-
Verfahren zur Behandlung von Abwasser in Klär- und Faulräumen mit
Druckluft. Die bisher bekannten Verfahren zur Behandlung von Abwasser und des aus
diesem ausgeschiedenen Schlammes in Faulräumen oder Aufbereitungsanlagen mit Druckluft
erreichen ihren Zweck nicht vollkommen. Um auch die feinen Schwebestoffe mit Luft
anzureichern, war ein erheblicher überschuß an Druckluft erforderlich, so daß ein
großer Teil der eingeblasenen Druckluft ungenutzt entwich. Der gleiche Übelstand
tritt bei der Behandlung des aus Absitzanlagen bzw. Klärräumen ausgeschieden=en
Schlammes in Faulräumen od=er Aufbereitungsanlagen mit Druckluft auf. Die bisher
bekannten Verfahren waren daher unwirtschaftlich und in ihrer Handhabung schwierig,
weil die Druckluftzufuhr den jeweiligen Bedürfnissen nicht in ausreichendem Maße
angepaßt werden konnte. Insbesondere war es bisher nicht möglich, die feineren kolloidalen
Schwebestoffe ausreichend zu behandeln.
-
Die vorliegende Erfindung vermeidet diese Nachteile dadurch, daß nach
ihr Druckluft derart m einem Halskanal B zwischen Klärraum und Faulraum eingeführt
wird, daß alle niedersinkenden Schmutzstoffe und ausgeschiedenen Schwebeteilchen
nahezu restlos erfaßt und mit Druckluft umhüllt und angereichert werden, bevor sie
in die Schlammfaulräume oder Aufbereitungsanlagen gelangen, wobei mit einer geringsten
Menge an Druckluft eine nahezu restlose Verarbeitung der Schlammteilchen und der
ausgeschiedenen kolloidalen Schwebestoffe gewährleistet ist.
-
Form und Art der Klärräume und Faulräume oder Aufbereitungsräume ist
im übrigen beliebig. Ebenso ist es gleichgültig, ob die Schlammfaul-räume oder die
Aufbereitungsanlagen
unmittelbar durch einen längsschlitzartigen
Halskanal mit dem oder den Klärräumen oder Ausscheidungsräumen in Verbindung stehen,
oder ob sie mit diesen durch Rohrleitungen oder andere technische Mittel verbunden
sind, ferner ob im untersten Teil am Ende des schlitzartigen Halskanals Verschlußorgane
angebracht sind oder eine offene Verbindung besteht.
-
Die Anwendung des Verfahrens gestaltet sich wie folgt: In einem Ausscheidungs-
oder Klärraum A (gemäß Zeichnung), der die zu behandelnde Flüssigkeit aufnimmt,
sind an dessen unterem halsartig zusammengezogenen Ende in einem als Längsschlitz
ausgebildeten Kanal eine oder mehrere Leitungen B eingebaut, aus denen Druckluft
ausströmt. Zahl, Art und Anordnung dieser Leitungen und Ausströmüngsöffnungen sind
beliebig.
-
Die in dem Ausscheidungs- oder Klärraum A durch ihre Schwere niedersinkenden
Schwebestoffe und ausgeschiedenen Schlammteilchen müssen bei ihrem Durchgang durch
den Halskanal B auf dem Wege zum Schlammfaulraum oder Aufbereitungsraum C mit der
aus der oder den Leitungen B austretenden Druckluft in Berührung kommen. Sie werden
umhüllt und verarbeitet, bevor sie auf ihrem weiteren Weg in den oder die Räume
c gelangen. Der grundlegende Unterschied des vorliegenden gegenüber den bekannten
Verfahren besteht- darin, daß die Druckluft zwischen Ausscheidungs- oder Klärraum
A und dem Halskanal, also an der engsten Stelle, derart eingeblasen wird, daß sämtliche
Schwebestoffe und ausgeschiedenen Schlammteile auf ihrem Wege von A nach C mit Druckluft
in Berührung kommen. Es wird hierbei keine Druckluft verschwendet, wie dies bei
den bisher bekannten Verfahren der Fall ist.
-
Durch einen mit einem Ventil verbundenen Druckregler, der durch die
Durchflußgeschwindigkeit der zu reinigenden Flüssigkeit in dem Absitzraum in Verbindung
mit einem Geschwindigkeitsmesser selbsttätig eingestellt wird, läßt sich der Luftzutritt
so regeln, daß Menge und Druck der eintretenden Druckluft stets dem Betriebsbedürfnis
angepaßt ist. Die an sich kontinuierliche Belüftung erhält durch eine derartige
von der Durchflußgeschwindigkeit abhängige Anpassung an die jeweiligen Be:riebsverhältnisse
und Betriebszustände eine solche Regelung, daß unter Vermeidung jeder Druckluftverschwendung
eine restlose Erfassung aller niedersinkenden Schwebestoffe ermöglicht ist und damit
eine Beschleunigung des Klärvor ganges erreicht wird.
-
Für gewisse Betriebsverhältnisse wird de: erwähnte Belüftungsvorgang
durch ent sprechende Einstellung des Druckreglers ir einem geregelten Druckrhythmus
erfolgen, wa: besonders bei industriellen Anlagen mit ge regeltem Betrieb in Frage
kommt. Ebensc kann sich die Druckreglung durch geeignete Einstellvorrichtungen der
Veränderung dez Abwasserkonzentration anpassen. Der Zweck dieser Druckreglung ist
neben der Beschleunigung des Klärvorganges und der Begünstigung der Schlammaufbereitung
eine möglichst wirtschaftliche Verwendung der Druckluft.
-
Der Klärraum A ist ein Absitzraum, in welchem die organischen und
anorganischen Stoffe durch den üblichen Absitzprozeß ausgeschieden werden. Der Raum
C ist ein Faulraum oder Aufbereitungsraum zur biologischen Verarbeitung der organischen
und zur Aufspeicherung der anorganischen und ausgeschiedenen Stoffe. Durch das Einblasen
von Druckluft in den Halskanal B an- der günstigsten Stelle wird bewirkt, daß die
Schlammteile und ausgeschiedenen Schwebestoffe schneller oxydiert werden, so daß
die Faulung beschleunigt wird. Durch das Emporsteigen der Druckluft in den Raum
A wird weiterhin der Klärprozeß beschleunigt, weil die Ausscheidung durch die Vermischung
mit der hochsteigenden Druckluft erhöht wird. Infolgedessen kann die Aufenthaltsdauer
des Abwassers in dem Raum A verringert bz.w. der Aufenthaltsraum kleiner bemessen
werden.
-
Die mit Druckluft umhüllten organischen Stoffe, welche nach ihrem
Austritt aus dem Halskanal in den Faulraum C gelangen, werden infolge der Luftzuführung
bedeutend schneller verarbeitet, als dies bei den bisher gebräuchlichen Faulräumen
der Fall ist. Auch hier wird eine raschere Verarbeitung des Schlammes erreicht,
so daß auch kleinere Schlammräume vorgesehen. werden können; die Druckluft wird
:eben an der günstigsten Stelle zwischen beiden Raumgruppen eingeblasen.