DE4225430A1

DE4225430A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Desinfizieren bzw. Sterilisieren von Müll, insbesondere Krankenhausmüll

Info

Publication number: DE4225430A1
Application number: DE4225430A
Authority: DE
Inventors: Wolfgang Schinke
Original assignee: Individual
Current assignee: Individual
Priority date: 1992-07-31
Filing date: 1992-07-31
Publication date: 1994-02-03

Description

Es ist bekannt, Müll und insbesondere Krankenhausmüll mit Hilfe von Mikrowellen zu desinfizieren bzw. zu sterilisieren. Auf diese Weise kann es vermieden werden, daß derartiger Müll auf Sonderdeponien gelagert werden muß. Derartig be handelter Krankenhausmüll kann auf normalen Hausmülldeponien endgelagert werden.

Aus der DE-PS 35 05 570 ist es bekannt, Krankenhausmüll zunächst zu zerkleinern, anschließend zu befeuchten und längs eines Transportweges mit Mikrowellen zu bestrahlen. Der bestrahlte Müll wird anschließend verpackt und gelagert.

Aus der DE-OS 37 10 156 ist es bekannt, den in einem mikro wellendurchlässigen Behälter gesammelten Müll in einen verschließbaren Behälter zu füllen und diesen in eine Mikro wellenkammer zu schieben, wo er mit Mikrowellen bestrahlt und dabei in Bewegung gehalten wird.

Aus der internationalen veröffentlichten Patentanmeldung WO90/15515 ist es bekannt, den in einen Hohlraumresonator eingebrachten Müll mit Mikrowellen zu bestrahlen, wobei gleichzeitig der Druck und/oder die Temperatur in dem Hohl raumresonator überwacht wird. Während der Bestrahlungs- bzw. Desinfektionsphase wird der Druck in dem Behälter auf einem vorgebbaren, vom Atmosphärendruck abweichenden konstanten Innendruck gehalten, wobei dieser mit Hilfe der Meßsignale des Sensors gesteuert wird.

Mit allen den bekannten Verfahren bzw. Vorrichtungen ist es möglich, den Krankenhaus zu desinfizieren, sofern die Bestrahlungsdauer ausreichend lang ist.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine zuverlässige Desinfektion bzw. Sterilisation zu erreichen und dabei gleichzeitig die Zeit zur Mikrowellenbestrahlung zu ver ringern. Außerdem soll die vorgeschlagene Vorrichtung eine kompakte Baueinheit sein, die in einem Krankenhaus an mehre ren Stellen, d. h. dezentral aufgestellt wird und dort voll funktionsfähig ist, so daß sich ein Transport von Behältern mit noch nicht sterilisiertem Krankenhausmüll erübrigt.

Es wird gemäß der Erfindung nun vorgeschlagen, die Desinfek tion bzw. Sterilisation zusätzlich dadurch zu unterstützen, daß der Druck und/oder die Temperatur während der Bestrahlungs phase variiert wird. Hierzu kann die Mikrowelle selbst verwendet werden, die dann abwechselnd ein- und ausgeschal tet wird. Vorzugsweise zur Variation des Druckes, auch auf einen Wert unterhalb Atmosphärendruck, ist eine Pumpe versehen, mit der der Behälter zumindest teilweise evakuiert werden kann. Vorzugsweise zur Beschleunigung der Druck- und Temperaturerhöhung, ist eine Pumpe vorgesehen, die mittels Luftzufuhr den Druck im Kessel erhöht.

Die Maßnahme der Druck- und Temperaturvariation hat den Vorteil, daß zum einen in den Behälter eingebrachte Wasser oder Heißdampf praktisch unmittelbar in die Dampfphase überführt bzw. in dieser gehalten wird, wodurch eine gleichmäßige Erwärmung des Mülls erzielt wird. Zum anderen werden etwaige Zellmembranen von Bakterien zerstört, so daß die Desinfektion und Sterilisation schneller und zuverlässiger erreicht wird.

