DE4340459C1 - Verfahren zum Betreiben eines Wirbelschichtreaktors zum Vergasen von kohlenstoffhaltigen Einsatzstoffen - Google Patents
Verfahren zum Betreiben eines Wirbelschichtreaktors zum Vergasen von kohlenstoffhaltigen EinsatzstoffenInfo
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- DE4340459C1 DE4340459C1 DE19934340459 DE4340459A DE4340459C1 DE 4340459 C1 DE4340459 C1 DE 4340459C1 DE 19934340459 DE19934340459 DE 19934340459 DE 4340459 A DE4340459 A DE 4340459A DE 4340459 C1 DE4340459 C1 DE 4340459C1
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Wirbelschicht
reaktors zum Vergasen von kohlenstoffhaltigen Einsatzstoffen. Die Verga
sung erfolgt bei erhöhten Temperaturen im Bereich zwischen 700 und
1 200 C° und wird mit Hilfe von exotherm und endotherm reagierenden gas
förmigen Vergasungsmitteln vorgenommen. Bei den gasförmigen Vergasungs
mitteln handelt es sich um sauerstoffhaltige Gase, wie z. B. Luft, Dampf
oder CO₂. Während Luft oder Sauerstoff exotherm reagieren, ist demgegen
über die Reaktion mit Dampf und CO₂ endotherm getönt. Die Vergasungs
mittel werden in den Reaktionsraum des Wirbelschichtreaktors eingeblasen.
Der Reaktionsraum wird in eine Wirbelschicht und in eine oberhalb der
Wirbelschicht befindliche Nachvergasungszone unterteilt. Beim Vergasungs
betrieb wird der Wirbelschicht laufend eine Menge an frischem Einsatz
stoff zugeführt. Bei dem Einsatzstoff handelt es sich vorzugsweise um
Stein- oder Braunkohle; aber auch andere kohlenstoffhaltige Einsatz
stoffe, wie z. B. Kunststoffe oder Klärschlämme können, ggf. mit einem
weiteren Kohlenstoffträger vermischt, als Einsatzstoffe in die Wirbel
schichtvergasung eingebracht werden. Eingetragen wird jeweils ein Massen
strom des kohlenstoffhaltigen Einsatzstoffes, d. h. eine Menge, die über
einen vorbestimmten Zeitraum nahezu konstant ist und in der Dimen
sion kg/min gemessen wird.
Der Nachvergasungszone ist ein Zyklon nachgeschaltet. Dort wird das im
Vergaser durch die Reaktion zwischen dem kohlenstoffhaltigen Einsatzstoff
und dem gasförmigen Vergasungsmittel erzeugte Rohgas von den bei der
Vergasung entstehenden Feststoffen, die überwiegend staubförmig anfallen,
getrennt. Bei den Feststoffen handelt es sich um aschehaltige teilweise
vergaste kohlenstoffhaltige Partikel. Der Zyklon allein reicht zur Ent
staubung des Rohgases nicht aus. Die vollständige Reinigung des Rohgases
erfolgt in nachgeschalteten Einrichtungen, die aber bei der Beschreibung
der vorliegenden Erfindung außer Betracht bleiben können.
Der im Zyklon abgeschiedene Feststoff sammelt sich in der Rückführleitung
und wird über die Rückführleitung in die Wirbelschicht des Reaktions
raumes zurückgeführt. Je nach Ausgestaltung des Reaktors kann die Rück
führleitung Längen von mehreren Metern erreichen. Üblicherweise wird die
Rückführleitung beim Vergasungsbetrieb vom abgeschiedenen Feststoff
durchströmt; bei der Gesamtbetrachtung des Wirbelschichtvergasers spricht
man von einer umlaufenden Feststoffmenge. Deren zeitlicher Massestrom ist
an der Rückführleitung meßbar. Hierbei wird zugleich auch unterstellt,
daß einzelne Feststoffteilchen beim Umlauf durch den Reaktionsraum, den
Zyklon und die Rückführleitung ausgeschieden und durch neue Feststoff
teilchen ersetzt werden.
Am unteren, insbesondere konisch zulaufenden Ende des Wirbelschichtver
gasers befindet sich eine Einrichtung zum Abziehen des Bodenprodukts.
Auch mit Hilfe dieser Einrichtung wird laufend ein Massestrom von Boden
produkt aus dem Vergasungsbetrieb abgezogen. Ähnlich wie bei dem im
Zyklon abgeschiedenen Feststoff handelt es sich beim Bodenprodukt um
einen aschehaltigen Restkoks.
