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Die
vorliegende Erfindung betrifft Präzisionsgewichtsstücke, wie
sie verwendet werden
- 1. um Geräte zur Wägung und
andere Arten von Meßapparaturen
zu kalibrieren und zu prüfen,
- 2. um andere Gewichtsstücke
einer niedrigeren Genauigkeitsklasse zu kalibrieren und zu prüfen,
- 3. um Gegenstände
auf einem Wägeinstrument zu
wägen und/oder
- 4. andere Messungen als eine Wägung mit einer Apparatur durchzuführen, welche
wenigstens ein Gewichtsstück
verwendet, z.B., um Kraft, Druck oder andere physikalische Größen zu messen.
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Im
vorliegenden Zusammenhang bedeutet der Begriff „Gewichtsstück" die physische Verkörperung
einer definierten Quantität
von Masse in einem festen, dauerhaften Gegenstand wie beispielsweise einem
kompakten Körper
aus Metall. Allgemein hin liegt bekanntermaßen die Quantität der durch
ein Gewichtsstück
repräsentierten
Masse innerhalb eines gewissen Toleranzbereiches, auch bezeichnet
als „maximal
zulässiger
Fehler" (MZF). Auf
der Grundlage der jeweiligen maximal zulässigen Fehler werden Gewichtsstücke in Genauigkeitsklassen
gemäß amtlicher
Normen eingeteilt.
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In
den USA ist die „ASTM
Standard E 617 – 'Standard Specification
for Laboratory Weights and Precision Mass Standards"' eine allgemein aber nicht ausschließlich verwendete
Norm für
Gewichtsstücke. Sie
gilt für
Gewichtsstücke
von 1 Milligramm bis 5.000 Kilogramm und teilt die Gewichtsstücke in 8 Klassen
gemäß einer Toleranztabelle
ein. So gilt beispielsweise für
ein Ein-Kilogramm-Gewichtsstück
der genauesten ASTM-Klasse (ASTM-Klasse 0) ein Toleranzfeld von ± 1,3 Milligramm,
während
für ein
Ein-Kilogramm-Gewichtsstück
der am wenigsten genauen Klasse(ASTM-Klasse 7) ein Toleranzfeld
von ± 470 Milligramm
gilt.
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Im
weltweiten Umfeld ist „OIML
Recommendation 111, 'Weights
of classes E1, E2,
F1, F2, M1, M2, M3'", herausgegeben von der „Organisation
Internationale de Metrologie Legale (OIML)" die verbindliche Norm für Gewichtsstücke. Sie
gilt für
Gewichtsstücke von
1 Milligramm bis 50 Kilogramm und teilt die Gewichtsstücke in 7
Klassen gemäß einer
Toleranztabelle ein. Beispielsweise gilt für ein Ein-Kilogramm-Gewichtsstück der genausten
OIML-Klasse (OIML-Klasse E1) ein Toleranzfeld
von ± 0,5
Milligramm, während
für ein
Ein-Kilogramm-Gewichtsstück in der
am wenigsten genauen Klasse (OIML-Klasse M3)
ein Toleranzfeld von ± 500
Milligramm gilt.
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Zusätzlich zur
Definierung einer auf Massentoleranzen basierenden Klassenstruktur
stellen beide Normen Anforderungen an die physikalischen Eigenschaften
von Gewichtsstücken,
z.B. an Form, Aufbau und Gestaltung, Material, Dichte, Oberflächengüte, Vorkehrungen
zur Feinjustierung und Kennzeichnungsmarkierungen.
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Allgemein
sind die Anforderungen an die physikalischen Merkmale für die genaueren
Klassen von Gewichtsstücken
anspruchsvoller. So muß beispielsweise
ein Gewichtsstück
der ASTM-Klasse 0 bzw. eines der OIML-Klassen E1 und
E2
- – aus einem einzigen, festen
Stück Material
bestehen und darf keinen Hohlraum und keine Aushöhlung auf weisen, wo Material
für eine
Kalibrierungsjustierung hinzugefügt
oder entfernt werden kann;
- – justiert
werden durch Abtragung, Abschleifen, Elektrolyse oder ein anderes
geeignetes Oberflächenabtragungsverfahren
(d.h., dass Masse nur entfernt, niemals jedoch hinzugefügt werden darf);
- – eine
Dichte von nominell 8.000 kg/m3 mit einem lediglich
schmalen Toleranzbereich aufweisen (wodurch andere Materialien als
Stahl faktisch ausgeschlossen werden);
- – eine
glatte Oberflächenbeschaffenheit
(von gemäß OIML R
111 „glossy
appearance"), frei
von auffälligen
Kratzern oder anderen Oberflächendefekten,
aufweisen;
- – korrosionsbeständig sein;
- – eine
Härte und
Verschleißfestigkeit
aufweisen, welche ähnlich
oder besser als diejenigen von austenitischem rostfreiem Stahl sind,
und
- – praktisch
nicht-magnetisch (innerhalb eines sehr niedrig liegenden Toleranzfeldes
der magnetischen Suszeptibilität)
sein.
