DE4333737A1 - Massivteile aus Hochtemperatur-Supraleiter-Material mit Textur - Google Patents
Massivteile aus Hochtemperatur-Supraleiter-Material mit TexturInfo
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Description
Massivteile aus Hochtemperatur-Supraleiter-Material sind
von Interesse für Anwendungen wie z. B. Strombegrenzer in
der Starkstromtechnik und Stromzuführungen in der Magnet
technik. Da es sich bei allen bisher bekannten Hochtempera
tursupraleitern mit einer Sprungtemperatur oberhalb des
Siedepunktes des flüssigen Stickstoffs (77 K) um keramische
Substanzen handelt, werden Massivteile daraus häufig über
keramische Formgebungsprozesse fabriziert. Dazu werden die
Substanzen zunächst in Form von Pulver oder als granulares
Material hergestellt. In einem weiteren Schritt wird ein
keramischer Formkörper gefertigt, der dann noch einer ab
schließenden Wärmebehandlung unterzogen werden muß.
Selbst wenn bei der keramischen Formgebung keine organi
schen Hilfsstoffe wie Binder etc. verwendet werden, sind
die elektrischen und magnetischen Eigenschaften der so her
gestellten Massivteile für technische Zwecke unzureichend,
die kritischen Stromdichten dieser Massivteile sind im all
gemeinen deutlich kleiner als 1 kA/cm². Darüberhinaus ist
an solchen Proben schon bei Feldstärken unterhalb von 100
Gauß bereits ein drastischer Rückgang der kritischen
Stromdichten zu verzeichnen. Im Unterschied dazu liegen die
kritischen Stromdichten in supraleitenden Körnern und in
orientiert gewachsenen Dünnfilmen im Bereich von
1000 kA/cm². Der Grund für die geringere Qualität der Kera
mikproben aus Hochtemperatur-Supraleiter-Material liegt
darin, daß der supraleitende Strom die Korngrenzen nicht
ungehindert passieren kann, was zum einen mit der geringen
Konnektivität der supraleitenden Körner (sog. "weak link"-
Problem) und zum anderen in ihrer beliebigen Orientierung
untereinander zusammenhängt.
Aus der US-PS 5 047 391 ist bekannt, supraleitende Massiv
teile auf der Basis von Oxiden des Bismuts, Strontiums,
Calciums und Kupfers herzustellen durch Aufschmelzen der
Oxide zu einer homogenen Schmelze, Abgießen der Schmelze in
geeignete Kokillen gewünschter Form und Größe sowie Tempern
der erstarrten Gußkörper in sauerstoffenthaltender Atmo
sphäre zur Erreichung des supraleitenden Zustandes. Diese
Herstellungsweise für Massivteile vermeidet nachteilige
Materialeigenschaften der durch keramische Formgebung von
granularem Material erhaltenen Massivteile: Die nach der
Schmelzgußmethode hergestellten Teile zeigen nicht den dra
stischen Abfall der kritischen Stromdichte in Magnetfeldern
auf Grund von "weak links", sondern sind charakterisiert
durch "weak link freies" Verhalten (vergl. Fig. 1 in:
Supercond. Sci. Technol. 6, (1993), 413-420)). Die Ursache
dafür liegt in der Besonderheit der Schmelzgußmethode: Beim
Temperprozeß tritt in den Massivteilen eine partiell flüs
sige Phase auf, wodurch die Konnektivität der Körner ver
bessert wird.
In der Literatur sind verschiedene Verfahren beschrieben
in Massivproben die Orientierung der supraleitenden Körner
untereinander zu verbessern. Dies wird dadurch erreicht,
daß während des Wachstumprozesses der supraleitenden Phase
ein Gradient auf eine irgendwie verdichtete oder gesinterte
Massivprobe wirkt. Dies erfolgt z. B. durch Zonenschmelzen,
d. h. durch Anlegen eines steilen Temperaturgradienten (z. B.
100 K/cm) am Ort der Probe. Dabei ist immer zu beachten,
daß sich die Cuprate im Hochtemperatur-Supraleiter-Material
beim Aufschmelzen unter Sauerstoffabgabe peritektisch zer
setzen, d. h. umgekehrt muß während des Wachstumsprozesses
der Kristallite Sauerstoff in die Probe diffundieren. Die
Wachstumsprozesse sind dadurch langsam, die Wachstumsraten
z. B. für Stäbchen, die durch einen Temperaturgradienten
gezogen werden, liegen beispielsweise im Bereich von eini
gen mm/Tag.
