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Die
Erfindung betrifft eine Flüssigkristallvorrichtung
und ein Display mit einer solchen. Ein derartiges Display kann z.B.
auf den Gebieten des Fernsehens, von Computermonitoren, Flachschirmgeräten und
Bildverarbeitungsgeräten
verwendet werden.
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Flüssigkristalle
sind Materialien, die teilweise durch Moleküle anisotroper (d.h. nicht
kugelförmiger) Form
gekennzeichnet sind. In Flüssigkeiten
fehlt es Molekülen
an einer Ordnung. In Kristallen sind Moleküle sowohl ausrichtungsmäßig als
auch positionsmäßig geordnet.
In Flüssigkristallen
zeigen Moleküle eine
Ordnung, die zwischen der einer Flüssigkeit und der eines richtigen
Kristalls liegt. Es existiert eine Anzahl verschiedener Flüssigkristallphasen.
Die nematische Flüssigkristallphase
ist durch anisotrope Moleküle
gekennzeichnet, die einen gewissen Grad einer Orientierungsausrichtung
zeigen, denen es jedoch an einer relativen positionsmäßigen Ordnung
fehlt. In smektischen Flüssigkristallphasen
zeigen Moleküle eine
gewisse ausrichtungsmäßige und
auch eine gewisse positionsmäßige Ordnung,
jedoch in einer eingeschränkten
Anzahl räumlicher
Richtungen.
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Die
tatsächliche
Phase wie sie für
ein Flüssigkristallmaterial
auftritt, hängt
von der Temperatur ab. Bei hohen Temperaturen (für viele in Anzeigevorrichtungen
verwendete Materialien ungefähr über 100°C) geht die
gesamte Ordnung verloren und das Material wird zu einer isotropen
Flüssigkeit.
Wenn die Temperatur gesenkt wird, erfahren Materialien, wie sie üblicherweise
in Anzeigevorrichtungen verwendet werden, einen Übergang in eine nematische
Phase. Wenn die Temperatur weiter gesenkt wird, tritt ein Übergang
in eine smektische Phase auf, oder bei niedriger Temperatur kann
eine richtige Kristallphase auftreten.
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Ein
bekannter Displaytyp, wie er z.B. in
US
4 566 758 und
US 4 635
051 offenbart ist, verfügt über eine "pi-Zelle". Es ist eine Schicht
eines nematischen Flüssigkristalls
zwischen Ausrichtungsschichten angeordnet, die für parallele Ausrichtung und
geringe Vorverkippung, von typischerweise weniger als 10° sorgen.
Der typische nematische Flüssigkristall
zeigt positive dielektrische Anisotropie. Der Zustand der Flüssigkristalldirektoren
in der Schicht wird durch eine Elektrodenstruktur gesteuert, z.B.
entsprechend dem Adressierungstyp mit einer in Pixel unterteilten Aktivmatrix.
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Bei
einem derartigen Flüssigkristalldisplay wird
jedes Pixel über
einen vorbestimmten Spannungsbereich betrieben. Der Flüssigkristalldirektor im
zentralen Bereich der Flüssigkristallschicht
verbleibt bei allen Spannungen innerhalb des Betriebsbereichs im
Wesentlichen orthogonal zur Ebene der Ausrichtungsschichten, wohingegen
der Flüssigkristalldirektor
in den Oberflächenbereichen
dicht an den Ausrichtungsschichten eine Umorientierung erfährt, wenn
die angelegte Spannung variiert wird. Eine derartige Vorrichtung
ist als "in einem
Oberflächenmodus
arbeitende Vorrichtung" bekannt,
da ein Schaltvorgang in Oberflächenbereichen
erfolgt, die angrenzend an die Ausrichtungsschichten liegen, wohingegen
im Volumen des Flüssigkristalls
nur ein geringes oder kein Schalten auftritt.
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Da,
wie es gut bekannt ist, Flüssigkristalle optisch
anisotrop ("doppelbrechend") sind, erleidet ein
polarisierter Lichtstrahl, der durch einen Flüssigkristall läuft, im
Allgemeinen eine gewisse Änderung seines
Polarisationszustands. Daher ermöglicht
die Verwendung eines Flüssigkristalls
in Verbindung mit optischen Polarisatoren den Aufbau eines optischen Verschlusses,
der wiederum die Grundlage eines optischen Anzeigesystems bilden
kann. Für
eine in einem Oberflächenmodus
arbeitende Vorrichtung wird die Dicke der Flüssigkristallschicht typischerweise
so gewählt,
dass die optische Nacheilung des Systems über den Bereich der Betriebsspannung
der Vorrichtung über
eine halbe Welle variiert, wenn ein transmissives Display vorliegt,
oder über
eine Viertelwelle, wenn eine in einem Reflexionsmodus arbeitende Vorrichtung
vorliegt.
