DE4408858A1 - Verfahren zum Erstellen eines klinischen Elektrooculogramms - Google Patents
Verfahren zum Erstellen eines klinischen ElektrooculogrammsInfo
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- A61B5/316—Modalities, i.e. specific diagnostic methods
- A61B5/398—Electrooculography [EOG], e.g. detecting nystagmus; Electroretinography [ERG]
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erstellen eines klinischen
Elektrooculogramms (EOG), bei dem Augen mit Licht (Ganzfeldstimulation) von hell
zu dunkel und umgekehrt gereizt und dadurch verursachte Änderungen des
corneoretinalen Potentials (CRP) indirekt gemessen werden, indem horizontale
Augenbewegungen vorgegebener Amplitude mittels zweier in der Horizontalen
liegender Fixationsmarken provoziert werden, wodurch die horizontale Komponente
des CRPs zugänglich und mit Oberflächenelektroden im Augenbereich abgeleitet wird.
Die Tatsache, daß zwischen vorderem und hinterem Augenpol (Cornea und Netzhaut)
eine Potentialdifferenz besteht (corneoretinales Potential, CRP), wird zur Registrierung
von Augenbewegungen benutzt (elektrooculographische Methode, EOG). Werden
Elektroden z. B. neben dem Auge an der Nase und an der Schläfe angebracht, läßt sich
eine Potentialdifferenz ableiten, die die horizontale Komponente des CRPs darstellt
und deren Größe proportional zum Winkel ist um den das Auge sich bewegt hat. Der
funktionale Zusammenhang von horizontal abgeleiteter Spannung und Winkel der
Augenbewegung wäre nur dann zeitinvariant, wenn sich das CRP nicht änderte. Da die
Größe des CRPs jedoch von mehreren Faktoren abhängt, z. B. von der Leuchtdichte des
Gesichtsfeldes und auf Leuchtdichteänderungen mit langdauernden Schwankungen
reagiert, ist diese Methode der Registrierung von Augenbewegungen nur dann zu
verwenden, wenn ständig neue Eichungen durchgeführt werden.
In der Augendiagnostik ist man daran interessiert die Funktionsfähigkeit der Netzhaut
bzw. des Pigmentepithels, z. B. die Reaktionen auf Leuchtdichteänderungen zu prüfen.
Eine Möglichkeit ist die direkte Messung des CRPs durch Anlegen einer Elektrode auf
der Cornea und Registrierung des Potentials gegen eine Bezugselektrode (ERG,
Elektroretinogramm). Neben den Schwierigkeiten, konstante Ableitbedingungen über
längere Zeit aufrecht zu erhalten, ist das Verfahren für den Patienten unangenehm.
Deshalb wurde eine Methode entwickelt (Arden, etwa 1963), die die Änderungen des
CRPs indirekt bestimmt.
In umgekehrter Weise wie die oben beschriebene Methode der Registrierung von
Augenbewegungen, bei der Änderungen des CRPs als Störungen zu betrachten sind,
werden bei diesem klinischen Verfahren Augenbewegungen konstanter Amplitude
provoziert und die Abhängigkeit der horizontal abgeleiteten Komponente des CRPs von
der Leuchtdichte des Gesichtsfeldes bestimmt. Würde sich das CRP zeitlich nicht
ändern, würde man immer eine gleich große horizontale Potentialdifferenz messen.
Relative Änderungen des CRPs auf Leuchtdichtesprünge führen zu äquivalenten
Änderungen in der horizontalen Komponente.
Bei einer seit Jahren bekannten klinisch angewendeten elektrooculographischen
Methode (Klinisches EOG) wird die Änderung der Leuchtdichte dadurch erzielt, daß
von der Ausgangsleuchtdichte durch Ausschalten des Lichtes eine Dunkeladaptation
erreicht wird. Nach etwa 20 Minuten wird das Licht wieder eingeschaltet, so daß ein
Leuchtdichtesprung von etwa 4 Dekaden (4 log. Einheiten) resultiert. Die Größe der
horizontalen Komponente des CRPs wird bestimmt, indem der Patient mehrmals
zwischen zwei an festen Positionen angebrachten Leuchtdioden (LEDs) hin- und
herschaut. Die Amplitude des horizontalen EOGs ist die Differenz der Signale aus
rechter und linker Fixation. In zeitlichen Abständen wird diese Prozedur wiederholt.
Die Ableitung des EOGs geschieht vorwiegend mit AC-gekoppelten Verstärkern, denn
die Handhabung von DC-Ableitungen, mit der Kompensation von Offset und Drifts, ist
für die Klinik zu aufwendig. Fixationen stellen aber DC-Komponenten des Signals dar,
die durch das Verfahren nicht genau bestimmt werden können. Es wurde gelegentlich
versucht, diesen Nachteil durch Rückrechnung des Signals unter Berücksichtigung der
verwendeten Zeitkonstanten zu beheben.
