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Diese
Erfindung betrifft Ohrimplantate und insbesondere Implantate zur
Belüftung
der Mittelohrkammer.
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Das
Mittelohr umfasst eine Kammer, die auf einer Seite vom Trommelfell
und auf der anderen Seite durch die Innenohrschnecke begrenzt ist.
In einem gesunden Mittelohr ist diese Kammer mit Luft gefüllt. Ein
enger Durchgang, der als Ohrtrompete bezeichnet wird, stellt sicher,
dass der statische Luftdruck innerhalb der Mittelohrkammer gleich
dem Umgebungsdruck ist.
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Drei
sehr kleine Knochen, die als „Gehörknöchelchen" bezeichnet werden,
stellen eine mechanische Verbindung zwischen dem Trommelfell und dem
Innenohr her. Das erste und das dritte Gehörknöchelchen sind mechanisch mit
dem Trommelfell bzw. dem Innenohr gekoppelt. Das zweite Gehörknöchelchen
stellt eine mechanische Verbindung zwischen dem ersten und dem dritten
Gehörknöchelchen
her.
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Die
Hörwahrnehmung
resultiert aus Schallwellen, die das Trommelfell in Bewegung versetzen. Die
Bewegung des Trommelfells versetzt wiederum die drei Gehörknöchelchen
in Schwingung. Diese drei Gehörknöchelchen
geben folglich die Schwingungen über
die luftgefüllte
Kammer zum Innenohr weiter, wo diese in ein elektrisches Signal
umgewandelt werden, das für
das Gehirn erkennbar ist. Da die Übertragung von Schall über die
luftgefüllte
Kammer in hohem Maß von
der Schwingung des Trommelfells und der Gehörknöchelchen abhängt, ist
es essentiell, dass diese Strukturen zu jeder Zeit frei schwingen können.
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Bestimmte
Erkrankungen stören
die freie Schwingung dieser Strukturen. Beispielsweise kann eine
Otitis media, bei der es sich um eine Entzündung des Mittelohrs handelt,
zu einer Ansammlung eines Fluids in der Mittelohrkammer führen. Wenn
die Ohrtrompete dieses Fluid nicht abführen kann, wird sich die Kammer
mit Fluid füllen.
Eine Otitis media kann auch zu einem Aufbau eines faserförmigen Gewebes
innerhalb der Kammer führen.
Da dieses faserförmige
Gewebe kein Fluid ist, kann es nicht durch die Ohrtrompete abfließen.
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Für ein Verständnis des
Einflusses eines Fluids oder von faserförmigem Gewebe auf die Mittelohrkammer
ist es nützlich,
den Betrieb einer luftgefüllten
Kesselpauke zu betrachten. Wenn die Kesselpauke von einem Trommelschlegel
getroffen wird, schwingt das Trommelfell frei. Dies führt zu einem
tiefen und vollen Klang. Wenn andererseits statt einer Füllung mit Luft
die Kesselpauke mit einem viskosen Fluid oder einer Baumwolllage
gefüllt
und dann mit einem Trommelschlegel geschlagen wird, würde der resultierende
Klang gedämpft
werden. Diese Dämpfung
findet zum Teil deshalb statt, da das Material, das nun die Kesselpauke
füllt,
die freie Schwingung des Trommelfells behindert.
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Die
Gegenwart eines Fluids in der Mittelohrkammer stört auch die Wellenausbreitung
im Innenohr. Bei der normalen Funktion verursacht die Schwingung
der Gehörknöchelchen
eine Druckwelle in der fluidgefüllten
Innenohrschnecke. Diese Welle breitet sich zu dem entfernt gelegenen
Ende der Innenohrschnecke aus und aktiviert dabei Haarzellen und
Nervenenden. Die Ausbreitung dieser Welle wird durch eine Druckfreisetzung
am anderen Ende der Innenohrschnecke ermöglicht. Diese Druckfreisetzung
wird durch eine flexible Membran ermöglicht, die als „Fenestra
cochleae-Membran" („Rundfenstermembran") bezeichnet wird
und das fluidgefüllte
Innere der Innenohrschnecke von der normalerweise luftgefüllten Mittelohrkammer
trennt. Jegliches Fluid, das sich in der Mittelohrkammer ansammelt,
stört die Druckfreisetzungsfunktion
der Fenestra cochlea-Membran.
