DE4211395A1 - Verfahren zum Nitrocarburieren oder Carbonitrieren von Werkstücken und Ofen hierzu - Google Patents
Verfahren zum Nitrocarburieren oder Carbonitrieren von Werkstücken und Ofen hierzuInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nitrocarburieren oder
Carbonitrieren von Werkstücken in einem Ofen, welchem Stick
stoff (N2), Kohlendioxid (CO2), Ammoniak (NH3) und ENDO-Gas oder
andere CO-H2-CO2-Gemische in geregelten Mengen zugeführt wer
den, die eine definierte Ofenatmosphäre bilden, der die Werk
stücke ausgesetzt sind.
Um die Eigenschaften von Werkstücken aus Eisenwerkstoffen be
züglich Festigkeit, Formänderung bei Belastung und Korrosions
verhalten zu verbessern, ist es bekannt, ein Nitrocarburieren
oder ein Carbonitrieren in Gasatmosphären durchzuführen, wobei
Stickstoffatome und Kohlenstoffatome in die Randschichten der
Werkstücke eindiffundiert. Beim Nitrocarburieren überwiegt das
Eindiffundieren von Stickstoffatomen, während beim Carbonitrie
ren das Eindiffundieren von Kohlenstoffatomen überwiegt. Um ei
nen Aufbau dieser Randschichten zu ermöglichen und zu kontrol
lieren, muß die Ofenatmosphäre bestimmte Eigenschaften besitzen.
Darüber hinaus muß sichergestellt werden, daß diese Ofenatmos
phäre während des Produktionsbetriebes von störenden Verände
rungen und sonstigen Einflüssen freigehalten wird. Hierzu ist
es bekannt, die Elemente der Ofenatmosphäre in vorgegebenen,
bestimmten Mengenverhältnissen zuzuführen. Ebenso ist es be
kannt, Konzentrationsmessungen der Bestandteile der Ofenatmos
phäre durchzuführen und zur Konstanthaltung der Verhältnisse
die Mengen entsprechend zuzuführen. Diese Konzentrationsmessun
gen erfolgen bisher an dem den Ofen verlassenden Abgas oder an
einer dem Ofen entnommenen Probe der Ofenatmosphäre.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der
eingangs genannten Art zu schaffen, durch welches eine den Ver
fahrensablauf verbessernde Ofenatmosphäre eingeregelt werden
kann.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Anteile der Elemente
der Ofenatmosphäre on-line mittels einer optischen Analyse er
faßt werden, und daß dabei auch sich in der Ofenatmosphäre bil
dende Blausäure (HCN) mengenmäßig erfaßt und als Regelgröße zum
Bestimmen der zuzuführenden Gasmengen ausgewertet wird.
Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß die Zusammenset
zung der Ofenatmosphäre innerhalb eines Ofens nicht immer exakt
mit einer entnommenen Probe der Ofenatmosphäre oder auch mit
dem Abgas übereinstimmen, da sich thermodynamische Gleichge
wichte einerseits im kalten Gas anders darstellen und da auch
von den Werkstücken ausgelöste Reaktionsabläufe nicht mehr im
Abgas oder bei entnommenen Proben vorhanden sind. Dies wurde
bereits früher aufgrund von Modellvorstellungen über den Pro
zeßablauf vermutet. Es sind theoretische Überlegungen bekannt
(Veröffentlichung "On the Mechanism of Gaseous Nitriding and
Nitrocarburising" von Jan Slyke und Lars Sproge, verteilt auf
der Tagung "Nitrieren und Nitrocarburieren, Darmstadt 1991"),
nach welchen sich in der Ofenatmosphäre Blausäure (HCN) bildet,
die an dem Verfahrensablauf beteiligt ist und die Stickstoff
atome und Kohlenstoffatome an die Oberfläche der Werkstücke
abgeben kann. Aufgrund von der vorliegenden Erfindung zugrunde
liegenden Versuchen wurde diese Vermutung verifiziert. Dies ist
durch eine on-line durchgeführte optische Analyse möglich, die
mit dem Ziel des Detektierens von Blausäure (HCN) ausgerichtet
wurde. Mittels der Erfindung zugrundeliegenden Versuchen wurde
weiter gefunden, daß das Vorhandensein von Blausäure einen
wesentlichen Einfluß auf ein qualitativ hochwertiges Nitro
carburieren oder Carbonitrieren hat, so daß deshalb erfindungs
gemäß der Anteil an Blausäure als Regelgröße vorgegeben wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat dabei den Vorteil,daß direkt
die Ofenatmosphäre im Innern des Ofens erfaßt wird, d. h. während
der tatsächlich ablaufenden Reaktionen.
