DE4219360A1 - Verfahren zur Gewinnung von Lipiden mit einem hohen Anteil von langkettig-hochungesättigten Fettsäuren - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von Lipiden mit einem hohen Anteil von langkettig-hochungesättigten FettsäurenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Lipiden
mit einem hohen Anteil von langkettig-hochungesättigten Fett
säuren mit 20 bis 22 C-Atomen durch Extraktion aus einem
Rohmaterial tierischen oder pflanzlichen Ursprungs, den dabei
gewonnenen Extrakt und dessen Verwendung.
Neben den gesättigten Fettsäuren finden sich in unseren Le
bensmitteln einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die
somit in ihrer Kohlenstoffkette mindestens eine Doppelbindung
aufweisen. Zur Bezeichnung dieser Polyenfettsäuren werden häu
fig Kurzformeln verwendet. Dabei wird zunächst die Anzahl der
C-Atome bzw. die Kettenlänge angegeben. Es folgt ein Binde
strich oder Doppelpunkt, an die sich eine Zahl anschließt,
welche die Anzahl der Doppelbindungen in der Kohlenstoffkette
bezeichnet. Im Anschluß daran, jedoch getrennt davon, wird die
Zahl der Omega-C-Atome, gezählt vom Methylende der Kette, nach
einem "w" oder "n" angegeben. Dementsprechend wird die Linol
säure als 18-2 n6 bezeichnet.
Im Fettsäurestoffwechsel des Menschen können zwar Doppelbin
dungen in die Kohlenstoffkette einer gesättigten Fettsäure
eingeführt werden. Diese Desaturierung ist allerdings nur ab
dem Kohlenstoffatom C9 in Richtung auf das Carboxylende mög
lich. Dies hat zur Folge, daß Fettsäuren, wie die Lonolsäure
(18 : 2 n6) und die α-Linolensäure (18 : 3 n3) als essentiell zu
bezeichnen sind, da sie vom menschlichen Organismus nicht
selbst synthetisiert werden können, sondern mit der Nahrung
zugeführt werden müssen.
Ausgehend von diesen essentiellen C18-Fettsäuren ist der ge
sunde menschliche Organismus in der Lage, eine Reihe von
hochungesättigten Fettsäuren mit 20 bzw. 22 C-Atomen durch
weitere Desaturation und Kettenelongation zu synthetisieren.
Dabei erfolgt die Elongation am Carboxylende des Moleküls und
die Desaturation zwischen der Carboxylgruppe und der ersten
folgenden Doppelbindung. Die Zahl der C-Atome zwischen dem Me
thylende der Fettsäure und der letzten Doppelbindung (Omega-C-
Atome) bleibt dadurch unverändert, so daß aus der Linolsäure
(18 : 2 n6) im Lipidstoffwechsel nur Omega-6-Fettsäuren (w6-Fa
milie) und aus der α-Linolensäure nur Omega-3-Fettsäuren (w3-
Familie) abgeleitet werden können. Der Biosyntheseweg der w6-
Familie verläuft somit ausgehend von der Linolsäure (C18-2 n6)
über die Gamma-Linolensäure (C18-3 n6), die Di-Homo-Gamma-
Linolensäure (C20-3 n6), die Arachidonsäure (C20-4 n6) zur Do
cosapentaensäure (C22-5 n6). Hinsichtlich der w3-Familie ver
läuft der Biosyntheseweg ausgehend von der α-Linolensäure
(C18-3 n3), über die Octadecatetraensäure (C18-4 n3), die Ei
cosatetraensäure (C20-4 n3), die Eicosapentaensäure (C20-5 n3)
zur Docosahexanensäure (C22-6 n3).
Diese Gruppe von physiologisch außerordentlich bedeutsamen
Fettsäuren wird entsprechend internationaler Konvention auch
als LCP ("long-chain polyunsaturated fatty acids") bezeichnet.
Diese Fettsäuren mit 20 bis 22 C-Atomen leiten sich von den
essentiellen C18-Fettsäuren ab und besitzen mindestens zwei
Doppelbindungen im Acylrest. Die Bezeichnung LCP wird nachste
hend als Kurzschreibweise dieser Gruppe von Fettsäuren be
nutzt, wobei zwischen den w6- und w3-LCP unterschieden wird.
Die LCP′s verfügen über vielfältige biologische Wirkungen. Sie
sind beispielsweise unverzichtbarer Bestandteil aller Zellmem
branen des Körpers. Eine Änderung der Membranlipidzusammenset
zung kann zu den verschiedensten physiologischen Störungen
führen.
Besondere Aufmerksamkeit haben zudem in den letzten Jahren die
aus einigen LCP′s im Organismus synthetisierten Eicosanoide
(Prostaglandine, Leucotriene, Prostacycline und Thromboxane)
erfahren. Es hat sich gezeigt, daß diese hochwirksame Sub
stanzgruppe der Eicosanoide in niedrigen Konzentrationen an
einer Vielzahl physiologischer Prozesse beteiligt ist.
Bei Säuglingen und Kindern besteht nun im Vergleich von Er
wachsenen wegen des relativ hohen Bedarfs für das Wachstum und
der geringen Reserven die Gefahr eines Mangels an diesen LCP.
Während des letzten Trimesters der intrauterinen Entwicklung
des Fötus und während der postnatalen Entwicklung des Neugebo
renen werden große Mengen der w6- und w3-LCP in den Organen
accumuliert Die Kapazität zur Synthese der LCP aus den essen
tiellen Vorstufen scheint beim jungen Säugling jedoch aufgrund
einer Unreife des desaturierenden Enzymsystems limitiert zu
sein.
Da diese LCP-Fettsäuren in den bisher erhältlichen Säuglings
nahrungen nahezu vollständig fehlen, wurden in letzter Zeit
Formelnahrungen entwickelt, die mit diesen Fettsäuren angerei
chert sind, man vergleiche beispielsweise DE 39 20 679 A1.
