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Hintergrund
der Erfindung
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Gebiet der
Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft die Verwendung bestimmter Agonisten der insulinähnlichen
Wachstumsfaktoren (IGFs) zur Behandlung verschiedener Funktionsstörungen.
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Beschreibung
des Hintergrunds und des verwandten Standes der Technik
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Die
insulinähnlichen
Wachstumsfaktoren I und II (IGF-I bzw. IGF-II) vermitteln in vivo
mehrere Wirkungen, die Zellproliferation, Zelldifferenzierung, Inhibierung
des Zelltods und Insulin-artige Aktivität einschließen (Übersichtsartikel in Clark und
Robinson, Cytokine Growth Factor Rev., 7: 65–80 (1996); Jones und Clemmons,
Endocr. Rev., 16: 3-34
(1995)). Die meisten dieser mitogenen und metabolischen Antworten
werden durch die Aktivierung des IGF-I-Rezeptors ausgelöst, einem α2β2-Heterotetramer,
das mit dem Insulinrezeptor nahe verwandt ist (McInnes und Sykes,
Biopoly., 43: 339–366
(1998); Ullrich et al., EMBO J., 5: 2503–2512 (1986)). Beide Proteine
sind Mitglieder der Tyrosinkinaserezeptor-Superfamilie und verfügen über gemeinsame
intrazelluläre
Signalkaskaden (Jones und Clemmons, supra). IGF-Insulin-Hybridrezeptoren
wurden isoliert, aber ihre Funktion ist unbekannt. Die IGF-I- und
Insulin-Rezeptoren binden ihre spezifischen Liganden mit nanomolarer
Affinität.
IGF-I und Insulin können
mit ihren jeweiligen nicht-verwandten Rezeptoren kreuzreagieren, wenn
auch mit einer 100–1000-fach geringeren Affinität (Jones
und Clemmons, supra). Vor kurzem wurde über die Kristallstruktur berichtet,
die einen Teil des extrazellulären
Teils des IGF-I-Rezeptors beschreibt (Garret et al., Nature, 394:
395–399
(1998)).
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Im
Unterschied zu Insulin werden die Aktivität und die Halbwertszeit von
IGF-I von sechs IGF-I-Bindungsproteinen (IGFBPs 1–6) und
vielleicht zusätzlich
von einer entfernter verwandten Klasse von Proteinen moduliert (Jones
und Clemmons, supra; Baxter et al., Endocrinology, 139: 4036 (1998)).
Die IGFBPs können die
IGF-Aktivität
entweder inhibieren oder verstärken,
abhängig
davon, ob sie löslich
oder Zellmembran-assoziiert sind (Bach und Rechter, Diabetes Reviews,
3: 38–61
(1995)). Die IGFBPs binden IGF-I und IGF-II mit verschiedenen Affinitäten und
Spezifitäten
(Jones und Clemmons, supra; Bach und Rechler, supra). Zum Beispiel
bindet IGFBP-3 IGF-I und IGF-II mit einer ähnlichen Affinität, wogegen
IGFBP-2 und IGFBP-6 IGF-II mit einer viel höheren Affinität binden
als IGF-I (Bach und Rechler, supra; Oh et al., Endocrinology, 132,
1337-1344 (1993)).
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Die
klassischen IGFBPs besitzen eine molekulare Masse in dem Bereich
von 22–31
kDa und enthalten eine Gesamtzahl von 16–20 Cysteinen in ihren konservierten
Amino- und Carboxy-terminalen Domänen (Bach und Rechler, supra;
Clemmons, Cytokine Growth Factor Rev., 8: 45–62 (1997); Martin und Baxter,
Curr. Op. Endocrinol. Diab., 16–21
(1994)). Die zentrale Domäne,
die beide Cystein-reiche Regionen verbindet, ist nur schwach konserviert
und enthält
die Schnittstellen für
IGFBP-spezifische Proteasen (Chernausek et al., J. Biol. Chem.,
270: 11377–11382
(1995); Clemmons, supra; Conover, Prog. Growth Factor Res., 6: 301–309 (1995)). Eine
weitere Regulierung der IGFBPs kann durch Phosphorylierung und Glycosylierung
erreicht werden (Bach und Rechler, supra; Clemmons, supra). Es gibt
keine verfügbare
hochauflösende
Struktur für
irgendein intaktes Mitglied der IGFBP-Familie. Jedoch wurde kürzlich über die
NMR-Strukturen von zwei N-terminalen Fragmenten von IGFBP-5 berichtet,
die eine IGF-Bindeaktivität
bewahren (Kalus et al., EMBO J., 17:6558–6572 (1998)).
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IGF-I
ist ein einzelkettiges 70-Aminosäuren-Protein
mit hoher Homologie zu Proinsulin. Im Unterschied zu anderen Mitgliedern
der Insulin-Superfamilie wird die C-Region der IGFs nach der Translation
nicht proteolytisch entfernt. Es wurde über die NMR-Strukturen in Lösung von
IGF-I (Cooke et al., Biochemistry, 30: 5484–5491 (1991); Hua et al., J.
Mol. Biol., 259: 297–313
(1996)), mini-IGF-I (eine hergestellte Variante, der die C-Kette
fehlt; DeWolf et al., Protein Science, 5: 2193–2202 (1996)), und IGF-II (Terasawa
et al., EMBO J., 13: 5590–5597
(1994); Torres et al., J. Mol. Biol., 248: 385–401 (1995)) berichtet. Es
besteht im Allgemeinen Übereinstimmung
darüber,
dass distinkte Epitope auf IGF-I für die Bindung von Rezeptor-
und Bindungsproteinen verwendet werden. Es wurde in Tiermodellen
gezeigt, dass Rezeptor-inaktive IGF-Mutanten in der Lage sind, endogenes
IGF-I von Bindungsproteinen zu verdrängen und dadurch in vivo insgesamt
einen IGF-I-Effekt zu erzeugen (Loddick et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, 95: 1894–1898
(1998); Lowman et al., Biochemistry, 37: 8870–8878 (1998)). Während die
Reste Y24, Y29, Y31 und Y60 mit der Rezeptorbindung in Verbindung gebracht
werden, binden deren IGF-Mutanten noch IGFBPs (Bayne et al., J.
Biol. Chem., 265: 15648–15652 (1990);
Bayne et al., J. Biol. Chem., 264: 11004–11008 (1989); Cascieri et
al., Biochemistry, 27 3229–3233 (1988);
Lowman et al., supra).
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Außerdem wurde
eine (1–27,gly4,38–70)-hIGF-I
genannte Variante, in der die Reste 28–37 der C-Region von menschlichem
IGF-I durch eine Glycin-Brücke
mit vier Resten ersetzt sind, entdeckt, die an IGFBPs, aber nicht
an IGF-Rezeptoren bindet (Bar et al., Endocrinology, 127: 3243–3245 (1990)).
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Eine
Vielzahl von Mutagenesestudien haben sich mit der Charakterisierung
des IGFBP-Bindungsepitops
auf IGF-I befasst (Bagley et al., Biochem. J., 259: 665–671 (1989);
Baxter et al., J. Biol. Chem., 267: 60–65 (1992); Bayne et al., J.
Biol. Chem., 263: 6233-6239
(1988); Clemmons et al., J. Biol. Chem., 265 : 12210–12216 (1990);
Clemmons et al., Endocrinology, 131: 890–895 (1992); Oh et al., supra).
Zusammengefasst wurde gefunden, dass die N-terminalen Reste 3 und
4 und die helikale Region, die die Reste 8–17 umfasst, wichtig für die Bindung
an die IGFBPs sind. Außerdem
wurde ein Epitop identifiziert, das die Reste 49–51 bei der Bindung an IGFBP-1,
-2 und -5 einbezieht (Clemmons et al., Endocrinology, supra (1992)).
Außerdem wurde
gezeigt, dass eine natürlicherweise
vorkommende, verkürzte
Form von IGF-I, der die ersten drei N-terminalen Aminosäuren fehlen (des(1–3)-IGF-I
genannt) an IGFBP-3 mit einer 25-fach geringeren Affinität bindet (Heding
et al., J. Biol. Chem., 271: 13948–13952 (1996); U.S. Pat. Nr.
5,077,276; 5,164,370; 5,470,828).
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Bei
einem Versuch, die Beiträge
exponierter Aminosäurereste
in der N-terminalen Helix zu der Bindung zu charakterisieren, wurden
mehrere Alanin-Mutanten von IGF-I hergestellt (Jansson et al., Biochemistry, 36:
4108–4117
(1997)). Jedoch zeigten die Circulardichroismus-Spektren dieser
mutierten Proteine Strukturänderungen
im Vergleich zu Wildtyp-IGF-I, die es schwierig machten, IGFBP-Bindungsbeiträge zu den
mutierten Seitenketten klar zuzuordnen. Ein anderer Ansatz wurde
in einer jüngsten
Studie gewählt,
wobei das IGFBP-1-Bindungsepitop auf IGF-I durch heteronukleäre NMR-Spektroskopie
untersucht wurde (Jansson et al., J. Biol. Chem., 273: 24701–24707 (1998)).
Die Autoren identifizierten zusätzlich
die Reste R36, R37 und R50 als funktionell beteiligt an der Bindung
an IGFBP-1.
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Andere
IGF-I-Varianten wurden offenbart. Zum Beispiel beschreibt in der
Patentliteratur WO 96/33216 eine verkürzte Variante, die die Reste
1–69 des
authentischen IGF-I umfasst. BP 742,228 offenbart zwei-kettige IGF-I-Superagonisten,
die Derivate des natürlicherweise
vorkommenden einzelkettigen IGF-I mit einer verkürzten C-Domäne sind. Die IGF-I-Analoga besitzen
die Formel: BCn,A, worin B die B-Domäne von IGF-I oder
ein funktionelles Analog davon ist, C die C-Domäne von IGF-I oder ein funktionelles
Analog davon ist, n die Zahl der Aminosäuren in der C-Domäne ist und
von in etwa 6 bis in etwa 12 beträgt, und A die A-Domäne von IGF-I
oder ein funktionelles Analog davon ist.
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Zusätzlich offenbaren
Cascieri et al., Biochemistry, 27: 3229–3233 (1988) vier Mutanten
von IGF-I, von denen drei eine verringerte Affinität für den Typ-1-IGF-Rezeptor
aufweisen. Diese Mutanten sind: (Phe23,Phe24,Tyr25)IGF-I (welches
bezüglich
seiner Affinität
zu den Typ-1- und -2-IGF- und Insulin-Rezeptoren gleich stark wie
menschliches IGF-I ist), (Leu24)IGF-I und
(Ser24)IGF-I (die eine geringere Affinität als IGF-I
zu menschlichem placentalen Typ-1-IGF-Rezeptor, dem placentalen
Insulin-Rezeptor und dem Typ-1-IGF-Rezeptor von Ratten- und Mäusezellen
haben) und Desoctapeptid-(Leu24)IGF-I (in dem der Verlust der Aromatizität an Position
24 mit der Deletion der Carboxy-terminalen D-Region von hIGF-I kombiniert
ist, das eine geringere Affinität
als (Leu24)IGF-I für den Typ-I-Rezeptor und eine
höhere
Affinität
für den
Insulin-Rezeptor hat). Diese vier Mutanten haben normale Affinitäten für menschliche
Serumbindungsproteine.
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Bayne
et al., J. Biol. Chem., 264: 11004–11008 (1988) offenbaren drei
strukturelle Analoga von IGF-I: (I-62)IGF-I, dem die Carboxy-terminale
8-Aminosäuren-D-Region
von IGF-I fehlt; (1-27, Gly4,38–70)IGF-I,
worin die Reste 28–37
der C-Region von IGF-I durch eine Glycin-Brücke mit vier Resten ersetzt
ist, und (1–27,Gly4,38–62)IGF-I,
mit einem Glycin-Austausch der C-Region und einer Deletion der D-Region.
Peterkofsky et al., Endocrinology, 128: 1769–1779 (1991) offenbaren Daten
unter Verwendung der Gly4-Mutante von Bayne
et al., supra, Bd. 264. U.S. Pat. Nr. 5,714,460 bezieht sich auf
die Verwendung von IGF-I oder einer Verbindung, die die aktive Konzentration
von IGF-I erhöht,
um neurale Schäden
zu behandeln.
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Cascieri
et al., J. Biol. Chem., 264: 2199–2202 (1989) offenbaren drei
IGF-I-Analoga, in denen spezifische Reste in der A-Region von IGF-I
durch die korrespondierenden Reste der A-Kette von Insulin ersetzt sind.
Die Analoga sind:
(Ile41,Glu45,Gln46,Thr49,Ser50,Ile51,Ser53,Tyr55,Gln56)IGF-I, eine
A-Ketten-Mutante, in der der Rest 41 von Threonin zu Isoleucin verändert ist
und die Reste 42–56
der A-Region ersetzt sind; (Thr49,Ser50,Ile51)IGF-I; und (Tyr55,Gln56)IGF-I.
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WO
94/04569 offenbart ein von dem natürlichen IGFBP verschiedenes,
spezifisches Bindemolekül, das
fähig ist,
an IGF-I zu binden und das die biologische Aktivität von IGF-I erhöhen kann.
WO 98/45427, veröffentlicht
am 15. Oktober 1998, und Lowman et al., supra, offenbaren IGF-I-Agonisten,
die durch Phagenpräsentation
identifiziert wurden.
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Auch
WO 97/39032 offenbart Ligandeninhibitoren von IGFBPs und Verfahren
für ihre
Verwendung. Außerdem
offenbart U.S. Pat. Nr. 5,891,722 Antikörper mit Bindungsaffinität für freies
IGFBP-1 und Vorrichtungen und Verfahren für den Nachweis von freiem IGFBP-1
und von einem Riss in der fötalen
Membran auf der Basis der Anwesenheit von Fruchtwasser in einem
Vaginalsekret, was durch die Anwesenheit von freiem IGFBP-1 in dem
Vaginalsekret gezeigt wird.
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Trotz
all dieser Anstrengungen ist das Bild des IGFBP-Bindungsepitops
auf IGF-I unscharf und mit einer geringen Auflösung geblieben. Die früheren Studien
umfassten zumeist Insertionen homologer Insulinregionen in IGF-I
oder Proteinverkürzungen
(z.B: des(1–3)-IGF-I)
und unterschieden nicht zwischen Effekten aufgrund von Missfaltungen
und wirklichen Bindungsdeterminanten. Eine Kombination der Ergebnisse
all dieser Studien wird außerdem
durch den Umstand verkompliziert, dass verschiedene Techniken verwendet
wurden, um die Komplexbildung der mutierten IGF-Formen mit den IGFBPs
zu analysieren, die von radiomarkierten Ligandenbindungsversuchen
bis zu Biosensoranalysen reichten.
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Es
ist gut abgesichert, dass das GH/IGF/IGFBP-System an der Regulation
der anabolischen und metabolischen Homöostase beteiligt ist und dass
Fehler in diesem System das Wachstum, die Physiologie und die glykämische Kontrolle
nachteilig beeinflussen können
(Jones et al., Endocr. Rev., 16: 3–34 (1995); Davidson, Endocr.
Rev., 8: 115–131
(1987); Moses, Curr. Opin. Endo. Diab., 4: 16–25 (1997)). Neuere Daten weisen auf
eine erweiterte Rolle für
IGFBPs bei der Regulation sowohl der Plasmaspiegel als auch der
Bioaktivität
von GH und IGF-I hin (Jones et al., supra; Lewitt et al., Endocrinology,
129: 2254–2256
(1991); Rosenfield et al., „IGF-I
treatment of syndromes of growth hormone insensitivity", in: The insulin-like
growth factors and their regulatory proteins. Hrsg. Baxter RC, Gluckman
PD, Rosenfield RG. Excerpta Medica, Amsterdam, 1994), S. 357–464; Lee
et al., Proc. Soc. Exp. Biol. Med., 216: 319–357 (1997); Cox et al., J.
Clin. Endocrinol. Metab., 135: 1913–1920 (1995); Lewitt et al.,
Endocrinology, 133: 1797–1802
(1993)). Veränderungen
von IGFBP-Spiegeln können
zu klinischen Manifestationen von entweder IGF-Überschuss oder -Mangel führen und auch
zu GH-Resistenz
beitragen (Barreca et al., JCEM, 83: 3534–3541 (1998); Shmueli et al.,
Hepatology, 24: 127–133
(1996); Murphy et al., Prog. Growth Factor Res., 6: 425–432 (1996);
Rajkumar et al., Endocrinology, 136: 4039–4034 (1995); Hall et al.,
Acta Endocrinol. (Copenh.), 118: 321–326 (1988); Ross et al., Clin.
Endocrinol., 35: 47–54
(1991); Scharf et al., J. Hepatology, 25: 689–699 (1996)).
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Die
beiden IGFBPs, die hauptsächlich
verantwortlich für
die Regulation der biologischen Aktivität sowohl von IGFs als auch
von GH zu sein scheinen, sind IGFBP-1 und IGFBP-3. IGFBP-3 scheint
das hauptsächlich
für die
Regulation der Gesamtspiegel von IGF-I und IGF-II im Plasma verantwortliche
IGFBP zu sein. IGFBP-3 ist ein GH-abhängiges Protein und ist bei
Fällen
von GH-Mangel oder -Resistenz verringert (Jones et al., supra; Rosenfield
et al., supra; Scharf et al., supra). Es wird allgemein angenommen,
dass IGFBP-1 ein Inhibitor der IGF-Aktivität ist, und IGFBP-1 ist bei
den meisten Fällen
von GH-resistenten Zuständen,
wie Diabetes, Nierenversagen, Stauungsinsuffizienz (congestive heart
failure), Leberversagen, Unterernährung, Wasting-Syndromen und
bei nahezu allen katabolischen Zuständen erhöht (Lewitt et al., 1993, supra;
Barreca et al., supra; Scharf et al., supra; Bereket et al., Endocrinology,
137: 2238–2245
(1996); Crown und Holly, Clin. Nutrit., 14: 321–328 (1995); Underwood und
Backeljauw, J. Int. Med., 234: 571–577 (1993); Thrailkill et
al., J. Clin. Endo. Metab., 82(4): 1181–1187 (1997)). Die meisten
dieser Erkrankungszustände
sind durch das folgende biochemische Profil gekennzeichnet: gestörte Glucose-Kontrolle,
Entzündung, überschüssige IGFBP-1-Spiegel,
niedrige IGFBP-3-Spiegel, niedrige IGF-Bioaktivität und überschüssige GH-Spiegel
(Jones et al., supra; Barreca et al., supra; Shmueli et al., supra;
Murphy et al., supra; Rajkumar et al., supra; Hall et al., supra;
Ross et al., supra; Bereket et al., supra; Crown und Holly, supra;
Bereket et al., Clinical Endocrinology, 45(3): 321–326 (1996);
Batch et al., J. Clin. Endo. Metab., 73: 964–968 (1991); Powell et al.,
The Southwest Pediatric Nephrology Study Group, Kidney Int., 51:
1970–1979
(1997)).
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Glucocorticoide
wurden mit einer Verringerung der Proteinsynthese und einer Zunahme
des Protein-Katabolismus in Verbindung gebracht (Simmons et al,
J. Clin. Invest., 73: 412-420
(1984)) sowie mit einer Zunahme der Ausscheidung von Stickstoff
im Urin (Sapir et al., Clin. Sci. Mol. Med., 53: 215–220 (1977)).
Diese Wirkungen mögen
teilweise durch eine Verringerung der Wachstumshormon-Sekretion
vermittelt werden (Trainer et al., J. Endocrinol., 134: 513–517 (1991))
oder durch eine direkte Wirkung von Glucocorticoiden auf der Gewebeebene
(Baron et al., Am. J. Physiol., 263: E489–E492 (1992)), die zu einer
Beeinflussung der lokalen Produktion von IGF-I und IGFBPs führt (McCarthy
et al., Endocrinology, 126: 1569–1575 (1990); Lee et al., supra)
und einer Antagonisierung der Insulinwirkung (Horber et al., Diabetes,
40: 141–149
(1991)). Frühere Studien
an Ratten haben gezeigt, dass rekombinantes menschliches IGF-I und
seine Analoga der katabolischen Wirkung von Glucocorticoidanaloga,
wie Dexamethason, entgegenwirken können (Tomas et al., Biochem.
J., 282: 91–97
(1992)). Außerdem
wurde gezeigt, dass Insulin den Proteinkatabolismus verbessern kann
(Woolfson et al., N. Eng. J. Med., 300: 14–17 (1979)).
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Kombinationstherapien
wurden ebenfalls offenbart. Zum Beispiel beschreiben Fuller et al.,
Biochem Soc Trans, 19: 277S (1991) die Verwendung von Insulin und
IGF zur Stimulation der Proteinsynthese des Herzens. Umpleby et
al., Europ. J. Clin. Invest., 24: 337–344 (1994) offenbaren die
Behandlung von Hunden, die über
Nacht gehungert hatten, mit Insulin und IGF, um die Auswirkungen
auf den Proteinmetabolismus zu bestimmen. Außerdem offenbart U.S. Pat.
Nr. 5,994,303 die Verwendung einer Kombination von Insulin und IGF-I,
um einer Abnahme des Stickstoffgleichgewichts und der Proteinsynthese
entgegenzuwirken.
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In
Bezug auf Nierenversagen wurde berichtet, dass IGF-I eine Vielzahl
von Wirkungen auf die Niere ausübt
(Hammerman und Miller, Am. J. Physiol., 265: F1–F14 (1993)). Es ist seit Jahrzehnten
bekannt, dass die bei Patienten mit Acromegalie beobachtete Zunahme
der Nierengröße von einer
signifikanten Erhöhung der
glomerulären
Filtrationsrate begleitet ist (O'Shea
und Layish, J. Am. Soc. Nephrol., 3: 157–161 (1992)). U.S. Pat. Nr.
5,273,961 offenbart ein Verfahren zur prophylaktischen Behandlung
von Säugern
mit einem Risiko für
akutes Nierenversagen. Die Infusion des Peptids bei Menschen mit
normaler Nierenfunktion erhöht
die glomeruläre
Filtrationsrate und den Plasmafluss der Nieren (Guler et al., Acta
Endocrinol., 121: 101–106 (1989);
Guler et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 86: 2868–2872 (1989);
Hirschberg et al., Kidney Int., 43: 387–397 (1993); U.S. Pat. Nr.
5,106,832). Außerdem
reagieren Menschen mit gemäßigt verringerter
Nierenfunktion auf kurzzeitige (vier Tage) IGF-I-Verabreichung mit
einer Erhöhung
der glomerulären
Filtrations- und Plasmaflussrate der Nieren. Folglich ist IGF-I
ein möglicher
therapeutischer Wirkstoff bei chronischem Nierenversagen (O'Shea et al., Am.
J. Physiol., 264: F917–F922
(1993)).
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Die
Verwendung von IGF-I oder seiner Analoga zur Behandlung von Säugern, die
an Nierenfunktionsstörungen,
wie z.B. polyzystischer Nierenerkrankung und verwandten Indikationen,
Nierendysplasien und/oder Nierenhypoplasien leiden, ist in U.S.
Pat. Nr. 5,985,830 beschrieben. Dieses Patent berichtet auch, dass
IGF-I ein wirksamer Wirkstoff für
die Förderung
der glumerulären
Entwicklung und Nierenentwicklung in Säugern ist, die an chronischem
Organschaden leiden.