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Austenitische
rostfreie Stähle
der Kennungen 316, 317, 318 oder 321 des ANSI (American Iron and
Steel Institute) bzw. vergleichbare Legierungen zählen zu
den bevorzugten Materialien für
Präzisionsgewichtsstücke von
jener Art, auf welche sich die vorliegende Erfindung bezieht. Gewichtsstücke nach dem
Stand der Technik, welche aus einem dieser Materialien erzeugt sind,
erfüllen
die geforderten Materialeigenschaften für Dichte, Korrosionsbeständigkeit, Härte und
niedrige magnetische Suszeptibilität, wenn auch die Verschleißbeständigkeit
dann nur das geforderte Minimum erreicht, d.h. sie ist nicht besser
als jene von austenitischem rostfreien Stahl. Die Beständigkeit
gegenüber
Verschleiß und
Korrosion ist jedoch unmittelbar verknüpft mit der Dauerhaftigkeit des
Massewertes eines Gewichts stückes,
welche einer der am stärksten
erwünschten
Eigenschaften ist, insbesondere im Hinblick auf Gewichtsstücke in den höchsten Genauigkeitsklassen.
Der Masseverlust infolge Oberflächenverschleißes im Laufe
eines Kalibrierungsintervalls von beispielsweise einem oder zwei
Jahren soll klein sein im Vergleich zum maximal zulässigen Fehler
für das
jeweilige Gewichtsstück, um
das Risiko zu minimieren, dass Gewichtsstücke, die in anspruchsvollen
Anwendungen verwendet werden, zu irgendeiner Zeit zwischen den Kalibrierungen
aus dem Toleranzbereich herausfallen. Auch können, wie oben erwähnt, Gewichtsstücke der höchsten Genauigkeitsklassen
niemals auf einen höheren
Wert der Masse zurückversetzt
werden, da Justierungen nur durch Entfernung von Masse vom jeweiligen
Gewichtsstück
vorgenommen werden können.
Folglich muß ein
Hochpräzisions-Gewichtsstück, welches
für unterhalb
des Toleranzbereiches liegend befunden wird, entweder aus dem Verkehr gezogen
werden oder aber in eine niedrigere Gewichtsstück-Genauigkeitsklasse mit einem
breiteren Toleranzbereich zurückgestuft
werden.
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AUFGABE DER
ERFINDUNG
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Es
ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Präzisionsgewichtsstück zu schaffen, das
allen Anforderungen der gültigen
Normen entspricht, aber auch eine Verbesserung gegenüber Gewichtsstücken nach
dem Stand der Technik darstellt, dadurch, dass durch größere Oberflächenhärte, eine größere Beständigkeit
gegen Verschleiß bzw.
Abrieb und eine größere Kratzfestigkeit
sowie eine größere Korrosionsbeständigkeit
eine größere Dauerhaftigkeit
der Masse gewährleistet
wird, als bei Gewichtsstücken
des bisher gegebenen Standes der Technik.
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KURZDARSTELLUNG
DER ERFINDUNG
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung kann die im Vorangegangenen dargestellte Aufgabe durch
Bereitstellung eines Präzisionsgewichtsstückes aus austenitischem
rostfreiem Stahl mit einer gehärteten Oberflächenschicht
erfüllt
werden. In einer typischen Anwendung kann das Gewichtsstück von einer
Art sein, die eine durch Normen gesetzte Beschreibung erfüllt wie
beispielsweise OIML-Klasse E1, E2, F1 oder F2 oder eine der ASTM-Klassen 0 bis 3, aber
die vorliegende Erfindung gilt gleichermaßen für Gewichtsstücke, die
gemäß anderer
Normen oder nach Kundenanforderungen gefertigt sind.