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Nadol
Jr.,
US-PS 5,356,430 beschreibt
ein Implantat gemäß dem Oberbegriff
von Anspruch 1 und lehrt das Anordnen eines gasgefüllten Ballons
innerhalb der Mittelohrkammer, um ein Fluid zu verdrängen und
eine Bewegung der Fenestra cochlea-Membran zu ermöglichen.
Die Dreischichtmembran des Ballons und das Anordnen des Ballons
innerhalb der Mittelohrkammer in der Nähe der Fenestra cochlea-Membran,
wie es in Nadol Jr. gelehrt wird, führt jedoch nur zu einer begrenzten
Verbesserung der Mittelohrfunktion.
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Es
ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Implantat bereitzustellen,
das die Verbesserung der Mittelohrfunktion verstärkt.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Implantat gemäß Anspruch 1 gelöst.
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Weiterentwicklungen
der Erfindung sind in den abhängigen
Ansprüchen
angegeben.
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf dem Erkennen der wichtigen Bedeutung
einer niedrigen akustischen Impedanz in einem Mittelohr-Implantat.
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Die
elastische Membran des Ballons kann aus einer biologisch verträglichen
Polymerfolie hergestellt werden, die vorzugsweise frei von Weichmachern
oder Zusätzen
ist, die eine Cytotoxizität
mit sich bringen können.
Geeignete Materialien umfassen Homopolymere oder Copolymere von
Isobutylen, Polystyrol, Vinylidenchlorid, Ethylenterephthalat, Ethylen- Vinylalkohol oder
Acrylnitril. Die elastische Membran kann eine einzelne Folie oder
eine Mehrschichtfolie sein, bei der nur die Schicht, die zur Mittelohrumgebung
hin frei liegt, biologisch verträglich sein
muss.
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Da
der Ballon chirurgisch in das Mittelohr eingesetzt wird, ist es
bevorzugt, dass dieser über
einen längeren
Zeitraum in Funktion bleibt. Somit ist es bevorzugt, dass die elastische
Membran für
Gase und Flüssigkeiten,
die in der Mittelohrkammer vorliegen, relativ undurchlässig ist.
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Die
Art und Weise, auf die der Ballon chirurgisch in die Mittelohrkammer
eingesetzt wird, umfasst die Handhabung des Ballons durch einen
Chirurgen. Aufgrund der Zerbrechlichkeit des Ballons ist es bevorzugt,
dass der Ballon mit einem optionalen Streifen ausgestattet wird.
Durch Greifen dieses Streifens kann ein Chirurg die Position des
Ballons in der Mittelohrkammer einstellen. Ein solcher Streifen ist
vorzugsweise strahlenundurchlässig.
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Abhängig von
der Anatomie und dem Zustand des Patienten kann es vorteilhaft sein,
mehr als einen Ballon in die Mittelohrkammer einzusetzen. Folglich
umfasst die Erfindung auch ein Implantat, bei dem eine Mehrzahl
von Ballons in der Mittelohrkammer platziert ist, wobei mindestens
einer der Ballons das Trommelfell kontaktiert. Die Ballons stellen
zusammen eine niedrige akustische Impedanz für das Trommelfell dar, wodurch
das Trommelfell als Antwort auf auftreffende Schallwellen frei schwingen kann.
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Gemäß eines
anderen Aspekts der Erfindung enthält der Ballon mindestens ein
biologisch verträgliches
Gas mit großen
Molekülen,
wie z.B. Schwefelhexafluorid (SF6). Der
Ballon kann auch mindestens ein natürlich vorkommendes atmosphärisches
Gas enthalten, das einen Partialdruck unter dessen normalem Partialdruck
in der Atmosphäre aufweist.
Der Gesamtdruck des Gases innerhalb des synthetischen Ballons liegt
vorzugsweise in einem Bereich von etwa 50 mm H2O
unter Atmosphärendruck
bis etwa 50 mm H2O über Atmosphärendruck.
