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Gebiet der
Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft das Gebiet der strukturellen Analyse von Saccharidketten
wie denjenigen, die entweder an Proteine (Proteoglycane, Glycoproteine)
oder Lipide gebunden oder als freie Saccharide vorkommen.
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Einführung
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Oligosaccharide
und Polysaccharide bestehen aus Monosaccharid-(Zucker-) Einheiten,
die über
glycosidische Bindungen miteinander verbunden sind. Die Saccharidkette
hat, wie eine DNA- oder Protein-Kette, zwei ungleiche Enden. Im
Falle von Saccharidketten sind diese das reduzierende Ende (entsprechend
der Aldehyd-Gruppe des linearen Zuckermoleküls) und das nicht-reduzierende
Ende. Anders als Proteine und DNA können Saccharide jedoch auch
verzweigt sein, wobei im Wesentlichen jede der Zuckereinheiten in
dem Saccharid als ein optionaler Verzweigungspunkt dient.
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Es
gibt eine Anzahl von Proteinen, die an Saccharide binden. Viele
dieser Proteine binden spezifisch an eine bestimmte kurze Oligosaccharid-Sequenz.
Lectine sind aus Pflanzen isolierte Proteine, die Saccharide binden.
Zum Zwecke dieser Anmeldung umfasst der Begriff "Lectin" auch Saccharid-bindende Proteine von tierischen
Spezies (z.B. "Säugetier-Lectine"). Antikörper sind
Proteine, die spezifisch bestimmte molekulare Strukturen erkennen.
Antikörper
können
auch Saccharidstrukturen erkennen, wie es Lectine tun. Glycosidasen sind
Enzyme, die glycosidische Bindungen in der Saccharidkette spalten.
Glycosidasen können
auch bestimmte Oligosaccharid-Sequenzen spezifisch erkennen. Glycosyltransferasen
sind Enzyme, die die Saccharidkette spalten, aber außerdem eine
Zuckereinheit auf eines der neu erzeugten Enden übertragen.
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Das
Gebiet der Strukturbestimmung von Polysacchariden hat sich nicht
so schnell entwickelt wie das Gebiet der Proteinanalyse und der
DNA-Analyse. Dies liegt an der Tatsache, dass im Kielwasser grundlegender
Entdeckungen auf dem Gebiet der DNA-bezogenen Forschung erkannt
wurde, dass die Wichtigkeit von DNA maßlos unterschätzt worden
war. Dies führte
in mehreren Jahrzehnten intensiver Forschung zu DNA-Analyseverfahren
und zu DNA selbst. Darüber
hinaus begann mit dem Aufkommen immer weiter verbesserter und immer
weiter vereinfachter DNA-Analyseverfahren das Gebiet der Protein-Strukturanalyse
und -Funktionsanalyse mehr und mehr aus der DNA-Technologie abgeleitete
Hilfsmittel zu verwenden. Beispielsweise wird die Strukturbestimmung
eines Proteins üblicherweise
durch reverse genetische Techniken ausgeführt, z.B. durch Beschaffen
eines kleinen Bruchteils der Proteinsequenz und Ableiten der verbleibenden
Protein-Aminosäure-Sequenz
aus der entsprechenden mRNA-Sequenz, die heute in den meisten Fällen leicht verfügbar ist,
da ein großer
Teil der mRNA-Sequenzen einer Anzahl von Spezies, einschließlich des
Menschen, in Datenbanken erhältlich
sind.
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Die
Analyse eines sehr wichtigen Teils der meisten Säugetier-Proteine, d.h. der
an sie gebundenen Saccharide und Glycane, war im Allgemeinen langsamer
im Vergleich zu dem Fortschritt, der in der Technologie der DNA-
und Protein-Analyse gemacht wurde.
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Die
Wichtigkeit von Glycomolekülen
wird hervorgehoben durch die Entdeckung von Penicillin, ein Hemmstoff
der Glycomolekül-Synthese
in der Bakterien-Zellwand und möglicherweise
das erfolgreichste Antibiotikum, das bisher entdeckt wurde.
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Ein
anderes Beispiel ist die medizinische Verwendung von Heparin, ein
Glycan, das die Blutgerinnung hemmt und heute in der Medizin in
breitem Umfang verwendet wird. Weitere Beispiele für medizinisch
wichtige Glycomoleküle
umfassen: Glycosaminoglycane (GAGs), Heparansulfat, Cytokine (z.B.
IL-8, TNF), Chemokine (z.B. saurer Fibroblasten-Wachstumsfaktor)
und verschiedene Wachstumsfaktoren. Die vorgenannten Cytokine, Chemokine
und Wachstumsfaktoren sind ebenfalls in der Lage, an GAGs und andere
Polysaccharide zu binden, und daher können sie ebenfalls als Lectine
betrachtet werden.
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Die
Strukturbestimmung von Polysacchariden ist für die Entwicklung der Glycobiologie
von fundamentaler Wichtigkeit. Die Forschung in der Glycobiologie
be trifft so unterschiedliche Gegenstände wie die oben erwähnten Bakterien-Zellwände, Blut-Glycane,
Wachstumsfaktoren und Zelloberflächen-Rezeptorstrukturen,
die an Viruserkrankungen wie einer HIV-Infektion, Autoimmunkrankheiten
wie insulinabhängiger
Diabetes und rheumatoider Arthritis, beteiligt sind, und abnormes
Zellwachstum, wie es bei Krebs auftritt.
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Auf
anderen Gebieten der Medizin, wie der Bereitstellung von Kontaktlinsen,
künstlicher
Haut, der Entwicklung von Prothesen, sind Polysaccharide gute Kandidatenmaterialien.
Außerdem
werden Polysaccharide auf einer Anzahl nicht-medizinischer Gebiete
wie der Papierindustrie verwendet. Zusätzlich verwendet natürlich die
Nahrungs- und Arzneimittelindustrie große Mengen verschiedener Polysaccharide
und Oligosaccharide.
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Auf
allen der obigen Gebiete gibt es einen Bedarf an verbesserten Saccharid-Analysetechnologien
zu den Zwecken der Qualitätskontrolle,
der Strukturbestimmung in der Forschung und zur Durchführung von Struktur-Funktions-Analysen.
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Vor
einer Anzahl von Jahren wurden auf den Gebieten der Protein- und
DNA-Sequenzierung fortschrittliche Analyseverfahren eingeführt. Die
Komponenten, die DNA und Proteine aufbauen, sind miteinander nur
durch eine Art von Verbindung (der 5'- zu 3'-Phosphorsäure-Brücke in DNA und der Peptid-Bindung
in Proteinen) verbunden. DNA enthält nur vier verschiedene Komponenten
(die Nucleinsäuren),
während
Proteine etwa 20 verschiedene Komponenten (die Aminosäuren) enthalten.
Obwohl es modifizierte Aminosäuren
gibt, muss ein Protein zuerst unter Verwendung einer DNA-Matrize
nach dem genetischen Code synthetisiert werden. Daher ist die Anzahl
und Art von Aminosäuren,
die in einem neu synthetisierten Protein vorliegen, auf das begrenzte
Repertoire von Aminosäuren,
die in dem genetischen Code dargestellt werden, eingeschränkt. Dieser
Code ist, mit nur kleineren Unterschieden, für alle Lebensformen universell.
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Wegen
der obigen strukturellen Gründe
ist die Strukturanalyse von Proteinen und von DNA heute ein einfaches,
schnelles und relativ preiswertes Verfahren, das kein hochgradig
kenntnisreiches Personal erfordert.
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Im
Gegensatz dazu wurde eine Vielzahl von Verfahren zur Analyse von
Saccharidstrukturen entwickelt, jedes mit seinen eigenen Nachteilen.
Unabhängig vom
Grad der Ausgeklügeltheit
des verwendeten Verfahrens ist es heute nicht möglich, unter Verwendung einer
einzigen Technik die gesamte Sequenz eines Polysaccharids oder selbst
eines Oligosaccharids zu bestimmen. Es gibt mehrere Gründe für diese
Schwierigkeit. Erstens werden Saccharide Matrizen-unabhängig synthetisiert.
In Abwesenheit von Strukturinformation muss der Forscher daher davon
ausgehen, dass die Aufbaueinheiten aus irgendwelchen der heute bekannten
Saccharideinheiten ausgewählt
sind. Zusätzlich
können
diese Einheiten während
der Synthese modifiziert worden sein, z.B. durch die Addition von
Sulfatgruppen.
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Zweitens
sind die Verbindungen zwischen Saccharideinheiten vielfältig. Ein
Saccharid kann an irgendeines der Atome C1, C2, C3, C4 oder C6 gebunden
sein, wenn die Zuckereinheit, an die es gebunden ist, eine Hexose
ist. Darüber
hinaus kann die Verbindung mit dem C1-Atom entweder α- oder β-Konfiguration
haben.
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Drittens
können
Saccharide verzweigt sein, was ihre Struktur und die Anzahl möglicher
Strukturen, die eine identische Anzahl und Art von Zuckereinheiten
haben, weiter kompliziert.
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Eine
vierte Schwierigkeit stellt die Tatsache dar, dass der Strukturunterschied
zwischen vielen Zuckern winzig ist, da sich eine Zuckereinheit von
einer anderen lediglich durch die Stellung der Hydroxylgruppen unterscheiden
kann (Epimere).
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Der Stand
der Technik
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Es
wurde eine Anzahl von Verfahren zur strukturellen Analyse von Sacchariden
entwickelt.
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WO
93/24503 offenbart ein Verfahren, bei dem Monosaccharid-Einheiten
nacheinander von dem reduzierenden Ende eines Oligosaccharids entfernt
werden, indem das Monosaccharid an dem reduzierenden Ende in seine
Keto- oder Aldehyd-Form überführt wird
und dann die glycosidische Bindung zwischen dem Monosaccharid und
dem nächsten
Monosaccharid in der Oligosaccharid-Kette unter Verwendung von Hydrazin gespalten
wird. Die freien Monosaccharide werden von der Oligosaccharid-Kette
abgetrennt und durch chromatografische Verfahren identifiziert.
Das Verfahren wird dann wiederholt, bis alle Monosaccharide abgespalten
wurden.
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WO
93/22678 offenbart ein Verfahren zur Sequenzierung eines unbekannten
Oligosaccharids, wobei Annahmen bezüglich seiner Grundstruktur
gemacht werden und dann aus einer Anzahl von Sequenzierungshilfsmitteln
(wie Glycosidasen) eines ausgewählt
wird, das voraussichtlich das höchste
Ausmaß an
Strukturinformation ergeben wird. Dieses Verfahren erfordert eine
gewisse Grundinformation hinsichtlich der Oligosaccharid-Struktur
(üblicherweise
die Monosaccharid-Zusammensetzung). Das Verfahren veranschaulicht
auch die Tatsache, dass Reaktionen mit Sequenzierungsreagenzien
kostspielig und zeitaufwändig
sind, und daher besteht ein Bedarf für ein Verfahren, das diese
Ausgaben verringert.
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WO
93/22678 offenbart ein Verfahren zum Nachweisen von Molekülen durch
Untersuchen einer monolithischen Anordnung von Sonden, wie Oligodeoxynucleotiden,
die auf einem VLSI-Chip immobilisiert sind. Diese Veröffentlichung
lehrt, dass eine große
Anzahl von Sonden an einer immobilisierten Oberfläche gebunden
werden kann, und lehrt ihre Reaktion mit einem Analyten, die unter
Verwendung einer logischen Schaltung auf dem VLSI-Chip durch eine
Vielfalt von Verfahren nachgewiesen wird.
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EP 421 972 offenbart ein
Verfahren zur Sequenzierung von Oligosacchariden durch Markieren
eines ihrer Enden, Aufteilen des markierten Oligosaccharids in Aliquots
und Behandeln jedes Aliquots mit einem unterschiedlichen Reagenzgemisch
(z.B. aus Glycosidasen), Sammeln der verschiedenen Reaktionsgemische und
dann Analysieren der Reaktionsprodukte, wobei chromatografische
Verfahren verwendet werden. Dieses Verfahren ist nur für N-verbundene
Glycane brauchbar, da sie an dem Punkt, an dem die Saccharidkette
an das Protein gebunden ist, eine gemeinsame Struktur haben. O-verbundene
Glycane sind vielfältiger,
und das Verfahren wurde noch nicht an solche Oligosaccharide mit
einer größeren Vielfalt
in ihrer Grundstruktur angepasst.
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EP-A-0
166 623 offenbart ein Verfahren zum Nachweisen von Glycoproteinen,
Glycopeptiden, Kohlehydraten oder Glycolipiden mit Zuckerresten.
Nur eine einzige immunologisch spezifische Komponente ist für diesen
Nachweis der Anwesenheit oder des Fehlens von Zuckerresten erforderlich.
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P.
Laidler und A. Litynska (Int. J. Biochemistry & Cell Biology, vol. 29, 1997, Seiten
475–483)
studierten die Kohlehydrat-Baueinheiten menschlicher Placenta-Arylsulfatase A durch
sequenzielle Lectin-Affinitätschromatografie
nach enzymatischer Spaltung und Markierung mit tritiummarkiertem
Natriumborhydrid.
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D.
F.Smith et al. (J. Biological Chemistry, vol. 262(25), 1987, Seiten
12040–12047)
identifizierten ein neues Oligosaccharid in menschlicher Milch.
Die Struktur des Oligosaccharids wurde bestimmt durch Verdau des
radioaktiv markierten Oligosaccharids durch Exoglycosidase, Bindung
durch spezifische Anti-Kohlehydrat-Antikörper und Analyse des 3H-markierten
Glucitol-Derivats, das nach Permethylierung und Hydrolyse erhalten
wurde.
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A.
M. Hutchinson (Analytical Biochemistry, vol. 220, 1994, Seiten 303–307) charakterisierte
die Kohlehydrat-Baueinheiten von Rinder-Fetuin durch Oberflächen-Plasmonresonanz.
Die Anwesenheit oder das Fehlen spezifischer Oligosaccharid-Strukturen
wurde durch Bindung einer Gruppe unmarkierter Lectine bestimmt. Die
Monosaccharid-Reihenfolge und -Verknüpfungen wurden durch sequenziellen
Verdau unter Verwendung einer Reihe spezifischer Exoglycosidasen
bestimmt.
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K.
Yamashita et al. (Biochemistry, vol. 27, 1988, Seiten 5565–5573) verglich
die Asparagin-verknüpften
Zuckerketten zweier Rattennieren-Peptidasen. Die Struktur der Oligosaccharide
wurde vorausgesetzt aufgrund ihrer effektiven Molekülgrößen und
ihres Verhaltens auf vier Lectinsäulen und dann durch sequenziellen Exoglycosidase-Verdau
und Methylierungsanalyse bestätigt.
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K.
