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Um
in der Lage zu sein, die Funktionen von Zellen verschiedener Typen
zu studieren, so daß ihr
Verhalten und die räumliche
Organisation in Assoziation mit anderen Zellen des selben Typs besser
verstanden werden können,
ist es notwendig, in der Lage zu sein, die Zellen unter genau kontrollierten
Bedingungen zu kultivieren. Für
ein paar Jahre sind Versuche unternommen worden, Zellen auf vorgemusterten
Substraten zu kultivieren und wachsen zu lassen, die das Zellwachstum
entlang den Mustern auf diesem Substrat führen. Dies wurde im Hinblick
darauf gemacht, daß man
eines Tages in der Lage sein sollte, biologisch-elektronische Miniaturvorrichtungen
zu bauen, die lebende Zellen beinhalten, um einen biologischen Microschaltkreis
herzustellen. Ein weiteres langfristiges Ziel dieser Studien ist
die Fähigkeit,
künstliche
Gewebe zum Einpflanzen in einen Körper eines Organismus geeignet
zu machen, wodurch möglicherweise
natürliches
Gewebe der selben Art, das schlecht funktioniert, ersetzt wird.
Ein drittes Ziel dieser Studien ist es, in der Lage zu sein, die
Integration von Transplantaten und/oder Implantaten zu erleichtern,
indem die äußeren Teile
dieser Vorrichtungen mit einer speziellen Anordnung von Zellen „maskiert" werden, die aufgrund
ihrer chemischen und immunologischen Natur ebenso wie augrund ihrer
Anordnung in den Körper
des Organismus an der Stelle passen, an welcher die Vorrichtung
eingebaut werden soll.
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Ein
Weg zum Erzielen von Kulturen von Zellen in dieser Hinsicht, d.h.
Kulturen, die ein spezifisches beabsichtigtes besonderes Muster
zeigen, ist es, die Zellen entlang Oberflächen wachsen zu lassen, auf
denen zuvor Muster eines „leitenden" Moleküls, das
Zellwachstum fördert,
erzeugt worden sind, und wo es Regionen gibt, die Zellwachstum nicht
fördern.
Verschiedene zellwachstumsfördernde
Moleküle
sind verwendet worden:
Mrksich et al. (1996, PNAS USA, 93,
10775–10778;
1997, Exp. Cell Res., 235, 305–313)
verwendeten Alkanthiolat-Muster auf Gold, um das Anhängen von
Zellen an diese Substrate zu steuern. Durch Auswahl eines geeignet
terminierten Alkanthiolats gelang es ihnen, Regionen der Zellwachstumsförderung
und der Zellwachstumsinhibition zu erzeugen. Corey et al.(1991,
J. Neurosc. Res., 30, 300–307)
waren in der Lage, Neuronen auf Polylysinbeschichteten Glas-Deckgläschen zu
mustern, die durch selektive Laser-Abtragung gemustert waren, um
Gitter von Polylysin mit variierenden Linienbreiten, Distanzen zwischen
den Abschnitten und Knotendurchmessern zurückzulassen.
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Matsuzawa
et al.(1996, J. Neurosci. Meth., 69, 189–196) hängten ein synthetisches Peptid,
abgeleitet von einer Neuriten-Auswuchs-fördernden Domäne der B2-Kette
von Laminin, in chemischer Weise an.
-
Andere
immobilisierten verschiedene andere Peptide (Matsuda et al., 1990,
Trans. Am. Soc. Artif. Int. Organs; 36 (3): M559-63), oder extrazelluläre Matrix
Proteine (ECM), wie etwa Laminin (Klein et al., 1999, J. Mat. Sci.:
Mat. in Med.; 10: 721–727).
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Verschiedene
Techniken zum Anhängen
und Mustergeben von Biomolekülen
auf einer Oberfläche sind
verwendet worden, einschließlich
Crosslinkern (Clemence et al., 1985, Bioconjugated Chem. 6: 411–417), Silan-Kopplungsmitteln
(Plueddemann E. 2 edn New York Plenum Press, 1991: 1–250), unter
anderen. Eine vor kurzem erfolgreich angewandte Technik zum Anhängen von
Proteinen in einem spezifischen Muster an ein Substrat ist die sogenannte
Microkontakt-Drucktechnik. Sie ist verhältnismäßig einfach und universell
zum Mustern von Biomolekülen
(Kumar et al., 1993, Appl. Phys. Lett., 63 (14), 2002–2004).
