DE4232826C1 - Verfahren und Vorrichtung zur Messung der Totzeit einer Regelgröße und ihre Verwendung - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Messung der Totzeit einer Regelgröße und ihre VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Messung der Totzeit
einer Regelgröße in einer Regelstrecke, eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens und bevorzugte Verwendung
der Vorrichtung.
Nahezu jede Regelgröße in einem technischen System ist mit
einer mehr oder weniger großen Totzeit belastet. Diese stellt
für die Steuerung und Regelung des Systems ein besonderes
Problem dar, da z. B. die Auswirkung eines Stelleingriffes am
Eingang der Regelstrecke erst nach Ablauf der Totzeit in der
mindestens einen, am Ausgang der Regelstrecke erfaßten Meßgröße
beobachtet werden kann. Diese totzeitbedingte Verzögerung
zwischen der Stellgröße und dem meßtechnisch erfaßten
Verlauf einer hiervon abhängigen Regelgröße behindert die
Arbeit einer zur Führung der Regelstrecke eingesetzten Regeleinrichtung
unter Umständen sehr stark. So wird z. B. die
Stabilität eines aus einer Strecke und einer Regeleinrichtung
gebildeten Regelkreises durch das Vorhandensein von u. U. in
der Größe nicht genau bekannten und möglicherweise zeitveränderlichen
Totzeiten in der bzw. den Regelgrößen verschlechtert.
Insbesondere bei technischen Anlagen zur Erzeugung oder
Bearbeitung von strangförmigem bzw. band- oder bahnartigem
Material, und bei technischen Anlagen zum Transport und
zur Verarbeitung von Massenströmen ist mit besonders großen
und vom aktuellen Betriebszustand der Anlage abhängigen
Totzeiten zu rechnen. Als eine von vielen möglichen
technischen Anlagen dieser Art sei beispielhaft eine Papiermaschine
genannt, bei der eine Vielzahl von relativ
großen Totzeiten auftreten. Beispielhaft sei hierbei auf die
Regelung des aaktuellen Flächengewichtes der von der Papiermaschine
produzierten Papiersorte hingewiesen. Die Einstellung
des Flächengewichtes erfolgt dabei prozeßtechnisch
weit vor der eigentlichen Papiermaschine in der sogenannten
Stoffaufbereitung. Hierbei wird die Hinzugabe von sogenanntem
Dickstoff in den Dünnstoffkreislauf der Papiermaschine
geregelt. Die Auswirkung eines Stelleingriffes
bei der Dickstoffzugabe kann aber erst nach Ablauf einer
relativ großen Totzeit im Inneren der Papiermaschine
selbst beobachtet wrden. Wird nämlich die Dickstoffzugabe
verändert, so muß diese Veränderung erst die langen Rohrleitungswege
der Stoffaufbereitung durchlaufen, welche der
eigentlichen Papiermaschine vorgelagert ist.
Mit Erreichen des sogenannten Stoffauflaufes der Papiermaschine
am Ende der Stoffaufbereitung gelangt der Stoff
zunächst auf das Sieb der Papiermaschine, auf der sich durch
Wasserablauf und Verdichtung die Papierbahn allmählich
stabilisiert. Erst nach Abheben der Papierbahn vom Sieb und
deren Durchlauf durch diverse Pressen und Trockenzylinder
der Papiermaschine hat sich das innere Gefüge der Papierbahn
derart stabilisiert, daß der Istwert des Flächengewichtes
durch eine bevorzugt über die gesamte Breite der Papierbahn
traversierende Meßanlage erfaßt werden kann. Dieser Meßgeber
für die Regelgröße Flächengewicht ist aber etwa im ersten
Drittel im Inneren der Papiermaschine und somit räumlich
einen sehr langen Prozeßweg hinter dem Stellort für den
Dickstoff angeordnet. Die sich durch den Transport des Stoffes
durch Stoffaufbereitung bis zum Beginn der Papiermaschine
und die durch den Transport der sich allmählich ausbildenden
Papierbahn am Anfang der Papiermaschine bis zum Erreichen der
Meßanlage ergebende Totzeit stellt für die Regelung des
Flächengewichts ein außerordentliches Problem dar. Zudem ist
diese Totzeit nicht konstant, sondern mit der Laufgeschwindigkeit
der Papiermaschine veränderlich. Insbesondere abhängig
von der Sorte des jeweils zu produzierenden Papieres und z. B.
