DE4234921A1 - Neues, die Gerinnungszeit des Blutes verlängerndes Protein aus dem Landblutegel Haemadipsa sylestris - Google Patents
Neues, die Gerinnungszeit des Blutes verlängerndes Protein aus dem Landblutegel Haemadipsa sylestrisInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues, die Gerinnungszeit
des Blutes verlängerndes Protein aus dem Landblutegel Haemadipsa
sylvestris sowie Verfahren zu dessen Herstellung.
Gerinnungshemmstoffe sind wichtige therapeutische Substanzen, die
beispielsweise zur Prophylaxe oder Behandlung von Thrombosen oder
arteriellen Reokklusionen verwendet werden. Die Hemmung der
Gerinnung kann über verschiedene Mechanismen erfolgen. So gibt es
Stoffe, die Thrombin hemmen; beispielsweise Hirudin, oder Stoffe,
die den Faktor Xa hemmen, beispielsweise TAP (Waxman et al.,
Science 248, 593-596, 1990) oder Antistasin (Tuszynski et al.,
J. Biol. Chem., 262, 9718-9723, 1989).
Es wurde nun ein neues gerinnungshemmendes Protein aus dem Land
blutegel Haemadipsa sylvestris isoliert.
Das neue Protein (PT-Faktor) besitzt folgende physikochemischen
Eigenschaften.
Im Tris/Tricine-SDS Polyacrylamidgel zeigt das Protein zwei
Banden, denen eine Molekularmasse von 8200 ± 2000 Da und
18600 ± 2000 Da zugeordnet wird (Abb. 2).
Das Protein zeigt im APTT-Test (Beispiel 8a) und im PT-Test
(Beispiel 8b) jeweils signifikante Verlängerungen der Plasma
gerinnungszeit. Weiterhin zeigt es in einem Faktor Xa-Inhibi
tionstest (Beispiel 8d) eine spezifische Faktor Xa-Hemmung. In
einem analogen Faktor VII-Hemmtest (Abb. 3b) wird ebenfalls eine
Hemmwirkung festgestellt; allerdings kann diese auch indirekt
über die Hemmung von Faktor Xa zustandekommen.
Folgende N-terminale Aminosäuresequenz wurde von den Proteinen
bestimmt:
A-Val-Lys-Phe-Cys-Gly-His-Pro-Leu-Ser-Leu-Pro-Thr-Ala-Leu-Cys- Ala, worin A eine nicht eindeutig zu bestimmende Aminosäure darstellt.
A-Val-Lys-Phe-Cys-Gly-His-Pro-Leu-Ser-Leu-Pro-Thr-Ala-Leu-Cys- Ala, worin A eine nicht eindeutig zu bestimmende Aminosäure darstellt.
Die neuen Proteine lassen sich aus Landblutegeln der Gattung
Haemadipsa isolieren. Hierzu werden die Egel zweckmäßigerweise in
einem Puffer bei pH 6 bis 9, vorzugsweise pH 7 bis 8 aufgenommen
und mit einem Homogenisator, vorzugsweise einem Mixer, homogeni
siert. Anschließend werden die unlöslichen Bestandteile abge
trennt, bevorzugt abzentrifugiert.
Aus der so erhaltenen Lösung können die Proteine weiter durch
chromatographische Methoden, bevorzugt Ionenaustauschchromato
graphie und/oder reversed phase HPLC, gereinigt werden.
Die Reinigung der Proteine kann über die in Beispiel 8 beschrie
benen Aktivitätstests verfolgt werden.
Besonders geeignet zur Herstellung der erfindungsgemäßen Proteine
sind gentechnische Verfahren.
Hierzu wird in an sich bekannter Weise eine cDNA-Genbank aus dem
Egel angelegt. Aus dieser Genbank kann das für das erfindungs
gemäße Protein codierende Gen isoliert werden, indem man bei
spielsweise eine DNA-Probe herstellt, deren Sequenz von der oben
beschriebenen N-terminalen Aminosäuresequenz durch Rücküber
setzung gemäß dem genetischen Code erhalten wird. Durch Hybridi
sierung mit dieser DNA-Probe läßt sich das entsprechende Gen auf
finden und isolieren.
