DE4303844A1 - Pharmazeutische Zubereitung - Google Patents
Pharmazeutische ZubereitungInfo
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- A61K9/485—Inorganic compounds
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Description
Die Erfindung betrifft eine pharmazeutische Zubereitung in
Form einer den Wirkstoff schnell freisetzenden Kapsel, welche
den Wirkstoff in hoher Konzentration enthält, und neben dem
Wirkstoff nur ein weiterer Hilfsstoff notwendig ist.
Im Falle von hochdosierten Wirkstoffen, wie Acetylsalicyl
säure, Ibuprofen-Racemat, S-Ibuprofen, Ascorbinsäure etc.
sind die Wirkstoffproduzenten bemüht, neben dem reinen Wirk
stoff möglichst hochkonzentrierte, direkt tablettierbare
Wirkstoffmischungen anzubieten. Damit wird die Zielsetzung
verfolgt, den Produzenten eine möglichst einfach handhabbare
Mischung zu liefern, die außer der Tablettierung keine weite
ren Herstellschritte erfordert.
Ein weiteres Ziel dieser Mischungen, gerade bei hochdosierten
Wirkstoffen ist es, die Arzneiform möglichst klein zu halten,
da die Patientencompliance darunter leidet, wenn zu viele
oder zu große Formen eingenommen werden müssen.
Bei Wirkstoffen, die einen relativ niedrigen Schmelzpunkt
besitzen, wie z. B. Ibuprofen-Racemat (75-78°C), Butibufen
(51-53°C) oder vor allem S-Ibuprofen (52°C), treten jedoch
bei der Herstellung von Tabletten größere Schwierigkeiten
auf.
Aber gerade pharmazeutische Zubereitungen dieser Wirkstoffe
mit hoher Konzentration sind beispielsweise in der Rheuma
therapie sehr gefragt.
S-Ibuprofen ist das pharmakologisch wirksame Enantiomer des
Ibuprofen-Racemats. Ibuprofen ist eine allgemein bekannte
nicht steroidale Substanz mit analgetischer, antiinflamma
torischer und antipyretischer Wirkung.
Es hat sich gezeigt, daß die Verabreichung nur der S-Form
anstelle des Racemats einen wesentlichen therapeutischen
Vorteil darstellt. Dies wird z. B. in den Dokumenten
EP-OS 0 267 321 oder WO 89/00421 beschrieben.
Die niedrigen Schmelzpunkte dieser Wirkstoffe machen die
Anwendung konventioneller Granuliertechniken bei der Herstel
lung von Granulaten nahezu unmöglich, da durch die beim
Trocknen erforderliche Wärmezufuhr der Wirkstoff anschmilzt
bzw. sintert. Es ist jedoch aus der Literatur bekannt, daß
während der Verarbeitung geschmolzene oder gesinterte Wirk
stoffe beispielsweise eine verschlechterte in vivo Bioverfüg
barkeit zeigen.
Der Schmelzpunkt stellt selbst bei der Herstellung von Film
tabletten mit dem höher schmelzenden Ibuprofen-Racemat ein
Problem dar. So ist bekannt, daß bei zu heiß lackierten
Filmtabletten sich die Bioverfügbarkeit ebenfalls verschlech
tert.
Verschiedene Darreichungsformen wurden bisher im Stand der
Technik für solche relativ niedrig schmelzende Wirkstoffe
beschrieben. Beispielsweise wird in der WO 88/02625 die
Herstellung einer Weichgelatinekapsel beschrieben, die mit
gelöstem Ibuprofen befüllt wird. Hierbei wird Ibuprofen in
Polyethylenglykol gelöst. Die Löslichkeit darin kann noch
verbessert werden, indem Ibuprofen partiell mit Laugen, wie
Kaliumhydroxid, neutralisiert wird. Diese Art der Darreichung
ist jedoch nicht für das S-Ibuprofen geeignet, da es entweder
bei dieser Art der Lösung des Wirkstoffs allgemein durch
Veresterungsreaktionen von S-Ibuprofen mit Alkoholen zu
unerwünscht hohen Gehaltsabnahmen kommt, oder aber - was
gravierender ist - durch den Zusatz von Kaliumhydroxid eine
Racemisierung des S-Ibuprofens eintritt.