Aufgrund des gestiegenen Interesses an LCP′s wurde verstärkt
nach Rohstoffquellen für derartige langkettig-hochungesättigte
Fettsäuren gesucht. Die zur Zeit erhältlichen Öle aus LCP′s
werden ganz überwiegend aus marinen Kaltwasserfischen gewonnen
(man vergleiche EP 0 292 846 A2 und DE 39 40 239 A1). Derar
tige Öle aus dem Muskelgewebe oder aus Organen von Fischen
zeichnen sich durch hohe Anteile an w3-LCP′s und insbesondere
an Eicosapentaensäure (20-5 n3) und Docosahexanensäure (22-6
n3) aus. Derartige Öle und insbesondere Öle aus Fischorganen
haben jedoch den Nachteil, daß sie einen hohen Choleste
ringehalt besitzen und auch einen hohen Gehalt an fettlösli
chen Vitaminen und ggf. an fettlöslichen Schadstoffen
(Schwermetalle/Pesticide) aufweisen.
Es wurde auch bereits vorgeschlagen, LCP aus autotroph bzw.
heterotroph fermentierten Microorganismen zu gewinnen (man
vergleiche WO 91/07498, WO 91/119 182 und DE 34 46 795 A1).
Die hier interessierenden LCP können außerdem aus Organfetten
von Schlachttieren (Rinder/Schweine und aus dem Eigelb von
Hühnereiern (EP 0 074 251 B2) gewonnen werden. Die Extraktion
von LCP aus Humanplacenten ist in der EP 0 140 805 A1 be
schrieben.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur
Gewinnung von LCP-reichen Lipiden aus einem bisher noch nicht
für diese Zwecke eingesetzten Rohmaterial bereitzustellen.
Ferner ist es Aufgabe der Erfindung, einen Lipidextrakt bzw.
Lipidextraktfraktionen bereitzustellen, die reich an LCP-Fett
säuren sind und u. a. eine Grundlage zur Herstellung von Nah
rungen, insbesondere Babynahrungen darstellen.
Gelöst wird diese Aufgabe durch die Lehre der Ansprüche.
Ein wesentlicher Aspekt der Erfindung besteht darin, daß man
ein bestimmtes Rohmaterial zur Gewinnung von LCP-haltigen Li
piden einsetzt.
Im erfindungsgemäßen Verfahren kann man beispielsweise haupt
sächlich im Meer vorkommende Makroalgen aus den Familien der
Braun-, Rot- und Grünalgen zur Anwendung bringen. Von diesen
sind insbesondere diejenigen aus den Familien der Phaeophyceen
und Rhodophyceen von Interesse. Einzelne Arten werden vor al
lem in den Küstenländern Nordeuropas und Ostasiens (Japan)
aber auch in anderen Teilen der Welt für die menschliche Er
nährung genutzt. Diese Makroalgen sind in vielen Schelfgebie
ten der Ozeane zu finden und stehen in praktisch unbegrenzter
Menge zur Verfügung. Einige wenige Makroalgenarten werden zu
dem auch in abgegrenzten Meeresarealen (Aquakulturen) gezielt
kultiviert.
Es wurde nun überraschend gefunden, daß man Lipide mit einem
hohen Anteil an LCP′s aus diesen Markoalgen in wirtschaftli
cher Weise extrahieren kann, wenn man ein organisches Lösungs
mittel oder ein verdichtetes Gas einsetzt. Zudem werden die
Makroalgen vor der eigentlichen Extraktion zerkleinert, insbe
sondere gemahlen, so daß das aus diesen Makroalgen gewonnene,
im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte Rohmaterial eine
Korngröße 50 mm besitzt. Außerdem werden die Makroalgen
entweder vor oder nach der Zerkleinerung getrocknet, so daß
ihr Wassergehalt 50 Gew.-% beträgt.
Als Rohmaterial auf Basis von Braun- und Rotalgen kann man
auch am Markt verfügbare, teilweise getrocknete Produkte aus
zermahlenen nativen Algen ("Algenmehl") einsetzen. Diese kom
merziell erhältlichen Produkte werden preisgünstig am Markt
angeboten und bisher lediglich zur Bodenverbesserung oder auch
als Zusatz zum Tierfutter eingesetzt.
Aus verschiedenen Braun- und Rotalgenarten werden derzeit in
größerem Umfang Alginate und Carraghenane gewonnen, die als
Hydrokolloide im Bereich der Lebensmittelindustrie in vielfäl
tigster Weise Anwendung finden. Zur Gewinnung der Hydrokol
loide werden die Algen in großem Umfang wie oben beschrieben
"angebaut" bzw. kultiviert, geerntet, getrocknet und zermah
len. In Abhängigkeit von den gewünschten Eigenschaften der zu
extrahierenden Hydrokolloide werden gezielt verschiedene Al
genspezies gemischt und schließlich wäßrig extrahiert.
Es wurde nun ferner überraschend gefunden, daß die bei der Hy
drokolloidextraktion anfallenden Reststoffe, die zur Zeit
überhaupt nicht bzw. in sehr geringem Umfange zur Herstellung
von Produkten zur Bodenverbesserung oder als Zusätze für Tier
futter genutzt werden, als Rohmaterial für das erfindungsge
mäße Verfahren einsetzen kann. Es hat sich nämlich gezeigt,
daß bei der Extraktion zur Gewinnung der Hydrokolloide unter
Verwendung von Säuren und Laugen die in den Algen vorhandenen
LCP-haltigen Lipide nicht geschädigt werden. Durch die Entfer
nung der Hydrokolloide aus den Algengemischen kommt es im Ge
genteil sogar zu einer verbesserten Ausbeute der extrahierba
ren Lipide einschließlich der hier interessierenden langket
tig-hochungesättigten Fettsäuren und zugleich zu einer gerin
geren Belastung der Extrakte mit Hydrokolloiden und Pigmenten.
Bei dem erfindungsgemäß bevorzugten Einsatz von derartigen bei
der Hydrokolloidgewinnung anfallenden Reststoffen wird somit
ein für die menschliche Ernährung eingesetzter Rohstoff noch
einmal verwendet und somit optimiert genutzt. Die Reihenfolge
der Extraktionsprozesse (Extraktion mit einem wäßrigen und
organischen Lösungsmittel) ist im Prinzip nicht von Bedeutung.
Allerdings wird eine vorherige Alginatgewinnung bevorzugt, da
in Folge dessen der relative Lipidgehalt im Rohstoff und damit
die Ausbeute gesteigert werden kann und die Belastung der
Lipidextrakte mit Hydrokolloiden minimiert wird.
Als Rohmaterial, das im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt
wird, können erfindungsgemäß ferner Mikroalgen eingesetzt wer
den, die zum Teil in einigen Ländern bereits traditionell zur
menschlichen Ernährung benutzt werden. Diese überwiegend ein
zelligen, im Süß-, See- oder auch Brackwasser beheimateten Al
gen werden hierzu häufig in offenen Freilandteichen unter Aus
nutzung des Sonnenlichtes kultiviert.