Zum Betreiben eines Wirbelschichtreaktors ist die EP 0 030 323 B1 der
Anmelderin bekannt geworden. Das bekannte Verfahren sieht vor, gasförmige
Vergasungsmittel sowohl in das Wirbelbett als auch über mindestens drei
entlang der Reaktorlängsachse angeordnete Einblasebereiche in die Nach
vergasungszone einzublasen, damit oberhalb des Wirbelbettes eine mög
lichst gleichbleibend hohe Temperatur entlang der Reaktorlängsachse ein
gehalten wird (vgl. a.a.O. Ansprüche 1 und 2). Im Zusammenhang damit ist
es auch bekannt, daß die Summe der in der Nachvergasungszone in jedem
Einblaseabschnitt zugegebenen Vergasungsmittel von unten nach oben ab
nimmt (vgl. a.a.O. Anspruch 4). Auch ist bekannt, daß die Menge des exo
therme Umsetzungen bewirkenden Vergasungsmittels in jedem Einblaseab
schnitt von unten nach oben abnimmt (vgl. a.a.O. Anspruch 7). Schließlich
lehrt die bekannte Schrift noch, daß die Zugabe des eine exotherme Umset
zung bewirkenden Vergasungsmittels in den einzelnen Einblasebereichen in
Abhängigkeit von der dort jeweils festgestellten Temperatur und/oder dem
Feststoffgehalt gesteuert wird (vgl. a.a.O. Anspruch 16). Weiterhin ist
der bekannten Schrift zu entnehmen, das Produktgas unmittelbar vor dem
Austritt aus dem Wirbelbettreaktor durch Einblasen von Wasser oder Dampf
abzukühlen; dieser Vorgang wird als Quenchen bezeichnet (vgl. a.a.O.
Sp. 3, Z. 19-22).
Aus der DE 35 31 292 C2 der gleichen Anmelderin ist ein "Verfahren zur
Herstellung von Syntheseyas aus festen Brennstoffen" bekannt, welches die
Regelung des Bodenabzugs zum Gegenstand hat. Danach kann die Abzugsge
schwindigkeit, mit der die festen Vergasungsrückstände aus dem Reaktions
raum abgezogen werden, in Abhängigkeit von der Höhe des Festbettes ge
regelt werden. Als Stellgröße der bekannten Regelung werden Temperatur
und/oder Druck verwendet. Bei dieser zweiten bekannten Schrift geht man
davon aus, daß sich unterhalb der Wirbelschicht eine Art "Festbett" aus
bildet, d. h. eine Ansammlung von Feststoffteilchen, die innerhalb des
Wirbelbetts nach unten absinken und an der Verwirbelung selbst nicht mehr
teilnehmen. Zwischen der Wirbelschicht und diesem "Festbett" bildet sich
eine mehr oder minder stabile Grenzschicht aus, wo unterschiedliche
Druck- oder Temperaturverhältnisse vorliegen. Die jeweiligen Unterschiede
werden als Stellgröße für die bekannte Regelung verwendet (vgl. a.a.O.
Anspruch 1).
Die bekannten Verfahren zum Betreiben eines Wirbelschichtreaktors zum
Vergasen von kohlenstoffhaltigen Einsatzstoffen haben aber bisher nicht
vollständig befriedigt und zwar im Hinblick auf die Erzeugung von Brenn
gas unter höheren Vergaserdrücken im Bereich bis zu 30 bar. Ein derarti
ges Brenngas ist beispielsweise für das Betreiben eines Kombinations
kraftwerks vorgesehen, wo das im Wirbelschichtreaktor erzeugte Brenngas
anschließend in einer Gasturbine verbrannt wird und wobei im Rahmen des
Kombinationsverfahrens gleichzeitig auch noch Dampf an unterschiedlichen
Stellen des Kraftwerksprozesses erzeugt wird. Besonders im Falle von
stark schwankenden Eigenschaften der kohlenstoffhaltigen Einsatzstoffe im
Hinblick auf deren Art und Qualität, d. h. Heizwert, ist es außerordent
lich schwierig, gleichbleibend hohe C-Umsätze unter bestimmten vorgege
benen Werten für die Temperatur in der Nachvergasungszone und den CH₄-Ge
halt des Rohgases einzustellen. Wenn der Anteil des in die Nachver
gasungszone eingeblasenen Vergasungsmittels, insbesondere beim Betrieb
des Wirbelschichtreaktors mit O₂/Dampf als Vergasungsmittel, zu groß
wird, kann es zu schnellen Temperaturanstiegen und erhöhten thermischen
Belastungen im oberen Bereich der Nachvergasungszone und im nachgeschal
teten Zyklon kommen.