Bei den im US-Patent 5,009,895 beanspruchten konventionellen
Matrixtabletten handelt es sich um Retardformulierungen, die
je nach eingesetztem Mischungsverhältnis von S-Ibuprofen zu
Hydroxypropylmethylcellulose zu unterschiedlich stark retar
dierten Tabletten führen.
Da die Herstellung von Tabletten jedoch, wie vorher beschrie
ben, einige Schwierigkeiten bereitet, eignen sich als hoch
konzentrierte Darreichungsform die Hartkapseln am besten.
In der EP-OS 0 299 668 wird die Herstellung von Hartgelatine
kapseln durch Befüllung mit Schmelzen beschrieben. Derart
hergestellte Kapseln lösen sich allerdings nur sehr langsam
wieder auf, so daß dieses Prinzip eher zur Herstellung von
Retardformen als von schnellfreisetzenden Formen geeignet
ist. Schmelzeinbettungen gelten auch insofern als problema
tisch, als während der Lagerung häufig Kristallmodifikationen
mit geänderter Bioverfügbarkeit auftreten.
Eine maschinelle Befüllung der Kapseln mit reinem gepulverten
Wirkstoff, der einen relativ niedrigen Schmelzpunkte besitzt,
ist mit den üblicherweise in der pharmazeutischen Produktion
verwendeten Maschinen zu Kapselbefüllung technisch nicht
möglich, da beispielsweise S-Ibuprofen wegen seiner nadel
förmigen Kristallstruktur unzureichende Fließeigenschaften
besitzt und somit nicht die vom Arzneibuch geforderte
Gehaltseinheitlichkeit erreicht wird. Daneben ist ein Ver
kleben der Maschine durch anschmelzenden Wirkstoff zu beob
achten.
Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, eine pharmazeu
tische Zubereitung in Form einer Kapsel zu finden, die den
Wirkstoff in hohen Konzentrationen enthält und schnell frei
setzt.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß sich eine
Mischung, alleine bestehend aus dem Wirkstoff und hochdis
persem Siliciumdioxid als Hilfsstoff, hervorragend ohne
Schwierigkeiten bei der Produktion in Kapseln abfüllen läßt.
Der Wirkstoff wird nach der Einnahme schnell freigesetzt.
Gegenstand der Erfindung ist daher eine pharmazeutische
Zubereitung in Form einer den Wirkstoff schnell freisetzenden
Kapsel, die dadurch gekennzeichnet ist, daß sie im wesent
lichen aus einer Mischung aus gepulvertem Wirkstoff und
hochdispersem Siliciumdioxid als Hilfsstoff, abgefüllt in
eine Kapselhülle, besteht.
Weiterhin ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren zur
Herstellung einer pharmazeutischen Zubereitung, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß man den gepulverten Wirkstoff mit dem
hochdispersen Siliciumdioxid mischt und in eine Kapsel
abfüllt.
Bei den erfindungsgemäßen Kapseln besteht die Füllung zu über
95% aus Wirkstoff und überraschenderweise kann darüber
hinaus auf den üblichen Zusatz von Schmiermitteln oder For
mentrennmitteln völlig verzichtet werden.
Diese konzentrierte Pulvermischung mit einem Wirkstoffanteil
in der Größenordnung von mindestens 95% erlaubt es Einzel
dosierungen von bis zu 600 mg in die zur oralen Anwendung
nutzbaren Kapselgrößen abzufüllen, die ansonsten nur mit
Tabletten erreicht werden.
Dies ist im Fall von hochdosierten Wirkstoffen, wie z. B.
S-Ibuprofen, auch von therapeutischem Interesse, da bei
rheumatischen Erkrankungen Tagesdosen von bis zu 1200 mg
zu erwarten sind.
Erfindungsgemäß wird dem gepulverten Wirkstoff also nur
hochdisperses Siliciumdioxid, das beispielsweise als Aerosil®
oder Carbosil® im Handel erhältlich ist, als Hilfsstoff zur
Verbesserung der Fließfähigkeit und als Antiklebemittel
zugemischt.
Die Tatsache, daß auf den Zusatz von Schmiermitteln oder
Formentrennmitteln völlig verzichtet werden kann, bringt
unerwartete Vorteile.
Problematik der konventionellen Schmiermittel (wie z. B.
