DE4444191C1 - Verfahren zur Abreicherung oder Entfernung von Kohlendioxid aus Abgasen - Google Patents
Verfahren zur Abreicherung oder Entfernung von Kohlendioxid aus AbgasenInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren gemäß
Oberbegriff des Anspruchs 1.
Zur Verringerung des sogenannten Treibhauseffektes ist es
in der Zukunft dringend erforderlich, den Kohlendioxidausstoß
in die Atmosphäre drastisch zu verringern. Dazu sind Be
strebungen im Gange, die CO₂-Menge bei der Verbrennung
fossiler Energieträger durch bessere Wirkungsgrade zu ver
ringern. Hierdurch kann jedoch allenfalls der CO₂-Ausstoß
gegenüber der erzeugten Leistung verringert werden, nicht
jedoch dessen absolute Menge. Dazu ist es vielmehr erforder
lich, entstehendes CO₂ wieder zu fixieren. Es wurde bereits
vorgeschlagen, zur CO₂-Fixierung Mikroorganismen zu ver
wenden, die durch photosynthetische Aktivität CO₂ zu binden
in der Lage sind. Insbesondere in Japan sind hier bereits
Voruntersuchungen durchgeführt worden. So hat die New Energy
and Industrial Technology Development Organization (NEDO)
Anfang der 90er Jahre bereits Programme plaziert, mit denen
eine CO₂-Fixierung mit Mikroorganismen, wie Bakterien,
erzielt werden soll. Innerhalb des NEDO-Projektes sollten
Parameter, wie Verwendung des Lichtes zur CO₂-Fixierung,
Auswahl der Mikroorganismen selbst, das Zusammenspiel ver
schiedener Faktoren, optimiert werden. Von einer technischen
Anwendung erscheint dieses Projekt jedoch noch relativ weit
entfernt zu sein, da nach eigenen Angaben eine Nutzung nicht
vor der Jahrtausendwende zu erwarten ist (Broschüre des
NEDO).
Die DE 34 15 970 A1 betrifft ein Verfahren zum Sammeln und
Speichern von Kohlendioxid. Zur Begasung insbesondere von
Pflanzen mit Kohlendioxid durchläuft das aus einer Ver
brennungsanlage entnommene Rauchgas nach entsprechender
Gasaufbereitung mehrere Adsorptionsmittelpatronen, in denen
das Kohlendioxid gespeichert und gleichzeitig von Kohlen
monoxid und anderen Schadstoffen getrennt wird. Durch Spülen
mit z. B. Raumluft wird das Kohlendioxid wieder freigesetzt
(Desorption) und steht für die Pflanzenbegasung unmittelbar
zur Verfügung. Die Adsorptionsmittel sind durch entsprechende
Temperaturbehandlung regenerierbar.
Bei der technischen Realisierung der CO₂-Fixierung mittels
Mikroorganismen, insbesondere den empfindlichen Algen, ist
es erforderlich, das Rauchgas mit den Organismen in Kontakt
zu bringen, ohne diese zu schädigen. Insbesondere dürfen
keine toxischen Effekte auf die Mikroorganismen ausgeübt
werden, die zu einem Absterben der Kulturen und somit zu
einer Störung der CO₂-Fixierung führen wurden.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß bei der Einleitung
von Rauchgasen in einen Algen enthaltenden Reaktor eine
hervorragende CO₂-Fixierung erfolgt, wenn das Rauchgas vorher
gekühlt wird, um Schwefeloxide des Rauchgases zu konden
sieren. Dabei wird das Rauchgas aus Großfeuerungsanlagen nach
einer Entschwefelungsanlage abgezweigt und in den Reaktor
geführt, nachdem es so lange und so weit gekühlt wurde, bis
der Restschwefeloxidgehalt durch Kondensation weiter ver
ringert wurde.
Erfindungsgemäß wird ein Verfahren bereitgestellt zur Ab
reicherung oder Entfernung von Kohlendioxid in Abgasen von
Verbrennungsanlagen unter Ausnutzung von CO₂-fixierenden
Eigenschaften von Algen.
