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Fachgebiet der
Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
einen Komplex aus dem zweikettigen Urokinase-Plasminogen-Aktivator
(tcuPA) und dem löslichen
Urokinase-Plasminogen-Aktivator (suPAR) oder Fragmenten davon, pharmazeutische
Zusammensetzungen, die den Komplex als Wirkstoff umfassen, und verschiedene
Verwendungen der Zusammensetzungen zum Behandeln und/oder Verhindern
von thrombotischen Ereignissen.
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Stand der Technik
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Der akute Myokardinfarkt, Schlaganfall,
Emboli in der Lunge und andere thrombotische Ereignisse zählen in
den hochentwickelten Ländern
zu den häufigsten
Todesursachen. Unter großem
Arbeitsaufwand wurden Arzneistoffe entwickelt, mit denen akute thromboembolische
Ereignisse verhindert oder gebessert werden können. Zu diesen Arzneistoffen
zählen
thrombolytische Mittel, die verbreitet eingesetzt werden, um die
Patienten akut einzustellen. Jedoch ist der Nutzen der zurzeit verfügbaren Thrombolytika begrenzt,
da ihre Verwendung mit einem hohen Risiko von Blutungen einhergeht.
Diese Gefahr wird durch die hohen Dosen verursacht, die zum Auflösen von
Gerinnseln erforderlich sind und die zur Folge haben, dass Plasmin
im Kreislauf akkumuliert, wodurch es zu einer systemischen Fibrinolyse
und Fibrinogenolyse kommt. Bei etwa 1% der Patienten, die Thrombolytika
erhalten, tritt eine intrakranielle Blutung auf, und außerdem kommen
mit einer vergleichbaren Inzidenz auch andere wichtige hämorrhagische
Komplikationen vor. Aufgrund dieser Nebenwirkungen ist die Verwendung
von Thrombolytika nur auf die Behandlung der schwersten Fälle von
Ischämie
beschränkt.
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Andere Punkte, die die verfügbare thrombolytische
Behandlung einschränken,
umfassen die Zeitspanne, die erforderlich ist, um die Gerinnsel
aufzulösen
und die Funktionsfähigkeit
der Blutgefäße wiederherzustellen.
Außerdem
unterscheiden die verfügbaren
thrombolytischen Mittel nicht zwischen neu gebildeten Gerinnseln,
die für
das akute Ereignis verantwortlich sind, und „alten" Gerinnseln, die möglicherweise einen physiologischen
Zweck erfüllen.
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Aufgrund dieser Überlegungen wäre es vorteilhaft,
ein thrombolytisches Mittel zu entwickeln, das nur in Gegenwart
von Fibrin wirkt, das einen raschen Wirkungseintritt besitzt und
das für
neu gebildete Gerinnsel spezifisch ist. Diese Eigenschaften würden es
möglich
machen, die Gerinnsel schneller und mit niedrigeren Konzentrationen
des Mittels aufzulösen,
wodurch die Prävalenz
einer systemischen Blutung reduziert werden könnte. Die Fähigkeit eines solchen Mittels,
zwischen den neu gebildeten und den älteren Gerinnseln zu unterscheiden,
würde die Wahrscheinlichkeit
einer weiteren Blutung verringern.
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Plasminogen-Aktivatoren werden in
der Behandlung von thromboembolischen Erkrankungen verbreitet eingesetzt.
Einer dieser Aktivatoren ist der Urokinase-Plasminogen-Aktivator (uPA), von dem bekannt
ist, dass er als ein Proenzym synthetisiert wird, das aus einem
einzelkettigen Protein besteht (scuPA) [Pannell, R., und Gurewich,
V., Blood 69: 22–28
(1987)], und dass er an verschiedenen wichtigen biologischen Prozessen
beteiligt ist, umfassend Angiogenese, Wundheilung, Entzündung, Ovulation und
Plazentaentwicklung, Atherosklerose, die Aneurysma- und Neointimabildung
sowie das Entstehen von Tumormetastasen.
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Die begrenzte Proteolyse von scuPA
führt dazu,
dass zwei Ketten gebildet werden (tcuPA), die als die aktive Form
des Enzyms angesehen werden [Kasai, S., et al., J. Biol. Chem. 260:
12382–12389 (1985)].
Einer der wichtigsten Regulatoren von uPA ist der Plasminogen-Aktivator-Inhibitor-1
(PAl-1 ). Dieser Regulator interagiert in einer sehr schnellen zweistufigen
Reaktion mit tcuPA, wodurch ein inaktiver SDS-stabiler 1/1-Komplex gebildet
wird [Lindahl, T. L., et al., Biochem. J. 265: 109–113 (1990)].