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Ein
anderer bekannter Typ einer in einem Oberflächenmodus arbeitenden Vorrichtung
ist in WO 97/12275 offenbart. Bei dieser Vorrichtung ist eine nematische
Flüssigkristallschicht
mit negativer dielektrischer Anisotropie zwischen Ausrichtungsschichten
angeordnet, die für
eine sehr hohe Vorverkippung, typischerweise über 80°, sorgen. Der Flüssigkristall
im Volumen der Schicht wird so ausgerichtet, dass die Flüssigkristalldirektoren
im Wesentlichen parallel zu den Ausrichtungsschichten verlaufen.
Das Schalten des Flüssigkristalldirektors
erfolgt vorwiegend in oberflächennahen
Bereichen der Vorrichtung, wenn das angelegte Feld zwischen zwei vorbestimmten Werten
umgeschaltet wird. Die Variation des angelegten Felds verursacht
eine Variation des Ausmaßes
der Splayverzerrung des Direktors in den oberflächennahen Bereichen. Eine derartige Vorrichtung
arbeitet demgemäß als variable
Verzögerungseinrichtung,
wie im Fall der pi-Zelle.
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Gemäß einer
ersten Erscheinungsform der Erfindung ist eine in einem Oberflächenmodus
arbeitende Flüssigkristallvorrichtung
mit einer Schicht eines nematischen Flüssigkristalls mit Viskositätskoeffizienten η1, η2 und γ1 in solcher Weise geschaffen, dass (η1–η2)/γ1 ≥ 1,15
oder (η1–η2)/γ1 ≥ 0,09 gilt.
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Gemäß einer
zweiten Erscheinungsform der Erfindung ist eine in einem Oberflächenmodus
arbeitende Flüssigkristallvorrichtung
mit einer Schicht eines nematischen Flüssigkristalls mit Viskositätskoeffizienten η1, η2 und γ1 in solcher Weise geschaffen, dass (η1–η2)/γ1 ≥ 1,15
oder (η1–η2)/γ1 ≥ 0,09,
bei einer Temperatur, bei der der Flüssigkristall mindestens 5°C entfernt
von einem Übergang
in eine andere Phase liegt, gilt.
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Die
andere Phase kann eine smektische Phase sein.
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Der
Flüssigkristall
kann bei mindestens einer Temperatur im Bereich von 0–60°C eine nematische Phase
zeigen.
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Abweichend
von herkömmlichen
Flüssigkeiten,
deren Viskosität
bei einer vorgegebenen Temperatur durch eine einzelne Zahl bestimmt
ist, erfordert es die Beschreibung des dynamischen Verhaltens eines
nematischen Flüssigkristalls,
dass fünf
Viskositätskoeffizienten
spezifiziert werden. Diese Viskositätskoeffizienten werden allgemein
als η1, η2, η3, η12 und γ1 bezeichnet, und sie sind von F. M. Leslie
in Quart. J. Mech. Appl. Math 19, S. 357 (1966); F. M. Leslie in
Arch. Ratio. Mech. Anal. 28, S. 265 (1968); und von M. Miesowicz
in Bull. Intern. Acad. Polon. Ser. A, 228, 1936 beschrieben. Ein
physikalisches Verständnis
der Art der Viskositäten η1, η2, η3, η12, γ1 kann unter Bezugnahme auf die 1 der
beigefügten
Zeichnungen erlangt werden.
