DE4332774C2 - Durch Extrudieren hergestellter Rohrleitungsschuß aus Polyethylen-Kunststoff - Google Patents
Durch Extrudieren hergestellter Rohrleitungsschuß aus Polyethylen-KunststoffInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Rohrleitungsschuß aus Kunststoff
mit einer im Wege der Monoextrusion hergestellten monoplasti
schen Wand und mit zumindest einer am Rohrleitungsschuß ange
formten Einsteckmuffe. - Der Begriff monoplastisch ist analog
zu monolithisch gebildet und besagt im Rahmen der Erfindung,
daß es sich um einen Rohrleitungsschuß aus einem einheit
lichen Polyethylen-Kunststoff handelt, wenn dieser auch, über
die Länge des Rohrleitungsschusses bzw. über den Umfang ver
teilt, unterschiedliche Mikrostrukturen aufweist. Der Rohr
leitungsschuß ist im Wege der Monoextrusion und nicht durch
Coextrusion verschiedener Kunststoffe hergestellt. Die im
Rahmen der Erfindung eingesetzten Polyethylen-Kunststoffe
sind die für Rohrleitungen, insbesondere für erdverlegte
Rohrleitungen, üblichen Polyethylen-Kunststoffe. Polyethylen-
Kunststoffe bestehen aus vielen ungeordneten langen Ketten,
die durch Verbindung von C-Atomen und CH₂-Gruppen gebildet
sind. Die Ketten können linear oder auch verzweigt aneinan
dergereiht sein. Sie werden auch als Makromoleküle bezeich
net. Zwischen den Ketten sind schwache intermolekulare Bin
dungskräfte wirksam, welche die Materialeigenschaften be
stimmen. Es versteht sich, daß diese Bindungskräfte besonders
ausgeprägt sind, wenn einzelne Kettenstücke im Polyethylen-
Verband sich sehr nahe kommen. Geordnete Bezirke dieser Art,
in denen Ketten bündelartig zusammenlaufen, werden im
Gegensatz zu dem sie umgebenden ungeordneten Be
reich als Kristallite bezeichnet. Der untergeordnete Bereich
wird auch als amorpher Bereich bezeichnet. Es versteht sich,
daß außer den bereits beschriebenen Bindungskräften auch
andere wirksam sein können, wozu eine mehr oder weniger
ausgeprägte Vernetzung gehören kann. Bei sehr tiefen
Temperaturen sind alle Teile der Makromoleküle gleichsam
eingefroren. Durch Zufuhr thermischer Energie werden zuerst
die leichter, später die schwerer beweglichen Moleküle zu
Bewegungsvorgängen angeregt. Der Aggregatzustand der
Kunststoffe ändert sich bei einer solchen Erwärmung zunächst
kaum. Oberhalb einer bestimmten Temperatur wird jedoch die
Bewegungsenergie der Makromoleküle so groß, daß der
Kunststoff zu erweichen beginnt. Er geht von einem festen in
einen weicheren Zustand über, der als viskoelastischer
Zustand bezeichnet wird. Im viskoelastischen Zustand ist der
Zusammenhalt der Makromoleküle untereinander zwar bereits
sehr gelockert, aber noch nicht vollständig aufgehoben. Wird
die Temperatur weiter erhöht, so geht der viskoelastische
Zustand in ein viskoses Fließen über. Wegen der Kristallite,
die sich durch das vorstehend angedeutete Bündelungsphänomen
bilden, kommt zu dem Erweichungsbereich noch der bei höheren
Temperaturen liegenden Schmelzbereich der Kristallite hinzu.
Die Kristallite werden zunächst noch oberhalb des
Erweichungsbereiches der amorphen Anteile zusammengehalten.
Die Anzahl oder Häufigkeit der Kristallite in der
Volumeneinheit bestimmt die Festigkeit. Polyethylen-
Kunststoffe, die grundsätzlich in der beschriebenen Weise
aufgebaut sind, zeigen wegen des beschriebenen Aufbaus und
der damit zusammenhängenden Thermodynamik einen sogenannten
Memory-Effekt. Darunter wird ein besonderes Schrumpfungs
phänomen verstanden. Polyethylen-Kunststoffe können unterhalb
des Schmelzbereiches ihre Form in Abhängigkeit von der
Temperatur definiert reversibel ändern. Wenn die Verformung
von Polyethylen-Kunststoffen, zum Beispiel durch Recken oder
Aufweitung, im viskoelastischen Bereich erfolgt ist und der
Zustand durch eine Temperatur eingefroren ist, bei der eine
Molekülbewegung praktisch nicht mehr stattfindet, so werden
bei nachfolgender Erwärmung die Spannungen abgebaut, der
verformte Gegenstand kehrt unter Entwicklung beachtlicher
Schrumpfkräfte in seine frühere Abmessung zurück.
