DE4439793C2 - Verfahren zur Herstellung von Gußformstücken aus Gold-Titan-Legierungen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Gußformstücken aus Gold-Titan-LegierungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von Gußformstücken aus Gold-Titan-Legierungen mit
0,1 bis 4 Gew.-% Titan, insbesondere für Dental- und
Schmuckteile, durch Aufschmelzen von Portionsstücken
der Legierung an der Luft und anschließendes Vergie
ßen.
Festsitzender und herausnehmbarer Zahnersatz wird
normalerweise aus korrosionsbeständigen, biokompati
blen Edelmetallegierungen hergestellt, wobei das ge
gossene Objekt anschließend oft mit Dentalkeramik
verblendet wird, um ein dem natürlichen Zahn entspre
chendes Aussehen zu erzielen. Die Eignung von Legie
rungen für diesen Zweck ist an eine Reihe von Eigen
schaften geknüpft, die auf die Dentalkeramik abge
stimmt sein müssen, wie thermischer Ausdehnungskoef
fizient, Schmelzintervall und Haftung zwischen Kera
mik und Legierung. Grundvoraussetzung ist auch eine
gute Korrosionsbeständigkeit und eine ausreichende
Festigkeit, um die Belastungen beim Kauvorgang zu
ertragen. Nach ihrer mechanischen Belastbarkeit wer
den Dentallegierungen in verschiedene Klassen von
Typ 1 bis Typ 4 eingeteilt. Die höchste Festigkeit und
damit die breiteste Indikation besitzen Typ-4-Legierun
gen.
Hochgoldhaltige Edelmetallegierungen sind die tradi
tionellen Legierungssysteme, die für diesen Zweck ein
gesetzt werden. Sie haben sich seit vielen Jahren klinisch
bewährt. In der Korrosionsbeständigkeit und Biokom
patibilität sind diese Legierungen nach wie vor uner
reicht. Die zahlreichen Anforderungen, die an diese Le
gierungen gestellt werden, konnten bisher nur mit in
aller Regel sehr kompliziert aufgebauten Legierungssy
stemen erfüllt werden. Die hochgoldhaltigen Aufbrenn
legierungen sind charakterisiert durch einen Goldgehalt
ab ca. 70 Gew.-%. Zur Steigerung der Hochtemperatur
stabilität während des Keramikbrandes ist in der Regel
Palladium und Platin zulegiert. Zur Erhöhung der Härte
und der mechanischen Festigkeit werden eine ganze
Reihe verschiedener Nichtedelmetalle zugesetzt. Wei
tere Elemente werden zulegiert, um die Feinabstim
mung weiterer zahntechnisch relevanter Daten, wie
thermischer Ausdehnungskoeffizient, Keramikhaftung,
Oxidfarbe oder ausreichende Duktilität bei hoher Tem
peratur zu gewährleisten. Gebräuchliche weitere Legie
rungselemente sind zum Beispiel Silber, Kupfer, Indium,
Zink, Zinn und Eisen. Bekannt ist, daß eine Reihe dieser
Elemente auch wieder unerwünschte Eigenschaften ha
ben kann, so daß versucht wird, diese zu vermeiden oder
nur in geringer Menge einzusetzen. Beispielsweise kann
Silber zu Grünverfärbung bei empfindlichen Keramiken
führen und Kupfer kann speziell beim Auftreten von
Spaltkorrosionseffekten zu Verfärbungen führen.
Im Zuge eines allgemein gestiegenen Gesundheitsbe
wußtseins und einer generell zu beobachtenden höhe
ren Anfälligkeit gegenüber Allergien und Unverträg
lichkeiten bei den Menschen der modernen Industrie
staaten ist auch die Biokompatibilität von Dental- und
Schmucklegierungen verstärkt in die Diskussion gera
ten. Bisherige Untersuchungen zeigen, daß Art und
Menge der durch Korrosionsvorgange in Lösung ge
henden Bestandteile einer Legierung für die Biokompa
tibilität entscheidend sind. Anzustreben ist generell ein
möglichst hoher Edelmetallanteil für gute Korrosions
beständigkeit und eine möglichst geringe Anzahl der
Legierungskomponenten, speziell der Nichtedelmetalle,
um dadurch die Wahrscheinlichkeit einer allergischen
Reaktion auf eine bestimmte Komponente so gering
wie möglich zu halten. Selbstverständlich sollten nur
Elemente Verwendung finden, die keinerlei toxische
Wirkungen besitzen.
