DE4415025A1 - Verfahren zum Abscheiden von Schadstoffen aus einem Abgasstrom - Google Patents
Verfahren zum Abscheiden von Schadstoffen aus einem AbgasstromInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Abscheiden
von Schadstoffen, insbesondere Dioxin und Quecksilber, aus dem
Abgasstrom einer Verbrennungsanlage, durch Adsorption des
Schadstoffes auf einem im wesentlichen aus Feinpartikeln be
stehenden Sorbens und nachfolgende Abscheidung des mit Schad
stoffen beladenen Sorbens in einem Schadstoffilter.
Ein derartiges Verfahren ist aus der Arbeit von K. -D. Henning
et al. "Impregnated activated carbon for mercury removal" -
Gas Separation & Purification 1988, Vol. 2 March, S. 20-22,
bekannt.
Bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe, z. B. Kohle, sowie
bei der Müll- und Abfallverbrennung wird im Brennstoff vorhan
denes Quecksilber und andere Schadstoffen wie Dioxin freige
setzt. In Kohlen hat Quecksilber z. B. einen durchschnittlichen
Massenanteil von 0,1 ppm. Diese Stoffe sind bekanntlich sehr
giftig und sollten deshalb nicht an die Umwelt abgegeben wer
den. Die hohe Flüchtigkeit von Quecksilber und Quecksilberver
bindungen, z. B. HgCl₂, verhindert aber oft ein effizientes Zu
rückhalten mit konventionellen Gasreinigungsanlagen.
Bekannt ist, daß insbesondere mit Schwefel oder Schwefelver
bindungen imprägnierte Adsortionsmittel (Aktivkohle, Zeolithe,
Kieselgur) sich gut zur Abscheidung von Quecksilber bzw.
Quecksilberverbindungen eignen. Die Imprägnierung mit schwe
felhaltigen Substanzen bewirkt, daß das Quecksilber bzw. die
Quecksilberverbindungen nicht nur physisorbiert (=physikalisch
adsorbiert), sondern chemisorbiert (chemisch adsorbiert, Ver
bindungsbildung) auf der Oberfläche des Adsorptionsmittels ab
geschieden werden. Bei Imprägnierung mit elementarem Schwefel
wird dabei bevorzugt HgS und bei Imprägnierung mit Schwefel
säure (H₂SO₄) hauptsächlich HgSO₄ gebildet. Ebenfalls bekannte
Imprägnierungen mit Na₂S führen zur Bildung von HgS.
Die Beschaffungskosten für die genannten Adsorptionsmittel
sind hoch und machen die Quecksilberabscheidung deshalb zu ei
nem teuren technischen Prozeß. Zudem besteht eine erhebliche
Brandgefahr bei der Verwendung von Aktivkohle, was zusätzliche
Sicherheitsmaßnahmen erfordert, so z. B. Temperaturüberwachung
sowie Präventivmaßnahmen von seiten der Sicherheitstechnik.
Einen anderen Weg hat L.Lindau in seiner Veröffentlichung
"Mercury sorption to coal fly ash" Staub - Reinhalt. Luft 43,
166, 1983, aufgezeigt. Dort wird vorgeschlagen, das Quecksil
ber auf der (regelmäßig vorhandenen) Flugasche abzuscheiden.
Damit entfielen die Kosten für die teuren Adsorptionsmittel
und deren eventuellen Regenerierung. Infolge der niedrigen
Temperaturen (um 110°C) wird dabei das Quecksilber nur phy
sisorbiert. Lediglich physisorbiertes Quecksilber kann jedoch
leicht wieder von den Oberflächen desorbieren und dann doch in
die Umwelt gelangen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
Abscheiden von Quecksilber aus einem Abgasstrom anzugeben, das
technisch und wirtschaftlich durchgeführt werden kann, ohne
teure Adsorptionsmittel auskommt und eine hohe Abscheideeffi
zienz aufweist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß dem
Abgasstrom vor dem Partikelfilter feinkörnige Schlacke als
Sorbens zugeführt wird. Vorzugsweise wird dabei zumindest
teilweise der Feinanteil trocken abgezogener und vorzugsweise
feingemahlener Schlacke mit einer Korngröße bis 2 mm, die oh
nehin beim Verbrennungsprozeß anfällt und deshalb bei der Be
schaffung keine zusätzlichen Kosten verursacht, verwendet.
