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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Faktor X-Analoge bzw. Analogamit
einer verstärkten
Fähigkeit,
mit Hilfe einer Substitution im Bereich des Aktivierungspeptids
aktiviert zu werden, eine Zusammensetzung, welche die erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge enthält,
und ein Verfahren für
die Herstellung von einzelkettigen und doppelkettigen Faktor X-Analogen.
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Hintergrund der Erfindung
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Sobald
der Blutgerinnungsprozess ausgelöst
wurde, durchläuft
die Gerinnungskaskade die Stadien des aufeinander folgenden Aktivierens
verschiedener Proenzyme (Zymogene) im Blut in ihre aktiven Formen, die
Serinproteasen. Dies schließt
unter anderen Faktor XII/XIIa, Faktor XI/XIa, Faktor IX/IXa, Faktor
X/Xa, Faktor VII/VIIa und Prothrombin/Thrombin ein. Die meisten
dieser Enzyme sind im physiologischen Zustand nur aktiv, wenn sie
in einem Komplex auf einer Membranoberfläche assoziiert sind. Ca-Ionen
sind an vielen dieser Prozesse beteiligt. Die Blutgerinnung folgt
entweder dem intrinsischen Weg, in welchem Fall alle Proteinkomponenten
im Blut vorliegen, oder dem extrinsischen Weg, in welchem der Zellmembran-Gewebefaktor
eine entscheidende Rolle spielt. Der Verschluss der Wunde findet
schließlich
als Ergebnis der Umwandlung von Fibrinogen in Fibrin durch die Wirkung
von Thrombin statt.
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Der
Prothrombinasekomplex ist verantwortlich für das Aktivieren von Prothrombin,
um Thrombin zu bilden. Thrombin ist ein wichtiges Enzym, welches
sowohl als Prokoagulans, als auch als ein Antikoagulans wirken kann.
Der Prothrombinasekomplex, an welchem unter anderem Faktor Va (als
ein Kofaktor) und Faktor Xa (als Serinprotease) beteiligt sind,
setzt sich in einer Ca-abhängigen
Assoziation auf der Oberfläche
von Phospholipiden zusammen. Es wird angenommen, dass die katalytische
Komponente des Prothrombinasekomplexes Faktor Xa ist.
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Faktor
X (ebenfalls Stuart-Prower-Faktor oder Prower-Faktor genannt) ist
ein Vitamin K abhängiges Gerinnungsglykoprotein,
welches an der intrinsischen und extrinsischen Blutgerinnungskaskade
beteiligt ist. Das primäre
Translationsprodukt von Faktor X (prä-pro-FX) enthält 488 Aminosäuren und
wird durch die Leber oder durch humane Hepatomzellen zuerst als
ein einzelkettiges 75 kD Vorläuferprotein
synthetisiert. Im Plasma liegt Faktor X hauptsächlich als ein doppelkettiges
Molekül
vor (Fair et al., Blood 64 (1984), S. 194–204).
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Während der
Biosynthese, nach der Spaltung der Präsequenz durch eine Signalpeptidase
(zwischen Ser23 und Leu24) und des Propeptids (zwischen Arg40 und
Ala41), wird des einzelkettige Faktor X-Molekül durch Prozessieren und Deletion
des Tripeptids Arg180-Lys181-Arg182 in die doppelkettige Form gespalten, welche
eine ungefähr
22 kD leichte Kette und eine ungefähr 50 kD schwere Kette umfasst,
wobei die zwei Ketten durch eine Disulfidbrücke verbunden sind (1). Faktor X zirkuliert daher als ein
doppelkettiges Molekül im
Plasma.
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Während des
Blutgerinnungsprozesses wird Faktor X aus dem inaktiven Zymogen
in den aktiven Protease-Faktor Xa durch eine begrenzte proteolytische
Wirkung umgewandelt, in deren Verlauf die Aktivierung von Faktor
X, um Faktor Xa zu bilden, in einem von zwei membrangebundenen Komplexen
stattfinden kann: dem extrinsischen Faktor VIIa/Gewebefaktor-Komplex
oder dem intrinsischen Faktor VIIIa/Faktor IXa-Phospholipid-Ca-Komplex,
dem sogenannten "Tenase-Komplex" (Mertens et al.,
Biochem. J. 185 (1980), S. 647–658).
Eine proteolytische Spaltung zwischen den Aminosäuren Arg234 und Ile235 führt zur
Freisetzung eines 52 Aminosäuren
langen Aktivierungspeptids aus dem N-Terminus der schweren Kette
und daher zur Bildung des aktiven Enzyms Faktor Xa. Das katalytische
Zentrum von Faktor Xa liegt auf der schweren Kette.
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Die
Aktivierung über
den (extrinsischen) Faktor VIIa-TF-Komplex führt zur Bildung von Faktor
Xaα (35 kD)
und Faktor Xaβ (31
kD), und wenn die Konzentrationen von Faktor VIIa im Komplex niedrig
sind, ist außerdem
ein Polypeptid von 42 kD anwesend.
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Die
Bildung von Faktor Xaα findet über eine
Spaltung an Arg234/Ile235 der schweren Kette statt und stellt die
Aktivierung von Faktor X, um Faktor Xa zu bilden, dar. Die Anwesenheit
von Faktor Xaβ ergibt
sich vermutlich aus einer autokatalytischen Spaltung an Arg469/Gly470
im C-Terminus der schweren Kette von Faktor Xaα und der Spaltung eines 4,5
kD Peptids. Wie Faktor Xaα weist
Faktor Xaβ ebenfalls
eine katalytische Aktivität
auf. Es wurde jedoch gezeigt, dass sich während der Spaltung von Faktor
Xaα, um
Xaβ zu bilden, eine
Plasminogenrezeptor-Bindungsstelle bildet, und dass Faktor Xaβ ebenfalls
eine fibrinolytische Aktivität aufweisen
kann und als ein Kofaktor an der Fibrinolyse beteiligt sein kann.
Die Umwandlung von Faktor Xaα in
Faktor Xaβ verläuft jedoch
langsamer als die Bildung von Thrombin, wodurch als Ergebnis die
Auslösung der
Fibrinolyse vor der Bildung eines Blutgerinnsels verhindert wird
(Pryzdial et al., J. Biol. Chem. 271 (1996), S. 16614–16620;
Pryzdial et al., J. Biol. Chem. 271 (1996), S. 16621–16626).
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Das
42 kD Polypeptid ergibt sich aus einer Prozessierung am C-Terminus
der schweren Kette zwischen Arg426 und Gly470 ohne vorherige Prozessierung
zwischen Arg234 und Ile235. Wie ein Faktor Xaγ-Fragment weist dieses Zwischenprodukt,
welches sich als Ergebnis der Proteolyse an Lys370 bildet, ebenfalls
keine katalytische Aktivität
auf (Mertens et al., Biochem. J. 185 (1980), S. 647–658; Pryzdial
et al., J. Biol. Chem. 271 (1996), S. 16614–16620).
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Die
Aktivierung von Faktor X im intrinsischen Weg wird durch den Faktor
IXa-Faktor VIIIa-Komplex
katalysiert. Während
der Aktivierung werden dieselben Prozessierungsprodukte erhalten,
aber das Faktor Xaβ-Produkt
wird mit einer größe ren Ausbeute
erhalten, als andere Faktor X Prozessierungsprodukte (Jesty et al.,
J. Biol. Chem. 249 (1974), S. 5614).
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In
vitro kann Faktor X zum Beispiel mit Hilfe von Russell-Viper-Gift
(RVV für
engl.: Russell's
Viper Venom) oder Trypsin (Bajaj et al., J. Biol. Chem. 248, (1973),
S. 7729–7741)
oder durch gereinigte physiologische Aktivierungsmittel, wie FVIIa/TF-Komplex oder Faktor
IXa/Faktor VIIIa-Komplex (Mertens et al., Biochem. J. 185 (1980),
S. 647–658),
aktiviert werden.
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In
den meisten Fällen
enthalten kommerziell verfügbare
Faktor X-Produkte aus Plasma ein Gemisch aus Faktor Xaα und Faktor
Xaβ, da
sich nach der Aktivierung von Faktor X, um Faktor Xa zu bilden,
hauptsächlich
Faktor Xaα bildet,
welcher wiederum in einem autokatalytischen Prozess gespalten wird,
um Faktor Xaβ zu
bilden.
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Um
ein einheitliches Faktor Xa-Produkt mit einer hohen molekularen
Integrität
herzustellen, schlug die
EP 0
651 054 vor, dass Faktor X über einen relativ langen Zeitraum
mit RVV aktiviert wird, mit dem Ergebnis, dass das sich ergebende
Endprodukt hauptsächlich
Faktor Xaβ enthielt.
Beide Nebenprodukte, zum Beispiel Faktor Xaα und die Protease wurden nachfolgend
in mehreren chromatographischen Schritten entfernt.
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Die
cDNA für
Faktor X wurde isoliert und charakterisiert (Leytus et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 82 (1984), S. 3699–3702; Fung et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 82 (1985), S. 3591–3595). Humaner Faktor X wurde
in vitro in verschiedenen Zelltypen, wie humanen embryonalen Nierenzellen
oder CHO-Zellen exprimiert (Wolf et al., J. Biol. Chem. 266 (1991),
S. 13726–13730).
Es wurde jedoch gefunden, dass bei der rekombinanten Expression
von humanem Faktor X im Gegensatz zur in vivo Situation die Prozessierung
an Position Arg40/Ala41 unwirksam ist, und dass sich verschiedene
N-Termini auf der leichten Kette von Faktor X bilden (Wolf et al.,
J. Biol. Chem. 266 (1991), S. 13726–13730). In vitro wurde rekombinanter
Faktor X (rFX) mit Hilfe von RVV aktiviert, um rekombinanten Faktor
Xa (rFXa) zu bilden, oder rFXa wurde direkt exprimiert, wobei das Aktivierungspeptid
von Amnosäure
183 bis Aminosäure
234 deletiert und mit einem Tripeptid ersetzt wurde, um ein Prozessieren
in eine doppelkettige rFXa-Form direkt zu ermöglichen. Ungefähr 70% des
gereinigten rFX wurden prozessiert, um eine leichte und eine schwere
Kette zu bilden, und die übrigen
30% bildeten einzelkettigen rFX mit 75 kD. Obwohl die direkte Expression
von rFXa zur Bildung von aktivem Faktor Xa führte, führte sie ebenfalls zu inaktiven
Zwischenprodukten. Zusätzlich
beobachteten Wolf et al. (J. Biol. Chem. 266 (1991), S. 13726–13730)
ebenfalls eine verminderte Aktivität von rekombinantem Faktor
X, welche sie der schlechteren Aktivierungsfähigkeit von rFX durch RVV und
der inaktiven Population von Proteinen und Polypeptiden des einzelkettigen
Vorläufermoleküls zuschrieben.
Insbesondere fanden sie, dass rFXa sehr instabil ist, wenn er durch
rekombinante Zellen exprimiert wird, was sie der hohen autoproteolytischen
Geschwindigkeit zuschrieben.
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Die
WO 98/38317 beschreibt
Faktor X-Analoge, in welchen die Aminosäuren zwischen Glu228 und Arg234
modifiziert werden können,
wodurch diese Konstrukte als Ergebnis zum Beispiel durch Proteasen,
wie Furin, aktiviert werden können.
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Um
die Funktion des C-terminalen Peptids von Faktor Xaα zu untersuchen,
führten
Eby et al. (Blond 80 (Suppl. 1) (1992), S. 1214 A) ein Stopcodon
an Position Gly430 der Faktor X-Sequenz ein. Sie fanden jedoch keinen
Unterschied zwischen der Aktivierungsgeschwindigkeit von Faktor
Xa (FXaα)
mit einem β-Peptid und
einer Deletionsmutante ohne β-Peptid
(FXaβ).
