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Hintergrund der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft Vitamin D-Verbindungen, insbesondere die pharmazeutische
Verwendung von 2α-Methyl-19-nor-20(S)-1α,25-dihydroxyvitamin
D3. Das natürliche Hormon 1α,25-Dihydroxyvitamin
D3 und dessen Analoges in der Ergocalciferol-Reihe,
d. h. 1α,25-Dihydroxyvitamin
D2, sind als hochwirksame Regulatoren der
Calciumhomöostase
bei Tieren und Menschen bekannt. Kürzlich wurde ihre Aktivität bei der
zellulären
Differenzierung festgestellt (Ostrem et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
USA, Bd. 84 (1987), S. 2610). Zahlreiche strukturelle Analoge dieser
Metaboliten wurden hergestellt und getestet, darunter 1α-Hydroxyvitamin
D3, 1α-Hydroxyvitamin
D2, verschiedene Vitamine mit homologer
Seitenkette und fluorierte Analoge. Einige dieser Verbindungen weisen
eine interessante Trennung der Aktivitäten bei der Zelldifferenzierung
und Calciumregulierung auf. Diese Aktivitätsunterschiede können bei
der Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten wertvoll sein, z.
B. bei renaler Osteodystrophie, gegen Vitamin D beständiger Rachitis,
Osteoporose, Psoriasis und bestimmten malignen Zuständen.
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Kürzlich wurde
eine neue Klasse von Vitamin D-Analogen aufgefunden, d. h. die so
genannten 19-Norvitamin D-Verbindungen, die durch den Ersatz der
exocyclischen Methylengruppe am A-Ring (Kohlenstoffatom 19), der
typisch für
das Vitamin D-System ist, durch zwei Wasserstoffatome charakterisiert
ist. Durch biologisches Testen derartiger 19-Noranaloger (z. B.
1α,25-Dihydroxy-19-norvitamin
D
3) wurde ein selektives Aktivitätsprofil
mit hoher Wirkungsstärke
bei der Induktion der zellulären
Differenzierung und einer sehr geringen Calcium-Mobilisierungsaktivität festgestellt.
Somit sind diese Verbindungen potentiell als therapeutische Mittel zur
Behandlung von malignen Zuständen
oder zur Behandlung verschiedener Hautstörungen geeignet. Zwei verschiedene
Syntheseverfahren für
derartige 19-Norvitamin D-Analoge wurden beschrieben (Perlman et
al., Tetrahedron Lett., Bd. 31 (1990), S. 1823; Perlman et al.,
Tetrahedron Lett., Bd. 32 (1991), S. 7663; und DeLuca et al.,
US-Patent 5 086 191 ).
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Im
US-Patent 4 666 634 werden
25-Hydroxy- und Alkoxyanaloge (z. B. ED-71) von 1α,25-Dihydroxyvitamin
D
3 beschrieben und von der Chugai-Gruppe als potentielle
Arzneistoffe gegen Osteoporose und als Antitumormittel geprüft; vergl.
auch Okano et al., Biochem. Biophys. Res. Commun., Bd. 163 (1989),
S. 1444. Weitere 2-substituierte (mit Hydroxyalkyl-, z. B. ED-120,
und Fluoralkylgruppen) A-Ringanaloge von 1α,25-Dihydroxyvitamin D
3 wurden ebenfalls hergestellt und getestet
(Miyamoto et al., Chem. Pharm. Bull., Bd. 41 (1993), S. 1111; Nishii
et al., Osteoporosis Int. Suppl., Bd. 1 (1993), S. 190; Posner et
al., J. Org. Chem., Bd. 59 (1994), S. 7855; und J. Org. Chem., Bd.
60 (1995), S. 4617.
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Kürzlich wurden
auch 2-substituierte Analoge von 1α,25-Dihydroxy-19-norvitamin D
3 synthetisiert, d. h. Verbindungen, die
in der 2-Position mit Hydroxy- oder Alkoxygruppen substituiert sind
(DeLuca et al.,
US-Patent 5 536 713 ),
die interessante und selektive Aktivitätsprofile aufweisen. Alle diese
Studien zeigen, dass Bindungsstellen in Vitamin D-Rezeptoren verschiedene
Substituenten an C-2 in den synthetisierten Vitamin D-Analogen aufnehmen
können.