Andere Verfahren beschreiben die Verwendung starker Magnet
felder während des Wachstumsprozesses bei 900°C bis
1000°C. Hierdurch läßt sich für Yttriumbariumcuprat eine
gewisse Orientierung der Kristallite erzielen (vergl. D.
Bourgalt et al. in: Physica C, 194 (1992) 171).
Durch diese Verfahren, die einerseits das Auftreten einer
Schmelze beinhalten und die andererseits während des
Wachstumsprozesses einen Gradienten anwenden, wird die Kon
nektivität und die Orientierung der supraleitenden Körner
untereinander verbessert.
Für eine breitere Anwendung von Hochtemperatur-Supraleitern
innerhalb der Elektrotechnik werden Massivteile benötigt,
welche die oben erwähnten Nachteile auf Grund von "weak
links" und fehlender Orientierung der Kristallite möglichst
vermeiden. Hinzu kommt, daß sich diese Bauteile in einer
günstigen Kosten-Nutzen Relation herstellen lassen sollten.
Ein einfaches und schnelles Verfahren würde die Herstellung
größerer Teile, wie sie für elektrotechnische Anwendungen
von Interesse sind, für den technischen Einsatz überhaupt
erst in breiterem Umfang ermöglichen. Zweck dieser Erfin
dung ist es, einen technisch relevanten Herstellweg für
supraleitende Massivteile zu beschreiben, welche die oben
beschriebenen nachteiligen Materialeigenschaften nicht auf
weisen.
Basis der vorliegenden Erfindung ist das Verfahren nach der
US-PS 5 047 391 und das aus der DE-OS 41 24 823 bekannte
Verfahren. Nach diesen Verfahren lassen sich stabförmige
Gußkörper mit rundem Profil herstellen, deren supraleitende
Eigenschaften sehr gut reproduzierbar sind. Die kritische
Stromdichte jc wird vom Eigenmagnetfeld des Leiters beein
flußt und hängt damit immer von der Querschnittsfläche ab.
So wurde an einer Serie von mehr als 100 Stäben von ⌀ 8 mm
der kritische Strom zu jc = 930 A/cm² (+/- 50 A/cm²) be
stimmt, an einer Serie von Stäben mit ⌀ 5 mm betrug der
Mittelwert ca. 1200 A/cm².
Die kritische Stromdichte wird herabgesetzt, wenn außer dem
Eigenmagnetfeld des Leiters noch ein äußeres Magnetfeld
wirkt, z. B. senkrecht zur Stabachse.
Bei radialsymmetrischen Rundstäben ist zu erwarten, daß
eine Drehung um die Stabachse ohne Einfluß auf den kriti
schen Strom bleibt. Dies konnte auch experimentell verifi
ziert werden: Zum einen dadurch, daß bei einer Überprüfung
der Reproduzierbarkeit der Stromdichtemessungen eine Serie
von acht Stäben (⌀ 8 mm) jeweils fünfmal gemessen wurden,
wobei sie zwischen den einzelnen Messungen aus ihrem Pro
benhalter herausgelötet und dann in zufälliger Orientierung
neu eingelötet wurden. Die Abweichung der Einzelmessungen
untereinander lag im Bereich von 3% und war damit unsigni
fikant. Ebenso wurde ein Stab in 10° Schritten um seine
Längsachse gedreht und dann jeweils der kritische Strom be
stimmt. Bei zwanzig Messungen ergaben sich keine größeren
Abweichungen als 2% vom Mittelwert.
Wird jedoch aus dem Randbereich eines solchen ⌀ 8 mm Stab
in Längsrichtung ein Segment der Abmessungen 1,25 × 40 mm³
herausgesägt, ist der kritische Strom deutlich höher. Ohne
äußeres Magnetfeld wurden 1750 A/cm² bei 77 K bestimmt. Der
Anstieg ist erwartungsgemäß, da wegen des kleineren Leiter
querschnitts der Eigenfeldeffekt einen wesentlich geringe
ren Einfluß hat.
