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Die
vorliegende Erfindung betrifft neue Furin-Polypeptide. Furin, das
auch als PACE (steht für
gepaarte basische Aminosäure-Spaltungsenzym)
bezeichnet wird, gehört
zur Familie von Säugersubtilisin-artigen Proproteinkonvertasen
(SPC oder PC). Diese Proteine wurden mit der endoproteolytischen
Reifungsverarbeitung inaktiver Vorläuferproteine an einzelnen,
gepaarten oder mehrfachen basischen Consensus-Stellen innerhalb
des sekretorischen Stoffwechselwegs in Verbindung gebracht (dargestellt
in Nakayama, 1997, Biochem. J., 327, Seiten 625–635; Seidah und Chretien,
Current Opinions in Biotechnology, 8, 1997, Seiten 602–607). Sieben
unterschiedliche Mitglieder dieser Familie wurden bisher identifiziert,
einschließlich
Furin, PC1 (auch als PC3 bekannt), PC2, PACE4, PC4, PC5 (auch als
PC6 bekannt), PC7 (oder LPC, PC8 oder SPC7), wobei jedes davon eine
einzigartige Gewebeverteilung zeigt, obwohl in manchen Geweben eine überlappende
funktionelle Redundanz verschiedener PC's vorkommen kann (Seidah et al., Biochem.,
1994, 76, Seiten 197–209).
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Furin
wird ubiquitär
in allen untersuchten Säugergeweben
und Zelllinien exprimiert und kann einen breiten Bereich bioaktiver
Vorläuferproteine
in dem sekretorischen Stoffwechselweg verarbeiten, einschließlich Wachstumsfaktoren,
Hormone, Plasmaproteine, Rezeptoren, Virushüllenglykoproteine und bakterielle
Toxine. Es handelt sich um eine Calcium-abhängige Serinendoprotease, die
strukturell in mehreren Domänen
angeordnet ist, nämlich
ein Signalpeptid, ein Propeptid, eine katalytische Domäne, eine
mittlere Domäne
(auch als Homo-B- oder
P-Domäne
bezeichnet), die C-terminal angeordnete Cystein-reiche Domäne, eine
Transmembrandomäne
und der cytoplasmatische Schwanz. Beim Übergang des neu synthetisierten
Furinvorläufers
vom endoplasmatischen Retikulum in das Golgi-Kompartiment wird das
Propeptid in einem zweistufigen Verarbeitungsereignis autokatalytisch
entfernt (Leduc et al., J. Biol. Chem., 267, 1992, Seiten 14304–14308;
Anderson et al., EMBO J., 1997, Seiten 1508–1518).
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Furin
ist vorwiegend am trans-Golgi-Netzwerk (TGN) lokalisiert, es bewegt
sich jedoch mittels endosomaler Vesikel auch zyklisch zwischen dem
TGN und der Zelloberfläche,
wodurch sowohl Vorläuferproteine während ihres
Transports durch den konstitutiven sekretorischen Stoffwechselweg
als auch Moleküle,
die in den endocytischen Stoffwechselweg eintreten, verarbeitet
werden. Die zelluläre
Verteilung von Furin auf die verschiedenartigen Verarbeitungskompartimente
wird offensichtlich durch definierte strukturelle Merkmale innerhalb
seines cytoplasmatischen Schwanzes bestimmt (Schäfer et al., EMBO J., 11, 1995,
Seiten 2424–2435; Voorhees
et al., EMBO J., 20, 1995, Seiten 4961–4975; Teuchert et al., J.
Biol. Chem., 274, 1999, Seiten 8199–8207). Die Deletion der cytoplasmatischen
Domäne
führt zu
einem verkürzten
Furin-Polypeptid, das sich in erster Linie in der Plasmamembran
befindet, zu der es möglicherweise
durch eine Nonstop-Passage transportiert wird, und das aufgrund
des Verlusts eines regulativen Sequenzmotivs innerhalb der cytoplasmatischen Domäne nicht
im Zyklus zu dem TGN zurückkehren
kann (Molloy et al., EMBO J., 13, 1994, Seiten 18–33; Schäfer et al.,
EMBO J., 14, 1995, Seiten 2424–2435).
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Es
wurde gefunden, dass die C-terminalen Domänen für die funktionelle Aktivität von Furin
nicht erforderlich sind. Es wurde gefunden, dass mutiertes Furin,
dem die Transmembrandomäne
und der cytoplasmatische Schwanz fehlen, leicht in das Zellkulturmedium
freigesetzt wird, während
es nach wie vor eine signifikante Aktivität zeigt. Ein hohes Expressionsniveau
eines rekombinanten Volllängen-Furins
haben zu einer natürlichen
Sekretion einer verkürzten
Furinform geführt,
die als „Shed"-Furin bekannt ist
und der die Transmembrandomäne
und der cytoplasmatische Schwanz fehlen (Wise et al., Proc. Natl.
Acad. Sci., 87, 1990, Seiten 9378–9382; Rehemtulla und Kaufman,
Blood, 79, 1992, Seiten 2349–2355;
Vidricaire et al., Biochem. Biophys. Res. Comm., 195, 1993, Seiten
1011–1018;
Vey et al., J. Cell. Biol., 127, 1994, Seiten 1829–1842; Preininger et
al., Cytotechnol., 30, 1999, Seiten 1–15). Es bleibt eine offene
Frage, ob das Furin-"Shedding" auf gesättigte zelluläre Abrufungsmechanismen
zurückzuführen ist,
ob es einen Schutzmechanismus der Wirtszelle gegen überschüssige Protease
darstellt, oder ob es Teil eines natürlichen regulatorischen Prozesses
ist, der die intrazelluläre
Furinkonzentration/aktivität
durch eine Sekretion moduliert. Die Isolierung eines verkürzten endogenen
Furins von der Golgifraktion von Rindernierenzellen kann die Ansicht
stützen,
dass das „Shedding" nicht nur ein künstlicher
Sekretionsprozess ist, der durch eine Überexpression verursacht wird
(Vey et al., 1994). Es wurde gezeigt, dass die Umwandlung von Furin
in die lösliche
sezernierte Form intrazellulär
innerhalb eines sauren Kompartiments stattfindet, was die Gegenwart
von Calcium erfordert (Vey et al., 1994).
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Die
Gegenwart einer C-terminal verkürzten
und somit löslichen
Form von Furin, die aktiv bleibt, wurde jedoch nahezu ausschließlich in
einem konditionierten Medium von Zellen nachgewiesen, die natives
Volllängen-Furin
rekombinant überexprimieren
(Wise et al., 1990; Rehemtulla und Kaufman, 1992; Vidricaire et
al., 1993; Vey et al., 1994; Preininger et al., 1999).
