DE4305351A1 - Aurantimycin, Peptidantibiotikum aus Streptomyces aurantiacus, und chemische Derivate mit pharmakologischer Wirkung, ein Verfahren zur Herstellung und Verwendung derselben - Google Patents
Aurantimycin, Peptidantibiotikum aus Streptomyces aurantiacus, und chemische Derivate mit pharmakologischer Wirkung, ein Verfahren zur Herstellung und Verwendung derselbenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft das Peptidantibiotikum Aurantimycin, welches von dem
Pilz Streptomyces aurantiacus während der Fermentation synthetisiert wird und
sich in der Kulturbrühe anhäuft, sowie die auf der Basis von Aurantimycin
hergestellten chemischen Derivate, ein Herstellungsverfahren und die
Verwendung von Aurantimycin und Aurantimycinderivaten als
pharmakologische Wirkstoffe, insbesondere als Arzneimittel.
Antibiotika mit den verschiedenartigsten chemischen Strukturen lassen sich mit
Hilfe von Mikroorganismen herstellen.
So beschreibt die deutsche Patentanmeldung P 41 34 168.6 die zur Gruppe der
Oligoether-Antibiotika zugehörenden Pamamycine 607 und 621 und deren
Herstellung unter Verwendung des Mikroorganismus Streptomyces aurantiacus.
Antibiotika aus anderen chemischen Strukturklassen, z. B. Peptidwirkstoffe
werden in verschiedenen Strukturvarianten durch pro- und eukaryotische
Mikroorganismen gebildet und zeichnen sich durch eine Vielzahl interessanter
biologischer Wirkungen aus (z. B. antimikrobielle Aktivitäten, kanzerostatische,
kardiotone, immunmodulatorische Wirkungen, Wachstumsförderer für Nutztiere,
Insektizide u. a.m., siehe z. B. Gräfe, U., Biochemie der Antibiotika, Spektrum
Heidelberg, 1992; Takeuchi et al., J. Antibiot., 44, 263-270, 1991; M. Kaneda,
J. Antibiot., 44, 792-796, 1991).
Neben der klassischen Anwendung von Peptidwirkstoffen in der Behandlung von
Infektionskrankheiten und dem Einsatz als Antibiotika in der Erhaltung der
Tiergesundheit und im Pflanzenschutz (z. B. als Antiparasitika) wurde in den
letzten Jahren gezeigt, daß Peptidwirkstoffe mit einer Vielzahl pharmakologisch
interessanter Makromoleküle wie Rezeptoren oder Enzyme von Signalketten
interagieren und antagonistische bzw. inhibitorische Wirkungen hervorrufen (S.
Miyata et al., J. Antibiot. 45, 74-82, 1992; Kamiyama et al., J. Antibiot. 45,
424-427, 1992; Weber et al., J. Antibiot., 44, 164-171, 1991).
Die eingesetzten Wirkstoffe sind allerdings häufig mit Mängeln behaftet,
gekennzeichnet durch unbefriedigende Wirkhöhen, eine zu hohe Toxizität
und/oder unerwünschte Nebenwirkungen.
Aufgabe der Erfindung ist es, neue mikrobielle Wirkstoffe mit verbesserten
Eigenschaften und neuen Wirkmechanismen zur Verfügung zu stellen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst, indem man Streptomyces
aurantiacus in einem Nährmedium mit Kohlenstoff- und Stickstoffquelle sowie
den üblichen anorganischen Salzen fermentiert bis sich Aurantimycin in der
Kulturbrühe anhäuft, anschließend Aurantimycin aus der Kulturbrühe isoliert
und gegebenenfalls chemische Derivate von Aurantimycin herstellt.
Das Peptidantibiotikum Aurantimycin und seine chemischen Derivate besitzen
pharmakologische Wirksamkeit und können insbesondere als Arzneimittel mit
antibakteriellen und/oder nematoziden Wirkungen eingesetzt werden.
