-
Diese
vorliegende Erfindung betrifft Carnosin (β-Alanylhistidin)-Derivate der
Formel (I)
worin X und Y, die voneinander
verschieden sind, eine Kette, die sich von Carnosin ableitet, oder
eine OH-Gruppe sind.
-
Verbindungen
der Formel (I) werden durch Funktionalisierung der 3- oder 6-Positionen
von β-Cyclodextrin
mit Carnosin erhalten. Die Erfindung betrifft insbesondere 3A(R)-Desoxy-3A(R)-(β-alanylhistidin)-2A(S)-β-cyclodextrin,
6-Desoxy-6-(β-alanylhistidin)-β-cyclodextrin und das 6-Desoxy-6-(β-alanylhistidylamino)-β-cyclodextrin
der Formeln (Ia), (Ib) bzw. (Ic):
-
-
-
Die
Erfindung bezieht sich außerdem
auf Verfahren zur Herstellung von Verbindungen der Formel (I). Schließlich bezieht
sich die Erfindung auch auf pharmazeutische Zusammensetzungen mit
Antioxidans-(Radikalfänger)Aktivität und insbesondere
mit Antikataraktaktivität.
-
Das
Leben in sauerstoffhaltiger Umgebung erfordert ein Schutzsystem,
das auf Molekülen
mit Antioxidansaktivität
basiert, um zum Leben wichtige Moleküle wie z.B. Proteine, Lipide,
Nukleinsäuren
und dergleichen, zu schützen.
Der höhere
Level des oxidativen Metabolismus in Verfebraten ist für Muskeln
und Gehirn charakteristisch. Als Folge wurde in diesen Geweben eine
hohe Konzentration an kleinen Molekülen mit Antioxidansaktivität, z.B.
Glutathion und andere lineare oder cyclische Dipeptide, gefunden,
hauptsächlich
Carnosin, das ein ausgezeichneter OH-Fänger und einausgezeichneter
Singulettsauerstoffradikalfänger
ist (M. A. Babizhayev, Biochem. J. 967 (1988) 241). Im Hinblick
auf diese Aktivität
wurde die Möglichkeit,
Carnosin zur Verhinderung und partiellen Behandlung von Katarakt
zu verwenden, vorgeschlagen (A. A. Boldyrev et al., Biochem. Int.
15 (1987) 1105; M. A. Babizhayev, Biochim. Biophys. Acta 1004 (1989)
363). Das Hauptproblem bei der Verwendung von Carnosin steht mit
seinem Abbau durch Carnosinase oder seiner Eliminierung in Verbindung; daher
wurde ein natürliches
Derivat, N-Acetylcarnosin, als potentielles Medikament gegen Katarakt verwendet
(PCT/EP 94/03340). N-Acetylcarnosin ist eher gegen Carnosinase resistent
und ist somit fähig,
vergleichsweise hohe Konzentrationen an aktivem Ingrediens aufrechtzuerhalten.
N-Acetylcarnosin hat allerdings unter dem praktischen Gesichtspunkt
einige Nachteile.
-
Es
wurde nun gefunden, dass es möglich
ist, Carnosinderivate zu erhalten, die hohe Radikalfänger-Charakteristika
wie auch eine andere Fähigkeit
besitzen, durch die biologischen Systeme metabolisiert zu werden,
haben, indem Carnosin mit Cyclodextrin, insbesondere mit β-Cyclodextrin,
konjugiert wird. Diese cyclischen Oligosaccharide wurden auch als
Träger
im Fall anderer Peptide eingesetzt (siehe z.B. H. Parrot-Lopez et
al., Tetrahedron Lett. 31 (1990), 1999; F. Djedaini-Pilard et al.,
ibid., 34 (1993), 2457; N. Schaschke et al., J. Am. Chem. Soc. 120
(1998) 7030).
-
Im
Hinblick auf die unterschiedliche Natur der involvierten Substrate
und enzymatischen Systeme sollte überraschenderweise in Betracht
gezogen werden, dass die Carnosinderivate der vorliegenden Erfindung im
Vergleich zu N-Acetylcarnosin die Vorzüge haben, die im folgenden
erläutert
werden.
-
Erfindungsgemäß werden
die Verbindungen der Formel (I) erhalten, indem geeigneter Weise
funktionalisiertes β-Cyclodextrin
mit Alanylhistidin, das gegebenenfalls an den Amino- oder Carboxylgruppen
geschützt
ist, umgesetzt wird. Das funktionalisierte β-Cyclodextrin kann z.B. 6-Desoxy-6-iod-β-cyclodextrin,
Epoxy-3A,2B-androcyclodextrin oder 6-Amino-6-desoxy-β-cyclodextrin sein, wohingegen
in Abhängigkeit
vom jeweiligen Fall Alanylhistidin als solches oder in Esterform
(z.B. Methylester) oder als N-Benzyloxycarbonylderivat verwendet
werden kann.
