DE4222958A1 - Verfahren zum Erkennen einer Fahrzeugsituation - Google Patents
Verfahren zum Erkennen einer FahrzeugsituationInfo
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Description
Es sind Fahrdynamiksysteme mit Eingriffsmöglichkeiten bei der Brems
regelung und bei der Hinterachslenkung bekannt, die jeweils auf die
Kurven- und auf die µ-Split-Bremsung optimiert werden (DE-A1).
Die für die eine Situation optimale Wahl der Reglerparameter ist für
die andere Situation nicht die bestmögliche und umgekehrt. Aus
diesem Grund ist die Unterscheidung der beiden Situationen Voraus
setzung für die jeweils optimale Regelstrategie.
Bei der Entwicklung einer Steuerung zur Kompensation des Giermoments
(GMK) bei einer Vollbremsung auf µ-Split mit einem Hinterradlenk
winkel (DE-A1 40 38 079), sind Ansätze entstanden, die in die Richtung
einer Unterscheidung zwischen diesen beiden Fahrmanövern gehen. Die
GMK greift dabei auf die 5 Sensorsignale
- - Vorderradlenkwinkel δv
- - Hinterradlenkwinkel δh
- - Fahrzeuggeschwindigkeit vfz
- - Bremsdruck vorne links pvl
- - Bremsdruck vorne rechts pvr
zu, anhand derer Kriterien gefunden werden, die eine für die GMK
ausreichende Unterscheidung zwischen einer Kurven- und einer
µ-Split-Bremsung ermöglichen.
Bei der Erfindung werden vier fahrdynamische Situationen, in der
sich ein Fahrzeug augenblicklich befinden kann, nämlich µ-Split-
Bremsung, Kurvenfahrt, Spurwechsel und Geradeausfahrt erkannt.
Zum Erkennen der vier Fahrsituationen liegen folgende vier Meß
signale vor: Vorderradlenkwinkel, Fahrzeuggeschwindigkeit, linker
und rechter Vorderradbremsdruck. Aus diesen vier Meßsignalen werden
verschiedene Größen abgeleitet, aus denen sich Anhaltspunkte zur
Unterscheidung der oben genannten Situationen ergeben. Die wichtig
ste Größe ist dabei die aus Vorderradlenkwinkel und Fahrzeugge
schwindigkeit geschätzte Querbeschleunigung. An Stelle der ge
schätzten Querbeschleunigung kann auch auf die gemessene Quer
beschleunigung zugegriffen werden. Dadurch würde sich die Anzahl der
Meßsignale um eins erhöhen. Das Produkt der Bremsdrücke erlaubt eine
Aussage über das vorhandene Druckniveau, die Differenz der Drücke
gibt Auskunft über das Bremsgiermoment. Voraussetzung der Auswertung
der Drücke ist ein ABS-System. Stehen im ABS geschätzte Drücke zur
Verfügung, kann auf die Messung der beiden vorderen Bremsdrücke
verzichtet werden. Abhängig von den abgeleiteten Daten werden
mehrere Kenngrößen gebildet, die, multiplikativ miteinander ver
knüpft, die Wahrscheinlichkeit der jeweiligen Situationen angeben.
Um in verschiedenen Fahrsituationen ein jeweils optimales Fahrver
halten zu erreichen, ist in jeder Situation eine eigene Regel
strategie und/oder Reglerparameter zu wählen. Ohne eine
Unterscheidungsmöglichkeit der verschiedenen Situationen kann nicht
zwischen verschiedenen Reglern geschaltet werden. In diesem Fall ist
in allen Situationen derselbe Regler (eine Regelstrategie, ein
Parametersatz) aktiv, der aber nicht das jeweils optimale Fahr
verhalten erreicht. Besteht die Möglichkeit verschiedene Fahr
situationen eindeutig zu identifizieren, kann zur Stabilisierung des
Fahrzeugs der für die erkannte Situation optimale Regler aufgerufen
werden, die Anforderungen an den Fahrer werden erheblich reduziert.
Anhand der Zeichnung werden Ausführungsbeispiele der Erfindung
erläutert.
Es zeigen
Fig. 1 bis 9 verschiedene Diagramme,
Fig. 10 ein Blockschaltbild,
Fig. 11 bis 13 Ergebnis-Diagramme.
