-
GEBIET DER ERFINDUNG
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft definierte Mutationen in der biosynthetischen
Maschinerie zur Expression von Lipopolysacchariden (LPS) in Haemophilus
influenzae. Die Erfindung betrifft ebenfalls das Verwenden von Konjugaten
der LPS aus den so erhaltenen mutierten Stämmen, um eine heterologe Immunantwort
gegen ein breites Spektrum an krankheitsverursachenden H. influenzae-Stämmen hervorzurufen.
Genauer gesagt betrifft die Erfindung Impfstoffe zur Prävention
von bakteriellen Infektionen umfassend Kern-Lipopolysaccharide von Haemophilus influenzae.
-
HINTERGRUND DER ERFINDUNG
-
Bei
Haemophilus influenzae handelt es sich um die weltweit bedeutendste
Krankheitsursache. Es sind sechs kapselförmige Serotypen ("a" bis "f")
sowie eine unbestimmte Anzahl von nicht kapselförmigen (nicht typisierbaren)
Stämmen
von H. influenzae bekannt. Kapselförmige Stämme des Typs b sind mit invasiven Krankheiten
assoziiert, einschließend
Meningitis und Lungenentzündung,
während
es sich bei dem nicht typisierbaren H. influenzae (NTHi) um eine
primäre
Ursache für
Mittelohrentzündung
bei Kindern und für
Atemwegsinfektionen bei Erwachsenen handelt. Bei der Mittelohrentzündung handelt
es sich um eine verbreitete Kinderkrankheit, die das häufige Aufsuchen
von Kinderärzten
in den Vereinigten Staaten erklärt
(Stool et al., Pediatr. Infect. Dis. Suppl.: 8: S11-S14, 1989).
-
Die
Entwicklung eines Impfstoffs für
NTHi-Krankheiten hat sich aufgrund des fehlenden Verständnisses
der Antigene, welche die schützende
Immunität
verleihen, als schwierig erwiesen. Bestrebungen hinsichtlich der
Entwicklung eines NTHi-Impfstoffs konzentrierten sich bisher auf
Zelloberflächenantigene
wie Proteine der äußeren Membran
und Pili oder Fimbrien (Kyd et al., Infect. Immun., 63: 2931-2940,
1995; Deich et al., Vaccine Res., 2: 31-39, 1995).
-
Neueste
Fortschritte auf den Gebieten der Molekulargenetik, der molekularen
Strukturanalyse sowie der Immunchemie stellen leistungsfähige Hilfsmittel
bereit, welche die Identifikation von Kohlenhydratstrukturen als
in Frage kommende Impfstoffantigene ermöglichten.
-
Gram-negative
Bakterien weisen eine äußere Membran
auf, die sich aus Komponenten einschließend Proteine, Lipoproteine,
Phospholipide und Glykolipide zusammensetzt. Die Glykolipide umfassen
in erster Linie Endotoxin-Lipopolysaccharide (LPS). Bei LPS handelt
es sich um Moleküle,
welche sich zusammensetzen aus: a) einem Lipid A-Anteil, der aus
einem Glukosamindisaccharid besteht, welches mit Phosphatgruppen und
langkettigen Fettsäuren
in Ester- und Amidbindungen substituiert ist; b) einem Kernpolysaccharid,
das an einem Lipid A befestigt ist mittels eines Zuckers mit acht
Kohlenstoffen, Kdo (Ketodesoxyoctonat), sowie Heptose, Glukose,
Galaktose und N-Acetylglukosamin; sowie, gegebenenfalls, c) O-spezifischen
Seitenketten, bestehend aus sich wiederholenden Oligosaccharideinheiten,
die je nach den Gattungen und Spezies der Bakterien, Mannose, Galaktose,
D-Glukose, N-Acetylgalaktosamin, N-Acetylglukosamin, L-Rhamnose
und eine Didesoxyhexose (Abequose, Colitose, Tyvelose, Paratose,
Trehalose) enthalten können.
LPS, dem die sich wiederholenden O-Seitenketten fehlen, wird manchmal
als kurzkettiges Lipopolysaccharid oder als Lipooligosaccharid (LOS)
bezeichnet. In der vorliegenden Anmeldung schließt der Begriff Lipopolysaccharid
(oder LPS) ein kurzkettiges Lipopolysaccharid und Lipooligosaccharid
(und LOS) ein.
-
Es
wird angenommen, dass sich die hauptsächlichen antigenen Determinanten
von gramnegativen Bakterien in der komplexen Kohlenhydratstruktur
von LPS befinden. Diese Kohlenhydratstrukturen unterscheiden sich
signifikant voneinander, sogar unter verschiedenen Spezies der gleichen
Gattung von gram-negativen Bakterien, und zwar primär aufgrund
von Variationen in einer oder mehrerer der Zuckerzusammensetzungen,
der Sequenz von Oligosacchariden, der Bindung zwischen den monomeren
Einheiten der Oligosaccharide und zwischen den Oligosacchariden
selbst, sowie Substitutionen/Modifikationen der Oligosaccharide
(insbesondere des terminalen Oligosaccharids). Aus diesem Grund
war die Entwicklung eines Impfstoffs mit einer Breitspektrumwirkung
gegen Haemophilus influenzae (insbesondere gegen NTHi) erfolglos.
-
Bei
LPS handelt es sich um eine bakterielle Komponente, die aufgrund
der antigenen Determinanten ("Epitope"), die sich in ihren
Kohlenhydratstrukturen befinden, Potential als ein Impfstoff-Immunogen
aufweist. Die chemische Natur von LPS beeinträchtigt jedoch dessen Verwendung
in Impfstoff-Formulierungen; d.h. aktive Immunisierung mit LPS ist
untragbar, aufgrund der inhärenten
Toxizität
des Lipid A-Anteils in manchen Tieren. Die durch Lipid A des LPS
(direkt oder indirekt) induzierten pathophysiologischen Effekte
im Blutkreislauf schließen
ein: Fieber, Leukopenie, Leukozytose, die Shwartzman-Reaktion, disseminierte
intravaskuläre
Koagulation, Fehlgeburt sowie, bei höheren Dosen, Schock und Tod.
-
Es
wurde bereits festgestellt, dass Impfstoffe, die sich aus kapselförmigen Polysacchariden
zusammensetzen, wirksam bei der Prävention von menschlichen Krankheiten
sind, welche durch die homologen verkapselten Bakterien verursacht
werden. Diese Kohlenhydratantigene sind häufig nur schwach immunogen
aufgrund einer fehlenden von T-Zellen abhängigen Antwort im Menschen.
Durch Konjugieren des spezifischen Polysaccharidantigens an einen
geeigneten Proteinträger
kann jedoch die Immunogenität
des Kohlenhydratantigens in Patienten, die nicht auf das Polysaccharid
alleine ansprechen, in hohem Maße
verstärkt
werden. Glykokonjugatimpfstoffe, die auf dem spezifischen kapselförmigen Polysaccharid
von H. influenzae des Typs b (Hib), z. B. ProHiBitTM und
ActHibTM basieren, erwiesen sich bereits
als erfolgreich bei der Kontrolle von invasiven Hib-Krankheit bei
Kleinkindern. Kapselförmige
Polysaccharid-Protein-Konjugat-Hib-Impfstoffe bieten keinen Schutz
gegen Krankheiten, die von nicht kapselförmigen (nicht typisierbaren)
Stämmen
von H. influenzae verursacht werden, (d.h. gegen durch NTHi verursachte
Krankheiten), da sie nur gegen Infektionen schützen, die durch H. influenzae-Stämme verursacht
werden, welche die Kapsel des Typs b tragen.
-
Bei
Lipopolysaccharid (LPS) handelt es sich um ein bedeutendes NTHi-Zelloberflächenantigen.
Es wurde bisher nur gefunden, dass LPS aus Haemophilus influenzae
Lipid A- sowie Oligosaccharid (OS)-Komponenten enthält. Da die
Lipid A-Komponente des LPS toxisch ist, muss sie vor der Konjugation
an einen immunogenen Träger
detoxifiziert werden, wie zuvor besprochen.
-
Barenkamp
et al. (Pediatr. Infect. Dis. J., 9: 333-339, 1990) zeigten, dass
LOS die Produktion von gegen NTHi gerichteten bakteriziden Antikörpern stimuliert.
McGehee et al. (Am. Journal Respir. Cell Biol., 1: 201-210, 1989)
zeigten, dass passive Immunisierung von Mäusen mit gegen LOS aus NTHi
gerichteten monoklonalen Antikörpern
die Lungenreinigung von NTHi verstärkte.
-
Green
et al. (Vaccines, 94: 125-129, 1994) offenbaren einen NTHi-Impfstoff,
der ein Konjugat von NTHi-Oligosaccharid und dem mutanten nicht
toxischen Diphtherieprotein CRM.sub.197 umfasst. Der Lipid A-Rest
wurde mittels einer Behandlung mit Säure, gefolgt von einer Derivatisierung
des daraus resultierenden OS mit Adipinsäuredihydrazid (ADH) sowie einer
Kopplung an CRM.sub.197 von LOS entfernt. Trotz der von Barenkamp
et al. aufgezeigten Tatsache, dass LOS die Produktion von bakteriziden
Antikörpern
gegen NTHi stimulierte, wurde festgestellt, dass die Konjugate von
Green et al. nur schwach immunogen waren, nachdem sie in Mäuse injiziert
wurden. Darüber
hinaus riefen die Konjugate keine bakteriziden Antikörper gegen
NTHi hervor.
-
Gu
et al. (US-Patent Nr. 6,207,157) befasst sich mit der Detoxifikation
von isoliertem NTHi-LOS
mittels der Entfernung von Ester-gebundenen Fettsäuren davon,
so dass es möglicherweise
zur Impfstoff-Herstellung geeignet ist. Gu beschreibt jedoch keine
weiteren Modifikationen oder erwünschte
chemische Attribute von NTHi-LOS.
-
Zum
gegenwärtigen
Zeitpunkt ist kein Impfstoff verfügbar, der einen Breitspektrumschutz
gegen Infektionen bietet, die durch Haemophilus influenzae verursacht
werden. Es besteht daher ein Bedarf an einem Impfstoff mit einer
Breitspektrumwirkung gegen Haemophilus influenzae, insbesondere
NTHi.
-
Um
ein Antigen zur Impfstoff-Entwicklung nutzen zu können, müssen vier
essentielle Kriterien erfüllt sein.
Das heißt,
das immunogene Epitop muss sein:
- 1. genetisch
stabil;
- 2. in allen klinisch relevanten Stämmen der gesamten Spezies konserviert;
- 3. (in vitro und in vivo) für
Wirts-Immunmechanismen zugänglich;
sowie
- 4. in der Lage, schützende
Antikörper
in vivo zu induzieren.
-
Es
besteht ein Bedarf, LPS-Kohlenhydratepitope von H. influenzae, insbesondere
NTHi, zu identifizieren, die diese Kriterien erfüllen.
-
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
-
Die
vorliegende Offenbarung betrifft Immunität-vermittelnde B-Zell-aktivierende
Moleküle,
die von H. influenzae-Lipopolysaccharide (LPS) abgeleitet sind,
wobei diese Moleküle
eines oder mehrere Epitope eines konservierten inneren Kernoligosaccharidanteils
des Lipopolysaccharids umfassen. Ebenfalls offenbart wird eine Strategie
zum Identifizieren und Charakterisieren besagter Epitope, welche
repräsentativ
für LPS
sind, das von H. influenzae-Stämmen über das
ganze Spektrum der krankheitsverursachenden Isolate exprimiert wird.
Ebenfalls offenbart werden Verfahren zum Gewinnen solcher Epitope,
sowohl synthetisch als auch mittels gentechnischer Methoden, sowie
Konjugate von Molekülen,
welche besagte Epitope mit geeigneten Trägern umfassen, gegebenenfalls
in Liposomformulierungen.
-
In
einem Aspekt stellt die Erfindung einen isolierten Lipopolysaccharidrest
nach Anspruch 1 bereit.
-
In
einem weiteren Aspekt stellt die Erfindung eine pharmazeutische
Zusammensetzung bereit, welche den Lipopolysaccharidrest der Erfindung
nach Anspruch 1 umfasst.
-
In
einem weiteren Aspekt stellt die Erfindung einen Antikörper bereit,
welcher spezifisch den Lipopolysaccharidrest von Anspruch 1 bindet.
-
In
einem weiteren Aspekt stellt die Erfindung die Verwendung einer
pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung bereit, zur Herstellung
eines Medikaments zur Behandlung einer Krankheit, welche durch Infektion
mit Haemophilus influenzae verursacht wird.
-
Ebenfalls
bereitgestellt wird ein Glykokonjugat, welches den Lipopolysaccharidrest
der Erfindung nach Anspruch 17 umfasst.
-
In
einem weiteren Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
und Ernte eines kreuzreaktiven Antikörpers gegen H. influenzae bereit,
welches umfasst: (a) das Erzeugen von Antikörpern gegen den zuvor beschriebenen
Lipopolysaccharidrest, (b) das Testen solcher Antikörper gegen
eine Vielzahl von Haemophilus influenzae-Stämmen, und (c) das Auswählen der
Antikörper,
die kreuzreaktiv sind.
-
Ebenfalls
von der Erfindung bereitgestellt werden Haemophilus influenzae-Stämme Rd lic1lpsA
und 1003 lic1lpsA, welche jeweils unter den Zugangsnummern ISAC
250801-1 und ISAC 250801-2 hinterlegt sind.
-
In
einem weiteren Aspekt stellt die Erfindung ebenfalls ein Verfahren
bereit zur Herstellung eines Lipopolysaccharidrests nach Anspruch
12.
-
Die
Erfindung stellt in einem weiteren Aspekt ebenfalls bereit eine
Impfstoffzusammensetzung, die eines oder mehrere erfindungsgemäße Glykokonjugate
sowie ein Adjuvans umfasst.
-
KURZE BESCHREIBUNG DER
FIGUREN
-
A ist
ein Diagramm des konservierten Triheptosylrests des inneren Kerns
eines Haemophilus influenzae-Lipopolysaccharids.
-
B ist
eine strukturelle Verifikation der Form RM118 mit hohem Molekulargewicht.
-
C ist
ein Schema für
die Konjugation eines Impfstoffs an ein Trägerprotein.
-
1.
Die elektrophoretischen Gelmigrationsmuster nach T-SDS-PAGE von
LPS, aufgereinigt aus RM118-Wildtyp und Stämmen, die in mutmaßlichen
Glykosyltransferasegenen mutiert sind. RM118 entspricht dem Wildtyp-LPS
und die isogenen Mutanten sind durch das relevante LPS-Gen angegeben.
-
2.
Negativionen-ESI-MS des O-deacylierten LPS aus der lpsA-Mutante
von H. influenzae-RM118, worin die doppelt und dreifach geladenen
Ionen der Haupt-Hex1-Glykoform
(Struktur 3) gezeigt sind.
-
3. 1H-NMR-Spektrum des O-deacylierten LPS aus
der lpsA-Mutante von H. influenzae-RM118, worin die α-anomere Protonenregion zwischen
5,0 und 6,0 ppm gezeigt ist. Anomere Resonanzen, die dem 3,4-disubstituierten
Hep(HepI), 6-PEtn-substituierten Hep(HepII), terminalen Hep(HepIII)
sowie dem phosphorylierten α-GlcN
in der Lipid-A-Region entsprechen, sind angezeigt.
-
4.
Kapillarelektrophoretische Analyse der LgtD-Aktivität in dem
H. influenzae-Stamm RM118. Panel A, Spur 1 ist ein komplettes Reaktionsgemisch
unter Verwendung des 100.000 xg-Pellets eines Sonikats als Enzymquelle;
Spur 2 ist ähnlich
dem Reaktionsgemisch in 1, mit der Ausnahme, dass UDP-GalNAc fehlt; Spur
3 ist ein komplettes Reaktionsgemisch aus der Mutante RM118:lgtD;
Spur 4 ist ähnlich
der Spur 3, mit der Ausnahme, dass UDP-GalNAc fehlt. Der Peak A ist eine Verunreinigung
in dem FCHASE-PK-Präparat, Peak b ist FCHASE-Globotetraose,
Peak c ist FCHASE-PK. Panel B, Die Spur
1 ist das TLC-gereinigte Produkt aus einer Reaktion, wie sie für Panel
A, Spur 1 beschrieben wurde. Spur 2 ist das gleiche Material wie
Spur 1, nur mit β-Hexosaminidase
behandelt.
-
5.
Negativionen-ESI-MS der dreifach geladenen molekularen Ionenregion
des O-deacylierten LPS
aus der lgtF-Mutante von H. influenzae-RM118. Aus Hex2 (β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp),
Hex3 (α-D-Galp-(1→4)-β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp)
sowie Hex3·HexNAc (β-D-GalpNAc-(1→3)-α-D-Galp-(1→4)-β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp)
entstandene Peaks sind angezeigt.
-
6.
Eine schematische Darstellung der Struktur von LPS aus dem H. influenzae-Stamm
RM118, basierend auf den Ergebnissen der Analyse von Risberg et
al., (16). Der vorgeschlagene Wirkungsort bei der LPS-Biosynthese
von im Rahmen dieser Studie charakterisierten Loci sind dargestellt
durch auf die relevante Saccharidbindung weisenden Pfeile. Phasenvariable
Loci sind unterstrichen. In der LPS-Struktur dargestellt: KDO, 2-Keto-3-Desoxyoctulosonsäure; Hep,
L-Glycero-D-Manno-Heptose; Glc, D-Glukose; Gal, D-Galaktose; GalNAc,
N-Actylgalaktosamin; PEtn, Phosphoethanolamin; P, Phosphat; Pcho,
Phosphocholin. Für
die Heptosereste, von oben nach unten aufgelistet: Heptose I, Heptose
II, dann Heptose III.
-
7.
Gene, die an der Kettenverlängerung
aus dem inneren Kern von LPS aus dem H. influenzae-Stamm Rd– beteiligt
sind. Die Gene orf3 und lic2b in dem lic2-Locus kontrollieren Kettenverlängerung
von HepII in Stämmen
des Typs b: diese Gene fehlen im Stamm Rd-.
LicI kontrolliert die Aufnahme von PCho.
-
8:
Ein Teil des Negativionen-ESI-MS-Spektrums von O-deacyliertem LPS
aus dem NTHi-Stamm 486. Die vorgeschlagenen Zusammensetzungen der
hauptsächlichen
Glykoformen sind angezeigt. Natriumaddukte sind durch einen Stern
(*) angezeigt.
-
9.
Struktur der hauptsächlichen
Hex-LPS-Glykoform, beobachtet in NTHi 285.
-
10.
Die vorläufige
Struktur der hauptsächlichen
LPS-Glykoform in NTHi 1158.
-
11.
Das Biogel-P-4-Chromatogramm von LPS (100 mg) von NTHi 176 nach
milder saurer Hydrolyse. Angezeigt sind Fr. 1 (1 mg), Fr. 2 (10
mg) sowie Fr. 3 (6,4 mg).
-
12.
270 MHz-1H-NMR-Spektren von Fr. 2, abgeleitet
von NTHi 175 (a) und Fr. 3 (b).
-
13.
Teile des 500 MHz sD NOESY-Spektrums von Fr.2 von NTHi 176.
-
14 Strukturen
von Oligosacchariden, abgeleitet von NTHi 176 LPS.
-
14.
Strukturen von Oligosacchariden, abgeleitet von NTHi 176 LPS.
-
15.
Struktur der hauptsächlichen
NeuAc-enthaltenden LPS-Glykoform von NTHi 486.
-
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
-
Lipopolysaccharid
(LPS) ist ein essentielles und charakteristisches oberflächenexponiertes
Antigen von H. influenzae. (Wie zuvor besprochen, umfassen die Begriffe
Lipopolysaccharid und LPS, wie hierin verwendet, kurzkettige Lipopolysaccharide
und Lipooligosaccharide (LOS).) H. influenzae-Stämme exprimieren heterogene
Populationen von LPS mit niedrigem Molekulargewicht, die eine extensive
antigene Vielfalt unter multiplen Oligosaccharidepitopen aufweisen
können.
Die vom Anmelder hierin beschriebenen LPS-Kohlenhydratstrukturen von H. influenzae
können
eine Quelle schützender
Antigene bereitstellen, wenn sie dem humanen Immunsystem in einer
geeigneten Form präsentiert
werden, z. B. als ein Proteinkonjugat oder in einer Liposomformulierung.
Antikörper
gegen bestimmte NTHi-LPS zeigten in vitro eine bakterizide Aktivität (Sun et al.,
Vaccine 18: 1264-1272).
Eine neuerliche Studie (Gu et al., US-Patent Nr. 6,207,157) deutete
darauf hin, dass Immunisierung mit auf LPS basierenden Konjugaten
das Auftreten von NTHi-induzierter Mittelohrentzündung aufgrund eines homologen
Stamms in einem Tiermodell reduzieren kann. In einer Studie des
Anmelders erwies sich LPS nützlich
als ein Impfstoffkandidat, da überraschenderweise
oberflächenexprimierte
Kohlenhydratantigene identifiziert wurden, welche Oligosaccharidepitope
aufweisen, die genetisch und physiologisch stabil sind, die über das
gesamte Spektrum klinisch relevanter Stämme konserviert sind, und die
dem Wirts-Reinigungs-Mechanismus
zugänglich
sind.
-
Die
Kohlenhydratregionen von H. influenzae-LPS-Molekülen stellen Targets für die Erkennung
durch Wirts-Immunantworten bereit. Es ist bekannt, dass die Expression
von bestimmten Oligosaccharidepitopen zur Pathogenese von H. influenzae-Infektionen
beiträgt.
Die Bestimmung der Struktur ist entscheidend für das Verständnis der Biologie von H. influenzae-LPS
und seiner Rolle in der bakteriellen Virulenz. H. influenzae-LPS umfasst
ein heterogenes Gemisch von Molekülen, welche aus einem variablen
Oligosaccharidrest und einer membranverankernden Lipid A-Komponente
bestehen (Zamze, S. E., und Moxon, E. R. (1987), J. Gen. Microbiol.
133: 1443-1451). Basierend auf den hierin beschriebenen Experimenten
wurde ein Strukturmodell für Haemophilus-LPS
entwickelt, das aus einem konservierten Triheptosylrest des inneren
Kerns besteht, welcher über
einen phosphorylierten Ketodesoxyoctonoatrest an eine Lipid A-Komponente
gebunden ist. In jedem vom Anmelder bisher untersuchten Stamm besteht
dieser Triheptosylrest aus dem nachfolgenden Strukturelement
L-(α)-D-Hepp-(1→2)-L-(α)-D-Hepp-[β-D-Gicp-(1→4)]-(1→3)-L-α-D-Hepp-(1→5)-Kdo
-
Zusätzlich ist
in jedem vom Anmelder bisher untersuchten Stamm der 1,2-gebundene
Heptoserest (HepII) an der 6-Position mit einem Phosphoethanolaminrest
substituiert.