Die Bindung von tcuPA an uPAR reduziert nur schwach die Empfänglichkeit
von tcuPA gegenüber
der Hemmwirkung von PAl-1 [Ellis, V., et al., J. Biol. Chem. 265:
9904–9908
(1990)].
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In den letzten Jahren haben die Erfinder
daran gearbeitet, neue Plasminogen-Aktivatoren zu entwickeln und zu charakterisieren,
welche die vorstehend spezifizierten Kriterien erfüllen.
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Nun wurde erstaunlicherweise gefunden, dass
der lösliche
menschliche Urokinase-Rezeptor (suPAR) unter spezifischen Bedingungen
in vitro die Aktivität
des üblicherweise
eingesetzten thrombolytischen Mittels tcuPA stimuliert. Wie in den
folgenden Beispielen gezeigt wird, ist die Aktivität des tcuPA/suPAR-Komplexes,
der aus diesen beiden Komponenten gebildet wird, Fibrin-abhängig und
erfordert das Vorliegen einer spezifischen (spezifischer) Plasma- oder
Serumkomponente(n).
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Wie ferner in den folgenden Beispielen
gezeigt wird, steigert suPAR unter in vivo-Bedingungen durch Komplexieren
mit tcuPA signifikant die Lyse von Emboli in der Lunge im Vergleich
zur Lyse durch tcuPA in Abwesenheit des Rezeptors.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
einen Komplex aus tcuPA und suPAR oder einem Fragment bzw. Fragmenten
des suPAR (wobei dieser Komplex hier auch als tcuPA/suPAR bezeichnet
wird), worin der suPAR oder das Fragment bzw. die Fragmente davon
die durch tcuPA vermittelte fibrinolytische Aktivität unter
physiologischen Bedingungen stimuliert bzw. stimulieren. Das Molverhältnis von
suPAR zu tcuPA ist in ihrem Komplex größer als 1, vorzugsweise beträgt es 10
: 1.
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Der Komplex gemäß der Erfindung wirkt vorzugsweise
auf frisch gebildete Gerinnsel und ist deshalb hierfür spezifisch.
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In einem zweiten Aspekt betrifft
die Erfindung eine pharmazeutische Zusammensetzung, die als Wirkstoff
eine therapeutisch wirksame Menge des suPAR/tcuPA-Komplexes der Erfindung
umfasst. Die Zusammensetzungen gemäß der Erfindung können gegebenenfalls
weiterhin pharmazeutisch verträgliche
Träger,
Verdünnungsmittel,
Adjuvantien und Konservierungsmittel umfassen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
sind die pharmazeutischen Zusammensetzungen der Erfindung zum Behandeln
und/oder Verhindern von thrombotischen Ereignissen gedacht, die
mit der Bildung von Fibringerinnseln in Zusammenhang stehen.
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Außerdem betrifft die Erfindung
die Verwendung von suPAR als Stimulator der fibrinolytischen Aktivität von tcuPA,
insbesondere zum Behandeln von thrombotischen Ereignissen.
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Kurze Beschreibung der
Figuren
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1:
Wirkung von suPAR auf die durch tcuPA vermittelte Lyse von Gerinnseln
Lyse von Gerinnseln, die aus menschlichem Plasma hergestellt wurden.
Die Gerinnsel wurden hergestellt, indem Thrombin zugegeben wurde
(in einer Endkonzentration von 0,4 NIH U/ml). TcuPA oder äquimolare
Konzentrationen von suPAR und tcuPA (tcuPA/suPAR) wurden für zwei bis
drei Stunden bei 37°C
zugegeben. Die Bahnen 1 und 4 zeigen die fibrinolytische Aktivität, die durch
tcuPA alleine vermittelt wird. Die Bahn 2 zeigt die fibrinolytische
Aktivität,
die durch tcuPA/suPAR in einem Konzentrationsverhältnis von
1 : 1 vermittelt wird. Die Bahn 3 zeigt die Aktivität, die durch tcu-PA/suPAR in einem
Konzentrationsverhältnis
von 1 : 10 vermittelt wird. Die Größen der durch tcuPA/suPAR erzeugten
lytischen Bereiche werden festgestellt.
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2:
suPAR stimuliert die durch tcuPA vermittelte Fibrinolyse Plasmagerinnsel
wurden mit 125I-Fibrin angereichert und
mit Plasminogen und tcuPA in Gegenwart der angegebenen Konzentrationen von
suPAR inkubiert. Die freigesetzte Radioaktivität (RelRad) wurde nach einer
Stunde bei 37°C
bestimmt, wobei die in den Überstand
freigesetzte Radioaktivität
gemessen wurde. Der Mittelwert ± SEM von drei wiederholten
Experimente ist angegeben. Die Konzentration von HMW- oder LMW-tcuPA
betrug 25 nM. Die angegebenen Werte sind Mittelwerte von drei Experimenten.