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Es
sei ein idealisiertes Experiment betrachtet, bei dem eine gleichmäßig ausgerichtete
nematische Substanz zwischen zwei parallelen Platten liegt. Die
Platten werden geschert (d.h. in Bezug zueinander verschoben), während sie
parallel verbleiben. Die Einfachheit, mit der die Platten geschert
werden, steht in klarem Zusammenhang mit der Viskosität der nematischen
Sub stanz zwischen ihnen, die wiederum von der Ausrichtung des nematischen
Direktors zwischen den Platten abhängt. Eine Variation der Strömungsgeschwindigkeit
tritt normal zu den Plattenoberflächen auf. Wenn eine Situation
betrachtet wird, bei der die nematische Ausrichtung während des
Scherprozesses keine Änderung
erfährt,
existiert ersichtlich eine Anzahl grundlegender Situationen (siehe
die 1), zu denen jeweils ein Viskositätskoeffizient
gehört,
nämlich:
Direktor
parallel zum Geschwindigkeitsgradienten: η1
Direktor
parallel zur Strömungsrichtung: η2
Direktor normal zur Scherebene: η3
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Eine
strengere mathematische Vorgehensweise zeigt, dass auch eine vierte
Viskosität, η12, eingeführt werden muss, die eine Streckverformung
beschreibt.
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Schließlich muss
eine Viskosität
(γ1) eingeführt werden,
die Situationen beschreibt, bei denen die Ausrichtung der nematischen
Substanz nicht fixiert ist, wobei sich statt dessen ein Bereich
in Bezug auf den Rest des Systems dreht.
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Jegliche
dynamische Bewegung einer nematischen Substanz kann durch diese
fünf Viskositätskoeffizienten
beschrieben werden. Diese Viskositäten können durch Versuch experimentell
bestimmt werden, wie es von Ch. Gähwillerin "Direct Determination of the Five Independent
Viscosity Coefficients of Nematic Liquid Crystals", Molecular Crystals
and Liquid Crystals, 1973, Vol. 20, S. 301–318 beschrieben ist. Wenn
einmal die Koeffizienten für
eine nematische Substanz bekannt sind, kann ihre Verwendung in der
Theorie von Leslie für
ein detailliertes Verständnis
der Bewegung und der Reaktion eines nematischen Flüssigkristalls
auf eine angelegte Spannung sorgen.
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Es
wurde herausgefunden, dass eine spezielle, nicht offensichtliche
Beziehung zwischen dreien der fünf
Koeffizienten zu einem Vorteil hinsichtlich der Ansprechgeschwindigkeit
spezieller Flüssigkristallvorrichtungen,
wie der pi-Zelle und der in WO 97/12275 beschriebenen analogen Vorrichtung, führt.
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In "The pi-cell: A fast
liquid-crystal optical switching device" von P. J. Bos und K. R. Koehler/Beran", Mol. Cryst. Liq.
Cryst., 1984, Vol. 113, S. 329–339
weisen die Autoren darauf hin, dass die pi-Zelle (eine Vorrich tung,
bei der die Vorverkippung an beiden Flächen in derselben Richtung
zeigt) gegenüber
einer Vorrichtung mit entgegengesetzt gerichteten Vorverkippungen
an den beiden Flächen
einen Geschwindigkeitsvorteil aufweist. Die 2 der beigefügten Zeichnungen
veranschaulicht dies.
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Wie
es in der oberen Reihe der 2 dargestellt
ist, bewirkt, wenn von einer Vorrichtung mit antiparalleler Vorverkippung
eine Spannung weggenommen wird, die anschließende Relaxation des Direktors
ein "Rückwärts"-Drehmoment am Direktor
im Zentrum der Zelle. Dieses Drehmoment verlangsamt die Zellenrelaxation.
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Wie
es in der unteren Reihe der 2 dargestellt
ist, wird in einer pi-Zelle
mit paralleler Vorverkippung im Zentrum der Zelle kein derartiges "Rückwärts-Drehmoment" erzeugt, und demgemäß relaxiert
diese Vorrichtung schneller.
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Bos
et al. geben nicht an, wie durch eine korrekte Wahl von Viskositätskoeffizienten
die Geschwindigkeit einer pi-Zelle maximiert werden könnte. Eine
detaillierte Analyse hat es uns ermöglicht, zu zeigen, dass die
Maximalgeschwindigkeit für
eine pi-Zelle erzielt wird, wenn der Parameter (η1–η2)/γ1 einen Wert aufweist, der deutlich von 1
abweicht.
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Es
ist bekannt, dass der Parameter (η1–η2)/γ1 bei nematischen Flüssigkristallen einen Wert von
1,0 oder nahe dabei aufweist. Es wird theoretisch vorhergesagt,
dass dieser Parameter den Wert 1,0 aufweist, und dies wurde für einen
großen
Bereich nematischer Flüssigkristallmaterialien
experimentell bestätigt,
wie es z.B. von D. Armitage und J. Larimer in SID 96 Digest, S.
