgefärbt
(TEE-Puffer mit 0,8 μg/ml
Ethidiumbromid), und es wurde ein digitales Bild erstellt (Advanced
Gel Documentation System GDS 7500, Ultra-Violet Products, Cambridge,
GB). Die Gesamtmasse des Produkts (Nanogramm) in jedem Aliquot wurde über eine
Bildanalyse bestimmt (1D Image Analysis Software, Kodak Digital
Science, New York). Es wurden für
jede PCR-Reaktion zwei charakteristische Stadien quantifiziert:
- (1) Die Schwellenzahl für die PCR-Zyklen (CNt), bei der ein bestimmtes PCR-Produkt gerade
mit der Bildanalyse-Software (Standardeinstellungen) nachgewiesen
werden konnte.
- (2) Die Zahl der PCR-Zyklen, bei der die exponentielle Phase
der Reaktion aufhörte
(CNe).
-
Die
Akkumulation des Reaktionsprodukts mit zunehmender Zahl an PCR-Zyklen
folgt einer sigmoidalen Kurve (45). Die beiden Extreme dieser Kurve
waren jedoch unbekannt oder für
die SQT-PCR-Daten nicht bestimmt (d. h. die anfängliche Masse der cDNA bei
null Zyklen war unbekannt, und die letztendliche Masse des Produktes
am Ende der PCR wurde nicht bestimmt). Somit konnte keine sigmoidale
Kurve an die Daten angepasst werden. Stattdessen wurde eine polynomische
Gleichung dritten Grades, die ebenfalls nur einen möglichen
Wendepunkt hat (der hier dem Ende der exponentiellen Phase der PCR
entspricht), zur Angleichung an eine sigmoidale Kurve verwendet.
Die Kurvenanpassung erfolgte mittels STATISTICA (SoftStat. Inc., Tulsa,
Oklahoma), und dann wurde die zweite Ableitung berechnet, wodurch
CNe erhalten wurde. Dieses Verfahren konnte
erfolgreich durchgeführt
werden, wobei die für
CNe berechneten Werte in die experimentell
erhaltenen Datenpunkte fielen (1). Die
Daten sind als Mittelwerte und Standardfehler für jede Zelllinie ausgedrückt (drei
Wiederholungen mit zwei Extrakten für jeden VGSCα). Die Werte
für CNt und CNe wurden
direkt für
den Vergleich des Expressionsniveaus eines jeden VGSCα in den stark
und schwach metastatischen Zelllinien herangezogen.
-
Die
NADH-Cytochrom-b5-Reduktase (Cytb5R), die
in sehr ähnlichen
Mengen in normalen, kanzerösen und
stark metastatischen Zellen aus zahlreichen Gewebetypen (46, 47)
exprimiert wird, war in den Screens mit degenerierten Primern sowohl
der Ratte als auch des Menschen als eine Hauptkomponente der gefundenen
unspezifischen Produkte vorhanden (der „nicht-VGSCα"-Klone). Deshalb
wurde sie als Kontrollamplikon in den SQT-PCRs eingesetzt. 20-mer-Primer der Cytb5R amplifizierten die Nukleotide 385–809 und
299–790 der
Homologen der Ratte bzw. des Menschen (Hybridisierungstemperatur
für beide
60 °C).
-
Die
spezifischen PCRs für
PN1, hNe-Na, RB2, HB2, hNa6 und HB3 erzeugten aufgrund eines alternativen
Spleißens
multiple VGSCα-Produkte,
was die Bestimmung der Expressionsniveaus der VGSCαs schwieriger
machte. Um jeweils nur ein Produkt für diese VGSCαs zu erhalten,
wurden andere PCRs unter Verwendung neuer 20-mer-Primer durchgeführt, die
die Nukleotide 20–345,
172–544,
5941–6308,
3827–4344, 5914–6270, 1594–1875 für PN1 (60 °C), RB2 (60 °C), hNe-Na
(56 °C),
nNa6 (60 °C),
HB2 (58 °C)
bzw. HB3 (59 °C)
amplifizierten. Die Produkte hNe-Na, hNa6, HB2 und HB3 erstreckten
sich nicht über
konservierte Intronstellen, und deshalb wurden zur Kontrolle PCR-Reaktionen
durchgeführt,
bei denen die sscDNA-Matrize durch ein Aliquot einer Reverse-Transcription-Reaktion
ersetzt wurde, bei der keine reverse Transkriptase zugesetzt worden
war. Alle Produkte wurden kloniert und sequenziert.
-
Zwei
zusätzliche
20-mer-Primer („neonatal", nt 500–519, GenBank-Nummerierung,
und „adult", nt 3996–4015) wurden
zur Bestimmung der relativen Expressionsniveaus der neonatalen und
der adulten Spleißform
von hNa6 in den Prostatakrebszellen eingesetzt. Die Reaktionen wurden
mit lediglich einem RNA-Extrakt der PC-3- und LNCaP-Zellen zusammen
mit dem 3'-hNa6-spezifischen
Primer, der für
die spezifischen PCR-Tests auf VGSCα eingesetzt worden war, durchgeführt („neonatal", Hybridisierungstemperatur
58 °C; „adulte" PCR, 57 °C).
-
Nukleotidnummern
der GenBank-Sequenzen Die Nummerierung der Nukleotide erfolgte gemäß den Zugangsnummern
U79568, Y03639, X03638, X03639, Y17153, AF059030, X82835, AB027567,
AF050730, M94055, AF035685, D00636, Y09501 für PN1, SCL-11, RB1, RB2, rSkM1,
NaN/SNS2, hNe-Na, hNa6 „neonatal", HB2, HB3, rCytb5R bzw. hCytb5R.
-
Ergebnisse
-
VGSCα-Screening
mit degenerierten Primern Die kombinierten Ergebnisse der PCR- und
Sequenzierungs-Screens der Miniprep-Klone sind für die verschiedenen Zelllinien
in der Tabelle 1 gezeigt. Acht verschiedene VGSCα-Typen, die Produkte der SCN1A-4A-,
SCN7A-9A- und SCN11A-Gene
repräsentierten,
wurden in den Screens gefunden. Von diesen wurden sechs verschiedene
VGSCαs in
der Ratte und vier im Menschen gefunden. Die Homologen von zwei
VGSCαs,
die in den menschlichen Screens gefunden wurden, waren auch in den
Rattenzellen vorhanden (das von SCN9A stammende PN1 und das von
SCN2A stammende RB2). Alle gefundenen VGSCαs stimmten im amplifizierten
Bereich mit der jeweiligen veröffentlichten
Sequenz überein (eingegrenzt
durch die degenerierten Primer).
-
TABELLE I Zusammenfassung der Ergebnisse
des VGSCα-Screens
mit degenerierten Primern
-
Die
Ergebnisse sind als der prozentuale Anteil der getesteten Klone
gezeigt (n = 50 in jedem Fall). Jeder Screen ist das Ergebnis von
2–3 Extrakten
aus einer jeden Zelllinie. Die Fehlerangaben bezeichnen Standardfehler.
Gedankenstriche (-) bezeichnen das Fehlen von Klonen mit der jeweiligen
VGSCα-Identität in den durchgeführten Screens
VGSCα-Gen | Gen-Produkt | Rattenzelllinien | Menschliche
Zelllinien |
MAT-LyLu | AT-2 | PC-3 | LNCaP |
SCN1A | RB1/HB1 | 5,3 ± 0,7 | 34,0 ± 13,3 | – | – |
SCN2A | RB2/HB2 | – | 1,3 ± 0,7 | 11,0 ± 5,0 | 11,0 ± 7,0 |
SCN3A | RB3/HB3 | – | – | 1,0 ± 1,0 | 1,0 ± 1,0 |
SCN4A | rSkM1/hSkM1 | – | 34,0 ± 12,0 | – | – |
SCN7A | SCL-11/hNav2,1 | 55,3 ± 7,3 | 10,7 ± 7,7 | – | – |
SCN8A | rNaCh6/hNa6 | – | – | 41,0 ± 5,0 | 47,0 ± 15,0 |
SCN9A | PN1/hNe-Na | 37,3 ± 8,7 | – | 45,0 ± 3,0 | – |
SCN11A | NaN/ | – | 8,0 ± 2,0 | – | – |
Nicht-VGSCα | | 2,0 ± 1,2 | 12,0 ± 2,0 | 2,0 ± 2,0 | 41,0 ± 7,0 |
-
Die
degenerierten Primer wurden so entworfen, dass alle der möglichen
cDNA-Kombinationen amplifiziert wurden, die für Sequenzmotive aus zwei Aminosäuren codieren
können,
die in allen bis jetzt klonierten und sequenzierten Nav1-VGSCαs perfekt
konserviert sind (YJ1 = FWLIFSIM, YJ2C = QVATFKGW), und sie liefern
Produkte von 225–237
Basenpaaren. Es erschien deshalb wahrscheinlich (wenigstens für Nav1-Kanäle),
dass der Anteil der Klone, die einen jeden VGSCα-Typ repräsentieren, ungefähr den tatsächlichen
Anteil des VGSCα im
zellulären
VGSCα-mRNA-Pool
widerspiegelt.