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Ein
anderer Stand der Technik, der Furin-Polypeptide beschreibt, umfasst
die WO 91/06314, die ein Furinfragment beschreibt, das aus den Aminosäuren 108
bis 464 besteht und dem folglich ein Teil der homo-B-Domäne, des
Cystein-reichen Bereichs, der Transmembrandomäne und des cytoplasmatischen Schwanzes
fehlt. Die WO 92/09698 beschreibt Volllängen- Furin und Furin, dem die Transmembrandomäne fehlt.
Darüber
hinaus beschreiben Preininger et al. (Cytotechnology 30, 1999, Seiten
1 bis 15) Furinmutanten, denen der Cysteinreiche Bereich, die Transmembrandomäne und die
cytosolische Domäne
fehlen. Zellen, die solche Mutanten exprimieren, enthielten erhöhte intrazelluläre Konzentrationen
der Furinderivate, wiesen jedoch variierende Sekretionsniveaus auf.
Die Autoren haben angegeben, dass der Mangel einer extrazellulären Akkumulierung
dieser Moleküle
nahe legt, dass diese Moleküle
am wahrscheinlichsten abgebaut worden sind. Die Autoren haben ferner
angegeben, dass rekombinantes Volllängen-Furin, das intrazellulär vorliegt,
größtenteils
inaktiv zu sein scheint und dass eine potenzielle Toxizität größerer Mengen
an Volllängen-Furin
für dessen
Wirtszelle vorliegt.
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Wir
haben gefunden, dass lösliches
Furin in einem Zellkulturmedium dazu führen kann, dass Proteine, die
nicht natürlicherweise
von Furin verarbeitet werden, unspezifisch gespalten werden. Beispielsweise
kann Faktor VIII, obwohl Faktor VIII nicht natürlicherweise durch Furin verarbeitet
wird, ein Ziel für
eine unbeabsichtigte Verarbeitung durch lösliches Furin werden, wenn
er für
einen längeren
Zeitraum Furin ausgesetzt ist, z.B. in einem Zellkulturmedium. Dies
führt zu
einer verminderten Ausbeute an strukturell intaktem Faktor VIII-Protein
in einem solchen Zellkulturmedium. Dies kann der Fall sein, wenn
Faktor VIII zusammen mit einem natürlichen Substrat von Furin,
wie z.B. von Willebrand-Faktor, coexprimiert wird, oder wenn rekombinante
Proteine, die natürlicherweise
durch Furin verarbeitet werden, für einen längeren Zeitraum Furin ausgesetzt
sind, so dass zusätzlich
unbeabsichtigte Stellen gespalten werden.
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Die
vorliegende Erfindung vermindert oder verhindert eine unspezifische
Spaltung von Proteinen in einer Zellkultur durch die Verwendung
von modifizierten Furin-Polypeptiden, die eine proteolytische Aktivität aufweisen,
die jedoch nicht durch Wirtszellen in ein Kulturmedium sezerniert
werden oder die verglichen mit der Sekretion von Wildtyp-Furin in
verminderten Mengen sezerniert werden. Es wurde gefunden, dass solche
Furin-Polypeptide selbst dann für
Wirtszellen nicht toxisch sind, wenn sie in großen Mengen intrazellulär exprimiert
werden.
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Demgemäß stellt
die vorliegende Erfindung ein Furin-Polypeptid mit einer verglichen
mit der Aminosäuresequenz
von Wildtyp-Furin zwischen der homo-B-Domäne und der Transmembrandomäne, d.h.
zwischen den Aminosäuren
Ala 557 und Leu 713 gemäß der in
den 1 und 2 gezeigten Aminosäuresequenz,
modifizierten Aminosäuresequenz
bereit. Es wurde überraschenderweise
gefunden, dass Furin-Polypeptide, die eine solche modifizierte Aminosäuresequenz
aufweisen, eine proteolytische Aktivität aufweisen, die derjenigen
von nativem (d.h. Wildtyp-Furin) ähnlich ist, dass sie jedoch
durch Wirtszellen, die solche Furin- Polypeptide exprimieren, in ein Kulturmedium
verglichen mit nativem Furin in wesentlich verminderten Mengen sezerniert
werden.
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Es
ist ein weiterer Aspekt der Erfindung, dass die erfindungsgemäßen Furin-Polypeptide
in einer Zelle in großen
Mengen exprimiert werden, ohne für
die Zelle wesentlich toxisch zu sein. In einem weiteren Aspekt sind
die physiologischen Spaltungseigenschaften des modifizierten Furinproteins
nach wie vor vorhanden, jedoch ist eine unbeabsichtigte Spaltung
der sezernierten oder extrazellulär lokalisierten Proteine in
einem Zellkulturmedium stark vermindert, da weniger oder kein Furin
in dem Medium vorliegt.
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Zusätzlich besteht
ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Furin-Polypeptids darin,
dass, obwohl die proteolytische Verarbeitung Furin-abhängiger Proteine
intrazellulär
stattfinden kann, eine unspezifische Verarbeitung von Proteinen
durch Furin zumindest vermindert, wenn nicht vollständig ausgeschlossen
werden kann. Daher wird eine unspezifische Spaltung von Proteinen,
die vorkommen kann, wenn Proteine löslichem Furin in einem konditionierten
Medium in einer Zellkultur ausgesetzt werden, durch das erfindungsgemäße Furin-Polypeptid vermieden.
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In
einem weiteren Aspekt stellt die Erfindung ein rekombinantes Polynukleotid
bereit, welches das erfindungsgemäße Furin-Polynukleotid codiert.
In einem weiteren Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
des erfindungsgemäßen Furin-Polypeptids,
einen rekombinanten Vektor, der die Polynukleotidsequenz umfasst,
die das erfindungsgemäße Furin-Polypeptid
codiert, eine Wirtszelle, die einen solchen Vektor umfasst, und
eine Zubereitung, die das erfindungsgemäße Polypeptid umfasst, bereit.
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1 zeigt
die Aminosäuresequenz
von menschlichem Wildtyp-Furin.
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2 ist
eine schematische Darstellung der Aminosäuresequenzen von Wildtyp-Furin
und Furinmutanten.
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3 ist
eine Photographie eines SDS-PAGE-Gels, die „Shed"-Furin in einem konditionierten Medium zeigt,
in dem FD11-CHO-rvWF-Zellen, die transient mit Furinkonstrukten
transfektiert worden sind, gezüchtet wurden.
