DE4437596A1 - Flammwidrige Zusammensetzung zur Herstellung von elektrischen Kabeln mit Isolations- und/oder Funktionserhalt - Google Patents
Flammwidrige Zusammensetzung zur Herstellung von elektrischen Kabeln mit Isolations- und/oder FunktionserhaltInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Zusammensetzungen bzw. Compounds zur
Herstellung von Brandsicherheitskabeln mit Isolations-
und/oder Funktionserhalt. Die Erfindung betrifft ferner
Brandsicherheitskabel mit Isolations- und/oder
Funktionserhalt, die unter Verwendung solcher Zusammen
setzungen bzw. Compounds hergestellt sind.
Brandsicherheitskabel sind elektrische Kabel, die auch im
Brandfall über einen gewissen Zeitraum funktionsfähig sind
und zudem gewährleisten, so sich über das Kabel die
Brandausbreitung in Gebäuden verhindern läßt. Insbesondere
ist es wichtig, daß wesentliche Stromkreise geschützt wer
den, um bestimmte elektrische Systeme funktionsfähig zu
halten und dadurch die Sicherheit von Personen zu
gewährleisten und den Löschmannschaften eine wirksame
Brandbekämpfung zu ermöglichen.
Die Eigenschaften, denen Brandsicherheitskabel genügen
müssen, sind in vielen Ländern gesetzlich geregelt. Kabel
mit sogenanntem Isolationserhalt werden beispielsweise
gemäß dem internationalen Standard IEC 331 oder gemäß VDE
0472 Teil 814 unter Flammeinwirkung mit einer
Prüftemperatur von etwa 750°C während einer Dauer von 180
Minuten auf Isolationsversagen geprüft. Diese Prüfung
entspricht allerdings nicht den Gegebenheiten der Praxis,
da die Temperaturprüfung des Kabels allein noch kein Krite
rium für die Funktionstüchtigkeit des Kabels im Brandfall
darstellt. Entscheidend ist nicht nur die Temperatur, der
ein Kabel ausgesetzt ist, sondern vor allem das
Zusammenwirken aller Faktoren, die während eines
Brandereignisses auftreten.
Dementsprechend erfordern die deutschen Vorschriften nach
DIN 4102 Teil 12 eine weitaus härtere Prüfung. Nach dieser
Methode erfolgt die Prüfung nicht nur im "Labormaßstab",
sondern man prüft ein komplettes Kabelsystem unter
annähernd realistischen Bedingungen in einem Prüfstand von
mindestens 3 m Länge. Auf diese Weise werden bei diesem
Test auch andere Einflußfaktoren wie mechanische Kräfte,
die auf das Kabel einwirken, berücksichtigt. Mechanische
Beanspruchungen können beispielsweise durch Verformungen
oder teilweises Versagen des Tragesystems oder durch die
installationstechnisch bedingte Verlegung der Kabel in
Bögen und die dadurch bedingten Fixierungen auftreten.
Ferner werden auch die Umgebungsbedingungen in die Prüfung
einbezogen. So steht die von Ölbrennern beheizte
Brandkammer während des Testlaufs unter leichtem Überdruck.
Außerdem verändert sich die Zusammensetzung der
Ofenatmosphäre bedingt durch das Verbrennen der brennbaren
Anteile am Kabel und anderer im Ofen befindlichen Komponen
ten, beispielsweise von Zinkbeschichtungen der Tragevor
richtung. Bei der Prüfung nach DIN 4102 Teil 12 wird das
Kabel gemäß einer sogenannten Einheitstemperaturzeitkurve
(ETK; DIN 4102 Teil 2) über eine Zeitdauer von 90 Minuten,
während der schließlich eine Temperatur von ungefähr 1000°C
erreicht wird, auf die erforderliche Sicherheit
hinsichtlich eines etwaigen Kurzschlusses oder einer
Unterbrechung des Stromflusses (Leiterunterbruch)
überprüft. Ein Funktionserhalt über einen Zeitraum von
wenigstens 90 Minuten bei einer Exposition des Kabels im
Ofen bis zu einer Temperatur von 1000°C stellt die höchste
Funktionserhaltsklasse (E 90) dar. Ein Funktionserhalt von
wenigstens 90 Minuten wird beispielsweise für Wasserdruck
erhöhungsanlagen zur Löschwasserversorgung, für
Lüftungsanlagen in Sicherheitstreppenräumen, innenliegende
Treppenräume, Fahrschächte und Triebwerksräume von
Feuerwehraufzügen, für Rauch und Wärmeabzugsanlagen und für
Feuerwehraufzüge gefordert.