Im übrigen ist es vorteilhaft, den Behälter nicht zunächst auf einen unter Atmosphärendruck liegenden Druck zu eva kuieren, bevor Wasser oder bevorzugt Heißdampf in den Behälter gesprüht wird und die Mikrowellenstrahlung eingeschaltet wird. Dadurch wird vermieden, daß kontaminierte Luft bzw. kontaminiertes Wasser durch das Evakuieren in das Abwasser system gelangt. Um die Temperaturerhöhung,und damit auch das Erreichen der Desinfektion bzw. Sterilisation zu be schleunigen, d. h. mindestens 125°C bzw. mindestens 134°C zu erreichen, wird mittels der Druckpumpe Luft in den Behäl ter gepumpt und somit der Druck erhöht.

Sobald der gesamte Müll in dem Behälter die gewünschte obere Temperatur erreicht und gegebenenfalls auf dieser Temperatur für eine gewisse Zeitspanne gehalten wird, wird die Temperatur und/oder der Druck bis auf einen unteren Wert variiert, der mindestens 5% unterhalb des oberen Wertes, bevorzugt jedoch wesentlich tiefer liegt. Zwischen diesen beiden Werten wird der Parameter intervallartig verändert. Die Temperatur kann z. B. zwischen 135°C und etwa 110°C schwanken, wobei der Druck zwischen etwa 1600 und 2300 Millibar variiert.

Für die Sammlung von Krankenhausmüll wird bevorzugt ein Müllsack verwendet, der zumindest teilweise aus einem Mate rial besteht, das bei der Mikrowellenstrahlung zerstört wird, so daß der Krankenhausmüll freigelegt wird. Dieser Müllsack, der z. B. einen verstärkten oberen Rand mit einer Öffnung aufweist, auf den ein Deckel aus einer durch Wärme zerstörbaren Folie aufsetzbar ist, wird in den Behälter eingesetzt. Anschließend wird der Behälter verschlossen und das Verfahren zur Desinfektion bzw. Sterilisation erfolgt, wie oben beschrieben. Sobald in dem Behälter die Temperatur so hoch ist, schmilzt die Deckelfolie des Müllsacks und der Dampf kann nun den gesamten Krankenhausmüll durchdringen. Als Folie wird z. B. eine Polyethylenfolie gewählt, die so bemessen ist, daß sie bei einer Temperatur von etwas oberhalb 100°C schmilzt. Wird nach der Mikrowellenbestrahlung der Behälter geöffnet und ist die Deckelfolie zerstört, so ist auch sicher, daß in dem Behälter eine Temperatur von über 100°C erreicht und damit eine Desinfektion sicher gestellt wurde.

Die Erfindung ist anhand der Zeichnung näher erläutert. In dieser stellen dar:

Fig. 1 eine schematische perspektivische Darstellung einer Vorrichtung zur Desinfektion bzw. Sterilisation von Krankenhausmüll;

Fig. 2 ein schematisches Funktionsschema der Vorrichtung;

Fig. 3 einen Müllsack zum Sammeln von Krankenhausmüll und zum Einsetzen in die Vorrichtung gemäß Fig. 1.

Eine Vorrichtung 1 zur Mikrowellenbestrahlung von Krankenhaus müll gemäß Fig. 1 weist ein Standgestell 2 auf, das gege benenfalls auf Rädern 3 abgestützt ist. Eine geneigte Ober platte 4 weist eine zentrale Öffnung 5 auf, unterhalb der sich ein druckfester Behälter 6 nach Art eines Autoklaven befindet. Ein schwenkbarer Deckel 7 weist einen Dichtungsring 8 auf, schließt die Öffnung 5 ab und dichtet den Behälter 6 druckdicht ab. Hierzu verläuft um die Öffnung 5 ein Dich tungsring 8; ein ähnlicher Ring ist an dem Deckel 7 vorge sehen. Auf der geneigten Oberplatte 4 des Standgestelles ist noch eine Bedienungskonsole 9 vorgesehen, über die die Funktionen des gesamten Gerätes gesteuert werden. An der rechten Seitenwand des Gerätes ist noch eine Tür 10 vorgesehen, die, wie eine ebensolche Tür an der Rückseite des Gerätes, freien Zugang zu den einzelnen Aggregaten der Vorrichtung im Inneren des Standgestells gibt.