Die Verteilung des Vergasungsmittel s auf die Wirbelschicht und die Nach
vergasungszone erfolgt nach dem sogenannten "O₂-Verhältnis" d. h. dem
Verhältnis der in die beiden Zonen jeweils pro Zeiteinheit als Massen
ströme eingebrachten Sauerstoffmengen; also O₂-NV/O₂-WS, wobei die Abkür
zung "NV" für die Nachvergasungszone und die Abkürzung "WS" für die Wir
belschicht stehen. Dieses O₂-Verhältnis gilt sowohl für O₂/Dampf als auch
für Luft als Vergasungsmittel.
Der bekannte Prozeß zum Betreiben des Wirbelschichtreaktors für die Ver
gasung von kohlenstoffhaltigen Einsatzstoffen unter erhöhten Temperatu
ren, kurz auch als "HTW-Prozeß" bekannt, erwies sich insbesondere für die
Erzeugung von Brenngas bei Vergasungsdrücken bis 30 bar und höheren
spezifischen Durchsätzen von aschereichen Kohlen, insbesondere Kessel
kohle, mit stark schwankenden Eigenschaften als noch nicht optimal.
Aus diesen Nachteilen ergibt sich die Aufgabe für die vorliegende Erfin
dung, die Prozeßführung der HTW-Vergasung im Hinblick auf die Erzeugung
von Brenngas aus Kesselkohlen in der Weise weiterzubilden, daß gleich
mäßig hohe C-Umsätze und hohe Kaltgaswirkungsgrade bei hohen und konstan
ten Vergaserleistungen unabhängig von Qualitätsschwankungen eines be
stimmten Einsatzstoffes oder unabhängig von der Art des Einsatzstoffes,
wie Braun- oder Steinkohle, im störungsfreien Dauerbetrieb des Wirbel
schichtvergasers möglich werden. Der Quencheinsatz soll verringert bzw.
vollständig vermieden werden und die Anzahl der Vergasungsmitteldüsen
bzw. Düsenebenen soweit wie möglich reduziert werden. Darüber hinaus
besteht die Aufgabe des weiterzubildenden HTW-Prozesses darin, die Gefahr
von Anbackungen in der Nachvergasungszone und in den nachgeschalteten
Anlagenteilen unter allen Betriebsbedingungen sicher zu vermeiden. Letzt
endlich soll ein ruhiger und wirtschaftlicher Vergasungsbetrieb erzielt
werden.
Unter dem Begriff "HTW-Vergasung" versteht man die in der Fachwelt an
sich bekannte "Hoch-Temperatur-Winkler-Vergasung"; unter dem Begriff
"C-Umsatz" versteht der Fachmann, das Verhältnis der pro Zeiteinheit "zu
Gas umgesetzten Menge Kohlenstoff" zu der "mit dem Einsatzstoff einge
brachten Menge Kohlenstoff"; unter dem Begriff "Kaltgaswirkungsgrad"
versteht der Fachmann das Verhältnis von "Heizwertstrom des erzeugten
Gases" zu "Heizwertstrom des Einsatzstoffes" und unter dem Begriff "Ver
gaserleistung" versteht der Fachmann die thermische Leistung bzw. den
Heizwertstrom eines Vergasers, z. B. in der Dimension MW.
Die an sich komplexe Aufgabenstellung kann auf verblüffend einfache Weise
durch die nachfolgenden drei Merkmale gelöst werden:
- - der Massenstrom des exotherm reagierenden Vergasungsmittels wird ent sprechend der Menge des rückgeführten Feststoffs eingeblasen und dabei zugleich
- - das O₂-Verhältnis auf einen Wert eingestellt, der kleiner als 1,5 ist und
- - der Abzug des Bodenprodukts wird entsprechend der Höhe der Wirbel schicht geregelt.