Die Verwendung von Metallhydroxiden, insbesondere von
Aluminiumhydroxid, als Füllstoff für flammwidrige Polymer
compounds ist allgemein bekannt. Um eine gute
Flammschutzwirkung zu erzielen, wird dabei eine möglichst
hohe Füllstoffkonzentration angestrebt. Für diese Zwecke
geeignete Polymeren sind beispielsweise Polyolefine, Ethy
lencopolymere oder Mischungen solcher Polymere. Im
Brandfall sollen diese gefüllten Polymerzusammensetzungen
zum einen die Brandausbreitung entlang dem Kabel ver
hindern, zum anderen eine gewisse Schutzfunktion für die
isolierten Adern übernehmen. Flammhemmende thermoplastische
Zusammensetzungen mit hoher Füllstoffmenge werden
beispielsweise in der EP-A-0 054 424 und der EP-A-0 082 407
beschrieben. Die WO 93/2056 beschreibt Mischungen aus einem
thermoplastischen Material, beispielsweise auf Basis von
Ethylenvinylacetat, und Aluminiumhydroxid, die bei der Her
stellung feuerbeständiger Kabel verwendet werden, wie sie
beispielsweise in der petrochemischen Industrie zum Einsatz
kommen können. Ein Nachteil solcher gefüllter Polymere
besteht jedoch allgemein darin, daß ihre Schutzwirkung nur
von begrenzter Dauer ist. Besonders bei hohen Temperaturen
kommt es binnen weniger Minuten zu einer Zerstörung aller
vorhandenen polymeren Strukturen, einschließlich Aderisola
tionen. Diese Materialien erlauben daher keinen Funktions
erhalt, der besonderen Anforderungen wie beispielsweise der
Funktionserhaltsklasse E 90 genügt, so daß sich ihre Ver
wendung auf Gebiete beschränkt, auf denen weniger kritische
Anforderungen gestellt werden.
Um im Brandfall einen Isolationserhalt oder Funktionserhalt
der elektrischen Kabeln zu erreichen, werden daher
hochtemperaturfeste Materialien eingesetzt. In diesem
Zusammenhang sind Isolierschichten auf Basis von
Silikatfasern oder Siliconkautschuk bekannt. Hierbei macht
man sich die elektrisch isolierende Eigenschaft und die
Hitzebeständigkeit von SiO₂ zunutze, das bei der Verbrennung
der organischen Bestandteile eines Siliconpolymers
entsteht. Auch solche Isolationen erlauben jedoch noch
keinen Funktionserhalt, der besonders hohen Anforderungen
genügt.
Am häufigsten, insbesondere bei hohen brandtechnischen
Anforderungen, finden Glimmerbandierungen Verwendung, die
unmittelbar auf dem Leitungsdraht aufgebracht sind. Für den
Funktionserhalt gemäß E 90 sind bislang nur Kabel mit
glimmerbandierten Leitern bekannt, wobei die Glimmer
bandierungen meistens in Verbindung mit den oben be
schriebenen hochgefüllten Polymeren oder mit anderen
zusätzlichen Elementen, beispielsweise keramischen Werk
stoffen verwendet werden. So beschreibt die DE-A-41 32 390
elektrische Kabel mit Funktionserhalt, in denen zur Isolie
rung der einzelnen Leiter eine Isolierschicht vorgesehen
ist, die aus zwei Lagen eines mit Glimmer beschichteten
Glasgewebebandes und einer dazwischen angeordneten dünnen
Schicht eines hochtemperaturfesten Keramikklebers besteht.
Die US-A-5 227 586 beschreibt ebenfalls flammwidrige
elektrische Kabel, die gegen Temperaturen um 1000°C
beständig sind. Dabei befinden sich die von einem
Isoliermaterial wie Siliconkautschuk umgebenen elektrischen
Leiter in einer Hülle aus zwei übereinander aufgebrachten
Flammbarriereschichten, beispielsweise Glimmerschichten.
Die CH-A-683 213 beschreibt elektrische Kabel mit Isola
tions- und/oder Funktionserhalt, worin die einzelnen Adern
mit einer Glimmerbandage umhüllt sind, die im wesentlichen
aus Glasfaserband und Glimmerplättchen besteht. Auf diese
Bandage ist eine Isolierung aus halogenfreiem Polymer
aufgebracht, die schließlich wiederum von einer zweiten
Bandage aus Glasgarn umgeben ist.