In den letzten Jahren wurde verstärkt versucht, einzellige Al
gen unter definierten Kulturbedingungen zu fermentieren. Ent
sprechend fermentativ hergestellte Algenbiomasse ist heute
z. B. bereits für die Arten der Gattung Spirulina, Dunaliella
und Porphyridium am Markt erhältlich. Zusätzlich zu diesen au
totroph - d. h. unter Sonnenlicht oder künstlicher Beleuchtung
- kultivierten Arten wurden Verfahren entwickelt, bestimmte
Mikroalgen-Biomasse heterotroph in geschlossenen Fermentern
kostengünstig herzustellen. Alle diese im Freiland kultivier
ten oder autotroph bzw. heterotroph fermentierten Mikroalgen
aus den Stämmen der Cyanophyta, Chrysophyta Dinophyta,
Euglenophyta, Rhodophyta und Chlororphyta können er
findungsgemäß eingesetzt werden.
Sollten die erfindungsgemäß eingesetzten Reststoffe aus der
Hydrokolloidextraktion und die erfindungsgemäß eingesetzten
Mikroalgen einen Feuchtigkeitsgehalt von mehr als 50 Gew.-%
und/oder eine Korngröße von größer als 50 mm besitzen, dann
wird dieses Rohmaterial vor der erfindungsgemäßen Extraktion
getrocknet und/oder gemahlen, so daß der Wassergehalt der im
erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Biomasse 50 Gew.-%
und die Korngröße 50 mm sind.
Vorzugsweise setzt man ein Rohmaterial mit einem Wassergehalt
von 5 bis 50 Gew.-%, insbesondere 5 bis 15 Gew.-% und mit ei
ner Korngröße von 0,01 bis 50 mm, insbesondere von 0,1 bis 1,0
mm ein.
Als Lösungsmittel zur Extraktion der Lipide mit einem hohen
Anteil an LCP′s setzt man ein organisches Lösungsmittel oder
ein verdichtetes Gas ein. Als organische Lösungsmittel kommen
insbesondere klassische organische Solventien und niedere Al
kohole mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen zur Anwendung. Vorzugs
weise setzt man dabei solche Solventien und Alkohole ein, die
mit Wasser in jedem Verhältnis mischbar sind. Als bevorzugter
Vertreter sei Ethanol genannt. Natürlich können auch Gemische
der genannten Lösungsmittel eingesetzt werden. Dabei werden
vorzugsweise solche organischen Lösungsmittel zur Anwendung
gebracht, die nach den jeweiligen lebensmittelrechtlichen Be
stimmungen zulässig sind.
Als verdichtete Gase setzt man vorzugsweise Kohlendioxid oder
Propan oder ein Gemisch davon ein. Das eingesetzte Gas muß
Drücke und Temperaturen aufweisen, die gewährleisten, daß es
sich in einem flüssigen oder überkritischen Zustand befindet.
Derartige verdichtete Gase sind durch charakteristische Lö
sungseigenschaften insbesondere für lipophile Inhaltsstoffe
gekennzeichnet. Dem komprimierten Gas können zur Änderung der
Extraktionseigenschaften andere Gase oder Flüssigkeiten als
Schleppmittel in einer solchen Menge beigemischt werden, daß
sich die Mischung bei den Extraktionsbedingungen in einem
einheitlichen flüssigen oder überkritischen Zustand befinden.
Als Schleppmittel kann dabei ein verdichtetes Gas, das polarer
oder unpolarer ist als das zur Extraktion eingesetzte verdich
tete Gas oder auch ein organisches Lösungsmittel Anwendung
finden. Auf diese Weise kann man die Polarität des Extrakti
onsmittels und somit die Lösungseigenschaften davon beeinflus
sen bzw. einstellen.
Die Extraktion mit einem organischen Lösungsmittel führt man
insbesondere bei einer Temperatur von 20°C bis 65°C durch,
wobei der obere Temperaturwert natürlich von dem eingesetzten
Lösungsmittel abhängt. Vorzugsweise extrahiert man bei einer
Temperatur von ca. 60°C, insbesondere wenn man Ethanol als
organisches Lösungsmittel einsetzt.
Die Extraktion führt man vorzugsweise in Form einer ansatzwei
sen Extraktion (Mazeration), einer Perkolation, einer Dekan
terextraktion oder einer Gegenstromextraktion durch. Die
Gesamtausbeuten bei diesen Verfahrensweisen können zwar gerin
ger sein als bei einer Extraktion der gesamten Lipide,
beispielsweise mit Hilfe der erschöpfenden Soxhlet-Extraktion.
Allerdings lassen sich diese Arbeitsweisen in wesentlich
kürzerer Zeit und somit wirtschaftlicher durchführen.
Bei der Extraktion mit einem verdichteten Gas führt man vor
zugsweise eine Perkolation durch.
Wenn im Rahmen der vorliegenden Unterlagen von einem organi
schen Lösungsmittel die Rede ist, das im erfindungsgemäßen
Verfahren eingesetzt werden kann, dann werden darunter sowohl
die entsprechenden wasserfreien Lösungsmittel als auch solche
Lösungsmittel verstanden, die Wasser enthalten (beispielsweise
bis zu 30 Vol.-%). Somit können Standardlösungsmittel einge
setzt werden, ohne daß es erforderlich ist, diese vorher zu
trocknen. Jedoch kann ein hoher Wasseranteil die Ausbeute an
gewünschten Lipiden nachteilig beeinflussen.
Zur Abtrennung des Lipidextraktes aus der durch Extraktion mit
organischen Lösungsmitteln gewonnenen Extraktionsflüssigkeit
(Misceila) erniedrigt man vorzugsweise die Temperatur der
Miscella soweit, daß sich der Lipidextrakt zumindest teilweise
abscheidet. Setzt man als Lösungsmittel ein in jedem Verhält
nis mit Wasser mischbares Lösungsmittel, beispielsweise Etha
nol oder Isopropanol ein, dann kann man den Lipidextrakt auch
durch Erhöhung des Wassergehaltes abtrennen, wobei diese Maß
nahme auch mit der geschilderten Temperaturerniedrigung kombi
niert werden kann. Dabei entzieht man der Miscella das organi
sche Lösungsmittel nicht oder nur teilweise. Die Miscella
wird, ggf. unter Kühlung, in einer ersten Stufe mit Wasser
versetzt, so daß die Lösungskapazität der Mischung bei der ge
wählten Temperatur nicht mehr ausreicht, die Lipide in Lösung
zu halten. Diese werden nun beispielsweise mit einem Trennse
parator von der Miscella abgetrennt.