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Faktor
Xa stellt eine wichtige Komponente des Prothrombinasekomplexes dar
und wird daher für
das schnelle Stillen von Blutungen, sowie in Patienten mit Blutgerinnungsstörungen,
wie Hämophilie,
verwendet. Insbesondere bei der Behandlung von Patienten, welche
an Hämophilie
leiden, welche durch einen Faktor VIII- oder einen Faktor IX-Mangel
gekennzeichnet ist, mit Faktor-Konzentraten, welche aus Plasma hergestellt
wurden, ist eine Komplikation, welche häufig auftritt, dass inhibitorische
Antikörper
gegen diese Faktoren gebildet werden. Daher wurde eine Anzahl von
Alternativen entwickelt, um Patienten, welche an Hämophilie
leiden, mit Faktoren mit einer Umgehungsaktivität zu behandeln. So wurde zum
Beispiel die Verwendung von Prothrombin-Komplex-Konzentrat, teilweise
aktiviertem Prothrombinase-Komplex (APPC), Faktor VIIa oder FEIBA
vorgeschlagen. Kommerzielle Zusammensetzungen mit einer Aktivität zur Umgehung
der Faktor VIII-Inhibition schließen zum
Beispiel FEIBA® oder
Autoplex® ein.
FEIBA enthält
zum Beispiel vergleichbare Einheiten von Faktor II, Faktor VII,
Faktor IX, Faktor X und FEIBA, kleine Mengen von Faktor VIII und
Faktor V und Spuren von aktivierten Gerinnungsfaktoren, wie Thrombin
und Faktor Xa und/oder einem Faktor mit Faktor Xa-ähnlicher
Aktivität
(Elsinger, Activated Prothrombin Complex Concentrates. Hersg. Mariani,
Russo, Mandelli (1982), S. 77–87).
Elsinger hebt insbesondere die Wichtigkeit einer "Faktor Xa-ähnlichen" Aktivität in FEIBA
hervor. Die Aktivität
zur Umgehung der Faktor VIII-Inhibition wurde von Giles et al. (British
J. Hematology 9 (1988), S. 491–497)
im Tiermodell insbesondere für
eine Kombination von gereinigtem Faktor Xa und Phospholipiden gezeigt.
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Daher
gibt es einen beachtlichen Bedarf und eine Anzahl von verschiedenen
Gebieten der Anwendung für
Faktor X/Xa oder Faktor X/Xa-ähnliche
Proteine, entweder durch sie selber oder als eine Komponente eines
Gerinnungskomplexes in einer hämostatischen
Therapie. Verglichen mit der Halbwertszeit des Zymogens ist die
Halbwertszeit von Faktor Xa sowohl in vivo, als auch in vitro erheblich
reduziert. Daher kann zum Beispiel Faktor X in Glycerin für 18 Monate
stabil gelagert werden, während
Faktor Xa unter den gleichen Bedingungen nur für 5 Monate stabil ist (Bajaj
et al., J. Biol. Chem. 248 (1973), S. 7729–7741), oder er zeigt, wenn er
in Glycerin bei 4°C
für 8 Monate
gelagert wird, eine Reduktion der Aktivität um mehr als 60% (Teng et
al., Thrombosis Res. 22 (1981), S. 213–220). Im Serum beträgt die Halbwertszeit
von Faktor Xa nur 30 Sekunden.
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Aufgrund
der Instabilität
von Faktor Xa wurde vorgeschlagen, Faktor X-Zusammensetzungen zu verabreichen (
U.S. 4,501,731 ). In Fällen von
lebensbedrohlichen Blutungen, insbesondere bei Patienten, welche an
Hämophilie
leiden, weist eine Verabreichung von Faktor X jedoch keine Wirkung
auf, da es aufgrund des Fehlens des funktionsfähigen "Tenase-Komplexes" nicht möglich ist, dass ei ne wirksame
Aktivierung von Faktor X zu Faktor Xa im intrinsischen Blutgerinnungsweg
stattfindet, und da eine Aktivierung durch den extrinsischen Weg
häufig
zu langsam stattfindet, um eine schnelle Wirkung aufzuweisen. Weiterhin
weisen Patienten, welche an Hämophilie
leiden, eine ausreichende Versorgung mit Faktor X auf, verglichen
mit Faktor Xa weist Faktor X jedoch eine Prothrombinaseaktivität auf, welche
1000-fach niedriger ist. In Fällen
von diesem Typ muss aktivierter Xa direkt verabreicht werden, möglicherweise
in Kombination mit Phospholipiden, wie von Giles et al. (British
J. Haematology 9 (1988), S. 491–497)
beschrieben, oder mit anderen Gerinnungsfaktoren, zum Beispiel mit
einer Aktivität
zur Umgehung der Faktor VIII-Inhibition.
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Himmelspach
et al., Thrombosis and Haemostasis, 1999, Seite 758 beschreiben
eine Vielzahl von rekombinanten Faktor X-Derivaten, in welchen Reste,
die der Aktivierungsspaltstelle direkt voranstehen, ersetzt werden,
und welche die Aktivierbarkeit durch Faktor VII/TF beibehalten haben,
aber eine Empfindlichkeit für eine
Faktor XIa-Spaltung erhalten haben (vgl. die Zusammenfassung). Weiterhin
beschreibt die
WO 98/38317 Faktor
X-Analoge, welche eine Modifikation im Bereich der natürlich vorkommenden
Faktor Xa-aktivierenden Spaltstelle aufweisen, wobei die Modifikation
eine Prozessierungsstelle einer Protease darstellt, welche nicht natürlich in
diesem Bereich der Faktor X-Sequenz spaltet (vgl. die Zusammenfassung).
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In
der Herstellung von Faktor Xa aus Faktor X wurde die Aktivierung
bislang hauptsächlich
mit Hilfe von nicht physiologischen Aktivierungsmitteln tierischen
Ursprungs ausgelöst,
wie RVV oder Trypsin, aber dies bedeutet, dass aufgepasst werden
muss, um mit absoluter Gewissheit sicherzustellen, dass das Endprodukt vollständig frei
von diesen Proteasen ist. Wie bereits oben erwähnt, wird während der Aktivierung von Faktor X
zu Faktor Xa eine große
Anzahl von inaktiven Zwischenprodukten gebildet (Bajaj et al., J.
Biol. Chem. 248 (1973), S. 7729–7741,
Mertens et al., Biochem. J. 185, (1980), S. 647–658). Die Anwesenheit von
solchen Zwischenprodukten führt
zu einer Abnahme der spezifischen Aktivität des Produkts und möglicherweise
sogar zu dem Typ der Zwischenprodukte, welche als Antagonisten der
aktiven Serinprotease dienen könnten.
Daher werden, um ein einheitliches, reines Produkt mit einer hohen
spezifischen Aktivität
mit Hilfe von gängigen
Verfahren herzustellen, zeitaufwändige
und komplizierte Verfahren zur Aktivierung und chromatographischen
Reinigung benötigt.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt eine Zusammensetzung bereit, welche
ein Polypeptid mit Faktor X/Xa-Aktivität enthält, welche, verglichen mit
dem Stand der Technik, einfacher durch Faktor XIa oder ein Derivat
davon aktiviert werden kann, welche eine hohe Stabilität aufweist,
und welche mit Hilfe von Faktor XIa oder einem Derivat davon aktiviert
werden kann, ohne eine der Proteasen verwenden zu müssen, welche
im Stand der Technik verwendet werden, um den natürlichen
Faktor X zu aktivieren, insbesondere eine tierischen Ursprungs,
wie RVV oder Trypsin. Ein anderes Ziel der vorliegenden Erfindung
liegt darin, eine pharmazeutische Zusammensetzung mit einer Aktivität zur Umgehung
der Faktor VIII-Inhibition
verfügbar
zu machen.
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Kurzbeschreibung der Zeichnungen
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1 stellt die Nukleotid- und Aminosäuresequenz
von Faktor X dar (SEQ ID NR. 1 und 2).
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2 stellt
eine schematische Darstellung des Faktor X-Analogs mit einer modifizierten
Protease-Schnittstelle im Bereich des Aktivierungspeptids dar.
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3 zeigt
eine Western Blot-Analyse von rekombinantem Faktor X, welcher in
CHO-Zellen exprimiert wurde.
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4 zeigt
eine Western Blot-Analyse nach der in vitro Aktivierung des Faktor
X-Analogs mit Faktor XIa.
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5 zeigt
die Reinigung von rFX/rFXIa (Q-R/I) durch eine Anionen-Austauschchromatographie.
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Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt ein Faktor X-Analog mit einer Modifikation
im Bereich der Aminosäurereste
226–235
bezogen auf die in 1 gezeigte Sequenz
dar, dadurch gekennzeichnet, dass es eine Faktor X-Sequenz mit Glu226-R8-R7-R6-R5-R4-R3-R2-Arg234-R1
enthält,
wobei
- a) R1 Ile ist,
- b) R2 Thr ist,
- c) R3 Phe ist,
- d) R4 Asp ist,
- e) R5 Asn ist,
- f) R6 Phe ist,
- g) R7 Ser ist, und
- h) R8 Gln ist.
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Der
Begriff "Modifikation" betrifft hier eine
Mutation, eine Deletion, eine Insertion oder eine Substitution eines
Aminosäurerestes
innerhalb der bezeichneten Sequenz. Der Begriff "Substitution" betrifft das Ersetzen eines Aminosäurerestes
mit einem unterschiedlichen Aminosäurerest innerhalb des Polypeptids.
Der Begriff "Deletion" betrifft die Abwesenheit
von mindestens einem der Aminosäurereste
innerhalb des Polypeptids, ohne Ersetzen durch einen anderen Aminosäurerest.
Der Begriff "Insertion" betrifft das Einsetzen
eines zusätzlichen
Aminosäurerestes
innerhalb des Polypeptids. Der Begriff "Mutation" betrifft irgendeine Änderung
in der Sequenz des bezeichneten Polynukleotids oder Polypeptids,
wobei die Änderung
eine Deletion, eine Insertion oder eine Substitution von einer oder
mehreren Nukleinsäure/n
oder Aminosäure/n
innerhalb der bezeichneten Nukleinsäure- oder Aminosäuresequenz
sein könnte.
Vorzugsweise stellt die Modifikation in der vorliegenden Erfindung
eine Substitution von mindestens einer Aminosäure dar.
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Die
Aminosäuremodifikation
in diesem Bereich erzeugt eine neue Erkennungs- und Prozessierungsstelle für Faktor
XIa oder ein Derivat davon, wobei die Stelle nicht natürlich an
dieser Position im Polypeptid vorkommt. Faktor XIa oder ein Derivat
davon spaltet Fx normalerweise nicht im Bereich Glu-Arg-Gly-Asp-Asn-Asp-Phe-Thr-Arg/Ile der
Aminosäuren
226–234. Überraschenderweise
weist das erfindungsgemäße Faktor
X-Analog eine mindestens 2-fach, vorzugsweise eine mindestens 5-fach
und insbesondere eine mindestens 10-fach erhöhte Fähigkeit auf, durch Faktor XIa
aktiviert zu werden, verglichen mit dem Faktor X-Analog gemäß der
WO 98/38317 .
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Zusätzlich war
es eine Überraschung
zu entdecken, dass das erfindungsgemäße Faktor X-Analog bei einer
Antigenkonzentration von 4–8 μg/ml in der
Lage ist, die Gerinnungszeit von Faktor IX- oder FVIII-Mangelplasma
wirksamer als > 200
mU, vorzugsweise > 500
mU, insbesondere > 1000
mU von Plasma Faktor IX oder FVIII zu reduzieren.
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Die
Modifikation ist ausgewählt,
um sicherzustellen, dass die Prozessierung mit Hilfe von Faktor
XIa zu einem Polypeptid führt,
welches dem nativen Faktor Xa entspricht, und welches im Wesentlichen
der natürlich
vorkommenden Faktor Xa-Sequenz ähnelt und
ebenfalls eine Faktor Xa-Aktivität
aufweist.
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Vorzugsweise
sollte die NH2-terminale Aminosäure Isoleucin
der schweren Kette nach der Aktivierung erhalten bleiben, da diese
Aminosäure
eine wichtige Rolle bei der Bildung der Substrat bindenden Tasche spielt
(Watzke et al. (1995), Molecular Basis of Thrombosis and Hemostatis,
Hrsg., Katherine High und Harold Roberts). Verglichen mit der nativen
Faktor X-Sequenz, sind die erfindungsgemäßen Faktor X-Analoge strukturell
unterschiedlich, insbesondere auf der Aminosäureebene, aber ihre Fähigkeit,
aktiviert zu werden, ist vergleichbar mit der natürlich vorkommenden
Faktor X-, und nach einer Aktivierung, der Faktor Xa-Aktivität.