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WO-98/41500 beschreibt die
Verwendung von 2-Alkyl-19-norvitamin D-Verbindungen bei der Behandlung metabolischer
Knochenkrankheiten, bei der Behandlung von Psoriasis und bei der
Behandlung bestimmter Krebsarten.
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WO-01/74765 (zu berücksichtigen
gemäß Artikel
54(3) EPÜ)
beschreibt die Verwendung bestimmter 26,27-homologisierter 20-Epi-2-alkyl-19-norvitamin D-Verbindungen
bei der Behandlung von metabolischen Knochenstörungen, bei der Behandlung
von Psoriasis und bei der Behandlung bestimmter Krebsarten.
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Sicinsky
et al. erörtern
in J. Med. Chem., Bd. 41 (1998), S. 4662–4674, 2-Hydroxymethyl-, 2-Methyl- und
2-Methylenanaloge von 1α,25-Dihydroxy-19-norvitamin
D3.
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Bei
fortgesetzten Bemühungen
zur Erforschung der 19-Nor-Klasse von pharmakologisch wichtigen
Vitamin D-Verbindungen wurde ein Analoges synthetisiert und getestet,
das durch die Anwesenheit eines Methylsubstituenten am Kohlenstoffatom
2 (C-2) gekennzeichnet ist. Von besonderem Interesse ist das Analoge, das
durch die unnatürliche
Konfiguration der Methylgruppe am Kohlenstoffatom 20 (C-20) gekennzeichnet
ist, d. h. 2α-Methyl-19-nor-20(S)-1α,25-dihydroxyvitamin
D3. Dieses Vitamin D-Analoge schien ein
interessantes Ziel darzustellen, da die relativ kleine Methylgruppe
an C-2 den Vitamin D-Rezeptor nicht stören sollte. Außerdem zeigen
molekülmechanische
Studien, die am Modell der 1α-Hydroxy-2-methyl-19-norvitamine
durchgeführt
wurden, dass eine derartige Molekülmodifikation die Konformation
des Cyclohexandiolrings A nicht erheblich verändert. Jedoch verändert die
Einführung
der 2-Methylgruppe
in das 19-Norvitamin D-Kohlenstoffgerüst den Charakter seiner 1α- und 3β-A-Ringhydroxylgruppen.
Beide Hydroxylgruppen sind in bezug zur exocyclischen Methylengruppe
in Allylstellung, ähnlich
der 1α-Hydroxylgruppe (entscheidend
für die
biologische Aktivität)
im Molekül
des natürlichen
Hormons 1α,25-(OH)2D3.
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Zusammenfassende Darstellung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung ist auf die Verwendung von 2α-Methyl-19-nor-20(S)-1α,25-dihydroxyvitamin D3 bei der Herstellung eines Arzneimittels
für einen
Knochenaustauschvorgang, wie einen Hüft- oder Knieersatz, abgestellt.
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Strukturell
ist dieses 19-Noranaloge durch die folgende allgemeine Formel I
gekennzeichnet:
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Die
ausgefüllte
keilförmige
Linie zum Methylsubstituenten an C-20 bedeutet, dass das Kohlenstoffatom
20 die S-Konfiguration aufweist.
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Die
vorstehende Verbindung weist ein erstrebenswertes und hochgradig
vorteilhaftes biologisches Aktivitätsmuster auf. Diese Verbindung
ist durch eine intestinale Calcium-Transportaktivität, die gleichwertig
mit der von 1α,25-Dihydroxyvitamin
D3 ist, gekennzeichnet, weist aber im Vergleich
zu 1α,25-Dihydroxyvitamin
D3 eine relativ hohe Aktivität bezüglich ihrer
Fähigkeit
zur Mobilisierung von Calcium aus Knochen auf. Daher ist diese Verbindung
hochgradig spezifisch in ihrer calcämischen Aktivität.
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Ferner
wurde festgestellt, dass diese Verbindung die Bruchfestigkeit (kortikale
Festigkeit) sowie die axiale Festigkeit (trabekuläre Festigkeit)
von Knochen erhöht.
Somit ist diese Verbindung wertvoll bei Knochenaustauschvorgängen, wie
dem Ersatz von Hüften,
Knien und dergl.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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1 ist
ein Diagramm zur Darstellung der relativen Aktivität von 2α-Methyl-19-nor-20(S)-1α,25-dihydroxyvitamin
D3, 2α-Methyl-19-nor-1α,25-dihydroxyvitamin
D3 und 1α,25-Dihydroxyvitamin
D3 bezüglich
ihrer Konkurrenz mit der Bindung von [3H]-1,25-(OH)2-D3 an den Schweinedarm-Vitamin D-Nuklearrezeptor.
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2 ist
ein Diagramm zur Erläuterung
der Knochenmineraldichte in ovariektomierten, alten, weiblichen
Ratten als ein Ergebnis der Behandlung mit 2α-Methyl-19-nor-20(S)-1α,25-dihydroxyvitamin
D3 im Vergleich mit 1α,25-Dihydroxyvitamin D3.
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3 ist
ein Diagramm zur Erläuterung
der prozentualen HL-60-Zelldifferenzierung
als Funktion der Konzentration von 2α-Methyl-19-nor-20(S)-1α,25-dihydroxyvitamin
D3, 2α-Methyl-19-nor-1α,25-dihydroxyvitamin
D3 und 1α,25-Dihydroxyvitamin
D3.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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2α-Methyl-19-nor-20(S)-1α,25-dihydroxyvitamin
D3 (hier als 2AMD bezeichnet) wurde synthetisiert und
getestet. Strukturell ist dieses 19-Noranaloge durch die vorstehend dargestellte
allgemeine Formel I gekennzeichnet.
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Die
Herstellung von 2α-Methyl-19-nor-20(S)-1α,25-dihydroxyvitamin
D3 mit der Basisstruktur I kann nach einem
allgemeinen üblichen
Verfahren erfolgen, d. h. durch Kondensation eines bicyclischen
Ketons II vom Windaus-Grundmann-Typ mit dem Allyphosphinoxid III
an das entsprechende 2-Methylen-19-norvitamin D-Analoge IV unter
anschließender
selektiver Reduktion der Exomethylengruppe an C-2 und Schutzgruppenentfernung
an C-1 und C-3 an der letztgenannten Verbindung.
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In
den Strukturformeln II, III und IV bedeuten die Gruppen Y
1 und Y
2 Hydroxyschutzgruppen,
wobei auch darauf hinzuweisen ist, dass beliebige funktionelle Gruppen,
die empfindlich sein können
oder die die Kondensationsreaktion stören, in geeigneter Weise, wie
es aus dem Stand der Technik bekannt ist, geschützt werden. Das vorstehende
Verfahren repräsentiert
eine Anwendung des konvergenten Synthesekonzepts, das in wirksamer
Weise zur Herstellung von Vitamin D-Verbindungen eingesetzt worden
ist (vergl. z. B. Lythgoe et al., J. Chem. Soc. Perkin Trans. I,
Bd. 590 (1978); Lythgoe, Chem. Soc. Rev, Bd. 9 (1983), S. 449; Toh
et al., J. Org. Chem., Bd. 48 (1983), S. 1414; Baggiolini et al.,
J. Org. Chem., Bd. 51 (1986), S. 3098; Sardina et al., J. Org. Chem.,
Bd. 51 (1986), S. 1264; J. Org. Chem., Bd. 51 (1986), S. 1269; DeLuca
et al.,
US-Patent Nr. 5 086 191 ;
DeLuca et al.,
US-Patent Nr.
5 536 713 ).
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Hydrindanone
der allgemeinen Strukturformel II sind bekannt oder lassen sich
nach bekannten Verfahren herstellen.
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Zur
Herstellung der erforderlichen Phosphinoxide der allgemeinen Strukturformel
III wurde ein neuer Syntheseweg entwickelt, der von einem Methylchinicat-Derivat
ausgeht, das leicht aus handelsüblicher (1R,3R,
4S,5R)-(–)-Chininsäure gemäß Perlman
et al., Tetrahedron Lett., Bd. 32 (1991), S. 7663; und DeLuca et
al.,
US-Patent 5 086 191 erhalten
wird.
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Das
Gesamtverfahren zur Synthese der Verbindung I ist im
US-Patent 5 945 410 (Ausgabetag 31.
August 1999; Bezeichnung: "2-Alkyl-19-norvitamin D-Verbindungen") dargestellt und
noch ausführlicher
beschrieben.