abhängig von der Qualität des aktuell zur Produktion zur Verfügung
stehenden Holzstoffes unterliegt die Maschinengeschwindigkeit
und damit die o. g. Totzeit während der Produktion
ständig Veränderungen. Sie muß vom Maschinenführer insbesondere
zur Vermeidung von unerwünschten Papierbahnabrissen überwacht
und angepaßt werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein bevorzugt
zur Ausführung mit Hilfe von programmgesteuerten elektronischen
Rechenanlagen wie z. B. speicherprogrammierbaren
Steuerungen bzw. Prozeßrechnern geeignetes Meßverfahren
zur bevorzugt ständig mitlaufenden Bestimmung des Istwertes
einer Totzeit einer Regelgröße einer technischen Regelstrecke
anzugeben.
Die Erfindung geht dabei davon aus, daß bei der betroffenen
totzeitbehafteten Strecke die maßgeblichen Meßwerte mit
Hilfe von sogenannten Abtastverfahren diskontinuierlich
erfaßt werden. Bei derartigen, z. B. bei Abtastregelungen
eingesetzten Verfahren wird der kontinuierliche Verlauf einer
Meßgröße zyklisch nach Ablauf eines fest vorgegebenen Zeitraumes
punktartig abgetastet. Dieser Zeitraum wird auch Abtastzeit
genannt und stellt eine mit einem Systemtakt vergleichbare
kleinste Zeiteinheit in der Abtastregelung dar.
Alle in einer derartigen Regelung auftretenden Vorgänge können
sich nur in einem Abtastzzeitpunkt ereignen und eine Dauer
aufweisen, welche ein ganzzahliges Vielfaches der Abtastzeit
darstellt.
Die obige Aufgabe wird gelöst mit Hilfe der Merkmale des im
Anspruch 1 enthaltenen Verfahrens. Eine Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens und bevorzugte Verwendungen der
Vorrichtung sind in den Unteransprüchen enthalten.
Die Erfindung wird unter Zuhilfenahme eines in den nachfolgend
kurz angeführten Figuren dargestellten Ausführungsbeispieles
näher erläutert. Dabei zeigt
Fig. 1 ein allgemeines Blockschaltbild einer Regelstrecke,
bei der die Istwerte einer Stellgröße und einer Regelgröße
zyklisch jeweils nach Ablauf einer vorgegebenen
Abtastzeit erfaßt werden,
Fig. 2 die Darstellung beispielhafter, stark vereinfachter
Verläufe einer zeitdiskret abgetasteten Stellgröße und
einer dazugehörigen formgleichen und um eine Totzeit
zeitverschobenen Regelgröße,
Fig. 3 die zeitdiskret abgetasteten Werte der Stell- und
Regelgröße von Fig. 2, welche in Form von Tabellen mit
jeweils einer erfindungsgemäß dazugehörigen Binärwert-Änderungstabelle
dargestellt sind, und
Fig. 4 eine tabellenartige Zusammenstellung zur Veranschaulichung
der Bestimmung der Totzeit zwischen der Stellgröße
und der Regelgröße aus dem Beispiel der Fig. 2
durch Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Gemäß der Erfindung werden in einem ersten Verfahrensschritt
eine erste und zweite Gruppe von Meßwerten derart
gebildet, daß jeweils nach Ablauf eines vorgegebenen Zeitraumes
die Istwerte einer Stellgröße und der zugehörigen
Regelgröße einer Strecke abgetastet und gespeichert werden.
