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Technisches
Gebiet der Erfindung
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Das
technische Gebiet der vorliegenden Erfindung ist die Behandlung
von Hirntumoren (Glioblastomen).
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Aufgabe der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine therapeutische Verwendung
von Cannabinoid-Verbindungen zur Behandlung von Hirntumoren. Gegenwärtig verwendete
Therapien für
diese Tumore (Chirurgie, Strahlentherapie, Chemotherapie, Immuntherapie,
Gentherapie) sind im Allgemeinen ineffektiv oder bestenfalls palliativ.
Die Erfindung beinhaltet eine technisch einfache Methode, der nennenswerte
Nebenwirkungen fehlen und die hoch effektiv in der Behandlung von
Hirntumoren ist, einschließlich der
bösartigsten
(Glioblastome).
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Hintergrund
der Erfindung
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Unter
den verschiedenen Hirntumoren, die Menschen befallen, sind Glioblastome
die häufigsten (einer
pro 50.000 Personen und Jahr), die bösartigsten (Sterblichkeit nahe
bei 100 %) und die sich am schnellsten entwickelnden (Lebenserwartung
von Wochen/Monaten nach Diagnosestellung). Heutzutage ist die Behandlung
von Glioblastomen im Allgemeinen ineffektiv oder bloß palliativ
und beinhaltet solche Therapien wie Chiurgie, Strahlentherapie, Chemotherapie
und Immuntherapie (Louis, D.N. & Gusella,
J.F., Trends Genet. 11, 412 – 415,
1995; Avgeropoulos, N.G. & Batchelor,
T.T., Oncologist 4, 209 – 224,
1999). Außerdem
wird damit begonnen, Gentherapie als experimentelle Behandlungsmethode
für Glioblastome
zu verwenden, obwohl sie bis jetzt wenige positive Resultate lieferte
(Martuza, R.L., Nature Med. 3, 1323, 1997). Die Unwahrscheinlichkeit
des Erfolgs dieser therapeutischen Ansätze kann durch solche Faktoren
wie dem schnellen Wachstum, der großen Heterogenität, dem hohen
Maß an
Infiltration und einer extremen Resistenz gegen Chemotherapie, die
Glioblastome zeigen, weiter verkompliziert werden (Maintz et al.,
J. Neurpathol. Exp. Neurol. 56, 1098 – 1104, 1997; Mason, W. Louis,
D.N. & Caimcross
J.G. J. Clin. Oncol. 15, 3423 – 3426,
1997; Martruza, oben zitiert; Avregopoulos & Batchelor, oben zitiert). Es wäre daher
höchst
wünschenswert, neue
therapeutische Alternativen für
die Behandlung von Hirntumoren zu entwickeln.
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Cannabinoide
sind Verbindungen, die nach der Pflanze benannt sind, die sie synthetisiert,
Cannabis sativa L. Diese Verbindungen, unter denen Δ9-Tetrahydrocannabinol
(THC) sich durch seine hohe Wirksamkeit und sein reiches Vorkommen
auszeichnet, sind für
die zentralen und peripheren Wirkungen des Marihuanakonsums verantwortlich
(Pertwee, R.G:, Pharmacol. Ther. 74, 129 – 180, 1997; Felder, C.C. 6
Glass, M., Annu. Rev. Pharmacol. Toxicol. 38, 179 – 200, 1998).
Cannabinoide aus C. sativa (1) wirken
aufgrund ihrer Ähnlichkeit
mit gewissen Molekülen,
die von Tieren (einschließlich Menschen)
produziert werden, welche wahrscheinlich wichtige Funktionen im
Nervensystem ausüben. Diese
Moleküle
sind daher als endogene Cannabinoide oder Endocannabinoide bekannt,
unter denen Anandamid (= Arachidonylethanolamid) das maßgeblichste
ist (Di Marzo, V., Melck, D., Bisogno, T. & De Petrocellis, L., Trends Neurosci.