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3:
Die Wirkung von suPAR auf die durch HMW-tcuPA vermittelte Fibrinolyse
HMW-tcuPA wurde mit frisch hergestellten Gerinnseln in Gegenwart und
in Abwesenheit von suPAR inkubiert. Die angegebenen Werte sind Mittelwerte ± SEM von
drei wiederholten Experimenten. T gibt die Zeit an (in Minuten).
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4:
suPAR stimuliert die durch tcuPA vermittelte Fibrinolyse in vivo
uPA-\--Mäuse
(von uPA befreite Mäuse)
und ihre syngenen Wildtyp-Geschwister aus dem gleichen Wurf erhielten
tcuPA, tcuPA/suPAR, suPAR oder PBS über eine kontinuierliche i. v.-Infusion.
Eine Stunde nach der Injektion von 125I-Mikroemboli
wurde die Radioaktivität
in den Lungen gemessen. Die Daten sind als der Unterschied zwischen
der spontanen Lyse von Gerinnseln in Wildtyp-Mäusen und der Lyse angegeben,
die in uPA-\--Mäusen erhalten wurde, denen
PBS, tcuPA, tcuPA/suPAR oder suPAR infundiert worden war. Der Mittelwert ± SEM von
zwei Experimenten ist angegeben. ID bedeutet die injizierte Dosis.
In den mit *** bezeichneten Fällen
ist p < 0,001,
im Vergleich zu uPA-\--Mäusen, denen PBS infundiert
worden war.
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Genaue Beschreibung der
Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
einen Komplex aus tcuPA und suPAR oder Fragmenten von suPAR, wobei
angenommen wird, dass der Komplex direkt oder indirekt die Fibrinolyse
von aus Plasma stammenden Gerinnseln induziert, indem eine su-PAR-Stimulation der
durch tcuPA vermittelten fibrinolytischen Aktivität erfolgt.
Insbesondere ist die fibrinolytische Aktivität, die dem suPAR/tcuPA zugeschrieben
wird, im Wesentlichen spezifisch für frische Fibringerinnsel.
In dem Komplex der Erfindung ist das Molverhältnis von suPAR zu tcuPA größer als
1, vorzugsweise beträgt
das Verhältnis
10 : 1.
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Es sollte klar sein, dass der Begriff
suPAR sich auf den Rezeptor selbst oder auf funktionelle Fragmente
oder Derivate davon bezieht. Mit dem Begriff funktionelles Fragment
oder Derivat ist ein beliebiges Fragment oder Derivat von suPAR
gemeint, das die biologische Aktivität von suPAR aufweist, insbesondere
die Stimulation der durch tcuPA vermittelten fibrinolytischen Aktivität.
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Die Begriffe „Fibringerinnsel" oder „aus Plasma
stammende Gerinnsel" bedeuten
Gerinnsel, die durch die Umwandlung von Fibrinogen zu Fibrin gebildet
werden, wodurch rote Blutkörperchen
und andere gebildete Elemente innerhalb des koagulierten Plasmas
eingeschlossen werden. Man weiß,
dass es sich bei dem Enzym, welches diese Umwandlung katalysiert,
um Thrombin handelt, das in vergossenem Blut gebildet wird und das
Fibrinogen zu Fibrin umwandelt, wobei die Fibringerinnsel durch
eine hydrolysierende Wirkung gebildet werden.
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Die fibrinolytische Aktivität des scuPA/suPAR-Komplexes
in vivo unter physiologischen Bedingungen wurde im Vergleich zur
Aktivität
von tcuPA alleine oder in Kombination mit suPAR in WO 98/25641 beschrieben.
Die dort gezeigten Ergebnisse machen deutlich, dass der suPAR nur
eine geringfügige
Wirkung auf die durch tcuPA vermittelte Fibrinolyse hat, wenn er
an einem Fibringerinnsel mit einer Stöchiometrie von 1 : 1 angewendet
wird.
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Jedoch haben die Erfinder nun gefunden, dass
trotz der Übereinstimmung,
dass pro-uPAs, z. B. scuPA oder tcuPA, an ihren Rezeptor uPAR in
einem Verhältnis
von 1 : 1 binden [A. Nykjaer et al., J. Biol. Chem. 269 (41): 25668–25676 (1994)],
beim Verwenden einer überschüssigen Menge
von suPAR (z. B. suPAR/tcuPA 10 : 1) der Rezeptor oder mindestens
ein funktionelles Fragment davon eine unerwartete stimulatorische
Wirkung auf die durch tcuPA vermittelte Fibrinolyse zeigt. Diese
neue Entdeckung weist möglicherweise
auf einen anderen und neuen Wirkmechanismus von tcuPA hin, der nur
in Gegenwart einer überschüssigen Menge
von suPAR aktiviert wird.
