DE4334671A1 - Rückhaltesystem - Google Patents
RückhaltesystemInfo
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Description
Es ist bekannt, Kraftfahrzeuge mit Rückhaltesystemen, RHS (Airbag
system, Gurtstraffersystem) zumindest für den Fahrer auszustatten.
Das passive RHS, basierend auf Airbag und Gurtstraffer, besteht aus
einem Sensor für die Crash-Erkennung, z. B. einem Fahrzeugverzöge
rungsgeber, einer Steuerschaltung, der die Sensorsignale zugeführt
werden und einer Rückhaltevorrichtung z. B. einem Airbag und/oder
einem Sicherheitsgurt mit Gurtstraffer (Sensor, Algorithmus,
Aktuator). Im Crashfall erkennt die Steuerschaltung aufgrund der
Sensorsignale den Crash, steuert die Auslöseeinrichtung der Rück
haltevorrichtung an und betätigt damit die Rückhaltevorrichtung im
Sinne eines Schutzes für die Fahrzeuginsassen.
Es ist bekannt, Kraftfahrzeuge mit Antiblockier- (ABS) und/oder
Antriebsschlupfreglern auszurüsten. Hier werden den Fahrzeugrädern
Drehgeschwindigkeitssensoren zugeordnet.
Es ist in einer älteren Patentanmeldung auch schon vorgeschlagen
worden, in einem Fahrzeug dem RHS und dem ABS ein gemeinsames
Steuergerät zuzuordnen und Signale des einen Systems im anderen
System zu verwenden.
Die Erfindung bringt den Vorteil, daß die Crasherkennung durch das
ABS verbessert wird.
Bei einem Unfall besteht die Funktion eines Airbagsystems zusammen
mit einem Anschnallgurt darin, die Bewegungsenergie des Fahrers in
kurzer Zeit zu absorbieren, ohne den Fahrer allzu hohen Verzöge
rungswerten auszusetzen.
Ein Kriterium zur optimalen Erfüllung dieser Aufgabe ist die volle
Entfaltung des Airbags, bevor der Fahrer den Airbag berührt. Wichtig
hierbei ist die rechtzeitige Crash-Erkennung, die entsprechende
Zündung und das Aufblasen des Airbags. In der Regel muß je nach
Unfallart eine Auslöse-Entscheidung binnen 5-60 ms nach Unfallbeginn
gemacht werden.
Zur Crash-Erkennung konkurrieren auf dem Markt zwei verschiedene
Sensierungskonzepte: zentrale Sensierung (Beschleunigung gemessen
durch elektronische Beschleunigungsaufnehmer) und dezentrale Sen
sierung (Beschleunigung gemessen durch elektro-mechanische Beschleu
nigungsaufnehmer). Die zentrale Sensierung ist durch den Einbau von
Sensoren an einem Ort bzw. in der Steuereinheit im Fahrzeug (nor
malerweise in der Fahrgastzelle) gekennzeichnet, während die dezen
trale Sensierung eine Verteilung von Sensoren vor allem in den
Knautschzonen im Fahrzeug und in der Fahrgastzelle vorsieht. Be
züglich der Kosten ist die zentrale Sensierung deutlich der dezen
tralen Sensierung überlegen (weniger Komponenten und geringere Ein
baukosten). Weiterhin ist die Funktions-Überprüfung der dezentralen
elektromatischen Sensoren nach dem Einbau nicht möglich, was bei
elektronischen Beschleunigungssensoren jedoch ohne weiteres möglich
ist.
Die zentrale Sensierung weist aber Crash-Erkennungsnachteile in Ab
hängigkeit vom Überdeckungsgrad (bzw. Offset) auf. Der Überdeckungs
grad sagt in Prozent aus, wieviel der Fahrzeugfront beim Crash bean
sprucht wird. Die seitliche Versetzung von Fahrzeug und Hindernis
wird mit "Offset" gekennzeichnet. Je geringer die Überdeckung, desto
schwieriger ist es, einen Crash zu quantifizieren. Vor allem ist
eine rechtzeitige Auslöse-Entscheidung bei Schräg-, Offset- und
Pfahl-Crashes manchmal besonders problematisch. Ein Schräg-Crash,
der besonders problematisch ist und am häufigsten vorkommt, ist ein
Crash mit der HUK-Bezeichnung "0203" mit der Charakterisierung
"Pkw-Längsachsen winklig, aber seitlich in den Vorderwagen".