Die Erfindung betrifft somit:
- 1. Eine Verbindung der Summenformel C38H64N8O14, erhältlich aus
Streptomyces aurantiacus IMET4391 7 durch
- - Kultivierung von Streptomyces aurantiacus IMET43917 für 1-10 Tage bei 15-37°C in einem Nährmedium, das 0,2-5% Sojamehl und 0,2-5% Glukose enthält und einen pH-Wert zwischen 5 und 9,5 aufweist, bis sich Aurantimycin in der Kulturbrühe anhäuft, und
- - Isolierung von Aurantimycin durch nachfolgende Separation von Pilzmyzel und Kulturmedium durch Filtration, Extraktion des Pilzmyzels mit Methanol und chromatographischer Auftrennung des Extraktes.
- 2. Chemische Derivate, abgeleitet aus einer Verbindung der Summenformel
C38H64N8O14, erhältlich aus Streptomyces aurantiacus IMET43917
durch
- - Kultivierung von Streptomyces aurantiacus IMET43917 für 1-10 Tage bei 15-37°C in einem Nährmedium, das 0,2-5% Sojamehl und 0,2-5% Glukose enthält und einen pH-Wert zwischen 5 und 9,5 aufweist, bis sich Aurantimycin in der Kulturbrühe anhäuft, und
- - Isolierung von Aurantimycin durch nachfolgende Separation von Pilzmyzel und Kulturmedium durch Filtration, Extraktion des Pilzmyzels mit Methanol und chromatographischer Auftrennung des Extraktes,
- - Überführung des Peptidantibiotikums Aurantimycin in chemische Derivate durch Hydrierung von Doppelbindungen, Veresterungen von Alkohol- oder Säuregruppen, Alkylierung von Kohlenstoff-, Stickstoff- oder Sauerstoffatomen oder Acetylierung von Alkohol- oder Aminogruppen.
- 3. Ein Verfahren zur Herstellung einer Verbindung mit der Summenformel C38H64N8O14, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man Streptomyces aurantiacus in einem Nährmedium kultiviert bis sich Aurantimycin in der Kulturbrühe anhäuft und man nachfolgend Aurantimycin aus der Kulturbrühe isoliert.
- 4. Eine Verwendung der Verbindung mit der Summenformel C38H64N8O14 und daraus abgeleiteter chemischer Derivate als pharmakologisch wirksamen Stoff, insbesondere als antibakteriellen und/oder nematoziden Wirkstoff.
Die Erfindung wird im folgenden detailliert beschrieben, insbesondere in ihren
bevorzugten Ausführungsformen. Ferner wird sie durch den Inhalt der
Patentansprüche bestimmt.
Definitionen:
- - Die erfindungsgemäße Verbindung wird Aurantimycin genannt.
- - Als Kulturbrühe wird das Nährmedium, welches das darin gewachsene Pilzmyzel enthält, bezeichnet.
- - Nichtproteinogene Aminosäuren sind Aminosäuren, die nicht zu den 20, natürlicherweise in Proteinen vorkommenden Aminosäuren gehören (L. Stryer, Biochemistry).
Die erfindungsgemäße Verbindung Aurantimycin wird durch Streptomyces
aurantiacus, vorzugsweise Streptomyces aurantiacus IMET43917, produziert.
Streptomyces aurantiacus wurde erstmalig 1891 beschrieben (Int. J. Syst.
Bacteriol., Vol. 19, 391-512).
In verschiedenen Stammsammlungen (Deutsche Sammlung von
Mikroorganismen, American Type Culture Collection) sind Streptomyces
aurantiacus-Stämme verfügbar. Kulturen von Streptomyces aurantiacus, die die
erfindungsgemäße Verbindung Aurantimycin produzieren, erhält man, indem
man Streptomyces aurantiacus vorzugsweise unter Streßbedingungen kultiviert.
Streßbedingung sind z. B.
- - Kultivierung in flüssigen Nährmedium unter Schütteln
- - Kultivierung unter Bestrahlung mit energiereicher Strahlung, z. B. Ultraviolettstrahlung
- - Kultivierung in Nährmedien mit unterschiedlicher Zusammensetzung.
Nach der Kultivierung unter Streßbedingungen erfolgt die Isolierung einzelner
Pilzkolonien.
Reinkulturen von Pilzkulturen lassen sich durch dem Fachmann vertrauten
Methoden durch Anlegung von Verdünnungsreihen, Ausplattieren und Bebrüten
auf Nähragarmedien isolieren.
