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Einrichtung zum Steuern von Drehfeldmotoren mit veränderlicher Polzahl.
Im Hauptpatent 324516 ist ein Verfahren beschrieben, nach dem man Drehfeldmotoren,
die von eigenen Wechselstromgeneratoren gespeist werden, in ihrer Geschwindigkeit
durch Ändern der Polzahl regeln kann, ohne daB man Umschaltungen in Starkstromkreisen
vorzunehmen braucht. Die Polzahl der Motoren kann vielmehr dadurch geändert werden,
daB in einzelnen Generatoren die Erregerwicklung umgeschaltet wird. In den im Hauptpatente
beschriebenen
Ausführungsbeispielen werden einzelne Wicklungszweige eines Motors von verschiedenen
Generatoren gespeist. Durch Umschaltung der Erregung eines Generators wird dann
auch in dem betreffenden Wicklungszweig des Motors die Stromrichtung und damit die
Polzahl des Motors geändert. Diese Anordnung hat nun noch die mitunter nicht gewünschte
Eigenschaft, daß die verschiedenen Generatoren immer unter Spannung stehen, gleichgültig,
mit welcher Polzahl der Motor betrieben wird.
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Gemäß der Erfindung sind nun die zu steuernden Motoren mit derartigen
Wicklungen oder Wicklungsanzapfungen für die verschiedenen Polzahlen ausgerüstet,
daß beim Betrieb mit einer Polzahl die Anschlüsse für die anderen Polzahlen im wesentlichen
spannungsfrei sind. Dementsprechend tritt auch eine Rückwirkung von diesen Anschlüssen
auf die Generatoren nicht ein, so daß man einen Teil der Generatoren abschalten
und dadurch die Verluste der Gesamtanlage wesentlich vermindern kann.
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In Abb. z ist ein einfaches Beispiel für eine derartige Anlage dargestellt.
Drei Generatoren g1, g2, g. speisen durch drei getrennte Drehstromleitungstränge
die Klemmen a, b, c eines Motors mit polumschaltbarer Wicklung. Hier wie
in den meisten folgenden Abbildungen ist jeder mehrphasige Leitungstrang durch eine
einzige Linie angedeutet. Die verschiedenen Stränge sind durch die Art der Linie
unterschieden. Durch die Erregerschalter s1, s2, s3 können die Generatoren vom Gleichstromnetze
n erregt oder aberregt werden. In Abb. x ist s2 geschlossen und daher g2 erregt,
während g1 und g3 urierregt sind. Der Motor erhält daher Spannung an den Klemmen
b und läuft mit einer Drehzahl, die der Polzahl der von b ausgehenden Wicklung entspricht.
Würde man nur den Generator gl erregen und g2 und g3 aberregen, so erhielten lediglich
die Klemmen a Spannung, und der Motor könnte mit einer anderen Pol- und Drehzahl
laufen. Eine dritte Drehzahl erhält man durch Erregen von g3 und Aberregen von gl
und g2, wodurch nur den Klemmen c Spannung zugeführt wird. Die Generatoren g1, g2,
g. können gleiche oder auch verschiedene Polzahlen und Geschwindigkeiten besitzen.
Sie können von den gleichen oder verschiedenen Antriebsmaschinen ihre Energie erhalten,
stets werden sie einen geordneten Betrieb ermöglichen, da ihre Wechselstromleitungen
nicht untereinander verkettet sind, somit die in ihnen erzeugten Spannungen nicht
aufeinander einwirken und sich nicht stören können. Die drei Wicklungen in dem Motor
m sind nun gemäß der Erfindung derart ausgeführt, daß beim Betrieb des Motors mit
einer Polzahl die Anschlüsse für die anderen Polzahlen spannungsfrei sind. Die Wicklungen
a, b, c beeinflussen sich gegenseitig nicht. Man kann daher alle Starkstromverbindungen
zwischen dem Motor und den drei Generatoren bestehen lassen. Am einfachsten wird
ein störungsfreier Betrieb durch Verwendung von ganz getrennten Motorwicklungen,
die an die Klemmen a, b, c angeschlossen sind, erhalten. Da sie aber in dem
wirksamen Eisen des gleichen Motors liegen, so müssen ihre Polzahlen so ausgewählt
sein, daß sie sich auch magnetisch nicht beeinflussen. Allein durch eine derartige
Wicklungsanordnung kann man es erreichen, daß beim Betrieb des Motors mit einer
bestimmten Polzahl die Anschlüsse für die anderen Polzahlen spannungsfrei sind,
so daß die zugehörigen Verbindungen mit den urierregten Generatoren ohne Störung
bestehen bleiben können. Die verschiedenen Leitungstränge werden dann durch wahlweises
Erregen der verschiedenen Generatoren einzeln unter Spannung gesetzt, um dem Motor
die jeweils gewünschte Drehzahl zu erteilen.