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Diese
und andere Merkmale der Erfindung werden aus der folgenden detaillierten
Beschreibung und den beigefügten
Figuren deutlich, worin
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1 die Anatomie des menschlichen
Ohrs schematisch veranschaulicht;
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2 eine vergrößerte Detailansicht
der Anatomie des Mittelohrs ist;
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3 eine Ausführungsform
eines Implantats in dessen Arbeitsposition angrenzend an das Trommelfell
zeigt;
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4A und 4B eine Draufsicht und eine Seitenquerschnittsansicht
des Implantats von 3 sind;
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4C eine Querschnittsansicht
entlang der Linie AA' des
Implantats von 4A ist;
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5 zwei Ballons veranschaulicht,
die jeweils den Ballons von 3 ähnlich sind
und derart im Mittelohr angeordnet sind, dass beide Ballons das Trommelfell
kontaktieren; und
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6 die Ballons von 5 veranschaulicht, die derart
im Mittelohr angeordnet sind, dass ein Ballon das Trommelfell kontaktiert
und der andere Ballon die Fenestra cochlea-Membran kontaktiert, ohne
das Trommelfell zu kontaktieren.
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Die
vorliegende Erfindung stellt Implantate zur Verbesserung eines Leitungshörverlusts
bereit, der durch Erkrankungen des Mittelohrs verursacht wird. Die 1 und 2 veranschaulichen die Anatomie des menschlichen
Ohrs 10, in dem die Ohrmuschel, der Gehörgang und das Trommelfell des
Außenohrs 10a Schall
durch das Mittelohr 10b zu den Sinnesstrukturen des Innenohrs 10c übertragen.
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Die 2 veranschaulicht eine vergrößerte Detailansicht
der Strukturen des Mittelohrs 10b, wie es in der 1 gezeigt ist, und deren
relative Größen und
Positionen. Die veranschaulichten Strukturen umfassen das Trommelfell 12 (Membrana
tympanica), die Mittelohrkammer 14, die Gehörknöchelchen 16,
die Innenohrschnecke 18 und das Promontorium 20.
Die veranschaulichten Strukturen umfassen ferner die Fenestra cochlea-Membran 22 und
die Ohrtrompete 24 zur Verbindung der Mittelohrkammer 14 mit
der Umgebungsluft durch den Nasenrachenraum. Die Gehörknöchelchen 16 umfassen
den Hammer oder das Malleus-Knöchelchen 16a,
den Amboss oder das Incus-Knöchelchen 16b und
den Steigbügel oder
das Stapes-Knöchelchen 16c.
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Die
Mittelohrkammer 14 ist gewöhnlich mit Luft gefüllt. Da
die Mittelohrkammer 14 durch die Ohrtrompete 24 mit
der Atmosphäre
in Verbindung steht, ist der Druck in der Mittelohrkammer 14 normalerweise
gleich dem Umgebungsdruck.
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Bestimmte
Erkrankungen können
dazu führen,
dass die Mittelohrkammer 14 chronisch mit Fluid oder faserförmigem Gewebe
gefüllt
ist, wodurch ein Leitungshörverlust
verursacht wird.
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Wenn
beispielsweise die Ohrtrompete 24 verschlossen wird oder
auf andere Weise eine Dysfunktion aufweist, kann ein Druckungleichgewicht auftreten,
das dazu führt,
dass ein Fluid aus dem umgebenden Gewebe austritt. Alternativ kann
sich die Mittelohrkammer 14 mit faserförmigem Gewebe füllen, das
durch eine postoperative Gewebeablagerung verursacht wird. Infektionen
oder Entzündungsprozesse
können
ebenfalls zu einer Ansammlung eines Fluids oder von faserförmigem Gewebe
in der Mittelohrkammer 14 führen.
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Bei
bestimmten Mittelohrerkrankungen kann sich die normalerweise luftgefüllte Mittelohrkammer 14 pathologisch
verändern,
was zu unerwünschten Zuständen wie
z.B. einer Retraktion des Trommelfells 12, einer Entzündungsreaktion
im Mittelohr oder einer Retention von Fluid in der Mittelohrkammer 14 führt. Alle
diese Zustände
können
aufgrund der pathologisch induzierten Ineffizienz des Schallübertragungssystems
des Mittelohrs zu einem Leitungshörverlust führen. Dies ist ein häufiger Befund
bei chronisch aktiver und chronisch inaktiver Otitis media (COM)
und bei einer Otitis media mit Flüssigkeitsansammlung (OME).
Insbesondere dann, wenn das Trommelfell 12 mit einem von
Luft verschiedenen Übertragungsmedium
in Kontakt steht, dämpft
das Übertragungsmedium
die Schwingung des Trommelfells 12.