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Die
Erfindung stellt Faktor X-Analoge bereit, welche am Aktivierungspeptid
bezogen auf die natürlich vorkommende
Faktor X-Sequenz modifiziert sind, und welche eine veränderte Proteasespezifität aufweisen. Aminosäuremodifikationen
können
an Position Ile235 (R1), Arg234, Thr233 (R2), Leu232 (R3), Asn231
(R4), Asn230 (R5), Asp229 (R6), Gly228 (R7) und Arg229 (R8) stattfinden,
während
Arg234 jedoch vorzugsweise unverändert
bleibt.
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Erfindungsgemäße Faktor
X-Analoge weisen eine Faktor X-Sequenz mit Glu226-R8-R7-R6-R5-R4-R3-R2-Arg234-R1
auf, wobei
- a) R1 eine Aminosäure, ausgewählt aus
der Gruppe Ile ist,
- b) R2 Thr ist,
- c) R3 Phe ist,
- d) R4 Asp ist,
- e) R5 Asn ist,
- f) R6 Phe ist,
- g) R7 Ser ist, und
- h) R8 Gln ist.
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Vorzugsweise
sind die Aminosäuresequenzen
von der Art, welche den Aminosäuresequenzen
des Aktivierungspeptids von Faktor IX entspricht. Diese Sequenzen
können
humanen, aber auch tierischen (z. B. Mäuse, Schweine, etc.) Faktor
IX-Aktivierungspeptid-Bereichen
entsprechen.
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Die
Modifikationen können
zum Beispiel durch stellenspezifische in vitro Mutagenese oder durch
PCR oder durch irgendwelche anderen, im Stand der Technik bekannten
gentechnischen Verfahren durchgeführt werden, welche geeignet
sind, um spezifisch eine DNA-Sequenz zu verändern, um spezifische Aminosäurenaustausche
durchzuführen.
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Erfindungsgemäß wird die
Aktivierung des erfindungsgemäßen Faktor
X-Analogs, um einen nativen Faktor Xa oder ein Faktor Xa-Analog
zu bilden, mit Hilfe von Faktor XIa oder einem Derivat davon durchgeführt.
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Eine
der Schwierigkeiten, welche bei der Herstellung von aktivem Faktor
Xa auftreten, stellt seine Instabilität dar, da zusätzlich zu
Faktor Xaα,
Faktor Xaβ und
andere Zwischenprodukte, einige möglicherweise inaktiv, als Ergebnis
der Autokatalyse gebildet werden.
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Um
im Wesentlichen intakte/n aktiven Faktor X/Xa und/oder Faktor X/Xa-ähnliche
Moleküle
herzustellen, würde
es daher wünschenswert
sein, nur Proteine zu erhalten, welche zu stabilen Endprodukten
führen.
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Es
ist bekannt, dass eine bevorzugte Spaltstelle für die Prozessierung von Faktor
Xaα (FXaα), um Faktor
Xaβ (FXaβ) zu bilden,
zwischen Arg469 und Gly470 liegt. Gemäß von Untersuchungen von Eby
et al. (Blond, Band 80, Suppl. 1 (1992), S. 1214) wird zusätzlich zu
einem auffälligen
carboxylterminalen Peptid (Aminosäurereste 476–487) von
Faktor X ein zusätzliches
kürzeres
Peptid (Aminosäurereste
447 bis 477) gefunden, welches sich als Ergebnis der Autokatalyse
von Faktor Xaα bildet.
Um sich auf die spezifische Prozessierung von intaktem Faktor X,
um aktiven Faktor Xa zu bilden, zu konzentrieren, ohne inaktive
Prozessierungszwischenprodukte zu erhalten, weisen die erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge andere Modifikationen auf.
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Daher
wird gemäß einer
besonderen Ausführungsform
dieser Erfindung das erfindungsgemäße Faktor X-Analog weiterhin
im C-terminalen Bereich der Faktor X-Aminosäuresequenz modifiziert.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung weist ein Faktor X-Analog des oben beschriebenen Typs ein
intaktes β-Peptid
(FXa) auf. Der Begriff "β-Peptid" betrifft hier ein
4 kD Glykopeptid, wie es aus dem Stand der Technik bekannt ist.
Die erste Spaltstelle für
die Entfernung des β-Peptids
durch Plasmin liegt an Arg469 gemäß der Aminosäuresequenz
aus 1, was zur Entfernung des vollständigen C-Terminus, d.
h. des β-Peptids,
führt (Pryzdial
E. und Kessler G., J. Biol. Chem., 1996, S. 16614–16620).
Insbesondere weist das erfindungsgemäße Faktor X-Analog eine Modifikation
im Bereich der C-terminalen β-Peptid- Spaltstelle auf,
welche sicherstellt, dass eine Spaltung des β-Peptids von Faktor X verhindert
wird, nachdem Faktor X aktiviert wurde, um Faktor Xa zu bilden.
Dieses führt
zu einem Faktor Xa-Molekül,
von welchem bis zu 100% in Form eines intakten Faktor Xaα-Moleküls isoliert
werden können.
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Die
Modifikation kann eine Mutation, Deletion oder Insertion im Bereich
der Faktor X-Aminosäuresequenz
zwischen den Aminosäurepositionen
Arg469 und Ser476 und möglicherweise
von Lys370 darstellen. Eine bevorzugte Aminosäuremodifikation stellt jedoch
eine dar, in welcher es nicht möglich
ist, dass eine Faltung des Polypeptids, welche die Struktur und
daher möglicherweise
die Funktion und die Aktivität
des Proteins beeinflussen würde,
als Ergebnis des Aminosäureaustausches
auftritt.
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Gemäß einer
anderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfassen die erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge einen Austausch von einer der Aminosäuren an Position Arg469 und/oder
Gly470, wobei Arg469 vorzugsweise durch Lys, His oder Ile ersetzt
wird, und wobei Gly470 vorzugsweise durch Ser, Ala, Val oder Thr
ersetzt wird.
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Zusätzlich zu
einer Mutation an Position Arg469 und/oder Gly470 können die
erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge eine zusätzliche
Mutation an Position Lys370 und/oder Lys475 und/oder Ser476 aufweisen.
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Als
ein Ergebnis einer Aminosäuremodifikation
in einer dieser Positionen wird ein Prozessieren von Faktor Xaα zu Faktor
Xaβ oder
Faktor Xaγ verhindert,
da die natürlich
vorkommende/n Prozessierungssequenz/en modifiziert ist/sind, um
sicherzustellen, dass es nicht länger
möglich
ist, dass eine mögliche
autokatalytische Spaltung des carboxylterminalen Peptids stattfindet.
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Gemäß noch einer
anderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung weist das erfindungsgemäße Faktor
X-Analog eine Deletion des carboxylterminalen β-Peptids (FXβ) auf. Ein solches Faktor X-Analog kann
durch Exprimieren einer cDNA hergestellt werden, welche ein Faktor
X-Analog in einem rekombinanten Expressionssystem kodiert, wobei
nur jene Sequenzen kloniert werden, welche die Aminosäuren Met1
bis Arg469 kodieren.
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In
noch einer anderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung weist das erfindungsgemäße Faktor
X-Analog ein Translations-Stopsignal im C-terminalen Bereich der
Faktor X-Sequenz auf. Dieses Translations-Stopsignal liegt vorzugsweise
an einer Position, welche einer C-terminalen Aminosäure folgt,
welche nach der natürlichen
Prozessierung gebildet wird. Das Translations-Stopsignal liegt daher
vorzugsweise an der Position von Aminosäure 470 der Faktor X-Sequenz,
so dass das terminale Arg469 des Faktor Xaβ beibehalten wird. Um dies sicherzustellen,
wird das Codon GGC, welches die Aminosäure Gly470 kodiert, durch TAA, TAG
oder TGA ausgetauscht.
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Ein
anderes Merkmal der vorliegenden Erfindung betrifft Faktor X-Analoge,
welche durch Behandeln derselben in vivo und in vitro mit Faktor
XIa oder einem Derivat davon aktiviert werden, um nativen Faktor
Xa oder ein Faktor Xa-Analog zu erhalten, d. h. die aktivierten
Faktor X-Analoge. Abhängig
vom Faktor X-Analog, welches verwendet und aktiviert wird, erhält man ein
Polypeptid, welches dem nativen Faktor Xa oder einem Polypeptid
entspricht und im Wesentlichen identisch zu diesem ist, welches,
obwohl es eine Faktor Xa-Aktivität aufweist,
Modifikationen bezüglich
der nativen Faktor Xa-Sequenz aufweist, welche jedoch die biologische
Aktivität
nicht beeinträchtigen.
Wenn die erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge, welche im Bereich des Aktivierungspeptids in der Sequenz
des Aktivierungspeptids modifiziert sind, aktiviert werden, werden
nur Polypeptide erhalten, welche dem nativen Faktor Xa-Molekül entsprechen.
Wenn ein solches Faktor X-Analog ebenfalls ein zusätzliches
Translations-Stopsignal im C-terminalen Bereich des β-Peptids aufweist,
werden Moleküle
erhalten, welche homolog zu Faktor Xaβ sind. Wenn andererseits ein
Faktor X-Analog verwendet wird, welches eine Modifikation oder Modifikationen
innerhalb der β-Peptid-Sequenz
aufweist, welche die Wirkung hat oder haben, dass das β-Peptid nicht
abgespalten wird, wird ein Faktor Xaα-Analog mit einem Aminosäureaustausch am
C-Terminus des Moleküls
erhalten.
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Die
erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge weisen nur Modifikationen auf, welche die Spezifität für die Aktivierungsfähigkeit
verändern,
und welche keine negative Wirkung auf die Aktivität aufweisen.
Daher werden in allen Fällen
biologisch und funktionsfähig
aktive Faktor Xa-Moleküle
und Faktor Xa-Analoge erhalten.
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Die
Aktivierung in vivo und in vitro kann mit Hilfe von Faktor XIa oder
einem Derivat davon durchgeführt werden.
In diesem Zusammenhang kann ein Faktor XIa-Derivat ein von Faktor XIa abgeleitetes
Polypeptid oder Protein sein, welches sich vom nativen Faktor XIa
zum Beispiel in Bezug auf seine Länge (z. B. verkürzte Formen)
unterscheidet, oder welches durch eine Aminosäuremodifikation erhalten wurde.
In allen Fällen
ist es wichtig, sicherzustellen, dass das Faktor XIa-Derivat ebenfalls
die spezifische Proteaseaktivität
aufweist, welche charakteristisch für Faktor XIa ist.
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Gemäß einer
besonderen Ausführungsform
stellt die vorliegende Erfindung Faktor X-Analoge zur Verfügung, welche
vorzugsweise in gereinigter Form als einzelkettige Moleküle vorliegen.
Das einzelkettige Faktor X-Molekül
ist durch eine hohe Stabilität
und molekulare Integrität
gekennzeichnet. Bislang war es nicht möglich, ein einzelkettiges Faktor
X-Molekül
in gereinigter Form zu isolieren, da es sehr schnell in die doppelkettige Form
prozessiert wird (Fair et al., Blood 64 (1984), S. 194–204). Die
rekombinanten einzelkettigen Faktor X-Analoge können durch spezifische Prozessierung
prozessiert werden, um die doppelkettige Faktor X-Form zu bilden,
und können
nachfolgend zu Faktor Xa oder das Faktor Xa-Analog aktiviert werden.
Dies kann erreicht werden, indem das einzelkettige Faktor X-Analog
mit Furin in Kontakt gebracht wird, indem es prozessiert wird und
indem es nachfolgend mit Hilfe von Faktor XIa oder einem Derivat
davon aktiviert wird.
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Das
doppelkettige Faktor X-Analog kann aktiviert werden, um Faktor Xa
oder ein Faktor Xa-Analog zu bilden. Dies kann zum Beispiel durch
Verwenden eines Faktor X-Analogs erreicht werden, welches als Ergebnis
der erfindungsgemäßen Modifikation
im Bereich des Aktivierungspeptids eine Faktor XIa-Spaltstelle aufweist, welches
in einer rekombinanten Zelle als ein einzelkettiges Molekül exprimiert
und isoliert wird, und welches nachfolgend prozessiert wird, indem
es mit Furin in Kontakt gebracht wird und anschließend mit
Hilfe von Faktor XIa oder einem Derivat davon gespalten wird, um
ein aktiviertes Faktor Xa-Molekül
zu bilden.
