DE4227005A1 - Verfahren zur Regelung des Stromes bei einem elektrochemischen Bearbeitungsprozeß - Google Patents
Verfahren zur Regelung des Stromes bei einem elektrochemischen BearbeitungsprozeßInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung des
Stromes bei einem elektrochemischen Bearbeitungspro
zeß, bei dem zwischen Werkzeug und Werkstück ein, von
einem Elektrolyten durchströmter Arbeitsspalt gebildet
wird, dessen Breite durch Materialabtrag vergrößert
wird, indem vom Werkzeug zum Werkstück ein Gleichstrom
fließt, der am Ende des Bearbeitungsprozesses größer als
am Anfang ist. Aus der DE 40 40 590 C1 ist ein derarti
ges Verfahren bekannt. Bei diesem bekannten Verfahren
wird der Materialabtrag in einem Probelauf bestimmt, der
z. B. mit konstanter Stromstärke gefahren wird. Das Pro
dukt aus Stromstärke und Bearbeitungszeit ist dem Material
abtrag proportional. In diesem Probelauf wird z. B. der
Spannungsanstieg in Abständen oder fortlaufend gemessen,
der zu einem Konstantstrom über die ganze Dauer des Ar
beitsprozesses führt. Für die anschließenden Arbeitspro
zesse wird dann aber nicht diese Konstantstromrege
lung angewandt, vielmehr wird ausgehend von derselben
Anfangsstromstärke die Strommenge pro Zeiteinheit
kontinuierlich oder feinstufig über die ganze Dauer
des Bearbeitungsprozesses stetig bis auf die Endstrom
stärke erhöht, die z. B. 10% über der Anfangsstromstär
ke liegen kann. Diesem bekannten Verfahren lag der Ge
danke zugrunde, daß während des Bearbeitungsprozesses
sich die Spaltbreite stetig vergrößert, so daß mehr
Elektrolyt durch den Spalt fließen und dadurch auch mehr
an Wärme abgeführt werden kann. Das bekannte Verfahren hat
sich bewährt und führt zu einer Reduzierung der Bear
beitungszeit verglichen mit einer Konstantstromregelung.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Stromregelungsverfah
ren zu schaffen, mit dem die Bearbeitungszeit weiterhin
reduziert werden kann.
Diese Aufgabe wird bei dem Verfahren der eingangs genann
ten Art dadurch gelöst, daß der Bearbeitungsprozeß min
destens zwei Bearbeitungsperioden umfaßt, zwischen denen
ein sprunghafter Stromanstieg erfolgt.
Der Gleichstrom kann stetig oder gepulst zugeführt werden,
wobei die am Ende des Prozesses vorhandene Stromerhöhung
auch durch Vergrößerung der Pulsbreiten erreicht werden kann.
Beim elektrochemischen Bearbeiten und zwar insbe
sondere beim Entgraten von Werkstücken zeigt sich,
daß der abzutragende Grat längs der zu bearbeitenden
Kantenlänge häufig ungleichmäßig ist. Es gibt be
stimmte lokale Bereiche, in denen der Abstand
zwischen Werkstück und Werkzeug kleiner ist als in
den übrigen Bereichen. Man kann von sogenannten Grat
spitzen sprechen. Da in diesen Bereichen der elektri
sche Widerstand am kleinsten ist, fließt hier der
größte Strom und dieser muß begrenzt werden, um eine
örtliche Überhitzung zu vermeiden, die zur Zerstörung
des Werkstückes und des Werkzeuges infolge Funkenüber
schlages führen könnte. Mit dem erfindungsgemäßen Ver
fahren wird nun eine erste Bearbeitungsperiode vorge
schlagen, in der die Stromstärke je nach Konfiguration
der abzutragenden Gratspitzen, deren Anzahl und Vertei
lung über die gesamte zu bearbeitende Kantenlänge ge
rade so niedrig gewählt wird, daß eine Überhitzung des
Elektrolyten ausgeschlossen ist. Ein sicherer Wert für
den Anfangsstrom ist 0,5 A/mm Gesamtkantenlänge. Die
Dauer der ersten Bearbeitungsperiode ist ebenfalls von
der Ausbildung der Gratspitzen und deren Häufigkeit ab
hängig. Im allgemeinen beträgt diese Dauer 10% bis etwa
40% der Gesamtbearbeitungszeit. In vielen Fällen reicht
eine erste Bearbeitungsperiode im Bereich von 1 Sek. bis
etwa 3 Sek. aus, um die Gratspitzen abzutragen, den
Grat also insgesamt zu nivellieren. Danach kann nun
erfindungsgemäß der Arbeitsstrom sprunghaft erhöht
werden und zwar mindestens um 30%. Die Erfahrung hat
aber gezeigt, daß in sehr vielen Anwendungsfällen ein
sprunghafter Stromanstieg nach Beseitigung der Grat
spitzen auf das Dreifache bis zum Zehnfachen des An
fangsstromes möglich ist, ohne daß es zu einer örtli
chen Überhitzung und einer damit einhergehenden Ver
dampfung des Elektrolyten kommt, weil eben die Engstel
len in der ersten Bearbeitungsperiode beseitigt sind,
so daß sich ein homogenerer Stromfluß ausbildet. Je nach
der Länge des Gesamtbearbeitungsprozesses kann sich an
die zweite Bearbeitungsperiode, die vorzugsweise auf dem
sprunghaft erhöhten Stromniveau gefahren wird, noch eine
weitere Stromanstiegsstufe anschließen. In den allermeis
ten Fällen reicht aber ein einstufiges Stromregelungsver
fahren aus, wobei in der ersten kürzeren Bearbeitungs
periode der Strom konstant oder ansteigend zugeführt wird
und dann der sprunghafte Stromanstieg auf die Endstrom
stärke erfolgt, die dann bis zum Ende des Bearbeitungs
prozesses eingehalten wird. Der Erfolg des erfindungsge
mäßen Verfahrens ist eine weitere Reduzierung der Bearbei
tungszeit. Auch die softwaremäßige Steuerung der
Stromzufuhr ist einfacher. In vielen Fällen können
Probeläufe mit Spannungsmessungen ganz entfallen.