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Das
Trommelfell 12 eines gesunden Mittelohrs 10b (1) ist mit einem Übertragungsmedium mit
einer niedrigen akustischen Impedanz gekoppelt. Im Gegensatz dazu
ist das Trommelfell 12 bei einem erkrankten Mittelohr 10b mit
einem Übertragungsmedium
mit einer hohen akustischen Impedanz gekoppelt. Das erfindungsgemäße Mittelohrimplantat
soll das Trommelfell 12 wieder mit einem Medium mit niedriger
Impedanz koppeln, und zwar dadurch, dass das Trommelfell 12 mit
einem gasgefüllten
Ballon in Kontakt angeordnet wird, wobei die Eigenschaften der Ballonwand
derart ausgewählt
werden, dass das Trommelfell 12 mit einer Kopplung mit
niedriger Impedanz ausgestattet wird.
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3 zeigt einen Aspekt der
vorliegenden Erfindung, bei dem ein Implantat in der Form eines Ballons 26 ein
komprimierbares Gas einschließt.
Der Ballon 26 wird derart chirurgisch in der Mittelohrkammer 14 angeordnet,
dass er das Trommelfell 12 kontaktiert. Da die Ballonmembran
elastisch ist und das eingeschlossene Gas für Schallwellen relativ durchlässig ist,
stellt der Ballon 26 für
das Trommelfell 12 eine relativ niedrige akustische Impedanz
dar. Als Folge davon kann das Trommelfell 12 als Antwort
auf auftreffende Schallwellen nahezu frei schwingen, so wie dies
der Fall wäre,
wenn die Mittelohrkammer 14 mit Luft gefüllt wäre. Tatsächlich ersetzt
der Ballon 26 die hohe Impedanzlast, die mit dem in dem
erkrankten Mittelohr 10b vorliegenden nicht-gasförmigen Übertragungsmedium
verbunden ist, durch die niedrigere Impedanzlast des Ballons 26.
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Die
bevorzugte Form des Ballons 26, wie er in den 4A, 4B und 4C gezeigt
ist, ist die Form eines im Wesentlichen konvexen Geleebonbons oder einer
Gelatinekapsel. Der veranschaulichte Ballon 26 umfasst
eine elastische Membran 26a, die ein ovales gasgefülltes Volumen 28 einschließt. Der
Ballon 26 weist entlang der Linie AA' (4C)
einen im Wesentlichen elliptischen Querschnitt auf, wobei eine Hauptachse 26d eine
Länge von
etwa 3 mm und eine Nebenachse 26e eine Länge von
etwa 2 mm aufweist. Ferner weist der Ballon 26 eine Hauptachse 26f mit
einer Länge
von etwa 5 mm (4A) auf,
die sich von einem ersten Ende 26b des Ballons 26 zu
einem zweiten Ende 26c des Ballons 26 erstreckt.
Die Abmessungen werden so ausgewählt,
dass sichergestellt ist, dass der Ballon 26 in die Mittelohrkammer 14 passt.
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Ein
Streifen 30 erstreckt sich von dem zweiten Ende 26c des
gasgefüllten
Volumens 28, um einen Griff für eine chirurgische Handhabung
des Ballons 26 bereitzustellen. Der Streifen 30 ermöglicht einem
Chirurgen eine Handhabung des Ballons 26, ohne dass er
die Ballonmembran 26a berühren muss. Dies vermindert
die Wahrscheinlichkeit einer Beschädigung des Ballons 26.
Der Streifen 30 enthält vorzugsweise
ein Füllstoffmaterial,
wie z.B. Barium, Iodid oder eine Metallfolie, das den Streifen für eine radiographische
Visualisierung strahlenundurchlässig
macht. Alternativ kann der Ballon 26 durch Einbringen eines
Metallbands in das Innere des Ballons undurchlässig gemacht werden.
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Im
Allgemeinen ist die akustische Impedanz des Ballons 26 nicht
so niedrig wie die akustische Impedanz eines identischen Luftvolumens.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass
die Membran 26a, aus welcher der Ballon 26 hergestellt
ist, nach wie vor einen geringen Dämpfungseffekt auf die Schwingungen des
Trommelfells 12 hat. Trotzdem kann durch geeignete Auswahl
eines Materials für
die Membran 26a der Dämpfungseffekt
der Membran 26a in ausreichender Weise reduziert werden,
so dass eine signifikante Verbesserung des Hörens eintritt.