Erfindungsgemäß wird das Abgas nach einer Rauchgasent
schwefelung entnommen und vor der Einleitung in einen ge
schlossenen, die Algen enthaltenen Reaktor, so weit und so
lange gekühlt, wie dies zur Kondensation des Restschwefel
oxids (üblicherweise als SO₂) erforderlich ist. Dabei sollte
der SO₂-Anteil vorzugsweise auf einen Mittelwert von etwa 100
mg pro m³ oder darunter reduziert werden. Üblicherweise weist
Rauchgas vor der Rauchgasentschwefelung im Mittel über 1.400
mg/m³ auf. Nach der Rauchgasentschwefelung reduziert sich
dieser Wert auf etwa 100 mg/m³. Durch die erfindungsgemäß
durchzuführende Abkühlung des Rauchgases kondensiert daraus
eine wäßrige Fraktion, die mit Schwefeloxiden bzw. deren
korrespondierenden Säuren angereichert ist. Dieses Kondensat
wird nicht in den Reaktor, der die Algen enthält, geleitet.
Diese Verfahrensweise hat den Vorteil, daß das Spektrum der
für die CO₂-Fixierung in Frage kommenden Algen erheblich
vergrößert wird, da auch Algen mit geringerer pH-Toleranz,
wie die meisten Süßwasseralgen, kultiviert werden können.
Dadurch, daß eine Kondensation des Rauchgases erfolgt,
ermöglicht das erfindungsgemäße Verfahren auch die Verwendung
von Rauchgas mit weniger effizienten Entschwefelungsver
fahren.
Die Abgase können dabei aus technischen Großfeuerungsanlagen,
wie Kraftwerken, Fernheizwerken, Müllverbrennungsanlagen oder
Haushaltsheizungen sowie Verbrennungsmotoren, stammen.
Aufgrund der effizienten CO₂-Fixierung mittels der Algen,
lassen sich dezentrale CO₂-Fixierstationen schaffen.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird das Abgas vor Einleitung in den Algen ent
haltenen Reaktor durch eine Einrichtung geführt, in der ein
Fluidum dem Abgas zur Steuerung des CO₂-Gehaltes zumischbar
ist. Dadurch ist es möglich auch Algen zur CO₂-Fixierung zu
verwenden, denen an sich hohe CO₂-Konzentrationen schädlich
sind. Als Fluidum kommt insbesondere Umgebungsluft in Frage,
die gegebenenfalls steril in die Einrichtung eingeleitet
wird.
Insgesamt weist das erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil
auf, daß es eine Vielzahl von verschiedenen Algenspezies der
Rauchgas-CO₂-Minderung zugänglich macht. Dies ist deshalb von
besonderer Bedeutung, da in den einzelnen CO₂-Abreicherungs
stationen verschiedene Algen mit verschiedenem Produkt
spektrum eingesetzt werden können. So kann beispielsweise
in einem Teil Biomasse erzeugt werden, wohingegen in einem
anderen Teil der CO₂-Abreicherungsanlage Algen eingesetzt
werden, die wertvolle Metaboliten, wie Arzneistoffe, wert
volle Nahrungsergänzungsmittel, etc., herstellen.
Üblicherweise verwenden die Algen zur CO₂-Fixierung Licht des
sichtbaren Spektralbereiches. Dabei erfolgt die Abreicherung
des CO₂ aus dem Abgas durch Fixierung des CO₂ mittels der
Photosynthese. Die Algen benutzen die Photosynthese zum
Wachstum und zur Herstellung von Metaboliten.
So gewährleistet das erfindungsgemäße Verfahren gewünschten
falls die ausschließliche Erzeugung von Biomasse, die dann
nach verschiedenen Verfahren weiterverarbeitet wird, je nach
dem, ob sie als Futtermittel oder als Brennstoff wiederum
in Kraftwerken eingesetzt wird. Die erzeugte Biomasse wird
unabhängig von ihrer Verwendung geerntet und getrocknet,
woraufhin sie dann ihren weiteren Verwendungszwecken zu
geführt werden kann. Die Biomasse kann auch als Ausgangs
produkt zur Isolierung von wertvolleren Zellinhaltsstoffen,
wie Proteinen, Zucker und anderen Nahrungsstoffen oder auch
pharmazeutischen Wirkstoffen aufgearbeitet werden. Geben die
Algen Sekundärmetaboliten an die Kulturflüssigkeit ab, kann
auch die Kulturflüssigkeit vorzugsweise kontinuierlich
bearbeitet werden, beispielsweise durch Ultrafiltration oder
Festphasenextraktion, um die in die Kulturflüssigkeit ab
gegebenen Inhaltsstoffe zu isolieren.