Yamashita et al. (Biochemistry, vol. 29, 1990, Seiten 3030–3039) verglich
die Asparagin-verknüpften
Zuckerketten von SAP-1, aus normaler menschlicher Leber in reiner
Form gewonnen, und von SAP-1, aus GM1-Gangliosidose-Leber in reiner
Form gewonnen. Die Struktur der Oligosaccharide wurde aus Daten
ihrer effektiven Molekülgrößen, ihres
Verhaltens auf immobilisierten Lectinsäulen mit unterschiedlichen
Kohlehydrat-Bindungsspezifitäten,
Ergebnissen des sequenziellen Verdaus durch Exoglycosidase mit unterschiedlichen Aglyconspezifitäten und
Methylierungsanalyse abgeschätzt.
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Es
ist daher eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur strukturellen
Analyse von Sacchariden bereitzustellen, das alle Probleme, die
mit den obigen Verfahren des Stands der Technik verbunden sind,
löst.
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Daher
stellt die Erfindung die obige strukturelle Analyse von Sacchariden
mittels einer einzigen Technik bereit, ohne das Erfordernis, mit
unterschiedlichen Techniken erhaltene Ergebnisse zu kombinieren,
um ein Endergebnis zu erhalten.
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Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung ist zur strukturellen Analyse
von Oligosacchariden wie auch von Polysacchariden geeignet.
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Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung ist außerdem zur Automatisierung
geeignet und stellt daher eine einfache und schnelle Analyse bereit,
die im Wesentlichen genug Information liefert, um ein gegebenes Oligo-
oder Polysaccharid eindeutig zu identifizieren.
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Die
vorliegende Erfindung stellt außerdem
ein Verfahren zum Identifizieren der Sequenz eines gegebenen Oligo-
oder Polysaccharids bereit.
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Weitere
Aufgaben und Vorteile der Erfindung werden mit dem Fortgang der
Beschreibung deutlich.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Verfahren
zur strukturellen Analyse eines Saccharids, aufweisend:
- a) Bereitstellen auf einer Oberfläche eines Substrats einer Mehrzahl
von unterschiedlichen im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen
Bindungsmitteln mit unterschiedlichen Bindungsspezifitäten, wobei
eine Anzahl der Mehrzahl der im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen
Mittel auf derselben Oberfläche
des Substrats immobilisiert ist;
- b) Inkontaktbringen der Oberfläche mit einem zu analysierenden
Saccharid oder mit einer Mischung, die eine Mehrzahl von Fragmenten
des Saccharids aufweist;
- c) Waschen oder anderweitiges Entfernen ungebundener Saccharide
oder Saccharidfragmente;
- d) Hinzufügen
zu der in Schritt c) erhaltenen Oberfläche eines im Wesentlichen Sequenz-
und/oder Stellen-spezifischen Markers oder einer Mischung von im
Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen Markern;
- e) Erfassen eines oder mehrerer Bilder der Marker, die an die
Oberfläche
gebunden sind; und
- f) Ableiten von Information bezüglich der Identität des zu
analysierenden Saccharids von dem Bild.
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Die
Erfindung stellt außerdem
ein Verfahren zur strukturellen Analyse eines Saccharids bereit,
aufweisend:
- a) Bereitstellen auf Kügelchen
einer Mehrzahl von unterschiedlichen im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen
Bindungsmitteln mit unterschiedlichen Bindungsspezifitäten, wobei
eine Anzahl der Mehrzahl der im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen
Mittel auf den Kügelchen
immobilisiert ist;
- b) Inkontaktbringen der Kügelchen
mit einem zu analysierenden Saccharid oder mit einer Mischung, die eine
Mehrzahl von Fragmenten des Saccharids aufweist;
- c) Waschen oder anderweitiges Entfernen von ungebundenem Saccharid
oder ungebundenen Saccharidfragmenten;
- d) Hinzufügen
zu den in Schritt c) erhaltenen Kügelchen eines im Wesentlichen
Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen Markers oder einer Mischung
von im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen Markern;
- e) Erfassen von einem oder mehreren Bildern der Marker, die
an die Kügelchen
gebunden sind; und
- f) Ableiten von Information bezüglich der Identität des zu
analysierenden Saccharids von dem Bild.
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Bevorzugt
weisen die Kügelchen
eine Mehrzahl von Aliquots von Kügelchen
auf, wobei jedes Aliquot ein unterschiedliches erstes im Wesentlichen
Sequenz und/oder Stellen-spezifisches Mittel trägt, und sind außerdem dadurch
gekennzeichnet, dass im Schritt (b) die Aliquots von Kügelchen
separat in Kontakt mit dem Saccharid oder den Saccharidfragmenten
gebracht werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung sind im Wesentlichen Sequenz- und/oder
Stellen-spezifischen Marker chromogene Bindungsmittel. Der Begriff "chromogenes Bindungsmittel", wie er hierin verwendet
wird, umfasst alle Mittel, die an Saccharide binden und die eine
charakteristische Farbe oder ein in anderer Weise nachweisbares
Merkmal haben, so dass nach der Bindung an ein Saccharid das Saccharid
die Farbe oder das andere Merkmal annimmt. Zusätzlich zu chemischen Strukturen
mit intrinsischen, leicht beobachtbaren Farben im sichtbaren Bereich,
gehören
zu anderen verwendeten Markern fluoreszierende Gruppen, Biotin-Kennzeichnungen,
Enzyme (die in einer Reaktion verwendet werden können, die zur Bildung eines
farbigen Produkts führt),
magnetische Marker und Isotopenmarker, usw. Die vorstehende Liste
nachweisbarer Marker ist nur zu Veranschaulichungszwecken, und sie
ist in keiner Weise begrenzend oder erschöpfend gedacht. In ähnlicher
Weise umfasst der Begriff "Farbe", wie er hierin verwendet
wird (z.B. im Zusammenhang mit Schritt (c) des oben beschriebenen
Verfahrens) auch ein beliebiges nachweisbares Merkmal.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung wird die Strukturinformation durch
einfache visuelle Betrachtung der Oberfläche und Vergleich mit einem
Standard erhalten. In einer anderen bevorzugten Ausführungs form
umfasst alternativ Schritt (f) die Verwendung optischer Filter.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird das Bild der
Farben, die sich auf der Oberfläche
entwickeln, fotografisch festgehalten und dann digitalisiert.
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Obwohl
das Verfahren der Erfindung unter Verwendung irgendeines geeigneten
im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Bindungsmittels durchgeführt werden
kann, betrifft die Erfindung insbesondere die Verwendung von Lectinen
als im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifische Bindungsmittel.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind
die im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen Bindungsmittel
Antikörper.
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Irgendeine
geeignete farbige (oder in anderer Weise nachweisbare) Substanz,
die an Saccharide in einer im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen
Weise bindet, kann als ein im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifisches chromogenes
Bindungsmittel verwendet werden. Im Allgemeinen ist das im Wesentlichen
Sequenz- und/oder Stellen-spezifische chromogene Bindungsmittel
jedoch ein chromogenes Lectin oder ein chromogener Antikörper. In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist das chromogene Bindungsmittel ein gefärbtes Lectin.
Weitere bevorzugte Ausführungsformen
verlangen die Verwendung fluoreszierender oder Biotin-markierter
Lectine oder Antikörper.
In noch einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das im Wesentlichen
Sequenz-spezifische chromogene Bindungsmittel ein Enzymmarkierter
Antikörper.
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Gemäß einem
anderen Aspekt weist das Verfahren der Erfindung außerdem eine
Behandlung des Saccharids mit einem im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel auf, das in der Lage ist, die Saccharidkette nach Bindung
daran zu spalten. Diese Behandlung kann durchgeführt werden, bevor das Saccharid
mit der Oberfläche
in Kontakt gebracht wird. Alternativ kann die Behandlung nach der
Entfernung von gebundenem Saccharid durchgeführt werden, aber vor dem Hinzufügen der
im Wesentlichen Sequenz-spezifischen chromogenen Bindungsmittel.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung ist die Oberfläche ein Filterpapier, und die
im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel sind in einer vordefinierten
Ordnung auf dem Filterpapier angeordnet.
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Gemäß einem
anderen Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren bereit zum Konstruieren
einer Glycomolekül-Identitäts(GMID)-Karte,
die Saccharid-Strukturanalysedaten, die gemäß der unmittelbar vorhergehenden
bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung erhalten wurden, auflistet. In einer
bevorzugten Ausführungsform
sind die verwendeten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Reagenzien
auf der GMID-Karte durch Code-Nummern dargestellt. In einer anderen
bevorzugten Ausführungsform
sind Kombinationen im Wesentlichen Sequenz-spezifischer Reagenzien,
die bei der Analyse verwendet wurden, durch eindeutige Code-Nummern
dargestellt.
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Die
Erfindung betrifft auch einen festen Träger, aufweisend in einer vordefinierten
Ordnung eine Mehrzahl von visuell oder in anderer Weise detektierbaren
Markern, die repräsentativ
für ein
Saccharid oder eine Saccharidsequenz oder ein Saccharidfragment
sind, wobei der feste Träger
erhältlich
ist durch:
- a) Bereitstellen auf einer Oberfläche eines
Substrats einer Mehrzahl von unterschiedlichen im Wesentlichen Sequenz-
und/oder Stellen-spezifischen Bindungsmitteln mit unterschiedlichen
Bindungsspezifitäten,
wobei eine Anzahl der Mehrzahl der im Wesentlichen Sequenz- und/oder
Stellen-spezifischen Mittel auf derselben Oberfläche des Substrats immobilisiert
ist;
- b) Inkontaktbringen der Oberfläche mit einem zu analysierenden
Saccharid oder mit einer Mischung, die eine Mehrzahl von Fragmenten
des Saccharids aufweist;
- c) Waschen oder anderweitiges Entfernen von ungebundenem Saccharid
oder ungebundenen Saccharidfragmenten; und
- d) Hinzufügen
zu der in Schritt c) erhaltenen Oberfläche eines im Wesentlichen Sequenz-
und/oder Stellen-spezifischen Markers oder einer Mischung von im
Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen Markern.
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Gemäß einem
anderen Aspekt umfasst die Erfindung auch ein Verfahren zum Wählen eines
Satzes von im Wesentlichen Sequenz-spezifischen chromogenen Bindungsmitteln
zur Verwendung in dem oben beschriebenen Verfahren, folgende Schritte
aufweisend:
- a) Beschaffen der vollständigen oder
teilweisen Monosaccharid-Zusammensetzung (MC – monosaccharide composition)
des zu analysierenden Saccharids;
- b) Wählen
eines Satzes von n im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen
Markern, die in der Lage sind, an die in dem Saccharid vorliegenden
Monosaccharide zu binden;
- c) Revidieren des Satzes von im Wesentlichen Sequenz- und/oder
Stellen-spezifischen Markern, die in Schritt b) erhalten wurden,
um zu gewährleisten,
dass keine zwei Marker in dem Satz dieselbe Farbe oder dasselbe
in anderer Weise nachweisbare Merkmal haben;
- d) Revidieren des Satzes von im Wesentlichen Sequenz- und/oder
Stellen-spezifischen Markern, die in Schritt c) gewählt wurden,
um die Kreuzreaktivität
mit entweder den im Wesentlichen Sequenz- und/oder Stellen-spezifischen
Bindungsmitteln oder mit anderen im Wesentlichen Sequenz- und/oder
Stellen-spezifischen Markern zu verringern.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
dieses Verfahrens wird die MC des zu analysierenden Saccharids aus
der MC eines verwandten Saccharids abgeschätzt. In einer anderen bevorzugten
Ausführungsform wird
die MC des zu analysierenden Saccharids durch Durchführung einer
vollständigen
MC-Analyse des Saccharids erhalten. In einer anderen bevorzugten
Ausführungsform
dieses Verfahrens hat n einen Wert zwischen 1 und 4.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch Software zum Wählen eines
Satzes von im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Markern zur Verwendung
in dem oben beschriebenen Verfahren zur Saccharid-Strukturanalyse,
aufweisend:
- a) Input zum Bereitstellen der
Monosaccharid-Zusammensetzung (MC);
- b) Abgleich-Subprogramm, um n im Wesentlichen Sequenz- oder
Stellen-spezifische Marker, die in der Lage sind, an die in dem
Saccharid vorhandenen Monosaccharide zu binden, zum Abgleich zu
bringen;
- c) Revisions-Subprogramm zum Revidieren eines Satzes von im
Wesentlichen Sequenz- oder Stellen-spezifischen Markern, die durch
das Subprogramm b) abgeglichen wurden, wobei das Subprogramm in
der Lage ist, die Marker auf der Basis einer verringerten Kreuzreaktivität mit entweder
den im Wesentlichen Sequenz- oder Stellen-spezifischen Bindungsmitteln
oder mit anderen im Wesentlichen Sequenz- oder Stellen-spezifischen
Markern auszuwählen;
- d) zweites Revisions-Subprogramm, das in der Lage ist, zu gewährleisten,
dass keine zwei Marker in dem Satz die gleiche Farbe oder dasselbe
anderweitig detektierbare Merkmal haben.
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Die
Verfahren der Erfindung können
verwendet werden, um die Struktur von Oligo- oder Polysacchariden
zu ermitteln. Sie können
auch verwendet werden, wenn solche Oligo- oder Polysaccharide an
andere Moleküle
gekoppelt sind, z.B. Peptide, Proteine oder Lipide. Speziell kann
das Verfahren der Erfindung zur Strukturermittlung von Glycosaminoglycanen
(GAGs), wozu Heparin, Heparansulfat, Chondroitinsulfat, Dermatansulfat
und dergleichen gehören,
verwendet werden.
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Alle
obigen und andere Merkmale und Vorteile der Erfindung werden aus
den folgenden veranschaulichenden und nicht-begrenzenden Beispielen
bevorzugter Ausführungsformen
davon besser verstanden.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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Die
vorliegende Erfindung wird deutlicher verstanden aus der genauen
Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen und aus den angefügten Zeichnungen,
in denen:
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1 eine
Veranschaulichung der Glycomolekül-Identitäts(GMID)-Karten
ist, die für
pasteurisierte Ziegenmilch (A und B), nicht-pasteurisierte Ziegenmilch
(C und D) und Kuhmilch (E) erhalten wurden.
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2 ein
Abdruck der GMID-Karten ist, die für verschiedene Lipopolysaccharid-Proben erhalten wurden.
Die Karten A bis E entsprechen den Lipopolysaccharid-Proben (LPS) #1,
7, 10, 15 bzw. 16.
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3 ein
hoch entwickeltes Logik-Ablaufdiagramm ist, das einen Algorithmus
zum Wählen
eines Satzes gefärbter
Lectine veranschaulicht.
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Genaue Beschreibung
der Erfindung
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Zum
Zwecke der Klarstellung werden einige der hierin verwendeten Begriffe
hierin unten beschrieben:
"Im
Wesentlichen Sequenz-spezifisches Mittel" bedeutet ein Mittel, das in der Lage
ist, an ein Saccharid zu binden, wobei die Bindung üblicherweise
Sequenz-spezifisch
ist, d.h. das Mittel bindet nur an eine bestimmte Sequenz von Monosaccharid-Einheiten.