Bei der oben erwähnten Giermomentkompensation GMK zeigen sich bei
Kurvenfahrten und dynamischen Lenkvorgängen störende Einflüsse,
weshalb bei höheren Querbeschleunigungen der GMK-Hinterradlenkwinkel
zumindest teilweise unterdrückt wird. Die Schätzung der Quer
beschleunigung in der GMK baut auf den Gleichungen des Einspur
modells auf. Dabei wird aus den vorderen Lenkwinkeln sowie aus der
Fahrzeuggeschwindigkeit die stationäre Querbeschleunigung berechnet.
Die charakteristische Geschwindigkeit vch ist ein von Fahrzeug
daten abhängiger Parameter, bei der in der GMK für jedes Fahrzeug
ein fester Wert gewählt wird. Die Untersuchungen zur geeigneten Wahl
der charakteristischen Geschwindigkeit haben gezeigt, daß zur
genauen Nachbildung der Querbeschleunigung für niedrige Querbe
schleunigungen große, für hohe Querbeschleunigungen kleine
charakteristische Geschwindigkeiten zu wählen wären. Für die Wirk
samkeit der Unterdrückung des GMK-Hinterradlenkwinkels ist eine über
den gesamten Bereich konstante charakteristische Geschwindigkeit
ausreichend. Zur erfindungsgemäßen Unterscheidung der verschiedenen
Fahrsituationen reicht die in der GMK benutzte Schätzung der Quer
beschleunigung nicht mehr aus. Es wird deshalb eine von der ge
schätzten Querbeschleunigung abhängige charakteristische Geschwin
digkeit gewählt. Dies zeigt Fig. 1.
Da das Fahrzeug dem Lenkwinkel nicht direkt folgen kann, wird zur
Nachbildung der Fahrzeugdynamik ein dynamisches Glied (PT1) einge
schaltet. Da die Fahrzeugdynamik sich mit der Querbeschleunigung
verändert - das Fahrzeug reagiert bei kleinen Werten schneller auf
Lenkwinkeländerungen als bei großen - wird die Fahrzeugdynamik ab
hängig von der Querbeschleunigung nachgebildet (Fig. 2). Die so
geschätzte Querbeschleunigung stimmt in weiten Bereichen mit der
wirklichen Querbeschleunigung überein.
Zur Unterscheidung der verschiedenen Fahrsituationen ist teilweise
auch die Vorgeschichte von Bedeutung. Aus diesem Grund wird die
Querbeschleunigung entsprechend der obigen Gleichung aus dem sehr
stark gefilterten vorderen Lenkwinkel geschätzt wobei der Hinter
radlenkwinkel hier nicht berücksichtigt wird. Als Lenkwinkelfilter
wird eine gleitende Mittelwertbildung über einen recht langen Zeit
raum verwendet (1,5 sec). In diesem Fall werden bei kurzfristigen
schnellen dynamischen Lenkeingriffen keine großen Querbeschleuni
gungen geschätzt, bei länger andauernden Kurvenfahrten dagegen sind
die mit gefiltertem und ungefiltertem Lenkwinkel geschätzten Quer
beschleunigungen nahezu gleich. Die Ermittlung der gefilterten und
der ungefilterten Querbeschleunigung gemäß den obigen Angaben wird
im Block 1 der Fig. 10 durchgeführt.
Die Druckdifferenz zwischen den linken und rechten Rädern ist ein
Maß für den Reibwertunterschied und somit für das Drehmoment um die
Fahrzeughochachse. Eine Druckdifferenz baut sich je nach dem ein
gesetzten ABS nur an der Vorderachse (Select-Low-Regelung) oder an
Vorder- und Hinterachse (Einzelradregelung) auf. Zur Bestimmung der
Druckdifferenz werden die gemessenen Drücke vorher mit denselben
Algorithmen wie bei der GMK bearbeitet: in einem ersten Filter
werden durch eine veränderliche Steigungsbegrenzung Störungen durch
das Meßrauschen (Peaks und A/D-Fehler) unterdrückt, das zweite
Filter glättet die durch das ABS verursachten Druckschwankungen. Bei
einem ABS mit Select-Low-Prinzip an der Hinterachse treten die
Druckunterschiede nur an der Vorderachse auf und es gilt
p 0 Pvl,fil-Pvr,fil,
mit Einzelradregelung ergibt sich die folgende Druckdifferenz, wobei
die beiden hinteren Bremsdrücke als zusätzliche Eingänge noch vor
liegen müßten.
p = Pvl,fil + Phl,fil - Pvr,fil - Phr,fil.
