DE4342789C2 - Verfahren zum Herstellen von Formteilen - Google Patents
Verfahren zum Herstellen von FormteilenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des
Anspruches 1 und auf eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
Unter dem Begriff "Holzfaserformteile" seien im folgenden Formteile verstan
den, die überwiegend aus Zellulose- und/oder Lignozellulosefasern bestehen,
die thermoplastische und/oder duromere Bindemittel enthalten und die durch
warmes Verpressen Formstabilität und Enddichte erhalten. Zumischungen
von anderen Faserarten, wie beispielsweise Synthesefasern, sollen, da zum
Stand der Technik gehörend, von dem Begriff Holzfaser mit umfaßt werden,
wenn im Werkstoff der Gewichtsanteil der Zellulose und Lignozellulosefasern
überwiegt.
Derartige Formteile sind neben den Anwendungen im Möbelbau und als Teile
im Gerätebau vor allem im Fahrzeugbau als Innenverkleidungsteile, beispiels
weise für Türseitenteile, Instrumententafeln u. dgl. eingesetzt; und zwar hier
als Trägerteile, die durch Kaschierungen mit Geweben, Folien u.ä. Werkstof
fen veredelt werden.
Die Herstellung derartiger Holzfaserformteile erfolgt bei den heute üblichen
Verfahren im Trockenverfahren, wobei zunächst ein gering verdichtetes mat
tenförmiges Halbzeug aus Holzfasern, die mit thermoplastischen und duro
meren Bindemitteln beleimt sind, hergestellt wird. Die thermoplastischen Bin
demittel stabilisieren dabei zunächst das mattenförmige Halbzeug und
machen es handhabungsfähig, die duromeren Bindemittel - beim späteren
Heißpressen ausgehärtet - geben den fertigen Holzfaserformteil seine Stabi
lität. Die Holzfasermatte wird als Zuschnitt mit Heißdampf behandelt, vorge
formt und dann im Heißpreßwerkzeug endverdichtet und fertiggeformt
("Lignotock"-Verfahren, in: Becker/Braun, Kunststoff-Handbuch, Bd. 10:
Duroplaste, S. 687-691, C. Hanser-Verlag München, Wien (1980)).
Diesem Vorgehen haftet eine Reihe von Nachteilen an:
- 1) Das gering verdichtete Mattenhalbzeug (dessen Dichte 0,15-0,3 g/cm³ beträgt) besitzt in ungedämpftem Zustand nur geringe Zugfestigkeit beim Vorformen, die durch aufwendige eingearbeitete Gewebeeinlagen (EP 0 179 301) oder durch Auflagen aus Geweben oder Fliesen (P 37 21 664) verbessert werden muß, wodurch das Verfahren verteuert wird.
- 2) Die geringe Ausgangsdichte des Mattenhalbzeuges führt zu verhältnis mäßig großer Mattendicke gegenüber der Dicke des fertigen Holzfaser formteiles (4-6fache Dicke). Als Folge treten an steilen Flanken der formgebenden Werkzeuge Scherkräfte auf, die zu Beschädigungen führen können. Daher ist eine zusätzliche Vorformung notwendig, obwohl diese Zwischenstufe wegen ihres Aufwandes und wegen undefi nierter Aushärtigungsbedingungen der Duromeranteile in der Matte unerwünscht ist. Zwar wird im veröffentlichten Stand der Technik darauf hingewiesen, daß eine Formteilefertigung ohne Vorformen möglich ist (EP 0 179 301), jedoch zeigen die praktischen Erfahrungen und auch die Fig. 3 der zitierten Veröffentlichung, daß zwar vertiefte Konturen der Formteile, aber keine steilen Formteilflanken ohne Vorformen zu fertigen sind. Auf eine thermische Plastifizierung der Matte kann dabei in keinem Falle verzichtet werden. Auch das Aufrollen des mattenförmigen Halbzeuges zu Transportrollen ist infolge der verhältnismäßig großen Mattendicke problematisch, obwohl auch hier in dem veröffentlichten Stand der Technik Hinweise zu finden sind. Vor allem das große Rollen volumen bei verhältnismäßig geringer Mattenbandlänge erfordert häufi gen Wechsel der Transportrolle und ist daher unwirtschaftlich.
