DE4420232A1 - Vorrichtung zur Prüfung der Eindringtiefe einer Kanüle oder Sonde in den Körper eines Patienten - Google Patents

Description

Die Erfindung bezieht sich auf die Punktion von flüs­ sigkeitsgefüllten Hohlräumen im menschlichen Körper, wie es in der Medizin häufig notwendig ist; so zum Beispiel die Venenpunktion, die Punktion von Lymphkno­ ten und die Lumbalpunktion des Liquors.

Die Schwierigkeit bei der Punktion liegt bekannterma­ ßen darin, daß der Punkteur nicht mit eigenen Augen in den Patienten hineinsehen kann. Zwei Größen sind dabei zu berücksichtigen: die Einstichrichtung und die Ein­ stichtiefe. Der erfahrene Arzt weiß um die Anatomie des zu punktierenden Körperteils zur Genüge, um die Kanüle an die richtige Stelle an der Körperoberfläche zu setzen und sie in der richtigen Richtung einzuste­ chen. Die richtige Einstichtiefe erkennt er daran, daß beim Übergang vom Gewebe in den flüssigkeitsgefüllten Hohlraum der Reibungswiderstand geringer wird. Bei schwierigen Punktionen, zum Beispiel der der Amnion­ flüssigkeit, ist es darüber hinaus gebräuchlich, die Position der Nadel mit Ultraschallaufnahmen zu überwa­ chen.

Dennoch, weil die eingangs genannte Schwierigkeit eben immer vorhanden bleibt, kommt es immer wieder zu miß­ glückten Punktionsversuchen, und dies nicht nur bei unerfahrenen Ärzten. Mehrfache Punktionsversuche stel­ len für Patient wie Arzt eine starke psychische Bela­ stung dar. Mißglücktes Punktieren kann zu Schäden beim Patienten führen. Es können Hämatome entstehen, Gefäße können sich verschließen und andere iatrogene Schäden können auftreten.

Die meisten Punktionen beziehen sich auf Flüssigkeiten im Körper. Es ist bekannt, daß in Körpergeweben die Durchlässigkeit für Ionenströme geringer ist als in Körperflüssigkeiten, aufgrund der Behinderung der Io­ nenströme durch zelluläre Strukturen. Die elektrische Leitfähigkeit von Blut wird mit 0,0119 Siemens/cm angegeben (Documenta Geigy Wissenschaftliche Tabellen, 6. Aufl. 1960), was einem spezifischen Widerstand von ca. 83 Ohm * cm entspricht. Der spezifische Widerstand von Hirngewebe liegt bei 600 Ohm * cm, der von Tumor­ gewebe des Gehirns bei 200 Ohm * cm (R. Millner und R. Richwien, Grundlagen der Medizinischen Elektronik, Akad. Verlagsges. Frankfurt/Main 1969). Dieser Erfin­ dung liegt die Idee zugrunde, an der Spitze der Punk­ tionskanüle zwei Elektroden anzubringen und den elek­ trischen Widerstand zwischen ihnen zu messen. Beim Einstechen in den Körper sollte sich beim Übergang vom Gewebe in den flüssigkeitsgefüllten Hohlraum ein Un­ terschied im gemessenen Widerstand zwischen den Kanü­ lenelektroden ergeben, woraus sich die richtige Ein­ stichtiefe erkennen ließe.

In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des Ge­ genstandes der Erfindung dargestellt. Es zeigen:

Fig. 1 eine erfindungsgemäße Spritzenanordnung in der Seitenansicht und das angestochene Gewebe im Schnitt. 1 und 2 sind übliche Einmalspritzen- Kolben und -Zylinder, 3 ist eine mit zwei Elek­ troden versehene Einmalkanüle, 4 ist ein Stec­ ker, der das optische und akustische Meßgerät 5 mit den Elektroden verbindet. 6 ist das Gewebe, und 7 ist der flüssigkeitsgefüllte Hohlraum. In Fig. 1 hat die Kanüle den Hohlraum noch nicht erreicht.

Fig. 2 zeigt die Kanüle in der Flüssigkeit. Das Meßge­ rät gibt ein optisches und ein akustisches Sig­ nal ab.

Fig. 3 zeigt eine Spritze, die den Hohlraum bereits durchstochen hat.

Fig. 4 zeigt einen Graphen, der die Signale der Fig. 1 bis 3 zusammenfaßt.