Δp wird in Fig. 10 einschließlich der Filterung im Block 2 vor
genommen, wobei im Ausführungsbeispiel der Fig. 10 Select-Low-
Regelung unterstellt ist.
Ein weiteres Merkmal zur Unterscheidung der verschiedenen
Situationen bietet das Druckniveau. Bei homogenem hohen Reibwert
treten Druckunterschiede bei Geradeausfahrt nur kurzfristig durch
die ABS-Regelzyklen auf, während des Bremsvorgangs bewegen sich alle
Drücke auf demselben Niveau. Auf µ-Split dagegen sind die Drücke
links und rechts sehr verschieden. Aus dem Produkt der vorderen (bei
Select-Low) bzw. der paarweisen Produkte vorne und hinten (Einzel
radregelung) lassen sich Aussagen über das Druckniveau treffen. Sind
alle Drücke groß, ist auch das Produkt groß. Bei µ-Split bleibt
das Produkt klein. Wird die Druckdifferenz um das Produkt
korrigiert, werden auf homogenem hohen Reibwert die Druckunter
schiede ausgeschaltet, bei µ-Split wird die Druckdifferenz kaum
verändert. Zur Ausschaltung von Sensorungenauigkeiten wird dem
Produkt noch ein konstanter Anteil überlagert. Damit ergeben sich
die Werte ptot, um die die Druckdifferenz bei Select-Low und bei
Einzelradregelung korrigiert wird. Dieser Wert entspricht dem
variablen Totbereich in der GMK:
Ptot = Ptot,konst+(Pvl,fil·Pvr,fil)/(2×Pmax)
bzw.
Ptot = 2 Ptot,konst+(Pvl,fil·Pvr,fil+Phl,filPhr,fil)/(2×Pmax)
Pmax = 256 bar.
Diese Größe wird in Fig. 10 in Block 3 gebildet. Die aus den
gefilterten Drucken berechnete Druckdifferenz Δp zwischen der
linken und rechten Seite wird nun noch um den Totbereich Ptot
korrigiert. Im Bereich -Ptot < Δp < Ptot wird die Druck
differenz zu Null gesetzt, bei positiven Differenzen wird der Tot
bereich subtrahiert, bei negativen addiert (Fig. 3). Die so um den
Totbereich korrigierte Druckdifferenz Δp(tot) tritt bei homogenen
hohen Reibwerten nicht mehr auf, bei µ-Split stimmt sie mit der
Differenz der gemessenen Drücke nahezu überein.
Aus den Originalsensordaten sowie aus den oben beschriebenen,
zusätzlich abgeleiteten Großen werden verschiedene Kenngrößen
ermittelt, die miteinander verkoppelt die Signale für die vier
verschiedenen Situationen ergeben.
Die Querbeschleunigung ist die wichtigste Größe bei der Situations
erkennung, niedrige Werte deuten auf Geradeausfahrt, große auf
Kurvenfahrt hin. Abhängig von den aus ungefiltertem und gefiltertem
Lenkwinkel geschätzten Querbeschleunigungen werden die Kenngrößen
Kby und Kby,fil berechnet, die bei kleinen Querbeschleunigungen
den Wert 1, bei großen den Wert 0 annehmen. Dies zeigt Fig. 4.
Bei Kurvenbremsungen führen Lenkbewegungen des Fahrers zu zum Teil
starken Schwankungen der Querbeschleunigung, die sich sofort in den
Kenngrößen zeigen. Um diese Auswirkungen zu unterdrücken, wird der
Anstieg von kleinen Kenngrößenwerten auf den Wert 1 stark verzögert
(gezeigt für Kby in Fig. 5). Die nicht linear gefilterten Kenn
großen heißen Kby,nf und Kby,fil,nf. Die vier Kenngroßen werden
in Block 4 der Fig. 10 erzeugt.
An der Druckdifferenz läßt sich einem µ-Split-Bremsung erkennen, da
hier im Gegensatz zu Geradeausbremsungen auf homogenem Reibwert keine
Druckdifferenzen auftreten. Aus der aus den gefilterten Eingangs
drucken und um den Totbereich korrigierten Druckdifferenz wird des
halb entsprechend Fig. 6 eine weitere Kenngroße KΔP gebildet.