Sie sind nur noch dann sinnvoll, wenn die prozentuale
Dauer der ersten Bearbeitungsperiode zu minimieren
und die Stromstärke während der ersten Bearbeitungs
periode und/oder der zweiten Bearbeitungsperiode zu
maximieren sind.
In den allermeisten Anwendungsfällen führt das erfin
dungsgemäße Verfahren zum Erfolg, wenn die zeitliche
Dauer der ersten Bearbeitungsperiode 1/3 der Gesamtbe
arbeitungszeit eingestellt wird, die Stromstärke während
der ersten Bearbeitungsperiode mit etwa 0,5 A/mm der zu
bearbeitenden Kantenlänge vorgegeben wird und der sprung
hafte Stromanstieg etwa 300% des konstanten Anfangsstromes
beträgt, wobei dieser auf das Dreifache erhöhte Strom
während der Dauer der zweiten Bearbeitungsperiode beibe
halten wird.
Ein Kettenrad mit Graten von 0,7 mm Höhe ist elektro
chemisch zu bearbeiten. Die zu bearbeitende Kantenlänge
beträgt etwa 200 mm.
- a) Wird das Konstantstromregelungsverfahren angewendet, stellt man die Stromstärke auf 100 A ein und es er gibt sich entsprechend der insgesamt abzutragenden Materialmenge eine Entgratzeit von 20 Sekunden. Das Strom- Zeit-Produkt beträgt dann 2000 As (Amperse kunden).
- b) Das eingangs beschriebene Stromregelungsverfahren gemäß DE 40 40 590 C1 würde mit einem Anfangsstrom von 100 A beginnen, wonach der Strom kontinuierlich linear auf 110 A erhöht wird, mit dem Erfolg, daß die Entgratzeit 19 Sekunden beträgt. Würde man da gegen den linearen kontinuierlichen Stromanstieg stei ler verlaufen lassen mit einer Endstromstärke von 300 A, so würde daraus eine Entgratzeit von 10 Sekun den resultieren.
- c) Das erfindungsgemäße Verfahren beginnt mit einer Strom stärke von 100 A, die während der ersten Bearbeitungs periode beibehalten wird. Die Dauer der ersten Bearbei tungsperiode beträgt 3 Sekunden. Danach erfolgt ein sprunghafter Anstieg auf 300 A und mit dieser dreifa chen Stromstärke wird die zweite Bearbeitungsperiode gefahren, die 6 Sekunden dauert. Es ergibt sich also eine Gesamtbearbeitungszeit von 9 Sekunden.
Bei allen drei Stromregelungsverfahren wird zur Ent
gratung dieselbe Gesamtstrommenge von 2000 As zuge
führt. Die Entgratzeit beim erfindungsgemäßen Verfah
ren gemäß lit. c beträgt nur 45% der beim Konstantstrom-
Regelungsverfahren aufzuwendenden Zeit. Gegenüber dem
verbesserten Regelungsverfahren nach dem Stand der Tech
nik gemäß lit. b wird - wenn dort die zweite Alternative
in Bezug genommen wird - immerhin noch eine Zeiterspar
nis von 10% erzielt. Bei Großserien ist diese Zeiterspar
nis markant und sie läßt sich durch Optimierung noch wei
ter vergrößern, insbesondere, wenn die Gratkonfiguration
des Werkstückes dies zuläßt, um z. B. die prozentuale Dauer
der ersten Bearbeitungsperiode zu verringern und die zu
gehörige Anfangsstromstärke zu erhöhen. Von besonderem
Einfluß auf die Reduzierung der Gesamtbearbeitungszeit
ist die Größe des Endstromes, also des Stromes in der zwei
ten Bearbeitungsperiode und dieser wird durch die Spalt
weite zwischen Werkzeug und Werkstück einerseits und da
mit von der Menge des durch den Spalt fließenden Elektro
lyten genauso bestimmt wie vom Kontaktübergangswiderstand
zwischen den Anoden und dem Werkstück sowohl in elektrischer
als auch in thermischer Hinsicht. Darüberhinaus begrenzen
auch der Querschnitt der Stromzuführungen und die maximale
Generatorspannung die Höhe des Endstromes.