Aufgrund von aufeinanderfolgenden Isolierungsschritten kann man von
Streptomyces aurantiacus eine Pilzkolonie isolieren, die das Peptidantibiotikum
Aurantimycin sehr effizient in der Kulturbrühe anhäuft.
Die stark produzierende Pilzkolonie wird vermehrt.
Ein Isolat von Streptomyces aurantiacus IMET43917 wurde bei der Deutschen
Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Außenstelle Jena,
Beutenbergstraße 11, O-6900 Jena am 11.09.1989 gemäß den Bedingungen
des Budapester Vertrages hinterlegt.
Der Stamm bildet Luftmyzel und Sporen auf Sojamehl-Mannit-Agar. Die
Koloniefarbe ist graugelb bis rötlich, wobei jedoch keine Melanine gebildet
werden. Es werden kurze Sporenketten, spiralig oder in offenen Haken und
Schleifen gebildet. Die Sporenoberfläche ist glatt.
In einem Nährmedium mit einer Kohlenstoffquelle, einer Stickstoffquelle und den
üblichen Mineralsalzen produziert Streptomyces aurantiacus, bevorzugt
Streptomyces aurantiacus IMET43917, die erfindungsgemäße Verbindung
Aurantimycin. Anstelle des Stammes Streptomyces aurantiacus IMET43917
können natürlich auch dessen Mutanten und Varianten eingesetzt werden.
Als Mutanten und Varianten gelten all jene Mikroorganismen der Spezies, die in
der Lage sind, die erfindungsgemäße Verbindung zu synthetisieren.
Solche Mutanten können in an sich bekannter Weise durch physikalische Mittel,
beispielsweise Bestrahlung, wie mit Ultraviolett- oder Röntgenstrahlen, oder
chemischen Mutagene, wie beispielsweise Ethylmethansulfonat (EMS), 2-
Hydroxy-4-methoxy-benzophenon (MOB) oder N-Methyl-N′-nitro-N-
nitrosoguanidin (MMNG) erzeugt werden.
Das Screening nach Mutanten und Varianten, die die erfindungsgemäße
Verbindung synthetisieren kann durch Bestimmung der biologischen Aktivität
der in der Kulturbrühe angehäuften Wirkstoffe, beispielsweise durch Austesten
der antibiotischen Wirkung auf bekannte Testkeime anhand dem Fachmann
bekannten Methoden durchgeführt werden.
Als bevorzugte Kohlenstoffquellen für die aerobe Fermentation eignen sich
assimilierbare Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, wie z. B. Glukose, Laktose
oder D-Mannit sowie kohlenhydrathaltige Naturprodukte wie Malzextrakt.
Als Stickstoffquelle eignen sich Aminosäuren, Peptide und Proteine sowie deren
Abbauprodukte wie Tryptone oder Peptone, ferner Fleischextrakte, gemahlene
Samen, beispielsweise von Mais, Weizen, Bohnen, Soja oder der
Baumwollpflanze, Destillationsrückstände der Alkoholherstellung, Fleischmehle
oder Hefeextrakte, aber auch Ammoniumsalze und Nitrate.
Die Bildung des Peptidantibiotikums erfolgt besonders gut in Nährmedien, die
0,2-5% Sojamehl, bevorzugt 1-4% Sojamehl und 0,2-5% Glukose,
bevorzugt 1-4% Glukose enthalten.
Die Kultivierung erfolgt aerob, beispielsweise submers unter Schütteln oder
Rühren in Schüttelkolben oder Fermentern, gegebenenfalls unter Einführen von
Luft oder Sauerstoff.
Die Fermentation kann beispielsweise in Steilbrustflaschen oder Rundkolben
verschiedener Volumina, in Glasfermentern oder V2A-Stahltanks durchgeführt
werden.
Sie wird in einem Temperaturbereich zwischen 15-37°C, bevorzugt zwischen
23-37°C, besonders bevorzugt zwischen 27-30°C durchgeführt.
Der pH-Wert liegt zwischen 5 und 9,5, bevorzugt zwischen 6,5 und 7,5.