Der dabei resultierenden Lösung kann man nun bei Normaldruck
und hohen Temperaturen das flüssige Lösungsmittel entziehen
und so den Restextrakt gewinnen.
Bei dieser Abtrennung des Lipidextraktes aus der Miscella
durch Erhöhung des Wassergehaltes und/oder durch Temperaturer
niedrigung erhöht man den Wassergehalt der Miscella vorzugs
weise auf 20% bis 90%, insbesondere auf 30 bis 50%. Die
Temperatur der Miscella senkt man vorzugsweise auf Werte von
+20 °C bis -60 °C und insbesondere auf +5 °C bis -18 °C ab. Es
versteht sich von selbst, daß der Wassergehalt des ursprüng
lich eingesetzten Lösungsmittels und somit der Miscella vor
der Wasserzugabe oberhalb der angegebenen Werte gelegen hat.
Vorzugsweise setzt man ein Lösungsmittel mit einem Wasserge
halt von 0 bis 20 Vol.-%, insbesondere von 4-15 Vol.-% (z. B.
Ethanol).
Analoges gilt für die Temperatur. So muß die Temperatur der
Miscella vor der Temperaturerniedrigung natürlich oberhalb
derjenigen Werte liegen, auf die abgesenkt wird. Vorzugsweise
hat die Miscella eine Temperatur von 40 °C bis zur Siedetempe
ratur des eingesetzten Lösungsmittels.
Natürlich kann man den Gesamtextrakt aus der Miscella auch
durch Abdampfen des Lösungsmittels gewinnen. Durch Erhöhung
des Wassergehaltes und/oder durch Temperaturerniedrigung ist
es jedoch möglich, die Lipide mit den hier interessierenden
Fettsäuren nahezu quantitativ abzuscheiden.
Aus der mit Hilfe eines organischen Lösungsmittels gewonnenen
Miscella oder aus dem daraus erhaltenen, vollständig oder
teilweise vom Lösungsmittel befreiten Extrakt kann man mit ei
nem verdichteten Gas, vorzugsweise Kohlendioxid, nochmals
extrahieren. Bei dieser bevorzugten Ausführungsform fraktio
nierte man den mit Hilfe des organischen Lösungsmittels gewon
nenen Extrakt in eine unpolare triglyceridhaltige Franktion
und eine polare phospholipidhaltige Fraktion, die, ggf. nach
entsprechender Raffination, vielfältigen Verwendungszwecken
zugeführt werden kann.
Die Bedingungen für die fraktionierende Extraktion mit dem
verdichtenden Gas sind die gleichen wie bei der Extraktion der
ursprünglich eingesetzten Algen etc. mit diesem Gas.
Es wurde überraschend gefunden, daß es möglich ist, durch Wahl
bestimmter Rohmaterialien und durch bestimmte Extraktions
schritte einen Lipidextrakt bzw. Lipidextraktfraktionen mit
Lipiden zu erhalten, die reich an bestimmten LCP′s sind.
Gegenstand der Erfindung ist somit auch ein Lipidextrakt bzw.
eine Lipidextraktfraktion mit einem Gehalt an Arachidonsäure
von mindestens 5 Gew.-% und/oder mit einem Gehalt an Docosa
hexaensäure von mindestens 3 Gew.-%, bezogen auf das Gesamt
gewicht der Fettsäuren. Es versteht sich von selbst, daß diese
Fettsäuren nicht frei, sondern in "gebundener Form" (z. B.
Triglycerid, Glycolipid, Phospholipid etc.) vorliegen. Durch
die Bereitstellung dieses Lipidextraktes bzw. dieser Li
pidextraktfraktionen ist es u. a. möglich, einen Rohstoff für
die Herstellung von Babynahrungen bereitzustellen, der die für
die Entwicklung des Kindes wichtigen Arachidonsäure und/oder
Docosahexaensäure enthält. Lipide, die an diesen Fettsäuren
reich sind, sind ansonsten nur schwierig oder in wirtschaftli
cher Hinsicht unbefriedigender Weise zu erhalten. Der Gehalt
an Arachidonsäure und Docosahexaensäure und insbesondere der
Gehalt an diesen beiden Fettsäuren in einem Lipidextrakt hängt
natürlich von der Wahl des eingesetzten Rohmaterials ab. Es
ist jedoch ausreichend, wenn der Lipidextrakt eine dieser
Fettsäuren in einem hohen Anteil enthält, da er natürlich mit
anderen Extrakten und auch anderen Bestandteilen vermischt
werden kann.
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein nach dem erfindungsge
mäßen Verfahren erhältlicher Lipidextrakt bzw. eine Lipidex
traktfraktion.
Die erfindungsgemäßen LCP-haltigen Lipidextrakte oder einzelne
Lipidfraktionen (Triglyceride, Glxcolipide, Phospholipide etc.
oder Gemische von beiden) können, ggf. nach üblicher Rafina
tion und Stabilisierung, als Zusatz zum Fettkörper von Säug
lingsnahrungen benutzt werden. Hierbei sind unter Säuglings
nahrungen nicht nur die üblichen Anfangsmilchnahrungen für
früh- und reifgeborene Säuglinge zu verstehen, sondern auch
Spezialprodukte, die beispielsweise zur Therapie oder Präven
tion atopischer Erkrankungen angeboten werden.
Aufgrund der charakteristischen Anteile an LCP und ihrer emul
gierenden Eigenschaften können insbesondere phospholipidhal
tige Fraktionen aus Algen-Rohstoffen nach entsprechender Raf
fination und Stabilisierung auch als Zusatz in Fettemulsionen
zur parenteralen Ernährung benutzt werden.
Die genannten Lipidextrakte und/oder Lipidfraktionen und/oder
die daraus nach Hydrolyse und Umesterung erhaltenen Alkylester
der LCP können in geeigneter Form (beispielsweise Gelatine-
Kapseln) zur Prävention arteriosklerotischer Erkrankungen und
von entzündlichen Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden.