Bei den bekannten Rohrleitungsschüssen aus Polyethylen-
Kunststoff mit zumindest einer angeformten Einsteckmuffe
erfolgt das Anformen der Einsteckmuffe regelmäßig im
viskoelastischen oder weitgehend viskoelastischen Zustand.
Das kann nach Fertigstellung der Rohrleitungsschüsse mit der
angeformten Einsteckmuffe vor dem Gebrauch und im Gebrauch zu
störenden Schrumpfungen führen, beispielsweise wenn die
Rohrleitungsschüsse mit der angeformten Muffe gelagert werden
und dabei Temperatureinflüssen ausgesetzt werden, das kann
aber auch im eingebauten oder verlegten Zustand der
Rohrleitungsschüsse geschehen. Die darauf beruhenden
Maßänderungen stören. Die Störungen sind um so ausgeprägter,
je dicker die Wand der Rohrleitungsschüsse ist. Bei
Rohrleitungsschüssen mit zumindest einer angeformten
Einsteckmuffe, die aus Polyvinylchlorid bestehen, läßt sich
ohne Schwierigkeiten erreichen, daß die Wand der
Rohrleitungsschüsse eine Wanddicke von über 4 mm, zum
Beispiel von etwa 6 mm und mehr aufweisen, ohne daß störende
Schrumpfungserscheinungen auftreten. Dabei besitzt die
angeformte Einsteckmuffe zumeist auch die gleiche Wanddicke
wie der Rohrleitungsschuß selbst, weil ein Stauchen der Muffe
in axialer Richtung zum Zwecke der Vergrößerung der zunächst
durch das Anformen der Einsteckmuffe reduzierten Wanddicke
durchgeführt wird. Bei Rohrleitungsschüssen mit zumindest
einer angeformten Einsteckmuffe, die aus einem Polyethylen-
Kunststoff bestehen und eine große Wanddicke aufweisen,
gelingt dieses ohne störende Schrumpfungserscheinungen nicht.
Die schweizerische Patentschrift CH 630 161 A5 beschäftigt sich mit einem Rohrleitungs
schuß aus Kunststoff. Dieser Rohrleitungsschuß weist eine im
Wege der Monoextrusion hergestellte monoplastische Wand aus
Polyvinylchlorid und zumindest eine am Rohrleitungsschuß an
geformte Einsteckmuffe auf. Auch in diesem Fall können
Schrumpfungserscheinungen auftreten.
Bei der europäischen Offenlegungsschrift EP 0 604 907 A1 wird ein
Rohrleitungsschuß aus Polyethylen beschrieben, welcher aus
zwei Schichten verschiedener Dichte aufgebaut ist. Dies wird
im Zuge einer Koextrusion erreicht. Auf diese Weise sollen
Beschädigungen vermieden und die Standzeit eines Rohrlei
tungsschusses insgesamt vergrößert werden.
Der Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, einen
durch Extrudieren hergestellten Rohrleitungsschuß mit ange
formter Einsteckmuffe anzugeben, dessen Einsteckmuffe bei
Wiedererwärmungen, die vor dem Gebrauch oder im Gebrauch
auftreten, störende Schrumpfungen nicht erfährt.