Glimmerbandierungen sind jedoch relativ kostenintensiv.
Ferner sind auch Glimmerbandierungen auf elektrischen
Leitern nur begrenzt temperaturbeständig und nicht
besonders gut geeignet, wenn gleichzeitig mechanische
Beanspruchungen stattfinden. Mit zunehmenden Anforderungen
müssen daher speziellere Glimmertypen und zunehmende
Glimmerschichtdicken verwendet werden. Die Glimmerpartikel
müssen außerdem durch Harze und Bindemittel, die nicht
besonders hochtemperaturfest sind, auf Glasgewebeträgern
fixiert werden. Einige keramische Werkstoffe weisen häufig
über das geforderte Temperaturband keine ausreichende elek
trische Durchschlagsfestigkeit auf. Die hohen Kosten
einiger keramischer Materialien lassen diese ebenfalls
nicht als preiswerte Alternative in Betracht kommen. Aus
diesen Gründen besteht ein großer Bedarf an weiteren Mate
rialien, die die Herstellung von Brandsicherheitskabeln
erlauben, die hohen sicherheitstechnischen Anforderungen
genügen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein
kostengünstiges Material zur Verfügung zu stellen, das sich
gleichermaßen zur Herstellung von elektrischen Kabel mit
niedrigem als auch mit hohem Isolations- und/oder
Funktionserhalt eignet.
Diese Aufgabe wurde durch eine Zusammensetzung nach
Anspruch 1 gelöst, also eine keramisierbare flammwidrige
Zusammensetzung, die eine Siliconkomponente, wenigstens ein
Metalloxid und/oder eine Vorläuferverbindung dieses
Metalloxids, und gegebenenfalls weitere Hilfs- und Zusatz
stoffe umfaßt.
Unter dem Begriff "Siliconkomponente" werden hier Silicon-
Polymere (Silicone, Polyorganosiloxane) oder deren
Mischungen verstanden. Diese Siliconpolymere können einen
mehr oder minder hohen Gehalt an freiem Siliciumdioxid
(SiO₂) aufweisen und stellen eine Matrix für eine Metall
oxidfüllung dar. Bevorzugt werden Silicone, beispielsweise
HTV-Siliconkautschuke, mit einem mittleren SiO₂-Gehalt,
beispielsweise einer Shore A-Härte von 50-70 verwendet.
Insbesondere geeignet sind Silicon-Polymere mit niedrigen
oder mittleren Viskositäten, da diese einen hohen Gehalt
der Zusammensetzung an Metalloxiden und, gegebenenfalls,
weiteren Füllstoffen zulassen. Auch hochviskose Polymere,
die geringere Metalloxid- und Füllstoffdosierungen er
lauben, finden jedoch Anwendung, beispielsweise in Bestand
teilen der Brandsicherheitskabel, an die geringere Anfor
derungen gestellt werden. Die Siliconkomponente der
Zusammensetzung kann sowohl Silicon-Polymere mit zur
Vernetzung geeigneten Gruppen, beispielsweise H-Atome, OH-
Gruppen oder Vinylgruppen, als auch unvernetzbare Silicon-
Polymere umfassen, so daß die Siliconkomponente sowohl in
unvernetzter als auch in vernetzter oder teilvernetzter
Form vorliegen kann. Ob die Siliconkomponente in vernetzter
Form vorliegt, hängt auch von der gewünschten Konzentration
an Metalloxiden und Füllstoffen ab. Bei sehr hohen
Konzentrationen erfolgt keine Vernetzung der Silicon-
Polymere mehr. Bei geringeren Metalloxid- und Füll
stoffkonzentrationen wird eine Vernetzung oder Teilver
netzung bevorzugt. Geeignete Silicon-Polymere umfassen bei
spielsweise die Gruppe der Siliconöle und Siliconharze.
Bevorzugt werden Silicon-Polymere, die in den elastischen
Zustand überführbar sind, beispielsweise Siliconkautschuke.
Als Metalloxide werden zweckmäßig Metalloxide oder
Metalloxidverbindungen verwendet, die sich ohne Zersetzung
mit SiO₂ sintern lassen, beispielsweise Al₂O₃ und TiO₂.