Aus Gründen der optimalen Biokompatibilität und
der Ästhetik wäre es wünschenswert, Dental-Aufbrenn
legierungen zur Verfügung zu haben, die lediglich aus
Gold und einem weiteren unbedenklichen Element be
stehen und die bezüglich der Farbe und der Korrosions
beständigkeit sowie der Verarbeitbarkeit möglichst na
he am reinen Gold liegen und gleichzeitig die mechani
sche Festigkeit besitzen, die von einer Typ-4-Legierung
gefordert werden.
Aus der EP-A-0 190 648 sind Gold-Titan-Legierun
gen mit 0,1 bis 4 Gew.-% Titan bekannt, die als Werk
stoff für Schmuckstücke oder Münzen eingesetzt wer
den. Diese Legierungen sind härter und damit abriebfe
ster als reines Gold. Außerdem zeigen sie eine brillante
Goldfarbe.
Solche Gold-Titanlegierungen sind auch schon für
Dentalteile vorgeschlagen worden (Dental Product Re
port, November 1991).
Generell ist für Dentallegierungen sicherzustellen,
daß zur Erzeugung individueller Gußstücke der Fein
guß über das Wachsausschmelzverfahren problemlos
funktioniert. Dies bedeutet, daß die Legierung durch das
Aufschmelzen und Vergießen nicht gravierend in ihren
Eigenschaften verändert werden darf und daß der Guß
in eine konventionelle zahntechnische Einbettmasse
möglich sein sollte. Außerdem sollten solche Güsse an
Luft durchgeführt werden können.
Titan hat als Legierungsbestandteil im schmelzflüssi
gen Zustand ein großes Reaktionsvermögen mit den
Luftbestandteilen und den Tiegelmaterialien unter Aus
bildung von beispielsweise Oxiden, Nitriden oder Carbi
den. Dadurch bilden sich während des Aufschmelzens
und Vergießens störende Schlackenschichten, die au
ßerdem auch die Zusammensetzung der Legierung und
damit deren Eigenschaften verändern.
In der EP-A-0 190 648 erfolgt das Schmelzen und Vergießen
der Legierungsschmelze aus Gold und Titan daher im Vakuum
oder unter Schutzgas in Form von Argon. Das Schmelzen
erfolgt in einem Keramiktiegel, der Guß in eine
Graphitform. Beide Materialien sind allerdings nur
verwendbar unter Vakuum oder Argonatmosphäre, falls eine
Schlackenbildung vermieden werden soll. An Luft erfolgt
eine Schlackenbildung unter Abreicherung des Titangehaltes
der Legierung und Unbrauchbarwerden des Keramiktiegels.
Auch in der Zeitschrift "Gold-Technology, Mai 1991, Seite
22 und Mai 1992, Seite 2, 3 und 7" wird das Schmelzen und
Gießen von Gold-Titanlegierungen mit etwa 1 Gew.-% Titan in
Tiegeln aus hochreinem Kohlenstoff bzw. Graphit
beschrieben. Allerdings muß das Schmelzen unter hochreinem
Argon durchgeführt und der Kontakt mit Luft vermieden
werden.
Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein
Verfahren zur Herstellung von Gußstücken aus Gold-Titan-
Legierungen mit 0,1 bis 4 Gew.-% Titan, insbesondere für
Dental- und Schmuckteile zu entwickeln, durch Aufschmelzen
von Portionsstücken der Legierung an der Luft und
anschließendes Vergießen, bei dem trotz Anwesenheit von
Luft möglichst wenig Schlackenbildung und Abreicherung von
Titan erfolgen sollte. Außerdem sollte der Schmelztiegel
mehrfach verwendbar sein.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß ein
Schmelztiegel verwendet wird, bei dem die mit der
Legierungsschmelze in Kontakt kommenden Flächen aus
Kohlenstoff bestehen, zum Beschicken des Schmelztiegels
Portionsstücke mit einem möglichst kleinem Verhältnis
Oberfläche zu Volumen eingesetzt werden und die Zahl der
Portionsstücke zum Erreichen der Schmelzmenge 1 bis 5
beträgt.