-
Die
folgenden Beispiele erläutern
die Erfindung näher.
-
Es
wurden kommerzielle Reagenzien verwendet, wenn nichts Anderes spezifiziert
ist, die, wenn notwendig, wie folgt behandelt wurden: β-Cyclodextrin
(CD) (Sigma) wurde für
etwa 24 h bei 80°C
unter Vakuum (10–2 mm Hg) getrocknet,
wobei eine P2O5-Falle
verwendet wurde. Trockenes Dimethylformamid wurde von Aldrich bezogen; β-Carnosinmethylester
(AlaHisOCH3) wurde von β-Carnosin (AlaHis) (Sigma) mit
HCl in MeOH bei 0°C
hergestellt, wobei Acetylchlorid als HCl-Quelle verwendet wurde.
Dünnschichtchromatographie (DSC)
wurde an Silicagel (60F-254, 0,25 mm, Merck) durchgeführt und
die Produkte, die unter UV-Licht nicht sichtbar waren, wurden unter
Verwendung einer 5%igen Anysaldehyd-Lösung
in Ethanol (enthaltend 5% H2SO4)
und Pauli's Reagens
für Carnosinderivate
sichtbar gemacht.
-
1H-NMR-Spektren wurden an einem Bruker AC-400
MHz-Spektralphotometer bei 400 MHz aufgezeichnet. 13C-NMR-Spektren
wurden mit einem Broker-Spektralphotometer bei 100 MHz aufgezeichnet.
Alle Lösungen
wurden in D2O hergestellt und die HDO-Frequenz
wurde als Referenz genommen, um Interferenzen der herkömmlichen
Referenzstandards mit der Cyclodextrinhülle zu vermeiden.
-
BEISPIEL 1
-
3A(R)-Desoxy-3A(R)-(β-alanylhistidin)-2A(S)-β-cyclodextrin
(CDAlaHis (3)). (Formel (Ia))
-
Die
Synthese wurde ausgehend von 3-O-(p-Tosyl)-β-cyclodextrin über das
Cyclodextrinepoxid 3A,2B-Anhydrocyclodextrin durchgeführt (R.
Breslow et al., J. Am. Chem. Soc., 108, 1069 (1986)).
-
Die
Lösung,
die das Epoxid (0,1 g) enthält,
wurde mit AlaHis (5-fache stöchiometrische
Menge) versetzt. Die Reaktion wurde bei 60°C unter einem N2-Strom über 12 h
durchgeführt.
Wasser wurde verdampft und der resultierende Feststoff wurde unter
Verwendung einer Chromatographiesäule mit Rp 8 gereinigt; diese wurde
zunächst
mit Wasser und dann mit einem linearen Wasser/MeOH-Gradienten (O→20%) eluliert.
Das resultierende Produkt wurde außerdem an CM-Sephadex C-25
unter Verwendung von Wasser als Elutionsmittel gereinigt. Der resultierende
Feststoff wurde durch Auflösen
in der Mindestmenge an Wasser und Präzipitation mit Aceton gesammelt.
Ausbeute: 30%, Rf = 0,56, Elutionsmittel PrOH/H2O/NH3 5:3:1. FAB-MS 1343 (M + 1);
Analyse:
errechnet C51H82N4Ο37·4H2O C 43,3, H 6,4, N 3,9;
gefunden: C
41,2, H 6,2, N 3,7.
1H-NMR (D2Ο) δ (ppm) 8,0
(s, 1H, H-2, Imidazolring), 7,08 (s, 1H, H-5, Imidazol), 5,2–4,9 (m,
7H, H-1 von CD), 4,54 (m, 1H, CH, Histidinkette), 4,29 (m, 1H, H-5A),
4,25 (t, 1H, H-4A),
4,1–3,75
(m, 27H, H-3, -5, -6, -2A), 3,75–3,5 (m, 13H, H-2, -4), 3,3
(dd, 1H, H-3A), 3,29 (m, 1H, Proton von His-CH2),
3,2 (m, 2H, CH2 der Ala-Kette), 3,05 (dd,
1H, anderes Proton von His-CH2), 2,67 (m,
2H, CH2, Ala, benachbart zu NH-Gruppe). 13C-NMR (D2Ο), δ (ppm), 179,9
(COO-), 175,2 (C(O)NH), 137,3 (C-2, Imidazolring), 134,4 (C-5, Imidazol), 120,3
(C-4, Imidazol), 105,8 (C-1A), 105–103 (anderes C-1), 83–81 (C-4),
76,7 (C-4A), 76–73,6
(C-2, C-3, C-5), 62,9 (C-6) 62,4 (C-6A), 61,0 (C-3A), 57,4 (CH,
His-Rest), 45,1 (CH2, Ala-Rest), 43,6 (CH2, Ala-Rest), 31,0 (CH2, His-Rest).