Wird ganz definiert aus dem Zentrum eines solchen Rundsta
bes (⌀ 8 mm) in Längsrichtung eine flache Scheibe herausge
schnitten, stellt man völlig überraschend fest, daß in
einem äußeren Magnetfeld die Drehung des Stäbchens um seine
Längsachse einen erheblichen Einfluß auf das Stromtragever
mögen in Längsrichtung hat. Bei einer Volldrehung um 360°
wird dabei ein ausgeprägtes Minimum und Maximum für die
kritische Stromdichte durchlaufen. Die Unterschiede zwi
schen diesen Extremwerten betragen im Feld von 4500 Gauß
einen Faktor von ca. 50.
Ursache für dieses ausgeprägt anisotrope Verhalten ist eine
Vorzugsorientierung der Kristallite in dem Schmelzmaterial.
Durch lichtmikroskopische Untersuchungen an Rundstäben aus
gegossener Schmelze wurde festgestellt, daß in der erstarr
ten Schmelze das Wachstum der Kristallite bevorzugt vom
Rand in radialer Richtung auf die Mitte des Stabes hin
erfolgt. Der Wachstumsprozeß folgt dabei dem von außen nach
innen verlaufenden Temperaturgradienten beim Abkühlen der
Schmelze. Dies gilt für die verschiedenen, in der erstarr
ten Schmelze beobachtbaren Phasen, insbesondere Erdalkali
cuprate und Bi₂SrCaCuOx (Einschichtverbindung). Dieser
Textureffekt ist im Fall des SrSO₄-Zuschlags besonders
ausgeprägt.
Überraschenderweise induziert die Vorzugsorientierung der
Kristallite in der erstarrten Schmelze auch eine Vorzugs
orientierung der sich erst während der Temperung bildenden
Hochtemperatur-Supraleiter-Phase. Dies gilt, obwohl während
der Temperung ein partiell schmelzflüssiger Zustand durch
laufen wird und obwohl hier die Hochtemperatur-Supraleiter-
Phase erst völlig neu entsteht. Dies läßt sich ebenfalls
wieder an lichtmikroskopischen Aufnahmen, aufgenommen in
polarisiertem Licht, belegen. Röntgenuntersuchungen an der
Bi₂Sr₂CaCuOy-Phase (Zweischichtverbindung) zeigen, daß die
c-Achse der Kristallite immer senkrecht zum Temperaturgra
dienten beim Abkühlen der Schmelze steht.
Wird die Schmelze in Kokillen mit einem Rechteckprofil ab
gegossen, so erfolgt das Wachstum der Kristallite wiederum
in Richtung vom Rand der Probe ins Innere. Dabei steht die
Plättchenebene der Kristallite (in welcher die kristallo
graphische a-b-Ebenen mit den Cu-O-Schichten liegen) immer
senkrecht auf der Randschicht des Gußkörpers (vergl. Fig.
2). Röntgenographische Untersuchungen belegen, daß die
kristallographische c-Achse, (senkrecht zu der Plättchen
ebene) immer senkrecht auf dem Temperaturgradienten beim
Abkühlen der Schmelze steht.
So hergestellte Rechteckstäbe zeigen im Unterschied zu
Rundstäben ein deutlich anisoptropes Verhalten in einem
äußeren Magnetfeld. Bei günstiger Orientierung zum Feld ist
das Stromtragevermögen deutlich verbessert.
Die Erfindung kann auch genutzt werden, um den kritischen
Strom eines Rohres bei gegebenem supraleitendem Querschnitt
weiter zu erhöhen. Dazu wird ein beidseitig mit elektri
schen Kontakten versehenes Rohr in eine möglichst große An
zahl Längssegmente (z. B. 6 bis 20) zerlegt, welche jedoch
mindestens die Breite der ursprünglichen Rohrdicke haben
müssen. Diese werden dann sternförmig in einem Halter kon
taktiert, der den gleichen äußeren Umfang hat wie das Aus
gangsrohr. Damit liegt die ursprünglich radiale Richtung
parallel zum Umfang und umgekehrt.
Das Eigenfeld, welches im wesentlichen rotationssymmetrisch
zur Stromrichtung im Leiter ist, liegt so parallel zu den
Plättchenebenen der Kristallite (und damit zu der kristal
lographischen a-b-Ebene mit den Cu-O-Schichten). Dadurch
wird, verglichen mit dem ursprünglichen Rohr, ein erheblich
geringerer Rückgang der kritischen Stromdichte verzeichnet.
Aufgrund des involvierten Schmelzvorganges beim Tempern
liegt eine bessere Konnektivität zwischen den Körnern vor.