-
Die
Sequenz zwischen den hochkonservierten Primer-bindenden Bereichen
unterscheidet sich in allen VGSCαs
sehr stark, was eine Unterscheidung zwischen VGSCα-Typen durch
eine DNA-Sequenzierung oder eine PCR (unter Verwendung VGSCα-spezifischer
Primer, die nur Produkte eines VGSCα-Typs amplifizieren) ermöglicht.
-
Für die Produkte
eines einzigen VGSCα-Gens
vom Nav1-Typ, SCN9A (PN1/hNe-Na), wurde
gefunden, dass sie in den Screens aller stark metastatischen Extrakte
(sowohl von Ratten als auch vom Menschen) in großer Menge vorlagen: 37,3 ± 8,7 %
und 45,0 ± 3,0
% für die
MAT- LyLu- bzw. PC-3-Zellen.
Im Gegensatz dazu wurden keine Produkte des SCN9A-Gens in den Screens
gefunden, die mit den entsprechenden schwach metastatischen Zellen
durchgeführt
wurden. SCL-11 war ebenfalls in den Screens der MAT-LyLu-Zellen
(55,3 ± 7,3
%) häufiger
als in denen der AT-2-Zellen (10,7 ± 7,7 %).
-
Es
wurden zahlreiche Nicht-VGSCα-Klone
identifiziert. Wie es einem Fachmann auf diesem Gebiet klar sein
dürfte,
wurden die Klone als Nicht-VGSCα klassifiziert,
wenn sie mit bekannten DNA-Sequenzeinträgen in GenBank, die nicht für VGSCαs codieren, übereinstimmten,
oder wenn sie bisher unveröffentlichte
cDNAs repräsentierten,
die keine Sequenzen mit konservierten VGSCα-Sequenzmotiven in dem durch
den degenerierten Primer definierten Bereich besaßen. Der
prozentuale Anteil von Klonen mit einer Nicht-VGSCα-Identität war in
den schwach metastatischen Zellen höher als in den stark metastatischen
Gegenstücken (sowohl
der Ratte als auch des Menschen). Weiterhin waren in den Screens
die Gesamtmengen beim Menschen größer als bei der Ratte. hCytb5R war das Nicht-VGSCα, das in den Screens der menschlichen
Zellen am häufigsten
gefunden wurde (100 % der Nicht-VGSCα-Klone in
PC-3 und 61 % in LNCaP).
-
VGSCα-spezifische
PCR-Tests Diese ergaben Produkte für alle der in den degenerierten
Screens gefundenen VGSCαs
(SCN1A, SCN7A und SCN9A für
von MAT-LyLu stammende sscDNAs, SCN1A, SCN2A, SCN4A, SCN7A und SCN11A
für von
AT-2 stammende sscDNAs), was anzeigte, dass tatsächlich alle als mRNA-Transkripte
exprimiert wurden (und nicht von genomischer DNA stammten). Außerdem wurde
für VGSCαs, die nur
in den AT-2-Screens gefunden worden waren, gefunden, dass sie in
den MAT-LyLu-Zellen exprimiert wurden (RB2 (SCN2A), rSkM1 (SCN4A)
und NaN (SCN11A)). VGSCαs
(SCN9A), die nur in den Screens der am stärksten metastatischen Zellen
(MAT-LyLu und PC-3) gefunden worden waren, wurden in einigen oder allen
Extrakten der schwach metastatischen Zellen exprimiert (PN1 wurde
in einem der drei AT-2-Extrakte nachgewiesen, hNe-Na in beiden LNCaP-Extrakten).
-
Eine
Sequenzanalyse zeigte, dass verschiedene Spleißformen von SCN2A, SCN3A, SCN8A
und SCN9A sowohl in stark als auch in schwach metastatischen Zellen
exprimiert wurden (2). Diese Spleißformen
bestanden sowohl aus neonatalen als auch adulten Formen für SCN2A,
SCN3A und SCN8A, aber nur aus der neonatalen Form für SCN9A
(10 und 12 Klone sequenziert für
Rattenzellen bzw. menschliche Zellen). Interessanterweise lagen
für SCN2A
und SCN3A die neonatalen Formen offenbar in größerer Menge vor als die adulten
Formen, und zwar sowohl in stark als auch in schwach metastatischen
humanen Zelllinien (8 Klone gegenüber 1 Klon für beide
VGSCαs).
Im Gegensatz dazu lag die adulte Form von SCN2A sowohl in MAT-LyLu-
als auch in AT-2-Zellen in größerer Menge
vor (13 Klone gegenüber
2 Klonen).
-
Verkürzte Spleißformen
(bezeichnet als Δ),
bei denen ganze Exons aufgrund des Herausspleißens sowohl adulter als auch
neonataler Exons aus dem mRNA-Transkript fehlten, wurden für SCN2A
(in den AT-2-Zellen), SCN8A und SCN9A ebenfalls amplifiziert und
sequenziert (2). ΔSCN9A fand sich nur in den stark
metastatischen Zellen (Ratte und Mensch). Im Hinblick auf den veröffentlichten
offenen Leserahmen würden
die Transkripte für
SCN2A, SCN3A und SCN9A für
VGSCα-Proteine
codieren, die an D1:S3 verkürzt
sind. Im Gegensatz dazu würde ΔhNa6 (von
SCN8A) für
ein VGSCα-Protein
codieren, bei dem nur die Hälfte
von D3:S3 und das gesamte D3:S4 fehlt, wie früher beschrieben wurde (48).
Außerdem
wurde eine Spleißform
von RB2 (SCN2A) sequenziert (aus AT-2-Extrakten), die sowohl neonatale
als auch adulte Exons enthielt, und die ein partiell gespleißtes RB2-Transkript
repräsentierte.
Das würde
in ein RB2-Protein translatiert werden, das unmittelbar nach dem
neonatalen D1:S3 verkürzt
ist (2).
-
Vier
der VGSCαs
(SCL-11, RB2, HB3 und hNa6) unterschieden sich in den klonierten
Bereichen leicht von den jeweils veröffentlichten Sequenzen. Eine
partielle Sequenzanalyse zeigte auch, dass sich hNe-Na (in PC-3-
und LNCaP-Zellen) in einem Teil der 3'-nicht-codierenden Region von der entsprechenden
GenBank-Sequenz unterschied. Diese Veränderungen sind in der Tabelle
II umrissen. Es wird erwartet, dass auch andere Veränderungen
vorhanden sein könnten,
insbesondere in den nicht-codierenden Bereichen.
-
Tabelle II: Nukleotid (Nt)-Unterschiede
zwischen den partiell sequenzierten VGSCαs und den GenBank-Sequenzen
-
Es
sind die Veränderungen
der abgeleiteten Aminosäuren
und das relative Ausmaß der
Konservierung veränderter
Reste in anderen VGSCαs
gezeigt.