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In Abb. 2 ist eine Schaltung dargestellt, nach der zwei Motoren ml,
m2 von zwei Generatorsätzen aus mit drei verschiedenen Drehzahlen betrieben werden
können. Diese Anordnung kann mit Nutzen für solche Fälle verwandt werden, bei denen
die erforderliche Motorleistung für eine, beispielsweise die höchste Drehzahl überwiegend
groß, für die anderen Drehzahlen dagegen geringer ist. Für die höchsten Leistungen
werden die Generatoren g1 und g2 durch Schließen des Schalters s" erregt und liefern
den Motoren Strom in die Klemmen a1, a2. Für geringere Leistung bei anderer Drehzahl
wird s12 geöffnet und dafür s3 geschlossen, so daß der Generator g3 beiden Motoren
Parallelstrom über die Anschlüsse b1, b2 zuführt. Für eine dritte Geschwindigkeit
wird s3 geöffnet und s1 geschlossen, so daß der Generator g4 die Motorklemmen o1,
o2 in Parallele speist.
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Anstatt die Motoren mit getrennten Wicklungen für die verschiedenen
Polzahlen auszurüsten, kann man auch in jeden Motor eine einzige Statorwicklung
legen und diese mit Anzapfungen für die verschiedenen Polzahlen versehen. Abb. 3
zeigt schematisch eine solche Wicklung, die z. B. als Gleichstromring- oder Trommelwicklung
gedacht ist und zum Anschluß an die dick, dünn und gestrichelt gezeichneten Leitungen
a, b, c einer Phase jedes Leitungsstranges Anzapfungen besitzt, die ein Feld
von z. B. vier, fünf und sechs Polpaaren ergeben. Falls einer Polzahl nur eine geringe
Leistung entspricht, so kann man für diese mit Vorteil eine getrennte dünne Wicklung
ausführen, während die anderen Polzahlen für größere Leistung eine gemeinsame dickere
Wicklung mit Anzapfungen erhalten.
Die Anordnungen der Abb. = und
2, bei denen die Motoranschlüsse für die verschiedenen Polzahlen je von einem Generator
oder einer Generatorgruppe gespeist wurden, die wahlweise erregt werden können,
besitzen den großen Nachteil, daß immer nur einige der Generatoren im Betriebe sind,
während die anderen als Ballast mitgeschleppt werden müssen. Dieser Nachteil gegenüber
den Schaltungen, die im Hauptpatent gezeichnet sind, läßt sich nun dadurch beheben,
daß man alle Generatorwicklungen in einer Brücken- oder Fachwerkschaltung verbindet,
so daß durch Richtungsänderung der induzierten Spannung in gewissen Fachwerkzweigen,
verursacht durch Umkehren der Felderregung, die verschiedenen Knotenpunkte und Anzapfungen
der Wicklungen Spannung erhalten oder spannungsfrei werden. Abb. 4 zeigt das einfachste
an sich bekannte Beispiel einer derartigen Fachwerkschaltung für eine Phase des
Stromkreises mit zwe Anschlußpaaren. Wird in den vier Wicklungszweigen Spannung
im Sinne der ausgezogenen Pfeile induziert, so herrscht zwischen den Knotenpunkten
xx Spannung unter voller Ausnutzung aller Wicklungszweige, während die Knotenpunkte
y y spannungsgleich sind und daher nach außen keinen Strom liefern können. Vertauscht
man die Spannungsrichtung in zwei gegenüberliegenden Zweigen, so daß sie die Richtung
der gestrichelten Pfeile erhält, so herrscht dagegen die volle Spannung zwischen
den Knotenpunkten y y, während die Knotenpunkte x x nunmehr spannungsgleich
sind. Mit Hilfe eines derartigen Wicklungsfachwerks für jede Phase eines Drehstromsystems
kann man daher bei stets voller Ausnutzung aller Generatoren wahlweise verschiedene
Leitungsstränge mit Drehspannung speisen oder spannungsfrei machen.