- 3) Wegen der Scherbeanspruchung an den Werkzeugflanken ist ein größerer Anteil an thermoplastischen Bindemitteln notwendig, gleich sam als Gleitmittel, obwohl dieser Anteil für die Festigkeitseigenschaften des fertigen Holzfaserformteiles eher schädlich ist.
- 3) Zur Verringerung der Mattendicke und zur Verbes serung der Zugfestigkeit der Matten ist es aus der DE 42 18 444 A1 bekannt, eine Matte zu ver wenden, deren Außenschichten zwar im wesentli chen materialgleich, aber höher verdichtet sind als die Innenschicht. Eine derartige unter schiedliche Verdichtung verbessert die Zug festigkeit und vermindert die Mattendicke gegen über einer gleichmäßig verdichteten Matte. Im niedrig verdichteten Kern der Matte treten bei dem Verformungsvorgang jedoch immer noch schäd liche Scherkräfte auf, die zu örtlichen Zerstö rungen der Mattenstruktur führen können. Außer dem erfordert die Erzeugung höher verdichteter Außenschichten, die mit der Kernschicht fest verbunden sind, einen erheblich größeren Ferti gungsaufwand.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfah
ren anzugeben, das ohne thermische Plastifizierung,
wie z. B. eine Dampfbehandlung, und ohne Vorformung
ein direktes einstufiges Verpressen eines mattenför
migen Holzfaserhalbzeuges auch zu Formteilen mit
steilen Flanken ermöglicht, wobei der
Anteil an thermoplastischen Bindemitteln im mattenförmigen Holzfaser-
Halbzeug zumindest vermindert werden kann. Aufgabe der Erfindung ist es
weiterhin, eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens anzugeben.
Die Aufgabe wird bezüglich des Verfahrens durch den kennzeichnenden Teil
des Anspruches 1 gelöst, die Ansprüche 2-7 geben hierzu vorteilhafte Wei
terbildungen an, bezüglich der Vorrichtung löst die Aufgabe der kennzeich
nende Teil des Anspruches 8.
Dadurch, daß als mattenförmiges Halbzeug eine "Gleitschicht"-Matte ver
wendet wird, die aus mehreren Schichten der Art besteht, daß die aus Scher
festigkeit und/oder Reibung resultierenden Gleitkräfte zwischen den Einzel
schichten gegenüber der Zugfestigkeit der Schichten vernachlässigbar klein
sind, erübrigt sich zunächst der Einsatz von Verformungshilfen in Form von
Stabilisierungsauflagen aller Art bzw. von zugfest eingearbeiteten Geweben in
der Mittelschicht der Matte, wie sie zum Stand der Technik gehören, da die
Einzelschichten der Gleitschichtmatte über ausreichende Zugfestigkeiten
verfügen. Gleichzeitig ermöglicht es die geringe Scherfestigkeit zwischen den
Einzelschichten, daß diese Schichten gegeneinander gleiten können: Bei der
Gleitschichtmatte wird die Beweglichkeit der Einzelfaser durch die Gleitmög
lichkeiten der Einzelschichten gegeneinander ersetzt. Auf diese Weise läßt
sich bei ausreichender Zugfestigkeit der Einzelschichten die Verformungsfä
higkeit der gesamten Matte herstellen und gegenüber dem Stand der Technik
verbessern, da die Rißgefahr beim Ausformen zum Formteil mit zunehmender
Zugfestigkeit der Einzelschichten sinkt. Die einfachste Möglichkeit, eine der
artige Gleitschichtmatte zu realisieren, besteht darin, Zuschnitte der zugfe
sten Einzelschichten übereinander zu stapeln und gemeinsam zu verformen.