Besonders bevorzugt wird Aluminiumoxid (Al₂O₃) in seinen
verschiedenen Modifikationen verwendet. Das Metalloxid kann
auch als Mischoxid vorliegen. Bevorzugt werden insbesondere
Mischoxide von Al₂O₃ und SiO₂, beispielsweise Mullit (3 Al₂O₃
× 2 SiO₂). Statt der Oxide können auch Vorläuferverbindungen
dieser Oxide eingesetzt werden, d. h. Verbindungen, die
beispielsweise unter Hitzeeinwirkung in das jeweilige Oxid
übergehen, beispielsweise Aluminiumhydroxide wie Diaspor
oder metallorganische Verbindungen, z. B. Titan-n-Butoxid.
Bevorzugt werden die Oxide selbst eingesetzt.
Die Metalloxide liegen in der Zusammensetzung zweckmäßig in
Pulverform vor. Die mittlere Korngrößenverteilung ist nicht
sehr kritisch; sie liegt zweckmäßig bei ungefähr 1,5 bis
2,5 µm. Die Menge der Metalloxidfüllung wird entsprechend
dem Verwendungszweck und den Anforderungen an den Funk
tionserhalt gewählt. Bei geeigneter Wahl der
Siliconkomponente wie oben beschrieben, kann die
erfindungsgemäße Zusammensetzung einen Gehalt an Metall
oxiden von bis zu ungefähr 450 Gewichtsteilen pro 100
Gewichtsteilen Siliconkomponente aufweisen. Die maximale
Menge an Metalloxidfüllung wird u. a. durch die Art der
Siliconkomponente bestimmt. Zweckmäßig enthält die
Zusammensetzung pro 100 Gewichtsteile Siliconkomponente
wenigstens 50 Gewichtsteile, beispielsweise 50-400 Ge
wichtsteile, bevorzugt 100 bis 350 Gewichtsteile
Metalloxide und/oder entsprechende Vorläuferverbindungen.
Es wurde gefunden, daß die mechanisch feste Struktur zum
Schutz des Leiters, die einen ausreichend hohen Isolations-
und/oder Funktionserhalt des Kabels im Brandfall
gewährleistet, dadurch zustande kommt, daß das
beispielsweise unter Wärmeeinwirkung oder beim Verbrennen
der Siliconkomponente entstandene oder bereits frei
vorliegende SiO₂ mit dem Metalloxid über eine Art Sinterung
reagiert. Elektronenmikroskopische Untersuchungen haben
gezeigt, daß die erreichte Strukturfestigkeit der norma
lerweise in Pulverform vorliegenden Substanzen über eine
sog. Randschichtensinterung möglich wird, die überraschen
derweise bereits bei Temperaturen stattfinden kann, die
unter dem Schmelzpunkt des elektrischen Leiters liegen.
Gegebenenfalls kann die erfindungsgemäße Zusammensetzung
weitere Hilfs- und Zusatzstoffe, insbesondere
Benetzungsmittel für die Metalloxide, weitere Füllstoffe,
Elastifiziermittel, Vernetzungskatalysatoren oder
Vernetzungsmittel, und Pigmente enthalten.
Bevorzugt weist die Zusammensetzung einen Gehalt an
Benetzungsmittel für die Metalloxide auf, durch den sich
die Konzentration an Metalloxiden in der Zusammensetzung
erhöhen läßt. Ein besonders bevorzugtes Benetzungsmittel
ist beispielsweise Aluminiumstearat. Die Benetzungsmittel
sind in der Zusammensetzung gegebenenfalls in einer Menge
von bis zu 25 Gewichtsteilen, insbesondere von bis zu 20
Gewichtsteilen, beispielsweise von 1-15 Gewichtsteilen pro
100 Gewichtsteilen Siliconkomponente enthalten.
Bevorzugt weist die Zusammensetzung neben den Metalloxiden
einen Gehalt an weiteren Füllstoffen auf. Geeignete
Füllstoffe sind beispielsweise die auch in Verbindung mit
herkömmlichen Polymercompounds bekannten Füllstoffe wie
Carbonate, insbesondere Calciumcarbonat (CaCO₃) und
Magnesiumcarbonat (MgCO₃) oder Mischsalze wie Mg-Ca-
Carbonat-Hydrate. Ein bevorzugter Füllstoff ist CaCO₃. Die
Menge an weiteren Füllstoffen beträgt zweckmäßig bis zu 150
Gewichtsteile, vorzugsweise bis zu 100 Gewichtsteile, bei
spielsweise 10-100 Gewichtsteile Füllstoff pro 100
Gewichtsteilen Siliconkomponente.