Die LCP-haltigen Fraktionen und insbesondere die Phospholipid
fraktionen können als Wirkstoffzusatz zu kosmetischen Präpara
ten oder als Ausgangsmaterial zur Bildung von Liposomen die
nen, die gleichfalls kosmetischen Präparaten zugesetzt werden
können.
Insbesondere die LCP-haltigen Phospholipidfraktionen können
aufgrund ihrer physiko-chemischen Eigenschaften als Emulgato
ren in der Lebensmittel- und der kosmetischen Industrie einge
setzt werden.
Hochgereinigte Fraktionen der LCP-haltigen Lipide sowie die
nach Hydrolyse und eventueller Umesterung erhaltenen freien
Fettsäuren und Fettsäureester können als Vergleichssubstanzen
(Standards) in der Analytik Anwendung finden.
Eine Reihe verschiedener Algenarten sowie eine Vielzahl ver
schiedener Reststoffe der Alginat- und Carraghenangewinnung
wurden mit Hilfe der erschöpfenden Soxhlet-Extraktion unter
Verwendung von Ethanol (96%; V/V) während eines Zeitraumes
von 40 h extrahiert. Dabei wurden die Lipide quantitativ
extrahiert. Als gesamte Lipide werden im folgenden die natür
lichen Gemische aus Triglyceriden, Glyco- und Phospholipiden
sowie fettlöslichen Pigmenten und Vitaminen bezeichnet.
Die Ergebnisse dieser Extraktionen sind in den Tabellen 1 und
2 zusammengefaßt. Diese Tabellen zeigen das jeweilige Fettsäu
remuster bzw. die jeweiligen Gesamtlipid- bzw. Fettsäureaus
beuten.
Die in diesen Tabellen 1 und 2 aufgeführten Ergebnisse zeigen,
daß die erfindungsgemäß extrahierten Braun- und Rotalgen bzw.
die Reststoffe der Alginat- und Carraghenangewinnung einen ho
hen Gehalt an physiologisch-bedeutsamen polyungesättigten
Fettsäuren aufweisen. Als wertgebende Komponenten sind hier in
erster Linie die Arachidonsäure (AA; 20-4 n6) und die Docosahe
xaensäure (DHA; 22-6 n3) zu nennen. Diese Fettsäuren können in
sehr unterschiedlichen Anteilen aus den einzelnen Rohstoffen
extrahiert werden. Während die Arachidonsäure mit Anteilen von
5 bis 8 Gew.-% aus allen Rohstoffen extrahiert werden konnte,
sind vor allem die als Alginat 3 und 4 bezeichneten Rohstoffe
der Alginat- und Carraghenangewinnung durch charakteristische
Gehalte an Docosahexaensäure gekennzeichnet. Diese Fettsäure
kommt in den übrigen Rohstoffen nicht oder in nur sehr gerin
gen Anteilen vor.
Die in Tabelle 2 dargestellten Extraktionsausbeuten zeigen,
daß sich der insgesamt extrahierbare Lipidgehalt der verschie
denen Algen-Rohstoffe etwa zwischen 10 bis 70 g pro kg Trocken
masse bewegt, woraus sich jeweils etwa 50% an Gesamtfettsäu
ren gewinnen lassen. In den Reststoffen der Alginatgewinnung
beträgt der Anteil der extrahierbaren wertgebenden Fettsäuren
(n6-LCP+n3-LCP) bis zu 7 g pro kg Trockensubstanz und in den
nativen Algen bis zu 6 g pro kg Trockensubstanz.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere dann wirt
schaftlich durchführbar, wenn man als Rohmaterial beim erfin
dungsgemäßen Verfahren die beiden Reststoffe der Alginatgewin
nung Alginat 2 und Alginat 3, das Single-Cell Oil (Mikroalge)
und das Algenmehl von Ascophyllum nodosum einsetzt.
Der durch die Lösungsmittelextraktion erhaltene Extrakt kann
mittels herkömmlicher Verfahren fraktioniert und gereinigt
werden. Es kann sich auch eine erfindungsgemäße Extraktion mit
einem verdichteten Gas anschließen.
Der Extrakt wird vorzugsweise durch Destillation unter vermin
dertem Druck vollständig vom Lösungsmittel befreit und dann
den bei der Gewinnung von Speisefetten industriell üblichen
Reinigungsverfahren, wie Bleichung, Entschleimung und Desodo
rierung, unterzogen. Das Bleichmittel kann bereits vor dem
vollständigen Entfernen des Lösungsmittels zugegeben werden.
Als Rohstoff eingesetzt wurde das Mehl der Alge Ascophyllum
nodosum.
Die Lösungsmittel-Extraktion über 4 h wurde mit Ethanol (90%;
Vol/Vol) bei verschiedenen Temperaturen vorgenommen. Bei der
verwendeten Anordnung handelt es sich um eine im Labormaßstab
nachempfundene einstufige Perkolation. Das Verhältnis zwischen
eingesetztem Extraktionsmittel und der Rohstoff-Trockensub
stanz betrug etwa 4 : 1 (Gew./Gew.).
Im Vergleich zur Soxhletextraktion (vgl. Tab. 3), bei der eine
Extraktionszeit von 40 h eingehalten wurde, lagen die Ausbeu
ten der 4stündigen Perkolation durchweg relativ hoch. Es
zeigte sich, daß eine Erhöhung der Extraktionstemperatur zu
einer verbesserten Ausbeute bei allen Extraktinhaltstoffen
führt. Eine weitergehende Optimierung der Ausbeute bei der Ex
traktion dieses Rohstoffes ist durch eine weitere Erhöhung des
Verhältnisses zwischen Lösungsmittel und Rohstoff oder durch
eine Änderung der Prozeßführung hin zu einer Gegenstromex
traktion erreichbar (vgl. Beispiel 3).
Die in Tab. 3 dargestellten Ergebnisse des einstufigen Perko
lationsversuches zeigen, daß mit dieser Versuchsanordnung Aus
beuten von 41% der Arachidonsäureanteile und 58,5% der Ei
cosapentaensäureanteile im Vergleich zur Soxhlet-Extraktion
erzielt werden. Mit dem Perkolationsverfahren konnten insge
samt 33,4% der maximal extrahierbaren Fettsäuren gewonnen
werden. Der im Vergleich zur Soxhlet-Extraktion erhöhte Wert
für die Gesamtextraktausbeute ist auf den höheren Wassergehalt
(10%) des bei der Perkolation verwendeten Ethanols und die
daraus resultierende intensivere Extraktion hydrophiler Sub
stanzen zurückzuführen.