Bei dieser Technik wird ein Stempel produziert, indem ein Siliziumelastomer
(Polydimethylsiloxan, PDMS) im erwünschten Muster gegossen wird,
welcher dann mit einer Lösung
des zu übertragenden
Biomoleküls
beschichtet wird. Nach In-Kontakt-Bringen des „mit-Tinte-versehenen" („inked") Stempels mit der
Substratoberfäche
ordnen sich die Biomoleküle
von selbst in dem vorgegebenen Muster an („self-assemble"). Kumar et al. and
Mrksich et al. entwickelten dieses Verfahren zum Erzeugen von Mustern
durch Stempeln von Alkanthiolen auf Goldsubstraten (Mrksich et al.
1996, PNAS USA, 93, 10775–10778,
Mrksich et al. 1997, Exp. Cell. Res. 235, 305 – 313). Poly-D-Lysin und Laminin
sind immobilisiert worden unter Verwendung von Microkontakt-Drucken
auf Aminosilan-derivatisierten Glassubstraten mit Glutaraldehyd
als einem Quervernetzer (Branch et al. 1998, Med. Biol. Eng. Comput.,
36, 135 – 141)
und Sulfo-GMBS (Wheeler et al. 1999, J. Biomech. Eng., 121, 73 – 78), und
die Technik des Microkontakt-Druckens ist bei der Führung von
Neuronalzellen verwendet worden (Wheeler et al. 1999, ibid.; Branch
et al. 2000, IEEE Transact. Biomed. Eng., 47,3, 290–300).
-
Alle
zuvor erwähnten
Studien verwendeten dissoziierte Kulturen, hauptsächlich neuralen
Ursprungs, und erzielten eine erfolgreiche Musterbildung lediglich
in einigen Fällen.
Es ist jedoch nicht klar, ob die so geformten Zellmuster ein wahres
Bild darstellen, wie es in der Natur erscheinen würde, noch
ob sie nützlich
sind, z.B. für
bioelektronische Vorrichtungen.
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Deshalb
sind die aus diesen Studien zu ziehenden Schlußfolgerungen, z.B im Hinblick
auf die räumliche
Anordnung der Zellen innerhalb eines Organs oder der Wechselwirkungen
zwischen Zellen in einem Organ, nur von beschränktem Nutzen. In ähnlicher
Weise gibt es, wenn man sich gegenwärtige bioelektronische Schnittstellenvorrichtungen
und Zell-modifizierte Schnittstellen anschaut, ein Problem der Reproduzierbarkeit beim
Erzeugen dieser Vorrichtungen. Es ist immer noch nicht möglich, das
Anhaften von Zellen und Wachstum auf Oberflächen vollständig zu kontrollieren und zu
leiten. Da die Zellen bei gegenwärtigen
bioelektronischen Schnittstellenvorrichtungen und Zell-modifizierten
Schnittstellen direkt auf der Oberfläche dieser Vorrichtungen kultiviert
werden, gibt es keine Garantie, daß das Wachstum auf allen Vorrichtungen
erfolgreich sein wird, und deshalb sind eine große Menge an Vorrichtungen und
eine große
Menge an Startkulturen erforderlich, nur um sicherzustellen, daß einige
Substrate nach der Kultivierung tatsächlich ein zelluläres Netzwerk
aufweisen, das nützlich
ist. Ein verwandtes Problem, betreffend Implantate, ist, daß diese
oft nur eine beschränkte
Biokompatibilität
haben, aufgrund ihrer schlechten Integration, einer Abstoßung durch
den Wirt oder einfach der Toxizität der Substrate. Das Beschichten
von diesen mit einem Zellmuster, das die räumliche Organisation der Zellen
innerhalb eines Organs nachahmt, würde sicherlich die Biokompatibilität von Implantaten
verbessern.
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Entsprechend
ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, in der Lage zu sein,
das Zellwachstum auf Oberflächen
in einer genauen und bislang unbekannten Weise zu steuern und zu
leiten. Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es,
die Anstrengungen beim Herstellen von bioelektronischen Vorrichtungen
durch Verringern der Anzahl an Startkulturen/Substraten, die eine
erfolgreiche Vorrichtung ergeben werden, beschränken zu können. Eine weitere Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, die Biokompatibilität von Implantaten
und Transplantaten zu verbessern.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch ein Verfahren zum Bilden eines Musters von Zellen auf einer
Oberfläche
gemäß Anspruch
1.