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In
vorzugsweisen Ausführungsformen
der Erfindung ist das Gewichtsstück
aus einer Sorte austenitischen rostfreien Stahls gefertigt, welcher
Chrom und eines oder mehrere metallische Übergangselemente wie Nickel
und/oder Mangan und mindestens ein weiteres Übergangselement wie Molybdän zur Verbesserung
der Korrosionsbeständigkeit
enthält, und
sowohl frei von Ferrit als auch von Martensit ist. Beispiele für rostfreien
Stahl mit diesen bevorzugten charakteristischen Merkmalen sind UNS-S3xxxx
und UNS-S2xxxx, wobei das „xxxx" eine 4stellige Zahl
repräsentiert,
z.B.: UNS-530403, UNS-531603, UNS-532100,
UNS-528200. Im vorerwähnten
Vereinheitlichten Nummerierungssystem (UNS – Unified Numbering System)
steht das „S" für rostfreie
Werkstoffe, die „3" für gewöhnlichen
austenitischen Chrom-Nickel-Stahl
und „2" für austenitischen Chrom-Mangan-Stahl. Das Gewichtsstück wird
aus dem Rohmaterial z.B. durch spanende Bearbeitung auf die vorgeschriebene
Form aus Stangenmaterial geformt. Durch ein mechanisches, chemisches und/oder
elektrochemisches Verfahren, welches der Entfernung von Oberflächenmaterial
vom Rohlingsstück
dient, wird das Gewichtsstück fertigbearbeitet und
so justiert, dass seine Oberflächengaalität und sein
Massewert bereits mindestens innerhalb der Vor-Toleranzgrenzen liegen,
bevor das Gewichtsstück
mit der gehärteten
Oberflächenschicht
versehen wird.
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Weiterhin
ist in vorzugsweisen Ausführungsformen
der Erfindung die gehärtete
Oberflächenschicht
das Ergebnis einer Wärmebehandlung
unter einer Gasatmosphäre,
welche z.B. Methan, Ethan, Ammoniak oder Ethen enthält. Wärmebehandlungen dieser
Art sind beispielsweise bekannt unter den technischen Fachausdrücken „Einsatzhärten", „Aufkohlen", "Nitrieren", „Carbonitrieren", „Stickstoff-Aufkohlen", „Diffusions-Oberflächenbehandlung" und „Diffusionsschichtbildung". Die Wärmebehandlung führt zu einer
Diffusionsschicht mit erhöhter
Kohlenstoff- und/oder Stickstoffkonzentration, welche bis in eine
gewisse Tiefe der Oberfläche
des Gewichtsstückes
reicht. Die diffundierenden Atome sollten von kleinerem Durchmesser
als Eisenatome sein und sie sollten vorzugsweise Einlagerungsatome
in die Kristallstruktur des austenitischen Stahls sein.
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Für ein Gewichtsstück gemäß der Erfindung ist
eine Wärmebehandlung
wie oben beschrieben zu bevorzugen, wobei die Prozesstemperatur
unter 350 °C
liegt, um die Bildung metallischer intermediärer Phasen und/oder die Bildung
von Ausscheidungen zu verhindern, welche Korrosions- und/oder Oxidationsprobleme
verursachen könnten.
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Ein
gesetzlich geschütztes
Wärmebehandlungsverfahren,
das in die zuvor erwähnte
Kategorie fällt,
ist bekannt unter den Handelsnamen „KlosterizingTM" und/oder „KlosterisierenTM" und/oder „KlosterisationTM" und/oder „HardcorTM".
Eigentümer
dieses Verfahrens ist „Hardiff BV,
Surface Treatment Technology",
7333 PA Apeldoorn, Niederlande. Eine Beschreibung erfolgt z.B. in „Antiwear/corrosion
treatment of finished austenitic stainless steel components: the
Hardcor process" von
R. H. van der Jagt, B. H. Kloster und M. W. H. Gillham in: „Materials & Design", Bd. 12, Nr. 1,
Februar 1991. Die Härte
der durch diese Behandlung erzielten Schicht ist an der äußeren Oberfläche am größten und
nimmt allmählich über eine
Tiefe auf das Niveau der Härte
des unbehandelten Kernmaterials ab. Die Behandlung verursacht eine
geringe Massezunahme.
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Das
Herstellungsverfahren des Gewichtsstückes kann, bei einer Ausführungsform
der Erfindung, mit der Wärmebehandlung,
wie sie im vorangegangenen Abschnitt beschrieben wurde, enden. Andere Ausführungsformen
der Erfindung können
nach der Wärmebehandlung
des Gewichtsstückes
weitere Schritte für
das Polieren und/oder die Feinjustierung des Gewichtsstückes einschließen.
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So
könnte
beispielsweise die Massenzunahme, welche durch die Wärmebehandlung
verursacht worden ist, zu diesem Zeitpunkt durch gleichmäßiges Entfernen
von Material von der gesamten Oberfläche des Gewichtsstückes kompensiert
werden, falls vor der Wärmebehandlung
in den Schritten der mechanischen Fertigbearbeitung und Justierung
kein entsprechender Abschlag vorgenommen worden ist.