Je nach Art der Siliconkomponente kann die Zusammensetzung
auch übliche Vernetzungsmittel, insbesondere organische
Peroxide, beispielsweise Benzoylperoxid oder 2,4-
Dichlorbenzoylperoxid, enthalten. Die Menge an Vernet
zungsmittel in der Zusammensetzung beträgt im Bedarfsfall
zweckmäßig bis zu 5 Gewichtsteile, beispielsweise 0,5-5
Gewichtsteile, vorzugsweise 1-3 Gewichtsteile pro 100 Ge
wichtsteilen Siliconkomponente.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung, die die
Siliconkomponente und das Metalloxid enthält, liegt
bevorzugt als sog. keramischer Polymercompound (Silicon-
Metalloxid-Compound), d. h. als verarbeitungsfähige Mischung
vor, kann aber auch eine Vorstufe eines solchen Compounds
darstellen.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung kann in an sich
bekannter Weise durch Mischen bzw. Compoundieren der
einzelnen Komponenten hergestellt werden. Eine Vernetzung
der Silicone erfolgt dabei gegebenenfalls nach bekannten
Verfahren, beispielsweise mittels üblicher
Vernetzungsmittel wie organischen Peroxiden. Die Vernetzung
kann aber auch nach anderen Mechanismen, beispielsweise
mittels im Polymer befindlicher geeigneter funktioneller
Gruppen über eine Hydrosilylierungsreaktion erfolgen.
Die Aufarbeitung des Metalloxids in einer Siliconmatrix als
keramischer Polymercompound erlaubt eine Verarbeitung der
Zusammensetzung, wie sie auch mit anderen hochgefüllten
Mischungen bekannt ist. Die Verarbeitung erfolgt
beispielsweise in herkömmlichen Extrusions- oder
Coextrusionsverfahren mit Extrudern, wie sie im Stand der
Technik bekannt sind. Ebenso kann die Verarbeitung auf
herkömmlichen Gummiwalzwerken erfolgen.
Erfindungsgemäß zur Herstellung von Brandsicherheitskabeln
geeignet sind beispielsweise Mischungen, die die folgende
Zusammensetzung aufweisen:
HTV-Silicon, Härte Shore A 60 | |
100 Gew.-Teile; | |
Al₂O₃ (mittlere Korngröße 1,5-2,5µm) | 350 Gew.-Teile; |
Aluminium-Stearat | 6 Gew.-Teile; |
2,4-Dichlorbenzoylperoxid | 1,5 Gew.-Teile. |
Eine derartige Zusammensetzung kann beispielsweise in an
sich bekannter Weise auf einem Gummiwalzwerk verarbeitet
werden.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung findet insbesondere
Verwendung bei der Herstellung von Brandsicherheitskabeln,
beispielsweise im Bereich der Aderisolationen, der
gemeinsamen Aderumhüllungen oder Zwickel, der Trenn
schichten, d. h. der Schichten zwischen dem Leiter und der
Isolation, der Zwischen- und Außenmäntel, und der Beiläufe.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind somit
elektrische Adern oder ein- oder mehradrige elektrische
Kabel mit Isolations- und/oder Funktionserhalt, die unter
Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung herge
stellt sind.
In den nachfolgenden Abbildungen zeigen:
Fig. 1 ein in Ansicht und aufgesprengt dargestelltes
Ausführungsbeispiel einer elektrischen Ader;
Fig. 2 ein in Ansicht und teilweise aufgesprengt
dargestelltes Ausführungsbeispiel eines
mehradrigen elektrischen Kabels;
Fig. 3 ein in Ansicht und teilweise aufgesprengt
dargestelltes Ausführungsbeispiel eines
mehradrigen elektrischen Kabels mit
konzentrischem Leiter;
Die erfindungsgemäßen Adern oder Kabel mit Isolations
und/oder Funktionserhalt umfassen wenigstens einen ein-
oder mehrdrähtigen elektrischen Leiter, beispielsweise
einen Kupferleiter, und wenigstens einen Bestandteil auf
Basis der erfindungsgemäßen Zusammensetzung, insbesondere
Trennschichten und/oder Mäntel, beispielsweise Zwischen-
und/oder Außenmäntel, gemeinsame Aderumhüllungen bzw.