-
Jeder
der Heptosereste innerhalb der inneren Kernregion kann eine Stelle
zur Elongation durch Hexose-enthaltende Oligosaccharidketten oder
zur Befestigung von Nicht-Kohlenhydrat-Substituenten
bereitstellen. Veröffentlichte
Daten (H. Masoud et al., Biochem. 36: 2091-2103, 1997; Risberg et
al., Eur. J. Biochem., 261: 171-180, 1999) deuten darauf hin, dass
der distale Heptoserest (HepIII) in diesem konservierten Rest im inneren
Kern durch einen β-D-Glcp-
oder β-D-Galp-Rest
an der O-2-Position substituiert werden kann. Substitutionen sind
ebenfalls möglich
an HepII, spezifisch durch eine α-D-Glukose
oder eine substituierte α-D-Glukose
an der 3-Position. Der β-D-Glukoserest,
der 1,4 an den proximalen Heptoserest (HepI) gebunden ist, kann
selbst durch eine β-D-Glukose,
eine β-D-Galaktose,
eine Heptose (einschließend
L-Glycero-D-Manno-Heptose und D-Glycero-D-Manno-Heptose) oder Oligosaccharide davon,
weiter substituiert werden. Zusätzlich
zu diesen Zuckerresten können
Oligosaccharid-Kettenverlängerungen β-D-Galaktose, β-D-Glukosamin, β-D-Galaktosamin
und 5-N-Acetylneuraminsäure
(Sialsäure)
umfassen.
-
Der
Grad der Substitution und der Kettenverlängerung aus dem Triheptosylrest
variiert innerhalb eines Stammes sowie zwischen den Stämmen (Masoud,
H., Moxon, E. R., Martin, A., Krajcarski, D. und Richards, J. C.,
(1996) Biochem. 36: 2091-2103; Risberg, A., Masoud, H., Martin,
A., Richards, J. C., Moxon, E. R. und Schweda, E. K. H. (1999) Eur.
J. Biochem., 261: 171-180). Phosphat-enthaltende Substituenten,
die freie Phosphatgruppen (P), Phosphoethanolamin (PEtn), Pyrophosphoethanolamin
(PPEtn) und Phosphocholin (PCho) einschließen, tragen zu der strukturellen
Variabilität
dieser Moleküle
bei. Darüber
hinaus tragen Estersubstituenten (einschließend O-Acetyl und O-Glycyl)
ebenfalls zur strukturellen Variabilität von LPS bei. Es sind andere
Modifikationen von LPS möglich,
wie Addition von Sialsäureresten.
Sialylierte Oligosaccharide sind für gewöhnlich im Gewebe von Säugern vorhanden
und es wird angenommen, dass diese Modifikation die Mimikry humaner
Gewebestrukturen verbessert.
-
Detaillierte
strukturelle Studien von LPS aus definierten Mutationen des Typ-b-Stamms
RM7004 (Schweda, E. K. M., Hegedus, O. E., Borrelli, S., Lindberg,
A. A., Weiser, J. W., Maskell, D. J., und Moxon, E. R. (1993) Carbohydr.
Res. 246: 319-330; Schweda, E. K. H., Jansson, P.-E., Moxon, E.
R. und Lindberg, A. A. (1995) Carbohydr. Res. 272: 213-224), von
transformierten Varianten des von Typ d abgeleiteten Stammes RM118
(Risberg, A., Schweda, E. K. H. und Jansson, P.-E. (1997) Eur. J.
Biochem. 243: 701-707; Risberg, A., Alvelius, G. und Schweda, E.
K. H. (1999) Eur. J. Biochem. 265: 1067-1074) sowie Transposonmutanten
des Typ b Stammes A2 (Phillips, N. J., McLaughlin, R., Miller, T.
J., Apicella, M. A. und Gibson, B. W. (1996) Biochem. 35: 5937-5947)
liefern weitere Beweise für
das Vorhandensein eines gemeinsamen Heptose-enthaltenden Trisaccharidrests
im inneren Kern von H. influenzae-LPS. Es wurde bereits zuvor die
Struktur einer Globotetraose (β-D-GalpNAc-(1→3)-α-D-Galp-(1→4)-β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp)
berichtet (Risberg et al., Eur. J. Biochem. 261: 171-180, 1999),
die LPS aus dem H. influenzae-Stamm RM118 enthält (Risberg, A., Masoud, H., Martin,
A., Richards, J. C., Moxon, E. R. und Schweda, E. K. H. (1999) Eur.
J. Biochem. 261: 171-180), dem Stamm (Rd), für den die komplette Genomsequenz
bestimmt wurde (Fleischmann, R. D., Adams, M. D., White, O., Clayton,
R. A., Kirkness, E. F., Kerlavage, A. R., Butt, C. J., Tomb, J.-F.,
Dougherty, B. A., Merrick, J.
-
M.,
Mc Kenney, K., Sutton, G., FitzHugh, W., Fields, C., Gocayne, J.
D., Scott, J., Shirley, R., Liu, L.-I., Glodek, A., Kelley, J. M.,
Weidman, J. F., Phillips, C. A., Spriggs, T., Hedblom, E., Cotton,
M. D., Utterback, T. R., Hanna, M. C., Nguyen, D. T., Saudek, D.
M., Brandon, R. C., Fine, L. D., Fritchman, J. L., Fuhrmann, J.
L., Geoghagen, N. S. M., Gnehm, C. L., McDonald, L. A., Small, K.
V., Fraser, C. M., Smith, H. O. und Venter, J. C. (1995) Science
269: 496-512). In dieser Studie wurden drei Haupt-Populationen von
LPS-Glykoformen identifiziert,
die alle eine PCho→6-β-d-Glcp-Gruppe
von Hep, die am Kdo-Rest
befestigt ist (HepI), enthalten, sich jedoch in der Länge der
Oligosaccharidketten der distalen Hep(HepIII) des inneren Kernelements
unterschieden. Zusätzlich
zu den LPS-Glykoformen,
die eine vollständig
assemblierte Globotetraose-Seitenkette exprimieren, wurden sequentiell
verkürzte
Glykoformen charakterisiert, die Globosid-(α-D-Galp-(1→4)-β D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp) und Laktose-(β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp)
enthalten (Risberg, A., Masoud, H., Martin, A., Richards, J. C.,
Moxon, E. R. und Schweda, E. K. H. (1999) Eur. J. Biochem. 261:
171-180).
-
Die
Verfügbarkeit
der kompletten Genomsequenz des H. influenzae-Stamms Rd ermöglichte
eine umfassende Studie von multiplen biosynthetischen LPS-Loci in
repräsentativen
Hi-Stämmen.
-
Nicht
typisierbare Stämme
wurden von Prof. Eskola als Teil einer finnischen Gruppenstudie
der Otitis media erhalten, bei denen es sich in der Hauptsache um
Isolate handelt, die aus dem Innenohr von Kindern erhalten wurden.
Diese Stämme
sind eingehender in D. W. Hood et al., Mol. Microbiol. 33:679-792,
1999 beschrieben. Es wurden 102 NTHi-Otitis media-Stämme an Richard
Goldstein in Boston gesandt, um in eine Studie zur Diversität von über 600
verkapselten H. influenzae und NTHi-Stämmen, die über einen Zeitraum von 35 Jahren
weltweit erhalten wurden, mittels Ribotypisierungsanalyse integriert
zu werden. Als aus den Ergebnissen der Ribotypisierung ein Dendrogramm
gezeichnet wurde, fand man heraus, dass die NTHi-Otitis media-Isolate
in fast allen der Zweige vorhanden waren. Die 25 repräsentativen
Stämme
wurden aus den das gesamte Dendrogramm überspannenden Zweigen ausgewählt und
repräsentieren
daher die bekannte mit der Spezies H. influenzae assoziierte Diversität. Unter
diesen 25 Stämmen
waren auch einige, die aus dem gleichen Cluster ausgewählt wurden,
um eine Bewertung der Diversität
von eng miteinander verwandten Isolaten zu ermöglichen.
-
Viele
vorhergesagte Genfunktionen wurden mit bestimmten Schritten in der
Synthese des LPS durch Analyse der LPS-Struktur aus den geeigneten
Mutantenstämmen
korreliert (Hood, D. W., Deadman, M. E., Allen, T., Masoud, H.,
Martin, A., Brisson, J. R. Fleischmann, R., Venter, J. C., Richards,
J. C. und Moxon, E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22: 951-965). Über die
genetische Basis für
die Expression der Globotetraosestruktur wurde zuvor nicht berichtet.
-
Wie
in einem der Beispiele beschrieben, wandte der Anmelder eine strukturelle
Fingerabdruck-Strategie an, um die Strukturen von LPS, die aus einer
Reihe definierter Mutanten in biosynthetischen LPS-Genen in dem
H. influenzae-Stamm RM118 erhalten wurde, zu bestimmen und zu vergleichen.
(Bezüglich
einer Beschreibung des Stamms RM118, siehe Risberg et al., 1999,
supra.) Mit der Untersuchung von LPS aus Stämmen, in denen spezifische
Gene inaktiviert sind, liefert der Anmelder den endgültigen Beweis,
der zur Identifikation der Glykosyltransferasen führt, die
an der Biosynthese der inneren Kernregion des LPS-Moleküls beteiligt
sind. Der Anmelder identifizierte ebenfalls Gene, die, wie weiter
unten beschrieben, an der Assemblierung der sialylierten Laktoseseitenkette
beteiligt sind. Darüber
hinaus wurden die Transferasefunktionen von Genen, die an der Addition
von α-2,3-gebundenem Neu5Ac
(lic3A), α-1,4-gebundenem
Galp (lgtC) und β-1,3-gebundenem
GalpNAc (lgtD) beteiligt sind, um der Globotriose bzw. Globotetraose
Strukturen zu verleihen, in enzymatischen Assays mit synthetischen
Akzeptoren eindeutig bestimmt. Dies ist die erste Studie zum Identifizieren
einer genetische Blaupause für
die Biosynthese eines LPS-Oligosaccharidrests für einen Stamm von H. influenzae.
-
In
unserer Untersuchung des inneren Kerns des H. influenzae-LPS schlugen
Versuche, Kdo, den ersten an das Lipid A addierten Zucker zu entfernen,
wiederholt fehl; vermutlich, da Kdo zum Vervollständigen der Lipid
A-Synthese erforderlich und daher wahrscheinlich essentiell für die Lebensfähigkeit
der Zelle ist. Die Kdo-Transferasefunktion von kdtA wurde anhand
von Komplementationsexperimenten in E. coli gezeigt (White, K. A.
und Raetz, C. R. H. (1998) FASEB J. 12, L44). Die Studien des Anmelders
deuten darauf hin, dass es sich bei opsX, rfaF und orfH um die Gene
handelt, welche die Enzyme kodieren, die die ersten, zweiten und
dritten Heptosen (HepI, HepII und HepIII) zu dem Kdo addieren, um
den inneren Kern zu bilden. opsX weist eine gewisse Homologie zu
den Heptosyltransferasen der enterischen Bakterien auf (Hood, D.
W., Deadman, M. E., Allen, T., Masoud, H., Martin, A., Brisson,
J. R., Fleischmann, R., Venter, J. C., Richards, J. C. und Moxon,
E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22:951-965) und entspricht einem Gen,
das verantwortlich für
die Addition von HepI zu Kdo ist. Die rfaF-Mutante weist ein funktionelles
opsX-Gen auf und ihr LPS verfügt über eine
einzelne Hep, welche an das Kdo-Lipid A gebunden ist. Das rfaF-Gen
von RM118 (Rd) weist eine Homologie zu anderen Heptosyltransferasen
auf (Allen, A. G., Isobe, T. und Maskell, D. J. (1998) J. Bacteriol.
180: 35-40). LPS aus RM118orfH, welches funktionelle opsX und rfaF-Gene
aufweist, umfasst Strukturen, die zwei Heptosereste enthalten (Strukturen
1 und 2). Die Daten zu den Strukturanalysen von LPS aus RM118opsX-,
rfaF- und orfH-Mutanten
stimmen mit denen überein,
die mit den selben Mutationen in den Typ-b-Stämmen
RM153 (auch bekannt als Stamm Eagan) und RM7004 erhalten wurden
(Hood, D. W., Deadman, M. E., Allen, T., Masoud, H., Martin, A.,
Brisson, J. R., Fleischmann, R., Venter, J. C., Richards, J. C.
und Moxon, E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22: 951-965). In den Typ-b-Stämmen werden
opsX, rfaF und orfH als die Gene vorgeschlagen, die die HepI-, HepII-
beziehungsweise HepIII-Transferasen kodieren.
-
Der
Anmelder hat gezeigt, dass das LPS aus H. influenzae den zuvor erwähnten Triheptosylrest
im inneren Kern aufweist, in welchem jeder Heptoserest einen Punkt
für die
Elongation durch Oligosaccharidketten bereitstellt (Masoud, H.,
Moxon, E. R., Martin, A., Krajcarski, D. und Richards, J. C. (1996)
Biochem. 36, 2091-2103; Risberg, A., Masoud, H., Martin, A., Richards,
J. C., Moxon, E. R. und Schweda, E. K. H (1999) Eur. J. Biochem.
261: 171-180). Jedes der Gene lpsA, lic2A, lic3A, lgtC und lgtF
kodiert Glykosyltransferaseenzyme, die an der Oligosaccharidelongation
beteiligt sind.
-
Diese
Ergebnisse zeigen an, dass das lpsA-Genprodukt eine Rolle bei der
Kontrolle der Oligosaccharid-Kettenverlängerung von HepIII spielt.
Eine Mutation im lpsA-Gen bringt ein verkürztes LPS hervor, in welchem
HepIII keine Oligosaccharid-Kettenverlängerungen aufweist. ESI-MS-Analyse
des von RM118lpsA abgeleiteten O-deacylierten LPS zeigte eine Pcho-enthaltende
Glykoform an, die einen einzelnen Hexoserest als die hauptsächliche
LPS-Spezies enthält (Struktur
2), was bestätigt,
dass HepI in der Abwesenheit von Hexoseverlängerung aus HepIII substituiert
werden kann. Die lic2A-, lgtC- und lgtD-Mutanten, die ein funktionelles lpsA-Gen
enthalten, sind in der Lage, einen β-Glcp-Rest zu einer 1,2-Verbindung
zu addieren, um die Kettenverlängerung
aus HepIII zu initiieren (Tabelle 4). Bei lpsA handelt es sich um
ein Homolog eines Gens, das eine Glykosyltransferase in Pasteurella
haemolytica kodiert (Potter, M. D. und Lo, R. Y. (1995) FEMS Microbiol. Lett.
129:75-81), dessen Protein eine Homologie zu der Gruppe von Galaktosyltransferasen
aufweist, die durch Lic2A und LgtB aus Haemophilus beziehungsweise
Neisseria typisiert sind. Im Stamm RM153 wurde ebenfalls gefunden,
dass LPS aus einer lpsA-Mutante keinerlei Kettenverlängerung
ab der dritten Heptose aufweist (Hood, D. W., Deadman, M. E., Allen,
T., Masoud, H., Martin, A., Brisson, J. R., Fleischmann, R., Venter, J.
C., Richards, J. C. und Moxon, E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22:951-965).
Darüber
hinaus bestätigte
der Anmelder, dass LpsA-Mutanten in einigen NTHi-Stämmen
keine Kettenverlängerungen
ab HepIII aufweisen. Daher ist LpsA die Transferase für die Addition
des ersten Zuckers an HepIII bei der LPS-Biosynthese von H. influenzae.
-
Die
RM118lic2A-Mutante zeigte eine Pcho-enthaltende Hex2-Glykoform als
eine hauptsächliche LPS-Spezies
(Struktur 4) und RM118lgtC, welches ein funktionelles lic2A-Gen enthält, bildet
LPS aus, das eine Laktoseseitenkette bei HepIII enthält (Struktur
5). Dies ist in Übereinstimmung
mit der Beteiligung des lic2a-Gens bei der Addition der β-D-Galp-Einheit in einer
1,4-Verbindung an den terminalen β-D-Glcp-Rest,
der an HepIII befestigt ist. Es wurde gezeigt, dass Lic2A-Homologe
in den Typ-b-Stämmen,
RM153 und RM7004, an der Expression des Digalaktosid-enthaltenden
PK-Epitops beteiligt sind (wobei das Globosid-Trisaccharid die
Struktur α-D-Galp-(1→4)-β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp aufweist).
Die Rolle von lic2A bei der phasenvariablen Expression dieses Epitops
wurde bereits zuvor demonstriert (High, N. J., Deadman, M. E. und
Moxon, E. R. (1993) Mol. Microbiol. 9: 1275-1282). Homologievergleiche mit anderen
Datenbanksequenzen unterstützen die
Funktion von Lic2A als eine β-Galaktosyltransferase.
Es ist ein wichtiger Umstand, dass es eine signifikante Homologie
zu den LgtB- und LgtE-Proteinen aus Neisseria aufweist, von denen
beide Galaktosyltransferasen sind (Wakarchuk, W., Martin, A., Jennings,
M. P., Moxon, E. R. und Richards, J. C. (1996) J. Biol. Chem. 271: 1916-1917).
-
Eine
Strukturanalyse von LPS aus einem RM118-Stamm, mutiert in lgtC,
bestätigte
den Verlust von α-D-Galp,
welches die α-Galaktosyltransferasefunktion
für dieses
Gen unterstützt.
Es wurde gezeigt, dass es sich bei einem Homolog dieses Gens in
N. meningitidis um eine α-Galaktosyltransferase
handelt (Gotschlich, E. C. (1994) J. Exp. Med. 180: 2181-2190; White, K. A.
und Raetz, C. R. H. (1998) FASEB J 12, L44; Wakarchuk, W. W., Cunningham,
A. M., Watson, D. C. und Young, N. M. 1998. Role of paired basic
residues in the expression of active recombinant galactosyltransferases
from the bacterial pathogen Neisseria meningitidis. Protein Eng.
11: 295-302; Wakarchuk et al., 1998, Protein Engineering). lgtC
aus H. influenzae weist eine assoziierte Tetranukleotidwiederholung
(5'-GACA-3') genau innerhalb
des 5'-Endes des
Leserahmens (44) auf, und trägt
daher zum variablen Phänotyp
des Oligosaccharids in RM118-LPS bei. Entsprechend sind die lgtD-Mutante und der Elternstamm,
die ein funktionales lgtC-Gen enthalten, dazu in der Lage, ein α-D-Galp zu einer
1,4-Verbindung an das terminale β-D-Galp
des Laktoseepitops zu addieren (Struktur 6). Die Funktion von LgtC
wurde bestätigt,
indem die α-Galaktosyltransferaseaktivität mit dem
rekombinanten LgtC-Protein und einem synthetischen FCHASE-Lac-Akzeptor
gezeigt wurde. Daraus folgt, dass das lgtC-Gen die spezifische α-Galaktosyltransferase
für die
Synthese des α-D-Galp-(1→4)-β-D-Galp der
RM118-Hex4-LPS-Glykoform
kodiert (6).
-
Bei
dem lgtD-Gen aus H. influenzae handelt es sich um ein Homolog von
zwei Neisseria-Genen,
nämlich
lgtA und lgtD, die GlcNAc beziehungsweise GalNAc zu N. gonorrhoeae-LPS addieren (Gotschlich,
E. C. (1994) J. Exp. Med. 180: 2181-2190). Es wurde gezeigt, dass
es sich bei dem lgtA-Genprodukt um eine Glykosyltransferase in N.
meningitidis handelt (Wakarchuk, W., Martin, A., Jennings, M. P.,
Moxon, E. R. und Richards, J. C. (1996) J. Biol. Chem. 271: 1916-1917).
Es liegt eine signifikante Homologie vor zwischen den Neisseria-lgtA-
und -lgtD-Genen, und die beste Datenbankübereinstimmung von RM118-HI1578 liegt mit
dem lgtD-Gen aus N. gonorrhoeae vor. Enzymassays mit Extrakten von
RM118 und der RM118lgtD-Mutante bestätigten das Vorhandensein von β-D-GalpNAc-Transferaseaktivität. Der Elternstamm
RM118, der ein funktionelles lgtD-Gen enthält, ist in der Lage, die komplette
Globotetraoseeinheit hervorzubringen, die bezeichnend für dessen
Rolle beim Addieren des terminalen β-D-GalpNAc ist. Das lgtD-Gen
wurde bereits zuvor untersucht (in 6 lgtA genannt) und es wurde
gefunden, dass es in den Typ-b-Stämmen RM153 und RM7004 nicht
vorhanden ist. Entsprechend enthält
das von dem Stamm RM153 hervorgebrachte LPS keinen GalNAc-Rest (Masoud, H.,
Moxon, E. R., Martin, A., Krajcarski, D. und Richards, J. C. (1996)
Biochem. 36: 2091-2103). Es wurde gefunden, dass viele NTHi-Stämme das
LgtD-Gen enthalten und es wurde gefunden, dass die LPS-Oligosaccharidseitenketten
dieser Stämme
einen GalNAc-Rest enthalten.
-
Es
ist zu beachten, dass während
die Glykosyltransferaseaktivitäten,
die durch die Gene kodiert werden, die die Addition der distalen
Reste der Globotetraose-(lgtD) und der Globosid-(lgtC)-Oligosaccharidseitenketten
bedingen, in einem enzymatischen Assay mit dem geeigneten synthetischen
Akzeptor bestätigt
werden konnten, Experimente zur Untersuchung der Transferaseaktivität der Gene,
die an der Synthese des Laktoserests (lic2A und lpsA) beteiligt
sind, erfolglos waren. Es ist wahrscheinlich, dass die beiden letzteren
Enzyme stringentere Spezifitäten
aufweisen, die erfordern, dass der Akzeptorzucker mit den Heptoseresten
des inneren Kerns verbunden wird, und dadurch die Erkennung des
einfachen synthetischen FCHASE-Glykosidakzeptors ausschließen.
-
Eine
Charakterisierung des anfänglichen
Gensatzes und der mutierten Stämme,
die für
die Untersuchung der Biosynthese von RM118-LPS verfügbar waren,
führte
zu keinem offensichtlichen Kandidaten, der für die Addition der β-D-Glcp-Einheit
an HepI verantwortlich ist. Es wurden weitere in Frage kommende LPS-Gene
untersucht, indem man die Genomsequenz des Rd-Stamms auf wenig homologe Übereinstimmungen
zu Genen durchsuchte, welche in den LPS von anderen Organismen Hexosezucker
zu Heptoseresten addieren. Die Suchsequenzen beinhalteten die rfaK-
und lgtF-Gene von Neisseria, Gene, welche an der Addition von Hexoseresten
zu Heptose beteiligt sind (Kahler, C. M., Carlson, R. W., Rahman,
M. M., Martin, L. E. und Stephens, D. S. (1996) J. Bacteriol. 178:
6677-6684). In Stamm
RM118 wurde ein lgtF-Homolog identifiziert und die Analyse des LPS
aus dem Stamm, der in diesem Gen mutiert war, war bezeichnend für die Rolle
von LgtF bei der Kettenverlängerung
ab HepI. Die ESI-MS zeigte molekulare Ionen, die einem Gemisch von
Glykoformen mit Kettenverlängerungen
ab HepIII eines Triheptosylrests im inneren Kern entsprechen, dem PCho→6-β-D-Glcp an
der HepI fehlt (5).