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Bevorzugt
stammt besagtes ganzes Gewebe aus dem Körper eines Organismus.
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In
einer Ausführungsform
stammt besagtes ganzes Gewebe aus einem Organ, ausgewählt aus
der Gruppe, umfassend Gehirn, Leber, Niere, Muskel, Haut, Knochen,
Lunge und Herz.
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Es
wird bevorzugt, daß besagte
Zellen Organschnitte sind.
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Diese
Organschnitte sind bevorzugt organotypisch dahingehend, daß sie die
Anordnung von Zellen innerhalb eines Organs nachahmen.
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Bevorzugt
sind besagte Zellen Gehirnschnitte.
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In
einer Ausführungsform
ermöglicht
besagtes Muster aus zellwachstumsfördernden Molekülen und/oder
zellwachstumsinhibierenden Molekülen,
die auf besagter vorgemusterten Oberfläche angehängt sind, das geführte Wachstum
und Wandern von Zellen, wobei, bevorzugt, besagtes Muster aus zellwachstumsfördernden
Molekülen
und/oder zellwachstumsinhibierenden Molekülen die Anordnung von Zellen
in einem Organ imitiert.
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Es
wird bevorzugt, daß besagtes
Muster aus zellwachstumsfördernden
und/oder zellwachstumsinhibierenden Molekülen eine Struktur mit Linien
und Knoten hat, wobei bevorzugt, besagte Linien eine Breite im Bereich
von 1–8
Micrometer haben und besagte Knoten einen Durchmesser im Bereich
von 1–30
Micrometer haben, bevorzugter haben besagte Linien eine Breite im
Bereich von 1–6
Micrometer und besagte Knoten haben einen Durchmesser im Bereich
von 8–16
Micrometer, und am bevorzugtesten haben besagte Linien eine Breite
im Bereich von 2–4
Micrometer, und besagte Knoten haben einen Durchmesser im Bereich
von 10–14 Micrometer.
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In
einer Ausführungsform
wird besagtes Muster aus zellwachstumsfördernden Molekülen und/oder zellwachstumsinhibierenden
Molekülen
durch wenigstens eine Schicht einer Substanz gebildet, ausgewählt aus
der Gruppe, umfassend Polypeptid, Polyethyleneinmin und Polystyrol
wobei, bevorzugt, besagtes Polypeptid ausgewählt ist aus der Gruppe, umfassend
extrazelluläre
Matrixproteine, Poly-L-Lysin und Poly-Ornithin, wobei, bevorzugter,
besagte extrazelluläre
Matrixproteine ausgewählt
sind aus der Gruppe, umfassend Laminin und Fibronectin.
-
Bevorzugt
wird besagtes Muster von Zellen, nach dem es auf besagter vorgemusterter
Oberfläche
gebildet worden ist, auf eine zweite Oberfläche in einem Transferschritt übertragen,
wobei, bevorzugt, besagter Transferschritt die Folge umfaßt:
- a) Einbetten von besagtem Muster von Zellen
in einer Matrix,
- b) Heben besagter Matrix, einschließlich besagten Musters von
Zellen, von besagter vorgemusterter Oberfläche,
- c) In-Kontakt-Bringen von besagtem Muster von Zellen, eingebettet
in besagter Matrix, mit besagter zweiter Oberfläche.
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In
einer Ausführungsform
umfaßt
besagter Transferschritt weiterhin die Folge:
- d)
Freisetzen besagten Musters von Zellen von besagter Matrix,
- e) Entfernen besagter Matrix von besagtem Muster von Zellen.
-
Bevorzugt
ist besagte Matrix eine Zell-kompatible Matrix.
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Eine
Zell-kompatible Matrix ist eine Matrix, die die Lebensfähigkeit
der verwendeten Zellen nicht beeinträchtigt.
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Es
wird bevorzugt, daß besagte
Matrix eine Matrix ist, zusammengesetzt aus einem Material, ausgewählt aus
der Gruppe, umfassend Agarose, Fibrin, Collagen und Cellulose.
-
In
einer Ausführungsform
ist besagte Matrix eine Matrix, zusammengesetzt aus einem aushärtbaren Material,
wobei, bevorzugt, besagtes aushärtbares
Material ausgewählt
ist aus der Gruppe, umfassend Agarose.