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Außerdem kann
die Nierenfunktion über
einen Zeitraum von Tagen verbessert werden, indem IGF-I bei chronischem
Nierenversagen im Endzustand verabreicht wird. Das ist wichtig,
weil das chronische Nierenversagen im Endzustand ein Zustand ist,
der nur mit Dialyse oder Transplantation behandelt werden kann und dessen
Häufigkeit
schnell zunimmt. Diabetiker und ältere
Personen neigen zu diesem Zustand. Annähernd sechzig Prozent der Patienten
mit chronischem Nierenversagen im Endzustand sind von der Hämodialyse
betroffen, ungefähr
zehn Prozent von der Peritonealdialyse, und die verbleibenden in
etwa dreißig
Prozent erhalten ein Transplantat. Eine Dialysetherapie wird jedes
Jahr bei über
50.000 Patienten in den Vereinigten Staaten begonnen. Weiteren 25
der Patienten mit Nierenversagen im Endzustand wird jedes Jahr der
Zugang zur Dialyse verwehrt. Die Kosten für die Behandlung dieser von
Dialyse betroffenen Patienten betragen im Durchschnitt über 200
Millionen $ pro Monat. Außerdem
haben die Patienten während
der Dialyse einen beeinträchtigten
Lebensstil. Obwohl IGF-I die Nierenfunktion derjenigen verbessern
kann, die ein Nierenversagen im Endzustand erleiden, dauern die
Verbesserungen der glomerulären
Filtrationsrate und des Nierenplasmaflusses, die von IGF-I kurzfristig
hervorgerufen werden, während
einer langfristigen Verabreichung nicht an, und die Häufigkeit
von Nebenwirkungen ist hoch (Miller et al., Kidney International,
46: 201–207
(1994)).
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Die
Dynamik der Wechselwirkungen von IGF-I mit empfänglichen Geweben sind komplex
und unvollständig
verstanden. Die biologische Aktivität von zirkulierendem IGF-I wird von den Spiegeln
von Plasma-IGFBPs reguliert, die IGF-I-Wirkungen sowohl verstärken als
auch hemmen (Cohick und Clemmons; Annu. Rev. Physiol., 55: 131–153 (1993);
Kupfer et al., J. Clin. Invest., 91: 391–396 (1993)). Außerdem regulieren
in Geweben vorhandene IGFBPs die Wechselwirkung von zirkulierendem
IGF-I mit seinem Rezeptor. Die IGF-I-Rezeptordichte im Gewebe wird
von Veränderungen
der Spiegel von zirkulierendem IGF-I verändert. In der Niere stehen
die Anzahlen von IGF-I-Rezeptoren in umgekehrtem Verhältnis zu
den Spiegeln von zirkulierendem IGF-I (Hise et al., Clin. Sci.,
83: 223–239
(1991)).
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Es
ist bekannt, dass unter manchen Umständen erhöhte Spiegel von zirkulierendem
IGF-I mit langfristigen Veränderungen
der Nierenfunktion verbunden sind oder diese direkt verursachen.
Zum Beispiel halten die Erhöhungen
der Clearance von Insulin und PAH, die die Erhöhungen von zirkulierendem GH
und IGF-I in Patienten mit Acromegalie begleiten, über Jahre
an (Ikkos et al., Acta Endocrinol., 21: 226–236 (1956)). Eine Erhöhung der
Kreatinin-Clearance erfolgte innerhalb der ersten 12 Tage einer
IGF-I-Verabreichung an einen GH-insensitiven Laron-Zwerg. Die Erhöhung nahm
während
der nächsten
59 Tage zu (Walker et al., J. Pediatr., 121: 641–646 (1992)).
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GH
stimuliert die Synthese von IGFBP-3 in der Leber (Hammerman und
Miller, supra; Cohick und Clemmons, supra; Kupfer et al., supra).
Es ist die Verringerung der Spiegel von zirkulierendem GH, die sich aus
der Hemmung der GH-Freisetzung der Hypophyse durch IGF-I ergibt,
von der man annimmt, dass sie zu dem Abfall von zirkulierendem IGFBP-3
bei Menschen führt,
denen IGF-I verabreicht wurde. Wegen ihrer GH-Unempfindlichkeit sind bei Laron-Zwergen
die IGFBP-3-Spiegel niedrig und werden durch IGF-I erhöht (Kenety
et al., Acta Endocrinol., 128: 144–149 (1993)). Dieser Unterschied
oder ein anderer des IGF-I-Effektorsystems könnte das Fehlen der Unempfindlichkeit
gegenüber
IGF-I bei diesen Personen erklären.
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Walker
et al., supra, haben gefunden, dass IGF-I die Kalziumausscheidung
im Urin oder das Urinvolumen erhöhte.
Miller et al., supra, sahen keine solche Wirkung. IGF-I erhöht auch
den Transport von Phosphat über
die proximale tubuläre
Bürstensaummembran
(Quigley und Baum, J. Clin. Invest., 88: 368–374 (1991)). Patienten mit
langjähriger
Acromegalie zeigten eine deutliche Nierenhypertrophie und hatten
höher als
normale glomeruläre
Filtrationsraten, was darauf hindeutete, dass die Hyperfiltration,
die die langjährigen
Erhöhungen
des zirkulierenden GH und IGF-I bei Menschen begleitet, für die Nieren
nicht schädlich
ist (Ikkos et al., supra; Hoggenberg et al., Acta Endocrinol., 129:
151–157
(1993)).
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Die
periodische Verabreichung von IGF-I zur Behandlung chronischer Fehlfunktionen,
wie chronischen Nierenversagens, ist in den U.S.-Patenten Nr. 5,565,428
und 5,741,776 offenbart.
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Unter
klinischen Bedingungen sind die Spiegel von zirkulierendem IGF-I
bei präterminalem
chronischem Nierenversagen (CRF) normal und bei der Nierenerkrankung
im Endstadium geringfügig
verringert (Powell et al., Am. J. Kindey, 10: 287–292 (1987);
Blum et al., Pediatr. Nephrol., 5: 539–544 (1991); Tönshoff et al.,
J. Clin. Endocrinol. Metab., 80: 2684–2691 (1995); Tönshoff et
al., Pediatr. Nephrol., 10: 269–274
(1996)). Im Unterschied dazu sind IGFBP-1, IGFBP-2 und IGFBP-3-Fragmente
mit niedrigem Molekulargewicht bei chronischem Nierenversagen im
Verhältnis
zu dem Ausmaß der
Nierenfehlfunktion im Serum erhöht
(Lee et al., Pediatr. Res., 26: 308–315 (1989); Liu et al., J.
Clin. Endocrinol. Metab., 70: 620–628 (1990); Powell et al., Pediatr.
Res., 33: 136-143
(1993)). Die biologische Wirkung von IGF-I wird durch den Typ-I-IGF-Rezeptor
vermittelt. Weil IGFBPs mit ähnlichen
oder höheren
Affinitäten
wie denjenigen des Typ-I-IGF-Rezeptors
an IGFs binden, ist der Überschuss
an ungesättigten,
hochaffinen IGFBPs in CRF-Serum in der Lage, die IGF-Wirkung auf
Zielgewebe zu hemmen, indem sie mit dem Typ-I-IGF-Rezeptor um die
Bindung an IGF konkurrieren (Tönshoff
et al., Prog. Growth Factor Res., 6: 481–491 (1996)). Tatsächlich wurden
erhöhte
IGFBP-Spiegel in CRF als Inhibitoren der IGF-Bioaktivität sowohl
in vitro (Blum et al., supra) als auch in vivo (Tönshoff et
al., supra, 1995) identifiziert.
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Wenig
ist über
die Produktionsraten von IGF-I und IGFBPs bei CRF bekannt. Es wurde
vorgeschlagen, dass die Konstellation von erhöhtem IGFBP bei normalen IGFs
auf eine verringerte IGF-I-Sekretionsrate bei CRF hinweist, weil
unter normalen Bedingungen erwartet würde, dass eine erhöhte IGF-Bindungskapazität sofort
durch in der Leber produzierte IGFs gesättigt würde (Blum, Acta Paediatr. Scand.
[Suppl], 379: 24–31 (1991)).
Die frühere
Analyse von Plasma-IGFBP-Spiegeln bei klinischem CRF hatte auch
darauf hingedeutet, dass eine erhöhte IGFBP-2-Produktionsrate
zu erhöhten
IGFBP-Spiegeln in
CRF-Plasma beitragen könnte (Tönshoff et
al., supra, 1995). Diese beiden Hypothesen wurden überprüft, indem
die hepatische IGF-I-Genexpression und die Plasmaspiegel von IGFBP-1,
-2, -3 und -4 in einem Rattenmodell experimenteller Urämie analysiert
wurden und indem die Genexpression von IGFBP-1, -2 und -4 in der
Leber und Niere analysiert wurde (Tönshoff et al., Endocrinology,
138: 938–946
(1997)). Die Autoren fanden, dass eine erniedrigte hepatische IGF-I-
und eine erhöhte
IGFBP-1- und IGFBP-2-Genexpression bei experimenteller Urämie auftreten.
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Für vollständige Übersichtsartikel über die
Wirkung von IGF-I auf die Niere siehe z.B. Hammerman und Miller,
Am. J. Physiol., 265: F1–F14
(1993) und Hammerman und Miller, J. Am. Soc. Nephrol., 5: 1–11 (1994).
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Die
Behandlung von Patienten mit einer Fehlregulation der GH/IGF-Achse,
die Nierenfunktionsstörungen
einschließt,
mit IGF-I mag aufgrund der abnormen Verteilung der IGFBPs, hauptsächlich aufgrund
hoher IGFBP-1-Spiegel, ohne Erfolg sein. Deshalb könnte eine
IGF-I-Mutante mit einer verringerten Affinität für IGFBP-1 ohne Verlust der
Fähigkeit,
IGFBP-3 zu binden, eine einzigartige und wirksame Therapie für die klinischen
Zustände
sein, die durch solch eine Fehlregulation gekennzeichnet sind.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Demgemäß stellt
die Erfindung in einem Ausführungsbeispiel
eine IGF-I-Variante bereit, worin der Aminosäurerest an Position 49 der
nativen Sequenz des menschlichen IGF-I durch einen Alanin- oder
einen Glycin-Rest ersetzt ist.
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Außerdem wird
hierin eine Zusammensetzung bereitgestellt, die die Variante in
einem Träger
umfasst, vorzugsweise einem pharmazeutisch geeigneten Träger. Vorzugsweise
ist die Zusammensetzung steril.
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Zusätzlich wird
hierin ein Verfahren zur Behandlung einer Funktionsstörung bereitgestellt,
die durch Fehlregulation der GH/IGF-Achse in einem Säuger gekennzeichnet
ist, umfassend die Verabreichung einer wirksamen Menge der wie oben
beschriebenen Variante an den Säuger.
Der Säuger
ist vorzugsweise ein Mensch, und die Funktionsstörung ist vorzugsweise eine
Nierenfunktionsstörung,
mehr bevorzugt Nierenversagen.
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Das
erfindungsgemäße Peptid
kann alleine oder gemeinsam mit einem aktiven Wirkstoff für die jeweils zu
behandelnde Funktionsstörung
verabreicht werden, zum Beispiel einem Nieren-aktiven Wirkstoff,
wie z.B. BQ-123 für
Nierenfunktionsstörungen.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Kit, das einen Behälter umfasst, der eine pharmazeutische
Zusammensetzung enthält,
die das erfindungsgemäße Peptid
enthält
und Anweisungen, die den Anwender anleiten, die Zusammensetzung
für die
Behandlung einer Funktionsstörung
zu verwenden, die durch Fehlregulation der GH/IGF-Achse in einem
Säuger
gekennzeichnet ist. Falls die Funktionsstörung eine Nierenfunktionsstörung ist,
kann das Kit wahlweise außerdem
einen Behälter
umfassen, der ein Nieren-aktives Molekül enthält.
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Zur
Identifizierung der erfindungsgemäßen Peptide wurde menschliches
IGF-I monovalent auf filamentösen
Phagemid-Partikeln präsentiert
(U.S. Pat. Nr. 5,750,373 und 5,821,047), und eine vollständige Alanin-Scanning-Mutagenese
von diesen (Cunningham und Wells, Science, 244: 1081–1085 (1989);
U.S. Pat. Nr. 5,834,250) wurde mittels Phagenpräsentation („turbo-ala scan") (Cunningham et
al. EMBO J., 13: 2508–2515 (1994);
Lowman, Methods Mol. Biol., 87: 249–264 (1998)) durchgeführt. Die
mutierten IGF-Phagemide
wurden verwendet, um die Bindungsdeterminanten auf IGF-I für IGFBP-1
und IGFBP-3 zu kartieren. Das Alanin-Scanning enthüllt Spezifizitätsdeterminanten
für diese
Bindungsproteine, um Bindungsprotein-spezifische IGF-Varianten herzustellen,
die spezifisch an IGFBP-1 oder IGFBP-3 binden, um ihre Clearance-Halbwertzeit
zu modulieren, ihre proteolytische Stabilität zu verbessern oder ihre Gewebeverteilung
in vivo zu verändern.
Diese Mutanten sollten nützlich
für die
Kartierung der funktionellen Bindungsstelle für den IGF-Rezeptor sein, über dessen
Kristallstruktur kürzlich
berichtet wurde (Garret et al., supra). Außerdem kann es von Interesse
sein, die Epitope verschiedener IGF-bindender Antikörper oder
anderer Peptide oder Proteine, die an IGF-I binden, zu kartieren.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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Die 1A und 1B zeigen
einen Phagen-ELISA der Variante GlS-A70V-IGF-I, die an IGFBP-1 (1A)
und IGFBP-3 (1B) bindet. Mit 1 μg/ml IGFBP-1
(1A) oder IGFBP-3 (1B) beschichtete Mikrotiterplatten
wurden in Anwesenheit der angegebenen Mengen des löslichen
Kompetitor-Proteins IGFBP-1 (1A) oder
IGFBP-3 (1B) mit Phagenpartikeln inkubiert,
die GlS-A70V präsentierten.
Die halb-maximale Hemmkonzentration (IC50)
des Kompetitors, d.h. die inhibitorische Konzentration des Kompetitors,
die zu einer halb-maximalen Bindung des Phagemids in dem jeweiligen
Experiment führten,
ist für
das jeweilige IGFBP angegeben.
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Die 2 zeigt
die Abnahme oder die Zunahme der IGFBP-Affinität für die durch Phagen-ELISA getesteten
IGF-I-Mutanten. Die relativen IC50-Werte
(IC50mut/IC50GlS-A70V)
jeder IGF-I-Alaninmutante (Affinitätsänderungen jeder Mutante für die Bindungsproteine
im Vergleich zu IGF-IGlS-A70V) sind für IGFBP-1 (gefüllte Balken)
und IGFBP-3 (leere Balken) gezeigt. Die Daten stammen aus der Tabelle
1 unten. Relative IC50-Werte <1 zeigen eine Zunahme
der Affinität
an; Werte > 1 zeigen
einen Affinitätsverlust
an. Das Sternchen zeigt an, dass die jeweiligen Varianten nicht
auf einem Phagen präsentiert
wurden, wie anhand der Antikörperbindung
geschlossen wurde.
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Die 3A und 3B zeigen
die Bindungsspezifität
der IGF-I-Variante F49A, die IGFBP-1 bzw. -3 in einem Kompetitions-Phagen-ELISA
auf dem Phagen präsentiert
wurde. Phagemid-Partikel, die F49A präsentierten (Quadrate) wurden
in der Gegenwart der angegebenen Mengen von löslichem IGFBP-1 (3A) oder
IGFBP-3 (3B) an Platten gebunden, die
mit IGFBP-3 beschichtet waren. Das gleiche Experiment wurde parallel
mit einem Phagen durchgeführt,
der die Wildtyp-ähnliche
IGF-I-Variante GlS-A70V
(Kreise) präsentierte.
Siehe die Tabellen I und II unten für die absoluten IC50-Werte:
Die Datenpunkte sind Durchschnitt ± Standardabweichung, n =
2. Immunsorbierende Platten wurden mit 1 μg/ml IGFBP-3 beschichtet, und
ELISAs wurden wie in den Beispielen unten beschrieben durchgeführt, wobei
parallel Wildtyp-IGF-I-Phage (WT, Kreise) und IGF-F49A-Phage (F49A,
Quadrate) verwendet wurden. Die Experimente wurden doppelt durchgeführt, und
die Datenpunkte sind als Durchschnitt ± Standardabweichung gezeigt.
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Die 4 offenbart
einen Sequenzvergleich von menschlichem IGF-I der nativen Sequenz
(bezeichnet wtIGF) (SEQ ID NR:1), menschlichem Proinsulin der nativen
Sequenz (bezeichnet Proinsulin) (SEQ ID NR:2) und menschlichem Insulin
der nativen Sequenz (bezeichnet Insulin (B-Kette), gefolgt von Insulin
(A-Kette)) (SEQ ID NR:3). Die Sternchen und Punkte zeigen Sequenzidentität bzw. Sequenzähnlichkeit
an den angegebenen Aminosäurepositionen
zwischen den drei Sequenzen an.
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Die 5A–5D zeigen
eine Biosensor-Analyse der IGFBP-Bindung an immobilisierte IGF-I-Varianten.
Sensorgramme sind für
IGFBP-1 (5A, 5C) oder
IGFBP-3 (5B, 5D) gezeigt,
die an immobilisiertes Wildtyp-IGF-I (5A, 5B)
oder die F49A-IGF-Variante (5C, 5D)
binden. Die Ligandenkonzentrationen in jedem Experiment waren 1 μM, 500 nM
und 250 nM. Siehe Tabelle II wegen der kinetischen Parameter.
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Die 6A–6B zeigen
ein Modell der funktionellen Bindungsepitope für IGFBP-1 bzw. IGFBP-3 auf
der Oberfläche
von IGF-I. Die Aminosäure-Seitenketten
wurden entsprechend ihrem relativen Beitrag zur Bindungsenergie
klassifiziert (Tabelle I) und wie folgt farbig dargestellt: keine
Wirkung (grau); 2–5-facher
Verlust der apparenten Affinität
(gelb); 5–10-fach
(orange); 10–100-fach
(hellrot); > 100-fach
(dunkelrot). Falls verfügbar,
wurden die Nummern der Phagen-ELISA-Versuche in der Tabelle I unten
verwendet. BIACORETM-Daten wurden stattdessen
für die
V11A-, R36A- und P39A-Varianten (Tabelle II) verwendet. Die NMR-Struktur
von IGF-I (Cooke et al., supra) wurde unter Verwendung des Programms
Insight IITM (MSI, San Diego, CA) dargestellt.
Das Bindungsepitop für
IGFBP-1 (6A) liegt auf der „oberen" und „unteren" Seite der N-terminalen Helix
(Reste 8–17),
verbunden durch den energetisch wichtigen Rest F49. Bei IGFBP-3
(6B) tragen einzelne IGF-I-Seitenketten sehr wenig
Bindungsenergie bei. Das Bindungsepitop hat sich von dem N-Terminus weg
verlagert und schließt
neuerdings G22, F23, Y24 ein.
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Die 7 zeigt
die in einem kompetitiven BIACORETM-Bindungsexperiment
bestimmte Menge von gebundenem IGFBP-1, die gegen die IGF-Variantenkonzentration
von E3A/F49A (Quadrate) und F49A (Kreise) aufgetragen wurde.
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Die 8A und 8B zeigen
jeweils die IGF-I-Aktivität
in nM-Einheiten, die für
mehrere IGF-I-Varianten bei den Variantenkonzentrationen 13 nM (hoch)
und 1,3 nM (niedrig) unter Verwendung einer IGF-I-KIRA-optische-Dichte-Analyse
berechnet wurde. Das für
jede IGF-Variante erhaltene Signal wurde mit dem einer Standard- Verdünnungsreihe
von Wildtyp-IGF-I verglichen und als apparente IGF-I-Konzentration
wiedergegeben, die der beobachteten Aktivität entsprach.
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Die 9A und 9B zeigen
IGF-Rezeptor-Aktivierungskurven für F49A-IGF-I (9A)
und E3A/F49A- (9B) sowie für Wildtyp-IGF-I, die unter
Verwendung von Verdünnungsreihen
in KIRA-Tests gemessen wurden. Die Varianten sind durch Quadrate
wiedergegeben, und das Wildtyp-IGF-I ist durch Kreise wiedergegeben.
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Die 10A und 10B zeigen
eine Bewertung vorläufiger
pharmakologischer Eigenschaften von F49A- und E3A/F49A-IGF-I, die
radiomarkiert und Ratten intravenös verabreicht wurden. Die 10A zeigt einen Zeitverlauf der Rate, mit der
beide Moleküle
aus dem Blut der Tiere beseitigt wurden, wobei die Quadrate Wildtyp-IGF-I
repräsentieren,
die Kreise E3A/F49A-IGF-I repräsentieren
und die Rauten F49A-IGF-I repräsentieren.
Die 10B zeigt das Gewebe-zu-Blut-Verhältnis für diese
beiden IGF-Varianten
in verschiedenen Organen, nämlich
Niere, Leber, Milz, Herz und Bauchspeicheldrüse, nach 5, 15 und 30 Minuten,
wobei die gefüllten
Balken Wildtyp-IGF-I
repräsentieren,
die gepunkteten Balken E3A/F49A-IGF-I repräsentieren und die gestreiften
Balken F49A-IGF-I repräsentieren.
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Die 11 zeigt
Circulardichroismusspektren von Wildtyp-IGF-I (Kreise), F49A-IGF-I
(Quadrate) und E3A/F49A-IGF-I (Rauten).
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Beschreibung
der bevorzugten Ausführungsbeispiele
-
A. Definitionen
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Wie
hierin verwendet, bezieht sich „Säuger" für
Behandlungszwecke auf ein beliebiges Tier, das als Säuger klassifiziert
ist, einschließlich
Menschen, domestizierte Tiere und Nutztiere und Zoo-, Sport- oder Haustiere,
wie z.B. Hunde, Pferde, Katzen, Schafe, Schweine, Rinder etc. Der
hierin bevorzugte Säuger
ist ein Mensch. Der Ausdruck „nicht-erwachsen" bezieht sich auf
Säuger
mit einem Alter vom perinatalen Alter (wie z.B. Säuglinge
mit niedrigem Geburtsgewicht) bis zum Pubertätsalter, wobei die letzteren
solche sind, die noch nicht ihr volles Wachstumspotenzial erreicht
haben.
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Wie
hierin verwendet, bezieht sich „IGF" auf nativen insulinähnlichen Wachstumsfaktor I
und nativen insulinähnlichen
Wachstumsfaktor II, sowie natürliche
Varianten davon, wie z.B. Gehirn-IGF, das auch als des(1–3)-IGF-I
bekannt ist.
-
Wie
hierin verwendet, bezieht sich IGF-I auf insulinähnlichen Wachstumsfaktor I
aus einer beliebigen Spezies, einschließlich Rind, Schaf, Schwein,
Pferd und Mensch, vorzugsweise Mensch, und, falls bezogen auf eine
exogene Verabreichung, aus einer beliebigen Quelle, ob natürlich, synthetisch
oder rekombinant. Menschliches IGF-I „nativer Sequenz", dessen Sequenz
in
4 (SEQ ID NR:1) gezeigt ist, wird z.B. durch das
in
EP 230,869 , veröffentlicht
am 5. August 1987,
EP 128,733 ,
veröffentlicht
am 19. Dezember 1984 oder
EP 288,451 ,
veröffentlicht
am 26. Oktober 1988, beschriebene Verfahren hergestellt. Mehr bevorzugt
wird dieses IGF-I nativer Sequenz rekombinant hergestellt und ist
von Genentech, Inc., South San Francisco, CA, für klinische Untersuchungen
erhältlich.
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Wie
hierin verwendet, bezieht sich „IGF-II" auf insulinähnlichen Wachstumsfaktor II
aus einer beliebigen Spezies, einschließlich Rind, Schaf, Schwein,
Pferd und Mensch, vorzugsweise Mensch, und, falls bezogen auf eine
exogene Verabreichung, aus einer beliebigen Quelle, ob natürlich, synthetisch
oder rekombinant. Es kann nach dem z.B. in
EP 128,733 beschriebenen Verfahren
hergestellt werden.