21, 521 – 528, 1998;
Martin B.R., Mechoulam, R. & Razdan,
R.K. Life Sci. 65, 573 – 595,
1999). Außerdem
wurden im Labor Verbindungen erhalten, die die Wirkung natürlicher
Cannabinoide nachahmen, aber mit einer viel höheren Wirksamkeit. Diese sind
als synthetische Cannabinoide bekannt, eines von diesen ist WIN-55,212-2
(2) (Pertwee oben zitiert; Barth, F. Expert Opin.
Ther. Patents, 8, 301 – 313,
1998). Sowohl natürliche
wie synthetische Cannabinoide wirken durch Bindung an spezifische
Membranrezeptoren (Cannabinoid- oder
CB-Typ-Rezeptoren), von denen heute zwei verschiedene Subtypen bekannt sind:
CB1 und CB2. (Pertwee,
oben zitiert, Howlett A. et al. In The IUPHAR Compendium of Receptor
Characterization and Classification, Eds. Godfraind, T., Humphrey,
P., Ruffolo, R. & Vanhoutte,
P., IUPHAR Media, 97 – 104,
1998). Nicht alle Gewebe im Organismus haben diese Rezeptoren; sie
werden hauptsächlich
im Nervensystem gefunden, und daher betreffen die Wirkungen von
Cannabinoiden hauptsächlich
das Gehirn (Pertwee, oben zitiert, Childers, S.R. & Breivogel, C.S.
Drug Alcohol Depen. 51, 173 – 187,
1999).
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Zur
Zeit gibt es eine große
Zahl von Studien, die sich mit möglichen
therapeutischen Anwendungen von Cannabinoiden befassen. Tatsächlich dürfen Ärzte im
Vereinigten Königreich
und in einigen Staaten der Vereinigten Staaten THC oder gewisse
synthetische als Appetit-anregende Mittel oder als Mittel zum Verhindern
von Erbrechen an Patienten mit AIDS oder mit Krebs, der chronisch
mit Chemotherapie behandelt wird, verschreiben (Grinspoon, L. & Bakalar, J.B.,
JAMA 273, 1875 – 1876,
1995; Voth, E. & Schwanz,
R. Ann. Intern. Med. 126, 791 – 798, 1997).
Unter möglichen
therapeutischen Verwendungen von Cannabinoiden mögen die folgenden erwähnt werden:
(a) Es wurde gezeigt, dass sie als analgetische Mittel sehr effektiv
im Lindem von stechendem und chronischem Schmerz sind; (b) als Mittel, welche
motorische Aktivität
reduzieren, werden sie heutzutage zur Behandlung von Funktionsstörungen, die
mit Parkinson'scher
Krankheit, Chorea Huntington und multipler Sklerose in Zusammenhang
stehen, untersucht; (c) als Anticonvulsiva wird ihre Verwendung
in der Behandlung von Epilepsie untersucht; (d) als Mittel, die
den Innenaugendruck reduzieren, könnten sie bei der Glaucom-Behandlung verwendet
werden (Voth & Schwartz,
oben zitiert, Manzanares, J. et al., Trends Pharmacol. Sci., 20, 287 – 294, 1999;
Sanudo-Pena, M.C., Tsou, K. & Walker,
J.M., Life Sci. 65, 703 – 713,
1999). Einige dieser therapeutischen Verwendungen von Cannabinoid-Verbindungen
sind bereits patentiert (siehe zum Beispiel
US 4189491 ,
US 6939429 , WO 9711668, WO 9832441
und WO 9957105).
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Eine
der faszinierendsten und unerforschtesten Wirkungen von Cannabinoiden
ist ihre Fähigkeit, das
Wachstum von Zellen zu inhibieren, die in vitro transformiert wurden.
So wurde gezeigt, dass einige Cannabinoide die Proliferation der
Brusttumorzellen MCF-7 (De Petrocellis, L. et al., Proc. Natl. Academ. Sci.
USA 95, 8375 – 8380,
1998), der Glioblastom-Zellen C6 (Sánchez, C., Galve-Roperh,
I., Canova, C., Brachet, P. & Guzman,
M., FEBS Lett. 436, 6 – 10,
1998) und der Prostata-Tumorzellen PC-3 inhibieren (Ruiz, L., Miguel,
A. & Diaz-Laviada
I., FEBS Lett. 458, 400 – 404,
1999). Allerdings wurden diese Ergebnisse in Zellkultursystemen
niemals zuvor in vivo beobachtet, so dass ihre biomedizinische Bedeutsamkeit
unbekannt ist.