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Die
akustische Impedanz des Ballons 26 wird bezüglich dessen „Äquivalentvolumen" gemessen. Bei einer
festgelegten Temperatur und einem festgelegten Druck ist das Äquivalentvolumen
als dasjenige Luftvolumen definiert, dessen akustische Impedanz
gleich der akustischen Impedanz des Ballons 26 ist. Das Äquivalentvolumen
des Ballons 26 hängt
von dem Gasvolumen innerhalb des Ballons 26, der Wahl des
Gases, der Steifigkeit des Materials, aus dem die Ballonmembran 26a aufgebaut
ist, der Dicke der Membran 26a und dem Aufbau der Membran 26a ab.
In dieser Beschreibung wird das Äquivalentvolumen
als Prozentsatz des tatsächlichen
Volumens des Ballons angegeben.
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Der
Ballon 26 ist funktionell einer Luftblase äquivalent,
die eine Größe aufweist,
die mit dem Äquivalentvolumen
des Ballons identisch ist. Mit zunehmendem Äquivalentvolumen des Ballons
nimmt dessen akustische Impedanz ab und somit dessen Komprimierbarkeit
zu. Demgemäß erhöht eine
Zunahme des Äquivalentvolumens
des Ballons 26 dessen Effektivität als Implantat zur Verbesserung
eines Leitungshörverlusts.
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Das Äquivalentvolumen
des Ballons 26 ist vorzugsweise größer als oder gleich etwa 70
von dessen tatsächlichem
Volumen. Beispielsweise weist der Ballon 26 in einer bevorzugten
erfindungsgemäßen Ausführungsform
ein Volumen von etwa 30 μl auf.
In einem solchen Fall werden die Steifigkeit und die Dicke der elastischen
Membran 26a derart ausgewählt, dass der Ballon 26 ein Äquivalentvolumen aufweist,
das größer als
oder gleich etwa 21 μl
ist. Ein Äquivalentvolumen
von 21 μl
entspricht einer akustischen Elastizität von 1,5 × 1013 m3/Pa.
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Zusätzlich zu
dem Erfordernis einer niedrigen akustischen Impedanz weist der bevorzugte
Ballon 26 mehrere andere Eigenschaften auf. Da der implantierte
Ballon 26 über
längere
Zeiträume
in engem Kontakt mit der biologischen Umgebung des Mittelohrs stehen
muss, ist es bevorzugt, dass das Material, aus dem der Ballon 26 hergestellt
ist, biologisch verträglich
ist. Da der Ballon 26 während
dieses längeren
Zeitraums aufgeblasen bleiben muss, ist es bevorzugt, dass das Material,
aus dem die Membran 26a hergestellt ist, auch eine effektive
Barriere gegen die Diffusion von Gas und Wasser darstellt.
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Die
Ballonmembran 26a weist vorzugsweise eine Festigkeit auf,
die ausreichend ist, um ein Reißen
oder eine Leckage zu verhindern, wenn sie den normalen Schwankungen
des statischen Drucks ausgesetzt ist, die bei kommerziellen Flugreisen
auftreten. Beispielsweise fällt
bei einer kommerziellen Flugzeugreise der Kabinendruck um etwa 15,5
cm Hg (auf 60,8 cm Hg absolut). Dies entspricht dem Atmosphärendruck
in einer Höhe
von 6000 Fuß.
Diese Druckverminderung ermöglicht
es dem Ballon 26, sein Volumen um 25 % oder seinen Durchmesser
um 8 % auszudehnen.
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In
gewissem Maß besteht
ein Kompromiss zwischen der Festigkeit und der Undurchlässigkeit der
Ballonmembran 26a und deren akustischer Komprimierbarkeit.
Eine Ballonmembran 26a mit hoher Reißfestigkeit und niedriger Durchlässigkeit
kann relativ dick und steif sein, wohingegen eine Ballonmembran 26a mit
hoher Komprimierbarkeit bezüglich
einer Leckage anfällig
sein kann.
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Eine
Membran 26a, die zur Verwendung als Ballonimplantat geeignet
ist, kann aus einer Polyvinylidenchloridfolie (PVDC-Folie) hergestellt
sein. Solche Folien sind käuflich
und werden verbreitet von der Nahrungsmittelverpackungsindustrie
verwendet. Eine PVDC-Folie kann aus einem PVDC-Homopolymer hergestellt
werden, bei dem alle Monomere Vinylidenchlorid (VDC) sind, oder
aus einem PVDC-Copolymer, bei dem einige der VDC-Monomere ersetzt sind.