Die übereinander gestapelten Schichten können, da sie nicht miteinander ver
bunden sind, gegeneinander gleiten. Beim warmen Verpressen, bei dem die
Bindemittel zunächst niederviskos verflüssigt werden, verbinden sich die Viel
zahl der Einzelschichten durch Druckeinwirkung miteinander und sind nach
dem Aushärten als einheitlicher Werkstoff anzusehen. Eine sehr einfache
Möglichkeit, das erfindungsgemäße Verfahren durchzuführen, besteht in der
Aufeinanderfolge nachstehender Verfahrensschritte:
- a) Herstellung eines mattenförmigen Halbzeuges, dessen Dichte minde stens 40% der vorgesehenen Formteildichte, und dessen Flächenge wicht ein ganzzahliger Bruchteil des Flächengewichtes dieses Formteiles ist,
- b) Herstellen des Flächengewichtes des vorgesehenen Formteiles durch Übereinanderstapeln mehrerer Mattenbahnen, beispielsweise durch Zusammenfalten,
- c) gemeinsames warmes Verpressen des Mattenstapels in einem beheiz ten Werkzeug zum Formteil, wobei die Verweildauer in diesem Werkzeug weniger als 70% der benötigen Aushärtungszeit der duromeren Binde mittel entspricht,
- d) Überführen des noch preßwarmen Formteils in ein Hilfswerkzeug, in dem das Formteil gestützt nachhärtet, und
- e) Entnahme des Formteils nach einer zum Nachhärten benötigten Ver weilzeit im Stützwerkzeug.
Werden mattenförmige Halbzeuge verwendet, deren Dichte 40% der vorge
sehenen Formteildichte beträgt, so beträgt natürlich auch die Gesamtdichte
der Gleitmatte 40% der Formteildichte. Damit ist die Dicke des Halbzeuges
gegenüber dem jetzigen Stand der Technik erheblich vermindert, wodurch das
Ausformen steiler Flanken mit einem Minimum an Scherkräften erfolgt. Gleich
zeitig erhöht sich die Zugfestigkeit derart vorverdichteter Mattenhalbzeuge
erheblich, so daß die restlichen Scherkräfte an den steilen Flanken ohne
Materialversagen aufgenommen werden können. Ist das Flächengewicht das
Mattenhalbzeuges ein ganzzahliger Bruchteil des Flächengewichtes des ferti
gen Formteiles, so ergibt sich daraus die Anzahl der Schichten, die zur Gleit
schichtmatte übereinander gestapelt werden müssen. Bei geeigneter Abstu
fung des Fertigungsprogrammes ergibt sich hieraus der wesentliche Vorteil,
daß mit einem einzigen Halbzeug Formteile unterschiedlichen Flächenge
wichtes gefertigt werden können. Beim derzeitigen Stand der Technik muß in
diesem Falle jeweils ein gesondert zu fertigendes Mattenhalbzeug verwendet
werden, was jeweils eine zeitaufwendige Umstellung der großtechnisch
dimensionierten Mattenfertigungsanlage beinhaltet. Die Dicke des Matten
halbzeuges ist sowohl durch seine verhältnismäßig hohe Dichte, als auch
dadurch, daß das Flächengewicht des Halbzeuges nur ein Bruchteil des Flä
chengewichtes des Fertigteiles ist, gegenüber dem Stand der Technik extrem
gering, so daß das Aufrollen keine Schwierigkeiten bereitet. Beim kontinuierli
chen Formteilfertigen von der Rolle ist es zweckmäßig, das Übereinandersta
peln von Zuschnitten zur fertigen Gleitschichtmatte durch ein technisch leicht
zu verwirklichendes Übereinanderfalten der benötigten Schichtanzahl zu
ersetzen. Dieser Schichtstapel kann in üblicher Weise durch ein Schnittmes
ser von dem Mattenstrang getrennt und einem beheizten Werkzeug zugeführt
werden, indem es zum Formteil ohne weitere Vorbehandlung verpreßt wird. Es
liegt dabei im Wesen der Erfindung, daß mit zunehmender Anzahl der Gleit
schichten sich die Verformungsfähigkeit der Gleitschichtmatte verbessert. Mit
der vergrößerten Anzahl der Gleitschichten - d. h. mit abnehmender Dicke der
Einzelschichten, erhöht sich gleichzeitig die Anpassungsvielfalt an wech
selnde Flächengewichte der Formteile.