Diese Sequenzspezifität
ist jedoch möglicherweise
nicht absolut, da das Mittel an andere verwandte Sequenzen (wie
Monosaccharid-Sequenzen, in denen eines oder mehrere der Saccharide
entfernt, geändert
oder eingefügt
wurden) binden kann. Das Mittel kann auch, zusätzlich zu einer gegebenen Sequenz
von Monosacchariden, eine oder mehrere nicht-verwandte Sequenzen,
oder Monosaccharide, binden. Das im Wesentlichen Sequenz-spezifische
Mittel ist üblicherweise
ein Protein, wie ein Lectin, ein Saccharid-spezifischer Antikörper oder
eine Glycosidase oder eine Glycosyltransferase. Beispiele von Lectinen
umfassen Lectine, die aus den folgenden Pflanzen isoliert wurden:
Conavalia
ensiformis
Anguilla anguilla
Triticum vulgaris
Datura
stramonium
Galanthus nivalis
Maackia amurensis
Arachis
hypogaea
Sambucus nigra
Erythrina cristagalli
Lens
culinaris
Glycine max
Phaseolus vulgaris
Allomyrina
dichotoma
Dolichos biflorus
Lotus tetragonolobus
Ulex
europaeus
Ricinus communis
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Zusätzlich zu
den vorgenannten Beispielen von Lectinen besitzen auch andere biologisch
aktive Verbindungen wie Cytokine, Chemokine und Wachstumsfaktoren
die Fähigkeit,
GAGs und andere Polysaccharide zu binden, und daher werden sie für die Zwecke
der vorliegenden Erfindung als Lectine betrachtet.
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Beispiele
für Glycosidasen
umfassen α-Galactosidase, β-Galactosidase,
N-Acetylhexosaminidase, α-Mannosidase, β-Mannosidase, α-Fucosidase
und dergleichen. Manche dieser Enzyme können, in Abhängigkeit
von der Quelle ihrer Isolierung, eine unterschiedliche Spezifität haben.
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Die
obigen Enzyme sind im Handel erhältlich,
z.B. von Oxford Glycosystems Ltd., Abingdon, OX14 1RG, UK, Sigma
Chemical Co., St. Lois, Mo., USA, oder Pierce, POB. 117, Rockford,
61105 USA.
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"Spaltungsmittel" ist ein im Wesentlichen
Sequenz-spezifisches Mittel, das die Saccharidkette an ihrer Erkennungssequenz
spaltet. Typische Spaltungsmittel sind Glycosidasen, wozu Exo- und
Endoglycosidasen gehören,
und Glycosyltransferasen. Es können
jedoch auch chemische Reagenzien, die zur Spaltung einer glycosidischen
Bindung in der Lage sind, als Spaltungsmittel dienen, solange sie
im Wesentlichen Sequenz-spezifisch sind. Der Begriff "Spaltungsmittel" oder "Spaltmittel" ist im Zusammenhang
mit dieser Beschreibung synonym mit dem Begriff "im Wesentlichen Sequenz-spezifisches
Mittel, das zu einer Spaltung in der Lage ist".
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"Erkennungssequenz" ist die Sequenz
von Monosacchariden, die von einem im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel erkannt wird. Erkennungssequenzen weisen üblicherweise 2 bis 4 Monosaccharid-Einheiten
auf. Ein Beispiel einer Erkennungssequenz ist Galβ1-3 GalNac,
die von einem Lectin erkannt wird, das aus Arachis hypogaea in reiner
Form gewonnen wurde. Einzelne Monosaccharide können, wenn sie von einem im
Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel spezifisch erkannt werden,
für die
Zwecke dieser Offenbarung als Erkennungssequenzen definiert werden.
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"Saccharid" ist jedes beliebige
Oligo- oder Polysaccharid, linear oder verzweigt. Dieser Begriff
wird hierin oben und hierin unten insofern abweichend von seiner
allgemeinen Bedeutung in der Technik verwendet, als er auch Polysaccharide
und die Zuckerstrukturen von Glycanen und dergleichen umfasst.
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"Kartierung" bedeutet ein Definieren
einer Reihenfolge bestimmter vordefinierter Muster auf der Polysaccharidkette,
ein Prozess, der schließlich
zur Erhaltung der Sequenz eines Saccharids, d.h. zur vollständigen Bestimmung
aller Aufbaublöcke
des Saccharids, führt.
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"Sequenzkarte" ist eine geordnete
Aufeinanderfolge von Erkennungsstellen, wie sie auf dem Saccharid
vorkommen.
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"Monosaccharid" ist eine einzige
Zuckereinheit, wie beispielsweise eine Hexose, Tetrose oder Pentose.
Spezifische Beispiele von Monosacchariden umfassen Galactose (Gal),
N-Acetyl-Galactosamin (GalNAc), Mannose (Man), Glucose (Glc), und
dergleichen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung können
die hierin oben beschriebenen und hierin unten veranschaulichten
Verfahren zum Screening therapeutischer Mittel verwendet werden,
indem die Struktur therapeutisch aktiver Mittel oder aktiver Fragmente
davon bestimmt wird. Die Erfindung betrifft daher die Verwendung
des oben beschriebenen Verfahrens beim Screening therapeutisch aktiver
Mittel.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
sind die analytischen und die Kartierungsverfahren der Erfindung
außerdem
insoweit bei der Optimierung therapeutisch aktiver Mittel brauchbar,
als sie die Beurteilung des Glycosylierungsgrads verschiedener therapeutisch
aktiver Mittel und den Vergleich unter ihnen erlauben. Beispielsweise
ist es in der Technik wohl bekannt, dass Galactose am nicht-reduzierenden
Ende der Glycankette mit einer schnellen Beseitigung des Glycoproteins,
dessen integraler Bestandteil die Kette ist, aus dem Kreislaufsystem
verbunden sein kann. Dies wiederum kann die pharmakokinetischen
Parameter, die mit diesen Glycoproteinen verbunden sind, wenn sie
als therapeutisch aktive Mittel verwendet werden, dramatisch beeinflussen.
Die Erfindung betrifft daher auch die Verwendung der hierin oben
beschriebenen Verfahren bei der Entwicklung und Optimierung therapeutisch
aktiver Mittel.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
betrifft die Erfindung die Verwendung der hierin beschriebenen Verfahren
bei der Krankheitsdiagnose. Ein Beispiel für die diagnostische Verwendung
der analytischen Verfahren der Erfindung ist der Vergleich und/oder
die Identifizierung von aus Bakterien isolierten Lipopolysacchariden
(LPSs), um die Identität
mikrobieller Pathogene zu bestimmen. Der Vergleich unterschiedlicher
mikrobieller LPS-Proben durch Verwendung des Verfahrens der vorliegenden
Erfindung ist hierin unten in Beispiel 6 veranschaulicht.
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In
noch einer weiteren bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung
die Verwendung der Verfahren der Erfindung bei der Nahrungsmittel-
und/oder Getränke-Analyse.
Eine derartige Analyse kann die Verwendung des GMID-Verfahrens zum
Vergleichen von Nahrungsmittel- oder Getränkproben mit bekannten Standards
aufweisen, um ihre Spezies-Herkunft zu bestimmen. Als Beispiel ist
die GMID-Analyse von Milchproben unterschiedlicher Herkunft in Beispiel
5 hierin unten veranschaulicht. Ein weiteres Beispiel ist der Nachweis
und die Identifizierung bakterieller Verunreinigungen in Nahrungsmittel-
und Getränkzubereitungen,
wie die hierin unten in Beispiel 6 beschriebene LPS-Analyse.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
stellt die Erfindung die Verwendung der hierin oben beschriebenen
Verfahren bei der Analyse genetisch modifizierter (GM) landwirtschaftlicher
pflanzlicher Erzeugnisse und der davon stammenden Produkte bereit.
Beispiele für
pflanzliche GM-Erzeugnisse umfassen jene, die humanisierte Antikörper (wobei
die Antikörper
Glycoproteine sind) erzeugen, sowie pflanzliche Erzeugnisse, die
modifizierte Stärke
oder andere Polysaccharide erzeugen.
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Die
Erfindung stellt ein Verfahren zur Analyse von Saccharidketten bereit.
Die Erfindung verwendet biologische Reaktionsmechanismen, beispielsweise
jene, die Mittel einbeziehen, die zur Erkennung kurzer Oligosaccharid-Sequenzen
in der Lage sind, sowie Enzyme. Im Gegensatz zu Verfahren des Stands
der Technik verwendet die Erfindung eine Vielzahl von Reaktionen
(d.h. eine informationsreiche Analyse). Dies befähigt das Verfahren der Erfindung,
die Verwendung der kostspieligen Technologien, die in den meisten
Verfahren des Stands der Technik verwendet werden, wie z.B. Post
Source Decay matrixunterstützte
Laser-Desorptions/Ionisations-Massenspektrometrie
(PSD MALDI-MS), HPLC-MS, oder mit Massenspektrometrie gekoppelten
schnellen Atombeschuss, vollständig
zu vermeiden.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird nach der Reaktion eines Saccharids (am reduzierenden
Ende markiert) mit einem ersten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel ein Detektionsschritt ausgeführt. Die Anwesenheit der Markierung
zeigt die Anwesenheit der Erkennungsstelle a für das erste im Wesentlichen
Sequenz-spezifische Mittel in dem Saccharid an. Es ist wichtig festzustellen,
dass dieser Schritt den Verwender mit Information dazu, welche der
Lectin-Bindungsstellen in dem Saccharid vorhanden sind, versorgt.
Nach einer Reaktion mit einem zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel, das das Saccharid an seiner Erkennungssequenz b spaltet,
wird der Detektionsschritt wiederholt. Fehlen der Markierung zeigt,
dass die Sequenz der ersten und der zweiten Erkennungsstelle a-b-reduzierendes
Ende ist.
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Zur
weiteren Veranschaulichung des Verfahrens der Erfindung nehmen wir
nun an, dass das erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel
ein Lectin ist, mit einer Erkennungsstelle a. Das zu analysierende Saccharid
ist unmarkiert. In einem zweiten Schritt wird ein markierter Antikörper, der
eine bestimmte Saccharidsequenz b erkennt, hinzugefügt. Nun
wird ein Detektionsschritt ausgeführt, der zeigt, ob der Antikörper das Saccharid
erkannt hat. In dem Fall sind alle Reaktionen, unabhängig von
dem verwendeten Lectin, positiv. Nach dem Abwaschen von ungebundenem
Antikörper
wird eine Glycosidase zugegeben. Die Glycosidase hat die Erkennungssequenz
c. Ein zweiter Detektionsschritt wird ausgeführt. Bei allen Reaktionen,
in denen das Signal verloren gegangen ist, muss die Sequenz der
Erkennungsstellen entweder b-c-a oder a-c-b sein. Andererseits kann,
wenn das Signal bleibt, die Sequenz der Erkennungsstellen entweder
c-b-a, a-b-c, b-a-c oder c-a-b sein.
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In
der obigen Ausführungsform
der Erfindung wird die Beziehung dieser Stellen zum reduzierenden Ende
nicht festgestellt. Eine Kombination der ersten oben beschriebenen
Ausführungsform,
in der das Saccharid markiert ist, und der direkt oben beschriebenen
Ausführungsform,
in der das zweite im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel markiert
ist, liefert jedoch leicht jene Information. Daher wird in einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung das Saccharid an seinem reduzierenden Ende markiert.
Es wird dann in einem ersten Schritt an die verschiedenen Lectine
gebunden. In einem zweiten Schritt wird der markierte Antikörper gebunden.
Das Lectin und der Antikörper
sind mit verschiedenen Markierungen markiert, die unabhängig voneinander
nachgewiesen werden können.
Daher können
nun beide Markierungen in einem ersten und einem zweiten Detektionsschritt
unabhängig
voneinander nachgewiesen werden. In einem dritten Schritt wird eine
Glycosidase zugegeben. Nun wird ein dritter und ein vierter Detektionsschritt
ausgeführt,
um die Anwesenheit beider Markierungen in jeder Reaktion zu verifizieren.
Wenn vor der Zugabe der Glycosidase beide Markierungen anwesend
waren, gibt es eine Anzahl von Möglichkeiten.
Erstens, wenn beide Markierungen nach Zugabe der Glycosidase bleiben,
ist die Sequenz der Erkennungsstellen c-a-b-reduzierendes Ende.
Zweitens, wenn beide nach Zugabe der Glycosidase verloren gehen,
dann muss die Sequenz der Erkennungsstellen a-c-b-reduzierendes
Ende sein. Drittens, wenn die Saccharid-Markierung bleibt und die
Antikörper-Markierung
verloren geht, muss die Sequenz der Erkennungsstellen b-c-a-reduzierendes
Ende sein. Viertens, wenn die Antikörper-Markierung bleibt und
die Saccharid-Markierung verloren geht, kann die Sequenz der Erkennungsstellen entweder
a-b-c-reduzierendes Ende oder b-a-c-reduzierendes Ende sein.
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Es
kann ein analoger Satz von Reaktionen ausgeführt werden, indem das Saccharid
zuerst mit einem Spaltungsmittel verdaut wird und in nachfolgenden
Schritten mit Bindungsmitteln zur Reaktion gebracht wird.
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Beispielsweise
wird in einer bevorzugten Ausführungsform
ein am reduzierenden Ende markiertes Saccharid mit einem ersten
im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel, das eine Glycosidase
mit der Erkennungssequenz a sein kann, zur Reaktion gebracht. In
einer Kontrollreaktion wird das markierte Saccharid unbehandelt
gelassen. Die Reaktionen werden dann unabhängig weiter mit einem immobilisierten,
zweiten, im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel, das ein Lec tin
mit der Erkennungssequenz b sein kann, zur Reaktion gebracht. Nach
dem Abwaschen von ungebundenem Saccharid wird ein Detektionsschritt
ausgeführt.
Die Anwesenheit der Markierung zeigt an, dass die Stelle b in dem
Saccharid vorhanden ist. Durch Vergleichen von Reaktionen, bei denen
das erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel anwesend war,
mit unabhängigen
Kontrollreaktionen, bei denen das erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische
Reagenz fehlte, kann die Auswirkung der Glycosidase auf die Anwesenheit
der Markierung bestimmt werden. Beispielsweise ist, wenn die Markierung
in der Kontrollreaktion nach Bindung an das Lectin mit der Erkennungssequenz
b nachgewiesen wird, aber nicht in einer Reaktion, in der das erste
im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel eine Glycosidase mit
der Erkennungssequenz a ist, die Sequenz der Erkennungsstellen b-a-reduzierendes
Ende. Wenn andererseits die Markierung in beiden Reaktionen, der
Kontrollreaktion und der Glycosidase-Reaktion, vorhanden ist, zeigt
dies an, dass die Sequenz der Erkennungsstellen a-b-reduzierendes
Ende ist. Die Erkennungsstelle a kann möglicherweise nicht in dem Saccharid
geortet werden, d.h. sie kann möglicherweise
in der Saccharidsequenz nicht vorhanden sein.