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Ein anderes Beispiel einer mehrphasigen Fachwerkschaltung zeigt Abb.
5, in der die drei Anschlußpunkte jeder der beiden Drehstromleitungsstränge
x und y Sternpunkte für die anderen bilden, so daß sie sich gegenseitig
nicht stören.
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Ein Ausführungsbeispiel für die Verwendung des einfachen Wicklungsfachwerkes
nach Wicklung q. ist in Abb. 6 dargestellt. Die beiden Generatoren g1, 92, die auf
gemeinsamer Welle sitzen, erhalten je zwei getrennte Wicklungen w1, w2, so daß man
die vier Wicklungszweige durch die in Abb. 6 gezeichneten Verbindungen zu einem
Viereck zusammensetzen kann, dessen gegenüberliegende Seiten stets im gleichen Generator
liegen. Ist bei geschlossenem Erregerschalter s des Generators g. daher der Erregerumschalter
zc des Generators g1 so eingelegt, daß die Spannungsrichtungen in den Wicklungen
beider Generatoren gleichsinnig sind, was durch die in die Leitungen gezeichneten
Pfeile dargestellt ist, so erhält dadurch lediglich die Fernleitung x Strom und
Spannung, während die Leitung y spannungsfrei ist. Durch einfaches Umkehren der
Erregung von g1 durch den Umschalter u kann man alsdann die Generatoren entgegengesetzt
erregen, was durch die neben die Leitungen gesetzten Pfeile dargestellt ist, so
daß nunmehr die Fernleitung y Strom und Spannung erhält, während x spannungsfrei
ist. Durch einen derartigen Doppelgenerator, der sich natürlich mit beliebiger Phasenzahl
ausführen läßt, kann man also zwei verschiedenen Leitungssträngen durch Umschalten
der Erregerströme wahlweise Spannung erteilen, ohne daß man irgendwelche Starkstromschaltungen
vorzunehmen braucht.
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Ähnlich wie bei den im Hauptpatent beschriebenen Anordnungen kann
man auch hier die Doppelgeneratoren vermeiden und Einfachgeneratoren anwenden, wenn
man in diesen durch Umschalten eines Teiles der Erregerwicklung eine Polumschaltung
vornimmt. Es ist im Hauptpatent erläutert, daß sich bei jeder Umschaltung der Pole
auch die in den entsprechenden Spulen der Statorwicklung induzierte Spannung umkehrt.
Man kann daher die verschiedenen Statorwicklungspulen zu Fachwerkschaltungen verbinden
und erhält dann bei jeder Polzahl des Generators bestimmte Knotenpunkte seiner Statorwicklung,
die Spannung führen und andere die spannungsfrei sein können. Abb. 7 zeigt die Anwendung
der Viereckschaltung nach Abb. q. auf einen Generator, der entsprechend Abb. 3 des
Hauptpatentes für Umschaltung der Pole im Verhältnis t : a gebaut sein möge. Beim
Umkehren der Stromrichtung in der Hälfte der Erregerwicklung durch den Umschalter
u ändert sich in der einphasig gezeichneten Wicklung w des Generators g die Richtung
der induzierten Spannung in zwei gegenüberliegenden Wicklungszweigen des Vierecks,
so daß wahlweise der Leitungsstrang x oder y Spannung erhält, während der andere
spannungsfrei ist. Zur Erzeugung von Mehrphasenstrom in dem Generator kann man entweder
die Viereckschaltung der Abb. q. für jede Phase anwenden, man kann jedoch besser
verkettete Fackwerkschaltungen nach Art der in Abb. 5 gezeichneten benutzen, die
eine geringere Zahl von Wicklungszweigen ergeben.