Zur Beurteilung der Funktionsfähigkeit von Netzhaut bzw. Pigmentepithel wird ein
Koeffizient benutzt (Arden-Index), der den Quotienten aus der größten
Potentialdifferenz nach dem Hellsprung (in Prozent) und der Potentialdifferenz
unmittelbar vor dem Hellsprung darstellt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der gattungsgemäßen Art
anzugeben, das die klinische Interpretation der Meßergebnisse wesentlich erleichtert
und sicherer macht. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die
Messung unter kontrollierten Adaptationsbedingungen vorgenommen wird, indem die
Leuchtdichte der Ganzfeldstimulation nach wählbaren Zeitfunktionen rechnergesteuert
geregelt wird, daß eine zusätzliche Fixationsleuchtmarke in der Mitte zwischen den
beiden Fixationsleuchtmarken dazu benutzt wird, einen DC-EOG-Verstärker je Auge
offset zu kompensieren, wobei die Ansteuerung der Fixationsleuchtmarken
programmgesteuert ist, und daß biologische Artefakte, d. h. durch den Patienten
verursachte Fehler im Fixationsablauf eliminiert werden, indem zunächst mittels eines
bekannten Algorithmus alle schnellen Augenbewegungen (Saccaden) in den Meßdaten
erkannt und eliminiert werden und mittels eines weiteren Algorithmus aus den
verbleibenden Fixationen entschieden wird, welche davon fehlerhaft sind und dann aus
den bereinigten Daten mittlere Signalamplituden mit Standardabweichungen berechnet
werden.
Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen darin, daß die Genauigkeit und
Reproduzierbarkeit der Meßergebnisse gegenüber bisher üblichen Verfahren erhöht
werden und Artefakte erkannt und automatisch oder interaktiv eliminiert werden,
womit die gestellte Aufgabe, d. h. die klinische Interpretation der Meßergebnisse zu
erleichtern und sicherer zu machen, in äußerst zufriedenstellender Weise gelöst ist.
Ein Gerät zur Durchführung des Verfahrens läßt sich aus bekannten Komponenten
zusammenstellen. Es bildet dann einen kompletten Meßplatz mit computergesteuerter
Reizeinrichtung, Datenaufnahme auf PC und kompletter Datenauswertung.
Zur Ableitung der induzierten Augenbewegungen werden DC-Verstärker benutzt, was
den Vorteil hat, daß Fixationen, die stationäre Signale darstellen, präzise gemessen
werden können. Der mit der Verwendung von DC-Verstärkern verbundene Nachteil der
Berücksichtigung von Offset und Drift wird dadurch eliminiert, daß vor der Auslösung
von Augebewegungen (Aufleuchten von LEDs bei ± 20 Grad) eine weitere LED bei 0
Grad aufleuchtet und gleichzeitig eine Offsetkompensation ausgeführt wird. Es ist damit
gewährleistet, daß die abgeleiteten Signale immer im Aussteuerungsbereich des
nachfolgenden Datenaufnahmesystems liegen und Übersteuerungen vermieden werde.
Die Stimulation, d. h. die Reizung der Augen mit Licht von hell zu dunkel und
umgekehrt, erfolgt kontrolliert mit Hilfe eines Ganzfeldstimulators. Hierbei handelt es
sich um eine homogen ausgeleuchtete Ulbricht-Kugel, in die der Patient durch eine
Öffnung hineinschaut. Die Leuchtdichte wird durch einen Prozessor gesteuert. Im
Gegensatz zum bekannten Verfahren, bei dem die Leuchtdichte zu Anfang der Messung
in einem Schritt auf einen kleinen Wert eingestellt wird, um eine Dunkeladaptation zu
erreichen, wird jetzt die Leuchtdichte logarithmisch verringert. Diese Maßnahme geht
auf bekannte Untersuchungen (Täumer, 1975) zurück, die zeigten, daß keine Reaktion
des CRPs auf Leuchtdichteveränderungen erfolgt, wenn diese etwa 1 Dekade pro 10
Minuten betragen. Damit wird die anschließende, allein interessierende Reaktion auf
den Hellsprung nicht durch die Vorgeschichte des Leuchtdichteverlaufes beeinflußt.
Da die Untersuchung aus Messungen während der Dunkeladaptation und nach dem
Hellsprung besteht und die Dunkeladaptation aus physiologischen Gründen für 4
Dekaden ca. 40 Minuten dauert, ergibt sich eine Gesamtmeßzeit von ca. 55 Minuten.
Bei entsprechender Voradaptation des Patienten kann die Dunkeladaptationsperiode
auf ca. 30 Minuten verkürzen. Um den Nachteil der langen Meßdauer zu kompensieren,
wird das erfindungsgemäße Verfahren vollautomatisch durchgeführt. Die
Hintergrundleuchtdichte bzw. die in der Kugel angebrachten Fixierlämpchen (LEDs)
und das Datenaufnahmesystem werden von einem Microcontroller gesteuert.