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4 ist
eine Photographie eines SDS-PAGE-Gels, welche die Verarbeitung von
rvWF-Vorläufer in FD11-CHO-rvWF-Zellen,
die transient mit Furinkonstrukten transfektiert worden sind, zeigt.
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Die 5A bis 5C zeigen
die Furinexpression in transient transfektierten HEK 293-Zellen:
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5A ist eine Photographie eines SDS-PAGE-Gels,
das rekombinantes „Shed"-Furin (rFurin) in
konditioniertem Medium von transient transfektierten HEK 293-Zellen
zeigt;
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5B ist eine Photographie eines SDS-PAGE-Gels,
das die intrazelluläre
rFurin-Expression
in HEK 293-Lysaten zeigt; und
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5C zeigt die Ergebnisse eines in vitro-Furintests
unter Verwendung von konditioniertem Medium und fluorogenem Substrat
(in willkürlichen
Einheiten).
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6 ist
eine Photographie von drei SDS-PAGE-Gelen, welche die Korrelation
zwischen dem Grad der rvWF-Vorläuferverarbeitung
und der Gegenwart von „Shed"-Furin in konditioniertem
Medium zeigt.
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Furin-Polypeptide
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Die
vorliegende Erfindung umfasst Furin-Polypeptide, die verglichen
mit Wildtyp-Säugerfurin,
wie z.B. menschlichem Furin (dessen Aminosäuresequenz in der 1 gezeigt
ist), eine modifizierte Aminosäuresequenz
zwischen den Aminosäuren
Ala 557 und Leu 713 aufweisen. Für
die Zwecke der vorliegenden Offenbarung soll sich ein Furin-Polypeptid
auf ein Polypeptid beziehen, das mindestens einen Abschnitt der
Aminosäuresequenz
eines Wildtyp-Säugerfurinproteins
umfasst, der eine proteolytische Aktivität aufweist. In einer bevorzugten
Ausführungsform
befindet sich die Modifikation in einem erfindungsgemäßen Furin-Polypeptid zwischen
den Aminosäuren
Ala 557 und Leu 713. In einer alternativen Ausführungsform liegt die Modifikation bei
Arg 683. In einer weiteren Ausführungsform
sind die Aminosäuren
zwischen Gly 577 und His 712 deletiert.
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In
der vorliegenden Offenbarung sollen die Begriffe „modifiziert" und „Modifikation" bezüglich der
Aminosäuresequenz
eines Furin-Polypeptids darüber
hinaus eine Deletion oder Substitution einer oder mehrerer Aminosäure(n) bedeuten.
Eine solche Modifikation kann z.B. durch eine direkte Mutagenese
oder eine PCR oder andere bekannte Verfahren der Gentechnik durchgeführt werden,
die zur spezifischen Veränderung
einer DNA-Sequenz zur Steuerung einer Änderung der Aminosequenz des
resultierenden Polypeptids geeignet sind (Current Protocols in Molecular
Biology, Band 1, Kapitel 8 (Ausubel et al., Hrsg., J. Wiley and
Sons, 1989 & Ergänz. 1990–93); Protein
Engineering (Oxender & Fox,
Hrsg., A. Liss, Inc., 1987)). Die Modifikationen der vorliegenden
Erfindung liegen in dem Bereich zwischen der homo-B-Domäne und der
Transmembrandomäne, d.h.
in dem Bereich zwischen den Aminosäuren Ala 557 und Leu 713 des
Furinmoleküls.
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Vorzugsweise
weist das erfindungsgemäße Furin-Polypeptid
Aminosäuresubstitutionen
und/oder -hinzufügungen
auf, die Schleifen- oder Alpha-Helix-Strukturen erzeugen. Aus dem
Stand der Technik ist bekannt, dass Aminosäuren mehrere verschiedene Sekundärstrukturen
in Polypeptiden bilden können,
d.h. helikale Strukturen oder Schleifenstrukturen (A. Lehninger, „Biochemie", VCH, 1985, Seiten
102–107;
P. Karlson et al., „Kurzes
Lehrbuch der Biochemie",
Georg Thieme Verlag, 1994, Seiten 29–32). Diese Strukturen können durch Auswählen spezifischer
Aminosäuren
erzeugt werden, die z.B. Alpha-Helices und Schleifen bilden und
dadurch Strukturen wie Helices oder Schleifen in dem resultierenden
Polypeptid erzeugen (B. Rost und C. Sander, Proc. Natl. Acad. Sci.,
1993, Seiten 7558–7562,
B. Rost und C. Sander, 1994, Proteins: Structure, Function and Genetics,
19, Seiten 55–72).
Zusätzlich
können
gemäß J. Kyte
und R. Doolittle (1983, J. Mol. Biol., 157, Seiten 105–132) solche
Aminosäuren
auf der Basis ihrer Hydropathiewerte ausgewählt werden, und zwar im Hinblick
auf die Erkenntnis, dass Aminosäuren,
die negative Hydropathiewerte zeigen, hydrophil sind, wodurch diese
Seitenketten zu dem wässrigen
Lösungsmittel
Zugang haben, wohingegen Aminosäuren,
die positive Hydropathiewerte aufweisen, hydrophobe Aminosäuren sind,
die dazu neigen, innere Abschnitte der Proteine einzunehmen. Zusätzlich ist
bekannt, dass Aminosäuren,
die sehr hohe positive oder negative Hydropathiewerte zeigen, bevorzugte
Ziele für
verschiedene Proteasen sind.
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Daher
liegt in einer bevorzugten Ausführungsform
eine Insertion mehrerer Aminosäuren,
vorzugsweise zwischen 5 und 30, mehr bevorzugt zwischen 10 bis 20,
vor, die in dem erfindungsgemäßen modifizierten Furin-Polypeptid
eine Schleifen- oder Helixstruktur erzeugt.
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In
einer alternativen Ausführungsform
führt die
Insertion von Aminosäuren
zu einer Helixstruktur. In einer solchen Ausführungsform werden die Aminosäuren vorzugsweise
aus der Gruppe bestehend aus Alanin (A), Leucin (L), Phenylalanin
(F), Tryptophan (W), Methionin (M), Histidin (H), Glutamin (Q),
Valin (V) und Glutaminsäure
(E) ausgewählt.