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Ganz besondere Vorteile bieten die beschriebenen Generatoren, deren
Wicklungen in Fachwerkschaltung verbunden sind, in den Fällen, wo man einerseits
wegen der Größe der zu übertragenden elektrischen Leistung mehrere Generatoren verwendet,
anderseits die verschiedenen Geschwindigkeiten des Motors oder der Motoren verschieden
große Antriebsleistungen erfordern. Man besitzt nämlich bei derartigen Übertragungssystemen,
von denen
die Abb. 8, 9, ro und ix einige Beispiele zeigen, die
Möglichkeit, für die höchste zu übertragende Leistung sämtliche zur Verfügung stehenden
Generatoren mit voller Ausnutzung gemeinsam heranzuziehen, während für die geringeren
Leistungen nur so viel Generatoren zu arbeiten brauchen, als bei voller Ausnutzung
ihrer Leistungsfähigkeit notwendig ist. Man erreicht dadurch den Vorteil, niemals
tote oder schwach belastete Generatoren arbeiten zu lassen, so daß der Wirkungsgrad
des Gesamtsystems stets sehr hoch bleibt und alle unnötigen Lecrgangsverluste vermieden
werden. Wenn für derartige Betriebe mit veränderlicher Leistung mehrere Motoren
zum mechanischen Antrieb verwandt werden, so kann man bei höchster Leistung alle
parallel arbeiten lassen und für die Geschwindigkeiten mit geringerer Leistung den
Antrieb nur von einigen oder auch nur einem Motor bewirken. Alle diese verschiedenartigen
Betriebsmöglichkeiten, die natürlich vor Aufstellung des Schaltbildes überlegt sein
müssen, kann man gemäß der Erfindung ohne jegliche Verwendung von Starkstromschaltern
erzielen; man braucht lediglich die Erregerwicklungen der verschiedenen Antriebsgeneratoren
nach Bedarf ein-, um- und abzuschalten.
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Ein Beispiel für ein derartiges Reguliersystem ist in Abb. 8 gezeichnet.
Es sind hier zur Erzeugung der elektrischen Leistung Doppelgeneratoren g1, g2, g3
nach Abb. 6 angenommen, die durch die Schalter s und Umschalter u für ihre beiden
Erregerhälften derart geschaltet werden können, daß entweder ihre Klemmen x oder
y Spannung erhalten. Von sämtlichen Klemmen aus sind Leitungsstränge an die Motoren
geführt, von denen hier ebenfalls drei Stückml, m2, m3 angenommen sind; während
aber die Generatorklemmen x sämtlich parallel an die Klemmen a1, a2, a3 der Motoren
angeschlossen sind - die z. B. eine geringe Polzahl und höchste Geschwindigkeit
der Motoren verursachen, für welche auch die höchste Leistung erforderlich sein
möge - erhalten die Klemmen b1, b2, b3 der Motoren, deren Wicklung vielleicht einer
gewissen Rückwärtsgeschwindigkeit entsprechen möge, ihren Strom in Parallelschaltung
nur von den Anschlüssen yl und y3 der äußeren Generatoren g1, g3. Schließlich erhalten
die Klemmen cl und c3 allein der beiden äußeren Motoren ml und nt3, die einer sehr
geringen Geschwindigkeit bei geringer Leistung entsprechen mögen, ihren Strom lediglich
von den Klemmen y2 des mittleren Generators g2. Zur Erzielung höchster Geschwindigkeit
erregt man durch die Erregerschalter s und zc sämtliche Generatoren nach dem Schema
der Abb. 6 gleichsinnig, so daß lediglich ihre x-Klemmen Spannung abgeben, wodurch
alle drei Motoren von den a-Klemmen aus mit höchster Geschwindigkeit vorwärts angetrieben
werden. Schaltet man darauf die Erregerschaltung s2 und u2 des mittleren Generators