Bei kleinen Druckunterschieden hat sie den Wert 0, bei großen den
Wert 1, der auf µ-Split hinweist. Diese wird noch, wie bei den
querbeschleunigungsabhängigen Kenngrößen zum Glätten starker
Schwankungen, beim Anstieg von kleinen auf große Werte sehr stark
gefiltert (KΔ p,fil). Die Korrektur von Δp um den Totbereich und
die Bildung von KΔ p,fil wird im Block 5 durchgeführt.
Die aus dem variablen Totbereich Ptot abgeleitete Kenngröße Ktot
ist ein grober Anhaltswert für den vorhandenen Reibwert. Bei
homogenen hohen Reibverhältnissen ist der Totbereich groß und die
Kenngröße ist 0, bei niedrigen Reibwerten und bei µ-Spilt geht die
Kenngröße Ktot gegen 1 (Fig. 7). Die Kenngröße Ktot wird im
Block 6 gebildet.
Beim Spurwechsel des Fahrzeugs hat die geschätzte Querbeschleunigung
die Form einer einmaligen Sinuswelle. Die oben hergeleiteten Quer
beschleunigungskenngrößen Kby und Kby,fil, bei denen der Anstieg
von kleinen auf große Werte nicht verzögert ist, haben wie die Quer
beschleunigung einen Nulldurchgang. Der dynamische Vorgang wird
durch die beiden Kenngrößen nur unzureichend erfaßt. Beim verzögert
zugelassenen Anstieg der Kenngrößen Kby,nf und Kby,fil,nf wird
der Endwert 1 erst dann erreicht, wenn das Fahrzeug schon wieder
einige Zeit geradeaus fährt. Die Spurwechselkenngröße Kspw wird
deshalb nicht direkt aus den Querbeschleunigungskenngrößen bestimmt.
Bei der ersten Lenkreaktion beim Spurwechsel sinkt Kby recht
schnell auf 0. Wird nun die Differenz 1 - Kby bei jedem Zeit
schritt aufaddiert, erreicht die Spurwechselkenngröße Kspw
schnell den Wert 1. Um ein Abklingen der Kenngröße innerhalb eines
vorgegebenen Zeitraums zu sichern, wird bei jedem Zeitschritt ein
konstanter Wert ΔKspw subtrahiert. Zusätzlich wird ein Über- und
Unterschreiten der Werte 1 und 0 abgefangen. In einem Block 7 wird
Kspw(k)=Kspw(k-1)+(1-Kby)-ΔKspw.
Bei dieser Art der Berechnung der Spurwechselkenngröße sinkt diese
beim Nulldurchgang der Querbeschleunigungskenngröße geringfügig ab,
wie dies Fig. 8 zeigt. Spurwechselkenngröße Kspw(k) wird in einem
Block 7 gebildet, wobei die jeweils vorher ermittelte Kenngröße
Kspw(K-1) in einem Speicher 7a zwischengespeichert wird.
Die beschriebenen Kenngrößen werden nun zur Bestimmung der vier
Situationssignale verknüpft. Da jede Kenngröße eine bestimmte
Bedeutung hat, die nur für einzelne Situationen interessant ist,
setzen sich die einzelnen Signale unterschiedlich zusammen, wobei
die verschiedenen Kenngrößen multiplikativ verknüpft werden.
Bei einer µ-Split-Bremsung sind bei einer ausreichenden Kompen
sation des Bremsgiermoments kaum Lenkeingriffe des Fahrers zur Spur
haltung nötig, die Querbeschleunigungen sind klein (= Kby ≃ 1) und
Kby,fil ≃ 1). Durch die stark unterschiedlichen Bremsdrucke ist
der Totbereich klein (= Ktot ≃ 1) und die Druckdifferenz groß (=
Kp,fil ≃ 1). Da sich ein Giermoment nur beim Bremsen ein
stellen kann, wird zuletzt noch der Bremslichtschalter Kbls
benutzt (Kbls = 0 ungebremst, Kbls = 1 gebremst). Liegt ein
Bremslichtschaltersignal nicht vor, kann es einfach aus den gemes
senen Drücken abgeleitet werden. Es gilt:
KSplit = Kby×Kby,fil×Ktot×Kp,fil×Kbls.
Diese Größe wird in einem Block 8 gebildet.
Als Kurvenbremsung wird die Situation bezeichnet, bei der das Fahr
zeug bei Bremsbeginn schon längere Zeit mit hoher Querbeschleunigung
fuhr. In diesem Fall hat die aus dem stark gefilterten Lenkwinkel
geschätzte Querbeschleunigung den hohen Wert erreicht (=
Kby,fil,nf ≃ 0). Bei nur kurzfristigen Lenkbewegungen wie beim
Spurwechsel gilt Kby,fil,nf ≃ 1. Es gilt:
KKurve = (1 - Kby,fil,nf).