Der Kern dieser Erfindung ist die Verbesserung der Crash-Erkennung,
insbesondere bei zentraler Sensierung und Beeinflussung der Aus
löse-Entscheidung durch Radgeschwindigkeitssensoren und durch die
ABS-Funktion, die im Falle eines Fahrzeugs mit ABS-Ausrüstung be
reits im Fahrzeug vorhanden sind.
Bei ABS werden die Drehgeschwindigkeiten an drei oder allen vier
Rädern mit Drehzahlfühlern gemessen. In einem normalen ABS-Fahr
manöver wird die Bremskraft so dosiert (reduziert), daß kein Rad
blockiert bzw. eine allzu hohe Radgeschwindigkeitsänderung erfährt
und zum Stehen kommt. Im Serien-ABS werden die Drehzahlfühler im
Abstand von einigen Millisekunden abgetastet und bereits in Form
digitaler Impulse an Drehzahlfühler-Ausgänge ausgegeben.
Die Knautschzonen-Deformation, die aus einem Aufprall auf einen
seitlich versetzten Pfahl, ein schräges Hindernis bzw. Pkw-Längs
achsen winklig seitlich zur Pkw-Längsachse in den Vorderwagen
resultiert, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das betroffene Rad
einklemmen, deutlich bevor eine Auslösung anhand des zentralen
Beschleunigungssensors erfolgen kann, da diese zentrale Stelle zu
diesem Zeitpunkt noch keine große Geschwindigkeitsänderung erlebt
hat. Auch eine Verschiebung der Radachse kann zu einer Klemmung
führen. Gleichzeitig drehen sich noch die Hinterräder. Diese Rad
geschwindigkeitsdifferenz und/oder die hohe Radverzögerung eines
Vorderrads zusammen mit dem steigenden Beschleunigungsintegral
bieten genug Informationen, eine Crash-Situation festzustellen und
den Airbag rechtzeitig zu zünden. Die Auswertung des Beschleuni
gungssignals zur Crash-Erkennung kann z. B. durch die Drehzahlsignale
noch empfindlicher gestellt werden. Weiterhin kann durch eine Rader
kennung (vorne links oder vorne rechts) die Entscheidung bzw.
Reihenfolge des Aufblasens von Fahrer- oder Beifahrer-Airbag ge
steuert werden.
Falls die Radgeschwindigkeitsdifferenz oder -verzögerung unzu
reichend ist, kann zusätzlich auch die Abschaltsicherheitsfunktion
des ABS verwendet werden: Ab einer bestimmten Geschwindigkeit wird
im ABS eine Plausiblität durchgeführt. Wenn ab dieser Geschwindig
keit kein Drehzahlsignal mehr anliegt, wird das komplette System
nach einer voreingestellten Verzögerung abgeschaltet. Das
ABS-Steuergerät kann diesen Zustand frühestens nach 10 ms melden,
und sogar aussagen, an welchem Rad der Fehler liegt. Die Abschaltung
von ABS ist keine Voraussetzung für die hier vorgeschlagene Ver
besserung, nur die Meldung, daß ein Fehler anliegen könnte, ist
wichtig.
In dem HUK-"0203" Fall wird das Rad von einem anfahrenden Fahrzeug
früh getroffen. Eine rechtzeitige Entscheidung mit zentraler Sen
sierung ist in diesem Fall sehr schwierig und oft nicht möglich. Die
Feststellung über Drehzahlfühlersignale, daß das getroffene Rad sich
verzögert oder eingeklemmt ist, bietet frühzeitig "zusätzliche"
Informationen und ermöglicht damit eine rechtzeitige Auslöse-Ent
scheidung.