In dem Funktionsschema gemäß Fig. 2 ist nochmals der Behälter 6 dargestellt. Dieser Behälter kann entweder aus zwei ein zelnen Behältern oder einem beschichteten Behälter bestehen, wobei hier eine Innenbeschichtung 11 angedeutet ist. Diese Innenbeschichtung ist z. B. so gewählt, daß Wasserdampf, der sich darauf absetzt, nicht kondensiert. Mit dem Behälter sind Mikrowellengeneratoren 12 verbunden, die über hier nicht gezeigte Mikrowellenfenster in das Innere des Behälters 6 strahlen. Mit dem Inneren des Behälters 6 ist noch eine Vakuum/Druckpumpe 13 verbunden, mit der im Innenraum des Behälters Überdruck erzeugt bzw. der Innenraum evakuiert werden kann. Ferner ist noch ein Vorratsbehälter 14 für Wasser vorgesehen, der eine Heizeinrichtung 15 aufweist, um das Wasser in Wasserdampf zu überführen. Dieser Wasserdampf kann dann mit Hilfe einer Dosierpumpe 16 in das Innere des Behälters eingeführt werden.

Des weiteren ist ein Drucksensor 17 und ggf. ein Temperatur sensor 18 vorgesehen, mit denen Druck bzw. Temperatur im Inneren des Behälters 6 gemessen werden.

Zur Funktionssteuerung der genannten Elemente ist eine Kontrollschaltung 19 vorgesehen, die Funktionssignale abgibt bzw. Meßsignale empfängt und demzufolge mit dem Mikrowellen generator 12, mit der Vakuum/Druckpumpe 13, mit der Heizeinrich tung 15 und der Dosierpumpe 16 sowie den Sensoren 17 und 18 verbunden ist.

Zur Strom- und Wasserversorgung ist ein Versorgungsblock 20 vorgesehen, der mit Anschlüssen 21 zum Anschluß an ein Stromnetz oder ein Wassernetz etc. versehen ist.

In Fig. 3 ist ein Müllsack 31 dargestellt, in dem zu des infizierender bzw. sterilisierender Krankenhausmüll gesammelt wird. Ein Standgestell 32 weist an seinem oberen Ende einen verstärkten Ring 33 auf, in den ein Müllbeutel 34 eingehängt wird. Auf den verstärkten Ring 33 ist ein Deckel 35 aufsetz bar. Dieser Deckel 35 weist einen Rand 36 auf, der den verstärkten Ring 33 des Standgestells 32 umfaßt. Zum Anfassen ist noch ein Handgriff 37 vorgesehen. Der Deckel 35 ist mit einer Folie 38 versehen, die die gesamte Innenöffnung des Randes 36 abdeckt. Das Material der Folie schmilzt bei etwa 100 bis 110°C.

Der gesamte Müllsack 31 wird in den Behälter 6 der Vorrichtung 1 eingesetzt, wonach dieser verschlossen wird. Über die Dosierpumpe 16 wird Wasserdampf in den Behälter 6 eingesprüht, der Mikrowellengenerator 12 eingeschaltet und über die Pumpe 13 der Druck und somit die Temperatur erhöht. Sobald die Innentemperatur in dem Behälter die Zerstör- bzw. Schmelz temperatur der Folie 38 überschreitet, reißt diese auf, wonach der eingesprühte Wasserdampf den Müll in dem Müllbeutel 34 penetriert und diesen desinfiziert bzw. sterilisiert. Während der Bestrahlungsphase mit Mikrowellen wird der Druck und die Temperatur in dem Behälter 6 relativ rasch über ebenfalls relativ weite Bereiche variiert, wozu die Mikrowellengeneratoren ein- und ausgeschaltet werden. Die Druckvariation kann noch mit Hilfe der Pumpe 13 unterstützt werden.

Claims

1. Verfahren zum Desinfizieren bzw. Sterilisieren von Müll, insbesondere von mit Keimen und Bakterien behafteten Krankenhausmüll, wobei der Müll in einen druckdicht abschließbaren Behälter eingefüllt, gegebenenfalls mit Wasser befeuchtet und anschließend mit Mikrowellen bestrahlt wird, dadurch gekennzeichnet, daß während der Bestrahlungs phase die Dampftemperatur und/oder der Dampfdruck in dem Behälter zwischen zumindest einem unteren und einem oberen Wert variiert wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der untere Wert oberhalb von 100°C liegt.