Dieses Signal wird in Block 9 gebildet.
Wie oben schon erwähnt, wird eine spezielle Spurwechselkenngröße
berechnet. Zum Spurwechselsignal kommt jetzt nur noch die Kenngröße
Kby,fil,nf. Bei Kurvenbremsungen muß zur Spurhaltung zum Teil
heftig gelenkt werden, so daß Kby teilweise wieder den Wert 1
erreicht und die Spurwechselkenngröße anspricht. Um nun dieses
Ansprechen zu unterdrücken, wird noch die Kenngröße Kby,fil,nf
berücksichtigt. Diese ändert durch das verzögerte Ansteigen von 0
auf 1 ihren Wert nur langsam, weshalb die Spurwechselkenngröße sich
bei Lenkkorrekturen in der Kurve nicht auswirkt. Es wird in einem
Block 10 also gebildet:
KSpurwechsel = Kspw×Kby,fil,nf.
Das Geradeaussignal KGerade dient in erster Linie der Unter
scheidung von der µ-Split-Bremsung. Der Term (1 - KΔ p-fil)
garantiert, daß nicht Gerade und µ-Split gleichzeitig erkannt
werden. Die Querbeschleunigungskenngrößen sichern die Trennung von
Kurvenfahrt und Spurwechsel. In einem Block II wird somit gebildet:
KGerade = Kby,nf×Kby,fil,nf×(1 - KΔ p,fil).
Das Vorhandensein eines großen Signals am Ausgang einer der Blöcke
8 bis 11 und kleinem Signal am Ausgang der anderen Blöcke bedeutet,
daß die Situation des großen Ausgangssignals vorliegt.
Bei Versuchen hat sich gezeigt, daß bei kleinen Geschwindigkeiten am
Ende eines Bremsvorgangs (unterhalb von ca. 40 km/h) die Situations
signale nicht mehr aussagekräftig sind. In diesem Bereich wird des
halb entsprechend der in Fig. 9 dargestellten Kennlinie ein
geschwindigkeitsabhängiger Faktor Kvx berechnet, mit dem die
Signale multipliziert werden. Dies wird zusammen mit der Gewichtung
der einzelnen Signale kombiniert. Diese Gewichtung sorgt dafür, daß
große Werte stärker bewertet werden als kleine. Dazu werden die
Signale aufsummiert und anschließend jedes Signal durch diese Summe
dividiert.
SPLIT = Ksumme×KSplit
KURVE = Ksumme×KKurve
SPURWECHSEL = Ksumme×KSpurwechsel
GERADE = Ksumme×KGerade
mit Ksumme = Kvx/(KSplit+KKurve+KSpurwechsel+KGerade)
Kyx wird in einem Block 12 gebildet und es wird dort auch die
Multiplikation und die Division vorgenommen.
Die wichtigste zu identifizierende Situation ist eine µ-Split-
Bremsung. Hier ist ein möglichst schnelles Eingreifen der Regler zur
Kompensation des Bremsgiermoments erforderlich. Es wurden Versuchs
fahrten mit und ohne GMK durchgeführt. Mit GMK ist das Split-Signal
eindeutig, beim ersten Auftreten einer Druckdifferenz findet der
Wechsel von Geradeaus- zum Split-Signal statt (Fig. 11a). Etwas
anders sieht es ohne GMK aus. Der Fahrer muß zur Kompensation des
Giermoments recht heftig lenken, weshalb die Querbeschleunigungs
kenngröße auf Werte unter 1 sinkt und dann µ-Split- und Spur
wechsel-Signal zugleich auftreten (Fig. 11b). Dies geschieht aber
erst ca. eine halbe Sekunde nach dem ersten Druckunterschied. Bis zu
diesem Zeitpunkt kann durch entsprechenden Reglereingriff das Gier
moment schon kompensiert werden, so daß der Fahrer nicht mehr
korrigierend eingreifen muß und keine Querbeschleunigung geschätzt
wird. Wird anstelle der geschätzten mit der gemessenen Querbe
schleunigung gerechnet, bleiben die Querbeschleunigungskenngrößen
auf dem Wert 1. In diesem Fall wird die Situation µ-Split-Bremsung
über den gesamten Bremsvorgang eindeutig erkannt. Zur Nachbildung
der aus dem sehr stark gefilterten Vorderradlenkwinkel geschätzten
Querbeschleunigung wird die gemessene Querbeschleunigung genauso
gefiltert (gleitende Mittelwertbildung über einen langen Zeitraum)
wie der Vorderradlenkwinkel.