Für die Herstellung des entsprechenden Gens kann aber auch die
Polymerase-Chain-Reaction (PCR)-Technik eingesetzt werden.
Beispielsweise läßt sich mit Hilfe eines Primers, dessen Sequenz
durch Rückübersetzung aus der oben beschriebenen N-terminalen
Aminosäuresequenz erhalten wurde, und eines zweiten Primers,
dessen Sequenz komplementär zum 3′-Ende des cDNA-Genfragments
ist, bevorzugt mit der Sequenz Poly(dT), das cDNA-Genfragment für
das erfindungsgemäße Protein durch PCR-Technik herstellen. Das
entsprechende Gen läßt sich auch isolieren, indem man eine
Expressionsgenbank von Egeln anlegt und diese mit einem Anti
körper, der gegen das erfindungsgemäße Protein gerichtet ist,
absucht.
Weitere geeignete DNA-Sequenzen sind solche, die zwar eine andere
Nukleotidsequenz besitzen, die aber infolge der Degeneration des
genetischen Codes für die erfindungsgemäße Polypeptidkette oder
Teile davon codieren. Weiterhin sind solche DNA-Sequenzen geeig
net, die für gerinnungshemmende Proteine codieren, und die unter
Standardbedingungen mit den obengenannten Nukleotidsequenzen
hybridisieren. Die experimentellen Bedingungen für DNA-Hybridi
sierung sind in Lehrbüchern der Gentechnik, beispielsweise in
J. Sambrook et al., "Molecular Cloning", Cold Spring Harbor
Laboratory, 1989, beschrieben.
Unter Standardbedingungen sind beispielsweise Temperaturen
zwischen 42 und 58°C in einer wäßrigen Pufferlösung mit einer
Konzentration zwischen 0,1 und 1×SSC (1×SSC: 0,15M NaCl,
15 mM Natriumcitrat pH 7,2) zu verstehen.
Nachdem das entsprechende Gen isoliert worden ist, kann es durch
gentechnische Verfahren in Organismen, z. B. in Bakterien, Hefen
oder höheren eukaryontischen Zellen, mit Hilfe eines Expressions
vektors in an sich bekannter Weise exprimiert werden.
Aus diesen rekombinanten Wirtssystemen läßt sich das Protein
aufgrund der oben beschriebenen physikochemischen Eigenschaften
isolieren.
Die generelle Vorgehensweise zur gentechnischen Herstellung eines
neuen Proteins bei bekannter Aminosäurepartialsequenz ist in
Lehrbüchern der Gentechnologie, beispielsweise E.L. Winnacker,
Gene und Klone, Verlag Chemie, Weinheim, 1984, beschrieben. Die
experimentellen Bedingungen für die einzelnen Verfahren, wie
beispielsweise Anlegen einer Genbank, Hybridisierung, Expression
eines Gens, sind bei J. Sambrook et al., "Molecular Cloning",
Cold Spring Harbor Laboratory, 1989, beschrieben.
Das erfindungsgemäße Protein wird bevorzugt in Form seiner
pharmazeutisch annehmbaren Salze verwendet.
Das neue Protein besitzt blutgerinnungshemmende Eigenschaften. Es
kann beispielsweise zur Prophylaxe von Thrombosen oder arteriel
len Reokklusionen, zur Behandlung von Thrombosen, zur Konser
vierung von Blut oder bei der extrakorporalen Zirkulation verwen
det werden.
Das neue Protein ist ein wirksamer Gerinnungshemmer. Es kann
allein oder auch zusammen mit bekannten gerinnungshemmenden
Faktoren, beispielsweise Thrombininhibitoren wie Hirudin, als
Arzneimittel verwendet werden.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele weiter ver
anschaulicht.