Nt-Unterschied | Nt-Position | Aminosäureveränderungen | VGSCα-Region | Sequenzkonservierung |
rSCN2A-1 | 775
(A nach G) | Asn
nach Asp (Asn 189) | D1:S3 | Asp
in allen
VGSCαs |
rSCN2A-2 | 918
(T nach C) | keine
(Thr 236) | D1:S4/S5 | – |
hSCN3A-1 | 578
(T nach C) | Val
nach Ala (Val 175) | D1:S2 | Ala
in allen
VGSCαs |
rSCN7A-1 | 427
(C nach T) | keine
(Asn 139) | D1:S1 | – |
rSCN7A-2 | 462
(- nach T) | Cys
nach Leu (Cys 151) | D1:S2 | Leu
in allen
Nav2s |
rSCN7A-3 | 469
(A nach -) | keine
(Gly 153) | D1:S2 | – |
rSCN7A-4 | 481
(C nach T) | keine
(Phe 157) | D:S2 | – |
rSCN7A-5 | 490
(G nach T) | keine
(Leu 160) | D1:S2 | – |
rSCN7A-6 | 661
(C nach T) | keine
(Ile 217) | D1:S4 | – |
rSCN7A-7 | 842
(G nach A) | Ser
nach Asn (Ser 281) | D1:S5/S6 | Asn
in allen
Nav2s |
hSCN8A-N1 | 493
(C nach A) | keine
(nach STOP) | D3:S3 | – |
hSCN8A-N2 | 511
(N nach A) | keine
(nach STOP) | D3:S3 | – |
hSCN9A-1 | 6230
(G nach -) | keine
(nach STOP) | – | – |
hSCN9A-2 | 6231
(A nach -) | keine
(nach STOP) | – | – |
hSCN9A-3 | 6232
(T nach -) | keine
(nach STOP) | – | – |
hSCN9A-4 | 6233
(T nach -) | keine
(nach STOP) | – | – |
-
SQT-PCRs
Typische Elektrophorese-Ergebnisse sind in den 3 und 4 für VGSCαs der Ratte bzw.
des Menschen gezeigt. Unter der Annahme, dass die mit RNA-Extrakten
stark und schwach metastatischer Zellen durchgeführten PCR-Reaktionen ähnlich effizient
abliefen, spiegeln Unterschiede der berechneten CNt-
und CNe-Werte (abgeleitet aus den Gelbildern)
tatsächliche
Unterschiede der Expressionsniveaus wider. In Übereinstimmung mit dieser Annahme
zeigte das Kontrollamplikon (Cytb5R) nur
einen geringen oder keinen Unterschied in den Extrakten der Rattenzellen
(CNt = 18,3 ± 0,2 gegenüber 17,3 ± 0,4,
CNe = 23,1 ± 0,4 gegenüber 22,1 ± 0,2)
oder der menschlichen Zellen (CNt = 19,2 ± 0,3 gegenüber 19,5 ± 0,4,
CNe = 23,5 ± 0,2 gegenüber 23,4 ± 0,3).
-
Weiter
ist es mittels der abgeleiteten CNt- und
CNe-Werte möglich, angenäherte absolute
Unterschiede der Expressionsniveaus der VGSCαs zu berechnen (unter der Annahme
einer 80%igen PCR-Effizienz (Bishop et al. (1997) Immunol. Cell
Biol. 75, 142-147)), wie in der Tabelle III (a und b) gezeigt ist.
-
In
MAT-LyLu-Zellen benötigten
im Vergleich zu den AT-2-Zellen nur zwei VGSCαs (PN1 und SCL-11) eine deutlich
geringere Amplifizierung, um nachweisbare Produkte zu ergeben und
CNe zu erreichen, was ein höheres Expressionsniveau
in MAT-LyLu-Zellen anzeigte. Wichtig ist, dass der auffälligste
Unterschied für
PN1 gesehen wurde: CNt = 25,2 ± 0,5,
CNe = 29,2 ± 0,4 (3a).
Tatsächlich
wurde PN1 nie in den beiden extensiv untersuchten Extrakten der
AT-2-Zellen gefunden, sogar nach 45 Zyklen. Ein offenbar niedriger
Spiegel von PN1 war in einem dritten AT-2-Extrakt vorhanden (CNt = 35,7 ± 0,3).
-
Ein
anderer VGSCα (RB2)
zeigte einen bemerkenswerten zellabhängigen Unterschied im Amplifizierungsprofil
(3e). Die Ergebnisse zeigten jedoch
insgesamt niedrige Expressionsniveaus: CNt =
35,4 ± 0,4 (MAT-LyLu)
gegenüber
29,8 ± 0,8
(AT-2). Geringe zellabhängige
Unterschiede wurden auch für
rSkM1 (3d) und NaN/SNS2 (3f) gesehen, wobei das offenbar höhere Expressionsniveau
wiederum in den schwach metastatischen Zellen vorlag. Ein VGSCα, RB1, zeigte
keinen offensichtlichen Unterschied der Expressionsniveaus zwischen
den beiden Zelllinien (3c).
-
Beim
Vergleich von PC-3- mit LNCaP-Extrakten lag der auffälligste
zellabhängige
Unterschied für hNe-Na
vor (4a), das Orthologe von PN1: CNt = 25,7 ± 0,8 (PC-3) gegenüber 37,7 ± 0,3 (LNCaP).
Es gab auch Unterschiede bezüglich
der Expressionsniveaus von hNa6, HB2 und HB3 in den beiden Zelllinien
(CNt = 22,6 ± 0,5 gegenüber 26,8 ± 0,2,
26,8 ± 0,5
gegenüber
30,7 ± 0,5
bzw. 34,0 ± 0,7
gegenüber
39,7 ± 0,9),
wobei wieder eine größere Menge
in den PC-3-Zellen
vorlag, aber diese Mengen waren viel geringer als die des hNe-Na.
-
Die
Ergebnisse der SQT-PCR-Amplifizierung der neonatalen (hNa6N) und
adulten (hNa6A) Isoformen von hNa6 (4f und 4g) zeigten, dass beide Formen in den stark
metastatischen Zellen in größerer Mengen als
in den schwach metastatischen Zellen exprimiert wurden: CNt = 25,3 ± 0,3 gegenüber 28,0 ± 0, CNe = 28,1 ± 0,2 gegenüber 31,8 ± 0,3 für die neonatale
Form bzw. CNt = 36,7 ± 0,3 gegenüber > 45,0 für die adulte
Form. Diese CNt-Werte legen auch nahe, dass
in beiden Zelllinien die neonatale Form in viel größerer Menge
als die adulte Form exprimiert wurde.
-
Anfängliche
SQT-PCRs für
SCN2A, SCN3A, SCN8A und SCN9A, die multiple Produkte ergaben, sind in
der 2 gezeigt. Deshalb sind die ermittelten relativen
Expressionsniveaus der VGSCαs
scn2A, scn3A, scn8a und scn9A aus verschiedenen Formen dieser VGSCαs zusammengesetzt.
SQT-PCRs mit multiplen Produkten stimmten generell mit den Ergebnissen
der SQT-PCRs mit einem Produkt überein.
Wichtig ist, dass zum Beispiel die VGSCα-Expressionsniveaus in den PC-3-Zellen
größer waren
als in LNCaP-Zellen. Die neonatalen/adulten Isoformen waren offenbar
konsistent die dominant exprimierten Spleißvarianten von RB2, HB3, PN1
und hNe-Na, wobei ihre Produkte bei geringeren Zyklenzahlen sichtbar
wurden als die anderen Isoformen. Für HB2 wurden jedoch die Δ-Formen und
die neonatalen/adulten Isoformen offenbar in ähnlichen Mengen exprimiert
(2a). Im Gegensatz dazu wurde die
Expression von hNa6 offenbar in LNCaP-Zellen von der neonatalen
Form und in PC-3-Zellen von den neonatalen und Δ-Formen dominiert (2c).
-
Diskussion
-
In
dieser Untersuchung haben wir neuartige RT-PCR-Verfahren zu Untersuchung
der Expression multipler VGSCα-Gene
in Prostatakrebszelllinien entwickelt und gezeigt, (i) dass multiple
VGSCαs und
ihre Spleißvarianten
sowohl in stark als auch in schwach metastatischen Prostatakrebszelllinien,
die von der Ratte und dem Menschen stammen, exprimiert wurden, (ii)
dass der Gesamtspiegel der VGSCα-Expression
in stark metastatischen Zellen beträchtlich höher war als in schwach metastatischen
Zellen und (iii) dass die Expression eines bestimmten funktionellen
VGSCα-Typs – des Produktes
von SCN9A (PN1/hNe-Na) – vorherrschte und
in den stark metastatischen Zellen sowohl der Rattenmodelle als
auch der menschlichen Modelle des Prostatakrebses stark hochreguliert
war.
-
Die
eingesetzten Zelllinien wurden für
die Studie wegen ihrer sehr unterschiedlichen metastatischen Eigenschaften
ausgewählt.
Die AT-2-Zellen der Ratte sind schwach metastatisch, wenn sie subkutan
in Copenhagen-Ratten injiziert werden (weniger als 10 % der Tiere
entwickeln Lungen- und Lymphknotenmetastasen (Isaacs et al. (1986)
Prostate 9, 261-281).
Im Gegensatz dazu sind MAT-LyLu-Zellen stark metastatisch (mehr
als 80 % der Tiere entwickeln Lungen- und Lymphknotenmetastasen
(Isaacs et al. (1986)). Ähnlich
metastasierten humane PC-3-Zellen leicht, wenn sie subkutan in athymische
Nacktmäuse
injiziert wurden, und sie führten
zu axillären
Lymphknotenmetastasen bei 56 % der Tiere (Shevrin et al. (1989)
Prostate 15, 187-194, Waters et al. (1995) Prostate 26, 227-234),
während
LNCaP-Zellen in athymischen Mäusen
nicht metastasierten (Lee et al. (1993) Cancer Metastasis Rev. 12,
21-28). Weiterhin
führten
metastatische PC-3-Zellvarianten bei einer orthotopischen Injektion
in die Prostata von Nacktmäusen
als Empfänger
bei 90 % der Tiere zu Lymphknotenmetastasen, während die LNCaP-Zellen auch
tumorigen waren, aber keine erkennbaren Lymphknotenmetastasen verursachten
(Stephenson et al. (1992) J. Natl. Cancer Inst. 84, 951-957).
-
Methodische
Aspekte Die PCR-Screening-Technik mit degenerierten Primern ermöglichte
zunächst der
Bestimmung der in diesen Zellen exprimierten VGSCαs. Andere
Techniken, einschließlich
einer Technik aus einer degenerierten PCR und einem Restriktionsenzymverdau
(Fjell, J. et al. (1997) Mol. Brain Res. 50, 197-204) und eines
Northern-Blottings unter Verwendung gemeinsamer VGSCα-Sonden (Beckh,
S. (1990) FEBS Letts. 262, 317-322) sind ganz ähnlich zur Untersuchung der
VGSCα-Expression
eingesetzt worden. Im Gegensatz zu solchen Verfahren liefern degenerierte
Screens auch quantitative Informationen. Da unsere degenerierten
PCR-Primer für
zwei hochkonservierte Bereiche aller veröffentlichten VGSCαs (in D3:S5
und D3:S5/S6) entworfen worden waren, ist es wahrscheinlich, dass
alle VGSCαs
der Nav1-Unterfamilie mit im Wesentlichen
gleicher Effizienz amplifiziert wurden, d. h. die relativen Anteile
der VGSCαs
in den Screens spiegeln im Großen
und Ganzen ihre relative Häufigkeiten
in der zellulären
mRNA wider. Das wird durch die SQT-PCR-Daten gestützt, die
gut mit den Ergebnissen des Screenings übereinstimmten, insbesondere
wenn die abgeschätzten
Unterschiede der Expressionsniveaus der VGSCαs in stark und schwach metastatischen Zellen
verglichen werden (Tabelle IIIa und IIIb). Somit lagen, auch wenn
die Screening-Ergebnisse und die SQT-PCR-Ergebnisse nicht direkt
zur Bestimmung der absoluten Spiegel der VGSCα-Expression herangezogen werden können, Informationen
bezüglich
der relativen Spiegel der VGSCα-mRNA
in Form der prozentualen Anteile der Klone eines jeden Typs in den
Screens vor.
-
Es
ist wichtig, dass der auffälligste
Unterschied für
SCN9A vorlag, der in den stark metastatischen Zellen wenigstens
1000-fach stärker
exprimiert war. SCN9A war auch der vorherrschende VGSCα in den stark metastatischen
Zelllinien und machte ungefähr
80 % der mRNA-Population der „funktionellen
VGSCα" in den MAT-LyLu-
und PC-3-Zellen aus.
-
Die
Eignung der PCR für
eine quantitative Analyse wird durch den Verlust der Quantifizierung
in einem bestimmten Amplifizierungsstadium, jenseits dessen die
Reaktion aufhört,
exponentiell zu amplifizieren und schließlich ein Plateau erreicht,
eingeschränkt
(Morrison, C. & Gannon,
F. (1994) Biochim. Biophys. Acta 1219, 493-498). Dementsprechend
erfordern die meisten der üblicherweise
verwendeten „quantitativen" PCR-Techniken (dargestellt
in einem Übersichtsartikel
von Morrison & Gannon
(1994)) die Beachtung dieses Einsetzens der nicht-exponentiellen Amplifizierung.
Dieser Punkt konnte mit dem in der vorliegenden Studie eingeführten neuartigen
Verfahren zur Analyse von SQT-PCR-Daten leicht bestimmt werden.
Eine Polynomanalyse dritten Grades der Daten wurde basierend auf
der Beobachtung der Kinetiken auf eine einfache, zeitsparende SQT-PCR-Technik
angewandt, um das Stadium der PCR (repräsentiert durch die Zyklenzahl
CNe) zu bestimmen, an dem die exponentielle
Amplifizierung aufhörte.
CNe konnte dann als ein Referenzwert für den leichten direkten
Vergleich der Spiegel der VGSCα-mRNAs
in unterschiedlichen Zelllinien verwendet werden, auf ähnliche
Weise wie CNt-Vergleiche. CNe ist
wahrscheinlich jedoch ein zuverlässigerer
Parameter als CNt, da (1) er aus mehreren
Datenpunkten stammt und nicht der einzigen CNt-Ablesung und (2)
er ein kontinuierlicher, und nicht ein diskreter, Wert ist und somit
genauer ist.
-
Man
kann die Schlussfolgerung ziehen, dass unsere neuartigen degenerierten
Screening- und SQT-PCR-Techniken ein konsistentes quantitatives
Profil der VGSCα-Expression
in diesen Zellen erzeugte. Das Ausmaß der Zuverlässigkeit
dieser Analyse wurde ferner durch die Robustheit der Cytb5R-Kontrolldaten unterstützt, die mit den verschiedenen
Zelllinien erhalten wurden. Beide Verfahren, insbesondere in Kombination,
repräsentieren
somit leistungsstarke neue Werkzeuge für die schnelle, zuverlässige, qualitative/quantitative
Analyse der Expression der VGSCα-mRNA,
die besonders nützlich
sind, wenn Zellen unterschiedlichen Phänotyps oder der gleiche Zelltyp
unter verschiedenen Bedingungen verglichen werden bzw. wird.
-
Tabelle III Berechnete Unterschiede der
Expressionsniveaus aller VGSCαs
zwischen stark und schwach metastatischen (a) Rattenzelllinien und
(b) menschlichen Zelllinien
-
Die
Unterschiede sind für
die CNt-Werte, die CNe-Werte
(aus der SQT-PCR) und die Screeningdaten gezeigt und als Multiplikationsfaktoren
ausgedrückt.
Positive und negative Werte bezeichnen höhere und niedrigere Expressionsniveaus
in den stark metastatischen Zellen im Vergleich zu den schwach metastatischen Zellen.
Die CNt- und CNe-Unterschiede
wurden unter der Annahme einer 80%igen PCR-Effizienz für jeden
Fall (ähnlich
der in Bishop et al. (1997) Immunol. Cell Biol. 75, 142-147 berichteten)
nach der folgenden Gleichung berechnet: 1,8[MAT-LyLu-Wert-AT-2-Wert] (45).
Die Unterschiede in degenerierten Screens wurden unter der Annahme eines äquivalenten
Expressionsspiegels der gewählten
Standards (RB1 für
die Ratten-Screens und hCytb5R für die humanen
Screens), die als „std" bezeichnet sind,
in den stark und schwach metastatischen Zellen berechnet. „NB" zeigt an, dass der
Unterschied nicht bestimmt werden konnte.
- * Das war der
minimale Expressionsunterschied zwischen stark und schwach metastatischen
Zellen, bestimmt aus SQT-PCR-Daten, die mit dem dritten AT-2-Zellextrakt
gewonnen wurden.
a. VGSCα-Gen | Genprodukt | CNt | CNe | Screen |
SCN1A | RB1 | – 1,5 | +
1,4 | std
(1) |
SCN2A | RB2 | – 26,9 | – 18,9 | – 40 |
SCN4A | rSkM1 | – 3,1 | – 3,4 | – 4 |
SCN7A | SCL-11 | +
13,3 | +
13,3 | +
30 |
SCN9A | PN1 | +
100 000* | NB | NB |
SCN11A | NaN | – 3,2 | – 2,4 | – 3 |
rCytb5R | rCytb5R | – 1,8 | – 1,8 | 1 |
b. VGSCα | Gen | CNt | CNe | Screen |
SCN2A | HB2 | +
9,9 | NB | +
13 |
SCN3A | HB3 | +
28,5 | NB | +
13 |
SCN8A | hNa6 | +
11,8 | +
18,9 | +
11 |
SCN9A | hNe-Na | +
~1150 | NB | NB |
hCytb5R | hCytb5R | +
1,2 | +
1,2 | std
(1) |
-
Die
Ergebnisse des Screens stimmten damit überein, da sich die Gesamtmenge
der VGSCα-mRNAs in den stark
und schwach metastatischen Zellen sehr stark unterschied. Die SQT-PCR-Daten legten nahe, dass
die Expressionsniveaus von Cytb5R in Zellen
mit unterschiedlichem metastatischem Potenzial (sowohl der Ratte
als auch des Menschen) sehr ähnlich
waren. Dementsprechend zeigte die erhöhte Häufigkeit dieses Nicht-VGSCα-Klons in
den degenerierten Screens der schwach metastatischen LNCaP- und
AT-2-Zellen (Tabelle I) ein niedrigeres Verhältnis zwischen dem VGSCα-Target und
dem Rauschen in diesen Zellen im Vergleich zu ihrem stark metastatischen
Gegenstück
an (und somit einen niedrigeren Spiegel der VGSCα-Expression).