584 (1996) offenbart ist. Es hat sich herausgestellt, dass durch
Auswählen
dieses Parameters in solcher Weise, dass er wesentlich von 1 verschieden
ist, die Schaltgeschwindigkeit und die Temperaturantwort einer in
einem Oberflächenmodus
arbeitenden Flüssigkristallvorrichtung
variiert werden kann, um z.B. für
Videoanzeigetafeln oder für Halbbild-sequenzielle
Videoanzeigetafeln für
höhere Schaltgeschwindigkeiten
zu sorgen. Die Auswahl dieses Parameters ermöglicht es auch, Vorrichtungen
für Betrieb über große Temperaturbereiche
zu schaffen, wie für
Displays in Fahrzeugen und tragbare Anzeigevorrichtung im Freien
(z.B. Personal Organisers). Der Stand der Technik offenbart die
Rolle nematischer Viskositäten
beim Schalten von in einem Oberflächenmodus arbeitenden Vorrichtungen
nicht.
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Der
nematische Flüssigkristall
kann über eine
zugrundeliegende smektische Phase verfügen.
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Die
Flüssigkristallschicht
kann ein Polymernetzwerk aufweisen, dass durch Polymerisation eines
polymerisierbaren Materials mit der Schicht ausgebildet wird, die
auf eine Temperatur gekühlt
wird, bei der der nematische Flüssigkristall
eine smektische Phase aufweist.
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Der
Flüssigkristall
kann über
positive dielektrische Anisotropie verfügen, und er kann zwischen einer
ersten und einer zweiten Ausrichtungsschicht angeordnet sein, die
für eine
im Wesentlichen parallele Ausrichtung und eine Vorverkippung von
unter 45° sorgen.
Die Vorverkippung kann kleiner als 10° sein.
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Der
Flüssigkristall
kann negative dielektrische Anisotropie aufweisen, und er kann zwischen einer
ersten und einer zweiten Ausrichtungsschicht angeordnet sein, die
für eine
im Wesentlichen parallele Ausrichtung und eine Vorverkippung über 45°, vorzugsweise über 80°, sorgen.
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(η1–η21)/γ1 kann kleiner als null sein.
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Gemäß einer
dritten Erscheinungsform der Erfindung ist ein Display mit einer
Vorrichtung gemäß der ersten
oder der zweiten Erscheinungsform der Erfindung geschaffen.
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Die
Erfindung wird, beispielhaft, unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnung
weiter beschrieben.
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1 ist
ein Diagramm zum Veranschaulichen der Art von Flüssigkristallviskositäten;
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2 ist
ein Diagramm zum Veranschaulichen der Relaxation in zwei Flüssigkristallzellen
mit verschiedenen Ausrichtungen;
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3 ist
eine schematische Schnittansicht eines Teils eines in einem Oberflächenmodus
arbeitenden Flüssigkristalldisplays,
das eine Ausführungsform
der Erfindung bildet;
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4 ist
ein Diagramm zum Veranschaulichen der Ausrichtungen verschiedener
Achsen des Displays der 3;
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5 ist
ein Kurvenbild zur Transmission über
der Zeit für
eine Vorrichtung Vorverkippung vom in der 3 dargestellten
Typ, wenn eine Relaxation von einem hohen angelegten Feld auf ein
niedriges angelegtes Feld erfolgt;
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6 ist
eine schematische Schnittansicht eines Teils eines anderen in einem
Oberflächenmodus
arbeitenden Flüssigkristallsdisplays,
das eine andere Ausführungsform
der Erfindung bildet;
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7 ist
ein Diagramm zum Veranschaulichen der Ausrichtungen verschiedener
Achsen des Displays der 6; und
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8 ist
ein Phasendiagramm eines geeigneten Flüssigkristallmaterials.
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In
allen Zeichnungen kennzeichnen gleiche Bezugszahlen gleiche Teile.
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Die 3 veranschaulicht
ein in einem Transmissionsmodus arbeitendes Flüssigkristalldisplay vom pi-Zelle-Typ.
Das Display verfügt über einen an
der Außenseite
des Substrats 2, das z.B. aus Glas besteht, angeordneten
Polarisator 1. An der Innenseite des Substrats 2 ist
eine Elektrodenschicht 3 ausgebildet, die, z.B., Teil einer
Aktivmatrix-Adressieranordnung mit transparenten Elektroden aus
z.B. Indiumzinnoxid (ITO) bildet. Auf der Elektrodenschicht 3 ist
eine Ausrichtungsschicht 4, z.B. aus geriebenen Polyimid,
ausgebildet.