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Die
obige Ausführungsform
der Erfindung kann mit vielen ersten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mitteln verwendet werden. Diese werden üblicherweise in unabhängigen Reaktionen,
zusammen mit einer Kontrollreaktion, verwendet. Es ist auch möglich, mehr
als ein erstes im Wesentlichen Sequenz-spezifisches Mittel in einer
Reaktion zu verwenden. Die Vielzahl von Reaktionen vergrößert die
Menge an gewonnener strukturbezogener Information.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird ein unmarkiertes Saccharid verwendet. Nach Verdau
mit einer Glycosidase mit der Erkennungssequenz a wird das Saccharid
mit einem immobilisierten Lectin zur Reaktion gebracht. Nach Abwaschen
von ungebundenem Saccharid wird ein markierter Antikörper mit der
Erkennungsstelle c mit dem gebundenen Saccharidfragment zur Reaktion
gebracht. Der Nachweis der Markierung nach dem Abwaschen von ungebundenem
Antikörper
zeigt an, dass c auf dem Saccharidfragment, das das Lectin bindet,
liegt. Die Sequenz der Bindungsstellen kann entweder c-b-a oder
b-c-a sein. Die Lage des reduzierenden Endes bezüglich der Sequenz der Erkennungsstellen
kann mit dieser Reaktion nicht bestimmt werden. Der Nachweis der
Markierung in der Kontrollreaktion (ohne Glycosidase), aber nicht
in der Reaktion mit Glycosida se, zeigt an, dass die Sequenz der
Erkennungsstellen b-a-c ist. Auch in dieser Ausführungsform erhöhen weitere
unabhängige
Reaktionen unter Verwendung unterschiedlicher Glycosidasen, alleine
und/oder in Kombination, unterschiedlicher Lectine und/oder unterschiedlicher
Antikörper
die Menge an gewonnener Information.
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Es
ist klar, dass die weiter oben beschriebenen Ausführungsformen
der Erfindung, in denen das dritte im Wesentlichen Sequenz-spezifische
Mittel für
den Spaltungsschritt sorgt, und die direkt oben beschriebenen Ausführungsformen,
in denen das erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel für den Spaltungsschritt sorgt,
im Wesentlichen äquivalent
sind. Ein Unterschied zwischen beiden Ausführungsformen der Erfindung ist,
dass, während
in den weiter oben beschriebenen Ausführungsformen die Wirkung des
Spaltungsmittels durch Nachweisen der Anwesenheit der Markierung
vor der Reaktion mit dem dritten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel beobachtet werden kann, in den direkt oben beschriebenen
Ausführungsformen
eine Kontrollreaktion ohne Spaltungsmittel verwendet werden muss,
um die Wirkung des Spaltungsreagenz zu bestimmen. Dennoch ist das
Ausmaß an
Information, das mit den unterschiedlichen Ausführungsformen gewonnen wird,
im Wesentlichen gleich, wie die Verfahren zur Ordnung der Information
und der Sequenzen der Erkennungsstellen, d.h. Triplets, daraus.
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Die
obigen Beispiele basieren auf der Annahme, dass das Saccharid linear
ist und die Glycosidase eine Erkennungsstelle in der Saccharidsequenz
hat. Die Anwesenheit einer Erkennungsstelle für die Glycosidase in dem Saccharid
ist jedoch üblicherweise
leicht durch die Analyse von Reaktionen mit anderen Lectinen verifizierbar.
Wenn irgendeine der zwei Markierungen in irgendeiner Reaktion mit
einem Lectin nach Zugabe der Glycosidase verloren geht, dann muss
die Glycosidase eine Erkennungsstelle in dem Saccharid haben.
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Als
im Wesentlichen Sequenz-spezifisches Mittel kann eine Glycosyltransferase
verwendet werden. Eine Glycosyltransferase fügt an einem bestimmten Punkt
in der Saccharidfrequenz, gemäß einem
spezifischen Sequenzmuster (Erkennungssequenz), eine Zuckereinheit
hinzu. Daher kann, wenn das in der Reaktion verwendete Monosaccharid
markiert ist, eine neue Markierung in die Saccharidkette eingeführt werden,
was die Anwesenheit der Erkennungsstelle für Glycosyl transferase anzeigt.
Natürlich
sollte die durch die Glycosyltransferase eingeführte Markierung von den anderen
verwendeten Markierungen unterscheidbar sein.
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Bei
der Ausführung
eines Satzes von Reaktionen mit einem markierten Antikörper, wie
oben beschrieben, kann der Antikörper
in den meisten der Reaktionen binden, aber es kann sehr wenige Ausnahmen
geben. Dies liegt an der Möglichkeit
einer Überlappung
zwischen Saccharid-Erkennungssequenzen von Lectin und Antikörper. In
einem solchen Fall wäre
die Reaktion mit einem bestimmten Lectin negativ. Diese Information könnte dann
verwendet werden, um eine Spanne von 3 bis 7 Zuckereinheiten abzuleiten,
da die Erkennungssequenzen von Lectin und Antikörper jeweils 2 bis 4 Zuckereinheiten
sind.
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Die
oben beschriebenen ersten und zweiten Detektionsschritte können alternativ
gleichzeitig ausgeführt
werden, wenn es keine Beeinflussung zwischen den zwei Detektionen
gibt.
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Als
ein weiteres Beispiel, wenn in einer ersten Folge von Reaktionen
die erste Reaktion mit einem Lectin an der Stelle a auf einer am
Ende markierten Polysaccharidkette stattfindet, und die zweite Reaktion
mit einer Glycosidase an der Stelle b auf der Polysaccharidkette
stattfindet, dann führt
die Reaktion mit dem dritten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel, an der Stelle c, eine zweite Markierung ein, die von der
ersten Markierung unterschieden werden kann. Die Anwesenheit beider
Markierungen würde
daher anzeigen, dass die Sequenz der drei Stellen entweder b-a-c-reduzierendes
Ende oder b-c-a-reduzierendes Ende ist.
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Andererseits
gibt es dann, wenn nur die erste Markierung nachgewiesen wird, zwei
Möglichkeiten:
(1) Die Erkennungsstelle für
das dritte im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel fehlt in dem
Polysaccharid, oder (2) der Teil des Polysaccharids, der die Erkennungsstelle
enthält,
wurde durch das zweite im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel
abgespalten.
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Dies
kann durch eine zweite Folge von Reaktionen, in denen das zweite
im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel weggelassen wird oder
unter Pufferbedingungen verwendet wird, die keine Spaltung erlauben,
verifiziert werden. Wenn in der zweiten Folge von Reaktionen die
zweite Markierung nach der Reaktion mit dem dritten im Wesentlichen
Sequenz-spezifischen Mittel nicht nachgewiesen wird, zeigt dies
an, dass das dritte im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel keine
Bindungsstelle auf dem Saccharid hat. Andererseits zeigt die Anwesenheit
der zweiten Markierung an, dass die Spaltungsstelle zwischen der
Stelle für
das erste und das dritte im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel
liegt, d.h. die Folge der Stellen auf dem Saccharid ist c-b-a-reduzierendes
Ende.
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Bei
dem Verfahren der Erfindung ist es nicht notwendig, diese Reaktionen
eine nach der anderen auszuführen,
wobei die letztere von den Ergebnissen der vorigen abhängt. Vielmehr
stellt die Erfindung ein Verfahren bereit, durch das eine Vielzahl
von Reaktionen dergestalt ausgeführt
wird, dass die obigen Ableitungen in einem einzigen Satz von Reaktionen
möglich
sind. Beispielsweise werden in einem Satz von Reaktionen unterschiedliche
erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische
Mittel zusammen mit zweiten und dritten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mitteln,
die für
jede Reaktion identisch sind, verwendet. Parallel wird ein zweiter
Satz von Reaktionen durchgeführt,
wobei die Reaktionen mit den Reaktionen in dem ersten Satz identisch
sind mit der Ausnahme des zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittels, das weggelassen oder inaktiviert wird.
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Die
in einem Zwischen-Detektionsschritt erhaltene Information kann jedoch
vorteilhaft verwendet werden, um in den folgenden Schritten bestimmte
Wahlen von im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mitteln auszuschließen. Es
ist klar, dass ein im Wesentlichen Sequenz-spezifisches Mittel,
das auf dem zu analysierenden Saccharid keine Erkennungsstelle hat,
keine Information liefern würde,
wenn es als ein zweites oder drittes im Wesentlichen Sequenz-spezifisches
Mittel verwendet würde.
In einer Ausführungsform
der Erfindung, in der das Saccharid markiert ist, können daher
die Ergebnisse eines Nachweises, der nach der Bindung des Saccharids
an das erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel ausgeführt wurde,
verwendet werden, um aus der Anzahl von ersten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mitteln, die Saccharid gebunden haben, das zweite im Wesentlichen
Sequenz-spezifische Mittel zu wählen.
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In
noch einer anderen Ausführungsform
der Erfindung wird die Zugabe eines dritten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittels mit einem unterschiedlichen Mittel wiederholt, nachdem die
Detektionsschritte abgeschlossen wurden und Information erhalten
wurde, wie oben beschrieben. Für
Reaktionen, bei denen beide Markierungen anwesend blieben, nachdem
das dritte Mittel erstmalig zugegeben wurde, treffen dieselben Überlegungen
zur Interpretation der Ergebnisse zu, wie oben beschrieben. In dem
Fall, in dem nur eine der Markierungen blieb, kann dennoch abgeleitet
werden, ob das Spaltungsmittel zwischen der Erkennungsstelle des
ersten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittels und der Erkennungsstelle
des im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittels, das die Markierung
trägt (oder
dem reduzierenden Ende), schneidet. In dem Fall geht die verbleibende
Markierung nach der Reaktion mit einem unterschiedlichen dritten
im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel ebenfalls verloren.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung kann ein unterschiedliches zweites im Wesentlichen Sequenz-spezifisches
Mittel zugegeben werden, das eine Markierung tragen kann, die sich
von der Markierung des zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittels, das in dem ersten Satz von Reaktionen zugegeben wurde,
unterscheidet oder mit ihr identisch ist. Die Zugabe eines anderen
dritten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittels, das die Saccharidkette
spaltet, liefert dann weitere Information.
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In
noch einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung werden zwei oder mehr unterschiedliche zweite im Wesentlichen
Sequenz-spezifische Mittel zugegeben, jedes mit seiner eigenen Markierung,
die unabhängig von
irgendeiner anderen verwendeten Markierung nachweisbar ist. Die
Art der nach der Zugabe des Spaltungsmittels verloren gegangenen
Markierung liefert dann Information zur Position der Bindungsstellen
des zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittels, ähnlich den
oben beschriebenen Überlegungen
zu Experimenten, in denen nur ein einziges zweites im Wesentlichen
Sequenz-spezifisches Mittel verwendet wird.
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Wie
für Fachleute
offenkundig ist, kann durch Durchführung einer ausreichend großen Anzahl
von Reaktionen, wie oben dargelegt, ein Fingerabdruck von Reaktionen
erhalten werden, der für
ein bestimmtes Saccharid spezifisch ist. Darüber hinaus ist es möglich, die
teilweise Sequenzinformation, die erhalten wurde wie oben dargelegt,
zu einer vollständigen
Sequenz des Saccharids "zusammenzulegen". Da die Anzahl von
Reaktionen sehr groß sein
kann (wie unten genau beschrieben), ist das Verfahren der Erfindung
nicht, wie Verfahren des Stands der Technik, auf die Analyse von
Oligosacchariden beschränkt.
Es kann auch zur Bestimmung der Struktur von Polysacchariden, d.h.
großer
Saccharide mit vielen Zuckereinheiten, verwendet werden.
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In
einer Ausführungsform
der Erfindung ist das erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische ein Lectin. Das
erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel kann auch ein Antikörper oder
ein anderes Sequenz-spezifisches Mittel sein.
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Eine
andere Ausführungsform
der Erfindung stellt eine Vielfalt von Lectinen oder Saccharid-spezifischen
Antikörpern
mit unterschiedlichen Sequenz-Spezifitäten bereit, die in einer Anordnung
auf einem Substrat wie einem sehr großmaßstabigen integrierten Schaltungs-Chip
(very large scale integrated (VLSI) circuit chip), ähnlich den
gegenwärtig
zur Herstellung von Oligonucleotid-Anordnungen verwendeten Chips,
immobilisiert werden. Verfahren zur Herstellung solcher Chips und
zur Bindung von Reagenzien daran sind z.B. in WO 93/22678 beschrieben.
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In
einer anderen Ausführungsform
stellt die Erfindung eine Quasi-Anordnung (virual array) von immobilisierten
ersten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mitteln bereit. Ein
Beispiel für
eine derartige Quasi-Anordnung, die MASDA-Partikel verwendet, ist
in einer PCT-Anmeldung des Erfinders der vorliegenden Erfindung,
IL-97/00105, veröffentlicht
als WO 97/35201, beschrieben: Die ersten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel werden in getrennten Reaktionen auf MASDA-Partikeln immobilisiert, z.B. in 25
unterschiedlichen Reaktionen. Jeder Teil der Quasi-Anordnung kann
dann mit entweder demselben zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel zur Reaktion gebracht werden, wobei dies bevorzugt durch
Entfernen eines Aliquots von jeder MASDA-Reaktion, Mischen der Aliquots,
und Zur-Reaktion-Bringen der Mischung mit dem zweiten im Wesentlichen
Sequenz-spezifischen Mittel durchgeführt wird. Wenn es erwünscht ist,
Teile der Quasi-Anordnung mit unterschiedlichen zweiten im Wesentlichen
Sequenz-spezifischen Mitteln zur Reaktion zu bringen, dann kann
die gesamte MASDA-Reaktion separat gelassen werden, oder es kann
ein Teil der Quasi-Anordnung in einem Gemisch vereinigt werden,
zur Reaktion mit einem einzigen zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel, während
andere Teile der Quasi-Anordnung separat gelassen werden, zur Reaktion
mit charakteristischen zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mitteln. In der gleichen Weise können
die Teile der Quasi-Anordnung auch zur Reaktion mit dem dritten
im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel kombiniert oder separat
gelassen werden.
-
Alternativ
können
Kügelchen
als Immobilisierungsmittel verwendet werden. In der Technik wurde
eine Vielzahl unterschiedlicher Kügelchen zum Zweck der Bindung
von Peptiden und Proteinen beschrieben, siehe z.B. den Pierce-Katalog,
S. O-222 bis O-231,
und T-155 bis T-200. Das erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische
Mittel, das bevorzugt ein Lectin ist, kann an Kügelchen gebunden werden. Ein
Vorteil dieses Verfahrens ist, dass die Kügelchen später in Aliquots aufgeteilt
und mit unterschiedlichen zweiten und/oder dritten im Wesentlichen
Sequenz-spezifischen
Mitteln zur Reaktion gebracht werden können, wodurch die Menge an
Information, die durch das Verfahren der Erfindung geliefert wird,
weiter erhöht
wird.