Beispielsweise werden die Aminosäuren
558 bis 738, vorzugsweise die Aminosäuren 578 bis 711, durch die
Aminosäuresequenzen
EAMHA (SEQ. ID. No 1), AWFQW (SEQ. ID. No 2) oder AQMWHEAMEFWAMQFEAMHA
(SEQ. ID. No 3) substituiert. In einer bevorzugten Ausführungsform
werden die Aminosäuren
578 bis 711 des Furin-Polypeptids durch die Aminosäuresequenz
AEMWHQAMEV (SEQ. ID. No 4) substituiert.
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In
einer weiteren Ausführungsform
bildet eine Aminosäureinsertion
eine Schleifenstruktur, wobei die Aminosäuren vorzugsweise aus der Gruppe
bestehend aus Serin (S), Isoleucin (I), Threonin (T), Glutaminsäure (E),
Asparaginsäure
(D), Lysin (K), Arginin (R), Glycin (G), Tyrosin (Y), Cystein (C),
Asparagin (N), Prolin (P), Glutamin (Q) und Hydroxyprolin ausgewählt werden.
Beispielsweise werden die Aminosäuren
558 bis 738, vorzugsweise die Aminosäuren 578 bis 711, durch die
Aminosäuresequenzen
SYNPG, SYQPD oder GSPYQTNGPS substituiert. In einer bevorzugten
Ausführungsform
werden die Aminosäuren
578 bis 711 des Furin-Polypeptids durch die Aminosäuresequenz
GSPNSQPYDG (SEQ. ID. No 5) substituiert.
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Die
Auswahl von Aminosäuren
zur Bildung von schleifenförmigen
und helikalen Strukturen ist dem Fachmann bekannt (A. Lehninger, „Biochemie", VCH, 1985, Seiten
102–107).
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In
einer alternativen Ausführungsform
kann das Arginin an der Aminosäureposition
683 der Furinsequenz durch jedwede der Aminosäuren, vorzugsweise durch Lysin,
Glutaminsäure
oder Isoleucin, ersetzt werden.
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Nukleinsäuren und
Vektoren
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Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung stellt Polynukleotide bereit, welche die erfindungsgemäßen Furin-Polypeptide
codieren. Die in solchen Polynukleotiden verwendeten Nukleinsäuren können DNA und/oder
RNA sein.
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Als
Ausgangsmaterial zum Aufbau der erfindungsgemäßen Furin-Polypeptide kann
bzw. können
ein Volllängen-Furin-Polypeptid
sowie jedwede Derivate davon, die ein Furin-Polypeptid mit einer proteolytischen Aktivität codieren,
verwendet werden. Die cDNA-Sequenz,
die natives menschliches Furin codiert, wurde von A.M.W. van den
Ouweland et al. (Nucleic Acid Res., 1990, 18(3), Seite 664) und
R.S. Fuller et al. (Science, 1989, 246, 482) veröffentlicht. Ein solches Furin-Polynukleotid
kann von jedweder Säugerart
stammen, vorzugsweise vom Menschen, vom Schwein oder vom Rind als
Quelle.
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Das
Polynukleotid wird durch einen Vektor exprimiert, der die geeigneten
Elemente für
die heterologe Expression der DNA oder RNA bereitstellt. Der Expressionsvektor
umfasst z.B. einen Transkriptions-Regulationsbereich und einen Translations-Initiationsbereich,
der in einer Wirtszelle funktionsfähig bzw. wirksam ist, eine
DNA-Sequenz, die das erfindungsgemäße Furin-Polynukleotid codiert,
und translationale und transkriptionale Terminationsberei che, die
in der Wirtszelle funktionsfähig
bzw. wirksam sind, wobei die Expression der Nukleinsäuresequenz
durch die Initiations- und Terminationsbereiche reguliert wird.
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Der
Expressionsvektor kann auch Elemente zur Replikation der DNA oder
RNA aufweisen. Der Expressionsvektor kann ein DNA- oder RNA-Vektor
sein. Beispiele für
DNA-Klonierungs- und
Expressionsvektoren sind pBSSKII (J.M. Short, J.M. Fernandez, J.A.
Sorge und W.D. Huse, Lambda ZAP, 1988, Nucleic Acids Research 16
(15), 7583–7600;
M.A. Alting. Mees und J.M. Short, 1989, Nucleic Acids Research 17
(22), 9494), pBPV, pSVL, pCMV, pRc/RSV, myogene Vektorsysteme (WO
93/09236) oder Vektoren, die von viralen Systemen abgeleitet sind,
z.B. von Vakzinia-Virus, Adenoviren, Adeno-assoziiertem Virus, Herpesviren,
Retroviren oder Baculoviren. Beispiele für RNA-Expressionsvektoren sind
Vektoren, die von RNA-Viren
wie z.B. Retroviren oder Flaviviren abgeleitet sind.
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In
manchen Fällen
kann es bevorzugt sein, dass eine Mehrzahl von Kopien des Gens vorliegt,
welches den Proteinvorläufer
bezogen auf das Furin-Polypeptid exprimiert oder umgekehrt. Dies
kann durch Verfahren erreicht werden, die im Stand der Technik gut
beschrieben sind. Alternativ können
zwei Transkriptions-Regulationsbereiche mit verschiedenen Raten
der Transkriptionsinitiation oder mit verschiedenen Promotoren eingesetzt
werden, die für
eine verstärkte
Expression entweder des erfindungsgemäßen Furin-Polypeptids oder für eine Expression
des Vorläufer-Polypeptids
und/oder eines weiteren Polypeptids, das nicht durch Furin proteolytisch
verarbeitet werden soll, sorgen.
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Der
Expressionsvektor, der das Polynukleotid enthält, welches das erfindungsgemäße modifizierte
Furin-Polypeptid codiert, kann zur Transformation von Wirtszellen
verwendet werden, die dann das Polypeptid erzeugen. Die transformierten
Wirtszellen können
in einem Zellkultursystem zur Erzeugung des Polypeptids in vitro
gezüchtet
werden.
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Für einige
spezifischen Anwendungen in der Gentherapie, d.h. wenn die Nukleinsäure als
solche in ein Organ eines Säugers
injiziert wird, kann die Nukleinsäure, DNA sowie RNA, chemisch
modifiziert werden. Die chemischen Modifikationen können Modifikationen
sein, welche die Nukleinsäure
vor einem Nukleaseabbau schützen,
z.B. durch Stabilisierung des Grundgerüsts oder der Termini.
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Der
Expressionsvektor, der die Nukleinsäure enthält, die ein erfindungsgemäße Furin-Polypeptid codiert,
kann ferner an einen Säuger
ohne vorherige in vitro-Transformation in Wirtszellen verabreicht
werden. Der praktische Hintergrund für diese Art von Gentherapie
ist in mehreren Patentanmeldungen beschrieben, z.B. in der WO 90/11092.