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Beschreibung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung schafft eine neue Verwendung von Cannabinoiden
in der Behandlung von Hirntumoren und basiert auf unseren Ausgangsbeobachtungen
von Cannabinoid-induzierten, auffallenden Regressionen (was ein
längeres
Leben bedeutet) und sogar eine vollständige Beseitigung (was eine
Heilung bedeutet) von Glioblastomen in Labortieren. Die Erfindung
geht mit einer technisch einfachen Therapie einher, der jedwede
bedeutsamen Nebenwirkungen fehlen und, was bedeutsamer ist, die sehr
effektiv in der Behandlung von Hirntumoren ist, welche, wie zuvor
erwähnt,
heutzutage nicht zufriedenstellend durch irgendwelche anderen Methoden oder
Verbindungen behandelt werden können.
Die Experimente, die zur vorliegenden Erfindung geführt haben,
sind unten beschrieben.
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Antitumorale
Wirkung von Cannabinoiden in Ratten
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Die
Injektion von C6-Glioblastoma-Zellen in ein Rattenhirn ist als experimentelles
Modell für
einen bösartigen
Hirntumor weit verbreitet (Barth, R.F., J. Neurooncol. 36, 91 – 102, 1998).
C6-Glioblastom-Zellen werden direkt in das Hirn von Wistar-Ratten
inokuliert, und die Tumore werden mit Magnetresonanz beobachtet.
Alle Tiere, die unbehandelt gelassen wurde, starben einheitlich
12 – 18
Tage nach der Inokulation mit den Zellen (3a). Um
das Antitumor-Potential der Cannabinoide zu ermitteln, wurde einer
Gruppe von Tieren 12 Tage nach der Inokulation der Zellen THC oder
WIN-55,212-2 7 Tage lang durch eine Kanüle verabreicht, die an der
Inokulationsstelle lokalisiert war. Mit Cannabinoiden behandelte
Tiere hatten eine deutlich längere
Lebenszeit als die Kontrolltiere (3a). So
ermöglichte
es das Verabreichen von Cannabinoiden, die Überlebenszeit auf 19 – 35 Tage
bei 9/15 der Tiere (Behandlung mit THC) oder auf 19 – 43 Tage
bei 4/15 der Tiere (Behandlung mit WIN-55,212-2) zu erhöhen. Außerdem ermöglichten
es die Cannabinoide, den Tumor bei 3/15 der Tiere (Behandlung mit
THC) oder bei 5/15 der Tiere (Behandlung mit WIN-55,212-2) vollständig zu
entfernen. 3b zeigt eine Magnetresonanzaufnahme
eines der Tiere, das mit THC geheilt wurde; nach Verabreichen des
Cannabinoids war die Tumormasse vollständig verschwunden und an ihrer Stelle
konnte ein verbliebener, hypointenser Bereich gesehen werden, der
als fibröse
Narbe an der Stelle der Inokulation gedeutet wird. Kein Wiederauftauchen
des Tumors wurde bei irgendeinem der 8 Tiere beobachtet, die mit
Cannabinoiden geheilt wurden.
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Antitumorale
Wirkung von Cannabinoiden bei immundefizienten Mäusen
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Um
zu unterscheiden, ob die anti-proliferative Wirkung der Cannabinoide
an einer direkten Wirkung auf die Tumorzellen oder an einer indirekten Wirkung
lag, die durch eine Immunantwort vermittelt wird, wurden C6-Glioblastom-Zellen
subkutan in Mäuse
mit einer Defizienz an Rekombinase RAG-2 (RAG-2-/-)
inokuliert, welchen reife T- und B-Lymphocyten fehlen (Shinkai et
al. Cell 68, 855 – 867,
1992). Wie in 4a gezeigt, war die Größe der Tumore
in Tieren, die mit THC oder WIN-55, 212-2, behandelt wurden, außerordentlich
viel kleiner als in den Kontrolltieren. 4b zeigt
Beispiele von Tumor-tragenden Mäusen
und von Tumoren, die nach 7-tägiger Behandlung
mit oder ohne Cannabinoide präpariert wurden.