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Ein
Faktor X-Analog, welches als ein doppelkettiges Molekül aus einer
Zellkultur isoliert wurde, kann direkt mit Faktor XIa oder einem
Derivat davon behandelt werden.
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Aufgrund
der selektiven und stellenspezifischen Prozessierungsreaktion weist
ein Faktor Xa oder ein Faktor Xa-Analog, welches auf diese Weise
erhalten wurde, eine hohe Stabilität und strukturelle Integrität auf und
ist insbesondere frei von inaktiven Faktor X/Xa-Analog-Zwischenprodukten
und autoproteolytischen Abbauprodukten. Zusätzlich kann das erfindungsgemäße Faktor
X-Analog insbesondere einfach mit Hilfe von Faktor XIa oder einem
Derivat davon aktiviert werden, wobei die Fähigkeit, aktiviert zu werden,
mindestens 2-fach, vorzugsweise mindestens 5-fach und insbesondere mindestens 10-fach
gesteigert ist, wenn sie mit Faktor X-Analogen verglichen wird, welche in
der
WO 98/38317 beschrieben
werden. Überraschenderweise wurde
entdeckt, dass die erfindungsgemäßen Konstrukte
als Ergebnis der Tatsache, dass ein Minimum von 4, vorzugsweise
ein Minimum von 6 der Aminosäuren
226–235
Aminosäuren
darstellen, welche sich von jenen des natürlichen Faktor X-Moleküls unterscheiden,
und dass vorzugsweise mindestens 3 der ausgetauschten Aminosäuren unmittelbar
aufeinanderfolgen, einfacher aktiviert werden können.
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Eine
zusätzliche
Eigenschaft der vorliegenden Erfindung betrifft die rekombinante
DNA, welche die erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge kodiert. Nach seiner Expression führt die rekombinante DNA in
einer geeigneten Wirtszelle zu einem Faktor X-Analog mit einer Aminosäuresequenz,
welche dem humanen Faktor X entspricht, außer dass sie eine Aminosäuremodifikation
aufweist, welche die Prozessierungsspezifität und die Prozessierungsprodukte
beeinflusst. Die biologische Gerinnungsaktivität wird jedoch in keiner Weise
negativ beeinflusst, stattdessen ergibt sich überraschenderweise häufig sogar
ein Anstieg der Aktivität.
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Gemäß noch einer
anderen Eigenschaft der vorliegenden Erfindung werden ebenfalls
transformierte Zellen bereitgestellt, welche die rekombinante DNA
enthalten.
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Eine
zusätzliche
Eigenschaft der vorliegenden Erfindung betrifft eine Zusammensetzung,
welche ein gereinigtes Faktor X-Analog oder ein Vorläuferprotein
davon enthält,
welches die erfindungsgemäße Aminosäuremodifikation
im Bereich der natürlich
vorkommenden Faktor Xa-Aktivierungsstelle aufweist. Die Modifikation
im Bereich der Aktivierungs-Spaltstelle stellt eine neue Erkennungs-
und Prozessierungs-Spaltstelle – welche
natürlicherweise
an dieser Position in dem Polypeptid nicht vorkommt – für Faktor
XIa oder einem Derivat davon dar, welche das Polypeptid an dieser
Position normalerweise nicht prozessiert. Die Zusammensetzung kann
eine gereinigte Zusammensetzung aus Faktor X-Analogen darstellen,
wobei die Polypeptide aus einem Zellkultursystem entweder nach einer
Isolierung aus dem Überstand
der Zellkultur oder aus einem Extrakt der Zellkultur erhalten werden.
Ein vorgereinigtes rekombinantes Faktor X-Analog aus einem Zellkultursystem
kann weiter unter Verwendung von Verfahren, welche im Stand der
Technik bekannt sind, gereinigt werden. In diesem Zusammenhang sind
insbesondere chromatographische Verfahren, wie Gelfiltration, Ionenaustausch-
oder Affinitäts-Chromatographie für eine Verwendung
geeignet.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung enthält
die erfindungsgemäße Zusammensetzung
vorzugsweise das Faktor X-Analog als ein einzelkettiges Molekül in isolierter
Form. Eine solche Zusammensetzung wird durch Isolieren eines Faktor
X-Analogs hergestellt, welches durch rekombinante Herstellung als
ein einzelkettiges Molekül
aus einem Zellsystem erhalten wurde, vorzugsweise aus einer Zellkultur
von endoproteasearmen Zellen.
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Eine
besondere Eigenschaft der vorliegenden Erfindung betrifft die Tatsache,
dass die Zusammensetzung ein einzelkettiges Faktor X-Analog mit
einer Modifikation enthält,
welche nach dem Prozessieren mit Hilfe von Furin eine in vitro Aktivierung
zu Faktor Xa mit Hilfe von Faktor XIa oder einem Derivat davon erlaubt.
Die Aktivierung wird erreicht, indem das Faktor X-Analog in Kontakt
mit den Proteasen gebracht wird, was zu einer Spaltung in die reife
Faktor X-Form führt,
und als Ergebnis der Modifikation zu einer Spaltung des Aktivierungspeptids
und zur Bildung von Faktor Xa und dem Faktor Xa-Analog.
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In
der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
kann das Faktor X-Analog entweder als Faktor Xα (FXα) oder mit einer Deletion des β-Peptids
vorliegen.
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Die
Zusammensetzung enthält
insbesondere ein Faktor X-Analog in einer enzymatisch inaktiven
Form mit einer Reinheit von einem Minimum von 80%, vorzugsweise
90% und insbesondere 95% und enthält keine inaktiven proteolytischen
Zwischenprodukte des Faktors X/Xa-Analogs.
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Gemäß einer
anderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung enthält
die erfindungsgemäße Zusammensetzung
das Faktor X-Analog vorzugsweise als ein doppelkettiges Molekül in isolierter
Form. Um dies zu erreichen wird zum Beispiel ein Faktor X-Analog,
welches mit Hilfe von rekombinanter Herstellung als ein einzelkettiges
Molekül
aus einem Zellsystem erhalten wurde, in vitro gespalten, d. h. außerhalb
der Zelle mit Hilfe von Furin, um die doppelkettige Form zu erhalten.
Dies kann durch Mischen der Protease direkt mit dem Überstand
der Kultur der Klone erreicht werden, welche das Faktor X-Analog
exprimieren, entweder durch Mischen der gereinigten Protease oder
eines Zellkulturüberstands
einer Zellkultur, welche die Protease in rekombinanter Form exprimiert,
oder mit Hilfe von gemeinsamer Kultivierung von Faktor X-Analog
und Protease exprimierenden Klonen.
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Gemäß einer
besonderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung enthält
die Zusammensetzung, welche das gereinigte, einzelkettige oder doppelkettige
Faktor X-Analog enthält,
eine physiologisch verträgliche
Matrix und ist möglicherweise
als eine pharmazeutische Zusammensetzung formuliert. Die Zusammensetzung
kann unter Verwendung von im Wesentlichen im Stand der Technik bekannten
Verfah ren formuliert werden, sie kann mit einem Puffer gemischt
werden, welcher Salze, wie NaCl, CaCl2 und
Aminosäuren, wie
Glycin und/oder Lysin, enthält
in einem pH-Wertbereich von 6 bis 8 gemischt werden, und sie kann
als eine pharmazeutische Zusammensetzung formuliert werden. Bis
sie gebraucht wird, kann die gereinigte Zusammensetzung, welche
das Faktor X-Analog enthält,
in Form einer fertiggestellten Lösung
oder in lyophilisierter oder tiefgefrorener Form gelagert werden.
Vorzugweise wird die Zusammensetzung in lyophilisierter Form gelagert
und wird unter Verwendung einer geeigneten Rekonstituierungslösung zu
einer optisch klaren Lösung gelöst.
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Aber
die erfindungsgemäße Zusammensetzung
kann ebenfalls als eine flüssige
Zusammensetzung oder als eine Flüssigkeit,
welche tiefgefroren ist, bereitgestellt werden.
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Die
erfindungsgemäße Zusammensetzung
ist insbesondere stabil, d. h. sie kann in gelöster Form für einen ausgedehnten Zeitraum
vor der Anwendung gelagert werden. Es wurde gefunden, dass die erfindungsgemäße Zusammensetzung
für mehrere
Stunden und sogar Tage ohne Verlust der Aktivität gelagert werden kann.
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Die
erfindungsgemäße Zusammensetzung
kann in ein geeignetes Hilfsmittel gebracht werden, vorzugsweise
ein Verabreichungshilfsmittel, zusammen mit Faktor XIa oder einem
Derivat davon.
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Die
erfindungsgemäße Zusammensetzung,
welche ein Faktor X-Analog in Kombination mit Faktor XIa oder einem
Derivat davon enthält,
welches in der Lage ist, das Faktor X-Analog zu Faktor Xa oder zum
Faktor Xa-Analog zu aktivieren, kann in Form einer Kombinationszusammensetzung
bereitgestellt werden, welche einen Behälter, welcher Faktor XIa enthält, welcher
auf einer Matrix, möglicherweise
in Form einer mit einer Protease ergänzten Miniatursäule oder
einer Spritze immobilisiert ist, und einen Behälter, welcher die pharmazeutische
Zusammensetzung mit dem Faktor X-Analog enthält, umfasst. Um das Faktor
X-Analog zu aktivieren, kann die Faktor X-Analog enthaltende Lösung zum
Beispiel über
die immobilisierte Protease gedrückt
werden. Während
der Lagerung der Zusammensetzung wird die Faktor X-Analog enthaltende
Lösung
vorzugsweise räumlich
von der Protease getrennt. Die erfindungsgemäße Zusammensetzung kann in
demselben Behälter wie
die Protease gelagert werden, aber die Komponenten sind räumlich durch
eine inpermeable Abtrennung getrennt, welche einfach vor der Verabreichung
der Zusammensetzung entfernt werden kann. Die Lösungen können ebenfalls in getrennten
Behältern
gelagert werden und nur kurz vor der Verabreichung miteinander in Kontakt
gebracht werden.
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Das
Faktor X-Analog kann zu Faktor Xa kurz vor der unmittelbaren Verwendung,
d. h. vor der Verabreichung an den Patienten, aktiviert werden.
Die Aktivierung kann durchgeführt
werden, indem ein Faktor X-Analog mit einer immobilisierten Protease
in Kontakt gebracht wird oder indem Lösungen, welche einerseits eine
Protease und andererseits das Faktor X-Analog enthalten, gemischt
werden. Es ist daher möglich,
die zwei Komponenten in der Lösung
getrennt zu halten und sie mit Hilfe eines geeigneten Infusionshilfsmittels
zu mischen, in welchem die Komponenten in Kontakt miteinander kommen,
wenn sie das Hilfsmittel passieren und dadurch eine Aktivierung
zu Faktor Xa oder zu dem Faktor Xa-Analog zu verursachen.
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Der
Patient erhält
so ein Gemisch aus Faktor Xa und zusätzlich eine Serinprotease,
welche für
die Aktivierung verantwortlich ist. In diesem Zusammenhang ist es
insbesondere wichtig, große
Aufmerksamkeit auf die Dosierung zu richten, da die zusätzliche
Verabreichung einer Serinprotease ebenfalls den endogenen Faktor
X aktiviert, welcher die Gerinnungszeit verkürzen kann.
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Gemäß einer
geeigneten Ausführungsform
der Erfindung wird die pharmazeutische Zusammensetzung in einem
geeigneten Hilfsmittel, vorzugsweise einem Verabreichungshilfsmittel
bereitgestellt, entweder in Form einer gefrorenen Flüssigkeit
oder in gefriergetrockneter Form. Ein geeignetes Verabreichungshilfsmittel stellt
zum Beispiel eine Doppelkammerspritze des in der
AT 366 916 oder der
AT 382 783 beschriebenen Typs dar.