Hinzu kommt, daß sich durch den bei der Abkühlung der
Schmelze wirksamen Temperaturgradienten eine Vorzugsorien
tierung der Kristallite, insbesondere auch für die erst
während der Temperung entstehende supraleitende Phase er
reichen läßt. Bei Verwendung von günstigen Kokillenformen
(Rechteckprofil) oder durch Herausschneiden entsprechender
Segmente aus Formen mit rundem Profil (Rundstab oder Rohr)
lassen sich auf direktem Wege supraleitende Massivteile mit
einer kristallinen Vorzugsorientierung erhalten. So herge
stellte Teile haben aufgrund dieser Vorzugsorientierung
entweder ein höheres Stromtragevermögen im Eigenfeld oder,
bei entsprechender Ausrichtung zum Feldvektor, ein höheres
Stromtragevermögen unter Einfluß eines äußeren Magnetfel
des.
Nach den Verfahren gemäß der US-PS 5 047 391 und DE-OS
41 24 823 wurde eine Serie von mehr als 100 Rundstäben
(⌀ 8 mm, Längen variierend zwischen 50 und 200 mm) durch
Vergießen der Schmelze in einseitig geschlossene Quarzrohre
mit rundem Querschnitt hergestellt. Nach dem Verfahren
gemäß der DE-OS 41 18 988 wurden in den Quarzkokillen vor
dem Vergießen Silberbleche montiert und so die Stäbe
gleichzeitig mit integrierten Stromkontakten versehen, über
die ein Gleichstrom eingespeist wurde. Als durchschnittli
che kritische Stromdichte wurden 930 A/cm² (bei 77 K, Span
nungskriterium 1 µV/cm) erreicht. Die Standardabweichung
bei der gesamten Serie lag bei 50 A/cm².
Aus einem analog Beispiel 1 hergestellten Rundstab von
40 mm Durchmesser wurde in Längsrichtung ein kleines Stäb
chen so aus dem Randbereich herausgesägt, daß seine Quer
schnittsfläche (ca. 1,25 mm²) einem Kreissegment entsprach.
Die kritische Transportstromdichte (77 K, 1 µV/cm) wurde zu
1750 A/cm² ohne äußeres Feld gemessen.
Die Messung unter Einfluß eines magnetischen Feldes zeigt
einen linear verlaufenden, vergleichsweise flachen Abfall
des kritischen Stromes mit steigendem Feld. Diese Charakte
ristik deutet auf die Abwesenheit von weak links, d. h. auf
gute Konnektivität zwischen den Körnern hin.
Aus einem nach Beispiel 1 hergestellten Rundstab (⌀ 8 mm,
jc = 1050 A/cm²) wurde der kritische Strom unter dem Ein
fluß eines magnetischen Feldes bis zu 1 kGauß gemessen.
Dabei ergab sich ein vergleichsweise flach verlaufender
linearer Abfall im magnetischen Feld. Um einen eventuellen
Einfluß der Richtung des Magnetfeldes auf die Probe zu be
kommen, wurde die Transportstrommessung wiederholt, nachdem
der Stab um seine Längsachse um 10° aus der ursprünglichen
Position gedreht worden war. Die Messungen wurden nach wei
teren Drehungen in 10° Schritten wiederholt, bis der Stab
um 180° aus seiner ursprünglichen Position herausgedreht
worden war. Bei allen Messungen wurden gleiche Stromdichten
im Nullfeld und ein vollständig identischer Verlauf des
kritischen Stromes im Magnetfeld gefunden, d. h. der massive
Rundstab verhält sich vollkommen isotrop in Bezug auf das
angelegte Magnetfeld.
Aus dem in Beispiel 3 beschriebenen Rundstab wurde in
seiner Längsrichtung zentral eine flache Scheibe der unge
fähren Abmessungen 0,7 × 8 × 40 mm³ herausgeschnitten
(vergl. Fig. 1). Da die Zentrallinie des Stabes wegen
eines Gießlunker normalerweise eine gewisse Porosität auf
weist, wurde die Scheibe noch einmal längs geteilt und
daraus ein Stäbchen von ca. 1 × 0,7 × 40 mm³ präpariert.
Das Stäbchen war nun so aus dem Rundstab herausgeschnitten,
daß die kristallophische c-Achse der Kristallplättchen in
einer Ebene mit der Längsachse des Stäbchens lag (vergl.