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Biologische Aktivität von 2α-Methyl-20(S)-19-nor-1,25-(OH)2D3
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Die
Einführung
einer Methylgruppe in der 2α-Position
des 20(S)-Isomeren
von 19-nor-1,25-(OH)2D3 hat
einen geringen oder gar keinen Einfluss auf die Bindung an den Schweinedarm-Vitamin
D-Rezeptor. Diese Verbindung wird gleich gut an den Schweinerezeptor
wie das übliche
1,25-(OH)2D3 (1)
gebunden. Man könnte
aus diesen Ergebnissen erwarten, dass diese Verbindung eine gleichwertige
biologische Aktivität
besitzt. überraschenderweise
ergaben die 2α-Methyl-
und 20(S)-Substitutionen ein hochgradig selektives Analoges, das
primär
auf Knochen einwirkt.
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2 zeigt,
dass 2AMD außerordentlich
wirksam beim Aufbau von Knochenmasse in ovariektomierten Ratten
ist, verglichen mit dem nativen Hormon, das keine Erhöhung der
Serum-Calcium-Konzentration bewirkt. Dies stellt einen beispiellosen
neuen Befund für
eine Vitamin D-Verbindung dar.
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3 erläutert, dass
2AMD 50- bis 100-fach wirkungsstärker
als 1,25-(OH)2D3 in
bezug auf die HL-60-Differenzierung ist.
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Tabelle
1 erläutert,
dass 2AMD sehr wirksam in bezug auf die Wiederherstellung von Knochen
bei ovariektomierten, alten, weiblichen Ratten bei 2-maliger wöchentlicher
Verabreichung von 32 pmol ist, verglichen mit der Verabreichung
von 1,25-(OH)2D3 in
hohen Dosen bei 3-maliger
wöchentlicher
Verabreichung. Anmerkung: 2AMD erhöht auch den prozentualen Ascheanteil
im Oberschenkelknochen.
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Tabelle
2 zeigt, dass 2AMD die Bruchfestigkeit im Oberschenkelknochen (kortikale
Festigkeit) und die axiale Festigkeit im Wirbelknochen (trabekuläre Festigkeit)
von in Tabelle 1 aufgeführten
Tieren erhöht.
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Tabelle
3 zeigt, dass 2AMD eine selektive Wirkung auf Knochen hat.
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Eine
kompetitive Bindung der Analogen an den Schweinedarm-Rezeptor wurde
gemäß dem Verfahren von
Dame et al. (Biochemistry, Bd. 25 (1986), S. 4523–4534) durchgeführt.
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Die
Differenzierung von HL-60-Promyelozyten zu Monozyten wurde gemäß Ostrem
et al. (J. Biol. Chem., Bd. 262 (1987), S. 14164–14171) bestimmt.
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Interpretation der Daten
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2AMD
ist etwa ebenso wirksam wie 1,25-(OH)2D3 in bezug auf die Bindung an den Vitamin
D-Rezeptor (1). Es ist jedoch 10-bis 100-fach
wirksamer als 1,25-(OH)2D3 in
bezug auf die Verursachung einer Differenzierung des Promyelozyten
HL-60 zum Monozyten (3).
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Das
wichtigste Ergebnis ist jedoch, dass 2AMD außerordentlich wirksam nicht
nur in bezug auf die Wiederherstellung der Knochenmasse von ovariektomierten,
alten, weiblichen Zuchtratten ist, wie in 2 und in
den Tabellen 1 und 2 dargelegt ist, sondern auch eine Erhöhung der
Knochenmasse über
den Wert von einer Scheinoperation unterzogenen Kontrolltieren hinaus
bewirkt. Dies zeigt, dass 2AMD sehr wahrscheinlich eine anabole
Wirkung auf Knochen ausübt
oder die Knochenbildung verstärkt.