Das O₂-Verhältnis wird vorzugsweise in einem Bereich zwischen 0,3 bis 0,6
eingestellt, im weitesten Sinne kann sich dieser Bereich aber auch zwi
schen den Werten 0,0 bis 1,5 erstrecken, wobei unterstellt wird, daß
unter Umständen in die Nachvergasungszone überhaupt kein Vergasungsmittel
mehr eingeblasen wird. In jedem Fall wird das O₂-Verhältnis nach unten
dadurch begrenzt, daß sich die maximale Temperatur in der Wirbelschicht
nicht höher einstellt als der zulässige Grenzwert für die maximale Tempe
ratur in der Nachvergasungszone. Insbesondere für die Vergasung von
rheinischer Braunkohle hat sich ein Einstellungsbereich zwischen 0,3 bis
0,6 als sehr günstig erwiesen; bei grobkörnigen und weniger reaktiven
Steinkohlen ist es dagegen möglich, das gesamte Vergasungsmittel allein
in die Wirbelschicht einzubringen. Feinkörnige und höher reaktive Brenn
stoffe erfordern zur Aufrechterhaltung des Wirbelbetts ein größeres
O₂-Verhältnis, welches demgemäß bis zu 1,5 betragen kann.
Als besonderer Vorteil hat sich herausgestellt, daß das Vergasungsmittel
in die Nachvergasungszone über nur noch eine einzige Düsenebene einge
speist werden kann.
Durch eine ausreichend starke Verlagerung des Vergasungsmittel s in die
Wirbelschicht werden, unabhängig von den Rohstoffeigenschaften des zu
vergasenden Einsatzstoffes, selbst bei hohem Aschegehalt der Kohle und
starker Mineralstoffanreicherung, in der Wirbelschicht gute Fluidi
sationsbedingungen erzielt.
Bei der Durchführung eines erfindungsgemäßen Vergasungsbetriebs wurde
gefunden, daß die endothermen Vergasungsreaktionen der Wirbelschicht
durch einen höheren Anteil an direkter Wärmeübertragung infolge Teilver
brennung schneller als in der Nachvergasungszone ablaufen. Wird der über
wiegende Teil des Vergasungsmittel s in die Wirbelschicht eingespeist,
vergleichmäßigt sich das Temperaturprofil über die Vergaserhöhe und ver
schiebt sich zu niedrigeren Werten. Ebenso werden die Temperaturspitzen
in der Nachvergasungszone abgebaut. Die Quenchwassermenge kann stark
verringert werden, ggf. kann auf den Quench sogar ganz verzichtet werden.
In jedem Falle steigen der C-Umsatz und der Kaltgaswirkungsgrad an.
Der erfindungsgemäße Betrieb führt dazu, daß sich das radiale Temperatur
profil in der Nachvergasungszone vergleichmäßigt. Mit Hilfe der entlang
der Rückführleitung gemessenen Temperaturen können die maximalen Tempe
raturen der Nachvergasungszone erfaßt werden und über diese Meßwerte kann
in den Vergasungsbetrieb regelungstechnisch eingegriffen werden. Der
zulässige Grenzwert für die maximale Temperatur in der Nachvergasungszone
kann auf diese Weise mit Hilfe der Temperaturmessung eingehalten werden.
Die Staubfracht außerhalb des Vergasers, also der Massenstrom an rückge
führtem Feststoff kann vorteilhaft als Funktion der Abkühlung des Staubes
über die Höhe der Rückführleitung, die infolge Wandabkühlung auftritt,
ermittelt werden. Es besteht beispielsweise ein direkter Zusammenhang
zwischen der Temperaturdifferenz der Meßstellen oben und unten in der
Rückführleitung und dem umlaufenden Massenstrom an Feststoff. Nachdem der
Abscheidungsgrad des Zyklons als konstruktionsbedingt vorgegebene Kon
stante bekannt ist, kann also mit Hilfe der Temperaturmessung die Staub
fracht außerhalb des Vergasers errechnet werden. Der Durchsatz des Ein
satzstoffes ist näherungsweise aus der Rohgasmenge ableitbar.
Es wurde nun gefunden, daß sich die Staubaustragsrate unmittelbar anhand
der Temperaturdifferenz über die Rückführleitung mit Hilfe der zugeführ
ten Vergasungsmittelmenge in engen Grenzen einstellen und einhalten
läßt.