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An
der Außenseite
eines Substrats 7, dessen Innenseite eine Elektrodenschicht 8 trägt, die
mit der Elektrodenschicht 3 zusammenwirkt, um für eine geeignete
Adressierung der Bildelemente (Pixel) des Displays zu sorgen, sind
ein Polarisator 5 und ein Verzögerer 6 angeordnet.
Auf der Elektrodenschicht 8 ist eine Ausrichtungsschicht 9,
z.B. aus geriebenem Polyimid, ausgebildet.
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Die
Ausrichtungsschichten 4 und 9 sind durch Abstandshalter
(nicht dargestellt) voneinander beabstandet, und der Zwischenraum
zwischen ihnen ist mit einer nematischen Flüssigkristallschicht 10 aufgefüllt. Der
Flüssigkristall 10 verfügt über positive dielektrische
Anisotropie, und die Ausrichtungsschichten 4 und 9 sind
so ausgerichtet, dass sie für parallele
Ausrichtung bei kleiner Vorverkippung, von z.B. ungefähr 5°, sorgen.
Bei einem typischen Beispiel eines derartigen Displays weist die
Schicht 10 eine Dicke von 7 μm auf, und der nematische Flüssigkristall
verfügt über Dielek trizitätskonstanten ε || = 14,1, ε ⊥ = 4,1,
Brechungsindizes no = 1,4895, ne = 1,6122
und Elastizitätskonstanten
K11 = K22 = K33 = 10 pn.
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Wie
es in der 4 dargestellt ist, verfügt der Polarisator 1 über eine
vertikale Polarisationsachse 11 (d.h. unter 0° ausgerichtet),
die Flüssigkristallschicht 10 verfügt über eine
optische Achse 12 (parallel zur Ausrichtungsrichtung der
Flüssigkristallschicht),
die unter +45° ausgerichtet
ist, der Verzögerer 6 verfügt über eine
optische Achse 13, die unter –45° ausgerichtet ist und der Polarisator 5 verfügt über eine
Polarisationsachse 14, die unter 90°, d.h. orthogonal zur Polarisationsachse 11 des
Polarisators 1 ausgerichtet ist. Die Elektrodenschichten 3 und 8 sind
so angeordnet, dass sie Spannungen an die Ausrichtungsschichten 4 und 9 und
die Flüssigkristallschicht 10 anlegen,
die zwischen 8 Volt und 2 Volt umschaltbar sind, um die Anzeigepixel
zwischen einem dunklen oder stark geschwächten Zustand und einem hellen
oder hoch transmissiven Zustand umzuschalten.
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Der
Effekt des 8-Volt-Felds an der Flüssigkristallschicht 10 ist
bei 15 veranschaulicht. Der größte Teil des Flüssigkristallmaterials
befindet sich in einem solchen Zustand, dass die Direktoren im Wesentlichen
orthogonal zu den Ausrichtungsschichten 4 und 9 stehen.
So zeigt die Flüssigkristallschicht 10 eine
relativ kleine Restnacheilung. Die Nacheilung der Verzögerungseinrichtung 6 wird
so gewählt,
dass sie im Wesentlichen der Restnacheilung entspricht, und da die
optischen Achsen 12 und 13 der Flüssigkristallschicht 10 und
der Verzögerungseinrichtung 6 orthogonal
aufeinander stehen, hebt die Verzögerungseinrichtung 6 die
Restnacheilung der Schicht 10 effektiv auf, so dass die
Vorrichtung zwischen den Polarisatoren 1 und 5 im
Wesentlichen die Nacheilung null zeigt. Demgemäß wirkt ein Pixel, wenn es sich
in diesem Zustand befindet, wie gekreuzte Polarisatoren, und daher
ist es im Wesentlichen undurchsichtig, so dass es schwarz erscheint.