Aus Tabelle 3 wird zudem ersichtlich, daß zur Extraktion des
Mehles der Alge Ascophyllum nodosum mit 90%igem Ethanol eine
Extraktionstemperatur von ca. 60 °C anzustreben ist, wenn das
Verfahren hinsichtlich der Miscellabeladung, d. h. des Lösungs
mittelverbrauches optimiert werden soll. Selbstverständlich
sind vergleichbare Ausbeuten auch bei niedrigeren Temperaturen
und entsprechend höherem Lösungsmitteleinsatz erreichbar.
Bei diesem Beispiel wurde ein Rohstoff verwendet, der bereits
zur Gewinnung von Alginat eingesetzt wurde (Alginat 1). Bei
diesem Reststoff handelt es sich um ein Gemisch verschiedener
Braunalgen-Arten. Die Algenreststoffe wurden nach dem Alginat
gewinnungsprozeß getrocknet und gemahlen. So daß sie in Korn
größe und Wassergehalt in etwa dem Mehl der Alge Ascophyllum
nodosum (siehe Beispiel 2) entsprechen.
Die angewandte Extraktionsmethode der stufenweisen Gegenstrom
extraktion entspricht den in technischem Maßstab durchgeführ
ten Verfahren. Im Gegensatz zur Perkolation (Beispiel 1)
schwankt die Extraktbeladung der Miscella bei der mehrstufigen
Gegenstromextraktion um einen Mittelwert. Je mehr Stufen ein
gesetzt werden und je kürzer die Verweildauer des Rohstoffes
in der Anordnung ist, um so geringer ist diese Schwankung. Mit
diesem Verfahren können im Vergleich zur Perkolation identi
sche Ausbeuten mit einem Bruchteil des Lösungsmittelaufwandes
bzw. mit ähnlichen Lösungsmittelmengen höhere Ausbeuten er
zielt werden.
In dem gewählten Beispiel wurde eine 4stufige Versuchsanord
nung gewählt. Die Extraktionstemperatur betrug 20 °C; das Ver
hältnis zwischen eingesetzter Extraktionsmittelmenge und Roh
stoff-Trockensubstanz lag bei 2 : 1.
Trotz der vergleichsweise einfachen Anordnung (bei industriell
betriebenen Anlagen sind 30 und mehr Stufen nicht unüblich),
konnten in diesem Beispiel Ausbeuten von 66% der Arachidon
säure, 72,5% der Eicosapentaensäure und 45,7% der Gesamt
fettsäuren im Vergleich zur Soxhlet-Extraktion erreicht wer
den.
Vergleicht man diese Werte mit den Ergebnissen der Perkolation
von Beispiel 2, werden die Vorteile der Gegenstromextraktion
deutlich. Obwohl bei der Gegenstromextraktion nur 50% der Lö
sungsmittelmenge eingesetzt wurde und die Extraktionstempera
tur lediglich 20 °C betrug, übersteigen die Ausbeuten bezüg
lich der Gesamtfettsäuren und der Arachidonsäure dennoch deut
lich die der Perkolation.
Zur Extraktion mit verdichteten Gasen wird der getrocknete und
gemahlene Rohstoff aus nativen Algen oder aus Reststoffen der
Alginat- und Carraghenangewinnung verwendet. Der Wassergehalt
des Ausgangsmaterials liegt üblicherweise zwischen 5 und 50
Gew.-% vorzugsweise zwischen 10 und 20 Gew.-%. Die Korngröße
des Materials beträgt 0,01 mm bis 50 mm, vorzugsweise 0,1 mm
bis 0,3 mm.
Als Rohstoff dient das bereits im Beispiel 2 verwendete Algen
mehl von Ascophyllum nodosum. Die Extraktion wurde mit
verdichtetem Kohlendioxid (150 bar, 35 °C, ca. 11 kg CO2/kg
Rohstoff) durchgeführt. Unter diesen Bedingungen sind minde
stens 90% der insgesamt mit diesem Lösungsmittel extrahier
baren Lipide zu gewinnen.
In Tabelle 5 werden die mit der jeweils bezeichneten Methode
bezüglich des genannten Rohstoffes maximal erreichbaren Aus
beuten gegenübergestellt. Die Soxhlet-Extraktion steht hierbei
für Verfahren der Lösungsmittelextraktion mit Ethanol insge
samt, da selbst im Prinzip nichts anderes als eine wiederholte
Perkolation/Mazeration darstellt.
Um die Qualität der erhaltenen Extrakte beurteilen zu können,
werden in Tabelle 6 die Fettsäuremuster der nach den beiden
Verfahren gewonnenen Extrakte gegenübergestellt.
Die Ergebnisse in Tabelle 6 machen deutlich, daß der Lösungs
mittelextrakt aus Ascophyllum nodosum im Vergleich zum HD-Ex
trakt hinsichtlich des Anteils an Arachidon- und Eicosapen
taensäure nur eine geringfügig günstigere Zusammensetzung auf
weist. Da mit Hilfe der Hochdruck-Extraktion in erster Linie
unpolare Lipide (Triglyceride) extrahiert werden, muß davon
ausgegangen werden, daß die wertgebenden Fettsäuren auch mit
hohen Anteilen in diesen Lipiden vorkommen.
Die Abtrennung der Lipidfraktion aus der Miscella durch Erhö
hung des Wassergehaltes wurde am Beispiel der durch stufen
weise Gegenstromextraktion von Alginat 2 mit 90%Ethanol er
haltenen Miscella durchgeführt. Es wurden 5 aliquote Teilmen
gen der Miscella abgenommen und diese ausgehend von den 10%
Wasser in der Ausgangsmiscella gezielt auf verschiedene Was
sergehalte eingestellt (vgl. Tab. 7). Die nach Wasserzugabe
abgeschiedenen Extrakte wurden durch Zentrifugieren, Abdekan
tieren des Überstandes und abschließendes Trocknen gewonnen.
Aus der nachstehenden Tabelle 7 wird ersichtlich, welcher Zu
sammenhang zwischen dem Wassergehalt der Miscella und der Aus
beute der abgeschiedenen Lipidfraktion besteht. Gegenüberge
stellt werden die erhaltenen Lipidausbeuten einem Vergleichs
extrakt, der durch vollständiges Abdampfen des Lösungsmittels
einer aliquoten Menge aus der Ausgangsmiscella gewonnen wurde.