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Eine
insbesondere geeignete Eigenschaft dieser Erfindung ist, dass die
Zusammensetzung ein Faktor X-Analog mit einer Modifikation enthalten
kann, welche eine in vivo Aktivierung des Faktor X-Analogs zu Faktor Xa
möglich
macht. Insbesondere weisen die Faktor X-Analoge der erfindungsgemäßen Zusammensetzung eine
Modifikation auf, welche eine Erkennungs- und Spaltsstelle für Faktor
XIa oder ein Derivat davon darstellt, was es ihnen möglich macht,
durch diese Protease in vivo gespalten zu werden, um nativen Faktor
Xa oder das Faktor Xa-Analog zu bilden. Als Ergebnis kann die erfindungsgemäße Zusammensetzung
verwendet werden, um Blutungen sowohl bei Patienten mit einem Mangel
an Faktor IX und Faktor VIII, als auch bei Patienten mit einem Faktor
VIII-Inhibitor zu stillen.
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Die
erfindungsgemäße Zusammensetzung
kann als eine pharmazeutische Zusammensetzung mit einer Faktor Xa-Aktivität in Form
einer Einkomponentenzusammensetzung oder in Kombination mit anderen Faktoren
in Form einer Mehrkomponentenzusammensetzung bereitgestellt werden.
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Vor
der Prozessierung des gereinigten Proteins in eine pharmazeutische
Zusammensetzung wird das gereinigte Protein den gängigen Qualitätskontrollen
unterzogen und in eine therapeutische Darreichungsform gebracht.
Insbesondere wird die gereinigte Zusammensetzung während der
rekombinanten Herstellung auf die Abwesenheit von zellulären Nukleinsäuren, sowie
Nukleinsäuren,
welche von dem Expressionsvektor abgeleitet sind, getestet, vorzugsweise
unter Verwendung eines Verfahrens, wie es in der
EP 0 714 987 beschrieben ist.
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Da
irgendein biologisches Material mit infektiösen Mikroorganismen kontaminiert
sein kann, kann es sein, dass die Zusammensetzung besonders behandelt
werden muss, um Viren zu inaktivieren oder zu vermindern, um sicherzustellen,
dass eine sichere Zusammensetzung erhalten wird.
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Eine
andere Eigenschaft dieser Erfindung betrifft das Bereitstellen einer
Zusammensetzung, welche ein Faktor Xa-Analog mit einer hohen Stabilität und struktu rellen
Integrität
enthält,
und welche insbesondere frei von inaktiven Faktor X/Xa-Analog-Zwischenprodukten
und autoproteolytischen Abbauprodukten ist, und welche durch Aktivieren
eines Faktor X-Analogs des oben beschriebenen Typs und durch sein
Formulieren in eine geeignete Zusammensetzung hergestellt werden
kann.
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Eine
zusätzliche
Eigenschaft der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung einer
Zusammensetzung des oben beschriebenen Typs, um ein Arzneimittel
herzustellen. Ein Arzneimittel, welches ein erfindungsgemäßes Faktor
X-Analog und/oder ein Faktor Xa-Analog enthält, ist insbesondere für die Behandlung
von Patienten mit Blutgerinnungsstörungen, wie Patienten, welche
an Hämophilie
leiden oder Bluter mit inhibitorischen Antikörpern geeignet, und insbesondere
als eine Zusammensetzung mit einer Aktivität zur Umgehung der Faktor VIII-Inhibition.
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Eine
andere Eigenschaft dieser Erfindung betrifft die Verwendung einer
Nukleinsäure,
welche die kodierenden Sequenzen des erfindungsgemäßen Faktor
X-Analogs für die Herstellung
eines Arzneimittels enthält.
In diesem Zusammenhang kann die Nukleinsäure, soweit sie geeignete Expressions-Kontrollsequenzen enthält, in Form
einer nackten Nukleinsäure
verabreicht werden, sie kann in einen rekombinanten Expressionsvektor
integriert werden, oder sie kann an eine Matrix gebunden werden,
wie entweder ein Phospholipid oder ein Viruspartikel. Die Nukleinsäure kann
verwendet werden, um ein Arzneimittel herzustellen, welches insbesondere
für die
Verwendung bei der Behandlung von Patienten mit Blutgerinnungsstörungen,
wie Hämophilie-Patienten
oder Bluter mit inhibitorischen Antikörpern, geeignet ist. Eine andere
mögliche
Anwendung stellt die Verwendung der Nukleinsäure in einer Gentherapie dar.
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Eine
andere Eigenschaft der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
für die
Herstellung des erfindungsgemäßen Faktor
X-Analogs und eine Zusammensetzung, welche ein erfindungsgemäßes Faktor X-Analog
enthält.
Um dies zu erreichen, wird eine Sequenz, welche ein Faktor X-Analog
kodiert, in ein geeignetes Expressionssystem eingeführt, und
die entsprechenden Zellen, vorzugsweise permanente Zelllinien, werden
mit der rekombinanten DNA transfiziert. Die Zellen werden unter
optimalen Bedingungen für
eine Genexpression kultiviert, und die Faktor X-Analoge werden entweder
aus dem Extrakt einer Zellkultur oder aus dem Überstand der Zellkultur isoliert.
Die Reinigung des rekombinanten Moleküls kann weiterhin unter Verwendung
aller gängigerweise
bekannten chromatographischen Verfahren durchgeführt werden, wie Anionen- oder
Kationen-Austausch-Chromatographie,
Affinitäts-
oder Immunaffinitäts-Chromatographie
oder eine Kombination davon.
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Um
die erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge herzustellen, wird die vollständige cDNA, welche Faktor X
kodiert, in einen Expressionsvektor kloniert. Dies wird mit Hilfe
der allgemein bekannten Klonierungstechniken durchgeführt. Die
Nukleotidsequenz, welche Faktor X kodiert, wird nachfolgend modifiziert,
um sicherzustellen, dass die kodierende Sequenz in dem Bereich des
Aktivierungspeptids und möglicherweise
in dem Bereich des C-terminalen β-Peptids
verändert
ist, um sicherzustellen, dass ein Faktor X-Molekül des oben beschriebenen Typs
hergestellt werden kann. Um dies zu erreichen, werden gentechnische
Verfahren, welche im Stand der Technik bekannt sind, verwendet,
zum Beispiel Stellen spezifische in vitro Mutagenese oder Deletion
von Sequenzen, zum Beispiel mit Hilfe einer Spaltung durch Restriktion
mit Endonukleasen und Insertion von unterschiedlichen, veränderten
Sequenzen, oder durch eine PCR. Die so hergestellten Faktor X-Mutanten werden anschließend in
ein Expressionssystem inseriert, welches für die rekombinante Expression
geeignet ist, und anschließend
exprimiert.
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Die
erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge können
ebenfalls mit Hilfe einer chemischen Synthese hergestellt werden.
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Die
Faktor X-Analoge werden vorzugsweise mit Hilfe einer rekombinanten
Expression hergestellt. Die Herstellung mit Hilfe von gentechnischen
Verfahren kann mit allen bekannten Expressionssystemen durchgeführt werden,
z. B. permanenten Zelllinien oder viralen Expressionssystemen. Die
permanenten Zelllinien werden durch stabile Integration von exogener
DNA in das Wirtszellchromosom hergestellt, z. B. von Vero, MRC5, CHO,
BHK, 293, Sk-Hep1, insbesondere Leber- und Nierenzellen oder durch
einen episomalen Vektor, welcher z. B. vom Papillomavirus abgeleitet
wurde. Virale Expressionssysteme, wie Vaccinia-Virus, Baculovirus oder
retorvirale Systeme können
ebenfalls verwendet werden. Die normalerweise verwendeten Zelllinien
sind Vero, MRC5, CHO, BHK, 293, Sk-Hep1, Drüsen-, Leber- und Nierenzellen.
Eukaryotische Expressionssysteme, welche verwendet werden können, schließen Hefen,
endogene Drüsen
(z. B. Drüsen
von transgenen Tieren) und andere Zelltypen ein. Es ist natürlich ebenfalls
möglich,
transgene Tiere zu verwenden, um die erfindungsgemäßen Polypeptide
oder Derivate davon zu exprimieren. Um die rekombinanten Proteine
zu exprimieren, wurde gezeigt, dass insbesondere CHO-DHFR-Zellen
geeignet sind (Urlaub et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77, (1980),
S. 4216–4220).
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Für die rekombinante
Herstellung der erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge ist es ebenfalls möglich, prokaryotische
Expressionssysteme zu verwenden. Insbesondere sind Systeme, welche
eine Expression in E. coli oder B. subtilis erlauben, geeignet.
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Die
Faktor X-Analoge werden in den geeigneten Expressionssystemen unter
Verwendung eines geeigneten Promotors exprimiert. Für die Expression
in Eurkaryoten können
alle bekannten Promotoren, wie SV40, CMV, RSV, HSV, EBV, β-Aktin, hGH
oder induzierbare Promotoren, wie hsp oder der Metallothionein-Promotor
verwendet werden. Die Faktor X-Analoge werden vorzugsweise unter
Verwendung des β-Aktin-Promotors
in CHO-DHFR-Zellen exprimiert.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung umfasst das Verfahren zum Herstellen der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
die folgenden Schritte: Herstellen einer DNA, welche ein Faktor
X-Analog kodiert, Transformation einer Zelle mit der rekombinanten
DNA, Expression des Faktor X-Analogs, möglicherweise in der Anwesenheit
einer Protease, Isolierung des Faktor X-Analogs und möglicherweise
Reinigung mit Hilfe eines chromatographischen Verfahrens.
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Gemäß einer
Ausführungsform
des Verfahrens wird das Faktor X-Analog als ein doppelkettiges Molekül isoliert.
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Für diesen
Zweck wird das Faktor X-Analog in einer Zelle exprimiert, welche
ein Prozessieren der Profaktor X-Analoge in doppelkettige Faktor
X-Analoge erlaubt.
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Das
so erhaltene doppelkettige Faktor X-Analog kann nachfolgend isoliert,
gereinigt und wie oben beschrieben, bis zur weiteren Verwendung
stabil gelagert werden.
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Gemäß einer
Ausführungsform
dieser Erfindung wird die Aktivierung durch einen chromatographischen
Schritt ausgelöst,
in welchem die Protease auf einer Matrix immobilisiert ist. Das
gereinigte doppelkettige Faktor X-Analog wird über eine Matrix geleitet, an
welche die Protease gebunden ist, und aus dem Eluat wird gereinigter
Faktor Xa isoliert.
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Gemäß einer
anderen Ausführungsform
der Erfindung werden die Komponenten gemischt, und die Protease
wird selektiv aus dem Gemisch entfernt.
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Zusätzlich ist
es natürlich
ebenfalls möglich,
ein einzelkettiges Profaktor X-Analog in die doppelkettige Faktor
X-Analog-Form zu prozessieren und es in einem einzigen Verfahren
zu Faktor Xa zu aktivieren.
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Die
Reaktionsbedingungen der Prozessierungsreaktion/en und der Aktivierung
können
vom Fachmann einfach optimiert werden, abhängig vom Versuchsaufbau irgendeiner
gegebenen Situation. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden,
dass die Durchflussgeschwindigkeit der verwendeten Reaktionspartner
von besonderer Wichtigkeit für
die Länge
der Kontaktzeit ist. Diese Durchflussgeschwindigkeit sollte in einem
Bereich von 0,01 ml/min bis 1 ml/min liegen. Andere wichtige Parameter
stellen die Temperatur, der pH-Wert und die Elutionsbedingungen
dar. Am Ende der Durchflusszeit kann der aktivierte Faktor Xa gegebe nenfalls
weiter mit Hilfe einer selektiven Chromatographie gereinigt werden.
Das Durchführen
des Verfahrens mit einer Protease, welche an eine Matrix gebunden
ist, bietet einen besonderen Vorteil, da es der Versuchaufbau, als
ein Ergebnis der Verwendung einer Matrix, vorzugsweise von chromatographischen
Säulen,
möglich macht,
einen zusätzlichen
Reinigungsschritt einzuschließen.