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In
einer Ausführungsform
ist besagte Matrix eine Matrix, zusammengesetzt aus einem Material,
das in der Lage ist, ein Gel zu bilden, wobei, bevorzugt, besagtes
Material, das in der Lage ist, ein Gel zu bilden, ausgewählt ist
aus der Gruppe, umfassend Fibrinogen und Collagen.
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In
einer Ausführungsform
ist besagte zweite Oberfläche
ausgewählt
aus der Gruppe, umfassend Oberflächen
von bioelektronischen Vorrichtungen, Sensoren, elektronischen Bestandteilen,
Geweben, Implantaten und Transplantaten.
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„Sensoren" sollen Biosensoren,
optische Sensoren, unter anderen einschließen. "Elektronische Bestandteile" können zum
Beispiel Feld-Effekt-Transistoren, Multi-Elektroden-Arrays und ähnliches
sein. Transplantate können
jegliche bekannte Form haben, d.h. autogen (Donor und Rezeptor identisch),
syngen (genetisch identischer Donor und Rezeptor), allogen (Donor und
Rezeptor gehören
zur selben Spezies) und xenogen (Donor und Rezeptor gehören zu verschiedene
Spezies).
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In
einer Ausführungsform
wird besagtes Einbetten erzielt durch
- aa) teilweise
oder vollständiges
Abdecken von besagtem Muster von Zellen mit besagter Matrix in einer flüssigen Form,
und
- ab) Bilden besagter Matrix.
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Es
wird bevorzugt, daß das
Bilden besagter Matrix (ab)) erzielt wird durch Erhöhen der
Temperatur oberhalb der Gel-Übergangstemperatur
und/oder durch Zugabe von wenigstens einem Gel-induzierenden Bestandteil,
wobei bevorzugt, besagter Gel-induzierender Bestandteil ausgewählt ist
aus der Gruppe, umfassend Thrombin und andere Blut-Coagulationsfaktoren.
-
Es
wird bevorzugt, daß besagtes
Freisetzen besagten Musters von besagter Matrix durch enzymatischen
Abbau und/oder durch Senken der Temperatur unterhalb der Gel-Übergangstemperatur erzielt
wird.
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Weiterhin
wird ein Muster von Zellen offenbart und/oder ein künstliches
Gewebe, das durch eine Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung
herstellbar ist, bis zu, aber ausschließlich des Transferschritts.
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Ebenso
wird ein Muster von Zellen und/oder ein künstliches Gewebe auf einer
Oberfläche
offenbart, das durch ein Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung
bis zu, aber ausschließlich
des Transferschritts herstellbar ist.
-
Weiterhin
wird ein Muster von Zellen und/oder ein künstliches Gewebe offenbart,
das durch das Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung, einschließlich
des Transferschritts, herstellbar ist, und verschiedene Ausführungsformen
davon.
-
Ebenso
wird ein Muster von Zellen und/oder ein künstliches Gewebe auf einer
Oberfläche
offenbart, das durch das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung,
einschließlich
des Transferschritts, herstellbar ist, und verschiedene Ausführungsformen
davon.
-
Weiterhin
wird offenbart eine Kombination von Mustern von Zellen gemäß der vorliegenden
Erfindung.
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Es
wird ebenso eine Kombination von künstlichen Geweben gemäß der vorliegenden
Erfindung offenbart.
-
Es
wird eine Kombination von Mustern von Zellen und künstlichen
Geweben gemäß der vorliegenden Erfindung
offenbart.
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Der
Begriff „Kombination
von Mustern von Zellen" soll
jede räumliche
Anordnung von Mustern von Zellen einschließen, bei denen diese Muster
nahe beieinander sind. Dasselbe betrifft „Kombination von künstlichen
Geweben".
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Es
wird ebenso ein Muster von Zellen und/oder ein künstliches Gewebe und/oder eine
Kombination gemäß der vorliegenden
Erfindung in einer Vorrichtung offenbart, ausgewählt aus der Gruppe, umfassend Sensoren,
technische Substrate, Gewebe, Implantate und Transplantate.
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Die
Erfinder konnten beim Machen der vorliegenden Erfindung in deutlicher
Weise demonstrieren, daß es
möglich
ist, Zellen von Organschnitten auf eine Anzahl von bestpassenden
Mustern zu manipulieren. Bei der Verwendung von Zellen aus ganzem
Gewebe konnten ausgebreitete, nahezu perfekte Muster von Zellen, z.B.