Dies ist in Fig. 1 in Form eines allgemeinen Blockschaltbildes
dargestellt. Dieses zeigt eine technische Strecke
RS, welcher an einem Eingang eine Stellgröße u(t) zugeführt
wird. Hiermit kann eine Regelgröße v(t) am Ausgang der
Strecke beeinflußt werden. Im dargestellten Beispiel sei
angenommen, daß eine bevorzugt stoßartige Änderung der
Stellgröße u(t) sich nach Ablauf einer Totzeit Tt in der
Regelgröße v(t) abbildet. Erfindungsgemäß werden die kontinuierlichen
Verläufe der Stell- und Regelgröße u(t),
v(t) mit Hilfe von Meßgebern MG1, MG2 jeweils nach Ablauf
eines als Abtastzeit dienenden, vorgegebenen Zeitraumes
Ta abgetastet und einer programmgesteuerten elektronischen
Rechenanlage C zugeführt. Die Rechenanlage liest somit
bevorzugt programmgesteuert zyklisch die Istwerte u(n·Ta) der
Stellgröße und v(n·Ta) der Regelgröße zu den vorgegebenen
äqudistanten Abtastzeitpunkten AS=n·Ta ein. Dabei symbolisiert
n in Form eines Lauffaktors das jeweilige Vielfache
der Abtastzeit Ta. Die programmgesteuerte Rechenanlage C ermittelt
schließlich aus den abgetasteten Werten der Stell- und
Regelgröße unter Zuhilfenahme des erfindungsgemäßen Verfahrens
die Totzeit Tt der technischen Strecke RS wiederum als ein
Vielfaches r der Abtastzeit Ta, d. h. Tt=r·Ta.
Zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in Fig. 2
beispielhaft die Verläufe einer Stellgröße u(n·Ta) und einer
dazugehörigen Regelgröße v(n·Ta) dargestellt. Zur besseren
Veranschaulichung der Erfindung handelt es sich dabei nicht um
reale, sondern stark vereinfachte Musterverläufe. So sind
z. B. beide Verläufe ideal formgleich, und der Verlauf der
Regelgröße v(n·Ta) ist gegenüber dem Verlauf der Stellgröße
u(n·Ta) beispielhaft um eine vier Abtastzeiträume Ta umfassende
Totzeit verschoben, d. h. Tt=r·Ta mit r=4. Die
Verläufe der beispielhaften Stell- und Regelgrößen bestehen
aus Meßpunkten, welche in Fig. 2 jeweils mit einem kleinen
Kreis markiert sind und in dem durch die Abtastzeitpunkte
AS=n·Ta vorgegebenen Zeitraster äquidistant aufeinander
folgen. zur Verdeutlichung der beispielhaften Formgleichheit
der Verläufe sind in Fig. 2 zusammengehörige Meßpunkte sowohl
im Verlauf der Stellgröße u(n·Ta) als auch im Verlauf der
Regelgröße v(n·Ta) mit einer durchgezogenen Linie zu je einem
Signalverlauf verbunden. Man erkennt, daß beide Signalverläufe
über die gleiche Anzahl von entsprechenden Meßpunkten verfügen.
So gehört z. B. zum Meßpunkt u=10 bei t=1·Ta der
um die Totzeit Tt=4·Ta verschobene Meßpunkt v=1 bei t=5·Ta.
In Fig. 2 ist dies durch einen geschwungenen Pfeil zwischen
beiden Meßpunkten verdeutlicht. In der gleichen Weise
gibt es zu jedem Meßpunkt im Verlauf von u einen dazugehörigen
Meßpunkt im Verlauf von v. So gehört z. B. zum Meßpunkt u=15
im Abtastzeitpunkt t=6·Ta der korrespondierende Meßpunkt
v=6 im Abtastzeitpunkt AS=10·Ta. Schließlich gehört zum
Meßpunkt u=15 im Abtastzeitpunkt AS=26·Ta am Ende des
durchgezogenen Verlaufes von u der Meßpunkt v=6 im Abtastzeitpunkt
AS=30·Ta ebenfalls am Ende des durchgezogenen
Verlaufes der Regelgröße v(n·Ta). Auch diese letzten
beiden Punkte sind in Fig. 2 zur Verdeutlichung wiederum durch
einen geschwungenen Pfeil miteinander verbunden. Zur einfachen
Veranschaulichung des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind die Verläufe der beispielhaften Stellgröße u und der
dazugehörigen Regelgrößen v in Fig. 2 folglich so gestaltet,
daß jeder Meßpunkt von v einem Meßpunkt von u zugeordnet
werden kann, und jeder Meßpunkt in v um die gleiche Totzeit Tt
gegenüber dem dazugehörigen Meßpunkt in u zeitverschoben ist.