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Eine
zusätzliche
Eigenschaft der Herstellung eines erfindungsgemäßen Faktor X-Analogs ist, dass das
Faktor X-Analog als ein einzelkettiges Molekül isoliert wird. Für diesen
Zweck wird das Faktor X-Analog in einer Zelle exprimiert, in welcher
die Spaltung der leichten und schweren Kette von Faktor X und/oder
einem Faktor X-Analog nicht stattfinden kann. Furin gehört zu den
wichtigen Proteasen, welche für
die Spaltung von Faktor X in eine leichte und eine schwere Kette
verantwortlich sind. Aus einer solchen mutierten Endoprotease-Mangelzelle
ist es möglich,
das Faktor X-Analog in Form eines einzelkettigen Moleküls zu isolieren.
Ein Faktor X-Analog,
welches auf diese Weise isoliert und möglicherweise ebenfalls gereinigt
wurde, wird nachfolgend mit Furin unter Bedingungen in Kontakt gebracht,
unter welchen das einzelkettige Faktor X-Analog in die doppelkettige
Faktor X-Form gespalten wird. Erfindungsgemäße Faktor X-Analoge, welche
eine Modifikation im Bereich des Aktivierungspeptids aufweisen,
die eine Spaltung durch Faktor XIa möglich macht, können nachfolgend
durch dieses Verfahren aktiviert werden, möglicherweise indem sie direkt
in Kontakt mit Faktor XIa oder einem Derivat davon gebracht werden,
um Faktor Xa oder das Faktor Xa-Analog zu bilden.
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Gemäß einer
anderen Eigenschaft dieser Erfindung wird unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
eine Zusammensetzung erhalten, welche den aktiven Faktor Xa oder
ein aktives Faktor Xa-Analog enthält, indem ein Faktor X-Analog, welches wie
oben beschrieben erhalten wurde, einem Aktivierungsschritt unterzogen
wird, und indem das aktivierte Polypeptid zu einer gereinigten Zusammensetzung
prozessiert wird, welche möglicherweise
als eine pharmazeutische Verbindung formuliert wird.
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Unter
Verwendung der erfindungsgemäßen Faktor
X-Analoge, welche durch ein oben beschriebenes Verfahren zu Faktor
Xa aktiviert wurden, wird ein gereinigter Faktor Xa und/oder ein
Faktor Xa-Analog mit einer hohen Stabilität und strukturellen Integrität erhalten,
welcher/s insbesondere frei von inaktiven Faktor X/Xa-Zwischenprodukten
ist.
-
Diese
Erfindung wird detaillierter auf der Grundlage der folgenden Beispiele
und der in den Zeichnungen gezeigten Figuren erklärt werden,
ohne jedoch dadurch die Erfindung in irgendeiner Weise zu beschränken.
-
Beispiele:
-
Beispiel 1:
-
Konstruktion und Expression von rekombinantem
Faktor X-Wildtyp (rFX) und Faktor X/FXIa (Q-R/I)-Analogen
-
a: Herstellung des rFX-Expressionsvektors
phAct-rFX
-
Die
cDNA von FX wurde aus einer humanen Leber-Lambda-cDNA-Bank, wie
von Messier et al. (Gene 99 (1991), S. 291–294) beschrieben, isoliert.
Mit Hilfe einer PCR unter Verwendung von Oligonukleotid #2911 (5'-ATTACTCGAGAAGCTTACCATGGGGCGCCCACTG-3') (SEQ ID NR. 3)
als 5'-Primer und
von Oligonukleotid #2912 (5'-ATTACAATTGCTGCAGGGATCCAC-3') (SEQ ID NR. 4) als 3'-Primer wurde ein
DNA-Fragment aus einem positiven Klon amplifiziert, wobei das DNA-Fragment
die 1,457 kB FX-kodierende Sequenz und 39 bp der 3'-gelegenen nicht
translatierten Region, flankiert von einer XhoI-Schnittstelle am 5'-Ende und einer MfeI-Schnittstelle am
3'-Ende enthält. Zusätzlich wurde
mit Hilfe von Primer #2911 die Sequenz ACC vor dem ATG von FX inseriert,
wodurch sichergestellt wurde, dass sich eine optimale Kozak-Translationsinitiations-Sequenz
bildete. Nachfolgend wurde dieses PCR-Fragment als XhoI/MfeI-Fragment
in den Expressionsvektor phAct kloniert, welcher mit SalI und EcoRI
geschnitten wurde. Der Expressionsvektor phAct umfasst ungefähr 3,3 kb
des Promotors, 78 bp von 5'-UTR
und das ungefähr
1 kb messende Intron des humanen Beta-Aktin-Gens (Fischer et al.,
FEBS Lett. 351 (1994), S. 345–348),
eine multiple Klonierungsschnittstelle und die SV40-Polyadenylierungsstelle.
Das sich ergebende Expressionsplasmid wurde phAct-rFX genannt.
-
b. Herstellung des phAct-rFX/FXIa (Q-R/I)-Expressionsplasmids
-
Um
rekombinante FX/FXIa (Q-R/I)-Analoge herzustellen, wurde die Aminosäuresequenz
von Position 227 bis 234 (Arg-Gly-Asp-Asn-Asn-Leu-Thr-Arg/Ile),
welche dazu dient, FX zu FXa zu aktivieren, durch den intrinsischen
Tenase-Komplex FIXa/FVIIIa oder durch den extrinsischen FVIIa/TF-Komplex,
durch die Sequenz Gln-Ser-Phe-Asn-Asp-Phe-Thr-Arg/Ile (nachfolgend
als (Q-R/I) bezeichnet) ersetzt, welche spezifisch mit Hilfe des
Gerinnungsfaktors XIa aktiviert wird (2). Q-R
wurde in Übereinstimmung
mit der zweiten FXIa-Schnittstelle hergestellt, wie sie im "natürlichen" Substrat FIX vorliegt.
Das Expressionsplasmid für
dieses rFX-Analog ist vom Plasmid phAct/rFX abgeleitet. Für Klonierungszwecke
wurde das HindIII-NaeI-DNA-Fragment aus dem phAct-rFX-Expressionsplasmid,
welches die FX-kodierende Region von Position +1 bis +1116 umfasst,
in die HindIII-SmaI-Restriktionsschnittstellen
des Plasmids pUC19 inseriert. Das sich ergebende Plasmid wurde pUC/FX
genannt. Dies machte es möglich,
dass die FX-Sequenz von Nukleotid 508 bis 705, welche den Aminosäuren 160
bis 235 entspricht, aus dem pUC/FX-Plasmid über Bsp120I und BstXI-Restriktionsschnitte
entfernt und durch ein mutiertes FX-DNA-Fragment ersetzt werden
konnte. Das mutierte DNA-Fragment
enthält
die exogene Spaltstelle von FX für
FXIa anstelle der FIXa/FVIIIa- und
FVIIa/TF-Stelle, und wird mit Hilfe einer PCR hergestellt. Das Plasmid
phAct/rFX dient als ein Modell für
die PCR. Um die Gln-Ser-Phe-Asn-Asp-Phe-Thr-Arg/Ile (Q-R/I)-Spaltstelle herzustellen,
wird das Oligonukleotid #4211 (5'-GGCAAGGCCTGCATTCCCACA-3') (SEQ ID NR: 5)
als 5'-Primer verwendet
und das Oligonukleotid #5039 (5'-GCGCTCCCACGATCCTGGTGAAGTCATTAAAGCTTTGCTCAGGCTGCGTCTGGTT-3') (SEQ ID NR. 6) wird
als 3'-Primer verwendet.
Daher werden die Aminosäuren
Arg, Gly, Asp, Asn und Leu an den Positio nen 227, 228, 229, 231
und 232 durch Gln, Ser, Phe, Asp und Phe ersetzt. Das PCR-Produkt
wird erneut mit Bsp120I und BstXI geschnitten und in das pUC-FX-Plasmid inseriert,
welches mit Bsp120I/BstXI geöffnet
wurde. Nachfolgend wird das DNA-Fragment, welches die neue Spaltstelle
enthält,
erneut über
HindIII/Agel in phAct-FX inseriert, welches mit denselben Restriktionsenzymen
geschnitten wurde. Das sich ergebende Plasmid wird phAct-FX/FIXa
(Q-R/I) genannt.
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c. Expression von rFX und vom rFX/FXIa
(Q-R/I)-Analog in CHO-Zellen
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Um
stabile rFX/FXIa-exprimierende Zelllinien zu etablieren, werden
das Expressionsplasmid phAct-rFX und phAct-rFX/FXa (Q-R/I) zusammen
mit dem Selektionsmarker pSV-dhfr in dhfr defiziente CHO-Zellen
transifiziert (Fischer et al., FEBS Lett. 351 (1994), S. 345–348). Für alle anderen
Expressions- und Funktionsanalysen werden die Zellkulturen nach
einem vollständigen
Medienwechsel mit einem serumfreien Selektionsmedium in der Anwesenheit
von 10 μg/ml
Vitamin K für
24 h inkubiert. Die Expression von rFX in den sich ergebenden Zellklonen
wird auf der Grundlage der Menge von Antigen gezeigt (ELISA, Asserachrom, Boehringer
Mannheim), und das rekombinante Protein wird nachfolgend mit einer
SDS-PAGE charakterisiert (3).
Wie ebenfalls im Western Blot gesehen werden kann, sind sowohl die
rFX-Wildtyp-, als auch die rFX/FXIa (Q-R/I)-Moleküle in Form
einer leichten Kette (LC, für
engl. light chain) von ungefähr
22 kD und einer schweren Kette (HC, für engl. heavy chain) von ungefähr 50 kD
anwesend, was den plasmatischen Faktor X-Formen entspricht. Zusätzlich kann
eine 75 kD Proteinbande gesehen werden. Das 75 kD Protein entspricht dem
einzelkettigen (SC, für
engl. single chain) FX-Molekül,
dessen Anwesenheit bereits in den Überständen von FX transifizierten
CHO-Zellen (Wolf et al., J. Biol. Chem. 266 (1991), S. 13729–13730)
und in humanem Plasma (Fair et al., Blood 64 (1984), S. 194–204) beschrieben
wurde.
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Beispiel 2:
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In vitro Aktivierung der rFX/FXIa (Q-R/I)-Moleküle mit Hilfe
von Faktor XIa
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Um
die Spaltbarkeit der neu inserierten Aktivierungsstellen mit Hilfe
von Faktor XIa zu zeigen, werden die Überstände der Zellkultur mit gereinigtem
Faktor XIa in der Anwesenheit von 5 mM CaCl2 gemischt.
Aliquotmengen der Reaktionschargen werden auf eine Spaltung sowohl
vor der Inkubation, als auch nach verschiedenen Inkubationszeiten
bei 37°C
mit Hilfe der Western Blot-Analyse getestet (4). Die
Identifizierung der rFX-Moleküle
wird mit Hilfe eines polyklonalen antihumanen FX-Antikörpers durchgeführt. Die
verwendete Positivkontrolle ist gereinigter Plasmafaktor IX (Stago),
welcher das natürliche
Substrat für
FXIa darstellt. Um unter einheitlichen Bedingungen zu arbeiten,
wird FIX vor der Verwendung in Überständen der
Zellkultur von nicht transfizierten CHO-Zellen verdünnt. Die
Umwandlung von FIX in die aktivierten Formen (FIXa und FIXb) zeigt,
dass FXIa in der Lage ist, seine homologen Schnittstellen in FIX
in Überständen der
Zellkultur zu spalten. Die Reaktionscharge mit rFX-Wildtyp dient
als Negativkontrolle, da dieses Molekül nicht irgendeine FXIa-Spaltstelle
enthält
und daher nicht spezifisch durch FXIa erkannt und gespalten werden
sollte. Wie erwartet, ist verglichen mit rFX in der Abwesenheit
von FXIa keine Änderung
bei rFX im Proteinmuster nach einer Inkubation mit FXIa sichtbar.