150 g lebende Landegel (Haemadipsa sylvestris) wurden in 400 ml
20 mM Natriumphosphatpuffer (pH 7,4) mit einem Mixer bei 4°C
10 Minuten homogenisiert. Das Homogenat wurde 15 Minuten bei
2000 U/min (Sorvall RC-5B, Rotor GS-3) und dann, nach Entfernen
des Niederschlags 30 Minuten bei 8000 U/min zentrifugiert. Der
Niederschlag wurde verworfen und der Überstand mit 50 mM
Tris(hydroxymethyl)-amino-methan/HCL-Puffer pH 8,5 (Tris/HCI-Puf
fer) auf ein Volumen von etwa 600 ml verdünnt.
Die Proteinlösung hatte ein Volumen von 580 ml, die Protein
konzentration betrug 4,49 mg/ml und die thrombininhibierende
Aktivität betrug 22,2 U/ml.
Die Gerinnungszeit (APTT, siehe Beispiel 8) des Blutes wurde in
einer 1 : 10 Verdünnung um ca. 200 sec verlängert und die partielle
Thromboplastinzeit (PT) wurde in einer Verdünnung von 1 : 10 um
ca. 60 sec verlängert.
Alternativ kann das neue Protein aus Homogenaten von Egelköpfen
aufgereinigt werden. Die Egel wurden dazu zunächst dekapitiert
und die so gewonnenen Kopfpräparate in analoger Weise homo
genisiert. Die Aufreinigung aus Egelköpfen hat den Vorteil, daß
das Homogenat bei etwa gleicher Aktivitätsmenge eine geringere
Proteinmenge enthält. Das neue Protein ist also hier bereits in
einer höheren Reinheit vorhanden. Weiterhin wurde im Kopf
homogenat eine deutlich verringerte proteolytische Aktivität
bestimmt. Nachteil der Isolierung aus Egelköpfen ist die
limitierte Substanzmenge.
Die aus den Egelhomogenaten erhaltene Proteinlösung wurde auf
eine mit 50 mM Tris/HCI-Puffer pH 8,5 äquilibrierte
Q-Sepharose®-Säule (50-100 ml, 2,5 cm Durchmesser) appliziert.
Nach dem Wegwaschen nicht gebundenen Materials mit dem Äquili
brierungspuffer wurden die gebundenen Proteine mit einem
Gradienten von 0-1 M NaCl in 20 mM Tris/HCl pH 8,5 eluiert. Es
wurden Fraktionen von ca. 7 ml aufgefangen und auf Proteingehalt,
thrombininhibitorische Aktivität, APTT- und PT-verlängernde
Aktivität untersucht. Fraktionen, in denen keine oder geringe
Antithrombin-Aktivität, dafür aber hohe APTT- und PT-verlängernde
Aktivität gemessen wurde, wurden vereinigt (Abb. 1).
Das neue Protein eluiert bei einer Salzkonzentration von 300 bis
500 mM NaCl von der Säule.
Die Wertfraktion der Q-Sepharose-Chromatographie wurde mit Hilfe
einer 3000 D Membran- (Filtron Omega Alpha Cat. No. AM003062) kon
zentriert und auf 20 mM Bernsteinsäure-Puffer pH 4,0 umgepuffert
oder aber einfach mit dem Bernsteinsäurepuffer pH 4,0 verdünnt
und der pH-Wert, falls erforderlich, nachgestellt. Diese Fraktion
wurde auf eine, mit 20 mM Bernsteinsäure äquilibrierte
S-Sepharose FF-Säule (Durchmesser 1,5-2,5 cm, Volumen 10-30 ml)
mit einem Fluß von 40-80 ml/h aufgetragen. Nach dem Wegwaschen
nicht gebundenen Materials mit Äquilibrierungspuffer wurden die
gebundenen Proteine mit Hilfe eines linearen Gradienten von
0 bis 1 M NaCl in 20 mM Bernsteinsäure pH 4,0 von der Säule
eluiert. Die Elution wurde bei 280 nm im UV verfolgt und
Fraktionen von 3-7 ml Volumen aufgefangen. Die erhaltenen Frak
tionen wurden auf PT-verlängernde Aktivität untersucht und die
entsprechend aktiven Fraktionen wurden vereinigt. Der neue Faktor
eluierte unter diesen Bedingungen zwischen 400 und 700 mM NaCl
von der Säule. Zur Vorbereitung der weiteren Reinigung des
PT-Faktors wurde die Wertfraktion zunächst über eine 3000 D
Membran (Filtron Omega Alpha Cat. No. AM003062) konzentriert und
schließlich in einem Vakuum-Konzentrator bis zur Trockne ein
geengt.