Die Taktzeit der Formteilefertigung aus bindemittelhaltigen Holzfaserwerk
stoffen ist vor allem durch die Aushärtungszeit der duromeren Bindemittelan
teile vorgegeben. Auch hier bietet die Erfindung erhebliche Vorteile, da die
höher verdichteten Gleitschichten eine bessere Wärmeleitfähigkeit besitzen,
als die lose vorverdichteten Matten nach dem Stand der Technik. Die sich
daraus ergebende Verkürzung der Taktzeit kann noch weiter gesteigert wer
den, wenn das Formteil nach einer Verweildauer von weniger als 70% der
benötigten Aushärtungszeit der duromeren Bindemittel dem Heißpreßwerk
zeug entnommen und einem Hilfswerkzeug zugeführt wird, in dem das Form
teil gestützt so lange nachhärtet, bis es vollständig ausgehärtet diesem Hilfs
werkzeug entnommen werden kann.
Das mattenförmige Holzfaserwerkzeug für die einzelnen Gleitschichten kann
in seinen Eigenschaften - vor allem in seiner Zugfestigkeit - noch dadurch ver
bessert werden, daß den Holzfasern Synthesefasern zugeführt werden. Es
hat sich dabei herausgestellt, daß ein Anteil von Synthesefasern, der deutlich
weniger als 40 Gew.-% entspricht, zu erheblichen Verbesserungen der Eigen
schaften des mattenförmigen Halbzeuges führt. Diese Synthesefasern kön
nen dabei orientiert eingelagert werden. Günstig ist beispielsweise eine
orthotrope Orientierung, d. h. eine Orientierung, bei der die Synthesefasern
rechtwinklig zueinander sich kreuzend eingelagert sind. Dadurch erreicht man,
daß die Zugfestigkeit des mattenförmigen Halbzeuges in Längs- und Quer
richtung gleich groß ist, wodurch die homogene Verformung während des
Heißpressens begünstigt wird.
Beim bisherigen Stand der Technik ist es üblich, Heißpreßwerkzeuge für die
Formteilfertigung zu verwenden, die Quetsch- oder Schneidkanten besitzen,
so daß das Formteil nach dem Pressen fertig konturiert ist. Allerdings läßt sich
hierbei eine Gratbildung am Rand des Formteiles nicht vermeiden, vor allem
dann nicht, wenn das Werkzeug durch längeren Gebrauch Abnutzungsspuren
aufweist. Das Entgraten derartiger Formteile ist aufwendig und erfordert vor
allem Handarbeit, wodurch die Wirtschaftlichkeit der Formteilfertigung leidet.
Darüber hinaus verhindern Schneid- und Quetschkanten die Anwendung von
Faltenhaltern, wie sie beim Tiefziehen von Blechen üblich ist. Noch aus einem
anderen Grunde werden beim jetzigen Stand der Technik in Heißpreßwerk
zeugen keine Faltenhalter eingesetzt: Die geringe Zugfestigkeit der Matten
halbzeuge nach dem Stand der Technik erfordert ein möglichst reibungsfreies
Formen bzw. Vorformen. Die mit dem Faltenhalter verbundenen Reibungs
kräfte beim Einzug des Materials verbieten daher beim jetzigen Stand der
Technik seinen Einsatz, obwohl eine Faltenhaltung wünschenswert ist, da sie
in vielen Fällen die Formteilqualität durch Ausschluß von Falten - d. h. durch
Vermeidung von Überpressungen - begünstigen könnte. Die Gleitschicht
matte mit ihrer insgesamt großen Zugfestigkeit, ihren guten, mit geringen
Reibungs- und Scherkräften verbundenen Verformungseigenschaften bei
deutlich verringerter Dicke ermöglicht den problemlosen Einsatz von Falten
haltern: Die Verformungsverhältnisse beim Heißpressen der Gleitschichtmat
ten nähert sich denen, wie sie beim Tiefziehen von Blechen üblich sind.