ab und legt die Erregerschalter ul und u2 der beiden äußeren Generatoren um, so
daß ihre Wicklungen gegensinnig erregt werden, so erhalten jetzt lediglich die Klemmenyl
undy, dieser Generatoren Spannung, die den b-Klemmen aller drei Motoren zugeführt
wird und diese entsprechend ihrer Polzahl und Drehfeldrichtung mit großer Geschwindigkeit
rückwärts treibt. Die dauernd hierfür verfügbare Leistung ist entsprechend den beiden
im Betriebe befindlichen Generatoren 2/3 der Gesamtleistung der Anlage. Wenn man
schließlich die Erregerschalter s1, iel und s3, u3 der beiden äußeren Generatoren
öffnet und bei dem mittleren Generator s2 schließt und u2 nach der anderen Seite
als zu anfangs umlegt, so entwickelt lediglich der Generator g2 Spannung an seinen
Klemmen y2, die jetzt allein den beiden äußeren Motoren über die Klemmen cl und
c3 zugeführt wird und nur diese mit einer geringen Geschwindigkeit antreibt, während
der mittlere Motor außer Betrieb bleibt. Die zur Verfügung stehende Leistung ist
hierbei 1/3 der Gesamtleistung.
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Da nach der Erfindung in dem ganzen Übertragungssystem immer nur die
von-vornherein gewollten Klemmen und Leitungsstränge Spannung führen, im zuletzt
genannten Falle z. B. nur die Leitungen, die an y2, cl und c3 liegen, während alle
anderen Leitungen spannungs- und stromfrei sind, so kann man die nicht benutzten
Maschinen, sowohl Motoren wie Generatoren, ohne jede Störung stillsetzen und ihre
Antriebskraftmaschinen außer Betrieb nehmen, ohne daß es nötig wäre, vorher die
elektrischen Starkstromleitungen zu lösen. Dies ist ein außerordentlicher Vorteil
des beschriebenen Übertragungssystems, da bei jeder Geschwindigkeitsstufe die für
die Leistungserzeugung nicht mehr notwendigen Maschinengruppen stillgesetzt werden
können, so daß sie keine verlustbringende Leerlaufsarbeit verzehren.
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Anstatt der in Abb. 8 gezeichneten Doppelmaschinen kann man für einzelne
oder für alle Generatoren auch Einfachmaschinen mit Polumschaltung nach dem Schema
der Abb. 7 verwenden, wodurch der gesamte Aufbau der Anlage noch wesentlich einfacher
und übersichtlicher wird. Am besten verwendet man natürlich lauter gleichartige
und auch möglichst gleich große Generatoren, einerseits des für den praktischen
Betrieb stets notwendigen Ersatzmaterials wegen, anderseits, damit man zur Not beim
Versagen eines Generators durch Umlegen von Leitungen oder durch Anwendung passend
angeschlossener Trennschalter von vornherein einen anderen Generator an dessen Stelle
schalten kann. Diese Anwendung von
Trennschaltern steht nicht im
Widerspruch zu dem sonst schalterlosen Betrieb der Gesamtanlage, da dieselben nicht
für den regulären Betrieb, sondern nur für den Notfall vorgesehen zu werden brauchen
und daher wie auch sonst nur nach Außerbetriebsetzung des betreffenden Systemteiles
eingelegt werden.
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Abb. g gibt ein Beispiel eines Übertragungssystems, bei dem drei Motoren
von drei polumschaltbaren Generatoren angetrieben werden. Es ist hier gezeigt, wie
man mit drei Generatoren vier verschiedene Geschwindigkeiten der Motoren erzielen
kann. Beim Arbeiten mit voller Kraft sind alle Generatoren so erregt, daß ihre x-Klemmen
Spannung erhalten, die _ in Parallele die a-Klemmen aller drei Motoren speisen.