Die Wertfraktion der S-Sepharose-Chromatographie wurde in dem
kleinstmöglichen Volumen 0,1gew.-%iger Trifluoressigsäure ge
löst und auf einer reversed phase (r)HPLC Säule (BioRad rp304)
nach 5minütigem Spülen mit 0,1gew.-%iger Trifluoressigsäure mit
Hilfe eines linearen Gradienten (0,1gew.-%ige TFA in Wasser/
0,1gew.-%ige TFA in Acetonitril in 65 min auf 0,1gew.-%ige TFA
in 50% Acetonitril) aufgetrennt. Die von der HPLC-Säule
eluierenden Proteine wurden durch UV-Detektion bei 210 nm erfaßt
und mit der Hand fraktioniert. Die in den einzelnen Fraktionen
enthaltene PT-verlängernde Aktivität wurde nach Entfernen des
Lösungsmittels und Resuspendierung in Wasser bestimmt. Der
PT-Faktor eluierte unter diesen Bedingungen zwischen 20 und 28%
Acetonitril von der Säule.
Die aminoterminale Sequenz des PT-Faktors wurde mit Hilfe eines
Peptidsequenators (Applied Biosystems, Modell 477A) bestimmt. In
den Eluaten der rp304-(r)HPLC-Säule wurde die folgende Amino
säure-Sequenz 1 bestimmt:
NH2-XVKFVGHPLSLPTALXA . . . , wobei X eine nicht eindeutig zu bestimmende Aminosäure darstellt. Nach Reduktion und Umsetzung mit Vinylpyridin (Huang et al., Biochemistry 1989, Vol. 28, 661-666) konnte von dieser Fraktion die Sequenz 2 bestimmt werden:
NH2-XVKFCGHPLSLPTALCA . . . , wobei X eine nicht eindeutig zu identi fizierende Aminosäure, möglicherweise ein Asparaginsäurerest, darstellt. Das in Position 5 der Sequenz 1 identifizierte Valin ist dabei, ebenso wie die in Position 16 der Sequenz 1 nicht näher zu bestimmende Aminosäure, eindeutig als pyridylethyliertes Cystein identifiziert worden.
NH2-XVKFVGHPLSLPTALXA . . . , wobei X eine nicht eindeutig zu bestimmende Aminosäure darstellt. Nach Reduktion und Umsetzung mit Vinylpyridin (Huang et al., Biochemistry 1989, Vol. 28, 661-666) konnte von dieser Fraktion die Sequenz 2 bestimmt werden:
NH2-XVKFCGHPLSLPTALCA . . . , wobei X eine nicht eindeutig zu identi fizierende Aminosäure, möglicherweise ein Asparaginsäurerest, darstellt. Das in Position 5 der Sequenz 1 identifizierte Valin ist dabei, ebenso wie die in Position 16 der Sequenz 1 nicht näher zu bestimmende Aminosäure, eindeutig als pyridylethyliertes Cystein identifiziert worden.
Zur Bestimmung weiterer Aminosäureteilsequenzen wurden die
PT-verlängernden Fraktionen aus Beispiel 4 einer Reduktion und
Pyridyl-Ethylierung (Huang et al., Biochemistry, 1989, Vol. 28,
661-666) unterworfen. Der Reaktionsansatz wurde anschließend an
einer C-18 (r)HPLC-Säule (Nucleosil; Macherey und Nagel)
rechromatographiert. Nach Entfernen des Lösungsmittels wurde der
reduzierte und vinylpyridylierte PT-Faktor einer Spaltung durch
die Protease Trypsin (Boehringer Sequence Grade) unterworfen. Das
Protein/Protease-Verhältnis betrug dabei 20-40 zu 1.