Erfindungsgemäß werden nun in einem zweiten Verfahrensschritt
aus der ersten und der zweiten Gruppe von Meßwerten
jeweils eine erste und zweite Tabelle derart gebildet,
daß im Falle einer Zunahme eines Meßwertes in der
ersten bzw. zweiten Gruppe im Vergleich zu dem unmittelbar
zeitälteren Meßwert in der jeweiligen Gruppe ein erster
Binärwert, und im Falle einer Abnahme ein zweiter Binärwert
in die erste bzw. zweite Tabelle eingetragen werden.
Dies wird des weiteren unter Zuhilfenahme der Fig. 3 näher
erläutert. Dort sind die diskret abgetasteten Werte der
Verläufe der Stellgröße u(n·Ta) und der Regelgröße v(n·Ta)
gemäß dem Beispiel von Fig. 2 in Tabellenform zusammengestellt.
Dabei sind zunächst in der linken Tabelle von Fig. 3
die einzelnen Abtastzeitpunkte AS=n·Ta, beginnend beim
Abtastzeitpunkt mit n=0 und endend beim Abtastzeitpunkt mit
n=30 untereinander liegend aufgelistet. Diese Abtastzeitpunkte
bilden quasi eine diskrete Zeitachse und geben die
Zeitpunkte an, in denen die in Fig. 2 mit kleinen Kreisen
markierten Meßpunkte in den Signalverläufen von u und v auftreten.
Dementsprechend bilden in Fig. 3 die Abtastzeitpunkte
AS mit dem jeweiligen Wert des Vielfachen n der Abtastzeitpunkt Ta
die Zeilen der Tabelle. Dabei sind in einer mittleren Tabelle
die zum jeweiligen Abtastzeitpunkt AS auftretenden Meßwerte
der Stellgröße u(n·Ta), und schließlich in einer rechten
Tabelle die zu den Abtastzeitpunkten AS auftretenden Meßwerte
der Regelgröße v(n·Ta) aufgelistet.
Erfindungsgemäß wird nun aus der ersten Gruppe von Meßwerten
u(n·Ta) eine erste Tabelle Du und aus der zweiten Gruppe von
Meßwerten v(n·Ta) eine zweite Tabelle Dv abgeleitet. Darin
sind im Falle einer Zunahme eines Meßwertes in der ersten bzw.
in der zweiten Gruppe u(n·Ta) bzw. v(n·Ta) im Vergleich zu dem
unmittelbar zeitälteren Meßwert u((n-1)·Ta) bzw. (v((n-1)·Ta)
in der jeweiligen Gruppe ein erster Binärwert von z. B. 1,
und im Falle einer Abnahme ein zweiter Binärwert von z. B. 0
eingetragen.
So weist z. B. der Meßwert der Stellgröße im Abtastzzeitpunkt AS
mit n=1 den Wert u=10 auf. Der unmittelbar darauf folgende
Meßwert bei n=2 weist die Größe u=11 auf. Da somit der
Meßwert von u im Zeitpunkt AS=2·Ta im Vergleich zum unmittelbar
zeitälteren Meßwert im Abtastzeitpunkt AS=1·Ta zugenommen
hat, wird in die erste Tabelle Du im Abtastzeitpunkt AS
bei n=2 ein erster Binärwert 1 eingetragen. In entsprechender
Weise ist in der ersten Tabelle Du z. B. bei n=7 ein
zweiter Binärwert 0 eingetragen, da der dazugehörige Meßwert u=14
im Vergleich zu dem unmittelbar zeitälteren Meßwert u=15
bei n=6 abgenommen hat. In der eben beschriebenen Weise
werden in die erste und zweite Tabelle Du, Dv für jeden Abtastzeitpunkt
AS=t·Ta bei n=0 bis 30 jeweils ein erster
bzw. zweiter Binärwert eingetragen. Die so entstehenden Tabellen
Du und Dv können auch als "Binärwert-Änderungstabellen" bezeichnet
werden.