Dieses technische Problem wird durch einen Rohrleitungsschuß
aus Kunststoff mit einer im Wege der Monoextrusion herge
stellten monoplastischen Wand und mit zumindest einer am
Rohrleitungsschuß angeformten Einsteckmuffe gelöst, wobei die
Wanddicken des Rohleitungsschusses und der Einsteckmuffe
gleich sind, mit der Maßgabe, daß der Rohrleitungsschuß aus
Polyethylen besteht und eine Wanddicke von über 5 mm auf
weist, daß die monoplastische Wand der Einsteckmuffe durch
gezielte Temperaturführung beim expandierenden Anformen der
Einsteckmuffe am Rohrleitungsschuß sowie durch gezielte
Temperaturführung bei der Abkühlung nach dem Anformen der
Einsteckmuffe im Querschnitt gesehen einen hochkristalliti
schen Innenbereich und einen schwachkristallitischen Außenbe
reich aufweist, und daß im hochkristallitischen Innenbereich
ein umlaufendes kristallitisches Stützgewölbe ausgebildet
ist, welches zur Abstützung und zum Verhindern von Verfor
mungen des schwachkristallitischen Außenbereiches bei auftre
tenden Schrumpfspannungen ausgelegt ist. Besonders stabile
Verhältnisse in bezug auf die Vermeidung von störenden
Schrumpfungsphänomenen erreicht man nach bevorzugter Ausfüh
rungsform der Erfindung durch die weitere Maßgabe, daß die
Wand der Einsteckmuffe eine Stauchtextur aufweist. Im Rahmen
der Erfindung kann die Wand des Rohrleitungsschusses und der
Einsteckmuffe eine Wanddicke von über 6 mm aufweisen. Aber
auch bei Rohrleitungsschüssen, bei denen die Wand eine Wand
dicke von über 10 mm aufweist, haben sich die erfindungsge
mäßen Maßnahmen bewährt. Eine bevorzugte Ausführungsform der
Erfindung betrifft einen Rohrleitungsschuß des beschriebenen
grundsätzlichen Aufbaus, bei dem die Einsteckmuffe zumindest
einen Bereich mit eingeformter, umlaufender Aufnahmenut für
einen eingelegten Dichtungsring und eine Abdichtungskammer
aufweist, wobei auch dieser Bereich in der schon beschrie
benen Art und Weise im hochkristallitischen Innenbereich als
Stützgewölbe ausgeführt ist.
Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß durch
geeignete Temperaturführung beim expandierenden Anformen
einer Einsteckmuffe an einen zuvor durch Extrudieren
hergestellten Rohrleitungsschuß aus Polyethylen-Kunststoff
sowie durch eine geeignete Temperaturführung bei der
Abkühlung nach dem Anformen der Einsteckmuffe das
beschriebene Stützgewölbe erzeugt werden kann, welches
überraschenderweise durch die Temperaturführung und die
Abkühlung so ausgelegt werden kann, daß durch nachträgliche
Schrumpfungsphänomene eine störende Veränderung der Maße der
angeformten Muffe nicht mehr eintritt. Die für die Ausbildung
des Stützgewölbes erforderlichen Maßnahmen lassen sich
experimentell ohne Schwierigkeiten ermitteln, wobei die
zahlenmäßigen Parameter nach Maßgabe der Durchmesser, der
Wanddicke aber auch der besonderen, eingesetzten
Polyethylen-Kunststoffe unterschiedlich sind.
Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein
Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung ausführlicher
erläutert. Es zeigen in schematischer Darstellung
Fig. 1 einen erfindungsgemäßen Rohrleitungsschuß mit
angeformter Einsteckmuffe im Längsschnitt und
ausschnittsweise,
Fig. 2 in gegenüber der Fig. 1 wesentlich vergrößertem
Maßstab den Ausschnitt A aus dem Gegenstand der
Fig. 1 und
Fig. 3 im Maßstab der Fig. 2 einen Querschnitt B-B durch
den Gegenstand der Fig. 1, ebenfalls ausschnitts
weise.
Der in den Figuren dargestellte Rohrleitungsschuß 1 wurde
durch Extrudieren hergestellt und besteht aus einem
Polyethylen-Kunststoff. Er besitzt eine im Sinne der
einleitenden Definition monoplastische Wand 2, die durch
Monoextrusion hergestellt wurde. Man erkennt die angeformte
Einsteckmuffe 3.
Der extrusionsgeformte Rohrleitungsschuß 1 weist eine
Wanddicke von über 5 mm auf. Die angeformte Einsteckmuffe 3
weist zumindest die gleiche Wanddicke auf. Aus einer
vergleichenden Betrachtung der Fig. 1 bis 3 und insbesondere
aus der Fig. 3 entnimmt man, daß die monoplastische Wand 2 im
Querschnitt einen hochkristallitischen Innenbereich 4 und
einen schwachkristallitischen Außenbereich 5 aufweist.