Der Expressions vektor, der die Nukleinsäure enthält, wird mit einem geeigneten
Träger
gemischt, z.B. einer physiologischen Pufferlösung, und in ein Organ, vorzugsweise
einen Skelettmuskel, die Haut oder die Leber eines Säugers injiziert.
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Wirtszellen
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Das
erfindungsgemäße Furin-Polypeptid
wird vorzugsweise durch eine rekombinante Expression erzeugt. Es
kann mittels Gentechnik mit bekannten Expressionssystemen hergestellt
werden, wie z.B. permanenten Zelllinien oder durch virale Expressionssysteme.
Permanente Zelllinien werden durch eine stabile Integration der
Fremd-DNA in das Wirtszellengenom von z.B. Vero-, MRC5-, CHO-, BHK-,
293-, HEK 293-, Sk-Hep1-, Leberzellen, Nierenzellen, Fibroblasten,
Keratinocyten oder Myoblasten, Hepatocyten oder Stammzellen, wie
z.B. hämatopoetischen
Stammzellen, oder durch einen episomalen Vektor, der z.B. von Papillomavirus
abgeleitet ist, hergestellt.
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Alternativ
können
Zelllinien verwendet werden, die keine endogene Furinaktivität aufweisen
(J.M. Moehring und T.J. Moehring, Infect. Immun., 41, 1983, Seiten
998–1009).
Beispielsweise können
CHO-RPE40- oder FD11-CHO-Zellen verwendet werden. Dabei kann die
proteolytische Aktivität
des transfektierten erfindungsgemäßen Furins leicht gemessen
werden, wodurch die Hintergrundaktivität von endogenem Furin vermieden
wird.
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Virale
Expressionssysteme, wie z.B. das Vakzinia-Virus, das Baculovirus
oder retrovirale Systeme, können
ebenfalls verwendet werden. Als Zelllinien werden im Allgemeinen
Vero-, MRC5-, CHO-, BHK-, 293-, Sk-Hep1-, Drüsen-, Leber- oder Nierenzellen
verwendet. Eukaryotische Expressionssysteme, wie z.B. Hefen, endogene
Drüsen
(z.B. Drüsen
transgener Tiere) und transgene Tiere, können ebenfalls zur Expression
der erfindungsgemäßen Furin-Polypeptide verwendet
werden. Zur Expression von rekombinanten Proteinen haben sich CHO-DHFR-Zellen
als besonders nützlich
erwiesen (Urlaub et al., Proc. Natl. Acad. Sci., USA, Band 77, Seiten
4216–4220,
1980).
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Die
erfindungsgemäßen Furin-Polypeptide
werden in den jeweiligen Expressionssystemen unter der Kontrolle
geeigneter Promotoren exprimiert. Zur Expression in Eukaryoten sind
bekannte Promotoren geeignet, wie z.B. SV40, CMV, RSV, HSV, EBV, β-Aktin, hGH
oder induzierbare Promotoren, wie z.B. hsp oder ein Metallothionein-Promotor.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines
erfindungsgemäßen Furin-Polypeptids
und eines Vorläufer-Polypeptids
bereit.
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Vorzugsweise
wird das Furin-Polypeptid mit von Willebrand-Faktor-Protein und/oder
Faktor VIII-Protein coexprimiert.
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In
einem weiteren Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
eines erfindungsgemäßen Furin-Polypeptids
bereit. Dieses Verfahren umfasst das Züchten einer Wirtszelle in einem
Nährmedium,
umfassend einen Expressionsvektor, der in Transkriptionsrichtung
einen Transkriptions-Regulationsbereich und einen Translations-Initiationsbereich,
welcher in einer Wirtszelle funktionsfähig bzw. wirksam ist, eine
DNA-Sequenz, welche ein erfindungsgemäßes Furin-Polypeptid codiert,
und in der Wirtszelle funktionsfähige
bzw. wirksame translationale und transkriptionale Terminationsbereiche
umfasst. Die Expression dieser DNA-Sequenz wird durch die Initiations-
und Terminationsbereiche reguliert. Das Verfahren kann ferner das
Messen der Sekretionsrate von exprimierten Furin-Polypeptiden mit
proteolytischer Aktivität
und das Isolieren von Wirtszellen umfassen, die Furin-Polypeptide
exprimieren, und die verglichen mit Wirtszellen, die Wildtyp-Furin exprimieren,
eine reduzierte Sekretion zeigen.
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Pharmazeutische
Zubereitung
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Das
erfindungsgemäße Furin-Polypeptid
kann als pharmazeutische Zubereitung, die ein erfindungsgemäßes modifiziertes
Furin-Polypeptid aufweist, als Einzelkomponentenzubereitung oder
in Kombination mit anderen Komponenten als Mehrkomponentensystem
bereitgestellt werden. In einer speziellen Ausführungsform kann ein erfindungsgemäßes Furin-Polypeptid mit Proproteinen,
wie z.B. von Willebrand-Faktor, kombiniert werden.
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Spezifische
Aktivität
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Gemäß eines
Aspekts der vorliegenden Erfindung weist das erfindungsgemäße Furin-Polypeptid verglichen
mit der proteolytischen Aktivität
von Wildtyp-Furinprotein, wie z.B. menschlichem Wildtyp-Furin, eine proteolytische
Furinaktivität
von mindestens 50 %, vorzugsweise mindestens 100 % auf.
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Die
Bewertung der proteolytischen Aktivität kann mit jedwedem geeigneten
Test durchgeführt
werden, wie z.B. unter Verwendung von fluorogenen Substraten, die
eine zweibasige Spaltungsstelle umfassen, für die Furin spezifisch ist
(A. Preininger et al., 1999, U. Schlokat et al., 1996, Biotechnol.
Appl. Biochem., Band 24, Seiten 257–267). Alternativ kann die
proteolytische Aktivität
auch durch Inkubieren von Furin mit Proproteinen, wie z.B. pro-rvWF,
für eine ausreichende
Zeit, gemessen werden. Der Grad der pro-rvWF-Verarbeitung kann durch
Western-Blotting analysiert werden.