-
Die
Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen somit, dass ein basaler Expressionsspiegel
der VGSCα-mRNA
in den schwach metastatischen Zellen vorliegt, und dass dieser im
stark metastatischen Phänotyp beträchtlich
hochreguliert ist. Ein derartiger basaler Expressionsspiegel der
VGSCα-mRNA
in schwach metastatischen Zellen stimmt mit früheren Ergebnissen durchflusszytometrischer
Messungen (38) überein,
die eine geringe Menge des VGSCα-Proteins
in LNCaP- und AT-2-Zellen zeigten, trotz des Fehlens elektrophysiologisch
nachweisbarer VGS-Strome. Die Expression von VGSCαs in nicht-kanzerösen Prostataepithelzellen wurde
in diesem Beispiel nicht untersucht. Weitere Arbeiten sind erforderlich,
um zu bestimmen, ob die basale VGSCα-Expression mit Neoplasien assoziiert
ist oder ob sie für
Epithelzellen der normalen Prostata charakteristisch ist.
-
Die
Ergebnisse des Screenings und der SQT-PCR können nicht direkt zur Bestimmung
der Absolutspiegel der VGSCα-Expression
herangezogen werden. Die PCRs eines degenerierten Screens werden
jedoch alle VGSCαs
einer bestimmten Unterfamilie (z. B. Nav1s)
mit ungefähr
der gleichen PCR-Effizienz amplifizieren, wodurch die Information über die
relativen Expressionsspiegel der VGSCαs in der zellulären mRNA
erhalten bleibt. Somit sollte es möglich sein, ihre relativen
Häufigkeiten
in den Screens zu vergleichen und diese Häufigkeiten mit den relativen
Verhältnissen
bestimmter VGSCαs
in der mRNA der Zellen in Beziehung zu setzen. Die verfügbaren Daten
sind mit den relativen Expressionsprofilen der VGSCαs, die in
der 5 gezeigt sind, konsistent. Bei dieser Abschätzung machen
die Produkte des SCN9A-Gens
ungefähr
80 % der Population der mRNA der „funktionellen VGSCα" in den MAT-LyLu- und PC-3-Zellen
aus.
-
Multiplizitat
der VGSCα-Expression
Zwar war das Ausmaß der
Expression der VGSCα-mRNAs
in den stark metastatischen MAT-LyLu-Zellen viel höher, und
die meisten VGSCα-Typen
wurden in stark metastatischen Zellen in größerer Menge als in schwach
metastatischen Zellen exprimiert, aber für drei niedrig exprimierte
VGSCα-Gene
(SCN2A, SCN4A und SCN11A) wurde gefunden, dass sie in den schwach
metastatischen AT-2-Zellen in geringfügig höherer Menge vorlagen. Das deutet
stark darauf hin, dass diese VGSCαs normalerweise
nicht zu den VGS-Strömen
beitragen, die in den MAT-LyLu-Zellen nachgewiesen wurden, aber die
physiologische Bedeutung, wenn es überhaupt eine gibt, und der
Mechanismus bzw. die Mechanismen, die die Herunterregulierung der
Expression steuern, müssen
erst noch bestimmt werden. Im Gegensatz dazu waren in den menschlichen
Zelllinien alle nachgewiesenen VGSCαs in den stark metastatischen
PC-3-Zellen in größerer Menge
exprimiert.
-
Die
Expression multipler VGSCα ist
kürzlich
für adulte
DRG-Zellen der Ratte (14), PC12-Zellen (49) und kultivierte Astrozyten
des Rückenmarks
(12) gezeigt worden. Die hier untersuchten Prostatakrebs-Epithelzelllinien
repräsentieren
noch einen weiteren Zelltyp, für
den gezeigt wurde, dass eine gleichzeitige Expression multipler
VGSCαs vorliegt.
Für die
meisten dieser Fälle
wurde gefunden, dass ein breiter Bereich der Expressionsspiegel
der VGSCα-mRNAs
in den Zellen vorliegt. Derzeit ist die funktionelle Konsequenz
oder sind die funktionellen Konsequenzen dieser multiplen Expression
innerhalb eines Zelltyps unklar. Die VGSCα-Expression in diesen Zelltypen kann
als Reaktion auf zahlreiche Stimuli, wie Wachstumsfaktoren und eine
Axotomie (14, 17, 49), auf Subtyp-spezifische Weise dramatisch und
schnell herauf- oder herunterreguliert werden. Das deutet stark
darauf hin, dass unterschiedliche VGSCαs unterschiedliche Funktionen
ausüben,
deren relative Bedeutung sich unter unterschiedlichen Bedingungen
schnell verändern
kann. Eine Feinabstimmung der Expression könnte schnell erfolgen, um das
Profil der VGSCα-Expression
der Zelle an die erforderliche funktionelle Antwort anzupassen.
Es erscheint sehr wahrscheinlich, dass derartige Veränderungen
des funktionellen VGSC-Profils nur über die Regulation verschiedener
VGSCαs,
die bereits exprimiert werden, aber nicht über den langsameren Prozess
des „Einschaltens" von VGSCα-Genen erreicht
werden können.
Somit könnte
die Expression multipler VGSCα in
geringer Menge die Zellen in die Lage versetzen, funktionellen Anforderungen, die
als Folge dynamischer Veränderungen
in ihrer Mikroumgebung notwendig werden, gerecht zu werden.
-
VGSCs
sind in zahlreichen "nicht-erregbaren" Geweben, einschließlich epithelialer
Typen wie des Retina-Pigment-, des Linsen- und des Kornea-Epithels,
gefunden worden, wo ihre funktionelle Rolle in den meisten Fällen unbekannt
ist (42, 50, 51). Eine funktionelle Rolle der VGSCs, an der keine
Bildung von Aktionspotenzialen beteiligt ist, wurde für Astrozyten
des Rückenmarks
in vitro ermittelt (52). In diesen Zellen stellen die VGSCs statt
dessen einen Rückkehrweg
für Na+ bereit, wodurch die Aktivität der Na+/K+-ATPase aufrechterhalten
wird. Zu weiteren Rollen für
VGSCs in nichterregbaren Zellen könnte die Erzeugung abgestufter
Potenziale gehören,
die an der interzellulären
Ca2+-Homöostase
beteiligt sind, oder die Aktivierung verschiedener intrazellulärer Signalwege
(52).