Die Protease-Inkubation wurde 16 Stunden bei Raumtemperatur nach
Angaben des Herstellers durchgeführt. Die erhaltenen Peptid
fragmente wurden durch (r)HPLC an einer C-18-Säule aufgetrennt.
Dazu wurde, nachdem die Säule 5 min mit 0,1gew.-%iger TFA in
Wasser gespült worden war, ein linearer Gradient von
0,1gew.-%iger TFA in Wasser in 120 min auf 60% 0,1gew.-%iger
TFA in Acetonitril bei einem Fluß von 0,3 ml/min verwendet. Die
bei 210 nm detektierten Peptide wurden getrennt aufgefangen und
nach Abdampfen des Lösungsmittels im Gasphasensequenzer (Applied
Biosystems Modell 477A) analysiert.
In der Tabelle sind die nachgewiesenen Sequenzen der einzelnen
Fraktionen aufgeführt:
Fraktion | |
aminoterminale Sequenz | |
1 | |
FCGHPL . . | |
2 | SLPTAL(I) . . |
3 | SLPTALCA . . |
Die Elektrophorese wurde, wie von Schägger und Jagow (Analytical
Biochemistry, 166, 368-379 (1987)) beschrieben, durchgeführt.
Ein Aliquot (20 µg) wurde auf einem 16%igen Tris/Tricine Gel
(BAI GmbH, Bensheim) aufgetrennt. Abb. 3 zeigt das Ergebnis nach
Färben des Gels mit Coomassie Brillant Blau (A) bzw. Silber (B).
Das neue Protein (A: Spur 2; B: Spur 2) zeigt zwei Banden mit
Molekularmassen von 8200 ± 1000 und 18 600 ± 2000 Da.
Der neue Faktor wurde in verschiedenen Assaysystemen getestet, um
festzustellen, wie und welche Faktoren in der Koagulationskaskade
durch ihn inhibiert werden.
- a) APTT (= aktivierte partielle Thromboplastinzeit) zum Nachweis
einer antikoagulatorischen Aktivität in der intrinsischen
Gerinnungskaskade.
Zu testende Proben wurden in 50 µl humanem Plasma (z. B. Preciclot®, Boehringer/Ma, Nr. 654 370) verdünnt. Dazu wurden 50 µl PTTa-Reagenz (Boehringer/Mannheim, Nr. 886 050) pipettiert und 5 min bei 37°C inkubiert. Durch Zugabe von 50 µl 25 mM CaCl2 wurde die Gerinnungskaskade gestartet. Gemessen wurde die Zeit bis zum Auftreten von Plasma gerinnseln. - b) PT (= Prothrombinzeit, Quick-Test) zum Nachweis einer anti
koagulatorischen Wirkung auf die extrinsische Gerinnungs
kaskade.
Proben wurden in 100 µl humanem Plasma (z. B. Preciclot®, Boehringer/Mannheim, Nr. 654 370) verdünnt. Dazu wurden 100 µl Thromboplastin (1 : 1 mit NaCl 0,9% verdünnt) pipet tiert. Mit 50 µl 25 mM CaCl2 wurde die Gerinnungskaskade ge startet. Gemessen wurde die Zeit bis zum Auftreten von Plas magerinnseln. Die Proben zeigten eine signifikante Verlänge rung der Plasmagerinnungszeit (extrinsisch).
Alternativ kann die Bildung einzelner Faktoren der extrinsischen Gerinnung, z. B. Faktor VIII oder Faktor X, durch Messung des Umsatzes chromogener Substrate erfolgen. Dazu wurden die Proben wie oben beschrieben, verdünnt mit der Abwandlung, daß das entsprechende chromogene Substrat (25 µl) zupipettiert wurde.