Magnesiumstearat) ist hinlänglich bekannt. So können diese
aufgrund ihrer hydrophoben Eigenschaften zu einer verzögerten
Wirkstoffauflösung führen. Dieser Effekt ist besonders bei
Substanzen mit problematischer Bioverfügbarkeit von Bedeutung
und kann zu einer verschlechterten Resorption führen.
Der im Stand der Technik empfohlene Zusatz von Talkum als
Formentrennmittel bei niedrig schmelzenden Substanzen wäre
zwar technisch machbar, es würden jedoch hierzu höhere Mengen
an Talkum bezogen auf den Wirkstoff benötigt. Talkum ist zwar
in der Anwendung als Formentrennmittel ein akzeptierter
Pharmahilfsstoff, jedoch ist die Verwendung höherer Mengen
unter dem Aspekt der Arzneimittelsicherheit eher kritisch zu
beurteilen.
Die maschinelle Befüllung der Kapseln mit der erfindungs
gemäßen Mischung erfolgt mit konventionellen Kapselmaschinen
ohne weitere Zusatzausrüstung. Die Herstellung nach dieser
Methode ist besonders einfach und ökonomisch, da außer Sieben
und Mischen der Kapselfüllung keine weiteren Prozeßschritte
erforderlich sind. Die Herstellkosten einer derartigen Kap
selform liegen daher sehr günstig.
Das Kapselhüllmaterial kann Hartgelatine oder Stärke sein,
vorzugsweise ist es Hartgelatine. Es können die dem Fachmann
auf diesem Gebiet allgemein bekannten Kapselhüllen eingesetzt
werden.
Der Einsatz von bekannten Kapselsprengmitteln, wie z. B.
quervernetztes Polyvinylpyrrolidon, als Kollidon® CL oder
Plasdone® XL im Handel erhältlich, Natrium-stärkeglykolat
oder auch quervernetzte Natriumcarboxymethylcellulose, ist
optional. Sie bewirken einen schnelleren Zerfall der Kapseln
im Magen und können somit zu einem schnelleren Wirkungsein
tritt beitragen.
Die Menge des Wirkstoffs kann in weiten Bereichen variiert
werden und liegt vorzugsweise zwischen 50 und 600 mg pro
Kapsel. Besonders bevorzugt sind Kapseln mit 100 mg, 200 mg,
300 mg oder 600 mg Wirkstoff.
Die erfindungsgemäße Grundmischung bietet auch einen ausrei
chenden Formulierungsspielraum für weniger konzentrierte
Kapselformen. So kann beispielsweise bei Kapseln zur Behand
lung von Kopfschmerzen die bei Kindern gewünschte Dosierung
von 50 mg Wirkstoff durch Zumischung von weiteren Hilfsstof
fen wie Lactose, Cellulose, Calciumhydrogenphosphat oder
anderen, dem Fach- bekannten Hilfsstoffen problemlos nach
demselben Verfahren hergestellt werden. Die Zumischung weite
rer Hilfsstoffe kann auch erwünscht sein, wenn aus Marketing
überlegungen heraus verschiedene Dosierungen in gleichgroße
Kapseln gefüllt werden sollen.
Als Wirkstoff können alle niedrig schmelzenden Substanzen
eingesetzt werden, vorzugsweise werden S-Ibuprofen oder
Butibufen, aber auch das Ibuprofen-Racemat eingesetzt.
Eine Übertragbarkeit der erfindungsgemäßen Kapselfüllung und
deren Herstellung auch auf höher schmelzende Wirkstoffe ist
jedoch aufgrund der Einfachheit und Ökonomie dieser Methode
ebenfalls möglich.
Durch die erfindungsgemäße pharmazeutische Zubereitung und
deren Herstellung ist es also möglich, Kapseln, die den
Wirkstoff in hohen Dosen enthalten und ihn schnell freiset
zen, auf einfachste Art und Weise im Produktionsmaßstab zur
Verfügung zu stellen, ohne daß die für relativ niedrig
schmelzende Wirkstoffe in der Literatur beschriebenen Nach
teile auftreten.
10 kg S-Ibuprofen, 150 g Aerosil® 200 (Fa. Degussa, SiO2,
hochdispers) und 300 g Kollidon® CL (Fa. BASF) werden gesiebt
und in einer Mischtrommel in einem Turbula-Mischer 20 Minuten
gemischt.