Gitter, erzielt werden, die bislang unmöglich waren. Die Verwendung
von Schnitten von ganzem Gewebe hat viele Vorteile gegenüber dissoziierten
Kulturen dahingehend, daß,
abgesehen von der Oberflächenschicht, relativ
minimale mechanische Schädigung
ausgeübt
wird und die relative cytoarchitektonische Organisation des Gewebes
bewahrt wird. Die darauffolgend gemusterten Zellen werden daher
die relativen Positionen der Zellen des ursprünglichen Schnittes reflektieren.
Mittels der vorliegenden Erfindung ist es möglich, in konsistenter Weise
z.B. den Auswuchs von Neuronen, Neuriten und Filopodien aus Hirnstammschnitten
zu erzielen, die auf ECM-Proteinstrukturen von z.B. Gitter- und
Linien-Formen kultiviert werden. Durch Wahl von geeigneten Mustern
von zellwachstumsfördernden
Molekülen
und/oder zellwachstumsinhibierenden Molekülen auf einer Oberfläche ist
es möglich,
beinahe jegliches erwünschte
Muster von Zellen zu erzielen.
-
Darüberhinaus
gelang es den vorliegenden Erfindern, die beinahe perfekten Muster
von Zellen dahingehend weiter zu manipulieren, daß sie diese
Muster in leichter Weise auf jegliche andere erwünschte Oberfläche übertragen
konnten. Ein solcher Transfer kann z.B. durchgeführt werden, indem das Muster/künstliche Gewebe
in Materialien eingebettet wird, die mit den Zellen dahingehend
kompatibel sind, daß sie
nicht die Lebensfähigkeit
der Zellen stören.
Ein solches Material kann z.B. Agarose sein, das in flüssiger Form über das Muster
von Zellen gegossen und danach ausgehärtet wird, indem man es abkühlen läßt. Ein
alternatives Verfahren wäre
die Einbettung von Zellen in einem Gel aus Fibrin und/oder Collagen.
Zum Beispiel kann Fibrinogen durch die Zugabe von Thrombin induziert
werden, ein Gel aus Fibrin zu bilden. Modifikationen dieses Verfahrens,
wobei Prothrombin in Kombination mit verschiedenen Faktoren aus
der Blutgerinnungskaskade zugegeben wird, z.B. Faktor X, liegen
ebenso innerhalb des Umfangs der vorliegenden Erfindung. Verfahren
zum Bilden von Fibringelen sind z.B. beschrieben in Schense et al.,
2000, Nature Biotechnology, 18, 415–419 und Ye et al., 2000, European
Journal of Cardio-thoracic Surgery, 17, 587–591.
-
Collagengele
können
durch Selbst-Anordnung („self-assembly") von Collagenmolekülen beim
Wärmen
von kalten neutralen Lösungen
von Collagen gebildet werden. Ein solches Verfahren ist z.B. beschrieben in
O'Conner et al.,
2000, Biosensors and Bioelectronics, 14, 871–881.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung werden alle Matrizen, unabhängig von ihrer Natur, auf einem
Muster von Zellenkünstlichem
Gewebe angeordnet, das bereits auf einer Oberfläche gebildet worden ist. Dies
bedeutet, daß gemäß der vorliegenden
Erfindung die Matrix nur nach der Bildung des Musters von Zellenkünstlichen
Gewebes gebildet wird. Mittels des Gels kann das Muster von Zellen
dann anderswohin übertragen
werden.
-
Ein
Entfernen der Matrix kann dann z.B. erzielt werden durch Senkung
der Temperatur unterhalb der Gel-Übergangstemperatur, enzymatischem
Abbau und ähnliches.
-
Dies
macht die Produktion von bioelektronischen Vorrichtungen viel wirtschaftlicher
und ermöglicht eine
genaue Kontrolle der Eigenschaften dieser Vorrichtungen, da nur
erfolgreiche Muster von Zellen verwendet und auf die Oberflächen dieser
Vorrichtungen übertragen
werden. Wenn ein perfektes Muster von Zellen gebildet worden ist,
kann es unter Verwendung einer Matrix stabilisiert und von dem Substrat
genommen und auf Biosensoren übertragen
werden, wie etwa Feld-Effekt-Transistoren etc., die selbst möglicherweise
zunächst
nicht als Substrate für
Zellwachstum geeignet sind. Bei einer „vorkultivierten Situation" gemäß der vorliegenden
Erfindung werden nur nützliche
Muster von Zellen verwendet und auf die Vorrichtungen übertragen werden.