Fig. 2). An diesem Stäbchen wurde mit Hilfe von Gleich
strom- und Pulsmessungen der kritische Strom bestimmt. Ohne
Einfluß eines äußeren Magnetfeldes wurden jc = 4280 A/cm³
erzielt.
An einem weiteren, nach Beispiel 4 präparierten Stäbchen
der ungefähren Abmessungen 0,8 × 0,7 × 30 mm³ wurde der
Verlauf des kritischen Stromes im Magnetfeld bis 4,5 kGauß
bestimmt, wobei auch, wie in Beispiel 3, das Stäbchen im
Feld gedreht wurde, um den Einfluß der Orientierung des
magnetischen Feldvektors zu untersuchen. Hierbei ergaben
sich deutliche Unterschiede (vergl. Fig. 3): Je nach Aus
richtung zum magnetischen Feld ergibt sich bei 4,5 kGauß
für die günstige Richtung ein mehr als 80 mal höherer kri
tischer Strom als bei Ausrichtung senkrecht hierzu. Dieses
anisotrope Verhalten ist ein klarer Hinweis darauf, daß die
supraleitende Phase in einer bestimmten Vorzugsrichtung
kristallisiert vorliegt.
Schmelzen analog Beispiel 1 wurden in Quarzrohre mit einem
rechteckigen Querschnitt (8 × 22 mm² Innenmaße) vergossen,
wodurch nach dem Erstarren Profilstäbe erhalten wurden.
Der Profilquerschnitt ist mit der Wachstumsrichtung der
Kristallite in Fig. 4 skizziert. In die Quarzkokillen war
Silberfolie montiert und die Temperung erfolgte wie üblich
zweistufig. Entsprechend Beispiel 3 wurde der Stab um seine
Längsachse gedreht und der kritische Strom in verschiedenen
Positionen hierzu bestimmt. Hierbei ergab sich, im Unter
schied zu der Messung an dem Rundstab in Beispiel 3, aniso
tropes Verhalten (vergl. Fig. 5; die Kurve weist ein Zwi
schenmaximum auf).
Nach Beispiel 6 wurde ein Profilstab hergestellt, von dem
die Ränder im Bereich der kurzen Kanten des Profils wegge
schnitten wurden (vergl. Fig. 4). Bei Messung des kriti
schen Stromes als Funktion des Drehwinkels ergab sich der
in Fig. 6 gezeigte Verlauf mit ausgeprägten Extremwerten
ohne Zwischenmaxima.
Dieses Verhalten erklärt sich aus der Wachstumsrichtung der
Kristallite die, entsprechend dem Temperaturgradienten beim
Abkühlen der Schmelze, jeweils senkrecht zu der Randschicht
des Hochtemperatur-Supraleiter-Gußteiles erfolgt. Hiernach
ist ein Hochtemperatur-Supraleiter-Massivteil dann optimal,
wenn es praktisch nur von zwei, sich parallel gegenüberste
henden Rändern begrenzt wird.
Ein nach Beispiel 1 hergestellter massiver Rundstab
(⌀ 8 mm) und ein nach Beispiel 7 hergestellter Profilstab
wurden im Magnetfeld im Hinblick auf ihre Stromtragefähig
keit untersucht. Der Rundstab wies keine Vorzugsorientie
rung gegenüber dem senkrecht wirkenden Feld auf, während
der Profilstab zuvor in seine günstige Position (Feld senk
recht zur breiten Seite des Profils) gedreht worden war.
Bei einem Feld von 1500 Gauß war die kritische Stromdichte
im Profilstab doppelt so hoch wie im Rundstab.
In eine aufklappbare Cu-Kokille der Abmessungen 6 × 150 ×
200 mm³ wurde eine Schmelze gemäß Beispiel 1 vergossen. Der
Gußkörper wurde nach Erkalten der Schmelze entnommen und
bei sauerstoffhaltiger Atmosphäre getempert. Anschließend
wurde der Gußblock längs in Streifen mit einem Querschnitt
von 6 × 2 mm² geschnitten, die aus dem seitlichen Randbe
reich stammenden Streifen wurden verworfen. Alle anderen
Streifen wiesen bei Messung des kritischen Stromes in Ab
hängigkeit zur Orientierung eines äußeren Magnetfeldes ein
deutliches anisotropes Verhalten auf.