Die Höhe der Wirbelschicht wird durch Anpassung des Massenstroms des
abgezogenene Bodenprodukts innerhalb eines zulässigen Bereiches auf einen
konstanten vorgegebenen Wert eingestellt. Aufgrund von Betriebserfahrun
gen ist im konkreten Fall die optimale Wirbelschichthöhe für einen be
stimmten Einsatzstoff mit durchschnittlichen Qualitätseigenschaften be
kannt. Solange die Qualitäten des Einsatzstoffes nicht übermäßig schwan
ken, kann die Höhe der Wirbelschicht mit Hilfe des Abzugs des Bodenpro
dukts auf einem bestimmten Wert gehalten werden. Dadurch werden möglichst
gleiche Bedingungen für den Staubaustrag, die Fluidisation und den Re
aktionsumsatz in der Wirbelschicht gewährleistet.
Die erfindungsgemäße Prozeßführung macht es möglich, den Vergasungsprozeß
in Form von voneinander "unabhängig" und "eindeutig" wirkenden Regelfunk
tionen zu erfassen, die zudem unabhängig von schwankenden Eigenschaften
des Einsatzstoffes gelten. Mit Hilfe der Erfindung wird der Vergasungs
prozeß den jeweiligen Eigenschaften der Kohle und deren Schwankungen
ständig nachgeführt und optimal angepaßt. Weitere Vorteile der Verfah
rensführung ergeben sich aus den einzelnen Unteransprüchen. Mit den
Unteransprüchen 12 bis 14 wird ein Vergaser charakterisiert, wie er zur
Durchführung des Verfahrens besonders geeignet ist. Nachfolgend wird die
Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher beschrieben. Die Figur
zeigt in stark vereinfachter schematischer Darstellung einen HTW-Ver
gaser, der für die Durchführung des Verfahrens besonders geeignet ist.
Der HTW-Vergaser 1 hat einen Reaktionsraum 2, der sich in die Wirbel
schicht 3 und die Nachvergasungszone 4 unterteilt. Über einen Eintrags
stutzen 5 wird dem Vergaser 1 ständig ein Massenstrom an frischen, koh
lenstoffhaltigen Einsatzstoffen 6 zugeführt. Bei den kohlenstoffhaltigen
Einsatzstoffen handelt es sich beispielsweise um Stein-, Braunkohle,
Kunststoffe oder Klärschlämme oder Mischungen aus diesen Stoffen. Der
Eintrag der Einsatzstoffe 6 erfolgt in die Wirbelschicht 3.
Über einen Anschluß 7 wird dem Vergaser 1 zugleich ein Massenstrom an
gasförmigem, endotherm und exotherm mit dem Einsatzstoff 6 reagierenden
Vergasungsmitteln zugeführt. Die Zufuhr erfolgt durch Einblasen über die
Einblasdüsen 8, 9, 10 und 11. Während das Einblasen der Vergasungsmit
tels 7 über die Einblasdüsen 8, 9 und 10 ständig erfolgt, wird die Ein
blasdüse 11 nur bedarfsweise zugeschaltet, deshalb ist der zugehörige
Abzweig in der Figur auch als Strich-Doppelpunktlinie angedeutet. Tat
sächlich deuten die Ziffern 8 bis 10 die sogenannten "Einblasebenen" an,
d. h. Querschnittsebenen in gegenseitigen axialen Abständen entlang der
Längsachse, des beispielsweise zylinderförmig runden Vergasers 1, auf
denen jeweils eine Mehrzahl von Einblasdüsen 8 bis 11 in gegenseitigem
seitlichen Abstand voneinander angeordnet ist.
Jeder Einblasdüse 8 bis 11 ist ein Transmitter 12, 13, 14 und 15 zugeord
net, mit dessen Hilfe der über die jeweilige Einblasdüse 8, 9, 10 und 11
einzublasende Massenstrom an gasförmigen Vergasungsmitteln eingestellt
wird. Die Einstellung erfolgt über einen zentralen Regler 16, der über
eine Leitung 17 und entsprechende Abzweigungen mit jedem der Transmit
ter 12 bis 15 in Verbindung steht.
Der Nachvergasungszone 4 ist ein Zyklon 18 nachgeschaltet, der einen
Ausgang 19 für das teilentstaubte Rohgas 20 aufweist und an dessen unte
rem Ende sich die Rückführleitung 21 anschließt. Der im Zyklon 18 abge
schiedene Feststoff 22 wird über die Rückführleitung 21 in die Wirbel
schicht 3 wieder eingespeist.