Holzfaserformteile der beschriebenen Art werden in der Regel nach dem
Pressen, auch wenn sie durch Quetsch- oder Schneidkanten fertig konturiert
sind, noch mit Löchern und Durchbrüchen versehen, die auf gesonderten
Stanzwerkzeugen hergestellt werden. Holzfaserformteile, die nach dem erfin
dungsgemäßen Verfahren mit Hilfe von Faltenhaltern hergestellt sind, besitzen
noch keine fertige Umrandungskontur und müssen daher nachbearbeitet
werden. Dies geschieht vorteilhafterweise direkt in den Hilfswerkzeugen
gegen Ende der Nachhärtungszeit. Diese Hilfswerkzeuge können problemlos
als Stanz-, Loch- und Durchbruchs-Werkzeuge hergestellt werden, so daß
das Formteil ohne zusätzliche Taktzeit gegen Ende seines Aushärtungspro
zesses fertig bearbeitet werden kann. Dies hat den zusätzlichen Vorteil, daß
seine Maßstabilität, seine Konturtreue und die Toleranz seiner Durchbrüche
und Bohrungen gegenüber dem bisherigen Stand der Technik verbessert
sind, da Schrumpf- und Verwerfungsprozesse, die bei der Verwendung von
Schneidkanten noch möglich sind, ausgeschaltet bleiben. Ein weiterer Vorteil
liegt darin, daß mit dem Konturstanzen dem Hilfswerkzeug ein gratfreies
Formteil entsteht, das keinerlei Handarbeit zur Nachbearbeitung mehr erfor
dert.
Gleitschichtmatten werden ohne Dampfbehandlung warm verpreßt. Ihre Ver
pressungsfeuchte ist daher wesentlich geringer, als es derzeit zum Stand der
Technik gehört. Komplizierte Entdampfungsvorrichtungen an Werkzeugen -
beispielsweise eine flächendeckende Lochung einer Werkzeughälfte - kann
entfallen. Zusätzlich führt der Wegfall von Schneid- oder Quetschkanten zu
einer verbesserten Entdampfung der minimalen Restfeuchte der Gleit
schichtmatten durch die Formteilränder. Insgesamt erübrigt sich bei dem
warmen Verpressen von Gleitschichtmatten jeder zusätzliche Aufwand zur
Entdampfung, beispielsweise sind Zwischenentlastungen der Presse völlig
überflüssig. Die geringe Restfeuchte der Gleitschichtmatten vor dem Ver
pressen gestattet in Sonderfällen eine Zusatzbefeuchtung mindestens einer
Gleitschichtmattenoberfläche unmittelbar vor der Zuführung zu dem Warm
verpressungswerkzeug. Die Berührung der befeuchteten Oberfläche mit dem
Heißpreßwerkzeug, dessen Temperatur näherungsweise 170-200°C
beträgt, erzeugt einen den Werkstoff durchdringenden Dampfstoß, mit dem
Wärme unmittelbar ins Werkstoffinnere transportiert wird, wodurch die Aus
härtungsgeschwindigkeit der duromeren Bindemittel stark beschleunigt wird.
Insgesamt bleibt dabei die Werkstoffeuchte aber immer noch niedriger, als bei
den meisten zum Stand der Technik gehörigen Verfahren.
Die insgesamt stark verbesserten Verformungseigenschaften der Gleit
schichtmatten ermöglichen es, auf die "Gleitmittelwirkung" thermoplastischer
Bindemittelanteile zumindest teilweise zu verzichten, und diese Bindemittel
durch entsprechend gesteigerten Duromerbindemittelzusatz zu ersetzen.