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In einem zweiten Aspekt betrifft
die Erfindung eine pharmazeutische Zusammensetzung, die als Wirkstoff
eine therapeutisch wirksame Menge des tcuPA/suPAR-Komplexes der Erfindung
umfasst.
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Die „therapeutisch wirksame Menge" für die hier
vorliegenden Zwecke kann durch Überlegungen bestimmt
werden, die dem Fachmann bekannt sind. Die Menge muss wirksam sein,
so dass eine Besserung erreicht wird, umfassend, jedoch nicht beschränkt auf
eine verbesserte Überlebensrate,
eine raschere Genesung oder ein Lindern oder Aufheben von Symptomen
und anderen Indikatoren, die vom Fachmann als geeignete Bewertungssysteme
ausgewählt
werden. Die Dosen können
Einzeldosen oder mehrere Dosen in einem Zeitraum von mehreren Tagen
sein, wobei jedoch Einzeldosen bevorzugt sind.
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Der tcuPA/suPAR-Komplex oder die
pharmazeutische Zusammensetzung der Erfindung kann über verschiedene
Wege verabreicht werden und kann zusätzlich zu dem Wirkstoff noch
pharmazeutisch verträgliche
Träger,
Verdünnungsmittel,
Adjuvantien, Konservierungsmittel und Vehikel umfassen. Gemäß einer
Ausführungsform
liegt die pharmazeutische Zusammensetzung der Erfindung in einer
Dosiseinheitsform vor.
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Die pharmazeutischen Zusammensetzungen
können
subkutan oder parenteral verabreicht werden, umfassend eine intravenöse, intraarterielle, intramuskuläre und intraperitoneale
Verabreichung, außerdem
intrathekale Techniken. Außerdem
können
Implantate der pharmazeutischen Präparate verwendet werden. Die
pharmazeutisch verträglichen Träger, Verdünnungsmittel,
Adjuvantien und Vehikel und auch die Implantatträger beziehen sich im Allgemeinen
auf inerte nicht-toxische feste oder flüssige Füllstoffe, Verdünnungsmittel
oder ein Material zum Einkapseln, das/die nicht mit den Wirkstoffen
der Erfindung reagiert/reagieren.
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Wenn der Komplex oder die pharmazeutische
Zusammensetzung der Erfindung parenteral verabreicht wird, wird
er/sie im Allgemeinen in einer injizierbaren Einheitsdosisform formuliert
(Lösung, Suspension,
Emulsion). Die pharmazeutischen Formulierungen, die zur Injektion
geeignet sind, umfassen sterile wässrige Lösungen und sterile Pulver zur Rekonstitution
in sterile injizierbare Lösungen.
Der Träger
kann ein beliebiger physiologisch verträglicher, geeigneter Träger sein,
z. B. Wasser oder wässrige
Pufferlösungen.
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Die richtige Fluidität kann aufrechterhalten werden,
indem man z. B. eine Beschichtung verwendet, z. B. Lecithin, indem
man im Fall einer Dispersion die erforderliche Partikelgröße beibehält und indem
man oberflächenaktive
Mittel einsetzt. Außerdem
können
auch nicht-wässrige
Vehikel, wie Baumwollsamenöl,
Sesamöl,
Olivenöl,
Sojaöl,
Maisöl,
Sonnenblumenöl
oder Erdnussöl,
und Ester, z. B. Isopropylmyristat, als Lösungsmittelsysteme für zusammengesetzte
Präparate
verwendet werden.
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Außerdem können verschiedene Zusatzstoffe
zugegeben werden, welche die Stabilität, Sterilität und das isotone Verhalten
der Zusammensetzungen steigern, umfassend antimikrobielle Konservierungsmittel,
Antioxidantien, chelatbildende Mittel und Puffer. Mit verschiedenen
antibakteriellen Mittel und Anti-Pilz-Mittel kann sichergestellt
werden, dass die Wirkung von Mikroorganismen verhindert wird, z.
B. Parabene, Chlorbutanol, Phenol, Sorbinsäure und dergleichen. In vielen
Fällen
kann es wünschenswert sein,
isotonische Mittel zuzugeben, z. B. Zucker, Natriumchlorid und dergleichen.
Eine verlängerte
Absorption der injizierbaren pharmazeutischen Form kann erreicht
werden, indem Mittel eingesetzt werden, die die Absorption verzögern, z.
B. Aluminiummonostearat und Gelatine. Gemäß der vorliegenden Erfindung
muss ein beliebiger verwendeter Träger, Verdünnungsmittel oder Zusatzstoff
mit den Zusammensetzungen kompatibel sein.