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Sicherheit
der in-vivo-Behandlung mit Cannabinoiden
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Danach
wurden die möglichen
Nebenwirkungen der Behandlung mit Cannabinoiden untersucht. Ratten
ohne Tumore, welche mit Cannabinoiden behandelt wurden, zeigten
eine völlig
unbeeinträchtigte Überlebensrate
(3a). Wie bei den 8 oben erwähnten Tieren, deren Tumore
mit Cannabinoiden beseitigt wurden, zeigte eine detaillierte Analyse
mit Magnetresonanz von allen Tumor-losen Tieren, dass die Behandlung
mit Cannabinoiden nicht zu irgendwelchen Anzeichen von Schäden durch
Nekrose, Ödem,
Infektion, Entzündung
oder Trauma führte. Um
die Möglichkeit
von toxischen Wirkungen der Cannabinoide auf Nervenzellen, die eine
Teilung durchlaufen, auszuschließen, wurden bei Ratten TUNEL-Tinkturen
im subventrikularen Bereich des Hirns durchgeführt, welcher beim erwachsenen
Tier weiter proliferiert. Das Verabreichen von Cannabinoiden hat nicht
nur keine bedeutsamen apoptotischen Wirkungen im Hirn in vivo hervorgerufen,
sondern außerdem war
die leichte Markierung, die in dem caudado putamen der Kontrolltiere
beobachtet wurde, in den mit Cannabinoiden behandelten Tieren nicht
sichtbar.
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Sowohl
bei den Tumor-losen Tieren wie bei den Tumor-tragenden Tieren haben
Cannabinoide keine bedeutsame Änderung
von Verhaltensparametern wie motorischer Koordination und physischer Aktivität hervorgerufen.
Die Aufnahme von Nahrung und Wasser und die Gewichtszunahme waren
ebenso durch die Cannabinoide unbeeinflusst. Gleichermaßen waren
biochemische Parameter in Blutanalysen (Glukose, Harnstoff, Harnsäure, Creatinin,
Cholesterin, Billirubin) und Marker für Gewebeschäden (Alanin- und Aspartat-Aminotransferase, γ-Glutamyltransferase,
Creatinkinase, Lactatdehydrogenase) nicht beeinträchtigt,
weder während
der 7 Tage-Periode der Verabreichung noch bis zu zwei Monate nach Beendigung
der Behandlung mit Cannabinoiden. Daten von anderen Autoren stützen die
Idee, dass Cannabinoide nicht nur nicht toxische Verbindungen für Nervenzellen
sind, sondern dass sie diese stattdessen vor toxischen Stimuli wie
glutamergischen Agonisten (Skaper et al. Proc. Natl. Academ. Sci.
USA 93, 3984 – 3989,
1996; Shen, M. & Thayer,
S.A., Mol. Pharmacol., 54, 459 – 462,
1998), oxidativen Agenzien (Hampson A.J., Grimaldi M., Axelrod J. & Wink, D. P Proc.
Natl.Academ. Sci. USA 95, 8268 – 8273, 1998)
und Ischämie
schützen
(Nagayama T. et al., J. Neurosci. 19, 2987 – 2995, 1999).
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Pharmakologische Charakterisierung
der anti-tumoralen Wirkung der Cannabinoide
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Experimente
wurden mit dem Ziel durchgeführt,
eine pharmakologische Charakterisierung des Cannabinoid-induzierten
Tods von C6-Glioblastom-Kulturzellen zu erhalten. Hochwirksame,
synthetische Agonisten wie WIN-55,212-2, CP-55,940 und HU-210 induzierten
den Tod dieser Zellen in niedrigeren Dosierungen als THC, wie wegen
ihrer größeren Affinität für Cannabinoid-Rezeptoren
erwartet werden konnten (Pertwee, oben zitiert). So war nach 5 Tagen
der Cannabinoid-Exposition die Lebensfähigkeit von einem C6-Glioblastom
bei Konzentrationen von 20 nM WIN-55,212-2, 45 nM CP-55,940, 10
nM HU-210 und 480 nM THC (n = 4) um 50 % reduziert. Weder SR141716
(ein selektiver Antagonist von CB1) noch
SR144528 (ein selektiver Antagonist von CB2) (Shire,
D. et al. Life Sci. 65, 627 – 635,
1999) waren einzeln dazu in der Lage, den durch THC induzierten Zelltod
zu verhindern. Jedoch, wenn die zwei Antagonisten gemeinsam zu den
Inkubationen hinzugefügt wurden,
wurde eine effektive Verhinderung des THC-induzierten Zelltods beobachtet
(5a). In Übereinstimmung
damit zeigte ein Western-Blot-Test, dass C6-Glioblastom-Zellen sowohl den
Rezeptor CB1 als auch CB2 exprimierten (5b).