Zur Bequemlichkeit des Patienten und zur Vermeidung von Bewegungsartefakten wird
die Messung im Liegen durchgeführt. Sie erfolgt simultan für beide Augen, und während
der gesamten Dauer der Messung ist eine Kontrolle der Augenbewegung möglich.
Eventuell auftretende Störungen in den Ableitbedingungen (beispielsweise nicht
einwandfreier Sitz der Elektroden) werden erkannt und können beseitigt werden.
Die Auswertung der Meßergebnisse erfolgt ebenfalls automatisch. Dazu wird ein
bekannter Algorithmus zur Trennung von schnellen und langsamen Augenbewegungen
bzw. Fixationen verwendet ("An Algorithm Separating Saccadic from Nonsaccadic Eye
Movements Automatically by Use of the Acceleration Signal", F. Behrens, L.-R. Weiss,
Vision Res. Vol. 32, No. 5, pp. 889-893, 1992). Dadurch ist es möglich, alle
vorkommenden Fixationen zu erkennen und zu entscheiden, ob es sich um eine korrekte
Fixation oder einen Artefakt handelt. Manche Patienten sind unkonzentriert und
fixieren nicht korrekt und korrigieren die Fixation. Ein Algorithmus sondert alle
falschen Fixationen aus. Das Ergebnis eines jeden Meßcyclus wird durch Mittelwert und
Standardabweichung dargestellt. Der gesamte Verlauf der Messung wird auf einem
Bildschirm dargestellt. Eventuelle Artefakte, die der Algorithmus nicht erkennen
konnte, z. B. Veränderung der Ableitbedingungen durch Tränensekretion verursachten
starke Drifts, können interaktiv beseitigt werden. Zu diesem Zweck werden die
Originaldaten eines Meßcyclus für das linke und rechte Auge dargestellt und die vom
Algorithmus ausgewählten Fixationen farbig markiert. Falsch ausgewählte Fixationen
können ihrerseit markiert werden und werden bei der nachfolgenden Berechnung nicht
berücksichtigt. Alle berechneten Daten sowie die eingegebenen Patientendaten können
auf einem Drucker bzw. einem Plotter in Form eines Patientenblattes ausgegeben
werden. Die Ablage der Daten als Files gestattet eine erleichterte Auswertung von
Patientendaten für klinische Erhebungen.
Claims (1)
- Verfahren zum Erstellen eines klinischen Elektrooculogramms (EOG), bei dem die Augen mit Licht (Ganzfeldstimulation) von hell zu dunkel und umgekehrt gereizt und dadurch verursachte Änderungen des corneoretinalen Potentials (CRP) indirekt gemessen werden, indem horizontale Augenbewegungen vorgegebener Amplitude mittels zweier in der Horizontalen leitender Fixationsmarken provoziert werden, wodurch die horizontale Komponente des CRPs zugänglich und mit Oberflächenelektroden im Augenbereich abgeleitet wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die Messung unter kontrollierten Adaptationsbedingungen vorgenommen wird, indem die Leuchtdichte der Ganzfeldstimulation nach wählbaren Zeitfunktionen rechnergesteuert geregelt wird,
daß eine zusätzliche Fixationsleuchtmarke in der Mitte zwischen den beiden Fixationsleuchtmarken dazu benutzt wird, einen DC-EOG-Verstärker je Auge offset zu kompensieren, wobei die Ansteuerung der Fixationsleuchtmarken programmgesteuert ist, und
daß biologische Artefakte, d. h. durch den Patienten verursachte Fehler eliminiert werden, indem zunächst mittels eine bekannten Algorithmus alle schnellen Augenbewegungen (Saccaden) in den Meßdaten erkannt und eliminiert werden und mittels eines weiteren Algorithmus aus den verbleibenden Fixationen entschieden wird, welche davon fehlerhaft sind und dann aus den bereinigten Daten mittlere Signalamplituden mit Standardabweichungen berechnet werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4408858A DE4408858A1 (de) | 1994-03-16 | 1994-03-16 | Verfahren zum Erstellen eines klinischen Elektrooculogramms |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4408858A DE4408858A1 (de) | 1994-03-16 | 1994-03-16 | Verfahren zum Erstellen eines klinischen Elektrooculogramms |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4408858A1 true DE4408858A1 (de) | 1995-09-21 |
Family
ID=6512902
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4408858A Ceased DE4408858A1 (de) | 1994-03-16 | 1994-03-16 | Verfahren zum Erstellen eines klinischen Elektrooculogramms |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4408858A1 (de) |
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1994
- 1994-03-16 DE DE4408858A patent/DE4408858A1/de not_active Ceased
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Legal Events
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---|---|---|---|
OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
8131 | Rejection |