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Ein „IGFBP" oder ein „IGF-Bindungsprotein" bezieht sich auf
ein Protein oder ein Polypeptid, das normalerweise mit IGF-I oder
IGF-II assoziiert oder daran gebunden oder komplexiert ist, sei
es, dass es zirkulatorisch ist (d.h. in Serum oder Gewebe) oder
nicht. Solche Bindungsproteine schließen keine Rezeptoren ein. Diese
Definition schließt
IGFBP-1, IGFBP-2, IGFBP-3, IGFBP-4, IGFBP-5, IGFBP-6, Mac 25 (IGFBP-7)
und Prostacyclin-stimulierenden Faktor (PSF) oder Endothelzell-spezifisches
Molekül
(ESM-1), sowie andere
Proteine mit hoher Homologie zu IGFBPs ein. Mac 25 ist zum Beispiel
in Swisshelm et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 92: 4472–4476 (1995)
und Oh et al., J. Biol. Chem., 271: 30322–30325 (1996) beschrieben.
PSF ist in Yamauchi et al., Biochemical Journal, 303: 591–598 (1994)
beschrieben. ESM-1 ist in Lassalle et al., J. Biol. Chem., 271:
20458–20464
(1996) beschrieben. Wegen weiterer identifizierter IGFBPs siehe
z.B.
EP 375,438 , veröffentlicht
am 27. Juni 1990;
EP 369,943 ,
veröffentlicht
am 23. Mai 1990; WO 89/09268, veröffentlicht am 5. Oktober 1989;
Wood et al., Molecular Endocrinology, 2: 1176–1185 (1988); Brinkman et al.,
The EMBO J., 7: 2417–2423
(1988); Lee et al., Mol. Endocrinol., 2: 404–411 (1988); Brewer et al.,
BBRC, 152: 1289–1297 (1988);
EP 294,021 , veröffentlicht
am 7. Dezember 1988; Baxter et al., BBRC, 147: 408–415 (1987);
Leung et al., Nature, 330: 537–543
(1987); Martin et al., J. Biol. Chem., 261: 8754–8760 (1986); Baxter et al.,
Comp. Biochem. Physiol., 91B: 229–235 (1988); WO 89/08667, veröffentlicht
am 21. September 1989, WO 89/09792, veröffentlicht am 19. Oktober 1989;
und Binkert et al., EMBO J., 8: 2497–2502 (1989).
-
Der
Ausdruck „Körperflüssigkeit" bezieht sich auf
eine biologische Probe einer Flüssigkeit
aus einem Säuger,
vorzugsweise aus einem Menschen. Solche Flüssigkeiten schließen wässrige Flüssigkeiten,
wie z.B. Serum, Plasma, Lymphflüssigkeit,
Synovialflüssigkeit,
Follikelflüssigkeit,
Samenflüssigkeit,
Amnionflüssigkeit, Milch,
Gesamtblut, Urin, Cerebrospinalflüssigkeit, Speichel, Sputum,
Tränen,
Schweiß,
Schleim, Gewebekultur-Medium,
Gewebeextrakte und zelluläre
Extrakte, ein.
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Wie
hierin verwendet, bezieht sich „menschlicher IGF-Rezeptor" auf einen beliebigen
Rezeptor für
ein in Menschen gefundenes IGF und schließt die Typ-1- und Typ-2-IGF-Rezeptoren in Menschen
ein, an die sowohl menschliches IGF-I als auch IGF-II bindet, wie
z.B. den placentalen Typ-1-IGF-I-Rezeptor etc.
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„Peptide" schließen eine/n
IGF-I-Agonisten/IGF-I-Variante ein, der/die wenigstens zwei Aminosäuren hat,
und schließen
Polypeptide ein, die wenigstens in etwa 50 Aminosäuren haben.
Die Definition schließt
Peptidderivate, ihre Salze oder optischen Isomere ein.
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Eine „Funktionsstörung, gekennzeichnet
durch Fehlregulation der GH/IGF-Achse" bezieht sich auf einen Zustand in einem
Säuger,
umfassend oder führend
zu Defekten in dem GH/IGF/IGFBP-System, das an der Regulation der
anabolischen und metabolischen Homöostase beteiligt ist. Solche
Funktionsstörungen
sind gekennzeichnet durch Wachstumsdefekte, physiologische Defekte
und/oder Defekte der glykämischen
Kontrolle und Defekte mit klinischen Manifestationen von entweder
IGF-Überschuss
oder -Mangel und/oder GH-Resistenz und/oder -Mangel, wobei sich
letzterer durch verringerte Spiegel von IGFBP-3 und/oder erhöhte Spiegel
von IGFBP-1 äußert. Beispiele
schließen
solche Funktionsstörungen
wie hyperglykämische
Funktionsstörungen,
Nierenfunktionsstörungen,
Stauungsinsuffizienz (congestive heart failure), Leberversagen,
Unterernährung,
Turner-Syndrom,
Down-Syndrom, ein Wasting-Syndrom, das eine Abnahme der Proteinsynthese
einschließt,
wie z.B. AIDS-Wasting, und katabolische Zustände, gekennzeichnet durch erhöhte IGFBP-Spiegel
(wie z.B. IGFBP-1-Spiegel) im Vergleich zu solchen Spiegeln in Säugern ohne
eine solche Funktionsstörung,
wie z.B. eine kritische Erkrankung, eine Funktionsstörung, die
eine Abnahme des Stickstoffgleichgewichts einschließt, und
durch Glucocorticoid-Überschuss
verursachten Proteinkatabolismus, ein. Ein Beispiel derjenigen mit
einem Überschuss
an Glucocorticoid ist ein Patient, für den eine Aufrechterhaltung eines
im Wesentlichen normalen Wachstums gewünscht wird, wie z.B. neugeborene
und vorpubertäre
Säuger, die
einer Hochdosis-Steroidhormon-Therapie ausgesetzt werden, wie z.B.
Kinder mit nephrotischem Syndrom oder totaler Zottenatrophie. Weitere
Synergien sind eingeschlossen, zum Beispiel wobei der Katabolismus
und eine Nierenfunktionsstörung
behandelt werden, weil die Behandlung den Gewichtsverlust minimiert,
der häufig das
Auftreten von Niereninsuffizienzen begleiten kann, oder ein verbessertes
Wachstum einer Person fördern, die
wegen einer anderen Funktionsstörung
behandelt wird, wobei die Fälle
besondere Bedeutung haben, bei denen die Person kein Erwachsener
ist.
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Die
meisten dieser Krankheitszustände
sind durch das folgende biochemische Profil gekennzeichnet: gestörte Glucosekontrolle,
Entzündung, überschüssige IGFBP-1-Spiegel,
niedrige IGFBP-3-Spiegel, niedrige IGF-Bioaktivität und überschüssige GH-Spiegel.
Die Bestimmung solcher Bedingungen kann durch klinische Standardmittel
erfolgen, zum Beispiel ELISA für
Spiegel von Molekülen,
klinische Chemie, RIA oder Bioassay (siehe zum Beispiel Jones et
al., supra; Davidson, supra; Moses, supra; Lewitt et al., 1991,
supra; Rosenfield et al., supra; Lee et al., 1997, supra; Cox et
al., supra; Lewitt et al., 1993, supra; Barreca et al., supra; Shmueli et
al., supra; Murphy et al., supra; Rajkumar et al., supra; Hall et
al., supra; Ross et al., supra; Scharf et al., supra; Bereket et
al., Endocrinology, supra; Crown und Holly, supra; Underwood und
Backeljauw, supra; Thrailkill et al., supra; Bereket et al., Clinical
Endocrinology, supra; Batch et al., supra; und Powell et al., 1997, supra).
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Wie
hierin verwendet, bezieht sich der Ausdruck „hyperglykämische Funktionsstörungen" auf alle Formen
von Diabetes, wie z.B. Typ-I- und Typ-II-Diabetes, sowie Hyperinsulinämie und
Hyperlipidämie,
z.B. fettleibige Personen, und Insulin-resistenter Diabetes, wie
Mendenhall'sches
Syndrom, Werner-Syndrom, Leprechaunismus, lipoatrophen Diabetes
und andere Lipoatrophien. Die bevorzugte hyperglykämische Funktionsstörung ist
Diabetes, besonders Typ-I- und Typ-II-Diabetes. „Diabetes" selbst bezieht sich auf eine fortschreitende
Erkrankung des Kohlenhydratstoffwechsels, die eine unzureichende
Produktion oder Verwendung von Insulin einschließt und durch Hyperglykämie und
Glycosurie gekennzeichnet ist.
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Wie
hierin verwendet, bezieht sich der Ausdruck „hypoglykämischer Wirkstoff" auf Sekretagoge,
vorzugsweise orale Wirkstoffe, die die Sekretion von Insulin durch
die Bauchspeicheldrüse
verursachen, und Insulin. Mehr bevorzugt sind hierin für die Verwendung
beim Menschen Insulin und die Sulfonylharnstoff-Klasse oraler hypoglykämischer
Wirkstoffe. Beispiele schließen
Glyburide, Glipizide und Gliclazid ein.
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Außerdem sind
Wirkstoffe, die die Insulinempfindlichkeit erhöhen, wie z.B. Biguanide, in
dieser Definition enthalten und sind ebenfalls bevorzugt.
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Wie
hierin verwendet, bezieht sich „Insulin" auf einen beliebigen Insulintyp aus
einer beliebigen Spezies, einschließlich Rind, Schaf, Schwein,
Pferd und vorzugsweise Mensch, und beliebigen Ursprungs, ob natürlich, synthetisch
oder rekombinant. Alle Insulin-Arzneimittel, über die
berichtet wurde, zum Beispiel in Diabetes Mellitus – Theory
and Practice, vierte Auflage, Harold Rifkin, MD, Hsg. (Elsevier,
New York, 1990), Kapitel 29, und U.S. Pharmacist, 18 (Nov. Suppl.)
S. 38–40
(1993), sind erfindungsgemäß geeignet.
Alle verschiedenen Formen von menschlichem Insulin, die auf dem
Markt sind, sind eingeschlossen, wie z.B. die in Jens Brange, Galenics
of Insulin, The Physico-chemical and Pharmaceutical Aspects of Insulin
and Insulin Preparations (Springer-Verlag, New York, 1987, Seite
17–40),
erwähnten.
Diese schließen
Altinsulin (regular insulin), NPH-Insulin (Neutral Protamine Hagedorn),
auch Isophan-Insulin genannt, 70/30-Insulin, zusammengesetzt aus
70% NPH-Insulin und 30% Altinsulin, Semilente-Insulin, Ultralente-Insulin, Lente-Insulin
und Humalog-Insulin ein. Für
die Verwendung beim Tier ist erfindungsgemäß die Insulinform der jeweils
zu behandelnden Spezies bevorzugt, wie z.B. menschliches Insulin
zur Behandlung von Menschen.
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Eine „Nierenfunktionsstörung" ist hierin definiert
als Niereninsuffizienz, die mit einer vorausgehenden Geschichte
akuten oder chronischen Nierenversagens assoziiert ist, das wahlweise
eine Dialyse erforderlich machen kann, einschließlich, aber nicht beschränkt auf
beispielsweise chronische Nierenfunktionsstörungen, wie z.B. chronische
Niereninsuffizienz, chronisches Nierenversagen im Endstadium, primäre und sekundäre Glomerulonephritis,
nephrotisches Syndrom, interstitielle Nephritis, Pyelonephritis,
Glomerulosklerose, z.B. Kimmelstiel-Wilson bei Diabetes-Patienten,
und Nierenversagen nach Nierentransplantation, sowie akutes Nierenversagen
und akute tubuläre
Nekrose aufgrund von Ischämie,
Nierendysfunktion, assoziiert mit Diabetes oder Autoimmun-Nephropathien,
unerwünschte
Reaktionen auf nephrotoxische Arzneimittel oder renotoxische Immunsuppressiva,
die zur Organtransplantation verabreicht wurden; akute Abstoßungsschübe bei Nieren-Posttransplantationspatienten;
polyzystische Nierendegeneration und verwandte Indikationen; Nierendysplasien;
Nierenhypoplasien; kongenitale Nierenanomalien; andere Funktionsstörungen,
bei denen eine verstärkte
glomeruläre
Entwicklung angezeigt ist, wie z.B. Spina bifida, Solitärnieren,
intrauterinäre
Wachstumshemmung, pediatrische Syndrome mit Wachstumsanomalien (z.B.
Turner-Syndrom und Down-Syndrom) und
dergleichen; Funktionsstörungen,
bei denen eine verstärkte
Nierenentwicklung angezeigt ist, wie z.B. bei denjenigen, die an
chronischer Organverletzung leiden, denjenigen, die sich einer Transplantation
einer kleinen Niere unterzogen haben (worin ein weiteres Wachstum
des Organs unterbunden ist), Personen, die an Nierentubulus-Vergiftung
leiden, Personen, die sich einer Chemotherapie unterzogen haben
(z.B. Krebspatienten) und dergleichen; und physikalische Befunde,
wie z.B. Urämie,
Proteinurie und Anurie. Solch eine Funktionsstörung würde notwendigerweise von einer
Behandlung mit IGF-I profitieren und ist vorzugsweise ein prä-terminales
Nierenversagen oder ein Nierenversagen im Endstadium oder chronische
Niereninsuffizienz.
-
Wie
hierin verwendet, ist ein „Nieren-aktives
Molekül" eines, das die Rückresorption
und Retention von Elektrolyten fördert
oder auf andere Weise wirkt, um eine Nierenfunktionsstörung zu
behandeln. Beispiele werden unten gegeben.
-
Wie
hierin verwendet, bezieht sich der Ausdruck „Behandeln" sowohl auf eine therapeutische Behandlung
als auch auf prophylaktische oder präventive Maßnahmen. Diejenigen, die eine
Behandlung benötigen, schließen diejenigen
ein, die die Funktionsstörung
bereits haben, sowie diejenigen, die dazu neigen, die Funktionsstörung zu
haben oder bei denen die Funktionsstörung diagnostiziert wurde oder
diejenigen, bei denen die Funktionsstörung verhindert werden soll.
Fortlaufende Behandlung oder Verabreichung bezieht sich auf eine
Behandlung auf wenigstens einer täglichen Basis ohne Unterbrechung
der Behandlung für
einen oder mehrere Tage. Periodische Behandlung oder Verabreichung,
oder Behandlung oder Verabreichung auf periodische Weise, bezieht
sich auf eine Behandlung, die nicht fortlaufend, sondern ihrer Natur
nach eher zyklisch ist. Der Behandlungsplan kann hierin entweder
fortlaufend oder periodisch sein.
-
Wie
hierin verwendet, bezieht sich „aktives" oder „biologisch aktives" IGF in Zusammenhang
mit veränderlichen
Serum- und Gewebespiegeln von endogenem IGF auf IGF, das an seinen
Rezeptor bindet oder in anderer Weise das Auftreten einer biologischen
Aktivität
verursacht, wie z.B. diejenigen biologischen Aktivitäten von
endogenem oder exogenem IGF, auf die hierin Bezug genommen wird.
-
B. Ausführungsformen
der Erfindung
-
Die
vorliegende Erfindung bezieht sich gemäß einem Aspekt auf eine IGF-I-Variante,
worin die Aminosäure
des humanen Wildtyp-IGF-I an der Position 49 der nativen Sequenz
des humanen IGF-I durch einen Alanin- oder einen Glycin-Rest ersetzt
ist. Vorzugsweise ist die fragliche Aminosäure durch einen Alanin-Rest ersetzt.
-
Die
erfindungsgemäßen Peptide
können
durch chemische Synthese oder unter Verwendung der rekombinanten
Technologie hergestellt werden. Diese Verfahren sind im Stand der
Technik bekannt. Chemische Synthese, speziell Festphasensynthese,
ist für
kurze (z.B. weniger als 50 Reste) Peptide oder diejenigen bevorzugt,
die nicht-natürliche
oder ungewöhnliche
Aminosäuren,
wie z.B. D-Tyr, Ornithin, Aminoadipinsäure und dergleichen enthalten.
Rekombinante Verfahren sind für
längere
Polypeptide bevorzugt. Wenn rekombinante Verfahren ausgewählt werden,
kann ein synthetisches Gen de novo hergestellt werden oder ein natürliches Gen
kann mutiert werden, zum Beispiel durch Kassetten-Mutagenese. Exemplarische
allgemeine rekombinante Verfahren werden unten dargestellt.
-
Aus
einem gereinigten IGF und seiner Aminosäuresequenz kann, zum Beispiel,
eine IGF-Variante,
die eine Peptidyl-Mutante eines IGF-Vorläufer-Moleküls ist, unter Verwendung rekombinanter
DNA-Techniken hergestellt werden. Diese Techniken sehen es in vereinfachter
Form vor, entweder das natürliche
oder das synthetische Gen, das für
ein Peptid kodiert, zu nehmen; es in einen geeigneten Vektor einzufügen; den
Vektor in eine geeignete Wirtszelle einzuführen; die Wirtszelle zu kultivieren,
um die Expression des Gens zu veranlassen; und das dabei produzierte
Peptid zu gewinnen oder zu isolieren. Vorzugsweise wird das gewonnene
Peptid dann bis zu einem geeigneten Grad gereinigt.
-
Etwas
ausführlicher
wird die DNA-Sequenz, die eine Peptidyl-IGF-Variante kodiert, kloniert
und manipuliert, sodass sie in einem geeigneten Wirt exprimiert
werden kann. DNA, die Vorläufer-Polypeptide
kodiert, kann aus einer genomischen Bibliothek, von cDNA, die von
mRNA von Zellen, die das Peptid exprimieren, abgeleitet ist, oder
durch synthetisches Herstellen der DNA-Sequenz (Sambrook et al,
Molecular Cloning: A Laboratory Manual (2. Aufl.), Cold Spring Harbor
Laboratory, NY, 1989) erhalten werden.
-
Die
Vorläufer-DNA
wird dann in ein geeignetes Plasmid oder einen geeigneten Vektor
eingefügt,
der verwendet wird, um eine Wirtszelle zu transformieren. Im Allgemeinen
werden Plasmidvektoren, die ein Replikon und Kontrollsequenzen enthalten,
die von Spezies abgeleitet sind, die kompatibel mit der Wirtszelle
sind, in Verbindung mit diesen Wirten verwendet. Der Vektor trägt gewöhnlich eine
Replikationsstelle sowie Sequenzen, die Proteine oder Peptide kodieren,
die in der Lage sind, eine phänotypische
Selektion in transformierten Zellen zu ermöglichen.
-
Zum
Beispiel kann E. coli mit pBR322 transformiert werden, einem Plasmid,
das von einer E. coli-Spezies abgeleitet ist (Mandel et al., J.
Mol. Biol. 53: 154 (1970)). Das Plasmid pBR322 enthält Gene
für Ampicillin- und
Tetracyclin-Resistenz und stellt somit einfache Mittel zur Selektion
bereit. Andere Vektoren schließen
verschiedene Merkmale ein, wie z.B. verschiedene Promotoren, die
oft wichtig bei der Expression sind. Zum Beispiel stellen die Plasmide
pKK223-3, pDR720 und pPL-Lambda Expressionsvektoren mit den tac-,
trp- oder PL-Promotoren dar, die gegenwärtig erhältlich sind
(Pharmacia Biotechnology).
-
Ein
bevorzugter Vektor ist pB0475. Dieser Vektor enthält Replikationsursprünge für Phagen
und E. coli, die es ihm erlauben, zwischen solchen Wirten hin- und
herbewegt zu werden, und dadurch sowohl die Mutagenese als auch
die Expression erleichtern (Cunningham et al., Science, 243: 1330–1336 (1989);
U.S. Pat. Nr. 5,580,723). Andere bevorzugte Vektoren sind pR1T5
und pR1T2T (Pharmacia Biotechnology). Diese Vektoren enthalten geeignete
Promotoren, gefolgt von der Z-Domäne von Protein A, die es in
diese Vektoren eingeführten
Genen erlauben, als Fusionsproteine exprimiert zu werden.
-
Andere
bevorzugte Vektoren können
unter Verwendung von Standardtechniken hergestellt werden, wobei
die relevanten Merkmale der oben beschriebenen Vektoren kombiniert
werden. Relevante Merkmale schließen den Promotor, die Ribosomenbindungsstelle,
das Decorsin- oder Ornatin-Gen oder Genfusion (die Z-Domäne von Protein
A und Decorsin oder Ornatin und sein Linker), die Antibiotika-Resistanzmarker
und geeignete Replikationsursprünge
ein.
-
Die
Wirtszelle kann prokaryontisch oder eukaryontisch sein. Prokaryonten
sind für
das Klonieren und Exprimieren von DNA-Sequenzen bevorzugt, um Vorläufer-IGF-I-Polypeptid, Segment-substituierte
Peptide, Rest-substituierte Peptide und Peptid-Varianten herzustellen.
Zum Beispiel kann E. coli K12 Stamm 294 (ATCC Nr. 31446) verwendet
werden, sowie E. coli B, E. coli X1776 (ATCC Nr. 31537) und E. coli
c600 und c600hfl, E. coli W3110 (F–,
gamma–,
prototroph/ATCC Nr. 27325), Bazillen, wie z.B. Bacillus subtilis,
und andere Enterobacteriacaen, wie z.B. Salmonella typhimurium oder
Serratia marcescens, und verschiedene Pseudomonas-Spezies. Der bevorzugte
Prokaryont ist E. coli W3110 (ATCC 27325). Wenn sie von Prokaryonten
exprimiert werden, enthalten die Peptide typischerweise ein N-terminales
Methionin oder ein Formylmethionin und sind nicht glycosyliert.
Im Fall von Fusionsproteinen sitzt das N-terminale Methionin oder
Formylmethionin an dem Aminoterminus des Fusionsproteins oder der
Signalsequenz des Fusionsproteins. Diese Beispiele sollen selbstverständlich illustrativ
und nicht limitierend sein.
-
Zusätzlich zu
Prokaryonten können
eukaryontische Organismen, wie z.B. Hefekulturen oder von multizellulären Organismen
abgeleitete Zellen, verwendet werden. Im Prinzip ist jede derartige
Zellkultur verwendbar. Jedoch ist das Interesse an Vertebratenzellen
am größten, und
die Vermehrung von Vertebratenzellen in Kultur (Gewebekultur) ist
zu einem reproduzierbaren Verfahren geworden. Tissue Culture, Academic
Press, Kruse und Patterson, Herausgeber (1973). Beispiele für solche
nützlichen
Wirtszelllinien sind VERO- und
HeLa-Zellen, Chinesische-Hamster-Ovarien(CHO)-Zelllinien, W138-,
293-, BHK-, COS-7- und MDCK-Zelllinien.
-
Eine
Abwandlung der oben genannten Verfahren sieht die Verwendung von
Genfusionen vor, wobei das Gen, das das gewünschte Peptid kodiert, in dem
Vektor mit einem Gen, das ein anderes Protein oder ein Fragment
eines anderen Proteins kodiert, assoziiert ist. Dies führt dazu,
dass das gewünschte
Peptid von der Wirtszelle als eine Fusion mit einem anderen Protein
oder Peptid produziert wird. Das „andere" Protein oder Peptid ist häufig ein
Protein oder Peptid, das von der Zelle ausgeschieden werden kann,
was es ermöglicht, das
gewünschte
Peptid aus dem Kulturmedium zu isolieren und es zu reinigen, und
das Erfordernis, die Wirtszellen zu zerstören, vermieden wird, das auftritt,
wenn das gewünschte
Peptid innerhalb der Zelle bleibt. Alternativ kann das Fusionsprotein
intrazellulär
exprimiert werden. Es ist nützlich,
Fusionsproteine zu verwenden, die in hohem Maße exprimiert werden.
-
Die
Verwendung von Genfusionen kann, obwohl sie nicht essenziell ist,
die Expression heterologer Peptide in E. coli sowie die nachfolgende
Reinigung dieser Genprodukte erleichtern (Harris, in Genetic Engineering,
Williamson, R., Hrsg. (Academic Press, London, Bd. 4, 1983), S.
127; Ljungquist et al., Eur. J. Biochem., 186: 557–561 (1989)
und Ljungquist et al., Eur. J. Biochem., 186: 563–569 (1989)).
Protein-A-Fusionen werden häufig
verwendet, weil die Bindung von Protein A, oder genauer der Z-Domäne von Protein
A, an IgG einen „Affinitätshenkel" für die Reinigung
der Fusionsproteine bietet. Es wurde auch gezeigt, dass viele heterologe
Proteine abgebaut werden, wenn sie direkt in E. coli exprimiert
werden, aber stabil sind, wenn sie als Fusionsproteine exprimiert
werden. Marston, Biochem. J., 240: 1 (1986).
-
Fusionsproteine
können
unter Verwendung von Chemikalien, wie z.B. Cyanogenbromid, das bei
einem Methionin spaltet, oder Hydroxylamin, das zwischen einem Asn-
und Gly- Rest spaltet,
gespalten werden. Unter Verwendung rekombinanter DNA-Standardmethoden
werden die Nukleotidbasenpaare, die diese Aminosäuren kodieren, unmittelbar
vor dem 5'-Ende
des Gens insertiert, das das gewünschte
Peptid kodiert.
-
Alternativ
kann die proteolytische Spaltung des Fusionsproteins angewendet
werden (Carter, in Protein Purification: From Molecular Mechanisms
to Large-Scale Processes, Ladisch et al., Hrsg. (American Chemical
Society Symposium Series Nr. 427, 1990), Kap. 13, Seiten 181–193).
-
Proteasen
wie z.B. Faktor Xa, Thrombin und Subtilisin oder seine Mutanten
und eine Anzahl anderer wurden erfolgreich für die Spaltung von Fusionsproteinen
verwendet. Typischerweise wird ein Peptidlinker, der durch die verwendete
Protease spaltbar ist, zwischen dem „anderen" Protein (z.B. der Z-Domäne von Protein A)
und dem gewünschten
Peptid insertiert. Unter Verwendung rekombinanter DNA-Methodik werden
die Nukleotidbasenpaare, die den Linker kodieren, zwischen die Gene
oder Genfragmente insertiert, die für die anderen Proteine kodieren.
Eine proteolytische Spaltung des teilweise gereinigten Fusionsproteins,
das den richtigen Linker enthält,
kann dann entweder bei dem nativen Fusionsprotein oder dem reduzierten
oder denaturierten Fusionsprotein durchgeführt werden.
-
Das
Peptid kann oder kann nicht richtig gefaltet sein, wenn es als ein
Fusionsprotein exprimiert wurde. Außerdem kann der spezifische
Peptidlinker, der die Schnittstelle enthält, zugänglich oder nicht zugänglich für die Protease
sein. Diese Faktoren bestimmen, ob das Fusionsprotein denaturiert
oder rückgefaltet
werden muss, und, wenn das der Fall ist, ob diese Verfahren vor
oder nach der Spaltung angewendet werden.
-
Wenn
eine Denaturierung und Rückfaltung
erforderlich ist, wird das Peptid typischerweise mit einem Chaotrop,
wie z.B. Guanidin-HCl, und anschließend mit einem Redox-Puffer
behandelt, der zum Beispiel reduziertes und oxidiertes Dithiothreitol
oder Glutathion in den geeigneten Verhältnissen, pH und Temperatur enthält, so dass
das Peptid in seine native Struktur zurückgefaltet wird.
-
Wenn
Peptide nicht unter Verwendung rekombinanter DNA-Technologie hergestellt
werden, werden sie vorzugsweise unter Verwendung von Festphasen-Synthese
hergestellt, wie z.B. die allgemein von Merrifield, J. Am. Chem.
Soc., 85: 2149 (1963), beschriebene, obgleich andere gleichwertige
chemische Synthesen, die im Stand der Technik bekannt sind, verwendbar
sind. Die Festphasen-Synthese wird am C-Terminus des Peptids durch Koppelung
einer geschützten α-Aminosäure an ein
geeignetes Harz begonnen. Solch ein Ausgangsmaterial kann hergestellt
werden, indem eine α-Amino-geschützte Aminosäure durch
eine Esterbindung an ein chlormethyliertes Harz oder ein Hydroxymethylharz
oder durch eine Amidbindung an ein BHA-Harz oder MBHA-Harz angehängt wird.
Die Herstellung des Hydroxymethylharzes wurde von Bodansky et al.,
Chem. Ind. (London), 38: 1597–1598
(1966), beschrieben. Chlormethylierte Harze sind kommerziell von
BioRad Laboratories, Richmond, CA, und von Lab. Systems, Inc erhältlich.
Die Herstellung solch eines Harzes wurde von Stewart et al., „Solid
Phase Peptide Synthesis" (Freeman & Co., San Francisco
1969), Kapitel 1, Seiten 1–6,
beschrieben. BHA- und MBHA-Harzträger sind kommerziell erhältlich und
werden im Allgemeinen nur verwendet, wenn das gewünschte herzustellende
Polypeptid ein unsubstituiertes Amid an dem C-Terminus hat.
-
Die
Aminosäuren
werden an die Peptidkette unter Verwendung von Techniken gekoppelt,
die im Stand der Technik für
die Ausbildung von Peptidbindungen gut bekannt sind. Ein Verfahren
schließt
die Umwandlung der Aminosäure
in ein Derivat ein, das die Carboxylgruppe empfänglicher für die Reaktion mit der freien
N-terminalen Aminogruppe des Peptidfragments macht. Zum Beispiel
kann die Aminosäure
mittels Reaktion einer geschützten
Aminosäure
mit Chlorameisensäureethylester,
Chlorameisensäurephenylester,
Chlorameisensäure-sec-butylester,
Chlorameisensäureisobutylester,
Pivalinsäurechlorid
oder ähnlichen
Säurechloriden
in ein gemischtes Anhydrid umgewandelt werden. Alternativ kann die
Aminosäure
in einen aktiven Ester umgewandelt werden, wie z.B. einen 2,4,5-Trichlorphenylester,
einen Pentachlorphenylester, einen Pentafluorphenylester, einen
p-Nitrophenylester, einen N-Hydroxysuccinimidester oder einen mit
1-Hydroxybenzotriazol gebildeten Ester.
-
Ein
anderes Kopplungsverfahren schließt die Verwendung eines geeigneten
Kopplungsmittels, wie z.B. N,N'-Dicyclohexylcarbodiimid
oder N,N'-Diisopropylcarbodiimid,
ein. Andere geeignete, dem Fachmann geläufige Kopplungsmittel sind
in E. Gross & J.
Meienhofer, The Peptides: Analysis, Structure, Biology, Bd. I: Major
Methods of Peptide Bond Formation (Academic Press, New York, 1979),
offenbart.
-
Es
sollte berücksichtigt
werden, dass die α-Aminogruppe
jeder bei der Peptidsynthese eingesetzten Aminosäure während der Kopplungsreaktion
geschützt
werden muss, um Nebenreaktionen mit ihren aktiven α-Aminofunktionen
zu vermeiden. Es sollte auch berücksichtigt
werden, dass bestimmte Aminosäuren
in der Seitenkette reaktive funktionelle Gruppen (z.B. Sulfhydryl,
Amino, Carboxyl und Hydroxyl) enthalten und dass solche funktionellen
Gruppen ebenfalls mit geeigneten Schutzgruppen geschützt werden müssen, um
das Auftreten einer chemischen Reaktion an dieser Stelle sowohl
während
des anfänglichen
als auch der folgenden Kopplungsschritte zu vermeiden. Geeignete
Schutzgruppen, die im Stand der Technik bekannt sind, sind in Gross
und Meienhofer, The Peptides: Analysis, Structure, Biology, Bd.
3: „Protection
of Functional Groups in Peptide Synthesis" (Academic Press, New York, 1981) beschrieben.
-
Bei
der Auswahl einer bestimmten Seitenketten-Schutzgruppe, die bei
der Synthetisierung der Peptide verwendet werden soll, werden im
Allgemeinen die folgenden allgemeinen Regeln befolgt. Eine α-Amino-Schutzgruppe
(a) muss bewirken, dass die α-Aminofunktion unter
den bei der Kopplungsreaktion verwendeten Bedingungen inert ist,
(b) muss nach der Kopplungsreaktion unter Bedingungen, die keine
Seitenketten-Schutzgruppen
entfernen und die Struktur des Peptidfragments nicht verändern, leicht
entfernbar sein und (c) muss die Möglichkeit einer Racemisierung
während
der Aktivierung, unmittelbar vor der Kopplung, ausschalten. Eine
Seitenketten-Schutzgruppe (a) muss bewirken, dass die funktionelle
Gruppe der Seitenkette unter den bei der Kopplungsreaktion verwendeten
Bedingungen inert ist, (b) muss unter den bei der Entfernung der α-Amino-Schutzgruppe
verwendeten Bedingungen stabil sein und (c) muss nach der Fertigstellung
des gewünschten
Aminosäure-Peptids
unter Reaktionsbedingungen, die die Struktur der Peptidkette nicht
verändern, leicht
entfernbar sein.
-
Es
wird für
den Fachmann ersichtlich sein, dass die für die Peptidsynthese als nützlich bekannten Schutzgruppen
sich bezüglich
ihrer Reaktivität
mit den zu ihrer Entfernung eingesetzten Wirkstoffen unterscheiden
werden. Zum Beispiel sind bestimmte Schutzgruppen, wie z.B. Triphenylmethyl
und 2-(p-Biphenylyl)isopropyloxycarbonyl, sehr unbeständig und
können
unter leicht sauren Bedingungen gespalten werden. Andere Schutzgruppen,
wie z.B. t-Butyloxycarbonyl (BOC), t-Amyloxycarbonyl, Adamantyl-oxycarbonyl
und p-Methoxybenzyloxycarbonyl, sind weniger unbeständig und
erfordern zu ihrer Entfernung mäßig starke
Säuren,
wie z.B. Trifluoressigsäure,
Salzsäure
oder Bortrifluorid in Essigsäure.
Noch andere Schutzgruppen, wie z.B. Benzyloxycarbonyl (CBZ oder
Z), Halobenzyloxycarbonyl, p-Nitrobenzyloxycarbonyl, Cycloalkyloxycarbonyl
und Isopropyloxycarbonyl, sind noch weniger unbeständig und
erfordern stärkere
Säuren,
wie z.B. Fluorwasserstoff, Bromwasserstoff oder Bortrifluoracetat
in Trifluoressigsäure,
für ihre
Entfernung. In den Klassen nützlicher
Aminosäure-Schutzgruppen
sind eingeschlossen:
- (1) für eine α-Amino-Gruppe (a) aromatische
Schutzgruppen vom Urethantyp, wie z.B. Fluorenylmethyloxycarbonyl(FMOC)CBZ
und substituiertes CBZ, wie z.B. p-Chlorbenzyloxycarbonyl, p-6-Nitrobenzyloxycarbonyl,
p-Brombenzyloxycarbonyl und p- Methoxybenzyloxycarbonyl,
o-Chlorbenzyloxycarbonyl, 2,4-Dichlorbenzyloxycarbonyl, 2,6-Dichlorbenzyloxycarbonyl
und dergleichen; (b) aliphatische Schutzgruppen vom Urethantyp,
wie z.B. BOC, t-Amyloxycarbonyl, Isopropyloxycarbonyl, 2-(p-Biphenylyl)isopropyloxycarbonyl,
Allyloxycarbonyl und dergleichen; (c) Schutzgruppen vom Cycloalkyl-Urethantyp,
wie z.B. Cyclopentyloxycarbonyl, Adamantyloxycarbonyl und Cyclohexyloxycarbonyl;
und (d) Allyloxycarbonyl. Die bevorzugten α-Amino-Schutzgruppen sind BOC oder FMOC.
- (2) für
die in Lys anwesende Seitenketten-Aminogruppe kann der Schutz durch
eine beliebige der oben in (1) genannten Gruppen, wie z.B. BOC,
p-Chlorbenzyloxycarbonyl etc., erfolgen.
- (3) für
die Guanidingruppe von Arg kann der Schutz durch Nitro, Tosyl, CBZ,
Adamantyloxycarbonyl, 2,2,5,7,8-Pentamethylchroman-6-sulfonyl oder
2,3,6-Trimethyl-4-methoxyphenylsulfonyl
oder BOC erfolgen.
- (4) für
die Hydroxylgruppe von Ser, Thr oder Tyr kann der Schutz zum Beispiel
durch C1-C4 Alkyl,
wie z.B. t-Butyl; Benzyl (BZL); substitutiertes BZL, wie z.B. p-Methoxybenzyl,
p-Nitrobenzyl, p-Chlorbenzyl, o-Chlorbenzyl und 2,6-Dichlorbenzyl,
erfolgen.
- (5) für
die Carboxylgruppe von Asp oder Glu kann der Schutz zum Beispiel
durch Veresterung unter Verwendung von Gruppen wie z.B. BZL, t-Butyl,
Cyclohexyl, Cyclopentyl und dergleichen erfolgen.
- (6) für
den Imidazol-Stickstoff von His wird geeigneter Weise der Tosyl-Rest
verwendet.
- (7) für
die phenolische Hydroxylgruppe von Tyr wird geeigneter Weise eine
Schutzgruppe wie z.B. Tetrahydropyranyl, tert-Butyl, Trityl, BZL,
Chlorbenzyl, 4-Brombenzyl oder 2,6-Dichlorbenzyl verwendet. Die bevorzugte
Schutzgruppe ist 2,6-Dichlorbenzyl.
- (8) für
die Seitenketten-Aminogruppe von Asn oder Gln wird vorzugsweise
Xanthyl (Xan) verwendet.
- (9) bei Met wird die Aminosäure
vorzugsweise ungeschützt
gelassen.
- (10) für
die Thiogruppe von Cys wird typischerweise p-Methoxybenzyl verwendet.
-
Die
C-terminale Aminosäure,
z.B. Lys, wird an der N-Aminoposition durch eine geeignet ausgewählte Schutzgruppe,
BOC in dem Fall von Lys, geschützt.
Das BOC-Lys-OH kann zunächst
an das Benzhydrylamin- oder chlormethylierte Harz nach dem in Horiki
et al., Chemistry Letters, 165–168
(1978) beschriebenen Verfahren oder unter Verwendung von Isopropylcarbodiimid
bei etwa 25°C
für 2 Stunden
unter Rühren
gekoppelt werden. Nach der Kopplung der BOC-geschützten Aminosäure an den
Harzträger
wird die α-Amino-Schutzgruppe, etwa
unter Verwendung von Trifluoressigsäure (TFA) in Dichlormethan
oder TFA alleine, entfernt. Die Entschützung wird bei einer Temperatur
zwischen etwa 0°C
und Raumtemperatur durchgeführt.
Andere Standard-Spaltungsreagenzien, wie z.B. HCl in Dioxan, und
Bedingungen für
das Entfernen spezifischer α-Amino-Schutzgruppen,
sind in der Literatur beschrieben.
-
Nach
dem Entfernen der α-Amino-Schutzgruppe
werden die verbleibenden α-Amino-
und Seitenketten-geschützten
Aminosäuren
schrittweise in der gewünschten
Reihenfolge gekoppelt. Als Alternative zu der getrennten Zugabe
jeder Aminosäure
während
der Synthese können
einige vor der Zugabe zu dem Festphasen-Synthesizer aneinander gekoppelt
werden. Die Auswahl eines geeigneten Kopplungsreagens gehört zu dem
Fachwissen auf diesem Gebiet. Besonders geeignet als Kopplungsreagens
ist N,N'-Dicyclohexylcarbodiimid
oder Diisopropylcarbodiimid.
-
Jede
geschützte
Aminosäure
oder Aminosäuresequenz
wird in den Festphasenreaktor im Überschuss eingeführt, und
die Kopplung wird in geeigneter Weise in einem Medium von Dimethylformamid
(DMF) oder CH2Cl2 oder
Mischungen davon durchgeführt.
Falls eine unvollständige
Kopplung eintritt, wird das Kopplungsverfahren wiederholt, bevor
die N-Amino-Schutzgruppe
vor der Kopplung der nächsten
Aminosäure
entfernt wird. Der Erfolg der Kopplungsreaktion auf jeder Stufe
der Synthese kann überwacht
werden. Ein bevorzugtes Verfahren zur Überwachung der Synthese ist
mittels der Ninhydrin-Reaktion, wie von Kaiser et al., Anal. Biochem.
34: 595 (1970) beschrieben. Die Kopplungsreaktionen können automatisch
unter Verwendung wohlbekannter Verfahren, zum Beispiel eines BIOSEARCH
9500TM Peptid-Synthesizers, durchgeführt werden.
-
Nach
Vollendung der gewünschten
Peptidsequenz muss das geschützte
Peptid von dem Harzträger abgespalten
werden und alle Schutzgruppen müssen
entfernt werden. Die Spaltungsreaktion und das Entfernen der Schutzgruppen
wird geeigneter Weise gleichzeitig oder schrittweise durchgeführt. Wenn
der Harzträger
ein chlormethyliertes Polystyrolharz ist, ist die das Peptid an
dem Harz verankernde Bindung eine zwischen der freien Carboxylgruppe
des C-terminalen Restes und einer der vielen auf der Harzmatrix vorhandenen Chlormethylgruppen
gebildete Esterbindung. Es wird verstanden werden, dass die verankernde
Bindung durch Reagenzien gespalten werden kann, die bekanntlich
in der Lage sind, eine Esterbindung zu spalten und die Harzmatrix
zu durchdringen.
-
Ein
besonders günstiges
Verfahren ist mittels Behandlung mit flüssigem, wasserfreiem Fluorwasserstoff.
Dieses Reagens wird nicht nur das Peptid von dem Harz abspalten,
sondern wird auch alle Schutzgruppen entfernen. Deshalb wird die
Verwendung dieses Reagens direkt das vollständig entschützte Peptid liefern. Wenn das
chlormethylierte Harz verwendet wird, führt die Behandlung mit Fluorwasserstoff
zu der Bildung freier Peptidsäuren.
Wenn das Benzhydrylamin-Harz verwendet wird, führt die Behandlung mit Fluorwasserstoff direkt
zu den freien Peptidaminen. Die Reaktion mit Fluorwasserstoff in
Gegenwart von Anisol und Dimethylsulfid bei 0°C für eine Stunde wird gleichzeitig
die Seitenketten-Schutzgruppen entfernen und das Peptid von dem
Harz freisetzen.
-
Wenn
das Peptid abgespalten werden soll, ohne die Schutzgruppen zu entfernen,
kann das geschützte
Peptid-Harz einer Methanolyse unterzogen werden, um das geschützte Peptid,
bei dem die C-terminale Carboxylgruppe methyliert ist, zu erhalten.
Der Methylester wird dann unter milden alkalischen Bedingungen hydrolysiert,
um die freie C-terminale Carboxylgruppe zu erhalten. Die Schutzgruppen
an der Peptidkette werden dann durch Behandlung mit starker Säure entfernt,
wie z.B. flüssigem
Fluorwasserstoff. Ein besonders nützliches Verfahren zur Methanolyse
ist das von Moore et al., Peptides, Proc. Fifth Amer. Pept. Symp.,
M. Goodman und J. Meienhofer, Hrsg. (John Wiley, N.Y., 1977), S.
518-521), wobei
das geschützte
Peptid-Harz mit Methanol und Kaliumcyanid in Anwesenheit von Kronenether
behandelt wird.
-
Ein
anderes Verfahren zur Abspaltung des geschützten Peptids von dem Harz,
wobei das chlormethylierte Harz verwendet wird, ist durch Ammonolyse
oder durch Behandlung mit Hydrazin. Falls gewünscht, kann das erhaltene C-terminale
Amid oder Hydrazid zu dem freien C-terminalen Carboxyl-Rest hydrolysiert
werden, und die Schutzgruppen können
auf konventionelle Weise entfernt werden.
-
Es
wird auch erkannt werden, dass die an der N-terminalen α-Aminogruppe
vorhandene Schutzgruppe vorzugsweise entweder bevor oder nachdem
das geschützte
Peptid von dem Träger
abgespalten wird, entfernt werden kann.
-
Die
Reinigung der erfindungsgemäßen Peptide
wird typischer Weise durch konventionelle Verfahren, wie z.B. präparative
HPLC (einschließlich
Umkehrphasen-HPLC) oder andere bekannte chromatographische Verfahren,
wie z.B. Gelpermeation, Ionenaustausch, Verteilungschromatographie,
Affinitätschromatographie (einschließlich monoklonaler-Antikörper-Säulen) oder
Gegenstromverteilung, erreicht.
-
Die
erfindungsgemäßen Peptide
können
durch Polymerisierung stabilisiert sein. Das kann durch Kreuzvernetzung
von Monomerketten mit polyfunktionellen kreuzvernetzenden Mitteln
entweder direkt oder indirekt mittels multifunktioneller Polymere
erreicht werden. Gewöhnlich
werden zwei im Wesentlichen identische Polypeptide an ihren C- oder
N-Termini vernetzt,
wobei ein bifunktionelles kreuzvernetzendes Mittel verwendet wird.
Das Mittel wird verwendet, um die terminalen Amino- und/oder Carboxylgruppen
kreuzzuvernetzen. Im Allgemeinen werden beide terminalen Carboxylgruppen
oder beide terminalen Aminogruppen miteinander kreuzvernetzt, obwohl
bei der Auswahl des geeigneten kreuzvernetzenden Mittels die alpha-Aminogruppe
eines Polypeptids mit der terminalen Carboxylgruppe des anderen
Polypeptids kreuzvernetzt wird. Vorzugsweise sind die Polypeptide
an ihren C-Termini mit Cystein substituiert. Unter im Stand der
Technik wohlbekannten Bedingungen kann eine Disulfidbindung zwischen
den terminalen Cysteinen hergestellt werden, wodurch die Polypeptidketten
kreuzvernetzt werden. Zum Beispiel werden Disulfidbrücken in
günstiger
Weise durch Metall-katalysierte Oxidation der freien Cysteine oder
durch nukleophile Substitution eines geeignet modifizierten Cystein-Rests
gebildet. Die Auswahl des kreuzvernetzenden Mittels wird von den
Identitäten
der reaktiven Seitenketten der in den Polypeptiden anwesenden Aminosäuren abhängen. Zum
Beispiel wäre
eine Disulfid-Kreuzvernetzung nicht bevorzugt, falls Cystein an
zusätzlichen
Stellen zu dem C-Terminus in dem Polypeptid vorhanden wären. Ebenso
erfindungsgemäß umfasst
sind mit Methylenbrücken
kreuzvernetzte Peptide.
-
Geeignete
Kreuzvernetzungsstellen auf den Peptiden, abgesehen von den N-terminalen
Amino- und C-terminalen Carboxylgruppen, schließen epsilon-Aminogruppen ein,
die auf Lysin-Resten gefunden werden, sowie Amino-, Imino-, Carboxyl-,
Sulfhydryl- und Hydroxylgruppen, die sich an den Seitenketten interner
Reste der Peptide befinden oder von Resten, die in flankierende
Sequenzen eingefügt
sind. Eine Kreuzvernetzung durch extern zugegebene kreuzvernetzende
Wirkstoffe wird geeigneter Weise z.B. durch die Verwendung beliebiger
Reagenzien aus einer Anzahl dem Fachmann bekannter Reagenzien erreicht,
zum Beispiel durch Carbodiimid-Behandlung des Polypeptids. Andere
Beispiele geeigneter multifunktioneller (gewöhnlich bifunktioneller) kreuzvernetzender
Mittel finden sich in der Literatur.