Der Mikroorganismus wird unter diesen Bedingungen 1-10 Tage, bevorzugt
2-6 Tage, kultiviert.
Die Fermentation kann im Labormaßstab (Kulturvolumina zwischen 100 ml und
200 l), aber auch im Produktionsmaßstab (Volumina bis mehrere m3)
durchgeführt werden.
Vorteilhaft kultiviert man in mehreren Stufen, d. h. man stellt zunächst ein oder
mehrere Vorkulturen in einem flüssigen Nährmedium her, die dann in das
eigentliche Produktionsmedium, die Hauptkultur, beispielsweise im Verhältnis
1 : 5, überimpft werden.
Die Vorkultur erhält man, indem man Myzelfragmente, die in 2,5-7,5%iger,
bevorzugt 5%iger Glukose-Gelatinelösung lyophil getrocknet wurden, in eine
Nährlösung überführt und 1-10 Tage, bevorzugt 2-6 Tage inkubiert.
Das versporte Mycel kann beispielsweise erhalten werden, indem man den
Stamm etwa 3-40 Tage, bevorzugt 4-10 Tage auf einen Nährboden, z. B.
Hefe-Malz-Agar oder Sojamehl-Glukose-Agar wachsen läßt.
Der Fermentationsverlauf und die Bildung des Aurantimycins kann entsprechend
dem Fachmann bekannten Methoden wie z. B. durch Austesten der biologischen
Aktivität gegenüber Testorganismen oder durch chromatographische
Methoden wie Dünnschichtchromatographie (DC) oder
Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) verfolgt werden.
Das Peptidantibiotikum Aurantimycin ist in der Kulturbrühe, vorzugsweise im
Mycel, enthalten.
Zum Testen der Wirkstoffkonzentration im Kulturmedium oder in den einzelnen
Isolierungsstufen kann die Dünnschichtchromatographie, beispielsweise an
Kieselgel mit Chloroform/Methanol-Mischungen als Laufmittel verwendet
werden.
Die Detektion bei der dünnschichtchromatographischen Auftrennung kann
beispielsweise durch Färbereagentien wie 2% Vanillin in konz. Schwefelsäure
erfolgen.
Die Isolierung des Aurantimycins aus der Kulturbrühe erfolgt nach bekannten
Methoden unter Berücksichtigung der chemischen, physikalischen und
biologischen Eigenschaften der Produkte.
Zur Isolierung des Aurantimycin werden am Ende der Fermentation
Kulturmedium und Myzel getrennt und das Myzel mit organischen
Lösungsmitteln wie Methanol oder Aceton, vorzugsweise Methanol extrahiert.
Nach Einengen des Extraktes und Reextraktion des Extraktes mit
wasserunlöslichen organischen Lösungsmitteln, wie z. B. Chloroform erfolgt die
Isolierung des Peptidantibiotikums unter Einsatz üblicher chromatographischer
Adsorbentien bzw. Trägermaterialien wie z. B. Kieselgele oder organophile
Dextrangele.
Durch sequentielle Anwendung der Säulenchromatographie an Kieselgel, der
Gelchromatographie an organophilen Dextrangelen unter Verwendung von
polaren organischen Lösungsmittel wie z. B. Methanol, der
Mitteldruckchromatographie an Kieselgel RP-18 unter Verwendung von
Methanol/Wasser bzw. Acetonitril/Wasser-Gemischen sowie durch
Umkristallisieren aus Methanol mit geringen Wasseranteilen wird schließlich
Aurantimycin erhalten.
Die chemische Identität des Peptidantibiotikums Aurantimycins wird durch
chemischen Abbau und Analyse der gebildeten Aminosäuren, durch
hochauflösende Massenspektrometrie (EI-MS, FAB-MS) und durch
hochauflösende 500 MHz-Protonen und 125 MHz-13C-NMR-Spektroskopie,
bestimmt (siehe Bsp. 5).
Das von Streptomyces aurantiacus und insbesondere von Streptomyces
aurantiacus IMET43917 synthetisierte, dann teilisolierte oder isolierte
Aurantimycin kann für chemische Modifikationen eingesetzt werden.