3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß während der Bestrahlungsphase der obere Wert der Temperatur mindestens 125°C beträgt.

4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß während der Bestrahlungsphase der obere Wert der Temperatur mindestens 134°C beträgt.

5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zum Variieren von Druck und/oder Temperatur die Mikrowelle abwechselnd ein- und ausgeschal tet wird.

6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck in dem Behälter mechanisch, vorzugsweise mit Hilfe einer Druck/Vakuumpumpe, variiert wird.

7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Differenz zwischen dem oberen und unteren Wert von Druck und/oder Temperatur mindestens 5% liegt.

8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Differenz zwischen 5% und 80% liegt.

9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Differenz zwischen 20 und 30% beträgt.

10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Dampfdruck und/oder Dampftem peratur nach Erreichen des unteren bzw. oberen Wertes für eine gewisse Zeitspanne auf dem jeweiligen Wert etwa konstant gehalten werden.

11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Heißdampf in den Behälter gesprüht und die Mikrowellenstrahlung eingeschaltet wird, wobei zur Beschleunigung des Druck- und Temperatur anstieges Druckluft in den Behälter eingeführt wird.

12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrowellenstrahlung erst nach dem Einsprühen von Heißdampf in den Behälter eingeschaltet wird.

13. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einem druckdicht zu verschließenden Behälter zur Aufnahme des Mülls, mit einer zumindest einen Mikro wellengenerator umfassenden Einrichtung zum Einstellen von Druck und Temperatur in dem Behälter während der Bestrahlungsphase sowie mit einer den Betrieb der Vorrich tung regelnden Kontrollschaltung, dadurch gekennzeichnet, daß die Kontrollschaltung (10) die Einrichtung (12, 13) zum Einstellen von Druck und Temperatur in dem Behälter (6) zwischen zumindest einem Mindest- und einem Maximalwert intervallartig schaltet.

14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung zum Einstellen von Druck und Tempera tur eine Druck/Vakuumpumpe (13) umfaßt, die mit dem Inneren des Behälters (6) in Verbindung steht.

15. Vorrichtung nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekenn zeichnet, daß ein Vorratsbehälter (14) für Wasser oder Wasserdampf vorgesehen ist, der über eine Dosiereinrich tung (16) mit dem Inneren des Behälters (6) in Verbindung steht.

16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß im Behälter (6) Druck- und/oder Temperaturfühler (17, 18) vorgesehen sind, die mit der Kontrollschaltung (19) verbunden sind.

17. Müllsack zur Aufnahme von Krankenhausmüll, der mit Hilfe von Mikrowellenstrahlung zu desinfizieren bzw. sterilisieren ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Müllsack (31) zumindest teilweise aus einem Material (38) besteht, das bei Temperatur oberhalb einem bestimmten Wert zerstört wird und damit den Krankenhausmüll frei gibt.

18. Müllsack nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß der Müllsack (31) einen verstärkten Ring (33) auf weist, in den ein Müllbeutel (34) einhängbar ist, und daß die Öffnung des Ringes (33) mit Hilfe eines Deckels (35) abschließbar ist, der zumindest teilweise aus dem zerstörbaren Material (38) besteht.

19. Müllsack nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckel (35) einen Rand (36) aufweist, der auf den verstärkten Ring (33) des Müllsackes (31) aufsetzbar ist, und daß die Innenöffnung des Randes (36) durch eine Folie (38) aus dem zerstörbaren Material verschlos sen ist.

20. Müllsack nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß die Folie (38) eine Kunststoffolie ist.

21. Müllsack nach einem der Ansprüche 17 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß das zerstörbare Material (38) ober halb einer Temperatur von 100°C, vorzugsweise bei Tempe raturen zwischen etwa 105°C und 110°C zerstört wird.

22. Müllsack nach einem der Ansprüche 17 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß der Müllsack ein Standgestell (32) aufweist, in den ein Müllbeutel (34) einhängbar ist.