Hochkristallitisch bezeichnet die Tatsache, daß eine Vielzahl
von Kristalliten vorhanden ist, die sich unmittelbar oder
mittelbar gegeneinander abstützen. Schwachkristallitisch
bedeutet, daß nur wenige Kristallite sich ausgebildet haben.
Man erkennt fernerhin, daß der hochkristallitische
Innenbereich ein umlaufendes kristallitisches Stützgewölbe
bildet. Dieses ist so ausgelegt, daß eine praktisch
verformungsfreie Abstützung des schwachkristallitischen
Außenbereiches 5 bei auftretenden mechanischen Schrumpf
spannungen in diesem Außenbereich stattfindet.
Die monoplastische Wand der Einsteckmuffe 3 besitzt im
übrigen eine Stauchtextur, weil beim Anformen der
Einsteckmuffe 3 nicht nur eine Aufweitung, sondern auch ein
Stauchen durchgeführt worden ist. Die Wanddicke mag über 6 mm
oder auch über 10 mm liegen. Im Ausführungsbeispiel und nach
bevorzugter Ausführungsform der Erfindung besitzt die
Einsteckmuffe 3 einen Bereich mit einer eingeformten
umlaufenden Aufnahmenut 6 für einen eingelegten Dichtungs
ring 7 und eine sogenannte Abdichtungskammer 8, an der die
Abdichtungslippe 9 des Dichtungsringes 7 anliegt. Auch dieser
Bereich des Rohrleitungsschusses 1 und der Einsteckmuffe 3
ist als Stützgewölbe ausgeführt.
Es versteht sich, daß ein erfindungsgemäßer Rohrleitungs
schuß 1 mit der angeformten Einsteckmuffe 3 auch den
gleichsam tragenden Kern eines mehrschichtigen Rohr
leitungsschusses bilden kann, der im Wege der Coextrusion mit
einer zusätzlichen inneren und/oder äußeren Kunststoffschicht
oder Beschichtung anderer Funktion versehen sein kann.
Claims (5)
1. Rohrleitungsschuß (1) aus Kunststoff mit einer im Wege
der Monoextrusion hergestellten monoplastischen Wand (2), und
mit zumindest einer am Rohrleitungsschuß (1) angeformten Ein
steckmuffe, wobei die Wanddicken des Rohrleitungsschusses (1)
und der Einsteckmuffe (3) gleich sind, mit der Maßgabe, daß
der Rohrleitungsschuß (1) aus Polyethylen besteht und eine
Wanddicke von über 5 mm aufweist, daß die monoplastische Wand
(2) der Einsteckmuffe (3) durch gezielte Temperaturführung
beim expandierenden Anformen der Einsteckmuffe (3) am Rohr
leitungsschuß (1) sowie durch gezielte Temperaturführung bei
der Abkühlung nach dem Anformen der Einsteckmuffe (3) im
Querschnitt gesehen einen hochkristallitischen Innenbereich
(4) und einen schwachkristallitischen Außenbereich (5)
aufweist, und daß im hochkristallitischen Innenbereich (4)
ein umlaufendes kristallitisches Stützgewölbe ausgebildet
ist, welches zur Abstützung und zum Verhindern von
Verformungen des schwachkristallitischen Außenbereiches (5)
bei auftretenden Schrumpfspannungen ausgelegt ist.
2. Rohrleitungsschuß nach Anspruch 1 mit der weiteren
Maßgabe, daß die Wand (2) der Einsteckmuffe (3) eine
Stauchtextur aufweist.
3. Rohrleitungsschuß nach einem der Ansprüche 1 oder 2, bei
dem die Wand (2) eine Wanddicke von über 6 mm aufweist.
4. Rohrleitungsschuß nach einem der Ansprüche 1 oder 2, bei
dem die Wand (2) eine Wanddicke von über 10 mm aufweist.
5. Rohrleitungsschuß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei
dem die Einsteckmuffe (3) zumindest einen Bereich mit
eingeformter umlaufender Aufnahmenut (6) für einen
eingelegten Dichtungsring (7) und eine Abdichtungskammer (8)
aufweist und auch dieser Bereich als Stützgewölbe ausgeführt
ist.
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