Von Bedeutung ist, dass die durch 2AMD erhöhte Knochenmasse sich in einer
ausgeprägten
Zunahme der Knochenfestigkeit auswirkt. Diese erhöhte Bruchfestigkeit
im Oberschenkelknochen belegt die kortikale Festigkeit, während die
erhöhte
Festigkeit gegen Trümmerbrüche von
Wirbelknochen die trabekuläre
Knochenfestigkeit belegt (Tabelle 2). Interessanterweise wird auch
der prozentuale Ascheanteil in unerwarteter Weise durch 2AMD erhöht. Von
großer
Bedeutung ist, dass bei den in dieser Studie untersuchten Dosierungshöhen sich
keine Veränderungen
von Calcium im Serum bei Tieren ergab, bei denen eine ausgeprägte Erhöhung der
Knochenmasse gegeben war. Dies lässt darauf
schließen,
dass ein Sicherheitsfenster zwischen der Verwendung von 2AMD zur
Erhöhung
des Knochenmineralgehalts und der Wirkung von 2AMD bei der Erhöhung des
Calciums im Serum besteht.
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Bei
7-tägiger
Verabreichung in einem chronischen Modus war die wirkungsstärkste getestete
Einzelverbindung 2α-Methyl-19-nor-20S-1,25-(OH)
2D
3 (Tabelle 3). Bei Verabreichung von 130
pmol/Tag war die Aktivität
dieser Verbindung in bezug auf die Mobilisierung von Knochencalcium
(Serum-Calcium) wesentlich höher
als die des nativen Hormons, möglicherweise
10-fach oder 100-fach höher.
Unter identischen Bedingungen ergab die doppelte Dosis von 1,25-(OH)
2D
3 einen Serum-Calciumwert
von 6,6±0,4
mg/100 ml, während 2α-Methyl-19-nor-20S-1,25-(OH)
2D
3 einen Wert von
8,3±0,7
mg/100 ml Serum-Calcium bei der Dosis von 130 pmol ergab. Bei Verabreichung
von 260 pmol/Tag erzeugte 2α-Methyl-19-nor-20S-1,25-(OH)
2D
3 den herausragenden
Wert von 10,3±0,11
mg/100 ml Serum-Calcium auf Kosten von Knochen. Zur Darlegung ihrer
Selektivität
führte
diese Verbindung auch zu einer signifikanten Veränderung des intestinalen Calciumtransports
bei den beiden Dosisniveaus von 260 pmol und 130 pmol, wobei sie
eine starke Mobilisierungsaktivität von Knochencalcium aufwies.
Bei der höheren
Dosis erzeugte die 2α-Methyl-20(S)-Verbindung
eine signifikante intestinale Transportreaktion, führte aber
auch zu einer enormen Reaktion der Knochenmobilisierung. In bezug
auf die 2β-Methyl-19-nor-20(S)-Verbindung
zeigen die Daten in Tabelle 3 eine geringe (wenn überhaupt
vorhandene) intestinale Calcium-Transportaktivität und eine geringe (wenn überhaupt
vorhandene) Knochen-Mobilisierungsaktivität. Somit zeigte das 2α-Methyl-19-nor-20(S)-Derivat
eine stark bevorzugte Mobilisierungsaktivität von Knochen-Calcium. Diese
Ergebnisse zeigen, dass das 20(S)-2α-Methyl-Derivat von 19-nor-1,25-(OH)
2D
3 selektiv in bezug
auf die Mobilisierung von Calcium aus Knochen ist.
Tabelle 2 Festigkeit von Oberschenkelknochen und
Wirbelknochen gegenüber
mechanischer Belastung
Gruppe | Behandlung | Belastungswert,
Oberschenkelknochen | Belastungswert,
Wirbelknochen |
OVX-Kontrolle | Ölträger/5X/Woche | 109,31±19,60 | 14,26±3,58 |
scheinoperiert | Ölträger/5X/Woche | 121,36±12,5 | 13,67±1,79 |
1,25(OH)2D3 | 250pmol/d/5X/Woche | 118,21±19,85 | 19,24±5,66 |
1,25(OH)2D3 | 500pmol/d/3-5X/Woche | 116,47±16,20 | 17,14±0,52 |
2AMD | 32pmol/d/2X/Woche | 132,19±19,69 | 20,22±8,53 |
2AMD | 65pmol/d/1X/Woche | 114,08±21,71 | 17,13±4,67 |
Tabelle 3 Reaktion der intestinalen Calcium-Transportaktivität und der
Serum- Calcium-Mobilisierungsaktivität (Knochencalcium)
auf chronische Dosen der 20(S)-Isomeren von 2-Methylderivaten von
19-nor-1,25-(OH)
2D
3 Gruppe | Dosis
(pmol/Tag/7 Tage) | Intestinaler
Calcium-Transport (S/M) | Serum-Calcium
(mg/100 ml) |
Vitamin
D-Mangel | Träger | 2,9±0,2 | 4,2±0,1 |
1,25(OH)2D3-Behandlung | 260 | 4,6±0,2 | 6,6±0,4 |
2α-Methyl-19-nor-20(S)-1,25-(OH)2D3 | 130
260 | 12,9±1,9
8,4±1,1 | 8,3±0,7
10,3±0,11 |
2β-Methyl-19-nor-20(S)-1,25-(OH)2D3 | 130
260 | 2,9±0,3
3,8±0,1 | 4,4±0,1
4,4±0,1 |
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Was
die Daten von Tabelle 3 betrifft, wurden männliche entwöhnte Ratten
von der Firma Sprague Dawley Co. (Indianapolis, IN) bezogen und
eine Woche mit einer Vitamin D-Mangelgehaltdiät mit einem Gehalt an 0,47
% Calcium und 0,3 % Phosphor gefüttert.