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Im
Gegensatz dazu zeigt die Reaktionscharge von FXIa nach einer Inkubationszeit
von 1 h bei 37°C in
der Anwesenheit von CaCl2 mit rFX/FXIa (Q-R/I)
als Substrat Proteinbanden von ungefähr 36 kD und 32 kD, welche
den aktivierten Alpha- und
Beta-Formen (aHCa und bHCa) der schweren Kette von FX ähneln. In
der Abwesenheit von FXIa sind diese gespaltenen Moleküle nicht
anwesend. Die Anwesenheit einer Form, welche ähnlich zu bHCa ist, und welche
sich als ein Ergebnis der autokatalytischen Spaltung der C-terminalen
Aminosäuren
der schweren Kette von aHCa bildet, weist auf die Funktionsfähigkeit
der erzeugten aktivierten rFXa-Moleküle hin. Diese Ergebnisse zeigen,
dass es durch Ersetzen der natürlich
vorkommenden Aktivierungssequenz in FX durch eine Aktivierungs-Spaltstelle
für FXIa
möglich
ist, rFX-Analog-Moleküle
zu erzeugen, welche mit FXIa aktiviert werden können, und welche nachfolgend
in Moleküle
umgewandelt werden können,
die FXa ähneln.
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Das
beschriebene Verfahren kann verwendet werden, um alle anderen Faktor
X-Analoge auf die
erfindungsgemäßen Eigenschaften
zu testen.
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Beispiel 3:
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a. Aktivität des rFX/FXIa (Q-R/I)-Analogs,
verglichen mit rFX-Wildtyp in FIX defizientem Plasma
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Um
die Funktionsfähigkeit
des rFX-Analogs zu testen, wird FIX defizientes Plasma mit dem Überstand der
CHO-rFX/FXIa (Q-R/I)-Zellkultur gemischt, und die Gerinnungszeitkaskade
wird gemessen, nachdem die intrinsische Gerinnungskaskade aktiviert
wurde (Tabelle 1). Für
diesen Zweck wurden 50 μl
des Überstands, welcher
teilweise durch Ultrafiltration konzentriert wurde, 50 μl FIX defizientes
Plasma und 50 μl
DAPPTIN (Baxter AG) gemischt. Nach einer Inkubationszeit von 4 min
bei 37°C
wird die Reaktion mit 50 μl
25 mM CaCl2 initiiert, welches zuvor auf
37°C erhitzt
wurde. Die Gerinnungszeit wird im Koagulometer gemessen (Amelung, KC10A).
Die Aktivität
in mU FIX wird unter Verwendung einer Kalibrierungsgeraden bestimmt,
welche mit plasmatischem FIX erzeugt wird. Die mit den rFX-Analogen erhaltenen
Gerinnungszeiten werden entsprechend als mU FIX-Äquivalente
angegeben. Die Überstände der
Zellkultur von rFX-Wildtyp exprimierenden CHO-Zellen (CHO-rFX) und
die Überstände der
Zellkultur von nicht transfizierten CHO-Zellen (CHO neg.) dienen
als Kontrolle. Um nicht spezifische Wirkungen auszuschließen und
experimentelle Variationen zu berücksichtigen, welche auf den
Bedingungen der Zellkultur basieren, wurden 7 bis 10 verschiedene
Zellkulturüberstände von Zellen,
welche dieselben Wachstumsstadien und ähnliche Expressionsgeschwindigkeiten
aufwiesen, für
jedes Konstrukt getestet.
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Die Überstände der
Zellkulturen von CHO-rFX und CHO neg. führen zu Koagulationszeiten,
welche ähnlich
zu jenen des Verdünnungspuffers
sind, in welchem die Standards und die Proben verdünnt werden, und
werden daher als "< 1,56" mU FIX-Äquivalent
angegeben (der kleinste überprüfbare Wert
in den Gerinnungstests aufgrund der Kalibrierungsgeraden).
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Verglichen
mit den Gerinnungszeiten, welche mit 200 mU plasmatischem FIX bestimmt
wurden, waren die Gerinnungszeiten für die Überstände von CHO-rFX/FXIa (Q-R/I)-Zellen, welche mit
Konzentrationen des Analogs in einem Bereich von 4,1 bis 7,7 μg/ml bestimmt
wurden, jedoch erheblich kürzer
und werden daher als "> 200" mU FIX-Äquivalent
angegeben.
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Diese
Ergebnisse zeigen, dass durch Ersetzen der 8 C-terminalen Aminosäuren des
FX-Aktivierungspeptids mit den 8 C-terminalen Aminosäuren des
Aktivierungspeptids von Faktor IX ein rFX-Analog-Molekül erzeugt
wurde, welches nach einer Aktivierung der intrinsischen Gerinnungskaskade
zu einer erheblichen Gerinnung von Faktor IX defizientem Plasma
führt.
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b. Bestimmung der funktionellen Aktivität des rFX/FXIa
(Q-R/I)-Analogs in FIX und FVIII defizienten Plasmen nach einer
Vorbehandlung der Überstände der
Zellkultur mit Serinprotease-Inhibitoren.
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Um
in der Lage zu sein, die Möglichkeit
auszuschließen,
dass die mit den rFX/FXIa (Q-R/I)-Analogen erhaltenen Gerinnungszeiten
nicht das Ergebnis der Anwesenheit von Spuren bereits aktivierter
rFX-Moleküle in
den Überständen der
Zellkultur sind, sondern stattdessen das Ergebnis der Umwandlung
der rFX-Analoge in
rFXa nach der Aktivierung der intrinsischen Koagulationskaskade
durch DAPPTIN, werden vor der Verwendung alle Überstände mit einem Serinprotease-Inhibitor
(1 mM Pefabloc, Boehringer Mannheim) gemischt, welcher dauerhaft
aktivierte Serinproteasen inaktiviert. Überschüssiger Inhibitor, welcher die
Gerinnung nach der DAPPTIN-Aktivierung inhibieren würde, wird
nachfolgend mit Hilfe einer Dialyse gegen Tris, pH-Wert 7,4, NaCl
50 mM, Tween 0,01% entfernt. Die so behandelten Überstände werden nachfolgend im Gerinnungstest verwendet.
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Die
Serinprotease-Inhibitorkonzentration wurde ausgewählt, um
sicherzustellen, dass die FXa-Mengen, welche zu einer Gerinnung
führen,
die ähnlich
zu der der unbehandelten rFX/FXIa (Q-R/I)-Zellkultur-Überstände ist,
vollständig
inhibiert waren (Tabelle 2). Die Ergebnisse dieser vorläufigen Experimente
zeigen, dass eine Inhibitorkonzentration von 1 mM in der Lage ist,
FXa-Mengen vollständig
zu inaktivieren, welche erheblich kürzere Gerinnungszeiten in FIX
defizientem Plasma aufweisen, als jene, welche mit den rFX/FXIa (Q-R/I)-Analogen
erhalten wurden (Vergleich mit Tabelle 1).
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Die
Funktionsfähigkeit
der so vorbehandelten Überstände wird
sowohl in dem FIX-, als auch in dem FVIII-Gerinnungstest gemessen
(Tabelle 3). Der FVIII-Gerinnungstest
wird in derselben Weise wie der FIX-Gerinnungstest durchgeführt, außer dass
anstelle von FIX defizientem Plasma FVIII defizientes Plasma verwendet
wird, dass die Inkubation vor der Initiation mit CaCl2 3
min dauert, und dass die Kalibrierungskurve mit plasmatischem FVIII
aufgetragen wird.
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Die Überstände von
CHO-rFX-Zellen liegen unter der Nachweisgrenze (1,56 mU), sowohl
in FIX, als auch in FVIII defizientem Plasma. Ähnlich führt der CHO neg.-Überstand nicht zu einer kürzeren Gerinnungszeit,
selbst wenn dieser Überstand
mit 1 mU FXa vor der Behandlung mit dem Inhibitor behandelt wurde.
Diese Kontrollen zeigen, dass selbst wenn bereits voraktivierter
FX durch den Inhibitor in dem Zellkulturüberstand inaktiviert werden
würde ...,
und dass die Gerinnung nicht durch möglicherweise vorkommende CHO
spezifische Proteasen vermittelt wird.
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Der
vorbehandelte plasmatische FIX (FIX) weist im Vergleich mit FIX,
welcher nicht vorbehandelt wurde (FIX ohne Inhibitor und Dialyse)
eine niedrigere Gerinnungsaktivität in FIX defizientem Plasma
auf, was darauf hinweist, dass entweder ein Anteil der Serinproteasen,
selbst in der inaktivierten Form, durch den Inhibitor inhibiert
wird oder als Ergebnis des Verfahrens (der Dialyse) verloren geht.
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Trotz
der Vorbehandlung des Inhibitors werden in FIX- und in FVIII-Gerinnungstests keine
erheblichen Änderungen
in den gemessenen Werten in den CHO-rFX/FXIa (Q-R/I)-Überständen beobachtet,
wenn sie mit unbehandelten Überständen verglichen
werden. Diese Experimente zeigen, dass nach einer Aktivierung der intrinsischen
Gerinnungskaskade rekombinante FX-Analog-Moleküle, welche eine FIX-Aktivierungs-Spaltstelle
für FXIa
aufweisen, zu einer erheblichen Gerinnung von FIX und FVIII defizienten
Plasmen führen.
Zusammenfassend wurde gezeigt, dass diese rekombinanten FX/FXIa
(Q-R/I)-Analog-Moleküle
Eigenschaften aufweisen, welche darauf hinweisen, dass die Moleküle sich
als erfolgreiche Kandidaten für
die Herstellung von therapeutischen Zusammensetzungen erweisen können, welche
für die
Behandlung von Patienten geeignet sein könnten, welche an Hämophilie
oder an Hämophilie
mit inhibitorischen Antikörpern
leiden. Tabelle 1: Funktionelle Aktivität der rFX/FXIa
(Q-R/I)-Moleküle
in FIX defizientem Plasma.
Probe | Antigen μg/ml | mU
FIX-Äquivalent | Gerinnungszeit
in Sekunden |
rFX/FXIa
(Q-R/I) | | | |
sup1 | 6,3 | > 200 | 46,5 |
sup2 | 4,4 | > 200 | 47,7 |
sup3 | 6,6 | > 200 | 46,4 |
sup4 | 4,8 | > 200 | 43,2 |
sup5 | 4,1 | > 200 | 45,2 |
sup6 | 6,4 | > 200 | 43,1 |
sup7 | 6,6 | > 200 | 43,1 |
sup8 | 4,3 | > 200 | 45,2 |
sup9 | 5,7 | > 200 | 39,4 |
sup10 | 7,7 | > 200 | 44,2 |
rFXwt | | | |
sup1 | 2,1 | < 1,56 | 107,8 |
sup2 | 3,1 | < 1,56 | 97,8 |
sup3 | 1,6 | 3 | 84,7 |
sup4 | 2,4 | < 1,56 | 90,4 |
sup5 | 3,2 | < 1,56 | 92,4 |
sup6 | 4,4 | < 1,56 | 96,2 |
sup7 | 6,7 | < 1,56 | 92,7 |
CHO
neg. | | < 1,56 | 179,7 |
Plasma
FIX | 1* | | 50,7 |
Plasma
FIX | 0,5* | | 54,5 |
Plasma
FIX | 0,125* | | 65,6 |
Plasma
FIX | 0,0625* | | 72,2 |
Plasma
FIX | 0,078* | | 89,1 |
Puffer | 0 | | 109,7 |
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Es
wurden 200, 100, 25, 12,5 und 1,56 mU plasmatischer FIX verwendet.
Um diese Werte in μg/ml umzuwandeln,
wurde angenommen, dass 1 Einheit FIX ungefähr 5 μg FIX/ml entspricht. Tabelle 2. Bestimmung der Inaktivierung
von FXa mit Hilfe einer vorläufigen
Behandlung mit Pefabloc und nachfolgenden Dialyse im FIX-Gerinnungstest
Probe | verwendete
mU | Gerinungszeit
in | mU
FIX-Äquivalent |
| | Sekunden | |
FXa | 5 | 19,9 | > 200 |
FXa | 1 | 32,5 | > 200 |
FXa | 0,5 | 45 | > 200 |
FXa | 0,1 | 76,1 | 10 |
FXa
+ Inh. | 5 | 93,4 | 1,94 |
FXa
+ Inh. | 1 | 115,9 | < 1,56 |
FXa
+ Inh. | 0,5 | 113,5 | < 1,56 |
FXa
+ Inh. | 0,1 | 115,3 | < 1,56 |
Plasma | 200 | 52,9 | |
Plasma | 1,56 | 95,7 | |
Puffer | | 114,7 | |
Tabelle 3: Funktionelle Aktivität von CHO-rFX/FXIa
(Q-R/I)-Überständen einer
Zellkultur nach einer vorläufigen Behandlung
mit Pefabloc und einer Dialyse in FIX und FVIII defizienten Gerinnungstests.