Dabei werden die Ausbeuten relativ in Prozent des Vergleichs
extraktes dargestellt (Vergleichsextrakt = 100%).
Die Werte in Tabelle Nr. 7 zeigen, daß bereits eine Erhöhung
des Wassergehaltes der Miscella von 10% auf 35% ausreicht,
um die Lipide, in denen die wertgebenden Fettsäuren Arachidon-
und Eicosapentaensäure lokalisiert sind, nahezu quantitativ
abzuscheiden. Die Werte über 100% resultieren vermutlich da
raus, daß aufgrund der höheren Reinheit der Lipidfraktionen
nach Abscheidung im Vergleich zu Vergleichsextrakt die Fett
säuren vollständiger in die gaschromatographisch bestimmbaren
Derivate überführt werden können.
Das hier angewandte Verfahren der Lipidabscheidung aus der
Miscella durch Erhöhung des Wassergehaltes weist zudem ver
schiedene verfahrenstechnische Vorzüge auf:
- 1. Durch die starke Erhöhung des Wassergehaltes der Miscella findet eine Vorreinigung des Extraktes statt, denn hydro phile Substanzen, die bei einem Wassergehalt des Extrak tionsmittels von 10% bereits mitextrahiert wurden, blei ben in Lösung und müssen auf diese Weise nicht erst nach träglich durch aufwendige Verfahren aus dem Gesamtlipid extrakt entfernt werden.
- 2. Alginate oder Carraghenane, die vor allem aus den nativen Algen in z. T. recht großen Mengen durch 90% Ethanol ex trahiert werden, können bei der Lösungsmittelrückgewin nung in modernen Verdampfersystemen /z. B. Fallstromver dampfer) zu Störungen führen. Wird der Lipidextrakt je doch durch Zugabe von Wasser aus der Miscella gewonnen, hält der Wasserüberschuß die hydrophilen Hydrokolloide in Lösung, so daß die Abtrennung des Lösungsmittels aus der Restmicella problemlos durchgeführt werden kann.
Um überprüfen zu können, ob durch die Wasserzugabe eine selek
tive Abscheidung der Lipide aus der Miscella und damit eine
Veränderung des Fettsäuremusters der Lipide stattfindet, wurde
exemplarisch der bei einem Miscella-Wassergehalt von 55% ab
geschiedene Extrakt und der Vergleichsextrakt gaschromatogra
phisch untersucht.
Der in der nachstehenden Tabelle 8 aufgeführte Extrakt 1 wurde
durch Erhöhung des Wassergehaltes auf 55% aus der Ausgangs
miscella gewonnen, während der Vergleichsextrakt durch Abdamp
fen des Lösungsmittels aus der Ausgangsmiscella erhalten
wurde.
Die Ergebnisse der Fettsäureanalyse in Tabelle 8 zeigen, daß
sich die Fettsäurespektren der beiden Extrakte nicht wesent
lich unterscheiden. Auch die Anteile der wertgebenden Fettsäu
ren Arachidon- und Eicosapentaensäure stimmen mit 10 bis 11
Gew.-% nahezu überein. Dieses Ergebnis bestätigt die bereits
in Tabelle 7 dargestellten Ergebnisse, daß durch gezielte Was
serzugabe eine quantitative Abscheidung der Lipide und Fett
säuren aus der Roh-Miscella möglich ist.
Nachstehend ist die Abtrennung des Neutrallipidextraktes durch
Extraktion mit verdichteten Gasen beschrieben.
In einer geeigneten Anlage wird die mit organischen Lösungs
mitteln (vorzugsweise Ethanol) gewonnene Miscella oder ein
ganz oder teilweise vom Lösungsmittel befreiter Extrakt in ei
nem Extraktionsautoklaven in Kontakt mit verdichteten Gasen,
vorzugsweise Kohlendioxid gebracht. Dem verdichteten Gas kann
ein Schleppmittel zur gezielten Einstellung der Extraktionsei
genschaften zudosiert werden.
Wurde das flüssige Lösungsmittel vollständig aus dem Extrakt
entfernt, und dem Extraktionsgas kein Schleppmittel beige
mischt, werden aus dem Extrakt selektiv die Triglyceride, Ca
rotinoide, Chlorophylle und Phytosterine herausgelöst. Durch
geeignete Wahl und Dosierung des Schleppmittels bzw. unvoll
ständige Abtrennung des flüssigen Lösungsmittels aus dem Ex
trakt können die Lösungsseigenschaften des Extraktionsgases
wesentlich erweitert werden.
Durch Druckminderung und/oder Temperaturerhöhung des Extrakti
onsgases wird dessen Lösungskapazität stufenweise verringert.
In jeder dieser Stufen fällt ein bestimmter Teil der gelösten
Lipide als Extraktfraktion an. Auf diese Weise erfolgt primär
eine Fraktionierung der Lipide in eine unpolare und eine po
lare Fraktion. Die unpolare Lipidfraktion kann dann im Zuge
einer mehrstufigen Abscheidung einer weiteren Fraktionierung
unterzogen werden.
Diese Abtrennung wird anhand einer CO2-Hochdruck-Gegenstromex
traktion einer Miscella näher erläutert.
Ein Aliquot einer Miscella, die durch eine Mazeration von Al
ginat 2 mit 90% Ethanol gewonnen wurde, wird im Gegenstrom
mit verdichtetem Kohlendioxid (150 bar, 35°C) in einer Ab
triebssäule extrahiert. Nach der Extraktion wird das verdich
tete Gas in einem Abscheideautoklaven auf 20 bar entspannt, so
daß das im Fluid gelöste Lipid als Extrakt anfällt. Am Boden
der Säule sammelt sich die nicht im Fluid lösliche Fraktion.
Sie besteht aus polaren Lipiden und dem nicht lipophilen Rest
extrakt. Der Füllstand des Abscheiders und der Abtriebssäule
kann während der Extraktion über Sichtfenster visuell kontrol
liert werden. Beide Fraktionen werden im Laufe der Extraktion
bei Erreichen einer bestimmten Füllhöhe über ein Ventil abge
nommen.