-
BEISPIEL 2
-
6-Desoxy-6-(β-alanylhistidin)-β-cyclodextrin
(CDAlaHis (6)) (Formel (Ib))
-
Das
in der 6-Position mit Carnosin funktionalisierte Cyclodextrin wurde
ausgehend von 6-O-(p-Tosyl)-β-cyclodextrin
hergestellt, wobei 6-Desoxy-6-iod-β-cyclodextrin als Zwischenprodukt
(CDI) verwendet wurde, wie es oben beschrieben wurde (R. P. Bonomo
et al., Inorg. chem., 30, 2708 (1991)).
-
Vorher
getrocknetes CDI (0,1 g) wurde in trockenem DMF (1 ml) aufgelöst, mit
Stickstoff gespült,
dann wurde β-Carnosin
(AlaHisOCH3) zugesetzt (im Molverhältnis zu
CDI von 1:5). Die Reaktion wurde bei 70°C unter Rühren und Stickstoffatmosphäre durchgeführt, dann
wurde nach 12 h DMF unter Vakuum bei 40°C verdampft. Der resultierende
Feststoff wurde auf eine Kationenaustauschsäule CM-Sephadex C-25 (in der NH4 +-Form) geladen,
wobei zunächst
Wasser als Elutionsmittel, dann ein linearer NH4CO3 (0–0,1
M)-Gradient verwendet wurde. Die gesammelten Fraktionen wurden durch
Dünnschichtchromatographie
(DSC) untersucht und die, die das Produkt enthalten, wurden unter
Vakuum bei 40°C
konzentriert. Der resultierende CDAlaHis-Methylester wurde 1% NaOH
in Methanol/Wasser für
etwa 1 h hydrolysiert. Da das Ausgangsprodukt in diesem Lösungsmittel
wenig löslich
ist, wurde die Reaktion in heterogener Phase durchgeführt. Andererseits ist
das Endprodukt in hohem Maße
löslich,
und nach Beendigung der Reaktion ist die Lösung ziemlich klar. Das Lösungsmittel
wurde abgedampft, der resultierende Feststoff wurde erneut durch
eine CM-Sephadex C-25-Säule unter
Verwendung von Wasser als Elutionsmittel gereinigt. Ausbeute: 20%,
Rf = 0,56, Elutionsmittel PrOH/H2O/NH3 5:3:1. FAB-MS 1343 (M + 1);
Analyse:
errechnet C51H82N4O37·8H2O C 41,2, H 6,6, N 3,8;
gefunden C
40,9, H 6,4, N 3,7.
1H-NMR (D2O) δ (ppm)
7,84 (s, 1H, H-2, Imidazolring), 6,95 (s, 1H, H-5, Imidazol), 5,1–5,0 (m,
7H, H-1, CD), 4,40 (m, 1H, CH, Histidinkette), 4,02 (m, 1H, H-5A),
4,1–3,7
(m, 26H, H-3, -5,
-6), 3,7–3,4
(m, 14H, H-2, -4), 3,47 (m, 1H, H-6'A), 3,22–3,05 (m, 4H, H-6A, H von His-CH2, Ala CH2), 2,95
(dd, 1H, anderes Proton His-CH2), 2,60 (m,
2H anderes Ala-CH2).
13C-NMR
(D2O), δ (ppm)
179,9 (COO-), 174,5 (C(O)NH), 137,7 (C-2, Imidazolring), 135,1 (C-5,
Imidazol), 119,9 (C-4, Imidazol), 104,5–103,8 (C-1), 85,8 (C4-A),
83,4–83
(anderes C-4) 75,7–74,5
(C-2, C-3, C-5), 70,6 (C-5A), 63,2–62,8 (C-6), 57,5 (CH, His-Rest),
50,8 (C-6A), 46,9 (CH2, Ala-Rest), 34,3
(CH2, Ala-Rest), 31,2 (CH2, His-Rest).