Normalerweise verwendet man zum Aufschmelzen der Gold-
Titan-Legierung einen Graphittiegel. Dabei kann der Graphit
einige Prozent eines anderen Materials enthalten.
Überraschenderweise führt das Schmelzen von Gold-Titan-
Legierungen in Form von Portionsstücken mit 0,1 bis 4 Gew.-%
Titan in Tiegeln aus Kohlenstoff auch an der Luft nicht zur
Bildung von Titancarbid in störenden Mengen, wenn man
Portionsstücke mit einem möglichst kleineren Verhältnis
Oberfläche zu Volumen und in möglichst kleiner Anzahl
einsetzt. Man erhält nach dem Abgießen einwandfreie
Gußformstücke mit vorgegebenem Titangehalt der
Goldlegierung. Der Schmelztiegel wird hierbei nicht
merklich angegriffen und kann daher vielfach
wiederverwendet werden.
Anzustreben ist ein möglichst kleines Verhältnis von
Oberfläche zu Volumen der einzelnen Portionsstücke. Man
setzt daher vorzugsweise Kugeln, Zylinderabschnitte oder
Quader als Formstücke ein, wobei die Schmelzenmenge mit
höchstens 5 Portionsstücken erreicht werden muß.
Die Gußformstücke aus Gold-Titan-Legierungen mit 0,1 bis 4
Gew.-% Titan lassen sich mit den handelsüblichen
Dentalkeramiken sehr gut verblenden. Durch Variation des
Titangehaltes lässt sich auch die Härte der Gußformstücke
variieren.
Folgende Beispiele sollen das erfindungsgemäße Verfahren
näher erläutern:
- 1. 80 g einer Gold-Titan-Legierung mit 1,7 Gew.-% Titan werden in Form von handelsüblichen Plättchen in einen Graphittiegel gegeben. Man benötigt hierzu etwa 50 Legierungsplättchen. Nach dem Aufschmelzen bei 1250°C an der Luft wird nach ca. 30 Sekunden in eine Graphitform abgegossen. Im Tiegel verblieb ein Schlackenrest von etwa 5 Gew.-%, der den Ausguß verstopfte. Der Tiegel war stark angegriffen und nicht wiederverwendbar war. Der erstarrte Formkörper besitzt eine Gußhärte von 163 HV. Nach einem simulierten Keramikbrand sinkt die Härte weiter auf 144 HV ab, was auf eine nichtreproduzierbare Titanabreicherung schließen lässt.
- 2. 80 g einer Gold-Titan-Legierung mit 1,7 Gew.-% Titan werden in Form von zwei Zylinderabschnitten von je ca. 4 cm Länge und je 40 g Gewicht in einen Graphit-Tiegel gegeben und analog Beispiel 1 aufgeschmolzen und abgegossen. Im Tiegel verblieb nur ein Schlackenrest von weniger als 1%, der sich leicht entfernen lässt. Der Graphittiegel ist dann wiederverwendbar. Der erstarrte Formkörper besitzt eine Gußhärte von 199 HV, enthält also den vorgegebenen Titangehalt. Nach einem simulierten Keramikbrand steigt die Härte auf 219 HV.
Claims (1)
1. Verfahren zur Herstellung von Gußformstücken aus Gold-
Titan-Legierungen mit 0,1 bis 4 Gew.-% Titan, insbesondere
für Dental- und Schmuckteile, durch Aufschmelzen von
Portionsstücken der Legierung an der Luft und
anschließendes Vergießen,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Schmelztiegel verwendet wird, dessen mit der
Legierungsschmelze in Kontakt kommende Flächen aus
Kohlenstoff bestehen, daß zum Beschicken des Schmelztiegels
Portionsstücke mit einem möglichst kleinen Verhältnis
Oberfläche zu Volumen eingesetzt werden und daß die Zahl
der Portionsstücke zum Erreichen der Schmelzenmenge 1 bis 5
beträgt.
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