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Sterile injizierbare Lösungen können hergestellt
werden, indem die Zusammensetzungen, die zum Durchführen der
vorliegenden Erfindung verwendet werden, mit der erforderlichen
Menge des geeigneten Lösungsmittels
zusammen mit verschiedenen der anderen Bestandteilen wie gewünscht gemischt
werden.
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Jedoch kann die hier ausführlich beschriebene
Zusammensetzung an den Patienten auch oral verabreicht werden. Hierfür sind herkömmliche
Formen geeignet, z. B. das Verabreichen der Zusammensetzung als
Tabletten, Suspensionen, Lösungen, Emulsionen,
Kapseln, Pulver, Sirups und dergleichen. Bekannte Verfahren sind
bevorzugt, mit denen die Zusammensetzung oral oder intravenös freigesetzt
wird und die biologische Aktivität
erhalten bleibt.
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Zum Abgeben innerhalb des ZNS eignet
sich eine intrathekale Gabe, z. B. mit einem Ommaya-Reservoir. Das
US Patent Nr. 5 455 044 stellt die Verwendung eines Dispersionssystems
für die
Verabreichung ins ZNS bereit, oder vgl. das US Patent Nr.
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5 558 852, in dem eine Diskussion
der ZNS-Verabreichung zu finden ist. Außerdem können pharmakologische Formulierungen
verabreicht werden, welche die Blut-Hirn-Schranke durchdringen. Für solche
Formulierungen können
Verfahren eingesetzt werden, die nun verfügbar sind, wodurch Chimäre Strukturen
gebildet werden, in denen der Komplex der Erfindung, alleine oder
in Kombination mit menschlichem IgG oder dem/den von IgG hergeleiteten
Peptid/en, an einen Gehirn-Transportvektor gekoppelt ist, wodurch
der Transport durch die Schranke ermöglicht wird. Ferner kann in
geeigneten Fällen ein
Aufreißen
der Blut-Hirn-Schranke eingesetzt werden.
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Die pharmazeutische Zusammensetzung gemäß der Erfindung
ist für
die Behandlung thrombotischer Ereignisse gedacht, die mit der Bildung
von Fibringerinnseln in Zusammenhang stehen. Der Begriff thrombotisches
Ereignis ist dem Fachmann bekannt und kann u. a. einen akuten Myokardinfarkt, Schlaganfall,
Emboli in der Lunge, zerebrovaskuläre Ereignisse, disseminierte
intravasale Koagulation (DIC) oder tiefe Venenthrombose umfassen,
sollte jedoch keinesfalls hierauf beschränkt sein.
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Offensichtlich kann auch jede andere
Störung,
die mit der schädigenden
Bildung von Fibringerinnseln in Zusammenhang steht, durch die Verwendung
von suPAR oder des Komplexes der vorliegenden Erfindung behandelt
oder verhindert werden.
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In einem weiteren Aspekt betrifft
die Erfindung die Verwendung von suPAR als stimulierendes Mittel
für die
fibrinolytische Aktivität
von tcuPA, wobei suPAR in einem molaren Überschuss gegenüber dem
tcuPA eingesetzt wird.
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Ferner betrifft die Erfindung die
Verwendung eines Komplexes aus tcuPA und suPAR, in dem das Molverhältnis von
suPAR zu tcuPA größer als
1 ist, zum Herstellen einer pharmazeutischen Zusammensetzung, wobei
die Zusammensetzung insbesondere für die Behandlung von thrombotischen
Ereignissen gedacht ist, die mit der Bildung von Fibringerinnseln in
Zusammenhang stehen. Wie vorstehend angegeben können die thrombotischen Ereignisse,
gegen die suPAR oder suPAR/tcuPA eingesetzt werden können, einen
akuten Myokardinfarkt, Schlaganfall, Emboli in der Lunge, zerebrovaskuläre Ereignisse oder
tiefe Venenthrombose umfassen.
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Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele
noch genauer beschrieben, die jedoch nur der Erläuterung dienen und in keiner
Weise den Umfang der Erfindung einschränken sollen, der durch die beiliegenden
Patentansprüche
definiert ist.
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Beispiele
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Material und Methoden
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SuPAR war ein Geschenk von Dr. J.
Henkin und Dr. A. Mazar, Abbott Laboratories, Abbott Park, IL. Menschliches
Fibrinogen und menschliches Thrombin wurden von Sigma, St. Louis,
MO, bezogen. TcuPA wurde von American Diagnostics, Greenwich, CT,
geliefert. Plasminogen wurde hergestellt, wie von Deutsch und Mertz
beschrieben [Deutsch, D., und Mertz, E. T., Science 170: 1095–1096 (1970)].