In Ausgestaltung der Erfindung wird ein Ofen zum Nitrocarburie
ren oder Carbonitrieren von Werkstücken mit Mitteln zum Zufüh
ren von Stickstoff (N2) Kohlendioxid (CO2), Ammoniak (NH3) und
ENDO-Gas oder anderen CO-H2-CO2-Gemischen vorgesehen, die zum
Aufrechterhalten einer definierten Ofenatmosphäre aus diesen
Gasen an eine Regeleinrichtung angeschlossen sind, die mit ei
ner Sensoreinrichtung zum Erfassen der Anteile der Elemente der
Ofenatmosphäre verbunden ist, und die dadurch gekennzeichnet
ist, daß die Sensoreinrichtung eine on-line die Ofenatmosphäre
im Ofeninnern überwachende, optische Analyseeinrichtung vorge
sehen ist, die auch von der Menge von sich im Innern des Ofens
bildender Blausäure (HCN) abhängige Signale erzeugt und in die
Regeleinrichtung als Regelgröße eingeht.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung des erfindungsgemäßen Verfahrens
anhand eines erfindungsgemäß ausgebildeten Ofens.
Der in der Zeichnung im Schnitt dargestellte Ofen (10) besitzt
in seinem Ofeninnern eine Muffel (11), in welche Chargen von
Werkstücken (12) mittels geeigneter Trageinrichtungen einge
bracht werden. Die Muffel (11) ist an ihrer Unterseite mit Ein
strömöffnungen (14) und an ihrer Oberseite mit einer Abström
öffnung (15) versehen. Der Abströmöffnung (15) ist ein Ventila
tor (16) zugeordnet, der mittels eines außerhalb des Ofens (10)
angeordneten Motors (17) angetrieben ist. Der Ventilator (16)
zieht die Ofenatmosphäre durch die Muffel (11), die von der Ab
strömöffnung (15) zu den Zuführöffnungen (14) zurückströmt, wo
bei sie von im Bereich der Seitenwandungen des Ofeninnenraums
angeordneten Heizeinrichtungen (18) auf die gewünschte Tempera
tur aufgeheizt wird. Die Temperatur beträgt je nach dem ver
folgten Zweck zwischen etwa 500°C und 1100°C.
In das Innere des Ofens (10) ragt eine Zuführ- und Verteilein
richtung (19), mit welcher Gase zugeführt werden, die die Ofen
atmosphäre bilden. Die Zuführ- und Verteileinrichtung (19) mün
det außerhalb der Muffel (11).
Die Zuführ- und Verteileinrichtung (19) ist an steuerbare Do
siereinrichtungen (20, 21, 22, 23) angeschlossen, die beispiels
weise als Elektromagnetventile ausgebildet sind. Die Dosierein
richtungen (20 bis 22) führen unter Druck die Gase zu, aus de
nen die Ofenatmosphäre gebildet wird. Hierbei werden in einem
vorgegebenen Mengenverhältnis Stickstoff (N2), Kohlendioxid
(CO2), ENDO-Gas und Ammoniak (NH3) zugeführt. Anstelle eines
ENDO-Gases können auch andere Kohlendioxid-Wasserstoff-Kohlen
monoxid-Gasgemische zugeführt werden. Die zugeführten Gasmengen
werden von einer einen Rechner enthaltenen Regeleinrichtung
(24) bestimmt.
Die Regeleinrichtung (24) enthält eine Eingabeeinheit (25), mit
der die Regelkriterien vorgegeben werden, bzw. mit der ein die
Regelkriterien enthaltendes Programm aufgerufen wird. Die Re
geleinrichtung (24) regelt außerdem die Heizeinrichtungen (18)
zur Aufrechterhaltung der vorgegebenen Temperatur der Ofen
atmosphäre. Eine wesentliche Aufgabe der Regeleinrichtung (24)
ist, in die Ofenatmosphäre Mengen der einzelnen Anteile der
Ofenatmosphäre nachzuführen, die benötigt werden, um die Ofen
atmosphäre in der gewünschten Zusammensetzung aufrecht zu er
halten.
Die Regeleinrichtung (24) ist mit einer optischen Analyseein
richtung (26) verbunden, die die Bestandteile der Ofenatmos
phäre innerhalb der Muffel (11) analysiert. Diese optische Ana
lyseeinrichtung (26), die entsprechend der EP-Patentanmeldung
Nr. 92 102 499.8 ausgebildet ist, mißt on-line die Zusammenset
zung der Ofenatmosphäre bezüglich der einzelnen Bestandteile.
Die Analyseeinrichtung mißt die Anteile von Kohlenmonoxyd (CO),
Kohlendioxyd (CO2), Wasserdampf (H2O) und Ammoniak (NH3), die
als Signale in die Regeleinrichtung (24) eingegeben werden und
dort auf einem Monitor (27) in Prozent über der Zeit (t) zur
Anzeige gebracht werden. Darüber hinaus erfaßt die Analyseein
richtung (26) auch die innerhalb der Ofenatmosphäre in der
Muffel (11) vorhandenen Anteile an Blausäure (HCN), wobei ent
sprechende Signale ebenfalls an die Regeleinrichtung (24) wei
tergegeben und dort auf dem Monitor (27) zur Anzeige gebracht
werden.