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Der
Effekt des niedrigeren an die Schicht 10 angelegten Felds
ist bei 16 veranschaulicht. Die Direktoren der an die Ausrichtungsschichten 4 und 9 angrenzenden
Flüssigkristallschicht
sind von der 90°-Ausrichtung
der Direktoren im Volumen der Schicht 10 weggekippt. Die
Nacheilung der Schicht 10 ist daher wesentlich höher, und
sie ist so beschaffen, dass sie, in Kombination mit der Nacheilung
der Verzögerungseinrichtung 6,
im Wesentlichen für
eine Nacheilung einer halben Welle sorgt, und zwar z.B. für Licht
mit einer Wellenlänge
von 550 Nanometern, was ungefähr
der Mitte des sichtbaren Spektrums entspricht. Der Effekt hiervon
besteht darin, zwischen den gekreuzten Polarisatoren 1 und 5,
wobei die optischen Achsen unter 45° zu den Polarisationsachsen 11 und 14 ausgerichtet
sind, eine Halbwellen-Verzögerungseinrichtung
zu bilden. So wird der Polarisationsvektor von Licht vom Polarisator 1 auf
90° geschaltet,
weswegen dieses Licht vom Polarisator 5 mit minimaler Schwächung durchgelassen
wird. so erscheint ein Pixel in diesem Zustand weiß.
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Die 5 veranschaulicht
die Transmission durch ein Pixel der Vorrichtung in den 3 und 4 als
prozentualen Wert über
der Zeit in Millisekunden, wenn das Pixel vom schwarzen in den weißen Zustand
umgeschaltet wird, d.h. das angelegte Feld von 8 Volt auf 2 Volt
verringert wird. Für
verschiedene Werte des Parameters (η1–η2)/γ1 sind mehrere "elektrooptische Relaxationskurven" dargestellt. Für jede diese
Kurven hat das Verhältnis η2/γ1 den Wert 0,25, und das Verhältnis η12/η1 hat den Wert 0,1.
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Die
Kurve für
den Parameter 1 entspricht bekannten pi-Zelle-Anordnungen,
und sie zeigt in der "Relaxations"richtung eine Schaltzeit
von ungefähr 10 Millisekunden,
um ungefähr
90% Transmission zu erreichen, was der Relaxation der Flüssigkristalldirektoren
in den Oberflächenschichten
der Flüssigkristallschicht 10 entspricht.
Die anderen Kurven veranschaulichen verschiedene Werte dieses Parameters,
der, gemäß der Erfindung,
größer als
1,15 oder kleiner als 0,9 ist. In all diesen Fällen ist die Relaxationszeit
verringert, so dass die Schaltgeschwindigkeit erhöht ist.
Z.B. ist bei einem Parameterwert von 0,1 die Schaltzeit auf ungefähr 5 Millisekunden
verringert, um ungefähr
90% Transmission zu erzielen. Daher ist es möglich, die Auffrischungsrate
eines Displays vom in einem Oberflächenmodus arbeitenden Typ wesentlich
zu erhöhen,
und dies ermöglicht
es z.B. mit einer Videoratearbeitende Displays und farbsequenzielle
Displays zu schaffen, die bei einer standardmäßigen Vollbild- oder Halbbildrate
arbeiten, oder verbesserte Funktionalität zu erzielen.
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Wie
oben beschrieben, sind viele nematische Materialien dergestalt,
dass der Parameter (η1–η2)/γ1 den Wert 1 oder im Wesentlichen den Wert 1
hat. Jedoch tritt eine Ausnahme hiervon auf, wenn sich ein nematisches
Material auf einer Temperatur nahe an einem Phasenübergang
zu einer smektischen Phase befindet, wie es z.B. von H. -H. Graf,
H. Kneppe, F. Schneider, in Mol. Phys. 65, S. 23–38, 1981 beschrieben ist.
Demgemäß sind nematische Materialien
mit einer zugrundeliegenden smektischen Phase zur Verwendung beim
in den 3 und 4 dargestellten Display besonders
geeignet. Von speziellem Interesse sind Materialien mit sogenannten "injizierten smektischen
Phasen", wie z.B.
von M. J. Bradshaw, E. P. Raynes in Mol. Cryst. Liq. Cryst. 99,
S. 107 (1983) offenbart. Es kann daher erwartet werden, dass pi-Zellen von in den 3 und 4 dargestellten
Typ unter Verwendung derartiger Materialien aufgrund ihrer vorteilhaften,
d.h. von eins abweichenden, Werten des Parameters (η1–η2)/γ1 eine unübliche
Temperaturabhängigkeit
zeigen.