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Sekretionsrate
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Die
Sekretionsrate kann als die Menge an sezerniertem Furin-Polypeptid
(„Shed"-Furin) definiert
werden, die sich in einem Zellkulturmedium innerhalb einer gegebenen
Zeit ansammelt. Die Verminderung der Sekretionsrate des erfindungsgemäßen modifizierten
Furin-Polypeptids
beträgt
mindestens 25 %, vorzugsweise mindestens 50 %, mehr bevorzugt mindestens
90 % und insbesondere mindestens 100 %, verglichen mit der Sekretionsrate
von rekombinant exprimiertem Furin, das die Wildtyp-Sequenz aufweist
(wie z.B. menschliches Wildtyp-Furin) oder Furin, dem der Transmembranbereich
und/oder der cytoplasmatische Bereich fehlt.
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Beispielsweise
kann die Sekretionsrate durch die immunologische Reaktivität mit Anti-Furin-Antikörpern gemessen
werden. Ein geeigneter Antikörper
kann gegen die katalytische Domäne
von Furin gerichtet werden (Preininger et al., 1999).
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Isolationsverfahren
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Das
erfindungsgemäße Furin-Polypeptid
kann von Zellen durch Lyse isoliert und mit herkömmlichen Verfahren, gegebenenfalls
in der Gegenwart von Protease-Inhibitoren, weiter gereinigt werden.
Die Reinigung kann durch bekannte chromatographische Verfahren durchgeführt werden,
vorzugsweise durch eine Affinitätschromatographie
unter Verwendung von Antikörpern
gegen das Furin-Polypeptid oder durch Koppeln des Furin-Polypeptids
an eine His-Tag-Gruppe und selektives Binden des Proteins an Ni2+-NTA-Agarose (Preininger et al., 1999).
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Aufgrund
der Tatsache, dass die proteolytischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Furin-Polypeptide
verglichen mit Wildtyp-Furin im Wesentlichen unverändert sind,
können
Proteine, die durch Wildtyp-Furin verarbeitet werden, auch durch
die erfindungsgemäßen Furin-Polypeptide verarbeitet
werden, d.h. Proteine mit gepaarten Aminosäureresten können als Substrat dienen. Beispiele
für Vorläufermoleküle zur Verwendung
in der vorliegenden Erfindung können
unter anderem von Willebrand-Faktor, Faktor IX, Protein C, Protein
S, Prothrombin, Faktor X, Faktor VII, von transformierten Zellen
gebildeten Wachstumsfaktor (TGF) beta und dessen Überfamilie,
einschließlich
Aktivin und Inhibin, morphogenetische Knochenproteine (BMP), Insulin,
Relaxin, Wachstumsfaktoren, wie aus von Blutplättchen gewonnenen Wachstumsfaktor
(PDGF), Nervenwachstumsfaktor (NGF) und Viruspolypeptide, einschließlich die
von Cytomegalovirus (CMV), menschlichem Immunschwächevirus
und Herpes simplex-Virus abgeleiteten Viruspolypeptide umfassen.
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Die
Erfindung wird in den anschließend
beschriebenen Beispielen veranschaulicht. Variationen innerhalb
eines Rahmens, den ein Fachmann in Betracht zieht, werden als zum
Schutzbereich der vorliegenden Erfindung gehörend betrachtet. Falls nichts
anderes definiert ist, haben alle technischen und wissenschaftlichen
Begriffe, die hier verwendet werden, die gleiche Bedeutung, wie
sie üblicherweise
vom Fachmann des Fachgebiets verstanden wird, zu dem diese Erfindung
gehört.
Obwohl jedwede Verfahren und Materialien, die den hier beschriebenen
Verfahren und Materialien entsprechen oder zu diesen äquivalent
sind, bei der Durchführung
oder dem Testen der vorliegenden Erfindung verwendet werden können, werden
die bevorzugten Verfahren und Materialien nachstehend beschrieben.
Die folgenden Beispiele veranschaulichen die vorliegende Erfindung,
beschränken
jedoch den Schutzbereich der Erfindung in keinerlei Weise.
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Beispiele
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1. Aufbau von Furin R683A
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Die
Volllängen-Furin-Mutante
R683A, die an der Position 683 anstelle von nativem Arginin die
Aminosäure
Alanin enthält,
wurde unter Verwendung eines Ansatzes auf PCR-Basis mit überlappenden
verlängerten Primern
aufgebaut (Ho et al., 1989, Gene, 77, Seiten 51–59). Anfänglich wurden zwei Standard-PCR-Reaktionen
unter Verwendung von Plasmid-pCMV-Furin wt (das die Wildtyp-Furin-cDNA
enthält)
als Templat und den Primerpaaren 4953 (5' GGGGGATCCC TCTGGCGAGT GG 3') (SEQ. ID. NO 6)
und 5210 (5' CGGGGACTCT
GCGCTGCTCT G 3')
(SEQ. ID. NO 7) oder 5209 (5' CAGAGCAGCG
CAGAGTCCCC G 3')
(SEQ. ID. NO 8) und 4954 (5" GGGGGATCCC
CGCGGCCTAG G 3')
(SEQ. ID. NO 9) durchgeführt,
wobei 5210 und 5209 die inneren komplementären verlängerten Primer sind, welche
die Mutation einführen,
und 4953 und 4954 die äußeren Primer
sind, die eine Bam HI-Restriktionsstelle enthalten. In einem zweiten
PCR-Durchlauf wurden die zwei gereinigten Amplifikationsprodukte
der ursprünglichen
PCR-Reaktionen für
eine Überlappungsverlängerung
in der Gegenwart von zwei äußeren Primern
4953 und 4954 kombiniert. Das gereinigte PCR-Endprodukt wurde mit
Bam HI abgebaut und zum Ersetzen des Wildtyp-Bam HI-Fragments in Plasmid-pCMV-Furin
wt verwendet.
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2. Aufbau von Furin-Deletionsmutanten
Helix 10, Schleife 10 und Δ578-711
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Furin-Expressionskonstrukte
Helix 10 (das eine Deletion der Aminosäurereste 578-711 umfasst, die durch
10 helikal strukturierte Reste ersetzt worden sind), Schleife 10
(das eine Deletion der Aminosäurereste 578-711
umfasst, die durch 10 schleifenförmig
strukturierte Reste ersetzt worden sind), und Δ578-711 (das eine Deletion der
Aminosäurereste
578-711 umfasst) wurden mit inverser PCR erzeugt. Zu diesem Zweck
wurde das interne 1176bp Bam HI-Fragment von Wildtyp-Furin in die
Bam HI-Stelle des Vektors pBS SKII(+) (Stratagene) subkloniert.