Fig. 5 zeigt den Aufbau des Meßgerätes und den Aufbau der Kanüle (siehe auch Fig. 7). Das Meßgerät ist ein Stromkreis, in den ein Signalanzeiger (im einfachsten Fall ein Widerstandsmesser) und eine Stromquelle eingebaut sind. Der Strom kann Gleichstrom, oder, zur Umgehung von Polarisati­ onseffekten, Wechselstrom sein. 8 und 9 sind die beiden Pole des Meß-Stromkreises, die mit den Kanülenelektroden 11 und 10 der Kanüle 12 verbunden sind. Die Elektroden sind Beschich­ tungen der Außen- und Innenseite der Kanüle mit leitendem Material, wobei die Kanüle selbst nicht leiten soll. Um Pole und Elektroden leichter zu verbinden, ragt ein Segment der hier im Schnitt dargestellten Kanüle über die Kanülenbasis hinaus. Außen- und Innenelektrode sind so gut zugänglich für die Pole des Meß­ stromkreises.

Fig. 6 zeigt die Kanüle in der Seitenansicht. An der Kanülenspitze kann man sehen, wie der nichtlei­ tende Kanülenkörper die beiden Elektroden trennt.

Fig. 7 zeigt einen Querschnitt durch die Kanüle. Im Dreischichtenbau sieht man die nichtleitende Kanüle und die außen und innen aufgeschichteten Elektroden 15 und 14 auf 13.

Fig. 8 zeigt eine Alternative in der Elektrodenkon­ struktion. Auf dem Nichtleiter 16 sind die Elektroden 17 und 18 seitlich außen aufge­ schichtet.

Bei schwierigen oder bereits mißglückten Punktionen oder bei geringer Erfahrung auch sonst greift der Punkteur nun auf dieses erfindungsgemäße Gerät zurück. Mit Einschalten und Anstecken des Meßgerätes ist die Apparatur betriebsbereit. Punktiert wird wie gewohnt. Ein z. B. tiefer Ton zeigt dem Punkteur, daß er sich noch oder schon wieder im Gewebe befindet. Ein hoher Ton signalisiert, daß sich die Kanülenspitze in der Flüssigkeit befindet. Schon beim Einführen der Nadel erhält der Punkteur ein sicheres Signal, ob er sich in der Flüssigkeit befindet, und nicht erst beim Ansau­ gen.

Claims (9)

1. Vorrichtung zur Prüfung der Eindringtiefe einer Hohlnadel, Sonde u. dgl. in einen menschlichen oder tierischen Körper, dadurch gekennzeichnet, daß sich an der Spitze der Hohlnadel, Sonde u. dgl. zwei Elektro­ den befinden, welche mit den beiden Polen eines zu diesen Polen hin offenen Stromkreises verbunden sind, der den elektrischen Widerstand oder eine andere elek­ tromagnetische Größe zwischen den beiden Polen in ein Signal umsetzt.

2. Hohlnadel, Sonde u. dgl. nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zwei Elektroden von der Spitze bis zur Basis der Hohlnadel, Sonde u. dgl. verlaufen und dort zur Verbindung mit dem Stromkreis vorzugswei­ se in einen Stecker bzw. in eine Buchse enden.

3. Hohlnadel, Sonde u. dgl. nach Anspruch 2, bestehend aus nichtleitendem Material mit zwei Elektroden aus leitendem Material, diese entweder im nichtleitenden Material verlaufend oder auf das nichtleitende Mate­ rial aufgeschichtet.

4. Hohlnadel, Sonde u. dgl. nach Anspruch 2, bestehend aus drei Schichten: die äußere aus leitendem Material, die mittlere aus nichtleitendem und die innere aus leitendem Material. Handelt es sich um eine Hohlnadel, so liegt ihr Lumen in der inneren Schicht.

5. Hohlnadel, Sonde u. dgl. nach Anspruch 2, welche zwei isolierte Elektroden umfaßt.

6. Stromkreis nach Anspruch 1, bestehend aus einer durch Gleich- oder Wechselspannung gespeisten Strom­ quelle, einem oder mehreren Signalanzeigern und den beiden Polen, die als Verbindungen mit den Elektroden vorzugsweise in einen Stecker bzw. in eine Buchse enden.

7. Signalanzeiger nach Anspruch 1 und Anspruch 6, der die von den Elektroden kommende elektrische Information in akustische, optische oder andere Signale umsetzt.

8. Akustischer Signalanzeiger nach Anspruch 7, der un­ terschiedlichen Leitungswiderstand zwischen den Elek­ troden in unterschiedliche Tonhöhen umsetzt.

9. Hohlnadel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein Segment der Hohlnadel über die Kanülenbasis hinausragt, damit beide Elektroden gut zugänglich sind (siehe Fig. 5 und Fig. 6). Das Segment kann anschlie­ ßend noch nach außen gebogen sein.