Die erste und zweite Gruppe von Meßwerten u und v wird somit
in dazugehörige Tabelle Du und Dv abgebildet. Aus dem
Vorhandensein eines ersten bzw. zweiten Binärwertes in der
Tabelle Du bzw. Dv ist zu entnehmen, daß der dazugehörige
Meßwert im jeweiligen Abtastzeitpunkt RS im Verlauf der
Stellgröße u bzw. in der Regelgröße v im Vergleich zum unmittelbar
zeitälteren Meßwert im vorangegangenen Abtastzeitpunkt
zugenommen bzw. abgenommen hat. Dabei ist das in den
Fig. 2, 3 dargestellte Beispiel lediglich zum Zwecke der
besseren Übersicht gerade so ausgelegt, daß die Meßwerte der
Stellgröße u und der Regelgröße v pro Abtastzeitpunkt RS nur
um den ganzzahligen Wert 1 zu- bzw. abnehmen können. So nehmen
z. B. die Werte der Regelgröße v zwischen den Abtastzeitpunkten
mit n=5 und m=10 jeweils um eins beginnend vom Wert 1 bis
zum Wert 6 zu. In der Realität können selbstverständlich in
den Verläufen der Meßwert von u und v zwischen aufeinander
folgenden Abtastzeitpunkt erheblich größere bzw.
auch kleinere Werteveränderungen auftreten.
Gemäß der Erfindung werden nun ausschließlich die Werte in der
ersten und zweiten Tabelle weiteren Verfahrensschritten unterworfen,
um den gewünschten Istwert der jeweiligen Totzeit zu
ermitteln. So wird in einem dritten Verfahrensschritt in den
Tabelle zunächst ein Meßfenster mit einer ausgewählten Anzahl
an Positionen festgelegt. Bei jeder Position im Meßfenster
werden die Binärwerte in der ersten und der zweiten Tabelle
paarweise verglichen, und es wird anschließend ein erster
Summenwert gebildet. Dieser entspricht der Anzahl von Paaren
mit gleichem Binärwert. Daraufhin werden die Binärwerte in der
ersten oder in der zweiten Tabelle um eine Position in Richtung
auf zeitältere oder auf zeitjüngere Werte verschoben,
wiederum die im Meßfenster liegenden Binärwerte der ersten und
zweiten Tabelle paarweise verglichen und schließlich ein
zweiter Summenwert gebildet, welcher der Anzahl von Paaren mit
übereinstimmendem Binärwert entspricht. Anschließend wird
dieser Verfahrensschritt wiederholt durchlaufen und jeweils
der Summenwert aus den Paaren mit gleichem Binärwert gebildet.
Schließlich wird in einem vierten und letzten Verfahrensschritt
das Maximum aus der Gruppe der derart gebildeten Summenwerte
ausgewählt, die dazugehörige Anzahl an Verschiebungen der
ersten bzw. zweiten Tabelle bestimmt und diese Anzahl zur
Bildung des Meßwertes der Totzeit der Regelgröße mit dem Wert
des vorliegenden Abtastzeitraumes multipliziert.
Dies wird unter Zuhilfenahme der tabellenartigen Zusammenstellung
von Fig. 4 wiederum an Hand der beispielhaften Meßwertverläufe
u und v von Fig. 2, 3 näher erläutert. Das Beispiel
in Fig. 4 ist dabei so gestaltet, daß die Binärwerte der
zweiten Tabelle Dv in Richtung auf zeitjüngere Werte hin verschoben
werden. Selbstverständlich kann das erfindungsgemäße
Verfahren uneingeschränkt auch derart durchgeführt werden, daß
die Binärwerte der ersten Tabelle Du jeweils um eine Position
in Richtung auf zeitältere Werte verschoben werden. Aus Gründen
der Übersichtlichkeit ist diese Ausführung des Verfahrens
bildlich nicht dargestellt.
So sind in Fig. 4 wiederum in der linken Tabelle die Abtastzeitpunkte
AS=n·Ta durch Angabe des Vielfachen n in Form
einer diskreten Zeitachse aufgelistet, wobei der Wertbereich
des Lauffaktors n von 0 bis 30 reicht. Auch hier werden wiederum
durch die Werte von n die Zeilen in der Tabelle von Fig. 4
festgelegt. Rechts neben der Tabelle für die Abtastzeitpunkte
AS befindet sich die erste Tabelle Du für die erste
Gruppe von Meßwerten u(n·Ta) und wiederum rechts davon die
zweite Tabelle Dv für die zweite Gruppe von Meßwerten v(n·Ta).
Bis dahin ist die Darstellung in Fig. 4 identisch mit der Darstellung
in Fig. 3.