-
Hohe
Expressionsspiegel „nicht-funktioneller
VGSCαs" in Prostatakrebszellen
Die Fähigkeit
der in den MAT-LyLu- und PC-3-Zellen gefundenen SCN7A- und SCN8A-mRNA-Transkripte
zur Erzeugung funktioneller VGSCs erscheint zweifelhaft. SCN7A codiert
für ein
Nav2-VGSCα ohne
nachgewiesene Fähigkeit
zur Kanalbildung. Auch wenn für
das SCN8A-Gen bekannt ist, dass es zur Bildung funktioneller VGSC-Proteine
in der Lage ist, erscheint es fraglich, ob die in den humanen Prostatakrebszellen
exprimierten spezifischen SCN8A-Genprodukte in diesen Zellen als
funktionsfähige
Kanäle
fungieren können.
hNa6N codiert für
ein stark verkürztes
VGSCα-Protein,
das lediglich D1 und D2 aufweist (44). Diese Variante wurde in nicht-neuronalen und neonatalen
Geweben gefunden, und es wurde vorgeschlagen, dass sie nicht in
der Lage ist, funktionelle VGSCs zu bilden, sondern statt dessen
als ein "storungssicherer" Mechanismus zur
Verhinderung der Synthese des vollständigen adulten hNa5-VGSCα-Proteins
dient (44). Tatsächlich
wurde eine stark verkürzte α-Untereinheit
eines spannungsgesteuerten K+-Kanals erfolgreich
zur artifiziellen Unterdrückung
endogener K+-Ströme in Zellen des Hypophysenvorderlappens
der Ratte eingesetzt (53). Für
die adulte Isoform von hNa6 wurde auch gefunden, dass sie sowohl
in stark als auch in schwach metastatischen humanen Zellen in sehr geringer
Menge exprimiert wird, aber es erscheint wahrscheinlich, dass das
Vorliegen der neonatalen Isoform die funktionelle Expression von
hNa6A verhindert. Die ΔhNa6-Variante,
die das spannungsempfindliche S4-Segment in D3 verloren hat, ähnelt den
in den spezifischen PCR-Tests gefundenen Spleißformen ΔhNe-Na, ΔPN1, ΔHB2 und ΔRB2. Diese Transkripte repräsentieren
wahrscheinlich fehlgespleißte,
nicht funktionsfähige
Formen der VGSCα-Gene
SCN8A, SCN9A und SCN2A (48). Das Vorkommen offenbar nicht-funktioneller
VGSCαs könnte ein
weiteres Mittel zu Regulation der effektiven VGSC-Expression in
den Prostatakrebszellen darstellen.
-
Vorherrschende
Expression von PN1/hNe-Na in stark metastatischen Zellen Die Ergebnisse
der degenerierten Screens und der SQT-PCR zeigten übereinstimmend,
dass PN1/hNe-Na die in stark metastatischen Zellen vorherrschend
exprimierte VGSCα-Form
war. Weiterhin zeigten Sequenzdaten, dass die meisten der SCN9A-Transkripte
in der neonatalen Form vorlagen. Tatsächlich wurde die adulte Spleißform bis
heute nur in sehr geringen Mengen in Schwann-Zellen des neugeborenen
Kaninchens gefunden (21), und so ist es derzeit unklar, ob das alternative
D1:S3-Spleißen
des SCN9A-Gens entwicklungsabhängig
reguliert ist. Es könnte
bemerkenswert sein, dass alle VGSCαs außer RB2, für die gefunden wurde, dass
sie in den Prostatakrebszellen an der Stelle D1:S3 alternativ gespleißt sind,
auch hauptsächlich
in der neonatalen Form exprimiert werden.
-
Die
vorliegende Untersuchung liefert ein Beispiel für die Expression des SCN9A-Gens
in Karzinomen, was anzeigt, dass die Hochregulierung der Expression
des SCN9A-Gens ein generelles, mit Karzinomen assoziiertes Phänomen sein
könnte.
hNe-Na wurde ursprünglich
aus der klonalen C-Zelllinie eines humanen Karzinoms der Schilddrüsenmedulla
(hMTC-Zellen) kloniert und sequenziert, und es wurde gefunden, dass
es in menschlichem C-Zell-Karzinomgewebe
exprimiert wird (54). Der PN1-Klon wurde aus PC12-Zellen gewonnen, die
von einem Phäochromozytom
der Nebennierenmedulla der Ratte abstammen (49). Es gibt in diesen
Studien keinen Hinweis auf eine Verbindung zwischen der Expression
von hNe-Na oder PN1 und Karzinomen.
-
Die
SCN9A-Produkte wurden bereits in hoher Menge im peripheren Nervensystem
und, in viel geringeren Mengen, im Gehirn, im Rückenmark, in Schwann-Zellen,
im Herzen und in der Nebenniere und der Schilddrüse gefunden (49, 54–56), insbesondere
in neuroendokrinen Zellen (54, 55). Neuroendokrine Zellen kommen
auch in der Prostata vor. Jüngere
Studien legen nahe, dass ihre Proliferation und Differenzierung möglicherweise
die Progression des Prostatakrebses vorhersagt (Cohen et al. (1994)
Cancer 74, 1899-1903, Anthony di Sant'Agnese, P. (1998) Prostate Suppl. 8,
74-79, Bonkhoff, H. (1998) Prostate Suppl. 8, 18-22). Neuroendokrinen
Zellen der Prostata fehlen nachweisbare nukleare Androgenrezeptoren
(Bonkhoff H. et al. (1993) Virchows Arch. A. Pathol. Anat. 423,
291-294, Krijnen, J. et al. (1993) Histochemistry 100, 393-398), was
nahelegt, dass sie androgenunempfindlich sind. Die neuroendokrine Unempfindlichkeit
könnte
eine Rolle bei den Mechanismen spielen, die für die Progression von Adenokarzinomen
der Prostata zur Androgenunempfindlichkeit verantwortlich sind.
Interessanterweise können
Androgene die Aktivität
von VGSCs hemmen (Tabb, J.S. et al. (1994) J. Neurosci. 14, 763-773),
und sie könnten
auch die VGSCα-mRNA-Expression
erniedrigen, wie für
andere Steroidhormone gefunden wurde (Rich, M.M., Kraner, S.D. und
Barchi, R.L. (1999) Neurobiol. Dis. 6, 515-522). Somit könnte es
sein, dass es mit dem Auftreten hoher Spiegel der VGSCα-mRNA-Expression
in Prostataepithelzellen zu einer Androgenunempfindlichkeit kommt.
-
Soweit
Vergleiche angestellt werden können,
sind die elektrophysiologischen und die pharmakologischen Eigenschaften
der VGSCs vom PN1- und hNe-Na-Typ sehr ähnlich denjenigen der VGS-Strome,
die in den stark metastatischen Prostatakrebszellen der Ratte und
des Menschen beobachtet wurden (36, 37, 39, 49, 54, 56). Das stimmt
damit überein,
dass spezifisch die SCN9A-Produkte die Quelle für die in diesen Zellen aufgezeichneten
VGS-Ströme sind.
Da für
diesen VGSCα gezeigt
wurde, dass er den Invasionsprozess potenziert (36–38), könnte man
erwarten, dass er ein besonderes Muster der subzellulären Verteilung,
eine Wechselwirkung mit dem Zytoskelett und/oder spezialisierte
elektrophysiologische Eigenschaften zeigt, die diese Aktivität ermöglichen.
Tatsächlich
hat eine jüngere
elektrophysiologische Untersuchung eine offenbar einzigartige Eigenschaft
von hNe-Na beleuchtet, nämlich
eine sehr langsame Geschwindigkeit der Inaktivierung des geschlossenen
Zustands. Das ermöglicht
die Erzeugung „ansteigender
Ströme" als Reaktion auf langsame,
aber allmählich
zunehmende, unterschwellige Stimuli (Cummins et al. (1998) J. Neurosci.
18, 9607-9619). VGSCαs
mit einer schnelleren Inaktivierung des geschlossenen Zustands sind
unfähig,
auf derartige Stimuli zu reagieren.
-
Das
PN1-Protein zeigt auch eine spezifische subzelluläre Lokalisation
in mit dem nerve growth factor (NGF) differenzierten PC12-Zellen
und kultivierten DRG-Neuronen der Ratte, wobei es spezifisch in
den Termini von Neuriten und an den vorderen Rändern von Wachstumskegeln vorhanden
ist (49). NGF reguliert die Expression von PN1 in PC12-Zellen hoch,
und daran schließt
sich die morphologische Differenzierung von einer runden in eine
hochverzweigte Form an, was eine Rolle dieses VGSCα bei der
Ausprägung
der Zellmorphologie zeigt (57). In Übereinstimmung damit hatte
die Behandlung mit TTX die entgegengesetzte Wirkung auf die Morphologie
der MAT-LyLu-Zellen und brachte sie dazu, ihre Fortsätze zurückzuziehen
und kompakt zu werden (58).
-
Die
Bestimmung der Produkte des SCN9A-Gens als spezifische Quelle für die Expression
von funktionellem VGSC in stark metastatischen Prostatakrebszellen
sowohl in Rattenmodellen als auch in menschlichen Modellen der Krankheit
ermöglicht
nun die Durchführung
spezifischerer Experimente zur weiteren Aufklärung aller Aspekte des Metastasierungsmechanismus:
(1) von Elementen stromaufwärts
des SCN9A-Gens, die spezifisch die Zunahme der Expression dieses
Gens bewirken, zum Beispiel Hormone, Wachstumsfaktoren und Transkriptionsfaktoren/Repressoren;
(2) von stromabwärts
liegenden Elementen, die es der SCN9A-Expression ermöglichen, die Invasion/Metastasierung
zu potenzieren.