Die ersetzenden Monomere in einem PVDC-Copolymer können Methylacrylat
und Acrylnitril umfassen.
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PVDC-Folien
sind für
Luft und Sauerstoff im Wesentlichen undurchlässig und weisen hervorragende
Wasserbarriereeigenschaften auf. Eine PVDC-Folie mit einer Dicke
von etwa 0,025 mm (1 mil) führt
zu einem Ballon 26 mit einem Äquivalentvolumen von mehr als
70 %, was in einem Bereich liegt, der zu einer signifikanten Verbesserung
des Hörens führt.
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In
reiner Form zeigen PVDC-Folien eine minimale Cytotoxizität. Viele
käufliche
PVDC-Folien umfassen jedoch Zusätze
und Weichmacher, die dem PVDC während
des Herstellungsprozesses zugesetzt werden. Diese Zusätze und
Weichmacher scheinen eine gewisse Cytotoxizität zu verursachen. Deshalb ist
es bevorzugt, dass eine PVDC-Folie zur Verwendung in dem Implantat
keine solchen Zusätze und
Weichmacher enthält.
Alternativ kann der Ballon 26 eine äußere Schicht aus einem biologisch
verträglichen
Material (z.B. Polytetrafluorethylen, Gold, Polyurethan) umfassen,
um die Umgebung des Mittelohrs vor einem Kontakt mit den Zusätzen und
Weichmachern zu isolieren.
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Von
PVDC verschiedene Materialien, welche die gewünschten Barriereeigenschaften
und akustischen Komprimierbarkeitseigenschaften aufweisen, können ebenfalls
für die
Membran 26a des Ballons 26 verwendet werden. Beispiele
umfassen Polymerfolien, die aus Polyethylenterephthalat (PET), Ethylen-Vinylalkohol
(EVOH), Acrylnitril (AN), Polyisobutylen (PIB) und Polystyrol (PS)
hergestellt sind. Wie PVDC werden PET, EVOH und AN in der Nahrungsmittelverpackungsindustrie
verwendet und können zu
dünnen
Folien ausgebildet werden. Poly-isobutylenpolymere (PIB-Polymere),
die zur Herstellung von Gefäßtransplantaten
verwendet werden, sind biologisch verträglich und auch für Fluide
und Gase im Wesentlichen undurchlässig.
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Bei
einer erfindungsgemäßen Ausführungsform
wird zur Herstellung einer Folie aus einem reinen Polymer, das keine
Zusätze
und Weichmacher enthält,
ein Foliengießen
angewandt. Bei dieser erfindungsgemäßen Ausführungsform wird das Polymer
in einem nicht-toxischen Lösungsmittel
gelöst und
die resultierende Lösung
wird in einem Reinraum auf ein Glassubstrat mittels Druckluft rotationsgegossen.
Die Konzentration der Lösung
wird so ausgewählt,
dass mittels Druckluft rotationsgegossene Folien mit einer Dicke
zwischen etwa 0,025 mm (1 mil) und etwa 0,1 mm (4 mil) erzeugt werden.
Die mittels Druckluft rotationsgegossenen Fo lien werden vakuumgetrocknet,
um restliches Lösungsmittel
zu entfernen. Die getrocknete Folie wird dann von dem Glassubstrat
abgelöst,
um eine frei stehende Folie zu erhalten. Die Folie wird dann über einem
polierten Stahl- oder Glasdorn angeordnet, um eine Ballon-Vorform zu erzeugen.
Der Dorn wird entfernt, worauf der Ballon mit Gas gefüllt und
an seinem offenen Ende verschlossen wird, um den Streifen 30 zu
bilden.
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Ein
alternatives Verfahren zur Herstellung des Ballons 26 umfasst
ein Lösungsmittelformen.
Bei dem Lösungsmittelformverfahren
wird ein Dorn in eine Lösung
des Polymermaterials getaucht, aus dem die Ballonmembran 26a hergestellt
werden soll. Dies führt
zum Formen einer Hülle
mit einer Dicke zwischen etwa 0,025 mm (1 mil) und etwa 0,1 mm (4 mil).