Gemäß der Erfindung wird nun in den Tabellen Du und Dv ein
Meßfenster MF festgelegt, welches eine ausgewählte Anzahl von
Positionen umfaßt. Im Beispiel der Fig. 4 beginnt das Meßfenster
MF im Abtastzzeitpunkt AS mit n=2 und endet im Abtastzeitpunkt
mit n=20. Bei jeder Position n=2 . . . 20 im Meßfenster
MF werden nun die Binärwerte in der ersten und zweiten
Tabelle Du und Dv (0) paarweise miteinander verglichen. In
Fig. 4 ist dies durch die Doppelpfeile in den Zeilen n=2, 3,
4 und 18, 19, 20 symbolisch dargestellt. Dabei bedeutet die
Markierung (0) bei Dv(0), daß die zweite Tabelle Dv noch nicht
um eine Position, d. h. einen Abtastzeitraum Ta, in Richtung
auf z. B. zeitjüngere Werte hin verschoben wurde, sondern im
unveränderten Zustand vorliegt. Entsprechend ist unterhalb der
Tabelle Dv(0) als Anzahl der Verschiebungen r=0 angegeben.
Erfindungsgemäß wird nun ein erster Summenwert ÜS gebildet,
welcher der Anzahl von Paaren mit gleichem Binärwert in den
Tabellen Du und Dv(0) entspricht. Man erkennt, daß bei den
Positionen n=6, 14, 16, 17, 19 übereinstimmende Binärwerte
1-1, 0-0, 1-1, 1-1, 0-0 in den Tabellen auftreten. Die fünf
Übereinstimmungen bilden den Summenwert ÜS=5. Der Wert 5 ist
in der letzten Zeile von Fig. 5 unter die Tabelle Dv(0)
eingetragen.
Gemäß der Erfindung werden nun die Binärwerte in der zweiten
Tabelle Dv um eine Position Ta in Richtung auf zeitjüngere
Werte hin verschoben. Es entsteht somit die in Fig. 4 eingetragene
Tabelle Dv(1), welche ganz unten mit r=1 markiert
ist. Nun werden auch hier innerhalb des Meßfensters MS die
Binärwerte der ersten Tabelle Du und der verschobenen zweiten
Tabelle Dv(1) paarweise verglichen. Ein zweiter Summenwert
ÜS(r=1) gibt wiederum die Anzahl der Paare mit gleichem
Binärwert an. Im vorliegenden Beispiel weisen bei den Abtastpunkten
AS mit n=5, 6, 10 und 16 die Tabellen Du und Dv(1)
übereinstimmend die Binärwerte 1-1, 1-1, 0-0 und 1-1 auf. Es
ergibt sich somit ein zweiter Summenwert ÜS(r=1)=4, welcher
in der letzten Zeile von Fig. 4 direkt unter die Tabelle
von Dv(1) eingetragen ist.
Gemäß der Erfindung wird nur der Verfahrensschritt der Tabellenverschiebung
und Summenwertbildung wiederholt durchlaufen.
In Fig. 4 sind somit die Tabellen Dv(2) . . . Dv(10) eingetragen,
welche jeweils um die Anzahl r=2 . . . 10 an Abtastzeiträumen
Ta bzw. Positionen n in Richtung auf zeitjüngere Werte verschoben
wurden. In der Darstellung von Fig. 4 zeigt sich dies
um eine Verschiebung von n nach rechts oben. So werden wiederum
die im Meßfenster MF liegenden Binärwerte der ersten
Tabelle Du und der um r=2 verschobenen zweiten Tabelle
Dv(2) paarweise miteinander verglichen und ein zweiter Summenwert
ÜS(r=2)=7 gebildet. In der gleichen Weise entstehen
die weiteren Summenwerte 13, 19, 14, 9, 5, 5, 9, 10,
welche zu den um r=3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 verschobenen
zweiten Tabellen Dv(3) . . . Dv(10) gehören.