Daher kann die Anzahl an Vorrichtungen, die erforderlich sind, besser
kontrolliert werden. Dies trifft für alle anderen erwähnten Anwendungen
zu und ergibt eine große
Flexibilität
im Hinblick auf mögliche
Anwendungen. Dieser „Ansatz
der leichten Verfügbarkeit" („off-the-shelf-approach") ist sehr nützlich,
wenn die Verfügbarkeit
von Vorrichtungen beschränkt
ist, da die Vorrichtung selbst für
Zellwachstum und Kultur nicht so gut geeignet ist, oder wenn die
weitere Handhabung der Zellen auf diesen Vorrichtungen eine irreversible
Schädigung
an den Zellen verursacht. In diesem Fall kann ein neues Muster von
Zellen (das auf einem vorgemusterten Substrat wachsengelassen worden
ist) auf dieselbe Vorrichtung gebracht werden, und die Messungen
(jeglicher Art, die mit dieser besonderen Vorrichtung stattfinden
sollen) können
wieder aufgenommen werden. Alternativ kann das Muster von Zellen,
das in einer Vorrichtung verwendet worden ist, in sterile Bedingungen überführt werden
(d.h. von der Vorrichtung abgenommen werden) und dann zum Inkubator
für eine
weitere Kultivationsperiode zurückgebracht
werden.
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Unter
Verwendung einer Kombination aus organotypischem ganzen Gewebe und
sorgfältig
angelegten vorgemusterten Oberflächen
gelang es den vorliegenden Erfindern, eine große Vielzahl von Mustern von Zellen
zu produzieren. Gemäß jeglicher
Anforderung (abhängig
von der Vorrichtung) können
weitere Muster entworfen werden. Obwohl die Microkontakt-Drucktechnik hier
unten als eine geeignete Technik zum Erzeugen einer Oberfläche diskutiert
wird, die dahingehend vorgemustert ist, daß sie zellwachstumsfördernde
Moleküle
und/oder zellwachstumsinhibierende Moleküle daran angehängt hat,
soll die vorliegende Erfindung in keiner Weise auf diese besondere
Technik beschränkt
sein. Andere Techniken zum Erzeugen von vorgemusterten Oberflächen, wie
etwa Photolithographie, Laser-Abtragungstechniken mit lithographischen
Masken etc. werden ebenso in Erwägung
gezogen.
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Weitere
Vorteile und Gesichtspunkte der vorliegenden Erfindung können den
folgenden Beispielen und Figuren entnommen werden, obwohl die Erfindung
in keiner Weise darauf beschränkt
ist. Bei den Figuren
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zeigt 1 die
Migration von organotypischen Hirnstammneuronen auf Lamininbeschichtetem
Gewebekulturplastik;
-
zeigt 2 das
Wachstum von Neuriten auf Lamininspuren;
-
zeigt 3 die
Bewertung einer Vielzahl von extrazellulären Matrixproteinmustern, und
-
zeigt 4 das
Wachstum von neuronalen Fortsätzen.
-
Beispiel 1
-
Unter
Verwendung der vorliegenden Erfindung konnte eine große Vielzahl
von Mustern von Laminin auf einer Oberfläche in erfolgreicher Weise
bei der vorliegenden Erfindung angewandt werden. Diese Muster, bei
denen eine genaue Kontrolle des Zellwachstums erzielt werden konnte,
werden in Tabelle 1 gezeigt:
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-
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Beispiel 2
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Organotypische
Kulturen von Hirnstammschnitten
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Nach
Extraktion von ganzen Embryonen-Rattengehirnen aus 15–18 Tage
alten Sprague-Dawley-Ratten
wurden die Medulla und Pons durch einen Transversalschnitt durch
die rostrale Pons entfernt, und das Cerebellum wurde durch Sezieren
der Pendunkuli entfernt. Die coronalen Abschnitte der Hirnstammschnitte
wurden unter sterilen Bedingungen in gekühltem Gehirnschnitt-Kulturmedium
(pH 7,4) geerntet. Diese Schnitte, die unter Verwendung eines McIlwain
Tissue Chopper geschnitten wurden, waren 250 μm dick. Die so hergestellten
Schnitte (gewöhnlich
ungefähr
6 bis 12 Schnitte pro Rattenhirnstamm) wurden in einen Inkubator
bei 37°C
und einer 5% CO2-angereicherten Atmosphäre für mindestens
4–5 Stunden
gebracht. Diese Inkubationsperiode war vorgesehen, um es geschädigten Zellen
(als ein Ergebnis des Schneidens) zu ermöglichen, sich von den Oberflächen der
geschnittenen Stücke
zu lösen.