Für eine zweite Geschwindigkeitsstufe wird Generator g1 umerregt, während g2 und
g3 aberregt werden, so daß lediglich die Klemmen y1 Spannung an die b-Klemmen aller
Motoren liefern. Eine dritte Geschwindigkeitsstufe wird durch Aberregen von g, und
nunmehriges Umerregen von g2 erzielt, wobei dessen Klemmen y2 Spannung an alle c-Klemmen
der Motoren liefern. Schließlich wird die vierte Stufe durch Wiederaberregen .von
92 und Umerregen von g3 erzielt, dessen Klemmen y3 jetzt alle d-Klemmen der Motoren
speist. Auf der zweiten, dritten und vierten Stufe kann man, entsprechend der Zahl
der eingeschalteten Generatoren, natürlich nur mit '/3 Kraft arbeiten. Selbstverständlich
ist es immer möglich, einige der Motoren oder Generatoren nicht mit Wicklungen für
alle Geschwindigkeiten zu versehen, falls man diese Maschine für die betreffende
Geschwindigkeit nicht nötig hat. Es ergibt sich dann, wie schon in Abb. 8 gezeigt,
eine noch etwas einfachere Führung der Leitungsstränge.
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Es ist keineswegs erforderlich, die gleiche Zahl von Motoren und Generatoren
zu verwenden; man kann sie vielmehr beliebig verschieden halten. Abb. io zeigt als
Beispiel den Antrieb von vier Motoren durch drei Generatoren. Bei Erregung der x-Klemmen
der Generatoren arbeiten sämtliche Motoren über ihre a-Klemmen mit voller Kraft.
Man kann hierbei durch den Trennschalter t alle Motoren parallel schalten oder auch
mehrere Einzelgruppen bilden. Bei der zweiten Geschwindigkeitstufe, die durch Erregen
lediglich der Klemmen y1 und y3 der äußeren Generatoren erzielt wird, werden die
b-Klemmen der Motoren ml und m2 vom Generator g1 gespeist, während m3 und m4 vom
Generator g3 Strom erhalten. Man kann bei dieser Stufe daher die Geschwindigkeit
der beiden oberen und der beiden unteren Motoren durch Ändern der Drehzahl ihrer
Antriebsgeneratoren getrennt regeln, was in manchen Fällen wünschenswert ist, wenn
die Motoren verschiedene Teile der gleichen mechanischen Vorrichtung antreiben.
Erregt man schließlich allein die y-Klemmen des Generators g2, während die Generatoren
g1 und g3 aberregt werden, so werden sämtliche vier Motoren in Parallelschaltung
von ihren c-Klemmen in einer dritten Geschwindigkeit gespeist, wobei jetzt alle
Motoren elektrisch parallel arbeiten.
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Wünscht man die eben beschriebene getrennte Geschwindigkeitsregelung
der -Motoren oder Motorgruppen durch Drehzahländerung der Generatoren nicht nur
bei einer, sondern bei allen Geschwindigkeitsstufen zu erzielen, so kann man eine
Schaltung- nach Abb. ii verwenden, bei der vier Motoren und vier Generatoren angenommen
sind. Die ganze Anordnung besteht dann eigentlich aus zwei Übertragungssystemen
g1, g2 und ml in, für sich, und g3, 94 und m3, m4 für sich. Für den Notfall,
beim Versagen eines Generators, oder um für gewisse Zwecke auch eine genau gleiche
Geschwindigkeit aller Motoren zu erzielen, kann man nach Bedarf die beiden Systeme
durch Einlegen der Trennschalter t1, t2, t3 für eine oder mehrere Geschwindigkeitsstufen
kuppeln. Durch den Umschalter r ist gezeigt, daß man auch eine der y-Klemmen der
Generatoren für kleine Fahrt im Notfall auf eine andere Geschwindigkeitsstufe der
Motoren legen kann, falls dort einmal einer der Generatoren außer Betrieb kommen
sollte. Durch angemessenes Einfügen derartiger Trennschalter läßt sich die ganze
Anlage außerordentlich sicher gegen etwaige Betriebsstörungen gestalten, da man
nach den hier entwickelten Gesichtspunkten trotz der verschiedensten Geschwindigkeits-
und Leistungsstufen bei stets voller Ausnutzung des gesamten elektrischen Materials
doch lauter gleiche Generator- und Motormodelle anwenden kann. Unbedingt nötig ist
dies aber natürlich nicht; man könnte z. B, zur Erzielung einfacherer Wicklungen
in den Motoren deren c-Klemmen auch für die Drehzahl mit geringer Leistung an besonders
gebaute kleinere Generatoren anschließen.