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Die
Reaktionsbedingungen für
die verschiedenen im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel sind in
der Technik bekannt. Alternativ kann der Fachmann leicht mit jedem
im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel eine Reihe von Tests
unter verschiedenen Reaktionsbedingungen durchführen, wobei dessen Bindungsaktivität gemessen
wird. Vorteilhafterweise können
Kenntnisse von Reaktionsbedingungen, unter denen ein bestimmtes
im Wesentlichen Sequenz-spezifisches Mittel reagiert, und von Bedingungen,
unter denen es inaktiv bleibt, zur Kontrolle von Reaktionen, in
denen mehrere im Wesentlichen Sequenz-spezifische Reagenzien anwesend
sind, verwendet werden. Beispielsweise können das zweite und das dritte
Sequenz-spezifische Reagens gleichzeitig zu der Reaktion zugegeben
werden, aber mittels einer Veränderung
der Reaktionsbedingungen kann es nur dem zweiten im Wesentlichen
Sequenz-spezifischen Mittel erlaubt werden, aktiv zu sein. Eine
weitere Veränderung
der Reaktionsbedingungen kann dann gewählt werden, um das zweite im
Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel zu inaktivieren und das
dritte im Wesentlichen Sequenz-spezifische
Mittel zu aktivieren. Einige veranschaulichende Beispiele für Reaktionsbedingungen
sind in der Tabelle 1 unten aufgelistet. Zusätzlich zu den pH- und Temperatur-Daten,
die in Tabelle 1 aufgelistet sind, können andere Faktoren, z.B.
die Anwesenheit von Metallen wie Zn, oder Salzen von Kationen wie
Mn, Ca, Na, wie Natriumchlorid-Salz, untersucht werden, um optimale
Reaktionsbedingungen oder Bedingungen, unter denen ein bestimmtes
im Wesentlichen Sequenz-spezifisches Mittel aktiv ist, während andere
inaktiv sind, zu finden.
-
Tabelle
1: Reaktionsbedingungen
für einige
im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel
-
- • Die
Symbole stehen für
Enzymgruppen, die durch äußere Bedingungen
trennbar sind.
- • Diversa
Corp. produziert thermophile Endo/Exo-Glycosidasen mit einer breiten
Vielfalt an Aktivität
bei verschiedenem pH und verschiedenen Temperaturen.
- • Ebenfalls
mögliche
Bedingungen könnten
Metalle und andere, Zn, Mn, Ca, NaCl, sein.
-
Die
Immobilisierung des ersten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittels kann funktionelle Gruppen des Proteins, wie Amino-, Carboxy-,
Hydroxy- oder Thiol-Gruppen, benutzen. Beispielsweise kann ein Glasträger durch
Reaktion mit Epoxysilan mit einer Epoxid-Gruppe funktionalisiert
werden, wie in der obigen PCT-Veröffentlichung beschrieben. Die
Epoxid-Gruppe reagiert mit Amino-Gruppen
wie den freien ε-Amino-Gruppen
von Lysin-Resten. Ein anderer Me chanismus besteht darin, eine Oberfläche mit
Elektrometallmaterialien wie Gold zu bedecken, wie ebenfalls in
der PCT-Veröffentlichung
beschrieben. Da derartige Materialien stabile Konjugate mit Thiol-Gruppen
bilden, kann ein Protein direkt durch freie Thiol-Gruppen von Cystein-Resten
an derartige Materialien gebunden werden. Alternativ können Thiol-Gruppen
durch konventionelle Chemie oder durch Reaktion mit einem Molekül, das eine
oder mehrere Thiol-Gruppen und eine mit freien Amino-Gruppen reagierende
Gruppe enthält,
wie der N-Hydroxy-succinimidylester von Cystein, in das Protein eingeführt werden.
Auch Thiolspaltbare Vernetzer, wie Dithiobis(succinimidyl-propionat),
können
mit Amino-Gruppen
eines Proteins zur Reaktion gebracht werden. Eine Reduktion mit
einer Sulfhydryl-Verbindung exponiert dann freie Thiol-Gruppen des
Vernetzers.
-
Die
Markierung kann durch konventionelle Mittel in ein im Wesentlichen
Sequenz-spezifisches
Mittel oder Saccharid eingeführt
werden. Markierungen umfassen jegliche an das Saccharid oder das
im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel gebundene nachweisbare
Gruppe, die seine Funktion nicht beeinflusst. Markierungen können Enzyme
sein, wie Peroxidase und Phosphatase. Im Prinzip könnten auch
Enzyme wie Glucose-Oxidase und β-Galactosidase
verwendet werden. Es muss dann berücksichtigt werden, dass das
Saccharid modifiziert werden kann, wenn es die Monosaccharid-Einheiten
enthält,
die mit solchen Enzymen reagieren. Weitere Markierungen, die verwendet
werden können,
umfassen fluoreszierende Markierungen, wie Fluorescein, Texasrot,
Lucifergelb, Rhodamin, Nilrot, Tetramethyl-rhodamin-5-isothiocyanat,
1,6-Diphenyl-1,3,5-hexatrien, cis-Parinarsäure, Phycoerythrin, Allophycocyanin,
4',6-Diamidino-2-phenylindol
(DAPI), Hoechst 33258, 2-Aminobenzamid, und dergleichen. Weitere
Markierungen umfassen elektronendichte Metalle, wie Gold, Liganden,
Haptene, wie Biotin, radioaktive Markierungen, und dergleichen.
-
Beispiele
zur Markierung von Sacchariden umfassen:
- 1.
die Verwendung von Farbmarkierungen für das reduzierende Ende (z.B.
Coumarin-120)
- 2. die Verwendung von 14C-radioaktiv markiertem Zucker + Glycosidase
(Sequenz-spezifische Zuckersynthese)
- 3. die Verwendung von 3H-radioaktiv markiertem Zucker + Glycosidase
(Sequenz-spezifische Zuckersynthese)
- 4. die Verwendung von fluoreszierend markiertem Zucker + Glycosidase
(Sequenz-spezifische Zuckersynthese)
- 5. die Verwendung von fluoreszierend markiertem Lectin oder
mAbs
- 6. die Verwendung von fluoreszierend markierer Färbung oder
Enzym, an mAbs gebunden
- 7. die Verwendung von Biotin-Endmarkierung
- 8. Erzeugen einer speziellen Zuckersequenz und Verwenden von
Antikörpern
oder Lectinen, die sie spezifisch erkennen.
-
Der
Nachweis enzymatischer Markierungen ist in der ELISA-Technik und
anderen Techniken, wo ein enzymatischer Nachweis routinemäßig verwendet
wird, wohl bekannt. Die Enzyme sind im Handel erhältlich, z.B.
von Firmen wie Pierce.
-
Fluoreszierende
Markierungen erfordern eine Anregung bei einer bestimmten Wellenlänge und
einen Nachweis bei einer unterschiedlichen Wellenlänge. Die
Verfahren zum Fluoreszenznachweis sind in der Technik wohl bekannt
und wurden in vielen Artikeln und Lehrbüchern veröffentlicht. Eine Auswahl von
Veröffentlichungen
zu diesem Thema ist auf S. O-124 bis O-126 in dem Katalog von Pierce
von 1994 zu finden. Fluoreszierende Markierungen sind im Handel
erhältlich
von Firmen wie SIGMA oder der oben angegebenen Firma Pierce.
-
Die
Kopplung von Markierungen an Proteine und Zucker sind in der Technik
wohl bekannte Techniken. Beispielsweise sind kommerzielle Kits zur
Markierung von Sacchariden mit fluoreszierenden oder radioaktiven Markierungen
von Oxford Glycosystems, Abingdon, UK, erhältlich. Reagenzien und Anweisungen
zu ihrer Verwendung zur Markierung von Proteinen sind von der oben
angegebenen Pierce erhältlich.
-
Die
Kopplung wird üblicherweise
unter Verwendung funktioneller Gruppen, wie Hydroxy-, Aldehyd-, Keto-,
Amino-, Sulfhydryl-, Carbonsäure-
oder derartigen Gruppen, ausgeführt.
Eine Anzahl von Markierungen, wie fluoreszierende Markierungen,
die mit diesen Gruppen reagieren, sind im Handel erhältlich.
Zusätzlich
können
bifunktionelle Vernetzer, die mit der Markierung einerseits und
mit dem Protein oder Saccharid andererseits reagieren, eingesetzt
werden. Die Verwendung von Vernetzern kann vorteilhaft sein, um
einen Funktionsverlust des Proteins oder Saccharids zu vermeiden.
Es kann jedoch gleichermaßen
irgendeine andere geeignete Kopplungstechnik, die eine Aufrechterhaltung
der natürlichen
Funktion des Proteins oder Saccharids erlaubt, eingesetzt werden.
-
Für den Fachmann
ist es jedoch offensichtlich, dass eine große Vielfalt veröffentlichter
Verfahren verwendet werden kann, um ein Protein an einen gegebenen
Träger
zu koppeln oder um eine Markierung an ein Protein oder Saccharid
zu koppeln.
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Der
Nachweis der Markierung kann durch irgendein geeignetes Mittel,
wie es in der Technik bekannt ist, ausgeführt werden. Einige Nachweisverfahren
sind in der oben angegebenen WO 93/22678 beschrieben. Besonders
geeignet für
das Verfahren der vorliegenden Erfindung ist das in der Veröffentlichung
beschriebene CCD-Nachweisverfahren. Dieses Verfahren kann in Kombination
mit Markierungen verwendet werden, die Licht von bestimmten Frequenzen
absorbieren und so den Weg einer Testlichtquelle zur VLSI-Oberfläche blockieren,
so dass die CCD-Sensoren in dem Bereich, an den das markierte Mittel
gebunden hat, eine verringerte Lichtmenge nachweisen. Das Verfahren
kann auch mit fluoreszierenden Markierungen verwendet werden, wobei
es von der Tatsache Gebrauch macht, dass derartige Markierungen
Licht bei der Anregungsfrequenz absorbieren. Alternativ können die
CCD-Sensoren verwendet werden, um die Emission der fluoreszierenden Markierung
nach der Anregung nachzuweisen. Die Trennung des Emissions-Signals
von dem Anregungslicht kann entweder durch Verwendung von Sensoren
mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten für die unterschiedlichen Wellenlängen oder
durch zeitliche Auflösung
oder eine Kombination von beidem erzielt werden.
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Die
vorliegende Erfindung wird nun durch die folgenden Beispiele weiter
veranschaulicht.
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Beispiel 1
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Glycomolekül-Analyse
unter Verwendung von Antikörpern
als erste und zweite Sequenz-spezifische Mittel
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Technik zur Analyse von Glycomolekülen gemäß der Erfindung weiter.
Als ein erstes und zweites Sequenz-spezifisches Mittel werden Antikörper verwendet.
Die folgenden Tabellen listen die Ergebnisse von Reaktionen mit
zwei unterschiedlichen Sacchariden, die zu Veranschaulichungszwecken
als HS und NS bezeichnet werden, auf.
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Die
Struktur der Zucker ist wie folgt:
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Tabelle
2 listet die Ergebnisse der Reaktion zwischen dem Saccharid und
dem ersten und dem zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel auf, die Antikörper
gegen T-Antigen, Lewisx (Lex)-
oder Lewisb (Leb)-Antigen
sind. Das erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel wird
auf einer Matrix, bevorzugt einem Festphasen-Mikropartikel, immobilisiert.
Das zweite im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel wird mit einem
fluoreszierenden Mittel, d.h. Nilrot oder grüner Farbe, markiert. Zusätzlich wird
das reduzierende Ende des Saccharids markiert, wobei eine Markierung
verwendet wird, die von der nilrot- oder grünfarbigen Markierung, die als
Marker für
die zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel dienen,
klar unterscheidbar ist. Tabelle 2 listet die Reaktionen für das Saccharid
HS auf, während
Tabelle 3 die Reaktionen für
das Saccharid NS auflistet.
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-
-
Zusammenfassend
sind die folgenden Signale nun in den Reaktionen der Saccharide
HS oder NS (Reihen) nachweisbar, wenn die angegebenen Antikörper als
erstes im Wesentlichen Sequenz-spezifisches Mittel verwendet werden
(Spalten):
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-
Nachdem
für jede
Reaktion die Markierung nachgewiesen und das Ergebnis aufgezeichnet
worden ist, wird ein drittes im Wesentlichen Sequenz-spezifisches
Mittel zugegeben. In diesem Beispiel werden zwei unabhängige Reaktionen
mit einem dritten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel verwendet.
Die das Zuckermolekül
tragende feste Phase kann nun vorteilhafterweise in Aliquots zur
Reaktion mit entweder α1-2-Fucosidase
oder Exo-β-Galactosidase
(dritte im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel) aufgeteilt werden.
Alternativ können
drei Sätze
von Reaktionen mit einem ersten und zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel ausgeführt
werden.
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Tabelle
5 Reaktionen
nach Aufbringen von α-1-3,4-Fucosidase:
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Tabelle
6 Reaktion
nach Aufbringung von Exo-β-Galactosidase
aus D. pneumoniae (EC 3.2.1.23 Katalog-Nr. 1088718 von Boehringer
Mannheim, 68298 Mannheim, Deutschland)
-
Tabelle
7 Reaktionen
nach Aufbringung von α1-2-Fucosidase:
-
Aus
den Daten, die wie oben erläutert
gewonnen wurden, kann nun eine Glycomolekülidentitäts(GMID)-Karte erzeugt werden.
Ein Beispiel für
eine solche Information ist in Tabelle 8 für das Saccharid HS und in Tabelle
9 für das
Saccharid NS aufgelistet.
-
-
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Die
Identität
der zweiten und dritten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel
braucht in einer solchen Datenliste nicht offenbart zu werden. Zu
Vergleichszwecken ist es ausreichend, dass eine bestimmte Code-Nummer
(1, 2 oder 3 in den obigen Tabellen) immer eine bestimmte Kombination
von Reagenzien bezeichnet.