Anschließend wurde zu verschiedenen Zeitpunkten die Extink tion bei 405 nm bestimmt. Aus der Differenz zweier Experi mente mit und ohne Inhibitor kann das Ausmaß der Hemmung be stimmt sowie der Angriffspunkt des Inhibitors in der Gerin nungskaskade identifiziert werden. Als chromogene Substrate wurden S 2222 (für Faktor Xa) und CH3SO2-D-CHA-But-Arg- pNA·AcOH (Pentapharm, Schweiz) (für Faktor VIIa) eingesetzt. Wie aus Abb. 3 ersichtlich ist, hemmt das neue Protein sehr effektiv sowohl den Faktor Xa als auch die Bildung von Faktor VIIa. - c) Bestimmung der Hemmung von Thrombin
Thrombin (Boehringer/Mannheim) wurde zu einer Endkonzentra tion von (25 mU/ml) in Phosphat gepufferter Salzlösung (PBS) (0,8 g/l NaCl; 0,2 g/l HCl; 0,144 g/l Natriumphosphat; 0,2 g/l Kaliumphosphat, pH 7,5) gelöst.
Chromozym TH (Boehringer/Mannheim) wurde in 20 ml H2O/Flasche gelöst.
50 µl Chromozym sowie 25 µl Probe oder Puffer wurden in die Näpfe einer Mikrotiterplatte gegeben. Sofort danach wurde zur Zeit 0 und nach 30 min bei 37°C die Absorption bei 405 nm ge messen.
Bei starker Eigenfarbe der Probe wurde eine weitere Kontrolle ohne Thrombin wie oben behandelt.
Durch die Aktivität des Thrombins wird aus dem chromogenen Substrat ein bei 405 nm absorbierender Farbstoff freigesetzt. Die Hemmung des Thrombins durch einen Thrombinhibitor ist an einer geringeren Absorptionszunahme bei 405 nm erkennbar und wurde mit Hilfe einer Eichkurve quantifiziert. - d) FXa-Inhibitionstest
Proben (verdünnt in PBS) wurden mit Faktor Xa (FXa) und einem
spezifischen chromogenen Substrat für FXa 60 min bei Raum
temperatur inkubiert:
25 µl Probe
50 µl FXa (Boehringer/Mannheim, Nr. 602 388, 0,025 U/ml)
100 µl S-2222-Farbsubstrat (Kabi-Vitrum, 16,9 ml H2O/vial).Nach 5 min wurde die optische Dichte bei 405 nm erstmals gemessen. Nach 60 min wurde die Reaktion mit 50 µl Eisessig gestoppt und die optische Dichte bei 405 nm erneut gemessen.
Als Kontrollen dienen Ansätze ohne FXa sowie Proben ohne Inhibitor. Für die Auswertung wurde ein Δ OD405,40 nach folgender Formel errechnet:Δ OD = [OD60min-OD5min]+FXa-[OD60min-OD5min]-5FXa(Differenz der Extinktionsänderung mit und ohne FXa).
Aus entsprechenden Ansätzen mit und ohne Inhibitor ergibt sich der Grad der Inhibition von FXa (in %) durch
Abb. 1: Chromatographie von Egelhomogenaten auf einer Q-Sepha
rose-Säule. Nach dem Auftrag wurde nicht gebundenes
Material durch Spülen mit dem Äqulibrierungspuffer (50 mM
Tris·HCl, pH = 8,5) entfernt. Das gebundene Protein wurde
durch Anlegen eines Salzgradienten von 0-1 M NaCl
eluiert. Einzelne Fraktionen wurden auf Thrombin-
Inhibiton, Verlängerung von APTT und PT, untersucht.
Fraktionen, bei denen APTT und PT verlängert waren, die
jedoch keine oder nur geringe Thrombininhibition zeigten,
wurden vereinigt.
Abb. 2: Tris/Tricine - SDS Polyacrylamid Gel Elektrophorese
Die Molmasse der Wertfraktion der (r)HPLC-Trennung wurde auf einem 16%igen Tris/Tricine Gel bestimmt. (A): Fär bung mit Coomassie-Brillant Blau; (B): Silberfärbung.