Verwendet man Duromere, die unterhalb ihrer Anspringtemperatur niedrigvis
kos werden, so läßt sich die Verfestigung des Mattenhalbzeugs, aus dem die
Gleitschichtmatte insgesamt gebildet wird, durch Verflüssigung und Wieder
verfestigung duromerer Bindemittel bei der Herstellung des Mattenhalbzeu
ges erzielen, so daß auch hier thermoplastische Bindemittel an sich nicht mehr
benötigt werden. Bezüglich der Formteileigenschaften, vor allem Festigkeit,
Formbeständigkeit in der Wärme- und Biegefestigkeit ist eine Erhöhung der
Duromerbindemittelanteile auf Kosten thermoplastischer Anteile äußerst
wünschenswert. Eine Vorrichtung, mit der das erfindungsgemäße Verfahren
vorteilhafterweise durchzuführen ist, besteht zunächst aus der Abwickelsta
tion (1) für die zugfesten Einzelschichten (1′) der zu verpressenden Gleit
schichtmatte (3), einer Faltstation (2), in der die Einzelschichten (1′) zu der
Gleitschichtmatte (3) bis zum Erreichen des benötigten Flächengewichtes
mehrfach bereichsweise gefaltet wird, der Trennschere (2′), mit der die gefal
tete Gleitschichtmatte von dem Mattenstrang der Einzelschicht (1′) getrennt
wird, und aus der Presse (4) mit dem Heißpreßwerkzeug (6), in dem die Gleit
schichtmatte (3) zum Formrohteil (5) geformt und endverdichtet wird. Weiter
hin enthält sie die Stützform (6), die die Stanzmesser (7) enthält, mit welchem
das Formrohteil (5) zum fertigen Formteil (9) randbeschnitten wird, angetrie
ben durch den Hydraulikzylinder (6′), und aus der Abstapelstation (10) für die
fertigen Formteile (9), wobei die jeweiligen Bearbeitungsstationen durch die
Förderbänder (11) und die Rollenbahnen (12) miteinander verbunden sind. Die
beschriebene Vorrichtung ermöglicht die Durchführung des erfindungsgemä
ßen Verfahrens in einem kontinuierlichen Ablauf, wobei alle Vorteile, die sich
aus den Möglichkeiten der erfindungsgemäßen Gleitschichtmatte ergeben,
konsequent genutzt werden.
Die Erfindung sei nunmehr anhand der Fig. 1-4 näher erläutert und
beschrieben. Die Fig. 1 zeigt dabei in schematischer Darstellung den Aufbau
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, die Fig. 2-4 erläutern das
Anwenden eines Heißpreßwerkzeuges mit Faltenhalter.
In Fig. 1 ist mit 1 die Abwickelstation bezeichnet, von der das mattenförmige
Halbzeug 1′ abgezogen, und mit Hilfe der Rollenbahn 12 der Faltstation 2
zugeführt wird. Hier wird mit Hilfe eines nicht dargestellten Faltenlegers das
mattenförmige Halbzeug 1′ zu dem Gleitschichtpaket 3 zusammengefaltet,
das das entsprechende Flächengewicht des fertigen Formteiles aufweist.
Danach wird mit Hilfe der Schere 2′ das mehrschichtige Faltpaket 3 von dem
Mattenstrang 1′ getrennt und mit Hilfe des Förderbandes 11 der Heißpreßsta
tion 4 zugeführt. Hier wird das die Gleitschichtmatte insgesamt bildende Falt
paket 3 zum Formrohteil warm verpreßt. Die Heizvorrichtung der Werkzeuge
ist dabei nicht mit dargestellt, die Temperatur der Heißpreßstation beträgt
zwischen 170 und 200°C. Nach etwa 60% der benötigten Aushärtzeit wird
das Rohformteil in die Stützform 6 überführt. Diese Stützform besteht eben
falls aus Ober- und Unterwerkzeug und ist ggf. temperiert, um das entspre
chende Nachhärten der duromeren Bindemittel im Formrohteil sicherzustellen.