Nach dem Formen wird die Hülle
von dem Dorn abgelöst,
mit Gas gefüllt
und an ihrem offenen Ende verschlossen, um den Streifen 30 zu
bilden.
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In
einem weiteren Verfahren zur Herstellung des Ballons, das als Blasformen
bezeichnet wird, wird eine Lösung
des Materials, das zu der Membran geformt werden soll, durch einen
ringförmigen
Hohlraum eines ringförmigen
Rohrs geschickt. Gleichzeitig wird Luft durch den kreisförmigen Hohlraum
in der Mitte des ringförmigen
Rohrs geblasen. Wenn die Lösung
aus dem ringförmigen
Hohlraum austritt, führt die
Luft, die durch den kreisförmigen
Hohlraum geblasen wird, dazu, dass der ringförmige Strom der Lösung in
Form eines Ballons nach außen
gedrückt wird
und sich verfestigt.
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Der
Gesamtdruck des Gases innerhalb des Ballons ist vorzugsweise gleich
dem Atmosphärendruck,
kann jedoch im Bereich von 50 mm Wasser unter Atmosphärendruck
bis etwa 50 mm Wasser über
Atmosphärendruck
liegen. Bei einem bevorzugten Aufbau wird der Ballon zuerst mit
einem wesentlichen Teil (beispielsweise 10 bis 50 % oder mehr) mit einem
Gas gefüllt,
das in der Atmosphäre
normalerweise nicht vorhanden ist. Vorzugsweise ist dieses nicht-natürlich vorkommende
Gas ein Gas, für
das die Ballonwand im Wesentlichen undurchlässig ist. Ein Beispiel für ein geeignetes,
nicht-natürlich
vorkommendes Gas ist Schwefelhexafluorid (SF6).
In dieser Ausführungsform
liegen Gase, die natürlich
in der Atmosphäre
vorkommen, wie z.B. Stickstoff und Sauerstoff, ebenfalls in dem
Ballon vor, jedoch mit niedrigeren Partialdrücken wie in der umgebenden Atmosphäre. Nach
der Implantierung des Ballons in das Mittelohr diffundiert das nicht-natürlich vorkommende
Gas langsam aus dem Ballon. Dabei diffundieren natürlich vorkommende
Gase, die in dem Mittelohrfluid gelöst sind, mit einer Geschwindigkeit
in den Ballon, die etwas höher
ist als die Geschwindigkeit, mit der das nicht-natürlich vorkommende
Gas aus dem Ballon diffundiert. Folglich bläst sich der Ballon während einiger
Monate spontan von selbst auf und bleibt für einen langen Zeitraum von
mehr als ein bis zwei Jahren aufgeblasen.
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Unter
erneuter Bezugnahme auf die 3 stellt
die Implantierung des Ballons 26 in das Mittelohr in Kontakt
mit dem Trommelfell 12 eine Anzahl von Vorteilen bereit.
Insbesondere stellt der Ballon 26 auf der Seite des Trommelfells 12,
die der Mittelohrkammer 14 gegenüberliegt, ein Luftkissen bereit.
Ein solches Luftkissen ermöglicht
es dem Trommelfell 12, als Antwort auf auftreffende Schallwellen
frei zu schwingen. Demgemäß verstärkt der
implantierte Ballon 26 in vorteilhafter Weise das Hörvermögen von
Patienten, die an Mittelohrerkrankungen leiden, wie z.B. denjenigen,
die sich aus einer Dysfunktion der Ohrtrompete 24 ergeben.
Insbesondere verstärkt der
implantierte Ballon 26 das Hörvermögen von Patienten, die an chronischer
Otitis media (COM) und/oder an einer Otitis media mit Flüssigkeitsansammlung
(OME) leiden.
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Als
Folge der niedrigen Gas- und Fluiddurchlässigkeit des implantierten
Ballons 26 bleibt dieser über einen langen Zeitraum aufgeblasen
und stellt folglich eine Linderung über einen langen Zeitraum bereit.
Darüber
hinaus hält
der Ballon 26 das Trommelfell 12 intakt und vermeidet
daher das Erfordernis für
Vorsichtsmaßnahmen
gegen Wasser und vermindert das Risiko wiederholter Infektionen,
wobei es sich um Probleme handelt, die mit der herkömmlichen
Verwendung von Belüftungsröhren verbunden sind,
die im Trommelfell angeordnet werden, um eine Belüftung des
Mittelohrs bereitzustellen.