Anschließend
erhielten sie zwei Wochen lang die gleiche Diät mit einem Gehalt an 0,02
% Calcium und 0,3 % Phosphor. Während
der letzten Woche erhielten sie die angegebene Dosis der Verbindung
durch intraperitoneale Injektion mit 0,1 ml 95 % Propylenglycol
und 5 % Ethanol täglich über einen
Zeitraum von sieben Tagen hinweg. Die Kontrolltiere erhielten nur
0,1 ml 95 % Propylenglycol und 5 % Ethanol. 24 Stunden nach der
letzten Dosis wurden die Ratten getötet und der intestinale Calciumtransport
mit der Beutelumstülpungstechnik
gemäß Literaturangaben
bestimmt und das Calcium im Serum wurde durch Atomabsorptionsspektrometrie
am Perkin Elmer-Gerät
Modell 3110 (Norwalk, CT) bestimmt. Die Gruppen bestanden aus jeweils
5 Ratten und die Werte geben den Mittelwert ± Standardabweichung an.
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Zur
Behandlung kann die Verbindung der Formel I für pharmazeutische Anwendungen
in Form einer Lösung
in unbedenklichen Lösungsmitteln
oder in Form einer Emulsion, Suspension oder Dispersion in geeigneten
Lösungsmitteln
oder Trägern,
oder in Form von Pillen, Tabletten oder Kapseln zusammen mit festen
Trägern
gemäß herkömmlichen
Verfahren zubereitet werden. Derartige Zubereitungen können auch
weitere pharmazeutische und nicht-toxische Träger, z. B. Stabilisatoren,
Antioxidationsmittel, Bindemittel, farbgebende Mittel, Emulgiermittel
oder Geschmacksstoffe enthalten.
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Die
Verbindung kann oral, topisch, parenteral oder transdermal verabreicht
werden. Die Verbindung wird vorteilhafterweise durch Injektion oder
durch intravenöse
Infusion von geeigneten sterilen Lösungen oder in Form von flüssigen oder
festen Dosen über
den Ernährungskanal
oder in Form von Cremes, Salben, Pflastern oder ähnlichen Trägern, die sich für transdermale
Anwendungen eignen, verabreicht. Dosen von 0,1 μg bis 10 μg pro Tag der Verbindungen eignen
sich für
Behandlungszwecke, wobei derartige Dosen in Abhängigkeit von der zu behandelnden
Krankheit, der Schwere der Krankheit und der Reaktion des Subjekts
angepasst werden, wie es aus dem Stand der Technik bekannt ist.
Da die Verbindung eine spezifische Wirkungsweise aufweist, kann
sie jeweils in geeigneter Weise allein oder zusammen mit abgestuften
Dosen einer weiteren aktiven Vitamin D-Verbindung, z. B. 1α-Hydroxyvitamin
D2 oder D3 oder
1α,25-Dihydroxyvitamin
D3, verabreicht werden, und zwar in Situationen, wo unterschiedliche
Grade der Knochen-Mineralmobilisierung und der Stimulation des Calciumtransports
sich als vorteilhaft erweisen.