Plasma wurde von der Blutbank des Hadassah Hospital erhalten. Das
Blut, das zur Herstellung von Plasma verwendet wurde, wurde von
gesunden Freiwilligen abgenommen. Das Blut (450 ml) wurde in von
Travenol Laboratories, Ashdod, Israel, hergestellten Beuteln gesammelt,
die 63 ml CPD-Lösung enthielten
(enthaltend 1,66 g Natriumcitrat (wasserhaltig), 61 g Dextrose,
206 mg Zitronensäure
und 140 mg basisches Natriumphosphat („moon basic sodium Phosphate")). Das Plasma wurde
durch Zentrifugieren abgetrennt.
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Radiomarkiertes Fibrinogen
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Von Plasminogen befreites menschliches
Fibrinogen (Fib 1–1340,
American Diagnostics, Greenwich, CT) wurde mit 125I
radiomarkiert (NEN Life Sciences). Das 125I-Fibrinogen (∼40 × 106 cpm) wurde zu 1 ml unmarkiertem Fibrinogen
(35 mg/ml) zugegeben, bevor die Mikroemboli hergestellt wurden.
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Herstellen der Mikroemboli
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Menschliches Blut von gesunden Freiwilligen wurde
in Citrat (Endkonzentration 0,32 %) gesammelt. Sodann wurde das
Plasma aus dem menschlichen Blut durch Zentrifugieren bei 1200 × g isoliert.
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Gerinnsel wurden gebildet, indem
zuerst 1 ml markiertes menschliches 125I-Fibrinogen zu 2,5
ml Plasma zugegeben wurde. Danach wurden CaCl2 und
menschliches Thrombin (Sigma) in einer Endkonzentration von 20 mM
bzw. 0,2 U/ml zugefügt, hierauf
folgte eine Inkubation von einer Stunde bei Raumtemperatur und eine
weitere Inkubation über Nacht
bei 4°C.
Von diesem Zeitpunkt ab wurden alle Schritte bei 4°C durchgeführt. Die
Fibringerinnsel wurden auf die Deckel von Kulturschalen dekantiert und
danach in kleine Stücke
geschnitten und in 2 ml PBS-Puffer resuspendiert. Anschließend wurden
die Mikroemboli in 13 ml PBS-Puffer suspendiert, der 3 mg/ml BSA
enthielt. Unmittelbar vor der Injektion wurden die Präparate fünf Minuten
sedimentiert, um alle größeren Aggregate
zu entfernen, die möglicherweise
gebildet wurden. Der Überstand
wurde in 0,2-ml-Dosen für
die Injektion aufgeteilt. Zufällige
Aliquots von Mikroemboli wurden ausgewählt, an denen die Größenverteilung
anhand eines Coulter-Zählers bestimmt
wurde (vorher charakterisiert als 10 bis 100 μm).
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Mäuse
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Von uPA befreite Mäuse (uPA-\--Mäuse)
auf einem Hintergrund von 25% Swiss und 75% C57 Blank und Wurfgeschwister
als Kontrollen wurden freundlicherweise von Dr. P. Carmeliet (Leuven,
Belgien) zur Verfügung
gestellt. Alle Mäuse
wogen zum Zeitpunkt der Untersuchung 20 bis 30 g.
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In vitro-Experimente
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Feststellen der Fibrinolyse
durch Reduktion der Gerinnselgröße
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Menschliches Fibrinogen [Sigma, St.
Louis, MO] wurde in Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung (PBS,
pH 7,4) oder in Plasma auf eine Konzentration von 9 mg/ml rekonstituiert,
danach wurde menschliches Thrombin zugegeben (0,4 NIH U/ml), um
Ge rinnsel zu bilden. Das Gemisch wurde auf Deckel von Kulturschalen
dekantiert und 60 Min. bei Raumtemperatur inkubiert. Nachdem sich
Gerinnsel gebildet hatten, wurden Aliquots einer Phosphat-gepufferten Kochsalzlösung (PBS),
pH 7,4, die tcuPA enthielt (10 pMol in 10 μl PBS), in Gegenwart oder in
Abwesenheit von 0 bis 100 pMol suPAR jeweils zur Oberfläche des
Gerinnsels zugegeben. Als Kontrolle dienten einige Deckel, die gebildete
Gerinnsel enthielten und zu denen kein tcuPA zugegeben wurde. Danach
wurden die Gerinnsel in Gegenwart oder in Abwesenheit von suPAR
einen weiteren Zeitraum von zwei bis drei Stunden bei 37°C inkubiert,
währenddessen
wurde festgestellt, ob Lysebereiche entstanden. In diesem Stadium
wurden die Gerinnsel mehrere Male mit PBS gewaschen und über Nacht
mit 0,2% Trypanblau inkubiert. Am folgenden Tag wurden die Gerinnsel
viermal mit PBS gespült
und photographiert. Die Größe der lytischen
Zonen wurde durch das NIH-Bildprogramm berechnet (1).