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Anwendung
der Erfindung auf andere Fälle
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Die
Experimente, die zur vorliegenden Erfindung führten, wurden mit Ratten und
Mäusen
als Tumor-tragenden Tieren durchgeführt. In Anbetracht des verwendeten
experimentellen Designs und der Ähnlichkeit
von Hirntumoren in verschiedenen Säugetieren (R. F. Barth, oben
zitiert), kann die Erfindung jedoch auch auf die Behandlung von
Hirntumoren in anderen Säugetieren,
einschließlich
Mensch, angewendet werden.
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Die
Experimente, die zur vorliegenden Erfindung führten, wurden mit Glioblastomen
als Modell eines Hirntumors durchgeführt.
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Die
Experimente, die zur vorliegenden Erfindung führten, wurden mit zwei beispielhaften
Cannabinoiden, einem natürlichen
(THC) und einem synthetischen (WIN-55,212-2) durchgeführt. In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird das Cannabinoid mit der wirksamsten anti-proliferativen Wirkung
für einen
gegebenen Tumor verwendet. Da die anti-proliferative Wirkung dieser
Verbindungen durch Cannabinoid-Rezeptoren vermittelt wird (CB-Typ-Rezeptoren,
Howlett et al., oben zitiert), ist die Erfindung jedoch auf jeden
anderen Agonisten dieser Rezeptoren anwendbar, seien es Cannabinoide
aus C. sativa (wie Δ9-Tetrahydrocannabinol, Cannabinol, Cannabidiol)
(1) oder synthetische Cannabinoide (wie HU-210,
CP-55,940, CP-50,556) (2) (Pertwee, oben zitiert; F.
Barth, oben zitiert). Ebenso sind in dieser Sektion Arzneimittel
enthalten, welche irgendein Cannabinoid in ihrer Zusammensetzung
enthalten.
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Die
Experimente, die zur vorliegenden Erfindung führten, wurden mit der intratumoralen
Verabreichung des Cannabinoids durchgeführt. In einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wäre
dies die Verabreichungsform der Wahl, da sie eine hohe Zugänglichkeit
des Cannabinoids zum Tumor erlaubt. Da die Wirkung des Cannabinoids
direkt am Tumor ist und da sie das periphere System nicht zu beeinträchtigen
scheint, kann die Form der Verabreichung allerdings auch systemisch
sein, wie intraperitoneal, intravenös oder oral.
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Die
Experimente, die zur vorliegenden Erfindung führten, wurden mit einer kontinuierlichen
Verabreichung einer Dosierung eines Cannabinoids für eine feste
Zeit durchgeführt.
In einer bevorzugt Ausführungsform
der Erfindung können
diese Parameter entsprechend den spezifischen Anforderungen der Behandlung
geändert
werden: Zustand des Patienten, Größe und Lokalisierung des Tumors,
Zahl der Tumore, etc. So könnte
zum Beispiel der Modus der Verabreichung kontinuierlich sein (bevorzugter
Modus) oder sequentiell in einer oder mehreren Dosierungen pro Tag.
Dies würde
offensichtlich die Dosierung der verabreichten Verbindung und die
gesamte Behandlungszeit beeinflussen.
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Kurze Beschreibung
der Figuren
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1
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Strukturformel der hauptsächlichen
Cannabinoide von C. sativa
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2
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Strukturformeln
der hauptsächlichen
synthetischen Cannabinoide
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3
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Antitumorale Wirkung von
Cannabinoiden in Ratten.