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Auch in den Fällen, wo man wegen der Größe der zu übertragenden Leistungen
zahlreiche Generatoren zum Antrieb verwenden kann, wird es doch häufig ausreichend
sein, drei Geschwindigkeitsstufen anzuwenden, wie in den Abb. 8, io und ii vorgesehen
ist. Um ein Beispiel für diese drei Stufen zu nennen, sei erwähnt, daß man mit Generatoren,
deren Polzahl von q. auf 2 umschaltbar ist und mit Motoren, deren Polpaarzahl von
6 auf 5 und auf q. oder Vielfachen davon verändert werden kann, Geschwindigkeitsstufen
erzielen kann, die ioo Prozent, 75 Prozent und 6o Prozent der Höchstgeschwindigkeit
betragen, wobei man jede derselben nach vorheriger Wahl vorwärts oder rückwärts
erhalten kann. Selbstver
ständlich ist man nicht darauf angewiesen,
nur Antriebsgeneratoren, die von gleichartigen Kraftmaschinen angetrieben werden,
zu verwenden; man kann vielmehr oft reit Vorteil kombinierte Systeme verwenden,
bei denen beispielsweise schnellaufende Generatoren von Dampfturbinen und langsamlaufende
Generatoren von Kolbendampfmaschinen oder Verbrennungsmotoren betrieben werden.
Dieselben können entweder alle mit Umschaltung der Erregerwicklung ausgeführt werden,
etwa entsprechend Abb. 6 oder 7, oder man kann einige derselben nur mit Abschaltung,
entsprechend der Schaltung der Abh. i oder 2 ausführen, falls man sie nur für gewisse
Geschwindigkeiten verwenden will. Es kann z. B. zweckmäßig sein, Dampfturbogeneratoren
für einige hohe Geschwindigkeitsstufen mit großer Leistung zu verwenden und langsamlaufende
Dieselgeneratoren lediglich für geringe Geschwindigkeit mit kleiner Leistung.
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Welche Art von Drehfeldmotoren man zum Antrieb in diesen Übertragungssystemen
verwendet, ist gleichgültig; am einfachsten und betriebssichersten sind natürlich
mehrphasige Asynchronmotoren, für die eine Polumschaltung am leichtesten durchführbar
ist. Damit man im Rotorkreise der Motoren keine besonderen Umschaltungen und daher
doch wieder Starkstromschalter nötig hat, ist es am zweckmäßigsten, die Motoren
mit Käfigankern auszuführen, die Ströme jeder beliebigen Polzahl aufnehmen können.
Da die gewöhnlichen Kurzschlußkäfiganker nur ein geringes Drehmoment während der
Steuerperiode entwickeln., so kann es für gewisse Fälle vorteilhaft sein, die Rotorwicklungen
für die eine oder andere Polzahl mit erheblichem Schlupfwiderstand auszurüsten,
um das Drehmoment für diese Polzahl zu vergrößern. Dieser Widerstand kann fest oder
auch mit einigen Stufen ausgeführt werden. Natürlich muß man dann die Wicklungen
als richtige Phasenwicklungen ausführen, entweder elektrisch getrennt oder als Wicklung
mit verschiedenen Anzapfungen, damit die Ströme je nach Wahl der Polzahl kurz-oder
über Widerstand geschlossen sind. Als Beispiel sei genannt,, daß man. für ein Antriebsystem,
das bei geringer Drehzahl mit hohem Wirkungsgrad, bei hoher Drehzahl jedoch mit
kräftigem Steuermoment arbeiten soll, am besten einen Kurzschlußstromkreis für die
kleinen Geschwindigkeiten, dagegen Stromkreise mit Schlupfwiderstand für die hohe
Geschwindigkeit verwendet.