Die Mazeration wurde in diesem Beispiel als einstufige Batch-
Extraktion bei 35 °C über 20 h durchgeführt. Die Miscellabela
dung betrug vor Hochdruckextraktion bezüglich Gesamtextrakt
1,37% und bezüglich Lipidextrakt 1%. Von der durch die Maze
ration erhaltenen Miscella wurde eine Teilmenge abgenommen und
zur Hochdruckextraktion eingesetzt. Nach der Hochdruckextrak
tion konnten im Abscheider 41,3% des Gesamtextraktes und 50,9%
des Lipidextraktes wiedergefunden werden.
Um beurteilen zu können, ob sich der durch die Hochdruckex
traktion erhaltene Neutrallipidextrakt infolge der Fraktionie
rung in der Zusammensetzung der Fettsäuren gegenüber dem Ge
samtextrakt unterscheidet, wurde eine gaschromatographische
Analyse des Fettsäuremusters des Extraktes vor und nach der
Hochdruckextraktion durchgeführt.
Der Vergleich der Fettsäurespektren der Lipidextrakte vor und
nach der Hochdruckextraktion zeigt, daß sich das Fettsäuremu
ster der Neutrallipidfraktion nicht wesentlich vom Gesamtex
trakt unterscheidet. Der Anteil der physiologisch bedeutsamen
Fettsäuren Arachidonsäure (20-4 n6) und Eicosapentaensäure
(20-5 n3) im Neutrallipidextrakt ändert sich infolge der HD-
Extraktion nicht zum Negativen, sondern steigt im Gegenteil im
Falle der Eicosapentaensäure sogar an.
Die Ergebnisse dieses Versuches zeigen, daß die LCP′s in we
sentlichen Anteilen in den Neutrallipiden der Reststoffe der
Alginatgewinnung lokalisiert sind.
Claims (11)
1. Verfahren zur Gewinnung von Lipiden mit einem hohen
Anteil von langkettig-hochungesättigten Fettsäuren (LCP)
mit 20 bis 22 C-Atomen durch Extraktion aus einem Rohma
terial tierischen oder pflanzlichen Ursprungs
dadurch gekennzeichnet,
daß man als Rohmaterial einzellige Algen (Mikroalgen),
Makroalgen aus den Familien der Braun-, Rot- und Grün
algen und/oder Reststoffen der Alginat- bzw. Carraghenan
gewinnung mit einem Wassergehalt 50 Gew.-% und einer
Korngröße 50 mm einsetzt und
daß man zur Extraktion ein organisches Lösungsmittel oder
ein verdichtetes Gas verwendet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man ein Rohmaterial mit einem Wassergehalt von 5 bis
50%, insbesondere 5 bis 15 Gew.-%, und mit einer Korn
größe von 0,01 bis 50 mm, insbesondere 0,1 bis 1,0 mm
einsetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man mit einem mit Wasser in jedem Verhältnis misch
baren Lösungsmittel, insbesondere einem niederen Alkohol,
bei einer Temperatur von 20 °C bis 65 °C, insbesondere 60 °C,
extrahiert und daß man die Extraktion in Form einer
ansatzweisen Extraktion (Mazeration), Perkolation, Dekan
terextraktion oder Gegenstromextraktion durchführt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mit Hilfe eines mit Wasser in jedem Verhältnis mischbaren Lösungsmittel, insbesondere Ethanol, bei 20 °C oder darüber gewonnene Extraktionsflüssigkeit (Miscella) mit Wasser soweit verdünnt, insbesondere auf 20 bis 90 Vol.-%, und/oder soweit abkühlt, insbesondere auf < + 20 °C bis -60 °C, daß sich der Lipidextrakt zumindest teil weise abscheidet, und
daß man den so erhaltenen Lipidextrakt abtrennt.
daß die mit Hilfe eines mit Wasser in jedem Verhältnis mischbaren Lösungsmittel, insbesondere Ethanol, bei 20 °C oder darüber gewonnene Extraktionsflüssigkeit (Miscella) mit Wasser soweit verdünnt, insbesondere auf 20 bis 90 Vol.-%, und/oder soweit abkühlt, insbesondere auf < + 20 °C bis -60 °C, daß sich der Lipidextrakt zumindest teil weise abscheidet, und
daß man den so erhaltenen Lipidextrakt abtrennt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die mit Hilfe eines organischen Lösungsmittels
gewonnene Miscella oder den daraus erhaltenen, teilweise
oder vollständig vom Lösungsmittel befreiten Extrakt mit
einem verdichteten Gas extrahiert und die im verdichteten
Gas gelöste, neutrale Lipidfraktion sowie gewünschten
falls die nicht im verdichteten Gas in Lösung gegangene,
polare Lipidfraktion isoliert.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die angewandten Drücke der verdichteten Gase 60 bis
2000 bar, insbesondere 70 bis 500 bar, und die Temperatur
-20 bis + 200 °C, insbesondere +20 bis +60 °C, betra
gen.
7. Verfahren nach Anspruch 1, 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß man Kohlendioxid als verdichtetes Gas einsetzt, dem
ein Schleppmittel beigegeben sein kann.
8. Lipidextrakt oder Lipidextraktfraktion von einzelligen
Algen (Mikroalgen), Makroalgen aus den Familien der
Braun-, Rot- und Grünalgen und/oder den Reststoffen der
Alginat- bzw. Carraghenangewinnung,
gekennzeichnet durch
einen Gehalt an Arachidonsäure von mindestens 5 Gew.-%
und/oder einen Gehalt an Docosahexaensäure von mindestens
3 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Fettsäuren.
9. Lipidextrakt oder Lipidextraktfraktion,
erhältlich nach dem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1
bis 7.
10. Lipidextrakt oder Lipidextraktfraktion nach Anspruch 9,
gekennzeichnet durch
einen Gehalt an Arachidonsäure von mindestens 5 Gew.-%
und/oder einen Gehalt an Docosahexaensäure von mindestens
3 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Fettsäuren.
11. Nahrungsmittel,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie einen Lipidextrakt oder eine Lipidextraktfraktion
nach einem der Ansprüche 8 bis 10 enthält
12. Verwendung des Lipidextraktes oder der Lipidextraktfrak
tion nach einem der Ansprüche 8 bis 10 als Zusatz zum
Fettkörper von Säuglingsnahrungsprodukten, als Diätetika
zur Arterioskleroseprävention, zur Prävention von Auto
immunerkrankungen (Atopien) und als Zusatz zu kosme
tischen Produkten.
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