Die Molmasse der Wertfraktion der (r)HPLC-Trennung wurde auf einem 16%igen Tris/Tricine Gel bestimmt. (A): Fär bung mit Coomassie-Brillant Blau; (B): Silberfärbung.
Spuren 1, 3:
Molmasseneichsubstanz,
intaktes Myoglobin 17,2 kDa,
Bromcyanpeptid Myoglobin I+III 14,6 kDa,
Bromcyanpeptid Myoglobin I 8,2 kDa,
Bromcyanpeptid Myoglobin II 6,4 kDa,
Bromcyanpeptid Myoglobin 2,6 kDa,
Myoglobin 1-14
Spuren 2, 4:
gereinigter PT-Faktor (20 µg)
nach (r)HPLC-Trennung
Molmasseneichsubstanz,
intaktes Myoglobin 17,2 kDa,
Bromcyanpeptid Myoglobin I+III 14,6 kDa,
Bromcyanpeptid Myoglobin I 8,2 kDa,
Bromcyanpeptid Myoglobin II 6,4 kDa,
Bromcyanpeptid Myoglobin 2,6 kDa,
Myoglobin 1-14
Spuren 2, 4:
gereinigter PT-Faktor (20 µg)
nach (r)HPLC-Trennung
Abb. 3: Messung des Einflusses von PT-Faktor auf die extrinsische
Gerinnung.
- a) Messung des S 2222-Umsatzes (Faktor Xa)
- b) Messung des CH3SO2-D-CHA-But-Arg-pNA·AcOH-Umsatzes (Faktor VIIa)
Claims (5)
1. Protein aus Landblutegeln der Gattung Haemadipsa mit der
N-terminalen Aminosäuresequenz:
A-Val-Lys- Phe-Cys-Gly-Hi s- Pro-Leu-Ser-Leu-Pro-Thr-Ala-Leu- Cys-Ala, worin A eine nicht eindeutig zu bestimmende Amino saure darstellt.
A-Val-Lys- Phe-Cys-Gly-Hi s- Pro-Leu-Ser-Leu-Pro-Thr-Ala-Leu- Cys-Ala, worin A eine nicht eindeutig zu bestimmende Amino saure darstellt.
2. DNA-Sequenz codierend für ein Protein gemäß Anspruch 1.
3. DNA-Sequenz, die für ein gerinnungshemmendes Protein codiert
und unter Standardbedingungen mit der DNA-Sequenz gemäß
Anspruch 2 hybridisiert.
4. Verwendung eines Proteins gemäß Anspruch 1 zur Bekämpfung von
Krankheiten.
5. Arzneimittel enthaltend ein Protein gemäß Anspruch 1 und eine
weitere gerinnungsinhibierende Substanz.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924234921 DE4234921A1 (de) | 1992-10-16 | 1992-10-16 | Neues, die Gerinnungszeit des Blutes verlängerndes Protein aus dem Landblutegel Haemadipsa sylestris |
PCT/EP1993/002793 WO1994009039A1 (de) | 1992-10-16 | 1993-10-12 | Neues, die gerinnungszeit des blutes verlängerndes protein aus dem landblutegel haemadipsa sylvestris |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924234921 DE4234921A1 (de) | 1992-10-16 | 1992-10-16 | Neues, die Gerinnungszeit des Blutes verlängerndes Protein aus dem Landblutegel Haemadipsa sylestris |
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DE4234921A1 true DE4234921A1 (de) | 1994-04-21 |
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE19924234921 Withdrawn DE4234921A1 (de) | 1992-10-16 | 1992-10-16 | Neues, die Gerinnungszeit des Blutes verlängerndes Protein aus dem Landblutegel Haemadipsa sylestris |
Country Status (2)
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DE (1) | DE4234921A1 (de) |
WO (1) | WO1994009039A1 (de) |
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1992
- 1992-10-16 DE DE19924234921 patent/DE4234921A1/de not_active Withdrawn
-
1993
- 1993-10-12 WO PCT/EP1993/002793 patent/WO1994009039A1/de active Application Filing
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WO1994009039A1 (de) | 1994-04-28 |
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8130 | Withdrawal |