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Beispiel 2
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Ein Schema für die sequenzielle
Markierung reduzierender Enden
-
Wie
in der Beschreibung und dem Beispiel oben angegeben wurde, verwendet
das Verfahren der Erfindung vorteilhafterweise ein Markieren des
zu untersuchenden Saccharids an seinem reduzierenden Ende. Diese
Markierungstechnik kann jedoch auf Stellen innerhalb des Saccharids
ausgedehnt werden und so zu dem Verfahren der Erfindung beitragen,
indem sie mehr Information liefert. Da es möglich ist, durch Spaltung unter
Verwendung einer Endoglycosidase, gefolgt von Markierung des reduzierenden
Endes, das Saccharid innerhalb der Kette zu markieren, ist es daher
möglich,
ein markiertes reduzierendes Ende innerhalb der Saccharidkette zu
erhalten. Da jenes reduzierende Ende, verglichen mit dem ursprünglichen
reduzierenden Ende, notwendigerweise den Bindungsstellen für das erste,
zweite und dritte im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel näher ist,
liefert die Verwendung eines intern erzeugten markierten reduzierenden
Endes zusätzliche
Information. Darüber
hinaus ist es möglich,
durch sequenzielles Markieren reduzierender Enden nach dem weiter
unten beschriebenen Verfahren die Stellen für unterschiedliche Glycosidasen
in ihrer Reihenfolge auf der Kette des zu untersuchenden Saccharids
zu identifizieren.
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Das
Verfahren zur sequenziellen Markierung reduzierender Enden wird
nun in den folgenden Schritten genauer beschrieben:
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1. Blockierung:
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Ein
Polysaccharid mit einem reduzierenden Ende wird in einer Lösung, die
NaBH4/NaOH enthält, bei pH 11,5 inkubiert.
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Diese
Behandlung blockiert das reduzierende Ende, so dass das Polysaccharid
nun frei von einem reduzierenden Ende (RE) ist.
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2. Exponierung:
-
Das
Polysaccharid von Schritt 1 wird mit einer Endoglycosidase behandelt.
Wenn die Erkennungsstelle für
die Endoglycosidase innerhalb des Polysaccharids vorhanden ist,
wird durch Spaltung des Polysaccharids ein neues reduzierendes Ende
erzeugt. Die Lösung
enthält
nun zwei Saccharide: das Fragment mit dem neu exponierten RE in
der Endoglycosidase-Stelle und das zweite Fragment, dessen RE blockiert
ist.
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3. Markierung
des reduzierenden Endes
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Diese
Reaktion kann unter Verwendung von z.B. 2-Aminobenzamid (im Handel
erhältlich
in Kit-Form zur Markierung von Sacchariden von Oxford Glycosystems
Inc., Katalog 1994, S. 62) ausgeführt werden. Nach Abschluss
der Reaktion unter den Bedingungen hoher Konzentrationen an Wasserstoff
und hoher Temperatur (H+/T), gefolgt von Reduktion, enthält das Gemisch
zwei Fragmente, von denen eines an seinem reduzierenden Ende markiert
ist, während
das andere aufgrund der Tatsache, dass sein reduzierendes Ende blockiert
ist, unmarkiert bleibt.
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Ein
anderer Weg, reduzierende Enden zu markieren, ist durch reduktive
Aminierung. Arylamin-Gruppen enthaltende fluoreszierende Verbindungen
werden mit der Aldehyd-Funktionalität des reduzierenden Endes zur
Reaktion gebracht. Die sich ergebende CH=N-Doppelbindung wird dann
zu einer CH2-N-Einfachbindung reduziert, z.B. unter
Verwendung von Natriumborhydrid. Diese Technologie ist Teil des
FACE (Fluorophore assisted Carbohydrate Electrophoresis)-Kits, der
erhältlich
ist von Glyko, Inc., Novato, CA, USA, wie z.B. in dem Glyko, Inc.
Katalog, S. 8–13,
genau beschrieben.
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4. Reaktion mit einer
zweiten Endoglycosidase
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Eine
zweite Endoglycosidase kann nun mit dem Saccharid-Gemisch zur Reaktion
gebracht werden. Das neue Reaktionsgemisch hat nun drei Fragmente,
eines mit einem intakten reduzierenden Ende, ein zweites mit einem
reduzierenden Ende, das mit 2-Aminobenzimid markiert ist, und ein
drittes mit einem blockierten reduzierenden Ende.
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Beispiel 3
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Herleitung
von Strukturinformation aus einer Reihe von Reaktionen mit im Wesentlichen
Sequenz-spezifischen Mitteln
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Dieses
Beispiel veranschaulicht weiter das Verfahren der Erfindung, d.h.
die Erzeugung von Daten bezüglich
der Struktur des Saccharids unter Verwendung eines Satzes von Reaktionen,
wie weiter oben beschrieben. Das Beispiel zeigt weiterhin, dass
aus dem Satz von Reaktionen Sequenzinformation abgeleitet werden
kann.
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In
manchen Fällen
reagieren die verwendeten Reagenzien möglicherweise nicht genauso,
wie von veröffentlichten,
z.B. aus Katalogen entnommenen, Daten vorausgesagt. Beispielsweise
ist das Lectin Datura stramonium Agglutinin, wie es weiter unten
beschrieben wird, in dem Sigma-Katalog als GlcNac-bindend aufgelistet.
In den weiter unten genau beschriebenen Reaktionen wird jedoch gezeigt,
dass DSA an Coumarin 120-derivatisierte Glc (Glc-AMC) bindet. Es
scheint, dass Glc-AMC praktisch wie GlcNac wirkt wegen der Strukturähnlichkeit
zwischen diesen Verbindungen. Außerdem spaltet die verwendete
Endogalactosidase, wie aus den Ergebnissen unten offensichtlich
ist, nicht nur an Galactose-Resten, sondern auch die Bindung, die die
Glc-AMC-Gruppe mit dem Rest des Saccharids verbindet.
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Es
ist offensichtlich, dass die im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel, die bei der Ausführung
der Erfindung verwendet werden, in einigen Fällen genaue Spezifitäten haben
können,
die von der Spezifität
dieser Mittel, die in veröffentlichtem
Material, z.B. Katalogen, angegeben ist, abweichen. Derartige Reaktionen können schnell
durch Verwendung des Verfahrens der Erfindung mit Sacchariden bekannter
Struktur identifiziert werden. Die gefundenen Ergebnisse können dann
mit den erwarteten Ergebnissen verglichen werden, und die Unterschiede
erlauben die Identifizierung abweichender Spezifitäten der
verwendeten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel. Eine derartige
Abweichung von veröffentlichten
Daten der genauen Spezifitäten
der im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel kann dann gespeichert
werden für
die zukünftige
Analyse unbekannter Saccharidstrukturen unter Verwendung dieser
Mittel.
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Im
Folgenden wird das Verfahren der Erfindung unter Verwendung eines
End-markierten Pentasaccharids
und verschiedener Lectine und Glycosidasen veranschaulicht. Das
Pentasaccharid hat die Struktur Gal-β(1,4)(Fuc-α(1,3)]-GlcNAc-β(1,3)-Galβ(1,4)-Glc. Das Pentasaccharid
ist an der GlcNAc-Position verzweigt, wobei Fucose und Galactose
an den Positionen 3 bzw. 4 daran gebunden sind. Das Pentasaccharid ist
an seinem reduzierenden Ende (Glc) mit Coumarin-120 (7-Amino-4-methyl-coumarin,
erhältlich
z.B. von Sigma, Katalog Nr. A 9891) markiert. Die Kopplungsreaktion
kann wie oben für
die Markierung reduzierender Enden unter Verwendung von Arylamin-Funktionalitäten beschrieben,
ausgeführt
werden. Coumarin-120 emittiert blaue Fluoreszenz, wenn es bei 312
nm angeregt wird. Als erstes und zweites im Wesentlichen Sequenz-spezifisches
Mittel werden Endo-β-Galactosidase
(EG, Boehringer Mannheim) und Exo-1,3-Fucosidase (FD, New England
Biolabs) verwendet. Die Reaktionsbedingungen für beide Reagenzien sind wie
in dem NEB-Katalog für
Exo-1,3-Fucosidase beschrieben.
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Es
wurden drei Reaktionen ausgeführt.
Die erste umfasste Fucosidase (FD) und Endo-Galactosidase (EG),
die zweite nur FD, und die dritte nur EG. Eine vierte Reaktion ohne
Enzyme diente als Kontrolle.
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Um
sicherzugehen, dass die Enzyme das Saccharid verdaut haben, werden
die verschiedenen Reaktionen unter Verwendung von Dünnschichtchromatografie
(TLC – thin-layer
chromatography) der Größe nach aufgetrennt.
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Nach
der Trennung können
die Saccharide auf der TLC-Platte nachgewiesen werden, indem die
Platte Ultraviolettlicht ausgesetzt wird. Die Ergebnisse sind in
der folgenden Darstellung gezeigt.
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In
Reaktion 4 wurde keine Glycosidase zugegeben, so ist das Saccharid
intakt und bewegt sich auf der Platte nur eine kleine Strecke. Das
Fragment von Reaktion 2 ist das zweite hinsichtlich Molekulargewicht, während die
Fragmente der Reaktionen 1 und 3 gleich zu sein scheinen. Aus diesen
Daten kann geschlossen werden, dass die Sequenz der Glycosidase-Stellen
auf dem Saccharid FD-EG-reduzierendes Ende (Coumarin-Markierung)
ist.
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Das
obige Pentasaccharid wird nun durch einen Satz von Reaktionen, wie
weiter oben beschrieben, getestet. Als erste und zweite im Wesentlichen
Sequenz-spezifische Mittel wurden Lectine verwendet. Die Lectine
(Anguilla Anguilla-Agglutinin (AAA), Katalog Nr. L4141, Arachis
Hypogaea-Agglutinin (PNA), Katalog Nr. L0881, Ricinus communis-Agglutinin
(RCA I), Katalog Nr. L9138, Lens Culinaris-Agglutinin (LCA), Katalog Nr. L9267,
Arbus Precatorius-Agglutinin (APA), Katalog Nr. L9758) sind von
Sigma erhältlich.
Lectine sind auch von anderen Firmen erhältlich. Beispielsweise kann
RCA I von Pierce, Katalog Nr. 39913, erhalten werden. Lectine werden
durch Blotting auf Nitrocellulosefiltern immobilisiert.
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Der
Reaktionspuffer ist Phosphat-gepufferte Kochsalzlösung (PBS – phosphatebuffered
saline) mit 1 mM CaCl und 1 mM MgCl. Nach Bindung der Lectine wurde
der Filter mit 1% BSA in Reaktionspuffer blockiert. Als Kontrollen
wurden Reaktionen ohne Lectin und mit 10 μg BSA als immobilisiertes Protein
verwendet.
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Die
Ergebnisse der Reaktionen sind in Tabelle 9 angegeben. Ein Plus
gibt das Vorliegen einer Fluoreszenz bei 312 nm an, was das Vorliegen
des Coumarin-markierten
reduzierendes Endes angibt. Die Ziffern 1 bis 4 in der Tabelle geben
Reaktionen an, wie sie oben definiert sind.
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Aus
den Ergebnissen, wie sie in Tabelle 9 aufgelistet sind (Reaktion
4-Kontrolle), ist offensichtlich, dass die Lectine AAA, PNA, DSA
und RCA-I das Saccharid binden. Daher müssen Fucose, Gal(1-3)GlcNAc, GlcNAc
und Galactose/GalNAc in dem Saccharid vorliegen, da diese die jeweiligen
Saccharidstrukturen sind, die von AAA, PNA, DSA und RCA-I erkannt
werden. Es ist außerdem
offensichtlich, dass die oben beschriebenen Glycosidasen Fucosidase
und Endo-β-Galactosidase
Spaltungssequenzen in dem Saccharid erkennen. Diese Sequenzen sind
Fuc(1-3/1-4) GlcNAc bzw. GlcNAcβ(1-3)Galβ(1-3/4)Glc/GlcNAc.
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Es
kann außerdem
abgeleitet werden, dass beide Glycosidase-Stellen zwischen dem Fucose-Zucker und
dem reduzierenden Ende liegen, da dieses Ende durch jede Glycosidase
gespalten wird, wenn AAA (das an Fucose bindet) als immobilisiertes
Lectin verwendet wird. Andererseits erlaubt die Reaktion mit DSA
die Ableitung, dass entweder das GlcNAc-Monosaccharid zwischen den
Glycosidase-Stellen
und dem reduzierenden Ende liegt, oder dass Glc direkt an das Coumarin
gebunden ist, da keine Glycosidase das reduzierende Ende abspaltet,
wenn DSA als immobilisiertes Mittel verwendet wird.
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Darüber hinaus
zeigt die Reaktion mit PNA als immobilisiertes Mittel, dass das
reduzierende Ende nur abgespalten wird, wenn Endo-β-Galactosidase
verwendet wird (Reaktionen 1 und 3). Dies zeigt an, dass die Endo-β-Galactosidase-Stelle
zwischen der Stelle für
PNA und dem reduzierenden Ende liegt. Andererseits muss die Fucosidase-Stelle
zwischen der PNA-Stelle und dem anderen Ende des Saccharids liegen.
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Unter
Berücksichtigung
der obigen Daten ist es nun möglich,
eine Sequenz des Saccharids wie folgt vorzuschlagen:
Fucα(1-3,1-4)GlcNAc(1-3)Gal(1-4)Glc/GlcNAc-reduzierendes
Ende
-
Das
obige Experiment zeigt deutlich, dass das Verfahren der Erfindung
auf der Basis relativ weniger Reaktionen eine Vielfalt von Daten
erbringen kann, einschließlich
Sequenzinformation. Einige Details in der Sequenzinformation können möglicherweise
nicht vollständig
sein, wie die (1-3)- oder (1-4)-Verbindung zwischen Fucose und GlcNAc
in dem obigen Saccharid. Wäre
die Monosaccharid-Zusammensetzung
des Pentasaccharids bekannt gewesen, dann hätte die obige Analyse alle
Details des Pentasaccharids erbracht. Dennoch ist die selbst ohne
die Monosaccharid-Zusammensetzungsdaten gewonnene Information im
Vergleich zu Verfahren des Stands der Technik sehr präzise.
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Beispiel 4
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Herleitung
von teilweiser oder vollständiger
Sequenzinformation
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Das
Verfahren der Erfindung ist zur Automatisierung geeignet. Daher
können
die oben, beispielsweise in den Beispielen 1 bis 3, beschriebenen
Schritte unter Verwendung eines automatisierten Systems zum Mischen,
Herstellen von Aliquots, zur Reaktion-Bringen und zum Nachweis ausgeführt werden.
Die durch einen solchen automatisierten Prozess erhaltenen Daten
können
dann weiter verarbeitet werden, um die Kartierungsinformation zu
teilweiser oder vollständiger
Sequenzinformation "zusammenzulegen". Das Verfahren für eine solche
Datenverarbeitung ist unten genauer beschrieben.