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Die 6 und 7 entsprechen
den 3 bzw. 4, jedoch veranschaulichen sie
eine in einem Oberflächenmodus
arbeitende Vorrichtung vom in WO 97/12275 offenbarten Typ mit einer
nematischen Flüssigkristallschicht 10 mit
einem von eins abweichenden Parameter (η1–η2)/γ1. Der Effekt des Profils des Flüssigkristalldirektors über die
gesamte Flüssigkristallschicht 10 hinweg
ist bei 17 für
ein relativ hohes angelegtes Feld und bei 18 für ein relativ niedriges
angelegtes Feld dargestellt. Das Display der 6 unterscheidet
sich von dem der 3 dadurch, dass der nematische
Flüssigkristall
von negativer dielektrischer Anisotropie ist und die Ausrichtungsschichten 4 und 9 für relativ
hohe Vorverkippungen, von z.B. mehr als 80°, sorgen.
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Wenn
ein Pixel vom bei 17 dargestellten Zustand mit hohem Feld
auf den bei 18 dargestellten Zustand mit niedrigerem Feld
umgeschaltet wird, relaxieren die Direktoren in den Oberflächenschichten der
Schicht 10, um das Pixel von einem schwarzen in einen weißen Zustand
zurückzuschalten.
Durch Auswählen
des nematischen Flüssigkristallmaterials
der Schicht 10 in solcher Weise, dass es über einen
Parameter (η1–η2)/γ1 verfügt,
der wesentlich von 1 verschieden ist, wird die Relaxationszeit verringert,
so dass die Schaltgeschwindigkeit erhöht wird.
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Wie
oben beschrieben, zeigt es sich experimentell, dass die meisten
nematischen Materialien dergestalt sind, dass der Parameter (η1–η2)/γ1 dem Wert 1 oder im Wesentlichen dem Wert
eins entspricht. Ein Argument hierfür kann wie folgt angegeben
werden.
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Außer der 1 ist
es ersichtlich, da η1 die Viskosität für eine Scherbewegung mit Molekülen parallel
zum Geschwindigkeitsgradienten ist, und da η2 die
Viskosität
für Moleküle parallel
zur Strömungsrichtung
ist, dass die Differenz (η1–η2) in gewissem Sinn ein Maß für die Formanisotropie
(d.h. die Elliptizität)
der nematischen Moleküle
ist (in der Grenze, wenn die Moleküle kugelförmig sind, gilt selbstverständlich η1 = η2). Wie bereits angegeben, ist γ1 ein Maß dafür, wie leicht
sich ein kleiner Bereich nematischer Moleküle in Bezug auf ihre Nachbarn
verdrehen kann. Demgemäß ist γ1 auch
ein Maß für die Elliptizität der Moleküle (einfach
ausgedrückt,
ist es leichter, eine eingeschlossene Kugel gegenüber Nachbarn
zu verdrehen, als einen langen, dünnen Stab gegenüber anderen
Stäben
zu verdrehen). So sind in allgemeinem Sinn sowohl γ1 als
auch (η1–η2) Maße
für dieselbe
zugrundeliegende Eigenschaft nematischer Flüssigkristalle, nämlich die
elliptische Art der Phase, und demgemäß zeigt das Verhältnis (η1–η2)/γ1 die Tendenz, in der Größenordnung von eins zu liegen.
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Demgemäß ist eine
Suche nach nematischen Materialien mit (η1–η2)/γ1 ≠ 1
nicht offensichtlich (wie es, außerdem, ihre Verwendung in
pi-Zellen ist). Ein Verfahren zum Erhalten derartiger Materialien
besteht in der Suche nach unüblichen
Molekülformen
oder einer unüblichen
Molekülordnung.
Obwohl es von den Autoren nicht angegeben ist, zeigt eine sorgfältige Untersuchung
der Ergebnisse von H. -H. Graf, H. Kneppe, F. Schneider in Mol.
Phys. 77, S. 521–538,
1992, dass ein nematisches Material bei einer Temperatur nahe an
einem Phasenübergang
in eine smektische Phase (η1–η2)/γ1 ≠ 1
zeigen kann. Demgemäß können nematische
Materialien mit zugrundeliegender, oder übergeordneter, smektischen Phase
das erforderliche anomale (η1–η2)/γ1-Verhalten zeigen.