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- (a) Überlebenskurven
für Ratten
mit Hirntumoren. Glioblastome wurden in 45 Ratten induziert (Tag 0);
15 Tiere wurden nicht mit Cannabinoiden behandelt (–), während weitere
15 Tiere zwischen Tag 12 und 19 mit THC (–) und weitere 15 Tiere mit
WIN55,212-2 (...) behandelt wurden. Die mit Cannabinoiden behandelten
Tiere lebten signifikant länger
als die Kontrolltiere (P < 0,01
gemäß dem log-rank-Test).
THC und WIN-55,212-2 wurden jeweils auch an 5 Ratten ohne induzierten Hirntumor
verabreicht (– –).
- (b) Magnetresonanzaufnahme in axialer Projektion (oben) und
coronaler Projektion (unten) des Hirns einer Ratte vor (links) und
nach (rechts) Behandlung mit THC. Ein Glioblastom von 100 mm3 (Pfeil) wurde durch 500 μg THC entfernt.
Das Bild wurde 7 Tage nach Beendigung der Behandlung mit THC aufgenommen.
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4.
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Antitumorale
Wirkung von Cannabinoiden in immundefizienten Mäusen
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- (a) Glioblastome wurden in 18 Mäusen induziert. Wenn
die Tumore die gewünschte
Größe erreichten
(Tag 0), wurden 6 Tiere 7 Tage lang mit Trägermittel behandelt (), während weitere
6 mit THC behandelt wurden () und weitere 6 mit WIN-55,212-2 behandelt
wurden (=). Die Größe der Tumore
in den mit Cannabinoiden behandelten Tieren war zu allen Zeitpunkten
signifikant kleiner als bei den Kontrolltieren (P < 0,01 nach dem Student's t-Test).
- (b) Beispiele von Glioblastomen in Mäusen (oben) und Präparaten
(unten, Balkenlänge:
1 cm.) nach 7-tägiger
Behandlung mit Trägermittel,
THC oder WIN-55,212-2 (WIN).
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5
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Auswirkung
von Cannabinoid-Rezeptoren beim Zelltod
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- (a) C6-Glioblastom-Zellen wurden für 5 Tage
in der Gegenwart oder in Abwesenheit von 1 μM THC, 1 μM SR141716 (SR1) und/oder 1 μM SR144528
(SR2) kultiviert (n = 6). *Signifikant anders als bei Inkubationen
ohne Zusätze
(P < 0,01 nach
dem Student's t-Test).
- (b) Vorhandensein von Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und
CB2 in C6-Glioblastom-Zellen. Die Detektion
der Rezeptoren wurde mittels Western Blot mit spezifischen Antikörpern gegen
jeden der beiden Rezeptoren durchgeführt.
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Ausführungsform
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung wird durch die unten beschriebenen Beispiele
weiter erläutert.
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Beispiel 1.
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Heilung von
Glioblastomen in Ratten
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Männliche
Wistar-Ratten (250 – 300
g an Körpergewicht)
wurden mit 3 % Isofluoran in einer Sauerstoffmischung (0,8 l/min)
und Protoxid (0,4 l/min) anästhetisiert.
5 × 108 C6-Glioblastom-Zellen wurden in 100 μl einer Phosphat-gepufferten
Salzlösung
(PBS), die mit 0,1 % Glukose supplementiert war, präpariert
und stereotaktisch in den frontalen Parietallappen der rechten Gehirnhälfte injiziert
(4 mm zur Rechten des Bregma, 4,5 mm Tiefe vom Cranium) (Izquierdo,
M. et al., Gene Ther. 2, 66 – 69, 1995).
Die Ratten erhelten für
3 Tage vor und für
7 Tage nach der Inokulation der Zellen Dexamethason (2 mg/l) und
Tetracyclin (75 mg/kg pro Kilogramm Körpergewicht) in Wasser. Eine
gründliche Überwachung
der Tumore wurde mittels Magnetresonanz mit den von anderen Autoren
beschriebenen Methoden durchgeführt
(Izquierdo, M. et al., oben zitiert; Cortés, M.L., de Felipe, P., Martin,
V. Hughes, M.A. & Izquierdo,
M. Gene Ther. 5, 1499 – 1507,
1998).