Modifikationen erfolgen gemäß dem in der Fachliteratur beschriebenen und dem
Fachmann bekannten Verfahren. Diese Verfahren sind z. B.
- - Hydrierung von Doppelbindungen zwischen Kohlenstoffatomen, Stickstoffatomen, aber auch zwischen Kohlenstoff- und Stickstoffatomen oder Kohlenstoff- und Sauerstoffatomen, beispielsweise durch katalytische Hydrierung;
- - Veresterungen von Alkohol- und Säuregruppen, bevorzugt zur Herstellung von Alkylestern mit einer Kettenlänge von 1 bis 5, besonders bevorzugt zur Herstellung von Dimethylestern;
- - Alkylierung von Kohlenstoff-, Stickstoff- oder Sauerstoffatomen, bevorzugt zur Bildung von Alkylgruppen mit einer Kettenlänge von 1 bis 5;
- - Acylierung von Alkohol- oder Aminogruppen zu Säureestern bzw. Säureamiden, bevorzugt mit Acylverbindungen einer Kettenlänge von 1 bis 5.
Eine antibakterielle Wirkung kann durch dem Fachmann bekannte Methoden wie
beispielsweise Hemmhoftests oder Plattendiffusionstests in vitro gezeigt
werden.
Das Antibiotikum Aurantimycin ist gegen Bakterien, vorzugsweise gegen
grampositive Bakterien, wie z. B. Bacillus subtilis ATCC 6633, Micrococcus
flavus, Sarcina lutea, Staphylococcus aureus Streptococcus pyogenes wirksam.
Die minimalen Hemmkonzentrationen liegen in einem Bereich von < 0,001 bis <
0,1 µg/ml.
Eine nematozide Wirkung kann ebenfalls durch in vitro Tests, in denen die
Vermehrung und Beweglichkeit der Nematoden bestimmt wird, gezeigt werden.
Aurantimycin inhibiert in einer Konzentration von 100 ppm sowohl die
Vermehrung als auch die Beweglichkeit von Caenorhabditis elegans.
Die erfindungsgemäße Verbindung Aurantimycin und daraus abgeleitete
chemische Derivate eignen sich aufgrund ihrer wertvollen pharmakologischen
Eigenschaften sehr gut zur Anwendung als Arzneimittel.
Die erfindungsgemäße Verbindung und daraus abgeleitete Derivate können
grundsätzlich als solche in Substanz verabreicht werden. Bevorzugt ist die
Verwendung in Mischung mit geeigneten Hilfsstoffen oder Trägermaterial. Als
Trägermaterial können bei Tierarzneimitteln die üblichen Futtermittelmischungen
bzw. beim Menschen alle pharmakologisch verträglichen Trägermaterialien
und/oder Hilfsstoffe verwendet werden.
Die Anwendung betrifft auch pharmazeutische Zubereitungen der
erfindungsgemäßen Verbindung und der daraus abgeleiteten chemischen
Derivate.
Die erfindungsgemäßen Arzneimittel werden im allgemeinen oral oder parenteral
verabreicht, aber auch eine rektale Anwendung ist prinzipiell möglich. Geeignete
feste oder flüssige galenische Zubereitungsformen sind beispielsweise
Granulate, Pulver, Tabletten, Dragees, (Mikro-)Kapseln, Zäpfchen, Sirupe,
Emulsionen, Suspensionen, Aerosole, Tropfen oder injizierbare Lösungen in
Ampullenform sowie Präparate mit protrahierter Wirkstoff-Freigabe, bei deren
Herstellung üblicherweise Trägerstoffe und Zusätze und/oder Hilfsmittel wie
Spreng-, Binde-, Überzugs-, Quellungs-, Gleit- oder Schmiermittel,
Geschmacksstoffe, Süßungsmittel oder Lösungsvermittler Verwendung finden.
Als häufig verwendete Träger- oder Hilfsstoffe seien z. B. Magnesiumcarbonat,
Titandioxid, Laktose, Mannit und andere Zucker, Talkum, Milcheiweiß, Gelatine,
Stärke, Vitamine, Cellulose und ihre Derivate, tierische pflanzliche Öle,
Polyethylenglykole und Lösungsmittel, wie etwa steriles Wasser, Alkohole,
Glycerin und mehrwertige Alkohole genannt.