Am oberen Ende der Rückführleitung 21 ist ein erster Temperaturfühler 23
vorgesehen und am unteren Ende der Rückführleitung 21 ein zweiter Tempe
raturfühler 24. Mit Hilfe der Temperaturfühler 23 und 24 wird die jewei
lige Temperatur des Feststoffs 22 ermittelt und über die Steuerleitun
gen 25 bzw. 26 dem zentralen Regler 16 übermittelt. Der durch die Rück
führleitung 21 umlaufende Feststoff 22 kühlt sich auf der Länge der Rückführleitung
21 ab, so daß die Differenz der mit den Temperaturfühlern 23
und 24 gemessenen Temperaturen im Regler 16 ermittelt werden kann. In Ab
hängigkeit von der dort ermittelten Temperaturdifferenz werden über die
Leitung 17 Signale an die Transmitter 12, 13, 14 und 15 gegeben und dem
entsprechend die jeweiligen Massenströme der gasförmigen Vergasungs
mittel 7 über die jeweiligen Einblasdüsen 8, 9, 10 und 11 geregelt.
Am unteren Ende des nach unten hin konisch zulaufenden Reaktionsraumes 2
ist beispielsweise eine Förderschnecke 27 vorgesehen. Die Förder
schnecke 27 wird von einem Motor 28 angetrieben, der seine Befehle aus
einem Regler 29 erhält, welcher seinerseits über die Leitung 30 mit einem
Druckmeßgerät 31 verbunden ist. Das Druckmeßgerät 31 steht ständig mit
den beiden Druckaufnehmern 32 und 33 in Verbindung, die durch unter
brochene Linien angedeutet sind. Wie in der Figur erkennbar, sind die
beiden Druckaufnehmer 32 und 33 in einem axialen Abstand 34 voneinander
angeordnet, der sich über die obere Grenze 35 der Wirbelschicht 3 er
streckt. In der Nachvergasungszone 4 und der Wirbelschicht 3 herrschen
unterschiedliche Drücke, die von den Druckaufnehmern 32 und 33 gemessen
und von dem Druckmeßgerät 31 als Druckdifferenz erfaßt werden. Ein dem
entsprechendes Signal wird über die Steuerleitung 30 dem Regler 29 zuge
führt, der seinerseits den Motor 28 ansteuert. Der Motor 28 bewegt die
Austragsschnecke 27, die ihrerseits einen Massenstrom an Bodenprodukt 36
unterhalb des Reaktionsraumes 2 abzieht. Es wird also in Abhängigkeit von
der Druckdifferenz das Abziehen des Bodenprodukts 36 geregelt.
Im Rahmen einer umfassenden und ineinander greifenden Regelung kann der
Regler 29 auch in den Regler 16 integriert sein, so daß sowohl die Motor
funktion 28 als auch die Zufuhr der Vergasungsmittel 7 über einen Gesamt
regelkreis gesteuert werden können. In diesem Zusammenhang ist es auch
möglich, die Druckaufnehmer 32 und 33 durch entsprechende Temperatur
fühler zu ersetzen oder zu ergänzen.
Nachfolgend wird die Wirkung des erfindungsgemäßen Betriebs eines HTW-
Vergasers anhand von zwei Zahlenbeispielen dargestellt:
Rheinische Braunkohle mit einem Aschegehalt von 15 bis 20% wurde bei
einem Druck von 20 bar mit Luft als Vergasungsmittel in einer Pilotanlage
vergast. Das O₂-Verhältnis wurde bei sonst etwa gleichen Bedingungen von
1,04 (Einstellung 1) auf 0,42 (Einstellung 2) gesenkt, gleichzeitig wurde
der Quench 37 außer Betrieb genommen. Es wurden folgende Ergebnisse er
zielt:
Der C-Umsatz erhöhte sich relativ um 3,6%, die Heizwertausbeute wegen
der geringeren Verluste in fühlbarer Wärme sogar um 9,4%.
Im zweiten Beispiel wird die Bedeutung der Staubumlaufrate für die Pro
zeßführung anhand ausgewählter Betriebseinstellungen der vorgenannten
Pilotanlage dargestellt. Es wurde Rheinische Braunkohle bei 25 bar mit
Luft vergast:
Die Staubumlaufrate wurde aus einer für diese Anlage ermittelten Kenn
linie aus der Temperaturdifferenz über die Rückführleitung bestimmt.