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Die
Verabreichung der Cannabinoide an die Ratten begann 12 Tage nach
der Inokulation der Zellen. Zu diesem Zeitpunkt betrug die durchschnittliche Tumorgröße 70 mm3 (Intervall von 25 – 100 mm3)
wie mittels Magnetresonanz abgeschätzt wurde (Izquierdo, M. et
al., oben zitiert; Cortés,
de Felipe, Martin, V. Hughes & Izquierdo,
M., oben zitiert). Cannabinoide wurden durch eine Kanüle verabreicht,
die an dem Ort der Inokulation des Tumors platziert und am Cranium
mit Dentalzement befestigt war; eine kleine Schraube aus rostfreiem
Stahl verankerte die Kanüle und
den Dentalzement. Die Kanüle
war subkutan durch einen Katheter mit einer osmotischen Minipumpe
(Alzet 2001) verbunden, die für
7 Tage mit einer Fließgeschwindigkeit
von 1 μl/h
arbeitete. Die osmotische Pumpe wurde mit 500 – 2.500 μg THC oder 50 – 250 μg WIN-55,212-2
in 200 μl
PBS gefüllt,
das mit 5 mg/l Rinderserumalbumin (BSA) supplementiert war, das
Lipid-frei gemacht und dialysiert war. Die Dosierung des verwendeten
Cannabinoids hing von den Eigenschaften des zu behandelnden Tumors ab.
Höhere
Dosierungen wurden für
große,
dichte und invasive Tumore verwendet.
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Wie
in 3a zu sehen, starben alle Tiere, die unbehandelt
gelassen wurden, einheitlich innerhalb von 12 – 18 Tagen nach der Inokulation
der Zellen. Die mit Cannabinoiden behandelten Tiere hatten eine
signifikant längere
Lebenszeit als die Kontrolltiere. Außerdem beseitigten Cannabinoide
den Tumor bei einem signifikanten Prozentsatz der Tiere vollständig. 3b zeigt
eine Magnetresonanzaufnahme von einem der Tiere, das mit THC geheilt
wurde; nach dem Verabreichen des Cannabinoids verschwand die Tumormasse
vollständig,
und ein verbleibender hypointenser Bereich wird beobachtet, der
als fibröse
Narbe am Ort der Inokulation gedeutet wird. Bei den mit Cannabinoiden
geheilten Tieren wurde kein erneutes Auftreten beobachtet.
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Beispiel 2.
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Heilung von
Glioblastomen in immundefizienten Ratten
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Tumore
wurden in RAG-2-/--Ratten durch subkutane
Inokulation von 5 × 106 C6-Glioblastom-Zellen in 100 μl PBS induziert,
das mit 0,1 % Glucose supplementiert war. Ungefähr 10 Tage später, als
das durchschnittliche Tumorvolumen 250 mm3 (Intervall
200 – 300
mm3) betrug, wurden die Tiere zufällig in
drei Gruppen eingeteilt, und ihnen wurden 7 Tage lang Trägermittel,
500 μg THC
oder 50 μg WIN-55,212-2
pro Tag in 100 μl
PBS injiziert, das mit 5 mg/ml Lipid-frei gemachtem und dialysiertem
BSA supplementiert war. Die Tumorgrößen wurden mit einer Schieblehre
gemessen, und ihr Volumen wurde entsprechend (4π/3) × (Breite/2)2 × (Länge/2) berechnet.
Wie in 4a gezeigt, war die Tumorgröße bei den
mit THC oder WIN-55,212-2 behandelten Tieren viel kleiner als bei
den Kontrolltieren. In 4b sind Beispiele von Tumor-tragenden
Mäusen und
von Tumoren gezeigt, die nach 7-tägiger Behandlung mit oder ohne
Cannabinoide präpariert wurden.