Gegebenenfalls können die Dosierungseinheiten für die orale Verabreichung
mikroverkapselt werden, um die Abgabe zu verzögern oder über einen längeren
Zeitraum auszudehnen, wie beispielsweise durch Überziehen oder Einbetten des
Wirkstoffs in Teilchenform in geeignete Polymere, Wachse oder dergleichen.
Vorzugsweise werden die pharmazeutischen Präparate in Dosierungseinheiten
hergestellt und verabreicht, wobei jede Einheit als aktiven Bestandteil eine
bestimmte Dosis der erfindungsgemäßen Verbindung oder daraus abgeleiteter
chemischer Derivate enthält. Bei festen Dosierungseinheiten wie Tabletten,
Kapseln und Suppositorien kann diese Dosis bis zu etwa 200 mg, bevorzugt
jedoch etwa 0,1 bis 100 mg, und bei Injektionslösungen in Ampullenform bis zu
etwa 200 mg, vorzugsweise aber etwa 0,5 bis 100 mg, pro Tag betragen.
Die zu verabreichende Tagesdosis ist abhängig vom Körpergewicht, Alter,
Geschlecht und Zustand des Säugers. Unter Umständen können jedoch auch
höhere oder niedrigere Tagesdosen angebracht sein. Die Verabreichung der
Tagesdosis kann sowohl durch Einmalgabe in Form einer einzelnen
Dosierungseinheit oder aber in mehreren kleineren Dosierungseinheiten als auch
durch Mehrfachgabe unterteilter Dosen in bestimmten Intervallen erfolgen.
Die erfindungsgemäßen Arzneimittel werden dadurch hergestellt, daß man die
erfindungsgemäße Verbindung oder daraus abgeleitete chemische Derivate mit
üblichen Träger- sowie gegebenenfalls Zusatz- und/oder Hilfstoffe in die bzw.
eine geeignete Darreichungsform bringt.
Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Ausführungsbeispiele näher
erläutert.
- 1. a) Herstellung von Vorkulturen des Stammes Streptomyces aurantiacus
IMET43917
Schrägagareprouvetten des Stammes Streptomyces aurantiacus IMET43917 dienen zur Beimpfung eines Vorzuchtmediums folgender Zusammensetzung (g/l) in 500 ml Steibrustflaschen (80 ml Inhalt, 28°C; Rotationsschüttler; 48 Stunden Kultivierungszeit): Glukose 15; Sojamehl 15; CaCO3 1; NaCl 5; KH2PO4; pH 6.5.
Die zweite Vorzucht wird auf dem gleichen Vorzuchtmedium in 5 l- Flaschen mit 400 ml Inhalt durchgeführt (48 Stunden, 28°C, Rotationsschüttler 100 u.p.m.). - b) Anlage von Fermenterkulturen des Stammes Streptomyces aurantiacus
IMET43917
150 l Fermenter werden mit 20 l Vorkulturen angeimpft. Für die Vorkultur und den Fermenter wird ein Medium mit folgender Zusammensetzung verwendet (g/l): Sojamehl 20; Glucose 20; NaCl 5; CaCO3 3.