Nach dieser Inkubationsperiode wurden die Stücke dann auf Kontrollen (Lamininbeschichtet)
und Testsubstraten (Laminin-gemustert) unter Verwendung eines kleinen
oberflächenpolierten
Spatels positioniert. Sorgfalt muß verwendet werden, um die
hergestellten Schnitte nicht noch weiter zu schädigen. Anders als das von Gähwiler (1997,
Trends in Neurosci., 20 (10), 471–477) beschriebene Verfahren
wurde ein Plasmagerinnsel oder Collagen beim Immobilisieren der
Schnitte nicht verwendet, da beide Verfahren die Zellmigrationen,
insbesondere die Migration auf ECM-Mustern, behindern würden. Darüberhinaus
wurde davon ausgegangen, daß die
Roller-Tube-Technik nicht notwendig war. Stattdessen wurde in allen
Kulturschalen eine kritische Menge an Medium zugegeben, so daß die Schnitte
sich nicht von der Oberfläche
lösten.
Nach 2–3
Tagen in Kultur sollten die Schnitte ein signifikantes Ausmaß an Migration durchlaufen
haben, und mehr Medium konnte in diesem Stadium zugegeben werden.
Ein Antimitosemittel, Cytosin-β-D-Arabinofuranosid
(ARA-C, SIGMA C-6645), wurde am Tag 4 oder 5 zugegeben, um die Proliferation von
nicht-neuronalen Zellen zu inhibieren, sofern und wann immer notwendig.
Wenn ARA-C verwendet wurde, wurde das Kulturmedium nach 5 bis 7
Tagen wieder auf ARA-C-freies Medium umgestellt.
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Beispiel 3
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Mikrokontakt-Drucken und
Lösungen
-
Mikrostempel
für das
Experiment wurden mittels Photolithographie und Formpressen („moulding"), hergestellt. Ein
Elektronenstrahlschreiber transponierte die verschiedenen Strukturen,
die für
das Experiment entworfen worden waren, auf eine Chrommaske. Unter
Anwendung von UV-Photolithograhie wurden Master-Formen („master
moulds") aus mittels
Spin-Coating erzeugten 12,5 μm
dicken Photoresist-Schichten (AZ 4562, Clariant GmbH, Deutschland)
auf 0,6 mm dicken Silicium Wafers (MEMC Electronic Materials, Deutschland)
erzeugt. Polydimethylsiloxan (PDMS)-Mikrostempel wurden dann durch
Aushärtung
von Sylgard 182 (Dow Corning, Deutschland) in 10 ml Eppendorf-Röhrchen für 48 Stunden
bei 55°C
umgedreht auf den Master-Formen hergestellt. Nach der Freisetzung
aus der Master-Form wurde ein endgültiger Aushärtungsschritt für 1 h bei
110°C durchgeführt. Um
die Stempelhydrophilie zu erhöhen,
wurden PDMS-Stempel in entionisierten Wasser für mindestens 24 Stunden gelagert.
Vor der Mustergebung wurden die Stempel aus dem Wasser genommen
und in einem 70% Ethanol-Bad für
1 Minuten sterilisiert. Das Versehen mit Tinte („inking") fand für 30 Sekunden in 25 μg/ml (~ 0,25 μM) Lamininlösung statt.
Der mit Tinte versehene Stempel wurde dann in einem weichen Stickstoffluftstrom
getrocknet und unmittelbar auf das Substrat für 10 Sekunden gepreßt. In allen
Experimenten wurden Nicht-Gewebekultur-Polystyrol-Schalen mit 3
cm Durchmesser (Greiner Labortechnik, Deutschland) verwendet.
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Gehirnschnittmedium
wurde aus HAMS F10 (SIGMA; N1387), supplementiert mit 20–25% fötalem Rinderserum
(SIGMA, F7524) und 4 mM Glutamin (SIGMA, G7513), gemacht. Laminin
(1243217, Boehringer Mannheim GmbH, Deutschland) wurde in steriler
PBS rekonstituiert.