-
Die
lgtF- und lpsA-Gene sind entscheidend für die Hexoseverlängerungen
ab der Heptose, die eine Einheit des inneren Kerns von RM118-LPS
enthält,
und kodieren die Glykosyltransferaseenzyme, die für die Addition
der ersten Glykose an HepI bzw. HepIII verantwortlich sind. Die
Vorgänge
der Kettenverlängerung
sowohl ab HepI als auch ab HepIII scheinen im LPS von Stamm RM118
zum größten Teil
unabhängig
zu sein. Der mutierte Stamm RM118lpsA produziert LPS, welches den β-D-Glcp-Rest
aus HepI einschließt.
Stamm RM118lgtF produziert ein heterogenes LPS, das Oligosaccharidverlängerungen
ab HepIII enthält,
die Laktose- und Globotetraoseketten einschließen. In Stamm RM153 spielt
lpsA offensichtlich eine geringfügig
andere Rolle und ist verantwortlich für die Addition von Galaktose
als der einzigen Verlängerung
ab der dritten Heptose (Hood, D. W., Deadman, M. E., Allen, T.,
Masoud, H., Martin, A., Brisson, J. R., Fleischmann, R., Venter,
J. C., Richards, J. C. und Moxon, E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22:
951-965). Es wurde überraschenderweise
bestimmt, dass lpsA in gewissen nicht-typisierbaren Stämmen entweder Glukose oder
Galaktose an die O-3-Position anstatt an die O-2-Position addieren
kann.
-
Die
Heterogenität
der Struktur von LPS aus H. influenzae muss teilweise durch intrinsische
Variation in der Biosynthese einer solchen komplexen Struktur bedingt
sein, wodurch nicht jedes Molekül
vollständig synthetisiert
wird. Es scheint jedoch, dass die Mehrzahl der beobachteten Variationen
durch spezifische Gene der LPS-Biosynthese bedingt ist, welche zur
variablen Expression (Phasenvariation) befähigt sind. Eine Strukturanalyse
des von Wildtyp- und mutierten RM118-Stämmen abgeleiteten LPS gestattete
es uns zum ersten Mal, die Gene zu bestätigen, die an der Synthese
eines bedeutenden phasenvariablen Epitops von H. influenzae-LPS,
nämlich
dem Digalaktosid, beteiligt sind. Im Stamm RM118 addiert Lic2A das
proximale β-D-Galp und
LgtC das terminale α-D-Galp
zu dem Digalaktosid (α-D-Galp-(1→4)-β-D-Galp)
als Teil der Oligosaccharidverlängerung
ab HepIII, wohingegen das gleiche Epitop wie die terminale Verlängerung
ab der zweiten Heptose, in dem Typ-b-Stamm RM153 exprimiert wird
(Masoud, H., Moxon, E. R., Martin, A., Krajcarski, D. und Richards,
J. C., (1996) Biochem. 36: 2091-2103). Sowohl bei lic2A als auch
bei lgtC handelt es sich um phasenvariable Gene, die die Expression
des Epitops hoch variabel innerhalb und zwischen Organismen machen. Das
Digalaktosidepitop wird sowohl in den LPS von vielen in der vorliegenden
Erfindung offenbarten NTHi-Stämmen
exprimiert, als auch in verwandten Bakterien, einschließlich Neisseria
(Virji, M., Weiser, J. N., Lindberg, A. A., und Moxon, E. R. (1990)
Microb. Pathogen. 9:441-450). Das Epitop ist potentiell immundominant
und ist von Interesse bei der Pathogenese, da seine Anwesenheit
das Potential zur molekularen Mimikry von Wirtsstrukturen bietet
und das Überleben
von Haemophilus influenzae innerhalb experimenteller Systeme beeinflussen
kann (Weiser, J. N. und Pan, N. (1998) Mol. Microbiol 30: 767-775;
Hood, D. W., Deadman, M. E., Jennings, M. P., Bisceric, M., Fleischmann,
R. D., Venter, J. C. und Moxon, E. R. (1996) Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 93: 11121-11125).
-
Bei
der Sialylierung von Oligosacchariden handelt es sich um eine Modifikation,
von der angenommen wird, dass sie die Mimikry von humanen Gewebestrukturen
verbessert, da sialylierte Oligosaccharide häufig im Gewebe von Säugern zu
finden sind. Wie in den Beispielen beschrieben, identifizierte der
Anmelder sialylierte LPS in den NTHi-Stämmen 375, 486 und im Stamm
RD, was eine Rolle von lic3A bei der LPS-Synthese erläutert (D.
W. Hood et al., Mol. Microbiol. 39: 341-350, 2001). Eine für die Verschiedenartigkeit
der Spezies repräsentative Übersicht über 25 NTHi-Stämme, identifizierte
sialylierte LPS-Oligosaccharid-Kettenverlängerungen
in allen Stämmen
außer
einem. Es wurde gezeigt, dass die Mutation von lic3A in einigen
NTHi-Stämmen,
wie NTHi 486, einen bedeutenden Einfluß auf die Resistenz gegen die
tötende
Wirkung von normalem humanem Serum hat. Ein Vergleich der Strukturen
von LPS aus NTHi 486 und seiner lic3A-Mutante zeigte die Anwesenheit
von sialylierten Glykoformen (Sialyl-Laktose) nur im Elternstamm,
was auf die Wichtigkeit von Lic3A für die Serumresistenz in diesem
Stamm hinweist. Die Addition eines geladenen Sialsäurerests
zu LPS in Haemophilus influenzae scheint die antigene Mimikry von
LPS-Epitopen zu
modulieren.
-
Zusätzlich zu
der Rangfolge und der Stereochemie der Zuckerreste, aus denen sich
der Oligosaccharidanteil der LPS-Moleküle zusammensetzt, können die
Lage, Typ und Häufigkeit
von Substituenten, wie P, PEtn und PCho eine tiefgreifende Wirkung
auf die Struktur und biologische Funktion von LPS haben. Es wurde gezeigt,
dass der lic1-Locus essentiell für
die phasenvariable Addition von PCho zum LPS-Molekül aus H.
influenzae ist (Weiser, J. N., Shchepetov, M. und Chong, S. T. H.
(1997) Infect. Immun. 65: 943-950; Lysenko, E., Richards, J. C.,
Cox, A. D., Stewart, A., Martin, A., Kapoor, M. und Weiser, J. N.
(2000) Mol. Microbiol. 35: 234-245). Es wurde gezeigt, dass PCho
zur Resistenz von H. influenzae gegen angeborene humorale Immunität beiträgt (Weiser,
J. N. und Pan, N. (1998) Mol. Microbiol. 30: 767-775; Lysenko, E.,
Richards, J. C., Cox, A. D., Stewart, A., Martin, A., Kapoor, M.
und Weiser, J. N. (2000) Mol. Microbiol. 35: 234-245). Das Gen,
das eine Kdo-Kinase kodiert, kdkA, verantwortlich für die Phosphorylierung
von Kdo ist, wurde bereits identifiziert (White, K. A., Lin, S.,
Cotter, R. J. und Raetz, C. R. H. (1999) J. Biol. Chem. 274: 31391-31400).
Dieses Gen wurde zuvor vom Anmelder als orfZ untersucht und es wurde
gezeigt, dass es, wenn es mutiert war, das Überleben von Bakterien in einem
Rattenkleinkindmodell zur Infektion veränderte (Hood, D. W., Deadman,
M. E., Allen, T., Masoud, H., Martin, A., Brisson, J. R., Fleischmann,
R., Venter, J. C., Richards, J. C. und Moxon, E. R. (1996) Mol.
Microbiol. 22: 951-965). Die einzigen verbleibenden Substituenten
in dem Kernoligosaccharid, deren genetische Kontrolle bisher noch
unbekannt ist, sind daher die PEtn-Reste, die stöchiometrisch an der 6-Position
des HepII-Restes und manchmal an der Phosphatgruppe auf Kdo angeheftet
sind.
-
Zusammenfassend
wurden die genetische Blaupause für die komplette Synthese der
hauptsächlichen Oligosaccharid-Kettenverlängerungen
von Haemophilus influenzae aufgeklärt.
-
Der
Anmelder untersuchte mehr als 25 Stämme, die repräsentativ
für die
bekannte Vielfältigkeit
von H. influenzae sind. Der Anmelder bestätigte, dass der Triheptosylrest
im inneren Kern von LPS (markiert HepI-HepIII) in allen getesteten
Stämmen
konserviert ist. Diese Bestimmung gestattet die Synthese von geeigneten
Oligosacchariden aus dem Rest des inneren Kerns von LPS zur Verwendung
bei der Herstellung von Impfstoffen, die einen Breitspektrumschutz
gegen Haemophilus influenzae, einschließlich NTHi, bieten. Sie gestattet
ebenfalls die Selektion und Modifikation von Stämmen von Haemophilus influenzae,
die geeignete Oligosaccharide von dem Rest des inneren Kerns von
LPS synthetisieren, zur Verwendung bei der Herstellung von Impfstoffen.
-
Tabelle
1 fasst die Gene zusammen, die an der Biosynthese der hauptsächlichen
Globotetraose-enthaltenden Oligosaccharide von LPS in H. influenzae-Rd
beteiligt sind, die bereits identifiziert wurden. Der Anmelder identifizierte
die Gene, die für
die Kettenverlängerung
ab HepI (lgtF) und HepIII (lpsA) verantwortlich sind. Des Weiteren
bringen einige Stämme
von Haemophilus influenzae (z. B. Eagan und RM7004) LPS hervor,
das eine Kettenverlängerung
ab HepII aufweisen kann. Der Anmelder hat gezeigt, dass ein Gen
im lic2-Locus (orf3) die Kettenverlängerung ab HepII initiiert.
Eine differentielle Expression dieser Gene kann zu einer Mannigfaltigkeit
von variablen Oligosaccharidepitopen führen, die aus dem konservierten
Triheptosylrest des inneren Kerns hervorgehen. Durch definierte
Mutationen in diesen Genen kann der Anmelder nicht nur den Grad
der Komplexität
kontrollieren, den ein bestimmter Haemophilus influenzae-Stamm exprimiert,
sondern auch die verfügbaren
Epitope auf der daraus resultierenden Kernregion des LPS. Daher
stellte LPS aus H. influenzae-Stämmen
mit definierten Mutationen in ihrer biosynthetischen Maschinerie
geeignete Kandidaten bereit für
die Entwicklung eines auf LPS basierenden Breitspektrumimpfstoffs.
Der Anmelder bestimmte, dass diese Strategie nützlich für das Design von Impfstoffen
ist, da sie eine Kreuzreaktivität
gegen eine Vielfalt von pathogenen Stämmen von Haemophilus influenzae
bereitstellt, einschließlich
nicht-typisierbare
Stämme,
die bisher eine derartige Vielfalt an LPS aufwiesen, dass sie von
der Entwicklung von Impfstoffen abschreckten.
-
Eine
Variation in den Substitutionsmustern bei HepII und HepIII im inneren
Triheptosylkern des LPS führt
zu wechselnden Oligosaccharidepitopen im inneren Kern. Die nachfolgenden
Beispiele sind Beispiele für nützliche
Substitutionen und Modifikationen der inneren Kernregion von LPS
aus Haemophilus influenzae, die die Erfindung veranschaulichen.
Diese Beispiele sind nicht als einschränkend zu verstehen und der
Fachmann wird erkennen, dass im Rahmen der Lehre der Erfindung andere
Substitutionen und Modifikationen möglich sind.
-
Basierend
auf der genomischen und phänotypischen
Analyse von LPS aus einer Sammlung von NTHi-Stämmen identifizierte der Anmelder
zum ersten Mal Haemophilus influenzae-Stämme,
die LPS mit einer wechselnden inneren Kernstruktur exprimieren,
in welchen eine Kettenverlängerung
ab O-3 statt O-2 von HepIII stattfindet. Homologe lpsA-Gene vermitteln
die spezifische Addition von β-D-Gal
oder β-D-Glc
an die O-2- oder O-3-Position, von HepIII in Abhängigkeit vom Stamm. Des Weiteren
exprimieren manche Haemophilus influenzae-Stämme
LPS, in dem HepIII nicht durch Oligosaccharidketten substituiert
ist. Diese Erkenntnisse werden in den Beispielen detailliert ausgeführt.
-
Die
Ergebnisse aus den Beispielen bestätigen das Vorhandensein eines
konservierten inneren Kernelements in NTHi. Diese Ergebnisse stellen
ebenfalls zum ersten Mal einen Beweis für ein neues Strukturmotiv bereit,
nämlich
eine wechselnde Substitutionsstelle auf HepIII. Es wurde bereits
zuvor gefunden, dass HepIII durch Hexosereste an der O-2-Position
substituiert wird, und es wurde gefunden, dass dies in NTHi der
Fall ist, zum Beispiel in den Stämmen
285 und 1158. In anderen NTHi-Stämmen,
zum Beispiel 176 und 486, wird dieses Substitutionsmuster nicht
beobachtet. Stattdessen findet die Substitution an der O-3-Position
von HepIII statt. Es wurde überraschenderweise
gezeigt, dass das lpsA-Gen in der Lage ist, in manchen Stämmen (Stamm
RD, 7) ein β-D-Glcp,
oder ein β-D-Galp
in anderen (Typ b, z. B. der Stamm Eagan), in einer 1,2-Verbindung
zu addieren, um die Kettenverlängerung
ab HepIII zu initiieren. Der Anmelder fand, dass ein Homolog von
lpsA für
die Addition eines β-D-Glcp-Restes
oder eines β-D-Galp-Restes
in einer 1,3-Verbindung an HepIII verantwortlich ist.
-
Eine
weitere nützliche
Modifikation der inneren Kernregion betrifft das PCho-Epitop. Dies
ist ein verbreitetes Merkmal auf Oberflächenstrukturen von Pathogenen,
die sich im humanen Respirationstrakt befinden, einschließlich H.
influenzae. In dem H. influenzae-Stamm Rd ist PCho an O-6 eines
terminalen β-D-Glcp-Restes
an HepI befestigt (Struktur 1; R1 = PCho→6-β-D-Glcp; 7). In anderen
H. influenzae-Stämmen,
zum Beispiel in dem Typ-b-Stamm Eagan, ist PCho an O-6 eines terminalen β-D-Galp-Restes
an HepIII befestigt. (Struktur 1; R3 = PCho→6-β-D-Galp)
(E. K. H. Schweda et al., Eur. J. Biochem. 267 (2000) 3902-3913).
Beide dieser Substitutionsmuster wurden in NTHi-Stämmen gefunden.
Des Weiteren wurde PCho auf dem terminalen α-D-Glcp-Rest gefunden. (Struktur
1, R2 = PCho→6-α-D-Glcp). Die Expression und
die Phasenvariation des PCho-Epitops auf dem LPS von H. influenzae
benötigen
die vier Gene des lic1-Locus (J. N. Weiser et al., Infec. Immun.,
65 (1997) 943-950).
Diese Gene wurden auf jedem untersuchten NTHi-Stamm gefunden. Der
Anmelder bestimmte, dass ein Polymorphismus im licD-Gen die Stelle
beeinträchtigt,
an der das PCho addiert wird.
-
Die
Natur des Substitutionsmusters an dem Triheptosylrest des inneren
Kerns ist relevant für
die Art und Weise, in der die Epitope des inneren Kerns dem Immunsystem
präsentiert
und durch monoklonale Antikörper
erkannt werden. Der Anmelder fand zum Beispiel, dass ein muriner
IgG2a monoklonaler Antikörper (L6A9)
ein LPS-Oligosaccharidepitop des inneren Kerns in Stämmen erkennt,
die einen β-D-Galp-Rest
an O-2 von HepIII enthalten, jedoch nicht, wenn der β-D-Galp-Rest
fehlt oder an der O-3-Position befestigt ist. Die strukturelle Verifikation
der Form mit hohem Molekulargewicht ist in B gezeigt.
-
Wie
zuvor festgestellt, wurden entscheidende Gene identifiziert, die
an der Expression von LPS in H. influenzae beteiligt sind. Dies
versetzte den Anmelder in die Lage, mutante Stämme von H. influenzae zu gestalten,
die den konservierten Rest des inneren Kerns umfassen, nicht jedoch
Oligosaccharidverlängerungen, die
die humanen Gewebestrukturen nachahmen. Die Beispiele stellen die
Ergebnisse dieses Verfahrens dar.
-
Der
Anmelder fand, dass Oligosaccharide, die den konservierten Triheptosylrest
des inneren Kerns von H. influenzae-LPS enthalten, immunogen sind,
wenn sie z. B. als Proteinkonjugate formuliert sind, unter Verwendung
von Verfahren, die dem Fachmann bekannt sind (Gu-Patent, supra). Der Anmelder hat zum
Beispiel gezeigt, dass die Immunisierung von Mäusen mit einem Oligosaccharid-Proteinkonjugat,
das sich aus mit bovinem Serum Albumin (BSA) konjugiertem O-deacyliertem
LPS aus dem Hi-Stamm Rdlic1lpsA zusammensetzt, ein Immunserum produziert,
das kreuzreaktiv ist mit einer Mehrzahl von LPS-Proben aus einem
genetisch diversen Satz von NTHi-Stämmen (Tabelle 7). Eine O-Deacylierung
des LPS wird mittels Verwendung von wasserfreiem Hydrazin erreicht.
Dies hat die Wirkung, dass das LPS-Oligosaccharid für die nachfolgende Konjugationsreaktion
mit Protein löslich
gemacht wird und führt
zu signifikanter Detoxifikation der Lipid A-Komponente (Gu-Patent,
supra). Das O-deacylierte LPS wird gemäß dem Fachmann bekannten Verfahren über die
Carboxylgruppe des Kdo-Restes konjugiert (Gu-Patent, supra). Mäusen wurde
ein finaler intraperitonealer Boost mit O-deacyliertem LPS aus dem
Hi-Stamm 1003lic1lpsA verabreicht (siehe Beispiele). Maus-Immunseren
aus diesem Experiment reagierten mit LPS aus NTHi-Stämmen, die
multiple Kettenverlängerungen
ab dem inneren Kern aufweisen.
-
Rdlic1lpsA-LPS
bringt LPS hervor, das repräsentativ
für den
konservierten Triheptosylrest des inneren Kerns ist, und enthält geringfügig Glykoformen
mit Lakto-N-Neotetraose (LNnT)-enthaltenden Oligosaccharid-Kettenverlängerungen.
Dies geht aus der Reaktivität
mit mAb LLA5 hervor (Tabelle 8). Das O-deacylierte Rdlic1lpsA-LPS-BSA-Konjugat
zeigte ebenfalls Reaktivität
mit dem mAb LLA5 sowie mit dem mAb des inneren Kerns, LLA4. Der
NTHi-Stamm 1003 bringt kein LPS mit LNnT-enthaltenden Oligosaccharidketten
hervor. Dies wurde vom Anmelder mittels strukturellen, genetischen
sowie immunchemischen Analysen bestimmt. LPS aus diesem Stamm reagiert
nicht mit LLA5 und enthält
nicht den genetischen rfb-Locus (Derek Hood, supra). Die Doppelmutante
1003lic1lpsA exprimiert LPS mit dem konservierten Rest des inneren
Kerns ohne Kettenverlängerungen.
Es wird von dem mAb LLA4 erkannt.
-
Aus
dem obigen geht hervor, dass der konservierte Rest des inneren Kerns
von H. influenzae-LPS
(der zum Beispiel in Rdlic1lpsA vorhanden ist) eine Immunantwort
hervorrufen kann, die kreuzreaktiv mit LPS aus Stämmen ist,
die repräsentativ
für die
Vielfältigkeit
des Bakteriums sind. Laktose, LNnT und deren sialylierte Analoga
sind Oligosaccharidstrukturen, die in humanen Geweben zu finden
sind. Um einen auf LPS basierenden Impfstoff zu entwickeln, ist
es daher bevorzugt sicherzustellen, dass diese Oligosaccharidverlängerungen nicht
in der Impfstoffformulierung vorhanden sind. Die obigen Experimente
liefern den Beweis dafür,
dass diese Oligosaccharidverlängerungen
durch die H. influenzae-Stämme
verbreitet sind und dass der Anmelder die Vorgehensweise dazu lehrte,
um diese zu identifizieren und Stämme ohne sie hervorzubringen.
-
Mit
den gleichen Mitteln können
andere mutante Stämme
von Hi mit Substitutionen oder Modifikationen des konservierten
Triheptosylrestes des innern Kerns konstruiert werden, die Epitope
ergeben, die eine Bretispektrumimmunantwort auf Hi, einschließlich NTHi,
hervorrufen und/oder die aufgrund von Mimikry von bzw. aufgrund
der Vermeidung von Mimikry von Tiergeweben eine verbesserte Immunantwort
hervorrufen.
-
Impfungsverfahren
zum Behandeln oder Vermeiden einer Infektion in einem Säuger umfassen
die Verwendung einer Impfstoffformulierung der Erfindung zur Verabreichung
auf jedem üblichen
Weg, insbesondere an eine mukosale (z. B. okulare, intranasale,
orale, gastrische, pulmonale, intestinale, rektale, vaginale oder Harnwegs-)
Oberfläche
oder über
den parenteralen (z. B. subkutanen, intradermalen, intramuskulären, intravenösen oder
intraperitonealen) Verabreichungsweg. Bevorzugte Verabreichungswege
hängen
von der Auswahl der Impfstoffformulierung ab. Die Behandlung kann
in Form einer einzelnen Dosis oder wiederholt in Intervallen erfolgen.
Die geeignete Dosis hängt
von verschiedenen Parametern ab, die von Fachleuten verstanden werden,
wie die Impfstoffformulierung selbst, der Weg der Verabreichung
oder der Zustand des zu impfenden Säugers (Gewicht, Alter und dergleichen).
-
Bei
der Herstellung von erfindungsgemäßen Lipopolysaccharid-Therapeutika
werden Standardlabortechniken zur Herstellung und Reinigung von
Lipopolysacchariden angewandt. Für
eine Verwendung als Impfstoff wird ein Lipopolysaccharid der Erfindung
gemäß verschiedener
nachfolgend umschriebener Verfahren formuliert.