Durch Staubmessungen wurde gefunden, daß bei normalen Betriebsbedingungen
die Staubumlaufmenge mit ausreichender Genauigkeit aus der Temperaturdif
ferenz über die gesamte Höhe der Rückführleitung bis zum Austritt des
Zyklons ermittelt und für die Betriebsführung genutzt werden kann.
Für die Vergasung von Rheinischer Braunkohle wurde gefunden, daß optimale
Betriebsbedingungen bei einer Staubumlaufrate von etwa 0,4 erreicht wer
den. Bei Einstellung 3 ist die Staubumlaufrate zu hoch. Der C-Umsatz
nimmt ab, da die hohe Staubfracht des Rohgases zu erhöhten Zyklonstaub
verlusten führt. Einstellung 5 ist durch eine zu geringe Staubumlaufrate
charakterisiert. Der C-Umsatz ist zwar unwesentlich höher als bei Ein
stellung 4, aber es besteht die Gefahr der Ansatzbildung im Bereich der
Nachvergasungszone. Der Grenzwert der Nachvergasungstemperatur wird hier
bereits erreicht. Ein störungsfreier Dauerbetrieb ist bei dieser Einstel
lung nicht möglich.
Bezugszeichenliste
1 HTW-Vergaser
2 Reaktionsraum
3 Wirbelschicht
4 Nachvergasungszone
5 Eintragsstutzen
6 Einsatzstoff
7 Vergasungsmittel
8 Einblasdüse
9 Einblasdüse
10 Einblasdüse
11 Einblasdüse
12 Transmitter
13 Transmitter
14 Transmitter
15 Transmitter
16 zentraler Regler
17 Steuerleitung
18 Zyklon
19 Ausgang
20 teilentstaubtes Rohgas
21 Rückführleitung
22 abgeschiedener Feststoff
23 1. Temperaturfühler
24 2. Temperaturfühler
25 Steuerleitung
26 Steuerleitung
27 Förderschnecke
28 Motor
29 Regler
30 Steuerleitung
31 Druckmeßgerät
32 Druckaufnehmer
33 Druckaufnehmer
34 Abstand
35 obere Grenze der Wirbelschicht
36 Bodenprodukt
37 Quench
2 Reaktionsraum
3 Wirbelschicht
4 Nachvergasungszone
5 Eintragsstutzen
6 Einsatzstoff
7 Vergasungsmittel
8 Einblasdüse
9 Einblasdüse
10 Einblasdüse
11 Einblasdüse
12 Transmitter
13 Transmitter
14 Transmitter
15 Transmitter
16 zentraler Regler
17 Steuerleitung
18 Zyklon
19 Ausgang
20 teilentstaubtes Rohgas
21 Rückführleitung
22 abgeschiedener Feststoff
23 1. Temperaturfühler
24 2. Temperaturfühler
25 Steuerleitung
26 Steuerleitung
27 Förderschnecke
28 Motor
29 Regler
30 Steuerleitung
31 Druckmeßgerät
32 Druckaufnehmer
33 Druckaufnehmer
34 Abstand
35 obere Grenze der Wirbelschicht
36 Bodenprodukt
37 Quench
Claims (15)
1. Verfahren zum Betreiben eines Wirbelschichtreaktors zum Vergasen von koh
lenstoffhaltigen Einsatzstoffen durch Einblasen von mit dem Kohlenstoff bei
erhöhten Temperaturen exotherm und endotherm reagierenden gasförmigen Ver
gasungsmitteln in den Reaktionsraum des Reaktors, der in eine Wirbel
schicht, welcher laufend eine über einen vorgegebenen Zeitabschnitt zumin
dest annähernd konstante Menge an frischem Einsatzstoff zugeführt wird, und
in eine oberhalb der Wirbelschicht befindliche Nachvergasungszone unter
teilt ist, welcher ein Zyklon nachgeschaltet ist, wo zumindest eine Teil
menge des zusammen mit dem Rohgas aus der Nachvergasungszone ausgetragenen
Feststoffs vom Rohgas abgetrennt und über eine Rückführleitung in die Wir
belschicht zurückgeführt wird, unterhalb welcher ein Bodenprodukt aus dem
Reaktionsraum abgezogen wird, dadurch gekennzeichnet, daß man innerhalb des
vorgegebenen Zeitabschnitts
- - die Menge des exotherm reagierenden Vergasungsmittels entsprechend der Menge des rückgeführten Feststoffs einbläst, wobei man zugleich
- - das O₂-Verhältnis auf einen Wert einstellt, der kleiner als 1,5 ist und
- - das Bodenprodukt entsprechend der Höhe der Wirbelschicht abzieht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die einzu
blasende Menge des exotherm reagierenden Vergasungsmittels beim Ansteigen
der Menge des rückgeführten Feststoffs vergrößert und umgekehrt ver
kleinert, wenn sich die Menge des rückgeführten Feststoffs verringert.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
man die einzublasende Menge des exotherm reagierenden Vergasungsmittels