Zwickel, Isolationen und Beiläufe. Grundsätzlich können
beliebige geeignete Bestandteile der Adern oder Kabel auf
Basis der erfindungsgemäßen Zusammensetzung hergestellt
sein. Individuelle Ausführungsformen orientieren sich aber
beispielsweise an den spezifischen Anforderungen an den
Funktions- und/oder Isolationserhalt oder an den spe
zifischen Normvorgaben.
Die erfindungsgemäße flammwidrige Zusammensetzung bzw. der
keramische Polymercompound kann in den Adern oder Kabeln in
Kombination mit anderen für den Kabelaufbau bekannten Mate
rialien, beispielsweise halogenfreien gefüllten
Polymercompounds oder in Kombination mit mineralischen
Werkstoffen vorliegen. In einer besonderen Ausführungsform
wird der keramische Polymercompound in der Ader oder dem
Kabel in Kombination mit Siliconkautschuk eingesetzt.
Beispielsweise kann eine Trennschicht aus keramischem
Polymercompound in eine Isolation aus Siliconkautschuk
integriert sein. In einer weiteren bevorzugten Ausfüh
rungsform wird der erfindungsgemäße keramische Polymercom
pound, insbesondere im Bereich von Isolationen, als sog.
Faserverbundstoff eingesetzt. Dabei werden vorzugsweise
Fasern aus nichtbrennbaren mineralischen Materialien,
insbesondere Silikaten, Glas und Keramik verwendet. Die
Fasern können entweder als Gewebe zusammen mit dem Compound
eine Laminatstruktur bilden oder ungeordnet im Compound
vorliegen.
Beispiele erfindungsgemäßer elektrischer Adern und Kabel
werden nachfolgend unter Bezug auf die Abbildungen näher
erläutert.
Fig. 1 stellt ein Beispiel für den Aufbau einer
elektrischen Ader 5 dar. Die gezeigte Ader besteht aus
einem elektrischen Leiter 1, einer Trennschicht 2 und einer
Isolation 3 in Kombination mit einem Verstärkungsgewebe
oder einem Geflecht 4, wobei entweder die Trennschicht 2
oder die Isolation 3 oder beide aus dem erfindungsgemäßen
keramischen Polymercompound ausgebildet sind.
Bevorzugt besteht die auf den elektrischen Leiter 1 der
Ader 5 aufgebrachte Trennschicht 2 aus der erfindungs
gemäßen Zusammensetzung. Diese Trennschicht 2 kann im
Brandfall die maßgebliche funktionserhaltende Schicht und
gleichzeitig auch eine isolierende Schicht darstellen. Die
Wandstärke einer Trennschicht hängt von den Anforderungen
an den Funktionserhalt ab und beträgt zweckmäßig wenigstens
0,3 mm, bevorzugt wenigstens 0,4 mm. Über der Trennschicht
2 befinden sich die eigentliche Isolation 3 der elektri
schen Ader 5 und ein Verstärkungsgewebe oder ein Geflecht
4, wobei die Reihenfolge von Isolation 3 und Verstärkungs
gewebe oder Geflecht 4 über der Trennschicht 2 auch ver
tauscht sein kann. Die Isolation 3 kann aus allen hierfür
üblichen und zulässigen Materialien, beispielsweise aus den
auf diesem Gebiet bekannten halogenfreien vernetzbaren und
unvernetzbaren Isolationsmaterialien, z. B. Ethylen-
Propylen-Dien-Terpolymeren (EPDM-Kautschuken), bestehen.
Vorteilhaft besteht die Isolation 3 aus einem Siliconkau
tschuk, so daß die Trennschicht 2 aus keramischem
Polymercompound in eine Isolation aus Siliconkautschuk
integriert ist. Die Isolation 3 kann aber auch selbst aus
keramischem Polymercompound bestehen. In beiden Fällen wird
eine weitere Verbesserung des Funktionserhalts erreicht.
Vorteilhaft wird die Isolation 3 mit einem Verstärkungs
gewebe oder Geflecht 4 kombiniert, das aus einem
nichtbrennbaren mineralischen Werkstoff, vorzugsweise
Mineralfasern aus Silikaten, Glas und Keramik, besteht.
Fig. 2 stellt ein Beispiel für den Aufbau eines mehradrigen
elektrischen Kabels 10 dar. Das Kabel 10 umfaßt elektrische
Adern 11, 12, 13 und 14, eine gemeinsame Aderumhüllung bzw.
einen Zwickel 15 und einen Außenmantel 16, der über der
gemeinsamen Aderumhüllung 15 aufgebracht ist. Wenigstens
ein Bestandteil dieses elektrischen Kabels ist auf Basis
des erfindungsgemäßen Polymercompounds hergestellt.