-
Da
die Lipid A-Komponente von LPS dieses toxisch machen kann, wird
das LPS-Immunogen vorzugsweise detoxifiziert. Obwohl die Verwendung
von Hydrazin zur Detoxifikation von LPS aus NTHi hierin beschrieben
ist, liegt die Verwendung eines beliebigen Reagens oder Enzyms,
in der Lage, estergebundene Fettsäuren von Lipid A zu entfernen,
gleichermaßen
im Umfang der Erfindung. Getrocknetes LPS aus dem ausgewählten Stamm
von NTHi wird in flüssigem
Hydrazinanhydrid bei einer Temperatur von zwischen 1°C und 100°C; vorzugsweise
zwischen 25°C
und 75°C;
stärker
bevorzugt bei etwa 37°C
für einen
Zeitraum zwischen 1 Stunde und 24 Stunden, am stärksten bevorzugt für einen
Zeitraum von etwa 2 bis 3 Stunden suspendiert. Nach der Entfernung
der estergebundenen Fettsäuren
wird dLPS vor der Konjugation an die immunogenen Trägerproteine
TT- oder NTHi-HMPs an den Linker Adipinsäuredihydrazid (ADH) konjugiert.
Obwohl ADH den bevorzugten Linker darstellt, ist die Verwendung
eines beliebigen Linkers, der in der Lage ist, dLPS stabil und effizient an
ein immunogenes Trägerprotein
zu konjugieren, in Betracht zu ziehen. Die Verwendung von Linkern
ist auf dem Gebiet der konjugierten Impfstoffe wohl bekannt (siehe
Dick et al., Conjugate Vaccines, J. M. Cruse and R. E. Lewis, Jr.,
Hrsg., Karger, New York, USA, pp. 48-114).
-
dLPS
kann direkt kovalent an den Träger
gebunden werden. Dies kann zum Beispiel dadurch erreicht werden,
dass man das vernetzende Reagens Glutaraldehyd verwendet. In einer
bevorzugten Ausführungsform
sind jedoch dLPS und der Träger
durch einen Linker voneinander getrennt. Die Anwesenheit eines Linkers
fördert
die optimale Immunogenität
des Konjugats und eine effizientere Kopplung des dLPS an den Träger. Linker
trennen die beiden antigenen Komponenten durch Ketten, deren Länge und
Flexibilität
wie gewünscht
angepasst werden kann. Zwischen den bifunktionalen Stellen können die
Ketten eine Vielzahl von Strukturmerkmalen enthalten, einschließlich Heteroatome
und Spaltstellen. Linker gestatten ebenfalls entsprechende Anstiege
in translationalen und rotationalen Charakteristika der Antigene
und verbessern den Zugang der Bindungsstellen zu löslichen
Antikörpern.
Neben ADH schließen
geeignete Linker zum Beispiel ein: heterodifunktionale Linker wie
Epsilon, Aminohexansäure,
Chlorhexanoldimethylacetal, D-Glucuronolaceton und p-Nitrophenylamin.
Kopplungsreagenzien, die zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung
in Betracht gezogen werden, schliessen Hydroxysuccinimide und Carbodiimide
ein. Viele andere Linker und Kopplungsreagenzien, die dem durchschnittlichen
Fachmann bekannt sind, sind ebenfalls zur Verwendung in der Erfindung geeignet.
Solche Verbindungen werden im Detail diskutiert von Dick et al.,
supra.
-
Die
Anwesenheit eines Trägers
erhöht
die Immunogenität
des Polysaccharids. Zusätzlich
sind gegen den Träger
gerichtete Antikörper
medizinisch vorteilhaft. Polymere immunogene Träger können ein natürliches oder
synthetisches Material sein, das eine primäre und/oder eine sekundäre Aminogruppe,
eine Azidogruppe oder eine Carboxylgruppe enthält. Der Träger kann wasserlöslich oder
-unlöslich
sein.
-
In
dem Konjugatimpfstoff der vorliegenden Erfindung kann ein beliebiges
aus einer Vielzahl von immunogenen Trägerproteinen verwendet werden.
Solche Klassen von Proteinen schließen ein: Pili, Proteine der äußeren Membran
und von pathogenen Bakterien abgesonderte Toxine, nicht-toxische
oder "toxoide" Formeln solcher
abgesonderten Toxine, nicht-toxische Proteine, die hinsichtlich
ihrer Antigenität
bakteriellen Toxinen ähnlich
sind (kreuzreagierende Materialien oder CRMs) und andere Proteine.
Nicht einschränkende
Beispiele für
bakterielle Toxoide, die zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung
in Betracht gezogen werden, schließen ein: Tetanustoxin/-toxoid,
Diphtherietoxin/-toxoid, detoxifiziertes P. aeruginosa-Toxin A,
Choleratoxin/-toxoid, Pertussistoxin/-toxoid und Clostridium perfringens-Exotoxine/-toxoid.
Die Toxoidformen dieser bakteriellen Toxine sind bevorzugt. Ebenfalls
in Betracht gezogen wird die Verwendung von viralen Proteinen (d.h.
Hepatitis B-Oberflächen-/Kernantigene;
Rotavirus VP 7-Protein und F- und G-Proteinen des Respiratory-Syncytial-Virus.
-
CRMs
schließen
ein: CRM.sub.197, hinsichtlich der Antigenität dem Diphtherietoxin äquivalent
(Pappenheimer et al., Immunochem. 9:891-906, 1972) und CRM3201,
eine genetisch manipulierte Variante des Pertussistoxins (Black
et al., Science, 240:656-659, 1988). Die Verwendung immunogener
Trägerproteine
aus nicht-Säuger-Quellen,
einschließlich
Keyhole-Limpet-Hämocyanin,
Pfeilschwanzkrebs-Hämocyanin
und pflanzliches Edestin liegt ebenfalls im Umfang der Erfindung.
-
Es
gibt viele Kopplungsverfahren, die für dLPS-Proteinkonjugate in
Betracht gezogen werden können. dLPS
kann selektiv aktiviert werden, über
durch 1-Ethyl-3-(3-Dimethylaminopropyl)-Carbodiimid
(EDC)-vermittelte ADH-Derivatisierung der terminalen 3-Desoxy-D-Manno-2-Octulosonsäure (Kdo)-Gruppe
von dLPS, gefolgt von EDC-vermittelter
Kopplung an TT. Alternativ dazu beinhaltet ein weiteres Verfahren
zur Herstellung des vorliegenden Konjugats die Cystaminderivatisierung
von dLPS, zum Beispiel durch EDC-vermittelte Derivatisierung, gefolgt
von Disulfidkonjugation an N-Succinimidyl-3-(2-Pyridyldithiol)-Propionat-derivatisiertes Protein.
Weitere im Stand der Technik wohl bekannte Verfahren zur Bewerkstelligung
der Konjugation von Oligosacchariden an immunogene Trägerproteine
liegen ebenfalls im Umfang der Erfindung. Solche Verfahren sind
zum Beispiel beschrieben in den US-Patenten 5,153,312 und 5,204,098;
EP 0 497 525 ; und
EP 0 245 045 .
-
Das
molare Verhältnis
von ADH zu dLPS im Reaktionsgemisch liegt typischerweise zwischen
etwa 10:1 und etwa 250:1. Es wird ein molarer Überschuss von ADH verwendet,
um eine effizientere Kopplung zu gewährleisten und die dLPS-dLPS-Kopplung
zu begrenzen. In einer bevorzugten Ausführungsform liegt das molare
Verhältnis
zwischen etwa 50:1 und etwa 150:1; in einer am stärksten bevorzugten
Ausführungsform liegt
das molare Verhältnis
bei etwa 100:1. Es werden ebenfalls ähnliche Verhältnisse
von AH-dLPS zu sowohl TT als auch HMP im Reaktionsgemisch in Betracht
gezogen. In einer bevorzugten Ausführungsform ist pro dLPS ein
ADH im AH-dLPS-Konjugat vorhanden. In einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform
liegt in dem finalen dLPS-Trägerproteinkonjugat
das molare Verhältnis
von dLPS zu Träger
zwischen etwa 15 und etwa 75, vorzugsweise zwischen etwa 25 und
etwa 50.
-
Die
Immunogenität
der Konjugate wird sowohl in Mäusen
als auch in Kaninchen durch die Verwendung von Monophosphyl-Lipid
A plus Trehalosedimycolat (Ribi-700TM; Ribi
Immunochemical Research, Hamilton, Mont.) als ein Adjuvans verstärkt. Obwohl
dieses Adjuvans nicht zur Anwendung am Menschen zugelassen ist,
so wird der Fachmann doch erkennen, dass andere wohl bekannte Standardadjuvantien
in der Erfindung verwendet werden können, einschließlich Aluminiumverbindungen
(d.h. Alum), chemisch modifizierte Lipopolysaccharide, Suspensionen
von getöteten
Bordetella pertussis, N-Acetylmuramyl-L-Alanyl-D-Glutamin und andere dem durchschnittlichen
Fachmann bekannte Adjuvantien. Die Verwendung von Aluminiumverbindungen
ist besonders bevorzugt. Solche Adjuvantien sind von Warren et al.,
(Ann. Rev. Biochem., 4:369-388, 1986) beschrieben.
-
Die
dLPS-Trägerproteinkonjugate
zur parenteralen Verabreichung können
in Form eines sterilen injizierbaren Präparats vorliegen, wie einer
sterilen injizierbaren wässrigen
oder öligen
Suspension. Diese Suspension kann gemäß im Stand der Technik wohl
bekannten Verfahren unter Verwendung von geeigneten Dispergier-
oder Feuchthaltemitteln und Suspensionsmitteln formuliert werden.
Das sterile injizierbare Präparat kann
auch eine sterile injizierbare Lösung
oder Suspension sein, in einem parenteral verträglichen Verdünnungs- oder Lösungsmittel,
wie eine Lösung
in 1,3-Butandiol. Geeignete Verdünnungsmittel
schließen
zum Beispiel ein: Wasser, Ringersche Lösung und isotonische Natriumchloridlösung. Zusätzlich können sterile
feste Öle üblicherweise
als ein Lösungs- oder Suspensionsmedium
verwendet werden. Zu diesem Zweck kann jedes beliebige farblose
feste Öl
verwendet werden, einschließlich
synthetische Mono- oder Diglyceride. Zusätzlich können bei der Herstellung von
injizierbaren Präparaten
ebenfalls Fettsäuren
wie Ölsäure verwendet werden.
-
Der
Konjugatimpfstoff der Erfindung kann in löslicher Form oder in Form von
Mikropartikeln vorliegen, oder kann in Mikrokügelchen oder Mikrovesikel,
einschließlich
Liposomen, integriert werden. Obwohl verschiedene Wege der Impfstoffverabreichung
in Betracht gezogen werden, einschließlich zum Beispiel intramuskulär, subkutan,
intraperitoneal und intraarteriell, ist der bevorzugte Weg die intramuskuläre Verabreichung.
In einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Dosierung des verabreichten Konjugats in einem Bereich
von etwa 10 μg
bis etwa 50 μg
liegen. In einer stärker
bevorzugten Ausführungsform
wird die verabreichte Menge zwischen etwa 20 μg und etwa 40 μg liegen.
In einer am stärksten
bevorzugten Ausführungsform,
beträgt
die verabreichte Menge etwa 25 μg.
In Abhängigkeit
vom Körpergewicht
können
auch höhere
Dosen verabreicht werden. Die exakte Dosierung kann mittels dem
durchschnittlichen Fachmann bekannter routinemäßiger Dosis-Antwort-Protokolle
bestimmt werden.
-
Der
Impfstoff der Erfindung kann an warmblütige Säuger jeden Alters verabreicht
werden und wird so angepasst, dass er eine aktive Immunisierung
induziert in jungen Säugern,
insbesondere Menschen, gegen durch NTHi verursachte Otitis media
und Atemwegsinfektionen. Als Kinderimpfstoff wird das Konjugat im
Alter von etwa 2 bis 4 Monaten verabreicht. Typischerweise werden
zwei Boosterinjektionen von zwischen etwa 10 μg und etwa 25 μg verabreicht,
etwa 2 Monate und nochmals etwa 13 Monate nach der ersten Injektion.
Alternativ dazu werden drei Boosterinjektionen gegeben, 2, 4 und
16 Monate nach der ersten Injektion.
-
Die
durch die systemische Verabreichung des Konjugatimpfstoffs hervorgerufenen
IgG-Antikörper werden
sich in die lokale Schleimhaut verlagern und NTHi-Inoculum auf mukosalen
Oberflächen
(d.h. Nasenwegen) inaktivieren. Sekretorisches IgA wird bei der
mukosalen Immunität
ebenfalls eine Rolle spielen, wenn der Konjugatimpfstoff an die
Schleimhaut (d.h. intranasal) verabreicht wird. Daher wird der Konjugatimpfstoff lokale
so wie systemische NTHi-Infektion verhindern.
-
Die
Beispiele beschreiben Konjugatimpfstoffe unter Verwendung von NTHi-Rdlic1lpsA.
Impfstoffe aus anderen NTHi-Stämmen
liegen im Umfang der vorliegenden Erfindung und werden unter Verwendung
der gleichen Techniken hergestellt. NTHi-Stamm Rdlic1lpsA. Andere
klinisch relevante NTHi-Stämme,
die als Quellen von dLPS für
die Erzeugung eines dLPS-Träger-Konjugatimpfstoffs
in Betracht gezogen werden, schließen ein: die Stämme 9274,
2019, 1479, 5657 und 7502 (Typ III, II, I, IV beziehungsweise V)
so wie Stämme
aus der Finnischen Sammlung, auf die hierin Bezug genommen wird.
Diese Stämme,
ebenso wie der Stamm 2019, sind beschrieben von Campagnari et al.,
(Infect. Immun. 55:882-887, 1987) und Patrick et al., (Infect. Immun., 55:2902-2911,
1987) und Hood, Mol. Microbiol. 33:679-692, 1999, und sind im Allgemeinen von
der Forschungsgemeinschaft erhältlich.
-
Ein
multivalenter Impfstoff umfassend ein Gemisch aus Konjugaten, von
denen jedes ein dLPS aus einem unterschiedlichen NTHi-Stamm aufweist,
liegt ebenfalls im Umfang der Erfindung. Ein durchschnittlicher Fachmann
wird erkennen, dass LPS aus diesen anderen klinisch relevanten Stämmen durch
die Entfernung von Fettsäuren
davon, wie zum Beispiel beschrieben in Gu et al. (US-Patent Nr.
6,207,157), detoxifiziert werden kann. In einer bevorzugten Ausführungsform
sind die so erhaltenen dLPS-Reste mindestens um das 5.000-fache
weniger toxisch als LPS selbst. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
sind die dLPSs mindestens etwa um das 10.000-fache weniger toxisch
als dLPS. Die Bestimmung der Toxizität kann zum Beispiel wie in
Gu et al. (US-Patent Nr. 6,207,157) beschrieben durchgeführt werden.
-
Im
Stand der Technik erhältliche
Lebendimpfstoffe schließen
virale Vektoren wie Adenoviren, Alphaviren und Pockenviren ebenso
ein wie bakterielle Vektoren, z. B. Shigella, Salmonella, Vibrio
cholerae, Lactobacillus, Bacille bilié de Calmette-Guérin (BCG)
und Streptococcus.
-
Abgeschwächte Salmonella
typhimurium-Stämme,
genetisch verändert
zur rekombinanten Expression von heterologen Antigenen oder auch
nicht, sowie deren Verwendung als orale Impfstoffe sind in WO 92/11361
beschrieben. Bevorzugte Verabreichungswege schließen alle
mukosalen Wege ein; am stärksten bevorzugt
werden diese Vektoren intranasal oder oral verabreicht.
-
Andere
als Impfstoffe verwendete Bakterienstämme sind beschrieben für Shigella
flexneri in High et al., EMBO (1992) 11:1991 und Sizemore et al.,
Science (1995) 270:299; für
Streptococcus gordonii in Medaglini et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
USA (1995) 92:6868; und für
Bacille Calmette Guerin in Flynn, J. L., Cell. Mol. Biol. (1994)
40 (Anhang; I):31, WO 88/06626, WO 90/00594, WO 91/13157, WO 92/01796
und WO 92/21376.
-
Eine
alternative Formulierung verwendet den Impfstoff in Verbindung mit
Agenzien, die die zelluläre Aufnahme
unterstützen.
Beispiele solcher Agenzien sind (i) Chemikalien, die die zelluläre Permeabilität modifizieren,
wie Bupivacain (siehe z. B. WO 94/16737), (ii) Liposomen für die Einkapselung
des Lipopolysaccharids, des Impfstoffes oder des partiell deacylierten
LPS, oder (iii) kationische Lipide oder Mikropartikel aus Siliziumdioxid,
Gold oder Wolfram, die sich mit den Lipopolysacchariden verbinden.
-
Anionische
und neutrale Liposome sind im Stand der Technik wohl bekannt (siehe
z. B. Liposomes: A Practical Approach, RPC New Ed, IRL Press (1990)
für eine
detaillierte Beschreibung von Verfahren zur Herstellung von Liposomen)
und sich nützlich
für die
Lieferung eines breiten Spektrums von Produkten, einschließlich auf
Lipopolysacchariden basierenden Impfstoffen. Zur Verwendung in einer
erfindungsgemäßen Zusammensetzung
wird in einer Ausführungsform
ein auf Lipopolysaccharid basierender Impfstoff oder Derivat davon in
oder mit Liposomen formuliert, vorzugsweise neutrale oder anionische
Liposomen, Mikrokügelchen,
ISCOMS oder virusähnliche
Partikel (VLPs), um die Beförderung
zu vereinfachen und/oder Immunantwort zu verstärken.
-
Im
Stand der Technik sind auch kationische Lipide bekannt. Solche Lipide
schließen
ein: Lipofectin
TM, auch bekannt als DOTMA
(N-[1-(2,3-Dioleyloxy)Propyl]-N,N,N-Trimethylammoniumchlorid), DOTAP (1,2-Bis(Oleyloxy)-3-(Trimethylammonium)-Propan), DDAB
(Dimethyldioctadecylammoniumbromid), DOGS (Dioctadecylamidologlycylspermin)
und Cholesterinderivate wie DC-Cho1 (3-β-(N-(N'-Dimethylaminomethan)-Carbamoyl)Cholesterin).
Eine Beschreibung dieser kationischen Lipide ist zu finden in
EP 187,702 , WO 90/11092,
US-Patent Nr. 5,283,185, WO 91/15501, WO 95/26356 und US-Patent Nr. 5,527,928.
-
Bei
dem Verabreichungsweg handelt es sich um jeden beliebigen auf dem
Impfstoffgebiet angewandten Weg. Als allgemeine Richtlinie wird
ein auf Lipopolysaccharid basierender Impfstoff gemäß der Erfindung über eine
mukosale Oberfläche
verabreicht, z. B. eine okulare, intranasale, pulmonale, orale,
intestinale, rektale, vaginale oder Harntraktoberfläche; oder über einen
parenteralen Weg, zum Beispiel über
einen intravenösen,
subkutanen, intraperitonealen, intradermalen, intraepidermalen oder
intramuskulären
Weg. Die Auswahl des Verabreichungswegs hängt ab von einer Anzahl von
Parametern, wie die ausgewählte
Formulierung, und von dem Adjuvans, assoziiert mit dem Lipopolysaccharid.
Ein in Assoziation mit Bupivacain formulierter auf Lipopolysaccharid
basierender Impfstoff kann vorteilhafterweise in Muskeln verabreicht
werden. Wird ein neutrales oder anionisches Liposom oder ein kationisches
Lipid wie DOTMA oder DC-Cho1 verwendet, kann die Formulierung vorteilhafterweise über intravenöse, intranasale
(Aerosolierung), intramuskuläre,
intradermale und subkutane Wege injiziert werden. Ein Lipopolysaccharid
in einer nackten Form kann vorteilhafterweise über die intramuskulären, intradermalen
oder subkutanen Wege verabreicht werden. Wird ein mukosales Adjuvans
verwendet, ist der intranasale oder orale Weg bevorzugt. Wird eine
Lipidformulierung oder eine Aluminiumverbindung verwendet, ist der
parenterale Weg bevorzugt, wobei der subkutane oder intramuskuläre Weg am
stärksten
bevorzugt ist. Die Auswahl ist ebenfalls abhängig von der Natur des Impfstoffwirkstoffs.
-
Die
therapeutische oder prophylaktische Wirksamkeit einer Impfstoffformulierung
der Erfindung kann wie nachfolgend beschrieben evaluiert werden.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung stellt bereit: (i) eine Zusammensetzung,
umfassend einen auf Lipopolysaccharid basierenden Impfstoff der
Erfindung zusammen mit einem Verdünnungsmittel oder Träger; genauer
gesagt (ii) eine pharmazeutische Zusammensetzung, enthaltend eine
therapeutisch oder prophylaktisch wirksame Menge eines auf Lipopolysaccharid
basierenden Impfstoffs der Erfindung; (iii) ein Verfahren zum Induzieren
einer Immunantwort gegen Haemophilus influenzae in einem Säuger durch
Verabreichen einer immunogen wirksamen Menge eines Lipopolysaccharids
der Erfindung an den Säuger,
um eine schützende
Immunantwort gegen Haemophilus influenzae hervorzurufen; und insbesondere
(iv) ein Verfahren zum Vorbeugen und/oder Behandeln einer Haemophilus
influenzae-Infektion durch Verabreichen einer prophylaktisch oder
therapeutisch wirksamen Menge eines Lipopolysaccharids der Erfindung
an ein infiziertes Individuum. Zusätzlich umfasst die Erfindung
die Verwendung eines auf Lipopolysaccharid basierenden Impfstoffs
der Erfindung bei der Herstellung eines Medikaments zum Vorbeugen und/oder
Behandeln einer Haemophilus influenzae-Infektion.
-
Wie
hierin verwendet enthält
die Zusammensetzung der Erfindung eines oder mehrere erfindungsgemäße Lipopolysaccharide
oder Derivate davon. Gegebenenfalls enthält die Zusammensetzung mindestens ein
zusätzliches
Haemophilus influenzae-Antigen oder eine Untereinheit, Fragment,
Homolog, Mutante oder Derivat davon.
-
In
einer Ausführungsform
weist der auf Lipopolysaccharid basierende Impfstoff, Zusammensetzung oder
Behandlung kein Adjuvans auf, insbesondere keine Adjuvantien, welche
für gewöhnlich oder
speziell in Nagern verwendet werden. Der auf Lipopolysaccharid basierende
Impfstoff, Zusammensetzung oder Behandlung kann zum Behandeln von
Störungen
verwendet werden, deren Symptome mindestens zum Teil durch eine
Haemophilus influenzae-Infektion verursacht oder verschlimmert werden,
und schließt
solche Störungen wie
Otitis media, Atemwegsinfektion, Meningitis oder Pneumonie ein.