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Die 5 veranschaulicht eine alternative erfindungsgemäße Ausführungsform,
bei der ein erster und ein zweiter Ballon 32a, 32b in
die Mittelohrkammer 14 implantiert sind. Der erste Ballon 32a ist zwischen
einem Abschnitt des Trommelfells 12 und dem Promontorium 20 angeordnet.
Der zweite Ballon 32b ist zwischen einem Abschnitt des
Trommelfells 12 und der Fenestra cochleae-Membran 22 angeordnet.
Somit stehen der erste und der zweite Ballon 32a, 32b zumindest
teilweise mit dem Trommelfell 12 in Kontakt. Das Anordnen
von zwei Ballons statt eines einzelnen Ballons, wie es in der 5 gezeigt ist, stellt für das Trommelfell 12 zwei
parallele Impedanzen statt einer Impedanz bereit, wodurch die Impedanzlast
für das
Trommelfell 12 vermindert wird. Durch die Verwendung von
zwei Ballons wird das Gesamtvolumen des Implantats effektiv vergrößert. Mit anderen
Worten: Die gesamte akustische Impedanz des Zwei-Ballon-Systems
der veranschaulichten Ballons 32a und 32b ist
niedriger als die Einzelimpedanz jedes Ballons. Eine Zunahme des
Gesamtvolumens verbessert in vorteilhafter Weise die Effektivität des Implantats
bezüglich
einer Verbesserung der Schallübertragung
durch das Mittelohr zum Innenohr 10c, wodurch ein Leitungshörverlust
verbessert wird.
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Die 6 veranschaulicht eine weitere
alternative erfindungsgemäße Ausführungsform,
bei der ein erster und ein zweiter Ballon 32c, 32d in
die Mittelohrkammer 14 angeordnet sind. Bei dieser Ausführungsform
kontaktiert nur der erste Ballon 32c das Trommelfell 14.
Der zweite Ballon 32d, der nicht mit dem Trommelfell 12 in
Kontakt steht, ist derart angeordnet, dass er die Fenestra cochleae-Membran 22 kontaktiert.
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Dem
Fachmann ist klar, dass die Anzahl von Ballons, die in das Mittelohr
implantiert werden können,
nicht notwendigerweise auf zwei beschränkt ist. Die Größe des Mittelohrraums
des jeweiligen Patienten und die Größe der eingesetzten Ballons
bestimmen typischerweise die maximale Anzahl von Ballons, die in
die Mittelohrkammer implantiert werden können.
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Ein
bevorzugtes Verfahren zum Implantieren eines oder mehrerer Ballons
wird während
einer tympanoplastischen Chirurgie durchgeführt. Während des chirurgischen Eingriffs
wird das Mittelohr durch Anheben eines tympano-meatalen Lappens
freigelegt und ein oder mehrere Ballon(s) wird bzw. werden in den
Mittelohrraum zwischen dem Trommelfell 12 und dem Promontorium 20 oder
der Fenestra cochleae-Membran 22 eingesetzt. Mindestens
ein Ballon 26 wird in Kontakt mit dem Trommelfell 12 angeordnet. Die
Ballons können
zwischen dem Trommelfell 12 und dem Knochen positioniert
werden, der die Innenohrschnecke 18 bedeckt. Die anatomischen
Beschränkungen
des Mittelohrs halten die Ballons in einer stabilen Position. Ein
absorbierbares Gewebegematerial, wie z.B. ein Gelschaum oder dergleichen, kann
um den implantierten Ballon herum angeordnet werden, um bei der
Stabilisierung des Ballons in dem Mittelohrraum zu unterstützen. Das
Anordnen der Ballons im Mittelohr kann mit einer Reparatur des Trommelfells 12 und/oder
einer Rekonstruktion der Gehörknöchelchen 16 kombiniert
werden.
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Während die
vorliegende Erfindung bezüglich
der vorstehend veranschaulichten Ausführungsformen beschrieben worden
ist, ist dem Fachmann klar, dass verschiedene Änderungen bezüglich der Form
und der Details durchgeführt
werden können, ohne
vom Schutzbereich der vorliegenden Erfindung gemäß den beigefügten Patentansprüchen abzuweichen.