Üblicherweise enthalten die elektrischen Adern, die bei
spielsweise gemäß den in Fig. 1 dargestellten Adern 5 auf
gebaut sein können, eine Trennschicht auf Basis der
erfindungsgemäßen Zusammensetzung. In einer bevorzugten
Ausführungsform umfaßt die gemeinsame Aderumhüllung (Zwic
kel) 15, allein oder zusammen mit den Trennschichten der
Adern, den erfindungsgemäßen keramischen Polymercompound.
Besonders bevorzugt wird der keramische Polymercompound
hierbei in Kombination mit einem Gewebeband aus tempera
turbeständigen mineralischen Werkstoffen eingesetzt. Der
Außenmantel 16 besteht üblicherweise aus herkömmlichen
Materialien, beispielsweise halogenfreien gefüllten Poly
meren, kann aber alternativ ebenfalls unter Verwendung des
keramischen Polymercompounds hergestellt sein.
Fig. 3 stellt ein Beispiel für den Aufbau eines mehradrigen
elektrischen Kabels 20 mit einem konzentrischen Leiter 29
dar.
Das dargestellte Kabel umfaßt vier Adern 21, 22, 23 und 24,
die ihrerseits aus einem elektrischen Leiter 25, einer
Trennschicht 26 und einer Isolation 27 bestehen. Die Adern
können aber ebenso einen Aufbau gemäß der in Fig. 1
beschriebenen Ader 5 aufweisen. Das Kabel kann außerdem
Beiläufe wie den hier dargestellten Zentrumsbeilauf 32
aufweisen. Adern und Beilauf sind von einer gemeinsamen
Aderumhüllung bzw. einem Zwickel 28 umgeben. Über der
gemeinsamen Aderumhüllung (Zwickel) 28 befindet sich ein
konzentrischer elektrischer Leiter 29, beispielsweise ein
umwundener Kupferdraht oder eine Kupferband-Wendel. Auf
diesen elektrischen Leiter 29 ist eine weitere Trennschicht
30 aufgebrachte über der sich ein Mantel 31 befindet.
Erfindungsgemäß sind ein oder mehrere Komponenten eines
derartigen elektrischen Kabels unter Verwendung des
keramischen Polymercompounds hergestellt. In einer
bevorzugten Ausführungsform besteht wenigstens eine der
Trennschichten 26 und 30 aus dem erfindungsgemäßen kera
mischen Polymercompound. Bevorzugt besteht die Trennschicht
26 der elektrischen Ader aus keramischem Polymercompound
und ist in eine Isolation 27 aus Siliconkautschuk
integriert. In einer weiteren Ausführungsform besteht die
Isolation 27 allein aus keramischem Polymercompound. In
einer anderen Ausführungsform ist die gemeinsame Ader
umhüllung (Zwickel) 28 entweder allein oder zusammen mit
dem Beilauf 32 auf Basis des keramischen Polymercompounds
hergestellt. Der Außenmantel 31 besteht üblicherweise aus
herkömmlichen Materialien, beispielsweise halogenfreien
gefüllten Polymeren, kann aber alternativ ebenfalls unter
Verwendung des keramischen Polymercompounds hergestellt
sein.
Das Aufbringen der Schichten und/oder Mäntel kann nach
üblichen Verfahren, insbesondere Extrudierverfahren,
erfolgen. Besonders vorteilhaft ist es, wenn mehrere
Schichten oder Mäntel, beispielsweise die Trennschicht und
die Isolationsschicht, mittels einer Tandem- oder
Coextrusion gemeinsam aufgebracht werden.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung erlaubt also die
Herstellung von Brandsicherheitskabeln mit Isolations-
und/oder Funktionserhalt. Die Zusammensetzung eignet sich
sowohl für Kabel niedriger Funktionserhaltsklassen,
beispielsweise der Funktionserhaltsklasse E 30 nach DIN
4102 Teil 12 oder der Funktionserhaltsklasse FE 180 nach
IEC 331, als auch für Kabel, die den Anforderungen hoher
Funktionserhaltsklassen genügen müssen. Beispielsweise läßt
sich erfindungsgemäß auch ein Funktionserhalt über 90 Minu
ten bei einer Exposition des Kabels bis ungefähr 1000°C
(Funktionserhaltsklasse E 90 nach DIN 4102 Teil 12) ohne
weiteres erreichen. Der erfindungsgemäße keramische Poly
mercompound erlaubt außerdem die Ausbildung einer genü
genden mechanischen Strukturfestigkeit im unteren Tempera
turbereich, also auch in einem Temperaturbereich, der von
der Zerstörung der polymeren Matrix bis zur Ansinterung der
keramischen Partikel reicht.