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Feststellen der Fibrinolyse
durch Messen der freigesetzten Radioaktivität
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Menschliches Fibrinogen (American
Diagnostics USA) wurde mit 125I radiomarkiert
[Higazi, AA-R., et al., J. Biol. Chem. 270: 9472–9477 (1995)] und entweder
in PBS-Lösung (pH
7,4) oder in Plasma bei einer Fibrinogenkonzentration von 3 mg/ml
resuspendiert. Die endgültige
Radioaktivität
dieser Präparate
betrug ∼30
000 cpm/ml. Gerinnsel wurden in 16-mm-Gewebekulturvertiefungen (Costar,
Cambridge, MA) gebildet, indem zu jeder Vertiefung Thrombin (0,4
NIH U/ml) zugegeben wurde. Der Plasminogen-Aktivator (400 μl von HMW-tcuPA,
25 nM) wurde direkt in die Mitte jedes gebildeten Gerinnsels zugefügt, und
nachdem eine Inkubation bestimmte Zeitspannen erfolgt war, wurden
die Vertiefungen mit PBS gewaschen und die in die Waschlösung freigesetzte
Radioaktivität
durch einen Gammazähler
bestimmt. 2 zeigt die
Plasminogen-Aktivierung
durch den Komplex suPAR/tcuPA nach einer Stunde Inkubation bei 37°C.
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Die Fibrinolyse wurde auch wie früher beschrieben
gemessen [Higazi, AA-R., et al., Biochem. J. 300: 251–255 (1994)],
indem 0,4 ml Serum oder PBS, enthaltend den Plasminogen-Aktivator
tcuPA (25 nM), in Gegenwart oder in Abwesenheit von suPAR (50 nM)
zugegeben wurden. Die Platten wurden bei 37°C verschiedene Zeitspannen inkubiert,
währenddessen
wurden Aliquots zu 25 μl
entnommen und die solubilisierte Markierung in einem Gammazähler gezählt. Die
fibrinolytische Aktivität
wurde bestimmt, indem die Freisetzung der markierten löslichen
Abbauprodukte von Fibrin aus dem 125Imarkierten
Fibringerinnsel verfolgt wurde, und ist in 3 dargestellt.
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Ergebnisse
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Die Wirkung von suPAR auf die Aktivität von tcuPA
wurde unter Verwendung der aus Plasma stammenden Gerinnsel untersucht.
Die Aktivität
von tcuPA wurde durch suPAR wesentlich stimuliert, wenn dieser in
molaren Konzentrationen von größer als
1 : 1 vorlag (1 und 2). Diese Stimulation konnte
durch ein aminoterminales Fragment von Urokinase (ATF) unterdrückt werden
(das mit tcuPA um die Rezeptorbindung kompetiert). In Gegenwart von
LMW-tcuPA, dem die Rezeptor-bindende Determinante fehlt, wurde keine
Stimulation festgestellt (Werte nicht gezeigt). Wenn man die Wechselwirkung
von tcuPA mit suPAR durch ein ATF blockierte, hatte dies zur Folge,
dass der stimulatorische Effekt von suPAR auf die durch tcuPA vermittelte
Fibrinolyse fast vollständig
gehemmt wurde (1 und 2).
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3 zeigt,
dass die Rate der in Gegenwart von tcuPA/suPAR vermittelten Spaltung
der Plasmagerinnsel größer war
und dass diese Spaltung in einem größeren Ausmaß erfolgte als bei äquimolaren Konzentrationen
von tcuPA.
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Um die Möglichkeit auszuschließen, dass der
stimulatorische Effekt von tcuPA auf einer Verunreinigung durch
scuPA beruhte, wurde eine SDS-PAGE durchgeführt, die bestätigte, dass
im Reaktionsgemisch kein scuPA vorlag (Ergebnisse nicht dargestellt).
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Wenn Gerinnsel verwendet wurden,
die aus gereinigtem Fibrinogen gebildet worden waren, konnte durch
suPAR keine Stimulation der durch tcuPA vermittelten Fibrinolyse
festgestellt werden.
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Die hier dargestellten Ergebnisse
zeigen, dass alle Komponenten, die erforderlich sind, dass suPAR
die Aktivität
von tcuPA stimulieren kann, in frisch isoliertem Serum vorliegen.
Die Wirkung des Serums ging jedoch verloren, wenn es über Nacht
bei 30°C
gehalten wurde, während
beim Plasma, das mehrere Tage unter den gleichen Bedingungen gehalten
wurde, kein Verlust der stimulatorischen Aktivität festgestellt wurde. Diese
Ergebnisse legen nahe, dass der (die) stimulatorische(n) Faktoren)
im Serum während
der Lagerung aktiviert wurde(n). Die Unterschiede zwischen Plasma
und Serum weisen möglicherweise
darauf hin, dass die Halbwertszeit des stimulatorischen Faktors
nach Initiieren der Koagulation begrenzt ist. Weiterhin zeigen diese
Ergebnisse, dass frisch gebildete Gerinnsel wirksamer lysiert werden
als ältere
Gerinnsel.