-
Die
erfindungsgemäßen Peptide
können
auch durch Zyklisierung konformationell stabilisiert sein. Die Peptide
werden gewöhnlich
durch kovalentes Verbinden der N- und C-terminalen Domänen eines
Peptids an die entsprechende Domäne
des anderen erfindungsgemäßen Peptids
zyklisiert, um Cyclooligomere zu bilden, die zwei oder mehr wiederholte
Peptidsequenzen enthalten, wobei jedes innere Peptid im Wesentlichen
dieselbe Sequenz besitzt. Außerdem
werden zyklisierte Peptide (ob Cyclooligomere oder Cyclomonomere) kreuzvernetzt,
um 1 bis 3 zyklische Strukturen zu bilden, die von 2 bis 6 Peptide
umfassen. Die Peptide sind vorzugsweise nicht kovalent durch α-Amino- und
Hauptketten-Carboxylgruppen (Kopf an Schwanz) verbunden, sondern
sind vielmehr durch die Seitenketten von Resten, die in den N- und
C-terminalen Domänen
lokalisiert sind, verbunden. Die Verbindungsstellen werden so im
Allgemeinen zwischen den Seitenketten der Reste sein.
-
Viele
geeignete Verfahren zur Herstellung von erfindungsgemäßen mono-
oder poly-zyklisierten
Peptiden sind per se bekannt. Eine Lys/Asp-Zyklisierung wurde erreicht,
indem Na-BOC-Aminosäuren
auf einem Festphasenträger
mit einem Fmoc/9-Fluorenylmethyl(OFm)-Seitenkettenschutz
für Lys/Asp
verwendet wurden; das Verfahren wird durch eine Behandlung mit Piperidin,
gefolgt von einer Zyklisierung, abgeschlossen.
-
Glu-
und Lys-Seitenketten wurden ebenfalls bei der Herstellung zyklischer
oder bizyklischer Peptide kreuzvernetzt: Das Peptid wird durch Festphasen-Chemie
auf einem p-Methylbenzhydrylamin-Harz synthetisiert. Das Peptid
wird von dem Harz abgespalten und entschützt. Das zyklische Peptid wird
unter Verwendung von Diphenylphosphorylazid in verdünntem Methylformamid
hergestellt. Für
ein alternatives Verfahren siehe Schiller et al., Peptide Protein
Res., 25: 171–177
(1985). Siehe auch U.S. Pat. Nr. 4,547,489.
-
Disulfid-kreuzvernetzte
oder -zyklisierte Peptide werden nach herkömmlichen Verfahren hergestellt. Das
Verfahren von Pelton et al. (J. Med. Chem., 29: 2370–2375 (1986))
ist geeignet, mit der Ausnahme, dass ein größerer Anteil von Cyclooligomeren
produziert wird, indem die Reaktion in konzentrierteren Lösungen als der
von Pelton et al. für
die Herstellung von Cyclomonomeren beschriebenen, verdünnten Reaktionsmischung durchgeführt wird.
Die gleiche Chemie ist für
die Synthese von Dimeren oder Cyclooligomeren oder Cyclomonomeren
nützlich.
Ebenso nützlich
sind Thiomethylen-Brücken.
Lebl und Hruby, Tetrahedron Letters, 25: 2067–2068 (1984). Siehe auch Cody
et al., J. Med. Chem., 28: 583 (1985).
-
Die
gewünschten
zyklischen oder polymeren Peptide werden durch Gelfiltration, gefolgt
von Umkehrphasen-Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie
oder andere herkömmliche
Verfahren gereinigt. Die Peptide werden steril filtriert und in
herkömmliche
pharmakologisch geeignete Vehikel formuliert.
-
Die
für die
hierin beschriebenen Verfahren erforderlichen Ausgangsmaterialien
sind in der Literatur bekannt oder können unter Verwendung bekannter
Verfahren und bekannter Ausgangsmaterialien hergestellt werden.
-
Falls
in den hergestellten Peptiden Kohlenstoffatome, die an vier nichtidentische
Substituenten gebunden sind, asymmetrisch sind, können die
Peptide als Diastereoisomere, Enantiomere oder Mischungen davon vorliegen.
Die oben beschriebenen Synthesen können Racemate, Enantiomere
oder Diastereomere als Ausgangsmaterialien oder Zwischenprodukte
verwenden. Diastereomere Produkte, die aus solchen Synthesen resultieren,
können
durch chromatographische oder Kristallisationsverfahren getrennt
werden. In gleicher Weise können
enantiomere Produktmischungen unter Verwendung derselben Techniken
oder durch andere im Stand der Technik bekannte Verfahren getrennt
werden. Jedes der asymmetrischen Kohlenstoffatome kann, wenn vorhanden,
in einer oder beiden Konfigurationen R) oder S) vorliegen, und beide
sind von der vorliegenden Erfindung umfasst.
-
Die
erfindungsgemäßen Peptide
können
einem Säuger
durch eine beliebige geeignete Technik, einschließlich orale,
parenterale (z.B. intramuskuläre,
intraperitoneale, intravenöse
oder subkutane Injektion oder Infusion, oder Implantat), nasale,
pulmonäre,
vaginale, rektale, sublinguale oder topische Verabreichungswege
verabreicht werden und können
in Dosierungsformen formuliert werden, die für jeden Verabreichungsweg geeignet
sind. Der spezifische Verabreichungsweg wird z.B. von der medizinischen
Geschichte des Patienten, einschließlich beliebiger beobachteter
oder erwarteter Nebenwirkungen bei der Verwendung des Peptids, dem Typ
des zu verabreichenden Peptids und dem jeweiligen Typ der zu behandelnden
Funktionsstörung
abhängen.
In am meisten bevorzugter Weise erfolgt die Verabreichung durch
kontinuierliche Infusion (unter Verwendung z.B. von Vorrichtungen
mit langsamer Freisetzung oder Minipumpen, wie z.B. osmotischen
Pumpen oder Hautpflastern) oder durch Injektion (unter Verwendung
z.B. intravenöser
oder subkutaner Mittel).
-
Das
bei der Therapie zu verwendende Peptid wird in einer Weise formuliert
und dosiert sein, die mit der guten medizinischen Praxis übereinstimmt,
wobei der klinische Zustand des einzelnen Patienten (speziell die
Nebenwirkungen der Behandlung mit dem Peptid), die Art der Funktionsstörung, der
Verabreichungsort, das Verabreichungsverfahren, das Verabreichungsschema
und andere dem Praktiker bekannte Faktoren berücksichtigt werden. Somit werden
die „wirksamen
Mengen" des Peptids
für die
erfindungsgemäßen Zwecke aufgrund
von Überlegungen
bestimmt und müssen
Mengen sein, die zu einer biologischen Verfügbarkeit der Arzneimittel für den Säuger und
der gewünschten
Wirkung führen.
-
Eine
bevorzugte Verabreichung ist eine chronische Verabreichung von in
etwa zwei Mal pro Tag während
4–8 Wochen,
um die Wirkungen von IGF-I zu reproduzieren. Obwohl eine Injektion
bevorzugt ist, kann auch eine chronische Infusion angewendet werden,
wobei eine Infusionsvorrichtung für kontinuierliche subkutane
(SC) Infusionen verwendet wird. Eine intravenöse Beutellösung kann ebenfalls verwendet
werden. Der Schlüsselfaktor
bei der Auswahl einer geeigneten Dosis für die fragliche Erkrankung
ist das erhaltene Ergebnis, das im Fall von Diabetes zum Beispiel
als Abnahme der Blutglucose und Annäherung an den normalen Bereich
gemessen wird, oder andere Kriterien für eine Messung einer Behandlung
einer Funktionsstörung,
die dem medizinischen Praktiker geeignet erscheinen.
-
Als
allgemeiner Vorschlag wird die gesamte pharmazeutisch wirksame Menge
des parenteral verabreichten Peptids pro Dosis in einem Bereich
sein, der durch eine Dosis-Antwort-Kurve
gemessen werden kann. Zum Beispiel können IGFs in an IGFBPs gebundener
Form oder im Blut in Körperflüssigkeiten
des zu behandelnden Säugers
gemessen werden, um die Dosierung zu bestimmen. Alternativ kann
man dem Patienten zunehmende Mengen des Peptids verabreichen und
die Serumspiegel des Patienten von IGF-I und IGF-II überprüfen. Die
Menge des einzusetzenden Peptids kann auf einer molaren Basis berechnet
werden, die auf diesen Serumspiegeln von IGF-I und IGF-II basiert.
Siehe Beispiel 3 unten zu der Verdrängung von IGF-I-Tracer von
in menschlichem Serum vorhandenen IGFBPs.
-
Speziell
erfordert ein Verfahren zur Bestimmung einer geeigneten Dosierung
des Peptids das Messen von IGF-Spiegeln in einer biologischen Flüssigkeit,
wie z.B. einer Körper- oder Blutflüssigkeit.
Das Messen solcher Spiegel kann durch ein beliebiges Mittel durchgeführt werden,
einschließlich
RIA und ELISA. Nach dem Messen der IGF-Spiegel wird die Flüssigkeit
mit dem Peptid in Kontakt gebracht, wobei einzelne oder vielfache Dosen
verwendet werden. Nach diesem Schritt des Inkontaktbringens werden
die IGF-Spiegel
in der Flüssigkeit
nochmals gemessen. Falls die IGF-Spiegel der Flüssigkeit in einem ausreichenden
Maße gesunken
sind, um die erwünschte
Wirksamkeit, wegen der das Molekül
verabreicht werden soll, zu erzielen, kann die Dosis des Moleküls dann
angeglichen werden, um die maximale Wirksamkeit zu erzielen. Dieses
Verfahren kann in vitro oder in vivo durchgeführt werden. Vorzugsweise wird
dieses Verfahren in vivo durchgeführt, d.h., nachdem die Flüssigkeit
aus dem Säuger
entnommen und die IGF-Spiegel
gemessen wurden, wird das erfindungsgemäße Peptid dem Säuger verabreicht,
wobei eine einzelne oder vielfache Dosen verwendet werden (das heißt, der
Schritt des Inkontaktbringens wird durch Verabreichung an einen
Säuger
bewirkt), und dann werden die IGF-Spiegel nochmals in einer Flüssigkeit
gemessen, die dem Säuger
entnommen wurde.
-
Ein
anderes Verfahren zur Bestimmung der Dosierung ist es, Antikörper gegen
das Peptid oder ein anderes Nachweisverfahren für das Peptid in dem LIFA-Format
zu verwenden. Dies würde
den Nachweis endogener oder exogener, an IGFBP gebundener IGFs,
sowie der Menge von an das IGFBP gebundenem Peptid erlauben.
-
Ein
anderes Verfahren zur Bestimmung der Dosierung wäre es, den Spiegel von „freiem" oder aktivem IGF
im Blut zu messen. Für
einige Verwendungen wäre
der Spiegel von „freiem" IGF ein geeigneter
Marker der Wirksamkeit und wirksamer Dosen oder Dosierungen.
-
Zum
Beispiel ist ein Verfahren für
den Nachweis endogenen oder exogenen, an IGF-Bindungsprotein gebundenen IGFs oder
der Menge des erfindungsgemäßen Peptids
oder für
den Nachweis der Menge von ungebundenem IGF in einer biologischen
Flüssigkeit
beschrieben. Dieses Verfahren umfasst:
- (a)
Inkontaktbringen der Flüssigkeit
mit 1) einem Mittel für
den Nachweis des Peptids, das spezifisch für das Peptid ist (wie z.B.
ein erster Antikörper,
der spezifisch für
Epitope auf dem Peptid ist), das an einem Festphasenträger befestigt
ist, so dass in der Anwesenheit des Peptids die IGF-Bindungsstellen
auf dem Peptid verfügbar
für die
Bindung an das IGF-Bindungsprotein bleiben, wodurch ein Komplex
zwischen dem Mittel und dem IGF-Bindungsprotein
gebildet wird; und 2) dem Peptid für einen ausreichenden Zeitabschnitt,
um alle verfügbaren
IGF-Bindungsstellen auf dem IGF-Bindungsprotein zu sättigen,
wobei ein gesättigter
Komplex gebildet wird;
- (b) Inkontaktbringen des gesättigten
Komplexes mit einem detektierbar markierten zweiten Mittel, das
spezifisch für
das IGF-Bindungsprotein ist (wie z.B. einem zweitem Antikörper, der
spezifisch für
Epitope auf dem IGFBP ist), die verfügbar für die Bindung sind, wenn das
Peptid an das IGF-Bindungsprotein gebunden ist; und
- (c) quantitatives Analysieren der Menge des gebundenen markierten
Mittels als Maß für das IGFBP
in der biologischen Flüssigkeit
und somit als Maß für die Menge
von gebundenem Peptid und IGF-Bindungsprotein, gebundenem IGF und
IGF-Bindungsprotein oder in der Flüssigkeit vorhandenem aktivem
IGF.
-
Aufgrund
der oben genannten Verfahren für
die Bestimmung von Dosierungen kann die Menge an Peptid, die verwendet
werden kann, im Allgemeinen geschätzt werden, d.h. von in etwa
10 μg/kg/Tag
bis 200 μg/kg/Tag
könnten
verwendet werden, basierend auf kg Körpergewicht des Patienten,
obgleich, wie oben bemerkt, dies einem großen Maß therapeutischer Erwägungen unterliegt.
Zum Beispiel beträgt
bei der Behandlung chronischen Nierenversagens die tägliche Dosis
vorzugsweise in etwa 10 bis 160 μg/kg,
mehr bevorzugt 20 bis 100 μg/kg
und am meisten bevorzugt in etwa 25 bis 75 μg/kg.
-
Ein
weiteres Verfahren wird bereitgestellt, um die Verteilung von IGFs
auf spezifischen IGFBPs abzuschätzen,
z.B. auf IGFBP-1 oder IGFBP-3 unter Verwendung des LIFA-Formats.
-
Das
Peptid wird in geeigneter Weise durch ein System zur verzögerten Freisetzung
verabreicht. Geeignete Beispiele von Zusammensetzungen mit verzögerter Freisetzung
schließen
semipermeable Polymermatrices in Form geformter Artikel, z.B. Filme
oder Mikrokapseln, ein. Matrices zur verzögerten Freisetzung schließen Polylactide
(U.S. Pat. Nr. 3,773,919,
EP 58,481 ),
Copolymere von L-Glutaminsäure
und gamma-Ethyl-L-Glutamat
(Sidman et al., Biopolymers, 22, 547–556 (1983), poly(2-Hydroxyethyl-Methacrylat) (Langer
et al., J. Biomed. Mater. Res., 15: 167–277 (1981) und Langer, Chem.
Tech., 12: 98–105
(1982), Ethylenvinylacetat (Langer et al., supra) oder Poly-D-(–)-3-hydroxybuttersäure (
EP 133,988 ) ein. Zusammensetzungen
zur verzögerten
Freisetzung schließen
auch ein lipsomal eingeschlossenes Peptid ein. Liposomen, die das
Peptid enthalten, werden nach per se bekannten Verfahren hergestellt:
DE 3,218,121 ; Epstein et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A., 82: 3688–3692 (1985); Hwang et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A., 77: 4030–4034 (1980);
EP 52,322 ;
EP
36,676 ;
EP 88,046 ;
EP 143,949 ;
EP 142,641 ; Japanische Patentanmeldung 83-118008;
U.S. Pat. Nrn. 4,485,045 und 4,544,545; und
EP 102,324 . Gewöhnlich sind die Liposomen von dem
kleinen (von in etwa 200 bis 800 Angström), unilamellären Typ,
wobei der Lipidgehalt größer als
in etwa 30 Molprozent Cholesterin ist, wobei der ausgewählte Anteil
für die
am meisten wirksame Therapie angepasst ist.
-
PEGylierte
Peptide, die eine längere
Lebensdauer haben, können
auch verwendet werden, basierend auf z.B. der in WO 95/32003, veröffentlicht
30. November 1995, beschriebenen Konjugattechnologie.
-
Für die parenterale
Verabreichung wird das Peptid gemäß einem Ausführungsbeispiel
im Allgemeinen durch Mischen mit einem pharmazeutisch oder parenteral
geeigneten Träger,
d.h. einem der für
Rezipienten bei den verwendeten Dosierungen und Konzentrationen
nicht toxisch und mit anderen Bestandteilen der Formulierung verträglich ist,
jeweils mit einem gewünschten
Reinheitsgrad als injizierbare Einzeldosisform (Lösung, Suspension
oder Emulsion) formuliert. Zum Beispiel enthält die Formulierung vorzugsweise
keine oxidierenden Mittel und anderen Peptide, die bekannterweise
schädlich
für Polypeptide
sind.
-
Im
Allgemeinen werden die Formulierungen durch gleichmäßiges und
enges Inkontaktbringen des Peptids mit flüssigen Trägern oder fein verteilten festen
Trägern
oder beidem hergestellt. Dann wird das Produkt, falls erforderlich,
in die Form der gewünschten
Formulierung gebracht. Vorzugsweise ist der Träger ein parenteraler Träger, weiter
bevorzugt eine mit dem Blut des Empfängers isotone Lösung. Beispiele
solcher Trägervehikel
schließen
Wasser, Kochsalzlösung,
Ringerlösung,
eine gepufferte Lösung
und Dextroselösung ein.
Nicht-wässrige
Vehikel, z.B. nicht-flüssige Öle und Ethyloleat,
sind erfindungsgemäß ebenfalls
nützlich.
-
Der
Träger
enthält
geeigneterweise geringe Mengen von Additiven, wie z.B. Substanzen,
die die Isotonizität
und chemische Stabilität
erhöhen.
Solche Materialien sind für
Empfänger
bei den verwendeten Dosierungen und Konzentrationen nicht toxisch
und schließen
Puffer, wie z.B. Phosphat, Citrat, Succinat, Essigsäure und
andere organische Säuren
und ihre Salze; Antioxidantien, wie z.B. Ascorbinsäure; Polypeptide
mit niedrigem Molekulargewicht (weniger als 10 Reste), z.B. Polyarginin
oder Tripeptide; Proteine, wie z.B. Serumalbumin, Gelatine oder
Immunglobuline; hydrophile Polymere, wie z.B. Polyvinylpyrrolidon;
Glycin; Aminosäuren,
wie z.B. Glutaminsäure,
Asparaginsäure,
Histidin oder Arginin; Monosaccharide, Disaccharide und andere Kohlenhydrate,
einschließlich
Zellulose oder ihrer Derivate, Glucose, Mannose, Trehalose oder
Dextrine; Chelatbildner, wie z.B. EDTA; Zuckeralkohole, wie z.B.
Mannit oder Sorbit; Gegenionen, wie z.B. Natrium; nicht-ionische
oberflächenaktive
Stoffe, wie z.B. Polysorbate, Poloxamere oder Polyethylenglycol
(PEG); und/oder neutrale Salze, z.B. NaCl, KCl, MgCl2,
CaCl2, etc. ein.
-
Das
Peptid ist typischerweise in solchen Vehikeln bei einem pH von oder
von in etwa 4,5 bis 8 formuliert. Es wird verstanden werden, dass
die Verwendung bestimmter der vorgenannten Arzneimittelträger, Träger oder
Stabilisatoren zu der Bildung von Salzen des Peptids führen wird.
Die endgültige
Zubereitung kann eine stabile Flüssigkeit
oder ein lyophilisierter Feststoff sein.
-
Typische
Formulierungen der Peptide als pharmazeutische Zusammensetzungen
werden unten besprochen. In etwa 0,5 bis 500 mg des Peptids oder
der Mischung von Peptiden, in der Form der freien Säure oder
Base oder als ein pharmazeutisch geeignetes Salz, werden mit einem
physiologisch geeigneten Vehikel, Träger, Arzneimittelträger, Bindemittel,
Konservierungsmittel, Stabilisator, Aroma, etc., wie es die übliche pharmazeutische
Praxis verlangt, gemischt. Die Menge an wirksamem Bestandteil in
diesen Zusammensetzungen ist so, dass eine geeignete Dosis in dem
angegebenen Bereich erhalten wird.
-
Das
Peptid, das für
eine therapeutische Verabreichung verwendet werden soll, muss steril
sein. Sterilität
wird leicht mittels Filtrierung durch Sterilfiltrationsmembranen
(z.B. 0,2-μm-Membranen)
erreicht. Therapeutische Zusammensetzungen werden im Allgemeinen
in einen Behälter
platziert, der einen sterilen Zugangsanschluss hat, z.B. einen intravenösen Lösungsbeutel
oder ein Fläschchen,
das einen mit einer Injektionsnadel durchstechbaren Stöpsel hat.
-
Das
Peptid wird gewöhnlicherweise
als eine wässrige
Lösung
oder als eine lyophilisierte Formulierung zur Rekonstituierung in
Einzel- oder Mehrfachdosis-Behältern
gelagert werden, z.B. versiegelten Ampullen oder Röhrchen.
Als ein Beispiel einer lyophilisierten Formulierung werden 10-ml-Fläschchen
mit 5 ml steril-filtrierter 1 % (Gew/Vol) wässriger Lösung des Peptids gefüllt, und
die resultierende Mischung wird lyophilisiert. Die Infusionslösung wird
durch Rekonstituieren des lyophilisierten Peptids unter Verwendung
von bakteriostatischem Wasser-zur-Injektion hergestellt.
-
Eine
Kombinationstherapie mit dem erfindungsgemäßen Peptid und einem oder mehreren
anderen geeigneten Reagenzien, die die Gesamtmenge von IGF im Blut
erhöhen
oder die Wirkung des Peptids steigern, ist ebenfalls Teil der vorliegenden
Erfindung. Diese Reagenzien erlauben es im Allgemeinen dem erfindungsgemäßen Peptid,
das gebildete IGF freizusetzen. Zum Beispiel ist es wünschenswert,
andere aktive Moleküle
gemeinsam mit dem Peptid zu verabreichen. Zum Beispiel kann das
Peptid bei Wasting- oder katabolischen Zuständen gemeinsam mit einem Appetitförderer,
wie z.B. MEGASETM, verabreicht werden.
-
Außerdem wird
das Peptid in geeigneter Weise verabreicht, indem es für die Verabreichung
an einen Rezeptor oder Antikörper
oder ein Antikörperfragment
gekoppelt ist.
-
Eine
zusätzliche
Kombinationstherapie würde
ein Wachstumshormon, wie z.B. menschliches Wachstumshormon, IGFBP-3
oder IGFBP-5, einschließen.
-
Bei
der Behandlung hyperglycämischer
Erkrankungen wird das Peptid geeigneterweise zusammen mit einer
wirksamen Menge eines hypoglykämischen
Wirkstoffs, wie z.B. Sulfonylharnstoff oder einem beliebigen Insulintyp
verabreicht. Der hypoglykämische
Wirkstoff wird dem Säuger
mittels einer beliebigen geeigneten Technik verabreicht, einschließlich parenteral,
intranasal, oral oder auf jedem anderen wirksamen Weg. Am meisten
bevorzugt erfolgt die Verabreichung auf dem oralen Weg. Zum Beispiel
sind MICRONASETM-Tabletten (Glyburid), die
von Upjohn in Tablettenkonzentrationen von 1,25, 2,5 und 5 mg vermarktet
werden, zur oralen Verabreichung geeignet. Die gewöhnliche
Aufrechterhaltungsdosis für
Typ-2-Diabetiker, die mit der erfindungsgemäßen Therapie behandelt werden,
beträgt
im Allgemeinen in dem Bereich von oder von in etwa 1,25 bis 20 mg
pro Tag, die als Einzeldosis oder über den Tag verteilt gegeben
werden kann, wie es als geeignet erscheint [Physician's Desk Reference,
2563–2565
(1995)]. Andere Beispiele von Tabletten auf Glyburid-Basis, die
zur Verschreibung erhältlich
sind, schließen
das GLYNASETM-Markenarzneimittel (Upjohn)
und das DIABETATM-Markenarzneimittel (Hoechst-Roussel)
ein. GLUCOTROLTM (Pratt) ist die Marke für eine Glipizid(1-Cyclohexyl-3-[p-[2-(5-methylpyrazincarboxamid)ethyl]phenyl]sulfonyl]harnstoff)-Tablette,
die sowohl in 5- als auch in 10-mg-Stärke erhältlich ist, und wird auch Typ-2-Diabetikern
verschrieben, die nach einer Diätkontrolle
eine hypoglykämische
Therapie benötigen,
oder bei Patienten, die nicht mehr auf andere Sulfonylharnstoffe
reagieren [Physician's
Desk Reference, 1902–1903
(1995)]. Andere hypoglykämische
Wirkstoffe als Sulfonylharnstoffe, wie z.B. die Biguanide (z.B.