Bevorzugte Lipopolysaccharidzusammensetzungen schließen diejenigen
ein, die für
in vivo-Verabreichung
an ein Tier, vorzugsweise einen Menschen, formuliert werden, um
Schutz oder Behandlung gegen durch Haemophilus influenzae verursachte Krankheiten
zu verleihen. Ebenfalls bevorzugt sind Zusammensetzungen, die als
Mikropartikel, Kapsel oder Liposom formuliert werden.
-
Alternativ
dazu kann die Impfstoffformulierung weiter ein Adjuvans enthalten,
vorzugsweise ein zur Verwendung in der Human- wie in der Tiermedizin
geeignetes Adjuvans, und welches vorzugsweise keine nagerspezifische
Adjuvantien umfasst. In dem Fall ist ein systemisches Adjuvans,
das keine gleichzeitige Verabreichung erfordert, um eine förderliche
Wirkung zu zeigen, wie z. B. QS21 zu bevorzugen, welches im US-Patent
Nr. 5,057,546 beschrieben ist.
-
Dem
Fachmann sind eine Reihe von Adjuvantien bekannt. Bevorzugte Adjuvantien
werden wie nachfolgend dargelegt ausgewählt.
-
In
einer Ausführungsform
werden auch andere Adjuvantien als Liposomen und dergleichen verwendet und
sind im Stand der Technik bekannt. Adjuvantien können das Antigen vor schneller
Verteilung bewahren, dadurch, dass sie es in ein lokales Depot absondern,
oder sie können
Substanzen enthalten, die den Wirt dazu anregen, Faktoren zu sekretieren,
die chemotaktisch für
Makrophagen und andere Komponenten des Immunsystems sind. Für gewöhnlich kann
eine geeignete Selektion vom Fachmann vorgenommen werden, zum Beispiel
aus den hierin Beschriebenen.
-
Die
Behandlung erfolgt in einer Einzeldosis oder, wenn erforderlich,
wiederholt in Intervallen, wie vom Fachmann leicht bestimmt werden
kann. Beispielsweise wird eine Anfangsdosis von drei Boosterdosen
in wöchentlichen
oder monatlichen Intervallen gefolgt. Eine geeignete Dosis hängt von
einer Reihe von Parametern ab, einschließlich dem Empfänger (z.
B. Erwachsener oder Kind), dem spezifischen Impfstoffantigen, dem Weg
und der Häufigkeit
der Verabreichung, der An- oder Abwesenheit oder Art des Adjuvans,
und der gewünschten
Wirkung (z. B. Schutz und/oder Behandlung) wie vom Fachmann bestimmt
werden kann. Im Allgemeinen wird ein Impfstoffantigen der Erfindung über einen
mukosalen Weg verabreicht in einer Menge von etwa 10 μg bis etwa
500 mg, vorzugsweise von etwa 1 mg bis etwa 200 mg. Für den parenteralen
Verabreichungsweg liegt die Dosis für gewöhnlich nicht höher als
etwa 1 mg, vorzugsweise etwa 100 μg.
-
Im
Folgenden werden Adjuvantien genannt, die in einer beliebigen der
zuvor beschriebenen Impfstoffzusammensetzungen nützlich sind. Adjuvantien zur
parenteralen Verabreichung schließen ein: Aluminiumverbindungen
wie Aluminiumhydroxid, Aluminiumphosphat und Aluminiumhydroxyphosphat.
Das Antigen wird nach Standardprotokollen mit der Aluminiumverbindung
oder an diese adsorbiert präzipitiert.
Andere Adjuvantien, wie RIBI (Immunochem, Hamilton, MT) werden bei
parenteraler Verabreichung verwendet.
-
Adjuvantien
zur mukosalen Verabreichung schließen ein: bakterielle Toxine,
z. B. das Choleratoxin (CT), das hitzelabile E. coli-Toxin (LT),
das Clostridium difficile-Toxin A und das Pertussistoxin (PT), oder
Kombinationen, Untereinheiten, Toxoide oder Mutanten davon wie ein
aufgereinigtes Präparat
der Untereinheit B des nativen Choleratoxins (CTB). Fragmente, Homologe,
Derivate und Fusionen an jedes beliebige von diesen Toxinen sind
ebenfalls geeignet, vorausgesetzt dass sie Adjuvans-Aktivität beibehalten.
Vorzugsweise wird eine Mutante mit reduzierter Toxizität verwendet.
Geeignete Mutanten sind z. B. beschrieben in WO 95/17211 (Arg-7-Lys-CT-Mutante),
WO 96106627 (Arg-192-Gly-LT-Mutante) und WO 95/34323 (Arg-9-Lys-
und Glu-129-Gly-PT-Mutante). Zusätzliche
LT-Mutanten, die in den Verfahren und Zusammensetzungen der Erfindung
verwendet werden, schließen
z. B. ein: Ser-63-Lys-, Ala-69-Gly-, Glu-110-Asp- sowie Glu-112-Asp-Mutanten.
Andere Adjuvantien, wie bakterielles Monophosphyl-Lipid A (MPLA),
aus z. B. E. coli, Salmonella minnesota, Salmonella typhimurium
oder Shigella flexneri; Saponine oder Polylaktidglykolid (PLGA)-Mikrokügelchen
können
ebenfalls bei der mukosalen Verabreichung verwendet werden.
-
Adjuvantien,
die sowohl bei der mukosalen als auch der parenteralen Verabreichung
nützlich
sind schließen
ein: Polyphosphazen (WO 95/02415), DC-Chol (3-β-(N-(N',N'-Dimethylaminomethan)-Carbamoyl)Cholesterin;
US-Patent Nr. 5,283,185 und WO 96/14831) und QS-21 (WO 88(09336).
-
Jede
beliebige pharmazeutische Zusammensetzung der Erfindung, die ein
erfindungsgemäßes Lipopolysaccharid
oder erfindungsgemäßen Antikörper enthält, wird
auf eine übliche
Art hergestellt. Insbesondere wird sie mit einem pharmazeutisch
verträglichen
Verdünnungsmittel
oder Träger,
z. B. Wasser oder einer Kochsalzlösung wie Phosphatpuffersaline,
formuliert. Im Allgemeinen wird ein Verdünnungsmittel oder Träger auf Basis
der Verabreichungsart und des -wegs und standardgemäßer pharmazeutischer
Praxis ausgewählt.
Geeignete pharmazeutische Träger
oder Verdünnungsmittel
sowie pharmazeutische Notwendigkeiten für deren Verwendung in pharmazeutischen
Formulierungen sind in Remington's
Pharmaceutical Sciences, beschrieben, einem Standardreferenztext
auf diesem Gebiet und in der USP/NF.
-
Es
werden dort ebenfalls Verfahren beschrieben, bei denen Haemophilus
influenzae-Infektionen
mittels oraler Verabreichung eines erfindungsgemäßen Lipopolysaccharids aus
Haemophilus influenzae und eines mukosalen Adjuvans in Kombination
mit einem Antibiotikum, einem Antazidum, Sucralfat oder einer Kombination
davon behandelt werden. Beispiele für solche Verbindungen, die
mit dem Impfstoffantigen und dem Adjuvans verabreicht werden können, sind
Antibiotika, einschließend
z. B. Makrolide, Tetrazykline und Derivate davon (spezifische Beispiele
für Antibiotika,
die verwendet werden können,
schließen
Azithromycin oder Doxicyclin oder Immunmodulatoren wie Zytokine
oder Steroide ein). Zusätzlich
werden Verbindungen verwendet, die mehr als eine der zuvor aufgelisteten
Komponenten aneinander gekoppelt enthalten. Die Erfindung schließt ebenfalls
Zusammensetzungen zur Durchführung
dieser Verfahren ein, d.h. Zusammensetzungen, die ein Haemophilus
influenzae-Antigen (oder Antigene) der Erfindung, ein Adjuvans und
eine oder mehrere der zuvor aufgelisteten Verbindungen in einem
pharmazeutisch verträglichen
Träger
oder Verdünnungsmittel
enthalten.
-
Die
Mengen der zuvor aufgelisteten Verbindungen, die in den hierin offenbarten
Verfahren und Zusammensetzungen verwendet werden, werden vom Fachmann
auf einfache Art und Weise bestimmt. Behandlung/Immunisierungspläne sind
ebenfalls bekannt und vom Fachmann einfach erstellt. So können z.
B. die nicht-Impfstoff-Komponenten an den Tagen 1-14 und das Impfstoffantigen
+ Adjuvans an den Tagen 7, 14, 21 und 28 verabreicht werden.
-
BIOLOGISCHE HINTERLEGUNGEN
-
Gewisse
Stämme
von Haemophilus influenzae, die hierin beschrieben und auf die Bezug
genommen wurde, wurden bei der International Depository Authority
of Canada (IDAC), im Bureau of Microbiology, Health Canada, 1015
Arlington Street, Winnipeg, Manitoba, Canada R3E 3R2, hinterlegt.
Die Hinterlegungen wurden gemäß den Vorschriften
des Budapester Vertrags erstellt. Die Hingerlegungs-Informationen
lauten: Haemophilus influenzae-Stamm Rd lic1 lpsA wurde am 25. August
2001 unter der Zugangsnummer IDAC 250801-1 hinterlegt.
-
Haemophilus
influenzae-Stamm 1003 lic1 lpsA wurde am 25. August 2001 unter der
Zugangsnummer IDAC 250801-2 hinterlegt.
-
Der
Umfang der hierin beschriebenen und beanspruchten Erfindung wird
durch die hinterlegten biologischen Materialien nicht beschränkt und
das hinterlegte biologische Material soll lediglich der Veranschaulichung
von Ausführungsformen
der Erfindung dienen.
-
BEISPIELE
-
Die
nachfolgenden Beispiele veranschaulichen bevorzugte Ausführungsform
von Aspekten der Erfindung und sollen den Umfang der Erfindung in
keiner Weise beschränken.
-
Beispiel 1
-
Hi-LPS-Mutantenstämme
-
Bakterienstämme und
Kulturbedingungen.
-
Der
H. influenzae-Stamm Rd wurde ursprünglich von Alexander and Leidy
(Alexander, H. E., und Leidy, G. (1951) J. Exp. Med. 93: 345-359)
von Herriot erhalten. Er wurde an H. O. Smith übergeben, der den Stamm KW-20
nannte und ihn in dem Genomsequenzierungsprojekt verwendete (Fleischmann,
R. D., Adams, M. D., White, O., Clayton, R. A. Kirkness, E. F.,
Kerlavage, A. R., Butt, C. J., Tomb, J.-F., Dougherty, B. A., Merrick,
J. M., Mc Kenney, K., Sutton, G., Fitz Hugh, W., Fields, C., Gocayne,
J. D., Scott, J., Shirley, R., Liu, L.-I., Glodek, A., Kelley, J.
M., Weidman, J. F., Phillips, C. A., Spriggs, T., Hedblom, E., Cotton,
M. D., Utterback, T. R., Hanna, M. C., Nguyen, D. T., Saudek, D.
M., Brandon, R. C., Fine, L. D., Fritchman, J. L., Fuhrmann, J. L.,
Geoghagen, N. S. M., Gnehm, C. L., McDonald, L. A., Small, K. V.,
Fraser, C. M., Smith, H. O. und Venter, J. C. (1995) Science 269:
496-512). Dieser selbe aus dem Labor von Smith erhaltene Stamm (RM118)
wurde vom Anmelder verwendet. Die Genotypen von aus diesem Stamm
abgeleiteten Mutanten sind in Tabelle 1 aufgeführt. Es wurden H. influenzae-Stämme bei
37°C in
Brain-Heart-Infusion (BHI)-Bouillon
gezüchtet,
die mit Haemin (10 μg/mL)
und NAD (2 μg/mL)
ergänzt
wurde. Zur Selektion nach der Transformation wurde Kanamycin (10 μg/mL) zum
Wachstumsmedium hinzugegeben.
-
Der
Escherichia coli-Stamm DHSα wurde
verwendet, um klonierte PCR-Produkte und Genkonstrukte zu vermehren,
und wurde bei 37°C
in Luria-Bertani (LB)-Bouillon gezüchtet, ergänzt mit Ampicillin (100 μg/mL) oder
Kanamycin (50 μg/mL),
je nach Erforderlichkeit (Sambrook, J., Fritsch, E. F. und Maniatis,
T. (1989) Molecular Cloning; A laboratory manual. 2. Auflage, Cold
Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY).
-
Identifizierung
von mit LPS verwandten Genen aus der H. influenzae-Genomsequenz.
Mutmaßliche LPS-Biosynthesegene
wurden bereits zuvor durch eine in silico-Suche der H. influenzae-Genomsequenz
mit heterologen Sequenzen von LPS-Biosynthesegenen aus einem breiten
Spektrum an Organismen identifiziert, die von öffentlich zugänglichen
Datenbanken erhalten wurden (Hood, D. W., Deadman, M. E., Allen,
T., Masoud, H., Martin, A., Brisson, J. R. Fleischmann, R., Venter,
J. C., Richards, J. C. und Moxon, E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22:
951-965. Der RM118lgtF-Locus (HI0653) wurde identifiziert durch
Suchen in der Datenbank für H.
influenzae-Stamm-Rd-Sequenz des Institutes for Genomic Research
(TIGR)
www.tigr.org/tdb/CMR/ghi/htmls/SplashPage.html
nach Übereinstimmungen
mit der LgtF-Proteinsequenz von N. meningitidis (GenBank Zugangsnr.
U58765).
-
Rekombinante DNA-Methodologie,
-Klonierung und -Mutation
-
Restriktionsendonukleasen
und DNA-modifizierende Enzyme wurden von Boehringer Mannheim bezogen
und gemäß den Anweisungen
des Herstellers verwendet.
-
Die
Herstellung von Plasmid-DNA, Southern Blotting und Hybridisierungsanalyse
wurden durchgeführt
wie von Sambrook et al. beschrieben (Sambrook, J., Fritsch, E. F.
und Maniatis, T. (1989) Molecular Cloning; A laboratory manual.
2. Auflage, Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY).
Chromosomale DNA wurde mittels des anderswo beschriebenen Verfahrens
(High, N. J., Deadman, M. E. und Moxon, E. R. (1993) Mol. Microbiol.
9: 1275-1282) aus Haemophilus präpariert.
-
Abgesehen
von lgtF, wurden mutmaßliche
H. influenzae-LPS-Biosynthesegene kloniert und mutiert wie zuvor
berichtet (Hood, D. W., Deadman, M. E., Allen, T., Masoud, H., Martin,
A., Brisson, J. R. Fleischmann, R., Venter, J. C., Richards, J.
C. und Moxon, E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22: 951-965). Für den lgtF-Locus
wurden die Oligonukleotidprimer
- lgtFa
(5'-TGGTGGTGGGCAAGACGC-3')
- und lgtFb
(5'-AGCCTGAATTCGACAGCC-3')
aus
der Genomsequenz des Stamms Rd designt, um ein 1461 Bp-Fragment
einschließlich
HI0653 über
die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zu amplifizieren. Die PCR-Bedingungen
waren: für
1 Minute Denaturierungsperioden (94°C), Annealing (50°C) und Polymerisation
(72°C) für 30 Zyklen.
Es wurde 1 μl
PCR-Produkt mit 50 ng Plasmid pT7 Blue (Novagen) ligiert und in
den E. coli-Stamm DH5α transformiert.
Es wurden aus Transformanten rekombinante Plasmide hergestellt und
anschließend
durch Restriktionsendonuklease-Verdauung
und Sequenzierung von plasmidspezifischen Primern bestätigt (Hood,
D. W., Deadman, M. E., Allen, T., Masoud, H., Martin, A., Brisson,
J. R. Fleischmann, R., Venter, J. C., Richards, J. C. und Moxon,
E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22: 951-965). Das lgtF-Gen wurde durch
Insertieren einer Kanamycin-Resistenzkassette (freigesetzt durch
die Verdauung mit EcoR1 von pUC4Kan, Pharmacia) in eine MunI-Restriktionsstelle
257 bp innerhalb des 5'-Endes
von HI0653, um das Plasmid pDQ1 zu bilden.
-
Konstruktion von Mutantenstämmen
-
Es
wurden 2-3 μg
linearisiertes Plasmid, enthaltend mutierte LPS-Biosynthesegene,
verwendet, um den H. influenzae-Stamm RM118 mittels des MIV-Verfahrens
zu transformieren (Herriot, R. M., Meyer, E. M. und Vogt, M. J.
(1970) J. Bacteriol 101: 517-524)
und die Transformanten wurden auf Kanamycin selektiert. Um den Stamm
RM118lic1 zu konstruieren, wurde RM118 mit 5 μg gescherter chromosomaler DNA
transformiert, die aus der entsprechenden RM153-Mutante isoliert
war. Der Stamm RM118lic2A wurde konstruiert durch Transformation
von RM118 mit 1 μg
eines PCR-Produkts einschließlich
lic2A und des benachbarten Gens ksgA amplifiziert aus dem Stamm
RM153lic2A. In der PCR wurden die Primer
- L2A
5'-CTCCATATTACATAAT-3'
- und L2D
5'-AAACACTTAGGCCATACG-3'
unter
Bedingungen wie zuvor beschrieben verwendet. Alle Transformanten
wurden mittels Re-Kultivierung auf geeigneten BHI/Antibiotikum-Platten überprüft und wurden
anschließend
mittels PCR-Amplifikation und/oder Southern Blotting/Hybridisierung
von Endonuklease-verdauter DNA als Mutanten bestätigt.
-
lpsAlic1-Mutante.
Der lic1-Locus wurde identifiziert, durch Transfer einer Bank von
DNA-Fragmenten, die
aus dem Stamm RM7004 kloniert waren, der LPS-Epitope exprimiert,
die von den monoklonalen Antikörpern
(mAb) 4C4, 6A2 und 12D9 erkannt werden, in den Stamm RM118, der
in seinem LPS von Natur aus keines dieser Epitope exprimiert. Es
wurde ein kloniertes 4,4 kb-Fragment von DNA, das den mAbs 6A2 und
12D9 Reaktivität
verleiht, sequenziert und es wurden 4 offene Leserahmen (ORFs) identifiziert.
Diese 4 ORFs wurden zusammen ausgeknockt, durch Deletion eines 2,7
kb-ClaI/EcoRV-Fragments aus der klonierten DNA und Ersetzen mit
einer Tetrazyklin-Resistenzkassette aus dem Plasmid pHVT1. Dieses
Konstrukt wurde verwendet, mittels homologer Rekombination nach
der Transformation eine lic1-Mutation im Stamm RM7004 und dann in
Stamm RM118 zu bilden.
-
Das
lpsA-Gen wurde aus der Genomsequenz des Stamms Rd als ein Homolog
eines Gens identifiziert, das eine Glykosyltransferase in Pasteurella
haemolytica kodiert. Das Gen wurde über die Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) unter Verwendung von Primern amplifiziert, welche aus der
Rd-Genomsequenz designt waren. Das PCR-Produkt wurde in das Plasmid
pT7 Blue kloniert und anschließend
wurde das Gen durch Verdauung mit NsiI und Insertion einer Kanamycin-Resistenzkassette,
die durch Verdauung von pUC4kan mit PstI erhalten wurde, zerstört. Das
resultierende Plasmid wurde linearisiert und anschließend dazu
verwendet, die Stämme
RM118 und NTHi1003 zu transformieren. Die Transformanten wurden
mittels PCR überprüft, um Mutanten
zu bestätigen.
-
Die
Doppelmutantenstämme
RM118lpsAlic1 (synonym bezeichnet als RdlpsAlic1 oder Rdlic1lpsA) und
1003lpsAlic1 (synonym bezeichnet als 1003lic1lpsA) wurden konstruiert,
durch Transformieren von jeder der RM118- und 1003lpsA-Mutanten
mit chromosomaler DNA, die von dem RM118lic1-Mutantenstamm stammte.
Die Doppelmutantenstämme
wurden durch PCR-Analyse der relevanten Loci bestätigt und
der Hintergrund der Stämme
wurde durch Restriktionsenzym-Verdauung und Vergleich der Muster
der DNA-Fragmente auf Gelen mit den relevanten Wildtypstämmen bestätigt.
-
Anschließend wurden
die Stämme
unter Verwendung einer Reihe von mAbs überprüft, von denen ein jeder spezifisch
für bestimmte
LPS-Epitope ist. In jedem Fall hatten die RM118- und 1003 lpsAlic1-Doppelmutantenstämme die
Reaktivität
gegenüber
dem mAb TEPC-15 verloren, einem Antikörper, der im Vergleich zum Wildtyp
spezifisch für
Phosphocholin ist. Der Einbau von Phosphocholin in H. influenzae-LPS
ist abhängig
vom lic1-Locus. Das von den Mutantenstämmen stammende LPS wurde ebenfalls
auf Polyacrylamidgelen fraktioniert und mit dem relevanten Wildtyp-LPS
verglichen. In jedem Fall wies der Doppelmutantenstamm LPS auf, das
im Vergleich zu dem aus Wildtypstämmen verkürzt war.
-
Analyse von Lipopolysacchariden
durch Immunblotting
-
Die
Reaktivität
der Wildtyp- und Mutantenstämme
des H. influenzae-Stamms RM118 gegenüber LPS-spezifischen monoklonalen
Antikörpern
wurde wie von Roche et al. beschrieben analysiert (Roche, R. J., High,
N. J. und Moxon, E. R. (1994) FEMS Microbiol Lett. 120:279-284).
-
Analyse von Lipopolysaccharid
durch Elektrophorese
-
Die
Muster von aus Wildtyp- und Mutantenstämmen isoliertem LPS wurden
nach der Fraktionierung durch Tricin-SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese
(T-SDS-PAGE) bestimmt (Lesse, A. J., Campagnari, A. A., Bittner,
W. E. und Apicella, M. A. (1990) J. Immunolog. Methods 126: 109-117)
wie zuvor beschrieben (Hood, D. W., Deadman, M. E., Allen, T., Masoud,
H., Martin, A., Brisson, J. R., Fleischmann, R., Venter, J. C., Richards,
J. C. und Moxon, E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22:951-965).
-
Strukturelles Fingerprinting
von Lipopolysacchariden
-
Es
wurden Zellen aus 10 L Batchkulturen (10 Teile eines Liters) nach
Wachstum über
Nacht geerntet, LPS wurde mittels des heißen Phenol-Wasser-Verfahrens
(Westphal, O. und Jann, K. (1965) Meth. Carbohydr. Chem. 5:83-91)
extrahiert, gefolgt von Ethanolpräzipitation, wie von Thibault
und Richards beschrieben (Thibault, P. und Richards, J. C. (2000)).
Das LPS wurde mittels wiederholter Ultrazentrifugation (105.000
g, 4°C, 2 × 5 h) gereinigt
und es wurden Proben als deren O-deacylierte Derivate (LPS-OH) analysiert.