Zusätzlich kann die feingemahlene Schlacke mit Schwefel oder
Schwefelverbindungen imprägniert werden. Dies führt zu einer
drastischen Erhöhung des Quecksilber-Adsorptionsvermögens auf
der Oberfläche der Schlacke. Der Vorteil der Imprägnierung
(chemische Adsorption) besteht zusätzlich darin, daß Queck
silber und Quecksilberverbindungen ohne Temperaturabsenkung
bis auf ca. 200°C auf der Schlacke abgeschieden werden kön
nen. Da die Abscheidung durch Imprägnierung eine Chemisorption
darstellt (HgS- oder HgSO₄-Bildung), ist eine im Gegensatz zur
Physiosorption stabile Bindung des Quecksilbers und der Queck
silberverbindungen an der Oberfläche gegeben. Die Verwendung
von Schlacke bietet darüber hinaus den Vorteil, daß diese im
Gegensatz zu kohlenstoffhaltigen Adsorbentien wie Aktivkohle
oder Herdofenkoks nicht brennbar ist, was weniger Aufwand für
die Einhaltung der gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen bezüg
lich Brandsicherheit bedeutet.
Weitere Vorteile der Erfindung sind darin zu sehen, daß kein
zusätzliches teures Adsorbens, z. B. Aktivkohle, Zeolithe, ein
gesetzt und mit der Schlacke deponiert werden muß, was zu ei
ner Erhöhung des zu deponierenden Gutes führen würde, und daß
auch der Kohlenstoffgehalt in der Schlacke nicht erhöht wird.
Die Imprägnierung der Sorbenspartikel erfolgt vorzugsweise
durch Erhitzen von Schlacke und elementarem Schwefel in einem
Autoklaven. Dies führt zu einer sehr feinen Verteilung des
Schwefels auf der Oberfläche der Schlackenpartikel.
Feine Fraktionen der trocken abgezogenen Müllverbrennungs
schlacke enthalten regelmäßig fein verteiltes Kupfer, Blei
und andere legierungsfähige Komponenten. Diese können quasi
als bereits vorhandene Selbstimprägnierung (der Schlacke) ver
standen werden, welche den Quecksilber-Abscheidegrad erhöhen
kann. Metallimprägnierungen auf Aktivkohle, z. B. Kupfer, haben
sich nämlich in der Vergangenheit als äußert effektiv heraus
gestellt, sind leider aber zu teuer.
Die Erfindung sowie die damit erzielbaren Vorteile werden
nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispieles und der Zeich
nung näher erläutert.
In der Zeichnung sind in schematischer Form Ausführungsbei
spiele des erfindungsgemäßen Verfahrens schematisch darge
stellt. Dabei zeigt:
Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel der Erfindung, bei
dem aus dem Abfallverbrennungsprozeß gewonnene
Schlacke als Adsorbens eingesetzt wird;
Fig. 2 eine Weiterbildung der Erfindung, bei der die
Schlacke vorgängig mit Schwefel imprägniert wird.
Von einer Verbrennungsanlage 1 gelangt mit Staubpartikel und
anderen Schadstoffen beladenes Abgas über eine Abgasleitung 2
in eine Rauchgasreinigungsanlage 3, z. B. ein Elektrofilter
oder ein Oberflächenfilter (Schlauchfilter). Hier werden
Staubpartikel entfernt. Quecksilber, Quecksilberverbindungen
und/oder Dioxin hingegen passieren die Rauchgasreinigungsan
lage 3. Der gefilterte Abgasstrom tritt aus der Anlage 3 aus
und gelangt über eine Leitung 4 in einen Schadstoffilter 5
und von dort zum Kamin 6 ins Freie.
Während nun bei den bekannten Anlagen die Abscheidung von
Quecksilber und anderen Schadstoffen im Schadstoffilter 5
durch Zugabe von feinkörniger Aktivkohle oder anderen Adsor
bentien erfolgt, wird erfindungsgemäß feinkörnige Schlacke,
die ohnehin beim Verbrennungsprozeß in der Verbrennungsanlage
entsteht, verwendet. Zu diesem Zweck wird an der Verbrennungs
anlage 1 ein Teil oder gar die gesamte Schlacke trocken abge
zogen, in einer Schlackenmühle 7 feingemahlen. Die Siebfrak
tion 0-2 mm wird in einer Siebeinrichtung 8 abgetrennt, ge
gebenenfalls feingemahlen und dem Schadstoffilter 5 zugeführt
und dort mit dem Abgas vermischt, z. B. eingedüst wird, wo sie
als Adsorptions- oder Absorptionsmedium für die noch im Abgas
enthaltenen Schadstoffe wie Quecksilber oder Dioxin analog der
Aktivkohle wirkt. Das mit den Schadstoffen beladene Sorbens
wird aus dem Schadstoffilter 5 ausgetragen und entsorgt, oder
gegebenenfalls in die Feuerung zurückgeführt, wobei dann die
(regelmäßig vorhandene) Gaswäsche die Senke für das Quecksil
ber darstellt.