Probe | Antigen μg/ml | mU
FIX-Äquivalent | mU
FVIII-Äquivalent |
rFX/FXIa
(Q-R/I) | | | |
sup1 | 6,3 | > 200 | > 200 |
sup2 | 4,4 | 100 | > 200 |
sup3 | 6,6 | > 200 | > 200 |
sup4 | 4,8 | 167 | > 200 |
sup5 | 4,1 | > 200 | > 200 |
sup6 | 6,4 | > 200 | > 200 |
sup7 | 6,6 | > 200 | > 200 |
sup8 | 4,3 | > 200 | > 200 |
sup9 | 5,7 | > 200 | > 200 |
sup10 | 7,7 | > 200 | > 200 |
rFXwt | | | |
sup1 | 2,1 | < 1,56 | < 1,56 |
sup2 | 3,1 | < 1,56 | < 1,56 |
sup3 | 1,6 | < 1,56 | < 1,56 |
sup4 | 2,4 | < 1,56 | < 1,56 |
sup5 | 3,2 | < 1,56 | < 1,56 |
sup6 | 4,4 | < 1,56 | < 1,56 |
sup7 | 6,7 | < 1,56 | < 1,56 |
CHO
neg. | | < 1,56 | < 1,56 |
CHO
neg. + FXa | | < 1,56 | < 1,56 |
Plasma
FIX | 25
mU | 25 | |
(-Inh.
-Dial.)* | | | |
Plasma
FIX | 25
mU | 4 | |
Plasma
FVIII | 50
mU | | 48 |
(-Inh.
-Dial.)* | | | |
Plasma
FVIII | 3,125
mU | | 3 |
(-Inh.
-Dial.)* | | | |
-
Diese
Proben wurden in den Tests verwendet, ohne behandelt zu werden (ohne
das Hinzufügen
von Serinprotease-Inhibitor und Dialyse).
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Beispiel 4:
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Aktivität der gereinigten rFX/FXIa
(Q-R/I)-Moleküle
in vitro und in vivo
-
rFX/FXIa
(Q-R/I)-Moleküle
wurden aus Zellkulturüberständen stabiler
CHO-rFX/rXIa (Q-R/I)-Zellklone (wie
in Beispiel 1.c beschrieben etabliert) durch eine Anionenaustausch-Chromatographie
gereinigt. Aufgrund der Anwesenheit von teilweise proteolytisch
unvollständig
gereiften Vorläufer-rFX-Molekülen im Überstand
der rekombinanten Zelllinien, welche für die Reinigung verwendet wurden
(5, Spur 8), wurde der Überstand zuerst für 4 Stunden
bei 37°C
mit konditioniertem Medium aus CHO-Zellklonen, welche eine sezernierte
Form der Endoprotease Furin exprimieren, präinkubiert. Furin ist eine Serinprotease,
welche die Umwandlung der FX-Einzelkette zu der schweren/leichten
Kette, sowie die Propeptidentfernung in vitro durchführt. Durch
diese Behandlung wird das Prozessieren von unreifen FX-Molekülen in vitro
abgeschlossen (5, Spur 2 im Vergleich zu 8),
wobei die gemeinsame Aufreinigung von inaktiven unreifen FX-Molekülen verhindert
wird. Nach dem Hinzufügen
von 10 mM EDTA, 0,1% Tween 80, 0,1 mM Pefabloc und dem Einstellen
des pH-Werts auf 7,4 wurde der Über stand
auf eine Fractogel EMD TMAE 650 (M) Säule, welche mit Puffer A äquilibriert
war (20 mM Tris, 120 mM NaCl, 10 mM EDTA, 0,1% Tween 80, pH-Wert
7,4) geladen. Diese Säule
wurde mit 20 mM Tris, 180 mM NaCl, 0,1% Tween 80, pH-Wert 7,4 gewaschen.
Die rFX-Moleküle
wurden mit Puffer C (20 mM Tris, 150 mM NaCl, 10 mM CaCl2, 0,1% Tween, pH-Wert 7,4) eluiert. Die
Western Blot-Analyse
der verschiedenen Reinigungsfraktionen (5) zeigt,
dass fast alle rFX/FXI (Q-R/I)-Moleküle der Elutionsfraktion in
Form der reifen Doppelkette anwesend sind (HC, LC, Spur 6), ähnlich zu
gereinigtem Plasma-FX (Spur 7). Um möglicherweise vorhandene restliche
Mengen rFXa zu inhibieren, welche sich während der Zellkultur oder dem Aufreinigungsverfahren
gebildet haben könnten,
wurde die Elutionsfraktion nachfolgend mit 10 μM ERGck (Hematological Technologic
Inc.) behandelt, einem spezifischen FXa-Inhibitor. Ein Überschuss
dieses Inhibitors wurde durch den nachfolgenden Diafiltrationsschritt
mit 10 mM Tris, 8 g/l NaCl, 4 g/l NaCitrat, 0,01% Tween 80, pH-Wert
7, entfernt. Die Zusammensetzung wurde bei –80°C bis zur Verwendung gelagert.
Dasselbe Reinigungsverfahren wurde für die Zusammensetzung von rFX-Wildtyp
verwendet, welcher als Kontrolle in den folgenden Experimenten eingesetzt
wurde.
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a. Bestimmung der funktionellen Aktivität von gereinigtem
rFX/FXIa (Q/R-I) in humanem und Maus-fVIII und fIX defizientem Plasma
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Um
die funktionelle Aktivität
der gereinigten rFX/FXIa (Q-R/I)-Moleküle zu bestätigen, wurde die aPTT (aktivierte
partielle Thromboplastinzeit) in fVIII und fIX defizientem Plasma
mit menschlichem und Mausursprung in der Anwesenheit der rFX-Moleküle gemessen.
100 μl defizientes
Plasma (immunabgereichertes humanes Plasma, Baxter AG, Plasma aus
fVIII- oder fIX-Knockout-Mäusen)
wurden mit 50 μl
einer 10 μg/ml
gereinigten FX-Molekül-Zusammensetzung
(siehe oben), 150 μl
DAPPTIN (Baxter AG) gemischt und für 3 min bei 37°C inkubiert.
Die Gerinnungsreaktion wurde durch 150 μl 25 mM CaCl2 initiiert.
Die Gerinnungszeit wurde wie in Beispiel 3 beschrieben, bestimmt.
Der prozentuale Anteil der Aktivität wurde unter Verwendung einer Standardkurve
Log (% Aktivität)
gegenüber
Log (Gerinnungszeit) bestimmt. Für
die Standardkurve wurden 100 μl
100%, 80%, 50%, 25 % oder 12,5% humanes oder Maus-Referenzplasma
mit 50 μl
des FX-Puffers und 150 μl
DAPPTIN gemischt und für
3 min bei 37°C
inkubiert. Die Initiation der Gerinnung und die Bestimmung der Gerinnungszeit
wurde wie oben beschrieben durchgeführt. Die Referenzplasmen bestehen
aus normalem humanen Plasma (Baxter AG) oder einem Plasmapool von
normalen Mäusen,
welche in verschiedenen Verhältnissen
mit den entsprechenden fVIII oder fIX defizienten Plasmen gemischt
sind. Die Gerinnungszeit, sowie der prozentuale Anteil der Aktivität, verglichen
mit normalem Plasma, sind in Tabelle 4 angegeben. Die Ergebnisse
zeigen, dass eine erhebliche Reduktion der Gerinnungszeit durch
gereinigten rFX/FXIa (Q-R/I) in allen getesteten defizienten Plasmen,
entweder mit humanem oder Mausursprung, vermittelt wird. Eine Normalisierung
der aPTT wird sogar in humanem und Maus-fIX defizientem Plasma und
in Maus-fVIII defizientem Plasma beobachtet. Im Gegensatz zu dem
rFX-Analog, vermitteln rFX-wt-Moleküle bei den entsprechenden Konzentrationen
keine erhebliche Reduktion der Gerinnungszeit in diesen Plasmen.
Weiterhin weist die Normalisierung der aPTT in defizientem Mäuseplasma
darauf hin, dass die rFX/FXIa (Q-R/I)-Moleküle in der Lage sind, mit den
entsprechenden Mäuse-Gerinnungsproteinen
zu interagieren, welche die Aktivität der fVIII- und fIX-Umgehung
vermitteln, die in vitro in humanem Plasma beobachtet wurde, eine
Voraussetzung für
das Testen dieser Moleküle
in vivo in einem Maus-Tiermodell.
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b. Funktionelle Aktivität der rFX/FXIa
(Q-R/I)-Variante in vivo
-
Die
Funktionsfähigkeit
von rFX/FXIa (Q-R/I) als ein Molekül, welches eine Aktivität der fVIII-Umgehung aufweist,
wurde in vivo durch Verwenden von fVIII-Knockout-Mäusen
getestet (Tabelle 5). Die Validität der fVIII-Knockout-Mäuse als
ein Tiermodellsystem zum Testen der Aktivität der fVIII-Umgehung wurde
unter Verwendung der kommerziell verfügbaren, von Plasma abgeleiteten
FEIBA-Zusammensetzung
(Baxter AG) kontrolliert. Als eine Negativkontrolle wurde eine Zusammensetzung
von gereinigtem rFX-wt verwendet. Um die Wirkung von rFX/FXIa (Q-R/I)
und rFX-wt zu vergleichen, wurde die Einheitendefinition für die Dosis,
welche zu verabreichen ist, auf der im PT (Prothrombinzeit)-Assay
be stimmten FX-Aktivität
basiert. Für
den PT-Assay wurden 100 μl
FX-Molekül-Zusammensetzung und
100 μl FX
defizientes Plasma (Baxter AG) für
2 min bei 37°C
inkubiert. Die Gerinnung wurde mit 100 μl eines Calcium/Thromboplastin-Gemisches (Baxter
AG) initiiert. Die Gerinnungszeit wurde wie in Beispiel 3 beschrieben,
bestimmt. Die FX-Aktivität
in Einheiten wurde unter Verwendung einer Standardkurve bestimmt,
welche mit einem FX-Referenzstandard (Baxter AG) etabliert wurde.
Die Zusammensetzungen wurden intravenös unter Anästhesie mit einer injizierten
Dosis in U/kg (Tabelle 5) verabreicht. 30 min nach der Injektion
wurde die Blutung durch Abschneiden des Schwanzes in einem Abstand
von 1 cm vom Ende induziert. Die Überlebensrate der Tiere nach
48 Stunden dient als Parameter für
die Funktionsfähigkeit.
Die beobachtete erhebliche Reduktion der Mortalität für die mit
FEIBA behandelten Tiere zeigt, dass fVIII-Knockout-Mäuse ein
geeignetes Modellsystem darstellen. Keines der mit 300 U rFX-wt/kg
behandelten Tiere überlebte,
ein Ergebnis, welches aus den in vitro-Ergebnissen zu erwarten war.
Die Verabreichung von rFX/FXIa (Q-R/I) mit 300 U/kg führte jedoch
zu einer erheblichen Verbesserung der Überlebensrate (60%). Dieses
Ergebnis zeigte, dass die rFX-Analogmoleküle eine erhebliche Aktivität zur fVIII-Umgebung
in vivo bei der verwendeten Dosierung aufweisen. Tabelle 5: Bestimmung der Überlebensrate
von fVIII-Knockout-Mäusen,
welche mit der rFX/FXIa (Q-R/I)-Variante und rFX-wt behandelt wurden
| FEIBA
300 U/kg | FEIBA
150 U/kg | rFX/FXI
(Q-R/I) 300 U/kg | rFX-wt
300 U/kg |
Überleben | 3/3 | 1/2 | 6/10 | 0/3 |
% Überleben | 100 | 50 | 60 | 0 |
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Folglich
zeigen die funktionellen Eigenschaften des rFX/FXIa (Q-R/I)-Moleküls, welche
in diesen Experimenten beschrieben wurden, dass es einen Hauptkandidaten
für die
Entwicklung eines alternativen therapeutischen Mittels für die Behandlung
von Blutern darstellt, welche inhibitorische Antikörper entwickelt
haben.
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