Die Kurvenbremsung ist ebenfalls gut von den anderen Manövern zu
unterscheiden. Die Querbeschleunigungskenngrößen besitzen den Wert
0, weshalb bis auf das Kurvensignal alle Signale verschwinden (Fig.
12a). Gegen Ende des Bremsvorgangs treten neben dem Kurvensignal
teilweise auch die anderen Signale auf. Zu diesem Zeitpunkt ist die
Querbeschleunigung aber so gering, daß die Mehrdeutigkeit unbe
deutend ist.
Bis zum Lenkwinkeleinschlag zur Einfahrt in die zweite Gasse sind
Geradeausfahrt und Spurwechsel identisch. Erst nach dem Einlenken
wird eine hohe Querbeschleunigung geschätzt und der Spurwechsel kann
von der Geradeausfahrt unterschieden werden (Fig. 12b). Mit ab
nehmender Geschwindigkeit tauschen Spurwechsel- und Geradeaussignal
die Rollen, die anderen beiden Situationen sind das gesamte Manöver
bedeutungslos.
Die Geradeausbremsung ist eindeutig zu erkennen (Fig. 13). Ohne
Querbeschleunigung und Druckdifferenz können die anderen Signale
nicht auftreten.
Die oben erläuterten Versuche fanden bis auf µ-Split auf homogenen
Fahrbahnen mit hohen Reibwerten statt.
Claims (15)
1. Verfahren zum Erkennen der Situation, in der ein gebremstes mit
einem ABS mit select-low-Betrieb an der Hinterachse ausgerüstetes
Fahrzeug sich befindet und zur Erzeugung eines diese Situation kenn
zeichnenden Signals, dadurch gekennzeichnet, daß die Querbeschleuni
gung by der Lenkwinkel δv an der Vorderachse und die Brems
drücke pvl und pvr an der Vorderachse bestimmt werden, daß eine
querbeschleunigungsabhängige Kenngröße Kby und eine entsprechende
gefilderte Kenngroße Kby,fil ermittelt werden, die bei kleiner
Querbeschleunigung 1 sind und nach großer Querbeschleunigung hin auf
0 abnehmen und dann 0 bleiben, daß eine von der Druckdifferenz Δp
= (pvl - pvr) der beiden Vorderräder abhängige Kenngröße KΔ p
ermittelt wird, die bei kleiner Druckdifferenz Δp klein und mit
größer werdender Druckdifferenz auf 1 anwächst und dann 1 bleibt,
daß eine einen Spurwechsel anzeigende Kenngröße Kspw nach Maßgabe
der Beziehung
Kspw(K) = Kspw(K-1)+(1-Kby)-Kspwermittelt wird, wobei ΔKspw ein konstanter Wert ist und daß
jeweils auf eine Bremsung auf stark unterschiedlichem Reibbeiwert an
den Vorderräder (Kµ split) bzw. auf Bremsung in einer Kurve
(KKurve) bzw. auf Spurwechsel (KSpurwechsel) bzw. Bremsung bei
Geradeausfahrt (KGerade) erkannt wird, wenn eine der Größen
Kµ split, KKurve, KSpurwechsel oder KGerade wenigstens
näherungsweise 1 und die anderen Größen näherungsweise 0 sind, wobei
für diese Größen die folgenden Bezeichnungen gelten:Kµ split = Kby×Kbyfil×KΔ pKKurve = (1-Kbyfil)KSpurw = KSpw×Kby filKGerade = Kby×Kbyfil (1-KΔ p).