-
Mögliche Expression
anderer VGSC-Untereinheiten in Prostatakrebszellen Die vorliegende
Studie strebte lediglich an, die Expression der VGSCα-mRNA in
den stark und schwach metastatischen Zellen zu charakterisieren,
da VGSCαs
allein für
die Codierung funktioneller VGSCs ausreichen. Die für die Prostatazellen
ermittelte Multiplizität
der VGSC-Expression
könnte
durch die mögliche
Expression sogar noch niedrigerer Transkriptmengen anderer VGSCαs und durch
die Expression von VGSCβs
weiter verkompliziert werden. Für die
Produkte des SCN1A-, SCN2A-, SCN3A-, SCN4A- und des SCN8A-Gens wurde
gefunden, dass sie alle mit einem oder mehreren VGSCβ(s) assoziieren,
und so erscheint es wahrscheinlich, dass eine gewisse Expression
von VGSCβ in
diesen Zellen erfolgt. Es sieht jedoch so aus, dass die Produkte
des SCN9A-Gens nicht mit VGSCβs
assoziieren (54, 55), und so erscheint es unwahrscheinlich, dass
diese zusätzlichen
Untereinheiten einen signifikanten Beitrag zu dem Mechanismus oder
den Mechanismen leisten, der bzw. die für das hohe Ausmaß der Expression
von funktionellem VGSC in den metastatischen Zellen verantwortlich
ist bzw. sind.
-
Es
ist nicht sicher, dass alle VGSCα-Gene,
für die
gefunden wurde, dass sie in diesen Zellen exprimiert werden, tatsächlich in
Proteine translatiert werden. Falls alle exprimierten VGSCα-Gene möglicherweise
translatiert werden können,
könnte
eine derartige Multiplizität
eine schnelle Hochregulation oder Herunterregulation des VGSCα ermöglichen
(potenziell schneller als das „Anschalten" der Transkription
von VGSCα-Genen),
und zwar auf eine Subtyp-spezifische
Weise als Reaktion der Zellen auf verschiedene Stimuli, wie Wachstumsfaktoren
und eine Schädigung
(Fjell et al. (1999) Molec. Brain Res. 67, 267-282, Dib-Hajj et
al. (1996) PNAS 93, 14950-14954, Toledo-Aral et al. (1997) PNAS
94, 1527-1532). Das würde
implizieren, dass unterschiedliche VGSCαs unterschiedliche Funktionen
ausüben,
deren relative Bedeutung sich unter verschiedenen Bedingungen schnell ändern kann.
Somit könnte
eine niedrige Expression multipler VGSCαs die Zellen in die Lage versetzen,
funktionellen Anforderungen gerecht zu werden, die als Folge dynamischer
Veränderungen
in ihrer Mikroumgebung notwendig werden.
-
Schlussbemerkungen
-
Aus
der vorliegenden Studie ergeben sich zwei generelle Schlussfolgerungen.
Erstens etabliert die Charakterisierung der funktionell unterschiedlichen
Expressionsprofile der VGSCα-mRNA
diese Zellen nun als ein gutes Modell, in dem die Muster, die Regulation
und die funktionellen Konsequenzen (i) der VGSC-Expression in nichterregbaren
Zellen und (ii) des sich herauskristallisierenden Konzepts der Multiplizität der VGSC-Expression,
d. h. der Expression multipler VGSC-Untereinheiten und multipler
Spleißformen
dieser Untereinheiten, in einem einzigen Zelltyp studiert werden
können.
Zweitens besteht, was den Prostatakrebs selbst betrifft, eine ernste
Limitierung hinsichtlich der derzeitigen Handhabungsverfahren darin,
dass die für
den metastatischen Phänotyp
verfügbaren
Marker (wie das prostataspezifische Antigen) nicht zuverlässig sind
(59, 60). Somit können
klinisch bedeutsame Krebsarten nicht leicht von denjenigen unterschieden
werden, die klinisch unerheblich sind und keine aggressive Behandlung
erfordern (die mit einer hohen Erkrankungshäufigkeit der Patienten assoziiert
ist). Die Identifizierung der Produkte des SCN9A-Gens als die vorherrschenden
VGSCαs sowohl
in Rattenmodellen als auch in menschlichen Modellen des Prostatakrebses
hebt die Konservierung der VGSCα-Expression
in stark metastatischen Prostatakrebszelllinien hervor. Somit unterstützt die
vorliegende Untersuchung den potenziellen Wert dieser Ionenkanäle für die mögliche Diagnose
und Therapie der Krankheit zusätzlich.
-
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-
-
Beispiel 2: Design von Antisenseoligonukleotiden
zur Unterdrückung
der VGSC-Expression
des menschlichen Prostatakrebses
-
1.
Ausrichtung aller derzeit bekannten VGSC-Typen zur Identifizierung
potenzieller Stellen für
das Design VGSC-Subtyp-spezifischer Antisenseoligonukleotide
-
Bei
der obigen Ausrichtung wurde, wenn es möglich war, das humane VGSC-Äquivalent
verwendet. Die Ausrichtung wurde über die Einführung von
Sequenzlücken
optimiert, die mit einem Strich bezeichnet sind, auch wenn Lücken in
der wirklichen Sequenz oder irgendeinem Oligonukleotid-Design nicht
tatsächlich
vorliegen. Die am häufigsten
vorkommenden Nukleotide sind in der Konsensus-Zeile („Cons") angegeben. Potenzielle
Stellen für
das Design von 20-mer Antisenseoligonukleotiden sind in den vier
humanen VGSC-Typen, die sowohl in den degenerierten Screens als
auch in den spezifischen PCR-Tests mit den PC-3- und LNCaP-Zelllinien gefunden
wurden, in Großbuchstaben
dargestellt und unterstrichen. Der am stärksten nichtkonservierte Bereich
des durch den degenerierten Screen erzeugten Fragments wurde zur
Generierung dieser Aufstellung eingesetzt.
-
Es
wäre auch
möglich,
20-mer-Antisenseoligos für
den zytoplasmatischen 3/4-Linker (wo die VGSC-Sequenz in allen Typen
hochkonserviert ist) zu entwerfen, die einzeln in der Lage sind,
gleichzeitig eine Anzahl von VGSC-Typen stillzulegen. Zum Beispiel
sind unten die gleichen Abschnitte von 20 Nukleotiden des 3/4-Linkers
dreier VGSC-Typen ausgerichtet. In diesem Abschnitt sind die hNe-Na-Sequenz
und die Sequenz „Menschliches
Hirn 2" identisch,
und die hSkM1-Sequenz unterscheidet sich nur an zwei Nukleotidpositionen. Deshalb
ist es für
diesen Bereich möglich,
zwei Antisenseoligonukleotide zu konstruieren, die wenigstens drei der
Kanäle
ausknocken (möglicherweise
vier, wenn die (menschliche) Na6-Sequenz für diesen Bereich bestätigt worden
ist).
hNe-Naq TTATGACAGAAGAACAGAAG
Human-brain-2 TTATGACAGAAGAACAGAAG
hSkM1
TTATGACgGAgGAACAGAAG Tabelle 2 Ergebnisse der Screens mit degenerierten
VGSCα-Primern
für (a)
die von der Ratte stammenden MAT-LyLu- und AT-2-Zelllinien und (b)
die vom Menschen stammenden PC-3- und LNCaP-Zelllinien, ausgedrückt als
Prozentsatz der getesteten Klone (a)
VGSCα-Gen | Genprodukt | MLL
(1) n = 50 | MLL
(2) n = 50 | MLL
(3) n = 50 | AT-2
(1) n = 50 | AT-2
(3) n = 50 | AT-2
(4) n = 50 |
SCN1A | RB1 | 6 | 6 | 4 | 12 | 58 | 32 |
SCN2A | RB2 | 0 | 0 | 0 | 2 | 2 | 0 |
SCN4A | rSkM
1 | 0 | 0 | 0 | 58 | 22 | 22 |
SCN7A | SCL-11 | 70 | 48 | 48 | 2 | 4 | 26 |
SCN9A | PN
1 | 20 | 44 | 48 | 0 | 0 | 0 |
SCN11A | NaN | 0 | 0 | 0 | 12 | 6 | 6 |
Nicht-VGSCα | identifiziert | 4 | 2 | 0 | 4 | 2 | 12 |
Nicht-VGSCα | unbekannt | 0 | 0 | 0 | 10 | 6 | 2 |
(b)
VGSCα-Gen | Genprodukt | PC-3
(1) n = 50 | PC-3
(2) n = 50 | LNCaP
(1) n = 50 | LNCaP
(2) n = 50 |
SCN2A | HB
2 | 6 | 6 | 4 | 18 |
SCN3A | HB
3 | 0 | 2 | 0 | 2 |
SCN8A | hNa6 | 46 | 50 | 62 | 32 |
SCN9A | hNe-Na | 48 | 30 | 0 | 0 |
Nicht-VGSCα | identifiziert | 0 | 12 | 22 | 40 |
Nicht-VGSCα | unbekannt | 0 | 0 | 12 | 8 |
Tabelle 3 VGSCα-Spleißvarianten, die bis jetzt in
den stark und schwach metastatischen Prostatakrebszelllinien gefunden
wurden. Wenn adulte und neonatale Formen des VGSCα-Typs beschrieben
wurden, ist die in den Prostatakrebszellen gefundene Form angegeben. Δ bezeichnet
Spleißvarianten
mit fehlenden Exons, die für das
S4-Segment von D1 oder D3 codieren (siehe Abschnitt 4.3).