Die Fermentation wird in 150 l-Tankfermentoren für 5 Tage bei 28°C durchgeführt. - 2. Herstellung und Aufreinigung des Peptidantibiotikums Aurantimycin
Das nach 5 Tagen bei 28°C in 150 l Fermentern gebildete Myzel wird durch Filtration von dem Nährmedium abgetrennt und mit dem fünffachen Anteil des Myzelfeuchtgewichtes mit Methanol 10 Stunden lang unter Rühren bei Raumtemperatur extrahiert. Dann wird das extrahierte Myzel abgetrennt und der methanolische Extrakt wird im Vakuumrotationsverdampfer konzentriert. Der wäßrige Rückstand wird mit 10 l Chloroform reextrahiert und zur Trockenheit eingeengt. - 3. Chromatographische Aufreinigung des Aurantimycins
Aurantimycin wird aus dem eingeengten Chloroformextrakt von 100 l Fermentationsbrühe durch die nachfolgenden chromatographischen Aufarbeitungsschritte erhalten:
Zunächst wird der Rückstand des eingeengten Extraktes auf eine Chromatographiesäule, gefüllt mit Kieselgel 60 n-Hexan gegeben. Mit dem gleichen Lösungsmittel werden zunächst ölige Begleitkomponenten eluiert, danach eluiert man weitere unpolare Verunreinigungen mit trockenem Chloroform. Die Hauptmenge an Aurantimycin wird nachfolgend mit Aceton aus der Säule eluiert. Ausbeute ca. 1,8 g. In einer zweiten säulenchromatografischen Reinigungsstufe erfolgt die Chromatografie an Kieselgel 60 unter Verwendung von Chloroform/Methanol (99 : 1, v/v) als Eluent. Ausbeute 1,1 g. Die weitere Reinigung wird durch Gelchromatografie an organophilen Dextrangelen (Sephadex LH-20; Methanol als Eluent), durch Mitteldruckchromatografie an Kieselgel RP-18 unter Verwendung von Methanol/Wasser bzw. Acetonitril/Wasser-Gemischen, sowie durch Umkristallieren aus Methanol mit geringen Wasseranteilen durchgeführt. Ausbeute an Aurantimycin: 0,5 g. - 4. Herstellung eines Aurantimycin-Dimethylesters
200 mg Aurantimycin werden in destilliertem Methanol gelöst und mit etherischer Diazomethanlösung bis zur bestehenden Gelbfärbung versetzt. Nach dem Abdampfen des Lösemittels wird der verbliebene Aurantimycin- Dimethylester mittels präparativer HPLC auf einer Kieselgel RP-18-Säule im System Methanol-Wasser (75 : 15; v/v) gereinigt. Ausbeute 110 mg. - 5. Physikalisch-chemischen Eigenschaften des Aurantimycins
Aussehen: farblose kristalline Substanz Schmelzpunkt: < 220 °C (Zersetzung)
Massenspektrum:FAB-MS:
m/z 895,4538 (M⁺ + K⁺)
m/z 879,4466 (M⁺ + Na⁺)
m/z 839,4576 (M⁺ + H⁺-H2O)EI-MS (Dimethylester, Herstellung durch Umsetzung mit Diazomethan)M⁺ m/z 884 (schwach) M⁺-H2O m/z 866,47290 (C40H66N8O13) M⁺-2 H2O m/z 848,46118 (C40H64N8O12)
Molmasse: 856 Dalton
Mikroanalyse (Dimethylester):C: 50.74% (ber. 54.3% für C40H68N8O14)
H: 7.58% (ber. 7.75% für C40H68N8O14)
N: 10.92% (ber. 10.92% für C40H68N8O14)Chemische Verschiebung im 125 MHz-13C-NMR-Spektrum des Aurantimycins (in Dimethylsulfoxid und Chloroform; Signal bei 39.6 ppm bei Aufnahme in CDCI3):176.8872; 174.4667; 171.4969; 169.0118; 168.8855; 168.0428;
167.1620; 98.6279; 77,7083; 75.5611; 70.4726; 67.1250; 57.9180;
57.3462; 57.1717; 52.7616; 48.4293; 48.0730; 47.7623; 46.5998;
46.5692; 46.3310; 45.5692; 41.3298; 40.7887; 39.7638; 29.1472;
28.994; 26.9862; 24.8010; 24.2413; 24.1006; 24.0371; 23.7683;
21.4422; 20.7239; 20.6438; 19.0454; 18.6691; 18.3743; 13.7106. - Aminosäuren im Hydrolysat:
Glycin, Alanin, Serin, Ornithin, 1 unbekannte nichtproteinogene Aminosäure. - Chromatografisches Verhalten:
Rf 0.8 (Chloroform/Methanol; 98 : 2; v/v, Kieselgel 60 Merck) charakteristische grüne Anfärbung durch 2% Vanillin in konz. Schwefelsäure.