-
BEISPIEL 3
-
Herstellung von 6-Desoxy-6-(β-alanylhistidylamino)-β-cyclodextrin
(CDNHAlaHis) (Formel (Ic))
-
Das
Cyclodextrin, das in der 6-Position mit Carnosin funktionalisiert
ist, welches durch die Carboxylgruppe gebunden ist, wurde durch
eine Kondensationsreaktion, ausgehend von 6-Amino-6-desoxy-β-cyclodextrin
(CDNH2), hergestellt, welches wiederum,
ausgehend von CDN3 hergestellt worden war (H. Parrot-Lopezet et
al., Tetrahedron Lett., 1990, 31, 1999). Eine Lösung von CDN3 (0,5 g) in trockenem
DMF (5 ml) mit 45°C
wurde mit Triphenylphosphin (0,34 g) versetzt. Nach 1 h wurde Ammoniak
(1 ml, 25%ige Lösung)
zugesetzt und das System wurde für
12 h bei Raumtemperatur gehalten. Nach Beendigung der Reaktion wurde
das Lösungsmittel
verdampft und der resultierende Feststoff wurde mit Aceton gewaschen.
Das Produkt wurde durch Chromatographie an einer Sephadex C-25-Säule (35 × 900 mm)
(NH4 +-Form) unter
Verwendung einer NH4HCO3-Lösung als
Elutionsmittel mit einem linearen Gradienten von 0–0,1 M (2
Liter) gewonnen. Die Fraktionen, die das Produkt enthielten, wurden
gesammelt, das Lösungsmittel
wurde verdampft und der restliche Feststoff wurde wiederholt mit
Wasser aufgenommen, das von Zeit zu Zeit zur Entfernung von NH4CO3 verdampft wurde.
Ausbeute
25%. Rf = 0,63, Elutionsmittel PrOH/H2O/AcOEt/NH3 5:3:2:1.
1H-NMR
(D2O, 500 MHz) δ (ppm): 4,96 (m, 7H, H-1), 3,87–3,74 (m,
26H, H-3,5,6), 3,55–3,45
(m, 13H, H-2,4), 3,36 (t, 1H, H-4A), 3,00 (dd, 1H, H-6'A), 2,78 (dd, 1H,
H-6A).
-
Das
mit der Boc-Gruppe Amino-geschützte β-Carnosin
(AlaHisBoc) (0,035 g) wurde in DMF (1 ml) gelöst und mit einer äquimolaren
Menge an 1-Hydroxybenzotriazol (HOBT) als Aktivierungsmittel und
[(O-Benzotriazol-1-yl)N,N,N',N'-bis(tetramethylen)uroniumhexafluorphosphat]
(BBC) als Kondensationsmittel versetzt. Diese Lösung wurde für 10 Minuten
unter Rühren
gehalten, dann mit CDNH2 (0,1 g) versetzt.
Die Reaktion wurde unter Rühren
und unter Stickstoff bei Raumtemperatur durchgeführt; nach 2 h wurde DMS im
Vakuum bei 40°C
verdampft. Der resultierende Feststoff wurde auf eine Kationenaustausch säule CM-Sephadex
C-25 (in NH4 +-Form)
aufgeladen, wobei als Elutionsmittel zunächst Wasser, dann ein linearer
NH4CO3-Gradient (0–0,1 M)
verwendet wurde. Die gesammelten Fraktionen wurden durch Dünnschichtchromatographie
(DSC) kontrolliert und die, die das Produkt enthielten, wurden im
Vakuum bei 40°C
konzentriert. Das Produkt wurde in CF3COOH
zur Entfernung der Boc-Gruppe bei Raumtemperatur für 2 Stunden
gelöst.
Das Lösungsmittel wurde
verdampft, der resultierende Feststoff wurde erneut durch eine CM-Sephadex C-25-Säule gereinigt,
wobei Wasser als Elutionsmittel verwendet wurde. Ausbeute: 25%,
Rf = 0,32, Elutionsmittel PrOH/H2O/NH3 5:3:1. FAB MS 1342 (M + 1);
Analyse,
errechnet C51H83O36·6H2O: C 42,2, H 5,7, N 4,8;
gefunden C
41,5, H 5,5, N 4,6.
1H-NMR (D2O) δ (ppm)
7,73 (s, 1H, H-2, Imidazolring), 6,97 (s, 1H, H-5, Imidazol), 5,15–4,96 (m,
7H, H-1 von CD), 4,64 (m, 1H, CH, His-Kette), 4,00–3,76 (m,
26H, H-3,-5-6), 3,76–3,57
(m, 14H, H-2,-4), 3,48 (m, 1H, H-6A), 3,22 (m, 1H, 4H), 3,10–2,97 (m,
4H, His-CH2 und Ala-CH2), 2,60
(m, 2H, anderes Ala-CH2).