Metformin und Phenformin) oder Troglitazone oder andere Arzneimittel,
die die Insulinwirkung beeinflussen, können auch verwendet werden.
-
Bei
der Behandlung von Stauungsinsuffizienz (congestive heart failure)
können
ACE-Inhibitoren
gemeinsam mit dem erfindungsgemäßen Peptid
nützlich
sein, indem sie den systemischen Gefäßwiderstand verringern und
die zirkulatorische Kongestion lindern. Die ACE-Inhibitoren schließen die
mit den Marken Accupril® (Quinapril), Altace® (Ramipril),
Capoten® (Captopril),
Lotensin® (Benazepril),
Monopril® (Fosinopril),
Prinivil® (Lisinopril),
Vasotec® (Enalapril)
und Zestril® (Lisinopril)
bezeichneten ein, sind jedoch nicht auf diese beschränkt. Ein
Beispiel eines ACE-Inhibitors ist der unter der Marke Capoten® verkaufte.
Generisch als Captopril bezeichnet, wird dieser ACE-Inhibitor chemisch
als 1-[(2S)-3-Mercapto-2-methylpropionyl]-L-prolin bezeichnet.
-
Für Nierenfunktionsstörungen kann
das Peptid geeigneterweise mit einem Nieren-aktiven Molekül verabreicht
werden, das die Rückresorption
und Rückhaltung
von Elektrolyten fördert,
wie z.B. das atriale natriuretische Peptid (ANP), ANP-Analoga oder
eine beliebige Variante davon mit oder ohne Rezeptor-Aktivität, Urodilatin,
menschliches B-Typ-natriuretisches-Peptid
(BNP), Angiotensinrezeptor-Antagonist, Vasopressin und seine Analoga
und Endothelin-Antagonisten, wie z.B. Antikörper oder Peptidantagonisten.
Ein Beispiel ist BQ-123 (Ihara et al., Life Science, 50: 247–250 (1992);
JP 51-94254A, veröffentlicht
am 3. August 1993; Webb et al., Biochem. Biophys. Res. Comm., 185:
887-892 (1992)),
ein zyklisches Pentapeptid, das ein potenter und spezifischer Blocker
für Endothelin-A-Rezeptoren
ist und nur die von Endothelin-1, nicht jedoch die von CT-1, Maus-LIF
oder Phenylephrin induzierte, hypertrophe Aktivität blockiert.
Ein anderes Beispiel ist die von Ihara et al., Biochem. Biophys.
Res. Comm., 178: 132–137
(1991) beschriebene Stammverbindung von BQ-123. Weitere Beispiele
schließen
die in
EP 647,236 ,
EP 647,449 ,
EP 633,259 (Phenylsulfonylaminopyrimidin-Derivate),
EP 601,386 (Sulfonamid-Verbindungen),
U.S. Pat. Nr. 5,292,740 (Phenylsulfonamidopyrimidine) und U.S. Pat.
Nr. 5,270,313 (Phenylsulfonylaminopyrimidin-Derivate) beschriebenen
ein. Außerdem
können
Inhibitoren des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE) in Verbindung
mit der IGF-I-Behandlung von Nierenfunktionsstörungen vorteilhaft sein.
-
Außerdem werden
auch andere Mittel zur Beeinflussung des IGF-Status, wie z.B. Diät- oder Übungskuren,
ebenfalls als erfindungsgemäße Kombinationsbehandlungen
angesehen. Zum Beispiel kann man dem Säuger das Peptid gemeinsam mit
einer Hoch-Kalorien-Diät oder Nahrung,
wie z.B. ENSURETM ohne oder gemeinsam mit
Nahrungsergänzungen,
wie z.B. Ketosäure-Ergänzungen,
verabreichen.
-
Die
vorliegende Erfindung umfasst auch die Verwendung von Gentherapie
zur Behandlung eines Säugers
unter Verwendung einer Nukleinsäure,
die das Peptid kodiert. Im Allgemeinen wird Gentherapie verwendet,
um die IGF-Spiegel in einem Säuger
zu erhöhen
(oder überzuexprimieren).
Für diesen
Zweck können
Nukleinsäuren
verwendet werden, die das Peptid kodieren. Sobald die Aminosäuresequenz
bekannt ist, kann man unter Verwendung der Degeneriertheit des genetischen
Codes verschiedene Nukleinsäuremoleküle herstellen
und auswählen,
welches zur Gentherapie verwendet werden soll.
-
Es
gibt zwei Hauptansätze,
um die Nukleinsäure
(die wahlweise in einem Vektor enthalten ist) für Zwecke der Gentherapie in
die Zellen des Patienten einzubringen: in vivo und ex vivo. Für die In-Vivo-Einbringung wird
die Nukleinsäure
direkt in den Patienten gespritzt, für gewöhnlich an der Stelle, wo das
Peptid gebraucht wird. Für
die Ex-Vivo-Behandlung werden die Zellen des Patienten entnommen,
die Nukleinsäure
wird in diese isolierten Zellen eingeführt, und die modifizierten
Zellen werden dem Patienten entweder direkt oder z.B. eingekapselt
in durchlässigen
Membranen, die in den Patienten implantiert werden, verabreicht.
Siehe z.B. U.S. Patent Nrn. 4,892,538 und 5,283,187.
-
Es
gibt eine Vielfalt von verfügbaren
Techniken für
das Einführen
von Nukleinsäuren
in lebende Zellen. Die Techniken unterscheiden sich, abhängig davon,
ob die Nukleinsäure
in vitro in die kultivierten Zellen oder in vivo in die Zellen des
betreffenden Wirts eingeführt
werden soll. Geeignete Techniken für den in vitro-Transfer von
Nukleinsäuren
in Säugerzellen
schließen
die Verwendung von Liposomen, Elektroporation, Mikroinjektion, Zellfusion,
DEAE-Dextran, die Kalziumphosphat-Präzipitationsmethode, etc. ein.
Ein üblicherweise
verwendeter Vektor für
die Ex-Vivo-Einbringung des Gens ist ein Retrovirus.
-
Die
gegenwärtig
bevorzugten In-Vivo-Nukleinsäure-Transfertechniken
schließen
die Transfektion mit viralen Vektoren (wie z.B. Adenovirus, Herpes-Simplex-I-Virus
oder Adeno-Associated-Virus) und Lipid-basierte Systeme ein (nützliche
Lipide für
den Lipid-basierten
Transfer des Gens sind zum Beispiel DOTMA, DOPE und DC-Chol). In
einigen Situationen ist es wünschenswert,
die Nukleinsäurequelle
mit einem Mittel zu versehen, das auf die Zielzellen gerichtet ist,
wie z.B. einem Antikörper,
der spezifisch für
ein Zelloberflächen-Membranprotein
oder die Zielzelle ist, einen Liganden für einen Rezeptor auf der Zielzelle,
etc. Wo Liposomen verwendet werden, können für das Targetting und/oder für eine Erleichterung
der Aufnahme Proteine verwendet werden, die an ein mit der Endocytose
assoziiertes Zelloberflächen-Membranprotein
binden, z.B. Capsid-Proteine oder Fragmente davon mit einem Tropismus
für einen
bestimmten Zelltyp, Antikörper
gegen Proteine, die während
des Zyklus internalisiert werden und Proteine, die eine intrazelluläre Lokalisierung
vermitteln und die intrazelluläre
Halbwertzeit verlängern.
Die Technik der Rezeptor-vermittelten Endocytose ist z.B. in Wu
et al., J. Biol. Chem., 262: 4429–4432 (1987); und Wagner et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 87: 3410–3414 (1990) beschrieben. Für einen Übersichtsartikel
der gegenwärtig
bekannten Genmarkierungs- und Gentherapie-Protokolle siehe Anderson
et al., Science, 256: 808–813
(1992). Siehe auch WO 93/25673 und darin zitierte Querverweise.
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft auch Kits. Ein typisches Kit umfasst
einen Behälter,
vorzugsweise ein Fläschchen
für die
Peptidformulierung, die das Peptid in einem pharmazeutisch geeigneten
Puffer umfasst sowie Anweisungen, wie z.B. eine Produktbeilage oder
-beschriftung, die den Verwender anweist, die pharmazeutische Formulierung
für die
Behandlung einer durch Fehlregulation der GH/IGF-Achse in einem
Säuger
gekennzeichnete Funktionsstörung
zu verwenden. Das Kit schließt
wahlweise einen Behälter,
vorzugsweise ein Gläschen,
für ein
Kombinationsmolekül,
wie z.B. ein Nierenaktives Molekül
für Nierenversagen,
ein.
-
Die
Erfindung wird bei Bezugnahme auf die folgenden Beispiele vollständiger verstanden
werden. Diese sollten jedoch nicht in einer Weise ausgelegt werden,
wodurch der Umfang der Erfindung begrenzt würde. Alle hierin erwähnten Literatur-
und Patentzitate sind ausdrücklich
durch Querverweis einbezogen.
-
BEISPIEL 1
-
Alanin-Scanning-Mutagenese
von IGF-I und strukturellen Varianten
-
Einleitung
-
Ein
Alanin-Scanning-Mutagenese-Ansatz (Cunningham und Wells, supra)
wurde verwendet, um den Teil jeder Seitenkette von IGF-I jenseits
des beta-Kohlenstoffs zu entfernen. Der Beitrag dieser Atome zu
der freien Energie der Bindung des Peptids an IGFBP-1 oder an IGFBP-3
wurde dann durch kompetitiven Phagen-ELISA bestimmt. Bei diesem
Versuch wird IGFBP-1 oder IGFBP-3 verwendet, um IGF-Phagen-Mutanten daran
zu hindern, an eine mit IGFBP-1 oder IGFBP-3 beschichtete immunsorbierende
Platte zu binden. Die Bindung (IC50) kann
anhand einer Titrationsreihe des Bindungsproteins berechnet werden.
Einige Mutanten wurden auch auf ihre direkte Bindung in BIACORETM-Versuchen
untersucht.
-
In
diesen Beispielen können
gewöhnliche
alpha-Aminosäuren
durch den Standard-Ein- oder -Drei-Buchstaben-Aminosäurecode
beschrieben werden, wenn auf Zwischenprodukte und Endprodukte Bezug
genommen wird. Mit gewöhnlichen
Aminosäuren
sind solche Aminosäuren
gemeint, die unter Leitung von mRNA in Proteine eingebaut werden.
Standardabkürzungen
sind in The Merck Index, 10. Ausgabe, S. Misc-2-Misc-3 aufgelistet.
-
Soweit
nicht anders angegeben, haben die gewöhnlichen alpha-Aminosäuren die
natürliche
oder „L"-Konfiguration an
dem alpha-Kohlenstoffatom. Falls dem Code ein „D" voransteht, bedeutet dies das entgegengesetzte
Enantiomer der gewöhnlichen
alpha-Aminosäure. Modifizierte
oder ungewöhnliche
alpha-Aminosäuren,
wie z.B. Norleucin (Nle) und Ornithin (Orn), werden angegeben, wie
in der U.S. Patent and Trademark Office Official Gazette 1114 TMOG,
15. Mai 1990, beschrieben.
-
Aufgrund
der Ergebnisse von Experimenten, bei denen die unten beschriebene
IGF-Mutante verwendet
wurde, wird vorhergesagt, dass Moleküle des hierin beanspruchten
Typs die Spiegel von aktivem IGF in einem behandelten Versuchssubjekt
erhöhen
sollten.
-
Materialien und Methoden:
-
Herstellung des Phagemid-Vektors
und Mutagenese
-
Das
Gen, das das reife menschliche IGF-I kodiert, wurde ausgehend von
pBKIGF2B (U.S. Pat. Nr. 5,342,763) unter Verwendung der PCR-Primer
5'-AGC TGC TTT GAT
ATG CAT CTC CCG AAA CTC TGT GCG GT-3' (SEQ ID NR:4) und 5'-GAG CGA TCT GGG TCT AGA CAG ATT TAG
CGG GTT TCA G-3' (SEQ ID
NR:5) amplifiziert. Das erhaltene Fragment wurde mit NsiI und XbaI
geschnitten und in pH0753 ligiert, der zuvor mit NsiI und XbaI gespalten
wurde. pH0753 ist ein Derivat von phGHam-g3 (Lowman et al., Biochemistry, 30:
10832–10838
(1991)), in dem die zusätzliche
XbaI-Stelle in der Alkalische-Phosphatase-Promotor-(PhoA)-Region
unter Verwendung des Oligonukleotids 5'-AAA AGG GTA TGT AGA GGT TGA GGT-3' (SEQ ID NR:6) deletiert
wurde. Der ligierte Vektor pH0753, der den offenen Leserahmen von
IGF-I enthält, wurde
pIGF-g3 genannt. Er kodiert für
IGF-I, das die Doppelmutation GlS-A70V enthält und an ein Fragment des
Gen-III-Proteins (Reste 249–406)
des E. coli-Bakteriophagen M13 fusioniert ist. Es wurde gefunden,
dass die Bindung dieser IGF-I-Variante an IGFBP-1 und IGFBP-3 von
Wildtyp-IGF-I nicht unterschieden werden kann. Eine Alanin-Mutagenese
wurde unter Verwendung von einzelsträngigem Plasmid pIGF-g3 als
Vorlage durchgeführt
(Kunkel et al., Methods Enzymol., 204: 125–139 (1991)). Alle Reste von
IGF-I mit der Ausnahme von Cysteinen und Alaninen wurden einzeln
durch Alanin ersetzt. Die resultierenden Konstrukte wurden durch DNA-Sequenzierung überprüft.
-
Bindung von auf Phagen
präsentierten
IGF-Mutanten an IGFBP-1 und -3 (Phagen-ELISA)
-
Immunosorbierende
Platten (Nunc, MAXISORPTM, 96 Vertiefungen)
wurden mit 100 μl/Vertiefung
von 1 μg/ml
IGFBP-1 oder IGFBP-3 in PBS-Puffer pH 7,2 bei 4 °C über Nacht beschichtet. Die
Platten wurden dann mit 0,5 % TWEEN 20TM/PBS
(auch als Bindungspuffer verwendet) für 2 Stunden bei Raumtemperatur
blockiert (proteinöse
Blockierungsmittel wie Rinderserumalbumin wurden vermieden, um eine
mögliche
IGF- oder IGFBP-Kontaminierung
zu vermeiden). E. coli-Zellen (XL1-Blue, Stratagene), die frisch
mit Phagemidvektor transformiert waren, wurden über Nacht in 5 ml 2YT-Medium
(Sambrook et al., supra) in Gegenwart von M13-VCS-Helferphagen (Stratagene)
kultiviert. Die Phagenpartikel wurden geerntet und in PBS-Puffer
resuspendiert, wie in Lowman, H. B., „Phage Display of Peptide
Libraries on Protein Scaffolds",
in Cabilly, S. (Hrsg.) Combinatorial Peptide Library Protocols (Humana
Press Inc.: Totowa, NJ, 1998), S. 249–264 beschrieben. Dann wurden
die Phagen-Konzentrationen eingestellt, um ein maximales ELISA-Signal
von 0,2–0,4
für jede Mutante
zu erhalten (Lowman, in Cabilly, S. (Hrsg.), supra). Dreifache Verdünnungsreihen
von löslichem
Kompetitor wurden in nicht-absorbierenden Mikrotiterplatten (Nunc,
F., 96 Vertiefungen) mit Bindungspuffer (0,5 % TWEENTM 20/PBS)
hergestellt, die Phagen in zuvor bestimmten Konzentrationen enthielten.
Der Verdünnungsbereich
des Kompetitorproteins erstreckte sich über sechs Größenordnungen,
beginnend bei 5 μM
für IGFBP-1
und 500 nM für
IGFBP-3. Nach dem Blockieren wurden die Platten, die immobilisierte
Zielmoleküle (target)
enthielten, mit 0,05 % TWEENTM/PBS-Puffer
gewaschen und anschließend
mit 80 μl/Vertiefung
der zuvor gemischten Phagen-Kompetitor-Lösungen für eine Stunde bei Raumtemperatur
inkubiert. Nach dem Waschen wurde gebundener Phage mit 80 μl/Vertiefung
einer Lösung
nachgewiesen, die einen primären
Kaninchen-anti-Phage-polyklonaler-Antikörper und ein sekundärer-Ziege-anti-Kaninchen-monoklonaler-Antikörper-Meerrettichperoxidase-Konjugat in 0,5 %
TWEEN 20TM/PBS enthielt. o-Phenylendiamin
(Sigma) und Tetramethylbenzidin (Kirkegaard und Perry) wurden als
chromogene Substrate verwendet, was zum Produktnachweise bei 492
bzw. 450 nm führte.
IC50-Werte wurden durch Anpassung der Bindungsdaten
an eine generische Sättigungskurve
bestimmt (Lowman, in Cabilly, S. (Hrsg.), supra). Wenigstens zwei
Einzelklone jeder IGF-Mutante wurden analysiert. Die Werte in Tabelle
I entsprechen den Durchschnitten ± Standardabweichung einzeln
bestimmter IC50-Werte.
-
Expression und Reinigung
von IGFBP-1 und IGFBP-3
-
Menschliches
IGFBP-1 wurde in CHO-Zellen exprimiert und aus dem konditionierten
Medium, wie von Mortensen et al.; Endocrinology, 138: 2073–2080 (1997)
beschrieben, gereinigt. Rekombinantes menschliches IGFBP-3 wurde
ebenfalls kloniert und in Säugerzellen
exprimiert (Wood et al., Mol. Endocrinology, 2: 1176–1185 (1988)).
Die Reinigung aus konditioniertem Medium folgte im Wesentlichen
dem für
IGFBP-1 beschriebenen Verfahren unter Verwendung einer IGF-Affinitätssäule (Martin
und Baxter, J. Biol. Chem., 261: 8754–8760 (1986)).
-
Expression und Reinigung
löslicher
IGF-I-Mutanten
-
Das
Plasmid pBKIGF2B (U.S. Pat. Nr. 5,342,763) exprimiert das an das
Leader-Peptid von lamB fusionierte menschliche Wildtyp-IGF-I unter
der Kontrolle des PphoA-Promotors. Um die ortsspezifische Mutagenese
zu erleichtern, wurde der Replikationsursprung des Phagen fl (F1-Ori)
in das Plasmid pBKIGF2B eingeführt. Zu
diesem Zweck wurde ein 466-bp-BamHI-Fragment, das den F1-Ori enthielt,
aus pH0753 (Lowman et al., supra, 1991) ausgeschnitten, während das
Plasmid pBKIGF2B mit EcoRI linearisiert wurde. Der Vektor und das
Fragment wurden beide mit Klenow-Enzym behandelt, um die Restriktionsstellen-Überhänge vor
der Stumpfenden-Ligation aufzufüllen.
Korrekte Konstrukte wurden anhand der Fähigkeit, einzelsträngige Phagemid-DNA
in der Gegenwart von M13VCS-Helferphagen zu produzieren, ausgewählt. Der
erhaltene Phagemid-Vektor wurde pBKIGF2B-fl-ori genannt und als
Template für
die Herstellung der gewünschten IGF-I-Ala-Mutanten
(siehe Tabelle II) unter Verwendung des Verfahrens von Kunkel et
al., Methods Enz., 204: 125–139
(1991) hergestellt. Jeder Mutageneseschritt wurde durch DNA-Sequenzierung
bestätigt.
-
Die
Expression von IGF-I-Mutanten wurde, wie für den IGF-I-Wildtyp beschrieben
(Joly et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 95: 2773–2777 (1998))
durchgeführt,
jedoch ohne transiente Überexpression
von Oxidoreduktasen. Das Reinigungsverfahren basierte auf einem
früheren
Protokoll (Chang und Swartz, „Single-Step
Solubilization and Folding of IGF-I Aggregates from Escherichia
coli", in Cleland,
J. L. (Hrsg.), Protein Folding In Vivo and In Vitro (American Chemical
Society, Washington, DC, 1993), S. 178–188), mit geringen Abweichungen.
Typischerweise wurden 6 g nasser Zellpaste (entsprechend 2 l Niedrigphosphatmedium,
kultiviert für
24 Stdn.) in 150 ml 25 mM Tris-HCl pH 7,5 resuspendiert, die 5 mM
EDTA enthielten. Die Zellen wurden in einem Mikrofluidizer (Microfluidics
Corp., Newton, MA) lysiert, und refraktile Partikel, die angehäufte IGF-Aggregate enthielten,
wurden durch Zentrifugation bei 12.000 × g gesammelt. Die refraktilen
Partikel wurden zweimal mit Lysepuffer, zweimal mit Lysepuffer,
der 1 % N-Laurylsarcosin
(Sigma) enthielt, um Membranproteine zu extrahieren, und noch zweimal
mit Lysepuffer gewaschen. Die gewaschenen refraktilen Körper wurden
zu in etwa 2 mg/ml in 50 mM CAPS (3-(Cyclohexylamino)-1-propansulfonsäure; Sigma)-Puffer
pH 10,4 resuspendiert, der 2 M Harnstoff, 100 mM NaCl, 20 % MeOH
und 2 mM DTT enthielt. Dieses Verfahren kombiniert die Solubilisierung
refraktiler Körper
und die nachfolgende oxidative Rückfaltung
von IGF-I-Mutanten (Chang und Swartz, supra).
-
Nach
3 Stdn. bei Raumtemperatur wurden die Rückfaltungslösungen durch Mikrokonzentrator-Membranen
(Centricon, Amicon) mit einem Molekulargewichts-Ausschluss von 50 kDa filtriert. Der
größte Teil
des monomeren IGF-I wurde in dem Eluat gewonnen, wogegen Kontaminanten
mit höherem
Molekulargewicht in dem Retentat konzentriert wurden. An diesem
Punkt waren die IGF-I-Fraktionen zu > 95 % rein, wie anhand einer SDS-PAGE-Analyse
beurteilt wurde. Um IGF-I mit korrekter Disulfidbindung von Austausch-IGF (IGF-Swap)
(das zwei nicht-native Disulfide enthielt; Hober et al., Biochemistry,
31: 1749–1756
(1992); Miller et al., Biochemistry, 32: 5203-5213 (1993)) zu trennen, wurden die
Rückfaltungslösungen mit
5 % Essigsäure angesäuert und
auf eine DynamaxTM-C18-halbpräparative
HPLC-Säule
(Varian; 10,0 mm ID) mit 4 ml/min aufgetragen. Die Puffer waren
H2O/0,1 % TFA (A) und Acetonitril/0,1 %
TFA (B). Die Trennung der Disulfidisomere wurde durch Anlegen des
folgenden Gradienten erreicht: 0–30 % B für 20 min, 30–45 % B
für 60
min. Das Verhältnis
von nativem IGF-I zu Austausch-IGF-I (IGF-Swap) war im Allgemeinen
in etwa 2:1 für
jede Mutante, wobei Austausch-IGF (IGF-Swap) früher in dem Gradienten eluierte
als natives IGF-I. Das Molekulargewicht jeder Mutante wurde durch
Massenspektrometrometrie überprüft. Nach
der HPLC-Reinigung wurden die Proben lyophilisiert und in etwa zu
1 mg/ml in 100 mM HEPES-Puffer, pH 7,4, rekonstituiert.