Nachdem sich gezeigt hat, daß sich die Abscheidung von Queck
silber wesentlich verbessern läßt, wenn das Sorbens vorgängig
mit Schwefel oder einer Schwefelverbindung imprägniert wird,
ist als Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens vorge
sehen, die dem Schadstoffilter 5 zugeführte feingemahlene
Schlacke in einer Imprägniereinrichtung 9 mit Schwefel oder
einer Schwefelverbindung zu imprägnieren. Diese Imprägnierung
erfolgt im wesentlichen nach dem Verfahren, wie es aus der DE
32 29 396 C2 zur Herstellung von mit Elementarschwefel impräg
nierten kohlenstoffhalten Adsorptionsmitteln, z . B. Aktivkohle,
bekannt ist. Dort wird in Autoklaven das Sorbens mit elementa
rem Schwefel vermischt und in ruhender oder bewegter Schüttung
auf Temperaturen um 200°C erhitzt, diese Temperatur über meh
rere Stunden gehalten.
Einige Sorbentien, insbesondere solche mit sehr geringem Koh
lenstoff-Anteil, sind häufig nur schwer mit dem oben angege
benen trockenen Verfahren mit Schwefel zu imprägnieren. Für
derartige Schlacken besteht jedoch die Möglichkeit, diese mit
Schwefelwasserstoff in oxidierender (Sauerstoff enthaltender)
Atmosphäre bei Temperaturen unterhalb 200°C in einem eben
falls trockenem Prozeß zu imprägnieren. Dieses modifizierte
Schwefelimprägnierungsverfahren ist insbesondere für Silikate
beschrieben (L.Daza, S.Mendiozoz, J.A.Pajares, "Mercury elimi
nation from gaseous streams", Applied Phisics B: Environmental
2, 277 (1993). Es kann hier mit Vorteil eingesetzt werden,
weil auch Schlacke einen relativ hohen Anteil an Silikaten
enthält.
Bezugszeichenliste
1 Verbrennungsanlage
2, 4 Abgasleitung
3 Gasreinigungsanlage
5 Schadstoffilter
6 Kamin
7 Schlackenmühle
8 Siebeinrichtung
9 Imprägniereinrichtung
2, 4 Abgasleitung
3 Gasreinigungsanlage
5 Schadstoffilter
6 Kamin
7 Schlackenmühle
8 Siebeinrichtung
9 Imprägniereinrichtung
Claims (7)
1. Verfahren zum Abscheiden von Schadstoffen, insbesondere
Dioxin und Quecksilber, aus dem Abgasstrom einer Ver
brennungsanlage (1), durch Adsorption des Schadstoffes
auf einem im wesentlichen aus Feinpartikeln bestehenden
Sorbens und nachfolgende Abscheidung des mit Schadstoffen
beladenen Sorbens in einem Schadstoffilter (5), dadurch
gekennzeichnet, daß dem Abgasstrom vor dem Partikelfil
ter (5) feinkörnige Schlacke als Sorbens zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zu
mindest teilweise der Feinanteil trocken abgezogener
Schlacke aus der Verbrennungsanlage (1) als Sorbens dem
Schadstoffilter (5) zugeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß trocken aus der Verbrennungsanlage (1) abgezogene,
gemahlene und gesiebte Schlacke verwendet wird, wobei nur
die Siebfraktion 0 bis 2 mm als Sorbens in den Abgasstrom
eingeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Schlacke vorgängig imprägniert
wird, vorzugsweise mit elementarem Schwefel oder einer
Schwefelverbindung.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Schlacke zusammen mit elementarem Schwefel in einem
Autoklaven erhitzt wird, wo er sich in fein verteilter
Form auf der Schlacke niederschlägt, und die so imprä
gnierte Schlacke dann mit dem Abgasstrom vor oder in dem
Schadstoffilter (5) vermischt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Schlacke mit Schwefelwasserstoff in oxidierender At
mosphäre bei Temperaturen unterhalb von 200°C imprä
gniert wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß Schwefel oder eine Schwefelverbindung
in einem Lösungsmittel suspendiert werden und anschlie
ßend dieses Imprägnierungsmittel aus der flüssigen Phase
auf der Schlacke niedergeschlagen wird, und nach Trock
nung dem Abgasstrom vor dem Schadstoffilter (5) zuge
führt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944415025 DE4415025A1 (de) | 1994-04-29 | 1994-04-29 | Verfahren zum Abscheiden von Schadstoffen aus einem Abgasstrom |
Applications Claiming Priority (1)
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---|---|---|---|
DE19944415025 DE4415025A1 (de) | 1994-04-29 | 1994-04-29 | Verfahren zum Abscheiden von Schadstoffen aus einem Abgasstrom |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4415025A1 true DE4415025A1 (de) | 1995-07-06 |
Family
ID=6516792
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944415025 Ceased DE4415025A1 (de) | 1994-04-29 | 1994-04-29 | Verfahren zum Abscheiden von Schadstoffen aus einem Abgasstrom |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4415025A1 (de) |
Citations (4)
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DE2934109A1 (de) * | 1979-08-23 | 1981-03-26 | L. & C. Steinmüller GmbH, 51643 Gummersbach | Verfahren zur trockenen behandlung von abgasstroemen in abgasreinigungssystemen |
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-
1994
- 1994-04-29 DE DE19944415025 patent/DE4415025A1/de not_active Ceased
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