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Es
ist wünschenswert, über ein
nematisches Material zu verfügen,
das über
einen so großen
Temperaturbereich wie möglich
nahe an einem Phasenübergang
zu einem smektischen Material liegt. Es ist zu erwarten, dass pi-Zellen
des in den Zeichnungen dargestellten Typs unter Verwendung derartiger
Materialien wegen ihrer vorteilhaften, d.h. nicht eins entsprechenden,
Werte des Parameters (η1–η2)/γ1 eine ungewöhnliche Temperaturabhängigkeit
ihrer Viskositäten
zeigen. Ein Verfahren zum Erhalten nematischer Materialien, die über einen
großen
Temperaturbereich dicht an einem Phasenübergang in ein smektisches
Material liegen, ist von C. S. Oh in "Induced Smectic Mesomorphism by Incompatible
Nematogens", Mol.
CFryst. Liq. Cryst. 1977, Vol. 42, S. 1–4, und von M. J. Bradshaw,
E. P. Raynes in "The
Bend and Splay Elastic Constants on Approaching an Injected Smectic
Phase", Mol. Cryst.
Liq. Cryst., 1983, vol. 99, S. 107–116 beschrieben. Die 8 zeigt
ein Phasendiagramm vom in diesen Literaturstellen erörterten
Typ. Ein Gemisch aus polaren, nematischen Molekülen (wie 4-Cyano-4'-n-Pentylbiphenyl-Biphenyl)
mit nicht-polaren, nematischen Molekülen (wie 4'-n-Hexyloxyphenyl-4n-Butyl-Benzoat) kann zum Erscheinen
einer smektischen Phase bei gewissen Konzentrationen (d.h. zwischen
Konzentrationen 'a' und 'b' in der 8) führen. Ein
Gemisch bei 'c' zeigt über einen
großen
Temperaturbereich eine rein nematische Phase. Jedoch liegt ein Gemisch
bei 'a' (oder 'b'), obwohl es nematische ist, über einen
großen
Temperaturbereich nahe an einem Übergang in eine
smektische Phase.
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Es
wird davon ausgegangen, dass eine andere mögliche Technik zum Erzielen
einer gewissen schwachen smektischen Ordnung in einem ansonsten
nematischen System die Verwendung von Polymernetzwerken, z.B. wie
folgt, beinhaltet. Es wird ein Gemisch aus einem nematischen Flüssigkristall
und einem reaktiven Mesogen hergestellt. Der nematische Flüssigkristall
verfügt
bei einer Temperatur unter dem normalen Betriebsbereich der Vorrichtung über eine
zugrundeliegende smektische Phase. Das Gemisch wird so abgekühlt, dass
der Flüssigkristall den Übergang
in die smektische Phase erfährt,
und dann wird das reaktive Mesogen ultravioletter Strahlung ausgesetzt,
um so Polymerisation zu induzieren und ein anisotropes Polymernetzwerk
zu erzeugen. Die anisotrope Ordnung des Polymernetzwerks erzeugt
dann im smektischen Flüssigkristall
eine dauerhafte Aufzeichnung ihrer Ausrichtung. Die Vorrichtung
wird dann auf die Umgebungstemperatur zurückgebracht, wobei der Flüssigkristall
in die nematische Phase zurückkehrt.
Bei der Umgebungstemperatur enthält
die Vorrichtung den nematischen Flüssigkristall gemeinsam mit
einem Polymernetzwerk mit einem gewissen Grad smektischen Ordnung.
Ein derartiges System kann daher eine Technik zum Erzeugen des gewünschten
nematischen Flüssigkristallsystems,
das in gewissem Grad smektische Ordnung zeigt, bilden.
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Innerhalb
des Schutzumfangs der Erfindung können verschiedene Modifizierungen
vorgenommen werden. Z.B. können
die Polymerisatoren 1 und 5 so ausgerichtet werden,
dass ihre Polarisationsachsen 11 und 14 parallel
verlaufen. In diesem Fall sind die schwarzen und weißen Zustände der
Pixel umgekehrt. Auch veranschaulichen zwar die 3 und 6 Vorrichtungen
in einem Transmissionsmodus, jedoch können auch in einem Reflexionsmodus arbeitende
Vorrichtungen geschaffen werden. In diesem Fall kann der Polarisator 5 durch
einen Spiegel ersetzt werden, und die Nacheilungen in der Schicht 10 und
in der Verzögerungseinrichtung 6 können so gewählt werden,
dass die Vorrichtung als schaltbare Viertelwellen-Verzögerungseinrichtung
arbeitet.