-
Kinetische Biosensor-Messungen
-
Die
Bindungsaffinitäten
der IGF-Varianten für
IGFBP-1 und IGFBP-3 wurden unter Verwendung eines BIACORETM-2000-Systems für kinetische Interaktionsanalysen
in Echtzeit bestimmt (Biacore, Inc., Piscataway, NJ), um Assoziations-
(ka) und Dissoziationsgeschwindigkeiten
(kd) zu messen. Carboxymethyliertes-Dextran-Biosensorchips
(CM5, BIAcore-Inc.) wurden mit EDC (N-Ethyl-N'-(3-dimethylaminopropyl)-carbodiimidhydrochlorid)
und NHS (N-Hydroxysuccinimid) nach den Anweisungen des Herstellers
aktiviert. Für
die Immobilisierung wurden IGF-Mutanten in 20 mM Natriumacetat pH
4,8 mit einer Konzentration von 50 μg/ml auf den Biosensorchip injiziert,
um in etwa 450 bis 600 RUs (Resonanz-Antworteinheiten) von kovalent-gekoppeltem
Protein zu erhalten. Gruppen, die nicht reagiert hatten, wurden
durch eine Injektion von 1 M Ethanolamin blockiert. Kinetische Messungen
wurden durch Injizieren von 2-fachen Verdünnungsreihen (beginnend mit 1 μM) von entweder
IGFBP-1 oder IGFBP-3 in Laufpuffer (PBS, 0,05 % Tween 20, 0,1 %
Ovalbumin, 0,1 % Natriumazid) bei 25 °C unter Verwendung einer Flussrate
von 20 μl/min
durchgeführt.
Assoziationsgeschwindigkeiten (ka) und Dissoziationsgeschwindigkeiten
(kd) wurden getrennt berechnet, wobei ein
1:1-LangmuirTM-Assoziationsmodell in der BIACORETM-Evaluation-Software V. 3.0 verwendet wurde.
Die Gleichgewichts-Dissoziationskonstante (KD)
wurde als kd/ka berechnet.
-
Ergebnisse
-
Monovalente Phagen-Präsentation
von IGF-I
-
Für ein schnelles
und umfassendes Alanin-Scan der 70 Aminosäurereste von IGF-I wurde zunächst bestimmt,
ob das Protein monovalent auf der Oberfläche des Phagen M13 präsentiert
werden konnte (Bass et al., Proteins, 8: 309–314 (1990)). Die Phagenpräsentations-Technologie
kombiniert den Vorteil der schnellen Einzelstrang-DNA-Mutagenese mit einer
leichten Reinigung des resultierenden Mutantenproteins, einfach durch
Isolieren der entsprechenden Phagenpartikel (z.B. Cunningham et
al., 1994, supra). Ein Vektor wurde konstruiert, in dem das reife
menschliche IGF-I an die Carboxyterminale Domäne des M13-Gen-III-Produkts fusioniert
war. Dieses Konstrukt schließt
die stII-Signalsequenz ein, die das Fusionsprotein in den periplasmatischen
Raum von E. coli dirigiert und eine monovalente Präsentation
des Proteins erlaubt (Bass et al., supra; Lowman et al., supra,
1991). Für
Klonierungszwecke wurden die erste und die letzte Aminosäure von
IGF-I geändert;
die resultierende Mutante GlS-A70V wurde als Vorlagen(Template)-Konstrukt
für die
nachfolgende Alanin-Scanning-Mutagenese verwendet.
-
Wenn
Phagenpartikel, die IGF-I-GlS-A70V präsentierten, isoliert und in
einem Bindungskompetitions-Phagen-ELISA bezüglich ihrer Affinität für IGFBPs
untersucht wurden, waren die in diesem Experiment bestimmten IC50 8,5 nM für IGFBP-1 und 0,5 nM für IGFBP-3
(1). Diese Werte sind in guter Übereinstimmung mit den in BIACORETM-Experimenten unter Verwendung von Wildtyp-IGF-I
(Heding et al., supra) bestimmten Dissoziationskonstanten. Die Wildtyp-IGF-I-Affinitäten, die
mit radioaktiven Immunassays (RIA) bestimmt wurden, sind ~ 2,8 nM
für IGFBP-1
und ~ 0,8 nM für
IGFBP-3, was die aus dem Phagen-ELISA abgeleiteten IC50-Werte
unterstützt.
Außerdem
wurden Phagenpartikel, die IGF-I-GlS-A70V präsentierten, in effizienter
Weise von 11 unabhängigen,
an Mikrotiterplatten immobilisierten Maus-anti-IGF-I-Antikörpern gefangen. Diese
Ergebnisse deuteten gemeinsam darauf hin, dass die präsentierte
IGF-Variante korrekt
gefaltet und auf der Oberfläche
des Phagenpartikels zugänglich
ist.
-
Ala-Scanning-Mutagenese
der IGF-I-Bindung an IGFBP-1 und IGFBP-3
-
Alle
Reste von GlS-A70V-IGF-I mit der Ausnahme der vier nativen Alanine
und sechs Cysteine wurden einzeln unter Verwendung des beschriebenen
GlS-A70V-IGF-I-gIII-Vektors
als Vorlage durch Alanin ausgetauscht. Zusätzlich wurden die Einzelmutanten
S1G und V70A und die Doppelmutation, die Wildtyp-IGF-I wiederherstellte,
konstruiert. Jedes dieser Konstrukte wurde in E. coli exprimiert
und auf Phagen präsentiert. IC50-Werte für die Bindung an IGFBP-1 und
IGFBP-3 wurden durch kompetitiven Phagen-ELISA, wie in 1 gezeigt,
bestimmt. Wenigstens zwei verschiedene Klone jeder Mutante wurden
getestet. Die resultierenden IC50-Werte
sind in der Tabelle I aufgelistet, und die Abnahme oder die Zunahme
von IC50 bei jeder Mutante im Vergleich
zu GlS-A70V ist in 2 grafisch dargestellt.
-
TABELLE
I Apparente
Affinitäten
(IC
50) von IGF-I-Varianten für IGFBP-1
und IGFBP-3, bestimmt durch Phagen-Präsentation
a
-
-
Die
Mehrzahl der Alanin-Mutanten ergab nur geringe Änderungen der IC50-Werte
in dem Phagen-ELISA. Bedeutsamerweise zeigte Wildtyp-IGF-I die gleichen
Affinitäten
für IGFBP-1
und IGFBP-3 wie GlS-A70V, vor dessen Hintergrund die Alanin-Austausche
durchgeführt
wurden (Tabelle I, 2). Nur wenige Reste führten zu
beträchtlichen
(> 10-fach) Affinitätsverlusten,
wenn sie durch Alanin ausgetauscht wurden: E3, G7, L10, V11, F25,
R36, P39, F49 und P63 für
die IGFBP-1-Bindung; V11, R36, P39 und P63 für die IGFBP-3-Bindung. Es wurde
angemerkt, dass Ala-Austausche von Glycinen und Prolinen zu strukturellen
Störungen
des Protein-Rückgrats
führen
können
(Di Cera, Chem. Rev., 98: 1563–1591
(1998)).
-
Nur
einge mäßige Verbesserungen
der Bindungsaffinität
wurden durch Alanin-Austausche gefunden. S1A, D12A und D45A zeigten
eine in etwa 2-fache Zunahme der IGFBP-1-Bindung, während S35A und T41A eine ähnliche
Wirkung für
IGFBP-3 zeigten. Jedoch sind 2-fache Veränderungen von IC50-Werten
bei diesen Experimenten an der Grenze der Genauigkeit.
-
IGFBP-Spezifitätsdeterminanten
-
E3A,
G7A, L10A, F25A und F49 zeigten einen unterschiedlichen Effekt bei
der Bindung von IGFBP-1 im Vergleich zu IGFBP-3. Bei diesen fünf IGF-I-einzel-Alanin-Mutanten
unterschied sich der relative IC50 für IGFBP-1
um mehr als das Vierfache von demjenigen für IGFBP-3 (2;
Tabelle 1, relative Spezifität).
E3A und F49A zeigten die höchsten
relativen Spezifitätsfaktoren
in dieser Gruppe. Die Alanin-Substitution von E3 hatte praktisch
keine Auswirkung auf die IGFBP-3-Affinität (1,4-fach), während die
Bindung an IGFBP-1 34-fach geschwächt war. In sogar noch dramatischerer
Weise war die Affinität
von F49A mehr als 100-fach für IGFBP-1,
aber nur 3,6-fach für
BP-3 verringert. Dieses Ergebnis wurde in einem direkten Vergleich
durch Phagen-ELISA veranschaulicht. IGF-I-F49A-präsentierende Phagenpartikel
wurden in der Anwesenheit von löslichem
IGFBP-1 (3A) oder IGFBP-3 (3B)
in mit IGFBP-3 beschichtete Vertiefungen zugegeben. Im Vergleich
zu einem Kontrollphagen, der IGF-I-GlS-A70V präsentierte, verschob sich die
Bindungskurve von F49A bei der IGFBP-1-Kompetition um mehr als zwei
Größenordnungen
(3A). Im Gegensatz waren die Bindungskurven bei
der IGFBP-3-Kompetition ähnlich,
und die IC50-Werte unterschieden sich um
weniger als einen Faktor von 4 (3B). Somit
sind E3 und F49 zwei Hauptspezifitätsdeterminanten in dem IGF-I-Molekül für die IGFBP-1-Bindung.
-
Die
Reste G7, L10 und F25 schienen wichtig für die Bindung beider IGFBPs
zu sein, obwohl sie einen ausgeprägteren Affinitätsverlust
für IGFBP-1
als für
IGFBP-3 zeigten, wenn sie durch Alanine substituiert wurden. Für IGFBP-3
wurde keine signifikante Spezifitätsdeterminante identifiziert,
wie z.B. eine Mutante, die viel fester an IGFBP-1 als an IGFBP-3
bindet. Jedoch hatten die Mutationen E9A, D12A, F23A, Y24A, T29A,
S34A und D45A geringfügig
stärkere
(in etwa 2-fach) Auswirkungen auf die IGFBP-3-Bindung als auf die
IGFBP-1-Bindung.
-
BIACORETM-Messungen
gereinigter löslicher
IGF-Mutanten
-
Zur
Bestätigung
der durch Phagen-ELISA erhaltenen Ergebnisse wurden spezifische
Alanin-Mutanten exprimiert, und für kinetische Analysen unter
Verwendung eines BIACORETM-Instruments gereinigt.
Die Dissoziationskonstante (KD) von Wildtyp-IGF-I
wurde als 13 nM für
IGFBP-1 und 1,5 nM für
IGFBP-3 (5A und 5B; Tabelle
II) bestimmt. Der Unterschied in der Affinität für die IGFBPs beruht auf einer
10-fach schnelleren Assoziationsgeschwindigkeit (ka)
von IGF-I an IGFBP-3 (3,2 × 105 im Vergleich zu 3,2 × 104 M–1s–1).
Diese Ergebnisse stimmen gut mit den absoluten IC50-Werten überein,
die durch Phagen-ELISA bestimmt wurden (1A und 1B;
Tabelle I). Wie erwartet, zeigte die Doppelmutante GlS-A70V kinetische
Parameter, die im Grunde nicht unterscheidbar vom Wildtyp waren
(Tabelle II).
-
V11A,
R36A und P39A wurden getestet, weil diese Varianten aufgrund der
Antikörper-Erkennungsexperimente
(siehe oben) nicht in korrekter Weise auf dem Phagen präsentiert
wurden. R36A und P39A zeigten Wildtyp-Kinetiken für beide
Bindungsproteine, wogegen V11A eine 5-fache Abnahme der Affinität sowohl
für IGFBP-1
als auch für
IGFBP-3 zeigte.
-
Außerdem wurde
beschlossen, die lösliche
IGF-Variante T4A zu untersuchen. Dieser Rest war in früheren Publikationen
(Bayne et al., supra, J. Biol. Chem., 263: Clemmons et al., supra,
1990), mit der IGFBP-Bindung in Verbindung gebracht worden, aber
hatte vorliegend in den Phagen-Versuchen geringe Effekte gezeigt.
Die Zunahme der KD-Werte von T4A im Vergleich
zu Wildtyp-IGF-I war in etwa 2- bis 3-fach höher als die durch Phagen-ELISA
bestimmten IC50-Verhältnisse (Tabelle II). Eine
größere Diskrepanz
zwischen den durch Phagen und die Biosensoranalyse erhaltenen Ergebnissen
wurde für
F16A beobachtet. In diesem Fall unterschieden sich die beiden Methoden
um einen Faktor von 4.
-
Es
wurde gezeigt, dass Mutationen in der ersten α-helikalen Region eine destabilisierende
Wirkung auf die IGF-Proteinstruktur haben (Jansson et al., supra,
1997). Ohne Beschränkung
auf irgendeine Theorie wird angenommen, dass das g3-Fusionsprotein
auf der Oberfläche
des Phagens stabiler sein könnte
als das zurückgefaltete,
gereinigte lösliche
Protein. Dies wird durch die BIACORETM-Resultate
unterstützt,
die für
F25A und F49A erhalten wurden, zwei außerhalb der strukturell empfindlichen
N-terminalen Helix gelegenen Resten. Die jeweiligen Änderungen
der KD- und IC50-Werte
sind für
diese beiden Mutanten in hervorragender Übereinstimmung (Tabelle II).
Der unterschiedliche Effekt von F49A auf die Bindung an die IGFBPs
wurde durch die BIACORETM-Analyse bestätigt. Eine
70-fache Abnahme der Affinität
wurde für
die IGFBP-1-Bindung gemessen (5C; Tabelle
II), wogegen die IGFBP-3-Bindung nur 4-fach verringert war (5D;
Tabelle II).
-
TABELLE
II Kinetische
Parameter für
die Wechselwirkung gereinigter IGF-I-Varianten mit IGFBP-1 und -3,
bestimmt durch BIACORE
TM-Analyse
a Bindung
an IGFBP-1
-
-
Rolle der N-terminalen
IGF-I-Reste
-
Überraschenderweise
wurden die IGFBP-3-Wechselwirkung von den Alanin-Substitutionen im Allgemeinen viel weniger
beeinflusst als die Wechselwirkung mit IGFBP-1, obwohl IGFBP-3 IGF-I
mit in etwa 10-fach höherer
Affinität
bindet. Abgesehen von P63A zeigte keine Alanin-Mutante eine > 6-fache Abnahme der
IGFBP-3-Affinität
(2 und Tabelle I).
-
Es
war zuvor in Biosensor-Experimenten gezeigt worden, dass des(1–3)-IGF-I
IGFBP-3 mit einer 25-fach verringerten Affinität bindet (Heding et al., supra).
Dieser natürlicherweise
vorkommenden Form von IGF-I fehlen die ersten drei N-terminalen
Reste, und sie zeigt eine erhöhte
mitogene Potenz, die vermutlich auf ihrer verringerten IGFBP-Bindung
beruht (Bagley et al., supra). Da keine der ersten drei Aminosäure-Seitenketten irgendeinen
energetischen Beitrag zu der Bindung von IGFBP-3 zu leisten scheint
(Tabelle I), aber dennoch des(1–3)-IGF-I
bezüglich
der IGFBP-3-Bindung beeinträchtigt
ist, wird ohne Begrenzung auf irgendeine Theorie die Hypothese aufgestellt,
dass Rückgrat-Wechselwirkungen
beteiligt sein könnten.
-
Diese
Hypothese wurde getestet, indem eine dreifache Alaninmutante (Ala(1–3)-IGF-I)
auf Phagen präsentiert
wurde, wobei die ersten drei N-terminalen Aminosäuren ausgetauscht wurden. Falls
das Rückgrat in
dieser Region zu der Wechselwirkung mit IGFBP-3 beiträgt, sollte
diese Mutante in der Lage sein, zu binden. Die Bindung an IGFBP-1
sollte jedoch aufgrund des Fehlens der E3-Seitenkette verringert
sein (Tabelle I). Als eine Kontrolle wurde die des(1–2)-IGF-I-Mutante
hergestellt, um beliebige mögliche
Rückgrat-Wechselwirkungen
mit IGFBP-1 an den Positionen 1 und 2 zu überprüfen. Wie erwartet, zeigte Ala(1–3)-IGF-I, ähnlich wie E3A,
eine verringerte IGFBP-1-Affinität
aber keine Veränderung
der IGFBP-3-Affinität
(Tabelle I; 2). Bei des(1–2)-IGF-I
wurde für
beide Bindungsproteine kein Unterschied der Affinität beobachtet.
Zusammengefasst mit den Beobachtungen an des(1–3)-IGF-I (Heding et al., supra)
deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass ohne Beschränkung auf
irgendeine Theorie das Peptidrückgrat
zwischen den Resten 3 und 4 von IGF-I wichtige Wechselwirkungen
mit IGFBP-3 vermittelt.
-
Diskussion
-
Die
funktionellen IGFBP-1- und IGFBP-3-Bindungsepitope auf der Oberfläche von
IGF-1 wurden durch Alanin-Scanning-Mutagenese untersucht. Beide
Bindungsepitope sind in der 6 dargestellt.
Einzelne IGF-I-Seitenketten-Wechselwirkungen spielen eine viel wichtigere
Rolle für
die Bindung an IGFBP-1 als an IGFBP-3. Zwei Hauptbindungsbereiche
werden für
IGFBP-1 gefunden (6A). Eine befindet sich auf
der oberen Oberfläche
der N-terminalen Helix (zusammengesetzt aus G7, L10, V11, L14, F25,
I43 und V44) und eine auf der unteren Oberfläche (zusammengesetzt aus E3,
T4, L5, F16, V17 und L54). Diese beiden Bindungsbereiche sind durch
F49 und R50 verbunden. Bei IGFBP-3 ist das Bindungsepitop unschärfer und
hat sich verlagert, um G22, F23 und Y24 einzuschließen (6B).
Die Bindung von IGFBP-3 ist im Allgemeinen viel weniger empfindlich
gegenüber
Alanin-Substitutionen. Tatsächlich
ist die stärkste
Affinitätsverringerung (abgesehen
von P63A, siehe unten) eine 6-fache Verringerung, die bei G7A beobachtet
wurde. Dieses Ergebnis ist faszinierend, weil IGFBP-3 mit einer
10-fach höheren Affinität an IGF-I
bindet, als IGFBP-1 dies tut. Höchstwahrscheinlich
tragen, ohne Beschränkung
auf irgendeine Theorie, Wechselwirkungen, die ihren Ursprung an
dem IGF-I-Hauptkettenrückgrat
haben, zu der Bindung von IGFBP-3 bei. Diese Hypothese wird weiter
durch die Experimente mit der Ala(1–3)-IGF-Mutante unterstützt. Während die
einzelnen und dreifachen Alanin-Substitutionen kein Auswirkung auf
die IGFBP-3-Bindung
haben, führt
die Deletion der ersten drei Aminosäuren zu einer 25-fachen Verringerung
der Affinität
(Bagley et al., supra; Clemmons et al., supra, 1992; Heding et al.,
supra). Zusammengefasst verwendet IGF-I verschiedene Bindungsweisen,
um mit IGFBP-1 und IGFBP-3 zu assoziieren: Einige wenige Aminosäureseitenketten-Wechselwirkungen
sind für
die Bindung an IGFBP-1 wichtig, während Rückgrat-Wechselwirkungen eine
energetische Hauptrolle für
die Bindung an IGFBP-3 zu spielen scheinen.
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Eine
jüngste
Publikation hat das Bindungsepitop auf IGF-I für IGFBP-1 durch heteronukleäre NMR-Spektroskopie
untersucht (Jansson et al., supra, 1998). Die Autoren fanden, dass
die IGF-I-Reste 29, 30, 36, 37, 40, 41, 63, 65 und 66 unter anderen
nach einer Komplexierung mit IGFBP-1 bei 30 °C Störungen der chemischen Verschiebung
erlitten. Außerdem
identifizierten Jansson und Mitarbeiter R36, R37 und R50 als Teile
des funktionellen Bindungsepitops und testeten diese Alanin-Mutanten
in BIACORETM-Experimenten. Die größte, von diesen Autoren beobachtete
Affinitätsänderung
war eine dreifache Abnahme für
R50A. Jedoch waren Jansson et al. aufgrund der bereits in der ersten
NMR-Studie des Hormons beobachteten strukturellen Flexibilität von IGF-I
(Cooke et al., supra) nicht in der Lage, viele Reste, einschließlich F49,
in dem NMR-Spektrum vollständig
zuzuordnen.
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In ähnlichen
Studien von Protein-Protein-Grenzflächen wurde gefunden, dass nur
einige wenige Seitenketten-Reste zu dem größten Teil der freien Bindungsenergie
beitragen (Clackson und Wells, Science, 267: 383–386 (1995); Kelley et al.,
Biochemistry, 34: 10383–10392
(1995)). Dasselbe trifft für
die IGF-IGFBP-1-Wechselwirkung zu. Dabei ist jedoch, wie für den an
den Faktor VIIa bindenden Gewebefaktor bemerkt wurde, die Größe der Werte
der freien Bindungsenergie (ΔΔG), die von
den wichtigen Seitenketten stammen, kleiner als in dem Fall des
Wachstumshormons (Kelley et al., supra). Die Reste mit vorherrschenden ΔΔG-Beiträgen waren
nicht wie bei der Wachstumshormon-Rezeptor-Grenzfläche auf der IGF-I-Oberfläche gruppiert (Clackson
und Wells, supra), jedoch bildeten sie dennoch ein kontinuierliches
IGFBP-1-Bindungsepitop (6A). Im
Gegensatz war das IGFBP-3-Bindungsepitop auf IGF-I diskontinuierlich,
und Seitenketten trugen sehr geringe individuelle Bindungsenergien
bei.
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Die
Substitution von P63 durch Alanin in IGF-I führt zu einer verringerten Affinität für beide
Bindungsproteine, die in dem bei den kompetitiven Phagen-ELISAs
verwendeten Konzentrationsbereich nicht gemessen werden kann. Jedoch
befindet sich der Rest P63 auf der gegenüberliegenden Seite des IGF-I-Moleküls im Verhältnis zu
dem Haupt-Bindungsepitop.
Außerdem
wurde angemerkt, dass Alanin-Substitutionen von Glycinen und Prolinen
zu Strukturveränderungen
führen
können
(Di Cera, supra). Außerdem
schlossen Jansson et al., 1998, supra, dass der C-terminale Teil
von IGF-I nicht an direkten IGFBP-1-Kontakten beteiligt ist, sondern vielmehr
indirekte Konformationsänderungen
in Folge der Komplexbildung erfährt.
Eine ausführliche
Charakterisierung von Antikörper-Bindungsstellen auf
IGF-I wurde von Mañes
et al., Endocrinology, 138: 905–915 (1997)
durchgeführt.
Sie zeigten eine gleichzeitige Bindung von IGFBP-1 oder -3 an IGF-I
in einem Komplex mit Antikörpern,
die die C-terminale D-Domäne
erkennen. Diese Ergebnisse unterstützen außerdem frühere Beobachtungen, wonach
die D-Domäne,
die mit dem Rest P63 beginnt, nicht an der Bindung von IGFBP-1 oder
-3 beteiligt ist (Bayne et al., supra, 1988).
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Die
größte Diskrepanz
zwischen einem IC50-Verhältnis, das durch Phagen-ELISA
erhalten wurde, und einem BIACORETM-Ergebnis
wurde bei dem Rest F16 beobachtet. Wie bereits erwähnt, führte die
Substitution dieses Restes durch Alanin zu Strukturveränderungen
in dem IGF-I-Molekül
(Jansson et al., supra, 1997). Derselbe Effekt wurde bei der KD in den BIACORETM-Ergebnissen
beobachtet, aber die Affinitätsabnahme
war in den Phagen-ELISA-Experimenten
weniger ausgeprägt
(siehe Tabelle II). Bei beiden BIACORETM-Messungen wurde IGF-F16A
verwendet, das während
des Reinigungsverfahrens rückgefaltet
worden war (Jansson et al., supra, 1997). Bei der Phagenpräsentation
wird das interessierende Protein jedoch natürlicherweise von der Sekretionsmaschinerie
von E. coli transloziert. Die geringe Proteinmenge bei der monovalenten
Phagen-Präsentation
(< 1 Molekül pro Phagenpartikel)
mag zur Vermeidung von Aggregation und Missfaltung beitragen. Zusätzlich könnte die
Fusion von IGF-I an das verkürzte
g3-Phagenprotein einen stabilisierenden Effekt auf die native Struktur
des Peptids ausüben.