Die O-Deacylierung wurde erreicht durch Mischen des LPS (1-10 mg)
mit wasserfreiem Hydrazin (0,2-1,0 mL) bei 37°C für 1 h, wie zuvor beschrieben
(Holst, O., Broer, W., Thomas-Oates, J. E., Mamat, U. und Brade,
H. (1993) Eur. J. Biochem. 214:703-710). Zucker wurden durch Gas-Flüssigkeitschromatographie-Massenspektrometrie (GLC-MS)
als deren Alditolacetate identifiziert, wie zuvor beschrieben (Jarosik,
G. P. und Hansen, E. J. (1994) Infect. Immun. 62:4861-4867). Die
Bindungsanalyse erfolgte im Anschluss an die Acetylierung der Oligosaccharide
mit Essigsäureanhydrid
(0,5 mL) und 4-Dimethylaminopyridin (0,5 mg) bei Raumtemperatur
für 24
h. Dann wurde peracetyliertes Material mit Methyliodid in Dimethylsulfoxid
in der Anwesenheit von Lithiummethylsufinylmethanid behandelt, um
die methylierten Oligosaccharide hervorzubringen, welche unter Verwendung
einer SepPakTM-C18-Kartusche gewonnen und einer Zuckeranalyse
unterworfen wurden (Blakeney, A. B. und Stone, B. A. (1985) Carbohydr.
Res. 140:319-324). Die relativen Anteile der verschiedenen Alditolacetate
und teilweise methylierten Alditolacetate, die in Zucker- und Methylierungsanalysen
erhalten wurden, wurden von der Detektorantwort der GLC-MS gemessen
uns sind nicht korrigiert. Die GLC-MS wurde durchgeführt mit
einem Delsi Di200TM Chromatographen, ausgestattet
mit einem NERMAG R10-10HTM Quadrupol-Massenspektrometer
oder mit einem Varian IontrapTM-System unter
Verwendung einer DB-5 eingegossenen Siliziumdioxidkapillarsäule (25
m × 0,25
mm × 0,25 μm) und einem
Temperaturgradienten von 160°C
(1 min) → 250°C bei 3°C/min. Es
wurde eine Elektrospray-Ionisations-Massenspektrometrie (ESI-MS)
in einem VG QuattroTM Massenspektrometer
(Micromass, Manchester, UK) im Negativionenmodus durchgeführt. Proben
wurden in Wasser gelöst
und anschließend
im Verhältnis
1:1 mit 50% wässrigem
Acetonitril, enthaltend 1 % Essigsäure, gemischt. Probenlösungen wurden über eine
Spritzenpumpe in ein fließendes
Lösungsmittel
aus H2O:CH3CN (1:1)
bei einer Durchflussrate von 5 μL/min
injiziert. Es wurden nach einigen Lyophilisierungen mit D2O eindimensionale (1D) 1H-NMR-Spektren
bei 500 MHz für
Lösungen
in Deuteriumoxid bei 22°C
auf einem Bruker AMX 500TM-Spektrometer
aufgenommen. Um die spektrale Auflösung zu verstärken wurden
Perdeutero-EDTA (2 mM) und Perdeutero-SDS (10 mg/mL) zu den D2O-Lösungen
hinzugegeben (Risberg, A., Schweda, E. K. H. und Jansson, P.-E.
(1997) Eur. J. Biochem. 243:701-707). Chemische Verschiebungen werden
auf die Methylprotonenresonanz (δ;
2,225 ppm) von internem Aceton bezogen.
-
Analyse der enzymatischen
Aktivität
von LgtC und LgtD
-
Das
durch lgtD kodierte Enzym wurde mit dem synthetischen Akzeptor FCHASE-PK unter Verwendung von Kapillarelektrophorese
zur Detektion des Produkts untersucht. Die Kapillarelektrophorese
wurde im Wesentlichen wie bereits früher beschrieben durchgeführt (Wakarchuk,
W., Martin, A., Jennings, M. P., Moxon, E. R. und Richards, J. C.
(1996) J. Biol. Chem. 271: 19166-1917). FCHASE-PK wurde
aus FCHASE-Lac unter Verwendung des LgtC-Enzyms aus Neisseria meningitidis
synthetisiert, wie bereits beschrieben (Wakarchuk, W. W., et al.,
Protein Eng. 11: 295-302, 1998). Die Reaktionsbedingungen waren
0,5 mM Akzeptor, 1 mM UDP-GalNAc, 50 mM HEPES-NaOH pH 7,0, 10 mM
MgCl2, 10 mM MnCl2.
Der Extrakt wurde durch Sonifikation der Zellen und nachfolgendes
Sammeln der Membranfraktion mittels Zentrifugation bei 100.000 × g für 30 Minuten
hergestellt. Sowohl RM118 als auch die Mutante RM118:lgtD wurden
analysiert. Die kleine Menge an Produkt wurde mittels TLC isoliert,
wie bereits beschrieben (Wakarchuk, W., Martin, A., Jennings, M.
P., Moxon, E. R. und Richards, J. C. (1996) J. Biol. Chem. 271:
19166-1917). Da die Umwandlung in Produkt nur gering war, wurde
ebenfalls einiges des Ausgangsmaterials mit isoliert. Das gewonnene
Gemisch wurde in zwei gleiche Teile aufgeteilt und anschließend mit β-Hexosaminidase
behandelt, wie vom Enzymhersteller (NEB) empfohlen. Es wurde gezeigt,
dass das Produkt der LgtD-Reaktion eine β-anomere Spezifität durch
Verdauung mit β-Hexosaminidase
aufweist.
-
Die
Aktivität
für LgtC
lag unterhalb des Limits der Detektion in Extrakten von RM118, daher
wurde das Gen in einen Expressionsvektor kloniert und die Aktivität wurde
in E. coli untersucht. Das Gen wurde mittels PCR amplifiziert (wie
zuvor beschrieben), unter Verwendung der Primer
- lgtCa
5' GGG GGG CAT ATG
GGA CGG ACT GTC AGT CAG ACA ATG
- und lgtCb
5' GGG
GGG GTC GAC TCA TTA ATT ATC TTT TAT TCT CTT TCT TAATC.
-
Das
Gen wurde dann an den NdeI- un SalI-Stellen in pCWori plus insertiert, ähnlich wie
es für
lgtC aus N. meningitidis beschrieben wurde (Wakarchuk, W. W., et
al., Protein Eng. 11:295-302, 1998). Sonifizierte Rohextrakte des
rekombinanten Klons wurden mit 1 mM FCHASE-Lac, 1 mM UDP-Gal, 10
mM MnCl2, 5 mM DTT, 50 mM HEPES pH 7,5 untersucht.
Es wurde gezeigt, dass das Enzym in E. coli instabil war und innerhalb
weniger Stunden nach der Herstellung der Extrakte untersucht werden
musste (Daten nicht gezeigt). Das Produkt der Enzymreaktion wurde
mittels spezifischer Glykosidaseverdauung, Massenspektrometrie und
Co-Chromatographie mit authentischem FCHASE-PK analysiert
(Daten nicht gezeigt).
-
Konstruktion
und Screening von Mutantenstämmen
-
Der
wie zuvor beschrieben hergestellte Mutantensatz wurde dazu verwendet,
die genetische Basis der Biosynthese des Oligosaccharidanteils von
LPS aus dem H. influenzae-Stamm RM 118, dem Indexstamm, von dem
die komplette Genomsequenz abgeleitet wurde, im Detail zu untersuchen.
In Tabelle 1 sind die von uns untersuchten Gene aufgelistet. Von
den DNA-Konstrukten,
die dazu verwendet wurden, die Mehrzahl dieser Gene zu mutieren,
wurde bereits berichtet (Hood, D. W., Deadman, M. E., Allen, T.,
Masoud, H., Martin, A., Brisson, J. R., Fleischmann, R., Venter,
J. C., Richards, J. C. und Moxon, E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22: 951-965).
Jedes Konstrukt bestand aus einem Plasmidvektor, in den ein mutmaßliches
LPS-Gen mit einem Kanamycin-Resistenzgen, insertiert innerhalb des
5'-Endes (erstes
Drittel) des vorhergesagten Leserahmens, kloniert wurde. Es gab
kein offensichtliches Kandidaten-Gen, das für das Addieren der Glukose
an die erste Heptose (HepI) verantwortlich wäre. Das Durchsuchen der Rd-Genomsequenz-Datenbank
mit der lgtF-Sequenz
aus Neisseria ergab eine Übereinstimmung
(31% Identifikation über
247 Aminosäuren)
mit dem Leserahmen HI0653. lgtF wurde mittels PCR aus chromosomaler
DNA der Stämme
RM118 und RM153 amplifiziert. Das klonierte Produkt aus dem Stamm
RM118 wurde durch Insertion einer Kanamycinkassette inaktiviert,
um das Plasmid pDQ1 zu bilden, und dann zur Transformation von H.
influenzae-Stämmen
verwendet. Bei lic1 und lic2A handelt es sich um phasenvariable
LPS-Biosynthese-Loci (High, N. J., Deadman, M. E. und Moxon, E.
R. (1993) Mol. Microbiol. 9:1275-1282; Weiser, J. N., Love, J. M.
und Moxon, E. R. (1989) Cell 59: 657-665). Es wurde gezeigt, dass
lic1 an der Addition von PCho-Gruppen an H. influenzae-LPS beteiligt
ist (Weiser, J. N., Shchepetov, M. und Chong, S. T. H. (1997) Infect.
Immun. 65: 943-950). Für
jeden Locus wurde der Stamm RM118 unter Verwendung der mutierten
Genkonstrukte (10-105 Transformanten μg Input DNA)
transformiert. Für
die meisten Loci war RM118 die Quelle der DNA, die kloniert worden
war, doch in einigen Fällen
wurde von dem Stamm RM153 abgeleitete DNA als Donor verwendet, ohne
Veränderung
der Transformationseffizienz. Es wurden Gene, verantwortlich für die Synthese
des ersten Zuckers Kdo (kdsA, kdsB), der zu Lipid A addiert wird,
sowie die Kdo-Transferase
(kdtA) aus der Genomsequenz identifiziert (Fleischmann, R. D., Adams,
M. D., White, O., Clayton, R. A., Kirkness, E. F., Kerlavage, A.
R., Butt, C. J., Tomb, J.-F., Dougherty, B. A., Merrick, J. M.,
Mc Kenney, K., Sutton, G., FitzHugh, W., Fields, C., Gocayne, J.
D., Scott, J., Shirley, R., Liu, L.-I., Glodek, A., Kelley, J. M.,
Weidman, J. F., Phillips, C. A., Spriggs, T., Hedblom, E., Cotton,
M. D., Utterback, T. R., Hanna, M. C., Nguyen, D. T., Saudek, D.
M., Brandon, R. C., Fine, L. D., Fritchman, J. L., Fuhrmann, J.
L., Geoghagen, N. S. M., Gnehm, C. L., McDonald, L. A., Small, K.
V., Fraser, C. M., Smith, H. O. und Venter, J. C. (1995) Science
269:496-512). Versuche, Stämme
zu konstruieren, die in dem kdtA-Gen mutiert waren, unter Verwendung
einer Reihe von Plasmidkonstrukten, brachten keinerlei Transformanten
hervor. Dies ist ähnlich
zu den Ergebnissen mit Typ-b-Stämmen (Hood,
D. W., Deadman, M. E., Allen, T., Masoud, H., Martin, A., Brisson,
J. R., Fleischmann, R., Venter, J. C., Richards, J. C. und Moxon,
E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22:951-965) und es wird angenommen,
dass es an der fehlenden Lebensfähigkeit
dieser Mutante liegt. Es wurde aus RM118 und den isogenen Mutantenstämmen isoliertes
LPS mittels T-SDS-PAGE analysiert (Daten nicht gezeigt). Es wurden
Stämme,
die in Genen mutiert waren, die höchstwahrscheinlich Glykosyltransferasen
für die
RM118-Oligosaccharidsynthese
kodieren, und die im Vergleich zum Wildtyp bei T-SDS-PAGE ein verändertes
Muster von LPS-Banden aufwiesen (1), für eine detaillierte
Strukturanalyse ihres LPS ausgewählt,
wie nachfolgend beschrieben. Es wurde ebenfalls eine Mutante untersucht,
in der der lic1-Locus inaktiviert ist.
-
Strukturelle Charakterisierung
von LPS
-
Eine
Analyse von LPS aus dem Stamm RM118 durch T-SDS-PAGE zeigte ein
heterogenes Muster von Banden, das hinsichtlich der elektrophoretischen
Mobilität
Populationen mit LPS niedriger molekularer Masse entsprach, die
sich aus Lipid A und Oligosaccharidkomponenten zusammensetzen, die
sich in der Anzahl von angehefteten Zuckerresten unterscheiden (1).
Der Anmelder zeigte bereits, dass der Stamm RM118, gezüchtet unter ähnlichen
Bedingungen, Populationen von LPS exprimiert, die drei bis fünf an einem
gemeinsamen inneren Kernelement angeheftete Glykosereste enthalten
(Risberg, A., Masoud, H., Martin, A., Richards, J. C., Moxon, E.
R. und Schweda, E. K. H. (1999) Eur. J. Biochem., 261: 171-180). LPS aus den
Stämmen
mit Mutationen in lic1, lgtF und lgtD zeigten ähnliche komplexe Bandenmuster,
während
die aus den Stämmen
mit Mutationen in lgtC, lic2A, lpsA, orfH, rfaF und opsX weniger
komplexe Bandenmuster ergaben, die Banden umfassten, die konsekutiv
höhere
Mobilitäten
aufwiesen, übereinstimmend
mit den sukzessiven Zuckerdeletionen. Eine Identifikation der Natur
und der Position der Zuckerdeletionen in den LPS-Proben aus Mutantenstämmen wurde
mittels komparativer Strukturanalyse erreicht. Nach dem Wachstum
in Flüssigkultur
wurde LPS aus isogenen Mutanten des Stamms RM118 extrahiert. Es erfolgte
unter Verwendung von EST-MS und 1D 1H-NMR-Analyse
von O-deacylierten LPS (LPS-OH)-Proben ein strukturelles Fingerprinting,
gefolgt von einer Behandlung mit wasserfreiem Hydrazin. Zusätzlich wurden
Glykose- und Bindungsanalysen mit intakten LPS-Proben durchgeführt. Ein
Vergleich der Daten, die von Mutantenstämmen erhalten wurden, die spezifisch inaktivierte
mutmaßliche
Glykosyltransferasegene enthalten, mit denen aus dem Strukturmodell
für die
Globotetraose, die RM118 LPS enthält (Risberg, A., Masoud, H.,
Martin, A., Richards, J. C., Moxon, E. R. und Schweda, E. K. H.
(1999) Eur. J. Biochem., 261:171-180) etablierte die ausschlaggebenden
Strukturmerkmale der veränderten
LPS-Glykoformen.
ESI-MS stellt ein wertvolles Werkzeug zur Erforschung der strukturellen
Zusammensetzung von LPS mit niedriger molekularer Masse dar (Gibson,
B. W., Melaugh, W. Phillips, N. J., Apicella, M. A., Campagnari,
A. A. und Griffiss, J. M. (1993) J. Bacteriol 175: 2702-2712; Masoud,
H., Moxon, E. R., Martin, A., Krajcarski, D. und Richards, J. C.
(1996) Biochem. 36: 2091-2103; Risberg, A., Masoud, H., Martin,
A., Richards, J. C., Moxon, E. R. und Schweda, E. K. H. (1999) Eur.
J. Biochem. 261: 171-180; Risberg, A., Schweda, E. K. H. und Jansson,
P.-E. (1997) Eur. J. Biochem. 243: 701-707; Phillips, N. J., McLaughlin,
R., Miller, T. J., Apicella, M. A. und Gibson, B. W. (1996) Biochem.
35: 5937-5947). Die ESI-MS-Daten, die im Negativionenmodus auf den
O-deacylierten LPS Proben erhalten wurden, sind in Tabelle 2 dargestellt.
Die LPS-OH-Proben aus den Mutantenstämmen lieferten Daten, die der
Anwesenheit von Oligosacchariden entsprechen, die über Kdo-4-Phosphat mit einem
gemeinsamen O-deacylierten Lipid A-Rest verbunden sind, unterschiedlich
bezüglich
der Anzahl von Heptose-, Hexose- und Phosphat-enthaltenden Substituenten
(Phillips, N. J., Apicella, M. A., Griffiss, J. M. und Gibson, B.
W. (1992) Biochem. 31: 4515-4526; Masoud, H., Moxon, E. R., Martin,
A, Krajcarski, D. und Richards, J. C. (1996) Biochem. 36: 2091-2103;
Risberg, A., Masoud, H., Martin, A., Richards, J. C., Moxon, E.
R. und Schweda, E. K. H. (1999) Eur. J. Biochem. 261:171-180; Schweda, E.
K. H., Hegedus, O. E., Borrelli, S., Lindberg, A. A., Weiser, J.
W., Maskell, D. J. und Moxon, E. R. (1993) Carbohydr. Res. 246:319-330;
Schweda, E. K. H., Jansson, P.-E., Moxon, E. R. und Lindberg, A.
A. (1995) Carbohydr. Res. 272: 213-224; Risberg, A., Schweda, E.
K. H. und Jansson, P.-E. (1997) Eur. J. Biochem. 243: 701-707; Phillips,
N. J., McLaughlin, R., Miller, T. J., Apicella, M. A. und Gibson,
B. W. (1996) Biochem. 35: 5937-5947).
-
opsX-Mutante.
Die Inaktivierung von opsX führte
zur Bildung von Deep-Rough-LPS, das keine Heptose- oder Hexosereste
enthielt, sondern lediglich ein phosphoryliertes Kdo, angeheftet
am Lipid A-Rest (Tabelle 2). Wir haben bereits zuvor gezeigt, dass
eine Mutation im opsX-Gen des H. influenzae-Typ-b-Stamms RM153 zu
einer Verkürzung
des LPS zwischen HepI und Kdo führt
(Hood, D. W., Deadman, M. E., Allen, T., Masoud, H., Martin, A.,
Brisson, J. R., Fleischmann, R., Venter, J. C., Richards, J. C.
und Moxon, E. R. (1996) Mol. Microbiol. 22: 951-965). Eine MS-MS-Analyse
dieser LPS-OH-Probe durch kollisionale Niedrigenergieaktivierung des
doppelt geladenen molekularen Ions (m/z 625) ergab ein großes Fragmention
bei m/z 951 (Lipid A-OH), das aus der Spaltung der Kdo-β-D-Glukosamidbindung
entstand (Daten nicht gezeigt). Die Masse dieses Fragmentions entspricht
der für
H. influenzae-Lipid A-OH erwarteten. (Helander, I. M., Lindner,
B., Brade, H., Altmann, K., Lindberg, K. K., Rietschel, E. T. und
Zahringer, U. (1988) Eur. J. Biochem. 177: 483-492). Es ist offensichtlich,
dass opsX-Mutanten von RM118 und RM153 LPS exprimieren, das dem
aus dem bereits zuvor charakterisierten Mutantenstamm Rdisn (I69) ähnlich ist
(Helander, I. M., Lindner, B., Brade, H., Altmann, K., Lindberg,
K. K., Rietschel, E. T. und Zahringer, U. (1988) Eur. J. Biochem.
177: 483-492; Preston, A., Maskell, D., Johnson, A. und Moxon, E.
R. (1996) J. Bacteriol 178: 396-402). Der I69-LPS-Phänotyp ergibt
sich aus einer Mutation im Heptose-Biosynthesegen gmhA (Brook, J.
S. und Valvano, M. A. (1996) J. Bacteriol. 178: 3339-3341), was
den Mutantenstamm außer
Stande versetzt, Heptose an sein LPS zu addieren.
-
rfaF-Mutante. 1H-NMR-Analyse von LPS-OH aus RM1118rfaF
zeigte, zusätzlich
zu der erwarteten 1H-Resonanz von dem α-gebundenen
Glukosaminrest von Lipid A, eine anomere Protonenresonanz (5,19 ppm)
im Lowfield-Bereich von einer einzelnen Heptoseeinheit. Eine Zuckeranalyse
bestätigte,
dass der Hep-Rest L-Glycero-D-Manno-Heptose ist. Dementsprechend
wurde das ESI-MS-Spektrum von einem einzelnen im Überfluss
vorhandenen doppelt geladenen Ion bei m/z 721,6 dominiert, was der
Struktur Hep1-Kdo-Lipid A-OH entsprach (Tabelle 2).
-
orfH-Mutante.Organismen,
in denen das orfH-Gen inaktiviert ist, ergaben ein Gemisch von LPS-Glykoformen,
von denen jede zwei Hep-Reste enthielt, wie durch die ESI-MS-Daten
belegt (Tabelle 2). Zusätzlich zu
der hauptsächlichen
Population von Glykoformen, die einen zusätzlichen Hep-Rest enthalten,
d.h. Hep2·PEtn0-2Kdo-Lipid
A-OH, im Vergleich zu RM118rfaF-LPS, waren Spezies, die eine Hex-PCho-Einheit
enthalten. Eine Zuckeranalyse zeigte die Anwesenheit von D-Glukose
an und die PCho-Methylprotonen lieferten ein intensives Signal in
der 1H-NMR bei 3,24 ppm. Wie erwartet reagierte
LPS aus diesem Stamm mit TEPC-15, einem für PCho spezifischen monoklonalen
Antikörper
(mAb) (Weiser, J. N., Shchepetov, M. und Chon, S. T. H. (1997) Infect.
Immun. 65:943-950), in Immunblot-Experimenten.
Eine Bindungsanalyse offenbarte die Anwesenheit von terminalen Hep-,
3-substituierten
Hep- und 3,4-disubstituierten Hep-Resten (Tabelle 3). Auf der Basis
der Struktur des Elternstamms entsprechen diese Daten der Tatsache,
dass RM118orfH die Fähigkeit
aufweist, LPS hervorzubringen, das die beiden hauptsächlichen
Glykoformstrukturen 1 und 2 exprimiert (PEtn weist eine partielle
Substitution auf).
-
-
Das
Vorkommen von zwei Banden für
das LPS aus RM118orfH bei der Analyse mittels T-SDS-PAGE (1) entspricht
dieser Schlussfolgerung.
-
lpsA-Mutante.