Das resultierende Plasmid pBS/fur1176 wurde als Templat für die inversen
PCR-Reaktionen der
einzelnen Konstrukte verwendet. Im Fall von Helix 10 und Schleife
10 enthielten die spezifischen Sense- und Reverse-Primer jeweils
an ihrem 5'-Ende
zusätzliche überhängende 15
Nukleotide, die für
5 helikale oder schleifenförmig
strukturierte Aminosäuren
codierten. Die folgenden Primersätze
wurden verwendet: Für Helix
10 der Sense-Primer 5699 (5' CAGGCCATGG
AGGTGCACCT GCCTGAGGTG GTGGCCGGCC TCAGC 3') (SEQ. ID. No 10) und der Reverse-Primer
5700 (5' GTGCCACATC
TCGGCCCCCT CAGGGGCGGT GCCATAGAGT ACGAG 3') (SEQ. ID. No 11), für Schleife
10 der Sense-Primer
5701 (5' CAGCCCTACG
ACGGCCACCT GCCTGAGGTG GTGGCCGGCC TCAGC 3') (SEQ. ID. No 12) und der Reverse-Primer
5702 (5' GCTGTTGGGG
CTGCCCCCCT CAGGGGCGGT GCCATAGAGT ACGAG 3') (SEQ. ID. No 13) und für Δ578-711 der
Sense-Primer 5723 (5' CACCTGCCTG
AGGTGGTGGC C 3')
(SEQ. ID. No 14) und der Reverse-Primer 5724 (5' CCCCTCAGGG GCGGTGCCAT A 3') (SEQ. ID. No 15).
Die resultierenden PCR-Fragmente wurden gereinigt, mit T4-Polynukleotidkinase
(New England Biolabs) behandelt, mit T4-DNA-Ligase (Roche) religiert
und in den E. coli-Stamm XL1 Blue MRF' (Stratagene) transformiert. Positive Klone,
welche die eingeführte
Mutation enthielten, wurden durch Sequenzieren selektiert und das
mutierte BamHI-Fragment wurde zum Ersetzen des wt 1176bp-BamHI-Fragments
in pCMV-Furin wt verwendet.
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Im
Allgemeinen wurde die Amplifizierung der Zielsequenzen routinemäßig innerhalb
von 30 PCR-Zyklen unter Verwendung von 10 bis 20 ng Templat-DNA
in einem Gesamtvolumen von 100 μl,
das 30 pmol jedes Primers, 200 μM
jedes dNTP, 2 mM MgSO4 in dem eingesetzten
10× PCR-Puffer
und 2,5U VentR ®-DNA-Polymerase
(New England Biolabs) enthielt, bei 55 °C Hybridierungstemperatur und
72°C Verlängerungstemperatur
durchgeführt.
PCR-Fragmente wurden
unter Verwendung von QIAEX II-Gelextraktionskit (Qiagen) gemäß den Anweisungen
des Herstellers gereinigt.
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Die
Helix 10-Insertion in die Furin-Deletionsmutante Δ578-711 umfasst
die Aminosäuresequenz
AEMWHQAMEV (SEQ. ID. No 4).
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Die
Schleife 10-Insertion in die Furin-Deletionsmutante Δ578-711 umfasst
die Aminosäuresequenz GSPNSQPYDG
(SEQ. ID. No 15).
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3. Transfektion, Zellkultur
und Proteingewinnung
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Furinkonstrukte
wurden transient in 293 HEK-Zellen (menschliche embryonale Nierenfibroblasten; ATCC
CRL 1573) und FD11-CHO-rvWF-Zellen (FD11-CHO sind Zellen mit Furinmangel)
exprimiert. Die Zellen wurden in DMEM/Ham's F12 (1:1) Medium (Life Technologies),
das mit 10 % fetalem Kälberserum
ergänzt
war (vollständiges
Medium), gezüchtet.
Zur Transfektion wurden Zellen auf 5 cm-Kulturschalen (Costar) zu
einer Konfluenz von 50 bis 75 % gezüchtet und durch eine Calciumphosphat-Copräzipitation
in bekannter Weise transfektiert (Fischer et al., 1994). Die transienten
Transfektionen wurden mit 20 μg
Expressionsplasmid durchgeführt.
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Rekombinantes
Protein wurde durch Aufbringen von serumfreiem vollständigen Medium
auf die transfektierten Zellen nach der Konfluenz (im Allgemeinen
48 Stunden nach der Transfektion) gewonnen, nachdem sie zweimal
mit PBS (Ca2+- und Mg2+-frei,
Life Technologies) gewaschen worden sind. Das konditionierte Medium
wurde gesammelt und durch Zentrifugation geklärt. Anhaftende Zellen wurden
trypsinisiert, mit PBS gewaschen und die Zellgesamtzahl wurde mit
einem CASY-Zähler
(Schärfe
Systems, Deutschland) unter Verwendung einer 30 μm-Kapillare gezählt. Zellextrakte
wurden durch Lysieren der Zellen bei einer Konzentration von 5 × 107 Zellen/ml Lysepuffer, der 20 mM Tris-HCl,
pH 7,5, 150 mM NaCl, 1 mM EDTA und 0,5 % Triton® X100
enthielt, hergestellt. Nach der Inkubation für 30 min bei 4°C wurden
die Lysate durch Zentrifugieren für 15 min bei 10000 × g bei
4°C geklärt.
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4. Western-Blotting
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Proben
wurden reduziert und denaturiert, mittels SDS-PAGE auf 4 % Sammel/8
%- oder 10 -Trenngelen getrennt und in bekannter Weise mittels Western-Blotting
sichtbar gemacht (Schlokat et al., 1996). Konditioniertes Medium,
das von transienten FD11-CHO-rvWF-Transfektionen abgeleitet war, wurde
mittels Speed-Vac-Zentrifugation vor dem Beladen 20× konzentriert.
Lysate wurden schlitzweise auf SDS-PAGE äquivalent zu 7,5 × 10 Zellen
angewandt. Zum Nachweisen von Furinmolekülen wurden monoklonaler Mäuse-Antikörper MON-148 (Alexis), der
gegen die katalytische Domäne
von Furin gerichtet ist, und alkalische Phosphatase, die an Anti-Maus-IgG-Ziegenserum
(Sigma) konjugiert war, als zweiter Antikörper verwendet. Rekombinantes
vWF wurde unter Verwendung von Hasen-Anti-vWF- Antiserum (DAKO) und alkalischer Phosphatase,
die an Anti-Hase-IgG-Ziegenserum (Promega) als zweiter Antikörper konjugiert
war, sichtbar gemacht.