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Die
Hauptmenge von IGF-I im Kreislauf wird als Komplex mit IGFBP-3 und
einem dritten Protein gefunden, das als Säure-empfindliche Untereinheit
(ALS) bezeichnet wird (Bach und Rechler, supra; Clemmons, Cytokine
Growth Factor Rev., 8: 45–62
(1997); Jones und Clemmons, supra). Dieser ternäre Komplex mit einem Molekulargewicht
von 150 kD kann die Gefäßwände nicht überqueren
und wirkt als zirkulierender Vorrat für IGFs. Durch diesen Mechanismus
wird die Halbwertszeit von IGF-I dramatisch erhöht (Simpson et al., Growth
Horm IGF Res., 8: 83–95
(1998)). Die Spiegel von IGFBP-3 werden von IGF-I positiv reguliert.
Im Unterschied ist die Rolle von IGFBP-1 weniger klar. Diese Klasse
von Bindungsproteinen ist im Allgemeinen weniger häufig als
IGFBP-3, und ihre Spiegel werden von Insulin negativ reguliert (Bach
und Rechler, supra; Clemmons, supra, 1997; Jones und Clemmons, supra).
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Basierend
auf den erfindungsgemäßen Ergebnissen
werden IGFBP-spezifische Varianten von IGF-I erhalten. Die Kombination
mehrerer Alanin-Mutationen führt
zu einer Variante, die IGFBP-1 sehr schwach bindet, während sie
weiterhin die hochaffine Bindung von IGFBP-3 behält. Der Entwurf von IGFBP-1-spezifischen Varianten,
die nicht länger
an IGFBP-3 binden, kann die Phagen-Präsentation von IGF-I und die
zufällige
Anordnung von Aminosäuren
an bestimmten Positionen beinhalten (Cunningham et al., 1994, supra;
Lowman und Wells, J. Mol. Biol., 243: 564–578 (1993)).
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Schlussfolgerung:
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Es
wurden Reste in IGF-I identifiziert, die wichtig für die Bindung
an IGFBP-1 und IGFBP-3 sind. Verschiedene Reste wurden gefunden,
die die Bindungsspezifität
für ein
bestimmtes IGFBP bestimmen. Jüngste Veröffentlichungen
(Loddick et al., supra; Lowman et al., Biochemistry, supra, 1998))
berichteten über
Tierstudien, in denen erhöhte
Spiegel von bioverfügbarem „freiem" IGF-I durch die
Verdrängung
von endogenem IGF-I von Bindungsproteinen erzeugt wurden. IGFBP-spezifische
IGF-I-Varianten können
wie erfindungsgemäß beschrieben
diagnostisch und therapeutisch verwendet werden.
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BEISPIEL 2
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Charakterisierung bestimmter
Mutanten mit Bezug auf die Behandlung von Nierenerkrankungen
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Herstellung von IGF-I-Mutanten
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In
Beispiel 1 (und in Dubaquié und
Lowman, Biochemistry, 38: 6386 (1999)) werden IGF-
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I-Mutanten
identifiziert, bei denen die Bindung an IGFBP-1, IGFBP-3 oder beide
Bindungsproteine reduziert war. Insbesondere identifizierte die
vollständige
Alanin-Scanning-Mutagenese
von IGF-I die Glutaminsäure
3 (E3) und Phenylalanin 49 (F49), sowie in gewissem Umfang Phenylalanin
16 (F16) und Phenylalanin 25 (F25), als Spezifitätsdeterminanten für die Bindung
an IGFBP-1. Phagenpräsentations-Alanin-Scanning-Ergebnisse
deuteten darauf hin, dass beide Seitenketten an den Positionen 3
und 49 selektiv eine beachtliche Bindungsenergie für die Komplexbildung
mit IGFBP-1 beitragen (~ 30-fache Affinitätsabnahme bei E3A, ~ 100-fache
bei F49A), während
ihr Beitrag zur Bindungsenergie für IGFBP-3 nicht nachweisbar
(E3A) oder unbedeutend ist (~ 4-fach für F49A) (siehe Beispiel 1 und
Dubaquié und
Lowman, supra).
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Eine
weiter verbesserte Spezifität
für IGFBP-3
wurde vermutlich durch kummulatives Mutieren von IGF-I erreicht,
weil die Wirkungen von Punktmutationen häufig additiv bezüglich ihres
Beitrags zu der freien Bindungsenergie sind (Wells, Biochemistry,
29: 8509 (1990)). Deshalb wurde eine Doppelmutante von IGF-I, E3A/F49A,
durch die Kombination der Punktmutationen E3A und F49A in einem
einzigen Molekül
konstruiert. Obwohl F16A eine geringere IGFBP-Spezifitätswirkung
zeigte (Beispiel 1 und Dubaquié und
Lowman, supra), wurde auch die Doppelmutante F16A/F49A hergestellt.
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Außerdem wurde
eine neue Punktmutante von IGF-I, Y31C, hergestellt, die ein einzelnes,
vermutlich ungepaartes Cysteinylthiol enthält, um eine ortsspezifische
Immobilisierung von IGF-I für
Bindungsversuche zu erleichtern. Y31C wurde ausgewählt, weil
es außerhalb
der Bindungsepitope für
IGFBP-1 und IGFBP-3 ist (Dubaquié und Lowman, supra). Diese
Immobilisierungstechnik stellt eine einheitliche Ligandenpopulation (Cunningham
und Wells, J. Mol. Biol., 234: 554 (1993)) für die Bindung durch injizierten
Analyten (d.h. IGF-Bindungsprotein) sicher. Der Vorteil dieses Verfahrens
gegenüber
der früher
verwendeten Aminkopplung ist, dass der IGF-I-N-Terminus unblockiert
und frei für
beliebige mögliche
Aminkopplungen an die Chipmatrix ist. Dies mag besonders wichtig
für Bindungsanalysen
von IGFBP-1 sein, von dem angenommen wird, dass es mit Seitenketten
des IGF-I-N-Terminus interagiert (Dubaquié und Lowman, supra). Y31C,
das auf einem Phagen präsentiert
wurde, zeigte Wildtyp-ähnliche
Affinitäten
sowohl für IGFBP-1
als auch für
IGFBP-3, was die Vorstellung unterstützt, dass die Region um Rest
31 bei der Rezeptorbindung wichtig ist, aber keinen Kontakt mit
den Bindungsproteinen bildet (Bayne et al., J. Biol. Chem., 264:
11004 (1988), supra; Bayne et al., J. Biol. Chem, 265: 15648 (1989),
supra).
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Einzel-Alanin-Varianten
von IGF-I, einschließlich
F49A, sowie die E3A/F49A-Doppelmutante
wurden exprimiert, gereinigt und rückgefaltet, um das entsprechende
Disulfidisomer zu ergeben, wie durch HPLC-Analyse beurteilt wurde
(erfindungsgemäßes Beispiel
1 und Dubaquié und
Lowman, supra). Diese Varianten wurden in Versuchen zur spezifischen
Bindungsprotein-Protein-Bindung und Rezeptoraktivierung getestet.
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IGFBP-1- und IGFBP-3-Bindungsaffinität
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Die
Bindungsaffinitäten
dieser Varianten für
IGFBP-1 und IGFBP-3 wurden mit derjenigen von Wildtyp-IGF-I unter
Verwendung einer BIACORETM-Analyse verglichen.
Kinetische Experimente mit IGFBP-3-Bindung an immobilisiertes IGF-I
oder Varianten (Tabelle III) wurden, wie in Experiment 1 und in
Dubaquié und Lowman,
supra, beschrieben, durchgeführt
und mit F49A-IGF-I und Wildtyp-IGF-I verglichen. Bei diesem Versuch
war die Doppelmutante E3A/F49A in etwa 20-fach schwächer bezüglich der
Bindungsaktivität
für IGFBP-3
als der Wildtyp, und die Doppelmutante F16A/F49A war in etwa 66-fach
schwächer
(Tabelle III).
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TABELLE
III Kinetiken
der IGFBP-3-Bindung an IGF-I (*Daten aus der Tabelle II von Beispiel
1)
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Für Messungen
der IGFBP-1-Bindung an IGF-I wurden Kinetikexperimente unter Verwendung
einer Einzel-Cystein-IGF-I-Variante, Y31C, durchgeführt, die
auf der Sensorchipoberfläche
durch eine Disulfidbindung immobilisiert war (BIACORETM System
Manual Supplement, 5a-I, Pharmacia (1991)). Die Ergebnisse (Tabelle
IV) sind in Übereinstimmung
mit den Bindungsaffinitäten,
die unter Verwendung von durch nicht spezifische Aminkopplung an
den Biosensorchip immobilisiertem Wildtyp-IGF-I erhalten wurden
(Beispiel 1 und Dubaquié und
Lowman, supra).
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TABELLE
IV Kinetiken
der IGFBP-1-Bindung an IGF-I (*Daten aus der Tabelle II von Beispiel
1)
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Die
Bindung von F49A und E3A/F49A an IGFBP-1 war zu schwach für genaue
Kinetikmessungen. Deshalb wurde ein kompetitiver Bindungsversuch
(WO 98/45427, veröffentlicht
am 15. Oktober 1998) durchgeführt,
um die entsprechenden Affinitäten
abzuschätzen.
Die Einzel-Cystein-IGF-I-Variante Y31C wurde verwendet, die wie
oben beschrieben auf einer BIACORETM-Biosensorchip-Oberfläche immobilisiert
war. Kompetitive Bindungsexperimente, die halbmaximale inhibitorische
Konzentrationswerte (IC50) lieferten, wurden
wie folgt durchgeführt:
50 nM IGFBP-1 wurde mit einer Verdünnungsreihe der gewünschten
IGF-Variante inkubiert. Diese Proteingemisch-Lösungen
wurden mit 5 μl/min über einem
B1-Chip injiziert, der Cystein-gekoppeltes IGF-I-Y31C enthielt (200
Antworteinheiten). Die Menge an gebundenem IGFBP-1 wurde durch Abzug
der nicht-spezifischen Bindung nach einer 20-minütigen Injektion ermittelt und
gegen die Konzentration der IGF-Variante graphisch aufgetragen (7).
Die Ergebnisse sind in der Tabelle V gezeigt.
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TABELLE
V Hemmung
der IGFBP-1-Bindung an immobilisiertes Y31C IGF-I
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Verglichen
mit Wildtyp-IGF-I hatten F49A und E3A/F49A stark verringerte Bindungsaffinitäten für IGFBP-1.
F49A band an IGFBP-1 mit einem IC50 von
1,6 ± 0,2 μM (Tabelle
V), während
es eine hochaffine Dissoziationskonstante (KD)
von 6,3 ± 1,7
nM für
IGFBP-3 (Tabelle III) bewahrte. Bezüglich der Bindung von E3A/F49A
an IGFBP-1 wurde gefunden, dass sie sogar noch schwächer war,
mit einem geschätzten
IC50 von 64 ± 9 μM (Tabelle V), während es
eine nur geringfügig
erniedrigte Affinität
(KD = 22,2 ± 10,3 nM) für IGFBP-3 hatte
(Tabelle III). Diese In-Vitro-Messungen deuten darauf hin, dass
keine der IGF-Varianten unter physiologischen Bedingungen eine stabile
Verbindung mit IGFBP-1 eingehen sollte.
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KIRA-Untersuchungen der
IGF-Typ-I-Rezeptor-Aktivierung
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Der
Kinaserezeptor-Aktivierungsversuch (KIRA) untersucht spezifisch
und quantitativ das Ausmaß der cytoplasmatischen
IGF-Rezeptor-Phosphorylierung nach extxrazellulärer Stimulation durch einen
Liganden (Sadick et al., J. Pharm. Biomed. Analysis, 19 (6): 883-891 (1998)). Verschiedene
IGF-Varianten, GlS/A70V, T4A, V11A, F16A, F25A, F16A/F49A, R36A,
P39A und F49A wurden in Einzelkonzentrations-Untersuchungen der
Rezeptoraktivierung untersucht. Die IGFBP-1- und IGFBP-3-Bindungsaktivitäten dieser
Varianten sind, mit Ausnahme von F16A/F49A, in der Tabelle II und
in Dubaquié und
Lowman, supra, angegeben. Die Tabelle VI fasst die relativen Affinitäten und
Spezifitäten
von BIACORETM-Messungen zusammen.
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Für die KIRA-Versuche
wurden die Variantenkonzentrationen anhand optischer Dichtemessungen grob
auf 13 nM („Hochkonzentration") oder 1,3 nM („Niedrigkonzentration") geschätzt. Das
für jede
IGF-Variante erhaltene Signal wurde mit demjenigen einer Standard-Verdünnungsreihe
von Wildtyp-IGF-I verglichen und als eine apparente IGF-I-Konzentration
angegeben, die der in dem KIRA-Versuch (8A–8B)
beobachteten Aktivität
entspricht. Obwohl keine genauen relativen Stärken gemessen wurden, zeigen
diese Ergebnisse, dass alle untersuchten Mutanten die Fähigkeit
bewahren, den IGF-Typ-1-Rezeptor zu aktivieren.
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TABELLE
VI Relative
IGFBP-1- und IGFBP-3-Affinitäten
von IGF-I-Varianten. NDB, keine nachweisbare Bindung; ND, nicht bestimmt;
(*Daten aus der Tabelle II von Beispiel 1)
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Die
Tabelle VI zeigt, dass F16A und F25A, zusätzlich zu F49A, beide eine
erheblich verringerte Affinität für IGFBP-1,
aber in geringerem Maße
für IGFBP-3
aufweisen. Gemäß den KIRA-Versuchen
(8) bewahren beide noch ihre biologische Aktivität.
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Für die Bestimmung
der relativen Wirksamkeit von F49A und E3A/F49A wurde deren Fähigkeit,
den Typ-1-IGF-Rezeptor zu aktivieren, unter Verwendung von Verdünnungsreihen
in KIRA-Versuchen untersucht. Wie in den 9A–9B gezeigt,
weisen sowohl F49A als auch E3A/F49A IGF-Rezeptoraktivierungs-Kurven
auf, die von Wildtyp-IGF-I nicht unterscheidbar sind. Die halbmaximalen
effektiven Konzentrationen (EC50) betrugen
20,0 ± 1,3
ng/ml für
F49A, 19,8 ± 0,5
ng/ml für
E3A/F49A und 18,9 ± 0,2
ng/ml und 19,8 ± 0,6
ng/ml für
Wildtyp-IGF-I. Diese Ergebnisse weisen deutlich darauf hin, dass
beide IGF-Mutanten voll biologisch aktiv sind.
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Blut-Clearance und Nierenanreicherung
von IGF-I-Varianten in Ratten
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Die
Anreicherung aktiver IGF-Moleküle
in der Niere könnte
möglicherweise
günstig
bei chronischem oder akutem Nierenversagen sein. Diese pathologischen
Zustände
sind durch abnorm hohe Spiegel von IGFBP-1 und IGFBP-2, verbunden
mit einer Verringerung der IGF-I-Synthese, gekennzeichnet, die schließlich zum
Zellkatabolismus führen
(Tönshoff
et al., supra, 1997).
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Um
vorläufige
pharmakologische Eigenschaften von F49A- und E3A/F49A-IGF-I zu bestimmen,
wurden beide Proteine radiomarkiert und Ratten intravenös verabreicht.
Die 10A zeigt einen Zeitverlauf
der Geschwindigkeit, mit der beide Moleküle aus dem Blut der Tiere entfernt
werden. Wie aufgrund ihrer verringerten IGFBP-Affinitäten erwartet,
wurden beide Varianten mit einer höheren Geschwindigkeit entfernt
als menschliches Wildtyp-IGF-I. Interessanterweise wurde die Doppelmutante
(E3A/F49A) schneller als die Einzelmutante (F49A) entfernt, was
gut mit den jeweiligen Affinitäten
für das
Hauptbindungsprotein im Serum, IGFBP-3 (Tabelle III), korreliert.
Die 10B zeigt das Gewebe-zu-Blut-Verhältnis für die IGF-Varianten
in verschiedenen Organen. Die Mehrzahl der radioaktiv markierten
IGF-Moleküle
wurde in der Niere entdeckt, wogegen die Radioaktivitätsspiegel
in der Leber, Milz, Herz und Bauchspeicheldrüse viel niedriger waren. Es
ist offensichtlich, dass die Varianten F49A und E3A/F49A sich zu
statistisch signifikant höheren
Spiegeln in der Niere anreichern als Wildtyp-IGF-I.
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Circulardichroismus-Analyse
von IGF-I-Varianten
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Die
Circulardichroismus-Spektren von F49A- und E3A/F49A-IGF-I wurden
analysiert, um zu untersuchen, ob die eingeführten Mutationen bedeutende
Veränderungen
der Proteinstruktur hervorrufen. Eine strukturelle Destabilisierung
könnte
zu einer erhöhten
proteolytischen Empfindlichkeit führen, die eine alternative Erklärung für die schnelleren
Blut-Clearance-Raten der IGF-Varianten liefern würde. Wie in 11 gezeigt,
haben beide Mutanten jedoch praktisch identische Spektra wie dasjenige,
das für
Wildtyp-IGF-I aufgezeichnet wurde. Die CD-Spektra zeigen sowohl α-Helix- als
auch Zufallsknäuel-Elemente, wie aufgrund
der NMR-Spektroskopie von IGF-I erwartet wurde (Cooke et al., Biochemistry,
30: 5484, (1991)). Die thermische Stabilität von IGF-I konnte durch Circulardichroismus
nicht exakt bestimmt werden, vermutlich aufgrund des relativ hohen Anteils
(~ 30 %) von Zufallsknäuel
(Jansson et al., Biochemistry, 36: 4108 (1997)), der bereits bei
Raumtemperatur vorhanden war. Die Tatsache, dass die CD-Spektra
beider Varianten keine signifikante Abweichung von Wildtyp-IGF-I
zeigten, ist ein Hinweis, dass die eingeführten Mutationen die Gesamtstruktur
von IGF-I nicht verändern.
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Schlussfolgerung
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Aufgrund
der oben gezeigten Daten würde
erwartet werden, dass die Einzel- und Doppelmutanten F16A-, F16G-,
F16S-, F25A-, F25G-, F25S-, F49A-, F49G-, F49S-, E3A/F49A-, E3A/F49G-,
E3G/F49A-, E3G/F49G-, E3A/F49S-, E3S/F49A-, E3S/F49S-, E3G/F49S-
und E3S/F49G-IGF-I wirksam bei der Behandlung einer Funktionsstörung sein
sollten, die durch Fehlregulation der GH/IGF-Achse gekennzeichnet
ist, da die Alanin-substituierten
Mutanten eine verringerte Affinität für IGFBP-1 ohne erheblichen
Verlust der Fähigkeit an
IGFBP-3 zu binden, aufweisen und aufgrund vieler Tests biologisch
aktiv sind. Außerdem
wird erwartet, dass solche Mutanten wirksam bei der Behandlung von
Nierenerkrankungen sind, da F49A und E3A/F49A sich zu statistisch
signifikant höheren
Spiegeln in der Niere anreichern als Wildtyp-IGF-I und im Vergleich
zu anderen Organen und da die Alanin-substituierten Mutanten nur
schwach an IGFBP-1 binden und bei experimenteller Urämie eine
erhöhte
IGFBP-1- und IGFBP-2-Genexpression vorliegt (Tönshoff et al., supra, 1997).
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BEISPIEL 3
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Behandlung von Menschen
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Dieses
Beispiel zeigt das Prinzip, wie ein exogen verabreichtes Peptid,
das an ein oder mehrere der IGFBPs bindet, endogene IGFs verdrängt und
wie ein erfindungsgemäßes Peptid
zur Verwendung in Menschen dosiert werden kann.
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In
dieser Studie wurde menschlichen Typ-II-Diabetikern rekombinantes
menschliches IGF-I oder ein Placebo durch zweimal tägliche Injektion
bei vier Dosierungen (10, 20, 40 oder 80 μg/kg) für 12 Wochen verabreicht. Blutproben
wurden vor, alle zwei Wochen während
und nach (EP) den 12 Wochen der Behandlung entnommen. Die Konzentrationen
von IGF-I, IGF-II und IGFBP-3 wurden in allen Proben gemessen, mit
der Ausnahme von IGF-II, das in den Proben nicht gemessen wurde,
die von Patienten stammen, die mit 10 μg/Tag von IGF-I behandelt wurden.
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Die 43 von WO 98/45427 zeigt die Konzentrationen
von IGF-I im Blut der Patienten. Die unerwartete Beobachtung war
der „Plateau"-Effekt der Verabreichung
von 40 und 80 μg
von IGF-I; mit diesen beiden Dosen wurde dieselbe Gesamtkonzentration
von IGF-I im Blut erreicht.
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Die 44 von WO 98/45427 zeigt die Konzentrationen
von IGF-II im Blut der Patienten. Im Unterschied zu den ansteigenden
Spiegeln von IGF-I fielen die Spiegel von IGF-II in einem nahezu
spiegelbildlichen Muster zu dem Anstieg der IGF-I-Konzentrationen.
Wie bei dem Plateau der ansteigenden IGF-I-Konzentrationen erreichten
auch die fallenden IGF-II-Konzentrationen ein Plateau.
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Die 45 von WO 98/45427 zeigt die Konzentrationen
von IGFBP-3 im Blut der Patienten. Im Gegensatz zu den eindeutigen
Veränderungen
der Muster von IGF-I und IGF-II im Blut zeigten die Konzentrationen
von IGFBP-3 kein statistisch signifikantes oder klares Veränderungsmuster.
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Eine
Prüfung
der 43 und 44 von
WO 98/45427 zeigt, dass die Gesamt-IGF-Konzentrationen (IGF-I und IGF-II) geringe
Veränderungen
während
der Behandlung zeigten. Der Grund war, dass der Anstieg der IGF-I-Konzentrationen
dem Abfall der IGF-II-Konzentrationen
nahe angenähert
war. Die Prüfung
aller drei Figuren zeigt, dass die Dosis-abhängigen Veränderungen der Konzentrationen
von IGF-I und IGF-II im Blut der Patienten nicht von einer verringerten
IGFBP-3-Bindungsprotein-Kapazität
begleitet waren (IGFBP-3 ist das Hauptbindungsprotein im Blut).
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Die
offensichtliche Erklärung
für den
Abfall der Konzentration von IGF-II und die Plateaus der IGF-I- und
IGF-II-Konzentrationen ist, dass die IGF-Bindungsprotein-Kapazität eine begrenzte
Größe hat und
die in diesem Experiment verwendeten IGF-I-Dosen eine dosisabhängige Verdrängung von IGF-II von den Bindungsproteinen
verursachte.
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Es
ist eine logische Erweiterung der Beobachtungen dieses Beispiels,
zu erwarten, dass ein beliebiges Molekül mit der Fähigkeit, Spiegel von aktivem
IGF zu erhöhen, ähnliche
Aktivitäten
zeigen sollte wie die in diesem Beispiel für IGF-I gezeigten. Außerdem kann,
ausgehend von den verwendeten IGF-I-Dosen und den gezeigten IGFBP-
und IGF-I- und IGF-II-Konzentrationen, in einfacher Weise berechnet
werden, wie viel eines Peptids gegeben werden sollte, um die Spiegel
von aktivem endogenem IGF zu erhöhen.
Die molare Größe im Vergleich
zu IGF-I, die Affinität
des Peptids für
das IGFBP und seine Bioverfügbarkeit
sollten andere Variable sein, die beachtet werden, um Dosen zu finden,
die das aktive IGF bei einem Menschen erhöhen.
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Die
vorliegende Erfindung wurde hierin notwendigerweise unter Bezug
auf bestimmte spezifische Verfahren und Materialien beschrieben.
Es soll verstanden werden, dass die Erörterung dieser spezifischen
Verfahren und Materialien in keiner Weise irgendeine Beschränkung des
Umfangs der vorliegenden Erfindung darstellt, die sich auf eine
beliebige und sämtliche
alternativen Materialien und Verfahren erstreckt, die zur Erreichung
der Ziele der vorliegenden Erfindung geeignet sind.
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