Eine ESI-MS-Analyse von LPS-OH aus RM118lpsA zeigte an, dass dieses
Glykoformen enthält,
die im Vergleich zu RM118orfH einen zusätzlichen Hep-Rest aufweisen
(Tabelle 2), wobei die Phosphocholin-enthaltende Hex1-Glykoform
die hauptsächliche
LPS-Spezies ist (2). Eine Bindungsanalyse war
in Übereinstimmung
mit der sequentiellen Addition der Heptose an die terminale Hep
in Struktur 2 (Tabelle 3). Dementsprechend zeigte das 1H-NMR-Spektrum
dieser O-deacylierten Probe das charakteristische Muster im Lowfield-Bereich
(5,0-6,0 ppm) für
das innere Kernelement der LPS-Tri-Heptose (HepII, 5,76 ppm; HepI/HepIII,
5,16/5,15 ppm) aus H. influenzae (3) (Risberg,
A., Masoud, H., Martin, A., Richards, J. C., Moxon, E. R. und Schweda,
E. K. H. (1999) Eur. J. Biochem. 261:171-180). Diese Daten stimmen
damit überein,
dass das von RM118lpsA abgeleitete LPS die Struktur 3 aufweist (2,
Tabelle 4).
-
lic2A-Mutante.
Eine ESI-MS-Analyse der O-deacylierten LPS-Proben aus dem Stamm
RM118lic2A offenbarte die Anwesenheit von Hex2-Glykoformen als die
hauptsächlichen
LPS-Spezies (Tabelle 2). Eine Zusammensetzungsanalyse der LPS aus
RM118lic2A zeigte an, die Anwesenheit von D-Glukose als der einzigen neutralen
Hexose, die durch Bindungsanalyse als ein terminaler Rest bestimmt
wurde (Tabelle 3). Ein signifikanter Anteil von 2-gebundenen Heptoseresten
wurde ebenfalls durch Bindungsanalyse offenbart. Es ist bemerkenswert,
dass keine 2-substituierten Heptosereste in der LPS-Probe aus der
lpsA-Mutante detektiert
wurden, aufgrund der Substitution dieses Rests durch PEtn-Gruppen
(vgl. Struktur 3), die unter den im Bindungsanalyseverfahren angewandten
Hydrolysebedingungen nicht einfach zu spalten sind. In Übereinstimmung
mit diesen Erkenntnissen kann die Schlussfolgerung gezogen werden,
dass sich LPS aus der lic2A-Mutante dahingehend von dem aus der
lpsA-Mutante unterscheidet, dass es an der 2-Position von HepIII
einen Glukoserest trägt,
wie in Struktur 4 gezeigt ist (Tabelle 4). Das Vorhandensein eines
zusätzlichen 1H-NMR-Signals bei 4,65 ppm zeigte an, dass
das terminale D-Glcp die β-Konfiguration aufweist,
wobei der ins obere Feld verschobene Wert der Resonanz für HepII
(5,58 ppm) im Vergleich zu dem des unsubstituierten Analogs (5,76
ppm) auf die 1,2-Bindung
an HepIII hindeutet (Struktur 4) (Masoud, H., Moxon, E. R., Martin,
A., Krajcarski, D. und Richards, J. C. (1996) Biochem. 36: 2091-2103;
Schweda, E. K. H., Hegedus, O. E., Borrelli, S., Lindberg, A. A.,
Weiser, J. W., Maskell, D. J. und Moxon, E. R. (1993) Carbohydr.
Res. 246, 319-330; Schweda, E. K. H., Jansson, P.-E., Moxon, E.
R. und Lindberg, A. A. (1995) Carbohydr. Res. 272: 213-224).
-
lic3A-Mutante.
In ähnlicher
Weise wurde eine Mutante erzeugt, die die Untersuchung von sialylierten Glykoformen
gestattet. Diese Studien bestätigten
den Verlust von Sialsäure
in der relevanten lic3A-Mutante. Die Erzeugung der Mutante ist in
Hood et al., Mol. Microbiol. 39:341-350, 2001, beschrieben. Es wurde
gefunden, dass die sialylierte Glykoform in Stämmen, die eine Zerstörung des
lic3A-Gens aufweisen, nicht vorhanden ist. Es wurde gezeigt, dass
lic3A eine Sialyltransferaseaktivität aufweist, die durch die Wirkung
einer anderen phasenvariablen Glykosyltransferase, LgtC, modifiziert
wird, die um den gleichen Laktosylakzeptorrest konkurriert.
-
lgtC-Mutante.
In der RM118lgtC-Mutante offenbarte eine ESI-MS-Analyse der O-deacylierten LPS-Probe
die Anwesenheit von Hex3-Glykoformen. Eine Zuckeranalyse zeigte
an, dass LPS aus der lgtC-Mutante D-Galaktose enthält, von
der mittels Bindungsanalyse gefunden wurde, dass sie als ein terminaler
Rest vorhanden ist (Tabelle 3). Die Bindungsanalyse offenbarte ebenfalls
4-gebundene D-Glcp-Reste, was damit übereinstimmt, dass die hauptsächliche
Hex3-Glykoform (Tabelle 3) bei HepIII durch einen Laktoserest substituiert
wird (Struktur 5). Das 1H-NMR-Spektrum des
LPS-OH ist identisch mit dem, von dem wir bereits zuvor berichteten
(Risberg, A., Masoud, H., Martin, A., Richards, J. C., Moxon, E.
R. und Schweda, E. K. H. (1999) Eur. J. Biochem. 261: 171-180),
für die
Laktose, die eine Hex3-LPS-Glykoform enthält, die in dem Elternstamm
vorhanden ist. In N. meningitidis wurde gezeigt, dass das lgtC-Gen
eine 1,4-α-Galaktosyltransferase
kodiert (Wakarchuk, W. W., Cunningham, A. M., Watson, D. C. und
Young, N. M. 1998. Role of paired basic residues in the expression
of active recombinant galactosyltransferases from the bacterial
pathogen Neisseria meningitidis. Protein Eng. 11: 295-302). Eine ähnliche
Funktion wurde für
lgtC aus RM118 gezeigt, durch Untersuchung der Transferaseaktivität des rekombinanten
Enzyms und durch die Analyse des LPS aus der RM118lgtC-Mutante.
-
lgtD-Mutante.
Es wurden von H. influenzae-RM118 eine Mischung aus Hex3- und Hex4-LPS-Glykoformen hervorgebracht,
in denen das lgtD-Gen inaktiviert ist (Tabelle 2). Dem entsprechend
wurden bei der T-SDS-PAGE-Analyse des LPS zwei Banden beobachtet,
von denen die eine hinsichtlich der elektrophoretischen Mobilität der der
lgtC-Mutante entsprach und eine andere eine langsamer migrierende
Bande war (1). LPS aus diesem Mutantenstamm
enthielt terminale und 4-gebundene D-Galp-Reste (Tabelle 3). Ein Vergleich
der 1D-1H-NMR-Spektren mit denen des Elternstamms
und seiner lgtC-Mutante deutete auf das Vorhandensein einer α-D-Galp-(1→4)-β-D-Galp-Einheit
in der Hex4-Glykoform hin, wobei ein Signal bei 5,01 ppm den terminalen α-D-Galp-Rest
anzeigt (Struktur 6) (Tabelle 4). Das lgtD-Genprodukt wurde mit
dem synthetischen Akzeptor FCHASE-PK auf
Glykosyltransferaseaktivität
hin untersucht. Ein Vergleich des Elternstamms RM118 mit den lgtD-Mutantenstämmen im
CE-Assay zeigte den Verlust der β-GalpNAc-Transferaseaktivität in der
Mutante (4).
-
lgtF-Mutante.
Die Mutation des lgtF--Gens in H. influenzae ergab einen Stamm,
dessen LPS weder mit dem mAb TEPC-15 reagierte (Daten nicht gezeigt)
noch das charakteristische PCho-Methylprotonensignal (3,24 ppm)
in seinem 1H-NMR-Spektrum zeigte. Eine Bindungsanalyse
zeigte an, dass dem LPS der terminale β-D-Glcp-Rest fehlte, der nur
mono-3-substituierte
HepI-Reste enthält
(Tabelle 3). Es wurde eine ähnliche
Verteilung von Glykoformen wie sie in dem LPS des Elternstamms gefunden
wurde, die sich in der Länge
der Oligosaccharidkette ab HepIII unterscheiden, für LPS-OH
aus der lgtF-Mutante in deren ESI-MS beobachtet (Tabelle 2). Es
ist bemerkenswert, dass die volle Ausdehnung der Globotetraoseeinheit
von HepIII sowohl in der Abwesenheit als auch in der Anwesenheit
des β-D-Glcp-Restes
an HepI auftreten kann (5). Der Anmelder hat gezeigt,
dass der Elternstamm, gemischte Populationen von LPS-Glykoformen
hervorbringen kann, in denen die Galabioseeinheit durch die Addition
eines terminalen β-D-GalpNAc-Restes
verlängert
ist, was die Globotraoseeinheiten β-D-GalpNAc-(1→3)-α-D-Galp-(1→4)-β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp ergibt (Risberg,
A., Masoud, H., Martin, A., Richards, J. C., Moxon, E. R. und Schweda,
E. K. H. (1999) Eur. J. Biochem. 261: 171-180).
-
lic1-Mutante.
Die ESI-MS-Analyse von O-deacyliertem LPS aus der lic1-Mutante ergab
ein ähnlich
heterogenes Gemisch von Glykoformen (Tabelle 2) wie das im Elternstamm
beobachtete (Risberg, A., Masoud, H., Martin, A., Richards, J. C.,
Moxon, E. R. und Schweda, E. K. H. (1999) Eur. J. Biochem. 261:
171-180); es waren jedoch keine PCho-Substituenten vorhanden. Es wurde gezeigt,
dass der lic1-Locus Gene enthält,
die für
die Expression von PCho-Substituenten an der 6-Position des an der
3,4-disubstituierten Heptose (HepI) befestigten β-D-Glcp in RM 118 verantwortlich
sind (Risberg, A., Masoud, H., Martin, A., Richards, J. C., Moxon,
E. R. und Schweda, E. K. H. (1999) Eur. J. Biochem. 261: 171-180; Weiser, J. N.,
Shchepetov, M. und Chong, S. T. H. (1997) Infect. Immun. 65: 943-950).
Eine Untersuchung des 1H-NMR-Spektrums von
O-deacyliertem LPS aus RM118lic1 offenbarte die Abwesenheit des
charakteristischen PCho-Methylprotonensignals bei 3,24 ppm. Zusätzlich reagierte
das LPS aus dieser lic1-Mutante wie erwartet (34) nicht mit dem
mAb TEPC-15 (Daten nicht gezeigt).
-
Beispiel 2
-
Substitutionen und Modifikationen
des inneren Kernrests
-
Im
NTHi-Stamm 2019 ist HepI durch Laktose substituiert (R1 = β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp;
R2/R3 = H) (N. J.
Phillips et al., Biochemistry, 31 (1992) 4515-4526). Im NTHi-Stamm
375 ist HepIII durch sialylierte Laktose in einer kleineren Glykoformpopulation
substituiert (R1 = β-D-Glcp, R2 =
H, R3 = Neu5Ac-β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp-(1→2)) (D. W. Hood et al., Mol.
Micro., 33 (1999) 679-692). Dieses Beispiel fasst unter Verwendung
von Methylierungsanalyse, Elektrospray-Ionisations-Massenspektrometrie
(ESI-MS) und NMR die Ergebnisse von Strukturuntersuchungen von LPS
aus 4 NTHi-Stämmen
zusammen.
-
Die
nicht typisierbaren H. influenzae-Stämme 486, 176, 285 und 1159
wurden aus der Stammsammlung von Prof. Eskola (siehe Hood, supra)
als Teil der Finnish Otitis Media Cohort Studie erhalten und sind
aus dem Innenohr erhaltene Isolate. Bakterien wurden in Brain-Heart-Infusion (BHI)-Bouillon
(DifcoTM) (3,7 % w/v), das Nikotinamidadenindinukleotid
(NAD) (2 μg/mL),
Haemin (10 μg/mL)
und Neuraminsäure
(NeuAc; 50 μg/mL)
enthält,
bei 37°C
gezüchtet.
LPS wurde aus lyophilisierten Bakterien unter Verwendung der Phenol-Chloroform-Petroleum-Ether-Methode,
gefolgt von Ultrazentrifugation, erhalten (A. Risberg et al., Eur.
J. Biochem., 261 (1999) 171-180). Es wurden unter Verwendung von
auf MS basierenden Verfahren und Hochfeld-NMR-Techniken detaillierte
Struktursstudien an Oligosaccharidproben durchgeführt, die
entweder durch O-Deacylierung mit wasserfreiem Hydrazin (37°C, 1 h) oder
Spaltung der ketosidischen Kdo-Bindung mit verdünnter wässriger Essigsäure (100°C, 2h) von
LPS-Proben erhalten wurden.
-
Kompositionelle
Zuckeranalysen von LPS aus den NTHi-Stämmen 486, 176, 285 und 1158
zeigten alle D-Glukose (Glc), 2-Amino-2-Desoxy-D-Glukose (GlcN)
sowie L-Glycero-D-Manno-Heptose
(Hep) als Hauptkomponenten an, identifiziert durch GLC-MS ihrer
entsprechenden Alditolacetate und 2-Butyl-Glykosidderivate. Zusätzlich wurde
in den Stämmen
486, 176 und 1158 D-Galaktose (Gal) identifiziert. Außerdem wurde
gefunden, dass D-Glycero-D-Manno-Heptose eine Hauptkomponente im
Stamm 1158 darstellt. Dieser Zucker wurde vor kurzem zum ersten
Mal als eine Komponente in H. influenzae-LPS in dem NTHi-Stamm 9274 identifiziert
(M. M. Rahman et al., Glycobiology, 9 (1999) 1371-1380). Die Behandlung
von O-deacyliertem LPS (LPS-OH) mit Neuraminidase, gefolgt von Hochleistungs-Anionenaustauschchromatographie
und ESI-MS zeigte an, dass Sialsäure
(NeuAc) eine Hauptkomponente in dem NTHi-Stamm 486 ist. In den NTHi-Stämmen 176,
285 und 1158 wurden geringere Mengen detektiert.
-
Eine
ESI-MS von LPS-OH-Proben zeigte heterogene Gemische von Glykoformen
in allen Stämmen an.
Ein Teil des ESI-MS-Spektrums von LPS-OH aus NTHi 486 ist in 8 gezeigt.
Vorgeschlagene Zusammensetzungen für die hauptsächlichen
LPS-Glykoformen der NTHi-Stämme
sind in Tabelle 5 gezeigt. Alle Glykoformen enthalten den konservierten
PEtn-substituierten
Triheptosylrest des inneren Kerns, welcher über einen phosphorylierten
Kdo-Linker an dem
mutmaßlichen
O-deacylierten Lipid A (Lipid A-OH) befestigt ist.
-
PCho
ist in allen Stämmen
als eine Hauptkomponente vorhanden. Die Anwesenheit von zwei PCho
in einer Hex2-Glykoform ist für
den Stamm 1158 angezeigt. Die kürzeste
Glykoform (Hex1) wird für
den Stamm 285 beobachtet.
-
Die
Daten der Methylierungsanalysen der LPS-Proben sind in Tabelle 6
angegeben. Es ist bemerkenswert, dass in den Stämmen 176 und 486 nur Spuren
von 2-substituiertem Hep, einer integralen Komponente von zuvor
bereits veröffentlichten
H. influenzae-Strukturen, detektierbar waren. Stattdessen wurden
signifikante Mengen von 3-substituiertem Hep detektiert, was auf
ein neues Substitutionsmuster im üblichen L-α-D-Hepp-(1→2)-L-α-D-Hepp-(1→3)-[β-D-Glcp-(1→4)-]-L-α-D-Hepp-(1→5)-α-Kdop inneren Kernelement von H.
influenzae-LPS hindeutet. Die kompletten Strukturen für die hauptsächlichen
Glykoformen in den Stämmen 176
und 486 wurden mittels NMR bestimmt und die Ergebnisse sind nachfolgend
zusammengefasst. Eine Methylierungsanalyse des Stamms 285 offenbarte,
inter alia, große
Mengen an terminaler L,D-Hep zusätzlich
zu 3,4-disubstituierter Hep, was auf eine Abwesenheit der Substitution
des inneren Triheptosyl-Kernrests (d.h. R2 und
R3 = H) an HepII und HepIII hindeutet. Die
komplette Struktur der Hex1-Glykoform in diesem Stamm (9)
wurde mittels NMR an LPS-OH bestimmt (Daten nicht gezeigt). Eine
Methylierungsanalyse des Stammes 1158 zeigte, inter alia, 6-substituierte
D-Glc und terminale D,D-Hep, welche dem strukturellen Element D-α-D-Hepp-(1→6)-β-D-Glcp-(1→4)-L-α-D-Hepp zugeordnet
werden könnten,
was durch NMR gezeigt wurde (Daten nicht gezeigt). Es wurde gefunden,
dass die hauptsächliche
LPS-Glykoform an HepII (R2 = α-D-Glcp) und HepIII
(R3 = PCho-6-β-D-Glcp)
substituiert war. Eine provisorische Struktur der Hauptglykoform
in NTHi 1158 ist in 10 dargestellt.
-
Strukturelle
Details von NTHi 176. Eine partielle Säurehydrolyse von LPS mit verdünnter Essigsäure führte zu
einem unlöslichen
Lipid A und zu Oligosaccharid-Kernfraktionen, die mittels GPC getrennt
wurden (11), was Fr. 1, Fr. 2 und Fr.
3 ergab. Die Daten der Methylierungsanalyse für diese Fraktionen sind in Tabelle
6 dargestellt. Die Anwesenheit von 3- und 6-substituierter Gal und
4-substituierter GlcN in Fr. 1 wies auf das Vorhandensein neuer
struktureller Merkmale für
dieses Oligosaccharid hin. Eine CE-ESI-MS von Fr. 1 offenbarte,
inter alia, ein bedeutendes doppelt geladenes Ion bei m/z 1214,0,
was auf eine Glykoform mit wesentlich größerem Molekulargewicht (HMG)
in dieser Fraktion hindeutet, als in Fr. 2 und Fr. 3 beobachtet
wurde. Eine ähnliche
Beobachtung wurde für
NTHi 285 gemacht (siehe unten). Das ESI-MS-Spektrum von Fr. 2 (Daten
nicht gezeigt) zeigte an, dass die hauptsächlichen Glykoformen die Zusammensetzungen PCho1·Hex2·Hep3·PEtn·AnKdo-ol und PCho1·Hex3·Hep3·PEtn·AnKdo-ol
aufweisen. Die ESI-MS für
Fr. 3 (Daten nicht gezeigt) zeigte hauptsächliche Glykoformen mit den
jeweiligen Zusammensetzungen Hex3·Hep3·PEtn·AnKdo-ol
und Hex4Hep3·PEtn·AnKdo-ol.
-
Die
Struktur der Hex3-Glykoform in Fr.2 konnte mittels detaillierte 1H-NMR-Analyse bestimmt werden. Das 1H-NMR-Spektrum von Fr.2 ist in 12 dargestellt.
Das charakteristische Signal für
die Methylgruppen von PCho wurde bei δ 3,24 beobachtet. Anomere Resonanzen
von HepI-HepIII wurden jeweils bei 5,03-5,13, 5,83 bzw. 5,26 identifiziert.
Die Unterspektren, die Glc I, Glc II und Gal entsprechen, wurden
in 2 D-COSY- und TOCSY-Spektren
bei δ 4,56,
4,62 bzw. 4,64 identifiziert. In Übereinstimmung mit den Methylierungsanalysen deuten
die Daten der chemischen Verschiebung darauf hin, dass Glc II und
Gal terminale Reste sind. Der feldabwärts verschobene Wert für H-6,6' von Glc I bei δ 4,3 deutete
darauf hin, dass dieser Rest an dieser Position mit PCho substituiert
wird. Die interresidualen NOE-Konnektivitäten zwischen den Protonenpaaren
Glc II H-1/Glc I H-4,
Glc I H-1/Hep I H-4, 6 (13) etablierten
die Sequenz einer Disaccharideinheit und deren Befestigungspunkt
an HepI als β-D-Glcp-(1→4)-[PCho→6]-β-D-Glcp-(1→4)-L-α-D-Hepp-(1→. Der interresiduale NOE
zwischen H-1 von Gal und H-3/H-2 von HepIII bestätigte die eine β-D-Galp-(1→3)-L-α-D-Hepp-(1→-Einheit.
Aus den kombinierte Daten konnte daher die Schlussfolgerung gezogen
werden, dass die PCho-substituierte Hex3-Glykoform die Struktur 2 aufweist (14).
Die Methylierungsanalyse von Fr. 2 zeigte eine beträchtliche
Menge an terminaler Hep und es konnte die Schlussfolgerung gezogen
werden, dass die in den ESI-MS-Spektren beobachtete PCho-substituierte
Hex2-Glykoform die Struktur 3 aufweist (14).
-
Das 1H-NMR-Spektrum von Fr. 3 ist in 12 dargestellt.
In Übereinstimmung
mit den ESI-MS-Daten ist
es offensichtlich, dass PCho nicht in dem gleichen hohen Maß wie in
Fr. 2 exprimiert wird, da das Signal für Methylprotonen von PCho von
geringer Intensität
ist. Die Signale für
anomere Protonen von HepI-HepIII schwingen bei annähernd identischen
chemischen Verschiebungen wie die Entsprechenden in Fr. 2. Bei δ 5,26 wird
die anomere Resonanz eines α-gebundenen
terminalen Glc-Restes (Glc III) beobachtet. Die anomere Region für β-gebundene
Hexosen erwies sich als heterogener als in Fr. 2. In 2D-Spektren
wurden Spin-Systeme für
terminale Glc-Reste bei δ 4,50
und 4,45 beobachtet. Eine 4-substituierte
Glc und zwei terminale Gal-Reste wurden bei δ 4,56, 4,61 und 4,54 identifiziert.
Die NOE-Daten bestätigten
die Anwesenheit des strukturellen Elements Glcp-(1→4)-β-D-Glcp-(1→4)-L-α-D-Hepp-(1→ wie an
HepIII gebundene Gal.
-
Zusätzlich bestätigten die
NOE-Konnektivitäten,
dass die α-gebundene
Glc an der 3-Position von HepII befestigt ist. Die kombinierten
Fakten führen
zu der wie in Tabelle 4 gezeigten Struktur der Hex4-Glykoform (8).
In Übereinstimmung
mit der Methylierungsanalyse, die 2-substituierte Hep und terminale
Hep zeigt, wird die Schlussfolgerung gezogen, dass die Hex3-Glykoformen
die Strukturen 5 und 6 aufweisen (14).
-
Strukturelle
Details von NTHi 486. Die Struktur des hauptsächlichen LPS von Glykoform
NTHi 486 wurde nach umfangreicher Anwendung von ESI-MS, NMR und
Methylierungsanalyse an LPS-OH- und Oligosaccharidmaterial (OS-1)
etabliert, das nach milder Säurehydrolyse
erhalten wurde (15). Wie für Stamm 176, ist HepIII an
der O-3-Position
substituiert, jedoch in diesem Fall durch einen Glukoserest. NTHi
486-LPS ist in höchstem
Maße mit
an die terminale β-Galaktose
eines Laktoserests gebundener Neu5Ac sialyliert.