Anschließend werden in einer üblichen Kapselmaschine 50 000
Kapseln abgefüllt.
Daten der einzelnen Kapseln | |
Gesamtgewicht|259,00 mg | |
S-Ibuprofen | 200,00 mg |
Kollidon® CL | 6,00 mg |
Aerosil® 200 | 3,00 mg |
Hartgelatinekapsel | 50,00 mg |
Claims (7)
1. Pharmazeutische Zubereitung in Form einer den Wirkstoff
schnell freisetzenden Kapsel, dadurch gekennzeichnet, daß
sie im wesentlichen aus einer Mischung aus gepulvertem
Wirkstoff und hochdispersem Siliciumdioxid als Hilfs
stoff, abgefüllt in eine Kapselhülle, besteht.
2. Pharmazeutische Zubereitung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das Kapselhüllmaterial Hartgelatine
oder Stärke ist.
3. Pharmazeutische Zubereitung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung zu mindestens
95% aus dem Wirkstoff besteht.
4. Pharmazeutische Zubereitung nach mindestens einem der
Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Wirk
stoff Ibuprofen, S-Ibuprofen oder Butibufen enthalten
ist.
5. Pharmazeutische Zubereitung nach mindestens einem der
Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich
ein Sprengmittel enthalten ist.
6. Pharmazeutische Zubereitung nach mindestens einem der
Ansprüche 1, 2, 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß
weitere Hilfsstoffe zugemischt werden, um eine weniger
konzentrierte Form zu erhalten.
7. Verfahren zur Herstellung einer pharmazeutischen Zuberei
tung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß man die gepulverten Bestandteile mischt und
in eine Kapsel abfüllt.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934303844 DE4303844A1 (de) | 1993-02-10 | 1993-02-10 | Pharmazeutische Zubereitung |
EP94906190A EP0633770A1 (de) | 1993-02-10 | 1994-02-01 | Kapsel, die mit einer mischung aus gepulvertem wirkstoff und hochdispersem siliciumdioxid gefüllt ist |
PCT/EP1994/000281 WO1994017787A1 (de) | 1993-02-10 | 1994-02-01 | Kapsel, die mit einer mischung aus gepulvertem wirkstoff und hochdispersem siliciumdioxid gefüllt ist |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934303844 DE4303844A1 (de) | 1993-02-10 | 1993-02-10 | Pharmazeutische Zubereitung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4303844A1 true DE4303844A1 (de) | 1994-08-11 |
Family
ID=6480055
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19934303844 Withdrawn DE4303844A1 (de) | 1993-02-10 | 1993-02-10 | Pharmazeutische Zubereitung |
Country Status (3)
Country | Link |
---|---|
EP (1) | EP0633770A1 (de) |
DE (1) | DE4303844A1 (de) |
WO (1) | WO1994017787A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19849848A1 (de) * | 1998-10-29 | 2000-05-04 | Lohmann Therapie Syst Lts | Oral applizierbare, mit Flüssigkeit spontan zerfallende therapeutische Darreichungsform und Verfahren zu ihrer Herstellung |
Family Cites Families (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
FR2302087A1 (fr) * | 1975-02-28 | 1976-09-24 | Juste Sa | Nouveaux derives de l'acide phenylbutyrique et leur procede de preparation |
US4609675A (en) * | 1984-08-17 | 1986-09-02 | The Upjohn Company | Stable, high dose, high bulk density ibuprofen granulations for tablet and capsule manufacturing |
US5191114A (en) * | 1991-10-09 | 1993-03-02 | Sage Pharmaceuticals, Inc. | Process for enhancing the flow characteristics of ibuprofen |
-
1993
- 1993-02-10 DE DE19934303844 patent/DE4303844A1/de not_active Withdrawn
-
1994
- 1994-02-01 EP EP94906190A patent/EP0633770A1/de not_active Withdrawn
- 1994-02-01 WO PCT/EP1994/000281 patent/WO1994017787A1/de not_active Application Discontinuation
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19849848A1 (de) * | 1998-10-29 | 2000-05-04 | Lohmann Therapie Syst Lts | Oral applizierbare, mit Flüssigkeit spontan zerfallende therapeutische Darreichungsform und Verfahren zu ihrer Herstellung |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
EP0633770A1 (de) | 1995-01-18 |
WO1994017787A1 (de) | 1994-08-18 |
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Legal Events
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