Diese Erfindung bietet daher die Möglichkeit, die Vorteile einer
dezentralen Sensierung ohne zusätzlichen Sensoraufwand in einem
System mit zentraler Sensierung zu übernehmen (ABS-Drehzahlfühler
sind bewährte mechanische Sensoren, die ständig während des Betriebs
geprüft werden). Da der ABS-Ausrüstungsgrad bei allen Pkws steigt,
werden künftig praktisch alle Fahrzeuge mit Drehzahlfühlern versehen
werden. Die Kombination ABS und AIRBAG bietet somit ein verbessertes
Sicherheitssystem.
Die obigen Ausführungen gelten auch dann, wenn kein Airbag, sondern
Gurtstraffer Verwendung finden.
Kern dieser Erfindung ist, daß das ABS in dieser Situation zusätzli
che Informationen bietet. In der Zukunft wird in Systemen wie FDR
(Fahrdynamik-Regelung) mit aktivem Brems-Eingriff diese Informa
tionen auch ohne Fahrerbremsen zur Verfügung stehen. D.h. das ABS
(oder FDR) versucht während eines Crashes, ein blockierendes Rad
beim Bremsen (ohne Bremsen) zu lösen. Wenn das Rad nicht gelöst
werden kann, ist dies ein Indiz, um besonders problematische Crashes,
wie z. B. "Schräg", "Offset" oder "Pfahl" rechtzeitig zu erkennen.
Anhand der Zeichnung werden Ausführungsbeispiele der Erfindung
erläutert.
Es zeigen
Fig. 1 ein Blockschaltbild eines Rückhaltesystems
und eines ABS und deren Zusammenwirken,
Fig. 2 ein Blockschaltbild hinsichtlich des
Zusammenwirkens der beiden Systeme bei der
Auslösung des Airbags,
Fig. 3 ein Schaubild zur Erklärung von Crashes,
Fig. 4 eine Auflistung verschiedener Crash-Typen
und deren prozentuales Auftreten.
In Fig. 1 sind mit 1 und 2 die Radgeschwindigkeitssensoren der
Vorderräder, mit 3 und 4 die der Hinterräder eines ABS bezeichnet.
Sie liefern Radgeschwindigkeitssignale V₁ bis V₄ an eine Aus
werteschaltung 5, die in bekannter Weise hieraus Ansteuersignale für
Bremsdrucksteuerventile 6 bis 9 erzeugt.
Das Fahrzeug ist auch mit einem Airbagsystem ausgerüstet, das aus
einem zentralen Beschleunigungssensor 10, einer Steuereinheit 11,
zwei Airbags und zwei Gurtstraffern für die Frontsitze besteht. Von
den Airbags und Gurtstraffern sind hier nur die Zündpillen 12 und 13
bzw. 16, 17 gezeigt. Die Auswerteschaltung 5 ist mit der Steuerein
heit 11 über zwei Leitungen 14 und 15 verbunden. Über die Leitung 14
kommt bei dem Ausführungsbeispiel der Fig. 2 ein Signal,
wenn die Verzögerung des einen Vorderrads eine große Schwelle über
steigt. Entsprechendes gilt für die Leitung 15 hinsichtlich der Ver
zögerung des anderen Rads.
In Fig. 2 ist mit 20 ein zentraler Fahrzeugverzögerungssensor be
zeichnet, der ein der Fahrzeugverzögerung entsprechendes Signal an
eine Steuerschaltung 21 liefert. Hier wird das Verzögerungssignal a
in einem Block 22 gefiltert (a*) und dann einem Integrator 23 zuge
führt, der daraus ein Geschwindigkeitssignal VRef erzeugt. Dieses
Signal wird einem Komparator 24 zugeführt.
Das gefilterte Verzögerungssignal a* wird auch einem zweiten Inte
grator 25 zugeführt, der am Ausgang ein Signal Vtemp abgibt, das
ebenfalls dem Komparator 24 zugeführt wird. Schließlich wird das
ungefilterte Verzögerungssignal a einem Block 26 zugeführt, der
entsprechend der eingezeichneten Funktion bei kleinem a eine große
Auslöseschwelle ΔVt und bei großem a eine relativ kleine Aus
löseschwelle ΔVt abgibt. Dieses Signal ΔVt ist ein
Schwellensignal, das ebenfalls dem Komparator 24 zugeführt wird.