-
Im 1H-NMR-Spektrum von LPS-OH wurden fünf diskrete
Signale von annähernd
gleicher Fläche
zwischen δ 5,8
und 5,0 beobachtet. Drei von diesen Signalen entsprachen den H-1-Signalen der drei
Heptosereste (HepI-HepIII) in der inneren Kernregion. Das anomere
Signal eines α-gebundenen
Glukoserests (Glc I) wurde bei δ 5,28
(J 3,8 Hz) identifiziert, anomere Signale, die den β-gebundenen
Hexosen entsprachen, wurden zwischen δ 4,52 und 4,42 identifiziert.
Im 1H-NMR-Spektrum von OS-1 wurden anomere
Resonanzen der Heptosen so wie eine Acetylierungsstelle bei δ 5,83-5,75
(1H, nicht aufgelöst)
und δ 5,14-5,04 (3H, nicht aufgelöst) beobachtet.
Ein intensives Signal, das den Methylprotonen von einer O-Acetylgruppe
entspricht, wurde bei δ 2,17
beobachtet, was mit einem 13C-Signal bei δ 21,0 im
HSQC-Spektrum korrelierte. Die Sequenz der Glykosen innerhalb der
inneren Kernregion wurde aus transglykosidischen NOE-Konnektivitäten etabliert,
die anomere und aglykonische Protonen auf benachbarten Resten zueinander
in Bezug setzen. Die Signale für die
Methylprotonen von PCho wurden bei δ 3,21 (LPS-OH) und δ 3,23 (OS-1)
beobachtet und die Spin-Systeme für Ethylenprotonen von diesem
Rest und von PEtn waren ähnlich
den zuvor beobachteten (A. Risberg et al., Eur. J. Biochem., 261
(1999) 171-180). 1H-31P-NMR-Korrelationsstudien
von LPS-OH und OS-1 zeigten, dass PCho und PEtn an Glc I- bzw. HepII-Reste
gebunden sind. Charakteristische Signale der H-3-Methylenprotonen
von Sialsäure
wurden bei δ 1,79
(H-3ax, J3ax, 3eq = 12,3 Hz) und bei δ 2,73 (H-3eq,
J3eq, 4 = 4,3 Hz) im 1H-NMR-Spektrum
von LPS-OH beobachtet. Der interresiduale NOE zwischen H-3ax von Neu5Ac und H-3 eines Gal-Restes bestätigte, dass
die Sialsäure
2,3-gebunden an Galaktose ist, wie durch die Methylierungsanalysen
angedeutet, α-D-Neu5Ac-(2→3)-β-D-Galp-(1→. Einige
Werte der chemischen Verschiebung für eine Anzahl von Nuklei in
HepIII von OS-1 unterschieden sich erheblich von den entsprechenden
chemischen Verschiebungen in LPS-OH.
Verschiebungen ins untere Feld wurden für H-2 (+0,99 ppm), H-1 (+0,03
ppm), H-3 (+0,22 ppm) und C-2 (+1,2 ppm) von HepIII in OS-1 erhalten,
während
C-1 (-3,3 ppm) und C-3 (-2,5 ppm) ins obere Feld verschoben waren.
Es war daher angezeigt, dass HepIII an der O-2-Position acetyliert
war. Die Acetylierungsstelle wurde durch das HMBC-Experiment weiter
bestätigt,
wo eine Korrelation zwischen dem Carbonylkohlenstoff (δ 174,0) und
H-2 von HepIII zu sehen war. Zusätzlich
wurde ein Crosspeak zwischen dem Carbonylkohlenstoff und den Methylprotonen
der O-Acetylgruppe beobachtet, wodurch die Identität des Substituenten
festgestellt wurde.
-
ESI-MS
und Methylierungsanalyse von LPS aus der lpsA-Mutante von NTHi 486
zeigten das Fehlen einer Kettenverlängerung ab HepIII an. Die Methylierungsanalyse
von O-deacyliertem Material zeigte terminale Glc, terminale Hep,
3,4-disubstituierte Hep, 2,3-disubstituierte Hep und 6-substituierte
GlcN im relativen Verhältnis
34:39:20:3:4. Im ESI-MS-Spektrum von LPS-OH konnten zwei hauptsächliche
dreifach geladene Ionen bei m/z 812,9/853,9 gesehen werden, was
PCho·Hex2·Hep3·PEtn1-2·P1·Kdo1·Lipid
A-OH entsprach.
-
Glykoformen
mit hohem Molekulargewicht in NTHi 176 und 285. Nach milder Säure-Hydrolyse von LPS
aus NTHi 285 zeigte eine Gelfiltration eine kleinere Fraktion, die
eine Glykoform mit höherem
Molekulargewicht enthielt, zusammen mit einer Hauptfraktion, die die
in 9 gezeigte Glykoform enthielt. Eine Zuckeranalyse
dieser Fraktion mit hohem Molekulargewicht (HMW-Fraktion) zeigte
D-Glc, D-Gal, D-GlcNAc und L,D-Hep an und eine Methylierungsanalyse
ergab terminale Gal, 3-substituierte Gal, 6-substituierte Gal, 4-substituierte GlcNAc,
terminale Hep und 3,4-disubstituierte Hep. Eine CE-ESI-MS zeigte,
inter alia, ein hauptsächliches
doppelt geladenes Ion bei m/z 1052. MS/MS dieses Ions ergab ein ähnliches
Fragmentierungsmuster wie m/z 1214, beobachtet für HMW von NTHi 176 (siehe oben).
Insbesondere wurde ein Tochterion bei m/z 692 beobachtet, was einer
Zusammensetzung PChoHex-Hex-HexNAc entspricht.
-
Beispiel 3
-
Erzeugung monoklonaler
Antikörper
(mAbs) gegen die Haemophilus influenzae-Rd lic1lpsA-Doppelmutante
-
Es
wurden weibliche, 6 bis 8 Wochen alte BALB/c-Mäuse intraperitoneal mit durch
Formalin getöteten ganzen
Rd lic1lpsA-Zellen immunisiert. Pro Injektion erhielt jede Maus
108 Zellen in 0,5 mL PBS. Die Mäuse wurden
an Tag 14 und 35 geboostet und an Tag 45 wurde ihnen eine Blutprobe
entnommen. Den beiden Mäusen,
die den höchsten
Antikörpertiter
gegen das homologe LPS aufwiesen, wurden an Tag 56 zwei finale Injektionen
verabreicht, eine i.p.-Injektion wie bereits zuvor und eine intravenöse Injektion
in 0,1 mL PBS. Die Fusion erfolgte drei Tage nach der letzten Injektion.
Es wurden stimulierte Milzzellen der beiden immunisierten Mäuse mit
SP2/O-Ag14-Myelomzellen in einem Verhältnis von 10:1 in 33% PEG 1450
fusioniert. Mutmaßliche Hybride,
die die Hypoxanthin/Aminopterin/Thymidin (HAT)-Selektionierung überlebten,
wurden mittels ELISA auf homologes Rd lic1lpsA-LPS und heterologes
Rd LPS gescreent. Es wurden Hybridome, die den relevanten Antikörper produzierten,
zweimal unter Verwendung einer limitierenden Verdünnung kloniert,
um Stabilität
und Klonalität
zu gewährleisten.
Unter Verwendung eines EIA-Maus-mAb-Isotypisierungs-Kits (Amersham
Canada, Oakville, ON) wurde die Ig-Subklasse im verbrauchten Überstand
bestimmt. Es wurden 10-14 Tage nach der i.p.-Behandlung mit 0,5
mL 2,6,10,14-Tetramethylpentadecan (Pristan) Klone als Aszitesflüssigkeit
mittels intraperitonealer Injektion von 106 Hybridomzellen
in BALB/c-Mäusen vermehrt.
Aszitesflüssigkeit
wurde 7-14 Tage nach der Injektion entnommen.
-
Indirekter
ELISA. Es wurden Kulturüberstand
und Aszitesflüssigkeit
in 96-Well Nunc Maxisorp EIA-Platten auf aufgereinigtes LPS untersucht.
Die Wells wurden für
3 h bei 37°C mit
1,0 μg LPS
in 100 μl
0,05 M Karbonatpuffer (pH 9,8), der 0,02 M MgCl2 enthält, beschichtet
und dann mit 200 μl
1% BSA-PBS für
1 h bei Raumtemperatur geblockt. Nach Waschen mit PBS-7 (0,05% Tween
20) wurden Proben des Kulturüberstands oder
Aszites, seriell verdünnt
in 1% BSA-PBS, zugegeben und für
1-3 h bei Raumtemperatur inkubiert. Anschließend wurden die Platten gewaschen
und es wurde mit alkalischer Phosphatase markiertes Ziege-anti-Maus-IgG
(Cedarlane Laboratories, Hornby, ON), 1:3.000 in 1% BSA-PBS verdünnt, für 1 h bei
Raumtemperatur zugegeben. Die Platten wurden mit dem p-NPP Phosphat
Substrat System (Kirkegaard & Perry
Laboratories, Gaithersberg, MD) entwickelt. Nach 30-60 Minuten wurden
die Platten bei 410 nm in einem Dynatech EIA Plattenlesegerät gescannt.
-
Ergebnisse.
Immunisierung von BALB/c-Mäusen
mit in Formalin getöteten
ganzen Zellen aus Rd lic1lpsA, Fusion, und das initiale ELISA-Screening
auf das homologe LPS und das heterologe Rd-LPS, resultierten in
der Bestimmung von 12 Hybridomen. Nach dem Testen der 12 mAbs gegen
ein Panel von Rd-Mutanten-LPS, wurden zwei mAbs, LLA5, IgG2a und LLA4, IgG2b,
für weiteres
Testen ausgewählt.
Es wurde gefunden, dass LLA5 mit 14 von 25 LPS aus nicht-typisierbaren
Stämmen
kreuzreagiert, während
LLA4 das homologe LPS erkannte. Eine Strukturanalyse zeigte, dass
LLA5 die Glykoformen mit hohem Molekulargewicht detektierte, während LLA4
an ein in dem homologen Stamm vorhandenes Epitop des inneren Kerns
band.
-
Beispiel 4
-
Herstellung des Hi-Rdlic1lpsA-LPS-OH-BSA-Konjugats
-
LPS
aus dem H. influenzae-Doppelmutantenstamm Rdlic1lpsA wurde gemäß dem Phenol-Wasser-Extraktionsprotokoll
isoliert und gereinigt und mittels Behandlung mit wasserfreiem Hydrazin
gemäß den zuvor
bereits beschriebenen Verfahren, O-deacyliert. Eine Zuckeranalyse
zeigte an, dass der Oligosaccharidanteil des LPS-OH L-Glycero-D-Manno-Heptose und Glukose
als die einzigen detektierbaren Aldosen enthielt. Eine ESI-MS des
LPS-OH offenbarte
ein doppelt geladenes Ion bei m/z 1056,5, was einer molekularen
Masse von 2114,9 Da entspricht, was mit der erwarteten Zusammensetzung
von Glc (HepIII·PEtn·Kdo·P-Lipid
A-OH (1) übereinstimmt. 1H-NMR zeigte deutlich wohl definierte anomere
Signale der Heptosereste bei 5,16 (HepI), 5,15 (HepIII) und 5,76
ppm (HepII) für
den konservierten Triheptosylrest, ähnlich dem von LPS-OH, beobachtet für die RdlpsA-Einzelmutante
(Beispiel 1). In der 1H-NMR war kein durch
PCho-Methylresonanzen hervorgerufenes Signal detektierbar (Risberg
et al., Eur. J. Biochem. 261:171-180, 1999).
-
Beispiel 5
-
Immunisierung mit Kohlenhydrat
(CHO)-BSA-Konjugat, gefolgt von nicht konjugiertem CHO.
-
Das
LPS-OH aus dem vorangegangenen Beispiel kann gemäß dem in Gu et al., Infect.
Immun. 64:4047-4053, 1996, beschriebenen Verfahren an BSA konjugiert
werden. Alternativ dazu kann es über
die Kdo-Carboxylgruppe mit M2C2H(4(4-N-Maleimidomethyl)
Cyclohexan 1-Carboxylhydrazid.1/2-Dioxan) gemäß der von Wei Zou vom National
Research Council of Canada entwickelten Methode an BSA konjugiert
werden, wie in C beschrieben. Zusammenfassend
wurde LPS-OH über
selektive Aktivierung der Kdo-Carboxylgruppe mit EDC und die Verwendung
der im obigen Schema dargestellten Linkerstrategie an BSA konjugiert.
-
Es
wurden weibliche 6 bis 8 Wochen alte BALB/c-Mäuse intraperitoneal mit Rd
lic1lpsA odA LPS-BSA-Konjugat immunisiert. Jede Maus erhielt per
Injektion 2 μg
Kohlenhydrat in 0,2 mL komplettem Ribis-Adjuvans (Cedarlane Laboratories
Ltd., Hornby, ON). An Tag 21 und 42 wurden die Mäuse mit einer äquivalenten
Menge an konjugiertem Impfstoff geboostet. An Tag 137 erhielten
die Mäuse
eine finale i.p.-Injektion, die 10 μg 1003 lic1lpsA odA LPS in Ribi
enthielt, und an Tag 147 wurde Serum entnommen.
-
Beispiel 6
-
Erzeugung der monoklonalen
Antikörper
LLA4 und LLA5 gegen Haemophilus influenzae-Stämme
-
Stämme mit
definierten Mutationen in der LPS-Biosynthesemaschinerie können dazu
verwendet werden, monoklonale Antikörper (mAbs) gegen definierte
LPS-Oligosaccharidstrukturen
zu produzieren. Es wurden murine mAbs gegen H. influenzae-Mutantenstämme erzeugt,
die den konservierten Rest des inneren Kerns enthielten. Es wurden
z. B. BALB/c-Mäuse
mit in Formalin getöteten
ganzen Zellen aus Rd lic1lpsA immunisiert. Ein initiales ELISA-Screening
auf das homologe LPS und heterologe Rd LPS resultierte in der Bestimmung
von 12 Hybridomen. Nach dem Testen der 12 mAbs gegen ein Panel mutierter
Rd LPS wurden zwei mAbs, LLA5, IgG2a und
LLA4, IgG2b, für weiteres Testen ausgewählt.
-
Es
wurde gefunden, dass LLA4 ein in dem homologen Stamm vorhandenes
Epitop des inneren Kerns erkennt. Bei ELISA-Tests zeigte LLA5 eine
Kreuzreaktivität
mit gereinigtem LPS aus einem Mehrheitsstamm aus einer genetisch
vielfältigen
Kultursammlung (LPS aus 14 von 25 nicht typisierbaren Stämmen) (Tabelle
1). Das von dem mAb LLA5 erkannte Epitop war in der RdlpsA-Einzelmutante
und in der stärker
verkürzten
Rdlic1 orfH-Doppelmutante,
der der HepIII-Rest fehlt, vorhanden (Tabelle 2). Das LLA5-Epitop
ist in LPS aus der Einzelmutante RdlgtF nicht vorhanden. Wie bereits
zuvor erwähnt,
ist das lgtF-Gen
zur Addition des β-D-Glc-Rests
an die 4-Position von HepI erforderlich.
-
Überraschenderweise
zeigte ein Vergleich des LPS aus den 25 Stämmen, der mittels im Stand
der Technik bekannten Strukturanalysetechniken durchgeführt wurde,
dass der mAb LLA5 ein Lacto-N-Neotetraose (LNnT)-enthaltendes Oligosaccharidepitop
detektiert, das aus der Kettenverlängerung ab der HepI-Einheit des
Rests des inneren Kerns entsteht. Die Stämme, die nicht von dem mAb
LLA5 erkannt wurden, wurden durch die Abwesenheit der LNnT-enthaltenden Kettenverlängerungen
charakterisiert. H. influenzae-Stämme, die die LNnT-enthaltende Kettenverlängerung
exprimieren, exprimieren diese unter Standard-Laborbedingungen nur in einem geringen
Ausmaß.
Aufgrund niedriger Expressionslevels wurde sie in dem Stamm Rd zuvor nicht
identifiziert (Risberg et al., Eur. J. Biochem. 261:717-180, 1999).
Sie wurde nunmehr isoliert und charakterisiert, durch Freisetzen
des Kernoligosaccharids der LPS aus dem Stamm Rd (RM118) durch milde
Säurehydrolyse
und der Auftrennung durch Gelpermeationschromatographie auf Biogel
P-4 (11), Verfahren, die den Fachleuten bekannt sind.
Die LNnT-enthaltende Kernoligosaccharidfraktion eluiert als eine
kleinere Komponente mit hohem Molekulargewicht und wird als "HMW-Fraktion" bezeichnet. Im Vergleich
zu dem höheren Peak
(zentriert bei 400), der die hauptsächlichen Glykoformen umfasste,
die für
den Stamm Rd identifiziert wurden (Risberg et al., 1999, siehe oben),
handelt es sich hierbei um eine geringere Komponente. Das HMW-Kernoligosaccharid
aus dem Stamm Rd wurde mittels Tandem-Massenspektrometrie (MS/MS)-Techniken
dahingehend charakterisiert, dass es LNnT-enthaltende Kettenverlängerungen
ab HepI aufweist (Thibault und Richards, In methods in Molecular
Biology, Bd. 145,: Bacterial toxins: Methods and Protocols (Holst,
O., Hrsg.) pp 327-344, Humana Press, 1999, und darin enthaltenen
Referenzen). Das Fragmentierungsmuster in der ESI-MS/MS zeigte die
Anwesenheit der LNnT-Oligosaccharid-Kettenverlängerung an, die die Sequenz Gal-GlcNAc-Gal-Glc aufweist
und durch die terminale Zuckereinheit PEtn-GalNAc geschützt wird
(B).
-
Wird
der Stamm Rd in Sialsäure-enthaltendem
Medium gezüchtet,
so werden LPS-Glykoformen
exprimiert, die die sialylierten Oligosaccharide enthalten. Der
Anmelder fand, dass Sialyl-Laktose die Struktur α-Neu5Ac-(2→3)-β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glc aufweist, die als eine
Oligosaccharidverlängerung
ab HepIII angeheftet ist. Des weiteren wurde diese Oligosaccharidverlängerung
in einigen NTHi-Stämmen
identifiziert. Das phasenvariable Gen lic3A kodiert die Sialyltransferase,
die CMP-Neu5Ac an den Laktoseakzeptor addiert. Sialylierte Analoga
von LNnT-Kettenverlängerungen
sind im LPS in Stamm Rd detektierbar, wenn der Organismus unter
den beschriebenen Bedingungen gezüchtet wird. Sialylierte LNnT-Oligosaccharid-Kettenverlängerungen
vom LPS des inneren Kerns mit der Struktur α-Neu5Ac-(2→3)-β-D-Galp-(1→4)-β-D-GlcpNAc-(1→3)-β-D-Galp-(1→4)-β-D-Glcp sind
in der RdlgtClic3A-Doppelmutante leicht durch ES-MS von O-deacyliertem
LPS zu detektieren. Unter Verwendung von MS/MS-Techniken, nuklearen
Hochfeld-Magnetresonanztechniken und Methylierungsanalyse, die alles
Verfahren zur Strukturanalyse und dem Fachmann bekannt sind, bestätigten wir,
dass die Struktur von LPS im konservierten inneren Kern sialylierte
LNnT-enthaltende Kettenverlängerungen
aufweist. Wir fanden, dass H. influenzae zum Addieren der LNnT-enthaltenden Oligosaccharid-Kettenverlängerungen
von einem Blockierungsmechanismus Gebrauch macht, an welchem Gene
des rfb-Locus beteiligt sind. Es liegt eine absolute Korrelation
zwischen der Anwesenheit des rfb-Gens und der LNnT-Bildung in allen
untersuchten Hi-Stämmen
vor.
-
LPS
aus den NTHi-Stämmen,
die reaktiv mit dem mAb LLA5 sind, weisen nach milder Säurehydrolyse in
den Gelpermeationschromatogrammen ebenfalls eine Fraktion mit hohem
Molekulargewicht (HMW) auf. So weist z. B. LPS aus dem NTHi-Stamm
285 die kleinere HMW-Fraktion auf, für die das Vorhandensein von LNnT-enthaltenden
Kettenverlängerungen,
ebenfalls geschützt
durch eine PEtn-GalNAc-Einheit, aus dem MS/MS-Fragmentierungsmuster
charakterisiert sind (B). Weitere Bestätigung für diese
LNnT-enthaltende Oligosaccharid-Kettenverlängerung wurde aus einem MS/MS/MS- Experiment erhalten.
In den milden Säurehydrolysaten
der LLA5-unreaktiven Stämme,
z. B. im NTHi-Stamm 1247, ist keine detektierbare HMW-Fraktion zu
finden (Tabelle 7).
- Tabelle 1. Mit LPS in Beziehung stehende
Gene, die in dieser Studie im Stamm RM118 untersucht wurden. HI-Zahlen
sind die ORF-Bezeichnungen, die vom TIGR für die Gensequenzdatenbank von
dem H. influenzae vergeben wurden. Die in Fettdruck angegebenen
Gene sind jenel, die für
detaillierte vergleichende Analyse der exprimierten LPS-Glykoforme
ausgewählt
wurden.
- 6.
Hood, D.W., Deadman, M.E., Allen, T., Masoud, H., Martin, A., Brisson,
J.R, Fleischmann, R., Venter, J.C., Richards, J.C., und Moxon, E.R.
(1996) Mol. Microbiol. 22, 951-965
- 7. Weiser, J.N., Maskell, D.J., Butler, P.D., Lindberg, A.A.,
und Moxon, E.R. (1990) J. Bacteriol. 172, 3304-3309.
- 9. High, N.J., Deadman, M.E., und Moxon, E.R (1993) Mol. Microbiol.
9,1275-1282
-
Tabelle
4. Strukturen der überwiegenden
LPS-Glykoforme mit zunehmender Oligosaccharid-Kettenlänge von HepIII
in mutierten Stämmen
von H. influenzae RM118.
-
Tabelle
5. Negativionen-ESI-MS-Daten und vorgeschlagene Zusammensetzungen
für die überwiegenden
Glykoforme in O-deacylierten LPS von NTHi Stämmen 176, 486, 285 und 1158.
Ein Stern (*) zeigt vorherrschende Ionen an
-
Tabelle
6 Bindungsanalysedaten für
LPS von NTHi-Stämmen
176, 486, 1158, 285 und von NTHi 176 LPS erhaltenen Oligosacchariden.
-
Tabelle
7 Rd lic1lpsA odA-BSA plus 1003 lic1lpsA odA LPS Tag 147 Seren & LLA5 MAb vs Haemophilus-Mutant & LPS von nicht
typisierbarem Stamm
-