Claims (10)
1. Verbindung der Summenformel C38H64N8O14, erhältlich aus Streptomyces
aurantiacus IMET43917 durch
- - Kultivierung von Streptomyces aurantiacus IMET43917 für 1-10 Tage bei 15-37°C in einem Nährmedium, das 0,2-5% Sojamehl und 0,2-5% Glukose enthält und einen pH-Wert zwischen 5 und 9,5 aufweist, bis sich Aurantimycin in der Kulturbrühe anhäuft und
- - Isolierung von Aurantimycin durch nachfolgender Separation von Pilzmyzel und Kulturmedium durch Filtration, Extraktion des Pilzmyzels mit Methanol und chromatographischer Auftrennung des Extraktes.
2. Chemische Derivate, abgeleitet aus der Verbindung der Summenformel
C38H64N8O14, erhältlich aus Streptomyces aurantiacus
IMET43917 durch
- - Kultivierung von Streptomyces aurantiacus IMET43917 für 1-10 Tage bei 15-37°C in einem Nährmedium, das 0,2-5% Sojamehl und 0,2-5% Glukose enthält und einen pH-Wert zwischen 5 und 9,5 aufweist, bis sich Aurantimycin in der Kulturbrühe anhäuft,
- - Isolierung von Aurantimycin durch nachfolgender Separation von Pilzmyzel und Kulturmedium durch Filtration, Extraktion des Pilzmyzels mit Methanol und chromatographischer Auftrennung des Extraktes,
- - Überführung des Peptidantibiotikums Aurantimycin in chemische Derivate durch Hydrierung von Doppelbindungen, Veresterungen von Alkohol- oder Säuregruppen, Alkylierung von Kohlenstoff-, Stickstoff- oder Sauerstoffatomen oder Acetylierung von Alkohol- oder Aminogruppen.
3. Verbindung nach Anspruch 1 oder 2 zur Verwendung als Arzneimittel.
4. Arzneimittel, enthaltend Verbindung nach Anspruch 1 oder 2 und einen
oder mehrere pharmazeutische Träger.
5. Verfahren zur Herstellung einer Verbindung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß man Streptomyces aurantiacus in einem
Nährmedium kultiviert, bis sich die erfindungsgemäße Verbindung in der
Kulturbrühe anhäuft.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man den
Stamm Streptomyces aurantiacus IMET43917 oder dessen Mutanten und
Varianten kultiviert.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 5-6, dadurch
gekennzeichnet, daß das Nährmedium 0,2-5% Sojamehl und 0,2-5%
Glukose enthält und man die Kultivierung bei einem pH-Wert zwischen 5
und 9,5 und einer Temperatur zwischen 15 und 37°C über 1-10 Tage
durchführt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das
Nährmedium 1-4% Sojamehl und 1-4% Glukose enthält und man die
Kultivierung bei einem pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 und einer
Temperatur zwischen 23 und 37°C über 2-6 Tage durchführt.
9. Verwendung einer Verbindung nach Anspruch 1 oder 2 als
pharmakologisch wirksamen Stoff.
10. Verwendung nach Anspruch 9 als Wirkstoff gegen Bakterien und/oder
Nematoden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4305351A DE4305351A1 (de) | 1993-02-20 | 1993-02-20 | Aurantimycin, Peptidantibiotikum aus Streptomyces aurantiacus, und chemische Derivate mit pharmakologischer Wirkung, ein Verfahren zur Herstellung und Verwendung derselben |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4305351A DE4305351A1 (de) | 1993-02-20 | 1993-02-20 | Aurantimycin, Peptidantibiotikum aus Streptomyces aurantiacus, und chemische Derivate mit pharmakologischer Wirkung, ein Verfahren zur Herstellung und Verwendung derselben |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4305351A1 true DE4305351A1 (de) | 1994-08-25 |
Family
ID=6481012
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4305351A Withdrawn DE4305351A1 (de) | 1993-02-20 | 1993-02-20 | Aurantimycin, Peptidantibiotikum aus Streptomyces aurantiacus, und chemische Derivate mit pharmakologischer Wirkung, ein Verfahren zur Herstellung und Verwendung derselben |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4305351A1 (de) |
-
1993
- 1993-02-20 DE DE4305351A patent/DE4305351A1/de not_active Withdrawn
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8130 | Withdrawal |