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Beispiel 3
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Auswirkung
von Cannabinoid-Rezeptoren auf den Tod von Glioblastom-Zellen
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C6-Glioblastom-Zellen
wurden bei 37 °C
und 5 % CO2 in F-12-Medium kultiviert, das
mit 10 % fetalem Kälberserum
supplementiert war. 24 Stunden vor Beginn des Experiments wurden
die Zellen in ein F-12-Medium transferiert, das frei von Serum war und
das mit Insulin (5 μg/ml),
Tranferrin (10 μg/ml), Natriumselenit
(5 μg/ml)
und Lipid-frei gemachtem und dialysiertem BSA (10 mg/ml) supplementiert
war. Das Medium wurde alle 48 h erneuert, und die Lebensfähigkeit
der Zellen wurde nach der MTT-Methode bestimmt (Sanchez, C., Galve-Roperh.,
I., Canova, C., Brachet, P & Guzman,
M., oben zitiert). Wie in 5a gezeigt,
war THC dazu in der Lage, den Tod von C6-Glioblastom-Zellen zu induzieren.
Außerdem wurde
der durch THC induzierte Zelltod verhindert, wenn SR141716 (ein
selektiver Antagonist von CB1) und SR144528
(ein selektiver Antagonist von CB2) gleichzeitig
zu dem Medium hinzugefügt
wurden.
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Um
zu bestätigen,
dass beide Rezeptoren in den C6-Zellen vorhanden waren, wurden die
Zellen mit PBS gewaschen, die Platten in Lysis-Medium abgeschabt
und die Partikelfraktion durch Zentrifugation für 60 Minuten bei 40.000 g erhalten.
(Sanchez, C., Galve-Roperh., I., Canova, C., Brachet, P & Guzman, M., oben
zitiert). Die Proben wurden einer Elektrophorese im Polyacrylamidgel
mit Natriumdodecylsulfat unterzogen, und die Proteine wurden von
den Gelen auf Nitrozellulose-Membranen transferiert. Die Membranen
wurden mit 1 % Lipid-frei gemachtem und dialysiertem BSA geblockt
und mit einem Antikörper
gegen die Reste 1 – 14
des Ratten-CB1-Rezeptors (1 : 5.000 verdünnt) oder
mit einem Antikörper
gegen die Reste 350 – 361
des menschlichen CB2-Rezeptors (1 : 2.000
verdünnt)
inkubiert. Die Proben wurden schließlich einer Entwicklung mit
einem Elektrochemolumineszenz-Kit unterzogen (Amersham, Bucks, Vereinigtes
Königreich).
Wie in 5b, gezeigt, exprimieren C6-Glioblastom-Zellen sowohl
den Rezeptor CB1 wie den Rezeptor CB2.
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Beispiel 4
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Sicherheit
der in-vivo-Behandlung mit Cannabinoiden
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Cannabinoide
wurden für
7 Tage an Tumor-lose Ratten, wie oben beschrieben, verabreicht (2.500 μg THC oder
250 μg WIN-55,212-2).
Die Ratten wurden dann getötet,
und ihre Gehirne wurden in 4 % Paraformaldehyd in PBS fixiert. Tod
durch Apoptose wurde in 40 μm
dicken Gehirnscheiben unter Verwendung eines TUNEL-Tinktur-Kits
in Übereinstimmung
mit den Anweisungen des Herstellers (Boehringer, Mannheim, Deutschland)
bestimmt. Die Markierung von DNA-Strängen mit Desoxyuridintriphosphat,
das mit Fluoreszein markiert ist, wurde mit einem Konfokalmikroskop
sichtbar gemacht (Anregungswellenlänge 488 nm, Emissionswellenlänge 525
nm). Die Laserintensität
und die Sensitivität
des Photodetektors wurden konstant gelassen, um einen Vergleich
der Behandlungen zu erlauben. Mindestens 5 optische Felder pro Tier
wurden untersucht.
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TUNEL-Tinkturen
wurden im subventrikularen Bereich der Rattenhirne durchgeführt, der
beim erwachsenen Tier weiter proliferiert. Die Verabreichung von
Cannabinoiden verursachte nicht nur keine signifikante apoptotische
Wirkung im in-vivo-Gehirn, sondern außerdem wurde die leichte Markierung,
die in dem caudado putamen der Kontrolltiere beobachtet wurde, nicht
in den Tieren beobachtet, die mit Cannabinoiden behandelt wurden.