Zur Bestimmung der gewünschten Totzeit muß nun in einem
letzten Verfahrensschritt das Maximum der derart gebildeten
Summenwerte ausgewählt werden. Bei dem Beispiel von Fig. 4 ist
dies der mit einem umgebenden runden Kreis markierte Summenwert
ÜS(r=4)=19. Dieser gehört zur zweiten Tabelle Dv(4),
welche um r=4 Abtastzeiträume in Richtung auf zeitjüngere
Werte verschoben wurden. Auf Grund der Besonderheit der in den
Fig. 2, 3 zugrunde gelegten beispielhaften Verläufe der
Stellgröße u und der Regelgröße v entspricht dieser Summenwert
gerade der Anzahl der im Meßfenster MF befindlichen Meßwerte.
Im ausgewählten Beispiel stimmen somit zwischen den Abtastzeitpunkten
AS mit n=2 bis n=20 alle Binärwerte in
der ersten Tabelle Du mit den Binärwerten in der zweiten
Tabelle Dv(4) überein.
Zur Bildung des gewünschten Meßwertes der Totzeit Tt wird
schließlich die zum Maximum der Summenwerte gehörige Anzahl r
der Verschiebungen mit dem Wert der jeweils vorliegenden Größe
des Abtastzeitraumes Ta multipliziert, d. h. Tt=r·Ta. Bei dem
in den Fig. 2, 3, 4 dargestellten Beispiel ergibt sich somit
Tt=4·Ta. Dieser mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens
meßtechnisch gewonnene Istwert der Totzeit stimmt mit der
Darstellung im Zeitdiagramm der Fig. 2 überein, bei der jeder
Meßpunkt der Regelgröße v um 4·Tr gegenüber dem dazugehörigen
Meßpunkt der Stellgröße u zeitverschoben ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders geeignet, um mit
Hilfe von programmgesteuerten elektronischen Rechenanlagen,
wie z. B. einer speicherprogrammierbaren Steuerung, einem sogenannten
Automatisierungssystem bzw. einem Prozeßrechner,
ausgeführt zu werden. Hierzu sind gemäß Fig. 1 Meßgeber MG1,
MG2 zur Erfassung der Istwerte der Stellgröße u(t) und der
Regelgröße v(t) der Strecke RS vorgesehen. Diese Meßgeber führen
die Istwerte dem Eingang der elektronischen Rechenanlage C
zu, welche diese programmgesteuert zyklisch zu vorgegebenen,
äqudistanten Abtastzeitpunkten AS=n·Ta einliest. Es entstehen
die zeitdiskreten, gerasterten Gruppen von Meßwerten
u(n·Ta) und v(n·Ta). Es entsteht somit durch Ausführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens mit Hilfe einer programmgesteuerten
elektronischen Rechenanlage eine neue Vorrichtung, mit
der vollautomatisch und insbesondere regelmäßig wiederkehrend
ein unter Umständen veränderlicher Istwert der Totzeit Tt einer
Regelgröße in einer technischen Strecke RS meßtechnisch
erfaßt werden kann. Sind in der elektronischen Rechenanlage
auch Regeleinrichtungen programmgesteuert vorhanden, insbesondere
sogenannte Abtastregelungen bzw. auf dem Konzept der sogenannten
"fuzzy-control" basierende Steuereinrichtungen, so
kann der gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren gewonnene Istwert
der Totzeit programmgesteuert direkt diesen Regeleinrichtungen
zum Zwecke der Verbesserung der Regelqualität zugeführt
werden.
Eine derartige Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist
besonders geeignet zur Verwendung bei einer technischen Anlage
zur Erzeugung und/oder Bearbeitung von strangförmigem bzw.
band- oder bahnartigem Material, und bei einer technischen Anlage
zum Transport und/oder zur Verarbeitung von Massenströmen
insbesondere flüssiger Stoffe. Gerade bei derartigen technischen
Anlagen ist mit dem Auftreten von großen und zeitveränderlichen
Totzeiten zu rechnen.