Die Anteile von Blausäure (HCN), die nur in der Ofenatmosphäre
innerhalb des Ofens vorhanden ist, ist eine wesentliches Krite
rium für die Qualität des Prozeßablaufes, d. h. für das Carboni
trieren oder Nitrocarburieren, was aufgrund von Versuchen ge
funden wurde. Es wird deshalb vorgesehen, daß die Regeleinrich
tung (24) den Anteil von Blausäure (HCN) als Regelgröße in der
Regeleinrichtung (24) auswertet, nach der die mittels der
Dosiereinrichtungen (20, 21, 22, 23) zuzuführenden Gasmenge
während der Betriebszeit bestimmt werden. Diese Regelung er
folgt so, daß der Anteil von Blausäure in der Ofenatmosphäre
auf einem möglichst konstanten Wert gehalten wird, der etwa in
dem Bereich von 0,05% bis 0,5% liegt. Darüber hinaus erfolgt
die Regelung so, daß weitere Randbedingungen eingehalten
werden, nämlich daß insbesondere die Kohlenstoffaktivität (ac)
zwischen etwa 1,5 und etwa 2,5 liegt und die Nitrierkennzahl
(N) größer 1,5 ist.
Claims (2)
1. Verfahren zum Nitrocarburieren oder Carbonitrieren
von Werkstücken in einem Ofen, welchem Stickstoff (N2), Kohlen
dioxyd (CO2), Ammoniak (NH3) und Endo-Gas oder andere Gasge
mische aus Kohlenmonoxyd (CO), Wasserstoff (H2) und Kohlen
dioxyd (CO2) in geregelten Mengen zugeführt werden, die eine
definierte Ofenatmosphäre bilden, der die Werkstücke ausgesetzt
sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Anteile der Elemente der
Ofenatmosphäre on-line mittels einer optischen Analyse erfaßt
werden, und daß dabei auch sich in der Ofenatmosphäre bildende
Blausäure (HCN) mengenmäßig erfaßt und als Regelgröße zum Be
stimmen der während des Betriebes zuzuführenden Gasmengen aus
gewertet wird.
2. Ofen zum Nitrocarburieren oder Carbonitrieren von
Werkstücken mit Mitteln zum Zuführen von Stickstoff (N2), Koh
lendioxyd (CO2), Ammoniak (NH3) und Endo-Gas oder Gasgemischen
aus Kohlenmonoxyd (CO), Wasserstoff (H2) und Kohlendioxyd
(CO2), die zum Aufrechterhalten einer definierten Ofenatmos
phäre an eine Regeleinrichtung angeschlossen sind, die mit
einer Sensoreinrichtung zum Erfassen der Anteile der Elemente
der Ofenatmosphäre verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, daß
als Sensoreinrichtung eine on-line die Ofenatmosphäre im Ofen
inneren überwachende, optische Analyseeinrichtung (26) vorge
sehen ist, die auch von der Menge von sich im Innern des Ofens
(10, 11) bildender Blausäure (HCN) abhängige Signale erzeugt
und in die Regeleinrichtung (24) als Regelgröße eingibt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924211395 DE4211395B4 (de) | 1992-04-04 | 1992-04-04 | Verfahren zum Nitrocarburieren oder Carbonitrieren von Werkstücken und Ofen hierzu |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19924211395 DE4211395B4 (de) | 1992-04-04 | 1992-04-04 | Verfahren zum Nitrocarburieren oder Carbonitrieren von Werkstücken und Ofen hierzu |
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DE4211395A1 true DE4211395A1 (de) | 1993-10-07 |
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DE19924211395 Expired - Fee Related DE4211395B4 (de) | 1992-04-04 | 1992-04-04 | Verfahren zum Nitrocarburieren oder Carbonitrieren von Werkstücken und Ofen hierzu |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4211395B4 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
AT408994B (de) * | 1999-10-01 | 2002-04-25 | Metaplas Ionon Gmbh | Vorrichtung zur wärmebehandlung von werkstücken, insbesondere zum gasnitrieren, nitrocarburieren und oxidieren |
US9399811B2 (en) | 2010-02-15 | 2016-07-26 | Robert Bosch Gmbh | Method for carbonitriding at least one component in a treatment chamber |
Family Cites Families (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3632480A1 (de) * | 1985-12-23 | 1987-07-02 | Junkalor Dessau | Anordnung und verfahren zur kontrolle von waermebehandlungsprozessen |
DD279508A1 (de) * | 1988-12-22 | 1990-06-06 | Thaelmann Schwermaschbau Veb | Verfahren zum gaskarbonitrierhaerten von bauteilen aus eisenwerkstoffen |
-
1992
- 1992-04-04 DE DE19924211395 patent/DE4211395B4/de not_active Expired - Fee Related
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US9399811B2 (en) | 2010-02-15 | 2016-07-26 | Robert Bosch Gmbh | Method for carbonitriding at least one component in a treatment chamber |
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DE4211395B4 (de) | 2004-04-08 |
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