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Die 3 zeigt
die Menge an „Shed"-Furin in konditioniertem
Medium von transient transfektierten FD11-CHO-rvWF-Zellen. Das konditionierte
Medium wurde 20× konzentriert
und auf 4 Sammel/10 %-SDS-PAGE-Gel aufgebracht und denaturiert.
Der Western-Blot wurde mit MON-148 und AP-konjugiertem Anti-Maus-IgG-Antikörper sichtbar
gemacht.
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Als
Kontrolle wurde ein pCMV-Vektor, Wildtyp-Furin-Polypeptid und Δ577G-4xG-10xH
verwendet. Das Furinkonstrukt Δ577G-4xG-10xH
wurde gemäß Preininger
et al. (1999) hergestellt.
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Die
Figur zeigt deutlich, dass die erfindungsgemäßen Furinkonstrukte keinerlei „Shedding" zeigen, d.h. die
Sekretionsrate der Moleküle
in das Medium ist verglichen mit rFurin, das die Wildtyp-Sequenz
aufweist, oder Furin, das die Transmembrandomäne und die cytoplasmatische
Domäne
nicht aufweist, wesentlich reduziert.
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5. Analyse
der in vitro-Furinaktivität
in konditioniertem Medium
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Die
funktionelle Aktivität
von „Shed"-Furinmolekülen wurde
mit einem fluorogenen Substrat bestimmt, wie es bereits beschrieben
worden ist (Schlokat et al., 1996).
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6. Beweise
für eine
intrazelluläre
rFurin-Aktivität
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FD11-CHO-rvWF-Zellen,
welche die Furin-Mutante R683A oder Wild-Typ-Furin stabil exprimieren, wurden
durch eine Cotransfektion unter Verwendung von 20 μg Furinexpressionsplasmid
und 1 μg
Selektionsplasmid pCMV-hyg, das die Beständigkeit bezüglich Hygromycin
B vermittelt (Roche), etabliert. Resistente Klone wurden zwei Wochen
nach der Transfektion isoliert und durch Subklonieren unter Selektionsdruck
stabilisiert. Drei FD11-CHO-rvWF/R683A-Klone
(Klon 1, 2 und 3), die sich bezüglich
der Menge an sezerniertem rFurin unterschieden und folglich variable
Grade der rvWF-Vorläuferverarbeitung
zeigten, wurden ausgewählt.
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Die
intrazelluläre
Furinaktivität
wurde durch Korrelieren des Grads der rvWF-Vorläuferverarbeitung und
der Gegenwart von „Shed"-Furin in FD11-CHO-rvWF/R683A-konditionierten Medien über einen
Zeitraum von 24 Stunden gezeigt. Als Kontrollen wurden FD11-CHO-rvWF/Furin
wt- und FD11-CHO-rvWF-Zellen verwendet. Zellen wurden in 6-Well- Schalen (1 Well/Zeitpunkt)
bis zur Konfluenz gezüchtet
und zweimal mit PBS gewaschen, bevor serumfreies Medium für einen
Zeitraum von 4, 8, 16 und 24 Stunden angewandt wurde. Das konditionierte
Medium wurde mittels Zentrifugation geklärt und zum Nachweis von „Shed"-Furin 20× konzentriert.
Eine Abschätzung
der rvWF-Vorläuferverarbeitung
wurde mittels Western-Blot durchgeführt.
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Die 4 zeigt
die Verarbeitung von rvWF-Vorläufer
in transient transfektierten FD11-CHO-rvWF-Zellen. 100 ng rvWF wurden pro
Spur aufgebracht. Die Sonden wurden reduziert, denaturiert und auf
ein 4 % Sammel/5 %-SDS-PAGE-Trenngel aufgebracht. Der Western-Blot
wurde mit polyklonalem Hase-anti-vWF- und AP-konjugiertem Anti-Hase-IgG-Antikörper entwickelt.
Obwohl die Zellen nur transient transfektiert worden sind, zeigen
die R683A-, Helix 10-, Schleife 10- und Δ578-711-Furinkonstrukte eine
proteolytische Aktivität.
Der Ausdruck „transient
transfektiert" steht
für eine
genetisch nicht-homogene, gemischte Zellpopulation. Abhängig von
der Transfektionseffizienz werden nur einige der Zellen transfektiert.
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Die 5 (welche
die 5A bis 5C umfasst)
zeigt die Furinexpression in transient transfektierten HEK293-Zellen:
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Die 5A zeigt „Shed"-Furin in konditioniertem Medium von
transient transfektierten HEK293-Zellen. 15 μl konditioniertes Medium wurden
pro Schlitz angewandt. Sonden wurden reduziert, denaturiert und
auf eine 4 % Sammel/10 % Trenn-SDS-PAGE aufgebracht. Der Western-Blot
wurde mit MON-148- und AP-konjugiertem Anti-Maus-IgG-Antikörper entwickelt.
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Die 5B zeigt die Messung von intrazellulärem rFurin
in HEK293-Lysaten. Pro Schlitz wurden 7,5 × 105 Zelläquivalente
angewandt.
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Die 5C zeigt die Ergebnisse eines in vitro-Tests
unter Verwendung von konditioniertem Medium und eines fluorogenen
Substrats.
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Die 5A zeigt, dass die Menge an sezernierten
Furin-Polypeptiden in dem Medium, die durch einen spezifischen Antikörper nachgewiesen
werden kann, stark reduziert ist. Dies wird durch die in der 5C gezeigten in vitro-Aktivitätsmessungen
bestätigt.
Die Daten der 5B zeigen, dass die
Furin-Polypeptide intrazellulär
lokalisiert sind.
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Die 6 zeigt
die intrazelluläre
proteolytische Aktivität
des Furinkonstrukts R683A. Der Grad der rvWF-Vorläuferproteinverarbeitung
und die Gegenwart von „Shed"-rFurin in dem konditionierten
Medium werden verglichen. Die Figur zeigt, dass eine signifikante
proteolytische Verarbeitung von vWF-Protein stattfindet, obwohl
in dem Medium kein „Shed"-Furin nachgewiesen
wird. Dies zeigt, dass dieses Furin-Polypeptid proteolytisch aktiv
ist, obwohl es nicht in das Medium sezerniert wird.
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Die
obere Spur ist ein vWF-Western-Blot, bei dem 100 ng rvWF pro Spur
aufgebracht worden sind. Als Positivkontrolle wurde CHO-rvWf verwendet.
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Die
untere Spur ist ein Furin-Western-Blot von konditioniertem Medium.
Das Material wurde 20× pro Spur
konzentriert. Als Positivkontrolle wurde „Shed"-Wildtyp-rvWF verwendet.
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