Die auf Basis der erfindungsgemäßen Zusammensetzung erhal
tenen Kabel unterscheiden sich bei der üblichen Installation
und Benutzung nicht von herkömmlichen Kabeln. Auch das
Abisolieren der Leiter stellt kein Problem dar. Die
pulverförmigen Metalloxide oder Keramiken sind durch ihre
Einbettung in die polymere Matrix nicht als solche zu
erkennen. Die Eigenschaften des Polymers bestimmen das
Erscheinungsbild der Kabel. Die Aufarbeitung der
Metalloxide in einem Compound erlaubt ein Verarbeiten, wie
es mit anderen herkömmlichen hochgefüllten Materialien
bekannt ist. Der erfindungsgemäße Polymercompound stellt
ferner eine kostengünstige Alternative zu den bekannten
verwendeten Materialien dar. Insbesondere kann die Ver
wendung kostspieliger Materialien, wie Glimmerbandagen,
entfallen.
Claims (14)
1. Keramisierbare flammwidrige Zusammensetzung, dadurch
gekennzeichnet, daß sie eine Siliconkomponente und
wenigstens ein Metalloxid und/oder eine Vorläuferver
bindung eines Metalloxids umfaßt.
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß der Anteil an Metalloxid und/oder
dessen Vorläuferverbindung ungefähr 50 bis ungefähr
450 Gewichtsteile pro 100 Gewichtsteile Siliconkompo
nente beträgt.
3. Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Metalloxid Al₂O₃ ist.
4. Zusammensetzung nach irgendeinem der Ansprüche 1 bis
3, dadurch gekennzeichnet, daß sie einen oder mehrere
Hilfs- und/oder Zusatzstoffe, insbesondere
Benetzungsmittel, Füllstoffe und Vernetzungsmittel,
umfaßt.
5. Zusammensetzung nach Anspruch 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Benetzungsmittel Aluminium
stearat ist.
6. Zusammensetzung nach Anspruch 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der Füllstoff ein Carbonat,
insbesondere CaCO₃ und/oder MgCO₃ ist.
7. Zusammensetzung nach Anspruch 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Vernetzungsmittel ein
organisches Peroxid ist.
8. Zusammensetzung nach irgendeinem der Ansprüche 1 bis
7, dadurch gekennzeichnet, daß sie einen mineralischen
Werkstoff, insbesondere mineralische Fasern,
beispielsweise aus Silikaten, Glas oder Keramik,
umfaßt.
9. Verwendung einer Zusammensetzung nach irgendeinem der
Ansprüche 1 bis 8 zur Herstellung von
Brandsicherheitskabeln.
10. Elektrische Ader oder elektrisches Kabel mit
Isolations- und/oder Funktionserhalt, enthaltend
wenigstens einen Bestandteil auf Basis einer kera
misierbaren Zusammensetzung nach einem der Ansprüche
1 bis 8, insbesondere Trennschichten, Mäntel, gemein
same Aderumhüllungen oder Zwickel, Isolationen
und/oder Beiläufe.
11. Ader oder Kabel nach Anspruch 10, worin der
Bestandteil auf Basis der keramisierbaren
Zusammensetzung in der Ader oder dem Kabel in
Kombination mit einer Ader- oder Kabelkomponente aus
Siliconkautschuk vorliegt.
12. Ader oder Kabel nach Anspruch 10, worin der
Bestandteil auf Basis der keramisierbaren
Zusammensetzung in der Ader oder dem Kabel einen
mineralischen Werkstoff enthält und insbesondere als
Faserverbundstoff vorliegt.
13. Ader oder Kabel nach Anspruch 10, worin der Be
standteil auf Basis der keramisierbaren
Zusammensetzung in der Ader oder dem Kabel eine auf
den elektrischen Leiter aufgebrachte Trennschicht ist.
14. Ader oder Kabel nach Anspruch 13, worin auf die Trenn
schicht eine Isolationsschicht aus Siliconkautschuk
oder EPDM-Kautschuk aufgebracht ist.
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