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In vivo-Experimente
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Wirkung von suPAR auf
die Fähigkeit
von tcuPA, Plasmagerinnsel in vivo zu spalten
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Radiomarkierte Mikroemboli wurden
in die Schwanzvene von Mäusen
injiziert, und der Plasminogen-Aktivator wurde in die Drosselvene
injiziert. Die fibrinolytische Aktivität der verschiedenen Mittel, d.
h. tcuPA, tcuPA/suPAR oder suPAR alleine, wurde mit einer spontanen
Lyse der Gerinnsel verglichen, die als Kontrolle diente, wobei die
Rate gemessen wurde, mit der die Radioaktivität aus den Lungen der Mäuse entfernt
wurde. Die in 4 dargestellten
Ergebnisse zeigen deutlich, dass suPAR alleine zwar keine fibrinolytische
Aktivität
aufweist, dass jedoch in Gegenwart von tcuPA die fibrinolytische
Wirkung, die durch die letztere Substanz vermittelt wird, wesentlich
erhöht
ist. Somit ist es offensichtlich, dass suPAR die durch tcuPA vermittelte
Fibrinolyse stimuliert.
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Verteilung von Mikroemboli
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Frisch hergestellte Mikroemboli (15
bis 30 000 cpm/0,2 ml) wurden resuspendiert und in die Schwanzvene
von Mäusen
injiziert. Zehn Minuten, eine, drei und fünf Stunden nach der Injektion
wurden die Mäuse
mit Metophan anästhesiert,
anschließend wurde
ihnen durch retroorbitale Punktion jeweils 0,1 ml Blut abgenommen
und in ein heparinisiertes Kapillarröhrchen gefüllt. Danach wurden die Mäuse durch Ausrenken
des Halses getötet
und sofort ihre wichtigsten Organe entnommen, in Kochsalzlösung gespült, auf
Filterpapier getrocknet und gewogen. Die Radioaktivität in jedem
Gewebe wurde bestimmt, hieraus wurde die exakte Dosis (cpm) berechnet,
die in jedes Tier injiziert worden war, wobei die in dem Röhrchen und
in der Spritze verbliebene Radioaktivität von der ursprünglichen
Menge abgezogen wurde.
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Bei jeder Maus wurde die im Schwanz
vorliegende Radioaktivität
gemessen, um sicherzustellen, dass die Injektion in die Vene vollständig erfolgt
ist. Pilotstudien zeigten anhand von Autoradiographie und Lichtmikroskopie,
dass >50% der insgesamt
injizierten Dosis von Mikroemboli in einem homologen Muster über die
ganze Lunge verteilt waren. Im Gegensatz dazu wurden gefunden, dass
weniger als 5% des 125I-Fibrinogens in Verbindung mit den Lungen vorlagen.
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Lyse von Lungen-Mikroemboli
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uPA-\--Mäuse und
ihre syngenen Wildtyp-Geschwister aus dem gleichen Wurf wurden durch
intraperitoneale Injektion von Nembutal anästhesiert. Anschließend wurde
die Drosselvene unter Verwendung eines silikonisierten Polyethylenschlauchs
kannüliert,
sodann wurde PBS oder tcuPA (alleine, zusammen mit löslichem
suPAR oder mit einer Kombination aus tcuPA/suPAR) über eine
PHD 2000 Mehrspritzen-Pumpe mit einer Rate von 0,5 mg/kg/Std. oder
0,25 mg/kg/Std. 60 Minuten infundiert (i. v.-Infusion). Fünf Minuten
nach Beginn der Infusion wurden 125I-Mikroemboli
in die Schwanzvene injiziert, währenddessen
blieben die Mäuse
anästhesiert.
Am Ende der Infusion wurden die Mäuse getötet, die Gewebe entnommen und
ihre Radioaktivität
wie vorstehend beschrieben bestimmt.
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Ergebnisse
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4 zeigt,
dass bei den uPA-\--Mäusen, die im Vergleich zu den
syngenen Wildtypmäusen
eine schlechtere Lyse der Lungen-Mikroemboli aufweisen, die Lyse
in Gegenwart von tcuPA gesteigert war und dass die Lyserate solcher
Lungen-Mikroemboli
in Gegenwart von tcuPA/suPAR wesentlich erhöht war. Dieses Ergebnis zeigt
eindeutig den stimulatorischen Effekt von suPAR auf die thrombolytische
Aktivität von
tcuPA.