durch die Differenz der jeweiligen Temperaturen des rückgeführten Fest
stoffs regelt, die sich an wenigstens zwei über einen wesentlichen Län
genabschnitt voneinander getrennten Meßstellen der Rückführleitung ein
stellen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Menge des in die Nachvergasungszone einzublasenden Vergasungsmit
tels entsprechend der an der Rückführleitung festgestellten Temperatur
differenz regelt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Menge des
in die Nachvergasungszone einzublasenden Vergasungsmittels verringert,
wenn die Temperaturdifferenz einen vorgegebenen Höchstwert übersteigt und
umgekehrt vergrößert, wenn die Temperaturdifferenz einen vorgegebenen
Mindestwert unterschreitet.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
man das Abziehen des Bodenprodukts durch die Differenz der jeweiligen
Drücke regelt, die sich an über einen wesentlichen Längenabschnitt von
einander entfernten Meßstellen des Reaktionsraumes einstellen, wobei sich
mindestens eine dieser Meßstellen in einem Bereich des Reaktionsraumes
befindet, wo sich auch die Wirbelschicht ständig befindet.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
man das Abziehen des Bodenprodukts durch die Differenz der jeweiligen
Temperaturen regelt, die sich an über einen wesentlichen Längenabschnitt
voneinander entfernten Meßstellen des Reaktionsraumes einstellen, wobei
sich mindestens eine dieser Meßstellen in einem Bereich des Reaktions
raumes befindet, wo sich auch die Wirbelschicht ständig befindet.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Meßstellen für Druck oder Temperatur in jenem Bereich des Reak
tionsraumes vorsieht, wo sich die obere Grenze der Wirbelschicht üb
licherweise befindet.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 8, dadurch ge
kennzeichnet, daß man die Menge des rückgeführten Feststoffs konstant
hält.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 9, dadurch ge
kennzeichnet, daß man die Höhe der Wirbelschicht konstant hält.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man den Zeitab
schnitt zwischen einer Minute und mehreren Stunden vorgibt.
12. Wirbelschichtvergaser zur Durchführung des Verfahrens nach den vorher
gehenden Ansprüchen 1 bis 11 mit einem Reaktionsraum und einem damit
verbundenen Zyklon mit einer Rückführleitung, die im unteren Bereich des
Reaktionsraums mündet sowie einer Einrichtung zur Zufuhr eines kohlen
stoffhaltigen Einsatzstoffes in den unteren Bereich des Reaktionsraumes,
einer Einrichtung zum Abziehen des Bodenprodukts sowie einer Mehrzahl von
Düsen zum Einblasen von endotherm und exotherm reagierenden Vergasungs
mitteln in mehreren Einblasebenen, die in gegenseitigem Abstand vonein
ander entlang des Reaktionsraumes vorgesehen sind, gekennzeichnet durch
- - wenigstens zwei Temperaturfühler, von denen jeweils einer am oberen und am unteren Ende der Rückführleitung vorgesehen und mit dem Eingang eines Reglers verbunden ist,
- - wenigstens zwei Druckaufnehmer, die in jenem Bereich des Reaktionsrau mes vorgesehen sind, wo die Wirbelschicht in die Nachvergasungszone übergeht und mit einem Regler verbunden sind, der auf die Einrichtung zum Abziehen des Bodenprodukts einwirkt.
13. Wirbelschichtvergaser nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
beiden Regler miteinander vernetzt sind.
14. Wirbelschichtvergaser nach einem der Ansprüche 12 oder 13, dadurch ge
kennzeichnet, daß anstelle der Druckaufnehmer wenigstens zwei Temperatur
fühler vorgesehen sind.
15. Wirbelschichtvergaser nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekenn
zeichnet, daß in der Nachvergasungszone (4) Einblasdüsen (10) nur in
einer einzigen Querschnittsebene des HTW-Vergasers (1) vorgesehen sind.
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