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Beispiel 4
-
Erzielte Zellmuster
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1 zeigt
die Migration von organotypischen Hirnstammneuronen auf Lamininbeschichtetem
Gewebekulturplastik. Am Tag 3 (1A)
in Kultur waren migrierte Neuronen in deutlicher Weise identifizierbar,
und das Wachstum von Neuriten hatte bereits begonnen. Am Tag 5 (1B) waren diese Dendriten und axonalen Fortsätze auf
eine signifikante Län ge
gewachsen. Nach 13 (1C) und 20 Tagen (1D)
wurde die Kultur konfluent, wobei alle Neuronen ein diffuses Netzwerk
auf Gliazellen und anderen nicht-neuronalen Zellen bildeten.
-
2 zeigt
die Wirksamkeit, mit der Neuritenauswuchs und neuronale Migration
unter Verwendung der Technik der vorliegenden Erfindung geführt werden
kann. Unabhängig
von dem verwendeten Muster zeigten Hirnstammschnitte auf Laminin-gemusterten
Substraten ein rasches Wachstum an Neuriten, und diese erstreckten
sich bis zum Rand der gestempelten Muster innerhalb von zwei Wochen.
Am Ende von zwei Wochen waren die Axone ausgewachsen („reached
maturity") und wurden
verdickt.
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3 zeigt
die Bewertung einer Vielzahl von extrazellulären Matrixproteinmustern (3AA und 3AB). Muster
1, Knoten 10 μm,
Spur 2 μm;
(3BA und 3BB)
Muster 2, Knoten 10 μm,
Spur 4 μm);
(3CA und 3CB)
Muster 3; Knoten 10 μm,
Spur 6 μm;
(3 DA und 3DB) Muster 4, Knoten 10 μm, Spur 2 μm; (3EA und 3EB)
Muster 5, Knoten 10 μm,
Spur 2 μm;
(3FA und 3FB) Muster
6, Knoten 20 μm,
Spur 4 μm.
Während
der frühen
Tage in Kultur waren die migrierten Neuronen und die wachsenden
Fortsätze
in deutlicher Weise sichtbar mit geringer Überlappung auf allen Mustern.
Diese Kulturen reiften weiter und nach 10 Tagen oder mehr waren
die ursprünglichen
Formen der Laminingestempelten Muster identifizierbar.
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4 zeigt,
daß nahezu
perfekte Muster erzielt werden konnten unter Verwendung einer Linienbreite von
2 μm (Knotendurchmesser
= 10 μm),
und eine perfekte Gitterstruktur konnte gebildet werden. Die Figur zeigt
das Wachstum von neuronalen Fortsätzen auf Muster 1, 14 Tage
alte Kultur, bei fortschreitend erhöhten Vergrößerungen von × 40 (4A), × 100
(4B), × 200 (4C).
Dieses perfekte Netzwerk von Fortsätzen wurde mit Mustern der
kleinsten Spur (2 μm)
erhalten. * weist auf denselben Punkt des Substrats in ihren jeweiligen
entsprechenden Vergrößerungen
hin. Mit diesem besonderen Muster wanderten jedoch sehr wenige sichtbar
identifizierbare Neuronen tatsächlich
auf das Muster, was wiederum ausschließlich aus Neuritenauswuchs
gebildet wird. Muster mit Knotengröße von 10–14 μm und einer Linienbreite von
2–4 μm waren die
geeignetsten für
die Beschränkung
von Neuronen. Experimente unter Verwendung verschiedener Linienbreiten zeigten,
daß die
beste neuronale Migration bei einer Linienbreite von 6 μm stattfand,
wenn ein perfektes Netzwerk von Fortsätzen näherungsweise dieselbe Fläche des
ursprünglichen
Stempels (10 mm Durchmesser) be setzt hatte, die für die Mikrokontakt-Drucktechnik
verwendet wurde. Es ist bekannt, daß Zellen eine Tendenz haben,
zu den Knoten zu migrieren (Klein et al., 1999, J. of Mat. Sci:
Mat. in Med., 10, 721–729;
Corey et al., 1991, J. of Neurosci., 30, 300–307), und dasselbe Phänomen wurde
bei Neuronen aus Gehirnschnitten beobachtet. Diese Neuronen wurden
immobilisiert, sobald sie auf die Knoten migriert waren. Nach einer
Anzahl von Tagen in Kultur begannen die neuronalen Fortsätze der
Neuronen zu wachsen und bildeten ein einfaches lineares neuronales
Netzwerk.