Mit Hilfe des Hydraulikzylinders 6′ wird das umlaufende Beschnittmesser 7
betätigt, das während der Nachhärtezeit den Randbeschnitt des Formrohteils
zum Fertigteil vornimmt. Dabei entsteht der Stanzabfall 8. In Fig. 1 nicht mit
dargestellt ist die Möglichkeit, zusammen mit dem Randbeschnitt auch auf
der Fläche des Formteiles Durchbrüche und Löcher zu stanzen. Nach dem
Endbeschnitt im Aushärtungswerkzeug 6 wird das nunmehr fertige Formteil 9
mit Hilfe des Förderbandes 11 zum Abstapeln transportiert. Die Abstapelung
kann dabei gleich auf Paletten versandfertig erfolgen.
In Fig. 2 ist ein Heißpreßwerkzeug dargestellt, das aus dem Unterwerkzeug
1 (Matrize), dem Oberwerkzeug 3 (Patrize) und dem Niederhalter 2 besteht.
Die Erwärmungsmöglichkeit des Heißpreßwerkzeuges auf eine Temperatur
zwischen 170 und 200°C ist dabei nicht mit dargestellt. Die Erwärmung kann
- in an sich bekannter Weise - durch Thermoöl, Heißdampf oder elektrisch
erfolgen. Die Fig. 2 zeigt den Beginn der Ausformung: Die Patrize 3 wird
nach oben gefahren, so daß sie die zu verformende Gleitschichtmatte 4
gerade berührt. Der Faltenhalter 2 setzt dabei auf die Gleitschichtmatte auf,
ohne sie jedoch zu verdichten. Fig. 3 zeigt die nächste Stufe der Fertigteil
formung. Die Patrize 3 ist in Endstellung heruntergefahren, die Gleitschicht
matte 4 im Bereich der Patrize 3 zum Formrohteil 6 endverdichtet. In diesem
Stadium bleibt der Faltenhalter in der gleichen Position wie in Fig. 2), und
ermöglicht so das Nachziehen des Randbereiches 5 während des Ausfor
mens und Endverdichtens der Gleitschichtmatte. In Fig. 4 schließlich behal
ten die Patrize 3 und die Matrize 1 ihre Position zueinander bei, der Faltenhal
ter 2 bewegt sich abwärts und verdichtet auch den Randbereich 5 der Gleit
schichtmatte auf Endverdichtung, so daß nunmehr das fertige Formrohteil 7
entstanden ist, das anschließend, nachdem es überwiegend ausgehärtet ist,
dem Stütz- und Stanzwerkzeug zugeführt werden kann.
Die Fig. 1-4 zeigen eine zweckmäßige Ausgestaltung des erfindungs
gemäßen Verfahrens, ohne daß andere, ähnliche Vorrichtungen ausgeschlos
sen sein sollen.
Claims (7)
1. Verfahren zum Herstellen von vorzugsweise aus
Zellulose und/oder Lignozellulosefasern beste
henden Formteilen, wie Möbelteilen, Fernseher-
Gehäuseteilen, Innenverkleidungsteilen von
Kraftfahrzeugen, wobei zunächst ein ebe
nes, durch Bindemittel verfestigtes, formstabi
les mattenförmiges Halbzeug hergestellt und
hiervon zeitlich unabhängig nachfolgend durch
warmes Verpressen mit einer gewünschten Endver
dichtung die endgültige Raumform des jeweiligen
Formteiles endgefertigt wird,
gekennzeichnet durch folgende
Verfahrensschritte:
- a) Herstellen einer relativ dünnen, ein duro meres Bindemittel enthaltenden mattenförmi gen Faservlies-Einzelschicht, die wenig stens 40% der Enddichte des Formteiles aufweist und deren Flächengewicht ein ganz zahliger Bruchteil des Flächengewichtes dieses Formteiles ist;
- b) Herstellen eines Halbzeuges in Form einer Gleitschichtmatte durch Übereinanderstapeln bzw. Übereinanderfalten von mehreren Mat tenbahnen des Faservlieses unter Beibehal tung der Dichte von mindestens 40% der Enddichte des Formteiles;
- c) warmes Verpressen des Gleitschichtmatten stapels in einem beheizten Werkzeug zum Formteil mit einer Verweildauer im Werkzeug von weniger als 70% der benötigten Aushär tungszeit für das duromere Bindemittel;
- d) Überführen des noch warmen Preßteiles in ein beheiztes Hilfswerkzeug und Aus- bzw. Nachhärtung des Formteiles, und
- e) Entnahme des Formteiles nach der benötigten Verweilzeit aus dem Hilfswerkzeug.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß dem mattenförmigen
Faservlies neben Zellulose- und/oder Lignozel
lulosefasern Synthesefasern in einer Menge von
weniger als 40 Gew.-% beigemischt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß dem mattenförmigen
Faservlies die Synthesefasern in einer Menge von
weniger als 40 Gew.-% überwiegend richtungsorien
tiert untergemischt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das warme Verpressen
des Halbzeuges zum Formteil in Werkzeugen durch
geführt wird, die unter Verzicht auf Schneid-
oder Quetschkanten Faltenhalter aufweisen.