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Nachdem
alle Daten gesammelt wurden, wird ein Vergleich durchgeführt zwischen
Detektionssignalen, die von Reaktionen vor der Zugabe von Glycosidase
erhalten wurden, und Signalen, die nach der Zugabe von (und Reaktion
mit) Glycosidase erhalten wurden. Jene Signale, die nach der Reaktion
mit Glycosidase verschwinden, werden markiert. Dies kann vorteilhafterweise
durch Erstellen einer Liste jener Signale, die hierin im Folgenden
als eine erste Liste bezeichnet wird, gemacht werden. Die Identität von zwei
Stellen auf dem Polysaccharid kann nun für jeden derartigen Dateneintrag
festgestellt werden. Die Position in der (gewünschtenfalls virtuellen) Anordnung
gibt das erste im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel an. Wenn ein Signal vor
der Reaktion der Glycosidase nachgewiesen wurde, muss die Erkennungsstelle
für das
Mittel in dem Polysaccharid vorliegen. Das Verschwinden eines Signals,
beispielsweise des mit dem zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen
Mittel verbundenen Signals, gibt nun an, dass die Glycosidase zwischen
den Erkennungsstellen des ersten und des zweiten im Wesentlichen
Sequenz-spezifischen Mittels spaltet. Die Sequenz der Erkennungsstellen
ist daher (erstes im Wesentlichen Sequenz-spezifisches Mittel)-(Glycosidase)-(zweites im
Wesentlichen Sequenz-spezifisches Mittel). Wenn das Signal für das reduzierende
Ende nach Verdau mit der Glycosidase noch vorhanden ist, dann kann
die relative Reihenfolge der Erkennungssequenzen bezüglich des
reduzierenden Endes festgestellt werden; ansonsten müssen beide
Möglichkeiten
(a-b-c und c-b-a) berücksichtigt
werden. Zum Zwecke der Veranschaulichung wird der Begriff "Erkennungsstelle
des ersten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittels" im Folgenden als "erste Erkennungsstelle" bezeichnet, der
Begriff "Erkennungsstelle
für das
zweite im Wesentlichen Sequenz-spezifische
Mittel" wird als "zweite Erkennungsstelle" bezeichnet, und
der Begriff "Erkennungsstelle
für Glycosidase" wird als "Glycosidase" bezeichnet.
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Es
ist nun möglich,
eine zweite Liste von Tripletts von Erkennungsstellen des obigen
Typs (Typ 1-Tripletts) zu erzeugen:
(erste Erkennungsstelle)-(Glycosidase)-(zweite
Erkennungsstelle).
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Ebenso
kann nun eine dritte Liste erzeugt werden, die (gewünschtenfalls
virtuelle) Anordnungs-Orte betrifft, bei denen nach Zugabe von Glycosidase
alle Signale bleiben (Typ 2-Tripletts):
(Glycosidase)-(erste
Erkennungsstelle)-(zweite Erkennungsstelle)
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Offensichtlich
definiert eine ausreichende Anzahl von Tripletts ein Molekül hinsichtlich
seiner Sequenz, d.h. es kann nur eine Sequenz von Sacchariden geben,
die alle gefundenen Tripletts enthält. Eine geringere Anzahl von
Tripletts kann erforderlich sein, wenn Information zur Länge des
Moleküls
verfügbar
ist. Die Anzahl an erforderlichen Tripletts kann sogar noch geringer
sein, wenn der Gesamtzuckergehalt des Moleküls bekannt ist. Sowohl das
Saccharid-Molekulargewicht als auch der Gesamt-Monosaccharid-Gehalt
kann aus Verfahren des Stands der Technik, die Fachleuten wohl bekannt
sind, hergeleitet werden.
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Das
Verfahren zur Beschaffung von Sequenzinformation, d.h. zum Zusammenlegen
der Tripletts zu einer Karte von Erkennungsstellen, ist unten beschrieben.
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Die
zweite und die dritte Liste von Triplett-Erkennungsstellen wird
hinsichtlich Identität
(drei von drei Erkennungsstellen identisch), hoher Ähnlichkeit
(zwei von drei Erkennungsstellen identisch) und geringer Ähnlichkeit
(eine von drei Erkennungsstellen identisch) ausgewertet. Zum Zwecke
der Veranschaulichung wird nun angenommen, dass das Polysaccharid
ein lineares Polysaccharid ist, wie beispielsweise der Saccharid-Anteil des
Glycans Heparin.
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Die
obige zweite und dritte Liste wird dann verwendet, um daraus einen
Satz von Triplett-Listen herzustellen, wobei jede Liste in dem Satz
von Listen Tripletts enthält,
die dieselbe Glycosidase-Erkennungssequenz teilen. Durch Vergleichen
aller Tripletts, die eine bestimmte Glycosidase-Erkennungssequenz
enthalten, mit allen Tripletts, die eine zweite Glycosidase-Erkennungssequenz
enthalten, ist es nun möglich,
die Polysaccharid-Sequenz in vier Bereiche aufzuteilen, die von
dem ersten Ende des Moleküls
bis zu Glycosidase 1 (Fragment a), von Glycosidase 1 bis zu Glycosidase
2 (Fragment b) und von Glycosidase 2 bis zu dem zweiten Ende des
Moleküls
(Fragment c) reichen:
[erstes Ende][Glycosidase 1][Glycosidase
2][zweites Ende]
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Identische
Erkennungsstellen in Tripletts vom Typ 2 mit unterschiedlichen Glycosidase-Stellen,
wobei die Erkennungsstellen bezüglich
der jeweiligen Glycosidase-Stelle in derselben Richtung liegen,
sind Kandidaten für
die Lage in entweder dem Bereich a oder c, abhängig von dem Ort. Identische
Erkennungsstellen in Tripletts vom Typ 2 mit unterschiedlichen Glycosidase-Stellen,
wobei die Erkennungsstellen in unterschiedlichen Richtungen liegen
(z.B. eine in Richtung des reduzierenden Endes, in dem anderen Triplett
in Richtung des nichtreduzierenden Endes), sind Kandidaten für die Lage
in dem Bereich b, d.h. zwischen den zwei Glycosidase-Stellen.
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Identische
Erkennungsstellen in Tripletts vom Typ 1 mit unterschiedlichen Glycosidase-Stellen
sind Kandidaten dafür,
dass eine der ersten oder zweiten Erkennungsstellen im Bereich a
(oder c) liegt und die andere der ersten oder zweiten Erkennungsstellen
in dem Bereich c (oder a) liegt. Das heißt, wenn eine der ersten oder
zweiten Erkennungsstellen im Bereich a liegt, dann muss die andere
der ersten oder zweiten Erkennungsstellen im Bereich b liegen, und
umgekehrt. Keine der ersten oder zweiten Erkennungsstellen kann
im Bereich b liegen.
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Identische
Erkennungsstellen in Tripletts vom Typ 1 mit unterschiedlichen Glycosidase-Stellen,
wobei eine gegebene Erkennungsstelle in einem der Tripletts in Richtung
des reduzierenden Endes liegt und in dem anderen Triplett in Richtung
des nicht-reduzierenden Endes liegt, sind Kandidaten für die Lage
der Erkennungsstelle in dem Bereich b.
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Wenn
man die obigen Positions-Beziehungen für eine Anzahl von Erkennungsstellen
in den Tripletts aufgestellt hat, kann nun die Gesamtheit der Erkennungssequenzen
unter Anwendung logischer Folgerungen in einer bestimmten Reihenfolge
angeordnet werden. Diese Stufe wird als eine Sequenzkarte bezeichnet. Wenn
eine ausreichende Anzahl von Erkennungssequenzen angeordnet ist,
kann daraus die volle Sequenz des Saccharids hergeleitet werden.
Da das Verfahren nicht das Molekulargewicht des Saccharids bestimmt, ist
die Kettenlänge
unbekannt. Daher kann es, wenn der Grad der Überlappung zwischen den verschiedenen Erkennungsstellen
unzureichend ist, Bereiche in der Sequenz geben, wo zusätzliche
Saccharid-Einheiten vorhanden sein können. Derartige Saccharid-Einheiten
können
undetektiert sein, wenn sie nicht in eine Erkennungsstelle irgendeines
der verwendeten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mittel fallen.
Die gesamte Sequenzinformation kann jedoch auch in diesem Fall erhalten
werden, indem man zuerst das Molekulargewicht des Saccharids, das
seine Kettenlänge
angibt, und zweitens seinen Gesamt-Monosaccharid-Gehalt beschafft.
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Eine
andere Möglichkeit
zum Schließen
von Lücken
in der Sequenzkarte ist das Verfahren des Beispiels 2, bei dem ein
sequenzieller Abbau durch Glycosidase eingesetzt wird, um Sequenzinformation
herzuleiten.
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Das
Vorliegen von Verzweigungspunkten in dem Saccharid kann das Verfahren,
wie es oben dargelegt ist, komplizieren. Eine Abhilfemöglichkeit
dagegen ist, Glycosidasen zu verwenden, um Bruchstücke des
Moleküls
herzustellen, und diese Teilstrukturen zu analysieren. Das Ausmaß der Verzweigung
in solchen Teilstrukturen ist offensichtlich geringer als in dem
gesamten Molekül.
Zusätzlich
können Reagenzien
eingesetzt werden, die Verzweigungspunkte spezifisch erkennen. Beispiele
für solche
Reagenzien sind z.B. die in Beispiel 1 oben eingesetzten Antikörper. Jeder
dieser Antikörper
bindet eine Saccharidsequenz, die mindestens einen Verzweigungspunkt
enthält.
Darüber
hinaus sind bestimmte Enzyme und Lectine erhältlich, die verzweigte Saccharidstrukturen
erkennen. Beispielsweise erkennt das Enzym Pullanase (EC 3.2.1.41)
eine verzweigte Struktur. Zusätzlich
können
Antikörper
erzeugt werden, indem man verzweigte Saccharidstrukturen als Antigene
verwendet. Darüber
hinaus ist es möglich,
Peptide zu erzeugen, die bestimmte Saccharidstrukturen, einschließlich verzweigter
Strukturen, binden (siehe z.B. Deng SJ, MacKenzie CR, Sadowska J,
Michniewicz J, Young NM, Bundle DR, Narang; Selection of antibody
single-chain variable fragments with improved carbohydrate binding
by phage display; J. Biol. Chem. 269, 9533–38, 1994).
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Zusätzlich sagt
in vielen Fällen
die Kenntnis der Struktur existierender Kohlenhydrate genau das
Vorliegen von Verzweigungspunkten voraus. Beispielsweise besitzen
N-verknüpfte
Glycane eine begrenzte Anzahl von Strukturen, wie auf S. 6 des Katalogs
von Oxford Glycosystems aufgelistet. Diese Strukturen reichen von
monoantennar bis pentaantennar. Die komplizierteren Strukturen ähneln einfacheren
Strukturen mit hinzugefügten
zusätzlichen
Saccharidresten. Daher ist es möglich,
wenn die monoantennare Struktur identifiziert ist, alle der Verzweigungspunkte
in einer komplizierteren Struktur einfach durch Identifizieren der
zusätzlichen Reste
und durch Vergleichen dieser Daten mit einer Bibliothek N-verknüpfter Glycanstrukturen
vorherzusagen.
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Darüber hinaus
ist es durch Analysieren von Daten, die nach dem Verfahren der Erfindung
gesammelt wurden, oft möglich,
das Vorliegen und die Lage von Verzweigungspunkten logisch abzuleiten.
Wenn beispielsweise zwei Erkennungsstellen, als a und b bezeichnet,
auf unterschiedlichen Zweigen liegen, dann führt ein Verdau mit einer Glycosidase,
deren Stelle zwischen dem reduzierenden Ende und dem Verzweigungspunkt
liegt, zum Verlust des Markers des reduzierenden Endes. Die Marker
für die
beiden Erkennungsstellen a und b bleiben jedoch. Wenn eine zwischen
dem Verzweigungspunkt und der Erkennungsstelle a liegende Glycosidase
verwendet wird, dann werden der Marker für die Erkennungsstelle b und
der Marker des reduzierenden Endes abgespalten. Wenn man die Möglichkeit
von Verzweigungspunkten nicht berücksichtigt, würde dies anzeigen,
dass die Erkennungsstelle b zwischen der Erkennungsstelle a und
dem reduzierenden Ende liegt. Wenn jedoch eine zwischen der Erkennungsstelle
b und dem Verzweigungspunkt liegende Glycosidase verwendet wird,
werden der Marker des reduzierenden Endes und die Erkennungsstelle
a abgespalten. Wenn man die Möglichkeit
der Verzweigung wiederum nicht berücksichtigt, würde dies
anzeigen, dass die Erkennungsstelle a zwischen dem reduzierenden
Ende und der Erkennungsstelle b liegt. Diese Folgerungen sind offensichtlich
unvereinbar miteinander und können
nur gelöst
werden, wenn man annimmt, dass die Erkennungsstellen a und b auf
zwei unterschiedlichen Zweigen liegen. Der Verzweigungspunkt liegt
zwischen den Erkennungsstellen a und b und der ersten der obigen
Glycosidasen. Die anderen verwendeten obigen Glycosidasen liegen
jede auf einem Zweig zwischen dem Verzweigungspunkt und der jeweiligen
Erkennungsstelle (a oder b).
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Daher
ist es möglich,
wenn in dem Verfahren der Erfindung Mittel, die verzweigte Strukturen
erkennen, als im Wesentlichen Sequenz-spezifische Mittel verwendet
werden, Information hinsichtlich Vorliegen und Lage von Verzweigungspunkten
in dem Saccharid-Molekül
herzuleiten. Diese Information kann dann verwendet werden, um Sequenzkarten
jedes Zweigs der Struktur zu konstruieren, was eine Sequenzkarte
der gesamten verzweigten Struktur ergibt. Die Lücken in einer solchen Struktur
können
dann gemäß der Erfindung
wie in dem Fall von unverzweigten Sacchariden geschlossen werden,
d.h. durch Verwendung zusätzlicher
Reaktionen, durch Verdau mit Glycosidasen, wodurch die Bereiche
des Moleküls,
wo Lücken
vorliegen, spezifisch zur weiteren Analyse gemäß dem Verfahren der Erfindung
isoliert werden, und durch sequenziellen Glycosidase-Verdau, wie
weiter oben beschrieben.
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Zusammenfassend
weist ein Verfahren zur Bestimmung der Sequenz eines Saccharids
und/oder zur Kartierung der Struktur des Saccharids gemäß der Erfindung
folgende Schritte auf:
- 1. Sammeln von Tripletts
des Typs 1 und des Typs 2
- 2. Sortieren der Tripletts nach Ähnlichkeit
- 3. Vergleichen von Tripletts mit unterschiedlichen Glycosidase-Erkennungsstellen
- 4. Anordnen der Tripletts in der Reihenfolge des Auftretens
auf dem Saccharid
- 5. Anordnen der Glycosidase-Erkennungsstellen
- 6. Prüfen
der Kompatibilität
mit den Tripletts
- 7. Anordnen von Erkennungssequenzen von Glycosidasen und von
ersten und zweiten im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mitteln
in einer einzigen Dateiordnung
- 8. Konvertieren der Erkennungssequenzen (Stellen) in Polysaccharid-Sequenzen
- 9. Korrigieren von "Überlappungs"-Problemen
- 10. Ausgeben einer Sequenz
- 11. Vergleichen aller verfügbaren
Daten
-
Nach
Ausführung
des obigen Schritts 5 ist eine vorläufige Reihenfolge von Glycosidase-Stellen
erstellt. in Schritt 6 wird nun für jedes Triplett geprüft, ob darauf
basierende Voraussagen mit der Reihenfolge in Übereinstimmung sind. Dann wird
auf der Basis von Widersprüchen
in den Daten ein neues Modell erzeugt, das zu den Daten des Tripletts
passt. Dieses Modell wird dann gegenüber den Daten aller Tripletts
getestet. Darüber
hinaus können
zusätzliche
Reaktionen ausgeführt
werden, um zusätzliche
vektorielle Information bezüglich
der Erkennungsstellen, die das Triplett beinhalten, herauszuholen.