VGSCα-Typ | Stark
metastatische Zellen | Schwach
metastatische Zellen |
PN1 | volle
Länge | noch
zu bestimmen |
SCL-11 | volle
Länge | noch
zu bestimmen |
RB1 | adult | adult |
RB2 | noch
zu bestimmen | noch
zu bestimmen |
rSkM1 | volle
Länge | volle
Länge |
NaN | noch
zu bestimmen | noch
zu bestimmen |
hNe-Na | volle
Länge
ΔhNe-Na
neonatal | volle
Länge |
hNa6 | ΔnHa6
volle
Länge | ΔnHa6
volle
Länge |
HB2 | ΔHB2 | ΔHB2 |
HB3 | neonatal | adult |
-
Beispiel 3: Die Expression des spannungsgesteuerten
Na*-Kanals korreliert mit der pathologischen Progression des menschlichen
Prostatakrebses
-
Frühere elektrophysiologische
Untersuchungen haben gezeigt, dass funktionelle spannungsgesteuerte
Na*-Kanäle
(VGSCs) selektiv von hochmetastatischen Zelllinien des Prostatakrebses
der Ratte (MAT-LyLu) und des Menschen (PC-3) exprimiert werden.
Weiterhin reduzierte die Blockade dieser Kanäle mit Tetrodotoxin die Invasion
dieser Zellen in vitro beträchtlich
(Grimes et al. (1995) FEBS Letts. 369, 290-294, Laniado et al. (1997)
Am. J. Pathol. 150, 1213-1221. Eine direkte, positive Korrelation
zwischen der Invasivität
und der Expression des Na+-Kanalproteins
durch mehrere verschiedene Prostatakrebszelllinien der Ratte und
des Menschen wurde danach von Smith et al. (1998) FEBS Letts. 423,
19-24 demonstriert. Es ist jedoch nicht bekannt, ob die VGSC-Expression
beim menschlichen Prostatakrebs in vivo erfolgt, und wenn dem so
ist, ob die Expressionsspiegel mit dem metastatischen Profil der
ihn ausmachenden malignen Epithelzellen in Beziehung stehen.
-
Die
immunhistochemische Lokalisation des VGSC-Proteins in Gewebeschnitten
der menschlichen Prostata, die Epithelgänge mit unterschiedlichem metastatischem
Charakter, einschließlich
von In-situ- und invasiven Krebszellen, enthält, ist in der 6 gezeigt.
Eine starke inkrementelle Zunahme der Färbungsintensität wurde
mit der Progression des pathologischen Charakters der Epithelzellen
von normal zur invasiven Neoplasie beobachtet (6A bis
E). Bei der benignen Prostatahyperplasie (BPH) war das Ausmaß der VGSC-Expression durch
die sie ausmachenden Epithelzellen sehr niedrig und in erster Linie
auf Basalzellen beschränkt
(6A). Bei der intraepthelialen Low-Grade-Prostataneoplasie
(Low-Grade-PIN)
war das Gesamtausmaß der
Expression erhöht,
wobei die immunhistochemische Färbung
der Basalzellen etwas intensiver erschien (66).
Für die
BPH und die Low-Grade-PIN
zusammengenommen lag das Verhältnis
der optischen Dichte apikal:basal bei 0,74 ± 0,05 (n = 450 Gänge, 30
Schnitte, 10 Patienten). Eine markante, schrittweise Zunahme der
VGSC-Expression
war mit dem Erscheinen einer High-Grade-PIN assoziiert, die anhand der
charakteristischen Architektur und zytologischer Merkmale eines
mehrschichtigen Aufbaus, einer schweren Dyskaryose und einer Vergrößerung der
Nukleoli erkannt wurde (6C). Dieser
Trend blieb sowohl in den Gängen
als auch den Acini, die maligne Veränderungen in situ (InsM) enthielten,
wo Basalzellen fehlten (6D), sowie
bei invasiven Krebszellen (InvC) erhalten (6E).
Die Expression des VGSC war besonders längs der apikalen Plasmamembranen
der luminalen Epithelzellen im InsM-Stadium (6D)
deutlich. Für InvC
war die Färbung
auch längs
der Plasmamembranen der Zellen intensiv (6E).
Für die
Epithelzellen der High-Grade-PIN und der epithelialen InsM-Zellen
zusammengenommen lag das optische Verhältnis apikal:basal der VGSC-Färbung bei
1,57 ± 0,19
(n = 750 Gänge,
30 Schnitte, 10 Patienten). Dieses Verhältnis lag erheblich höher, wenn
es mit dem für
Gänge der
Low-Grade-PIN verglichen wurde (P < 0,01).
-
Es
lässt sich
somit die Schlussfolgerung ziehen, dass für das erhöhte Ausmaß der VGSC-Expression, für das wir zuvor nachgewiesen
haben, dass es mit dem metastatischen Phänotyp von Prostatakrebszellen
in vitro assoziiert ist, nun auch bestätigt wurde, dass es auch in
vivo vorliegt. Somit scheint es, dass die Hochregulation der Expression
von funktionellem VGSC als ein integraler Bestandteil eines erhöhten metastatischen Potenzials
erfolgt. Die VGSC-Aktivität
könnte
zur Metastasierung beitragen, indem sie die zellulären Prozesse der
Extension (Fraser et al. (1999) Cell Tissue Res. 295, 505-512),
der Beweglichkeit (Fraser et al. (1998) J. Physiol. 513.P, 131P),
der Invasivität
(Grimes et al., 1995, Laniado et al., 1997, Smith et al., 1998)
oder der intrazellulären
Homöostase
(Foster et al. (1999) Br. J. Urol. 83, 171-194) verstärkt. Die
zytologische Polarität der
Hochregulation der VGSC (apikal gegenüber basal) könnte wiederum
eine gerichtete Invasion in angrenzende Gewebe ermöglichen.
Die vorliegenden Beobachtungen übertragen
zuvor in Modellsystemen aus klonal erzeugten Zelllinien in vitro
gewonnene, fundamentale Informationen auf nicht-selektierte und
nicht-klonale, primäre menschliche
Gewebe. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die VGSC-Expression ein
phänotypisches Erfordernis
metastatischer Prostatakrebszellen sein könnte und somit einen wertvollen
neuartigen Marker zur Identifizierung einer potenziell metastatischen
Erkrankung zum Zeitpunkt der primären Gewebediagnose darstellen
könnte.
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Beispiel 4: Regulation der VGSC-Funktion
in Prostatakrebszelllinien
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Es
wurde die funktionelle VGSC-Expression in Nagetier-MAT-LyLu-Zellen
untersucht. Der epidermal growth factor (EGF) reguliert die Expression
von funktionellem VGSC hoch. Wie in der 9 gezeigt
ist, potenziert EGF die Expression von funktionellen VGSC. Diese
Wirkung wird durch die gleichzeitige Verabreichung eines Inhibitors
der EGF-Rezeptorkinase (AG1478, Calbiochem, San Diego, Kalifornien,
USA) blockiert. Die Anwendung eines EGF-Rezeptor-Antikörpers (Oncogene, Cambridge,
Massachusetts, USA) vermindert ebenfalls den basalen VGSC-Strom,
was impliziert, dass das Phänomen
endogen vorkommt.
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Andere
Wachstumsfaktoren (zum Beispiel der nerve growth factor) und Hormone
(einschließlich
von Androgenen) könnten ähnliche
Wirkungen haben.
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