5. Verfahren nach mindestens einem der vorangegan
genen Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß als Hilfswerkzeuge,
in denen das Formteil gestützt nachgehärtet
wird, Stand- und/oder Lochwerkzeuge verwendet
werden.
6. Verfahren nach mindestens einem der vorangegan
genen Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitschichtmat
te unmittelbar vor der Zuführung zu dem Warmver
pressungswerkzeug an mindestens einer Oberfläche
zusätzlich befeuchtet wird.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
Anspruch 1, bestehend aus
- - einer Abwickelstation (1) für das mattenförmi ge Faservlies als zugfeste Einzelschicht (1′) der zu verpressenden Gleitschichtmatte (3),
- - einer Stapel- bzw. Faltstation (2), in der die Einzelschicht (1′) zu der Gleitschichtmatte (3) bis zum Erreichen des benötigten Flächengewich tes mehrfach übereinandergestapelt bzw. -gefal tet wird,
- - einer Trennschere (2′), mit der die gefaltete Gleitschichtmatte von dem Mattenstrang der Ein zelschicht (1) abgetrennt wird, und aus
- - einer Presse (4) mit Heißpreßwerkzeug (6), in dem die Gleitschichtmatte (3) zum Formrohteil (5) geformt und endverdichtet wird, aus
- - einer Stützform (6), die Stanzmesser (7) ent hält, mit welchen das Formrohteil (5) zum ferti gen Formteil (9) randbeschnitten wird, ange trieben durch wenigstens einen Hydraulikzylinder (6′), und aus
- - einer Abstapelstation (10) für die fertigen Formteile (9), wobei die jeweiligen Bearbei tungsstationen über Förderbänder (11) und/oder Rollenbahnen (12) miteinander verbunden sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934342789 DE4342789C2 (de) | 1993-12-15 | 1993-12-15 | Verfahren zum Herstellen von Formteilen |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19934342789 DE4342789C2 (de) | 1993-12-15 | 1993-12-15 | Verfahren zum Herstellen von Formteilen |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4342789A1 DE4342789A1 (de) | 1995-06-22 |
DE4342789C2 true DE4342789C2 (de) | 1996-03-07 |
Family
ID=6505093
Family Applications (1)
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Families Citing this family (1)
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EP3272480B1 (de) | 2016-07-21 | 2022-12-07 | Homann Holzwerkstoffe GmbH | Verfahren zur herstellung einer faserplatte |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4218444A1 (de) * | 1992-06-04 | 1993-12-09 | Lignotock Gmbh | Bindemittelhaltige Fasermatten aus Zellulose- bzw. Lignozellulosefasern |
-
1993
- 1993-12-15 DE DE19934342789 patent/DE4342789C2/de not_active Expired - Lifetime
Also Published As
Publication number | Publication date |
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DE4342789A1 (de) | 1995-06-22 |
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