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Nach
dem obigen Schritt 8, in dem die sequenziell angeordneten Erkennungsstellen
in eine Sequenz tatsächlicher
Monosaccharid-Einheiten konvertiert werden, kann ein Modell der
Saccharidsequenz vorgeschlagen werden. Um das Modell zu testen,
muss eine Anzahl von Fragen beantwortet werden. Die erste davon
ist: Was ist die minimale Sequenz, die noch dieselbe Sequenzkarte
haben würde?
Auf dieser Stufe wird Information zum Molekulargewicht und zur Monosaccharid-Zusammensetzung,
falls verfügbar,
nicht berücksichtigt.
Dieser Schritt dient nur der Erzeugung einer Sequenz, die alle verfügbaren Daten
mit so wenig Widersprüchen
wie möglich
enthält.
In der Hinsicht ist die zweite Frage, die zu beantworten ist: Stimmt
die minimale Sequenz noch mit allen an dem Punkt verfügbaren Daten überein (ausgeschlossen
die optionalen Molekulargewicht- und
Monosaccharid-Zusammensetzungs-Daten)? Die dritte zu beantwortende
Frage ist: Gibt es andere Sequenzen, die zu der Sequenzkarte, wie
sie erstellt wurde, passen würden?
Wenn ja, dann können
die zusätzlichen
Sequenzen getestet werden unter Verwendung der Frage: Wie stimmt
jedes Sequenzmodell überein
mit der Triplett-Information und mit zusätzlichen optionalen Daten,
wie Information zum Molekulargewicht, zur Monosaccharid-Zusammensetzung
und zu aus der Biologie bekannten Modell-Saccharidstrukturen.
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Schließlich wird
dann das Sequenzmodell, das gemäß den oben
beschriebenen Schritten 1 bis 10 als das beste befunden wurde, gegenüber allen
Tripletts, der Monosaccharid-Zusammensetzung, vorheriger Kenntnis
zum Molekulargewicht und zur strukturellen Zusammensetzung des Saccharids,
und gegenüber
Vorhersagen ausgehend von biologisch existenten ähnlichen Strukturen getestet.
Durch ein derartiges wiederholtes Testen werden die Widersprüche zwischen
den verfügbaren
Daten und dem Sequenzmodell identifiziert, und wenn möglich, wird
das Sequenzmodell angepasst, um die Daten besser zu repräsentieren.
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Beispiel 5
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Glycomolekül-Identitäts(GMID)-Analyse
von Milchproben
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Das
Ziel dieses Beispiels ist, die Anwendung der GMID-Technik auf die
Analyse und den Vergleich von Milchproben zu zeigen.
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A. Membranen und Lectine
der ersten Schicht:
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Die
in den hierin unten beschriebenen Experimenten verwendete Trägeroberfläche ist
eine Nitrocellulose-Membran. Die Membranen wurden wie folgt hergestellt:
- 1. Nitrocellulose-Membranen wurden ausgeschnitten
und ihre obere Oberfläche
in eine Anordnung von 9 × 6
Rechtecken (jedes Rechteck 3 mm2) abgegrenzt.
Die Membranen wurden dann auf absorbierendes Papier gelegt und das
obere linke Rechteck einer jeden mit einem Stift markiert.
- 2. Lyophilisierte Lectine wurden erneut in Wasser bis zu einer
Endkonzentration von 1 mg/ml suspendiert. Die erneut suspendierten
Lectine (und eine Kontroll-Lösung:
5% Rinderserumalbumin) wurden vortexgemischt und 1 μl jeder Lösung auf
eines der 28 Rechtecke auf dem Blot, die in der folgenden veranschaulichenden
Darstellung eines typischen Blots durch Dunkeltönung angegeben sind, aufgegeben.
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Die
in diesem Experiment verwendeten Lectine sind in Tabelle 11 aufgelistet.
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- 3. Die hergestellten Blots wurden in 90 mm
Petrischalen gebracht.
- 4. Die Blots wurden blockiert, indem zu jeder Petrischale 10
ml irgendeiner geeigneten Blockierungslösung, die Fachleuten wohl bekannt
ist (z.B. 5% Rinderserumalbumin), zugegeben wurden.
- 5. Die Schalen, die die Blots in der Blockierungslösung enthielten,
wurden durch Drehen auf einem Drehtisch (50 U/min) für 2 h bei
Raumtemperatur (oder über
Nacht bei 4°C,
ohne Drehung) schonend bewegt.
- 6. Die Blots wurden dann durch Zugabe von 10 ml Wasch-Lösung zu
jeder Petrischale gewaschen. Irgendeine allgemein verfügbare gepufferte
Lösung
(z.B. Phosphat-gepufferte Kochsalzlösung) kann zur Durchführung der
Wasch-Schritte verwendet werden. Die Schalen wurden durch 5 Minuten
langes schonendes Drehen (50 U/min) gewachsen. Der Vorgang wurde
insgesamt dreimal durchgeführt,
wobei jedes Mal die alte Wasch-Lösung
verworfen und durch eine frische Lösung ersetzt wurde.
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B: Zugabe von Milchproben:
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Die
verwendeten Milchproben waren wie folgt:
- 1.
UHT-Kuhmilch mit langer Haltbarkeitsdauer (3% Fett), erhalten von
Ramat haGolan dairies, Israel (Charge 522104);
- 2. pasteurisierte Ziegenmilch, erhalten von Mechek dairies,
Israel (Chargen 1 und 2);
- 3. nicht pasteurisierte Ziegenmilch, erhalten wie in 2. (Chargen
3 und 4).
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Die
Milchproben wurden auf 10% v/v verdünnt, und näherungsweise 5 ml jeder Probe
wurden auf separate Blots aufgebracht.
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Duplikat-Blots
wurden für
jede der vorgenannten Milchproben hergestellt. Zusätzlich wurde
ein weiteres Paar Blots ohne die Zugabe von Sacchariden hergestellt
(negative Kontrolle).
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Die
Blots wurden dann bei Raumtemperatur eine Stunde lang unter Bewegung
inkubiert.
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C. Gefärbte Lectine:
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Auf
der Basis von vorheriger Kenntnis der Monosaccharid-Zusammensetzung
der getesteten Milch und durch Anwendung eines Computerprogramms
auf der Basis des hierin unten in Beispiel 7 beschriebenen Algorithmus
wurden die folgenden gefärbten
Lectine ausgewählt:
Con A, VVA.
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Eine
Mischung dieser zwei Lectine wurde in Wasch-Lösung hergestellt, so dass die
Konzentration jedes gefärbten
Lectins 2 mg/ml betrug.
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500 μl jeder Lectin-Mischung
wurden auf den wie oben beschrieben hergestellten Blots inkubiert.
Jeder Blot wurde sowohl durch Messen der Fluoreszenz von Fluorescein
bei 520 nm als auch, im Falle des biotinylierten Lectins, durch
Messen des Signals der blauen TMB-Farbe, die nach Reaktion von Biotin
mit einer HRP-Streptavidin-Lösung erzeugt
wurde, gelesen.
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Die
für die
FITC-markierten und Biotin-markierten Lectine erhaltenen Ergebnisse
sind in den Tabellen 12 bzw. 13 angegeben. Die in diesen Tabellen
vorgelegten Ergebnisse sind auf einer Skala von 0 bis 3 gemessen,
wobei 0 ein Signal repräsentiert,
das unterhalb des Rauschpegels liegt, und wobei Ergebnisse von 1
bis 3 positive Signale (über
Rausch) nach Subtraktion der für
die Kontrolle ohne Saccharid erhaltenen Ergebnisse repräsentieren.
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Aus
diesen Ergebnissen erhaltene Glycomolekül-Identitäts(GMID)-Karten für pasteurisierte
Ziegenmilch (Chargen 1 und 2), nicht pasteurisierte Ziegenmilch
(Chargen 3 und 4) und Kuhmilch sind in 1 (A bis E)
gezeigt. Die Positionen der Lectine 1 bis 24 sind auf der Oberseite
jeder Karte 1 in einer Reihe von links nach rechts gezeigt.
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D. Interpretation der
Ergebnisse:
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Die
Kuhmilchprobe ergab eine GMID, die anzeigte, dass das Polysaccharid
in der Probe Saccharide enthält,
die positive Ergebnisse für
Lectine ergeben, die spezifisch sind für:
- a.
Glucose/Mannose (ConA, PSA und LCA);
- b. GlcNac (WGA und DSA).
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Die
pasteurisierten Ziegenmilchproben ergaben positive Ergebnisse für:
- a. Glucose/Mannose (conA, PSA und LCA);
- b. GlcNac (DSA).
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Es
wurde kein Unterschied in der Lectin-Reaktivität zwischen den getesteten Chargen
beobachtet.
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Die
nicht pasteurisierte Ziegenmilchprobe ergab eine positive Reaktion
für:
- a. Glucose/Mannose (ConA, PSA und LCA);
- b. GlcNac (DSA).
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Zusammenfassend
unterschied sich die Kuhmilch von der Ziegenmilch dadurch, dass
nur die erstere mit WGA reagierte. Es gab im Wesentlichen keinen
Unterschied zwischen den pasteurisierten und den nicht pasteurisierten
Ziegenmilchproben mit der Ausnahme, dass die Signalintensität in den
pasteurisierten Proben signifikant niedriger war.
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Beispiel 6
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Glycomolekül-Identitäts(GMID)-Analyse
von Lipopolysacchariden
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Eine
GMID-Analyse wurde an fünf
unterschiedlichen bakteriellen Lipopolysacchariden durchgeführt, die
von Sigma Chemical Co. (St. Louis, Missouri, USA) (LPS#1, 7, 10,
15 und 16) erhalten wurden, wobei im Wesentlichen das Verfahren,
wie es in Beispiel 5 oben beschrieben ist, verwendet wurde. Die
verwendeten gefärbten
Lectine waren ECL, WGA, VVA und SBA.
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Die
für die
LPS-Proben #1, 7, 10, 15 und 16 erhaltenen GMID-Karten sind in 2 gezeigt
(A bis E). Aus dieser Figur ist ersichtlich, dass die GMID-Karten
charakteristische "Fingerabdrücke" für jedes
der verschiedenen Lipopolysaccharide liefern, und zur Identifizierung
der Anwesenheit dieser Verbindungen in Proben, die Bakterien oder
Gemische ihrer Produkte enthalten, verwendet werden können.
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Beispiel 7
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Verfahren
zum Auswählen
gefärbter
Lectine
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Wenn
gefärbte
Lectine zur Verwendung in dem Verfahren der Polysaccharid-Analyse, das in den
Beispielen 5 und 6 veranschaulicht ist, ausgewählt werden, muss eine Anzahl
von Faktoren in Betracht gezogen werden. Unter diesen Erwägungen ist
das Erfordernis, dass jedes der gewählten Lectine eine unterscheidbare Farbe
oder ein anderes nachweisbares Merkmal hat, und das Erfordernis,
Wechselwirkungen zwischen den Lectinen zu verringern. Ein Ablaufdiagramm,
das einen Algorithmus zur Verwendung bei der Auswahl gefärbter Marker
veranschaulicht, ist in 3 gezeigt. Der in 3 gezeigte
Algorithmus beginnt mit der Auswahl von n gefärbten Lectinen (oder anderen
nachweisbaren Markern) 101, wobei die anfängliche
Auswahl gemäß Information,
die über
die teilweise oder vollständige
Monosaccharid-Zusammensetzung des zu analysierenden Saccharids erhalten
wurde, gemacht wird. In dem nächsten
Schritt 102 werden die Farben der ausgewählten Lectine
untersucht, um auf Identität/Nicht-Identität der ausgewählten Farben
zu prüfen.
Wenn es in der ausgewählten
Gruppe identische Farben gibt, dann geht der Prozess mit Schritt 103 weiter,
ansonsten geht der Ablauf mit Schritt 104 weiter. In Schritt 103 wird
eines der Lectine, von dem gefunden wurde, dass es eine nicht-eindeutige
Farbe hat, durch ein anderes Lectin ersetzt, das zur gleichen Bindungskategorie
gehört
(d.h. eines, das dieselbe Monosaccharid-Bindungsspezifität hat);
der Ablauf geht mit Schritt 102 weiter. In Schritt 104 werden
die n ausgewählten
Lectine getestet, um irgendeine Kreuzreaktivität miteinander und mit den nicht-gefärbten Lectinen,
die in der ersten Stufe des hierin oben in Beispiel 5 beschriebenen
Verfahrens verwendet werden, nachzuweisen. Wenn Kreuzreaktivität gefunden
wird, dann wird der Prozess mit Schritt 105 fortgesetzt,
ansonsten geht der Ablauf mit Schritt 106 weiter, wo der
Algorithmus endet. In Schritt 105 wird eines der Lectine,
von dem festgestellt wurde, dass es mit einem anderen Lectin kreuzreagiert,
durch ein Lectin ersetzt, das nicht kreuzreagiert; der Ablauf geht
dann mit 102 weiter. Der Algorithmus endet mit Schritt 106.
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Es
muss betont werden, dass der oben beschriebene Algorithmus zwar
für kleine
Werte von n und für Saccharide
mit einer einfachen Monosaccharid-Zusammensetzung von dem Operator
selbst, der/die sich manuell durch jeden Schritt des Auswahlverfahrens
hindurcharbeitet, angewendet werden kann. Alternativ (und insbesondere
für Fälle, wo
n eine größere Zahl
ist oder die Monosaccharid-Zusammensetzung komplexer ist) kann der
hierin oben beschriebene algorithmische Prozess von einem Computerprogramm
durchgeführt
werden, das zur Ausführung
des Prozesses entworfen wurde.
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Die
obigen Beispiele haben die Brauchbarkeit des hierin beschriebenen
Verfahrens gezeigt. Sie wurden jedoch nur zum Zwecke der Veranschaulichung
hinzugefügt.
Es ist für
einen Fachmann klar, dass viele Abwandlungen bei den verwendeten
im Wesentlichen Sequenz-spezifischen Mitteln, bei den Reaktionsbedingungen
dafür,
bei den Techniken zur Immobilisierung und bei der Abfolge der Markierungs-,
Reaktions- und Nachweisschritte durchgeführt werden können, alles
ohne über
den Umfang der Erfindung hinauszugehen.