Claims (4)
1. Verfahren zur Messung der Totzeit (Tt) einer Regelgröße
(v(t)) in einer Regelstrecke (RS), wobei
- a) eine erste und zweite Gruppe von Meßwerten (u(n·Ta), v(n·Ta)) derart gebildet werden, daß jeweils nach Ablauf eines vorgegebenen Zeitraumes (Ta) ("Abtastzeit") die Istwerte einer Stellgröße (u(t)) als erste Gruppe und der dazugehörigen Regelgröße (v(t)) als zweite Gruppe der Regelstrecke (RS) gemessen abgetastet (n) und gespeichert werden (Fig. 1, 2),
- b) eine erste und zweite Tabelle (Du, Dv) derart gebildet
werden, daß im Falle einer Zunahme eines Meßwertes in der
ersten bzw. zweiten Gruppe (u(n·Ta), v(n·Ta)) im Vergleich
zu dem unmittelbar zeitälteren Meßwert in der jeweiligen
Gruppe ein erster Binärwert (1), und im Falle
einer Abnahme ein zweiter Binärwert (0) in die erste bzw.
zweite Tabelle (Du, Dv) eingetragen werden (Fig. 3),
- c1) in den Tabellen (Du, Dv) ein Meßfenster (MF) mit einer ausgewählten Anzahl an Positionen (n=2 . . . 20) festgelegt wird,
- c2) bei jeder Position (n) im Meßfenster (MF) die Binärwerte der ersten und zweiten Tabelle (Du, Dv) paarweise verglichen werden und ein erster Summenwert (ÜS(r=0)=5) gebildet wird, welcher der Anzahl von Paaren (n=6, 14, 16, 17, 19) mit gleichem Binärwert (1-1, 0-0) entspricht,
- c3) die Binärwerte entweder der ersten oder zweiten Tabelle (Dv) um eine Position (n) in Richtung auf zeitältere bzw. zeitjüngere Werte verschoben werden, im Meßfenster (MF) die Binärwerte der ersten und zweiten Tabelle (Du, Dv(1)) wiederum paarweise verglichen werden und ein zweiter Summenwert (ÜS(r=1)=4) der Paare (n=5, 6, 10, 16) mit gleichem Binärwert (1-1; 0-0) gebildet wird,
- c4) der Verfahrensschritt c3) wiederholt (r) durchlaufen und jeweils der Summenwert (ÜS(r=2)=7 . . . ÜS(r=10)=10) der Paare mit gleichem Binärwert (1-1; 0-0) gebildet wird (Fig. 4), und
- d) das Maximum der Summenwerte (ÜS(r=4)=19) ausgewählt, die dazugehörige Anzahl (r=4) an Verschiebungen der ersten bzw. zweiten Tabelle (Dv(4)) bestimmt, und diese Anzahl (r) zur Bildung des Meßwertes der Totzeit (Tt) der Regelgröße (v) mit dem Wert der vorgegebenen Abtastzeit (Ta) multipliziert wird (Tt=r·Ta) (Fig. 4).
2. Vorichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch
1, mit
- a) Meßgebern (MG1, MG2) zur Erfassung der Istwerte der Stellgröße (u(t)) und Regelgröße (v(t)) der Strecke (RS), und
- b) einer daran angekoppelten elektronischen Rechenanlage (C), insbesondere einer speicherprogrammierbaren Steuerung, einem Automatisierungssystem bzw. einem Prozeßrechner, welche programmgesteuert zyklisch die Istwerte (u(n·Ta), v(n·Ta)) zu fest vorgegebenen, äquidistanten Abtastzeitpunkten (AS=n·Ta) einfließt und die Verfahrensschritte von Anspruch 1 programmgesteuert ausführt.
3. Verwendung einer Vorrichtung nach Anspruch 2 bei einer
Anlage zur Erzeugung und/oder Bearbeitung von strangförmigem,
bzw. band- oder bahnartigem Material.
4. Verwendung einer Vorrichtung nach Anspruch 2 bei einer
Anlage zum Transport und/oder zur Verarbeitung von Massenströmen,
insbesondere flüssiger Stoffe.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4232826A DE4232826C1 (de) | 1992-09-30 | 1992-09-30 | Verfahren und Vorrichtung zur Messung der Totzeit einer Regelgröße und ihre Verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
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DE4232826A DE4232826C1 (de) | 1992-09-30 | 1992-09-30 | Verfahren und Vorrichtung zur Messung der Totzeit einer Regelgröße und ihre Verwendung |
Publications (1)
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DE4232826C1 true DE4232826C1 (de) | 1993-10-28 |
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DE4232826A Expired - Fee Related DE4232826C1 (de) | 1992-09-30 | 1992-09-30 | Verfahren und Vorrichtung zur Messung der Totzeit einer Regelgröße und ihre Verwendung |
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