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Als
Ergebnis weist ein Gewichtsstück
mit einer gehärteten
Oberflächenschicht
gemäß der Erfindung
eine größere Härte, eine
bessere Verschleiß- bzw.
Abriebbeständigkeit
und Kratzfestigkeit sowie eine erhöhte Beständigkeit gegen Korrosion, insbesondere
gegen Lochfraß,
auf.
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Weitere
Einzelheiten der Erfindung werden deutlich in der nachfolgenden
Beschreibung von Ausführungsformen,
welche in den Zeichnungen veranschaulicht sind.
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KURZBESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 stellt
ein typisches Präzisionsgewichtsstück der Art
dar, auf welche sich diese Erfindung bezieht.
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2 stellt
die Kohlenstoff- und/oder Stickstoffkonzentration in einer Oberflächenschicht
eines Gewichtsstückes
gemäß der Erfindung
als Funktion der Tiefe dar, und
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3 stellt
die Härte
in einer Oberflächenschicht
als Funktion der Tiefe in einer Oberflächenschicht eines Gewichtsstückes gemäß der Erfindung dar.
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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG DER BEVORZUGTEN
AUSFÜHRUNGSFORM
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1 stellt
eine typische Gestalt eines Präzisionsgewichtsstückes 1 dar,
wie sie z.B. in den oben erwähnten
Normen OIML R 111 und ASTM 617 empfohlen wird. Typischerweise wird
die Erfindung ausgeführt
in Gewichtsstücken,
die je eine oder beide dieser Normen erfüllen, aber es versteht sich,
dass die vorliegende Erfindung gleichermaßen für Gewichtsstücke gilt,
die gemäß anderer
Normen oder auf Kundenanforderungen hin gefertigt sein können, zum
Beispiel Gewichtsstücke
in der Gestalt von Scheiben, Ringen oder irgendwelchen beliebigen Gestaltungen,
welche eingebaut werden können
in irgend einer Art oder verwendet werden können im Zusammenhang mit irgend
einer Art von Wäge-
oder Prüfgeräten für Masse,
Kraft, Druck und andere physikalische Größen.
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Das
Diagramm von 2 veranschaulicht die Änderung
der Kohlenstoff- und/oder Stickstoffkonzentration in % C und/oder
N als Funktion der Tiefe d in μm
gemessen, ausgehend von der Oberfläche des Gewichtsstücks, nachdem
jenes der Wärmebehandlung
unterzogen worden ist. Die Konzentration an der Oberfläche ist
erhöht
auf eine ungefähre
Größenordnung
von etwa 5 bis 6 %, während
das Niveau im Inneren des Gewichtsstückes auf dem vor der Behandlung
bestehenden Niveau von etwa 0,03 % verbleibt.
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Das
Diagramm von 3 veranschaulicht die Änderung
der Härte über die
Tiefe innerhalb der gehärteten
Oberflächenschicht
des Gewichtsstückes gemäß der Erfindung.
An der Außenoberfläche weist das
Gewichtsstück
eine Vickershärte
(„HV
0.05") von zwischen
1.000 und 1.200 auf, welche allmählich über eine
Tiefe von etwa 5 bis 50 μm
auf das Härteniveau
des unmodifizierten Kernmaterials, d.h. auf um 200, abnimmt. Die
Behandlung führt
zu einer Massezunahme von typischerweise 1 mg pro cm2 Oberflächenausdehnung.
Diese zusätzliche
Masse könnte entweder
bei der formgebenden Vorbearbeitung und der sich daran anschließenden Fertigbearbeitung oder
aber in einem Feinjustier- und/oder Polierschritt nach der oberflächenhärtenden
Behandlung erfolgen, z.B. durch gleichmäßige Entfernung von Material
von der gesamten Oberfläche
des Gewichtsstückes
bis zu einer Tiefe von etwa 1,2 μm
bzw. soweit erforderlich, um den Massewert des Gewichtsstückes in
die geltenden Toleranzbereichsgrenzen zu bringen.
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Es
wird als selbstverständlich
erachtet, dass innerhalb des Anwendungsbereiches und der Hauptideen
der Erfindung zahlreiche Ausführungsformen von
Gewichtsstücken
mit gehärteten
Oberflächen möglich sind,
und auch, dass irgendwelche quantitativen Angaben wie beispielsweise
Härte und
Schichtdicke lediglich als Beispiele dienen sollen und nicht als
Beschränkungen
zu verstehen sind.