2. Verfahren zum Erkennen der Situation, in der ein gebremstes mit
einem ABS mit Einzelradregelung ausgerüstetes Fahrzeug sich befindet
und zur Erzeugung eines diese Situation kennzeichnenden Signals,
dadurch gekennzeichnet, daß die Querbeschleunigung by, der Lenk
winkel δv an der Vorderachse und die Bremsdrücke pvl, pvr, phl
und phr aller Räder bestimmt werden, daß daraus eine querbeschleuni
gungsabhängige Kenngröße Kby und eine entsprechende gefilterte
Kenngröße Kbyfil ermittelt werden, die bei kleiner Querbeschleuni
gung 1 sind und nach großer Querbeschleunigung hin auf 0 abnehmen
und dann 0 bleiben, daß eine von der Druckdifferenz Δp = (pvl+
phl)-(pvr+phr) der Räder abhängige Kenngröße KΔ p ermittelt
wird, die bei kleiner Druckdifferenz Δp klein und mit großer
werdender Druckdifferenz auf 1 anwächst und dann 1 bleibt, daß eine
einen Spurwechsel anzeigende Kenngröße Kspw nach Maßgabe der
Beziehung
Kspw(K) = Kspw(K-1)+(1-Kby)-ΔKspwermittelt wird, wobei ΔKspw ein konstanter Wert ist und daß
jeweils auf eine Bremsung auf stark unterschiedlichem Reibbeiwert
an den Vorderräder (Kµ split) bzw. auf Bremsung in einer Kurve
(KKurve) bzw. auf Spurwechsel (KSpurwechsel) bzw. Bremsung bei
Geradeausfahrt (KGerade) erkannt wird, wenn eine der Größen
Kµ split, KKurve, KSpurwechsel oder KGerade näherungsweise
1 und die anderen Größen näherungsweise 0 sind, wobei für diese
Größen die folgenden Beziehungen gelten:K,split = Kby×Kbyfil×KpKKurve = (1-Kbyfil)KSpurwechsel = Kspw×KbyfilKGerade = Kby×Kbyfil(1-Kp).
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Querbeschleunigung gemessen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Querbeschleunigung geschätzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Quer
beschleunigung aus der Fahrzeuggeschwindigkeit und dem Lenkwinkel
δv abgeschätzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Quer
beschleunigung nach Maßgabe der Beziehung
geschätzt wird, wobei vx die Längsgeschwindigkeit, 1o der
Achsabstand, Vch eine charakteristische Geschwindigkeit ist, die
querbeschleunigungsabhängig ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die gefilterte Querbeschleunigung mittels des gefil
terten Vorderachslenkwinkels gewonnen wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Bremsdrücke gemessen werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Bremsdrücke aus den Ventilansprechseiten und dem
Vordruck abgeschätzt werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß zur Bildung von Δp gefilterte Bremsdrucksignale
verwendet werden.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kenngröße KΔ p gleich der gefilterten Kenngroße KΔ pfil ist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Kenngröße KΔ p in Kµ split gleich KΔ p×
Ktot bzw. KΔ pfil×Ktot ist, wobei Ktot ein Faktor ist,
der bei kleinem ptot 1 ist und nach großer werdendem ptot auf 0
abnimmt, wobei ptot durch einen konstanten Wert plus dem Produkt
der Vorderachsdrücke bzw. der Summe der Produkte der Achsdrücke
dividiert durch 2pmax gegeben ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Kenngröße Kbyfil in KKurve, KSpurwechsel und
KGerade gleich Kbynf ist, wobei bei dieser Kenngröße der Anstieg
nach größeren Werten der Kenngröße verzögert ist.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kenngröße Kby in KGerade gleich Kbynf ist, wobei bei dieser
Kenngröße der Anstieg nach größeren Werten der Kenngröße verzögert
ist.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekenn
zeichnet, daß Großen Kµ Split, KKurve, KSpurwechsel und
KGerade mit einem Faktor Ksum beaufschlagt werden, wobei
Ksum = Kvx/(Kµ split+KKurve+KSpurwechsel+KGerade)ist,
und Kvx ein Faktor ist der bei kleiner Fahrzeuggeschwindigkeit 0
ist und nach höherer Geschwindigkeit auf 1 anwächst und dann 1
bleibt.
Priority Applications (2)
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DE19924222958 DE4222958B4 (de) | 1992-07-13 | 1992-07-13 | Verfahren zum Erkennen einer Fahrzeugsituation |
JP17300593A JPH06156242A (ja) | 1992-07-13 | 1993-07-13 | 車両状況の検出およびその状況の識別信号の発生方法 |
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19924222958 DE4222958B4 (de) | 1992-07-13 | 1992-07-13 | Verfahren zum Erkennen einer Fahrzeugsituation |
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DE4222958A1 true DE4222958A1 (de) | 1994-01-20 |
DE4222958B4 DE4222958B4 (de) | 2004-05-27 |
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