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Zusammensetzungen
zur Verwendung bei der vorerwähnten
Behandlung umfassen eine wirksame Menge der 2α-Methyl-20(S)-19-norvitamin
D-Verbindung gemäß der Definition
durch die vorstehende Formel I als Wirkstoff und einen geeigneten
Träger.
Eine wirksame Menge einer derartigen Verbindung zur erfindungsgemäßen Verwendung
beträgt
0,01 μg
bis 50 μg
pro Gramm der Zusammensetzung und kann topisch, transdermal, oral
oder parenteral in Dosen von 0,1 μg/Tag
bis 10 μg/Tag
verabreicht werden. Die Verbindung kann in Form von Cremes, Lotionen,
Salben, topischen Pflastern, Pillen, Kapseln oder Tabletten oder
in flüssiger Form
als Lösung,
Emulsion, Dispersion oder Suspension in pharmazeutisch unbedenklichen
und verträglichen Lösungsmitteln
oder Ölen
zubereitet werden. Derartige Präparate
können
zusätzlich
weitere pharmazeutisch unbedenkliche oder vorteilhafte Bestandteile
enthalten, z. B. Stabilisatoren, Antioxidationsmittel, Emulgatoren, farbgebende
Mittel, Bindemittel oder Geschmacksmodifikatoren.
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Die
Verbindung wird vorteilhafterweise in Mengen verabreicht, die dazu
ausreichen, die Differenzierung von Promyelozyten zu normalen Makrophagen
zu bewirken. Dosierungen gemäß den vorstehenden
Angaben sind geeignet, wobei darauf hinzuweisen ist, dass die angegebenen
Mengen je nach der Schwere der Krankheit und dem Zustand und der
Reaktion des Subjekts anzupassen sind, wie es aus dem Stand der
Technik bekannt ist.
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Die
erfindungsgemäß geeigneten
Zubereitungen können
daher einen Wirkstoff in Verbindung mit einem pharmazeutisch verträglichen
Träger
und gegebenenfalls weiteren therapeutischen Bestandteilen enthalten.
Der Träger
muss in dem Sinn "verträglich" sein, dass er mit
den übrigen
Bestandteilen der Zubereitungen verträglich ist und für den Empfänger unschädlich ist.
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Erfindungsgemäß geeignete
Zubereitungen für
die orale Verabreichung können
in Form von diskreten Einheiten, wie Kapseln, Dragees, Tabletten
oder Pastillen, vorliegen, die jeweils eine vorgegebene Menge des Wirkstoffes
enthalten; in Form von Pulvern oder Granulaten; in Form einer Lösung oder
einer Suspension in einer wässrigen
oder nicht-wäßrigen Flüssigkeit;
oder in Form einer Öl-in-Wasser-Emulsion
oder einer Wasser-in-Öl-Emulsion.
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Zubereitungen
für die
rektale Verabreichung können
in Form von Suppositorien vorliegen, die den Wirkstoff und einen
Träger,
z. B. Kakaobutter, enthalten, oder sie können in Form eines Klistiers
vorliegen.
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Zubereitungen,
die sich für
die parenterale Verabreichung eignen, umfassen ein steriles öliges oder wässriges
Präparat
des Wirkstoffes, das vorzugsweise isotonisch mit dem Blut des Empfängers ist.
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Für die topische
Verabreichung geeignete Zubereitungen enthalten flüssige oder
halbflüssige
Präparate,
wie Einreibemittel, Lotionen, Auftragemittel, Öl-in-Wasser- oder Wasser-in-Öl-Emulsionen,
wie Cremes, Salben oder Pasten; oder Lösungen oder Suspensionen, wie
Tropfen; oder Sprühmittel.
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Die
Zubereitungen können
zweckmäßigerweise
in Einheitsdosisform dargereicht werden und sie lassen sich nach
beliebigen, auf dem Gebiet der Pharmazie bekannten Verfahren herstellen.
Unter dem Ausdruck "Dosiseinheit" ist eine Einheitsdosis,
d. h. eine einzelne Dosis, zu verstehen, die einem Patienten in
Form einer physikalisch und chemisch stabilen Dosiseinheit verabreicht
werden kann, die entweder den Wirkstoff als solches oder ein Gemisch
des Wirkstoffes mit festen oder flüssigen pharmazeutischen Verdünnungsmitteln
oder Trägern
umfasst.