Generell läßt sich sagen, daß die prozentuale Dauer
der ersten Bearbeitungsperiode in Abhängigkeit von dem
Quotienten aus der Summe gratbehafteter bzw. stark zu
bearbeitender Kantenstücke am Arbeitsspalt und der zu
bearbeitenden Gesamtkantenlänge bestimmt wird. Ist die
ser Quotient klein, so kann auch die prozentuale Dauer
der ersten Bearbeitungsperiode niedrig gewählt werden.
Die Stromstärke zu Beginn der ersten Bearbeitungsperio
de liegt vorzugsweise im Bereich von etwa 0,5 A bis etwa
5 A pro mm zu bearbeitender Kantenlänge und hier muß ein
Wert im unteren Bereich gewählt werden, wenn der auf die
zu bearbeitende Gesamtkantenlänge bezogene Längenanteil
stark abzutragender Bereiche klein ist. Andernfalls würde
es im Bereich dieser Gratspitzen zu örtlichen Überhitzun
gen kommen. Liegen dagegen günstigere Verhältnisse vor,
insbesondere hinsichtlich einer gleichmäßigen Kante mit
allenfalls geringer Grathöhe, so kann mit einem Anfangs
strom im oberen Teil des angegebenen Bereiches gefahren
werden, weil sich der Arbeitsstrom im wesentlichen über
die ganze Kantenlänge verteilt.
Auch für die Höhe des Faktors des sprunghaften Stromanstie
ges spielt der Längenanteil stark abzutragender Gratstücke
bezogen auf die zu bearbeitende Gesamtkantenlänge eine
Rolle, denn wenige lokale Gratspitzen können während
der ersten Bearbeitungsperiode so weit nivelliert wer
den, daß für den Stromanstiegsfaktor im Bereich von et
wa 2 bis etwa 10 ein Wert im oberen Bereich gewählt wer
den kann, jedenfalls dann, wenn die übrigen vorstehend
genannten Kriterien hinsichtlich der Begrenzung des End
stromes dies zulassen.
Claims (8)
1. Verfahren zur Regelung des Stromes bei einem elektro
chemischen Bearbeitungsprozeß, bei dem zwischen Werk
zeug und Werkstück ein, von einem Elektrolyten durch
strömter Arbeitsspalt gebildet wird, dessen Breite
durch Materialabtrag vergrößert wird, indem vom Werk
zeug zum Werkstück ein Gleichstrom fließt, der am Ende
des Bearbeitungsprozesses größer als am Anfang ist,
dadurch gekennzeichnet, daß der Bearbeitungsprozeß
mindestens zwei Bearbeitungsperioden umfaßt, zwischen
denen ein sprunghafter Stromanstieg erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
eine erste Bearbeitungsperiode mit konstanter oder an
steigender Stromstärke durchgeführt wird, bevor der
Strom sprunghaft erhöht wird und daß die Dauer der ers
ten Bearbeitungsperiode im Bereich von etwa 10% bis et
wa 40% der gesamten Bearbeitungszeit liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß der sprunghafte Stromanstieg mindestens 30%
der am Ende der ersten Bearbeitungsperiode vorhandenen
Stromstärke ausmacht.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Stromstärke am Ende des Be
arbeitungsprozesses mindestens etwa das Dreifache
der Anfangsstromstärke beträgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der sprunghafte Stromanstieg ei
nen Wert im Bereich von etwa 2 bis etwa 10 aufweist
und einen Wert im oberen Teil des Bereiches gewählt
wird, wenn der auf die zu bearbeitende Gesamtkanten
länge bezogene Längenanteil stark abzutragender Be
reiche klein ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Stromstärke in der mindestens
einen, sich an den sprunghaften Stromanstieg an
schließenden Bearbeitungsperiode etwa konstant ge
halten wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die prozentuale Dauer der ersten
Bearbeitungsperiode in Abhängigkeit von dem Quotienten
aus der Summe gratbehafteter bzw. stark zu bearbeiten
der Kantenstücke am Arbeitsspalt und der zu bearbeiten
den Gesamtkantenlänge bestimmt wird und bei kleinem
Quotienten auch die prozentuale Dauer der ersten
Bearbeitungsperiode niedrig gewählt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die Stromstärke zu Beginn der
ersten Bearbeitungsperiode im Bereich von etwa 0,5 A
bis etwa 5 A pro mm zu bearbeitender Kantenlänge
liegt und daß ein Wert im unteren Teil des Bereiches
gewählt wird, wenn der auf die zu bearbeitende Gesamt
kantenlänge bezogene Längenanteil stark abzutragender
Bereiche klein ist.
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