Die Algen werden vorzugsweise in geschlossenen Reaktoren
kultiviert, in die durch Lichtleiter entweder natürliches
Licht oder Lampenlicht geeigneter Emissionscharakteristik
eingestrahlt wird.
Die vorliegende Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele
näher erläutert.
Die Alge Haematococcus lacustris wird mit verschiedenen CO₂
haltigen Gasen behandelt und der Einfluß auf deren Wachstum
(Maß für CO₂-Fixierung) untersucht. Die Algen werden im
Medium WEES (modifiziert, Kies 1967) gehalten. Die Kulti
vierung der Algen erfolgt in gläsernen Kulturröhrchen von
etwa 40 cm Länge und 3,5 cm Durchmesser. Die Kulturröhrchen
sind mit Rauchgas beschickbar. Die Belichtung der Algen
kulturanlage erfolgt mittels Neonleuchten. Die Temperatur
wird durch ein Wasserbad eingestellt. Die Temperatur liegt
bei allen Versuchen bei 25°C und der Volumenstrom der
Belüftung beträgt ca. 10 l pro Stunde. Die Beleuchtung
erfolgt mit fünf Neonlampen Sylvania universal white ES-
Standard F 36 W/125 lm sowie Osram L 36 W 30-1 Warmton. Die
Lichtintensität beträgt 20 W/m².
Das Rauchgas strömt in die Algenkultur. Es werden die folgen
den fünf Kultivierungen durchgeführt:
- 1. Begasung der Algen mit reiner Luft
- 2. Begasung mit CO₂ synthetisch/Luft (15% CO₂)
- 3. Begasung mit Rauchgas (14,5% CO₂)
- 4. Begasung mit CO₂ synthetisch/Luft (7,5% CO₂)
- 5. Begasung mit Luft/Rauchgas 1 : 1 (7,5% CO₂)
Bei der ersten Kultivierung ergibt sich eine relativ
schlechte Wachstumskurve, da neben dem Nachteil des weiten
Überschreitens des pH-Optimums, große Probleme mit Schaum
bildung auftreten.
Die Zweitkurve zeigt, daß hohe CO₂-Konzentrationen einen
wachstumshemmenden, möglicherweise sogar toxischen Effekt
auf die verwendeten Algen haben können. Wird hingegen gemäß
der Erfindung Rauchgas in einer Menge von etwa 14,5% einge
setzt, zeigt sich im Gegensatz zur Verwendung von reinem CO₂
ein verbessertes Ergebnis. Überraschenderweise scheint also
das Rauchgas einen wachstumsfördernden Einfluß auf die Algen
auszuüben.
Im Gegensatz zum Beispiel 2 zeigen die Kultivierungen bei
einer Begasung eines Gemisches Rauchgas zu Luft 1 : 1 (7,5%
CO₂) ein besseres Wachstum als die hohe CO₂-Konzentration.
Daraus ergibt sich für den Fachmann, daß das Wachstum der
zu verwendenden Algen jeweils optimiert werden kann, indem
vorzugsweise die Konzentration des CO₂ variiert wird.
Claims (3)
1. Verfahren zur Abreicherung oder Entfernung von Kohlendioxid
aus Abgasen von Verbrennungsanlagen mittels Photosynthese
durch CO₂-fixierende Algen, dadurch gekennzeichnet, daß man
das Abgas nach einer Rauchgasentschwefelung soweit wie zur
Kondensation des Restschwefeloxids (SO₂) erforderlich kühlt
und in einen geschlossenen Reaktor, welcher die Algen
enthält, einleitet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
dem Abgas vor Einleitung in den Algen enthaltenden Reaktor
ein Fluidum zur Steuerung des CO₂-Gehaltes zumischt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man das Licht für die Photosynthese aus natürlichem
Licht oder Lampenstrahlung mit geeignetem Emissionsspektrum
entnimmt.
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