Dieser gibt ein Ausgangssignal ab, wenn VRef oder Vtemp größer
oder gleich dem Schwellensignal ΔVt wird. Dieses Ausgangssignal
wird zur Zündpille gegeben und löst die Rückhaltevorrichtung aus.
In der Zeichnung ist noch eine gestrichelte Verbindung vom Ausgang
des ersten Integrators 23 zum Integrator 25 vorgesehen. Diese soll
andeuten, daß das Integrationsverhalten des zweiten Ingegrators 25
beeinflußt wird, solange der erste Integrator 23 sich in einem
gewissen programmierbaren Toleranzband bewegt.
Was bisher im Zusammenhang mit Fig. 2 beschrieben wurde, ist Stand
der Technik. Gemäß der Erfindung wird jedoch ein in einem Block 27
erzeugtes Signal, das bei einer hohen Radverzögerung auftritt
(eingeklemmtes Rad), dem Integrator 25 zugeführt, das den Integrator
25 zur schnelleren Aufintegration veranlaßt. Bei problematischen
Crashs werden zuerst weiche Teile getroffen, wodurch zuerst keine
große Fahrzeugverzögerung auftritt. Damit ist auch Vtemp zunächst
klein und überschreitet die Schwelle ΔVt zunächst nicht. Durch die
aber schon sofort auftretende große Radverzögerung wird der
Integrator 25 mittels des von den Radgeschwindigkeitssensoren ab
geleiteten Signals zu schnellerer Aufintegration veranlaßt. Somit
wird die Auslöseschwelle ΔVt schneller überschritten und die
Rückhaltevorrichtung früher ausgelöst.
Claims (6)
1. Rückhaltesystem für wenigstens den Fahrer eines Kraftfahrzeugs,
mit einer Rückhaltevorrichtung und einem Sensor für die Crash-Er
kennung, vorzugsweise integriert in einer zentralen Steuereinheit zur
Ansteuerung der Rückhaltevorrichtung bei Crash-Erkennung, wobei das
Kraftfahrzeug zusätzlich mit Radgeschwindigkeitssensoren ausgerüstet
ist, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich aus der mittels der Rad
geschwindigkeitssensoren ermittelten Radgeschwindigkeit wenigstens
eines Vorderrads ein plötzliches Absinken der Geschwindigkeit
wenigstens eines Vorderrads erkannt und dann ein Steuersignal er
zeugt wird und daß das Steuersignal zur Beeinflussung des Auslöse
signals für die Rückhaltevorrichtung ausgenutzt wird.
2. Rückhaltesystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß aus
der mittels der Radgeschwindigkeitssensoren ermittelten Radgeschwin
digkeit wenigstens eines Vorderrads ein plötzliches Überschreiten
eines Maximalwertes der Radgeschwindigkeitsänderung des wenigstens
einen Vorderrads erkannt wird und dann das Steuersignal erzeugt wird
und daß das Steuersignal zur Beeinflussung des Auslösesignals für
die Rückhaltevorrichtung ausgenutzt wird.
3. Rückhaltesystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Radgeschwindigkeit wenigstens eines Vorderrads und wenigstens eines
Hinterrads miteinander verglichen werden.
4. Rückhaltesystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Radsensoren Teile eines Antiblockierungssystems sind.
5. Rückhaltesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß eine Verbindung zwischen ABS-Steuereinheit und Air
bag-Steuereinheit entweder durch die Integration in einem Steuer
gerät oder durch eine externe Verkabelung hergestellt wird.
6. Rückhaltesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß bei zwei vorhandenen Rückhaltevorrichtungen
festgestellt wird, welches der Vorderräder Geschwindigkeit verloren
hat und daß die Rückhaltevorrichtung der Fahrzeugseite, deren Vorder
rad Geschwindigkeit verloren hat, zeitlich vor der anderen Rück
haltevorrichtung ausgelöst wird.
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