Durch Schleudergießen wurde ein Hochtemperatur-Supraleiter-
Rohr (⌀ 35 mm, L 200 mm; A 4,8 cm²) zur Stromeinspeisung
beidseitig mit eingeschmolzenen Silberkontakten versehen,
hergestellt. Die Messung des kritischen Stromes ohne äuße
res Magnetfeld ergab 2000 A (77 K, 1 µV/cm). Die Messung
bei Anwendung eines äußeren Magnetfeldes ergab das aufgrund
der radialen Symmetrie erwartete isotrope Verhalten bezüg
lich der Drehung des Rohres um seine Längsachse.
Das nach Beispiel 10 hergestellte Rohr wurde mit Hilfe
einer Diamantsäge längs in acht gleich große Segmente zer
legt (vergl. Fig. 8). Die Messung des kritischen Stromes
an einzelnen Segmenten ergab mit durchschnittlich 910 A/cm²
ohne äußeres Feld einen doppelt so hohen Wert als den für
das komplette Rohr nach Beispiel 9 ermittelten Wert von 420
A/cm². Ursache hierfür ist der geringere Eigenfeldeffekt im
Falle der Segmente mit kleinerem Querschnitt.
An einem Rohrsegment aus Beispiel 11 wurde der kritische
Strom in Abhängigkeit von der Stellung des Längssegmentes
zum äußeren Magnetfeld untersucht. Hierbei ergab sich im
Unterschied zu den Rundstäben eine gewisse Anisotropie, die
jedoch weniger ausgeprägt war als im Fall der Profilstäbe.
Die acht nach Beispiel 11 hergestellten Segmente wurden an
ihren oberen und unteren Enden sternförmig in Kupferhalter
eingelötet. Der Außenumfang dieser Anordnung entspricht dem
Außendurchmesser des ursprünglichen Rohres. Die Bestimmung
des kritischen Stromes ergab mit 3830 A (77 K, 1 µV/cm)
nahezu den doppelten Wert für den Fall, daß außer dem
Eigenfeld des Leiters kein zusätzliches Feld wirkte.
In dieser Anordnung liegt die ursprünglich radiale Richtung
des Rohres parallel zum Umfang und umgekehrt. Das rota
tionssymmetrische Eigenfeld liegt so parallel zu den Plätt
chenebenen der Kristallite (und damit zu der kristallogra
phischen a-b-Ebene mit den Cu-O-Schichten). Dadurch ist,
verglichen mit dem ursprünglichen Rohr, der Einfluß auf das
Eigenfeld ein erheblich geringerer Rückgang der kritischen
Stromdichte verzeichnet.
Die Erfindung läßt sich noch auf andere Art und Weise nut
zen als in den Beispielen beschrieben. So ist es möglich,
Schmelze in nahezu geschlossene Formen mit Profilquer
schnitt zu vergießen (vergl. Fig. 9). Hierbei ist wie in
den oben beschriebenen Beispielen zu beachten, daß die
Breite des Profilrohres und die Abkühlbedingungen aufein
ander abgestimmt sind. Ein zu breiter Querschnitt bei zu
schneller Abkühlung führt dazu, daß nur die Randschicht
einen Textureffekt aufweist, jedoch nicht das Innere des
Leiters.
Claims (2)
1. Aus den Oxiden des Bismuts, Strontiums, Calciums und
Kupfers sowie aus den Sulfaten des Strontiums und/oder
Bariums bestehende Massivteile aus Hochtemperatur-Supra
leiter-Material mit Textur, dadurch gekennzeichnet, daß
bei ihrer Herstellung aus einer homogenen Schmelze die
Kristallisation der Schmelze in einer solchen Orientie
rung erfolgt, daß nach der Temperung die kristallogra
phische c-Achse senkrecht zum Temperaturgradienten wäh
rend des Erstarrens der Schmelze steht.
2. Massivkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die homogene Schmelze in eine Kokille mit mindestens
zwei parallelen Wänden vergossen ist.
Priority Applications (8)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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EP94113733A EP0646554A1 (de) | 1993-10-04 | 1994-09-02 | Massivteile aus Hochtemperatur-Supraleiter-Material |
CA002131944A CA2131944A1 (en) | 1993-10-04 | 1994-09-13 | Solid parts made of high-temperature superconductor material |
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Applications Claiming Priority (1)
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1993
- 1993-10-04 DE DE4333737A patent/DE4333737A1/de not_active Withdrawn
-
1994
- 1994-10-03 RU RU94035650/33A patent/RU94035650A/ru unknown
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Date | Code | Title | Description |
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8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |